MEDIENSPIEGEL 26.5.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (tojo)
- Drogenanlaufstelle bleibt beim Bollwerk
- Antirassismus-Demo gegen Kapo-Razzia
- Swissblacks: Plakate gegen Rassismus
- Brennpunkt Öffentlicher Raum
- Pinto-Bericht: (Eigen-)Lobhudeleien für mehr Pinto-City
- Demorecht: Sicherheitskommission auch für Entfernungsartikel
- Big Brother Video: Biel und St. Gallen
- Grenchen: Biergarten gegen Alkis
- Hooligangrippe: Kapo BE kündigt Arbeitsplatzbesuche an; Bsp. Grossbritannien; Schnellverfahren in SG
- Traktanden Stadtratssitzungen 28.5. + 4.6.09
- Lorraine: Wohnbau am Centralweg 9/9a
- Ständerat: Heiratsverbot für Sans Papiers
- 1. Mai ZH bleibt
- Gassenküche LU wird ausgebaut
- SP LU kritisiert Sempachfeier
- Anti-Gentech-Karawane am Ziel
- Anti-Atom: Stadt St. Gallen pro Atomstrom
- Antifa-History: Inti mit Ex-GAP-Partisan

----------------------
REITSCHULE
----------------------

Di 26.05.09
20.30 Uhr - Tojo   - Lustiger Dienstag 41 Mehr als Variété! LuDi-Crew und Gäste

Mi 27.05.09
19.00 Uhr - SousLePont - Graubünden Spezialitäten
21.00 Uhr - Rössli - Dachstock & Rössli present: SLEEPY SUN (usa/All Tomorrow‘s Parties Recordings) -- Dynamic High End Rock!
22.00 Uhr - SousLePont - Offene Bühne #113

Do 28.05.09
20.30 Uhr - Tojo - Stück für Stück vier Kurztheaterstücke von PPCie
20.30 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees no! Now! Santiago Alvarez, Kuba 1965. Habana Blues. Benito Zambrano, Spanien/ Kuba/F 2005

Fr 29.05.09
20.00 Uhr - Frauenraum - BLÜTEN DER DÄMMERUNG: Ein Lesestück von Miriam Erni und Corina Freudiger
20.30 Uhr - Tojo - Stück für Stück vier Kurztheaterstücke von PPCie
21.00 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees no! Now! Santiago Alvarez, Kuba 1965. Habana Blues. Benito Zambrano, Spanien/ Kuba/F 2005
22.00 Uhr - Dachstock - Irish Night with An Làr (ch) & DJ -- Irish Folk

Sa 30.05.09
21.00 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees no! La reina del condón. Silvana Ceschi , Reto Stamm, Schweiz 2007
23.00 Uhr - Dachstock - Cool & Deadly: Silly Walks Discotheque (d), Support: Moya ls. Boss Hi-Fi -- reggae/dancehall

So 31.05.09
18.00 Uhr - Rössli- Piano-Bar

Infos: www.reitschule.ch

---

kulturagenda.be 28.5.09

"Stück für Stück" im Tojo

Was als Tapas oder Mezze in der Küche funktioniert klappt, gilt als Kurzfutter im Theater. Das Tojo serviert am selben Abend vier Stücke. Verbunden sind sie durch ihren absurde Ausrichtung, mit der sie den Alltag ins Groteske steigern. Da werden aus Gründen der Effizienz beispielsweise statt Menschen nur noch Körperteile beschäftigt.
Tojo, Bern. Do., 28. und Fr., 29.5., 20.30 Uhr

-----------------------------------------
DROGENANLAUFSTELLE
-----------------------------------------

20min.ch 25.5.09

Fixerstübli darf im Zentrum bleiben

Der Gemeinderat der Stadt Bern will die Drögeler nicht aus dem Zentrum verbannen: Dies hat er auf einen Vorstoss aus den Reihen der SVP geantwortet.

Die Motionäre Roland Jakob und Manfred Blaser hatten gefordert, dass das Fixerstübli an der Hodlerstrasse geschlossen und hinter dem Parkhaus Neufeld neu eröffnet werden soll. Das würde die Stadt entlasten, argumentierten sie. Der Stadtregierung ist das Neufeld jedoch zu dezentral. Die Zielgruppe könne das Angebot dort nicht nützen. Aus demselben Grund wolle man entgegen dem Wunsch der Motionäre auch das Alkistübli beim Bahnhof Bern belassen, statt es ins Neufeld zu zügeln.

nj

---

Traktandum Stadtrats-Sitzung 4.6.09
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2008/08.000354/gdbDownload

----------------------------
ANTIRA-DEMO
---------------------------

Mail 25.5.09

Mitteilung

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wir informieren Sie hiermit, dass die afrikanische Gemeinschaft in Bern am Donnerstag, 28. Mai um 17.00 Uhr eine Kundgebung veranstaltet, um gegen die schlechte Behandlung und rassistische Haltung der Berner Kantonspolizei gegenüber Afrikanern und Afrikanerinnen zu protestieren.

Versammlungsort ist vor der Heiliggeistkirche beim Bahnhof, anschliessend Marsch vor die Lokale der Kantonspolizei am Waisenhausplatz.

Am15. Mai 2009 führte die bernische Kantonspolizei zwei Razzien in zwei Läden durch, welche den afrikanischen Gemeinschaften in der Stadt Bern als Treffpunkte dienen. In einem Laden befanden sich 21 Personen und im andern 10 Personen alle afrikanischer Herkunft. Die Durchsuchung erfolgte auf eine inhumane Art und Weise, welche die Würde der anwesenden Personen missachtete. Gemäss den Polizisten suchten sie Drogenhändler und Verdächtige, die sich im Lokal aufhielten. Die Polizisten zwangen alle anwesenden Personen, sich auf den Boden zu legen, verbanden ihnen die Augen, fesselten sie mit Handschellen und transportierten sie zum Polizeiposten ab. Nach der Kontrolle wurden alle wieder entlassen, ebenfalls der Ladenbesitzer, ohne dass bei jemandem Drogen gefunden worden wären.

Später las man in Zeitungen, dass bei den Hausdurchsuchungen 1,5 kg Kokain gefunden worden seien. Ausserdem seien Handys gefunden worden.

Diese Ereignisse zeigen, wie die afrikanische Gemeinschaft oft misshandelt und Opfer von rassistischen Vorurteilen seitens der Kantonspolizei in der Stadt Bern wird. Die afrikanischen Läden sind einige der wenigen Treffpunkte, wo sich Afrikaner und Afrikanerinnen begegnen, um etwas der Einsamkeit zu entkommen. Unter den Personen, welche misshandelt und wie Tiere abgeführt wurden, waren Familienväter, die sich schon lange in der Schweiz aufhalten und Schweizer Bürger sind, Lehrer, Fabrikarbeiter etc., alles ehrliche Menschen. Wenn sich ein "Dealer" unter ihnen aufhielt, konnten sie das nicht wissen. Es ist unzulässig, dass wegen dem geringsten Verdacht, die Würde aller Personen, welche sich in den beiden Läden aufhielten, verletzt wird. Diese Vorkommnisse illustrieren eine Situation, welche Afrikanerinnen und Afrikaner in Bern seit langem erleben.

Fürweitere Informationen:

Association centre socio-culturel africain de Berne

--------------------------------
ANTIRA-PLAKATE
--------------------------------

bernerzeitung.ch 26.5.09

Jugendliche kämpfen gegen Rassimus

Schwarze und weisse Jugendliche haben für das Projekt "Swissblacks" Plakate gegen Rassismus entworfen. Mit Fragen wie "Neben wem sitzen Sie lieber im Zug?" wollen sie aufrütteln.

Am Wettbewerb nahmen Jugendliche schwarzafrikanischer Herkunft und ihre Kolleg/innen mit anderer Herkunft gemeinsam teil. Die Teilnehmenden aus der Deutschschweiz und Romandie berichteten was sie in ihren "gemischten" Freundschaften im Alltag. Dargestellt wurden die Erlebnisse anhand eines Portraits und eines Slogans, die auf Plakaten die Betrachtenden auffordern sollen, ihre eigene Sichtweise zu überdenken. Eine Jury hat die besten Vorschläge ausgewählt. Diese wurden mit den Gewinnern professionell in Plakate umgesetzt.

Die Plakate werden am Freitag, 29. Mai im Campus Muristalden ausgestellt. Eine Diskussionsrunde zum Thema und Gratis-Konzerte runden das Programm der Vernissage ab. Anschliessend werden die Plakate in der ganzen Schweiz vorgestellt.

(mau/pd)

--

Der Initiant

NCBI ist ein gemeinnütziger parteipolitisch und konfessionell neutraler Verein. Er bietet bewährte Konzepte für Kurse, Weiterbildungen und Beratungen für Lehrkräfte, Jugendgruppen, Schulen, Firmen und Behörden.


---

20min.ch 25.5.09

Jugendliche kämpfen mit Plakaten gegen Rassismus

von Nina Jecker

Schwarze und weisse Jugendliche machen sich gemeinsam stark gegen Rassismus. Mit Plakaten und Konzerten wollen sie am Wochenende die Berner aufrütteln.
 
"Neben wem sitzen Sie lieber im Zug?" oder "Wer zückt die Knarre und wer das Portemonnaie?" Diese und weitere Fragen prangen auf den 18 Plakaten, die Teenager und junge Erwachsene für das Projekt Swissblacks entworfen haben. Die Jugendlichen zeigen damit, welchen Vorurteilen sie als "schwarz-weiss" gemischte Freundespaare tagtäglich begegnen.

"Wer von uns bekam die Lehrstelle als Physiklaborant an der ETH?", fragen beispielsweise der aus Schwarzafrika stammende Jordan (15) und sein hellhäutiger Kollege Nathan (17). "Die meisten meinen, ich verarsche sie, wenn ich sage, dass ich eine ETH-Lehrstelle erhalten habe", sagt Jordan, der als erster Schwarzer dort diese Ausbildung anfangen wird.

42 Ideen für Sujets wurden eingereicht, 18 davon hat der Verein NCBI, der diverse Anti-Rassismus-Projekte durchführt, ausgewählt und umgesetzt. Das Ergebnis kann diesen Freitag im Campus Muristalden in Bern erstmals betrachtet werden.

Nach einer Diskussionsrunde zum Thema steigt eine Gratis-Party mit Konzerten verschiedener Bands. Die Plakate gehen danach auf Schweizer Tournee. Mehr Infos gibt es online unter http://www.ncbi.ch.

----------------------------------------------------------------
BRENNPUNKT ÖFFENTLICHER RAUM
-----------------------------------------------------------------

Bund 26.5.09

Teilungsplan für den öffentlichen Raum

Zivilcourage und Eigenverantwortung: Der Verein Region Bern startet neue Kampagne zur Verbesserung der Sicherheit

Die Menschen sollen lernen, den öffentlichen Raum mit andern zu teilen: Dies ist das Ziel der jüngsten Kampagne des Vereins Region Bern (VRB).

Daniel Vonlanthen

"Stell dir vor, du musst hier putzen." Solche Botschaften richtet der VRB in seiner Kampagne "Brennpunkt öffentlicher Raum" an die Bevölkerung. Zum Start haben die Initianten gestern eine Botschaft aufs Grundstück des Bahnhofs Stettlen des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) aufgeklebt.

Stettlens Gemeindepräsident und BDP-Grossrat Lorenz Hess sowie Berns SP-Gemeinderätin und Präsidentin der VRB-Sozialkommission, Edith Olibet, setzten sich vor den Medien in Aktion. Die Kampagne sei sinnvoll, sagte Hess, denn Sicherheit im öffentlichen Raum sei ein gemeindeübergreifendes Thema. Die RBS-Station Stettlen ist laut Hess ein Brennpunkt mit Konfliktpotenzial. Eine Umfrage habe gezeigt, "dass sich viele alte Menschen hier unsicher fühlen". Dies, obwohl sich erwiesenermassen weder Gewalttaten noch bedrohliche Situationen ereignet hätten.

Die wiederholte Zusammenrottung von Jugendlichen bei der RBS-Station hatte laut Hess das subjektive Sicherheitsempfinden von Bürgerinnen und Bürgern gestört. Vandalismus ist zudem auch in Stettlen ein Dauerbrenner. Wenn Prävention nicht hilft, greift die Behörde Stettlens zu Repression: Securitas und die Gemeindepolizei von Ostermundigen sorgen da für Sicherheit. Bislang verzichtet Stettlen indes auf einen Vertrag mit der Einheitspolizei des Kantons Bern.

Kurse in Zivilcourage

Die Kampagne "Brennpunkt öffentlicher Raum" ist die Fortsetzung der im Jahr 2005 lancierten "Berner Erklärung" des VRB, die seither durch die Fachstelle "Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus" GGG-Fon umgesetzt wird (http://www.gggfon.ch). Die Massnahmen sind überdies das Resultat einer Fachtagung des VRB mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Organisationen. 53 Gemeinden der Regionen Bern und Burgdorf entschieden sich zu der Gründung der gemeinsamen Hotline, nachdem es in den 90er-Jahren im Grossraum Bern zu Zwischenfällen mit rechtsextremem Hintergrund gekommen war. Nebst Informationen bietet GGG-Fon Kurse in Zivilcourage, runde Tische zur gemeinsamen Konfliktbewältigung und individuelle Fachberatungen an.

Giorgio Andreoli, Projektleiter GGG-Fon, wird an die sozialen Brennpunkte gerufen, bevor die Behörde repressive Massnahmen ergreift. "Oft fehlt es an Einfühlungsvermögen für die andere Seite", erläutert der Sozialarbeiter, der auch für das Kulturzentrum Berner Reitschule tätig ist. Ein Rezept zur Lösung von Spannungen im öffentlichen Raum gebe es nicht, betont Andreoli, sondern man müsse die ganze Palette von Möglichkeiten in Betracht ziehen. Videoüberwachung erachtet Andreoli als trügerisch, da sie ein falsches Gefühl von Sicherheit vermittle. Im Gespräch mit den Beteiligten gelinge es in der Regel, problematische Gruppen ausfindig zu machen. Oftmals seien "mangelnde Freiräume" Auslöser von Jugendgewalt. Das Mittel der polizeilichen Wegweisung stand an der Fachtagung übrigens nicht im Vordergrund. Wegweisungen lösten Frustrationen aus und führten nur zu einer Verlagerung der Probleme, sagte Andreoli.

Wie sehen Jugendliche selber den öffentlichen Raum? "Hier kann ich Kollegen treffen", lautete eine Antwort von Befragten. Andreoli gab weitere Statements zum Besten: "Hier sollte möglichst unreglementierter Freiraum sein, wo man sich wohl fühlt." Und: "Der öffentliche Raum beruht auf Selbstverantwortung."

Olibet: "Respekt und Toleranz"

"Wir dürfen den öffentlichen Raum nicht sich selber überlassen", betonte Edith Olibet. Die Gemeinden spielten bei der Gestaltung eine entscheidende Rolle. Das Nebeneinander und das gemeinsame Benützen dieser Räume verlange von jeder einzelnen Person "Respekt, Rücksichtnahme und Toleranz", so Olibet weiter. Gewalt und Diskriminierung dürften nicht unwidersprochen bleiben. Mit der jüngsten Kampagne wolle der VRB einen Prozess der "Betroffenheit, Anteilnahme und gegenseitigen Rücksichtnahme" auslösen.

RBS setzt auf Nulltoleranz

Auch öffentliche Verkehrsmittel sind öffentliche Räume, in denen allerdings rigorose Hausordnungen gelten. Der RBS setzt auf Nulltoleranz, wie Hans Haldimann, Leiter Betriebsführung und Sicherheit erläuterte. Dem Unternehmen erwachsen jährlich Vandalenschäden in der Höhe von einer halben Million Franken; diese Kosten sind laut Haldimann durch keine Versicherung gedeckt. Hinzu kommen Reinigungs- und Sicherheitskosten. Tags und Graffiti werden unverzüglich entfernt und haben eine zivilrechtliche Klage zur Folge. Der RBS arbeitet mit der Bahnpolizei zusammen.

---

BZ 26.5.09

Kleber für mehr Sicherheit

Mit Plakaten, Klebern und Kursen will der Verein Region Bern die Zivilcourage fördern. Die Kampagne "Brennpunkt öffentlicher Raum" soll an kritischen Orten zum Zuge kommen. Zum Beispiel am Bahnhof Stettlen.

Verschmierte Wände, beschädigte Bänkli, pöbelnde Jugendliche: Sicherheit im öffentlichen Raum ist in der Stadt und Region Bern ein Dauerthema. Mit der Kampagne "Brennpunkt öffentlicher Raum" will der Verein Region Bern (VRB) auf dieses Problem hinweisen. "Ziel der Kampagne ist es, gegenseitige Vorurteile abzubauen", sagt Edith Olibet. Die Berner Gemeinderätin (SP) und Sozialkommissionspräsidentin des VRB präsentierte gestern die neue Kampagne vor den Medien. 7000 Franken hat der Verein, dem 47 Gemeinden der Region Bern angehören, in die Aktion investiert.

"Regionales Problem"

Edith Olibet legte denn auch gleich selber Hand an: In Stettlen klebte sie gemeinsam mit Gemeindepräsident Lorenz Hess (BDP) einen Kleber auf den Teerplatz vor dem Bahnhof. "Stell dir vor, du fühlst dich hier nicht sicher" steht darauf. "Gerade ältere Leute sagen uns, sie würden sich am Bahnhof nicht mehr sicher fühlen", erzählt Hess. "Wenn Gruppierungen von Jugendlichen da sind, getrauen sie sich nicht mehr, ein Billett zu lösen." Die Gemeinde Stettlen setze auf Intervention und Prävention, um das Sicherheitsgefühl der Einwohner zu steigern. Seit einiger Zeit patrouillieren beim Bahnhof Securitas-Mitarbeiter.

Im Bereich Prävention findet Hess die Kampagne "Brennpunkt öffentlicher Raum" wichtig. "Es ist wesentlich, dass das Problem regional angepackt wird", sagt er, "denn die In-Plätze, an denen sich gewaltbereite Leute oder Vandalen treffen, wechseln ständig." Wenn sich die Situation in Stettlen beruhige, bedeute das lediglich, dass sich die Gruppen in eine andere Gemeinde verschoben hätten.

Kurse für Zivilcourage

Die Kleber, von denen einer seit gestern den Bahnhof Stettlen ziert, sind das Kernstück der neuen Kampagne. Es gibt sechs verschiedene Ausgaben davon. Jeder Satz beginnt mit "Stell dir vor", zum Beispiel: "Stell dir vor, du musst hier putzen." Die Textbotschaften sollen an das Einfühlungsvermögen der Leute appellieren. Für 100 Franken können Gemeinden und Privatpersonen einen Kleber kaufen. Weitere Bereiche der Kampagne sind Fachberatungen, runde Tische und Zivilcourage-Kurse auf Anfrage. Ausserdem sollen Postkarten und Plakate mit der "Berner Erklärung" des Autors Lukas Hartmann zum Nachdenken anregen. Die "Berner Erklärung" wurde 2005 ebenfalls vom VRB als Kampagne lanciert. Laut den Verantwortlichen löste sie ein grosses Echo aus.

Lorenz Hess ist nun gespannt, wie die Kleber wirken werden. "Sie sind ein guter Vandalismusmesser. Wie lange geht es wohl, bis sie weggerissen werden?"

Sandra Rutschi

- http://www.gggfon.ch

--

Burgdorf

"Ein starkes Zeichen"

Seit 2001 fanden in Burgdorf zwei Aktionen gegen rechtsextreme Gewalt statt. Darauf liessen die Behörden die Situation von einem Jugendpsychologen analysieren. Dieser empfahl, in der Sicherheitsarbeit alle Formen der Gewalt zu beachten. Seit 2008 erarbeiten Behörden und Fachleute im Projekt "Sicherheit und Gewaltprävention" entsprechende Massnahmen. Laut Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch (SP) haben die Aktionen die Bevölkerung sensibilisiert. Dies sei zwar nicht messbar. Zäch: "Ein starkes Zeichen war aber, dass sich vor der jüngsten Pnos-Demo alle Parteien öffentlich von den Inhalten dieser Partei distanzierten."
as

--

Zweifel am Nutzen der Kampagne

Politiker und Fachleute fragen sich, ob sich die Leute dank der Kampagne des Vereins Region Bern sicherer fühlen werden.

Reto Casutt, Generalsekretär des Sicherheitsunternehmens Securitas, ist "ein wenig skeptisch". Er zweifelt daran, ob die gestern lancierte Kampagne des Vereins Region Bern (VRB) die Sicherheit im öffentlichen Raum wirklich erhöht. "Ich will die Kampagne nicht verdammen", sagt Casutt. "Für mich hat sie aber wenig Fleisch am Knochen."

Der VRB will die Gemeinden dazu motivieren, öffentliche Orte für die Bevölkerung angenehmer zu gestalten. Er bietet deshalb den Gemeinden Kleber mit Textbotschaften und Plakate an, um die Leute für Probleme wie Vandalismus und Gewalt zu sensibilisieren (siehe oben). Reto Casutt sagt, es wäre "blauäugig", wenn man nur auf diese Kampagne setzen würde. "Ohne eine gewisse Repression geht es nicht." Casutt empfiehlt den Gemeinden unter anderem, die Polizei oder private Sicherheitsdienste patrouillieren zu lassen.

Köniz prüft Engagement

Ein Kleber des VRB kostet 100 Franken. "Das würde für die Gemeinde eine teure Kampagne", sagt Marianne Streiff (EVP), Sicherheitsdirektorin der Gemeinde Köniz. Zudem sei es schwierig, den kleinen Teil von Jugendlichen, die sich nicht anständig verhielten, mit Klebern anzusprechen. Nichtsdestotrotz werde sie prüfen, ob sich Köniz an der Kampagne beteiligen solle.

Auch Gemeinderat Hans Ulrich Bürki (SVP), der in Neuenegg das Ressort Sicherheit leitet, findet den Preis von 100 Franken pro Kleber zu hoch. Die Kampagne hält er grundsätzlich für eine gute Sache. "Ich kann mir vorstellen, dass dadurch der eine oder andere dazu angeregt wird, über Vandalismus und Gewalt nachzudenken."

Belps Präsident ist bereit

Belps Gemeindepräsident Rudolf Neuenschwander (SP) ist "nicht abgeneigt", in seiner Gemeinde die Kleber anzubringen. In Belp gebe es einige neuralgische Punkte, zum Beispiel am Bahnhof, beim Jugendtreff oder beim Coop. "Es ist gut, die Leute auf die Probleme im öffentlichen Raum aufmerksam zu machen", sagt Neuenschwander. "Nützt es nicht, so schadet es nicht."

Die Kantonspolizei Bern wollte die Kampagne gestern nicht kommentieren.
sbi

---

Berner Rundschau 26.5.09

Zivilcourage ist gefragt

Regionale Kampagne zum öffentlichen Raum

Der Verein Region Bern (VRB) lanciert die Kampagne "Brennpunkt öffentlicher Raum". Diese unterstützt die Gemeinden darin, einen konfliktbeladenen Ort ins Zentrum zu rücken und die Aufmerksamkeit der Bevölkerung darauf zu lenken. Durch Botschaften sollen Passantinnen und Passanten dazu angeregt werden, Zivilcourage zu zeigen und Verantwortung für den öffentlichen Raum zu übernehmen. Der VRB stellt den Gemeinden dafür verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung. An der gestrigen Medienkonferenz betonte Edith Olibet, Präsidentin Sozialkommission VRB, auch andere Gemeinden könnten sich gegen Kostenerstattung an der Kampagne beteiligen. "In Burgdorf und Langenthal bestehen dieselben Probleme, leider." Olibet und Lorenz Hess, Gemeindepräsident, montierten beim RBS-Bahnhof Stettlen die Textbotschaft "Stell dir vor, du fühlst dich hier nicht sicher". (uz) Seite 18

--

Auch ein Appell zu Zivilcourage

Verein Region Bern lanciert Kampagne zum Verhalten im öffentlichen Raum

Der öffentliche Raum steht allen zur Benutzung frei. Diese Banalität birgt Konflikte. Mit einer Kampagne lädt der Verein Region Bern (VRB) die Gemeinden zum Handeln ein.

Bruno Utz

"Stell dir vor, du bist ein Kind und möchtest hier spielen." "Der öffentliche Raum ist für uns Junge wichtig. Ich will mich darin frei fühlen, und er muss sicher sein." So fasst eine Jugendliche ihre Vorstellung vom öffentlichen Raum zusammen. Ein Kollege mahnt: "Der öffentliche Raum verlangt eine gewisse Selbstverantwortung, wer ihn nutzt, der soll nicht jeden <Scheiss> liegen lassen."

"Stell dir vor, du musst hier putzen." Littering ist nur eines der Probleme. Andere sind Lärm, Vandalismus, Gewalt, Diskriminierung. "Weil der öffentliche Raum allen gehört, fühlt man sich dort oft weniger verantwortlich als für das Eigene", sagte gestern Edith Olibet vor den Medien. Die Berner SP-Gemeinderätin trat dabei als Präsidentin der Sozialkommission VRB auf. Leider vergehe kaum ein Tag ohne Meldung über Fälle von Gewalt, Vandalismus, Diskriminierung oder Rassismus. Das gelte nicht nur für die Agglomeration Bern. "In Thun, Biel, Burgdorf oder Langenthal ist das nicht anders, leider", so Olibet.

 "Stell dir vor, du grüsst jemanden, den du nicht kennst - genau hier!" Weil die Gemeinden betroffen seien, seien sie auch herausgefordert, nach Lösungen zu suchen. Auch deshalb habe der VRB die Kampagne "Brennpunkt öffentlicher Raum" lanciert. Diese wolle gegenseitige Vorurteile abbauen und die Bevölkerung zu Zivilcourage und zu einem respektvollen Umgang mit den Mitmenschen ermuntern. Ziel sei, möglichst viele Gemeinden dazu zu animieren, öffentliche Räume ins Zentrum zu rücken und gemeinsam mit ihrer Bevölkerung Lösungen zu entwickeln.

 "Stell dir vor, du wirst gedemütigt und alle schauen zu."

 Er höre immer wieder ältere Leute klagen, sie fühlten sich in der Umgebung unserer Bahnhöfe nicht sicher", sagte Lorenz Hess (BDP), Gemeindepräsident von Stettlen. Er erachte die VRB-Kampagne als sehr sinnvoll, weil sie das Problem regional anpacke. "Die anderen Gemeinden im Worblental haben dieselben Schwierigkeiten." Ist es bei uns eine Zeit lang ruhig, kommt es in der Nachbarschaft zu Saubannerzügen."

 Stettlen setze einerseits auf Intervention durch Securitas und Gemeindepolizei, andererseits auf Prävention. Und dazu zähle er die VRB-Kampagne. Zusammen mit Olibet klebte er beim RBS-Bahnhof Stettlen gleich die erste Textbotschaft auf den Bahnhof-Asphalt: "Stell dir vor, du fühlst dich hier nicht sicher."

 Laut Projektleiter Bernhard Traber gehören zur Kampagne diverse "Stell dir vor ..."-Textbotschaften, die auf den Boden oder andere Oberflächen geklebt werden - die Klebebänder seien Euro-08-erprobt. Postkarten und A3-Plakate mit der aufgedruckten "Berner Erklärung" (vergleiche Artikel links) sollen zum Nachdenken anregen. Angeboten werden weiter Zivilcourage-Kurse. Diese richten sich an Vereine, Schulen, Behörden und andere Gruppierungen, wie Traber sagte. Ein professionelles Team stehe zudem für Fachberatung bereit. Auch Hilfestellung bei der Organisation und Durchführung eines runden Tisches gehörten zur Kampagne. Für die Gemeinden, die dem gggfon (Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus) angeschlossen sind, sei die Beratung kostenlos. Die übrigen Angebote seien gegen Kostenerstattung erhältlich. Wie Olibet und Traber betonten, können sich auch Gemeinden ausserhalb des VRB melden.

---

Regionaljournal DRS Bern 25.5.09

(Abend)
Der Verein Region Bern startet die Kampagne "Brennpunkt Öffentlicher Raum" (6:16)
Die Gemeinden im Raum Bern sollen das Thema Sicherheit und Vandalismus ins Zentrum stellen.
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2009/rbe1725052009.rm?start=00:10:12.075&end=00:16:28.199

---

(Mittag)
Der Brennpunkt im öffentlichen Raum - wie Unorte oder Tatorte sicherer und freundlicher werden (1:44)
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2009/rbe1225052009.rm?start=00:03:06.708&end=00:04:51.309

---

regionbern.ch 25.5.09

Kampagne "Brennpunkt öffentlicher Raum"

Tagtäglich bewegen wir uns im öffentlichen Raum. Dieser ist Ort der Begegnung, des Mit- und Nebeneinanders, aber auch Schauplatz, an dem die verschiedenen Bedürfnisse und Ansichten der Nutzer und Nutzerinnen aufeinander prallen. Daraus können Konflikte entstehen, die in Gewalt oder Sachbeschädigung enden.

Der VRB greift die Problematik in der regionalen Kampagne "Brennpunkt öffentlicher Raum" auf. Diese knüpft an die 2005 erfolgreich durchgeführte "Berner Erklärung" an, die von zahlreichen Gemeinden mit viel Eigeninitiative und Kreativität angewendet wurde.

Den Gemeinden kommt für das Wohlbefinden der Bevölkerung im öffentlichen Raum eine Schlüsselrolle zu. Die Kampagne will möglichst viele Gemeinden dazu animieren, öffentliche Räume ins Zentrum zu rücken und gemeinsam mit der Bevölkerung Lösungen zu entwickeln. Dazu werden den Gemeinden wertvolle Hilfsmittel angeboten. Ein zentrales Element der Kampagne bilden Textbotschaften, welche an Brennpunkten auf den Boden geklebt werden. Diese machen die Passantinnen und Passanten auf die Problematik aufmerksam und rufen die Bevölkerung dazu auf, Zivilcourage zu zeigen sowie Verantwortung für "ihren" öffentlichen Raum zu übernehmen.

Weitere Informationen unter http://www.gggfon.ch

---

gggfon.ch 25.5.09
http://www.gggfon.ch/index.php?action=view&id=80&mview=120

Brennpunkt öffentlicher Raum ist eine Weiterführung des 2005 erfolgreich durchgeführten Projekts "Berner Erklärung"

 Der öffentliche Raum gehört allen. Auf dem Bahnhofsplatz, dem Pausenplatz, im Dorfzentrum oder auf dem Spielplatz treffen Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen aufeinander. Daraus können Konflikte entstehen, die gar in Gewalt oder Sachbeschädigung enden.  Die "Berner Erklärung - Brennpunkt öffentlicher Raum" will gegenseitige Vorurteile abbauen und die Bevölkerung zu Zivilcourage und zu einem respektvollen Umgang mit den Mitmenschen ermuntern.  Den Gemeinden kommt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des öffentlichen Raums zu. Gemeinsam mit der Bevölkerung können Orte geschaffen werden, an denen sich alle wohl fühlen.

Umsetzung

 Die neue "Berner Erklärung - Brennpunkt öffentlicher Raum" motiviert und unterstützt die Gemeinden, einen konfliktbeladenen Ort (z. B. Dorfplatz, Schulhausareal, Bushaltestellen, Spielplatz etc.) neu zu gestalten und für die Bevölkerung angenehmer zu machen. Dieser lösungsorientierte Prozess soll gemeinsam mit der Bevölkerung respektive mit den involvierten Gruppen angegangen werden.  Die "Berner Erklärung - Brennpunkt öffentlicher Raum" bietet folgende Unterstützung an:

Textbotschaften

 Textbotschaften, die auf den Boden oder andere Oberflächen geklebt werden, machen auf eine bestimmte Problematik aufmerksam. Die Sprüche fordern die Bevölkerung dazu auf, Zivilcourage zu zeigen und Verantwor- tung zu übernehmen. Kosten: 100 Franken pro Satz.

- "Stell Dir vor, du musst hier putzen."
-  "Stell dir vor, du bist ein Kind und möchtest hier spielen!"
-  "Stell dir vor, du grüsst jemanden, den du nicht kennst - genau hier!"
-  "Stell dir vor, du stehst hier und verstehst die Sprache nicht."
-  "Stell dir vor, du fühlst dich hier nicht sicher."
-  "Stell dir vor, du wirst gedemütigt und alle schauen zu."
Hier bestellen http://www.gggfon.ch/index.php?action=view&id=101&mview=116

Postkarten & Plakate

Postkarten und A3-Plakate mit der aufgedruckten "Berner Erklärung" regen zum Nachdenken an. Sprachen: Dt., Engl., Franz., Ital.
 Plakate: Fr. 2.-/Stück, Mindestbestellmenge: 5
 Postkarten: 20 Expl./Fr. 20.-, 50 Expl./Fr. 40.-, 100 Expl./Fr. 75.-
 Alle Preise inklusive Versand
Hier bestellen http://www.gggfon.ch/index.php?action=view&id=101&mview=116

Fachberatung

gggfon bietet fachliche Unterstützung an. Auf Anfrage berät und informiert ein professionelles Team über angemessene Handlungsmöglichkeiten oder vermittelt an weitere Fachpersonen. Kostenlos für die gggfon-Gemeinden.

Runder Tisch

Das Modell des Runden Tisches bietet Möglichkeiten zur konstruktiven Lösung eines Problems bei Anwesenheit aller Beteiligten. Das gggfon unterstützt die Gemeinden bei Bedarf beim Einrichten und Durchführen eines Runden Tisches. Kostenlos für die gggfon-Gemeinden.

Zivilcourage-Kurse

Zur Stärkung der Zivilcourage aller können Vereine, Schulen, Behörden, die Jugendarbeit und andere interessierte Institutionen und Gruppie- rungen einen Zivilcourage-Kurs besuchen. Die Kurse werden von Fach- personen des gggfon durchgeführt und individuell auf die Bedürfnisse der Beteiligten angepasst. Das gggfon verfügt über langjährige Kurs- erfahrung.
Dauer: 4 bis 7 Stunden je nach Bedarf.
Kosten: moderat, nach Absprache.

Mehr Informationen und Anfragen unter: berner.erklaerung@gggfon.ch oder 031 333 33 40.

Projektflyer zum download, A3   als PDF
http://www.gggfon.ch/werkzeugkasten/flyer_brennnpunkt.pdf
Projektflyer bestellen
http://www.gggfon.ch/index.php?action=view&id=101&mview=116

Berner Erklärung
http://www.gggfon.ch/werkzeugkasten/BernerErklaerung.pdf

Geschichte Berner Erklärung
http://www.gggfon.ch/index.php?action=view&id=115&mview=122

---------------------
PINTO-CITY
---------------------

Traktandum Stadtratssitzung 4.6.09
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/04.000404/gdbDownload

04.000404 (09/099)
Reg. 35/-00

Vortrag des Gemeinderats an den Stadtrat

Bericht Prävention, Intervention und Toleranz PINTO

1. Ausgangslage

Mit SRB 044 vom 1. Februar 2007 hat der Stadtrat die Weiterführung des Angebots PINTO mit einem Stellenetat von 580 % beschlossen. Er beauftragte gleichzeitig den Gemeinderat, bis Sommer 2007 den Auftrag von PINTO klar zu umschreiben mit Bekanntgabe der ord-nungsdienstlichen Instrumente und nach zwei Jahren die Umsetzung von PINTO auszuwerten und dem Stadtrat darüber Bericht zu erstatten.
Mit SRB 583 vom 29. November 2007 hat der Stadtrat zustimmend Kenntnis vom überarbei-teten Konzept sowie der Beschreibung der ordnungsdienstlichen Instrumente Kenntnis ge-nommen.
Mit dem hier vorliegenden Bericht erfüllt der Gemeinderat den zweiten Teil des Auftrags. Die Auswertung beruht auf der Tätigkeit von PINTO im Jahr 2008.

2. Zielsetzung und Auftrag

Die Zielsetzungen von PINTO sind gemäss dem vom Stadtrat am 29. November 2007 zu-stimmend zur Kenntnis genommenen Konzept:
- Mit dem Ziel, das Sicherheitsgefühl in der Stadt Bern zu erhöhen, werden in enger Ab-sprache und Koordination mit der Polizei im öffentlichen Raum Toleranz und Koexistenz von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gefördert.
- Störendes Verhalten wird mit verschiedenen sozial- und ordnungsdienstlichen Interventio-nen auf ein tolerierbares Mass reduziert.
- Bei allen Menschen und insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich vorwiegend oder oft im öffentlichen Raum aufhalten, soll mit gezielten niederschwel-ligen Interventionen der Gefahr der Suchtmittelabhängigkeit und der Chronifizierung des Aufenthalts auf der Gasse vorgebeugt werden.

Der im gleichen Konzept definierte Auftrag lautet:
Die Mitarbeitenden von PINTO sind im öffentlichen Raum präsent. Sie
− setzen zusammen mit der Polizei Regeln und Verhaltensweisen durch und pochen auf die Einhaltung der öffentlichen Ordnung;
− intervenieren bei Störungen und Konflikten und vermitteln;
− thematisieren ein friedliches Miteinander, gegenseitige Toleranz und Respekt;
− beraten Menschen, die sich regelmässig auf der Gasse aufhalten und vermitteln sie an Fachstellen (Triage);
− richten ein spezielles Augenmerk auf Jugendliche, die im öffentlichen Raum präsent sind;
− leisten Hilfe bei kleineren medizinischen Problemen und weisen auf gesundheitsschädi-gendes Verhalten hin; nehmen Meldungen der Bevölkerung und des Gewerbes entgegen und suchen Lösungen für deren Anliegen. Sie machen Betroffene zu Beteiligten, indem sie Selbsthilfekräfte und Zivilcourage fördern;
− führen zu einzelnen Problemlagen spezielle Projekte und Aktionen durch;
− nehmen eine Antennenfunktion für die Verwaltung ein, indem sie auf mögliche Entwicklun-gen und Veränderungen auf der Gasse und die daraus entstehenden Problemlagen hin-weisen;
− unterstützen die Verwaltung bei der Durchführung von Aktionen und Tätigkeiten im öffent-lichen Raum;

3. Organisatorisches

3.1. Angliederung

PINTO ist organisatorisch innerhalb der Direktion für Bildung, Soziales und Sport dem Ju-gendamt angegliedert.

3.2. Stellenetat

Die zur Verfügung stehenden 580 Stellenprozente wurden 2008 nicht ganz ausgeschöpft. Die durchschnittliche Stellenbesetzung lag bei 560 %. Diese teilten sich auf in 420 % für das Kernteam, 60 % für die Praktikantin und 80 % für die Leitung.

3.3. Teamzusammensetzung

Das Team ist interdisziplinär zusammengesetzt und verfügt über Ausbildungen in den Fach-bereichen Sozialarbeit, Psychologie, Psychiatrie, Bildung, Jugendarbeit, Sicherheit, Administ-ration und Konfliktmanagement. Damit ist sichergestellt, dass das Team ein breites fachliches und methodisches Know-how besitzt.

3.4. Einsatzzeiten

PINTO arbeitet im Zweischichtbetrieb. Als Richtzeiten gelten Montag bis Samstag 10.00 - 23.30. Uhr Diese Zeiten werden aber je nach Bedarf flexibel angepasst. Im Sommer wie im Winter wurden Schichten zwischen 05.00 und 13.00 Uhr und zwischen 19.00 und 04.00 Uhr durchgeführt. Da die Personalressourcen in Bezug auf die Einsatzzeiten knapp bemessen sind, wurde an bestimmten Tagen nur mit einer Schicht gearbeitet. Die Einsatzzeit dieser Schichten ist von 13.30 bis 21.30 Uhr. So konnten Personalengpässe überbrückt und die Prä-senz an den Einsatztagen sichergestellt werden.

3.5. Teamorganisation

Damit die verschiedenen Anforderungen, welche der Auftrag an die Mitarbeitenden von PIN-TO stellt, erfüllt werden können, sind strategische und organisatorische Aufgaben in drei Ar-beitsfelder aufgeteilt: Arbeitsfelder Sozialarbeit, Jugendarbeit und Konfliktarbeit. In jedem Arbeitsfeld arbeiten ein bis zwei Personen. Während der Einsätze im öffentlichen Raum (auf Schicht) besteht keine Spezialisierung der Mitarbeitenden. Es gilt der Grundsatz: "Alle ma-chen alles".

4. Haupttätigkeit im Einsatzgebiet und Zielgruppen

Wichtigste Aufgabe ist die aktive Präsenz im öffentlichen Raum. Dabei kombiniert PINTO auf-suchende Sozialarbeit mit ordnungsdienstlichen Aufgaben. Es bietet niederschwellige soziale und medizinische Hilfestellungen, vermittelt bei Konflikten und interveniert, wenn die öffentli-che Ordnung gestört wird. Zu verschiedenen Themen wie z.B. Alkohol, Drogen, Gewalt etc. werden Präventionsaktionen durchgeführt.
Das Haupteinsatzgebiet ist die gesamte Innenstadt. Anders als in den vergangen Jahren kon-zentrierte sich die Präsenz im öffentlichen Raum stark auf bestimmte Gebiete wie z.B. die Aarbergergasse, die Neuengasse, die Reithalle, Teile der Altstadt etc., die wegen der aktuel-len Situation oder vorliegenden Beschwerden als Brennpunkte bezeichnet werden konnten. Aufgrund spezieller Problemlagen und Beschwerden wurden auch Einsätze in Aussenquartie-ren wie z. B. dem Ostring oder in Bern West durchgeführt. Es ging dabei in der Regel um Ju-gendliche, die durch ihr Verhalten das Umfeld störten. Die konkreten Einsatzrouten werden anhand der täglichen Lagebeurteilung durch die Mitarbeitenden festgelegt. Wochenschwer-punkte werden an Teamsitzungen anhand einer Analyse der aktuellen Situation im öffentli-chen Raum gesetzt.
Zielgruppen sind sämtliche Benutzerinnen und Benutzer des öffentlichen Raums. Schwer-gewichtig arbeitet PINTO mit Personen, die durch Verwahrlosung (Obdachlosigkeit, Sucht-mittelkonsum, chronifiziertem Aufenthalt im öffentlichen Raum etc.), störendes Verhalten (öf-fentlicher Drogenkonsum, Rauschtrinken, aggressives Betteln, Anpöbeln, Androhen oder Aus-üben von Gewalt, Versperren von Durchgängen etc.) oder durch Beschwerden einen Einsatz erfordern. Eine sehr wichtige Zielgruppe sind zudem Jugendliche, die zwar sozial noch integ-riert sind, aber sich häufig in Gruppen im öffentlichen Raum aufhalten und dort teilweise durch problematischen Suchtmittelkonsum (Alkohol und Cannabis) oder durch störendes Ver-halten auffallen. Bedeutsam sind ebenfalls Gewerbetreibende, Passantinnen und Passanten und Anwohnende, die bei der Konfliktarbeit häufig kontaktiert werden.

5. Einige Zahlen

5.1. Präsenzstunden im öffentlichen Raum

Die Mitarbeitenden von PINTO waren im Jahr 2008 während 5 381.15 Stunden im öffentlichen Raum präsent. Das Ziel, 60 % der Arbeitszeit im öffentlichen Raum präsent zu sein, wurde damit knapp verfehlt. Der Zielerreichungsgrad beträgt 98.5 %. Gemessen an anderen im öf-fentlichen Raum tätigen Organisationen ist die Zielsetzung, 60% der Arbeitszeit im öffentli-chen Raum präsent zu sein, hoch gesteckt.

5.2. Soziale und medizinische Interventionen

Im Rahmen der aufsuchenden Sozialarbeit wurden insgesamt 4 746 soziale und medizinische Interventionen durchgeführt. Diese teilen sich in folgende Gebiete auf:

5.3. Ordnungsdienstliche Interventionen

Im Rahmen der ordnungsdienstlichen Arbeit wurden insgesamt 5 065 Interventionen durchge-führt. Diese teilen sich auf folgende Gebiete auf:

Ordnungsdienstliche Interventionen/Konfliktbearbeitung 2008
- Hilfe zur Selbsthilfe (236)
- Mediation/Konfliktschlichtung (166)
- Abfall (847)
- Hunde (62)
- Lärm/Musik (139)
- Versperren freier Druchgänge (274)
- Urinieren (33)
- Vandalismus (48)
- Betteln (22)
- Drogenkonsum (3111)
- Gewalt (127)

6. Exemplarische Tätigkeiten und Aktionen

Die folgenden Beispiele zeigen exemplarisch, wie und wo PINTO 2008 neben dem Kernge-schäft - der regelmässigen Präsenz im öffentlichen Raum - tätig war:

- Beschwerdemanagement: Damit PINTO den steigenden Anforderungen in Zusammen-hang mit Beschwerden aus der Bevölkerung gerecht werden kann, wurde das Beschwer-demanagement im ersten Quartal 2008 komplett neu organisiert. Ziel war es, rasch und umfassend auf Beschwerden zu reagieren. Die Reaktionszeit auf Beschwerden vom Be-schwerdeeingang bis zum ersten persönlichen Kontakt mit dem Beschwerdeführer wurde auf max. 48 Stunden reduziert, jene für Personen, welche die Beschwerde mit unterzeich-net haben auf max. 7 Tage. Innert 14 Tagen seit Eingang der Beschwerde wird eine um-fassende Situationsanalyse unter Einbezug weiterer Beteiligter/Betroffener wie Anwoh-nende, Gewerbetreibende, Passantinnen und Passanten etc. durchgeführt. Nach Ab-schluss der Analyse werden die Erkenntnisse, eine Zusammenfassung der ergriffenen Massnahmen und Vorschläge für das weitere Vorgehen an die für die Beantwortung der Beschwerde zuständige Stelle weitergeleitet. PINTO übernimmt zudem die Triagefunktion und stellt den direkten Kontakt zwischen den Betroffenen und städtischen oder privaten Institutionen her, welche zur Lösung der Beschwerde beitragen können.
Im Rahmen des Beschwerdemanagements wurden 19 grössere Beschwerden bearbeitet. Davon konnten bei 14 Beschwerden das Problem gelöst, bei 4 eine Teillösung und bei ei-ner keine Lösung gefunden werden. Als Beispiel sei hier die Münstergasse (Beschwerden wegen der Drogenszene) genannt: Innert 10 Tagen wurden 58 Personen von PINTO be-fragt, die Präsenz in der Gasse wurde innert 24 Stunden vervierfacht, und die gewonne-nen Erkenntnisse der Befragung wurden den zuständigen Stellen innert 14 Tagen weiter-geleitet. Durch das rasche Handeln von PINTO, der Kantonspolizei und aller durch PINTO benachrichtigten städtischen Stellen hat sich die Situation in der Münstergasse entschei-dend verbessert.

- Jugendzentrum Gaskessel: Die Mitarbeitenden des Gaskessels wurden auf Anfrage da-bei unterstützt, Gewaltvorkommnisse auf dem Vorplatz zu verhindern. Das Gaskesselper-sonal wurde von MOVE und PINTO geschult und anschliessend bei Einsätzen begleitet und beraten. Die Gewaltvorkommnisse konnten so reduziert werden. Für das Jahr 2009 sind weitere Schulungen mit dem neuen Personal geplant.

- Aufsuchende Sozialarbeit: Insgesamt wurden 74 Klientinnen und Klienten besonders intensiv und direkt unterstützt. Davon konnten 44 erfolgreich z. B bei der Wohnungssuche, der Suche nach einer Entzugsmöglichkeit, der Finanzplanung und Schuldenregulierung etc. unterstützt werden. Es handelt sich hier um Klientinnen und Klienten, die entweder gar nicht oder schlecht vernetzt sind und sich nicht einfach in anderen Institutionen oder Beratungsstellen vernetzen liessen.

- Botellòn: Im Rahmen des Botellòn auf der Grossen Schanze waren vier Mitarbeitende von PINTO während acht Stunden vor Ort präsent. Ziel war es, den Jugendschutz zu ge-währleisten und zu verhindern, dass Personen, die an einer Alkoholvergiftung leiden, un-bemerkt liegen bleiben. Insgesamt wurden 48 Jugendliche kontrolliert. Es konnte kein Verstoss gegen die Jugendschutzbestimmungen festgestellt werden. Die stark alkoholi-sierten Jugendlichen, die durch PINTO betreut wurden, konnten alle durch Kollegen weiter betreut oder durch Private nach Hause gefahren werden. PINTO koordinierte vor Ort auch die Arbeit von elf Präventionsmitarbeitenden verschiedener Institutionen wie dem Blauen Kreuz, der Stiftung Contact Netz, der Berner Gesundheit, der GFS (Gemeinsam für Si-cherheit der Kantonspolizei) etc. Im Vorfeld wurde gemeinsam mit der Kantonspolizei die Strategie abgesprochen. PINTO nahm auch an den Koordinationssitzungen unter Feder-führung der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie teil. Das Vorgehen hat sich sehr gut bewährt und wird bei einem zukünftigen Botellòn in angepasster Form wieder ange-wandt werden.

- Grosse Schanze: Auf der Grossen Schanze wurden neben der normalen Präsenz in Zu-sammenarbeit mit der Stiftung Contact Netz, GFS der Kantonspolizei, der Opferhilfe, dem Blauen Kreuz und dem Jugendtreff Bronx verschiedene Präventionsaktionen zu Themen wie Jugendgewalt sowie Drogen- und Alkoholkonsum durchgeführt. Diese Aktionen waren erfolgreich und sollen 2009 in angepasster Form weitergeführt werden.

- Reitschule: Zur Verhinderung einer offenen Drogenszene wurde im Herbst 2008 die Prä-senz vor der Reitschule massiv verstärkt. PINTO war jeden Tag mehrmals vor Ort und in-tervenierte bei Drogenkonsum. Insgesamt wurde auf dem Vorplatz der Reithalle 1 035 Mal interveniert.

- Ambulante Vermittlungs- und Rückführungsaktionen AVR: Im Rahmen der AVR-Aktio-nen waren Mitarbeitende von PINTO sechsmal bei den Befragungen der aufgegriffenen drogenabhängigen Personen dabei. Im Anschluss an die Aktionen wurden die aufgegriffe-nen Personen von PINTO immer wieder aufgesucht und an vereinbarte Abmachungen er-innert und bei der Umsetzung der getroffenen Abmachungen unterstützt. So konnte der Kontakt zwischen den aufgegriffenen Personen und den Sozialdiensten oder anderen Ins-titutionen verbessert werden.

- Kältepatrouillen: In den kalten Wintermonaten wurden spezielle Kältepatrouillen zwi-schen 20.00 und 04.00 Uhr durchgeführt. Obdachlose wurden in Notunterkünfte begleitet und es wurden in Einzelfällen winterfeste Schlafsäcke an Personen abgegeben, die sich weigerten ein Notschlafangebot anzunehmen.

- Jugendliche im Ausgang: Im Frühling, Sommer und Herbst wurden Sonderschichten zwischen 05.00 und 14.00 Uhr und zwischen 19.00 und 03.00 Uhr durchgeführt. Auf die-sen Schichten wurden Jugendliche aufgesucht, es wurden Konflikte geschlichtet, Gewalt thematisiert oder Drogenkonsum in der Innenstadt in den frühen Morgenstunden verhin-dert.

- Heiliggeistkirche: Die freiwilligen Mitarbeitenden der Heiliggeistkirche wurden dabei un-terstützt, eine einheitliche Haltung betreffend der Benutzerregelung der Treppen vor der Kirche zu finden. Das Resultat war ein gemeinsames Vorgehen, wie mit Personen umzu-gehen ist, die sich auf der Treppe aufhalten wollen. Es wurden Sitzverbotschilder mon-tiert. Die Situation auf den Treppen war dank der koordinierten Interventionen der freiwilli-gen Mitarbeitenden und PINTO während des ganzen Jahres deutlich besser als in den Vorjahren.

- Bahnhofpaten: Bei dem Projekt Bahnhofpaten der SBB arbeitete PINTO aktiv in der Pla-nung, Personalrekrutierung und Ausbildung mit. Die Bahnhofpaten werden im Alltag be-gleitet und PINTO steht ihnen bei Bedarf beratend zur Seite. Auch die Teamsitzungen und Weiterbildungen werden durch PINTO begleitet.

- Euro 08: Während der Euro 08 konzentrierte sich PINTO schwergewichtig auf die Betreu-ung randständiger Personen. Dadurch wurde verhindert, dass eine Verdrängung dieser Gruppe stattfand.

- Aktion "Subers Bärn - zäme geits": Im Rahmen dieser Aktion unterstützte PINTO die Littering-Aktionen der Gewerbepolizei. An vier Tagen wurden auf dem Waisenhausplatz und auf der Grossen Schanze mehrere hundert Personen darüber aufgeklärt, dass Litte-ring mit Bussen bestraft werden kann. Das Echo auf diese Aktionen war gut. Das Vorge-hen wurde für kommende Littering-Aktionen übernommen.

- Schulungen: Als eine Massnahme des Beschwerdemanagements wurden Abwarte, An-wohnende, Gewerbetreibende, Lehrerinnen und Lehrer sowie Betreuende von Kinder-tagesstätten im Umgang mit Drogenabhängigen und Drogenabfall geschult. Ziel solcher Schulungen ist es, verschiedensten Personen, die Kontakt zu Drogenabhängigen oder Drogenabfall haben, Sicherheit im Umgang mit den Abhängigen und den professionellen und somit ungefährlichen Umgang mit den Abfall zu vermitteln. Es besteht ein grosser Bedarf an solchen Schulungen. Für das laufende Jahr sind bereits weitere Schulungen - unter anderem mit Mitarbeitenden von Tagesstätten - geplant.

- Ostring: Im Ostring wurde Kontakt zu einer neuen Generation von Jugendlichen aufge-baut die wegen Nachtruhestörung, Vandalismus und Gewaltdelikten aufgefallen sind. In intensiven Gesprächen wurde gemeinsam mit den Jugendlichen ein Verhaltenskodex er-arbeitet. Mit den Mitarbeitenden des Jugendtreffs in Wittigkofen wurden den Jugendlichen die Angebote der offenen Jugendarbeit näher gebracht. Die Situation im Ostring wird re-gelmässig mit Vertretern des Ost Netzes (von PINTO initiiertes Netzwerk aus Quartierbe-wohnenden, Gewerbetreibenden, dem Trägerverein für die offene Jugendarbeit und der GFS) besprochen und bei Bedarf werden Massnahmen zur Verbesserung der Situation eingeleitet.

- Aarbergergasse: Als Reaktion auf die Situation und die Beschwerden aus der Aarberger-gasse wurden über 40 Gewerbetreibende und Anwohnende kontaktiert, um einen umfas-senden †berblick über die Situation zu erhalten. Als direkte Reaktion wurde die Präsenz in der Gasse stark erhöht und an 14 Tagen fanden Sonderschichten ab 05.00 Uhr statt. Mit dem Wirt des Casa Marcello wurde eine Zusammenarbeitsvereinbarung erstellt, die zur Entspannung der Situation beigetragen hat. Es bestehen regelmässige Kontakte zur IG Aarbergergasse, wo die Situation laufend analysiert und Verbesserungsvorschläge dis-kutiert werden. PINTO interveniert in der Aarbergergassee regelmässig gegen Deal, Ver-sperren der Durchgänge und Drogenkonsum. PINTO kontrolliert auf Wunsch von Anwoh-nenden und Gewerbetreibenden auch Treppenhäuser.

7. Zusammenarbeit und Vernetzung

Die gute Vernetzung und enge Zusammenarbeit mit städtischen und privaten Stellen ist für die Arbeit von PINTO unabdingbar. Die Vernetzung wurde im gesamten Jahr weiter aktiv vo-rangetrieben. Es wurden neue Kontakte geknüpft und mit bestehenden Partnerinstitutionen wurde die Zusammenarbeit intensiviert. Der Leiter von PINTO ist in verschiedensten Koordi-nations- und Fachgremien vertreten.
Innerhalb der Stadtverwaltung sind die wichtigsten Partner die Beratungsstellen des Jugend-amts, der Sozialdienst, die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie, die Sucht- und Ob-dachlosenkoordinationsstellen, das Kompetenzzentrum Arbeit, die Stadtgärtnerei, die Gewer-bepolizei und die Strassenreinigung. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit der Kantonspoli-zei, speziell mit der Einsatztruppe Krokus und der GFS (Gemeinsam für Sicherheit). Einsatz-orte und Art der Einsätze werden mit der Polizei abgesprochen und Projekte gemeinsam durchgeführt. Es findet aber ausdrücklich kein Austausch von Personendaten statt.
Eine sehr gute Zusammenarbeit besteht auch mit privaten sozialen Institutionen wie dem Contact Netz (Drogenanlaufstelle, La Gare, Zas, Koda, La Strada, Wohn- und Arbeitsange-boten und den Beratungsstellen), dem Trägerverein offene Jugendarbeit TOJ, dem Blauen Kreuz, verschiedenen Wohnangeboten und verschiedenen Angeboten im Migrationsbereich. Auch zu den Kirchen bestehen intensive Kontakte (Heilsarmee, offene Heiliggeistkirche und Kirchgemeinderat, Aufenthaltsraum Postgasse und Haus la Prairie). Zur kirchlichen Gassen-arbeit (KGB) konnte kein Kontakt aufgebaut werden.
Im Weiteren bestehen gute Kontakte zu folgenden Organisationen: Securitas, Securitrans, SIP Luzern und Zürich (Sicherheit, Intervention Prävention), McClean AG, SBB, BERNMOBIL, verschiedenen Liegenschaftsverwaltungen und zu Innenstadt- und Quartierorganisationen.

8. Fazit

- PINTO hat sich als wichtiges und niederschwelliges Sozial- und Sicherheitsangebot im öffentlichen Raum etabliert. Es arbeitet vernetzt und eng mit sozialen und Sicherheitsor-ganisationen zusammen.
- Die Gratwanderung zwischen Hilfe und Verbindlichkeit wird gut bewältigt. Die konkrete Arbeit zeigt, dass sich Ordnungsdienst und aufsuchende Sozialarbeit nicht ausschliessen, sondern im Gegenteil ergänzen und dazu beitragen, dass die Mitarbeitenden von PINTO mit der nötigen Verbindlichkeit auftreten und helfen können.
- PINTO kann randständigen Menschen, die sich vorwiegend im öffentlichen Raum aufhal-ten, konkrete Hilfen und Vermittlung bieten. Die Mitarbeitenden sind für viele dieser Men-schen wichtige Ansprech- und Vertrauenspersonen geworden.
- Neben der Präsenz im öffentlichen Raum vor allem in der Innenstadt ist PINTO vermehrt auch in Aussenquartieren tätig und unterstützt öffentliche Einrichtungen.
- PINTO erweist sich als gutes Instrument, um auf Beschwerden aus der Bevölkerung nicht ausschliesslich mit repressiven Massnahmen zu reagieren und die Bevölkerung in die Lö-sungsfindung mit einzubeziehen.
- PINTO entlastet und ergänzt die Polizei bei der Präsenz und der Intervention im öffentli-chen Raum und bei Beschwerden.
- PINTO ist flexibel und kann kurzfristig für neue Aufgaben eingesetzt werden.
- PINTO nimmt aktuelle Entwicklungen und Veränderungen im öffentlichen Raum unmittel-bar wahr und weist auf mögliche Entwicklungen und Problemlagen hin (Antennenfunktion).

9. Ausblick

Für das Jahr 2009 steht die Präsenzzeit im öffentlichen Raum im Vordergrund. Um eine mög-lichst hohe Präsenz zu erreichen, wird die Einsatzerfassung vereinfacht und die Projektdoku-mentation auf ein Minimum reduziert.
Das bewährte Vorgehen im Bereich des Beschwerdemanagements soll innerhalb der Stadt-verwaltung besser bekannt gemacht und ausgebaut werden.
Im ordnungsdienstlichen Sektor wird ein Schwerpunkt auf gezielte präventive Präsenz gelegt. Ziel ist es, potenzielle Brennpunkte aktiv zu bearbeiten, bevor sich eine Szene bzw. ein grös-seres Problem bildet. Ebenfalls wird rascher und intensiver auf neu entstehende Brennpunkte reagiert. Bereits bei ersten Anzeichen wird PINTO aktiv reagieren und in enger Zusammenar-beit mit beteiligten Personen und Institutionen (Anwohnende, Gewerbetreibende, Gemeinsam für Sicherheit der Kantonspolizei etc.) versuchen, einen entstehenden Brennpunkt zu ent-schärfen, bevor die Situation eskaliert.
In den Sommermonaten ist ein grösseres Jugendprojekt zu den Themen Jugendgewalt, Alko-hol und Drogen geplant. Dieses Projekt wird breit vernetzt sein und an verschiedenen Orten in der Stadt, schwergewichtig auf der Grossen Schanze, stattfinden.
Die vermehrten Einsätze in Aussenquartieren binden viel Personalkapazität von PINTO. Diese wichtigen Einsätze dürfen nicht zu Lasten der Präsenz im öffentlichen Raum in der Innenstadt gehen. Zudem wäre es wichtig, in den Sommermonaten die Präsenz an Wochenenden nach 23.00 Uhr zu verstärken, um auf die zunehmenden Probleme im Zusammenhang mit Jugend-lichen, die in der Innenstadt im Ausgang sind, reagieren zu können. Mit den bestehenden Personalkapazitäten sind zusätzliche Einsätze in den Aussenquartieren und an Wochenenden aber nicht möglich.

Antrag
Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat, den Bericht PINTO zustimmend zur Kenntnis zu nehmen.

Bern, 1. April 2009
Der Gemeinderat

-----------------------
DEMO-RECHT
----------------------

Bund 26.5.09

Sicherheitskommision für Entfernungsartikel

Stadt Bern An ihrer gestrigen Sitzung hat die Kommission für Finanzen, Sicherheit und Umwelt (FSU) des Stadtrats beschlossen, diesem die Annahme der Initiative "Keine gewalttätigen Demonstranten" zu beantragen. Dies teilt die FSU mit. Die Initiative will das städtische Kundegebungsreglement mit einem Entfernungsartikel ergänzen. Eine knappe Mehrheit der FSU will der Polizei dieses zusätzliche Instrument zur Verfügung stellen, damit diese "Kundgebungen, die zu eskalieren drohen, besser handhaben kann", steht in der Mitteilung. EineMinderheit sei der Auffassung, der Artikel schränke die Grundrechte zu stark ein und lehnt die Initiative ab. (pd)

---

bernerzeitung.ch 26.5.09

Polizei soll mehr Kontrolle bei Demonstrationen erhalten

Das Stadtberner Kundgebungsreglement soll mit einem Entfernungsartikel ergänzt werden. Die Polizei hätte so mehr Kontrollmöglichkeiten bei Demos.

Nach dem Gemeinderat empfiehlt auch die stadträtliche Kommission die Annahme einer entsprechenden Initiative aus bürgerlichen Kreisen.

Der Entfernungsartikel gäbe der Polizei das Recht, Demonstranten unter bestimmten Bediungungen aufzurufen, sich von der Kundgebung zu entfernen.

Der Kommissionsentscheid fiel knapp aus, wie aus einer Mitteilung der Stadt vom Dienstag hervorgeht. Die Kommissionsminderheit ist der Ansicht, dass ein Entfernungsartikel die Grundrechte zu stark einschränke.

Ruf nach schärferem Demoreglement

Das Volksbegehren "Keine gewalttätigen Demonstranten" wurde im Mai 2008 vom Verein "Bern sicher und sauber!" mit etwas über 5100 Unterschriften eingereicht.

In der Stadt Bern wurde insbesondere nach gewalttätigen Auseinandersetzungen am Rand einer SVP-Veranstaltung im Herbst 2007 der Ruf nach einem schärferen Demoreglement laut. (sda)

---

bern.ch/stadtrat 25.5.09

25.05.2009

Medienmitteilung der Kommission für Finanzen, Sicherheit und Umwelt (FSU)

FSU beantragt dem Stadtrat dem Entfernungsartikel zuzustimmen

An ihrer heutigen Sitzung hat die Kommission für Finanzen, Sicherheit und Umwelt (FSU) des Berner Stadtrats beschlossen, dem Stadtrat die Annahme der Initiative "Keine gewalttätigen Demonstranten" zu beantragen. Die Initiative will das städtische Kundgebungsreglement mit einem Entfernungsartikel ergänzen. Eine knappe Mehrheit der FSU will der Polizei dieses zusätzliche Instrument zur Verfügung stellen, damit sie Kundgebungen, die zu eskalieren drohen, besser handhaben kann. Eine Kommissionsminderheit ist der Auffassung, der Entfernungsartikel schränke die Grundrechte zu stark ein und lehnt daher die Initiative ab.

Kontaktperson:
Bei Fragen steht Ihnen Barbara Streit-Stettler, Präsidentin FSU, 079 783 54 78, zur Verfügung.
RS

-------------------------------------
BIG BROTHER VIDEO
-------------------------------------

BZ 26.5.09

Videoüberwachung in Biel

St.Gallen macht vor, was Biel noch prüft

Während die Politiker in Biel noch debattieren, macht St.Gallen bereits erste Erfahrungen mit der Videoüberwachung des öffentlichen Raums. Doch auch dort ist die Kritik noch nicht ganz verstummt.

Überwachungsstaat versus Sicherheit: In der Diskussion um die Videoüberwachung des öffentlichen Raums gehen die Meinungen weit auseinander. In Biel ist die politische Debatte in vollem Gang. Denn: Ab dem 1.Juli dürfen auch Gemeinden im Kanton Bern an neuralgischen Punkten Kameras installieren. Ob Berner Gemeinden von dem Gesetz Gebrauch machen, ist noch unsicher: In Bern hat das Parlament eine bürgerliche Motion zur Videoüberwachung der Stadt abgelehnt.

Ganz anders in St.Gallen: Als erste Schweizer Stadt hat es im letzten Jahr eine Videoüberwachung installiert. Insgesamt kommen 38 Kameras und 10 Notrufsäulen an vier neuralgischen Punkten und rund um das Stadion zum Einsatz. Kosten: 2,5 Millionen Franken.

Übertriebene Erwartungen

Ob die Kriminalitätsrate an den überwachten Orten tatsächlich gesunken und das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung verbessert wurde, kann Heinz Indermaur von der St. Galler Direktion für Soziales und Sicherheit noch nicht mit Zahlen belegen. Für eine sorgfältige Evaluation sei der Zeitraum noch zu kurz, sagt er. Die Kameras im Umfeld des Fussballstadions seien aber eine wichtige Unterstützung für die Einsatzleitung und hätten bereits in mehreren Fällen zu straf- und verwaltungsrechtlichen Sanktionen geführt.

"Wir haben nicht die Vorstellung, dass wir mit der Überwachung gesellschaftliche Probleme lösen können." Die Kameras seien nur ein zusätzliches Element des St.Galler Sicherheitskonzeptes. "Die Videoüberwachung ist kein Allzweckmittel."

Mit den Videokameras will die St.Galler Direktion für Soziales und Sicherheit der Bevölkerung auch einen Service bieten. An den vier ausgewählten Orten, die objektiv und subjektiv als unsicher empfunden werden, können die Passanten bei Bedarf über die Notrufsäule Hilfe rufen. Die Polizei darf sich aber nicht nach Lust und Laune Videobilder anschauen. Nur wenn ein Alarm ausgelöst wird oder nach polizeilicher Lagebeurteilung eine ernste Gefahr im überwachten Bereich besteht, werden Echtzeitbilder in die Einsatzzentrale übermittelt. Die Kameras in den Unterführungen seien wenig kritisiert worden, sagt Indermaur. Auch die Kameras im Umfeld des Fussballstadions seien nicht umstritten.

Kritik an Bohlüberwachung

Die Kameras auf dem Bohl, einem sehr belebten und zentralen Platz, gaben indes Anlass zu Diskussionen. "Die Überwachung wurde als unverhältnismässig empfunden", sagt Indermaur. "In St.Gallen ist die Überwachung von öffentlichen Plätzen unnötig", sagt Ariana Krizko, politische Sekretärin bei der SP der Stadt St.Gallen. "Es drohen der Bevölkerung keine Gefahren." Mit der anhaltenden Diskussion über Gefahr werde ein Klima der Unsicherheit erst geschaffen, sagt Krizko. Die SP der Stadt St.Gallen plädiert dafür, konkret auf Probleme einzugehen, statt deren Symptome zu bekämpfen. Auch dass die Aufzeichnungen 100 Tage aufbewahrt werden, stiess auf Kritik. Das Bundesgericht beschloss aber, dass die Aufbewahrungszeit zulässig sei. Die Strafantragszeit dauert drei Monate.

Unterdessen sei die Videoüberwachung mehrheitlich akzeptiert, sagt Indermaur. Die Befürworter hätten die übertriebene Hoffnung gehabt, mit den Kameras allein könne man die Sicherheit dramatisch erhöhen. "Diese Erwartungen sind seit der Einführung auf ein vernünftiges Mass gesunken", sagt er.
Tanja Bauer/bt

--------------------------
BIER VS ALKIS
--------------------------

Solothurner Tagblatt 26.5.09

Märetplatz Grenchen

Mit Biergarten gegen Alkis

Seit gestern gibt es auf dem Grenchner Märetplatz einen Biergarten. Die Gartenbeiz des Restaurants Hot Soup befindet sich unter den Bäumen auf dem nördlichen Märetplatz. Mit der Aussengastronomie soll das Zentrum belebt und aufgewertet werden - ein Ziel, das die Stadt schon länger verfolgt. Zudem soll auch die Alkiszene, die sich jeweils in diesem kleinen Park oder in der Nähe des Denners bildet, vertrieben werden. Die Szene halte immer wieder Gäste davon ab, in und vor den Läden auf dem Märetplatz zu verweilen, sagt "Hot-Soup"-Betreiber Hanspeter Grosswiler. nah

Seite 24

--

Märetplatz Grenchen

Biergarten soll Alkiszene vertreiben

Seit gestern gibt es auf dem Grenchner Märetplatz einen Biergarten. Unter den Bäumen auf dem Kiesplatz können bis zu 45 Personen bedient werden. Betrieben wird der Biergarten vom Restaurant Hot Soup.

Gestern eröffneten Hanspeter und Sonja Grosswiler, die Pächter des Restaurants Hot Soup auf dem nördlichen Märetplatz, ihren Biergarten. Unter den Bäumen auf dem kleinen Kiesplatz stehen lange Tische und Bänke, begrenzt durch ein provisorisches Häuschen, das als Ausschanktheke dient. Platz hat es für 40 bis 45 Personen, serviert werden neben Bier und Weisswürsten auch Rot- und Weisswein. Zudem kann im Gartenrestaurant alles konsumiert werden, was auch im Restaurant Hot Soup selbst angeboten wird. "Die Infrastruktur steht schon länger, gestern konnten wir zum ersten Mal ausschenken", erzählt Hanspeter Grosswiler.

Gegen Alkiszene

Mit der Gartenbeiz soll der Märetplatz belebt und aufgewertet werden. Und sie soll den positiven Nebeneffekt nach sich ziehen, die Alkiszene aus dem schattigen Pärkli zu vertreiben, die sich häufig auf dem Platz - in der Nähe des Denners - bildet. Stadtbaumeister Claude Barbey glaubt, dass ein belebtes Zentrum das Problem der Randständigen zumindest entschärfen könne. "Denn wenn auf dem Platz nichts ist, kommen sie halt", sagt er. Hingegen fühlten sie sich durch Betrieb auf dem Märetplatz gestört.

Das hofft auch Hanspeter Grosswiler. "Denn ich beobachte immer wieder, dass sich viele unserer Gäste durch die Randständigen verunsichert fühlen und sich nicht auf der kleinen Terrasse vor dem Restaurant aufhalten wollen", sagt er. Deshalb habe er den Kiesplatz unter den Bäumen nun von der Stadt gemietet und den Biergarten eingerichtet.

Mit der Aussenrestauration kommen er und seine Frau nicht nur wegen des weiten Weges, den sie zwischen Restaurant und Gartenbeiz zurücklegen, ins Schwitzen. Auch der Personalbestand bleibt vorerst derselbe. Das Ehepaar Grosswiler kümmert sich weiterhin allein um die Gäste. Und dies, obwohl sich die Anzahl Plätze mit dem Biergarten verdoppelt hat. "Wir schauen zuerst einmal, wie es läuft", erklärt Grosswiler. Erst nach einer gewissen Anlaufzeit will das Ehepaar über mögliches zusätzliches Servicepersonal entscheiden.

Erst ein Provisorium

Für den Biergarten wurde auf der Baudirektion ein Baugesuch eingereicht. Einsprachen gegen die Gartenwirtschaft und den Ausschank-Pavillon können noch bis am 5. Juni gemacht werden. "Bis das jetzige Provisorium durch den definitiven Holzpavillon ersetzt wird, dauert es aber noch etwa einen Monat", sagt Grosswiler. Das definitive Häuschen sei erst im Bau. "Darin werden der Offenausschank - Erdinger und Klosterbräu -, weitere Getränke, Gläser und Kühlschränke untergebracht", erklärt der Gastronom. Das Essen wird weiterhin im Restaurant Hot Soup zubereitet. Für die Einrichtung der Gartenbeiz investiert das Pächterehepaar zirka 10000 Franken.

Anfang ist gemacht

Belebung und Aufwertung des Märetplatzes ist ein Ziel, das die Stadt Grenchen schon seit einiger Zeit verfolgt. Ein erster Schritt wurde im Februar erreicht, als das Restaurant Hot Soup öffentlich zugänglich gemacht wurde und das ehemalige SWG-Kafi ersetzte. Mit der Aussengastronomie folgt nun der zweite Schritt. "Wir sind froh, dass es jemand wagt, den Anfang zu machen", sagt Stadtbaumeister Barbey dazu. Denn seiner Meinung nach könnte sich auf dem Märetplatz ein Beizli an das andere reihen. "Die Stadt ist an einem lebendigen Zentrum interessiert, und dazu trägt jede Gartenbeiz bei", fügt der Stadtbaumeister an.
Nadja Hugi

------------------------------------------------------------
BIG BROTHERS VS HOOLIGAN-GRIPPE
------------------------------------------------------------

BZ 26.5.09

Cupfinal

Jagd auf Hooligans

Die Kantonspolizei Bern kündigt an, Hooligans falls nötig übers Internet zu suchen und am Arbeitsplatz abzuholen.

Rund um den Cupfinal von letzter Woche zeichnen sich derzeit 30 Anzeigen ab. Nötigenfalls wird die Kantonspolizei Bern Hooligans zu Hause oder am Arbeitsplatz abholen. Falls andere Ermittlungen nicht zum Ziel führen, sollen unbekannte Tatverdächtige zudem im Internet veröffentlicht werden. Derzeit wertet die Polizei vorhandenes Bildmaterial aus. Der Berner Fanarbeiter Lukas Meier setzt derweil auf längerfristige Massnahmen und auf Prävention. Jugendliche Fans müssten an eine gute Fankultur herangeführt werden, sagt er. bw

Seite 3

--

Cupfinal

Polizei geht auf Hooligan-Jagd

Rund um den Cupfinal zeichnen sich derzeit 30 Anzeigen ab. Wenn nötig, wird die Polizei Hooligans am Arbeitsplatz abholen. Sie beabsichtigt zudem, unbekannte Tatverdächtige im Internet zu veröffentlichen.

Die Kantonspolizei Bern greift bei den Randalierern rund um den Cupfinal hart durch. Insgesamt 64 Personen sind nach - und für einmal auch vor - dem Spiel von letzter Woche im Berner Stade de Suisse angehalten worden. Nach aktuellem Ermittlungsstand werden daraus rund 30 Anzeigen resultieren, die an das Untersuchungsrichteramt weitergeleitet werden. Sollte es sich als nötig herausstellen, werden uniformierte Polizisten Hooligans zu Hause oder am Arbeitsplatz abholen. Dies teilte die Polizei gestern auf Anfrage hin mit. Derzeit würden auch Bilder ausgewertet. Noch unbekannte Täter sollen im Internet veröffentlicht werden, falls nicht andere Wege zu Resultaten führen und falls die Justizbehörden ihr Einverständnis geben.

Stadionverbot

Jene Personen, die sich strafbar gemacht haben, werden auch der nationalen Hooligandatenbank gemeldet. Die Berner Kantonspolizei ist einverstanden, dass die Daten von dort aus an den Schweizerischen Fussballverband weitergeleitet werden. Das heisst, dass die Sportveranstalter Stadionverbote aussprechen können. Wer sich trotz Verbot im Stadion aufhält, erfüllt dann den Tatbestand des Hausfriedensbruchs. Ob diese Verbote befolgt werden, wird nicht mit aller Konsequenz überprüft. Dazu wären im Gegensatz zu heute, wo Stadionbesucher am Eingang meist durchgewunken werden, strenge Eingangskontrollen nötig. Um diese durchführen zu können, müssten Fans bereits Stunden vor dem Spiel eintreffen, sagen Fachleute. Die Polizei setzt aber Szenekenner vor Ort ein, denen die mit einem Verbot belegten Personen bekannt sind. Der Berner Fanarbeiter Lukas Meier hingegen setzt auf längerfristige Massnahmen, um Gewalt zu verhindern. "Eine präventive Wirkung hätte, wenn man jugendliche Fans an eine gute Fankultur heranführen könnte", sagt er. Er nennt als Beispiel sogenannte U16-Fahrten, bei welchen Fanarbeiter junge Fans auf Auswärtsfahrten begleiten.
Brigitte Walser

--

Grossbritannien

Den Schlägern auf die Finger klopfen

Grossbritannien hatte grosse Probleme mit Hooligans. Doch seit ein, zwei Jahren sind Fussballfans in britischen Stadien sicher.

Die relative Sicherheit in ihren Fussballstadien mussten sich die Briten hart erkämpfen. Erste schwere Schlägereien hatten sich die Hooligans in Grossbritannien bereits in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts geliefert. Wegen ihrer zunehmenden Bereitschaft zu brutalster Gewalt begann die Situation in den Achtzigerjahren ausser Kontrolle zu geraten - mehrmals gab es danach bei den Schlägereien auch Tote.

Keine Stehplätze mehr

Als die Schlägereien der Hooligans (englisch für "Raufbolde") das Ansehen Grossbritanniens in Europa immer mehr beeinträchtigten, entschloss sich die Regierung in London zu handeln. 1989 boxte Premierministerin Margaret Thatcher, die "Eiserne Lady", den "Football Spectators Act" - das Fussballzuschauergesetz - vor dem Parlament durch. Der Act besteht grundsätzlich aus vier Punkten:

1.Die Fussballklubs mussten Schilder um die Stadien aufstellen, um vor den Gefahren im Stadion zu warnen.

2.Fans, die ein Auswärtsspiel ihrer Mannschaft sehen wollten, mussten Mitglied des Fanklubs ihrer Mannschaft sein.

3.Um Mitglied dieser Fanklubs zu werden, mussten die Bewerber ihre Pässe vorweisen und sich identifizieren.

 4.Die Stadien mussten gemäss den Forderungen des "Taylor Report" umgebaut werden.

Dieser Punkt hatte es in sich, denn der ebenfalls 1989 veröffentlichte "Taylor Report" forderte vor allem, dass in den Stadien ausschliesslich Sitzplätze existieren sollten. Die englische wie auch die schottische Football League übernahmen diese neue Regelung sofort.

Leicht zu observieren

Dies hatte namentlich zur Folge, dass Hooligans sehr viel leichter identifiziert werden konnten. Die britische Polizei begann unverzüglich, das Publikum in den Stadien vor Spielbeginn zu filmen. Die Polizisten setzten dazu Kameras ein, die auf die Dächer von Überwachungslieferwagen montiert und deren Objektive verspiegelt waren. So konnten die Gefilmten nicht erkennen, dass ein Objektiv auf sie gerichtet war. Wenn später im Stadion Unruhe oder gar eine Schlägerei entstand, konnten die Polizisten anhand der Aufnahmen die Anführer leicht identifizieren. Inzwischen stehen den Überwachern längst fix eingebaute Kameras zur Verfügung. Und zwar nicht nur in den Fussballstadien: In praktisch allen Städten des Inselreichs gibt es "Closed Circuit Television" (CCTV) genannte Überwachungssysteme.

Schläger hart bestrafen

Nun können sich die Schläger auch ausserhalb der Stadien nicht mehr vor der Polizei verstecken. Und wer sich in den Stadien danebenbenimmt, wird mit Bussen bis zu 25000 Franken bestraft. Hooligans kommen kaum noch ungestraft davon. Matthew Carroll, der damals 19-jährige Sohn eines Richters, zog 2004, nach dem Ausscheiden Englands aus der Fussball-EM, mit 400 weiteren Jugendlichen übel randalierend durch den Londoner Stadtteil Croydon. Carroll wurde verhaftet und zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt.

Inzwischen hat sich die Situation für die Hooligans weiter verschärft. Die Zeitung "Telegraph" meldete im Dezember 2008, dass nicht nur CCTV-Bilder, sondern auch Filme, die Zuschauer mit ihren Handykameras aufgenommen hatten, im Internet stünden. Die Missetäter werden auch damit häufig entlarvt.
Thomas Kohler

---

St. Galler Tagblatt 26.5.09

St. Galler Staatsanwalt prüft Schnellverfahren für Hooligans

Randalierern droht künftig bei Heimspielen des FC St. Gallen ein kurzer Prozess. Doch ohne rasch verfügbare Beweise helfen auch Schnellgerichte nicht weiter.

Stefan Schmid

St. Gallen. Wer künftig an Heimspielen des FC St. Gallen randaliert, muss damit rechnen, viel schneller als bisher verurteilt zu werden. "Wir prüfen die Ausdehnung von Schnellverfahren auf Meisterschaftsspiele des FC St. Gallen", sagt der erste Staatsanwalt Thomas Hansjakob im Interview mit unserer Zeitung. Allerdings müssten dafür die Voraussetzungen erfüllt sein.

Aufwendige Beweisführung

Konkret bedeutet dies, dass die Polizei mit sehr viel Personal an den Spielen präsent sein muss. "Um Hooligans den Prozess zu machen, braucht es Beweise", sagt Hansjakob. "Und diese Beweise liefern Fotos und Videoaufnahmen. Das ist sehr personalintensiv." Der Staatsanwalt dämpft daher die Erwartung, mit Schnellverfahren lasse sich Randale künftig verhindern. Er werde nun zusammen mit der Polizei die Situation nach dem Aufstieg des FC St. Gallen analysieren. "Wenn es sich als machbar erweist, werden wir Schnellverfahren durchführen", sagt Hansjakob.

Gegen schärferes Strafrecht

Der St. Galler Staatsanwalt spricht sich zudem gegen eine Verschärfung des Strafrechts aus. Die heutigen Bestimmungen seien sehr gut, sie müssten nur konsequent angewandt werden.

Bundesrat Ueli Maurer hatte am Wochenende gefordert, die Untersuchungshaft auf zwei Tage auszudehnen und Bilder von Hooligans ins Internet zu stellen. Beides sei heute schon möglich, sagt Hansjakob. Der Kanton St. Gallen habe zu Fahndungszwecken Fotos unbekannter Randalierer ins Internet gestellt. Um allerdings auch Bilder von bekannten Hooligans zu veröffentlichen, müsste das Gesetz geändert werden. inland 4

--

"Polizei hat extrem schwierigen Job"

"Wenn es sich als machbar erweist, werden wir Schnellverfahren gegen Hooligans durchführen", sagt der St. Galler Staatsanwalt Thomas Hansjakob.

Herr Hansjakob, nach den Ausschreitungen in Bern, Zürich und St. Gallen ertönt laut der Ruf nach mehr Härte. Wie beurteilen Sie die Situation?

Thomas Hansjakob: Ziel muss tatsächlich sein, Hooligans zu verhaften und sie für ihr Verhalten angemessen zu bestrafen. Doch ich warne vor Illusionen: Solche Polizeieinsätze sind extrem schwierig. Man hat meistens zu wenig Beamte vor Ort, um die Randalierer festzunehmen. Die Polizei beschränkt ihre Arbeit richtigerweise oft darauf, unbeteiligte Menschen zu schützen und grössere Sachschäden zu verhindern.

Das ist in den Augen der Öffentlichkeit zu wenig. Viele Bürger nerven sich sehr über die Gewalt.

Hansjakob: Das verstehe ich gut. Doch ist es ist nun mal eine Tatsache, dass wir zu wenig Polizisten haben. Um Hooligans den Prozess zu machen, braucht es Beweise. Und diese Beweise liefern Fotos und Videoaufnahmen. Es braucht also in einer gefährlichen Situation nicht nur Beamte, die eingreifen, sondern auch solche, welche die Szene festhalten. Das ist sehr personalintensiv.

Warum braucht es überhaupt Videoaufnahmen oder Fotos? Einen Drogendealer, den man in flagranti erwischt, muss die Polizei ja auch nicht zuerst filmen.

Hansjakob: Es ist nicht das gleiche, ob sie eine Einzelperson verhaften oder eine ganze Gruppe. Selbst bei einer Massenschlägerei gibt es immer wieder Unbeteiligte, die mitten in die Menge geraten sind. Als Staatsanwalt kann ich es mir nicht erlauben, präventiv Leute festzunehmen und später stellt sich heraus, dass es darunter viele Unschuldige hat. Nur wenn die Täter klar identifizierbar sind, ist eine Verhaftung gerechtfertigt.

Trotzdem: Viele Bürgerinnen und Bürger fragen sich, warum die Polizei nicht härter eingreift.

Hansjakob: In der Super League hat man es tatsächlich verpasst, früher ein deutliches Zeichen gegen die Gewalt zu setzen. Jetzt die Schraube anzuziehen, ist umso schwieriger. In St. Gallen ist es uns gelungen, die schlimmsten Exzesse zu unterbinden. So betrachtet, war unser massiver Einsatz vor einem Jahr im Espenmoos beim Barragespiel gegen Bellinzona nach wie vor richtig. Aber wir sind uns bewusst, dass mit dem Aufstieg des FC St. Gallen in die höchste Liga die Zahl heikler Spiele ganz eindeutig wieder zunehmen wird.

Die St. Galler Justizdirektorin Karin Keller-Sutter will Polizisten in die Stadien schicken. Was halten Sie von dieser Idee?

Hansjakob: Das ist eine Frage der Umstände. In einem Stadion mit lauter Sitzplätzen lässt sich das machen. Doch ich will keinem Polizisten zumuten, im Stehplatzsektor der AFG Arena in St. Gallen einzelne Querulanten rauszuholen. Das ist nicht machbar.

Zahlreiche Politiker verlangen jetzt Schnellgerichte. Der Kanton St. Gallen kennt dieses Instrument bei gewissen Delikten schon heute. Warum künftig nicht auch im Zusammenhang mit Hooligans?

Hansjakob: Wir prüfen die Ausdehnung solcher Schnellverfahren auf Meisterschaftsspiele des FC St. Gallen. Allerdings müssen dafür auch die Voraussetzungen erfüllt sein.

Was heisst das konkret?

Hansjakob: Das Problem ist die Beweislage. Wenn ein Hooligan gefilmt, festgenommen, dem Untersuchungsrichter vorgeführt wird und die Bilder sofort verfügbar sind, kann ein Verfahren rasch und erfolgreich durchgeführt werden. Häufig ist es aber so, dass die Filmaufnahmen im Nachhinein mühsam ausgewertet und die Randalierer identifiziert werden müssen. Unter solchen Umständen ist ein Schnellverfahren eine pure Illusion.

Was heisst das jetzt für die kommende Saison?

Hansjakob: Wenn es sich als machbar erweist, werden wir Schnellverfahren durchführen.

Muss zusätzlich auch das Strafrecht verschärft werden?

 Hansjakob: Nein. Bedingte Geldstrafen können schon heute im Wiederholungsfall in unbedingte Freiheitsstrafen umgewandelt werden. Das heutige Strafrecht hat sehr gute Mittel. Es muss nur konsequent angewandt werden.

Bundesrat Ueli Maurer will die Untersuchungshaft für Hooligans verlängern, um sie aus der Anonymität zu reissen.

Hansjakob: Nach heutigem Recht kann jemand längstens 48 Stunden festgehalten werden. Also vom Samstagabend bis Montagabend. Doch in der Regel haben wir nicht genug Haftgründe, um eine Person so lange festzuhalten.

Dann muss halt doch das Strafrecht verschärft werden.

Hansjakob: Die Untersuchungshaft ist nicht die Strafe. Sie dient nur dazu, ein Verfahren sicherzustellen. Darum finde ich es heikel, diese einfach zu verlängern.

 Interview: Stefan Schmid

-------------------------------------------------
STADTRATS-SITZUNG 28.5.09
-------------------------------------------------

Stadtratssitzung (Traktanden)
Donnerstag, 28. Mai 2009 17.00 Uhr und 20.30 Uhr
Sitzungssaal im Rathaus

NEUE LISTE//// Die Stadtratssitzungen sind öffentlich zugänglich (Besuchertribüne)
Traktanden

(...)
 
4. Dringliche Interpellation Fraktion SP/JUSO (Giovanna Battagliero, SP): Vermietung ehemalige Kornhausbühne an Vineyard Bern: Wurde die Liegenschaftsverwaltung missioniert oder ist Geld alles, was zählt? (FPI: Hayoz) 09.000157
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000157/gdbDownload

(...)

7. Kleine Anfrage Luzius Theiler (GPB-DA): "Bahnhofpaten": Warum hat der Gemeinderat den Stadtrat falsch informiert? (BSS: Olibet) 09.000155
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000155/gdbDownload

(...)
 
16. Interfraktionelle Motion SP/JUSO, GB/JA!/GPB (Corinne Mathieu, SP/Erik Mozsa, JA!) vom 20. Februar 2003: Leerstand ist kein Zustand; Abschreibung der Punkte 3 und 4 (FSU: Eicher / FPI: Hayoz) 04.000247
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/04.000247/gdbDownload

17. Motion Fraktion GB/JA!/GPB (Catherine Weber, GB/Daniele Jenni, GPB/Erik Mozsa, JA!) vom 19. Juni 2003: Wohnen darf nicht zum Luxusgut werden - Teilrevision des Reglements über die Boden- und Wohnbaupolitik der Stadt Bern; Abschreibung der Punkte 2 und 3 (FSU:Beyeler / FPI: Hayoz) 04.000111
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/04.000111/gdbDownload

18. Postulat Fraktion GB/JA! (Hasim Sancar, GB): Sozialbericht 2008: Zahlbarer und attraktiver Wohnraum in allen Stadtteilen (FPI: Hayoz) 08.000267
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/08.000267/gdbDownload

19. Postulat Fraktion SP/JUSO (Margrith Beyeler/Michael Aebersold, SP): Wohnen in der Stadt Bern: Förderung von gemeinnützigem Wohnungsbau (FPI: Hayoz) 08.000361
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/08.000361/gdbDownload

--------------------------------------------
STADTRATS-SITZUNG 4.6.09
---------------------------------------------

Stadtratssitzung (Traktanden)
Donnerstag, 04. Juni 2009 17.00 Uhr und 20.30 Uhr
Sitzungssaal im Rathaus

Die Stadtratssitzungen sind öffentlich zugänglich (Besuchertribüne)
Traktanden

(...)
 
3. Dringliche Interpellation Fraktion BDP/CVP (Claudia Meier, BDP/Markus Wyss, BDP): Nicht akzeptabler Entscheid der Regierungsstatthalterin in Sachen Kundgebungsreglement - Gemeinderat soll Beschwerde erheben (PRD: Tschäppät) 09.000170
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000170/gdbDownload

(...)
 
12. Projekt für Prävention, Intervention und Toleranz PINTO; Bericht über die Pilotphase und Antrag auf Weiterführung (SBK: Bill / BSS: Olibet) 04.000404
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/04.000404/gdbDownload

(...)

14. Postulat Fraktion SVP/JSVP (Roland Jakob/Manfred Blaser, SVP): Keine Steuergeldverschwendung mehr für die gescheiterte RGM Drogen- und Suchtpolitik! (BSS: Olibet) 08.000357
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2008/08.000357/gdbDownload

(...)

16. Motion Fraktion SVP/JSVP (Roland Jakob/ Manfred Blaser, SVP): Trotz gescheiterter RGM Drogen- und Suchtpolitik! Drogenanlaufstellen in der Stadt Bern schliessen und neu im Neufeld zusammenlegen (BSS: Olibet) 08.000354
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2008/08.000354/gdbDownload

17. Motion Reto Nause (CVP)/Susanne Elsener (GFL): Aufwertung des Vorplatzes der Reitschule durch einen Skatepark: Planungskredit bzw. Baugenehmigung durch die Stadt (BSS: Olibet) 08.000264
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/08.000264/gdbDownload

----------------------
LORRAINE
-----------------------

Bund 26.5.09

Wohnungen am Centralweg

Stadt Bern Die Stadt plant am Centralweg 9/9a ein Bauprojekt mit rund fünfzehn 3,5- bis 5,5-Zimmer-Wohnungen. Um die soziale Durchmischung zu fördern, werden einige Wohnungen im günstigen Segment angesiedelt, für andere werden ortsübliche Mietzinsen verlangt. Der Bau soll den hohen Kriterien von Minergie-P-Eco genügen.

Das Mietverhältnis mit der Garage Alcadis AG endete bereits am 30. April 2009. Die Räumung des Areals erfolgt bis Ende August 2009. Danach werden die bestehenden Gebäude abgebrochen. Zur Gewährleistung der architektonischen Qualität führt die Liegenschaftsverwaltung einen Studienauftrag durch. Bis Ende 2009 soll ein ausführungsbereites Bauprojekt vorliegen. Geplant ist der Baubeginn für Herbst 2010. Im Frühling 2012 wären damit die ersten Wohnungen bezugsbereit.

Die Betriebskommission des Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik hat entschieden, das Grundstück im Portfolio des Fonds zu belassen. (pd)

---

BZ 26.5.09

15 neue Wohnungen

Die Stadt Bern plant am Centralweg in der Lorraine einen Neubau mit 15 Wohnungen. Ende Jahr soll ein ausführungsbereites Projekt vorliegen. Bezugsbereit sind die Wohnungen voraussichtlich im Frühling 2012. Es sollen günstige Wohnungen mit ortsüblichen Mieten entstehen. So könne die soziale Durchmischung im Quartier unterstützt werden, teilte die Stadt gestern mit. Geplant sind 3½- bis 5½-Zimmer-Wohnungen. Das Grundstück war bis Ende April vermietet. Es wird bis Ende August geräumt und zurückgebaut.
pd

---

bern.ch 25.5.09

Wohnneubau am Centralweg geplant

Für die Gesamtplanung Lorraine wurde Ende 2007 eine öffentliche Mitwirkung durchgeführt. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse plant die Stadt am Centralweg 9/9a ein Neubauprojekt mit rund 15 Wohnungen.

Die Betriebskommission des Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik hat entschieden, das Grundstück am Centralweg 9/9a in der Lorraine im Portfolio des Fonds zu belassen und ein Neubauprojekt für Wohnungen zu realisieren. Vorgesehen ist ein Neubau von rund fünfzehn 3,5- bis 5,5-Zimmerwohnungen. Zur Aufrechterhaltung der sozialen Durchmischung im Quartier werden Mietwohnungen im Preissegment "Günstiger Wohnraum" und Mietwohnungen mit ortsüblichen Mietzinsen entstehen. Der Neubau soll den Kriterien von MINERGIE-P-ECO entsprechen und damit hohen Nachhaltigkeitsansprüchen genügen.

Voraussichtlicher Baubeginn im Herbst 2010

Das Mietverhältnis mit der bisher am Centralweg 9/9a ansässigen Alcadis AG endete bereits am 30. April 2009. Die Räumung des Areals wird bis Ende August 2009 erfolgen. Danach können die Rückbauarbeiten an den bestehenden Gebäuden vorgenommen werden. Zur Gewährleistung der architektonischen Qualität führt die Liegenschaftsverwaltung einen Studienauftrag durch. Ende 2009 soll ein ausführungsbereites Bauprojekt vorliegen. Geplant ist der Baubeginn für Herbst 2010. Im Frühling 2012 wären damit die ersten Wohnungen bezugsbereit.

Direktion für Finanzen, Personal und Informatik

--------------------------
SANS-PAPIERS
--------------------------

Basler Zeitung 26.5.09

Illegale Aufenthalter erhalten Heiratsverbot

Bern. In der Schweiz darf nur noch heiraten, wer sich legal hierzulande aufhält. Der Ständerat folgte gestern mit 27 zu 12 Stimmen dem Nationalrat, der sich bereits im März für eine parlamentarische Initiative gegen Scheinehen ausgesprochen hatte. Sans-Papiers oder abgewiesene Asylbewerber sollen sich nicht mehr mit einer Heirat der Ausschaffung entziehen können. > Seite 7

--

Das Heiratsverbot für die Sans-Papiers fand eine Mehrheit

Der Ständerat hat dem verschärften Kampf gegen Scheinehen gestern zugestimmt

Barbara Spycher, Bern

Wie schon im Nationalrat unterlagen die Linken auch im Ständerat klar: In der Schweiz wird nur noch heiraten dürfen, wer hier ein Bleiberecht hat.

Der Protest der Linken hat nichts genützt: Das Schweizer Zivilgesetzbuch wird dahingehend geändert, dass in der Schweiz nur noch heiraten darf, wer sich legal im Land aufhält. Faktisch ist das ein Heiratsverbot für Sans-Papiers und abgewiesene Asylbewerber. Mit 27 zu 12 Stimmen hat der Ständerat dem gestern Abend zugestimmt, nachdem schon der Nationalrat im März diese parlamentarische Initiative gutgeheissen hatte.

Diese beinhaltet auch, dass die Standesbeamten die Ausländerbehörden künftig informieren müssen, wenn sich Heiratswillige illegal im Land aufhalten. Dazu erhalten die Zivilstandsbehörden erweiterten Zugriff auf das zentrale Migrationsinformationssystem.

Liberal oder nicht. Die zugrunde liegende parlamentarische Initiative stammt aus der Feder Toni Brunners (SVP/SG) und hat das Ziel, Scheinehen zu unterbinden. Die Linken monierten gestern allerdings, dass die Vorlage viel zu weit gehe. Man verbiete "einer ganzen Kategorie des Volkes" zu heiraten, kritisierte Liliane Maury Pasquier (SP/GE), und schliesse sie vom Grundrecht auf Ehe aus. Für Anita Fetz (SP/BS) ist die Vorlage "gschämig". "Im besten Fall wird die Gesetzesänderung zu einem Ehetourismus ins Ausland führen, im schlechtesten Fall, und das befürchte ich, werden viele echte Liebespaare mit persönlichen Härten konfrontiert."

Die Linken betonten, dass es im neuen Ausländergesetz bereits mehrere Massnahmen gibt im Kampf gegen Scheinehen. Doch den Rechten geht das nicht weit genug. Maximilian Reimann (SVP/AG) sprach die geschätzten 1000 Scheinehen pro Jahr an und machte darauf aufmerksam, dass 21 Kantone und der eidgenössische Verband für Zivilstandswesen hinter der Vorlage stünden. Denn damit werde die unterschiedliche Praxis der Kantone vereinheitlicht.

Das Links-rechts-Schema weichte Dick Marty (FDP, TI) auf. "Man hat den Eindruck, es geht um eine Debatte zwischen Links und Rechts, doch stattdessen ist es eine zwischen liberalem und nicht liberalem Geist." Es gehe hier um die Haltung des Staates zu einem sehr persönlichen Recht. Die Initiative Brunners schliesse eine ganze Kategorie von Menschen davon aus. Das sei "inakzeptabel".

--

Kommentar

Weit über das Ziel hinaus

Barbara Spycher

Das Parlament will Sans-Papiers und abgewiesenen Asylbewerbern in der Schweiz das Heiraten verbieten. Mit dem Ziel, Scheinehen zu bekämpfen. Damit schiessen die bürgerlichen Politiker weit übers Ziel hinaus. Denn damit verbieten sie auch Liebespaaren das Heiraten. Die gebotene Alternative ist belastend: Wenn der ausländische Partner zuerst ins Heimatland reisen muss, um dort ein Visum zwecks Heirat zu beantragen, dauert es Monate, im Extremfall über ein Jahr, bis das Visum erteilt wird. In dieser Zeit ist das Paar getrennt und dem Goodwill der Behörden ausgeliefert. Natürlich gibt es sie, die Scheinehen, manche aus Nächstenliebe, viele gegen Geld. Doch zu deren Bekämpfung sind die Migrationsbehörden da. Mit dem neuen Heiratsverbot geht die Verhältnismässigkeit völlig verloren. Es wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen.

Ob die Gesetzesänderung das Grundrecht auf Ehe verletzt, werden die Richter zu beurteilen haben. Bis jemals ein Fall in Strassburg beurteilt wird, werden etliche binationale Liebespaare massiv diskriminiert und schikaniert. korrespondenten@baz.ch

---

NLZ 26.5.09

Zivilgesetzbuch

Ständerat für härtere Gangart bei den Scheinehen

Barbara Spycher

Das Heiratsverbot für Sans-Papiers kommt. Heiraten kann nur noch, wer sich legal im Land aufhält.

Wie schon im Nationalrat unterlagen die Linken auch im Ständerat klar: In der Schweiz wird nur noch heiraten dürfen, wer hier ein Bleiberecht hat. Die Proteste der Linken nützten nichts. Das Schweizer Zivilgesetzbuch wird dahingehend geändert, dass in der Schweiz nur noch heiraten darf, wer sich legal im Land aufhält. Faktisch ist das ein Heiratsverbot für Sans-Papiers und abgewiesene Asylbewerber. Mit 27 zu 12 Stimmen hat der Ständerat dem gestern Abend zugestimmt, nachdem schon der Nationalrat im März diese parlamentarische Initiative gutgeheissen hatte.

Meldung durch Standesbeamte

Diese beinhaltet auch, dass die Standesbeamten die Ausländerbehörden künftig informieren müssen, wenn sich Heiratswillige illegal im Land aufhalten. Dazu erhalten die Zivilstandsbehörden erweiterten Zugriff auf das Zentrale Migrationsinformationssystem.

Die zu Grunde liegende parlamentarische Initiative stammt aus der Feder Toni Brunners (SVP, St. Gallen) und hat das Ziel, Scheinehen zu unterbinden. Die Linken monierten gestern allerdings, dass die Vorlage viel zu weit gehe. Man verbiete "einer ganzen Kategorie des Volkes", zu heiraten, kritisierte Liliane Maury Pasquier (SP, Genf), und schliesse sie vom Grundrecht auf Ehe aus.

Die Linken machten darauf aufmerksam, dass es im neuen Ausländergesetz bereits mehrere Massnahmen gibt im Kampf gegen Scheinehen. Doch den Rechten geht das nicht weit genug. Maximilian Reimann (SVP, Aargau) sprach die geschätzten 1000 Scheinehen pro Jahr an und machte darauf aufmerksam, dass 21 Kantone und der eidgenössische Verband für Zivilstandswesen hinter der Vorlage stünden. Denn damit werde die unterschiedliche Praxis der Kantone vereinheitlicht. Das Links-rechts-Schema weichte Dick Marty (FDP, Tessin) auf. "Man hat den Eindruck, es gehe um eine Debatte zwischen links und rechts, doch stattdessen ist es eine zwischen liberalem und nicht liberalem Geist." Es gehe hier um die Haltung des Staates zu einem sehr persönlichen Recht. Die Initiative Brunner schliesse eine ganze Kategorie von Menschen von diesem Recht aus. Das sei "inakzeptabel".

Grundrecht auf Ehe nicht verletzt

Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf hingegen bekräftigte, dass die Gesetzesänderungen das in Verfassung und Menschenrechtskonvention verankerte Grundrecht auf Ehe und Familie nicht verletze. Sie zeigte sich überzeugt, dass auch die Rechtssicherheit erhöht wird.

--

Kommentar

Verbot ist unverhältnismässig

Der Ständerat ist dem Nationalrat gefolgt und will Sans-Papiers und abgewiesenen Asylbewerbern in der Schweiz das Heiraten verbieten. Mit dem Ziel, Scheinehen zu bekämpfen. Damit schiessen die Politiker aber übers Ziel hinaus. Denn damit verbieten sie auch Liebespaaren das Heiraten.

Gestraft werden auch Schweizerinnen und Schweizer. Auch sie dürfen im eigenen Land nicht mehr frei wählen, wen sie heiraten. Und wenn der ausländische Partner ins Heimatland reisen muss, um dort ein Visum für die Heirat zu stellen, kann es Monate, im Extremfall über ein Jahr dauern, bis das Visum erteilt wird.

Natürlich gibt es sie, die Scheinehen, manche aus Nächstenliebe, viele gegen Geld. Doch zu deren Bekämpfung sind die Migrationsbehörden da. Das neue Ausländergesetz sieht zudem harte Strafen vor. Mit dem neuen generellen Heiratsverbot geht deshalb die Verhältnismässigkeit verloren. Störend ist, dass niemand weiss, wie relevant das Phänomen der Scheinehen zahlenmässig wirklich ist.

Ob die beschlossene Gesetzesänderung das Grundrecht auf Ehe und Familie verletzt, werden die Gerichte zu beurteilen haben. Bis dann werden etliche Liebespaare diskriminiert.

Barbara Spycher

nachrichten@neue-lz.ch

---

St. Galler Tagblatt 26.5.09

Heiratsverbot für Sans-Papiers

Für Sans-Papiers und abgewiesene Asylbewerber gilt: Heiraten verboten. Der Ständerat hat dem verschärften Kampf gegen Scheinehen gestern zugestimmt. Wie der Nationalrat beschloss auch der Ständerat:

In der Schweiz wird nur noch heiraten dürfen, wer hier ein Bleiberecht hat.

Der Protest der Linken hat nichts genützt: Das Schweizer Zivilgesetzbuch wird dahingehend geändert, dass in der Schweiz nur noch heiraten darf, wer sich legal im Land aufhält. Faktisch ist das ein Heiratsverbot für Sans-Papiers und abgewiesene Asylbewerber. Mit 27 zu 12 Stimmen hat der Ständerat dem gestern abend zugestimmt, nachdem schon der Nationalrat im März diese parlamentarische Initiative gutgeheissen hatte.

Diese beinhaltet auch, dass die Standesbeamten die Ausländerbehörden künftig informieren müssen, wenn sich Heiratswillige illegal im Land aufhalten. Dazu erhalten die Zivilstandsbehörden erweiterten Zugriff auf das Zentrale Migrationsinformationssystem, insbesondere auf Daten über die Aufenthaltsregelung und über Wegweisungsentscheide. Dieselben Bestimmungen sollen für die eingetragenen Partnerschaften gleichgeschlechtlicher Paare gelten.

Scheinehen unterbinden

Die zugrunde liegende parlamentarische Initiative stammt aus der Feder Toni Brunners (SVP/SG) und hat das Ziel, Scheinehen zu unterbinden. Sans-Papiers oder abgewiesene Asylbewerber sollen sich nicht mehr mit einer Heirat der Ausschaffung entziehen können. Die Linken monierten gestern allerdings, dass die Vorlage viel zu weit gehe. Man verbiete "einer ganzen Kategorie des Volkes", zu heiraten, kritisierte Liliane Maury Pasquier (SP/GE). "Das ist die Logik des Generalverdachts gegen Migrantinnen und Migranten." Man schliesse sie vom Grundrecht auf Ehe aus. Für Anita Fetz (SP/BS) ist die Vorlage "gschämig". Darin zeige sich die Überzeugung, dass es sich garantiert um eine Scheinehe handle, wenn sich nicht beide Brautleute rechtmässig in der Schweiz aufhalten. "Im besten Fall wird die Gesetzesänderung zu einem Ehetourismus ins Ausland führen, im schlechtesten Fall, und das befürchte ich, werden viele echte Liebespaare diskriminiert und mit persönlichen Härten konfrontiert."

Vereinheitlichung

Die Linken machten darauf aufmerksam, dass es bereits Massnahmen gibt im Kampf gegen Scheinehen: Das am 1. Januar 2008 in Kraft getretene Ausländergesetz bestraft Scheinehen mit bis zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe von bis zu 20 000 Franken. Standesbeamte haben zudem das Recht, eine Trauung bei begründetem Verdacht auf Scheinehe zu verweigern.

Doch den Rechten geht das nicht weit genug. Maximilian Reimann (SVP/AG) sprach die geschätzten 1000 Scheinehen pro Jahr an und machte darauf aufmerksam, dass 21 Kantone und der eidgenössische Verband für Zivilstandswesen hinter der Vorlage stünden. Denn damit werde die unterschiedliche Praxis der Kantone und Zivilstandsämter vereinheitlicht.

"Nicht liberaler Geist"

Das Links-Rechts-Schema weichte Dick Marty (FDP/TI) auf. "Man hat den Eindruck, es geht um eine Debatte zwischen Links und Rechts, doch stattdessen ist es eine zwischen liberalem und nichtliberalem Geist." Es gehe hier um die Haltung des Staates zu einem sehr persönlichen, fundamentalen Recht. Die Initiative Brunner schliesse eine ganze Kategorie von Menschen von diesem Recht aus. Das sei "inakzeptabel". Die Verfassungsmässigkeit beurteilt er als "sehr zweifelhaft".

Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf hingegen bekräftigte gestern, dass die Gesetzesänderungen das in Verfassung und Menschenrechtskonvention verankerte Grundrecht auf Ehe und Familie nicht verletze.

Anders beurteilen das der Zürcher Rechtsanwalt Marc Spescha oder der St. Galler Rechtsprofessor Thomas Geiser. Das Grundrecht auf Ehe und Familie werde "unverhältnismässig" eingeschränkt. Die Chancen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg beurteilen sie als "sehr intakt" respektive "offen".

 Barbara Spycher, Bern

--

KOMMENTAR

Schikanierte Liebespaare

Der Ständerat ist dem Nationalrat gefolgt und will Sans-Papiers und abgewiesenen Asylbewerbern in der Schweiz das Heiraten verbieten. Mit dem Ziel, Scheinehen zu bekämpfen. Damit schiessen die bürgerlichen Politiker weit übers Ziel hinaus. Denn damit verbieten sie auch Liebespaaren das Heiraten. Es ist eine Realität, dass Sans-Papiers und abgewiesene Asylbewerber hier bei uns leben - und sich auch verlieben.

Nicht zu vergessen: Gestraft werden auch Schweizerinnen und Schweizer. Auch ihnen sagt man: Du darfst in deinem eigenen Land nicht mehr frei wählen, wen du heiratest. Die Alternative, die man ihnen bietet, ist belastend: Wenn der ausländische Partner ins Heimatland reisen muss, um dort ein Visum zwecks Heirat zu stellen, kann es Monate, im Extremfall über ein Jahr dauern, bis das Visum hoffentlich erteilt wird. In dieser Zeit ist das Paar getrennt und dem Goodwill der Behörden ausgeliefert.

Natürlich gibt es sie, die Scheinehen, manche aus Nächstenliebe, viele gegen Geld. Doch zu deren Bekämpfung sind die Migrationsbehörden da. Das neue Ausländergesetz sieht zudem harte Strafen vor. Mit dem neuen generellen Heiratsverbot aber geht die Verhältnismässigkeit völlig verloren. Es ist, als wolle man auf Tauben schiessen, zielt aber auch noch gleich auf die herumflatternden Spatzen. Dies ist noch störender, da niemand weiss, wie relevant das Phänomen der Scheinehen zahlenmässig wirklich ist.

Ob die beschlossene Gesetzesänderung das Grundrecht auf Ehe und Familie verletzt, werden die Gerichte zu beurteilen haben. Klar ist: Bis je ein Fall vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg beurteilt wird, werden etliche binationale Liebespaare massiv diskriminiert und schikaniert.

Barbara Spycher

---

NZZ 26.5.09

Gegen Ehe-Missbrauch

Keine Heirat für illegal Anwesende

 rom. Bern, 25. Mai

 Nach dem Nationalrat hat sich zu Beginn der Sommersession auch der Ständerat mit 27 zu 12 Stimmen für eine Änderung der Vorschriften über die Eheschliessung ausgesprochen. Damit soll sichergestellt werden, dass künftig nur noch Brautleute getraut werden, die sich rechtmässig in der Schweiz aufhalten. Wie zuvor in der grossen Kammer wurde die Vorlage, die auf eine parlamentarische Initiative von SVP-Präsident Toni Brunner zurückgeht, auch im Ständerat von links heftig bekämpft mit dem Argument, es gehe dabei um ein verfassungs- und menschenrechtswidriges Heiratsverbot für Sans-Papiers.

 Der Urner CVP-Ständerat Hansheiri Inderkum widersprach dieser Sicht, denn es werde ausdrücklich auf eine verhältnismässige Anwendung der Vorschriften gepocht. Wie jedes Grundrecht könne auch das Recht auf Ehe unter klar definierten Voraussetzungen eingeschränkt werden. Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf betonte ebenfalls die Rechtmässigkeit der Vorlage, die vor allem verhindern will, dass sich abgewiesene Asylbewerber durch eine Heirat der Ausreise entziehen. Etwas im Hintergrund der Neuerungen steht eine wichtige Vereinheitlichung der Regeln für die Zivilstandsämter. Künftig müssen alle Zivilstandsämter den ausländerrechtlichen Status der heiratswilligen Personen prüfen. Dazu dürfen sie auf die Daten des zentralen Migrations-Informationssystems zugreifen und können allfällige Wegweisungsentscheide einsehen. Zudem müssen Standesbeamte künftig die Ausländerbehörden über rechtswidrig anwesende Heiratswillige informieren.

---------------
1. MAI ZH
---------------

20min.ch 25.5.09

Kantonsrat gegen Abschaffung des 1. Mais

Das Zürcher Kantonsparlament will den 1. Mai als kantonalen Feiertag nicht abschaffen. Es stufte die historische Bedeutung für die Arbeitnehmenden höher ein als die alljährlichen Ausschreitungen.

Initiant des Begehrens war der SVP-Nationalrat und frühere Kantonsrat Alfred Heer. Er verlangte, den 1. Mai als kantonalen Feiertag abzuschaffen und stattdessen mit einem frei wählbaren Jokertag als Ferientag zu kompensieren. Begründet hatte er dies mit den Ausschreitungen und Sachbeschädigungen am Tag der Arbeit.

John Appenzeller (SVP, Stallikon) wies am Montag darauf hin, dass nur in sieben Kantonen der 1. Mai ein Feiertag sei. "Dieser Krawalltag ist ein Feiertag der Sozialisten und Kommunisten", sagte er. SVP, FDP und die CVP hätten auch keinen eigenen Feiertag.

Aus rechtlichen Gründen nicht umsetzbar

"Die unliebsamen Begleiterscheinungen sind zurecht zu verurteilen, aber sie sind mit dieser Initiative nicht zu beseitigen", sagte Katharina Kull (FDP, Zollikon), Präsidentin der Kommission für Staat und Gemeinden. Zudem sei das Begehren aus rechtlichen Gründen gar nicht umsetzbar.

"Ein frei zu beziehender Jokertag als zusätzlicher freier Tag ist auf kantonaler Ebene nicht umsetzbar, weil ein Rechtsgebiet betroffen wäre, für das der Bund zuständig ist", betonte die Kommissionspräsidentin. Die Abschaffung des 1. Mai als Feiertag würde auch kaum von der Bevölkerung akzeptiert, sagte sie.

Die Initiative wurde mit 105 zu 53 Stimmen abgelehnt. Einzig die FDP war mit der Stossrichtung einverstanden und erhoffte sich von der Abschaffung des 1. Mai eine mögliche Verhinderung der "unsäglichen Krawalle". Weil formell aber nicht umsetzbar, stimmte auch der Freisinn dagegen - oder enthielt sich der Stimme.

Andere Lösungen notwendig

Die übrigen Parteien waren sich einig, dass man das Problem der Gewalttätigkeiten anders lösen müsse als mit einem solchen "populistischen Schnellschuss", wie es etwa Thomas Wirth (Hombrechtikon) für die GLP formulierte.

Peter Ritschard (EVP, Zürich) sagte, dass es zwischen den Krawallen nach Fussballspielen und jenen am 1. Mai keinen Unterschied gebe. Ausserdem sei der Zeitpunkt für das Begehren denkbar schlecht. "Wir können nicht die Banken unterstützen und gleichzeitig, den Arbeitnehmenden ihren Feiertag wegnehmen."

Dies sahen auch die Grünen so: Es sei unanständig, wenn man den Arbeitnehmenden ihren Feiertag nehmen wolle, sagte Lilith Claudia Hübscher (Winterthur). Und SP-Sprecherin Hedi Strahm (Winterthur) betonte, dass niemand Freude habe an Gewalttätigen, die politische Aktionen störten. "Niemand will das", sagte sie.
Quelle: SDA/ATS

--------------------------------
GASSENKÜCHE LU
--------------------------------

20min.ch 25.5.09

Luzern

GasseChuchi wird ausgebaut

Die Sozialkommission des Grossen Stadtrats hat einem Ausbau der GasseChuchi zugunsten des Fixerraums zugestimmt.

Grund dafür ist die Verdoppelung der Besucher, nachdem in der GasseChuchi ein provisorischer Fixerraum eingerichtet wurde. Der Ausbau soll für einen sicheren Betrieb und Akzeptanz im Quartier sorgen, wie die Stadt gestern mitteilt. Die Pilotphase sei somit erfolgreich abgeschlossen.

-----------------------------------
NEONAZIS SEMPACH
----------------------------------

20min.ch 25.5.09

Schlachtfeier: SP fordert Massnahmen

Wie die SP Kanton Luzern gestern mitteilte, nimmt sie die Diskussion um die Schlachtfeier in Sempach "mit gewisser Besorgnis" zur Kenntnis.

Gleichzeitig fordert sie eine Neuausrichtung der Gedenkfeier. Die Partei ist der Meinung, dass die jahrelange stillschweigende Tolerierung von rechtsextremen Gruppierungen an der Schlachtfeier nicht länger vertretbar sei. Dabei verurteilt sie aber auch die Haltung der Juso, die den Frieden der Feier stören wolle. Trotzdem werde dank der Tochterpartei die Diskussion um die Gedenkfeier politisch neu lanciert.

---

sp-luzern.ch 25.5.09

Medienmitteilung der SP Kanton Luzern

25. Mai 2009/Pl

Die SP des Kantons Luzern nimmt die aktuelle Diskussion um die Schlachtfeier in Sempach mit gewisser Besorgnis zur Kenntnis und fühlt sich gleichzeitig in ihrer Forderung nach einer Neuausrichtung der Gedenkfeier bestärkt. Des Weiteren verurteilt die SP klar die Haltung, wonach die JUSO den Frieden der Feier störe. Vielmehr ist eine Diskussion über die unerwünschte Präsenz von Rechtsextremisten zu führen!

Die SP ist klar der Meinung, dass die jahrelange, stillschweigende Tolerierung von rechtsextremen Gruppierungen an der Schlachtfeier nicht länger vertretbar ist. Dank der JUSO Schweiz wird die Diskussion um die Art und Weise der Gedenkfeier politisch neu lanciert. Es wäre politisch naiv zu glauben, die Gedenkfeier sei bis dahin unbedenklich verlaufen.

Der jährliche Aufmarsch der mehreren hundert Rechtsextremisten, deren Fahnengruss und die Kranzniederlegung vor dem Gedenkstein zeigen deutlich, dass rechtsextreme Gruppierungen die Feier zur Verbreitung und Zelebrierung nicht tolerierbaren Gedankengutes missbrauchen. Die SP des Kantons Luzern verlangt hier eine Unterbindung solch symbolträchtiger Handlungen durch eine Neuausrichtung der Gedenkfeier.

Die SP des Kantons Luzern verlangt von der Luzerner Kantonsregierung und dem Stadtrat von Sempach ein klares Zeichen: Rechtsextreme Gruppierungen sind an diesem Anlass nicht erwünscht. Es braucht hier ein unmissverständliches Zeichen der Politik. Die JUSO hat dieses Zeichen ausgesandt und erwartet nun das gleiche von den zuständigen Behörden.

Die SP ist überzeigt, dass sich die JUSO ihrer Verantwortung bewusst ist, damit es zu einem friedlichen Volksfest kommen kann. Die JUSO wird mit einer reibungslosen Organisation dafür zu sorgen, dass jegliches Konfliktpotential vermieden wird. Nur mit einer friedlichen Gegenkundgebung kann das notwendige Zeichen gesetzt werden.

Die SP lädt die Luzerner Regierung und den Stadtrat von Sempach zu einer offenen Diskussion über die zukünftige Ausrichtungsform der Gedenkfeier ein. Die Bedenken der Organisatoren zeigen es klar: Die Gedenkfeier darf für rechtsextreme Gruppierungen keine Plattform bieten. Schon gar nicht, wenn Schulkinder im Festzug mitmarschieren.

SP Kanton Luzern

Felicitas Zopfi
Präsidentin SP Kanton Luzern

Silvana Beeler-Huber
Fraktionspräsidentin

--------------------------------------------------
ANTI-GENTECH-KARAWANE
--------------------------------------------------

Indymedia 25.5.09

Die Karawane ist am Ziel

AutorIn : karawane: http://www.karawane09.tk/     

Nach 800 Kilometern, 18 Velopannen, 9 See- und Flussbädern, 14 Veranstaltungen und 10'000 verteilten Flugblättern ist die Velokarawane am Ziel angelagt. Zwischen 10 und 200 Leute traten - mehrheitlich im Sonnenschein - für eine zukunftsträchtige und souverände Landwirtschaft in die Pedale. Die Gentechlobby hat zu Beginn des Jahres an zwei Orten in der Schweiz zukunftsgefährdende Gentechpflanzen gesät. In den letzten zwei Wochen hat die Velokarawane an unzähligen Orten ihre zukunftsträchtige Saat ausgesät - Gedanken und Taten für eine souveräne Landwirtschaft.     

Regionale Landwirtschaft statt Agroindustrie

Im Endeffekt bedeutet sich für eine souveräne Landwirtschaftspolitik einzusetzen Opposition zur Agroindustrie, Privatisierung bzw. Patentierung von Leben und Monopolisierung. Im Bereich der Gentechnik hat die Profitmaximierung besonders gravierende Folgen. Sie gefährdet die Lebensmittelproduktion und die Biodiversität. Deswegen ist der Widerstand gegen gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) ebenso ein Kampf gegen das allgegenwärtige zerstörerische kapitalistische Wirtschaftssystem. GVOs sind insofern ein Auswuchs dieses Systems und einer verfehlten Landwirtschaftspolitik.

Alternativen sind vorhanden und werden täglich gelebt. Regionalität, Vielfalt und Nachhaltigkeit bilden ihre Grundlagen. Hier würden Forschungsgelder dem Wohle der Allgemeinheit zugute kommen.

Ein vielfältiger Protest für mehr (Bio)Diversität

Die Velokarawane startete und schloss mit einem Besuch bei den zwei Gentechfeldern in der Schweiz. Die Forschenden wurden aufgefordert, diese Art von Forschung zu beenden. Während 16 Tagen wurden allerorts Flugblätter verteilt und abwechslungreiche Abendprogramme geboten: Filmvorstellungen, Vorträge, Diskussionen, Demonstrationen und Kundgebungen auf Strassen und auf einem Fluss. Unterwegs wurden auch vier Gentechfirmen besucht, so wurde z.B. beim europäischen Hauptsitz von Monsanto am Samstag 22.5., mit einem Die-In an die zahlreichen Selbstmorde von LandwirtInnen in Indien erinnert.

Grossartige Unterstützung in der Bevölkerung

Mehr als 1000 Leute haben die Karawane direkt oder indirekt unterstützt. Zahlreiche lokale Gruppen haben die Karawane empfangen, verpflegt oder logistisch unterstützt. Die Begegnungen mit der Bevölkerung waren geprägt von Wohlwollen und Freude - die breite Ablehnung der Gentechnik in der Schweiz war jeden Tag spürbar.
Fulminante Reden bei der Forschungsstation in Pully

Gentechnik bewegt die Gemüter - das zeigte sich beim heutigen Besuch des Versuchsfeldes in Pully. Mehrere TeilnehmerInnen der Karawane erklärten mit Leidenschaft die Gründe für ihre Ablehnung der Gentechnik und zeigten die Bandbreite der Argumente gegen die Gentechnik auf. Genauso wie in Reckenholz hatten sie auch diesmal als Präsent einen Sack Bioweizen dabei - es gibt ja bereits eine gegen Mehltau weitgehend resistente Sorte, d.h. genau die Lösung für die angeblich geforscht wird.
Es geht weiter

Ob der von der Velokarawane nach Reckenholz und Pully gebrachte Bioweizen nächstes Jahr tatsächlich statt des Gentech-Weizens ausgesät wird steht noch in den Sternen. Darum endet die von der Karawane gestartete Bewegung auch nicht mit der Ankunft in Pully. Die Bewegung für eine zukunftsträchtige souveräne Landwirtschaft ist wach. Die Karawane ist am Ziel, das Engagement geht weiter.

-------------------------
ANTI-ATOM
-------------------------

20min.ch 25.5.09

St.Gallen für Atomstrom

Die Stadt St.Gallen soll nicht ohne Atomstrom auskommen müssen: Der Stadtrat empfiehlt dem Parlament, die Volksinitiative "Stadt ohne Atomstrom" ohne Gegenvorschlag abzulehnen.

Die von der städtischen SP eingereichte Initiative will, dass St.Gallen auf Beteiligungen an neuen AKWs verzichtet und ab 2017 stufenweise aus der Kernenergie aussteigt. "Ein solcher Schritt ist auf absehbare Zeit nicht möglich", sagt FDP-Stadtrat Fredy Brunner, Leiter der Direktion Technische Betriebe. Mit 55 Prozent decke die Kernenergie einen grossen Teil der Grundlast ab, der nicht innerhalb weniger Jahre ersetzt werden könne. "Die Zeit würde durchaus reichen, wenn der politische Druck und der Wille zum Atomausstieg da wäre", sagt dazu Felix Birchler, Co-Präsident der SP St. Gallen.

upz

----------------------------------
ANTIFA HISTORY
----------------------------------

linksunten.indymedia.org 25.5.09

Interview mit dem Ex-GAP-isten Enzo Galasi

Created by: Azzoncao, ein Polit-Cafè

Seit 5 Jahren organisieren Bochumer AntifaschistInnen Seminare in Mailand und Umgebung zur italienischen Partisanengeschichte. Als besonders erfreulich und fruchtbar hat sich dabei der seit langen bestehende Kontakt zum Institut ISEC in Sesto San Giovanni/Mailand erwiesen. Hier ist namentlich der Wissenschaftler Luigi Borgomaneri zu nennen, ohne dessen profunde Kenntnisse und Integrität all diese Seminare nicht zu Stande gekommen wären. Über ihn lernten wir Enzo Galasi kennen. Enzo Galasi ist einer der letzten lebenden Großstadtpartisanen, der Gruppi di Azione Patriottica (GAP).

Enzo gehörte nicht nur der allerersten GAP-Gruppe unter Melchiorre de Giuli an, sondern war auch Mitglied der 2ten und der 3. Mailänder GAP, die durch seinen Vater, Alfonso Galasi, befehligt wurde, und aktiv bei der Befreiung Mailands. Neben den genannten GAP-Einheiten gab es noch die bekannte GAP-Gruppe von Giovanni Pesce, der am 27. Juli 2007 verstarb.

Vor drei Jahren, am 5.Oktober 2006, führten wir ein Interview mit Enzo Galasi in Mailand, das wir jetzt veröffentlichen wollen. Das Interview mit Luigi Borgomaneri vom gleichen Tag ist noch nicht verschriftlicht.

Wir weisen darauf hin, dass wegen der Übersetzung das gesprochene Wort etwas "eingedeutscht" wurde. Also Begriffe und Ausdrücke umgangssprachlich niedergeschrieben wurden.

Einen herzlichen Dank noch einmal unserer umwerfend-kollegialen römischen Übersetzerin, die uns seit Jahren unterstützt.

Azzoncao: Wir würden gern mehr von Dir Enzo erfahren, als es in diesem April möglich war. Kannst Du uns etwas zu deiner Lebensgeschichte erzählen?

Enzo: Wenn ich kann, gerne.

Wir waren aktive Menschen in der Resistenza und der GAP.

Und wir wurden nicht nur zur Zeit der Resistenza, sondern auch noch nach dem Krieg verfolgt.

Wir haben für unsere Ziele gekämpft, aber die neue politische Klasse verriet uns und den antifaschistischen Widerstand nach 1945. Ich möchte die Leitung der kommunistischen Partei nicht unterschätzen, aber es muss gesagt werden, dass die PCI sich nicht gut zu uns verhielt, weil wir einen starken Sinn nach Unabhängigkeit hatten.

Ich werde ganz ernst reden, weil all die Toten, die Gefolterten, die Opfer der Reaktion haben zu Gefühlen des Hasses und der Rache geführt.

Azzoncao: Wie alt bist Du?

Enzo: Ich bin 82 Jahre alt. Im Februar werde ich 83 Jahre.

Azzoncao: Bist Du in Mailand geboren und aufgewachsen?

Enzo: Ich bin in Mailand geboren und in den Armenvierteln der Stadt aufgewachsen.

Azzoncao: In welchen quartiere?

Enzo: In den quartiere Isola und Garibaldi.

Bis zur 3. Klasse habe ich im quartiere Isola gelebt. So ca 1930.

(Anm.: im verbitterten Ton) Ich hätte nicht erwartet eine Welt zu sehen, wie sie heute ist. Ich dachte es gäbe einen Art Sonnenaufgang, eine neue Ära, in der die Menschen nicht mehr ausgebeutet werden. Eine Ära für die schwachen Leute, für die Ausgebeuteten, für die Arbeiter. Ich bin sehr enttäuscht.

Ich hasse die politische Klasse, die uns Dinge versprochen hat, die sie nicht einhielt und dass das Proletariat von all dem Nichts hatte.

1931 zog ich hier in dies Haus ein, indem ich noch immer wohne.

Bovisa, Affori(?), Bruzzano, Niguarda und andere Quartiere, also die Zone von Nord-Mailand, war unser Operationsgebiet zur Zeit der Resistenza.

Azzoncao: Wie sah das Mailand der 30ziger/40ziger Jahre aus?

Enzo: Die Stadt glich einem Ghetto von Trabantenstädten, wo viele Arbeiter wohnten. Die Arbeiter kämpften gegen den Kapitalismus, die Ausbeutung, die Ungerechtigkeit und die Kirche.

Ich betone gerne, dass ich Atheist bin.

Azzoncao: In den 30ziger Jahren gab es noch keine großen Kämpfe.

Enzo: Das stimmt das war der Moment als der Faschismus die Hegemonie ausübte. Eine Diktatur.

Azzoncao: Nach der 3. Klasse gingst Du hier zur Schule?

Enzo: Ja, in die 4. und 5. Klasse.

Ich hatte Glück, dass ich in einer nicht-konformistischen und antifaschistischen Familie aufwuchs. Meine Familie hat nie die Diktatur akzeptiert. Als Beispiel, mein Großvater wurde 1927 nach seinem Tode verbrannt. Das war hier in Italien eine große Ausnahme. Er war nicht in der katholischen Kirche. Er war ein Protestant.

Mein Vater, der 1897 geboren wurde, desertierte während des 1. Weltkriegs und wurde wegen Subordination verurteilt. Eigentlich hätte er erschossen werden sollen, aber er wurde zu Festungshaft "begnadigt". Meine Familie war gegen "die Systeme" der Zeit.

Dieser Kampf gegen die Übermacht faszinierte mich. Anders kann ich es nicht ausdrücken.

Ich bin Proletarier, ein Mann aus dem kleinen Volk. Nicht wie Luigi ein Intellektueller.

Meinen Vater und andere Widerstandskämpfer, die ich kennen lernte, fand ich faszinierend. Idealismus hatte damals noch einen hohen Stellenwert. Aber ihr Idealismus war kein Alter, es war ein Idealismus gegen die Ungerechtigkeit.

Die Italiener waren in der Vergangenheit Diener von Tausenden von Herren. Sie haben unter verschiedenen Herrschaften gelitten und das Ergebnis ist fast eine Neigung, beherrscht zu werden. Und dieser Idealismus ging gegen diese Neigung.

Noch zur Zeit meines Großvaters brauchte man zum Reisen in "Italien" eine Pass. Wenn man z. B. von der Lombardei ins Veneto wollte, brauchte man einen Pass. Wenn man dort arbeiten wollte. Ich kann das dokumentieren. Schon damals hätten sie als Internationalisten betrachtet werden können. Das hat sie auch überzeugt gegen den Faschismus zu kämpfen.

Azzoncao: Was waren Deine ersten politischen und sozialen Gedanken und Entwicklungen?

Enzo: Der Rückblick war notwendig um zu erklären, welches Glück ich hatte, in einer solchen Familie aufzuwachsen und nicht wie andere, die in einer Familie aufwuchsen, die vom System beeinflußt war.

Natürlich gab es für mich Widersprüche. So war ich teilweise von der faschistischen Kultur fasziniert. Ich habe die faschistischen Jugendorganisationen der "Figlii della lupa" und der "Balilla" gesehen. Ich wurde von der militärischen Einstellung der Diktatur angesprochen. Und ich fragte mich, warum es bei mir anders war, warum meine Familie anders ist als andere Familien. Dann habe ich angefangen, die Widersprüche zu bemerken. Das begann zur Zeit meiner Mittelschule. Dort musste man sich entscheiden, ob man auf eine klassische Schule geht oder auf eine Berufsschule. Für die klassische Schule, also für das Gymnasium, musste man eine Prüfung machen. Und hier bemerkte man die gesellschaftlichen Widersprüche. Ich erlebte viele diskriminierende Umstände. So z.B. gegenüber der Berufstätigkeit meiner Eltern. Um eine gute Arbeit zu finden musste man Mitglied der faschistischen Partei sein. Die Kinder mussten an offiziellen und sportlichen Veranstaltungen mit der Uniform der faschistischen Jugendorganisation "Balilla" erscheinen. Das machte ich nicht und wurde von meinen Gleichaltrigen und den Lehrern deswegen schlecht behandelt und diskriminiert. Fast schon als "Untermensch" gesehen.

Mein Vater hatte eigentlich immer studieren wollen und so machte ich die Staatsprüfung und ging zum Gymnasium. Aber meine Noten waren schlecht. Ich kam nicht mit der faschistischen Uniform der Jugendorganisation zur Schule. Daraufhin wurde ich gemobbt und prügelte mich oft. Das konnte ich gut. Daraufhin wurde ich von der Lehrern diszipliniert.

Vermutlich habe ich ein rebellisches Gen in meiner DNA. Der Instinkt zur Rebellion.

Wenn man jung ist kann man sich nicht gut erklären, aber man hat schon ein gutes Gefühl für Gerechtigkeit und Übermacht. Vom Anfang an war ich immer gegen Diskriminierung und Übermacht. In diesem Sinne folgte ich meinem Vater nach. Mein Vater ist desertiert. Ich auch. So machte ich nur eine Klasse auf dem Gymnasium und wechselte zu einer industriellen Schule, die zur Feltrinelli Dynastie gehörte.

Dort war ich ein sehr guter Schüler. Brach die Schule aber ab und ging zur Abendschule. Tagsüber musste ich arbeiten. Abends ging ich zur Schule. Ich arbeitete mit meinem Vater. Wir fotografierten Industrieanlagen, machten allgemeine Aufnahmen, Fotos für Umbettungen auf den Friedhof, Autounfälle, etc..

Mein Vater war ein guter Arbeiter. Zuerst war er Maurer. Über die Abendschule wurde er zum Fotografen. Er war ein guter Fotograf.

Ich half zunächst meinem Vater und wuchs so in den Beruf des Fotografen hinein.

Mit 19 Jahren, am 20 Mai 1943 wurde ich zum Militär eingezogen. Zu den Funkern. Schon eine Stunde nach meiner Anmeldung in der Kaserne kam ich in Haft, da ich die militärische Disziplin nicht akzeptierte und immer noch zivil trug. Dort war ein Arschloch, das meinte Recht zu haben, obwohl er das nicht hatte. Und so prügelte ich mich noch in meinen Zivilkleidern. Ich kam in den Knast. Ich war kein Heiliger und prügelte mich gern. Ich hatte kontinuierlich Bestrafungen.

Mit den Funkern kam ich nach Jugoslawien, wo die kroatische faschistisch Ustascha mit ihrem Führer Ante Pavelić war. (http://de.wikipedia.org/wiki/Ustascha)

Azzoncao: Wie lange warst Du beim Militär?

Enzo: Ich war vom 20. Mai bis zum 25. Juli beim Militär. An diesem Tag desertierte ich. Aber das Militär inhaftierte mich wieder. Ich sollte mit einem Strafbatallion am 10. September nach Sizilien verlegt werden und gegen die Amerikaner kämpfen. Am 8. September (dem Tag des Waffenstillstandes zwischen den Alliierten und der Regierung unter Badoglio und dem König) kam ein Vorgesetzter, ein Kapitän zu mir. Er war früher ein Schullehrer von mir gewesen und er befahl, dass ich seinen Adjutanten nach Mailand zu begleiten hätte. Ich begleitete den Adjutanten bis nach Mailand. Dort bekam ich Kleidung und Geld. Der Adjutant fuhr weiter, während ich in Mailand den Zug verließ. Das war wohl die Absicht meines Kapitäns. Er selbst wurde nach Deutschland deportiert. Ich habe ihn nach dem Krieg, hier in diesem Haus, wieder gesehen.

Als ich aus den Bahnhof kam, kam es zu einer Schießerei zwischen Faschisten und Antifaschisten. Wegen des Waffenstillstands zwischen der italienischen Regierung und den Alliierten. Seit Juli hatte die Regierung Mussolini ab- und festgesetzt. Dann gab es im September den Waffenstillstand zwischen der italienischen Regierung und den Alliierten. (http://de.wikipedia.org/wiki/Italienische_Sozialrepublik) Als ich aus dem Bahnhof kam, rief mir ein Bekannter zu, ich solle ihnen helfen. Sie gaben mir eine Waffe und so schoss ich. Es war meine erste Schießerei. Die Antifaschisten entwaffneten die Faschisten und übergaben sie der Polizei.

Dies war der Moment an dem ich dachte, dass man etwas machen muss.

Ich ging nach Hause, war gut drauf, hatte Spaß gehabt und fühlte mich wichtig.

Der Partisanenkampf und der Kampf der GAP sind zwei unterschiedliche Dinge.

Ich war ein wehrpflichtiger junger Mann. Als ich zu Hause war musste ich mich für die "Republica di Salo" oder für die Berge entscheiden. Arbeit fand man nicht, da die Arbeitgeber von dem Einzug der jungen Männer ausgingen. Mehr oder weniger war ich clandestin im September und Oktober 1943. Ich begann mich mit Freunden zu organisieren. Am Anfang leisteten wir passiven Widerstand. Über einen Nachbarn von uns kannte ich einen Zwangsexilierten. Er hieß Melchiorre De Giuli. Er war fünf Jahre im Zwangsexil als Kommunist und war der Onkel Luigi. Dies erfuhr ich erst später, lange nach dem Krieg und darüber die Freundschaft zu Gigi. Melchiorre unterhielt sich mit mir. Es war faszinierend, da er von einer neuen Welt sprach, die natürlich nur zu erreichen war, wenn man sich organisierte und den Faschismus abschaffte.

Ich fing an, an Aktionen teilzunehmen, illegale Zeitungen zu verteilen, Plakate zu kleben. Das war im September/Oktober 1943. Nach und nach kamen wir zur Gründung einer kommunistischen Zelle im Stadtteil. Wir begannen mit illegalen Schriften, besorgten Waffen und gründeten eine lokale Zelle.

Azzoncao: Wer waren die Leute?

Enzo: Die Zelle bestand aus drei Personen: Melchiorre De Giuli, Giuseppe Damiani und mir. Wir besorgten uns Waffen, das war in dieser Zeit nicht schwer. Der Überraschungsfaktor war wichtig und unsere Gegner waren nicht vorbereitet. Wir benutzten die Sperrstunde nach 20 Uhr. Wir hatten noch keine Waffen und überfielen zu zweit eine faschistische Patrouille. Mein Genosse hatte eine Pistole und schoss. Ich hatte als Waffe nur ein Messer. Die Faschisten waren mit einem Gewehr und einer Pistole bewaffnet. Mit dem Messer verletzte ich den Faschisten, den ich angriff. Aber ich denke, die Verletzung war nicht schwer. Bei dieser Aktion erbeuteten wir eine Pistole. Die faschistische Patrouille war überhaupt nicht vorbereitet auf einen Überfall. Ich habe von Entwaffnungen zu der Zeit gehört, die mit Stöcken durchgeführt wurden. Es war einfacher als wir gedacht hatten. Die Patrouillen waren uniformiert und gut bewaffnet. Später fingen wir an, uns mehr und mehr Waffen zu besorgen. Einmal bekamen wir über einen Kontakt in der Telefongesellschaft zu zwei Pistolen. Auch mit Hilfe von Hinweisen aus der Bevölkerung bekamen wir Waffen. Es hieß, dass da und da ein Soldat gewohnt hätte, dieser sei desertiert, aber die Waffen lägen noch zu Hause.

Der Überfall war wie eine Art von Prüfung für uns. De Giuli testete uns. Melchiorre De Giuli, der der Zellenchef war, stand in Verbindung zu anderen. Nach und nach bekamen wir immer schwierigere Aufgaben. Die besten von den GAPisten mußten die körperlichen Angriffe ausführen. Wir organisierten Sprengstoffe für Attentate. Wir stahlen ihn bei den Flugabwehrstellungen. Von den Projektilen wurde Sprengstoff entnommen und von anderen weiterverarbeitet. Wir stahlen Benzin und Uniformen, die Uniformen dienten zur Verkleidung bei Aktionen. Dabei halfen uns aber auch professionelle Diebe aus den Stadtteilen. Im November/Dezember kam es zu einem alliierten Bombenangriff, bei dem ein Großteil der italienischen Soldaten aus ihren militärischen Stellungen fliehen mussten. Dabei erbeuteten wir viele Uniformen aus einer Flugabwehrstellung. Manchmal wussten wir auch nicht genau, woher wir unsere Waffen bezogen. So z. B. den Sprengstoff Tritol, in dessen Verwendung ich mich zum Profi entwickelte. Wir hatten nur Verbindung zu den anderen Zellen über den jeweiligen Chef der Zellen, dies diente unserer Sicherheit. Während der Kommandant alles wusste, wussten wir nur das was wichtig für die Aktion war. Der Widerstand verbreitete sich dann. Mitte November kam ein Mann mit einem großen Dreiradlaster zu unserem Haus und fragte nach meinem Vater. Er betrat das Haus und meinte, es würde noch eine dritte Person kommen. Als diese Person kam, stellte sich heraus, dass er einer der Antifaschisten von der Schießerei bei Stazione Centrale in Mailand war. Der Mann mit dem Laster wollte meinem Vater etwas bringen. Mein Vater und dieser Mann kannten sich gut. Ich fragte meinen Vater, ob er den Mann kennen würde, und mein Vater antwortete: "Klar, das ist ein Lieferant der Firma ...". Als der Laster in der Garage im Garten geöffnet wurde, fanden sich darin Maschinengewehre, Pistolen, etc.. In den Gesprächen stellte sich heraus, dass alle meinen Zellenchef Melchiorre De Giuli kannten. An diesem Tag erfuhr ich, dass mein Vater schon lange vor mir lange Mitglied der Widerstandsorganisation war. Wir waren Militante der gleichen Gruppierung, wussten aber nichts davon. Ab da wurde die Sache seriöser und wir begannen einen Preis dafür zu bezahlen. Ich habe erfahren, dass ich Mitglied der 10ten Garibaldi-Brigade bin, dass die Organisation eine Partisaneneinheit auf den Bergen bei Fondatoce di Verbania am Lago Magiore unterstützt und dass diese Waffen für diese Einheit bestimmt waren. Für den Transport war die Genossin Lina Rebozzi, die Geliebte des politischen Kommissars.

Azzoncao: Es gab Liebesbeziehungen innerhalb der Gruppen?

Enzo: Ja, natürlich. Leider beutete er die Frau später aus. Mit meinem Politkommissar Nello ( Ruggero Brambilla) war ich sehr befreundet. Mit einer Ausnahme, aber das weiß Gigi auch. Er war ein sehr mutiger Mann. Es gibt Stapel über Stapel von Dokumenten über seine Aktionen. Nello war 1912 geboren, mein Vater 1897. Mein Vater und er gründeten hier in diesem Haus die Basis für die Formation auf den Bergen. Sie sind auch die Gründer der ersten GAP Milanos. Ich lernte das Fälschen von Personalausweisen und Papieren. Erst für die älteren Genossen, die sich unbefangener als wir Jungen in der Öffentlichkeit bewegen konnten. Da wir Fotografen waren, machten wir falsche Stempel. Unsere Kontakte zur Finanzpolizei halfen uns dabei. Einige Beamten kollaborierten mit uns. Unser Haus wurde zur Basis für die Partisanenformationen auf den Bergen. Er war Schleusungspunkt für junge Leute, die in die Berge gingen. Sie schliefen bei uns auf den Boden. Ex- Soldaten (Clandestini), die nicht zum faschistischen Militär der Legion "Muti" oder der "Decima Mas" wollten, sondern gegen die Republik von Salo kämpfen wollten. So wuchs die 10. Garibaldi-Brigade. Diese wurde später in die 85. Garibaldi-Brigade umbenannt, weil es schon eine 10. Brigade gab. Sie nannten sich auch. Brigada Mario Flaim. Ich bin sehr stolz darauf Mitglied dieser Brigade gewesen zu sein. Von den 43 Ermordeten bei Fondatoce di Verbania waren viele Mitglieder der Flaim. Mario Flaim war der Kommandant der Brigade. Diese Brigade kämpfte bis zur Befreiung in den Bergen und kam dann nach Mailand. Mein Vater war Leutnant in dieser Brigade. Er wurde verhaftet und von der "Banda Koch" in der Villa Triste gefoltert. Er wurde nach dem Tod des 2. GAP-Kommandanten Campegi zum Kommandanten der 3. GAP.(mit einem Kommandantenwechsel wechselte auch deren Nummerierung)

Azzoncao: Bei all dem was Du da erzählst, hattest du Angst?

Enzo: Natürlich hatte ich Angst. Ich war ein ganz normaler Mensch, der nie daran gedacht hatte, Partisan zu werden und solche Aktionen zu machen. Am Anfang noch mehr. Da waren die Aktionen so etwas wie Feuerproben.

Azzoncao: Wenn du die Aktionen als Feuerproben bezeichnet. Was ging bei diesen Aktionen in dir vor?

Enzo: Ich hatte Angst. Aber man sollte diese Angst auch nicht so wichtig nehmen. Man muss sehen, dass es zwei Risiken gab: Das Risiko der Aktion, aber auch das Risiko wieder zum Militär zu müssen. Wegen Bespitzelung oder Festnahme oder Ähnlichem. Man wägte ab und entschloss sich für das Risiko der Aktion. Wir sind Heldenfilme gewohnt, aber wir sind keine Helden gewesen, sondern haben aus den Bedürfnissen heraus agiert. Heute mythologisiert man viel und schafft Helden. Wir waren das Gegenteil. Einfache Menschen, die aus dem Bedürfnis gegen die Diktatur zu kämpfen, Aktionen gemacht haben. Wir waren keine Kriegsprofis. Wir waren Dilletanten. Wir hatten keine Ausbildung zum Kriegführen, wir waren unerfahren und haben viele Fehler gemacht. Nach und nach haben wir ein Bewusstsein gegen die soziale Ungerechtigkeit entwickelt. Die Waffen mochten wir eigentlich nicht, auch weil wir nicht so recht wussten, wie wir sie benutzen sollten. Aber wir wurden kontinuierlich angegriffen, und das brachte uns zur Rebellion. Hass und Wut gegen die Ungerechtigkeit entstand. Wir sind nicht geboren, um andere Menschen zu töten. Wir sind geboren, um ein würdiges Leben zu leben, ein ernsthaftes, in einer kollektiven Dimension auch für die Anderen. Wir wollen, dass die Lage des Proletariats, der Schwachen, sich verbessert. Wir waren und sind gegen Gewalt und Krieg. Gewalt von denen, deren Opfer wir immer sind. Wir haben so gedacht und kamen dann zum Hass, wenn man Ungerechtigkeit sieht, Menschen, die einen Krieg anfangen, die Siege versprechen, aber die nichts einlösen.

Gigi kann dies besser erklären. Aber trotzdem sind wir es, die es gewesen sind, die es gemacht haben, die in diesen schwierigen Situationen die Entscheidungen trafen.

Azzoncao: Hattest du nicht auch Lust, in den Bergen zu kämpfen

Enzo: Ich war eine Weile in den Bergen. Aber irgendwie mochte ich sie nicht. Ich war nicht begabt, in den Bergen zu bleiben. Der Kampf der GAP war der Stadtkrieg. In der Stadt fühlte ich mich sicher. [...] Und ich hatte in der Stadt eine wichtige Aufgabe, falsche Dokumente herzustellen. Das konnte ich gut, und das habe ich auch für sehr wichtige Personen gemacht. In unserem Haus hielten sich sehr viele Illegale auf, die uns auch bei unserer Arbeit halfen. Ich war für den Stadtkampf begabt, eigentlich geboren. Darüber hinaus sagte man mir in den Bergen, dass man meinen Vater als Leutnant in der Stadt bräuchte und ich ihn unterstützen solle.

Azzoncao: Ohne dein Wissen warst du also Mitglied der ersten GAP geworden.

Enzo: Ja, ich komme aus der allerersten GAP. Danach war ich Mitglied der 2. und 3. GAP. Es gab auch jemand anderen, der Aktionen in Mailand organisierte: Giovanni Pesce. Zunächst war er GAPist in Turin, verbrannte aber dort und zog nach Mailand. Das war die Zeit als Luigi Campegi die 2. GAP leitete. Die 1. GAP waren noch Egisto Rubini, Camesasca(?),u.a.. Die 2. GAP war der Kommandant Campegi. Er wurde verhaftet und in das Gefängnis San Vittore gebracht. Dort wurde er erkannt und am 2. Februar 1945 erschossen. Daraufhin wurde mein Vater der Kommandant der 3. GAP. Im Grunde genommen war Giovanni Pesce Teil der 3. GAP in der Via Ampere. Ich habe nie einen Ausweis der A.N.P.I. - Associazione Nazionale Partigiani d'Italia. Mir war der Ausweis der Division "Mario Flaim". Mein Vater war der Kommandant der 3. GAP bis zur Befreiung Italiens. Alfred Malchieri(?), Colonel der Finanzpolizei, und mein Vater arbeiteten bei der Befreiung zusammen. Alfred Malchieri(?) schrieb später ein Buch über diese Erfahrungen. Am 5. September 1944 wurde mein Vater verhaftet in unserem Haus. Er ließ sich an der Haustür festnehmen, weil er wusste, dass sie auch mich suchten. Ich war im Haus und so leistete er keinen Widerstand und kam sofort mit. In der Nachbarschaft gab es einen sozialistischen Genossen, der ihn verriet. Er wusste nichts genaues über meinen Vater, aber aus Angst vor der Folter sagte er aus, dass dies ein wichtiger Mann des Widerstand sei, mit Kontakten zu den Partisanen in den Bergen. Aber Genaues wusste er nicht über meinen Vater. Sie suchten auch mich. Aber es gab zwei Enzos, nach denen sie suchten. Und das schaffte einige Male Verwirrung, die uns half. Im Februar wurde mein Vater aus der Haft entlassen. Man hatte ihn gefoltert. In dieser Zeit hatte man alle Leiter der sozialistischen Partei festgenommen. Nur diesen Razzaboni, unseren Nachbar, war noch frei. Er verriet meinen Vater und führte die Polizei an diesem Abend zu unserem Haus. Später kam die Polizei noch einmal wieder. Sie kamen zu der Via Imbonati 7, wo meine Freundin wohnte. Dort machten sie eine Durchsuchung und fanden meine Papiere. Da es dort noch einen weiteren Illegalen gab, hielten sie ihn für mich. In der Via Imbonati 4 nahmen sie noch den dritten Sohn von Razzaboni fest. Daraufhin war ich 15 Tage in Mailand unterwegs. Stets in der Angst festgenommen zu werden. Die ganze Zeit war ich mit einer Maschinenpistole und 5 Handgranaten zu meiner Verteidigung ausgerüstet. Notfalls hätte ich mich auch in die Luft gesprengt, statt verhaftet zu werden. Ich war immer auf der Suche nach einer Unterkunft. Aber auch meine Verwandten verweigerten mir diese aus Angst. In der Via Selve konnte ich mich für sieben Tage verstecken. Aber ich hatte kaum zu essen, und viele hatten Angst, mir zu helfen. Am 2. Februar, dem Tag als Campegi, der Kommandant der 2. GAP erschossen wurde, wurde mein Vater aus der Haft entlassen.

Mein Vater und seine Familie hatten einen kleinen Betrieb. Aber wir gaben all unser Geld dafür, dass der Widerstand erhalten blieb. Aber unsere politischen Stellvertreter verdienen unser Vertrauen nicht. Sie haben uns verraten und nicht das wenige gegeben, was diese Gesellschaft verbessert hätte. Ich kenne manche Politiker und wenn ich sie treffe, äußere ich mich nicht nett zu ihnen. Sie sollten unsere Interessen schützen, aber die Senatoren streiten sich mit den Parlamentariern, weil die Senatoren ihren Haarschnitt nicht bezahlen müssen, Parlamentarier aber doch. Solche Debatten führen diese Herren.

Ich bekomme 396 Euro als Rentner. Davon 15 Euro, weil ich ein Ex-Widerstandskämpfer bin. Wie kann ich mit einem solchen Einkommen leben? Wenn man sich hingegen die Renten der Parlamentarier ansieht. Unsere Soldaten, unsere "Helden", die im Irak sind, bekommen 5000-6000 Euro im Monat. Sie führen Krieg, sie machen es für Geld. Wenn sie sterben, bin ich zufrieden und glücklich, aber leider werden immer zuwenig getötet. An dieser Stelle möchte ich wissen, in welcher Gesellschaft wir leben und zu welchem Punkt wir noch kommen. Was wir heute sehen, sind Traumata. Und den Preis dafür bezahlt das Proletariat, das unterschätzt, welche Kräfte es in seinen Händen hält. Warum trifft man nie die Entscheidung, die Situation umzulenken. Man muss alle diese Religionen zerstören, aber wir sehen diesem hässlichen Spektakel weiter zu.

Wie auch Ihr jetzt, vermissten wir damals bei dem Interview, dass Enzo nie wirklich konkret über seine Widerstandsaktionen berichtete. Dies ist aber nicht allein die Eigenart von Enzo. Viele PartisanInnen, die wir sprachen, haben so gut wie nie über ihre Aktionen berichtet. Meist erfuhren wir erst aus Büchern oder durch Historiker was sie gemacht haben. Einerseits scheint immer noch das alte Gesetz des Schweigens aus dem Partisanenkampf bei ihnen verinnerlicht. Andererseits sprachen sie sehr oft über ihre Ambitionen, warum sie etwas taten, welche Motive und welche Lehren sie daraus zogen. Dies war ihnen anscheinend viel wichtiger uns "Jungen" zu erzählen. Aktionsberichte oder gar "actionsstories" bekamen wir nie aufgetischt.

Enzo "rutschen" solche Geschichten heraus, mal beim Essen, mal wenn andere einen Vortrag halten. Fragt man dann nach, zieht er sich schnell zurück. Und bei einem Interview könnte man sich auf den Kopf stellen, da würde er nichts erzählen. Dabei hat es dieser kleine Mann faustdick hinter den Ohren.

Eine großartige Aktion aus der Partisanengeschichte, der Diebstahl von einer Unmenge an Waffen und Munition für die Partisanenrepublik im Ossolatal ist auf die 3. GAP zurückzuführen. Diese Aktion wurde in Enzos Haus, von seinem Vater, ihm und der Brigade ausgeheckt, vorbereitet, Enzo fälschte die Papiere, klaute mit GenossInnen am helllichten Tag auf einem Platz mit einer Maschinenpistole einen LKW und transportierte die Waffenladung in die Partisanenrepublik.

Nachzulesen ist diese Geschichte in einem der lesenswertesten Partisanenromane aus Italien:

Die unsichtbaren Dörfer von Gino Vermicelli.

(erschienen im Schweizer Rotpunkt-Verlag; leider vergriffen)


Anmerkungen und Verweise:

Mitglieder der 1.GAP:
Giuseppe Damiani starb lange nach dem Krieg.
Melciore di Giuli starb in Mauthausen.

Qui caddero per la causa della libertad
(sinngemäß: Für die Freiheit gefallen)
il 2 febraio 1945

Campegi Luigi
Volpones Oliviero
Mantovani Venerino
Resti Vittorio
Mandelli Franco

Faschistische Jugendorganisationen im damaligen Italien:
http://it.wikipedia.org/wiki/Figlio_della_lupa
http://de.wikipedia.org/wiki/Balilla

GAP:
http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/owl/partigiani/gap.html
http://it.wikipedia.org/wiki/GAP
 
Giovanni Pesce:
http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/pesce.html
http://www.youtube.com/watch?gl=IT&hl=it&v=Mh565Cy_UJ8
http://www.imageloop.com/de/slideshow/9298f9f8-92a3-1f0a-9cb7-0015c5fd2ed5/index.htm
http://it.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Pesce
 
Republica di Carnia
http://it.wikipedia.org/wiki/Repubblica_libera_della_Carnia
http://www.carnialibera1944.it/zonalibera/repubblicapartigiana_3.htm
http://www.webalice.it/scattolin/partigiani.pdf

Giancarlo "Checo" Franceschinis
http://www.carnialibera1944.it/partigiani/nonsoloiltricolore.htm
http://www.carnialibera1944.it/

Partisanen-site:
http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/owl/partigiani/
 
Luigi Borgomaneri
http://www.associazioni.milano.it/isec/ita/memoria/hitlermi.htm

Artikel zu Theodor Saevecke dem GesStaPo-Kommandanten Mailands
"Des Henkers sichere Heimat":
http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_98/35/10b.htm

Historische Institute:
http://www.casadellaresistenza.it/
http://www.casadellaresistenza.it/storia.cfm?sezione=453
http://www.isrn.it/
http://www.isrn.it/dvd/dvd_chiovini/home.htm
http://www.isrn.it/dvd/dvd_chiovini/repubblica_partigiana/home.htm
http://www.fondazioneisec.it/

Videos:
http://www.youtube.com/watch?v=L_w6dWcW9F8

Ursprünglich ein Lied von ReisbäuerInnen, später umgedichtet zu Partisanenlied. Bella Ciao:
http://www.youtube.com/watch?v=4Trn4l8_5Tc&feature=channel_page