MEDIENSPIEGEL 25.5.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Rössli)
- Antira-Demo gegen Kapo-Rassismus
- Big Brothers vs Hooligan-Grippe: Pranger-Kritik
- Gassenküche + Anlaufstelle Solothurn
- Illuminati im Appenzell
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REITSCHULE
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Di 26.05.09
20.30 Uhr - Tojo - Lustiger
Dienstag 41 Mehr als Variété! LuDi-Crew und
Gäste
Mi 27.05.09
19.00 Uhr - SousLePont - Graubünden
Spezialitäten
21.00 Uhr - Rössli - Dachstock & Rössli present: SLEEPY SUN (usa/All Tomorrow‘s
Parties Recordings) -- Dynamic High End Rock!
22.00 Uhr - SousLePont - Offene
Bühne #113
Do 28.05.09
20.30 Uhr - Tojo - Stück
für Stück vier Kurztheaterstücke von PPCie
20.30 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees
no! Now! Santiago Alvarez, Kuba 1965. Habana Blues. Benito
Zambrano, Spanien/ Kuba/F 2005
Fr 29.05.09
20.00 Uhr - Frauenraum - BLÜTEN
DER DÄMMERUNG: Ein Lesestück von Miriam Erni und
Corina Freudiger
20.30 Uhr - Tojo - Stück
für Stück vier Kurztheaterstücke von PPCie
21.00 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees
no! Now! Santiago Alvarez, Kuba 1965. Habana Blues. Benito
Zambrano, Spanien/ Kuba/F 2005
22.00 Uhr - Dachstock - Irish Night
with An Làr (ch) & DJ -- Irish Folk
Sa 30.05.09
21.00 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees
no! La reina del condón. Silvana Ceschi , Reto Stamm,
Schweiz 2007
23.00 Uhr - Dachstock - Cool & Deadly: Silly Walks Discotheque (d),
Support: Moya ls. Boss Hi-Fi -- reggae/dancehall
So 31.05.09
18.00 Uhr - Rössli- Piano-Bar
Infos: www.reitschule.ch
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kulturstattbern.derbund.ch
25.5.09
Manuel Gnos am Montag den 25. Mai 2009 um 07:00 Uhr
Kulturbeutel 22/09
(...)
Benedikt Sartorius empfiehlt:
Deerhoof an der Bad Bonn Kilbi, diesen Freitag zu Düdingen. Eine
der
phänomenalsten Live-Bands, die ich bisher erleben konnte. Im
Weiteren:
Am Mittwoch gastieren die Psychedeliker Sleepy Sun im Rössli der
Reitschule. Entdecken.
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ANTIRA-DEMO
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20min.ch 24.5.09
Kundgebung gegen "Polizeirassismus"
Die afrikanische Gemeinschaft wirft der Kapo Bern Rassismus vor.
Am Freitag sollte deshalb eine Kundgebung stattfinden, sie wurde aber
abgeblasen: "Die Demo war zu kurzfristig angesagt. Wir haben sie auf
nächsten Donnerstag verschoben", erklärt SP-Nationalrat
Ricardo Lumengo.
Anlass für den Protest sind Razzien in zwei Geschäften, in
deren Folge
die Polizei 1,5 Kilo Kokain sicherstellte. In den Läden befanden
sich
22 Personen afrikanischer Herkunft. Diese seien misshandelt, gefesselt
und mit verbundenen Augen abgeführt worden.
"Selbstverständlich behandeln wir alle Personen, ungeachtet ihrer
Herkunft, gleich", betont Ursula Stauffer von der Kapo Bern. Die
Handschellen dienten zum Schutz der Polizisten. Und mit Augenbinden
könne man verhindern, dass sich Verdächtige über
Blickkontakt
verständigten.
Mar
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BIG BROTHERS VS HOOLIGAN-GRIPPPE
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Blick 25.5.09
Kopfstoss
Wer sind die Chaoten?
Pedro Lenz
Landauf und landab jubeln die Medien. Endlich ein Thema, bei dem sich
alle einig sind: Chaoten beim Fussball. Chaoten gehören
eingesperrt.
Chaoten gehören auf schwarze Listen. Chaoten sollen
lebenslänglich aus
allen Stadien verbannt werden. Mehr Polizei, mehr Videos, mehr
Tränengas.
Als friedliebender Fussballfan, zu dessen äussersten Aggressionen
ein
halblaut gemurmeltes "Fähnlimaa, mach d' Ougen uf!" zählt,
ist man
natürlich auch gegen jede Form von Gewalt. Man möchte
schliesslich nach
dem Spiel einigermassen gesund heimkehren. Was einen allerdings
wundert, ist die Hysterie, mit der die Öffentlichkeit auf einmal
gegen
alle wettert, die nicht wie Sonntagsschüler daherkommen. Dabei
waren
Fussballstadien und Sonntagsschulen seit je recht unterschiedliche
Milieus.
Bevor wir nun jedoch nach noch drastischeren Anti-Hooligan-Massnahmen
schreien, könnten wir uns fragen, wovor wir wirklich Angst haben
müssen. Die Samstagspresse schrieb, die Stade de Suisse AG habe,
um zu
verhindern, dass nach dem Cupfinal Fans aufs Feld laufen, Schwinger und
American-Football-Spieler auf die untersten Reihen gesetzt. "Nach
Spielende erhoben sich die robusten Männer von ihren Sitzen, zogen
sich
eine gelbe Weste über, drehten sich um und reichten ihrem
Nächsten die
Hand."
Wir haben diese "robusten Männer" am letzten Mittwoch studiert.
Wir
sassen nämlich in der zweituntersten Reihe. Die "robusten
Männer", die
uns hätten schützen sollen, sahen aus wie Rüpel und
Flegel. Sie
versperrten den friedlichen Fans die Sicht, rissen Zoten und bliesen
uns Zigarettenrauch ins Gesicht. Nicht auszudenken, was passiert
wäre,
wenn diese Horde von testosterongeladenen Jungmännern zum Einsatz
gekommen wäre.
Müssen friedliche Fans in Fussballstadien wirklich Angst haben? So
lange solche Figuren uns schützen sollen ganz bestimmt!
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BZ 25.5.09
Bundesrat Maurer
Klare Kampfansage an die Hooligans
Fussballhooligans sollen härter angefasst werden. Bundesrat Ueli
Maurer
will sie im Internet an den Pranger stellen. Und der Fussballverband
verhängt gegen die Chaoten vom Cupfinal in Bern ein konsequentes
Stadionverbot.
Leuchtraketen gegen Zuschauer im Letzigrund, Strassenschlachten im
Anschluss an die Partie Zürich - Basel und zehn Verletzte am Rand
des
Cupfinals zwischen YB und Sitten in Bern: Randalierer haben das
Saisonende gründlich verdorben. Erst am Samstag ereignete sich der
vorerst letzte Zwischenfall: In St.Gallen musste ein Erstligaspiel
wegen prügelnder Fans abgesagt werden.
Die Verantwortlichen in den betroffenen Städten stehen dem Problem
mehr
oder weniger ohnmächtig gegenüber. Der Stadtberner
Sicherheitsdirektor
Reto Nause (CVP) fühlt sich ebenso allein gelassen wie sein
Kollege
beim Kanton, Hans-Jürg Käser (FDP). Unisono klagen sie, das
Problem
könne "nur auf nationaler Ebene gelöst werden". Der
Hilfeschrei wurde
gehört; Bundesrat Ueli Maurer hat den Ball aufgenommen und in der
Sonntagspresse seinen Plan präsentiert, wie er gegen die
zunehmende
Gewalt in und um die Stadien vorgehen will:
Täter outen: Anonyme Täter sollen ein Gesicht bekommen.
Maurer fordert
die Behörden auf, nach Luzerner Vorbild den "Internetpranger"
einzuführen. Als weitere Massnahmen nannte er die
Hooligandatenbank,
Rayonverbote, Meldeauflagen oder Ausreisebeschränkungen.
Sanktionieren: Auf Grund von veröffentlichten
Täterfotos im Internet
sollen Täter sanktioniert werden - vom Arbeitgeber sowie von
Fangruppen.
Registrieren: Matchbesucher sollen nur noch mit einem sogenannten
Fanpass in die Auswärtssektoren der fremden Stadien gelangen
können.
Aburteilen: Schnellgerichtsverfahren nach St.Galler Vorbild
sollen
eingeführt werden. Die Festgenommenen würden
überprüft und gleich vor
Ort dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Maurer fordert hohe
Strafen,
"nicht lächerliche 300 Franken, sondern zum Beispiel 5000."
"Ein Exempel statuieren"
Sukkurs erhält der Sportminister von Justizbehörden und
Fussballfunktionären. Selbst beim Fussballverband, der bis anhin
stets
zögerlich reagierte, wenn es um Hooliganismus ging, gibt es
Bewegung in
der Sache.
"Wir unterstützen die Vorschläge von Bundesrat Ueli Maurer",
sagte
gestern Ulrich Pfister, Sicherheitschef des Schweizerischen
Fussballverbandes SFV. Er habe ausserdem bei der Kantonspolizei Bern um
die Daten der rund 60 Gewalttäter gebeten, die im Anschluss an das
Cupfinalspiel YB - Sitten festgenommen worden waren. "Ich rechne im
Verlauf der nächsten Woche mit dem Material", sagte Pfister
gegenüber
dieser Zeitung. Dann werde man unverzüglich ein Exempel statuieren
"und
diesen Chaoten ein konsequentes Stadionverbot von zwei bis drei Jahren
auferlegen".
Die Klubs sollen bezahlen
Alle genannten Vorschläge und Massnahmen gingen in die richtige
Richtung, meint Heinz Buttauer, der Präsident des Verbandes
Schweizerischer Polizeibeamter. Nur reichten sie nicht aus. "Wenn man
wirklich etwas erreichen will, so muss man auch die Klubs und die
Stadionbetreiber endlich in die Verantwortung nehmen." Insbesondere
finanzieller Art. Es gehe nicht an, dass die Kosten des
Polizeieinsatzes vom Cupfinal - "mindesten 500000 Franken" - auf die
Allgemeinheit überwälzt würden. "Aus meiner Sicht
müssen die Klubs und
die Stadionbetreiber ganz klar die Vollkosten eines solchen Einsatzes
tragen", so Buttauer. Erst dann würden sie ihre Sicherheitsdienste
angemessen ausstatten und sich aktiv um mehr Ruhe, Sicherheit und
Ordnung bemühen.
Ulrich Pfister vom Fussballverband möchte sich "zu dieser
politischen
Frage nicht äussern". Nur so viel: Das Bundesgericht habe
entschieden,
dass die Kantone die Polizeikosten für Sportanlässe den Klubs
in
Rechnung stellen dürfen. "Und ich denke, dass das in Zukunft auch
ganz
klar in diese Richtung gehen wird."
Bevor es zu spät ist
Am 23.Juni findet der nächste runde Tisch der Aktion "Sicherheit
im
Sport" statt. Dort will Bundesrat Ueli Maurer sämtliche
Vorschläge
diskutieren und sich für die Verschärfungen stark machen.
"Wenn dann
alle am gleichen Strick ziehen - Politiker, Klubs, Stadionbetreiber und
Fussballverband -, dann lassen sich auf die kommende Fussballsaison hin
Massnahmen umsetzen", sagt Heinz Buttauer vom Polizistenverband. "Wenn
nicht, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis es bei diesen Krawallen
Schwerverletzte oder gar Tote gibt."
Pascal Schwendener
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Tagesanzeiger 25.5.09
Maurer will Hooligans anprangern
Sportminister Ueli Maurer möchte Chaoten öffentlich
ächten lassen. Die
Forderung ist politisch beliebt, wirft aber heikle rechtliche Fragen
auf.
Von Daniel Friedli, Bern
Nun kracht es bereits beim Nachwuchs. Vor dem Spiel der beiden
U-21-Mannschaften von St. Gallen und GC haben am Samstagnachmittag rund
50 Hooligans die mitgereisten GC-Fans überfallartig angegriffen.
Es
flogen Fäuste, Bänke und Petarden; ein GC-Fan wurde verletzt,
und an
ein Spiel war nicht mehr zu denken.
Um solche wüsten Szenen zu verhindern, sind immer mehr Politiker
zu
radikalen Massnahmen bereit. Sportminister Ueli Maurer forderte gestern
in der Sonntagspresse, wofür die Zürcher Polizeivorsteherin
Esther
Maurer letzte Woche im TA schon plädiert hat: Hooligans sollen
öffentlich geoutet werden. "Es ist wichtig, diese Kriminellen und
Chaoten zu deanonymisieren", liess sich der SVP-Bundesrat im "Sonntag"
zitieren. "Es darf von einem Arbeitgeber nicht mehr toleriert werden,
dass ein Mitarbeiter übers Wochenende als Chaot in oder um Stadien
seine Freizeit verbringt und am Montag mit Krawatte wieder am
Arbeitsplatz erscheinen darf."
Weiter verlangt Maurer, dass gefasste Hooligans hart und vor allem
schnell abgeurteilt werden. Er plädiert für Bussen von bis zu
5000
Franken, verhängt von einem Schnellgericht an Ort und Stelle.
"Solche
Schnellverfahren müssen kommen", sagte Maurer der
"SonntagsZeitung".
Nochmals geprüft haben will er zudem die Einführung eines
Fanpasses.
Ein solcher wäre neu Bedingung, damit Fans bei
Auswärtsspielen ihrer
Mannschaft in den Gästesektor des Stadions gelassen werden.
Maurers Ideen sind nicht neu, kommen aus dem Mund eines Bundesrats aber
trotzdem überraschend. Denn bislang hat sich die Regierung
bezüglich
öffentlicher Anprangerungen zurückgehalten. Die Forderung
nach einem
Register für Pädophile hat sie ebenso abgelehnt wie das
Brandmarken von
Verkehrsrowdys. "Ein öffentliches Register für Raser
erfüllt die
Grundprinzipien des Datenschutzrechtes, insbesondere das
Verhältnismässigkeitsprinzip, nicht", begründete der
Bundesrat diese
Haltung. Dessen ungeachtet, setzen gewisse Kantone schon heute auf den
Internetpranger, vor allem wenn es darum geht, Hooligans zu
identifizieren. Die Luzerner Polizei stellte vor zwei Jahren die Bilder
mutmasslicher Schläger ins Netz - mit Erfolg. Auch die St. Galler
Polizei wurde mit derselben Taktik schon fündig.
Rechtlich umstritten
Rechtlich sind solche Methoden heikel. Experten kritisieren, dass damit
noch Unschuldige weltweit blossgestellt werden. Für den
Eidgenössischen
Datenschützer Hanspeter Thür kommen Internetfahndungen nur in
Frage,
wenn schwere Tatbestände vorliegen und alle anderen
Ermittlungsansätze
im Sand verlaufen sind. In Luzern erachtete der kantonale
Datenschützer
diese Bedingungen als erfüllt und gab zur Freude der Polizei
grünes
Licht: Seither sei es bei den Heimspielen ziemlich ruhig, meinte darauf
Polizeikommandant Beat Hensler - allerdings noch bevor am Ostermontag
Anhänger des FC Luzern und des FC Sion aufeinander losgingen.
---
Südostschweiz 25.5.09
Maurers Internet-Pranger kommt nicht überall gut an
Um der Gewalt rund um Fussballspiele Herr zu werden, möchte der
Sportminister künftig Täterfotos im Internet
veröffentlichen. Die nicht
ganz neue Idee von Ueli Maurer wird von Politikern unterschiedlich
aufgenommen.
Von Martin Rupf
Bern. - "Es darf von einem Arbeitgeber nicht mehr toleriert werden,
dass ein Mitarbeiter übers Wochenende als Chaot in oder um Stadien
seine Freizeit verbringt und am Montag in der Krawatte wieder am
Arbeitsplatz erscheinen darf", sagte Ueli Maurer gestern in der Zeitung
"Sonntag". Deshalb fordert der Sportminister unter anderem, dass
Chaoten durch Kameras identifiziert und deren Fotos dann im Internet
veröffentlicht werden sollen.
Zur Fahndung schon eingesetzt
Diese Idee ist nicht ganz neu: Nach gewalttätigen Ausschreitungen
beim
Cup-Halbfinal zwischen Luzern und Sion vor rund einem Monat drohte die
Kantonspolizei Luzern damit, Täter-Fotos ins Internet zu stellen.
30
Leute hätten sich daraufhin von sich aus gemeldet, sagt Kommandant
Beat
Hensler. "Diese Möglichkeit darf aber nicht als moderner Pranger
missbraucht werden, sondern sie dient ausschliesslich der
öffentlichen
Fahndung", so Hensler. Eine Veröffentlichung komme nur bei
schweren
Delikten in Frage und wenn die Täter nicht gefunden würden,
so Hensler.
Das sieht auch die St. Galler Justizdirektorin Karin Keller-Sutter so:
"Mit Erfolg stellten wir Anfang Jahr nach Krawallen ebenfalls Fotos ins
Netz. Aber nur in eindeutigen Fällen und erst, nachdem wir vorher
alles
Mögliche unternommen hatten."
Wer trifft die Auswahl?
Der eidgenössische Datenschützer Hanspeter Thür
äussert hingegen
Bedenken: "Wer macht diese Fotos, wer trifft die Auswahl? Die Gefahr
von Missbräuchen ist im Internet sehr gross." Es bestehe die
Gefahr, so
Thür, dass plötzlich Fotos von Unbescholtenen im Netz
kursierten. Der
Datenschützer ist generell erstaunt, dass die bestehenden Gesetze
nicht
reichen, die Gewaltprobleme rund um Fussballspiele in den Griff zu
kriegen. "Seit zwei Jahren haben wir die nationale Hooligan-Datenbank;
bevor neue Massnahmen geprüft werden, sollten die bestehenden
Konzepte
besser umgesetzt werden", so Hanspeter Thür.
Auch die Nationalrätin und Präsidentin der Rechtskommission,
Gabi Huber
(FDP, Uri), ist überrascht, dass jetzt schon wieder neue
Lösungen
gesucht werden. "Mit der Hooligan-Datenbank haben wir doch schon heute
die Möglichkeit, Täter zu registrieren", sagt Huber. Auch sie
glaubt,
dass die bestehenden Möglichkeiten zu wenig gut umgesetzt
würden.
Unschuldsvermutung tangiert
Gar keine Freude an Maurers Vorschlag hat Daniel Vischer (Grüne,
Zürich), Mitglied der Rechtskommission des Rats. "Wenn Fotos von
mutmasslichen Tätern ins Netz gestellt werden, dann wird dadurch
die
Unschuldsvermutung verletzt", ist Vischer überzeugt. Eine
Argumentation, die von Christa Markwalder (FDP, Bern) gar nicht geteilt
wird. "Ich bin der Meinung, dass ein potenzieller Täter sich nicht
auf
das Persönlichkeitsrecht berufen können soll", sagt
Markwalder.
Schnellgericht wird begrüsst
Neben der Veröffentlichung von Fotos will Maurer auch
Schnellgerichtsverfahren prüfen. Festgenommene Personen sollen
gleich
vor Ort dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. "Das fordere
ich
schon seit Jahren; ich bin für ein hartes Vorgehen", sagt
Nationalrat
Luzi Stamm (SVP, Aargau). Gestern begrüsste auch der
Schweizerische
Fussballverband eine gesetzliche Verschärfung.
Ruhiges "Hochrisikospiel"
Zürich. - Vor und nach dem Super-League-Spiel der Zürcher
Grasshoppers
und des FC Basel ist es gestern in Zürich ruhig geblieben. Die
Basler
Fans zogen nach der 1:4-Niederlage ihres Klubs enttäuscht zum
Bahnhof
Zürich-Altstetten, wo sie mit zwei Extrazügen abreisten.
Ein Einsatz der Polizei sei nicht nötig gewesen, sagte
Stadtpolizei-Sprecher Marco Bisa auf Anfrage. Bereits vor dem Spiel
waren die Basler Fans friedlich vom Bahnhof Altstetten zum
Letzigrund-Stadion marschiert.
Die Polizei hatte das Spiel der zweitletzten Runde der Axpo Super
League als Hochrisikospiel eingestuft und war denn auch mit einem
Grossaufgebot vor Ort.
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St. Galler Tagblatt 25.5.09
FC St. Gallen: Auch Hüppi fordert Schnellgericht für Hooligans
Die Gewaltwelle im Schweizer Fussball hat nun auch die 1. Liga
erreicht. Vor dem Spiel zwischen den U21-Teams des FC St. Gallen und
der Zürcher Grasshoppers kam es zu massiven Ausschreitungen. Die
Partie
wurde abgesagt.
Auf der Sportanlage Gründenmoos kam es am Samstag vor dem
1.-Liga-Spiel
zu Krawallen. Rund 50 schwarz gekleidete und teils vermummte Personen
gingen auf dem Spielfeld auf rund 100 Anhänger der Grasshoppers
los. Es
kam, inmitten von Familien mit Kindern, zu einer heftigen
Schlägerei.
Als die Einsatzkräfte der Stadtpolizei auf dem Gründenmoos
eintrafen,
flüchteten die Angreifer, die gemäss Mediensprecher Benjamin
Lütolf
keine Embleme des FC St. Gallen trugen. Allerdings konnten einzelne von
ihnen erkannt werden, welche zur "Problemgruppe der St. Galler Seite"
gehören. Zwei, drei von ihnen seien den Hooligans des FC St.
Gallen
zuzuordnen, präzisierte Lütolf gestern.
Aufgrund der Ereignisse wurde die Partie abgesagt. Die Sicherheit der
Spieler sei nicht mehr gewährleistet gewesen, sagte der
Schiedsrichter.
Nach der Absage wurde ein Teil der Anhänger der Grasshoppers von
der
Polizei zum Bahnhof begleitet. Dabei sei es zu keinen weiteren
Ausschreitungen gekommen. "Was im Gründenmoos vorfiel, ist
überhaupt
nicht zu akzeptieren. Das ist eine Katastrophe", sagt Michael
Hüppi,
der Verwaltungsratspräsident der FC St. Gallen AG.
Um die Probleme mit den Hooligans in den Griff zu bekommen,
müssten die
gesetzlichen Grundlagen so geändert werden, dass schnell und
wirkungsvoll vorgegangen werden könne, sagt Hüppi, der sich
für die
sogenannten Schnellgerichte ausspricht. Diese wurden am Wochenende auch
von Sportminister Ueli Maurer gefordert. Zudem will er die Hooligans
auch im Internet an den Pranger stellen. (ms/twk) thema 2
--
Zeugenaufruf
Da über die Zusammensetzung der angreifenden Gruppierung im
Gründenmoos
und später in der St. Galler Innenstadt nur wenige Erkenntnisse
vorliegen, sind Hinweise an die Stadtpolizei St. Gallen erbeten.
Telefon 071 224 60 00.
--
Mit Eisenstangen und Flaschen
Eine militante Gruppe greift vor dem 1.-Liga-Spiel St. Gallen U21 -
Grasshoppers U21 rund 100 Zürcher Anhänger an. Die teils
vermummten
Schläger lieferten sich auf dem Spielfeld heftige Prügeleien.
Die
Partie wurde abgesagt.
Am Samstag um 16 Uhr hätte im Gründenmoos das letzte
1.-Liga-Spiel der
Saison zwischen den beiden U21-Teams des FC St. Gallen und der
Zürcher
Grasshoppers angepfiffen werden sollen. Doch am Ende entschied sich
Schiedsrichter Jan Schenk, die Partie abzusagen, weil die Sicherheit
der Spieler nicht mehr gewährleistet gewesen sei.
Was sich vor der Partie auf der Sportanlage Gründenmoos abgespielt
hatte, dafür findet Roland Löw, der Betreuer der St. Galler
U21-Mannschaft, kaum Worte. Ihm sei es schon mulmig geworden, als
plötzlich rund 100 Anhänger der Grasshoppers aufgetaucht
seien, sagt
Löw. Sie hätten diese aber sogleich hinter einem der beiden
Tore
plaziert. Einige GC-Fans befanden sich zusammen mit weiteren Zuschauern
bei der Tribüne in der Gartenwirtschaft. Gegen 15.30 Uhr
stürmten laut
der Stadtpolizei St. Gallen unvermittelt rund 50 teils vermummte,
vorwiegend mit schwarzen, langärmligen Kapuzenjacken gekleidete
Unbekannte aus Gebüschen und zündeten Knallpetarden sowie
Leuchtkörper.
Einzelne Angreifer erkannt
Die Angreifer rannten gemäss Polizei danach zu den Zürcher
Anhängern
und prügelten, inmitten von Familien mit Kindern, sofort auf diese
ein.
Die auf das Spiel wartenden Zuschauer fanden in den
Tribünenräumen
Schutz. Draussen flogen von beiden Seiten Bänke, Eisenstangen,
Flaschen
und Hölzer. "Die GC-Fans brachten sich auf Grund der massiven
Angriffe
ebenfalls in den Räumen der Tribüne in Sicherheit", schreibt
die
Stadtpolizei in einem Pressecommuniqué. Ein Anhänger wurde
leicht
verletzt. Er weigerte sich jedoch, ins Spital transportiert zu werden.
Als die Einsatzkräfte der Stadtpolizei auf der Sportanlage
Gründenmoos
eintrafen, flüchteten die Angreifer. Einzelne von ihnen konnten
jedoch
erkannt werden und laut Mitteilung der "Problemgruppe" der St. Galler
Seite zugeordnet werden. Nach der Absage des Spiels wurde ein Teil der
GC-Fans von der Polizei zum Bahnhof Winkeln begleitet. Die
Anhänger
fuhren danach vom Hauptbahnhof aus nach Zürich. Dabei sei es zu
keinen
weiteren Ausschreitungen gekommen. Vermutlich die gleiche militante
Gruppe tauchte gemäss der Mitteilung der Stadtpolizei am
frühen
Sonntagmorgen vor einem Nachtclub an der St. Galler Bahnhofstrasse auf,
wo sich eine Gruppe von Zürchern aufhielt. Als die Angreifer
erfuhren,
dass es keine Fussballfans waren, zogen sie unvermittelt ab. Es sei
nicht auszuschliessen, dass es sich um dieselbe Gruppierung wie am
Nachmittag im Gründenmoos gehandelt habe.
Maurers Forderungen
Unabhängig von diesem jüngsten Zwischenfall bekräftigte
Bundesrat Ueli
Maurer in verschiedenen Sonntagszeitungen seine in der vergangenen
Woche geäusserte Forderung nach konsequenter und einheitlicher
Anwendung des Hooligan-Gesetzes. Es gehe um kriminelle Handlungen.
Unter anderem forderte der Chef des Eidgenössischen Departements
für
Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) die
Veröffentlichung
von Täterfotos im Internet, die Einführung von Fanpässen
und
Schnellgerichten sowie Sanktionen am Arbeitsplatz eines Hooligans.
"Es darf von einem Arbeitgeber nicht mehr toleriert werden, dass ein
Mitarbeiter übers Wochenende als Chaot in oder um Stadien seine
Freizeit verbringt und am Montag in der Krawatte wieder am Arbeitsplatz
erscheint", wurde Maurer zitiert. Support erhielt er gestern vom
Schweizerischen Fussballverband, der in einem Pressecommuniqué
mitteilte, er unterstütze die Idee von Sportminister Maurer.
Markus Scherrer
--
Kommentar
Handeln, statt reden
Ausschreitungen nach dem Klassiker FC Zürich - FC Basel, Krawalle
vor
und nach dem Cupfinal in Bern: Die Gewaltwelle ebbt im Schweizer
Fussball nicht ab. Nun hat sie am Samstag auch die Niederungen der 1.
Liga erreicht. Das Spiel zwischen den U21-Teams von St. Gallen und den
Grasshoppers konnte nicht angepfiffen werden, weil sich sogenannte
Anhänger beider Clubs im Gründenmoos vor der Partie eine
Massenschlägerei lieferten.
Nach diesen Ereignissen sagen die Politiker und der Verband den Chaoten
wieder einmal geschlossen den Kampf an. Joseph Blatter, der
Fifa-Präsident, zeigt sich verärgert, kritisiert den Verband,
die Liga,
die Clubs und spricht von einem Problem des Schweizer Fussballs. Die
Schweiz, sagt er, hinke der Entwicklung in anderen Ländern wie
beispielsweise England oder Spanien fünf bis zehn Jahre hinterher.
Diese hätten die Probleme mit besser organisierten Fanblocks,
Erziehung
und Stadionverboten gelöst. Möglicherweise ist Blatter nicht
auf dem
neuesten Stand, weil er sich so gerne nur um die Elite kümmert.
Denn
sonst hätte er mitbekommen, dass sich die Probleme mit den Chaoten
in
Ländern wie Deutschland oder England einfach in die unteren Ligen
verlagert haben.
Beim FC St. Gallen haben sie schon auf verschiedenen Wegen versucht,
der Chaoten Herr zu werden. Er setzte auf Repression, danach auf ein
Bonus-Malus-System und zuletzt auf den regelmässigen Austausch mit
den
Fangruppen. Dennoch kommt es nach wie vor zu Auswüchsen wie vor
dem
1.-Liga-Spiel. Vielleicht helfen tatsächlich nur noch
Schnellgerichte,
welche die Gewalttäter sofort verurteilen. Doch dazu müssten
die
Politiker nicht immer nur reden, sondern auch handeln und die
gesetzlichen Grundlagen schaffen. Denn die St. Galler Verantwortlichen
haben am Samstag wohl nur einen Vorgeschmack dessen erhalten, was sie
in der nächsten Saison wieder zu erwarten haben. Markus Scherrer
--
"Das ist ein trübes Bild"
Michael Hüppi, der Verwaltungsratspräsident der FC St. Gallen
AG,
spricht von einer Katastrophe und fordert die Einführung von
Schnellgerichten.
Herr Hüppi, das 1.-Liga-Spiel zwischen den beiden U21-Teams des FC
St.
Gallen und der Zürcher Grasshoppers konnte wegen einer
Massenschlägerei
zwischen den Fangruppen nicht angepfiffen werden. Was sagen Sie dazu?
Michael Hüppi: Ich bin nicht umfassend über die Ereignisse
informiert,
weil ich mich noch im Ausland aufhalte. Aber was da im Gründenmoos
vorfiel, ist überhaupt nicht zu akzeptieren.
Sie haben sich seit Ihrem Amtsantritt darum bemüht, mit den
Anhängern
zusammenzuarbeiten, das Verhältnis zwischen Fans und Club auf eine
gute
Basis zu stellen. Dieser Vorfall muss für Sie ein herber
Dämpfer sein.
Hüppi: Ja, es ist ein Rückschlag in unseren Bemühungen.
Besonders trist
ist aber, auf welchem Level sich dies mittlerweile abspielt - in der
ersten Liga. Das ist eine Katastrophe.
Was werden Sie nun unternehmen?
Hüppi: In erster Linie geht es nun darum, herauszufinden, wer was
genau
gemacht hat und welche Personen daran beteiligt waren. Danach
müssen
diese mit aller Härte verfolgt werden.
In der Hooligan-Datenbank sind derzeit 576 Personen erfasst. Davon sind
55 St. Galler Fans. Damit nimmt der FC St. Gallen hinter Basel den
zweiten Platz ein.
Hüppi: Das ist ein trübes Bild. Aber ich habe keine
Erklärung dafür, warum wir in der Ostschweiz besonders
gewalttätig sind.
Das Problem mit den Hooligans ist anscheinend kaum in den Griff zu
bekommen. Was müsste nun Ihrer Meinung nach getan werden?
Hüppi: Die gesetzlichen Grundlagen müssen so geändert
werden, dass
schnell und wirkungsvoll gegen Gewalttäter vorgegangen werden
kann.
Hooligans sollten in so genannten Schnellgerichten an Ort und Stelle
abgeurteilt und aus dem Verkehr gezogen werden. So, dass sie am Montag
in der Schule oder am Arbeitsplatz fehlen. Interview: ms
--
Hooligans: St. Gallen weit vorne
Insgesamt 576 Personen stehen derzeit in der Hooligan-Datenbank. Die
meisten sind Fans des FC Basel. Vom FC St. Gallen sind 55 Anhänger
registriert.
Nicht nur Grossvereine wie der FC Basel, der FC Zürich, der
gestern den
Schweizer-Meister-Titel gewann, und die Grasshoppers haben ein Problem
mit randalierenden Anhängern. Auf der Liste der schweizweit
erfassten
Club-Chaoten, die gestern in der Zeitung "Sonntag" publiziert wurde,
sind auch 15 weitere Fussball- und Eishockeyvereine aufgeführt.
Darunter auch der FC St. Gallen und der FC Schaffhausen sowie der EV
Zug, der von allen Eishockeyclubs am meisten potenzielle
Gewalttäter
aufweist.
Ende 2008 galt für 146 Personen noch ein Rayonverbot. Laut den
neuesten
Zahlen des Bundesamtes für Polizei (Fedpol) rangieren derzeit
doppelt
so viele Randalierer in der Hooligan-Datenbank "Hoogan" wie noch vor
einem halben Jahr. Insgesamt sind derzeit, Stand 10. Mai, 576 Personen
erfasst - davon fünf Frauen.
Basel hat 90 Personen registriert
Am schlimmsten ist es im Umfeld des FC Basel, der die Liste
anführt.
Der Basler Fussballclub hat 90 Personen registriert. Den "zweiten
Platz" belegen die Anhänger des FC St. Gallen. 55 Personen des
Ostschweizer Vereins stehen derzeit in der Hooligan-Datenbank. Hinter
St. Gallen folgt der FC Luzern mit 48 Personen. Rang vier belegen die
Zürcher Grasshoppers mit 37 Registrierten, gefolgt vom FC
Zürich mit 34
und den Berner Young Boys mit 24.
Gegenüber der Zeitung "Sonntag" warnte Josef Zindel, der
Medienchef des
FC Basel, davor, nun alle Clubs unter Generalverdacht zu stellen.
"Diese Rangierung hat eine symmetrische Logik. Wer viele Anhänger
hat,
der hat auch mehr Hooligans als ein kleiner Club", wird Zindel zitiert.
Clubs setzen auf den Dialog
Auf die Frage, wie man das Problem mit den Chaoten lösen
könne,
reagieren sowohl Funktionäre, Trainer als auch Spieler ziemlich
ratlos.
So sagte zum Beispiel Marco Streller, der Stürmer des FC Basel:
"Gott
sei Dank ist es nicht meine Aufgabe, eine Lösung darauf zu finden.
Wenn
es wirklich eine machbare Lösung gäbe, dann wäre diese
doch längst
präsentiert worden."
Obwohl die Vergangenheit gezeigt hat, dass man die Randalierer mit
präventiven Massnahmen nicht in den Griff bekommt, setzen die
meisten
Vereine auch in Zukunft auf den Dialog. (ms)
---
Schweizer Illustrierte 25.5.09
Fussball
Fan-Krawalle 10 Fragen, 10 Antworten
Texte Max Fischer, Lisa Merz, Andrea Müller, Alexandra Roder,
Alejandro Velert
Weshalb diese Gewalt
Alkoholverbot, Videoüberwachung, härtere Strafen: Die Ideen
zur
Bekämpfung der ständig zunehmenden Gewalt bei Fussballspielen
sind seit
Jahren die gleichen. Trotzdem wird die Situation immer prekärer.
Weshalb ist das so? Was muss noch passieren? Was sagen Behörden,
Politiker, Fans, Vereine und Verbände?
1 Warum gibt es in der Schweiz keine beschleunigten Gerichtsverfahren,
um Täter wie in anderen Ländern innert 24 Stunden verurteilen
zu können?
Er unterstützt die politische Forderung nach beschleunigten
Verfahren
"100-prozentig" und erklärt: "Um das Tempo im Falle eines
Strafbefehls
zu erhöhen, wäre ein ausgebauter Pikettdienst von
Staatsanwälten nötig.
Dafür müsste der Staat mehr Mittel sprechen." Auch für
Ulrich Pfister,
Sicherheitschef des Schweizerischen Fussballverbandes, sind
Schnellgerichte "der einzig gangbare Weg". Und Ancillo Canepa,
Präsident des FC Zürich, sagt: "In Holland ist ein Richter im
Stadion
anwesend und kann sofort Urteile fällen."
2 Warum wird die Videoüberwachung in Schweizer Stadien nicht
konsequent eingesetzt?
Obwohl sie die Arbeit von Polizei und Strafverfolgungsbehörden
enorm
erleichtert, wird die Videoüberwachung nicht in allen Schweizer
Stadien
eingesetzt. Der Berner Stadtrat beispielsweise hat sie abgelehnt. Die
Rats-Linke trat entschieden gegen die Forderung an:
Videoüberwachung
verspreche zu viel und sei trügerisch. Luzern hingegen plant, sie
zu
intensivieren. Positive Erfahrungen hat man auch in Zürich
gemacht:
"Bei der Täter-Identifizierung setzen wir stark auf elektronische
Mittel und schicken vermehrt Videoteams in die Fan-Zonen", sagt
Polizeisprecher Marco Cortesi. "Wir sind an den Auswertungen der Bilder
vom 17. Mai 2009. Beim einen oder anderen Randalierer werden wir noch
vorstellig werden. Wir überlegen uns, mit den Täterbildern an
die
Öffentlichkeit zu gehen. Das Vermummungsverbot bringt leider
wenig, da
die Geldstrafen im Bereich einer Parkbusse liegen. Das schreckt nicht
ab."
3 Vereine oder Steuerzahler - wer trägt die Kosten für
Schäden und Polizeieinsatz?
Ausser dem FC Basel bezahlen die Vereine nur einen Bruchteil der
Sicherheitskosten. Den Löwenanteil entrichten in allen Kantonen
die
Steuerzahler. In Zürich gar 100 Prozent. Das Bundesgericht hat
jetzt
aber im Fall von Neuenburg Xamax entschieden, dass eine
Überwälzung der
Kosten von bis zu 80 Prozent an die Vereine möglich ist. Die Klubs
erachten das als unfair. Mathieu Jaus, Finanzchef FC Basel: "Die
Krawalle sind nicht ein fussballspezifisches, sondern ein
gesamtgesellschaftliches Problem. Wir befürworten eine angemessene
Bezahlung der Vereine. Wir wollen aber eine einheitliche,
gesamtschweizerische Lösung. Uns schwebt eine gemeinsame
Organisation
des Schweizer Sports für die Sicherheit vor. Dorthin müssten
die
Vereine eine prozentuale Abgabe zahlen."
4 Warum sind die gewalttätigen Chaoten nach wenigen Stunden wieder
auf freiem Fuss?
"Der Polizei sind da die Hände gebunden", sagt Marco Cortesi. Das
Gesetz schreibe vor, dass die Täter nach Aufnahme der Personalien
und
des Straftatbestandes innert 24 Stunden wieder freigelassen werden
müssen. Der Staatsanwalt habe dann noch die Möglichkeit,
innert 48
Stunden Untersuchungshaft anzuordnen. Danach muss der Betroffene dem
Haftrichter vorgeführt oder freigelassen werden. "Häufig
sprechen die
Richter nur bedingte Geld- oder Haftstrafen aus. In England werden die
Krawallmacher viel härter angepackt. Das schreckt ab."
5 Warum gilt nicht, wie von Fifa-Präsident Sepp Blatter gefordert,
ein Stehverbot?
"Wir hatten nach dem Cupfinal in Bern böse Ausschreitungen. Im
Stadion
haben wir aber ein friedliches Fussballspiel erlebt, ausser, dass
dreissig Vollidioten Feuerwerk abgebrannt haben. Die standen vor ihren
Sitzplätzen", sagt Stefan Niedermaier, CEO Stade de Suisse und
YB-Verwaltungsrat. "Es wäre auch für Herrn Blatter schwierig,
den
Leuten in einem Stadion zu befehlen, sich zu setzen. Ein Fussballspiel
ist keine Oper." Zu einem Umdenken ist es bei Walter Stierli gekommen.
Der Präsident des Fussballclubs Luzern: "Stehplätze waren
immer ein
Fan-Anliegen, das wir unterstützt haben. Aufgrund der aktuellen
Entwicklung denken wir aber daran, zugunsten der Sicherheit in der neu
geplanten Swissporarena darauf zu verzichten. Auf nummerierten
Sitzplätzen sind die Chaoten nun mal eher identifizierbar." Und
für
Karin Keller-Sutter, Polizeidirektorin in St. Gallen, "muss ein
Stehverbot wie in England mit Greiftrupps der Polizei kombiniert
werden. Dann können Personen, die zum Beispiel Fackeln abbrennen,
sofort herausgenommen werden."
6 Weshalb können Fans trotz strenger Sicherheitskontrollen
Feuerwerk in die Stadien bringen?
"Wenn wir wollen, bringen wir die Petarden immer rein", so ein Fan, der
nicht genannt werden möchte, gegenüber der Schweizer
Illustrierten.
"Die Kontrollen sind schlecht, ich jedenfalls wurde noch nie erwischt.
Man muss die Ware nur gut genug verstecken. Zum Beispiel mit dem
bekannten Trick: Die Petarde wird in ein Sandwich gesteckt und so ins
Stadion geschmuggelt. Oder: Ganz einfach in den Hosen verstecken!"
7 Wieso greifen die Sicherheitskräfte im Stadion nicht sofort ein,
wenn Fans Petarden loslassen?
Ein Mitglied der Geschäftsleitung der Delta Security AG, das
anonym
bleiben möchte: "In der Schweiz dürfen unsere Leute ohne
Auftrag des
Sicherheitschefs des Stadions gar nicht handeln. Und selbst wenn der
Auftrag erteilt wird: Im Fan-Block stehen wir einer grossen Anzahl
gewaltbereiter Fans gegenüber, die sich mit Tätern
solidarisieren und
die Sicherheitskräfte angreifen. Unter diesen Umständen
verzichten wir
oft auf ein Eingreifen. Ich habe den Eindruck, dass der Leidensdruck in
der Schweiz noch nicht gross genug ist. In England brauchte es leider
mehrere Tragödien mit vielen Toten, bevor sich die involvierten
Parteien zusammengerauft haben. In der Schweiz ist dieser Wille, vor
allem bei den Vereinen und in der Politik, nicht zu erkennen. In
England ist es den Fans verboten, während des Spiels zu stehen.
Auch in
Deutschland werden Randalierer sofort aus dem Stadion verbannt."
8 Warum wird das von der Polizei geforderte Alkoholverbot nicht
konsequent umgesetzt?
"Immer wenn ein Alkoholverbot verhängt wurde, gab es weniger
Ausschreitungen", sagt Beat Hensler. Trotzdem scheiterte der Plan der
Konferenz der Schweizer Polizeikommandanten. Diese wollten im letzten
Herbst ein generelles Alkoholverbot rund um die Stadien einführen.
"Wir
verzichten nun doch darauf, weil es kaum durchsetzbar wäre", gab
sich
Hensler geschlagen. Man wolle keine juristischen Auseinandersetzungen
wie im Fall Zürich riskieren. Der Stadtrat hat dort schon bei
mehreren
Spielen den Alkoholverkauf eingeschränkt, woraufhin der
Gastroverband
Beschwerde einreichte - mit Erfolg. Sehr zum Ärger der Polizei
entscheidet nun jeweils das Statthalteramt von Spiel zu Spiel. In
anderen Kantonen sträubten sich die Klubs. YB und der SCB wehrten
sich
beispielsweise gegen den Polizeivorschlag, freiwillig auf
Alkoholausschank im Stadion zu verzichten. Einsichtiger ist da Luzern:
Der FC Luzern plant bei Risiko-Spielen, im Gästesektor ein Verbot
durchzusetzen.
9 Warum werden die Chaoten nicht härter angepackt und zur Kasse
gebeten?
"Längere Haftstrafen wären sinnvoll", sagt Karin
Keller-Sutter. "Wer am
Montag nicht zur Arbeit oder in der Schule erscheint, muss sich dann
erklären. Ausserdem sollten wie in England strengere Strafen und
happige Bussen ausgesprochen werden. Wer dort gegen ein Stadionverbot
verstösst, wird mit 5000 Pfund Busse oder bis zu sechs Monaten
Gefängnis bestraft." Auch der Berner Polizeidirektor
Hans-Jürg Käser
und SCB-Sicherheitschef Peter Bischoff fordern härtere Strafen.
Käser
kritisiert, die Richter seien im Umgang mit Hooligans "sehr
nachsichtig".
10 Wie gross ist der Image-Schaden für Sponsoren?
Rainer Meier, Axpo-Kommunikationschef und ehemaliger Sportjournalist:
"Die Ereignisse schaden der Liga und dem Fussball und färben auch
auf
uns Sponsoren ab. Zudem stellen wir besorgt fest, dass sämtliche
involvierten Kreise schon seit Längerem über die Thematik
diskutieren
und dass alle Bemühungen nichts gefruchtet haben. Anscheinend war
der
Leidensdruck bis jetzt zu wenig gross. In England und in Italien
mussten auch zuerst Menschen sterben, bevor rigoros durchgegriffen
wurde. Nach den jüngsten Vorfällen in der Schweiz sind jetzt
aber
Vereine und Politiker gezwungen, endlich deutlich zu handeln."
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GASSENKÜCHE SOLOTHURN
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BZ 25.5.09
Zu Besuch in der Gassenküche
Das Wetter war fast zu gut für den "Tag der offenen Tür" in
der neu
eröffneten Gassenküche und Anlaufstelle im "Adler" in
Solothurn.
Trotzdem kamen jung und alt auf eine kleine Erfrischung im nicht
alltäglichen Rahmen vorbei.
Seit dem 7. Mai ist die neue Gassenküche sowie Kontakt- und
Anlaufstelle im "Adler" in der Solothurner Vorstadt eröffnet -
Zeit,
sich in den Räumlichkeiten umzusehen. Gelegenheit dazu bot der
"Tag der
offenen Tür" am Samstag. Bekanntlich sind nicht alle begeistert
von
diesem neuen Treffpunkt für Randständige, doch an diesem
sonnigen
Nachmittag waren vor allem die Befürworter des Projekts
anzutreffen.
Bekannte der Mitarbeitenden, Interessierte, aber auch Anwohnerfamilien
kamen auf ein Wienerli mit Brot oder eine Käseplatte vorbei. Die
Resonanz war durchwegs positiv, so gab es für Roberto Zanetti,
Geschäftsleiter der Suchthilfeorganisation Perspektive, diverse
nach
oben gereckte Daumen zu sehen.
Vorsichtige Zufriedenheit
Er selber ist noch vorsichtig: "Wenn ich nach 14 Tagen ein
vorläufiges
Fazit abgeben müsste, wäre dies ein positives." Zwar habe es
durch die
Wegweisungen am Amthausplatz durch die Polizei eine gewisse Unruhe in
der Szene gegeben, doch dies sei zu erwarten gewesen. Bis jetzt ist
Zanetti jedoch zufrieden: "Ich bin froh, konnten wir den Betrieb wie
geplant aufnehmen, das war zuerst gar nicht sicher." Auch war es nicht
ganz unproblematisch, ein geeignetes Datum für diesen Tag zu
finden,
nun fand es halt bei bestem Wetter und am "Brücken"-Wochenende
statt.
Dass es da viele eher in die Badi zog, erstaunt Zanetti nicht. Da war
es auch für die ursprünglich geplante Gulaschsuppe etwas zu
heiss.
Das absolute Schmuckstück im "Adler" ist die Küche respektive
ihre
Einrichtung. Eine Mitarbeiterin der Stadtküche Olten würdigte
dies mit
anerkennenden Blicken: Damit lasse sich arbeiten, meinte sie.
Im Verlaufe des Mittags kamen rund 200 Personen auf einen Sprung
vorbei, um 11Uhr war praktisch jeder der fünfzig Sitzplätze
besetzt.
Die Gassenküche ist offenbar ein Sympathieträger, das Wort
selber weckt
in den Herzen der Menschen Mitgefühl. So spendeten manche auch
Blumensträusse und wünschten Roberto Zanetti und seinem Team
"ä guete
Start". Und so mancher Besucher bewunderte den Durchhaltewillen und das
Herzblut, welches die Betreiber in diese Institution investieren.
Michael Jager
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ILLUMINATI
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20min.ch 24.5.09
Stein AR
Letzte Illuminaten leben im Appenzell
Der Geheimbund der Illuminaten, Objekt unzähliger
Verschwörungstheorien, existiert nach wie vor.
Adalbert Schmid (61), wohnhaft im appenzellischen Stein, gab dem
"SonntagsBlick" Auskunft über das jahrhundertealte Erbe "seines"
Geheimbunds: "Ja, wir hier in Stein sind die letzten Mitglieder des
Ordens", bestätigt er. "Wir sind keine Weltverschwörer. Der
haarsträubende Unsinn, der im Film verbreitet wird, hat nichts mit
uns
zu tun." Durch "Angels & Demons" sieht er sich genötigt, seine
Organisation zu erklären: Der 1776 vom Philosophen Adam Weishaupt
in
Ingolstadt (D) gegründete Orden widme sich der Alchemie, der
Traumdeutung und den Geheimwissenschaften.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Illuminatenorden