MEDIENSPIEGEL 29.4.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (tojo)
- Rauchverbot: GastroBern geht vor Bundesgericht
- PROGR: Abstimmung bleibt; Mäzen tritt an Öffentlichkeit
- Homophobie Türkei + Zürich; Schwule Sprayer
- Drogenszene Winterthur: Oberflächlicher Erfolg
- Che Guevara: Nase ab
- Umverteilung in Spanien
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REITSCHULE
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Mi 29.04.09
19.00 Uhr - SousLePont - Wallis
Spezialitäten
22.00 Uhr - SousLePont - Offene
Bühne Nr. 112
Do 30.04.09
09.00 Uhr - Viktoriaplatz - Übergabe
des Public Eye Award-Schmähpreises an die BKW
09.45 - BEA-Austellungshalle 220 - Protestaktion
an der Generalversammlung der BKW
20.00 Uhr - Kino - Soy Cuba,
M. Kalatosow, CUB 1964, 141 Min., 35mm, span./d - Mit einer
Einführung von Geri Krebs
20.30 Uhr - Tojo - Auawirleben: Für
eine bessere Welt, Roland Schimmelpfennig. HKB
21.00 Uhr - Rössli-Bar - BABEL
FISHH US, Rap
Fr 01.05.09 (Heraus
zum 1. Mai!)
15.30 Uhr - Kramgasse - Besammlung
zum 1. Mai-Umzug
15.45 Uhr - Kramgasse - Besammlung
Revolutionärer Block
16.00 Uhr - Innenstadt - 1. Mai-Umzug
16.30 Uhr - Bundesplatz - Offizielle
Feier mit diversen Reden + Konzerten: Addam Had'em, Stiller Has
BE
16.30 Uhr - Vorplatz - Revolutionäres
1. Mai-Fest
- Infostände, Antifaschistischer Jahrmarkt + Konzerte:
Skärseld D
(HC-Punk), ProtonProd CH (Rap), Quartier Libre FR (Ska-Punk) (bis 23.00)
20.30 Uhr - Kino - Soy Cuba,
M. Kalatosow, CUB 1964, 141 Min., 35mm, span./d
20:30 Uhr- Auawirleben: "Für
eine bessere Welt" von Roland Schimmelpfennig. HKB. Danach
Publikumsgespräch.
23.00 Uhr - Vorplatz- Piratenbar
& DJ IPod
23.00 Uhr - Dachstock - Ballroomblitz
II: Saint Pauli (Etage Noir Special/Moonbootique/ger) &
Zaber Riders (ch)
Sa 02.05.09
20:30 Uhr- Auawirleben: "Für eine
bessere Welt" von Roland Schimmelpfennig. HKB
21.00 Uhr - Kino - Havanna - die neue
Kunst Ruinen zu bauen, F. Borchmeyer, D/CUB 2006, 85 Min., 35mm,
OV/d
23.00 Uhr - Dachstock - Liquid
Session: Calibre (Signature Recs/UK) & MC DRS (UK)
So 03.05.09:
08.00 Uhr - Grosse Halle/Vorplatz - Flohmarkt
09.00 Uhr - SousLePont - Brunch
18.00 Uhr - Rössli-Bar - Piano-Bar
Infos: www.reitschule.ch
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BZ 29.4.09
Festival "Auawirleben"
Aufstand der Anarchisten
Auuua: Im Stück "Hausprobe" nach einem Roman von US-Autor Joey
Goebel
protestiert eine dilettantische Musikband gegen alles und jeden. Auf
schräge und vergnügliche Art übt die deutsche
Theatergruppe M21
Kulturkritik.
Kein Zweifel: Das Hauptmerkmal dieser
Punk-Country-Crossover-New-Wave-Retroband aus Kentucky sind schlechte
Frisuren. Bandleader und Erzähler Luster (Johannes Nehlsen) zum
Beispiel trägt eine blonde Perücke, die ihn wie ein
Kurt-Cobain-Verschnitt aussehen lässt. Rora (Martina Hesse), die
im
Rollstuhl sitzende ehemalige Stripperin und Pfarrerstochter, die
mittlerweile zum Satanismus konvertiert ist, trägt eine schwarze
Hexenmähne, Opel, die achtzigjährige Sexsüchtige
(Susanne Martin),
graue Locken mit Hippieband und Ray, ein Iraker mit Kriegstrauma (Jan
Exner), eine Wischmobfrisur.
Eine achtjährige Apokalyptikerin ist auch mit von der Partie,
tritt
aber nicht auf, sondern wird von Opel lediglich suggeriert. "Ich kack
euch alle voll", ruft sie mit Vorliebe. Geprobt wird für den
grossen
Auftritt, damit Luster seinen Job, den er hasst, nicht länger
ausüben
muss.
Das Stück "Hausprobe" basiert auf dem grotesken Roman "Freaks" des
1980
in Kentucky geborenen Autors Joey Goebel. Luster ist offensichtlich
sein Alter Ego, der damit droht, ein Buch zu schreiben. So taucht man
ein in Amerikas Gegenkultur, die dort (wie vieles andere) radikaler
ausfällt als in Europa. Wer hier die Nase voll hat, hat sie
gestrichen
voll.
Attitüden und Plattitüden
Die Gruppe M21 schuf aus Goebels Roman ein zwar etwas lang geratenes,
aber mehrheitlich vergnügliches und manchmal urkomisches
Bühnenwerk mit
vielen Musikeinlagen, das thematisch bestens ins Programm des
Theaterfestivals "Auawirleben" passt. Dabei wird nicht einfach auf
platte Weise Konsum- und Kulturkritik geübt, sondern auch der
pathetische Wunsch der Bandmitglieder, sich um jeden Preis vom
Mainstream abzusetzen, ironisiert.
"Bist du eher wie Schaffell oder wie Leder?", fragt die laszive
Satanistin ihre Bandmitglieder, um deren ach so eigenständige
Persönlichkeit auszuloten. "In irgendeiner Form war ja alles schon
da",
klagt Luster gelangweilt. Lieber möchte er in den Achtzigern jung
gewesen sein, als man noch über Sex singen konnte. Derweil
parodieren
die Protestsongs den Möchtegernaktivismus einiger Stars und
erzählen
grossspurig, aber ziemlich platt von einem armen gejagten Wal, der im
japanischen Meer schwimmt.
"Humanoide" aufgepasst
Sämtliche Schauspieler schlüpfen in mehrere Rollen und
suggerieren so
verschiedene zeittypische Situationen. Eltern, Lehrer und Therapeuten
kommen meistens schlecht weg. Das Feindbild der Band sind die
"Humanoiden" - Menschen, die alles so machen wie die Masse.
Diese Gesellschaftskritik lässt sich gut auf Europa
übertragen, da die
Zahlen verrückter Selbsthilfegruppen und von Ritalin-Kindern auch
bei
uns zunehmen. Doch das Thema Golfkrieg, das im Stück vorkommt,
wirkt
merkwürdig, wenn gleichzeitig erklingende Songs wie "Keine Liebe
bei
Lidl" den deutschen Billigladen kritisieren. Vielleicht hätte sich
Regisseur Joachim von Burchard entscheiden sollen, ob er das Stück
in
Kentucky oder Göttingen spielen lassen will. Im Gegensatz zu Lidl
gibt
es "Humanoide" schliesslich überall.
Helen Lagger
Heute und morgen am Festival "Auawirleben": "Der Bus" von Lukas
Bärfuss
als Outdoorproduktion im Gürbetal (Start: jeweils 19 Uhr,
Dampfzentrale, bei jeder Witterung). Morgen ausserdem: "Für eine
bessere Welt" von Roland Schimmelpfennig (20.30 Uhr, Tojo Theater) und
das Finale von "Die Revolution Gottes" (20 Uhr, Grosse Schanze).
Tickets und weitere Infos:
•http://www.auawirleben.ch
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RAUCHVERBOT
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Regionaljournal DRS Bern 29.4.09
NR: Berner Wirte ziehen Rauchverbot vor Bundesgericht (0:25)
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2009/rbe7v729042009.rm?start=00:01:12.292&end=00:01:38.138
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Bund 29.4.09
Gastro Bern geht vor Bundesgericht
Passivrauchen Der bernische Wirte- und Hotelierverband Gastro
Bern
ficht wie angekündigt die Ausführungsbestimmungen des Kantons
zum
Gesetz über den Schutz vor Passivrauch vor Bundesgericht an. Das
hat
der Vorstand von Gastro Bern gestern beschlossen. In der Beschwerde
werde Gastro Bern Unverhältnismässigkeit und eine zu starke
Einschränkung der Wirtschaftsfreiheit geltend machen, sagte
Gastro-Bern-Präsident Casimir Platzer der Nachrichtenagentur SDA
auf
Anfrage.
Der bernische Regierungsrat erliess die Ausführungsbestimmungen
Anfang
April, nachdem er eine Kurzvernehmlassung durchgeführt hatte.
Darin
äusserte Gastro Bern Kritik, auf die aber der Regierungsrat nicht
einging. Er könne nicht, weil so der Auftrag des Grossen Rats
missachtet würde, argumentierte die Exekutive.
Aufschiebende Wirkung?
Den Wirten missfällt vor allem, dass die Gaststube nicht
Fumoir sein
darf und dass in diesen abgetrennten Raucherbereichen weder Bar noch
Buffet zugelassen sind. Das sei unpraktikabel. Das Gesetz, das Personal
und Gäste in öffentlichen Gebäuden vor den Auswirkungen
des Rauchens
schützen will, soll am 1. Juli dieses Jahres in Kraft treten.
Monika
Studer vom bernischen Amt für Wirtschaft Beco sagte gestern Abend
auf
Anfrage, grundsätzlich habe eine solche Beschwerde keine
aufschiebende
Wirkung. Das Bundesgericht könne aber von Amtes wegen oder auf
Antrag
einer Partei die aufschiebende Wirkung anordnen. (sda)
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BZ 29.4.09
Rauchverbot
Die Wirte gehen vor Gericht
Gastrobern erhebt beim Bundesgericht Beschwerde gegen die Verordnungen
zur Umsetzung des kantonalen Rauchverbots.
Der kantonale Wirte- und Hotelierverband Gastrobern macht Ernst: Er
akzeptiert die zwei Verordnungen zur Umsetzung des kantonalen Gesetzes
zum Schutz vor Passivrauchen nicht und gelangt deshalb ans
Bundesgericht. Das hat der Vorstand von Gastrobern gestern beschlossen.
In der Beschwerde werde Gastrobern "Unverhältnismässigkeit"
und eine
"zu starke Einschränkung der Wirtschaftsfreiheit" geltend machen,
sagt
Gastrobern-Präsident Casimir Platzer. Er hatte Anfang April
angekündigt, dass sein Verband das ab 1.Juli geltende Rauchverbot
"so
nicht akzeptieren" werde und er sich politische und juristische
Schritte vorbehalte. Die Wirte wollen sich nicht vorschreiben lassen,
welchen Raum sie als Fumoir betreiben können. Und sie wollen auch
im
Raucherraum eine Bar oder ein Buffet betreiben dürfen.
Der Regierungsrat hat die zwei Verordnungen zur Umsetzung des
kantonalen Rauchverbots Anfang April erlassen. Zuvor hatte er eine
Kurzvernehmlassung durchgeführt. Bereits damals hatte Gastrobern
Kritik
geäussert. Doch die Regierung war den Wirten nur wenig
entgegengekommen. Der zuständige Volkswirtschaftsdirektor Andreas
Rickenbacher (SP) begründete dies damit, dass eine Lockerung der
Vorschriften nicht möglich sei, "weil damit der Auftrag des
Grossen
Rats nicht umgesetzt würde, keine Raucherbetriebe zuzulassen".
Noch unklar ist, ob der Gang der Wirte ans Bundesgericht die
Inkraftsetzung des Rauchverbots verzögern wird. Monika Studer vom
kantonalen Amt für Wirtschaft (Beco) sagte gestern gegenüber
der
Nachrichtenagentur SDA, grundsätzlich habe eine solche Beschwerde
keine
aufschiebende Wirkung. Das Bundesgericht könne aber von Amtes
wegen
oder auf Antrag einer Partei die aufschiebende Wirkung anordnen.
drh
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PROGR.CH
proprogr.ch
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bernerzeitung.ch 29.4.09
Progr-Abstimmung: SVP-Beschwerde abgeblitzt
Die SVP-Beschwerde gegen die Progr-Abstimmung erhält vom
Verwaltungsgericht keine aufschiebende Wirkung. Die Variantenabstimmung
vom 17. Mai bleibt bestehen.
Das kantonale Verwaltungsgericht hält in seiner Begründung
unter
anderem fest, dass in der Abstimmungsbotschaft keine Verletzung der
Pflicht zur objektiven Information festzustellen sei, so die Stadt in
einer Mitteilung.
Der entgültige Entscheid liegt jedoch bei der
Regierungsstatthalterin.
Unter Vorbehalt dieses Entscheids findet die Abstimmung wie geplant
statt. (ase/pd)
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Regionaljournal DRS Bern 29.4.09
NR PROGR-Abstimmung Verwaltungsgericht weist Entscheid ab (0:27)
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2009/rbe1229042009.rm?start=00:01:25.004&end=00:01:52.887
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BZ 29.4.09
Progr-Abstimmung vom 17. Mai
Der Kampf um Köpfe ist entbrannt
Der Abstimmungskampf um das ehemalige Progymnasium ist lanciert. Die
Künstler zaubern Mäzen Hansjörg Wyss aus dem Sack. Die
Stadt scheut die
Parteinahme für den Wettbewerbssieger "Doppelpunkt".
Wenn er auftaucht, dann geht es um viel Geld: Hansjörg Wyss,
Berner
Kunstmäzen und milliardenschwerer Pharmaunternehmer. Nur ganz
selten
tritt er vor die Medien. Etwa, wenn es um den 12 Millionen teuren
Berner Kunstmuseumsanbau geht, den er finanziert. Oder wenn er der
Fondation Beyeler 7,5 Millionen in Aussicht stellt.
Gestern trat er wieder einmal öffentlich auf - anlässlich der
Medienkonferenz der Künstlerinitiative Pro Progr. "Hansjörg
Wyss ist
einer von unseren 120 Geldgebern. Weil wir immer wieder hören,
unsere
Finanzierung sei unsicher, haben wir ihn eingeladen, öffentlich
aufzutreten", so Komiteeleiter Peter Aerschmann. Mit diesem Schachzug
läutete das Komitee die heisse Phase des Abstimmungskampfs ein.
"Ich unterstütze nur Projekte, die eine Zukunft haben",
erklärte Wyss.
Wie hoch seine Spende ist, wollte er jedoch nicht preisgeben. Klar ist,
dass er einen Anteil der von den Kulturschaffenden gesammelten 6,5
Millionen Franken geleistet hat. Für Wyss ein nicht ganz
unriskantes
Vorgehen: Wird das Projekt am 17.Mai vom Stimmvolk abgelehnt,
würde
nach 2001 bereits sein zweiter Versuch scheitern, Gegenwartskunst im
Progr zu fördern.
"Kein Maulkorb"
Einen Rückschlag erlitt das Komitee Pro Doppelpunkt bei der Suche
nach
Köpfen. Architekt Mark Werren, Mitglied der Jury des
Investorenwettbewerbs, stand anfänglich auf der Rednerliste.
Gestern
fehlte er, war aber noch als Komiteemitglied aufgeführt. "Ich bin
nicht
Mitglied des Komitees", sagte Werren auf Anfrage. Er hätte gerne
von
seiner Warte aus informiert. Nach Rücksprache mit dem Leiter der
städtischen Liegenschaftsverwaltung, Fernand Raval, der als
Vertreter
der Gebäudebesitzerin ebenfalls Jurymitglied war, habe er jedoch
erkennen müssen, dass "eine klare Situation von Befangenheit"
bestanden
hätte. Gescheitert sei sein Auftritt an der kurzfristigen Planung,
von
einem Maulkorb könne keine Rede sein. Raval bestätigt dies:
"Ich habe
Mark Werren diesen Ratschlag gegeben." Verboten worden sei von Seiten
der Stadt aber nichts. Kein Problem hat Raval damit, dass der Direktor
des Kunstmuseums, Matthias Frehner, gestern für die
Künstlerinitiative
Pro Progr einstand.
Ambivalente Haltung
Wo die Stadt selber steht, ist unklar. Der Gemeinderat hält zwar
formell dem Wettbewerbssieger die Stange. Vor dem Stadtrat, der sich
für eine Variantenabstimmung und im Stichentscheid für "Pro
Progr"
aussprach, bekannte sich Stadt- und Jury-Präsident Alexander
Tschäppät
(SP) allerdings plötzlich als "Pro Progr"-Sympathisant. Eine beim
Verwaltungsgericht hängige Beschwerde der SVP beanstandet den
nachträglichen Einbezug der Künstler als Verstoss gegen
geltendes
Recht. Ob der Volksentscheid gültig ist, werden nun Richter
entscheiden.
Stefanie Christ Christoph Aebischer
Vielfalt mit "Doppelpunkt"
--
Das Siegerprojekt "Doppelpunkt" kämpft um seinen Ruf: Nicht Mono-
sondern Mischkultur bei solider Finanzierung sei angesagt.
Der Wettbewerbssieger "Doppelpunkt" will sein Image nicht
fremdbestimmen lassen. Das Abstimmungskomitee, das gestern vor die
Medien trat, stört sich an der Reduktion auf die Schlagwörter
Gesundheitszentrum und Zürcher Kommerz. Dem Projekt liege die Idee
eines Berner Planungsteams zu Grunde. Erst danach sei der Investor, die
Generalunternehmung Allreal mit Sitz in Zürich, gewonnen worden,
erläuterte Mario Ryter. Er ist Partner beim Architekturbüro
Bauart,
welches das Projektteam leitet. Seit zwei Jahren arbeite das Team am
Projekt, inzwischen sei auf eigenes Risiko bereits eine Million Franken
investiert worden.
Im denkmalgeschützten Gebäude sollen die Neue Mittelschule
Bern mit 150
angehenden Lehrerinnen und Lehrern und ein von Spitalnetz Bern und der
Krankenkasse Swica getragenes Gesundheitszentrum einziehen. Die
Turnhalle, die darüber liegende Aula und der Innenhof würden
weiterhin
kulturell und gastronomisch genutzt.
Insbesondere der Hof wäre gegenüber heute
öffentlicher. "Wir fanden
das eine wunderbare Idee und sprangen ins Boot", sagte
Allreal-Vizedirektor Stefan Creus. Dies sah die von der Stadt
präsidierte Jury ebenso. Ein "Renditeobjekt im herkömmlichen
Sinn"
werde das Gebäude nicht. Dennoch interessant sei es wegen der
langfristig ausgerichteten Mieter.
FDP-Präsidentin Dolores Dana, die das Komitee Pro Doppelpunkt
anführt,
verwies auf die "unsägliche Vorgeschichte", die zum heutigen
"Chnorz"
geführt habe und den Ruf der Stadt als Ausrichterin von
Wettbewerben
ramponiere. Die Künstler hätten als "Trittbrettfahrer" von
den
Vorarbeiten der Wettbewerbsteilnehmer profitiert. Dana wies auf die
solide Finanzierung des Projekts "Doppelpunkt" hin: 25 Millionen
Franken würden investiert, davon werde das Berner Gewerbe
profitieren.
cab
--
"Pro Progr"
Ein bewährtes Konzept
Fast alles soll bei der Pro-Progr-Variante beim Alten bleiben: Gewinnt
die Vorlage, dann werden weiterhin Ateliers an Kulturschaffende
vermietet. Mit diesen Einnahmen und den Mietzinsen für das
Café
Turnhalle könnten laut Günther Ketterer,
Finanzverantwortlicher von Pro
Progr, die Zins- und Unterhaltskosten für das Gebäude bezahlt
werden.
Für die nötige Sanierung hat das Künstlerkomitee bis
heute 12 Millionen
Franken in Form von Schenkungen und Darlehen gesammelt. Weiter sollen
Räume an Galerien oder Verlage vermietet werden. Zudem erwägt
das
Kunstmuseum, ein Artists-in-Residence-Atelier zu mieten. Die Mauer im
Innenhof des Progr darf ausserdem entfernt und der Platz entsprechend
für Ausstellungen oder Events der "Turnhalle" besser genutzt
werden.
stc
--
Kommentar
Zurück im Spiel
Stefanie Christ
Durch eine sanierungsbedürftige Hintertür hat sich der
Kunstmäzen
Hansjörg Wyss doch noch Einlass in das frühere Progymnasium
verschafft.
Einst büffelte er hier als Schüler für gute Noten, doch
als Mäzen blieb
ihm 2001 der Einlass verwehrt. Mit 17 Millionen Franken wollte er
damals das Projekt von Beat Jordi und Jobst Wagner finanzieren, das im
heutigen Progr ein Gegenwartsmuseum vorgesehen hätte. Doch die
Auflagen
der Stadt waren nicht zu erfüllen. Die Konsequenz: Wyss zog seine
Spende zurück.
Nun kann er seine offene Rechnung mit der Stadt begleichen und doch
noch Gegenwartskunst im Progr unterstützen - als Privatperson, wie
Wyss
sagt, und auch als Mäzen seiner Stiftung Gegenwart. Dank dieser
kann
bereits das Kunstmuseum für seine Gegenwartssammlung einen
Erweiterungsbau realisieren. Die Stiftung finanziert aber nicht nur
diesen Anbau, sondern sieht die gezielte Förderung von
Gegenwartskunst
und entsprechende Ankäufe durch das Kunstmuseum vor.
Mit seiner Spende hat sich Wyss nun taktisch geschickt zurück ins
Spiel
gebracht: Erstens dürfte sein Engagement die Abstimmung nachhaltig
beeinflussen, denn Wyss suggeriert finanzielle Sicherheit. Zweitens
würde bei einem Sieg der Pro-Progr-Variante Wyss' Stiftung mehr
profitieren als der Progr selbst. Dann würden das Kunstmuseum und
der
Progr nämlich näher zusammenrücken - und das Museum
hätte im Progr eine
"hauseigene" Talentschmiede, deren beste Ausbeute dank der Stiftung
Gegenwart direkt in die Sammlung wandern könnte.
stefanie.christ@bernerzeitung.ch
---
Bund 29.4.09
Wyss unterstützt den Progr
Stadt Bern Der Abstimmungskampf um den Progr ist eröffnet: Der
Milliardär Hansjörg Wyss, der die Abteilung Gegenwartskunst
des
Kunstmuseums finanziert, engagiert sich auch für die
Künstlerinitiative
Progr. Über die Höhe seines finanziellen Engagements schwieg
sich Wyss
an der Medienorientierung der Künstler jedoch aus. Die Promotoren
des
Gesundheits-, Bildungs- und Kulturzentrums wiederum hoben die "breite
Nutzung" bei ihrem Projekt hervor. (ruk/bob)
Seite 25
--
Mäzen wirft sich für Progr in die Bresche
Hansjörg Wyss unterstützt Künstlerinitiative Pro Progr
finanziell und ideell
Die Progr-Künstler haben gestern ihren bekanntesten Geldgeber
präsentiert. Hansjörg Wyss lobte den Kulturbetrieb im
ehemaligen
Progymnasium in den höchsten Tönen. "Hier werden noch lebende
Künstler
gefördert."
Ruedi Kunz
Hansjörg Wyss, Verwaltungsratspräsident der
Medizinaltechnikfirma
Synthes, macht sich in der Regel sehr rar für die Medien.
Letztmals war
er in der Öffentlichkeit aufgetreten, als es um sein Engagement
bei der
Fondation Beyeler in Riehen ging. Umso grösser war die
Überraschung,
als der Kunstmäzen gestern zusammen mit Kunstmuseum-Direktor
Matthias
Frehner die Werbetrommel rührte für den Progr. Peter
Aerschmann,
Präsident der Künstlerinitiative Pro Progr, hatte ihn
überzeugen
können, sich in den Abstimmungskampf einspannen zu lassen. Bern
habe
das Privileg, an bester Lage ein Kulturzentrum zu besitzen, welches an
365 Tagen und Nächten im Jahr belebt sei, sagte Wyss. Eine solche
Einrichtung müsse unbedingt am Leben erhalten werden. Zumal sich
der
Progr die Förderung lebender Künstlerinnen und Künstler
auf die Fahne
geschrieben habe.
Wyss gab sich gestern alle Mühe, sein Engagement zu relativieren:
"Ich
bin eines von über 100 Stiftungsmitgliedern, welche dem Progr Geld
zur
Verfügung stellen." Auf die Höhe seines Darlehens
angesprochen,
antwortete er: "Über Geld spreche ich hier nicht." Den Kontakt zu
den
Progr-Künstlern will der gebürtige Stadtberner schon im
letzten
Spätherbst hergestellt haben. "Ich habe mich bei Peter Aerschmann
gemeldet."
20 Millionen für Kunstmuseum
Bekannt ist, dass Wyss eine Affinität zum ehemaligen Progymnasium
besitzt, weil er dort zur Schule gegangen ist. Da er zweimal sitzen
geblieben sei, habe er insgesamt fünf Jahre im "Proger" verbracht,
erzählte er schmunzelnd.
Der in den USA lebende Berner unterstützte das Projekt einer
Abteilung
Gegenwartskunst des Kunstmuseums im denkmalgeschützten
Gebäude. 17
Millionen stellte er der Stadt für den Umbau in Aussicht. Ein
Schenkungsvertrag kam aber nie zustande, da sich die beiden Parteien in
verschiedenen Punkten (Übernahme Betriebskosten) nicht einigen
konnten.
Wyss konzentrierte sich in der Folge auf die Realisierung einer
Abteilung Gegenwartskunst in einem Anbau am Aarehang. 12 Millionen
Franken stellt er für das Projekt "Scala" zur Verfügung,
welches eine
Ausstellungsfläche von 1200 Quadratmetern vorsieht. Die Abteilung
Gegenwartskunst soll 2012 in Betrieb genommen werden.
Lob vom Nachbarn
Als Hansjörg Wyss die Bühne vorzeitig verliess,
applaudierten die
anwesenden Künstler. Nach dem prominenten Geldgeber hatte Matthias
Frehner das Wort. Und auch er geizte nicht mit schönen Worten.
Dieses
"vitale und initiative Zentrum" tue dem Kunstmuseum gut. Es habe die
Aktivitäten des Hauses "ohne Zweifel belebt". Das Kunstmuseum
werde
aber keine aktive Rolle im künftigen Progr einnehmen, falls die
Variante der Künstler obenausschwingt, fuhr Frehner fort. Er kann
sich
aber vorstellen, die Zusammenarbeit mit dem Progr zu intensivieren,
"wenn es um bestimmte Projekte auf dem ehemaligen Pausenhof geht".
Weiter erinnerte er daran, dass die Stiftung Gegenwart von
Hansjörg
Wyss möglicherweise ein Künstleratelier betreiben wird in
Zukunft.
Weitere 2 Millionen Spenden
Wichtig war den Progr-Künstlern gestern, Unsicherheiten im
finanziellen Bereich zu entkräften. Laut Aerschmann sind weitere 2
Millionen Franken an Spenden und Darlehen eingegangen seit Anfang Jahr.
Rund 6,5 Millionen Franken sind bis dato gesammelt worden. Hinzu kommt
ein Bankdarlehen von 5,5 Millionen Franken.
Die insgesamt 12 Millionen reichten aus, um das ganze
Gebäude zu
sanieren, betonte Günter Ketterer, Finanzchef der Stiftung Progr.
Unbedingt gemacht werden müssten das Dach und das Unterdach sowie
gewisse Bereiche in der Haustechnik. Ketterer strich das gute
Zusammenspiel mit der Denkmalpflege hervor.
Was die Unterhalts- und Betriebskosten betrifft, sagte Ketterer:
"Wir
können diese Beträge für 30 Jahre aufbringen." Er sei
auch jederzeit
bereit, dem schärfsten Progr-Kritiker, SVP-Stadtrat Peter
Bernasconi,
Einblick in die Zahlen zu gewähren, fügte Ketterer an.
--
"Breiter Nutzermix" statt Künstlerprojekt
Im neuen Progr sollen Gesundheit, Bildung und Kultur ihren Platz haben
Das Projekt "Doppelpunkt" garantiere eine professionelle Renovation des
denkmalgeschützten Progr, sagt das Komitee "Pro Doppelpunkt". Im
Unterschied zum Künstlerprojekt seien die Investoren bekannt,
für die
Steuerzahler bestehe kein finanzielles Risiko.
Bernhard Ott
Die Architekten und Investoren des Projekts "Doppelpunkt" können
es
nach wie vor kaum fassen: Mit den Plänen für ein
Gesundheits-,
Bildungs- und Kulturzentrum haben sie einen von der Stadt Bern
ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen. Wenige Monate vor dem
Abstimmungstermin erklären aber die provisorisch einquartierten
Progr-Künstler, sie möchten die Liegenschaft im Baurecht
erwerben und
sanieren. Der Stadtrat beschliesst daraufhin mit knapper Mehrheit, ein
Angebot der Künstler-Initiative nachträglich zu prüfen.
Um die
Unangemessenheit dieses Vorgehens zu illustrieren, griff Lorenz Furrer,
Sekretär des Komitees "Pro Doppelpunkt", zu einem Vergleich aus
der
Sportwelt: "Stellen Sie sich vor, Sie gewinnen mit einer Mannschaft ein
Eishockey-Turnier", sagte er an der gestrigen Medienkonferenz. Monate
danach werde der Sieg für ungültig erklärt. "Das
Organisationskomitee
gibt bekannt, dass nochmals gespielt werden müsse. Das Spiel
heisse nun
aber Rugby."
Drohendes Veto der Justiz
Mit "Rugby" spielte Furrer auf den Umstand an, dass die Stadtberner
Stimmenden am 17. Mai nicht nur über das Siegerprojekt des
Investorenwettbewerbs abstimmen, sondern auch über das
Künstler-Projekt. Bei dieser "Rugby-Partie" geht es also nicht
mehr um
architektonische Finessen, Ausnutzungsziffern und
Finanzierungsnachweise wie bei einem Wettbewerb, sondern um den
knalligsten Auftritt im Abstimmungskampf. Dabei ist noch gar nicht
klar, ob die Progr-Abstimmung vom 17. Mai überhaupt gültig
sein wird.
Heisst das Verwaltungsgericht das SVP-Rechtsbegehren gegen den Entzug
der aufschiebenden Wirkung der Beschwerde gegen die Variantenabstimmung
gut, werden die Stimmen nicht ausgezählt. Eine allfällige
ungültige
Abstimmung ist für das Komitee "Pro Doppelpunkt" aber kein Grund,
die
Hände in den Schoss zu legen: "Die öffentliche Debatte ist im
Gang. Wir
möchten auch wahrgenommen werden", sagte Furrer.
Stadträte als "Hobby-Planer"
Wie im Rugby wird nun auch im Abstimmungskampf mit harten Bandagen
gekämpft. Die neue FDP-Präsidentin Dolores Dana kritisierte
den
"unsäglichen, folgenschweren" Stadtratsentscheid, das Angebot der
Künstler nachträglich zu prüfen. Dabei habe es sich um
einen
"Bauchentscheid" gehandelt, der wohl aus wahltaktischen Gründen
gefällt
worden sei. "Wettbewerbe werden zur Farce, wenn sich der Stadtrat als
Hobbyplanungsgremium aufspielen kann", sagte Dana.
Projektleiter Marco Ryter vom Architekturbüro Bauart wies darauf
hin,
dass Wettbewerbe ein "wichtiges Kulturgut" seien, das Qualität
garantiere. Er hob den "breiten Nutzermix aus Kultur, Bildung und
Gesundheit" hervor. "Aula, Turnhalle und Hof sollen eine Plattform
für
die Kunst bleiben", sagte Ryter. Zusätzlich brauche es aber auch
eine
wirtschaftliche Nutzung des Gebäudes. "Es gibt andere zentrale
Standorte für ein Kunstzentrum, so zum Beispiel die frei werdende
Feuerwehrkaserne im Breitenrain", sagte Ryter.
"Progr ist kein Renditeobjekt"
Der Progr werde nie zum "Renditeobjekt", sagte Stefan Creus, Leiter der
Berner Niederlassung der Investorin Allreal. Mit den 25 Millionen
Franken, welche die Allreal investiere, könne das Gebäude
professionell
renoviert und langfristig öffentlich genutzt werden. In der
Betriebsrechnung der Künstler-Initiative Progr wird gemäss
Komitee-Unterlagen rund ein Drittel der Mittel aus oft anonymen Quellen
für den Baurechtszins verwendet. "Der Rest reicht nie für den
vollen
Betrieb." Es sei damit zu rechnen, dass am Ende die Steuerzahler
aufkommen müssten. Die Allreal wiederum könnte den Progr zwar
verkaufen
- das sei aber nicht entscheidend, da der Nutzungsmix im
Baurechtsvertrag verankert sei.
Laut Creus haben achtzig Prozent der künftigen Nutzer bereits eine
Absichtserklärung unterzeichnet. Auch die Verträge mit den
Betreibern
der Turnhalle und den Konzertveranstaltern seien unterschriftsreif,
sagte Creus.
---
Berner Rundschau 29.4.09
Mäzen Hans-Jürg Wyss begeistert vom Progr
Synthes-Verwaltungsratspräsident appelliert an die Stadtberner, am
17. Mai das Künstlerprojekt zu bevorzugen
Prominente Unterstützung für die über 100
Progr-Künstler: Der Mäzen
Hans-Jürg Wyss und der Direktor des Berner Kunstmuseums, Matthias
Frehner, wollen, dass das Kulturzentrum weiter bestehen bleibt.
Bruno Utz
Am 17. Mai entscheiden die Stadtberner über die Zukunft des
ehemaligen
Progymnasiums Progr am Waisenhausplatz. Zur Auswahl steht der Verkauf
an die Zürcher Allreal. Das Unternehmen hat den von der Stadt
ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen und will im Progr ein Gesundheits-
und Bildungszentrum einrichten (vergleiche Kasten). Aber auch die seit
2004 im Progr tätigen über 100 Künstlerinnen und
Künstler wollen den
Progr erwerben und als Kulturzentrum weiterführen und ausbauen.
Wyss: "Einer von 100"
Am gestrigen Kick-off zum Abstimmungskampf von Pro Progr nahm als
Spezialgast auch der schwerreiche Mäzen Hans-Jürg Wyss teil.
"Manche
Stadt in der Welt ist uns neidisch. Nur selten gibt es eine solche
Möglichkeit, im Stadtzentrum so etwas zu erhalten", lobte Wyss,
der
Verwaltungsratspräsident der Medizinaltechnikfirma Synthes, der in
Bern
das Kunstmuseum und die Stiftung GegenwART finanziell unterstützt.
Es
gehe beim Progr nicht um ein Museum, sondern um die Förderung
lebender
Künstler, die ein Haus betreiben wollen, dass 365 Tage im Jahr
für die
Bevölkerung offen sein werde.
Wyss sagte, er sei nur einer von gut 100 Gönnern. Er
unterstütze das
Projekt nicht nur moralisch, sondern auch finanziell. "Und vielleicht
werde ich später auch etwas mitwirken". Der Betrag sei Nebensache.
Auf
Nachfrage sagte Wyss, er habe aus den Medien von der Kaufabsicht der
Künstlervereinigung erfahren und habe darauf den Kontakt gesucht
mit
dem Stiftungsratspräsidenten der Progr-Künstler, Peter
Aerschmann.
"Tor" zum Kunstmuseum
"Progr und Kunstmuseum haben beide von der Nachbarschaft massgeblich
profitiert", hob Direktor Matthias Frehner hervor. Einerseits habe ein
Teil der traditionellen Kunstmuseumsbesucher durch den Progr den Zugang
zur Gegenwartsszene gefunden, andererseits belebe der frische Wind von
der vordersten Front der aktuellen Entwicklungen die Aktivitäten
des
Kunstmuseums Bern. "Zudem hat der Progr zu einer markanten Belebung der
Innenstadt geführt", so Frehner. Das Kunstmuseum begrüsse es,
wenn das
Modell Progr definitiv weitergeführt werden könne.
Eine aktive Rolle im neuen Progr würde das Kunstmuseum nicht
einnehmen.
Ein Einklinken in bestimmte Kunstprojekte sei aber denkbar. "Auf jedem
Fall liegt es in unserem Interesse, durch eine Vernetzung unserer
Aktivitäten den Progr als <Tor> zum Kunstmuseum gewinnen zu
können."
Günther Ketterer, Immobilientreuhänder und im
Progr-Stiftungsrat für
die Finanzen zuständig, strich hervor, die 10,5 Millionen Franken
für
Kauf und Sanierung der Liegenschaft seien beisammen. "Es sind
mittlerweile sogar 12 Millionen."
--
"Pro Doppelpunkt"
Auch das Komitee, das den Verkauf des der Stadt Bern gehörenden
Progr
an das Siegerprojekt "Doppelpunkt" fordert, das aus einem von der Stadt
durchgeführten öffentlichen Wettbewerb hervorgegangen ist,
trat gestern
vor die Medien. Die vorgesehene Kombination von Bildung, Gesundheit und
Kultur garantiere, dass zukünftig eine breite Öffentlichkeit
vom neuen
Progr profitieren könne, schreibt das Komitee. Mit dem Projekt
Doppelpunkt, das von Berner Firmen realisiert, betrieben und genutzt
werde, habe die Bevölkerung einen nachhaltigen Mehrwert. Dem
Komitee
gehören neben Vertretern von direktinteressierten Firmen und
Institutionen neun Politiker von FDP, SVP, BDP, EVP und CVP an. (uz)
---
punkt.ch 29.4.09
Milliardär setzt sein Geld für die Progr-Künstler ein
Mäzen Hansjörg Wyss unterstützt den Progr-Verkauf. Aber
auch die Gegner mobilisieren fr die Abstimmung im Mai.
Dass die Künstler im Progr prominent unterstützt werden, war
klar. Dass
sich jedoch der Medizinaltechnikunternehmer Hansjörg Wyss für
die
Ateliergemeinschaft ins Zeug legt, überrascht. Dem Mäzen des
Kunstmuseums liegt die Gegenwartskunst am Herzen. Er hat für den
Museumsausbau Millionen auf den Tisch gelegt. Wyss findet, dass der
Progr bleiben muss, was er heute ist: Ein Ort, wo täglich Kunst
entsteht. Darum ist der Milliardär auch einer der Geldgeber, die
4,5
Millionen Franken für den Kauf des Progr durch die Künstler
zugesagt
haben.
Spielregeln geändert
Für die Gegner des Progr-Verkaufs liegt der Fall anders. Sie
reklamieren eine Änderung der Regeln während des Spiels. Der
Stadtrat
habe einen Architekturwettbewerb ignoriert und drohe einen Investor zu
vergrämen. Die Allreal will auf dem Areal des alten Progymnasiums
ein
Gesundheitszentrum bauen. Investiert würden 24,5 Millionen, wie
Lorenz
Furrer vom Komitee erklärt. Ausserdem stellt er Fragen
bezüglich der
finanziellen Zusicherungen an die Künstler. "Am Ende wird der
Steuerzahler zahlen müssen ", ist sich Furrer sicher. Klar ist:
Das
letzte Wort hat nicht das Volk. Denn, die Abstimmung vom 17. Mai findet
unter Vorbehalt statt. Ob Allreal bauen darf, entscheidet das
Verwaltungsgericht erst später.
Peter Camenzind
---
Regionaljournal DRS Bern 29.4.09
Abstimmungskampf PROGR: Künstler können auf Mäzen
Hansjürg Wyss zählen (2:13)
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2009/rbe7v729042009.rm?start=00:01:39.000&end=00:03:52.743
---
Telebärn 28.4.09
Progr-Abstimmungskampf eröffnet
http://www.kyte.tv/ch/84713-telebaern/421225-prograbstimmungskampf-eroffnet
---
Blick am Abend 28.4.09
Bekannter Mäzen "Pro Progr"
Der Milliardär Hansjörg Wyss wlll der Berner
Künstlerinitiative unter die Arme greifen
--
Wyss öffnet sein Portemonnaie
Kunst - Der bis jetzt noch namenlose Progr-Mäzen ist ein alter
Bekannter: Hansjörg Wyss
Jean-claude.galli@ringier.ch
Für die Künstlerinitiative "Pro PROGR” hat sich der Traum vom
reichen
Onkel aus Amerika erfüllt. Der Milliardär Hansjörg Wyss
unterstützt die
Bestrebungen der Künstler, das ehemalige Progymnasium zu erwerben
und
langfristig zu einem überregionalen Kulturzentrum zu machen.
Das gaben
die Initianten an der heutigen Pressekonferenz bekannt. Voraussetzung f
ür den Kauf des Progr ist ein Sieg bei der Abstimmung am 17. Mai
gegen
das Konkurrenzprojekt "Doppelpunkt”, das ein Gesundheitszentrum
vorsieht.
Seit Jahrenengagiert
"Ich bin emotional mit dem Progr verbunden”, sagt Wyss. "Schliesslich
bin ich hier zur Schule gegangen. Jetzt bin ich ein alter Mann und
möchte etwas an die Jungen zurückgeben.” Reich geworden ist
Wyss mit
dem Herstellen von Schrauben und Nägeln zur Heilung von
Knochenbrüchen.
Den Grundstein für den Erfolg seiner Firma Synthes hat der
unscheinbare
"Bärner Giel” tatsächlich in Amerika gelegt.
Wyss ist bereits seit Jahrzehnten Kunstinvestor und Sammler. Mit einer
20-Millionen-Spende hat er beispielsweise die Erweiterung des Berner
Kunstmuseums ermöglicht. "Ich habe nichts gegen Eishockey und
Fussball”, sagt Wyss. "Aber die Kunst geht mir näher ans Herz.”
Wie der designierte Progr-Finanzchef Günther Ketterer bekannt gab,
rechnen die Initianten mit einer Summe von 10,5 Millionen für den
Kauf
und die Sanierung der Liegenschaft beim Waisenhausplatz. Über die
Höhe
seines Beitrages an diese Summe schweigt sich Hansjörg Wyss
vorerst
aus.
---
bernerzeitung.ch 28.4.09
Mäzen Wyss schwärmt vom Progr-Künstlerprojekt
Der schwerreiche Berner Kunstmäzen Hansjörg Wyss hat das
Projekt der
Progr-Künstler für den Weiterbetrieb dieses Kulturzentrums in
den
höchsten Tönen gelobt. Nur selten gebe es so etwas mitten in
einer
Stadt.
Zur Diskussion steht an der Urne, ob das ehemalige Progymnasium der
Stadt Bern am Waisenhausplatz zu einem Gesundheits-, Büro- und
Schulzentrum der Zürcher Firma Allreal werden soll oder ob der
"Progr",
wie der Name des Kulturzentrums lautet, so wie heute weitergeführt
wird.
Allreal hat versprochen, die Turnhalle des Gebäudes, heute
beliebter
Ort für Konzerte und Bar, weiterhin als Kulturlokal
weiterzuführen.
Entfallen würden aber die zahlreichen Ateliers, welche über
100
Künstlern als Wirkungsstätte dienen.
Die Künstler reichten deshalb im Herbst in letzter Minute der
Stadt ein
eigenes Kaufangebot ein. Der Berner Stadtrat entschied dann im
März
dieses Jahres, in einer Variantenabstimmung das Allreal- Projekt der
Künstlerinitiative gegenüberzustellen, obwohl Allreal den
Zuschlag in
einem Nutzungswettbewerb erhalten hatte.
Wyss: "Bin einer von 100"
Der Auftritt von Wyss sollte nun der Öffentlichkeit demonstrieren,
dass
namhafte Leute die Künstlervereinigung unterstützen, wie ihr
Präsident
Peter Aerschmann am Dienstag im Progr vor den Medien sagte. Sie hat
nach eigenen Angaben 12 Millionen Franken gesammelt, um das Haus zu
kaufen und den Betrieb zu sichern.
Wyss selber lobte das Projekt in den höchsten Tönen. Anders
als bei
vielen Museen gehe es hier um die Förderung lebender
Künstler. Ein
solches Zentrum im innersten Zentrum einer Stadt zu haben, sei selten.
Der schwerreiche Verwaltungsratspräsident der
Medizinaltechnikfirma
Synthes spielte sein Engagement hinunter und sagte, er sei nur einer
von gut 100 Gönnern. Er erklärte aber auch, er gehe davon
aus, dass die
Künstler schon irgendwann auf ihn zukämen.
Wyss sagte weiter, er selber habe den Kontakt zu den Künstlern
gesucht,
nachdem er vom Projekt gehört habe. Er habe eine "positive
Affinität"
zum Gebäude, weil er dort zur Schule gegangen sei.
Auch Support vom Kunstmuseum
Wyss ist Mäzen des Kunstmuseums Bern, das dem Progr
gegenüberliegt, und
auch der Direktor dieser Institution, Matthias Frehner, setzte sich vor
den Medien für die Künstlervariante ein. Dieses "vitale und
initiative
multikulturelle Zentrum" tue dem Kunstmuseum gut und habe unbestreitbar
die Innenstadt belebt.
Das Kunstmuseum werde keine aktive Rolle im künftigen Progr
einnehmen,
falls die Variante der Künstler obenausschwingt. Denkbar sei aber
eine
Zusammenarbeit über die Hodlerstrasse hinweg auf dem ehemaligen
Pausenhof.
(sda)
---
derbund.ch 28.4.09
Mäzen Wyss unterstützt das Progr-Künstlerprojekt
Überraschungscoup der Progr-Künstler: Hansjörg Wyss, der
finanzstarke
Mäzen des Kunstmuseums Bern, hat sich am Dienstag
ausdrücklich für das
Projekt "ProProgr" stark gemacht.
Wyss sagte am Dienstag an einer kurzfristig einberufenen
Medienkonferenz im Progr, er unterstützt das Projekt
persönlich und im
Namen der Stiftung Gegenwartskunst in Bern. Der Mäzen
erzählte, er
selber sei im ehemaligen Progymnasium der Stadt Bern am Waisenhausplatz
zur Schule gegangen. Deshalb habe er eine "positive Affinität" zum
Gebäude.
Der Verwaltungsratspräsident des Medizinaltechnikkonzerns Synthes
gab
nicht bekannt, wie viel Geld er zur Verfügung stellen will.
"Über
Beträge diskutieren wir nicht". Er spielte sein Engagement
hinunter und
sagte, die rund 100 im Progr tätigen Künstler hätten
Millionen
gesammelt, nicht er.
Wyss erklärte weiter, er habe von sich aus den Kontakt zu den
Künstlern
gesucht. Er unterstütze in der Regel nur Projekte, von denen er
glaube,
sie hätten eine Zukunft. Er hoffe deshalb auf ein Ja der
Stadtberner
Stimmberechtigten zum Künstler-Projekt.
Der Auftritt von Wyss sollte der Öffentlichkeit demonstrieren,
dass
namhafte Leute die Künstlervereinigung unterstützen, wie ihr
Präsident
Peter Aerschmann am Dienstag im Progr vor den Medien sagte. Die
Künstlervereinigung hat nach eigenen Angaben 12 Millionen Franken
gesammelt, um das Haus zu kaufen und den Betrieb zu sichern.
Mäzen des Kunstmuseums
Wyss ist Mäzen des Kunstmuseums Bern, das dem Progr
gegenüberliegt.
Auch der Direktor des Kunstmuseums, Matthias Frehner, setzte sich vor
den Medien für die Künstlervariante ein. Dieses "vitale und
initiative
multikulturelle Zentrum" tue dem Kunstmuseum gut und habe unbestreitbar
die Innenstadt belebt.
Das Kunstmuseum werde keine aktive Rolle im künftigen Progr
einnehmen,
falls die Variante der Künstler gewinne. Denkbar sei aber eine
Zusammenarbeit über die Hodlerstrasse hinweg auf dem ehemaligen
Pausenhof.
Gesundheits- oder Kulturzentrum
Am 17. Mai stimmen die Stadtberner Stimmberechtigten über die
Zukunft
des Kulturzentrums Progr am Waisenhausplatz ab. Zur Abstimmung steht,
ob das ehemalige Progymnasium der Stadt Bern am Waisenhausplatz zu
einem Gesundheits-, Büro- und Schulzentrum der Zürcher Firma
Allreal
werden soll oder ob der "Progr" so wie heute weitergeführt wird.
Allreal hat versprochen, die Turnhalle des Gebäudes, heute
beliebter
Ort für Konzerte und Bar, weiterhin als Kulturlokal
weiterzuführen.
Entfallen würden aber die zahlreichen Ateliers, welche über
100
Künstlern als Wirkungsstätte dienen.
Die Künstler reichten deshalb im Herbst in letzter Minute der
Stadt ein
eigenes Kaufangebot ein. Der Berner Stadtrat entschied dann im
März
dieses Jahres, in einer Variantenabstimmung das Allreal- Projekt der
Künstlerinitiative gegenüberzustellen, obwohl Allreal den
Zuschlag in
einem Nutzungswettbewerb erhalten hatte. (bs/sda)
---
20min.ch 28.4.09
Kulturzentrum Progr
"Selten gibt es im Stadtzentrum so etwas"
Die im Berner Kulturzentrum Progr arbeitenden Künstlerinnen und
Künstler haben vor der Abstimmung vom 17. Mai über die
Zukunft des
Gebäudes einen Überraschungscoup gelandet. Der schwerreiche
Mäzen
Hansjürg Wyss kam nach Bern und lobte ihre Initiative.
Zur Diskussion steht an der Urne, ob das ehemalige Progymnasium der
Stadt Bern am Waisenhausplatz zu einem Gesundheits-, Büro- und
Schulzentrum der Zürcher Firma Allreal werden soll oder ob der
"Progr",
wie der Name des Kulturzentrums lautet, so wie heute weitergeführt
wird.
Allreal hat versprochen, die Turnhalle des Gebäudes, heute
beliebter
Ort für Konzerte und Bar, weiterhin als Kulturlokal
weiterzuführen.
Entfallen würden aber die zahlreichen Ateliers, welche über
100
Künstlern als Wirkungsstätte dienen.
Die Künstler reichten deshalb im Herbst in letzter Minute der
Stadt ein
eigenes Kaufangebot ein. Der Berner Stadtrat entschied dann im
März
dieses Jahres, in einer Variantenabstimmung das Allreal-Projekt der
Künstlerinitiative gegenüberzustellen, obwohl Allreal den
Zuschlag in
einem Nutzungswettbewerb erhalten hatte.
Wyss: "Bin einer von 100"
Der Auftritt von Wyss sollte nun der Öffentlichkeit demonstrieren,
dass
namhafte Leute die Künstlervereinigung unterstützen, wie ihr
Präsident
Peter Aerschmann am Dienstag im Progr vor den Medien sagte. Sie hat
nach eigenen Angaben 12 Mio. Franken gesammelt, um das Haus zu kaufen
und den Betrieb zu sichern.
Wyss selber lobte das Projekt in den höchsten Tönen. Anders
als bei
vielen Museen gehe es hier um die Förderung lebender
Künstler. Ein
solches Zentrum im innersten Zentrum einer Stadt zu haben, sei selten.
Der schwerreiche Verwaltungsratspräsident der
Medizinaltechnikfirma
Synthes spielte sein Engagement hinunter und sagte, er sei nur einer
von gut 100 Gönnern. Er erklärte aber auch, er gehe davon
aus, dass die
Künstler schon irgendwann auf ihn zukämen.
Wyss sagte weiter, er selber habe den Kontakt zu den Künstlern
gesucht,
nachdem er vom Projekt gehört habe. Er habe eine "positive
Affinität"
zum Gebäude, weil er dort zur Schule gegangen sei.
Auch Support vom Kunstmuseum
Wyss ist Mäzen des Kunstmuseums Bern, das dem Progr
gegenüberliegt, und
auch der Direktor dieser Institution, Matthias Frehner, setzte sich vor
den Medien für die Künstlervariante ein. Dieses "vitale und
initiative
multikulturelle Zentrum" tue dem Kunstmuseum gut und habe unbestreitbar
die Innenstadt belebt.
Das Kunstmuseum werde keine aktive Rolle im künftigen Progr
einnehmen,
falls die Variante der Künstler obenausschwingt. Denkbar sei aber
eine
Zusammenarbeit über die Hodlerstrasse hinweg auf dem ehemaligen
Pausenhof.
Quelle: SDA/ATS
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HOMOPHOBIE
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Basler Zeitung 29.4.09
Tödliche Hatz auf türkische Schwule
Behörden schauen weg - und erwirken Verbote gegen Homosexuelle
Jan Keetman, Istanbul
Einem der wenigen legalen Homosexuellenvereine soll endgültig der
Riegel vorgeschoben werden.
Homosexuelle und Transvestiten sind eine in der Türkei von Staat
und
Gesellschaft noch immer nicht ganz akzeptierte Minderheit. Häufig
sind
sie das Ziel gewaltsamer Übergriffe bis hin zu Morden. Es gibt
zwar
kein Gesetz gegen Homosexualität in der Türkei, doch die
Behörden haben
die Möglichkeit, allgemein formulierte Grundsätze zu Sitte
und Moral in
diesem Sinn auszulegen.
Von einem Verbot bedroht ist nun nicht zum ersten Mal der Verein der
Homosexuellen und Transvestiten in Istanbul, "Lambda Istanbul". Lambda
Istanbul ist einer der wenigen legalen Vereine seiner Art in der
Türkei. Er betreibt ein kleines Café in einer verwinkelten
Gasse der
Istanbuler Altstadt. Nur mit genauer Wegbeschreibung, inklusive des
Stockwerks, bei dem man klingeln muss, findet man die Räume des
Vereins.
Hatz auf Schwule
Die versteckte Lage hat ihren Grund. Besonders Transsexuelle, aber auch
Schwule und Lesben waren in den letzten Jahren häufig Opfer von
Gewalt.
Im März töteten Unbekannte die Transvestitin Ebru Soykan mit
acht
gezielten Schüssen in den Kopf.
Dieses Verbrechen steht zweifellos in Zusammenhang mit einem Prozess
wegen Gewalt gegen Transvestiten und Homosexuelle. Im April 2006 hatten
Rechtsradikale in Eryaman nahe von Ankara eine Woche lang mit
Knüppeln,
Messern und Pistolen Transvestiten angegriffen, unter ihnen Soykan. Der
bewaffnete Mob lauerte den Transvestiten auf dem Weg zum Einkaufen auf
und verschaffte sich Zugang zu deren Wohnungen. Trotz der kaum
versteckten Übergriffe nahm die Polizei nur wenige Angreifer fest.
Vier
von ihnen wurden nun im Februar zu Haftstrafen zwischen neun Monaten
und drei Jahren verurteilt; nach Anrechnung der Untersuchungshaft
wurden sie sofort freigelassen. Drei Wochen später wurde Soykan
ermordet.
Homosexuelle und Transvestiten werden möglicherweise auch Opfer
sogenannter "Ehrenmorde" durch Familienmitglieder. Entsprechenden
Hinweisen wird nach Aussage von Betroffenen nicht genügend
nachgegangen. Auch Klagen über Schikanierungen und Übergriffe
durch die
Polizei wird kaum Beachtung geschenkt. Wagen es etwa zwei Männer,
sich
zum Abschied am zentralen Istanbuler Taksim-Platz zu küssen, kann
es
passieren, dass sie die Nacht in einer Polizeizelle verbringen
müssen.
Nicht moralisch
Der Gouverneur von Istanbul beantragte schon lange ein Verbot des
Vereins Lambda Istanbul. Ende Mai 2008 gab ein Gericht dem Antrag
statt. Das Verbot wurde damit begründet, dass der Zweck des
Vereins der
allgemeinen Moral und den Werten der türkischen Familie
widerspräche.
Ein übergeordnetes Gericht hob das Urteil zwar auf, doch das wird
sich
wohl als Pyrrhussieg für den Verein erweisen. Denn im Grundsatz
gaben
die höheren Richter ihren Kollegen der ersten Instanz recht. In
der
zweiten Urteilsbegründung schrieben sie: "Sexuelle Identität
und
Orientierung sind Fakten, die Menschen nicht nach freiem Willen
wählen,
sondern die durch Geburt gegeben sind." Der Verein könne daher
geschlossen werden, wenn er "entsprechend seiner Satzung" tätig
sei,
also "lesbisches, homoerotisches, bisexuelles oder transsexuelles
Verhalten" fördere.
Auf dieser Grundlage wird morgen Donnerstag erneut über ein Verbot
von
Lambda Istanbul verhandelt. Die Chancen, dass der Verein nicht erneut
verboten wird, sind klein.
---
Tagesanzeiger.ch 29.4.09
Strafanzeige gegen Schwulenhasser
Zürich. - Die Organisatoren des bevorstehenden Schwulen- und
Lesbenfestivals Euro-Pride 09 in Zürich haben gestern Strafanzeige
gegen den Präsidenten der freikirchlichen Familienlobby
eingereicht.
Diese habe in "massiv diskriminierender und ehrverletzender Weise" die
Sponsoren der Euro-Pride mit Schmähbriefen unter Druck gesetzt.
Homosexuelle seien mit wüsten Schimpfwörtern betitelt worden.
Schweiz
Tourismus und Zürich Tourismus, die den Anlass auch im Ausland
bewerben, sind mit mehreren Hundert Protestschreiben eingedeckt worden.
(rba) Euro-Pride reagiert mit Anzeige, Seite 11
--
Attacken gegen Homosexuelle: Euro-Pride reagiert mit Strafanzeige
Anhänger der Familienlobby haben Sponsoren der Euro-Pride
Schmähbriefe
geschrieben. Die Veranstalter des Schwulen- und Lesbenfestivals gehen
nun gegen den Verein rechtlich vor.
Von Stefan Häne
Zürich. - Nach den Verbalattacken der EDU gegen die Euro-Pride 09
(TA
von gestern) schäumt der Konflikt um das bevorstehende Schwulen-
und
Lesbenfestival in Zürich weiter hoch. Die Familienlobby Schweiz -
ein
freikirchlicher Verein mit Sitz in Zürich - sieht gemäss
Homepage die
traditionelle Familie von "linken Meinungsmachern" unter Beschuss
genommen und will "unsere Gesellschaft vor dem wachsenden Einfluss der
Homo-Lobby bewahren". Seit Monaten versucht der Verein, die Euro-Pride
zu torpedieren. Der Anlass von 2. Mai bis 7. Juni in Zürich werbe
"unlauter für einen Lebensstil, der erwiesenermassen in grosses
Unglück
stürzt".
In den vergangenen Wochen haben die Sympathisanten der Familienlobby
ihren Widerstand intensiviert. Mit wachsender Kadenz haben sie Partner
und Sponsoren der Euro-Pride mit Protestbriefen eingedeckt. Schweiz
Tourismus etwa hat gemäss eigenen Angaben mehrere Hundert
Schreiben in
vorgefertigter Kartenform erhalten, Zürich Tourismus einige
Dutzend.
"Schwule Arschlöcher"
Auch die Organisatoren der Euro-Pride haben Post gekriegt. Der Inhalt
einiger dieser Schreiben sei "massiv diskriminierend und
ehrverletzend", schreiben die Organisatoren in einer E-Mail, die dem TA
vorliegt. "Von strafrechtlicher Relevanz" sei namentlich das Verhalten
von Daniel Regli, dem Präsidenten der Familienlobby. Aus diesem
Grund
haben die Euro-Pride-Veranstalter gestern Strafanzeige bei der
Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat eingereicht: gegen Regli sowie
gegen
unbekannt. Worauf genau der Verein Euro-Pride seine Anzeige
stützt,
will er erst heute Mittwoch bekannt geben, wie Sprecher Michael
Rüegg
auf Anfrage sagt. "Wir wollen nicht mehr weiter still hinnehmen, dass
gewisse Leute ihre Ressentiments gegen uns ohne rechtliche Konsequenzen
verbreiten dürfen."
Der TA hat Auszüge aus den Schreiben gesehen. Darin werden
Homosexuelle
als "schwule Arschlöcher" betitelt; weiter heisst es,
Homosexualität
sei gegen Gottes Wille, "eine abnormale, perverse Art, eine Beziehung
zu führen", eine menschheitszerstörende Sünde. Über
einem
Zeitungsartikel, der von einer Zunahme von HIV-infizierten
Homosexuellen berichtet, steht in grossen Lettern: "Bravo!"
Familienlobby-Chef ist SVP-Politiker
Familenlobby-Präsident Regli ist sich keines Vergehens bewusst. Er
habe
die Sympathisanten der Familienlobby aufgerufen, Protestbriefe zu
schreiben. Selber habe er aber nicht in die Tasten gegriffen, sagt der
Kulturhistoriker. Dass den Euro-Pride-Veranstaltern wegen der Schreiben
der Kragen geplatzt ist, kann er sich nicht vorstellen. Eine Anzeige
gegen ihn, so sagt er, schüchtere ihn nicht ein. Er werde weiter
für
sein Anliegen kämpfen. Der Verein zähle zwar nur sieben
Mitglieder,
aber "sehr viele Sympathisanten", sagt er und verweist auf die
Petition, in der im vergangenen Dezember 5400 Männer und Frauen
den
Zürcher Stadtrat aufgefordert hätten, sich von der Euro-Pride
zu
distanzieren.
Im Kantonsrat kann er auf die Hilfe der EDU zählen, wie die
schwulen-
und lesbenfeindlichen Aussprüche am Montag gezeigt haben. Zu deren
Vertretern habe er jedoch keinen engen Kontakt, sagt er.
Regelmässiger
tausche er sich mit EDU-Präsident Daniel Suter aus. Regli selber
ist
ebenfalls parteipolitisch aktiv: Er präsidiert in der Stadt
Zürich die
SVP des Kreises 11. Sein Engagement bei der Familienlobby sei bei der
SVP "kein Thema". Dies bestätigt auch Hans Frei, Fraktionschef der
SVP
im Kantonsrat. Er kenne Daniel Regli nicht näher. Dass Regli der
Partei
mit seinem Kampf gegen die Euro-Pride schaden könnte, hält
Frei für
ausgeschlossen. "Die SVP lässt innerhalb der Partei verschiedene
Meinungen zu." Frei selber sagt, er habe nichts gegen Schwulen und
Lesben. "Sie leben ihr Leben wie alle anderen auch."
---
20min.ch 29.4.09
Akt. 29.04.09
EuroPride Zürich
Strafanzeige gegen Schwulenhasser
Einen Monat lang wird Zürich ab Samstag europäisches Mekka
der Schwulen
und Lesben. Die EuroPride 09 wartet mit über 200 Veranstaltungen
auf.
Gegen freikirchliche Störmanöver im Vorfeld setzen sich die
Organisatoren mit einer Strafanzeige zur Wehr.
An einer Medienkonferenz zum bevorstehenden Start haben die
Veranstalter Medienberichte zur Anzeige gegen den Präsidenten der
freikirchlichen "Familienlobby" bestätitgt. Sie werfen den Gegnern
des
europäischen Homosxuellen-Festivals eine "orchestrierte Kampagne"
gegen
die EuroPride vor.
Diskriminierung
Verschiedene Schreiben an Sponsoren und Partner enthielten
diskriminierende Aussagen. Weil Diskriminierung aufgrund sexueller
Orientierung im Unterschied zu Rasse, Herkunft oder Religion jedoch
kein Straftatbestand sei, stütze sich die Anzeige auf das
Bundesgesetz
gegen unlauteren Wettbewerb.
Die Kritik konservativer krichlicher Kreise an der bevorstehenden
EuroPride sorgte bereits am letzten Montag im Zürcher
Kantonsparlament
für einen Eclat.
Paraden-Höhepunkt am 6. Juni
Die EuroPride wird am Samstag im Sihlcity mit einem Konzert offiziell
eröffnet. Vom 2. Mai bis 6. Juni stehen 220 Veranstaltungen auf
dem
Programm. Die ersten drei Wochen sind im Zeichen des Filmfestivals
"Pink Apple" und des Kulturfestivals "Warmer Mai" sowie diverser Podien
und Fachtagungen. Danach gibt es einen grossen Sportevent.
Zum Abschluss folgt am 5. und 6. Juni ein Stadtfest mit einer 2,5
Kilometer langen Schwulen- und Lesbenparade. Als offizielle Redner
angesagt sind die frischgebackene neue Zürcher
Stadtpräsidentin und
bekennende Lesbe Corinne Mauch sowie der deutsche Politiker und
Publizist Daniel Cohn-Bendit.
40-jähriger Kampf für Homosexuellen-Rechte
Zum Festival erwarten die Veranstalter rund 50 000 Schwule und Lesben
aus ganz Europa. Die Zürcher Euro-Pride ist gleichzeitig der 40.
Gedenkanlass der europäischen Homosexuellen an die weltweiten
Anfänge
der Homosexuellen-Protestbewegung in den USA. Diese begannen 1969 nach
einer illegalen Polizeirazzia in der Stonewall-Bar in New York.
---
Tagesanzeiger 29.4.09
"Es fehlen schwule Vorbilder"
Simon Steuri hat einen Kurzfilm über schwule Sprayer gedreht, der
jetzt
am Pink-Apple-Festival gezeigt wird: Was hält er von der
Hiphop-Szene,
Macho-Klischees und Homosexualität?
Aufgezeichnet von Sarah Stähli
"Die Hiphop-Szene ist ähnlich wie Fussball eine der letzten
Bastionen
der Heterosexualität. Die öffentliche Wahrnehmung ist auf
beiden Seiten
geprägt von Stereotypen: Auf der einen Seite dieses machoide
Gehabe,
das in den amerikanischen Hiphop-Videos immer wieder zementiert wird
mit den Mädchen, den Autos und dem starken Mann. Auf der anderen
die
klischierte Wahrnehmung der Schwulen als sanfte und gefühlsbetonte
Männer. Klar, wenn ich sehen würde, wie zwei 50-Cent-Typen
zusammen
rumknutschen würden, wäre auch ich überrascht.
Wenn man aber etwas genauer hinschaut, sind viele Leute, die im Hiphop
aktiv sind - sei es in der Musik, als Sprayer oder Breakdancer - sehr
feinfühlige Menschen. Leider gehören aber homophobe Texte im
Hiphop
weiter zum guten Ton. Und es gibt so gut wie keine schwulen Vorbilder
in der Hiphop-Musik. Kaum gibt es Gerüchte über Schwule in
der Rap-
oder der R'n'B-Szene, werden sie gleich wieder dementiert. Pharrell
Williams ist ein Beispiel. Um ihn ranken sich immer wieder
Gerüchte.
Aber die US-Musikindustrie hat ein grosses Interesse daran, die Images
zu erhalten. Denn würden sich Gerüchte um einen schwulen
Rapper
bestätigen, würden ganz einfach keine Alben mehr verkauft.
In meinem Film geht es um die Identitätssuche zweier junger
schwuler
Sprayer. Das Taggen und Sprayen geschieht im Versteckten, es steht auch
als Metapher für ihre Homosexualität: Zu beidem können
die Jungs in der
Öffentlichkeit nicht stehen. Der Film ist sicher auch eine
Aufarbeitung
meiner eigenen Geschichte. Ich trage diesen Grundkonflikt seit meiner
Teenagerzeit in mir. Manchmal bin ich noch heute bei meiner Arbeit als
Radio-DJ und Moderator bei DRS 3 im Zwist zwischen der Musik, die ich
liebe, und den Stereotypen, die sie umgibt. In der Schweiz ist das
musikalische Angebot im Bereich Hiphop in der Schwulenszene leider
immer noch sehr schmal. Ich muss mich entscheiden, ob ich an einen Ort
gehe, wo ich unter Gleichgesinnten bin, oder an einen Ort, wo mir die
musikalische Qualität entspricht. Meistens entscheide ich mich
dann für
die Qualität. Mich interessiert die Hiphop-Kultur zu sehr, um
darauf zu
verzichten.
"Realität ist nicht schwarz-weiss"
Nach einer Vorführung von "Vandalen" kamen viele aus der
Hiphop-Szene
auf mich zu und sagten, ich hätte ihnen aus dem Herz gesprochen.
Mit
diesem Film habe ich herausgefunden, dass viele Leute beide Seiten
leben und auch zwischen den beiden hin- und herspringen können. Es
hat
mich berührt, zu merken, dass die Realität nicht ganz so
schwarz-weiss
ist. Alle Menschen müssen jeden Tag irgendwo eine Gratwanderung
machen,
sind zwischen zwei Extremen hin- und hergerissen. Gerade auch von
jüngeren Zuschauern habe ich schöne Reaktionen erhalten.
Ich denke, mein Film hat ihnen gezeigt: Es geht ja doch. Egal was man
sollte oder nicht sollte, egal was in den Musikvideos gezeigt wird, es
geht darum, für sich selber seine eigene Realität und
Persönlichkeit zu
basteln. Im Grunde ist es das Wichtigste, echt zu sein. Ein
Grundgedanke des Hiphop ist es, sich in kreativen Disziplinen zu
messen, egal was dein kultureller Hintergrund ist. Diesen Gedanken kann
man doch ausweiten. Solange du kreativ bist in dem, was du machst,
sollte deine sexuelle Orientierung zur Nebensache werden.
Pink Apple: Schwullesbisches Filmfestival vom 29. April bis 6. Mai.
"Vandalen" läuft am Sonntag, 3. Mai, um 19 Uhr im Arthouse Movie, http://www.pinkapple.ch
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DROGENSZENE WINTERTHUR
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Tagesanzeiger 29.4.09
Der Druck der Stadt hat gewirkt - die offene Drogenszene ist weg
Winterthur. - Die Stadtratsmitglieder Michael Künzle (Sicherheit,
CVP)
und Maja Ingold (Soziales, EVP) haben gestern im Musikpavillon beim
Stadtpark eine positive Bilanz der einjährigen Arbeit gezogen. Die
Massnahmen, um die dortige Alkoholiker- und Drogenszene
aufzulösen,
seien erfolgreich gewesen. Statt Randständiger füllen nun ein
halbes
Dutzend Imbissbuden den öden Platz. Wie der Ort künftig
aussehen soll,
umreissen bis Ende Jahr drei Planungsbüros.
Bekannt ist, dass viele der Randständigen öfter die
Drogenanlaufstelle
aufsuchten, die dadurch räumlich an ihre Grenzen kam. Auf dem
Tisch
liegt ein Umzugsprojekt vom Arch-Quartier in eine Liegenschaft bei der
Alten Kaserne. Die Kosten erscheinen einigen Parlamentariern indes zu
hoch, und im nahen Wildbach-Quartier hat sich Opposition geregt.
Sozialvorsteherin Ingold appellierte an die Kritiker, die Sache
realistisch zu sehen. Im Rosenberg-Quartier, wo den Randständigen
während der sechs kalten Monate ein altes Schützenhaus zur
Verfügung
stand, hat sich laut Ingold der anfängliche Widerstand gelegt.
Ihre
Leute suchen für den nächsten Winter eine ähnliche
Lösung - diese Woche
wird das Schützenhaus wieder geräumt.
Flexible Polizisten auf Velos
Im Sommer will Polizeivorstand Künzle sein Konzept für den
Sicherheitsdienst im Stadtzentrum vorstellen. Vermutlich werden es
flexible Velopatrouillen sein. Kommandant Fritz Lehmann erläuterte
anhand einer Statistik, dass die Polizei mit dem Wechsel vom
stationären Polizeicontainer beim Pavillon hin zu flexiblen
Einsätzen
im Stadtpark die Zahl der Randständigen habe senken können.
Im
Frühherbst wurden jeweils rund 30 Personen täglich
kontrolliert, nach
dem Systemwechsel noch halb so viele. Im Winter sank die Zahl auf 2 bis
4 und liegt derzeit wieder bei etwa 10. Auch der Kampf gegen Dealer im
öffentlichen Raum habe die Szene in kleinere Gruppen aufgeteilt,
sagte
Lehmann. 2008 hat die Stadtpolizei 7000 Arbeitsstunden geleistet, um
die Szene zu zersplittern. (mgm)
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Landbote 29.4.09
Polizeichef will schärfere Regeln für den Stadtpark
dh
Die Szene beim Pavillon ist erfolgreich aufgelöst. Die Stadt will
aber
mehr: neue Regeln für den Stadtpark und mehr Polizeipräsenz.
Winterthur - Nach der Auflösung der Drogen- und Alkoholikerszene
beim
Musikpavillon vor einem Jahr setzte die Stadtpolizei erfolgreich auf
Polizeipatrouillen zu Fuss, um den Druck auf die Szene
aufrechtzuerhalten. Mit dieser Taktik sowie flankierenden sozialen
Angeboten und Massnahmen gelang es, die Randständigen vom
öffentlichen
Raum fernzuhalten. Polizeivorstand Michael Künzle hält das
Konzept der
Patrouillen für zukunftsfähig. Unter dem Namen "Siwis -
Sichere
Winterthurer Innenstadt" plant er eine dauerhafte Präsenz der
Stadtpolizei im Raum Vögelipark bis Schützenwiese und
Stadtpark bis
Salzhaus. "Es werden mehr Polizisten als heute im öffentlichen
Raum
unterwegs sein. Dafür werden wir zusätzliches Personal
einstellen
müssen."
In Winterthur seien immer mehr Menschen unterwegs, weil immer mehr
Angebote lockten, sagt Künzle. "Das ist eigentlich gut, aber damit
wächst auch der Druck auf den öffentlichen Raum." Diese
Entwicklung
gelte es im Auge zu behalten und darauf zu reagieren. Eine erste
Diskussion darüber, wie der öffentliche Raum genutzt werden
soll,
erwartet Künzle, wenn der Stadtrat die neuen Regeln für den
Stadtpark
präsentieren wird. "Dabei orientieren wir uns an den Parkordnungen
anderer Städte und an der Verordnung über die Benützung
von Schul- und
Sportanlagen."
Ebenfalls Ende Jahr präsentiert werden soll das Ergebnis der
städtebaulichen Testplanung für den Merkurplatz. Bis dahin
dürfen die
Marktfahrer im und vor dem Pavillon weiter ihre Rosen, Bratwürste
und
Spaghetti anbieten. (dh) lSeite 11
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Auf Kurs, aber nicht am Ziel
Peter Fritsche/David Herter
Die Drogen- und Alkoholszene beim Pavillon ist weg. Die
Verantwortlichen ziehen deshalb eine positive Bilanz. Noch sind aber
nicht alle Fragen und Probleme geklärt.
Vor einem Jahr noch hatten jeden Tag gegen 100 Dealer, Drogen- und
Alkoholsüchtige den Musikpavillon besetzt. Die Szene löste
sich nach
der Stationierung eines Containers mit zwei Polizisten auf dem
Merkurplatz vor dem Pavillon schnell auf. Randständige, die ihren
Tag
nicht in der städtischen Drogenanlaufstelle oder im alten
Schützenhaus
(siehe Kasten) verbringen wollten, nahmen daraufhin im Stadtpark, beim
Bahnhof oder in anderen Parks und Quartieren Platz. Die
Drogenhändler
verlegten ihre Tätigkeit in den öffentlichen Verkehr und in
Privatwohnungen.
Um den Druck auf die Szene aufrechtzuerhalten setzte die Stadtpolizei
auf mobile Patrouillen. Diese "bewirtschaften die Randständigen
zielgerichtet", sagte Fritz Lehmann, Kommandant der Stadtpolizei. Die
Polizisten halten auffällige Personen an, verlangen deren Ausweis
und
führen Statistik darüber, wie viele Randständige wo
angetroffen wurden.
Im August 2008 zählten die Patrouillen täglich rund 35
Randständige im
Stadtpark. Heute sind es noch 10 Personen, die auf den Bänken im
Park
sitzen und regelmässig den Ausweis zeigen müssen.
Auch dank "General Winter"
"Wir sind mitten drin im Prozess", sagte Polizeivorstand Michael
Künzle
(CVP) gestern vor den Medien, "aber wir sind gut unterwegs." Er, wie
auch Lehmann sind sich bewusst, das ein Teil des Erfolges der
Polizeiarbeit "General Winter" zu verdanken ist und vorderhand offen
bleiben muss, ob mit Sonnenschein und Wärme nicht zusätzliche
Randständige in den öffentlichen Raum zurückkehren
werden. Denn
verboten ist ein Aufenthalt auf Parkbänken auch in betrunkenem
Zustand
nicht. Trotzdem sagt Lehmann mit Blick auf die Statistik: "Ich erwarte
keine grossen Sprünge mehr nach oben."
Eine positive Bilanz zieht auch das Sozialdepartement. "Die Situation
für die Randständigen hat sich verbessert", sagt
Stadträtin Maja Ingold
(EVP). Sie wertet es als positiv, dass die auswärtigen Dealer und
Süchtigen verschwunden sind, und dass sich einheimische
Randständige
nun vermehrt in der städtischen Drogenanlaufstelle (DAS) aufhalten
oder
im Winter in ihren Treffpunkt im alten Schützenhaus auf dem
Rosenberg
gegangen sind. "Das gibt ihrem Leben mehr Qualität und Struktur.
Und
wir können sie so besser betreuen und begleiten", so Ingold. Die
Sozialbehörden und Gassenarbeiter kennen die meisten der hiesigen
Betroffenen bereits von ihren Einsätzen am Musikpavillon her
persönlich
und mit Namen.
Kleiner und versteckt
Einer, der die Szene dort regelmässig besuchte, ist Sozialarbeiter
Matthias Gut von Subita, einem Verein, der unter anderem aufsuchende
Strassenarbeit betreibt. Gut hat festgestellt, dass die Szene kleiner
geworden ist. "Das ist grundsätzlich gut für die
Süchtigen." Man dürfe
aber nicht vergessen, dass sich Händler und Konsumenten weiterhin
treffen. "Sie tun es einfach im Versteckten."
Neue Drogenanlaufstelle: Appell an die Anwohner
"Die Szene beim Pavillon ist Geschichte, sagte Sozialvorsteherin Maja
Ingold (EVP). Möglich geworden sei der Erfolg nur dank der
flankierenden sozialen Angebote und der aufsuchenden Gassenarbeit von
Subita/Streetwork. Der private Verein soll deshalb von der Stadt
künftig einen fixen jährlichen Beitrag erhalten. Die
Drogenanlaufstelle
(DAS) habe 2008 täglich über 100 Besucherinnen und Besucher
(2007: 35)
gezählt, sagte Ingold. "An der Meisenstrasse fehlt aber ein
Aussenraum." Deshalb sei die vom Stadtrat geplante Verlegung der DAS an
die Zeughausstrasse 76 dringlich. "Wir hoffen sehr, dass die Anwohner
sich überzeugen lassen, dass die Anlaufstelle dort unproblematisch
ist", sagte Ingold. Beweis dafür sei etwa der selbstverwaltete
Aufenthalt von Randständigen im alten Schützenhaus beim
Schützenweiher.
Entgegen den Erwartungen im Quartier sei das Experiment ohne
Schwierigkeiten verlaufen. Das Schützenhaus steht aber nur noch
bis
Ende Woche zur Verfügung. Für den nächsten Winter sucht
das Sozialamt
deshalb dringend nach einem Ersatz.
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Nachgefragt
Michael Künzle - Stadtrat Sicherheit und Umwelt
"Repression geht schnell, der andere Teil dauert länger"
Ein Jahr ist vergangen, seit die Stadt das Projekt Merkur gestartet
hat, um gegen die offene Drogenszene am Musikpavillon vorzugehen.
Welche Bilanz ziehen Sie?
Michael Künzle: Eine sehr gute. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt,
die
Szene aufzulösen, um ihr damit auch die Sogwirkung zu nehmen, die
sie
auf auswärtige Dealer und Konsumenten ausgeübt hatte. Dieses
Ziel haben
wir erreicht. Noch nicht am Ziel sind wir dagegen mit der
Hauptmassnahme, der Neugestaltung des Merkurplatzes zwischen Manor und
Stadtpark. Hier läuft noch die Testplanung.
Auch bei den Begleitmassnahmen liegt einiges im Argen. Die
Drogenanlaufstelle platzt aus allen Nähten, und die Suche nach
einem
Treffpunkt für Randständige geht wieder von Neuem los. Nicht
erfüllt,
muss man sagen.
Das sehe ich nicht so. Wir haben immer gesagt, die Repression von
Seiten der Stadtpolizei allein genügt nicht. Es braucht auch eine
bessere Betreuung der Randständigen. Auch da haben wir Massnahmen
ergriffen. Wir bieten ein umfassendes Gassenarbeitskonzept und die
Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle wurden verlängert. Als
wir
erkannt haben, dass dies allein nicht genügt und mehr Platz
nötig ist,
haben wir uns auf die Suche nach einer neuen Liegenschaft gemacht.
Inzwischen haben wir an der Zeughausstrasse einen solchen Ort gefunden.
Wir haben also die flankierenden Massnahmen ebenso seriös
angegangen
wie den repressiven Teil.
Aber die Begleitmassnahmen hinken ein Jahr hinterher.
Es geht wesentlich schneller, die Stadtpolizei auf den Platz zu
stellen, als eine Liegenschaft zu finden für eine
Drogenanlaufstelle.
Natürlich haben wir über den Zeitpunkt der Aktion und die
Folgen
diskutiert und kamen zum Schluss, den menschenunwürdigen
Zuständen am
Pavillon müsse möglichst rasch ein Ende gesetzt werden. Dies
im
Bewusstsein, dass es länger dauern würde, bis auch alle
flankierenden
Massnahmen umgesetzt werden können. Nicht zuletzt auch deshalb,
weil
diese für grössere politische Diskussionen sorgen.
Nun bricht wieder die warme Jahreszeit an. Was unternehmen Sie, damit
sich nicht wieder eine neue offene Szene bildet?
Die Szene ist in Bewegung. Dealer und Konsumenten treffen sich in
Restaurants, im Bus oder in Privaträumen. Das wird auch im Sommer
so
weitergehen. Die Stadtpolizei beobachtet mit ihren Patrouillen diverse
Szenenbrennpunkte. Wir stehen auch in engem Kontakt zum
Sozialdepartement. Sollte es sich abzeichnen, dass sich eine neue Szene
bildet, werden wir rasch handeln.
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NZZ 29.4.09
Winterthurer Musikpavillon ohne Sogwirkung auf Szene
Zwischenbilanz zum Projekt "Merkur"
flo. Der Musikpavillon auf dem Winterthurer Merkurplatz steht
seit 19
Jahren, und bereits hat er ein Stück Stadtgeschichte geschrieben -
allerdings nicht in der Rolle, die ihm zugedacht war. Geplant als
hübsches Dach für Platzkonzerte, wurde er bald zum Treffpunkt
für
Alkoholiker, Drogensüchtige und Dealer. Die Bevölkerung
begann den Ort
zwischen Bahnhof und Stadtpark zu meiden, Beschwerden aus der
Nachbarschaft häuften sich. Im Januar 2008 kündigte der
Stadtrat unter
dem Projektnamen "Merkur" ein Paket aus repressiven und sozialen
Massnahmen an.
Der Platz hat sich verändert. Die Drogenszene teilte sich
auf, die
Alkoholiker zogen sich zunächst diskret in den nahen Stadtpark
zurück
und begannen den Ort zu meiden. Seither sorgen ein Blumenhändler
im
Musikpavillon und Imbissstände für etwas
Marktplatz-Atmosphäre. Noch
wirkt der Ort manchmal etwas verlassen, aber er wird von Passanten
nicht mehr gemieden. Im Baudepartement ist eine Testplanung in Arbeit,
bis Ende Jahr sollen konkrete Ideen für eine städtebauliche
Neugestaltung vorliegen.
Am Dienstag haben Vertreter von Stadtrat und Polizei vor dem
Musikpavillon über die Entwicklung orientiert. Als wesentlichen
Erfolg
wertete Sicherheitsvorsteher Michael Künzle, dass der Pavillon
seine
bis in den Süddeutschen Raum hineinreichende Sogwirkung auf Dealer
und
Süchtige verloren habe. Die offene Szene sei aufgelöst, die
Alkoholkranken und Drogensüchtigen hätten vermehrt den Weg zu
Betreuungsangeboten gefunden. Die Randständigen seien aber ein
Teil der
Bevölkerung, und man vertreibe sie nicht aus der Stadt. Mit
vermehrten
und flexibel gestalteten Einsätzen will die Polizei neue
Szenenbildungen verhindern. Laut Kommandant Fritz Lehmann fühlen
sich
die Suchtkranken stärker beobachtet und verhalten sich diskreter,
was
durchaus erwünscht sei.
Eine Schlüsselrolle im Projekt Merkur hat das
Sozialdepartement
übernommen. Die zuständige Stadträtin Maja Ingold sagte,
der Zustrom
zur städtischen Drogenanlaufstelle an der Meisenstrasse habe sich
verdreifacht. Dem Gemeinderat liegt jetzt ein Kreditantrag für den
Umzug der Einrichtung in eine grössere Liegenschaft an der
Zeughausstrasse 76 vis-à-vis der alten Kaserne vor.
Demnächst folgt ein
Antrag auf finanzielle Unterstützung für den Verein Subita,
der die
Gassenarbeit im Rahmen von "Merkur" markant ausgeweitet hat. Weiter
sagte Ingold, der praktisch selbstverwaltete Treffpunkt von
Randständigen im alten Schützenhaus Rosenberg habe sich gut
eingespielt. Das Haus wird allerdings morgen Donnerstag geschlossen,
für den nächsten Winter sucht die Stadt einen neuen Standort.
Eine
Rückkehr ins Schützenhaus steht laut Ingold derzeit nicht im
Vordergrund.
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CHE GUEVARA
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Tagesanzeiger 29.4.09
Nasenkrieg
Rechtsextreme Studenten schnitten einer Büste von Che Guevara in
Wien die Nase ab - aus Rache.
Von Bernhard Odehnal, Wien
Als Europas einziges Denkmal des kubanischen Revolutionärs Che
Guevara
in Wien feierlich enthüllt wurde, wünschte der
sozialdemokratische
Bürgermeister den Festgästen, dass "Sie alle ein Stück
Che mit nach
Hause tragen". In der Nacht auf Montag nahmen Unbekannte die
Aufforderung allzu wörtlich - und sägten der Bronzestatue die
Nase ab.
Nicht um das Altmetall zu stehlen: Wenig später deklarierten sich
die
Täter auf einer Neonazi-Homepage als "Gruppe von Studenten, die
das
hässliche Denkmal für die Popikone der linken Schmuddelkinder
um eine
Nase kürzer gemacht haben".
Die Zerstörung soll Antwort auf eine ähnliche Aktion an der
Wiener
Universität sein. Dort wurde 2002 von vermummten Autonomen dem
"Siegfriedkopf" die Nase abgeschlagen, einem umstrittenen Denkmal
für
im Ersten Weltkrieg gefallene deutschnationale Burschenschafter. Die
"Kunstaktion" war damals mitgefilmt worden. Auch die Entnasung Ches
wurde fotografisch dokumentiert. "Rache für Siegfried" steht unter
den
Bildern.
Das Zeug zur Weltliteratur hatte Guevaras Nase leider nicht. Anders als
die Nase in Gogols berühmter Novelle spazierte sie weder vornehm
gekleidet über die Boulevards, noch versuchte sie, die Stadt zu
verlassen. Sie lag einfach auf der Wiese und wurde dort von
Gärtnern
gefunden. In den kommenden Tagen soll sie wieder an ihren
rechtmässigen
Platz geschweisst werden.
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UMVERTEILUNG
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tagesanzeiger.ch 29.4.09
"Robin Hood" der Banken
Von Reiner Wandler, Madrid
Ein spanischer Studienabbrecher hat 39 Banken um insgesamt fast eine
halbe Million Euro erleichtert. Nicht mit der Pistole in der Hand,
sondern mit dem Aktenkoffer unter dem Arm.
Glatt rasiert, das Haar ordentlich gekämmt, eher spiessig
gekleidet,
eine sanfte, aber entschlossene Stimme, das ist Enric Duran. Auf den
ersten Blick der Traum einer jeder spanischen Schwiegermutter. Aber
eben nur auf den ersten Blick. Denn der 33 Jahre junge Mann aus
Vilanova, einer Kleinstadt in Spaniens katalanischem Nordosten, hat in
den letzten Jahren 39 Banken um insgesamt 492'000 Euro erleichtert.
Enric Duran beantragte insgesamt 68 Kredite und zahlte sie dann ganz
einfach nicht zurück. Mit dem Geld finanzierte er verschiedene
linke
und alternative Projekte. "Robin Hood der Banken" nennen ihn die einen.
Ein gefährlicher Systemgegner ist er für die anderen. Seit
Mitte März
sitzt Duran im Knast. Wegen "Fluchtgefahr" wird er die Monate bis zur
Eröffnung eines Verfahrens wegen Betrugs und Fälschung die
Haftanstalt
wohl kaum verlassen. Bis zu zehn Jahre Haft drohen ihm.
Lebensgeschichte erfunden
"Das Finanzsystem ist wesentlich verletzlicher, als wir denken",
erklärt Duran. Seinen ersten Kredit beantragte der
Studienabbrecher mit
einer völlig erfundenen Lebensgeschichte. "Guten Tag. Ich bin
Informatiker und befinde mich in einem beruflichen Perspektivenwechsel.
Ich habe bisher in einer grossen Firma gearbeitet und will mich jetzt
selbstständig machen", spielte er die zuvor peinlich genau
einstudierte
Rolle. Es klappte. Duran unterzeichnete seine ersten 6000 Euro auf Pump.
Einmal auf den Geschmack gekommen, beantragte er weitere Kredite,
"immer mit der klaren Absicht, sie nicht zurückzuzahlen". Mal ging
er
als Unternehmer oder Freiberufler, mal mit gefälschtem Lohnzettel
als
gut verdienender Angestellter, der seine Wohnung renovieren musste,
oder andere unvorhergesehene Ausgaben hatte. Mit dem frischen Geld
beglich er Raten der alten Kredite, um das System am Laufen zu halten.
Nach einigen Monaten stellte er die Zahlung dann ein.
Globalisierungsgegner
"Die Lawine wurde immer grösser", berichtet Duran. Im September
letzten
Jahres beschloss er schliesslich, alles Geld abzuheben, umzuverteilen,
und "die Aktion" wie er es nennt, öffentlich zu machen. Die
Zeitschrift
"Crisi" mit einer Auflage von 250'000 Exemplaren wurde ins Leben
gerufen. In einem langen Artikel beschrieb Enric Duran seinen
Überfall
aufs Finanzsystem. Während er längst irgendwo in
Lateinamerika
untergetaucht war, wurde die Zeitschrift überall in Katalonien
kostenlos verteilt. An Geld fehlte es ja nicht. Ein halbes Jahr
später
kam Duran zurück. Auf einer Pressekonferenz in der
Universität von
Barcelona stellte er sich der Polizei.
Über sich selbst erzählt Duran nur wenig. "Früher
spielte ich nur
Tischtennis im Verein und trainierte die Jugend", erinnert er sich an
sein Leben in der Kleinstadt. Über das Lesen sei er zum Entschluss
gekommen, "etwas ändern zu wollen". Es zog ihn nach Barcelona, wo
er
schnell in den Kreisen der Globalisierungsgegner fand, was er suchte.
Er beteiligte sich an der Kampagne für den Erlass der
Auslandsschulden
der armen Länder und arbeitet an verschiedenen Internetplattformen
zur
Verbreitung unterdrückter Nachrichten mit.
"Doch irgendwann merkte ich, dass die sozialen Bewegungen nicht
vorwärts-kamen", erklärt Duran. So kam die Idee für den
"Solidarischen
Betrug", wie er seine Aktion nennt. Der "Robin Hood der Banken" sieht
darin die Verschmelzung zweier Traditionen. Zum einen den zivilen
Ungehorsam, wie ihn Gandhi predigte, und zum anderen die "bewaffneten
Enteignungen" der spanischen Anarchisten in den Dreissigerjahren.
(Basler Zeitung)