MEDIENSPIEGEL 23.5.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Demo gegen Polizerazzien BE
- Mahnwache Ausschaffungshaft SO
- Stiftung Progr gegründet
- Hyper-Nause im Tagi
- Homophobie: Comingout der SVP VS
- Anti-Gentech-Karawane Tag 13-14
- Big Brothers vs Hooligan-Grippe
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REITSCHULE
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Sa 23.05.09
20.30 Uhr - Tojo - Das Orchester
von Jean Anouilh. Berner StudentInnentheater
20.30 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees
no! La reina del condón. Silvana Ceschi , Reto Stamm,
Schweiz 2007. In Anwesenheit von Silvana Ceschi
23.00 Uhr - Frauenraum - ANKLANG -
die Erste: Elektroparty für das schwul-lesbische-heterogene
Partyvolk
23.00 Uhr - Dachstock - Diskoquake:
DJ Kaos & Khan "Disco Circus Tour" (Kitsune/K7/de), DJ Plastique de
Reve (DFA/ch/de) -- disko/electro/
So 24.05.09
18.00 Uhr - Rössli-Bar - Piano-Bar
19.00 Uhr - Tojo - Das Orchester
von Jean Anouilh. Berner StudentInnentheater
Infos: www.reitschule.ch
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POLIZEI-KRITIK BE
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BZ 23.5.09
Kundgebung
Afrikaner wehren sich gegen Polizei
Vertreter der afrikanischen Gemeinschaft fühlen sich von der
Kantonspolizei schlecht behandelt. Sie verweisen in einem
Communiqué
auf zwei Razzien, die laut der Betroffenen auf inhumane Art und Weise
durchgeführt worden waren. Die Razzien hatten am 15.Mai in zwei
Läden
stattgefunden, welche den afrikanischen Gemeinschaften als Treffpunkt
dienen. Dabei stellte die Polizei laut einer Zeitungsmeldung 1,5
Kilogramm Kokain sicher. Gestern veranstaltete die afrikanische
Gemeinschaft eine Demo, um gegen die rassistische Haltung der Polizei
gegenüber Afrikanern zu protestieren. Sie marschierten von der
Heiliggeistkirche zur Kantonspolizei am Waisenhausplatz.
pd
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AUSSCHAFFUNGSHAFT SO
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Indymedia 22.5.09
http://ch.indymedia.org/de/2009/05/69320.shtml
(mit Fotos)
Ausschaffungshaft verlängert - Familie auseinandergerissen
AutorIn : augenauf Bern: http://www.augenauf.ch
Mutter mit gemeinsamer Tochter Ausschaffungshaft verlängert -
Solothurner Behörden reissen Familie auseinander
Medienmitteilung von augenauf Bern vom 20. Mai 2009
Dokumentation des Falles
http://ch.indymedia.org/media/2009/05//69324.pdf
Forderungen
http://ch.indymedia.org/media/2009/05//69325.pdf
Die Menschenrechtsgruppe augenauf Bern hat heute Nachmittag vor dem Amt
für öffentliche Sicherheit des Kantons Solothurn eine
Mahnwache
durchgeführt, um gegen die Verlängerung der Ausschaffungshaft
des
Liberianers Alpha Konneh zu protestieren. Mit Transparenten,
Flugblättern und einer theatralischen Aktion, bei der symbolisch
eine
Familie auseinandergesägt wurde (siehe Bild), machten die
AktivistInnen
von augenauf auf ihr Anliegen aufmerksam.
Die Aktion richtete sich gegen ein Urteil des Haftgerichts Solothurn
von vergangenem Freitag, dem 15. Mai 2009, das trotz schriftlicher
Interventionen der Menschenrechtsorganisationen Amnesty International
und augenauf Bern die Verlängerung der Ausschaffungshaft von Alpha
Konneh um zwei weitere Monate genehmigte.
Alpha Konneh reiste im September 2007 in die Schweiz ein, wo sein
Asylgesuch zwei Monate später abgelehnt wurde. Bereits seit 11
Monaten
befindet er sich im Untersuchungsgefängnis Solothurn in
Ausschaffungshaft, ohne eine Straftat begangen zu haben. Er ist Vater
eines im Oktober 2008 in der Schweiz geborenen Sohnes. Seit Monaten
kämpft seine Lebenspartnerin und Mutter des gemeinsamen Kindes um
eine
Aufenthaltsgenehmigung für Alpha Konneh, gestützt auf Artikel
8 der
Europäischen Menschenrechtskonvention, welcher das Recht auf
Achtung
vor dem Familienleben garantiert. Obwohl der Prozess der
Vaterschaftsanerkennung kurz vor dem Abschluss steht und die beiden
vorhaben zu heiraten, und obwohl bereits zwei Ausschaffungsversuche mit
zahlreichen Unstimmigkeiten gescheitert sind (siehe Dokumentation im
Anhang), beabsichtigt das Amt für Ausländerfragen des Kantons
Solothurn
hartnäckig, Alpha Konneh mit allen Mitteln auszuschaffen. Diese
Praxis
macht einmal mehr deutlich, dass sich Personen in Ausschaffungshaft de
facto in einer entrechteten Situation befinden.
Vaterschaftsanerkennungsverfahren, Heiratsvorbereitungen, laufendes
Strafverfahren, offensichtliche Schwierigkeiten mit der liberianischen
Regierung bei der Rückführung - Selbst jenseits aller
humanitären
Überlegungen ist es nicht nachvollziehbar, warum der Kanton
Solothurn
und das BFM soviel Energie und Geld mit dem Versuch verschwenden, Alpha
Konneh auszuschaffen.
augenauf Bern kritisiert die Haftverlängerung und die versuchten
Ausschaffungen aufs Schärfste. Mit diesen unnötigen und
kostenintensiven Massnahmen reisst die schweizerische
Migrationspolitik, in diesem Fall ausgeführt vom Kanton Solothurn,
in
menschenverachtender Weise eine junge Familie auseinander.
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PROGR
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bernerzeitung.ch
23.5.09
Stiftung Progr gegründet
Am Freitag ist in Bern die Stiftung Progr gegründet worden. Sie
übernimmt per 1. August von der Stadt Bern das Kulturzentrum Progr.
Erster Präsident ist der Videokünstler Peter Aerschmann, der
auch den Abstimmungskampf geleitet hat.
Im Stiftungsrat sind weiter Matthias Kuhn (Musiker), Leila Kühni
(Filmschaffende), Günther Ketterer (Immobilientreuhänder) und
Sibyl
Matter (Anwältin), wie Aerschmann am Freitagabend mitteilte.
Am 17. Mai hatten sich die Stadtberner Stimmberechtigten für den
Verkauf des ehemaligen Progymnasiums (Progr) an die Künstlerinnen
und
Künstler ausgesprochen, welche das heutige Kulturzentrum Progr
weiterführen wollen. Das Gegenprojekt von Zürcher Investoren
unterlag
in der umstrittenen Abstimmung.
Zweck der Stiftung ist die Unterstützung und Förderung von
zeitgenössischem Kulturschaffen. In der Stiftungsurkunde ist
verankert,
dass die Stiftung Künstlerinnen und Künstlern aller Sparten
günstige
Arbeitsräume zur Verfügung stellt. (rue/sda
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proprogr.ch 22.5.09
Medienmitteilung
Stiftung PROGR gegründet
Am Freitag (22. Mai 2009) ist in Bern die Stiftung PROGR gegründet
worden.
Sie verwaltet die von den PROGR-KünstlerInnen gesammelten Spenden
und
Darlehen und übernimmt per 1. August von der Stadt Bern das
Kulturzentrum PROGR am Waisenhausplatz.
Die Gründung der Stiftung erfolgte plangemäss nach dem Ja zum
Kulturzentrum PROGR in der Abstimmung vom 17. Mai. Die weiteren
Schritte sind damit eingeleitet: Der Baurechtsvertrag ist
unterschriftsbereit, die Vorarbeiten zur Sanierung laufen.
Die Stiftung bezweckt die Unterstützung und Förderung von
zeitgenössischem Kulturschaffen. In der Stiftungsurkunde ist
verankert,
dass die Stiftung zu diesem Zweck das Gebäude am Waisenhausplatz
übernimmt und KünstlerInnen aller Sparten günstige
Arbeitsräume zur
Verfügung stellt.
Erster Präsident des Stiftungsrates ist der Videokünstler
Peter
Aerschmann, der bisher als Präsident der
KünstlerInnenvereinigung Pro
PROGR amtete. Im Stiftungsrat sind ausserdem die
PROGR-KünstlerInnen
Matthias Kuhn (Musiker und Dirigent) und Leila Kühni
(Filmschaffende)
sowie die externen Fachpersonen Günther Ketterer
(Immobilientreuhänder)
und Sibyl Matter (Anwältin, Notarin und Mediatorin).
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HYPER-NAUSE
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Tagesanzeiger 22.5.09
Berns oberster Ordnungshüter - ein Polizeidirektor ohne Polizei
Fussballfans randalieren, Tamilen protestieren: Der ambitionierte
CVP-Politiker Reto Nause hat sich mit der Berner Sicherheitsdirektion
eine schwierige Aufgabe aufgebürdet.
Von Christine D'Anna-Huber, Bern
Er sieht müde aus, hat einen langen Arbeitstag hinter und weitere
Sitzungen vor sich. Doch im Gespräch kommt der Berner
Sicherheitsdirektor Reto Nause gleich wieder in Fahrt. Dankbar sei die
Aufgabe, hatte der 37-Jährige nach seiner Wahl im vergangenen
Dezember
der Lokalpresse beschieden. Weil man im Bereich Sicherheit
Lebensqualität schaffe und ganz unmittelbar bei den Leuten sei.
Er sagt es immer noch. Und immer noch scheint "dankbar" eine wenig
angemessene Wortwahl. Die Berner Sicherheitsdirektion steht, da die
Sicherheit in der Bundesstadt landesweit ein Thema ist, permanent im
Fokus der Öffentlichkeit. Um das Schicksal von Nauses freisinnigem
Vorgänger Stephan Hügli zu besiegeln, reichten ein paar
ungeschickte
Aussagen nach der Anti-SVP-Kundgebung von 2007.
Nause ist, wenn möglich, noch exponierter: Seit gut einem Jahr
führt
der Kanton Bern die Polizei auch in der Stadt operativ. Nause ist, wie
es Tom Locher, Mitglied der Mediengruppe im Berner Jugendzentrum
Reitschule ausdrückt, "ein Polizeidirektor ohne Polizei".
Berner Highnoon
Sein Vorgänger Hügli nahm noch dann für sich in
Anspruch, die Situation
im Griff zu haben, als die dramatischen Bilder aus der Berner
Innenstadt längst ein anderes Bild malten. Nause, "trotz jungen
Alters
ein extrem erfahrener Politiker", wie der Politologe Lukas Golder vom
Forschungsinstitut GfS Bern sagt, geht mit seinen Zweifeln an die
Öffentlichkeit, bevor die Situation entgleist. Räumt ein,
dass er die
Trennung der operativen und strategischen Leitung bei
Grosseinsätzen
als "sehr schwierig" erachte. Weil es "denkbar sei", dass er im
Konfliktfall den Kopf für Dinge hinhalten müsste, die nicht
wirklich in
seiner Verantwortung lägen.
Müssige Spekulation ist das nicht: Mit den zahlreichen
unbewilligten
Tamilen-Kundgebungen in den letzten Wochen hat Bern in Nauses Worten
"eine Art Highnoon" erlebt. Und er geht nicht davon aus, dass das
Problem mit dem Ende des Krieges in Sri Lanka gelöst sei: Eher
werde
alles noch komplizierter. Noch unklarer, wer die Ansprechpartner seien,
noch beunruhigender, weil im Hintergrund zunehmend radikale
Gruppierungen agierten, während an den Kundgebungen nach wie vor
viele
Frauen und Kinder teilnähmen: "Ich möchte nicht gezwungen
werden, hier
polizeilich einzugreifen", sagt der Berner Sicherheitsdirektor.
Der studierte Historiker, Politologe und Staatsrechtler ist seit gut
vier Monaten im Amt, nach seinem überraschenden Wahlsieg.
Überraschend
deshalb, weil Reto Nause in der Stadt Bern in mehr als einem Sinn ein
Hors-sol-Politiker bleibt: ein Zuzüger aus dem Aargau, dessen
Berndeutsch, trotz Berner Mutter, in einheimischen Ohren nicht ganz
astrein klingt. Ein CVP-Politiker, dessen Partei im reformierten Bern
eine Randerscheinung bleibt. Einer, dem aus seiner Zeit als durchs Land
wirbelnder CVP-Generalsekretär der nicht nur schmeichelhafte Ruf
anhaftet, ein "begnadeter Verpackungskünstler" zu sein.
Als Nause 2004 ins Berner Stadtparlament einzog, konnte die
Bärenstadt
diese Hyperaktivität aus nächster Nähe miterleben.
Für Strassencafés,
zusätzliche Kindertagesstätten, einen Skaterpark,
Umweltschutz, mehr
Polizisten, weniger Kampfhunde und Gebühren setzte er sich ein und
bestritt den Wahlkampf für die Stadtregierung mit Youtube-Filmchen
und
Wählerwettbewerben: "Nause steht immer unter Starkstrom", sagt der
Berner Politbeobachter Mark Balsiger, "er ist einer, der krampft, das
aber auch stets gut zu verkaufen weiss."
Permanent im Wahlkampf
Allerdings waren Nauses eigene politische Ambitionen lange zu kurz
gekommen: Nacheinander scheiterten Kandidaturen für das Aargauer
Kantonsparlament und den Nationalrat. "Reto Nause hat einen langen Weg
hinter sich", sagt Balsiger. "Bei einer anderen Partei oder in
CVP-Stammlanden wäre er mit so viel Einsatz schon früher zu
einer
Schlüsselposition gekommen." Umso ungerechter muss ihm nun
erscheinen,
dass die endlich errungene Exekutivwürde zum Schleudersitz werden
könnte.
Noch hat Nause als neuer Sicherheitsdirektor "nicht mehr als eine
Duftnote hinterlassen". Man sieht ihn durch die Laubengänge der
Stadt
hasten. Seine Anhänger nehmen es als Beweis, dass er eben mit
ungeheurem Einsatz dabei sei. Seine Gegner orten etwas Verbissenes.
Einig sind sie sich darüber, dass der dank zahlreichen
Panaschierstimmen gewählte "Exot Nause" weiter permanent im
Wahlkampf
stehe. Das macht seinen Posten noch exponierter, zwingt ihn dazu, sich
ständig zu beweisen. Er muss die CVP in Bern als eine Kraft
positionieren, welche tragfähige Allianzen schmieden und die Stadt
aus
ihrer bipolaren Blockierung herauszulösen vermag.
Für den Politologen Golder verkörpert Nause die neue Mitte,
mit der in
Zukunft landesweit zu rechnen sei: extrovertierte, kommunikative, eher
pragmatische, nicht besonders ideologische und nicht sehr
intellektuelle Politiker, die fähig seien, eine neue
urban-moderne,
grün-liberale Wählerschaft anzusprechen.
Als Sicherheitsdirektor muss sich Nause einer polizeikritischen
rot-grünen Mehrheit gegenüber behaupten, die wenig von den
Lösungen
hält, die er anstrebt: vom Bettelverbot etwa, den unbewaffneten
Ortspolizisten, den Sicherheitskameras im öffentlichen Raum, der
Beschränkung von Demonstrationen auf Platzkundgebungen, den
mobilen
Sperrzäunen zur Fantrennung rund um Sportstadien. "Unser Freund
ist
Nause nicht", meint Stadträtin Lea Bill von der Jungen
Alternative. "Er
fährt auf der repressiven Schiene weiter, formuliert seine Ziele
wenn
möglich noch forscher."
Dialogbereitschaft bringt Ruhe
Immerhin: Der Bettel-, Video- oder Sauber-Nause wie sie ihn in der
Reitschule manchmal nennen, sei der erste Polizeidirektor, der jemals
zu ein paar Bier vorbeigekommen sei, sagt Tom Locher. Diese
Dialogbereitschaft habe dazu beigetragen, dass es in Bern in letzter
Zeit relativ ruhig geblieben sei, ist Nauses ehemaliger
Stadtratskollege Ueli Stückelberger von der Grünen Freien
Liste
überzeugt.
Dialog macht auch müde: "Nach wie vor elektrisiert mich Politik.
Aber
am Freitagabend geh ich schon mal um halb neun ins Bett", sagt der
Berner Sicherheitsdirektor.
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HOMOPHOBIE
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Tribune de Genève 23.5.09
Jeunes UDC valaisans: le coming out des antihomos?
Sandra Weber
Tolérance A l'occasion de la Journée contre l'homophobie
du 17 mai, la
formation politique a pris position contre la "banalisation de
l'homosexualité" qu'elle considère comme un "comportement
déviant".
Dit-elle tout haut ce que beaucoup pensent tout bas?
Vicieuse, la Journée mondiale contre l'homophobie? C'est l'avis
des
Jeunes UDC du Valais romand, regroupant 200 membres. Dans une prise de
position musclée, ils font état de leur attachement au
"droit naturel
et chrétien et condamnent fermement ce comportement
déviant. "
Comportement, martèlent-ils encore, qui "s'inscrit contre la
famille,
lieu de perpétuation de la génération humaine et
donc de la survie
d'une nation". Quatre ans après l'entrée en vigueur de la
Loi sur le
partenariat entérinée par 58% des citoyens suisses, ces
propos génèrent
quelques légitimes crispations.
"Médias gay friendly"
"Le langage des médias est très gay friendly", note
Jean-Paul Guisan,
secrétaire romand de Pink Cross, association
faîtière des organisations
homosexuelles en Suisse. Cette unanimité ne se retrouve pas dans
la
population, estime-t-il cependant. "Une minorité est encore
clairement
homophobe. L'acceptation de l'homosexualité n'est parfois qu'une
façade. "
L'historien Thierry Delessert, qui rédige actuellement une
thèse sur
l'homosexualité masculine pendant la Seconde Guerre mondiale, se
montre
préoccupé. "Je décèle dans cette prise de
position la réactualisation
du vocabulaire de la déviance et de la naturalité
employée jusqu'à la
fin de la guerre 39-45. "
Arguments d'avant-guerre
L'universitaire constate que de nombreuses personnes envisagent
l'homosexualité comme un choix de vie tout à fait
délibéré. Cette
conception lui apparaît comme nettement rétrograde. "L'un
des arguments
en faveur de la dépénalisation des actes homosexuels en
Suisse
intervenue en 1942 était précisément qu'il ne
s'agit pas d'un choix.
Remettre cela en question me paraît dangereux. " Thierry
Delessert est
surtout inquiet que l'intolérance envers les homosexuels puisse
devenir
un argument politique.
L'Union démocratique fédérale (UDF) a
également développé un
argumentaire de réprobation de l'homosexualité. Le
président de la
section vaudoise précise cependant que le parti n'a rien
à reprocher à
la Journée contre l'homophobie. "Bien au contraire, insiste
Jérôme
Wulliamoz. Nous ne condamnons pas les personnes. Nous sommes contre le
fait quel'homosexualité déborde dela sphère
privée et impose des
exceptions juridiques. "
"Banalisation de l'homophobie"
Lorsque Filippo Rivola, 25 ans, a lu les propos des Jeunes UDC
valaisans dans la presse, il a d'abord jugé inutile de
réagir. "Mais il
y a des choses qu'il ne faut pas laisser passer. On assiste à
une
banalisation de l'homophobie. " Cet étudiant lausannois,
engagé dans
diverses associations de défense des droits des homosexuels, a
créé sur
Facebook un des deux groupes exprimant leur désapprobation. L'un
compte
plus de 800 membres et l'autre quelque 1500.
Christian Leu, étudiant en histoire à l'Université
de Berne, attire
l'attention sur les dangers engendrés par de tels propos. Il a
publié
un récent rapport démontrant que les adolescents
homosexuels et
bisexuels présentent un risque de suicide significativement plus
élevé
que la moyenne.
Le malaise d'une partie de ces jeunes vient en effet de
réactions
intolérantes qui leur transmettent une mauvaise image
d'eux-mêmes. "Le
communiqué haineux de l'UDC peut être de nature à
faire baisser
l'estime de soi de certains homosexuels. " Christian Leu se
réjouit des
réactions critiques envers la formation politique valaisanne.
"Souhaitons qu'elles soient nombreuses. Cela montrera que les positions
homophobes émanent d'une minorité."
--
La secrétaire d'associations homosexuelles
" La droite n'est pas homophobe "
(swr)
"Les valeurs prônées par ce texte sont dangereuses, car
elles appellent
à la haine. " Barbara Lanthermann est très
fâchée contre la "terrible"
prise de position des Jeunes UDC du Valais romand. La secrétaire
romande de l'organisation des lesbiennes (LOS), qui est
également celle
d'Alpagai, association mixte homosexuelle valaisanne, connaît
bien le
contexte dans lequel ces propos s'inscrivent. "Une frange du PDC a
rejoint l'UDC car elle jugeait les démocrates-chrétiens
trop
progressistes. Parmi ces personnes, on trouve des catholiques
intégristes. D'où la référence au droit
chrétien, que l'UDC n'invoque
habituellement pas. " Si Barbara Lanthermann est inquiète de
cette
prise de position, elle estime toutefois qu'il s'agit de la
façon de
penser d'une petite minorité. "Je suis très
dérangée par la
désinformation qui est faite. Le 17 mai était la
Journée internationale
contre l'homophobie, et non pas pour l'homosexualité. " De
manière
générale, la population valaisanne est de plus en plus
ouverte
d'esprit, dit-elle. "Les gens de droite ne sont en principe pas
homophobes. Les radicaux valaisans sont le premier groupe politique
à
avoir réagi contre les propos des jeunes UDC. "
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ANTI-GENTECH-KARAWANE
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Indymedia 23.5.09
Tag 13-14: http://ch.indymedia.org/de/2009/05/69332.shtml
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BIG BROTHERS vs HOOLIGAN-GRIPPE
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Bund 23.5.09
Der kantonale Polizeidirektor Hans-Jürg Käser bemängelt
fehlende Videoüberwachung
Käser kritisiert Stadt Bern
Nach den Ausschreitungen am Cupfinal fordert der bernische
Polizeidirektor Hans-Jürg Käser hartes Durchgreifen. Dazu
brauche es
auch Videoüberwachung in der Innenstadt.
Der Sicherheitsdirektor des Kantons Bern ist nicht mehr bereit,
Ausschreitungen wie am Mittwoch beim Cupfinal YB - Sion hinzunehmen.
Käser verlangt härtere Strafen gegen Hooligans. "Die
Sanktionen müssen
schmerzen. Die Leute müssen eingesperrt werden, und die Bussen
müssen
wehtun." Kritik übt der kantonale Polizeidirektor an der Stadt
Bern,
die sich weiterhin dagegen wehre, Videokameras etwa an neuralgischen
Stellen anzubringen. Mit Kameras könnten Gewalttäter auch
ausserhalb
der Stadien identifiziert werden. Gleicher Meinung ist Reto Nause,
Berns Sicherheitsdirektor. Gegen mehr Repression wehren sich einzig die
Fanarbeiter, die auch die Pyrotechnik in Stadien relativieren: Fackeln
dürften nicht mit Gewalt gleichgesetzt werden, sagt YB-Fanarbeiter
Lukas Meier.
"Wir verteilen keine Fackeln"
"Wir sind nicht die Täter, wir verteilen keine Fackeln", sagt
Stefan
Niedermaier, der Direktor des Stade de Suisse, im "Samstagsinterview".
Auch für die Auseinandersetzungen unter Fangruppen in der Stadt
sieht
sich Niedermaier nicht in der Verantwortung. "Wenn etwas so ,in‘ ist
wie YB vor dem Cupfinal, zieht das offensichtlich Leute an, die nicht
führbar sind. Leute, die nur eines im Sinn haben: Krawall."
(br/phi/bur)
Seiten 2, 6, 23 und 41
--
Die Grenze ist überschritten
Kommentar
Markus Brotschi
Innert einer Woche ist es im Schweizer Fussball zweimal zu wüsten
Ausschreitungen gekommen. Am Sonntag in Zürich, am Mittwoch in
Bern.
Natürlich kann man Ursachenforschung betreiben: Woher kommt die
hohe
Gewalt- und Trinkbereitschaft der meist jugendlichen Randalierer? Doch
die besten Fanprojekte und tiefschürfendsten soziologischen
Studien
werden das Übel nicht beseitigen, dessen Wurzeln in einer
Gesellschaft
liegen, die zu wenig Grenzen setzt. Die Frage lautet: Wie viel Gewalt
will die Gesellschaft dem Fussball zuliebe hinnehmen?
Das Mass des Erträglichen ist auch in der Schweiz
überschritten. Die
Club- und Verbandsverantwortlichen machen es sich zu einfach, wenn sie
sich nur für die Sicherheit im Stadion zuständig fühlen.
Zumal sie
diese mit privaten Sicherheitsdiensten auch dort nicht
gewährleisten
können. Mit Glück ist bisher niemand mit
Feuerwerkskörpern schwer
verletzt worden.
Als Vorbilder gelten England und Deutschland, die das Hooliganproblem
aus ihrer obersten Liga verbannt haben. Das hatte einen hohen Preis:
totale Videoüberwachung, massive Polizeipräsenz in Stadien
und
Innenstädten, harte und rasche Strafen für Hooligans. Der in
einigen
Ländern gängige Aufwand überfordert die
Möglichkeiten des Schweizer
Fussballs, es braucht einen Mittelweg. Aber die Exzesse müssen
auch
hier bekämpft werden. Schwer betrunkene, mit Feuerwerk bewaffnete
Fanhorden haben in Innenstädten und Stadien nichts zu suchen. Um
das
durchzusetzen, braucht es mehr Polizei, und das Gros der Kosten haben
die Clubs zu tragen. Zudem sollten sich die Verteidiger der Grundrechte
klar darüber werden, dass sie mit der Verhinderung härterer
Strafen
nicht Bürger, sondern Randalierer schützen.
--
Der bernische Polizeidirektor Hans-Jürg Käser will
schärfere Gesetze
gegen Hooligans - Kritik an Stadt wegen fehlender Videoüberwachung
"Die Sanktionen müssen schmerzen"
Der bernische Polizeidirektor Hans-Jürg Käser fordert
rigoroses
Durchgreifen gegen Hooligans. Die kantonalen Polizeidirektoren
müssten
sich über Massnahmen absprechen. Kritik übt der Regierungsrat
an der
Stadt Bern, die gegen Videoüberwachung sei.
Interview: Markus BRotschi
"Bund":
Wie beurteilen Sie die Ausschreitungen vor und nach dem Cupfinal vom
Mittwoch?
Hans-Jürg Käser: Es ist höchst beschämend, dass der
Sport einmal mehr
im Hintergrund stand. Dabei sind 99 Prozent der Zuschauer kein Problem,
die wollen nur Freude haben am Match.
Was wollen Sie als kantonaler Polizeidirektor tun?
Wenn man nicht bereit ist, die vorhandenen Möglichkeiten zu
nutzen,
kommen wir nie weiter. Ein Beispiel ist die Videoüberwachung des
öffentlichen Raums an sogenannten Hotspots. Dazu gehört auch
das Stade
de Suisse und die Umgebung. Man müsste in und um das Stadion
Videoüberwachung durchführen, wie das in allen Stadien der
englischen
Premier League der Fall ist. Und was beschloss der Berner Stadtrat
letzte Woche: Es gibt keine Videoüberwachung. Wir haben das
kantonale
Gesetz nicht geändert, um in Rüschegg Videoüberwachung
zu einzuführen,
sondern beispielsweise an gefährdeten Orten der Stadt Bern. Aus
politischen Gründen will man das dort aber nicht. Die
persönliche
Freiheit wird höher gewichtet als die Mittel, um solche Chaoten
packen
zu können.
Hat die Polizei genug Personal, um aufgrund der Videobilder rechtzeitig
zugreifen zu können?
Das ist ein weiteres Problem: Die Polizei ist personell am Anschlag.
Deshalb wollen wir die Polizei aufstocken.
Im Ausland erlauben die Gesetze viel mehr. Hooligans werden etwa von
Schnellgerichten abgeurteilt.
Bei uns hat man eben nicht Nulltoleranz. Bei uns heisst es immer
wieder: Denen muss man noch eine Chance geben und nochmals eine und
noch eine.
Die Präsidentin der kantonalen Polizeidirektoren, die St. Gallerin
Karin Keller-Sutter, will gewalttätige Fans länger in Haft
behalten
können, damit Arbeitgeber oder Eltern von den Ausschreitungen
erfahren.
Teilen Sie diese Forderung?
Absolut. Wir haben begonnen, Personalien von Hooligans aufzunehmen und
diese am Arbeitsplatz aufzusuchen. Das wirkt. Wenn am Arbeitsplatz eine
Polizeipatrouille auftaucht, weiss der Chef, dass die nicht wegen einer
Parkbusse kommt. Aber es ist personalintensiv.
YB zahlt 60000 Franken im Jahr für die Sicherheitsaufwendungen.
Ist das nicht viel zu wenig?
Natürlich reicht der Beitrag nirgends hin. Im Kanton Bern betrugen
die
Sicherheitskosten im Bereich der Stadien vor 6 Jahren 200000 Franken.
2008 waren es 2,8 Millionen. Letztes Jahr schickten wir der Stadt
Langenthal für den Sicherheitsaufwand für einen einzigen
Einsatz bei
einem Spiel des SC Langenthal eine Rechnung von 60000 Franken. Da kann
man sich ausmalen, dass das ein Tropfen auf den heissen Stein ist.
Wenn YB die ganze Rechnung bezahlen müsste, würde das den
Club in Existenzprobleme bringen.
Die Frage ist, ob es stattdessen der Steuerzahler tragen muss. Ein
weiteres Problem sind die Eingangskontrollen im Stadion. In England
schafft man es, dass Leute mit Stadionverbot nicht ins Stadion kommen.
Und wenn einer mit Verbot doch erwischt wird, zahlt er 15000 Franken
Busse. Bei uns belaufen sich die Bussen auf einen Bruchteil. Wir haben
die Zusicherung der Stadionbetreiber, dass die Eingangskontrollen
rigoros durchgeführt werden. Was stellen wir fest: Jede Menge
Feuerwerkskörper werden abgebrannt. Also waren die Kontrollen
nicht so
wie zugesichert.
Vielleicht sind die Security-Firmen von der Aufgabe überfordert.
Das mag ein Grund sein, aber die Verantwortung liegt
beim Stadionbetreiber und beim Club.
Im Ausland ist die Polizei im Stadion präsent. Wieso in der
Schweiz nicht?
In der Schweiz gibt es eine Aufgabenteilung: Im Stadion sind
Stadionbetreiber und Club verantwortlich, ausserhalb die Polizei. Wir
müssen uns darauf verlassen können, dass das funktioniert.
Vielleicht ist diese Aufgabenteilung überholt, und die Polizei
muss auch ins Stadion. Was spricht dagegen?
Dann braucht die Polizei noch mehr Personal. Wenn meine Polizisten
wegen Sportanlässen und politischer Demonstrationen in Bern pro
Monat
noch ein freies Wochenende haben, geht das an die Substanz.
Wenn es aber einmal im Stadion zu gewalttätigen Ausschreitungen
kommt, sind die privaten Security-Leute doch überfordert.
Ich kann das nicht schlüssig beantworten, aber das kann sein.
Gemessen an der bedrohlichen Stimmung in der Innenstadt ist der
Cupfinal noch einmal glimpflich abgelaufen: Die Zahl der Verletzten und
die Sachschäden halten sich in Grenzen. Muss Schlimmeres
passieren, bis
die Politik reagiert ?
In England und in Italien gab es Tote, bevor man durchgriff. Wenn man
solches verhindern will, müssen die Sanktionen schmerzen. Die
Leute
müssen eingesperrt werden, und die Bussen müssen wehtun.
Muss das Hooligangesetz auf Bundesebene verschärft werden?
Ich bin davon überzeugt. Heute ist Hooliganismus nur ein
"Vergehen",
über das man mehr oder weniger hinwegsieht. Das wird unter den
kantonalen Polizeidirektoren weiterhin sicher ein Thema sein.
--
Nach dem Cupfinal zwischen YB und Sion erschallt überall der Ruf
nach
mehr Repression - die Fanarbeiter halten dies für kontraproduktiv
Debatte um Hooligans neu entfacht
Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause (cvp) fordert nach den
Sachbeschädigungen am Cupfinal die Videoüberwachung.
Philipp Schori
Krawalle vor und nach grossen Fussballspielen sind in der Schweiz
längst keine Ausnahme mehr. Gleichzeitig sind auch die reflexartig
formulierten Forderungen nach mehr Repression zur Routine geworden. Im
Zuge der jüngsten Ausschreitungen nach dem Match zwischen den
Fussballclubs aus Zürich und Basel vor einer Woche und den
einzelnen
Schlägereien und Sachbeschädigungen am Rande des Schweizer
Cupfinals
polarisierte vor allem eine Forderung: die des Schweizer
Fifa-Präsidenten Joseph Blatter. Ginge es nach ihm, gäbe es
in
Schweizer Stadien schon morgen keine Stehplätze mehr.
Echte Stehplatz-Sektoren kennen in der Schweiz lediglich noch die
Stadien in Basel und St. Gallen. In Bern stehen die Fans im Bereich der
billigsten Sitzplätze, im Sektor D.
Für seine Forderung erhält Blatter nur wenig Sukkurs: "Das
ist nicht
die Lösung des Problems", sagt Ulrich Pfister,
Sicherheitsverantwortlicher des Schweizerischen Fussballverbands. Dies,
obwohl er persönlich auch für Sitzplatzstadien plädiert.
Auf noch
weniger Verständnis stösst die Forderung bei YB-Fanarbeiter
Lukas
Meier: "Den Zusammenhang zwischen Stehplätzen und Gewalt muss mir
Herr
Blatter erst noch erklären . . ." Stehplätze seien für
die Stimmung im
Stadion immens wichtig. Im Weiteren lobt Meier die YB-Fans: Sie
hätten
am Mittwoch beim Cupfinal einen guten Job gemacht. Das Gewaltproblem
sei zweifellos vorhanden, allerdings nur ausserhalb der Stadien - "und
vor allem wegen der Krawalltouristen".
Nause versus Stadtrat
Auch Reto Nause (cvp), Berns Sicherheitsdirektor, ist mit von der
Partie, wenn es darum geht, Forderungen nach mehr Sicherheit
aufzustellen: Die Kontrollen beim Eingang ins Stadion müssten
verschärft werden, zudem brauche es rigorosere Strafen für
Hooligans.
Ferner befürwortet Nause - wie sein kantonaler Amtskollege
Hans-Jürg
Käser (fdp) - die Videoüberwachung im öffentlichen Raum:
"Die Krawalle
nach dem Cupfinal haben es wieder einmal bewiesen:
Videoüberwachung
könnte uns einiges ersparen", sagt Nause. Vor Kurzem hat der
Stadtrat
einen entsprechenden Vorstoss abgelehnt. Die Kantonspolizei startete
gestern einen Aufruf an die Bevölkerung, Bildmaterial zur
Verfügung zu
stellen, welches Straftäter überführen könnte.
Gleichzeitig fühlt sich der Sicherheitsdirektor als
Vertreter der
Stadt Bern alleingelassen. Die Weichen müssten auf nationaler
Ebene,
vor allem beim Schweizerischen Fussballverband, gestellt werden.
"Veränderung der Fankultur!"
"Wir sind dran", sagt Pfister vom Fussballverband: Am runden Tisch von
Swiss Olympic würden Sicherheitsfragen gegenwärtig rege
diskutiert. Er
könne den "echten Fussballfans" versichern, dass ihre Anliegen
nicht
versanden würden. Als konkrete Massnahme, die eingeleitet werden
müsse,
nennt Pfister die vereinheitlichte Schulung der Securitys.
Langfristig betrachtet, könne aber doch nur eines eine
Verbesserung der
Sicherheit in und um die Schweizer Fussballstadien bewirken: "Eine
Veränderung der Fankultur!" Denn für Pfister ist klar:
Pyrotechnik in
Stadien zu bringen, werde immer möglich bleiben. Laut Charles
Beuret,
dem Mediensprecher der Stade de Suisse AG, hat das abgefackelte
Pyromaterial die Young Boys am Mittwoch aus dem Tritt gebracht - "auch
wenn das keine Ausrede sein kann".
Polizeieinsatz kostet Viertelmillion
Die Kosten für den Polizeieinsatz während des Cupfinals gibt
die
Kantonspolizei nicht bekannt. Sie bewegen sich aber offensichtlich im
gleichen Rahmen wie jene für den Einsatz am Sonntag beim
Fussballspiel
zwischen Zürich und Basel, lies: bei rund einer Viertelmillion
Franken.
Zusätzlich hat der Fussballverband einen tiefen sechsstelligen
Betrag
für die Sicherheit im Stadion ausgegeben.
--
Schwinger sichern Feld
Die Stade de Suisse AG wollte verhindern, dass die Fans nach dem
Schlusspfiff das Spielfeld stürmen. Die
Sicherheitsverantwortlichen
griffen dabei auf unkonventionelle Mittel zurück und postierten
Schwinger sowie American-Football-Spieler in der untersten Reihe der
Tribüne.
Unmittelbar nach Spielende erhoben sich die robusten Männer von
ihren
Sitzen, zogen sich eine gelbe Weste über, drehten sich um und
reichten
ihrem Nächsten die Hand. Die Menschenkette sollte die Fans davor
abhalten, auf das Feld zu rennen: Man fürchtete
Handgreiflichkeiten
zwischen Hooligans und Schäden am Kunstrasen. Die Strategie sei
aufgegangen, sagt Charles Beuret, Mediensprecher der Stade de Suisse
AG, der den Einsatz der Schwinger und Football-Spieler inzwischen
bestätigt; dies nachdem er vor dem Match der "WochenZeitung" noch
keine
Auskunft hatte geben wollen.
Die meisten der gut fünfzig Männer stellte der Football-Club
Grizzlies
Bern. Man sei auch schon während der Fussball-EM im Einsatz
gestanden,
sagt Clubpräsident Lorenz Wermuth. Gleichzeitig stellt er klar:
"Wir
übernehmen keine Security-Aufgaben - das wäre rechtlich zu
problematisch." Zur Nagelprobe kam es nicht: Die Fans seien friedlich
gewesen, so Wermuth. (phi)
--
Pyros im Intimbereich
Die Pyrotechnik: ein Dauerbrenner, wenn es um die Sicherheit in
Fussballstadien geht. Für YB-Fanarbeiter Lukas Meier gehören
die
farbig-grellen Fackeln zur Fankultur der Ultras. Rechtlich fallen sie
unter das Sprengstoffgesetz und können für
Fussball-Anhänger drei Jahre
Stadionverbot zur Folge haben. Die geltenden Gesetze seien zu
repressiv, sagt Meier. Sie führten in einen Teufelskreis: Die Fans
würden kriminalisiert, vermummten sich und würden in der
Folge noch
stärker in eine illegale Ecke gedrängt. Kurzum, Pyrotechnik
sei mit
Gewalt nicht gleichzusetzen, werde doch auch am 1. August reichlich
Feuerwerk in die Luft gejagt. Diametral anderer Meinung sind die
weiteren Player im Berner Fussballgeschäft: die Stade de Suisse
AG, der
Schweizerische Fussballverband sowie die Stadt Bern: Pyros hätten
in
der Fankultur nichts zu suchen, sagt etwa Reto Nause (cvp), Berns
Sicherheitsdirektor. "Wenn ich mir den Cupfinal anschaue, muss ich
sagen: Die Kontrollen sind zu lasch." Die Fackeln werden meist in der
Schamgegend angeklebt und so durch die Tore geschleust. Die privaten
Sicherheitsdienste sind indes nicht berechtigt, den Intimbereich
abzutasten. "Das muss sich ändern", sagt Ulrich Pfister,
Sicherheitsbeauftragter des Fussballverbands. (phi)
--
Kampf gegen Hooliganismus
Reden um den Ball herum
Was planen Politiker und
Vereine gegen die Gewalt nach Fussballspielen? Sitzungen.
Jean-Martin Büttner
Sportminister Ueli Maurer finde die Ausschreitungen um die letzten
Fussballspiele in Zürich und Bern "unwürdig und
beschämend". Sie
schadeten nicht nur dem Sport, sagt VBS-Sprecher Martin Bühler,
sondern
letztlich dem Land. Für die Sicherheit bei Sportanlässen ist
zwar nicht
der Bund, sondern sind Kantone und Städte, aber auch die
Fussballvereine und Stadionbetreiber zuständig. Allerdings gilt
zurzeit
das Hooligangesetz, mit dem sich ausfällige Fans erfassen,
kontrollieren und bei Bedarf von Stadien fernhalten lassen. Das Gesetz
müsse nun "einheitlicher, rascher und konsequenter angewendet
werden",
fordert Maurers Sprecher; die Hooligans müssten "gesellschaftlich
isoliert werden, und sie dürfen auch in der Masse der Fans keinen
Schutz mehr geniessen".
Beides scheint nicht zu funktionieren. Das habe damit zu tun, sagt
Catherine Weber von den Demokratischen Juristinnen und Juristen der
Schweiz, "dass sich immer jüngere Fans radikalisieren und dass
sich die
Szene sehr schnell wandelt". Ohnehin würde die Schweiz viel zu
wenig
für die Fanarbeiter machen. Diese bemühen sich um eine
Fankultur
innerhalb der Klubs und suchen während der Spiele den Kontakt mit
potenziellen Hooligans. Schon vor der Euro 08 habe man versprochen,
mehr in diese deeskalierende Arbeit zu investieren. Davon habe man bis
heute nichts gemerkt.
Für solche Investitionen, hört man vonseiten der Kantone,
müssten vor
allem die Fussballverbände aufkommen. Vom Sprecher des
Schweizerischen
Fussballverbandes ist aber zu erfahren, diese Frage lasse sich nur
gemeinsam beantworten. Anders gesagt: Niemand fühlt sich
zuständig,
alle verweisen auf andere. Um anzufügen, dass man immerhin
miteinander
rede. Gemeint ist der runde Tisch gegen Gewalt im Sport, den Maurers
Vorgänger 2007 aufstellen liess. In der zweiten Junihälfte
treffen sich
die Zuständigen dort das nächste Mal. Dann wollen die
obersten Ligen
von Fussball und Eishockey konkretisieren, wie sie sich die Fanarbeit,
aber auch die Alkoholprävention und die bessere Zusammenarbeit der
Sicherheitskräfte vorstellen.
Umstritten bleibt, wer was bezahlt. Der Zürcher Justizdirektor
Markus
Notter erwartet, dass die Vereine die meisten Polizeikosten
übernehmen,
und sieht sich dabei vom Bundesgericht bestätigt. Dennoch wehrt
sich
die Gegenseite weiterhin. Der runde Tisch wird vor allem eines ergeben:
dass es ihn weiterhin braucht.
--
"Knallharte Repression"
Ulrich Pfister, der Sicherheitsverantwortliche beim Schweizerischen
Fussballverband (SFV) fordert ein härteres Durchgreifen gegen
Chaoten.
Es brauche "knallharte Repression", aber auch eine starke
Prävention
und Fanarbeit, sagte Pfister gestern zum "Bund". In allen Bereichen
brauche es ein Zusammenspiel aller involvierter Parteien, also der
Clubs, der Liga, des Verbands, aber auch der Behörden und der
Politik.
Nichts hält Pfister vom Vorschlag des Fifa-Präsidenten Sepp
Blatter,
der sich vom Verzicht auf Stehplätze einen Rückgang der
Gewalt
verspricht. Im Letzigrund oder im Stade de Suisse gebe es nur
Sitzplätze. "Jene, die stehen wollen, stehen dann einfach auf oder
vor
den Sitzen. Um hier eine Wirkung zu erzielen, braucht es ein
verändertes Fanverhalten." (pmb)
--
Stefan Niedermaier
"Wir sind nicht Täter, wir verteilen keine Fackeln"
"Unverständnis, Ratlosigkeit, grosser Frust" - so reagierte Stefan
Niedermaier auf das entscheidende dritte Tor des FC Sion im Cupfinal
gegen die Young Boys.
YB müsse mental stärker werden, sagt der Direktor des Stade
de Suisse.
Er wehrt sich gegen Schuldzuweisungen wegen des abgebrannten Feuerwerks
im Stadion und der Krawalle in der Stadt. "Viele suchen die
Provokation. Der Klub, der Sport ist das Opfer."
Interview: Rudolf Burger
"Bund":
Herr Niedermaier, wie war Ihre Stimmung nach dem 1:0 für YB?
Stefan Niedermaier: Ich habe mich riesig gefreut.
Nach dem 2:0?
Etwas weniger Freude, ich habe geahnt, dass es gefährlich werden
könnte, aber gehofft, das 2:0 in die Pause zu bringen.
Aber kurz vor der Pause kam das 2:1.
Da kamen Déjà-vu-Gedanken auf.
Wie war es beim 2:2?
Es blieb die Hoffnung.
Und dann, kurz vor Schluss, beim 2:3?
Unverständnis, Ratlosigkeit, grosser Frust.
Viele YB-Fans haben das Stadion sofort nach Spielschluss verlassen.
Aber Sie mussten wohl bleiben.
Ja, wir waren im Auftrag des Fussballverbands für die Organisation
im
Stadion zuständig. Wir mussten sicherstellen, dass keine Fans auf
den
Platz stürmten. Zum andern musste ich für die Leute, die in
der
Vorbereitung hart gearbeitet haben, tröstende Worte finden.
Dasselbe
nachher auch bei der Mannschaft. Wir haben wie immer gemeinsam
gegessen. Natürlich war die Stimmung getrübt. Ich habe
versucht, mit
jedem zu sprechen und aufbauende Worte zu finden, so gut das eben so
kurz nach dem Spiel ging.
"Wo ist YB, wenn es zählt?", schrieb die "Basler Zeitung"
vorgestern im Online-Dienst.
YB hat unter Trainer Petkovic eine grosse Anzahl Spiele gewonnen, YB
hat Tausende Minuten hervorragenden Fussball gespielt und viele Fans
begeistert.
Und doch: Jetzt geht das Wort "Verlierermentalität" um.
Daran müssen wir arbeiten, diesen Makel lassen wir nicht auf uns
sitzen. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie gewinnen kann. Aber es
ist sicher so: In einem Spiel ohne zweite Chance muss YB mental
deutlich stärker werden.
Wieso hat YB nach Ihrer Analyse verloren?
Es war ein Zusammentreffen vieler kleiner Details, die dazu
führten,
dass die Mannschaft im entscheidenden Moment nicht als Team auftreten
konnte. Es soll nicht nach Entschuldigung tönen, aber einige
Spieler
sind angeschlagen angetreten oder sind während des Spiels verletzt
worden. Das führte zu taktischen Veränderungen, die wiederum
bewirkten,
dass wir nicht unser Spiel machen konnten. Dazu kamen individuelle
Fehler, die den Gegner ins Spiel gebracht haben.
Da und dort wird der Gedanke aufgekommen sein: Es fehlte ein Regisseur,
es fehlte vielleicht jemand wie Hakan Yakin.
Das Thema Yakin wird hier erstmals angeschnitten, seit er weg ist. Die
Mannschaft kommt gut ohne ihn aus, auch er hat in entscheidenden
Spielen nicht geglänzt. Gilles Yapi hat als Regisseur
Verantwortung
übernommen und - mit einem angerissenen Innenband - lange gut
gespielt.
Aber man kann die Niederlage nicht an einzelnen Spielern
aufhängen. Die
Mannschaft hat zusammen verloren. In der Verantwortung stehen alle,
Spieler, Trainer, Betreuer.
Insbesondere das Defensivverhalten war schlecht. Gehen Sie jetzt auf
Einkaufstour?
Die Frage, ob jede Position mit der bestmöglichen Person besetzt
ist,
wird in einem Klub, der höchste Leistungen erbringen muss, dauernd
gestellt. Sicher wird es auf die nächste Saison hin
Veränderungen
geben, aber nicht wegen des Cupfinals, sondern weil das ein laufender
Prozess ist.
Im Fussball geht es um Finanzen. Haben Sie auch daran gedacht, wie viel
Geld YB mit der Niederlage verspielt hat?
Ein Sieg hätte bestimmt viele positive Veränderungen
gebracht, die sich
auch finanziell ausgewirkt hätten. In den nächsten 12, 18
Monaten wäre
die Planungssicherheit grösser, und es würde eine noch
grössere
Euphorie herrschen. Trotz der Niederlage: Wir stehen mit dem Klub auf
einem gesunden Fundament. Es hat jetzt vielleicht einen Riss bekommen,
wir bauen aber weiter auf langfristige Sponsoren- und VIP-Verträge.
Als Cupsieger hätten Sie eine bessere Ausgangslage im Uefa-Cup
gehabt,
statt in der dritten hätten sie in der zweiten Qualifikationsrunde
einsteigen können.
Sicher zählt das, aber auch dann hängt viel vom Gegner ab,
der zugelost
wird. Das Ziel, im Europacup zu spielen, haben wir mit dem dritten Rang
in der Meisterschaft erreicht - aber das ist ein schwacher Trost. Mit
einem Cupsieg im Rucksack könnten wir sicher anders auftreten.
Über allen Erwägungen steht ja, dass YB seit über 20
Jahren einem Titel nachrennt.
Jede Saison fängt wieder bei null an. Wir werden alles
daransetzen, um diesen Bann so bald wie möglich zu brechen.
Ihr Rezept, damit der Titel endlich kommt?
Man muss die Saison analysieren und Schwächen ausmerzen. Wenn wir
überall dort, wo wir noch nicht bei 100 Prozent sind, sauber,
ernsthaft
und ehrlich arbeiten, wird es auch Fortschritte geben. Wir müssen
versuchen, der ganzen Liga einen Schritt voraus zu sein. Die Mannschaft
ist auf einem guten Weg, sie muss punktuell verstärkt werden, aber
wir
dürfen nicht alles infrage stellen. Sie können aber sicher
sein, dass
wir alles kritisch hinterfragen.
"Alles kritisch hinterfragen" würde auch bedeuten, sich mit dem
Geschehen in- und ausserhalb des Stadions auseinanderzusetzen. Wer war
zuständig für die Sicherheit im Stadion?
Veranstalter war der Schweizer Fussballverband. In seinem Auftrag haben
wir die Dispositive zur Sicherheit und Organisation umgesetzt. Wir
haben an den Stadioneingängen einiges an Feuerwerksmaterial
sicherstellen können, offenbar aber nicht genug.
Wie viel Material war das?
Wir haben ein paar Taschen und Rucksäcke erwischt, aber
offensichtlich
wurde doch einiges hineingeschmuggelt. Für uns ist das höchst
bedauerlich. Wir versuchen, mit den Fanorganisationen zu arbeiten, aber
es gelingt nicht, die ganze Fangemeinde anzusprechen. Wenn etwas so
"in" ist wie YB vor dem Cupfinal, zieht das offensichtlich Leute an,
die nicht führbar sind. Leute, die nur eines im Sinn haben:
Krawall.
Dafür liefert der Fussball die richtige Plattform, da gibt es die
nötige Masse an Menschen. Wir haben im Stadion aber sicherstellen
können, dass der Match ruhig über die Bühne ging.
Es sind nach dem Abpfiff keine Zuschauer aufs Feld eingedrungen. War
das für Sie schon ein Erfolg?
Ja, in den letzten Cupfinals hat es das - ausser im Stade de Suisse -
immer gegeben. Bilder wie nach dem Spiel Luzern - Sion, als Fans den
Platz stürmten und sich prügelten, wollte am Mittwoch niemand
sehen.
Die Pyroaktionen verurteilen wir aufs Schärfste, aber dieses
Problem
wird nicht so einfach lösbar sein.
Wieso werden keine Leibesvisitationen durchgeführt?
Das geht nicht, da müssten Sie eine Masse an Personal aufbieten,
oder
aber es würde sechs, sieben Stunden dauern, bis 30000 Leute im
Stadion
wären.
Betroffen ist im Fall der YB-Fans eigentlich nur der Sektor D. Dort
müsste rigoroser untersucht werden.
Das tun wir, davon können Sie jederzeit einmal einen Augenschein
nehmen. Aber man kann nicht bei jeder Person jeden Zentimeter des
Körpers abtasten.
Ich selber war im Sektor D und bin kaum untersucht worden.
Junge werden eben genauer untersucht als etwas ältere Männer.
Was ist mit jenen passiert, die bei den Kontrollen mit Pyromaterial
erwischt worden sind?
Wir haben die Leute, es war eine Handvoll, der Polizei übergeben.
Werden die Unbelehrbaren, die Feuerwerk gezündet haben, zur
Rechenschaft gezogen?
Ja. Wir haben Videomaterial in sehr guter Qualität. Dieses
Material
wird ausgewertet, die Leute werden identifiziert, verzeigt und mit
einem Stadionverbot belegt.
Wie viele Stadionverbote sind in Kraft?
Zwischen 40 und 50. Diese Verbote gelten für zwei Jahre. Je nach
Fall
kommt das Programm "Zweite Chance" zur Anwendung, d.h., die Leute
können mit Begleitung den Beweis erbringen, dass sie aus dieser
Geschichte gelernt haben. Diesen konstruktiven Dialog müssen wir
vielleicht überprüfen. Wenn wir merken, dass er nichts
nützt, müssen
wir härter durchgreifen.
Wird YB wegen des Abbrennens von Feuerwerk gebüsst werden?
Wenn man es an einem Spiel der Super League misst, haben die Fackeln
eine Busse von 6000 bis 8000 Franken zur Folge.
Der Stadtberner Polizeidirektor Reto Nause hat erklärt, die
Stadionverbote seien nicht rigoros durchgesetzt worden, die
Sicherheitskontrollen hätten versagt.
Nach einer solchen Veranstaltung kernige Aussagen zu machen, ist
ziemlich einfach. Wir werden zusammen mit allen Verantwortlichen alle
Abläufe und Massnahmen genau hinterfragen. Dann kann man urteilen,
was
misslungen und was gelungen ist. Man kann sich zum Beispiel auch
fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, die Extrazüge mit
den Walliser
Fans statt zum Hauptbahnhof zur Station Wankdorf zu bringen. Es ist
aber falsch, wenn man vor einer gemeinsamen Analyse einander die Schuld
in die Schuhe schiebt.
Das Alkoholverbot im Stadion hat - mit Blick auf die Krawalle nach dem
Spiel in der Stadt - nicht viel genützt.
Die Fans waren ja schon auf dem Marsch zum Stadion ziemlich
alkoholisiert. Da müsste man wohl ein regionales Alkoholverbot
aussprechen, und auch das würde nichts nützen. Alkohol spielt
in der
ganzen Bewegung leider eine grosse Rolle.
Fifa-Präsident Josef Blatter verlangt, dass auch Schweizer Stadien
nur
noch Sitzplätze anbieten sollten, weil es dann weniger
Zwischenfälle
gäbe.
Wir haben ja im Stade de Suisse nur Sitzplätze. Unsere Analyse ist
klar: Wir hatten in der Stadt böse Ausschreitungen, die unter dem
Einfluss von Alkohol geschahen. Hier im Stadion haben wir ein
friedliches Fussballspiel erlebt, allerdings mit 30 Vollidioten, die
Feuerwerk abgebrannt haben. Die standen vor ihren Sitzplätzen. Es
wäre
auch für Herrn Blatter schwierig, den Leuten in einem Stadion zu
befehlen, sich zu setzen. Ein Fussballspiel ist keine Oper.
"Ein friedliches Fussballspiel im Stadion". Sieht das der
Fussballverband auch so?
Ja. Der Verband war mit unserer Arbeit sehr zufrieden. Auch wenn das
nach Schönreden tönt: Wir haben für die gesamte
Durchführung grosse
Komplimente erhalten. Das versteht niemand, der gesehen hat, dass
Feuerwerk gezündet wurde, aber wir werden sicher nicht müde,
noch mehr
und noch besser zu kontrollieren.
Also machen Sie in Sachen Fanarbeit noch nicht genug?
Wir haben sehr viel gemacht, wir haben einen YB-Match mit speziellem
schwarzem Trikot dem Thema Antirassismus und Gewalt gewidmet, mehrmals
ist die Mannschaft mit speziellen Banderolen gegen Gewalt und Rassismus
eingelaufen. Wir haben ein Fanprojekt, wir haben Spieler und Fans
zusammengebracht, und die Spieler haben sich gegen Feuerwerk
ausgesprochen.
Die Polizei hat bei Krawallen in der Stadt 60 Leute festgenommen, alle
waren kurz darauf wieder frei. Sollten Krawallanten härter
bestraft
werden?
Eindeutig. In England sind Schnellrichter vor Ort, die Gewalttäter
im
Stadion mit einem Stadionverbot auf Jahre hinaus und mit einer
anständigen Busse und Gefängnis belegen. Wenn Eltern oder
Lehrmeister
erfahren, dass ihr Kind oder ihr Lehrling hinter Gittern steckt, hat
das eine andere Wirkung. Es liegt nicht an mir, das Gesetz zu
ändern,
aber Strafen, die einen höheren Leidensdruck bewirken würden,
würden
wir sicher unterstützen. Ich wäre dafür, im Stadion auf
der
Grossleinwand die Leute zu zeigen, die ein Stadionverbot haben.
Aber das dürfen Sie nicht.
Nein, da würden wir geprügelt. In St. Gallen hat die Polizei
das
gemacht, sie wollte die Informationen, die sie hat, transparenter
machen. Der Leidensdruck bei den Übeltätern muss steigen. Der
Klub ist
nicht der Täter, Geisterspiele, Bussen schaden nur dem Klub. Die
meisten der 30000 Zuschauer sind auch keine Täter, das trifft
vielleicht auf ein Prozent davon, 300, zu.
Die Polizeikosten für den Cupfinal haben ein Mehrfaches der 60000
Franken gekostet, die Sie der Stadt jährlich für die
Sicherheit
bezahlen. Wie stehen Sie zu Forderungen, Fussballklubs müssten
für die
gesamten Sicherheitskosten aufkommen?
Ein Klub kann nicht für etwas aufkommen, dass er nicht verursacht
hat.
Im Fokus muss stehen, die Leute zu erwischen, die randalieren. Der
Klub, der Sport ist das Opfer. Wir sind nicht die Täter, wir
verteilen
keine Fackeln. Der Fluch ist, dass viele die Provokation suchen. Sie
haben mit YB und Fussball nichts zu tun, sie warten, bis das Spiel
vorüber ist, und suchen den Krawall.
Sie wollen also nicht mehr bezahlen.
Ich habe Verständnis für die Leute und Politiker, die finden,
wir
müssten mehr bezahlen. Aber was wird geschehen? Wir müssten
die
Eintrittspreise erhöhen, und es kämen weniger Zuschauer. Gut,
damit
hätten wir vielleicht das Problem gelöst, aber in absehbarer
Zeit gäbe
es vielleicht keinen grossen Fussballklub mehr in Bern.
Am Sonntag spielt Luzern im Stade de Suisse. Da gibt es schlechte
Erinnerungen ans letzte Spiel. Sicherheitsleute der Protectas haben mit
Gewalt ein Transparent aus der Luzerner Fanzone herausgeholt.
Die Untersuchung ist abgeschlossen, und wir haben Fehler eingestanden.
Wir haben mit den Luzerner Fangruppen mehrere Treffen gehabt, wir haben
uns kulant gezeigt und für die Luzerner Fanarbeit Geld gegeben.
Der
Konflikt ist gelöst.
Sie erwarten am Sonntag also keine Konflikte?
Wir müssen auf alles vorbereitet sein, auch in der Luzerner Szene
gibt
es - wie bei uns - Bewegungen, die dem Fussball wenig förderlich
sind.
Aber grundsätzlich erwarte ich ein ruhiges Spiel.
Was erwarten Sie fussballerisch?
Es ist eine Charakterfrage. Die Mannschaft muss den wahren Charakter
zeigen, aber auch die Fans müssen sich von ihrer besten Seite
zeigen.
Die Fans kommen nach der Enttäuschung im Cupfinal vielleicht gar
nicht.
Dann sind es keine Fans. Ein echter Fan gewinnt und verliert mit YB.
Aber sicher gibt es keinen Zuschauerrekord.
Die Niederlage im Cupfinal steht am Ende einer Saison, die für YB
halt doch ein bisschen enttäuschend war.
In dieser Saison hat es viele tolle Momente mit vielen guten Spielen
gegeben. Schön, sind wir nach drei Jahren wieder in den Cupfinal
gekommen. Das hat die ganze Stadt bewegt, aber eine solche Niederlage
ist brutal. Die ganze Saison können wir erst beurteilen, wenn wir
gegen
Basel gespielt haben.
Sie haben vor ein paar Jahren einmal erklärt, das Ziel sei in der
folgenden Saison Rang drei, dann Rang zwei, dann eins.
Das ist definitiv nicht aufgegangen. Aber man muss sich im Leben doch
Ziele setzen. Auch dieses Jahr haben wir Schritte vorwärts
gemacht. Um
in den Cupfinal zu kommen, mussten wir gegen GC und Basel gewinnen.
Aber wir haben es nicht geschafft, einen Pokal nach Hause zu holen.
---
BZ 23.5.09
Kantonaler Polizeidirektor zu Krawallen am Cupfinal
"Klubs kennen schwarze Schafe"
Nach den Ausschreitungen am Cupfinal kritisiert Polizeidirektor
Hans-Jürg Käser (FDP) das Nein zu Videoüberwachung in
Bern. Er fordert:
"Klubs und Stadionbetreiber müssen mit der Polizei endlich am
gleichen
Strick ziehen."
Herr Käser, wie sind Sie mit dem Polizeieinsatz rund um den
Cupfinal zufrieden?
Hans-Jürg Käser: Im Rahmen der nicht optimalen gesetzlichen
Möglichkeiten, die wir leider in der Stadt Bern haben, bin ich
zufrieden.
Was meinen Sie damit? Welche gesetzlichen Möglichkeiten fehlen?
Etwa die Videoüberwachung. Der Berner Stadtrat hat diese
abgelehnt. So
ist es ganz generell viel schwieriger , die Hooligans zu eruieren und
auch strafrechtlich zu verfolgen. In Rüschegg braucht es sicher
keine
Videoüberwachung. Doch hier in Bern sind an gewissen Hotspots
unbedingt
Kameras nötig, um gewalttätige Fans zu eruieren. In England
funktioniert das mit der Videoüberwachung rund um Fussballspiele
bestens.
Beim Cupfinal wären die Kameras ja noch nicht zur Verfügung
gestanden.
Dennoch: Eine Mehrheit im Stadtrat hat die Videoüberwachung letzte
Woche abgelehnt. Erschwert dies der Polizei die Arbeit in Zukunft?
Ja, dieser Entscheid erschwert uns nicht nur die Arbeit, sondern
gefährdet auch die Sicherheit der Bevölkerung.
Wie viel hat der Polizeieinsatz gekostet?
Der Polizeieinsatz ist im Rahmen des Ressourcenvertrages zwischen
der
Stadt Bern und der Kapo geregelt. Das heisst, die Stadt muss keine
zusätzlichen Kosten tragen.
Wie viele Polizisten waren im Einsatz?
Aus polizeitaktischen Gründen geben wir diese Zahlen ganz
generell
nicht bekannt. Es ist aber offensichtlich, dass wir zusätzliche
Polizisten aus anderen Kantonen haben beiziehen müssen.
Warum haben die Polizisten im Bahnhof die betrunkenen und
randalierenden Chaoten nicht härter angepackt?
Diesen Vorwurf weise ich zurück. Die Beamten haben immerhin 60
Anhaltungen gemacht und gezielt Gummischrot eingesetzt. Leider muss ich
vier verletzte Polizisten beklagen. Weil neben ihnen im Bahnhof
Petarden gezündet wurden, haben sie einen Hörschaden
erlitten. Und
wegen der vielen Reisenden und Passanten konnten wir auf keinen Fall
Tränengas einsetzen. Es ist doch so: Die Polizisten und
Polizistinnen
können machen was sie wollen, sie ernten meistens Kritik. An der
unbefriedigenden Situation sind sicher nicht nur Politiker schuld…
…sondern?
Auch die Fussball- und Fanklubs sowie die Stadionbetreiber, die ihre
Verantwortung nicht umfassend wahrnehmen.
Inwiefern?
Sie halten sich nicht an klar abgemachte Regeln mit der Polizei. Es
darf einfach nicht sein, dass sich die Sion-Fans am Mittwoch im Bahnhof
versammelten, obwohl die Abmachung bestand, dass sie sich auf der
Schützenmatte treffen und von dort aus in einem Umzug zum Stade de
Suisse ziehen würden. Und es darf nicht sein, dass vermummte Fans
auf
dem Marsch solche Petarden zünden und die Stimmung in der Stadt
anheizen. Es sind immer kleine Gruppen von Hooligans, welche
Auseinandersetzungen auslösen. Ferner bin ich unzufrieden mit der
Stadioneingangskontrolle.
Müsste man diese Chaoten nicht isolieren?
Nicht nur isolieren, sondern vor, während und nach dem Match unter
Arrest stellen. Diese gewaltbereiten Hooligans müssen endlich
härter
angepackt werden. Die Klubs kennen ihre schwarzen Schafe genau.
Gibt es für ein solches Vorgehen denn die rechtlichen Grundlagen?
Chaoten, die mit einem Stadionverbot belegt sind, können verhaftet
werden, wenn man ihrer habhaft wird. Im Weiteren kann die Polizei erst
dann zugreifen, wenn Straftaten begangen werden - um solche
zweifelsfrei zu erkennen, wäre eben eine Videoüberwachung ein
geeignetes Mittel.
Wie kann das Problem mit randalierenden Fussballanhängern aus
Ihrer Sicht gelöst werden?
Für mich ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. Das Problem
kann
nur durch schweizweite Massnahmen gelöst werden. Wir müssen
alle am
gleichen Strick ziehen. Ich werde mit den Verantwortlichen aller
betroffenen Städte die Gespräche weiterführen. Und was
mir ganz wichtig
ist: Die Fussball- und Fanklubs sowie die Stadionbetreiber müssen
endlich zu mehr Verantwortung gezwungen werden.
Wie soll das geschehen? Wie kann man denn die Vereine mehr in die
Verantwortung nehmen?
Die Klubs tragen für ihre Fans eine Mitverantwortung. Somit
muss der
Schweizerische Fussballverband dafür sorgen, dass diese
Verantwortung
getragen wird.
Interview: Jürg Spori
--
SBB übergibt Krawall- Bilder der Polizei
Polizeidirektor Käser kritisiert die fehlende
Videoüberwachung in Bern. Doch nicht überall ist dafür
die Stadt zuständig.
Im Interview fordert Hans-Jürg Käser Videoüberwachung
von Hotspots als
taugliches Mittel zu Bekämpfung von Hooligans. Er kritisiert damit
auch
den Berner Stadtrat, der die Videoüberwachung letzte Woche einmal
mehr
abgelehnt hat.
Indes: Zwei wichtige Hotspots rund um Fussballspiele sind längst
videoüberwacht. So die Bahnhofhalle, welche SBB-Grund ist, und das
Stade de Suisse selbst, welches eigentlich privates Terrain ist.
"Bei Ereignissen wie bei den Krawallen am Cupfinal übergeben wir
jeweils die aufzeichneten Bilder der Kantonspolizei", sagte gestern
SBB-Mediensprecher Roland Binz. Doch die Aushändigung erfolge erst
auf
Anordnung des Untersuchungsrichters.
Um Straftaten rund um den Cupfinal zu klären, sucht die Polizei
Foto- und Filmmaterial. E-Mail: polizei.kommando@police.be.ch.
azu/jsp
--
Gewalt rund um den Fussball
"Die Fankultur muss sich sofort ändern"
Ulrich Pfister, Sicherheitsverantwortlicher beim Schweizerischen
Fussballverband, spricht über die jüngsten Ausschreitungen.
Wie kann das massive Gewaltproblem rund um Fussballspiele in der
Schweiz gelöst werden?
Ulrich Pfister: Ich stehe für knallharte Repression ein, den
Chaoten
kann man nur so beikommen. Mit diesem Mittel lässt sich das
Problem
aber nur entschärfen und nicht lösen. Parallel dazu braucht
es eine
starke Prävention und die Fanarbeit.
Die Klubs sind in dieser Angelegenheit alleine überfordert.
Die Realität ist die, dass die Vereine für die Organisation
und damit
die Sicherheit in ihren Stadien zuständig sind. Der Verband und
die
Liga können auf die Durchführung keinen unmittelbaren
Einfluss nehmen.
Wir können aber die mittel- und längerfristige Planung
beeinflussen.
Denn am Ende ist eines klar: Es geht nur gemeinsam. Es benötigt
ein
Zusammenspiel aller involvierten Parteien wie der Klubs, der Liga, des
Verbandes, aber natürlich auch der Behörden und der Politik.
Gewaltszenen gab es am letzten Sonntag beim Spiel Zürich - Basel
nicht
nur ausserhalb des Stadions, sondern auch innerhalb des Letzigrunds auf
den Rängen.
Was sich abgespielt hat, ist inakzeptabel und beschämend. Und was
auch
zu denken geben muss: Wir hatten während dieser Runde und am
Cupfinal
in allen Stadien Pyros. Die Fankultur muss sich sofort ändern.
Aber das
ist ein Prozess, der nicht über Nacht abgeschlossen werden kann.
Mit
Massnahmen wie Prävention und Fanarbeit muss man versuchen, dass
Bewusstsein in die richtige Richtung zu lenken. Und wer davon nichts
wissen will, der muss das zu spüren bekommen. Wer sich strafbar
macht,
muss büssen.
Ist man in der Schweiz gleich weit wie vor zehn Jahren?
Nein, das kann man so nicht sagen. Vor zehn Jahren waren die Hooligans
das Problem. Die hatten einen klaren Bezug zu den Klubs. Heute haben
wir es auch mit Ultras und Chaoten zu tun. Die feiern sich primär
selbst.
In den Stadien sind nur private Sicherheitsdienste tätig. Wie weit
dürfen sie gehen?
Die Kompetenzen sind wirklich eingeschränkt. Und solange es auf
Grund
des Datenschutzes nicht möglich ist, dass die Polizei Daten von
Chaoten
an die privaten Organisationen wie beispielsweise die Veranstalter
weitergeben darf, sind uns leider die Hände gebunden.
Das allein dürfte aber kein Hindernis für bessere
Eingangskontrollen
sein. Am Cupfinal wurden im YB-Sektor unzählige Fackeln
gezündet, wobei
die Kontrollen eher lasch waren.
Die Problematik am Mittwoch war die, dass gut 4000 Leute gleichzeitig
den Sektor der YB-Fans füllten. Sie mussten alle durch zwei
Eingänge
ins Stade de Suisse. Wenn vor den Toren ein Gedränge entsteht,
herrscht
die Gefahr von Panik und dadurch von Verletzten. Eine lückenlose
Kontrolle ist kaum mehr möglich, zumal die Fans sich Zeit lassen
und
relativ spät ins Stadion kommen. Ausserdem ist es den Stewards
untersagt, die Leute an intimen Stellen abzutasten. Das nützen sie
gezielt aus, um die Ware ins Stadion zu bringen.
Fifa-Präsident Sepp Blatter glaubt neuerdings, dass die Gewalt
eingedämmt werden kann, indem in allen Stadien die Steh- durch
Sitzplätze ersetzt werden. Ist das wirklich die Lösung
für die grossen
Probleme?
Das glaube ich nicht. Grundsätzlich bin ich ein Verfechter von
Sitzplätzen, das schon. Aber im Letzigrund haben wir
ausschliesslich
Sitzplätze, im Stade de Suisse ebenso. Was machen die Leute? Jene,
die
stehen wollen, stehen einfach auf oder vor den Sitzen. Um eine Wirkung
zu erzielen, braucht es ein verändertes Fanverhalten.
Interview: Peter M. Birrer
---
Telebärn 22.5.09
Krawallnacht nach Cupfinal gibt zu reden
Von Telebärn
Zwei Tage nach der Krawallnacht steht die politische Nachbearbeitung
auf dem Tagesprogramm. Unter anderem die fehlende Videoüberwachung
teilt die Meinungen.
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Krawallnacht-nach-Cupfinal-gibt-zu-reden/story/29441223
---
Tagesanzeiger 23.5.09
Debatte: Was tun gegen Gewalt im Fussball?
Die Polizei soll den Klubs doch Rechnung stellen!
Von Roger Keller
Müssen wir uns daran gewöhnen, dass es in Zürich nach
brisanten
Fussballspielen jeweils zu massiven Ausschreitungen kommt? Dass
Strassenzüge in Tränengasschwaden versinken? Und dass
neuerdings selbst
unbeteiligte Zugreisende wegen emotional und psychisch irregeleiteter
Chaoten stecken bleiben?
Sicher wäre es unrealistisch, ein völlig gewaltfreies Umfeld
für
kampfbetonte Sportarten wie Fussball oder Eishockey zu erwarten. Aber
es darf nicht sein, dass Gewaltexzesse wie am letzten Sonntag nach dem
Heimspiel des FCZ gegen Basel quasi als normale Begleiterscheinung
angekündigt, hingenommen und schliesslich noch als
gesellschaftliches
Phänomen verharmlost werden, das mit dem Fussball angeblich wenig
zu
tun habe.
Solche Gewaltexzesse haben mit dem Spitzenfussball einiges zu tun.
Vielen Klubs fehlt es an der Entschlossenheit, klare Regeln
aufzustellen und auch durchzusetzen und ihr Publikum wirksam zu
kontrollieren. Das mag zwar unbequem sein, ist aber dringend
nötig. Und
keineswegs aussichtslos, sondern erfolgversprechend, wie Beispiele vor
allem im Ausland zeigen. Interessant ist ja auch, dass es rund um
andere Grossanlässe wie Konzerte, etwa im Hallenstadion, nicht zu
derartigen Ausschreitungen kommt.
Hilfloses Gejammer der Fussballer
Statt zu handeln, verlegen sich die Fussballklubs und ihre Fans lieber
darauf, mit Ausreden abzulenken. So behaupten sie, die Vereine
würden
von Staat und Politik im Stich gelassen, weil sie mit eigenen Mitteln
für die Sicherheit im Stadion sorgen müssten. Das ist ein
Gejammer, das
sich durch nichts rechtfertigen lässt. Auch nicht durch den
Hinweis auf
das Geld, das die Fans in die Stadt bringen.
Richtig ist das Gegenteil: Der Spitzensport profitiert von hohen
finanziellen Leistungen der öffentlichen Hand. Sie stellt ihm die
Infrastruktur zur Verfügung - in Zürich das neue
Letzigrund-Stadion,
das über 100 Millionen Franken gekostet hat. Eine Zumutung ist es
hingegen, dass die Steuerzahler von Stadt und Kanton Zürich seit
Jahren
für die Nachlässigkeit der Klubs aufkommen müssen. Denn
nach wie vor
leisten die Polizeikräfte ihren undankbaren Sicherheitsdienst ohne
Verrechnung an die Organisatoren. Und während sich die Polizisten
mit
Fussball-Chaoten herumschlagen müssen, leidet die Sicherheit
anderswo.
Wahrscheinlich könnten sich Stadt und Kanton ihre
Polizeieinsätze bei
Fussballspielen schon heute entschädigen lassen. Vor fünf
Jahren hat
der Stadtrat von Zürich den Berner Young Boys den
Sicherheitsaufwand
jedenfalls verrechnet, als diese ausnahmsweise im Hardturm ein
internationales Heimspiel austrugen. Er hat die verlangten 84 000
Franken auch vor Bundesgericht durchgesetzt, ohne dass es für eine
solche Verrechnung eine explizite Rechtsgrundlage gab.
Bei den Heimspielen von GC und FCZ hingegen hat der Stadtrat bisher
darauf verzichtet - weil er sich nicht unbeliebt machen will. Das ist
eine ziemlich hasenfüssige Haltung, die anderen Stadtregierungen,
etwa
jener von Basel, fremd ist. Mit dieser falsch verstandenen Toleranz
muss es nun ein Ende haben, spätestens wenn das neue, zurzeit noch
durch eine Beschwerde blockierte kantonale Polizeigesetz in Kraft ist.
Es schreibt eine Rechnungsstellung zwar nicht vor, lässt sie aber
ausdrücklich zu.
Das Geld wird es richten
Es gibt keinen Grund, das Verursacherprinzip bei
Fussball-Spitzenspielen nicht anzuwenden, wenigstens mit einer
teilweisen, aber doch spürbaren aufwandbezogenen
Überwälzung der
Kosten. Auch der Ruf nach einer Gleichbehandlung der Organisatoren des
1. Mai ändert daran nichts: Die Nach- und Nebendemos an diesem Tag
sind
zwar regelmässig genauso übel wie jene vom letzten Sonntag.
Aber beim
1. Mai handelt es sich um einen Anlass mit "ideellem Zweck". Und in
solchen Fällen kann die öffentliche Hand laut Gesetz darauf
verzichten,
die Organisatoren die Kosten des Polizeieinsatzes zu verrechnen.
Spitzenfussball hingegen hat mit Idealismus längst nichts mehr zu
tun,
sondern zählt zum kommerziellen Freizeit-Business. Der FCZ etwa
ist
eine gewinnstrebige Aktiengesellschaft mit einem Umsatz von über
22
Millionen Franken, und auf dem Rasen lässt er nicht etwa elf gute
Kameraden, sondern elf hochbezahlte Profi-Artisten auftreten. Daran
ändert auch die Tatsache nichts, dass viele Klubs tief in den
roten
Zahlen stecken. Das belegt höchstens die notorische
Unfähigkeit ihrer
Verantwortlichen, ein Unternehmen wirtschaftlich zu führen.
Für das durchschnittliche Rechtsempfinden wäre es daher - je
länger
desto mehr - störend, wenn Kanton und Stadt ihre Leistungen im
Zusammenhang mit Spitzenfussballspielen nicht verrechnen würden.
Die
Klubs müssten dann unter Umständen halt eine
Sicherheitsgebühr auf die
Ticketpreise schlagen. Genauso wie es die Airlines am Flughafen Kloten
auch tun müssen - dort verrechnet die Kantonspolizei ihren Aufwand
für
die Sicherheit ebenfalls. Dies, obwohl der Flughafen wohl noch etwas
mehr Leute nach Zürich bringt als FCZ und GC.
Die Fussballklubs haben weder eine Sonderbehandlung noch Langmut
verdient. Es braucht offensichtlich einen Zwang, damit sie ein
genügendes Interesse an einem friedlichen Umfeld entwickeln. So
gesehen, gibt es doch ein einfaches Rezept - das Geld. Es wirkt.
Weitere Berichte Seite 15, 35
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Nur geständige Chaoten können sofort bestraft werden
Warum werden Hooligans und Chaoten nicht durch Schnell-richter
abgeurteilt? Das Problem liegt in der Beweisführung, sagt die
Staatsanwaltschaft.
Von Stefan Hohler
Zürich. - Anlässlich der Euro 08 wurde in der Kaserne eine
sogenannte
Haftstrasse eingerichtet, damit Polizei und Staatsanwaltschaft für
Massenverhaftungen von Hooligans und Chaoten gewappnet waren. Vor Ort
waren Staatsanwälte und Jugendanwälte, denen die Polizei die
Verhafteten vorführen sollten. Die Haftstrasse wurde aber nicht
gebraucht, die Euro 08 verlief in Zürich friedlich. Warum wird bei
Hochrisikospielen wie jüngst Basel gegen den FCZ nicht ein
ähnliches
Konzept verwendet?
"Das Problem besteht in der Beweisführung", sagt Andreas Brunner,
Leitender Oberstaatsanwalt. Bei gewalttätigen Ausschreitungen
setzte
die Polizei vor allem auf die 3-D-Strategie, das heisst Dialog,
Deeskalation und Durchgreifen. Dies sei nachvollziehbar, aber die
strafrechtliche Verfolgung von Einzelnen würde darunter leiden.
Zudem
brauche die Auswertung von Filmaufnahmen Zeit. Ein Urteil noch am
gleichen Abend sei nur in Einzelfällen möglich.
Ähnlich tönt es bei der Jugendanwaltschaft. Laut Beat
Fritsche,
Leitender Jugendanwalt, scheitert die Forderung, "sur place"
abzuurteilen, meistens an den Beweismitteln. Ein Strafbefehl (wenn der
Täter erwachsen ist) oder eine Erziehungsverfügung (falls
minderjährig)
sei nur möglich, wenn die Täter geständig sind;
andernfalls kommt es zu
einer Anklage vor Gericht oder Jugendgericht. Man überlege sich,
so
Oberstaatsanwalt Martin Bürgisser, nach dem Ende der
Fussballsaison
einen runden Tisch mit Polizei und Klubs einzuberufen. Dabei soll ein
Bündel von Massnahmen zu den Bereichen Alkohol, Billettverkauf
(siehe
Box) oder Entanonymisierung besprochen werden.
Inzwischen fordern Politiker ein härteres Vorgehen bei verhafteten
Chaoten. So verlangte Karin Keller-Sutter, St. Galler
Regierungsrätin
(FDP) und Vizepräsidentin der Konferenz der Kantonalen Justiz- und
Polizeidirektoren, im gestrigen "Blick", dass Verhaftete übers
Wochenende in Gefängnis bleiben müssen: "Sie sollen am Montag
ihre
Arbeitgeber oder Schulen anrufen müssen: ‹Ich sitze noch im
Knast.›"
Greift Polizei nun härter durch?
Die am Sonntag beim Bahnhof Altstetten verhafteten Chaoten waren
bereits nach einigen Stunden wieder frei. Greift die Polizei am
Sonntag, wenn Basel auf GC trifft, härter durch? Stapo-Medienchef
Marco
Cortesi: "Die Forderungen von Frau Keller-Sutter müssen auf
Politikerebene geprüft werden."
Vorarbeit haben die Politiker schon geleistet. Das Bundesgesetz
über
Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit gibt den Behörden
die
Möglichkeit, Hooligans zu verbieten, ein Gebiet rund um das
Stadion zu
betreten. Wenn befürchtet werden muss, dass sich die Person an
Gewalttätigkeiten beteiligen könnte, kann sie verpflichtet
werden, sich
während eines Spiels auf dem Polizeiposten zu melden. In
schwerwiegenden Fällen könnte die krawallbereite Person sogar
für 24
Stunden in Polizeigewahrsam genommen werden.
---
NZZ 23.5.09
Keine Handhabe gegen Krawallmacher
Freier Zutritt ins Stadion für die Verantwortlichen der
jüngsten Ausschreitungen
Für das morgige Hochrisikospiel in Zürich zwischen dem
GC und dem FC
Basel haben auch jene 14 Personen freien Zutritt, die bei den
Ausschreitungen vom vergangenen Sonntag vorübergehend festgenommen
worden sind: Ein Datenaustausch zwischen der Polizei und dem
Stadionbetreiber ist nicht gestattet. Sicherheitschef Ulrich Pfister
ärgert sich.
-yr. Nach den Ausschreitungen vom letzten Sonntag im
Anschluss an das
Fussball-Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Zürich und dem FC
Basel
sind von verschiedener Seite Vorschläge eingegangen, wie in
Zukunft
derartige Krawalle verhindert werden könnten. Doch sobald es um
die
konkrete Umsetzung geht, hapert es. So bietet die derzeitige
Gesetzeslage keine Handhabe, zumindest jenen 14 Personen den Zutritt
für die morgigen Spiele zu untersagen, die bei den
Scharmützeln rund um
den Bahnhof Altstetten vorübergehend festgenommen worden sind.
Hiezu
wäre ein Datentransfer von der Stadtpolizei Zürich zum
Stadionbetreiber
nötig, im Fall des Letzigrundstadions also der Stadt Zürich.
Dieser
direkte Austausch von Informationen ist aber aus Gründen des
Datenschutzes nicht möglich.
Zwar wird seit der Einführung des Bundesgesetzes zur Wahrung
der
inneren Sicherheit (BWIS) vor gut zwei Jahren eine Hooligan-Datenbank
namens Hoogan geführt. Diese Datenbank hinkt aber der
Aktualität
hinterher. Denn bis gewaltbereite Personen, die im Umfeld von
Sportveranstaltungen von der Polizei erfasst worden sind, in die
Datenbank eingetragen werden, läuft ein beschwerdeberechtigtes
Verfahren. Dieses beansprucht mehrere Wochen bis mehrere Monate.
Keiner der Krawallmacher war registriert
Laut Auskunft von Marco Bisa, Pressesprecher bei der Stadtpolizei
Zürich, war seines Wissens keiner der am Sonntag
vorübergehend
Festgenommenen in der Datenbank Hoogan registriert. Somit kann ihnen
von polizeilicher Seite der Zutritt in ein Stadion vorerst nicht
verwehrt werden. Dies gilt sowohl für das morgige Spiel im
Zürcher
Letzigrundstadion wie auch für die gleichzeitig ausgetragene
Partie im
Tessin zwischen der AC Bellinzona und dem FC Zürich. Es ist sehr
wohl
möglich, dass die Krawallmacher von Altstetten bereits eine Woche
später erneut straffällig werden. "Solche Dinge ärgern
mich gewaltig",
kommentiert Ulrich Pfister, Sicherheitschef beim Schweizerischen
Fussballverband.
Laut Pfister wird Hoogan von der Polizei zudem nicht konsequent
genutzt, womit die Datenbank ihre Wirkung verliere. Anfang
nächsten
Jahres, wenn das vom Bund für die Fussball-EM 2008 und die
Eishockey-WM
2009 temporär ausgearbeitete BWIS durch ein kantonales
Hooligan-Konkordat abgelöst wird, sollen diese Lücken
gestopft werden.
Im Konkordat ist nämlich explizit ein Datenaustausch zwischen der
Polizei und den Stadionbetreibern vorgesehen. Im gegenwärtigen
Fall
würde dies der Stadtpolizei Zürich ermöglichen, die
Namen der 14
Festgenommenen den städtischen Verantwortlichen für das
Letzigrundstadion bekanntzugeben. Diese wiederum könnten gegen die
verdächtigen Personen kurzfristig ein Stadionverbot aussprechen,
das
für den gesamten Schweizer Spitzenfussball Gültigkeit
hätte.
Griffigere Handhabe in Sicht
Das Stadionverbot ist eine Art von privatrechtlichem Hausrecht,
das
keine Beschwerdemittel vorsieht. Es birgt also die Gefahr der
Willkür,
entsprechend einem Wirt, der ein Hausverbot gegen einen unliebsamen
Gast ausspricht. Dieser rechtsstaatliche Mangel muss nach Ansicht von
Sicherheitschef Pfister angesichts des Gefahrenpotenzials, das von
Gewalttätern im Umfeld von Fussballspielen ausgeht, in Kauf
genommen
werden. Schon jetzt sei rund ein Drittel der Personen, die in der
Schweiz Stadionverbot haben, nicht rechtskräftig verurteilt,
sondern
anderweitig aufgefallen. Insgesamt umfasst die Liste des Verbandes mit
den Stadionverboten rund 520 Namen.
Die Kontrolle bei den Stadioneingängen wird optisch
vorgenommen, und
zwar von Sicherheitsbegleitern des jeweiligen Klubs und von
spezialisierten Polizisten. Dass diese Kontrolle nicht hundertprozentig
zuverlässig sein kann, liegt auf der Hand. So wurden
beispielsweise am
Cup-Final vom vergangenen Mittwoch in Bern zwei Zuschauer mit
Stadionverbot aufgrund von Videoaufnahmen erst nachträglich
identifiziert und strafrechtlich belangt.
Ein weiteres probates Mittel gegen Ausschreitungen ist der
Stadtpolizei aus der Hand genommen worden: Das Verbot, in einem
bestimmten Umkreis des Stadions Alkohol zu verkaufen, wurde
kürzlich
vom Statthalteramt wegen fehlender gesetzlicher Grundlage aufgehoben.
Gegen die daraufhin lancierte Gesetzesvorlage des Stadtrats ist bereits
Widerstand angekündigt worden. Dies, obwohl nach Ansicht von
Christoph
Vögeli, Hooligan-Experte bei der Stadtpolizei und bei der
schweizerischen Fachstelle Hooliganismus, 99 Prozent aller
Ausschreitungen im Umfeld von Sportveranstaltungen auf
übermässigen
Alkoholkonsum zurückzuführen sind.
---
Zürichsee-Zeitung 23.5.09
Hooliganismus Nach den Ausschreitungen der vergangenen Tage schaltet
sich die Politik ein
Polizei soll im Stadion eingreifen
In Deutschland oder England schreiten Polizisten rigoros gegen
querulatorische Fans ein - auch innerhalb des Stadions. Diese Massnahme
wird jetzt auch in der Schweiz gefordert.
Kari Kälin
Den sonntäglichen Fussballmatch GC gegen Basel hat die
Stadtpolizei
Zürich als Hochrisikospiel eingestuft. Räumt GC die
Hürde Basel aus dem
Weg, kann der FC Zürich mit einem Sieg in Bellinzona vorzeitig den
Meistertitel feiern - was ein erhebliches Frustpotenzial für
enttäuschte Fans birgt. Oder auch nur einen Vorwand liefert,
inner- und
ausserhalb des Stadions Krawalle anzuzetteln. Die Vorkommnisse der
vergangenen Tage lassen jedenfalls wenig Gutes erahnen. Sowohl nach dem
Knüller Zürich gegen Basel als auch nach dem Cup-Final
erschütterten
heftige Ausschreitungen die helvetische Fussballwelt.
Sitzplätze als Voraussetzung
Nun schaltet sich die Politik in die Debatte um das latente
Hooligan-Problem ein. Was anderswo - zum Beispiel in England und
Deutschland - bereits an der Tagesordnung ist, soll nun auch in der
Schweiz geprüft werden: der Einsatz von Polizisten im Stadion, die
Feuerwerkskörperabfackler, Schläger, Querulanten, kurzum
Gesetzesbrecher, subito aus dem Verkehr ziehen. Dies forderte gestern
Karin Keller-Sutter, Vizepräsidentin der Konferenz der kantonalen
Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz (KKJPD), im Gespräch mit
dieser
Zeitung. "Die Polizei müsste über Greiftrupps verfügen",
präzisiert die
St. Galler FDP-Regierungsrätin. Dieses Konzept könne
allerdings nur
dann umgesetzt werden, falls die von Fifa-Präsident Sepp Blatter
erhobene Forderung nach Abschaffung der Stehplätze erfüllt
werde, denn:
"Aus den Stehrampen kann man die Täter nicht entfernen. Das ist
quasi
ein rechtsfreier Raum." Momentan kümmern sich im Stadioninnern die
von
den Vereinen engagierten privaten Security-Firmen um die Sicherheit der
Zuschauer.
Zudem wünscht sich Keller-Sutter ein härteres Vorgehen gegen
die
Hooligans. Sie sollen etwa übers Wochenende im Gefängnis
schmoren,
damit sie am Montag den Arbeitgeber und die Schule über ihren
aktuellen
"Wohnort" orientieren müssen. Verstösst jemand gegen Stadion-
oder
Rayonverbot, sollen Bussen englischen Kalibers, also mehrere Tausend
Franken, aufgebrummt werden. Keller-Sutter ist sich bewusst:
"Vorübergehend brauchen wir mehr Polizeikräfte, um die Gewalt
einzudämmen." Mit Repression, aber auch verstärkter
Fan-Arbeit, will
sie dem Hooliganismus langfristig den Nährboden entziehen - damit
die
Polizei letztlich ihre Präsenz rund um Sportanlässe
verringern könne.
Schärli für Schnellgerichte
Auch die Luzerner Sicherheitsdirektorin Yvonne Schärli kann sich -
wenn
auch nicht als vordringliche Massnahme - Polizisten im Stadion
vorstellen. "Damit rückt allerdings umso mehr die Frage nach der
Kostenbeteiligung der Vereine ins Zentrum", sagt die
SP-Regierungsrätin
- was für die Klubs gesalzene Rechnungen bedeuten könnte. So
kostet
etwa in Luzern eine Polizeimannsstunde 100 Franken. Schärli
plädiert
für Schnellgerichte wie in Holland, wo Hooligans rasch und
unbüro-
kratisch abgestraft werden können. Nachhaltig lasse sich das
Übel aber
nur bekämpfen, wenn "ein ganzes Bündel an Massnahmen
getroffen wird",
unter anderem der Ausbau der Fan-Arbeit. Und: "Man sollte prüfen,
ob an
Spielen teilweise oder gar kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden
sollte."
Verband hofft auf runden Tisch
Auf offene Ohren stösst Keller-Sut-ters Vorschlag nach Polizisten
in
Stadien bei Ulrich Pfister. "Das ist der einzig gangbare Weg", sagt der
Sicherheitschef des Schweizerischen Fussballverbandes. Auch
Schnellgerichte würde Pfister begrüssen. Neben der Repression
setzt er
auf den runden Tisch von Swiss Olympic, dem Dachverband der Schweizer
Sportverbände, an dem Vereine, Politik, Fussballverband und die
privaten Sicherheitsfirmen Lösungen zur Bekämpfung des
Gewaltproblems
auf- zugleisen versuchen. Pfister plädiert für ein
nationales,
verbindliches Fan- und Sicherheitskonzept, das für sämtliche
Sportarten
gelten soll.
---
Aargauer Zeitung 23.5.09
Hooligan-Datenbank wirkt kaum
Immer mehr Gewalttäter sind erfasst, trotzdem häufen sich
Ausschreitungen
Morgen spielt der FC Basel in Zürich gegen GC. Dann droht zum
dritten
Mal innerhalb einer Woche Gewalt an einem Fussballspiel: Experten
fordern jetzt, dass die Schweiz mehr tun müsse, um Ausschreitungen
zu
verhindern.
Benno Tuchschmid, hans-Peter wäfler
Die Krawalle vor einer Woche beim Match zwischen dem FC Zürich und
dem
FC Basel › und dann die Ausschreitungen am Cupfinal in Bern am
Mittwoch. Sachbeschädigungen, Verletzte, Verhaftungen. Für
die
Stadtpolizei Zürich ist jetzt klar: Auch beim Spiel vom Sonntag
zwischen den Grasshoppers und dem FC Basel ist wieder mit Gewalt zu
rechnen. Der Match gilt inzwischen als "Hochrisikospiel", und die
Zürcher Polizei hat ihr Dispositiv nach den jüngsten
Vorfällen in
Zürich und Bern nochmals angepasst: "Wir werden mit einem
Grossaufgebot
vor, während und nach dem Spiel präsent sein", sagt Marco
Bisa,
Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich.
Berner Polizei prüft Anzeigen
In Bern ist die Polizei derweil damit beschäftigt, die Krawalle
rund um
den Cupfinal aufzuarbeiten. 64 Personen nahm die Polizei fest. "Wir
prüfen nun, wer von den Verhafteten angezeigt werden soll", sagt
Ursula
Stauffer, Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern. Dann entscheide die
Polizei auch, so Stauffer, wessen Daten an den Bund übermittelt
werden
› damit sie in der Hooligan-Datenbank (Hoogan) gespeichert werden.
Die Hooligan-Datenbank: Anfang 2007 hatte sie das Bundesamt
für
Polizei (Fedpol) im Hinblick auf die Euro 08 in Betrieb genommen.
Erfasst sind darin Gewalttäter, gegen die Stadion- oder
Rayonverbote
verhängt wurden oder die im Zusammenhang mit Ausschreitungen an
Sportveranstaltungen verhaftet wurden.
Kritik an Fussballklubs
Schon Ende 2007 waren in der Datenbank Hoogan 260 Personen registriert
› nur ein Jahr nach deren Einführung. Und seither hat sich die
Zahl der
Erfassten nochmals mehr als verdoppelt: 576 waren es Mitte Mai.
Und trotzdem: Ausschreitungen an Sportveranstaltungen häufen
sich.
Maurice Illi, Soziologe mit Spezialgebiet Hooliganismus, sagt dazu:
"Die Hooligan-Datenbank ist nur so gut, wie man sie anwendet." Und er
kritisiert die Sicherheitsvorkehrungen der Klubs: "Wenn man bloss eine
neue Frisur braucht, um Stadionverbote zu umgehen, dann stimmt etwas
nicht."
Auch der erfahrene Zürcher Sicherheitsexperte Adolf Brack
relativiert
im Interview gegenüber der MZ (siehe unten) die Wirksamkeit der
Hooligan-Datenbank: "Den Polizeikorps fehlen die Leute, um Stadion- und
Rayonverbote konsequent durchzusetzen." Und sogar Beat Hensler,
Präsident der kantonalen Polizeikommandanten, sagt: "Wer glaubt,
die
Datenbank allein genüge, der täuscht sich."
Um die Gewalt in den Griff zu bekommen, bringen
Sicherheitsexperten
deshalb jetzt Massnahmen ins Spiel, die weiter gehen als bisher:
·Strafen: "Wenn Repression, dann richtig", sagt Maurice Illi.
Strafen
müssten schneller verhängt werden. Heute daure es bis zu
einem halben
Jahr, bis gegen einen Gewalttäter ein Verfahren eröffnet
werde. "Bis
dann hat gerade ein Jugendlicher schon wieder vergessen, was er
eigentlich gemacht hat."
·Sicherheitskräfte: Auch ausserhalb der Stadien brauche die
Polizei
Unterstützung, findet Adolf Brack. Er fordert, dass auch auf
öffentlichem Grund die Polizei mit privaten Sicherheitsdiensten
zusammenarbeiten soll.
·Fans im Stadion: Nur noch Sitzplätze soll es geben,
verlangt Brack.
Und er findet: "Bei Risikospielen sollten keine gegnerischen Fans mehr
ins Stadion dürfen."
·Fan-Arbeit: Prävention sei wichtig, man müsse sie
sich aber auch etwas
kosten lassen, sagt Illi. Gegenüber dem Ausland habe die Schweiz
Nachholbedarf: "In Deutschland geben der Fussballverband und die
Bundesliga 1,8 Millionen Euro für Fan-Arbeit aus."
Fan-Arbeit: Vorbild Deutschland
In der Schweiz wird die Fan-Sozialarbeit erst seit wenigen Jahren
ernsthaft betrieben › in Zürich, Basel, Bern und Luzern. Grosses
Vorbild ist Deutschland. Dort gibt es 44 Fan-Projekte. Das Ziel dieser
Projekte: Friedliche Fussballfans vor, während und nach dem Match.
Über
280 Sozialarbeiter versuchen in den Projekten Einfluss auf die
Fangruppen zu nehmen. Und es funktioniert: Ausschreitungen bei
Bundesliga-Spielen sind die Ausnahme. Finanziert werden die Fanprojekte
von den Gemeinden, den Bundesländern und dem Fussballverband. 8,3
Millionen Franken fliessen jedes Jahr in diese Arbeit. Die Fanbetreuung
hat Tradition, das erste Projekt wurde bereits 1981 in Bremen
gegründet. Die Finanzierung der Projekte ist national geregelt.
Der
Deutsche Fussball-Bund (DFB) und die Deutsche Fussball-Liga (DFL)
zahlen gemeinsam bis zu 91 000 Franken an die einzelnen Projekte, wenn
Gemeinden und Länder zusammen die restlichen zwei Drittel
finanzieren.
Neben der Prävention setzt Deutschland auch stark auf Repression.
An
einem Heimspiel von Bayern München stehen bis zu 1000 Polizisten
im
Einsatz. Bei Zwischenfällen greift die Polizei hart durch.
Trotzdem:
Auch in Deutschland kommt es zu Ausschreitungen, besonders in unteren
Ligen im Osten des Landes, wo Rechtsextreme die Fan-Szene unterwandern.
(btu)
--
"Es braucht Schnellrichter in Fussballstadien"
Sicherheitsexperte Adolf Brack über Gewalt an Fussballspielen und
Massnahmen dagegen
Gewalttäter an Fussballspielen sollten härter und schneller
bestraft werden, findet Sicherheitsexperte Adolf Brack.
Hans-Peter Wäfler
Herr Brack, Sie waren lange Zeit Hooligan-Experte bei der Stadtpolizei
Zürich. Weshalb kommt es wieder vermehrt zu Gewalt an
Fussballspielen?
Adolf Brack: Zunächst muss man festhalten: Was wir jetzt erleben,
hat
nichts mit Hooliganismus zu tun. Hooligans suchen sich Gleichgesinnte
als Gegner, sie gehen aber nicht auf Polizisten los. Die aktuell
gewalttätige Szene rund um Fussballspiele ist unterwandert von
Chaoten,
so wie wir das auch vom 1. Mai in Zürich kennen. Die Situation ist
viel
unübersichtlicher geworden.
Es gibt die Hooligan-Datenbank des Bundes, um Gewalttäter zu
erfassen. Bringt das etwas?
Brack: Die Datenbank ist ja gut und recht. Aber den Polizeikorps fehlen
die Leute, um Stadion- und Rayonverbote konsequent durchzusetzen.
Muss die Polizei stärker präsent sein?
Brack: Das Problem ist, dass es oft ausserhalb der Stadien zu Gewalt
kommt. Dort, auf öffentlichem Grund, ist die Polizei für die
Sicherheit
zuständig. Fehlen ihr aber Ressourcen, braucht es neue
Lösungen. Auch
auf öffentlichem Grund sollte es eine Zusammenarbeit zwischen
Polizei
und privaten Sicherheitsdiensten geben.
Braucht es härtere Strafen?
Brack: Ja › und sie müssten viel schneller verhängt werden.
Wie in
Holland sollten auch hier Schnellrichter im Stadion sein, um Strafen
sofort auszusprechen.
Fifa-Präsident Joseph Blatter fordert, dass es in Schweizer
Fussballstadien keine Stehplätze mehr geben soll . . .
Brack: . . . und da sollten die Klubs auch endlich handeln. Gibt es
Stehplätze, gibt es viel mehr Bewegung in den Stadien. Und dann
ist es
kaum möglich, potenziell Gewalttätige mit Videokameras zu
erfassen.
Gäbe es nur noch Sitzplätze, auf denen die Fans auch sitzen
bleiben
müssten, würde das die Sicherheit erhöhen.
Dann wäre das Problem gelöst?
Brack: Es braucht mehr. Bei Risikospielen sollten keine gegnerischen
Fans mehr ins Stadion dürfen. Da müssen auch die Spieler
umdenken: Wer
als Fussballer meint, er brauche immer seine Fans im Rücken,
sollte zum
Sackhüpfen wechseln.
Und Alkoholverbote auch rund um die Stadien?
Brack: Auch das braucht es. Rädelsführer bei Krawallen
bleiben zwar
meist nüchtern. Aber sie sind angewiesen auf die Horde
Betrunkener, die
ihnen nachrennt.
Adolf Brack (67) war bis 2001 Hooligan-Experte bei der Stadtpolizei
Zürich. Heute ist er Sicherheitschef im Zürcher Hallenstadion
und
Sicherheitsdelegierter der Axpo Super League.
---
St. Galler Tagblatt 23.5.09
Keller-Sutter will Polizisten in die Stadien schicken
Sowohl nach dem Fussballspitzenspiel Zürich-Basel vom vergangenen
Sonntag als auch nach dem Cupfinal YB-Sion vom Mittwoch in Bern kam es
zu schweren Ausschreitungen. Nun schaltet sich die Politik ein. Die St.
Galler Sicherheitsdirektorin Karin Keller-Sutter (FDP) fordert, der
Einsatz von Polizisten innerhalb der Stadien müsse geprüft
werden.
"Die Polizei müsste über Greiftrupps verfügen", sagt die
Regierungsrätin gegenüber unserer Zeitung. Dieses Konzept
könne jedoch
nur umgesetzt werden, falls die von Fifa-Präsident Sepp Blatter
erhobene Forderung nach Abschaffung der Stehplätze erfüllt
werde.
Keller-Sutters Forderung stösst bei Ulrich Pfister, dem
Sicherheitschef
des Schweizerischen Fussballverbandes, auf offene Ohren. "Das ist ein
gangbarer Weg", sagt Pfister auf Anfrage. Er plädiert ausserdem
für ein
nationales Sicherheitskonzept, das künftig für alle
Sportarten gelten
soll. (red.) inland 3
--
Polizisten sollen bereits im Stadion eingreifen
In Deutschland oder England schreiten Polizisten rigoros gegen
gewalttätige Fans ein - auch im Stadion. Diese Massnahme wird nun
auch
von der St. Galler Regierungsrätin Karin Keller-Sutter gefordert.
Kari Kälin
Den sonntäglichen Fussballmatch GC gegen Basel hat die
Stadtpolizei
Zürich als Hochrisikospiel eingestuft. Räumt GC die
Hürde Basel aus dem
Weg, kann der FC Zürich mit einem Sieg in Bellinzona vorzeitig den
Meistertitel feiern - was ein erhebliches Frustpotenzial für
enttäuschte Fans birgt. Oder auch nur einen Vorwand liefert, im
und
ausserhalb des Stadions Krawalle anzuzetteln.
Die Vorkommnisse der vergangenen Tage lassen jedenfalls wenig Gutes
erahnen. Sowohl nach dem Knüller Zürich gegen Basel als auch
nach dem
Cupfinal gab es heftige Ausschreitungen.
Sitzplätze als Voraussetzung
Nun schaltet sich die Politik in die Debatte um Hooligans ein. Was
anderswo - zum Beispiel in England und Deutschland - bereits an der
Tagesordnung ist, soll auch in der Schweiz geprüft werden: der
Einsatz
von Polizisten im Stadion, die Pyromanen, die mit Raketen auf
Matchbesucher zielen, Schläger oder Querulanten subito aus dem
Verkehr
ziehen.
Dies forderte gestern Karin Keller-Sutter, Vizepräsidentin der
Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz
(KKJPD), im Gespräch mit unserer Zeitung. "Die Polizei müsste
über
Greiftrupps verfügen", sagt die St. Galler
FDP-Regierungsrätin. Dieses
Konzept könne jedoch nur umgesetzt werden, falls die von
Fifa-Präsident
Sepp Blatter erhobene Forderung nach Abschaffung der Stehplätze
erfüllt
werde, denn: "Aus den Stehrampen kann man die Täter nicht
entfernen.
Das ist quasi ein rechtsfreier Raum." Momentan kümmern sich im
Stadioninnern die von den Vereinen engagierten privaten Security-Firmen
um die Sicherheit.
Zudem wünscht sich Keller-Sutter ein härteres Vorgehen gegen
die
Hooligans. Sie sollen etwa übers Wochenende ins Gefängnis
gesteckt
werden, damit sie am Montag den Arbeitgeber und die Schule über
ihren
aktuellen "Wohnort" orientieren müssen. Verstösst jemand
gegen Stadion-
oder Rayonverbot, sollen ihm Bussen englischen Kalibers, also mehrere
tausend Franken, aufgebrummt werden.
Keller-Sutter ist sich bewusst: "Vorübergehend brauchen wir mehr
Polizeikräfte, um die Gewalt einzudämmen." Mit Repression,
aber auch
verstärkter Fanarbeit will sie dem Hooliganismus langfristig den
Nährboden entziehen - damit die Polizei letztlich ihre
Präsenz rund um
Sportanlässe wieder verringern könne.
Verband hofft auf runden Tisch
Auf offene Ohren stösst Keller-Sutters Vorschlag nach Polizisten
in
Stadien bei Ulrich Pfister. "Das ist der einzig gangbare Weg", sagt der
Sicherheitschef des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) auf Anfrage
unserer Zeitung. Auch Schnellgerichte würde Pfister begrüssen.