MEDIENSPIEGEL 14.5.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Uni-Demo Soziologie
- Uni ZH: Repression gegen "Querulanten"
- RaBe-Info 14.5.09
- Promille-Hess: 60'000.—Schaden
- Stadtratssitzung 14.5.09: Progr, Pinto + Police BE
- Offene Tür bei der Polizeiwache Ost
- Buntes Biglen: Ländliche "Analyse"
- Gassenküche Langenthal: Mehr Angebote nötig
- Nestlé-Spitzel: neue Untersuchung
- Nestlé-Brabeck: "Gang hei"
- Sans-Papiers ZH: neue Härtefallkommission
- Anti-Atom: Uranabbau; Endlager-Debatte

----------------------
REITSCHULE
----------------------

Do 14.05.09
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter mit DJ Dunch, DJ FRATZ, Janine, Mike & DJ ELfERich
21.00 Uhr - Rössli - Th‘mole (us)
20.30 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees no! El tigre saltó y mató, pero morirá... morirá..., Santiago Alvarez, Kuba 1973. Melodrama. Rolando Díaz, Kuba 1995

Fr 15.05.09
21.00 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees no! El tigre saltó y mató, pero morirá... morirá..., Santiago Alvarez, Kuba 1973. Melodrama. Rolando Díaz, Kuba 1995
22.00 Uhr - SousLePont - Alix (i, StonerRock)
22.00 Uhr - Dachstock - Wild Wild East: La Minor (rus) & Bajanski-Bal (rus/ch), DJ Sunny Icecream -- St.Petersburg meets Odessa! Russian, Balkan, Gypsy and Folk Sounds.

Sa 16.05.09
21.00 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees no! Viviendo al limite. Belkis Vega, Kuba 2004
22.00 Uhr - SousLePont - Holger Burner (d, Rap), Webba (be, Rap), Kurzer Prozess (d, Rap) Soliabend für das LAK Thun
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: Break (Symmetry, DNAudio/uk), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic Rec), Kenobi (drumandbass.ch); El Grin (Neurocide Rec) - drum‘n‘bass

So 17.05.09
18.00 Uhr - Rössli-Bar - Pianobar
21.00 Uhr - Kino - Filme mit Live-Musik-Begleitung - PAED CONCA UND CO: Migraton. Paed Conca und Giorgio Andreoli, stumm mit Live-Vertonung

Mo 18.05.09
21.00 Uhr - Kino - Filme mit Live-Musik-Begleitung – PAED CONCA UND CO: Cowards Bend The Knee. Guy Maddin, Kanada 2003, 64’, stumm mit Live-Vertonung


Infos: www.reitschule.ch

---------------------
UNI-DEMO
---------------------

BZ 14.5.09

Universität Bern

Politologie bleibt Steckenpferd

Studierende demonstrierten gestern gegen die Einführung eines neuen Studiengangs in den Sozialwissenschaften.

Wer sich gestern Nachmittag zwischen ein und zwei Uhr vor dem Hauptgebäude der Uni Bern tummelte, dem dürfte eine mit Chirurgenmasken vermummte, demonstrierende Gruppe Studierender aufgefallen sein. Grund des Protests war die Einführung des neuen Studiengangs in Sozialwissenschaften, der einen gemeinsamen Bachelor für Soziologie, Politologie und Medienwissenschaften vorsieht (wir berichteten).

Rund 150 bis 200 als Ärzte verkleidete Studenten machten mit ihrem selbst kreierten Medikament "Sowiflu", deklariert als "Antiwürglerikum", darauf aufmerksam: Man müsse die Studenten impfen gegen Abwertungen des Studiengangs Soziologie durch einen "Wischi-Waschi-Bachelorabschluss". Unterstützung erhielten sie vom Verband der Schweizer Studierendenschaft, die den neuen Studiengang als "Schreibtischentscheid" verwirft.

Für Rektor Urs Würgler ist die Haltung der Studenten keine Überraschung. Er stellte sich gestern vor die Studentenschaft, um klar zu stellen, dass die Sozialwissenschaften in Bern nicht abgeschafft werden sollen. Es sei aber notwendig, die Mittel zu bündeln und qualitativ hoch stehende Disziplinen anzubieten. "Die Sozialwissenschaften erfüllen diese Vorgaben momentan nicht", erklärte der Rektor. Das Steckenpferd bleibe für die Universität aber die Politologie, und die solle auch in Zukunft gefördert werden. Die Nähe zum Bundeshaus biete einen einmaligen Vorteil gegenüber anderen Unis der Schweiz. Soziologie und Medienwissenschaften würden auch an anderen Unis angeboten.

Das Hauptproblem liegt jedoch vor allem darin, dass sich die Soziologen seit 2007 wehren, den neuen Studiengang einzuführen. Die Kommunikation mit der Unileitung hat sich seit damals praktisch verunmöglicht. Dies zeigte sich gestern deutlich, als Urs Würgler demonstrativ wegging, als die zurücktretende Direktorin des Sozialwissenschaftlichen Instituts, Claudia Honegger, auftrat.
Sf

---

Bund 14.5.09

Studenten fordern Rektor heraus

Soziologie-Studierende protestieren gegen den geplanten Bachelor-Studiengang Sozialwissenschaften

Rund 300 Studierende marschierten gestern in einem Protestzug von der Unitobler zum Hauptgebäude der Universität Bern. Dort lieferten sie sich einen verbalen Schlagabtausch mit Uni-Rektor Urs Würgler, der zu den Anschuldigungen Stellung nahm.

Klaus von Muralt

"Das Aus für Bildung?" war auf einem der Transparente zu lesen, welche die protestierenden Studierenden mit sich führten. "Bildung - nicht Profit" forderten sie auf einem anderen. Ihre Gemüter erregt hatte die Ankündigung der Universitätsleitung, die Fächer Soziologie, Politologie und Medienwissenschaften ab kommendem Herbst in einem gemeinsamen Bachelor-Studiengang Sozialwissenschaften zusammenzuführen.

Mundschutz gegen "Sowiflu"

Das Departement Sozialwissenschaften (Sowi) der Universität Bern sei von der "Grippe des Neoliberalismus erfasst worden", erklärte Marco Haller, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Schweizer Studierendenschaften (VSS). Deshalb trügen die Teilnehmer des Protestmarsches einen symbolischen Mundschutz gegen diese "Sowiflu".

Damit sollte die Universitätsleitung - namentlich Rektor Urs Würgler - dazu aufgefordert werden, wichtige Entscheide nicht allein auf dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit zu basieren. Viele Studierende hegten die Befürchtung, die Soziologie würde etwa gar noch gänzlich aus dem Studienprogramm der Universität Bern verschwinden, nur weil sie sich finanziell nicht rechnete.

Soziologie: "Nicht abgeschafft"

Würgler stand den Studierenden vor dem Haupteingang des Universitätsgebäudes Red und Antwort. "Ich habe niemals gesagt, die Soziologie werde als Studienfach an der Universität Bern abgeschafft", versicherte er der versammelten Menge. Es sei jedoch so, dass bereits eine im Jahr 2004 durchgeführte externe Evaluation der Sozialwissenschaften ergeben habe, dass die vorhandenen Mittel nicht ausreichten, um die Bereiche Soziologie, Politologie und Medienwissenschaften selbstständig weiterzuführen.

Nach der Aufhebung des bisherigen Angebots im Bereich Medienwissenschaften sei der Entscheid für den gemeinsamen Studiengang gefallen, führte der Rektor weiter aus. 2007 habe die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät den Auftrag erhalten, den Studiengang Sozialwissenschaften einzuführen. 2008 habe der Regierungsrat des Kantons Bern das Vorgehen gutgeheissen.

Die Umsetzung dieses Auftrags sei aber durch Widerstand aus der Soziologie systematisch verzögert worden. Von der Einführung des gemeinsamen Studiengangs verspreche er sich eine Bündelung der Kapazitäten in den Sozialwissenschaften. Dadurch solle ein "erfolgreiches Studium" in den Fächern Soziologie und Politologie an der Universität Bern langfristig gesichert bleiben, so Würgler.

Würgler empfängt Studierende

Im Anschluss an die öffentliche Kundgebung empfing Würgler eine Delegation der Studierenden in seinem Büro. Es sei ein "interessantes Gespräch" gewesen, liess er danach verlauten. Am Entscheid betreffend den Studiengang Sozialwissenschaften werde jedoch nicht mehr gerüttelt, dieser sei bereits ganz klar beschlossene Sache.

---

bernerzeitung.ch 13.5.09
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Studenten-demonstrierten-gegen-neuen-Studienplan/story/26596431 (mit Video)
http://www.derbund.ch/bern/Soziologen-demonstrieren-gegen-neuen-Studiengang/story/28669568 (mit Demo-Foto)

Studenten demonstrierten gegen neuen Studienplan

150 bis 200 Soziologie-Studierende der Uni Bern sind am Mittwochmittag in einem Demonstrationszug im Berner Länggassquartier von der Unitobler zum Uni-Hauptgebäude marschiert.

Sie protestierten damit gegen den neuen Bachelor-Studiengang Sozialwissenschaften.

Die Polizei sicherte die Kundgebung auf der Länggassstrasse. Auf dem Transparent, das an der Spitze des Zugs getragen wurde, forderten die Studierenden auch mehr Mitsprache.

Der neue Studiengang missfällt den Studierenden, weil die darin vorgesehene Kombination von Soziologie, Politikwissenschaft und Medienwissenschaft ein echtes Soziologiestudium verunmöglichen werde. Es handle sich um einen "Wischiwaschi-Studiengang", heisst es in einer Medienmitteilung der Fachschaft Soziologie.

Die Studierenden weisen auch darauf hin, dass seit Längerem zwei Lehrstühle der Soziologie unbesetzt sind und vor Kurzem die Inhaberin des dritten, Prof. Claudia Honegger, gekündigt hat. In einem Interview mit der Zeitung "Der Bund" vom Dienstag sprach die Professorin von einer "unüberlegten Hauruck-Übung".

Das Rektorat teilte am Mittwoch mit, schon 2004 habe eine externe Evaluation der Sozialwissenschaften ergeben, dass die Mittel nicht genügten, um die drei Bereiche selbständig weiterzuführen. Nach der Aufhebung des bisherigen Angebots im Bereich Medienwissenschaften sei der Entscheid für den gemeinsamen Studiengang gefallen.

2007 habe die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät den entsprechenden Auftrag erhalten, 2008 habe der Regierungsrat das Vorgehen gutgeheissen. Der Auftrag sei aber durch Widerstand aus der Soziologie systematisch verzögert worden. Um klare Verhältnisse zu schaffen, werde der Studiengang im Herbst eingeführt. (ase/sda)

--------------
UNI ZH
--------------

Tagesanzeiger 14.5.09

Lebenslänglich von Uni ausgeschlossen

Zürich. - Die Universität Zürich will gegen Querulanten in der Studentenschaft hart vorgehen. Bei schweren disziplinarischen Vergehen soll neu ein lebenslanger Ausschluss vom Studienbetrieb möglich sein. Die bisherige Höchststrafe beträgt sechs Semester. Das letzte Wort hat der Universitätsrat, der von Bildungsdirektorin Regine Aeppli (SP) präsidiert wird. Die Uni versichert, die Massnahme sei keine Reaktion auf den jüngsten Studentenprotest gegen Nestlé-Chef Peter Brabeck. Auslöser sei, dass die Plagiate bei Studentenarbeiten zunähmen. Verschärfungen fordert auch SVP-Kantonsrat Claudio Zanetti. Bei den Studenten stösst die geplante Neuerung auf Skepsis. (sth)

Härtere Strafen für Studenten, Seite 11

--

Uni Zürich plant härtere Strafen für Querulanten

Die Uni Zürich will Störenfriede härter anpacken. Neu soll ein lebenslanger Ausschluss vom Campus möglich sein. Die Uni sagt, dies sei keine Reaktion auf den jüngsten Studentenprotest.

Von Stefan Häne

Zürich. - Uni-Rektor Andreas Fischer zeigt sich nach dem Auftritt von Peter Brabeck am Dienstagabend erleichtert (TA von gestern): "Ich bin froh, dass alles friedlich abgelaufen ist." Die Verbalattacke eines jungen Mannes im Vortragssaal - er beschimpfte Brabeck als "Mörder mit Krawatte" - hat Fischer zwar nicht gern gehört. Der Rektor betont jedoch, dass an der Universität Zürich Rede- und Meinungsfreiheit herrsche und Brabeck professionell reagiert habe: Der Nestlé-Chef habe auf eine "unsachliche Frage sachlich geantwortet".

Die Universität weiss nicht, ob es sich beim Provokateur um einen ihrer Studenten gehandelt hat. Die Zuhörer mussten, wie die Journalisten, vor dem Vorlesungssaal eine rigorose Kontrolle durch Sicherheitskräfte über sich ergehen lassen, aber keine Personalien angeben.

Auch SVP-Politiker will Neuerungen

Störaktionen an der Universität beschäftigen auch die Politik. SVP-Kantonsrat Claudio Zanetti (Zollikon) fordert mit einer parlamentarischen Initiative eine Ergänzung des Universitätsgesetzes. Studenten, die einen Referenten an einem Auftritt hindern oder einen Vortrag in schwerwiegender Weise stören, sollen mit einem Ausschluss von der Universität bestraft werden. Im geltenden Gesetz ist heute bloss die Rede von wiederholten Verstössen gegen die vom Universitätsrat erlassene Disziplinarordnung.

"Es darf nie wieder vorkommen, dass ein Gastredner seinen Auftritt wegen Sicherheitsbedenken absagen muss", sagt Zanetti und spielt damit auf Novartis-Chef Daniel Vasella an, der im April aus diesem Grund der Uni Zürich fernblieb. Kontroversen begrüsst Zanetti ausdrücklich. Es sei zwar abwegig, Brabeck als Mörder zu bezeichnen. "Aber es muss erlaubt sein, dies in einer solchen Debatte zu sagen." Zu Zanettis Vorstoss will Uni-Rektor Fischer keine Stellung nehmen.

Auch die Uni Zürich will aufmüpfige und betrügerische Studenten künftig härter anpacken. Derzeit wird die Disziplinarordnung universitätsintern überarbeitet. Sven Akeret, Leiter des Rechtsdienstes, bestätigt entsprechende TA-Informationen. Über die Änderungen entscheiden wird der siebenköpfige Universitätsrat, der die Aufsicht über die Universität ausübt und von Bildungsdirektorin Regine Aeppli (SP) präsidiert wird. Wann dies geschieht, steht noch nicht fest.

Maximalstrafe bislang sechs Semester

Einer der zentralen Punkte: Laut Akeret soll die Universität Zürich neu die Möglichkeit erhalten, Studierende bei "schweren disziplinarischen Verfehlungen" komplett vom Universitätsbetrieb auszuschliessen. Bislang betrug die maximale Strafhöhe sechs Semester. Bei welchen Vergehen der Rauswurf droht, kann Akeret nicht abschliessend aufzählen. Denkbar sei dies bei Strafdelikten wie schwerer Körperverletzung, ebenso bei wiederholten Fällen von Plagiaten. Akeret versichert, diese Verschärfung sei keine Reaktion auf die jüngsten Studentenproteste. Ursache dafür ist vielmehr die "erhebliche Zunahme" der Plagiate bei Arbeiten der Studierenden, wie er sagt.

Auf Skepsis stösst die geplante Neuerung bei der Gruppierung "Uni von unten", die den Widerstand gegen Brabeck organisiert hat. Verschärfte Sanktionen dürften keinesfalls zu einem Disziplinierungsmittel für politisch engagierte Studierende werden, warnt eine Sprecherin. Friedliche Proteste müssten weiter uneingeschränkt erlaubt bleiben.

----------------------------------
RABE-INFO 14.5.09
----------------------------------

RaBe- Info 14. Mai 2009

- Soziologie Studenten gehen auf die Strasse
- Europa soll die Sonnenenergie nutzen
- Stadtrundgang beleuchtet den Westen Berns
http://www.rabe.ch/pod/get.php?web=RaBe-Info-2009-05-14-54817.mp3

----------------------------
PROMILLE-HESS
----------------------------

Blick 14.5.09

Der Suff-Unfall von SVP-Hess

Wer zahlt eigentlich die 60 000 Franken?

Von  Hannes Heldstab

Teure Blaufahrt mit Frontal-Crash für den Berner SVP-Stadtrat Erich J. Hess (28): Wegen Alkohol am Steuer kommen zum Billettentzug noch Busse und Regressforderungen der Versicherungen.

Sein Billett ist Erich J. Hess, der Präsident der Jungen SVP Schweiz, los. Seit er am Sonntag mit dem Geländewagen von SVP-Kollege Thomas Fuchs (43) einen Familien-Van rammte (im BLICK).

Denn nach dem Crash mass die Polizei bei Hess 0,9 Promille. Ausserdem gilt er wohl als Verursacher des Unfalls. Er war offensichtlich zu schnell unterwegs, als es ihn in einer Kurve im Stadtberner Murifeld auf die Gegenspur zog - frontal auf den Peugeot-Van zu.

Das wird teuer für LKW-Chauffeur Hess. Denn der SsangYong-Geländewagen von Kollege Fuchs war noch gut 20 000 Franken wert. Der fast neue Peugeot des anderen Fahrers war sogar gut 40 000 Franken wert. Beide futsch - macht zusammen gut 60 000 Franken Schaden. Wer zahlt das?

Der SsangYong gehörte Fuchs. Und der gilt womöglich als mitverantwortlich, auch wenn er von Hess' Alkoholkonsum "gar nichts gemerkt" haben will. "Seine Haftpflicht zahlt den Schaden am andern Auto, wird aber bis 40 Prozent davon bei Fahrzeughalter Fuchs zurückfordern", sagt Jürg Erb (42), Schaden-Spezialist der Berner "Mobiliar". "Oder sie fordert es direkt vom Unfallverursacher Hess."

Und Fuchs' eigenes Auto? Darauf hat er Vollkasko. Doch auch da kann die Versicherung die Leistungen bis zu 40 Prozent kürzen. Experte Erb: "Es nützt Fuchs auch nichts, wenn er gegen sogenannte Grobfahrlässigkeits-Rückgriffe versichert wäre. Denn bei Alkohol am Steuer muss der fehlbare Lenker zahlen."

Fuchs kann bei Hess also die folgenden "Schadenposten" geltend machen: Vollkasko-Selbstbehalt, Bonusverlust, Grobfahrlässigkeits-Abzug aus Vollkasko und Motorfahrzeughaftpflicht.

Das macht gut und gern 25 000 Franken für Hess. Natürlich kann sich Fuchs das Geld auch ans Bein streichen. Aber beim Geld hört die Freundschaft auf. Sagt man.

---

Bund 14.5.09

Erich Hess (JSVP)

Unfall mit Fuchs' Auto

Einem guten Kumpel das Auto ausgeliehen hat schon fast jeder. In gutem Glauben überlässt man ihm das Gefährt - in der Hoffnung, er bringe es ganz wieder zurück. Das dachte auch Thomas Fuchs (svp), als er Erich Hess (jsvp) am Sonntagabend seinen Geländewagen überliess. Der Stadtrat kam mit der schweren Karosse nicht weit: Nahe von Fuchs' Büro an der Jupiterstrasse geriet er auf die Gegenfahrbahn und rammte einen Peugeot frontal. Das berichtete der "Blick" in seiner gestrigen Ausgabe. Unfallverursacher Erich Hess hatte am Vortag den Medien gebeichtet, er habe in angetrunkenem Zustand (0,9 Promille) einen Unfall gebaut. Dass er einen fremden Wagen zu Schrott fuhr, verschwieg der reuige Jungpolitiker ("Bund" von gestern).

Fazit: Fuchs hat den Schaden, Hess den Spott. Und: Hess dürfte nun für einige Zeit ÖV-Benutzer und Fussgänger sein. Fuchs hingegen ist schon wieder motorisiert. Er hat sich einen BMW X3 gekauft - eine Occasion der Stadtpolizei Bülach. (ruk)

---

BZ 14.5.09

MOMENT MAL

Schoggi von Hess

Eigentlich sollte SVP-Stadtrat Erich J.Hess den Umgang mit grossen Fahrzeugen ja gewöhnt sein. Hess ist Lastwagenchauffeur von Beruf. Doch am vergangenen Sonntag dauerte seine Fahrt nur ein paar Sekunden.  Hess prallte mit dem geliehenen Geländewagen seines SVP-Freundes Thomas Fuchs in ein korrekt entgegenkommendes Fahrzeug.

Weil Hess 0,9 Promille Alkohol im Blut hatte, wurde ihm auf der Stelle der Ausweis entzogen.

Hess, ansonsten nicht gerade ein Mann der Demut, zeigte sich für einmal überraschend einsichtig. Er bedauere "diesen Fehltritt ausserordentlich" und habe dem Opfer eine Pralinenschachtel geschenkt, schrieb Hess in einem Brief an die Redaktionen. Wie schön!

 Doch was heisst das nun für all die Politiker, denen der SVP-Haudegen im Parlament regelmässig und ziemlich heftig an den Karren fährt? Und was ist eigentlich mit den Asylbewerbern, die Hess einmal mit einer Ameisenplage verglichen hatte?

Hätten die nicht mindestens auch eine Tafel Schokolade verdient?
Martin Arn


---

20min.ch 14.5.09

Gefallene Politiker

Wenn Politiker trinken, koksen und schmuggeln

von Lukas Mäder

Der Jungpolitiker Erich Hess, der alkoholisiert einen Unfall gebaut hat, ist kein Einzelfall: Immer wieder fahren Politiker betrunken Auto oder konsumieren Kokain. Doch solche Verfehlungen bedeuten nicht unbedingt das Ende einer politischen Karriere.


Erich Hess verursachte am Sonntag betrunken einen Unfall mit einem geliehenen Auto (20 Minuten Online berichtete). Seinen Fahrausweis ist der Präsident der Jungen SVP los. Vor ihm gerieten bereits andere Politiker aus dem gleichen Grund mit dem Gesetz in Konflikt. Beinahe notorisch waren die Verfehlungen des Tessiner Ständerats Filippo Lombardi (CVP). Er wurde mehrmals erwischt, wie er alkoholisiert beziehungsweise mit überhöhter Geschwindigkeit Auto fuhr. Sechsmal musste er seinen Führerausweis abgeben - und fuhr trotzdem weiter. 2005 schliesslich verursachte er auf der Autobahn bei Horgen (ZH) einen Unfall mit mindestens 0,6 Promille im Blut. Damals gelobte er, nie mehr ein Auto zu lenken und lässt sich seither chauffieren.

CVP will keine Parlamentarier im Gefängnis

Da Lombardi knapp einer unbedingten Gefängnisstrafe entging, ging seine politische Karriere weiter. Er hatte mit seiner Partei, der CVP, ausgemacht, dass er von seinem Ständeratsamt zurücktreten würde, falls er für seine Vergehen ins Gefängnis müsse. Die CVP vertrat die Ansicht, dass eine unbedingte Gefängnisstrafe nicht vereinbar sei mit einem Sitz in Bundesbern. Die Tessiner Bevölkerung sah ebenfalls keinen Grund Lombardi abzusetzen. Im Herbst 2007 wurde er - wenn auch nicht im ersten Wahlgang - für eine dritte Amtszeit in die kleine Kammer gewählt.

Die Liste der fehlbaren Autofahrer aus der Politik ist lang: Im Herbst 2003 verursachte der damalige jurassische CVP-Nationalrat François Lachat mit überhöhter Geschwindigkeit einen Unfall. Der Alkoholpegel war mit 0,3 Promille zwar im gesetzlichen Limit. Doch bei den Wahlen im Oktober 2003 verlor er seinen Sitz in Bern. Das gleiche Schicksal ereilte den Berner FDP-Nationalrat Marc F. Suter, der im April 2003 mit 1,3 Promille erwischt wurde. Seit Ende 2003 sitzt er nicht mehr im Nationalrat.

Wiederwahl trotz Alkoholprobleme in Neuenburg

Mehrmals Schlagzeilen wegen ihres Alkoholkonsums machte die Neuenburger SP-Politikerin Valérie Garbani: Mit 1,1 Promille war sie 2003, damals noch Nationalrätin, mit dem Auto unterwegs. Im Frühling 2008 randalierte Garbani - inzwischen in der Neuenburger Stadtregierung - in betrunkenem Zustand und beleidigte darauf zwei Polizisten. Trotzdem wurde sie zwei Wochen später wiedergewählt. Sie stiess offenbar bei der Bevölkerung auf Mitgefühl mit ihrer Aussage, dass ihr Alkoholkonsum auf die schwierigen persönlichen Umstände zurückzuführen sei. Ihr Lebenspartner schlage sie. Doch nach einem neuerlichen Zwischenfall mit der Polizei kündigte sie im März 2009 ihren Rücktritt an.

Nicht nur mit Alkohol, sondern auch mit härteren Drogen fallen Politiker auf. Bereits in den 1990er-Jahren war der Tessiner Lega-Mann Giuliano Bignasca für seinen Kokain-Konsum bekannt. Er musste deswegen sogar eine Haftstrafe in Halbgefangenschaft absitzen. Probleme mit seiner Partei hatte er deswegen nicht: Er war Mitbegründer der Lega dei Ticinesi. Abrupt endete dafür die politische Karriere des früheren Walliser Grossrats Xavier Bagnoud von der CVP. Im Mai 2008 tauchte ein Video auf, das ihn beim Konsum eines weissen Pulvers zeigte. Inzwischen hat Bagnoud sein Amt niedergelegt und ist aus seiner Partei ausgetreten.

Reue und eine flachgepresste Uhr

Eher im Bereich der kuriosen Gesetzesübertretungen bewegte sich der Aargauer SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner - zumal er seine Straftat nicht ohne Stolz in einem Zeitungsinterview bekannt machte. Giezendanner hatte aus den Ferien eine gefälschte Armbanduhr mitgebracht. Die Einfuhr von Fälschungen ist aber seit Mitte 2008 auch strafbar, wenn es nur für private Zwecke geschieht. Giezendanner löste heftige Kritik des Markenverbandes aus. Er zeigte sich reuig und vernichtete die gefälschte Uhr - unter seiner Werkstattpresse.

-----------------------------------------------
STADTRATS-SITZUNG 14.5.09
-----------------------------------------------

bern.ch 14.5.09

Stadtratssitzung (Traktanden)
Donnerstag, 14. Mai 2009 17.00 Uhr und 20.30 Uhr
Sitzungssaal im Rathaus

NEUE LISTE///Die Stadtratssitzung ist öffentlich zugänglich (Besuchertribüne)

Traktanden

(...)
 
2. Dringliche Interpellation Fraktion GLP (Michael Köpfli, GLP): Warum wird den Berner Stimmberechtigten am 17. Mai eine Alternativabstimmung zum "Progr-Verkauf" unterbreitet, nachdem der Stadtrat eine Variantenabstimmung beschlossen hat und ist dieses Vorgehen überhaupt zulässig? (PRD: Tschäppät) 09.000153
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000153/gdbDownload

(...)

9. Interpellation Rolf Zbinden (PdA): Notbremse für die anmassende Öffentlichkeitsarbeit von PINTO (BSS: Olibet)     08.000363
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/08.000363/gdbDownload
 
10. Postulat Fraktion GB/JA! (Hasim Sancar, GB/Lea Bill, JA!) Was hat Police Bern gebracht? Zwischenbilanz aus der Sicht der Stadt Bern (SUE: Nause) 08.000330
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/08.000330/gdbDownload

11. Interpellation Fraktion SP/JUSO (Corinne Mathieu, SP): Police Bern - Welche Bilanz zieht der Gemeinderat nach einem Jahr Einheitspolizei? (SUE: Nause) 08.000331
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/08.000331/gdbDownload
 
12. Interpellation Fraktion SP/JUSO (Ruedi Keller, SP): Police Bern: Wer kontrolliert die polizeilichen Leistungen? (SUE: Nause) 08.000332
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/08.000332/gdbDownload

13. Interpellation Fraktion SP/JUSO (Beat Zobrist, SP): Police Bern: Warum muss die Stadtberner Bevölkerung die Sicherheit für alle bezahlen? (SUE: Nause) 08.000333
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/08.000333/gdbDownload

14. Interfraktionelle Motion GB/JA!, SP/JUSO (Franziska Schnyder/Catherine Weber, GB/Giovanna Battagliero, SP) und Daniele Jenni (GPB) vom 23. November 2006: Police Bern: Die gesetzliche Regelung ist unbefriedigend; Begründungsbericht (SUE: Nause) 06.000312
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/06.000312/gdbDownload

15. Interfraktionelle Motion SVP/JSVP, FDP mit CVP (Reto Nause, CVP/Beat Schori, SVP/Philippe Müller, FDP): Videoüberwachung zur Vorbeugung und Aufklärung krimineller Handlungen (SUE: Nause) 08.000262
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/08.000262/gdbDownload

(...)

------------------
POLICE BE
-----------------

police.be.ch 14.5.09

10 Jahre Polizeihauptwache Ost

pkb. Zum 10-jährigen Bestehen lädt die Polizeihauptwache Ost am kommenden Samstag die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür ein.

Die Polizeihauptwache Ost an der Brunnadernstrasse 42 feiert am Samstag, 16. Mai 2009, ihr 10-jähriges Bestehen - Grund genug, den Anlass gemeinsam mit der Quartierbevölkerung zu feiern.

Im Rahmen des Reorganisationsprojektes APOLLO der Stadtpolizei Bern wurden vor zehn Jahren die damaligen Polizeiwachen Kirchenfeld und Nordquartier vom personell starken Polizeistützpunkt abgelöst. In der Polizeihauptwache Ost arbeiten heute knapp 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie stellen die polizeiliche Grundversorgung in den Quartieren östlich der Aare sicher und sorgen für Sicherheit und Ordnung. Ferner ist die Polizeihauptwache Ost auch Stützpunkt des Botschaftsschutzes, welcher für die Sicherheit der ausländischen diplomatischen und konsularischen Vertretungen in der ganzen Region Bern verantwortlich ist.

Die Mitarbeitenden der Polizeihauptwache Ost freuen sich, das 10-jährige Jubiläum gemeinsam mit der Bevölkerung feiern zu dürfen. Die Türen sind zwischen 0900 Uhr und 1600 Uhr für einen Blick hinter die Kulissen geöffnet.

Für Gross und Klein sind Attraktionen vorbereitet: So finden um 1100 Uhr und um 1400 Uhr Vorführungen mit Polizeihunden statt, die Abläufe am Arbeitsplatz einer Polizei-Einsatzzentrale werden gezeigt, in einem Film wird die Kantonspolizei vorgestellt, auch der Ballonwettbewerb fehlt nicht, und mit der Festwirtschaft ist fürs leibliche Wohl gesorgt.

(fm)

-----------------------------
BUNTES BIGLEN
-----------------------------

wochen-zeitung.ch 14.5.09
Wochenzeitung für das Emmental und Entlebuch

Aktivitäten extremistischer Gruppen

Biglen: Katz-und-Maus-Spiel von links- und rechtsextremen Gruppen

14.05.2009 Am Samstag hat in Biglen eine linksextreme Gruppe gegen rechte Gewalt demonstriert. Eine Woche zuvor wurde ein jugendlicher Autonomer bei einem Angriff Rechtsextremer verletzt.

Bruno Zürcher

 "Biglen bunt statt braun", lautete das Motto einer unbewilligten Kundgebung, die mittels Flugblätter angekündigt wurde. Rund 80 Jungendliche und junge Erwachsene haben am Umzug durch das Dorf Biglen teilgenommen. Die Kantonspolizei Bern überwachte die Demonstration, ohne je eingreifen zu müssen.
Anlass zum Umzug der linken Szene gab die gewaltätige Auseinandersetzung vom 2. Mai. Wie Kantonspolizei Bern damals mitteilte, wurde eine Gruppe Linksextremer beim Bahnhof in Biglen von zehn bis 15 Angehörigen der rechten Szene "erwartet", worauf es zu Schlägereien kam. Ein 16-jähriger Angehöriger der linken Szene wurde dabei verletzt. Ein zweiter Grund für die Präsenz der linken Szene ist, dass eine Person aus dem Umfeld der Partei National Orientierter Schweizer, PNOS, in Biglen wohnt.

Typisches Verhalten

Dass nun die linke und rechte Szene um die Vorherrschaft in einer Region "kämpfen", überrascht Hans Stutz, Beobachter der rechtsextremen Szene, nicht. "Das geschieht meist in jenen Gegenden, wo beide Seiten in der Öffentlichkeit präsent sein wollen." Die rechtsextreme Szene sei im Kanton Bern vor allem in drei Regionen aktiv, sagt Stutz: Im Berner Oberland, Langenthal und im Raum Burgdorf-Emmental. "Während der rechtsextremen Szene vor allem Menschen mit groben Handwerksberufen angehören, setzt sich die Antifa vor allem aus Studenten und Jugendlichen, die weiterführende Schulen besuchen, zusammen", erklärt Hans Stutz.
"Es muss davon ausgegangen werden, dass sich die gegenseitigen Provokationen fortsetzen und sich aus der Situation heraus Gewaltexzesse entwickeln können", schätzt die zuständige Stelle der Kantonspolizei die Situation im Kanton Bern ein. Vor allem schlecht organisierte Cliquen der rechtsextremen Szene seien nach wie vor sehr gewaltbereit.

Rechtextreme im Fokus Linksextremer

Die linksextreme Szene werde auch in Zukunft ihre Kontrahenten der rechtsextremen Szene im Fokus behalten und bemüht sein, diesen hier und da ein Schnippchen zu schlagen.
In Biglen und den umliegenden Gemeinden werden seit mehreren Jahren Aktivitäten links- und rechtsextremistischer Gruppen registriert. Wie Walter Staub, Leiter der Jugendfachstelle Konolfingen, erklärt, fühlten sich vor allem Jugendliche von solchen Gruppen angezogen, die über eine mangelhafte Sozialkompetenz verfügten, schlechte Zukunftsaussichten hätten sowie solche, die nach Halt und Führung in einer Gruppe suchten. Als Prävention werde in den Schulen Rassismus thematisiert, sagt Staub. Hilfe biete unter anderen die Beratungsstelle "gggfon" (siehe Kasten)

Weniger Zusammenstösse

Wie viele Personen gehören schweizweit der links- und rechtsextremen Szene an?

Bei der rechtsextreme Szene besteht der harte Kern aus zirka 1300 Personen, denen noch um 600 Mitläufer zuzurechnen sind.
Die linke Szene besteht aus einer Vielzahl ideologisch unterschiedlicher Gruppen mit etwa 2000 Zugehörigen. Hierbei sind Sympathisanten des Schwarzen Blocks, die ereignisbezogen dazu stossen, nicht berücksichtigt.

Wie entwickeln sich die beiden Szenen?

Eine bedeutende Rolle innerhalb der rechtsextremen Szene spielen nach wie vor Musik und das Internet. Zudem zeigt sich, dass die Szene selbstbewusster auftritt.
Bei der linksextremen Gruppen dominiert der Kampf gegen den "Faschismus", wobei der Trend zur Gewaltanwendung ungebrochen ist. Linksextremismus ist ein Sammelbegriff für Kommunismus, Marxismus, Leninismus, Teile des Sozialismus und Anarchismus. Gemeinsam ist ihnen das Ziel, den Kapitalismus zu zerschlagen.

Gibt es mehr gewaltsame Ausein andersetzungen zwischen den beiden extremistischen Bewegungen?

In den Jahren 2007 und 2008 nahm die Zahl der gewalttätigen Konfrontationen zwischen Rechts- und Linksextremen ab. Es ist noch unklar, ob dieser Trend anhält oder ob es sich um eine statistische Schwankung handelt. Seit dem Jahr 2006 spielt in der Schweiz das Internet zusätzlich eine Rolle bei den Konfrontationen: Links- wie Rechtsextreme dringen in die Netzwerke der Gegenpartei ein. Zum Teil werden auch elektronische Daten manipuliert.

Stellen diese Gruppen eine Gefahr für die Gesellschaft dar?

Sie bedrohen die innere Sicherheit der Schweiz nicht allgemein, beeinträchtigen aber punktuell und lokal die öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit.

Wie sollen sich Eltern verhalten, wenn sie Verdacht schöpfen, dass ihre Kinder, in solchen Kreisen verkehren?

Sie sollen das Gespräch mit ihren Jugendlichen suchen und versuchen die Attraktivität des Extremismus zu mindern. Hilfe bietet die Aktion "Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus" (Tel. 031 333 33 40). Die Stelle richtet sich an Personen, die aus der extremistischen Szene aussteigen möchten, aber auch an Opfer solcher Gewalt.

Die Angaben stammen von der Direktion "Dienst für Analyse und Prävention" beim Bund sowie von der Kantonspolizei Bern.

------------------------------------------------
GASSENKÜCHE LANGENTHAL
------------------------------------------------

BZ 14.5.09

Langenthal

Löst ein Fixerstübli Probleme?

Esther Schönmann kämpft für Drögeler und Alkoholiker. Die Gründerin der Gassenküche fordert jetzt ein Fixerstübli in Langenthal.

 Seit fünf Jahren verteilt Esther Schönmann auf Langenthals Gassen warme Mahlzeiten und Lebensmittel an Drögeler, Alkoholiker und psychisch kranke Menschen. Die Gründerin der Gassenküche macht ihre Arbeit gern - nach wie vor.

Doch die Probleme auf Langenthals Gassen verschärfen sich. Es profitieren immer mehr Randständige vom Essensangebot. Zeitweise sind es bis zu 70 Leute, die eine warme Mahlzeit wollen. Hinzu kommt: Den Drögelern und Alkoholikern gehts gesundheitlich immer schlechter. Deswegen schlägt Esther Schönmann jetzt Alarm: Sie fordert ein Daheim für ihre Schützlinge - ein Alkistübli oder ein Fixerstübli. Sie hofft, so die Verwahrlosung auf Langenthals Gassen aufhalten zu können.

Mit ihrem Anliegen gelangte Esther Schönmann auch an Kurt Bachmann, den Chef der Psychiatrie des Langenthaler Spitals. Und dieser war schockiert ob den Berichten von der Front. Nun soll Anfang Juni ein Gespräch stattfinden: Mit dabei ist auch Adrian Vonrüti, der Leiter des städtischen Sozialamts.baz

Seite 21

--

Langenthal

Gassenküche fordert Fixerstübli

Esther Schönmann schlägt Alarm: Drögeler und Alkoholiker in Langenthal verwahrlosen immer mehr. Seit fünf Jahren betreibt Schönmann die Gassenküche auf dem Wuhrplatz. Jetzt fordert sie Hilfe von der Stadt: ein Fixerstübli.

Eine psychisch kranke Frau ersticht im Wahn ihre beiden Büsi. Der Arzt weist die Langenthalerin in die Psychiatrie ein. Nach ein paar Tagen wird die Frau entlassen - obwohl es ihr nicht gut geht: Kurz darauf zündet die psychisch gestörte Frau ihre eigene Wohnung an.

"So geht es nicht weiter"

Esther Schönmann (66) hat das Drama hautnah miterlebt. Seit fünf Jahren betreibt die Aarwangerin in Langenthal die Gassenküche - für Menschen, die den Tritt im Leben nicht finden: für Drögeler, Alkoholiker, psychisch Kranke (siehe Kasten). Schönmann macht ihre Arbeit auf der Gasse gern. "Wir sind wie eine grosse Familie", sagt sie.

Doch jetzt hat sie genug: "So geht es nicht weiter." Schönmann fordert Hilfe von der Stadt Langenthal. Ihr Vorschlag: Die gut 30 Drögeler, Alkoholiker und psychisch Kranke, die sich im Pärkli an der Langete beim Coop treffen, brauchen ein neues Daheim: "ein Alkistübli oder ein Fixerstübli".

Offene Szene wird grösser

Von einer solchen Anlaufstelle erhofft sich Schönmann viel: "Sie stoppt die Verwahrlosung." Denn immer öfter spielen sich gemäss Schönmann in Langenthal Dramen auf der Gasse ab. Die Frau, die ihre Büsi erstochen hat, ist kein Einzelfall. Vor kurzem rettete Schönmann einen Mann, der sich erhängen wollte. Er hat die vom Arzt verschriebenen Medikamente alle auf einmal eingenommen.

Mit ihren Erlebnissen fühlt sich Schönmann im Stich gelassen - vor allem von der Stadt. "Die Sozialarbeiter sehen die Realität nicht. Sie betreuen ihre Klienten im Büro." Und Schönmann vermisst auch "Gespräche und Zuneigung". Mehr noch: Die offene Drogen- und Alkoholikerszene in Langenthal wird grösser. Zurzeit nehmen bis zu 70 Personen das Angebot der Gassenküche in Anspruch. Und die Gesundheit der Bedürftigen hat sich massiv verschlechtert: Viele haben Wunden an den Beinen, Ekzeme an den Händen. Die Sucht macht sie kaputt.

Einen ersten Schritt hat Esther Schönmann bereits gemacht. Sie hat Kurt Bachmann erzählt, was sich auf der Gasse abspielt - der Chef der Psychiatrie des Spitals Langenthal ist schockiert: "Wir können nicht mehr wegschauen", sagt er. "Wir dürfen Esther Bachmann jetzt nicht alleine lassen."

Überlastete Sozialarbeiter

Deswegen steht Anfang Juni eine Sitzung an: Nebst Schönmann und Psychiater Bachmann werden auch ein Vertreter der Suchtberatung Contact Netz und Adrian Vonrüti teilnehmen. Der Leiter des städtischen Sozialamts bietet Hand für eine Zusammenarbeit. Doch vorerst ist er "gespannt, was Esther Schönmann an der gemeinsamen Sitzung erzählen wird".

Und was hält er von einem Fixerstübli? "Das kann ich derzeit nicht beurteilen", sagt Vonrüti. "Doch bevor wir etwas Neues schaffen, müssen wir uns fragen: Warum erreichen wir mit den bestehenden Angeboten das Ziel nicht?" Zudem sei zu klären, ob Esther Schönmann alle Stellen kenne, an die sie sich bei Problemen wenden könne.

Die Kritik an den Sozialarbeitern lässt Vonrüti nicht gelten: "Die psychosoziale Betreuung ist nicht ihre Aufgabe." Er verweist auf die hohe Arbeitsbelastung: Ein Sozialarbeiter betreut gut 100 Klienten. "Für den Einzelfall bleibt wenig Zeit."

Schönmann macht weiter

Für Esther Schönmann sind solche Worte ein schwacher Trost. Doch trotz des Frusts, der sich in den letzten Jahren angestaut hat: Sie will weitermachen mit der Gassenküche - "solange ich gesund bin".

Dominik Balmer

----------------------------
NESTLÉ-SPITZEL
----------------------------

WoZ 14.5.09

Nestlégate

Etappensieg

Das Strafverfahren gegen Nestlé und Securitas wegen der Einschleusung zweier Spioninnen bei der Gruppe Attac Waadt wird doch nicht eingestellt. - Die Waadtländer Anklagekammer hat einen Rekurs von Jean-Michel Dolivo, dem Anwalt von Attac, teilweise gutgeheissen. Das Dossier geht jetzt zurück ans Untersuchungsrichteramt. Dieses muss von Nestlé und Securitas die Herausgabe weiterer Beweisstücke verlangen, etwa zum Mandatsverhältnis zwischen Nestlé und Securitas und zum Einsatz der erst im November enttarnten zweiten Spionin bei Attac.

"Der Entscheid zeigt, dass die Kritik am Untersuchungsrichter Jacques Antenen berechtigt war", sagt Dolivo. Attac hatte Antenen vorgeworfen, ein eigentliches Entlastungsverfahren zu führen. So habe er systematisch Beweisanträge von Attac abgelehnt und die Aussagen der beiden Firmen für bare Münze genommen. Antenen wird sich nun nicht mehr persönlich mit dem Fall befassen. Er wurde diese Woche zum Kommandanten der Waadtländer Kantonspolizei ernannt. Neben dem Strafverfahren läuft derzeit auch ein Zivilverfahren gegen Nestlé und Securitas. In einer Verfügung vom April stellt der Lausanner Richter Jean-Luc Genillard fest, die Infiltrierung von Attac sei unzulässig gewesen und habe die Privatsphäre der Mitglieder und der Organisation verletzt. Im Fall einer weiteren Securitas-Spionin, die der Groupe Anti-Répression (GAR) infiltriert hatte, ist ein separates Strafverfahren weiter hängig. dg

---

Tagesanzeiger 14.5.09

Gegen Nestlé muss neu ermittelt werden

In der Attac-Spitzelaffäre haben die ausspionierten Klägerinnen einen Teilsieg errungen: Ein Waadtländer Gericht hob die Einstellung der Strafuntersuchung auf.

Von Richard Diethelm, Lausanne

Auf den Waadtländer Untersuchungsrichter Jacques Antenen fallen in dieser Woche Licht und Schatten. Am Montag ernannte der Staatsrat den 53-Jährigen zum neuen Kommandanten der Kantonspolizei. Gestern musste der scheidende Untersuchungsrichter eine Schlappe einstecken. Die kantonale Anklagekammer hob die Einstellung einer Strafuntersuchung gegen Securitas und Nestlé auf, die Antenen im Februar beschlossen hatte.

Der Untersuchungsrichter war nach seinen Ermittlungen zum Schluss gekommen, die Sicherheitsfirma und der Nahrungsmittelmulti hätten das Strafrecht nicht verletzt, als sie während und nach dem G-8-Gipfel von 2003 in Evian die Globalisierungsgegner von Attac Waadt und Autorinnen eines Nestlé-kritischen Buchs ausspionierten. Das Vorgehen von Securitas und Nestlé sei lediglich ethisch zu kritisieren. In Bezug auf das Datenschutzgesetz hielt Antenen die Taten der weiblichen Spitzel für verjährt.

Rechtsverweigerung vorgeworfen

Attac gab sich gestern "hocherfreut", dass die Anklagekammer ihren Rekurs teilweise guthiess und die Strafuntersuchung neu aufgenommen werden muss. Sie warf dem Untersuchungsrichter "Rechtsverweigerung" vor. Antenen sei gutgläubig der Argumentation des mächtigen Duos Nestlé und Securitas gefolgt.

Die Urteilsbegründung steht noch aus. Aber es liegt nahe, dass das Gericht der Staatsanwaltschaft gefolgt ist. Diese hatte im Rekursverfahren gemäss Auskunft von Substitutin Anne-Catherine Page bemängelt, dass die Untersuchung insbesondere in Bezug auf die Dauer der Bespitzelung "nicht umfassend" geführt wurde. Securitas hatte nämlich drei weibliche Spitzel auf Attac und ihr Umfeld angesetzt. Eine der Frauen soll bis September 2008 aktiv gewesen sein.

Zudem schloss die Staatsanwaltschaft eine Verletzung des Strafrechts und des Datenschutzgesetzes nicht von vornherein aus. Die von Attac geforderten Hausdurchsuchungen in Büros von Securitas und Nestlé, die mit der Ausspionierung zu tun hatten, hielt die Staatsanwaltschaft jedoch für unnötig. Ebenso Sprachanalysen von Tonbandaufzeichnungen, die Attac verlangt. Deshalb habe man dem Gericht beantragt, den Rekurs nur teilweise gutzuheissen, sagte Page.

---

Le Temps 14.5.09

Espionnage d'Attac: le dossier renvoyé au juge d'instruction

Le Tribunal d'accusation annule le non-lieu rendu par le juge d'instruction cantonal Jacques Antenen en faveur de Securitas et Nestlé et exige des vérifications suplémentaires

Denis Masmejan

La justice vaudoise n'en a pas fini - pas encore du moins - avec l'affaire de l'infiltration d'Attac Suisse par Securitas pour le compte de Nestlé, révélée par le magazine de la TSR Temps présent en juin 2008.

Dans une décision reçue mardi par les parties, le Tribunal d'accusation vaudois a annulé le non-lieu prononcé par le juge d'instruction cantonal Jacques Antenen en février dernier. Le dossier lui est renvoyé afin qu'il procède à des vérifications supplémentaires et rende une nouvelle décision.

Il n'est pas certain que ces nouvelles investigations soient conduites par Jacques Antenen en personne, le juge d'instruction cantonal venant d'être nommé à la tête de la police vaudoise - le jour même, ironiquement, où l'arrêt du Tribunal d'accusation était notifié.

Rien ne dit que le non-lieu initial ne sera pas finalement confirmé. Les considérants ne sont pas encore connus, mais pour l'avocat des plaignants, Me Jean-Michel Dolivo, qui s'est exprimé mercredi lors d'une conférence de presse d'Attac-Suisse, c'est l'instruction "lacunaire", épousant "très largement" la version des prévenus, menée par le magistrat chargé de l'enquête que l'instance de recours a sanctionnée.

Me Dolivo relève que dans les déterminations que le Ministère public a adressées au Tribunal d'accusation, le parquet a estimé que l'enquête devait être complétée sur certains points. Notamment pour vérifier si les infractions entrant en ligne de compte étaient, en tout ou en partie, prescrites. Une éventuelle violation de la loi fédérale sur la protection des données serait soumise à un délai de prescription plus court, en effet, qu'un délit puni par le Code pénal, mais celui-ci ne réprime pas spécifiquement les comportements imputés à Securitas sauf si, notamment, des enregistrements de conversations ou des prises de vue ont été effectués à l'insu d'Attac.

"Nous avions l'impression d'être au pays du mensonge officiel, et le Tribunal d'accusation vient de dire stop", s'est félicité l'avocat, qui entend demander à nouveau des expertises pour déterminer dans quelles conditions précises ont été établis les rapports de personnes infiltrées. Pour Attac, cette victoire, même provisoire, est accueillie avec une "très grande satisfaction". Plusieurs représentants du mouvement altermondialiste ont souligné l'importance des enjeux, qui dépassent de loin le litige les opposant à la société privée de sécurité et à la multinationale veveysanne (lire ci-dessous).

Me Dolivo s'est également réjoui des considérants, qu'il n'a reçus que le mois dernier, de la décision par laquelle la justice civile refusait, en août 2008, d'ordonner par voie de mesures provisionnelles la confiscation de tout document, enregistrement ou fichier informatique relatif à l'espionnage d'Attac-Suisse en mains de Securitas ou de Nestlé.

Si ses clients n'ont pas obtenu ce qu'ils demandaient, ils ont au moins la satisfaction de pouvoir lire que les agissements dont ils se plaignent étaient "illicites" au sens du droit civil et constituaient une atteinte à leur sphère privée. Si la justice leur refuse des mesures provisionnelles, c'est en raison de l'absence d'une atteinte "imminente et actuelle qui risquerait de causer un préjudice difficilement réparable."

Pour le tribunal, il n'y en a pas moins eu une "violation de la sphère privée". "Nestlé ne peut se prévaloir, comme motif justificatif, d'un intérêt prépondérant de nature privée à faire organiser une certaine surveillance sur des personnes potentiellement dangereuses ou hostiles, à rechercher des informations concernant sa sécurité y compris par infiltration ou espionnage. L'avis du professeur Rainer Schweizer […] mérite d'être suivi: "L'acquisition d'informations est réservée exclusivement aux autorités de l'Etat, qui doit en outre s'en tenir au cadre légal défini.""

L'action civile par laquelle les membres d'Attac qui ont été espionnés demandent réparation de leur préjudice moral est toujours pendante, a indiqué Me Dolivo.

--

Un ordinateur de Greenpeace France pourrait avoir été piraté

Une enquête a été ouverte par le Parquet de Nanterre et l'un des responsables de la sécurité du groupe électrique français EDF a été mis en examen pour s'être rendu complice du piratage de l'ordinateur du directeur des campagnes antinucléaires de Greenpeace

La justice française est actuellement saisie d'une affaire qui rappelle de près l'infiltration dont les altermondialistes vaudois ont été l'objet. Une enquête a été ouverte par le Parquet de Nanterre et l'un des responsables de la sécurité du groupe électrique français EDF a été mis en examen pour s'être rendu complice du piratage de l'ordinateur du directeur des campagnes antinucléaires de Greenpeace.

EDF a nié toute implication dans une opération illégale, renvoyant à des contrats signés avec la société mise en cause, Kargus Consultants, portant sur une activité régulière de veille et d'information en faveur d'EDF, selon le quotidien Le Monde.

Avec la fin de la Guerre froide et la réduction des budgets militaires, le renseignement économique connaît aujourd'hui un essor considérable. De nombreuses sociétés privées spécialisées permettent à d'anciens membres des services de renseignement de se reconvertir dans des activités très lucratives et parfaitement légales si l'information est récoltée à partir de sources accessibles: recouvrement de créances, étude de la solvabilité d'un partenaire, risques politiques, etc.

--

Editorial. Espionnage d'Attac: ne pas cacher l'essantiel.

Denis Masmejan

Le débat sur la légalité de l'infiltration du mouvement altermondialiste Attac en Suisse n'est pas clos. Il vient d'être relancé par l'annulation du non-lieu rendu par le juge d'instruction cantonal vaudois Jacques Antenen, qui blanchissait les collaborateurs de Securitas et de Nestlé impliqués dans l'opération.

Cette décision ne signifie pas que les prévenus devront répondre un jour de leurs actes devant un tribunal. Encore moins qu'ils ont enfreint la loi pénale, qui ne paraît pas avoir, au demeurant, prévu spécifiquement ce type de comportement. Devant la justice civile cependant, les plaignants viennent d'obtenir une reconnaissance, provisoire, du caractère illicite de l'atteinte dont ils ont été les victimes.

Les incertitudes juridiques qui pèsent sur un procédé dont il n'existe semble-t-il aucun précédent ne doivent pas cacher l'essentiel. Quelles que soient les circonstances, l'infiltration d'un mouvement associatif pour le compte d'une entreprise désireuse d'en déceler les intentions ou d'en connaître les actions projetées est intolérable. L'opération commanditée par Nestlé auprès d'Attac est aussi grave et porte atteinte à des valeurs du même poids que si des espions avaient été envoyés au sein d'un parti politique, d'une rédaction ou d'un concurrent de la multinationale pour la renseigner.

Nestlé se sentait-elle menacée au moment où le G8 se tenait à ses portes à Evian, de l'autre côté du lac? Elle pouvait avoir des raisons de le penser, mais devait s'en remettre aux organes de l'Etat chargés de la sécurité. Rien n'empêche une entreprise, précisons-le, de pratiquer le renseignement économique à partir de sources librement accessibles - la presse, Internet, etc. - par exemple pour évaluer la solidité d'un partenaire, celle d'un investissement dans un pays à risque ou, pourquoi pas, pour mieux cerner un mouvement citoyen qui lui serait hostile. Mais l'acquisition d'informations par des moyens dissimulés et contraires, à tout le moins, au droit civil, enfreint une règle du jeu fondamentale qui n'est pas seulement éthique. Elle est indispensable à la défense des libertés individuelles et politiques, sans doute, mais aussi en fin de compte au bon fonctionnement des entreprises elles-mêmes et du marché, incompatible avec l'espionnage privé ou de quelconques barbouzeries.Page 12

---

La Liberté 14.5.09

Attac obtient une nouvelle enquête pénale contre Nestlé et Securitas

Nestlégate ● Le Tribunal d'accusation refuse le non-lieu du juge Antenen, qui aurait minimisé l'espionnage. Attac parle de "l'impression d'un mensonge officiel".

Jérôme Cachin

Drôle de semaine pour le juge d'instruction cantonal Jacques Antenen. Le lundi, il brille sous les flashs pour sa nomination comme nouveau commandant de la Police cantonale vaudoise. Le mercredi, il se fait taper sur les doigts par le Ministère public. Peut-être Jacques Antenen aura-t-il encore le temps de refaire complètement l'enquête sur le Nestlégate depuis le début, comme le lui ordonne le Tribunal d'accusation. Car cet été, il deviendra concrètement le numéro un de la police vaudoise.

Première victoire

Hier, Attac plastronnait en brandissant la décision du Tribunal d'accusation. Ce dernier a partiellement admis le recours de l'organisation altermondialiste. Attac, pour la première fois, obtient gain de cause auprès de la justice. Mais le chemin semble loin d'être fini, l'avocat Jean-Michel Dolivo confirmant la volonté des plaignants d'obtenir des condamnations pour les responsables de l'espionnage, tant chez Nestlé que chez Securitas. "Nous avons l'impression que nous sommes au pays du mensonge officiel et que le Tribunal d'accusation a dit stop!", lance l'avocat.

L'enquête sur l'espionnage opéré par Securitas sur mandat de Nestlé avait démarré après les révélations de "Temps Présent" en juin 2008. Elle s'était soldée par un non-lieu le 12 février dernier. Le Tribunal d'accusation vaudois, dans sa décision datée de lundi, n'a pas exposé les raisons qui l'ont amené à annuler l'ordonnance de non-lieu rendue par Jacques Antenen. Le tribunal "admet partiellement le recours". L'avocat de l'organisation ne peut pas être précis sur ce point. Il peut toutefois faire état du préavis que le Ministère public a rédigé suite au recours d'Attac contre le non-lieu.

Prescription ou pas

Or le Ministère public "dit qu'on ne saurait exclure qu'il y a eu violation du Code pénal de par l'activité de Sara Meylan et des deux autres espionnes", rapporte Me Dolivo. Soit le contraire des conclusions de Jacques Antenen.Pour Attac, l'espionnage n'a pas seulement été le fait de celle qui se faisait appeler "Sara Meylan" à l'époque où un groupe de militants d'Attac rédigeait un livre critiquant la multinationale de Vevey (2003-2004). Il a ensuite été l'œuvre d'une seconde employée de Securitas, dès 2005 et jusqu'en septembre 2008. Une troisième femme, qui aurait infiltré le Groupe antirepression de Lausanne, aurait également espionné des activités d'Attac.

Le Ministère public demande des compléments d'enquête pour connaître la durée de l'espionnage. Cet élément est déterminant pour établir s'il y a une prescription des faits. "Le dossier n'établit pas clairement quand la deuxième taupe a cessé son activité", a expliqué Anne-Catherine Page, substitut du procureur général, à l'ATS.

Accusés coopératifs?

"L'instruction a été menée sur la base de l'acceptation pure et simple de la version des faits donnés par Nestlé et Securitas", selon Jean-Michel Dolivo. L'idée d'une parfaite collaboration des accusés est "particulièrement choquante". Il estime que la nouvelle enquête devra passer par la saisie d'ordinateurs ayant servi aux espionnes, notamment. Le juge, selon lui, n'a pas l'ensemble des rapports rédigés. De même une expertise linguistique devrait pouvoir conclure à l'utilisation d'enregistrement des décisions. Les rapports, selon les plaignants, sont trop précis pour avoir été rédigés sur la seule base de souvenirs.

Sur le plan civil, Attac et les rédacteurs du livre contre Nestlé demandent une somme de 3000 francs pour chacun des neuf plaignants, ainsi que la publication dans la presse d'un jugement condamnatoire. Ils veulent faire reconnaître la violation de leur sphère privée, soit l'atteinte à la personnalité. Une audience préliminaire aura lieu le 3 juin.

---

Tribune de Genève 14.5.09

L'affaire du "Nestlégate" est renvoyée sur le bureau du juge d'instruction

VAUD - Le Tribunal d'accusation annule le non-lieu dans l'affaire de l'espionnage, pour le compte de Nestlé, du mouvement altermondialiste Attacpar Securitas.

" Nous sommes un peu au pays du mensonge officiel, et le Tribunal cantonal d'accusation n'en veut pas! Pour Nestlé et Securitas, qui se croyaient blanchis, c'est la soupe à la grimace. " Par la voix de son conseil Jean-Michel Dolivo, le mouvement altermondialiste exulte. Il peut. Son recours contre le non-lieu prononcé en février dernier par le juge d'instruction vaudois Jacques Antenen, futur chef de la police cantonale, n'est pas resté sans effet.

Le Tribunal d'accusation ordonne la réouverture de l'enquête. "Cela signifie que de nouvelles investigations doivent être faites avant de pouvoir conclure qu'il n'y a rien de pénal dans cette affaire", déduit l'avocat qui n'a pas encore reçu la motivation de cette décision. Securitas et Nestlé devront donc à nouveau passer au tourniquet, avec toute l'incertitude que cela suppose.

Sur le fil du secret de l'enquête, Me Dolivo se considère tout de même autorisé à divulguer que le ministère public avait émis des doutes sur la pertinence de ce non-lieu. "Le Parquet a observé que l'instruction menée par le juge d'instruction cantonal était lacunaire, que plusieurs éléments méritaient d'être instruits plus avant, notamment afin de déterminer la durée de l'espionnage et son résultat. " La durée est en effet une notion essentielle. Le juge Antenen avait en effet estimé qu'une éventuelle condamnation pour violation de la loi sur la protection des données n'était plus possible, la prescription par trois ans étant atteinte. Or, Attac soutient qu'une espionne était toujours active en son sein en septembre 2008.

Terrain miné

Quelles mesures d'investigations supplémentaires seront entreprises? Me Dolivo veut "redemander, par exemple, une expertise linguistique des rapports confidentiels des espionnes, afin de prouver qu'ils ont été rédigés sur la base d'enregistrements à l'insu des gens participant aux réunions".

Présent hier à la communication de cette décision de justice, un altermondialiste brésilien, cité dans ces rapports, a exprimé sa crainte: "Le plus dangereux, ce n'est pas le contenu de ces rapports, mais le simple fait qu'ils existent. Dans certains pays d'Amérique latine, cela peut suffire à se faire arrêter. "

Contacté, Nestlé ne souhaite pas faire de commentaire à ce stade, et rappelle que "l'infiltration n'est pas conforme avecses principes de conduite des affaires".

Georges-Marie Bécherraz

---

20min.ch 13.5.09

Erfolg für Attac Schweiz

Nestlé-Spitzel Affäre wieder aufgerollt

Die Securitas Mitarbeiter, welche 2003 im Auftrag von Nestlé die globalisierungskritische Attac ausspionierten, müssen nun doch mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Dem Rekurs von Attac gegen die Aufhebung des Verfahrens wurde heute stattgegeben.

"Nestlégate" hatte die WOZ den Spionagefall rund um die Bespitzelung der globalisierungskritischen Gruppe Attac in Anlehnung an die berühmte Watergate-Affäre genannt. Die Organisation wurde während Monaten von mindestens einem Mitarbeiter der Securitas infiltriert. Ihr Auftraggeber: Food-Multi Nestlé.

"Nestlégate" geht weiter

Noch im vergangenen Februar hiess es vom zuständigen Untersuchungsrichter Jacques Antenen, das Verfahren werde eingestellt, da die Untersuchung weder eine strafrechtlich relevante Verletzung der Privatsphäre noch des Datenschutzgesetzes zu Tage gefördert habe. Doch nun entschied die Anklagekammer des Kantons Waadt gegenteilig: Die Untersuchung in der Affäre "Netlégate" geht weiter. Ein Erfolg für Attac-Schweiz, die in der Angelegenheit rekurriert hatte. Für Beatrice Schmid von Attac Lausanne, die selbst ein Mitglied der bespitzelten Autorengruppe war, ist dieser Bescheid eine Genugtuung: "Endlich wird anerkannt, dass auch NGO demokratische Grundrechte haben, die zu respektieren sind." Der Anwalt von Attac Schweiz spricht von einem Entscheid mit Signalwirkung.

Gegen die Justizverweigerung

Securitas hatte zwischen September 2003 und Juni 2004 im Auftrag von Nestlé eine junge Frau bei Attac eingeschleust. Sie berichtete ihren Auftraggebern in der Folge über eine Arbeitsgruppe, die ein kritisches Buch über Nestlé verfasste. Attac Schweiz hatte sich im letzten Februar, als der zuständige Untersuchungsrichter die Einstellung des Verfahrens bekanntgab, empört über die Einstellung der Untersuchung geäussert. Sie sprach von einem krassen Fall von "Justizverweigerung".

Was die Wiederaufnahme der Untersuchung für die "Privatspione" der Securitas und allenfalls für deren Auftraggeber für Folgen haben, wird sich jetzt zeigen.

(kbr)

-------------------------------
NESTLÉ-BRABECK
-------------------------------

WoZ 14.5.09

Der Nestlé-Chef on Tour

"Brabeck gang hei!"

Das private Institut für Auslandsforschung (SIAF) in Zürich lud dieses Frühjahr bereits Novartis-Chef Da niel Vasella und Nationalbankpräsident Jean-Pierre Roth an die örtliche Uni. Am letzten Dienstag war nun Nestlé-Chef Peter Brabeck mit einem Vortrag an der Reihe. Im Rahmen einer Publicity-Tour für seinen Nahrungsmittelmulti hatte er kürzlich schon am Menschenrechtsforum in Luzern gesprochen.

Schmutzwasser für Brabeck

Vasellas Vortrag an der Universität Zürich hatte allerdings vom SIAF nach Protesten von Studierenden in den privaten Kreis verlegt werden müssen. Anlässlich der Rede von Roth organisierte das Komitee "Uni von unten" eine gut besuchte Gegenveranstaltung mit dem Basler Soziologen Peter Streckeisen und mit Christian Felber, dem Autor und Mitbegründer von Attac Österreich. Zum Vortrag Brabecks in Luzern hatte die Unia-Jugend zu einem friedlichen Protest aufgerufen. Fünfzig Personen demonstrierten vor der Tagungsstätte: "Wasser wollen wir haben, Nestlé begraben". Sie verwiesen auf die Geschäftspraktiken des Konzerns, der auch in Entwicklungsländern die Tafelwasserproduktion vorantreibt und damit vielen Menschen den Zugang zu Quellen und sauberem Trinkwasser entzieht. Vor Beginn seiner Luzerner Rede tauschten AktivistInnen das saubere Wasser in Brabecks Glas gegen dreckiges aus.

Derweil leistete sich die Luzerner Polizei bei einem unverhältnismässigen Einsatz gegen die Demonstrierenden massive Aussetzer: Gemäss Mitteilung der Unia-Jugend wurden bei den beiden friedlichen Aktionen vier Personen verhaftet. Eine Person wurde dabei leicht verletzt. Ein Fotograf, der die Verhaftungen festhalten wollte, wurde von einem Beamten attackiert. Die Unia-Jugend prüft nun Anzeigen gegen die Polizei oder das von der Pädagogischen Hochschule organisierte Menschenrechtsforum.

Rigoros bewachter Saal

In Zürich waren am Dienstag sowohl um die Uni schleichende Beamte in Zivil als auch Bereitschaftspolizei in Kampfmontur anwesend. Trotzdem verliefen die Protestaktionen des Komitees "Uni von unten" gegen Brabecks Vortrag sehr friedlich. Zumeist ältere Damen und Herren in gutem Tuch strebten durch Nebeneingänge dem Vortragssaal zu, während etwa zweihundert Studierende und AktivistInnen vor dem Haupteingang gegen die Geschäftspraktiken von Nestlé und die zunehmende Abhängigkeit der Universitäten von der Privatwirtschaft demonstrierten. Unter der Parole "Privatisierig nei, Brabeck gang hei" zog die Menge schliesslich vor den rigoros bewachten Hörsaal und sorgte nach Beginn von Brabecks Rede stampfend und pfeifend für kritischen Krach. dgr

-------------------------------
SANS-PAPIERS ZH
------------------------------

20min.ch 14.5.09

Chance für Sans-Papiers

Zürich führt Härtefallkommission ein

Der Kanton Zürich führt wieder eine Härtefallkommission ein. Ab dem 1. September wird ein politisch unabhängiges Gremium die Härtefallgesuche von abgewiesenen Asylsuchenden und Sans-Papiers beurteilen. Zu entscheiden hat die neue Kommission aber nichts.

Das Gremium, das aus sieben bis neun Fachleuten besteht, verfasst lediglich eine Stellungnahme, die sie ans Zürcher Migrationsamt weiterleitet. Dieses entscheidet schliesslich darüber, ob es sich bei den Gesuchstellern um Härtefälle handelt oder nicht.

Hat die Härtefallkommission eine andere Meinung als das Migrationsamt, landet das Dossier auf dem Tisch von Sicherheitsdirektor Hans Hollenstein (CVP).

Dass der Entscheid über ein Schicksal schlussendlich bei ihm liege, sei eine anspruchsvolle Herausforderung, sagte er am Donnerstag vor den Medien. "Ich werde sachgerecht entscheiden."

Falls der Kanton Zürich dem Härtefallgesuch zustimmt, wird dieses ans Bundesamt für Migration weitergeleitet, das dann definitiv über Ausweisung oder Aufnahme entscheidet.

Die Einführung einer Härtefallkommission im Kanton Zürich ist nichts Neues: Ein ähnliches Gremium war bereits von 1999 bis 2002 tätig, wurde aber aufgelöst, weil es lediglich generelle Fragen zum Asylwesen behandelte und keine Einzelfälle. Mit der Besetzung der Prediger-Kirche im Dezember 2008 forderten Sans-Papiers die Einführung einer solchen Kommission.
Quelle: SDA/ATS

--

Erfolg für Kirchenbesetzer

Härtefallkommission für Asylsuchende

Die erneute Einsetzung einer Härtefallkommission wurde nach der Besetzung der Prediger-Kirche in Zürich über Weihnachten gefordert.

Die unabhängige Kommission wird Härtefallgesuche von abgewiesenen Asylsuchenden und Asylsuchenden mit Nichteintretensentscheid sowie von Sans-Papiers beurteilen. Danach gibt die sieben- bis neunköpfige Kommission gegenüber dem Migrationsamt Stellungnahmen ab. Die entsprechende Verordnung wird auf den 1. September 2009 in Kraft gesetzt, wie der Regierungsrat am Donnerstag mitteilte.

Auch die Kommission muss bei der Beurteilung der ihr vorgelegten Fälle den rechtlichen Rahmen der Bundesgesetzgebung beachten. Weicht ihre Empfehlung von der Beurteilung des Migrationsamtes ab, entscheidet der Vorsteher der Sicherheitsdirektion. In allen Fällen bedarf der positive Entscheid des Kantons über ein Härtefallgesuch einer Zustimmung des Bundes, wie es weiter heisst.

Quelle: SDA/ATS

----------------------
ANTI-ATOM
----------------------

WoZ 14.5.09

Uranabbau - Rex Tilousi, ein Havasupai-Schamane, wehrt sich dagegen, dass auf seinem Stammesland beim Grand Canyon Uran abgebaut wird. Ein Projekt, das viel mit der Schweiz zu tun hat.

Der Schamane und der Schweizer Strom

Von Susan Boos

Rex Tilousi sagt: "Ich bin der Grand Canyon." Der alte Mann kramt mit seinen zerfurchten Händen ein kleines Plastiksäckchen mit rotem Staub hervor, zermahlenes Gestein aus dem Canyon. "Heilender Fels", sagt er, "der uns beschützt." Sie reiben sich den roten Staub auch auf die Haut, um sich vor der Sonne zu schützen, "deshalb sagen sie uns Rothäute", meint er und lacht.

Rex Tilousi gehört zum Stamm der Havasupai - zu Deutsch die "Menschen vom blaugrünen Wasser". Der Grand Canyon war der Navajo, der Hualapai und der Havasupai, lange bevor die Weissen kamen. Heute gibt es noch etwa sechshundert Havasupai, die meis ten von ihnen leben in einem Reservat am südwestlichen Rande des Grand-Canyon-Nationalparks. Eine trockene Gegend, felsig, karg und von berauschender Schönheit. Gigantische Wasserfälle stürzen in smaragdfarbene Becken. Im Sommer ist es auf dem Plateau siedend heiss, im Winter fällt manchmal Schnee.

Rex Tilousi ist Schamane, sass zwanzig Jahre lang im Stammesrat und hütet die Lieder der Ahnen. Die Geschichte der Havasupai, die plötzlich einem grossen Bergbaukonzern gegenüberstanden, hat er schon oft erzählt. In den neunziger Jahren reiste er mit seiner Nichte, der Anwältin Carletta Tilousi, erstmals durch die Schweiz. Damals stiegen die beiden mit einigen NidwaldnerInnen auf den Wellenberg, in dem Atommüll versorgt werden sollte. Tilousi und seine Nichte berichteten von ihrem nuklearen Albtraum: Die Canyon-Mine, eine Uranmine, die auf dem Territorium der Havasupai gepl ant war. Bei den Hava supai wollte man das strahlende Material aus dem Boden holen, am Wellenberg sollte es begraben werden - der Anfang und das Ende eines unseligen Zyklus. Und hüben wie drüben waren Schweizer AKW-Betreiber involviert.

Uran für die Schweiz

Die Geschichte drüben nahm ihren Anfang vor über dreissig Jahren. Mitte der siebziger Jahre schnellte der Uranpreis wegen der Erdölkrise in die Höhe. Die Schweizer AKW-Betreiber wollten sich absichern und stiegen in den USA in die Uranförderung ein. Die Kernkraftwerk Gösgen AG und die Nordostschweizerische Kraftwerke AG (Letztere ist heute Teil der Axpo) gründeten 1977 mit dem US-Unternehmen Energy Fuels Nuclear ein Konsortium. Später stieg auch noch die Kernkraftwerk Leibstadt AG ein. Das Konsortium betrieb auf dem Colorado-Plateau mehrere Uranminen. In den achtziger Jahren legte es zwei Minen still, suchte Ersatz dafür und wurde am Red-Butte-Berg fündig.

Der Red Butte aber ist ein heiliger Berg. Die Schöpfungsgeschichte der Havasupai sagt, dass der Berg den Unterleib der Mutter Erde bildet - die Stelle, an der das Volk der Havasupai jedes Jahr seinen Lebensgeist erneuert, weil es dort bei seiner Geburt mit dem Universum verbunden war.

Der Red Butte liegt etwa sechzig Kilometer vom Havasupai-Reservat entfernt. Doch Uranminen hinterlassen gefährlichen Dreck. Beim Uranabbau fallen gigantische Mengen strahlender Abraum und flüssige Rückstände an. Diese radioaktiven Rückstände werden in Becken gelagert. Geht etwas schief, wird das Grundwasser kontaminiert. Und das Grundwasser, das unter dem Red Butte durchfliesse, komme in ihrem Canyon an die Oberfläche, sagt Rex Tilousi. Das Reservat und der Colorado-River würden verseucht. Und von diesem Fluss leben nicht nur die Havasupai, sondern auch Las Vegas und grosse Teile Kaliforniens.

Das bestgehütete Geheimnis

Bis heute wurde allerdings noch nicht mit dem Uranabbau begonnen. In den neunziger Jahren stürzte der Uranpreis in die Tiefe, und die Energy Fuels Nuclear ging bankrott. Inzwischen hat sich die Denison Mines Corp. das Land der geplanten Canyon-Mine angeeignet und denkt ernsthaft darüber nach, sie in Betrieb zu nehmen, weil der Uranpreis wieder gestiegen ist.

Die Schweizer Menschenrechtsorganisation Incomindios beschäftigt sich seit Jahren mit dem Projekt, sie schreibt, die Schweizer Atomwirtschaft sei immer noch zu zwanzig Prozent am Projekt beteiligt. Genau könne man das aber nicht sagen, weil die beteiligten Firmen nicht offen kommunizierten. Gegenüber der WOZ liess die Axpo verlauten, man habe die betreffende Beteiligung vor zirka zehn Jahren verkauft.

Laut Incomindios ist inzwischen der französische Atomkonzern Areva an der Denison Mines Corp. beteiligt. Möglich ist, dass die Schweizer AKWs Brennstäbe von Areva beziehen. Genau lässt sich auch das nicht sagen, weil die AKW-Betreiber nicht offenlegen, woher das Uran respektive die Brennstäbe kommen, die sie verwenden. "Das ist eines der bestgehüteten Geschäftsgeheimnisse", konstatiert Leo Scherer, AKW-Experte von Greenpeace.

Die letzte Maultierpost

Rex Tilousi lebt mitten im Reservat, in Supai. Das Dorf mit den schlichten Holzhäusern liegt auf dem Grund eines Canyons und wird von mächtigen Steintürmen, den sogenannten "Wächtern" behütet. Nach Supai kommt man nur zu Fuss, mit dem Pferd oder dem stammes eigenen Helikopter. Der nächste Parkplatz liegt zwölf Kilometer entfernt, oben auf dem Plateau. Es ist der einzige Ort in den USA, an den die Post noch mit Maultieren geliefert wird.

Das Reservat misst nur fünfmal zwölf Meilen. Eingesperrt wie im Gefängnis seien sie da unten, sagt Tilousi. Neunzig Prozent des Landes, das sie mal als das ihre betrachteten, hat man ihnen 1882 weggenommen. Sein Urgrossvater sei der letzte Havasupai gewesen, der im Grand Canyon gelebt habe, erzählt Tilousi. Doch als 1929 der Nationalpark eingerichtet wurde, vertrieben die Ranger alle Indianer aus dem Park, auch Tilousis Urgrossvater. Ein Jahr nachdem er umgesiedelt worden war, starb er, "an gebrochenem Herzen", wie Tilousi meint.

Der Nationalpark beendete ihr traditionelles Leben. Früher pflegten die Havasupai den Frühling und den Sommer in den kühleren Canyons zu verbringen. Aus Holz und Sträuchern bauten sie lichte Behausungen und legten Gemüsegärten an. Im Herbst zogen sie aufs Plateau, wo sie Wildfrüchte sammelten und jagten.

Eingesperrt im winzigen Reservat ging der Stamm fast zugrunde. Mitte des letzten Jahrhundert habe es nur noch etwa zweihundert Havasupai gegeben, erzählt Tilousi. Sie starben, weil sie nichts zu essen hatten oder nur üble Büchsennahrung bekamen. Zudem rafften eingeschleppte Krankheiten die Leute dahin. Der Staat nahm ihnen auch noch die Kinder weg, sperrte sie in Internate und wollte sie zu Weissen machen. Tilousi war selber in einem solchen Internat. "Wenn ich dort in meiner Sprache redete", erinnert er sich, "haben sie mir den Mund mit Seife ausgewaschen." In den siebziger Jahre erhielten die Havasupai dann wenigstens das Recht zurück, ihr altes Jagdgebiet von fast 750 Quadratkilometern wieder zu nutzen.

Später war Tilousi der erste Havasupai, der eine Rangeruniform trug, der erste Indianer, der im Nationalpark arbeiten durfte.

Er habe den Job angenommen, "um herauszufinden, weshalb sie nicht wollen, dass wir im Nationalpark leben". Er hat es herausgefunden: Aufgabe der Ranger sei es, den Park und die Natur darin zu schützen, da hätten keine Hava supai hineingepasst - "aber wenn sie das schon so sagen, dann dürften sie auch nicht zulassen, dass unweit des Parks Uran abgebaut wird", sagt er trocken.

Heute leben die Havasupai vom Tourismus, bis zu 60 000 TouristInnen besuchen jährlich ihr Reservat, um zu wandern und die pittoresken Wasserfälle zu fotografieren. Im August 2008 zerstörte allerdings eine Flut Brücken und Wege. Seither ist das Reservat für TouristInnen geschlossen, weshalb kaum mehr Geld ins Tal fliesst.

---

Basler Zeitung 14.5.09

Bund will Bevölkerung einbinden

 Bözen. In der Endlager-Debatte sind nun Abgeltungen ein Thema

Franziska Laur

Für die Bevölkerung rund um den Bözberg steht eine wichtige Frage im Raum: Werden die Standort- sowie die Anstössergemeinden fair entschädigt, wenn sie hochradioaktiven Abfall übernehmen?

Mit seinen blühenden Kirschbäumen, lauschigen Tälern und sanften Hügeln wirbt der Verein Attraktiver Standort Bözberg-West (ASB) für die Region - und das zu Recht. Das Zentrum der Achse Basel-Zürich mit dem stolzen Bözberg bietet viel Idyllisches. Doch mittlerweile ist das schöne Fleckchen Erde zur heiss umkämpften Gegend geworden. Viele Menschen schreckten auf, als der Bund den Bözberg zum potenziellen Standort für ein Endlager für atomare Abfälle erklärte. "Wir müssen versuchen, es richtig zu machen", sagte der Gastgeber, ASB-Präsident Heinz Oftinger, am Montag an einem Informationsabend in Bözen zu rund hundert Anwesenden. Es sei wichtig, dass sich die Bevölkerung jetzt einbringe.

Die Anwesenden erhielten denn auch eine ganze Reihe neuer Informationen. So gab Werner Bühlmann, der stellvertretende Direktor des Bundesamtes für Energie, Details zum Zeitplan bekannt. Bis in zwei Jahren sollen die heute sechs potentiellen Standorte in der Schweiz auf zwei reduziert werden. Was Bühlmann nicht sagte, aber jeder Fricktaler zu wissen glaubt: Der Bözberg wird zu diesen zwei Standorten gehören. Erstens ist die sozioökonomische Akzeptanz in der Region gross und zweitens eignet sich der Bözberg für hoch- wie für schwach- und mittelaktive Atomabfälle.

Bühlmann erläuterte auch, dass die Bewohner der Region spätestens ab 2011 in die Planung eingebunden werden und mitwirken sollen. "Diese Arbeitsgruppen werden schon jetzt aufgebaut", sagte Bühlmann.

Markus Fritschi, Geschäftleitungsmitglied der Nagra, gab den Anwesenden weitere Informationen: Bis jetzt sind 100 000 Kubikmeter radioaktive Abfälle angefallen. Zehn Prozent davon sind hochaktiv, 90 Prozent mittel- bis schwachaktiv. Dieser Grossteil stammt vorwiegend aus Medizin, Industrie und Forschung, die restlichen zehn Prozent aus AKW[50]. Während der schwächer verseuchte Anteil rund 100 000 Jahre braucht, bis er umweltverträglich ist, dauert es beim hochaktiven Müll bis zu einer Million Jahre.

Abgeltungen

Diese immens lange Zeitspanne ist der Faktor, der die Bevölkerung am meisten beunruhigt. Es sei ein wichtiger Faktor, die Bewohner der Region fair abzugelten, sagte Heinz Rütter vom Beratungsinstitut Rütter + Partner. Dies hätten seit Jahren Umfragen und Erhebungen an Standorten mit radioaktiv belasteten Einrichtungen im In- und Ausland gezeigt. Die Nähe von atomaren Anlagen habe kaum negative Auswirkungen auf Landwirtschaft, Tourismus sowie Liegenschafts- oder Bodenpreise. Allerdings würden Gemeinden, die sich um ein naturnahes Image bemühen, sensibel auf atomare Einrichtungen reagieren.

Die Fragen aus dem Publikum kamen prompt: Wann steht der Verteilschlüssel für Abgeltungen fest und mit wie viel Geld könne man rechnen? Am Wellenberg in Nidwalden wären es 300 Millionen Franken gewesen, führte Fritschi aus. 100 Millionen hätte die Standortgemeinde erhalten, 200 Millionen die Anstössergemeinden.

13 Milliarden

Eine Zahl wirkt auf den ersten Blick beeindruckend: 13 Milliarden Franken wollen die Betreiber der AKW[50] in einen Fonds einlegen, heute sind es drei Milliarden. Dieser soll für die Erstellung und Sicherung eines Endlagers genutzt werden. Allerdings sind die Betreiber lediglich verpflichtet, weitere 50 Jahre nach der Schliessung des Lagers für die Sicherheit zu sorgen. Danach werden die Stollen mit dem gefährlichen Material sich selbst überlassen.

Und was dann? Wie gehen die folgenden Generationen mit diesem Erbe um? Diese und weitere Fragen stellten die besorgten Anwesenden. Vielen ging es nicht um die Abgeltung, einige verwahrten sich wütend dagegen, gekauft zu werden. In 50 bis 80 Jahren, wenn es kein Uran mehr gebe, würde sich absolut niemand mehr um das gefährliche Erbe im Boden scheren, vermutete ein Votant. Und ein älterer Mann schüttelte besorgt den Kopf und fragte: "Wohin wird uns dieser Irrsinn noch führen?"

--

Grüne Baselland rüffeln die Regierung

Zwei Vorstösse

Die Grünen Baselland fordern von Baudirektor Jörg Krähenbühl endlich ein klares Vorgehen und dezidiertes Auftreten in Sachen Endlager für radioaktive Abfälle. Immerhin sei seit 2005 bekannt, dass der Jura-Südfuss als potenzieller Standort im Gespräch sei. Möglicherweise wäre der Eingang für ein solches Lager auf Baselbieter Boden, monieren die Grünen. Landrat Simon Trinkler und Nationalrätin Maya Graf haben darum auf kantonaler respektive nationaler Ebene Vorstösse eingereicht. Sie fordern eine lückenlose Informationspolitik von der Baselbieter Regierung und die Klärung von Fragen zu Sicherheit, Baumassnahmen und Verkehr zum möglichen Baselbieter Endlagereinstieg.  ffl