MEDIENSPIEGEL 3.6.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Drogenanlaufstelle: Neue Öffnungszeiten
- Kulturanlaufstelle: Galeriensterben in der Lorraine
- Casa Blanca vs Ostring
- Hooligan-Grippe: Pranger-Erfolge BE; Schnellgerichte SG;
Vorstösse Grossrat BE
- Telehess 27.5.09
- City West: Kommerz-Ghetto
- Uni BE: Profs pro Soziologie
- Party-Drogen: Drogen- und Suchtbericht 2009-06-03
- Rabe-Info 2.6.09
- Gay History CH auf dem Internet
- Rechtsextremismus in Ungarn
- Anti-Atom: Buttenried-Zufahrtsstrasse, Atom-Ausstieg Bern
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REITSCHULE
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Mi 03.06.09
19.00 Uhr - SousLePont - Mexico
Spezialitäten
Do 04.06.09
20.30 Uhr - Tojo - Schanotta
nach einem Stück von Georg Seidel. Gruppe Wolna.
22.00 Uhr - Rössli - Pa-tee
- dubstep/grime indie/rock
Fr 05.06.09
20.30 Uhr - Tojo - Schanotta
nach einem Stück von Georg Seidel. Gruppe Wolna.
Sa 06.06.09
20.30 Uhr - Tojo - Schanotta
nach einem Stück von Georg Seidel. Gruppe Wolna.
So 07.06.09
09.00 Uhr - Grosse Halle - Flohmarkt
und Brunch
15.00 Uhr - Tojo - Schanotta nach
einem Stück von Georg Seidel. Gruppe Wolna.
19.00 Uhr - Tojo - Schanotta
nach einem Stück von Georg Seidel. Gruppe Wolna.
Infos: www.reitschule.ch
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DROGENANLAUFSTELLE
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BZ 3.6.09
Anlaufstelle
Länger geöffnet
Seit gestern werden die Öffnungszeiten der Berner Kontakt- und
Anlaufstelle (K&A) von Contact Netz an der Hodlerstrasse von
Dienstag bis Samstag um eine Dreiviertelstunde bis 22.15 Uhr
verlängert. Am Montagabend wird die K&A neu bis 19.30 Uhr
(bisher
17.30 Uhr) für Männer und Frauen, von 19.30 Uhr bis 23.30 Uhr
für
Frauen betrieben.
Dies verspreche eine gewisse Entlastung, schreibt Contact Netz. pd
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Bund 3.6.09
Kontakt- und Anlaufstelle am Abend länger offen
Stadt Bern Seit gestern Dienstag ist die Berner Kontakt- und
Anlaufstelle von Contact Netz an der Hodlerstrasse von Dienstag bis
Samstag täglich eine Dreiviertelstunde länger offen, und zwar
bis 22.15
Uhr. Am Montagabend wird die Kontakt- und Anlaufstelle neu bis 19.30
Uhr statt wie bisher bis 17.30 Uhr für Männer und Frauen, von
19.30 Uhr
bis 23.30 Uhr nur für Frauen betrieben. Die Finanzierung der
Kontakt-
und Anlaufstelle ist gemäss einer Mitteilung der Stiftung Contact
Netz
für die nächsten zwei Jahre gesichert. (pd)
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contactnetz.ch
Jahresbericht 2008: Suchtarbeit - innovativ, engagiert und kompetent
Das Contact Netz blickt auf ein bewegtes Jahr 2008 zurück.
Lesen Sie unseren Jahresbericht 2008!
PDF Jahresbericht 2008
http://www.contactnetz.ch/upload/cms/news/JBCN2008_d.pdf
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KULTURANLAUFSTELLE
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kulturstattbern.ch
3.6.09
Christian Pauli am Mittwoch den 3. Juni 2009 um 09:35 Uhr
Galeriensterben in der Lorraine
Einst ein Arbeiter- und Ausländerviertel, dann installierte sich
ab den
70er Jahren im günstigen Wohnraum die Alternativszene, und
schliesslich
zog der bildungsbürgerliche Mittelstand ein - und mit ihm die
Kunstgalerien. Was in New York und Berlin im grossen Stil passiert,
kann im Kleinen auch in der Berner Lorraine verfolgt werden. Und es
geht ganz klassisch weiter: Die Galerien sind schon wieder weg. Aber
nicht, weil wie in New York oder Berlin die Mieten explodiert sind,
sondern weil die Lorraine offenbar kein gutes Pflaster für
Galerien ist.
Schöner Laden
Nach der Galerie Friedrich (http://www.galeriefriedrich.ch),
die in der Schweizer Kunstmetrople Basel das Weite gesucht hat, macht
nun auch die Galerie c/o suti (http://www.suti.artgalleries.ch/)in
der Lorraine dicht. Endgültig dicht. Urs Suti, legendärer
Berner
Galerist seit 1984, hat, wenn ich das richtig verstanden habe, die Nase
voll vom Kunstgeschäft. Das gnadenlose Business, der
schwächliche
Standort und unter dem Strich zuviel Arbeit und zuwenig Verdienst -
Suti gönnt sich nach 25 Jahren eine Auszeit.
Damit verlieren viele Berner Künstlerinnen und Künstler ihre
Ausstellungsheimat: Serge Nyfeler, Babette Berger, Andrea Nyffeler,
Christoph Fuhrer, Dirk Bronsma, Lisa Jenni, Antifrost - um nur ein paar
zu nennen.
Noch bis am 14. Juni (jeweils Do & Fr, 14-18:00 und Sa & So,
16-16:00) kann man die Kunst- und Künstlerwelt des Urs Suti Revue
passieren lassen. The End, die letzte Ausstellung der Galerie c/o suti
an der Lorrainestrasse 21, zeigt, welche bedeutende Rolle Urs Suti in
jener Kunstszene gespielt hat, die in den späten 70er Jahren im
Berner
Kulturunderground ihren Anfang nahm.
Aus dem Lorrainer Strassenbild verschwindet damit neben der Kunst und
seinem unablässig rauchenden Galeristen auch ein
aufsehenerregendes
Gefährt, der weisse Messerschmitt Kabinenroller, den Galerist
Suter
jeweils vor den ebenso elegant geschwungenen Fenstern seiner Galerie
parkiert.
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CASA BLANCA
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Bund 3.6.09
Casa Blanca auch am Ostring
Stadt Bern Heute beginnen zwischen Ostring und Helvetiaplatz die
Reinigungsarbeiten an Häuserfassaden im Rahmen der Aktion Casa
Blanca.
Die Initialreinigung wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Sollten
dann erneut Schmierereien auftreten, würden diese innert 48
Stunden
entfernt, heisst es in einer Mitteilung des Vereins Casa Blanca Bern.
Damit macht die Aktion den Schritt aus der Altstadt hinaus, für
welche
Casa Blanca zuerst entwickelt worden war. Sie sei erfolgreich, heisst
es weiter. Insgesamt seien die Grösse der Schmierereien und die
Reinigungskosten pro Schadenfall kleiner geworden.
Casa Blanca ist ein Konzept, das die Stadt Bern, die Stadtbauten
(Stabe), die Gebäudeversicherung Bern (GVB), der Innenstadtverband
Bern
City und der Hauseigentümerverband 2004 ins Leben gerufen haben.
(pd/mdü)
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BIG BROTHERS VS HOOLIGAN-GRIPPE
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Bund 3.6.09
Fahndung im Internet zeitigt erste Erfolge
Nach den Krawallen nach dem Cupfinal YB gegen Sion hat die Polizei
Bilder von Verdächtigen ins Internet gestellt - einige haben sich
gemeldet
Einige mutmassliche Straftäter, die im Internet sichtbar sind,
wurden
identifiziert. Dies teilte die Kantonspolizei Bern gestern mit.
Markus Dütschler
Ein knappes Dutzend Bilder sind derzeit auf der Webseite der
Kantonspolizei aufgeschaltet: Aufnahmen von Personen im
Schlachtenbummler-Look. Laut der Kantonspolizei Bern sollen sie nach
dem Cupfinal zwischen dem BSC Young Boys und dem FC Sion am 20. Mai
"mutmasslich schwere Straftaten begangen haben". Durch die
Veröffentlichung der Fotos will die Polizei die Identität der
Personen
lüften, die sich bei den Krawallen nach dem Fussballspiel
geschickt in
der Menge versteckten. Inzwischen seien "mehrere Hinweise" auf die
abgebildeten Personen eingegangen. Drei davon hätten sich direkt
bei
der Polizei gemeldet. In einem Fall hat ein Vater seinen Sohn auf der
Webseite erkannt und dies gemeldet. Sobald die Verdächtigen
zweifelsfrei identifiziert sind, werden ihre Bilder laut Angaben der
Polizei vom Netz genommen.
Standbilder aus Filmen
Die Fotografien - zu sehen auf www.police.be.ch
("Aktuelles") - sind
zum Teil von mangelhafter Qualität. Dazu schreibt die
Kantonspolizei,
es handle sich um Standbilder aus Videofilmen. Dank umfangreichem
Filmmaterial könne in jedem einzelnen Fall gezeigt werden, welche
mutmasslich strafbaren Handlungen diese Personen begangen hätten.
Die
Veröffentlichung des Materials hat in den Medien unterschiedliche
Reaktionen ausgelöst, wie auch die Kantonspolizei festhält.
Nebst
Zustimmung habe es auch Kritik gegeben.
Harmlose Pyrotechnik?
Nicht viel anfangen kann die Polizei mit Äusserungen, in denen
angezweifelt wurde, dass das Abbrennen von pyrotechnischen Produkten
tatsächlich eine schwere Straftat darstelle. Auch den Vergleich
mit
Feuerwerk am 1. August lässt sie nicht gelten: "Aus Sicht der
Untersuchungsbehörden ist ein solcher Vergleich nicht haltbar." Am
Bundesfeiertag hätten Umstehende die Möglichkeit, sich vom
Feuerwerk zu
entfernen, im Stadion aber nicht.
Die Kantonspolizei hat laut eigenen Angaben am Cupfinal Fackeln
beschlagnahmt, die 17 Zentimeter lang waren und einen Durchmesser von
2,5 Zentimeter aufwiesen. Laut Hersteller dürften diese
ausschliesslich
für Notsignale auf Schiffen verwendet werden.
Temperaturen bis 2000 Grad
Die Polizei ruft in Erinnerung, dass die in den Fansektoren verwendeten
Fackeln Temperaturen von bis zu 2000 Grad Celsius erreichten und sich -
"einmal gezündet" - nicht mehr löschen liessen. Damit sei
klar, dass
solche Feuerwerkskörper ein sehr grosses Gefährdungspotenzial
hätten.
Bildmaterial von Zuschauern
Der Cupfinal hatte dieses Jahr statt am Pfingstmontag am Vorabend zu
Auffahrt stattgefunden. Bei anschliessenden Krawallen war es in der
Stadt Bern zu zahlreichen Straftaten mit hohem Sachschaden gekommen
("Bund" vom 22. Mai).
Die Polizei ging davon aus, dass unbeteiligte Zuschauer das Geschehen
mit Kameras und Handys gefilmt haben könnten, und bat darum,
dieses
Bildmaterial der Polizei zwecks Sichtung zur Verfügung zu stellen.
---
BZ 3.6.09
Cupfinal
Personen identifiziert
Nach den Cupfinal-Ausschreitungen und der Veröffentlichung von
Bildern im Netz sind mehrere Personen identifiziert.
Nachdem es beim Cupfinal zu Ausschreitungen gekommen war,
veröffentlichte die Kantonspolizei Fotos, auf denen randalierende
Fans
zu sehen waren. Danach sind bei der Kantonspolizei mehrere Hinweise auf
die abgebildete Personen eingegangen; drei davon haben sich direkt bei
der Polizei gemeldet. Sobald die Identität einer Person
zweifelsfrei
feststehe, werde ihr Bild vom Netz genommen, heisst es in einer
Medienmitteilung der Kantonspolizei.
Die Untersuchungsbehörden seien im Besitz von umfangreichem
Filmmaterial, welches laufend ausgewertet wird. Bei den im Internet
aufgeschalteten Bildern handelt es sich um Standbilder aus diesem
Material. Auf den Filmen sei in jedem einzelnen Fall ersichtlich,
welche mutmasslich strafbaren Handlungen von den betreffenden Personen
ausgeführt wurden.
Die Veröffentlichung der Bilder hat in der Öffentlichkeit
unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Nebst positiven
Äusserungen sei
auch Kritik laut geworden, schreibt die Polizei. Es seien Zweifel
geäussert worden, ob es sich beim Abbrennen von Pyrotechnik
wirklich um
eine schwere Straftat handle. Mitunter wurde zum Vergleich der 1.August
herangezogen.
Leuchtraketen für Seefahrt
Für die Untersuchungsbehörden ist ein solcher Vergleich
"nicht
haltbar". Im Unterschied zum Nationalfeiertag würden an
Fussballspielen
Pyrotechnik inmitten einer grossen Menschenmenge gezündet, ohne
dass
Umstehende im Notfall eine Fluchtmöglichkeit hätten.
Am Cupfinal wurden Fackeln sichergestellt, die eine Länge von 17
und
einen Durchmesser von 2,5 Zentimetern aufweisen. Sie dürfen
gemäss
Hersteller ausschliesslich als Notsignal in der Seefahrt verwendet
werden. Die in den Fansektoren abgebrannten Fackeln erreichten
Temperaturen von bis zu 2000 Grad Celsius und liessen sich - einmal
angezündet - nicht mehr löschen.
mar/pd
---
St. Galler Tagblatt 3.6.09
Schnellgerichte für Hooligans
Die Regierung soll ein Konzept erstellen, um die vermehrten
Ausschreitungen an Sportveranstaltungen einzudämmen.
Der Kantonsrat hat die Regierung aufgefordert, zusammen mit dem
aufgestiegenen FC St. Gallen, der Stadion-Betriebs AG und der Stadt ein
Projekt "Gewaltfreier Sport" zu lancieren. Gefasst hat sie diesen
Auftrag im Rahmen der Diskussion ihres Geschäftsberichts über
das Jahr
2008. Den Antrag gestellt hatte die CVP-Fraktion; er wurde mit 73 zu 20
Stimmen klar gutgeheissen.
Das Thema Hooliganismus und Gewalt im Umfeld von Sportveranstaltungen
wird den Rat auch am heutigen zweiten Sitzungstag beschäftigen.
Die SVP
reichte gestern eine dringliche Interpellation ein, in der sie
verlangt, die Polizei müsse sich künftig stärker auf die
gezielte
Festnahme von Gewalttätern konzentrieren. Ferner sollen "in
unmittelbarer Nähe" von sogenannten Hochrisiko-Veranstaltungen
"temporäre Gerichtsstellen" für Schnellverfahren eingerichtet
werden.
Schliesslich beantragt die Regierung dem Parlament einen
Lotteriefondsbeitrag über 225 000 Franken für das Projekt
"Gewaltfreier
Sport - Sport als Vergnügen". Nach einem Antrag der
Finanzkommission
dürfte dieses Geld statt dem Lotterie- dem Sport-Toto-Fonds
entnommen
werden. (sda/lü)
---
20min.ch 2.6.09
Hooligans
Politik macht Druck
Die Gewalt an Sportanlässen beschäftigt das Berner
Kantonsparlament:
Eine ganze Reihe von Vorstössen wurde am Dienstag zu diesem Thema
eingereicht.
Grossrat Ruedi Löffel (EVP) verlangt, dass die Sportveranstalter
künftig zur Kasse gebeten werden: "Nur wenn sie sich an den
Sicherheitskosten beteiligen, haben sie wirklich ein Interesse, dass es
zu keinen Ausschreitungen kommt." Im besten Fall führe dies nicht
zu
einer Erhöhung der Ticketpreise, sondern zu Fortschritten bei der
Gewaltprävention.
Darauf hofft auch Ueli Arm (SP): "Um dem Schwarzpeterspiel ein Ende zu
bereiten, muss die Regierung einen runden Tisch schaffen, an dem
Behörden, Veranstalter und Sicherheitsorgane gemeinsam nach
Lösungen
suchen." Mit einem weiteren Vorstoss verlangt Arm ein kantonales
Fanprojekt.
Internet-Pranger zeigt Wirkung
Seit die Kapo Bern Bilder von mutmasslichen Cup-Chaoten aufs Internet
stellt, haben sich schon drei Verdächtige freiwillig gemeldet.
Falls
sie schnell genug reagieren, können Krawallbrüder so
verhindern, dass
sie sich vor ihren Bekannten und Arbeitgebern blamieren. Denn die
Polizei sichert ihnen zu, die Bilder rasch vom Netz zu nehmen. Die
Untersuchungsbehörden werten immer noch Filmmaterial vom Cupfinal
aus.
Dabei behandeln sie auch das Abbrennen von Pyrofackeln als schwere
Straftat.
(mar)
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police.be.ch 2.6.09
Medienmitteilung vom 2. Juni 2009
Strafbare Handlungen im Rahmen des Cupfinals
Drei Personen haben sich freiwillig gemeldet
pkb. Gestützt auf die bildliche Veröffentlichung von
Personen, welche
vor, während und nach dem Cup-Final zwischen dem BSC Young-Boys
und dem
FC Sion vom Mittwoch, 20. Mai 2009 mutmasslich schwere Straftaten
begangen haben, sind bei der Kantonspolizei Bern mehrere Meldungen
eingegangen. Einige der abgebildeten Personen haben sich selber
gemeldet. Sobald die Identität einer Person zweifelsfrei
feststeht,
wird ihr Bild vom Netz genommen.
Nach der Veröffentlichung im Internet sind bei der Kantonspolizei
Bern
mehrere Hinweise auf abgebildete Personen eingegangen; drei davon haben
sich direkt bei der Polizei gemeldet. Sobald die Identität einer
Person
zweifelsfrei feststeht, wird ihr Bild vom Netz genommen.
Die Untersuchungsbehörden sind im Besitz von umfangreichem
Filmmaterial, welches laufend ausgewertet wird. Bei den im Internet
aufgeschalteten Bildern handelt es sich um Standbilder aus diesem
Material. Auf den Filmen ist in jedem einzelnen Fall ersichtlich,
welche mutmasslich strafbaren Handlungen von den betreffenden Personen
ausgeführt wurden.
Die Veröffentlichung mutmasslicher Straftäter im Internet hat
in der
Öffentlichkeit unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Nebst
zahlreichen
positiven Äusserungen wurde auch Kritik laut. Dabei wurden Zweifel
geäussert, ob es sich beim Abbrennen von pyrotechnischen Produkten
um
eine schwere Straftat handle. Mitunter wurde zum Vergleich der 1.
August herangezogen.
Aus Sicht der Untersuchungsbehörden ist ein solcher Vergleich
nicht
haltbar. Grund: Im Unterschied zum Nationalfeiertag werden an
Fussballspielen Pyrotechnika inmitten einer grossen Menschenmenge
gezündet, ohne dass Umstehende im Notfall eine
Fluchtmöglichkeit
haben.
Die Kantonspolizei hat am Cupfinal Fackeln sichergestellt, die eine
Länge von 17 und einen Durchmesser von 2,5 Zentimeter
aufweisen, die
gemäss dem Hersteller ausschliesslich als Notsignal im Bereich
Seefahrt
verwendet werden dürfen. Die in den Fansektoren abgebrannten
Fackeln
erreichen Temperaturen von bis zu 2000 Grad Celsius und lassen sich -
einmal gezündet - nicht mehr löschen. Damit ist klar, dass
solche
Feuerwerkskörper ein sehr grosses Gefährdungspotenzial
haben.
Die Kantonspolizei Bern bittet Personen, welche Angaben zu den
abgebildeten Personen machen können, sich mit ihr in Verbindung zu
setzen. Tel. 031 634 41 11.
Zu den Bildern
http://www.police.be.ch/site/index/pom_kapo_news/pom_kapo_news-detail.htm?newsid=30375&cat=tn
Untersuchungsrichteramt III Bern-Mittelland
(jümo)
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TELEHESS
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telehess.ch 27.5.09
Heute Folge 9:
Erich Hess zumThema Einbürgerungen
Aufgezeichnet in Bern, 27. Mai 2009
http://www.erichhess.ch/telehess/archiv.htm
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CITY WEST
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BZ 3.6.09
City West Bern
Die Post erwägt den Einzug
Zurzeit prüft die Post, vorübergehend ins Zentrum City West
einzuziehen. Dies wäre nötig, falls die Schanzenpost
abgerissen und
umgebaut würde. Interesse hat die Post an den Räumlichkeiten,
aus denen
Möbel Pfister in Kürze ausziehen wird.
Diesen temporären Zuzug würden die anliegenden Geschäfte
des Zentrums
sehr begrüssen. Sie leiden nämlich darunter, dass immer
weniger Kunden
den Weg ins City West finden. Schuld daran sind offenbar die
ungünstige
Lage, der schlechte Ruf, die hohen Mieten und nicht zuletzt der Weggang
namhafter Filialen wie Pfister. "Die Stimmung ist hier manchmal wie
ausgestorben", sagt Claudia Wüthrich, Geschäftsführerin
vonModeMadame.pat
Seite 29
--
Zentrum City West
"Es ist hier wie ausgestorben"
Die Geschäfte im Zentrum City West leiden unter dem schlechten Ruf
des
Standorts, den hohen Mieten und dem vermehrten Wegzug namhafter
Filialen wie Pfister. Dafür prüft die Post,
vorübergehend ins Zentrum
zu ziehen.
Immer mehr Geschäfte verlassen das Zentrum City West. Wo einst
Einkaufsläden Kundschaft anziehen sollten, nehmen heute vermehrt
Büros
Überhand. Die Konsequenz davon sind leere Ladenflächen,
Umsatzrückgänge
und Restaurants, die an den Wochenenden mangels Gästen geschlossen
haben.
Schlechter Ruf
Noch immer leidet das Zentrum City West unter dem schlechten Ruf, der
seiner Lage anhaftet. "Die Situation hat sich zwar gebessert, seit der
Club Prestige weg ist", sagt Tuyet Vo, Geschäftsführerin des
Café City
West. "Trotzdem haben wir kaum Laufkundschaft." Ähnliches stellt
Ursula
Wiedmer, Besitzerin von Wiedmer Optik, fest: "Seit sich Drögeler
im
Kocherpark aufhielten, bringt das City West sein schlechtes Image nicht
mehr weg." Obwohl das Drogenproblem hier schon lange nicht mehr
bestehe, leide das Zentrum noch immer unter dem schlechten Ruf.
Diesen Imageschaden bekam laut Filialleiter Daniel Schmid auch Pfister
zu spüren. "Dies war einer der Hauptgründe, weshalb wir
letzten Oktober
weggezogen sind." Eine weitere wichtige Rolle habe ausserdem die
mangelnde Laufkundschaft gespielt: Gerade die Boutique-Abteilung sei
angewiesen auf Passanten. "Für die Berner hört die Stadt
jedoch beim
Bubenbergplatz auf", sagt Schmid. Seit Oktober 2008 befindet sich
Pfister nun an der Schauplatzgasse. "Die Eröffnung am neuen
Standort
hat sich definitiv gelohnt", bestätigt der Filialleiter.
Keine Laufkundschaft
Restaurants sowie Einkaufsläden bekommen gleichermassen zu
spüren, dass
immer weniger Besucher den Weg ins Zentrum finden. "Unser Standort ist
ganz und gar nicht ideal", sagt Margrit Streit. Die Verkäuferin
von
Mode Madame-Outlet ist überzeugt, dass das Zentrum populärer
gemacht
werden müsste, um Leute anzuziehen.
Das Café City West schliesst täglich bereits um 16 Uhr und
bleibt an
den Wochenenden sogar ganz geschlossen. Mehr würde sich laut
Geschäftsführerin Vo nicht lohnen: "Wir leben fast
ausschliesslich von
Stammkunden und Büroangestellten aus der unmittelbaren Umgebung."
Das
Café leide unter der schlechten Lage. Für Passanten sei es
kaum
sichtbar. Auch das Parking bringe keine Vorteile: "Die Leute verweilen
nicht bei uns, da sie nicht endlos Parkgebühren bezahlen wollen."
Zu hohe Mieten
Ähnlich sieht es für das Kleidergeschäft Mode
Madame aus, wie
Geschäftsführerin Claudia Wüthrich erklärt:
"Manchmal ist es hier wie
ausgestorben." Seit dem Weggang von Fust und Pfister habe sich die Lage
noch verschlechtert. "Die meisten Leute wollen ins Zentrum, obwohl sich
hier optimale Parkmöglichkeiten böten."
Nicht zuletzt schauen sich Geschäfte wegen der hohen Mieten nach
einem
anderen Standort um. "In Anbetracht des Umsatzrückgangs wurden uns
die
Mietkosten deutlich zu hoch", bekundet Walter Wenger von der Ofko AG,
die im Druckereigewerbe tätig ist. "Nach dem Umbau des Zentrums
vor
etwa acht Jahren kamen die Kunden nicht mehr direkt an unserem
Geschäft
vorbei." Wegen der ungünstigen Lage und dem unerwünschten
Publikumsaufmarsch abends habe es sich für die Ofko AG nicht mehr
gelohnt, am Standort festzuhalten. Ursula Wiedmer von Wiedmer Optik
doppelt nach: "Für diesen Standort sind die Mieten deutlich zu
hoch."
Hoffnung besteht
Nicht alle leiden unter dem Standort City West. Das Hi-Fi- Studio
Glanzmann ist laut eigenen Angaben nicht betroffen vom Kundensterben.
"Wir sind ein spezialisiertes Fachgeschäft und leben deshalb nicht
von
zufälligen Passanten", begründet Geschäftsführer
Markus Trachsel. Seine
Kunden kämen gezielt in den Laden. Ein Standortwechsel sei
überhaupt
kein Thema. Trachsel würde es ebenfalls begrüssen, wenn die
Post
provisorisch ins City West ziehen würde: "Dies würde das
Zentrum sicher
beleben."
Obwohl das Restaurant Allresto Bern deutlich weniger Gäste
verzeichnen
muss als früher, profitiert es laut Geschäftsführerin H.
Strebel vom
Kongresszentrum im City West. "Manche Geschäftsleute trinken vor
den
Sitzungen bei uns einen Kaffee", sagt sie.
Patrizia Pulfer
--
Schanzenpost
Die Post prüft den Einzug
Wird die Schanzenpost umgebaut, muss die Post vorübergehend
umziehen. Nun prüft sie den Standort City West.
Zurzeit steht es schlecht um das Zentrum City West. Nun besteht jedoch
die Hoffnung auf Wiederbelebung. Falls die Schanzenpost wirklich
abgerissen und neu aufgebaut wird, müsste die Post
Räumlichkeiten für
die Übergangszeit finden. "Wir diskutieren ernsthaft darüber,
während
der Bauarbeiten ins Zentrum City West zu ziehen", sagt Oliver
Flüeler,
Mediensprecher der Post. Die Post interessiere sich für die
Räume, aus
denen Pfister in Kürze ausziehen wird. Anliegende Geschäfte
würden den
provisorischen Standort der Poststelle sehr begrüssen (siehe
Haupttext).
Die Post will die Schanzenpost umbauen und darin ihren Hauptsitz
einrichten. Gegen die Anpassung der Überbauungsordnung ist zurzeit
die
Beschwerde von Ulrich Buchschacher hängig. Laut Urs Loosli vom
Rechtsamt der kantonalen Justizdirektion soll der Entscheid bis im
Herbst gefällt werden. Bei einer Ablehnung könnte die
Beschwerde an das
Verwaltungsgericht weitergezogen werden. Die Post wartet zu, prüft
aber
Alternativstandorte. Laut Mediensprecher Oliver Flüeler ist dies
ein
selbstverständliches Vorgehen.
pat
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UNI-SOZ-PROTEST
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Bund 3.6.09
Professoren protestieren
Soziologie Nun wehren sich auch mehrere Professoren gegen die
"Marginalisierung der Soziologie" an der Universität Bern.
Anstelle
eines Soziologie-Bachelors will die Unileitung einen Bachelor
Sozialwissenschaften einführen. Dadurch werde der
Hochschulstandort
Bern geschwächt, kritisieren die Direktoren des Historischen, des
Geografischen und des Sozialanthropologischen Instituts. Auch ihre
Studierenden seien betroffen, belegten doch viele von ihnen Soziologie
im Nebenfach. Bildungsdirektor Bernhard Pulver hat in den Streit
eingegriffen. (phi)
Seite 25
--
Professoren wehren sich
Das Fach Soziologie werde marginalisiert, schreiben mehrere
Uni-Direktoren in internen E-Mails
Eine Kündigung, Protest der Studenten - und neu auch der
Professorinnen: Die Universität Bern kommt nicht zur Ruhe
Philipp Schori
Am Anfang des Protests stand die vorzeitige
Rücktrittserklärung von
Claudia Honegger. Sie ist gegenwärtig die einzige Professorin
für
Soziologie an der Universität Bern und spricht von der
"schleichenden
Abschaffung" ihres Fachs. Der Paukenschlag blieb nicht ungehört:
Betroffene Studierende führten daraufhin einen Protestmarsch
durch. Der
Einfluss studentischer Interventionen ist erfahrungsgemäss gering;
mehr
zählt da schon der Einspruch höherer Glieder einer
Universität, der
Professoren und Direktorinnen: Selbst sie ergreifen nun aber das Wort
für "ein starkes Fach Soziologie". In internen Schreiben, die dem
"Bund" vorliegen, kritisieren sie dezidiert den Entscheid, die
Soziologie als eigenständiges Bachelor-Fach abzuschaffen und
stattdessen einen Bachelor Sozialwissenschaften (Sowi)
einzuführen. Sie
vertreten damit eine diametral entgegengesetzte Position als der Rektor
und eine Mehrheit der Professoren an der Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Fakultät (Wiso), an welcher der
umstrittene
Studiengang angeboten werden soll. Die Befürworter begrüssen
die
Integration von Politikwissenschaft, Medienwissenschaft und eben der
Soziologie in einen einzigen Studiengang. Die Konsequenz dieses
Entscheids: Ein Student, der Soziologie, Politik- oder
Medienwissenschaft im Bachelor als eigenständiges Fach belegen
möchte,
kann dies in Bern zukünftig nicht mehr tun.
Aufruhr für Rektor unverständlich
"Ich hoffe sehr, die Fakultät kommt nochmals auf ihre Entscheidung
zurück", schreibt etwa die Direktorin des Geografischen Instituts
Doris
Wastl-Walter in einem Brief an den Dekan der verantwortlichen
Wiso-Fakultät. Rektor Urs Würgler macht den kritischen
Professoren
indes keine Hoffnung: Der Beschluss sei definitiv, sagt er.
Hans-Rudolf Wicker, Direktor des Instituts für
Sozialanthropologie, und
Christian Windler, Direktor des Historischen Instituts, wendeten sich
mit ihren Schreiben direkt an den Rektor. Ihrer Ansicht nach werden im
vorgesehenen Sowi-Bachelor die soziologischen Inhalte marginalisiert.
Als Folge leiten Wicker und Windler eine "Schwächung des gesamten
Hochschulstandorts Bern" ab: Wer in Soziologie eine qualitativ
hochstehende Ausbildung erhalten möchte, werde mittelfristig eine
andere Schweizer Universität wählen: "Zürich oder
Basel." Dass auch
alle Nebenfachstudierenden der Soziologie vom Entscheid betroffen
seien, dürfe nicht vergessen gehen.
Für Rektor Urs Würgler ist der gesamte Aufruhr
unverständlich. "Warum
gerade rund um die Soziologie ein solches Theater gemacht wird, kann
ich nicht nachvollziehen", sagt Würgler. Ab und an müssten
Studiengänge
revidiert werden, nirgends sonst, nur bei den Soziologen, werde ein
derartiges Brimborium veranstaltet.
Grundsätzlich, sagt Würgler, sei es müssig, sich
für die Soziologie
stark zu machen: Deren Existenz werde von der Unileitung nicht infrage
gestellt. Die gesamte Professorenschaft der Philosophisch-historischen
Fakultät sieht dies indes anders: Die Soziologie werde zugunsten
eines
neuen Studienprogramms Sozialwissenschaften "aufgehoben", heisst es in
einem internen Brief. Ohne Gegenstimme haben die Professorinnen und
Professoren zudem beschlossen, der Universitätsleitung
vorzuschlagen,
die Soziologie von der Wiso- an die Phil.-hist.-Fakultät zu
transferieren. "Denn eine Hochschule ohne Soziologie ist keine
Volluniversität mehr", argumentieren sie. Würgler hält
dagegen: Ein
Transfer der Soziologie an eine andere Fakultät würde der
vorgesehenen
Ausrichtung des Departements Sozialwissenschaften widersprechen.
Pulver hat interveniert
Über die neusten Entwicklungen im Fall Soziologie und die
kritischen
Schreiben verschiedener Professoren ist der kantonale Bildungsdirektor
Bernhard Pulver nicht im Detail informiert. Pulver hat die Oberaufsicht
über Berns Hochschulen und verfügt über die
Möglichkeit, gegebenenfalls
zu intervenieren: "Wird beispielsweise die Soziologie de facto
abgeschafft, würden wir einschreiten", sagt Pulver. Als Massnahme
kämen
im Extremfall finanzielle Kürzungen infrage. Soweit sei man aber
noch
längst nicht. Vorerst habe er die Unileitung lediglich dazu
angehalten,
mit den betroffenen Akteuren nach Lösungen zu suchen; dieser
Prozess
sei im Gang.
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PARTY-DROGEN
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Tagesanzeiger 3.6.09
Alkohol bleibt das Hauptproblem
Schüepp Werner
In der Stadt Zürich haben sich die Tendenzen zum
übermässigen
Alkoholkonsum und die damit verbundene Gewaltbereitschaft vor allem bei
Jugendlichen und jungen Erwachsenen gegenüber dem Vorjahr
verschärft.
Dies geht aus dem städtischen "Monitoringbericht Drogen und Sucht
2009"
hervor. Der Bericht erscheint zum fünften Mal und entsteht im
Auftrag
der stadträtlichen Delegation für Drogen- und Suchtpolitik.
Er bietet
einen umfassenden Überblick über Tendenzen im
Suchtmittelbereich. Die
Stadt habe bereits zusätzliche Massnahmen im Rahmen einer
Taskforce
Jugendgewalt beschlossen, heisst es in einer Medienmitteilung. Bei den
illegalen Drogen lassen sich keine neuen Trends feststellen. Laut dem
Bericht sei die Drogenszene dank den Anstrengungen der Stadt im
öffentlichen Raum kaum mehr sichtbar. (wsc)
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NZZ 3.6.09
An Partys sind nebst Alkoholika vermehrt auch Medikamente im Spiel
Jüngster Drogenbericht der Stadt Zürich bestätigt
bekannte Trends, liefert aber auch Anzeichen für neue
Bei jungem Partyvolk fliesst in zunehmendem Masse der Alkohol,
aber es
wird laut dem fünften Stadtzürcher Drogenbericht auch
vermehrt mit
Medikamenten experimentiert. Der Internethandel begünstigt diesen
Trend.
urs. Der übermässige Alkoholkonsum von
Jugendlichen ist in der Stadt
Zürich weiterhin ein zunehmendes Problem. Dies gehört zu den
Schlüssen
der fünften Ausgabe des jährlichen Monitoringberichts zum
Thema Drogen
und Sucht, den die zuständige stadträtliche Delegation
jeweils
departementsübergreifend erstellen lässt.
In dem gestern publizierten Papier ist vom
"szenenübergreifenden
Problem exzessiven Alkoholkonsums (. . .) bei bei den jüngeren
Partybesucherinnen und -besuchern" die Rede und davon, dass sich im
Berichtjahr 2008 dieser Trend in der Gruppe der 16- bis
18-Jährigen
besonders klar nachweisen lasse. Auf der Suche nach Ursachen orten die
Verfasser unter anderem "kontraproduktive Werbeeffekte durch
Medialisierung der Botellónes". Nebst dem Alkohol scheinen sich
in die
Partyszene Stoffe einzuschleichen, die dort bis anhin eher eine
marginale Rolle gespielt haben: Vermehrt missbrauchten Partygänger
laut
Experten Substanzen, die statt unter das Betäubungs- unter das
Arzneimittelgesetz fielen und über das Internet zu beziehen seien,
heisst es im Bericht. Welche Inhaltsstoffe dabei genau konsumiert
würden, sei allerdings nicht erhoben.
Internethandel mit Arzneimitteln
Nach wie vor "stark ausgeprägt", ja leicht im Steigen
begriffen sei
überdies in den meisten Szenen der Kokainkonsum, während der
Cannabiskonsum eher stagniere und bei den 15- bis 17-Jährigen gar
klar
an Bedeutung verliere. Rückläufig sind seit Jahren zudem die
Zahlen des
Heroinkonsums. Trotzdem war die kantonsweit erhobene Zahl der
Todesfälle, die unmittelbar auf Drogenkonsum zurückgingen, im
Berichtsjahr mit 59 hoch; sie lag um 11 über der Vorjahresmarke
und
stellte den dritthöchsten Wert seit der Jahrtausendwende dar.
Stark
rückläufig war hingegen die Zahl der polizeilich erfassten
Betäubungsmitteldelikte; sie sank in der Stadt von 11 219 auf
9567, den
Tiefstwert der vergangenen acht Jahre.
Der Bericht soll dem Stadtrat als Basis für die
künftige Drogenpolitik
dienen; er ist unter anderem auf eine lokale Trendstudie des Instituts
für Sucht- und Gesundheitsforschung Zürich aus dem Jahr 2008
gestützt.
Ungebrochen ist gemäss dieser die im Vorjahr festgestellte
Entwicklung,
dass der Handel mit illegalen Substanzen vermehrt im privaten Umfeld
statt in Klubs abgewickelt wird und der Konsum verdeckt stattfindet.
Was den Ecstasy-Markt betrifft, stimmt eine Erkenntnis besonders
nachdenklich: Noch nie seit Einführung des Drug-Testing seien so
viele
verunreinigte Pillen verzeichnet worden wie im Berichtsjahr. Die
Autoren prägen in diesem Zusammenhang den Begriff eines "stark
risikobehafteten Ecstasy-Markts".
Stärker genutzte Notschlafstellen
Der Bericht liefert ferner auch Daten zu Einrichtungen, welche
die
Stadt oder Private für Randständige zur Verfügung
stellen. Diesem Teil
ist zu entnehmen, dass aus nicht geklärten Gründen die Zahl
der
Übernachtungen in den beiden Notschlafstellen nach jahrelangem
Rückgang
2008 wieder gestiegen ist, und zwar auf rund 10 500.
---
Landbote 3.6.09
Alkohol ist das grösste Problem
Pascal Unternährer
Der neue Drogenbericht der Stadt Zürich zeigt: Der zunehmende
Alkoholkonsum durch Jugendliche führt zu immer mehr Gewalt. Bei
den
harten Drogen gibt es auch positive Tendenzen.
zürich - "Der übermässige Alkoholkonsum durch
Jugendliche und junge
Erwachsene ist derzeit das dominierende Problem", sagt Renate Monego.
Die Direktorin der städtischen Gesundheitsdienste und Mitautorin
des
fünften Monitoringberichts Drogen und Sucht räumt zwar ein,
dass dieser
Befund nicht ganz neu ist. Auch das sogenannte "Komatrinken" ist
längst
bekannt. Eine neuere Erscheinung ist aber, dass immer öfter Gewalt
oder
Vandalismus ins Spiel kommt. Beispiele dafür sind die
grösseren
Krawalle wie am 1. Mai oder bei Fussballspielen. Aber auch
"alltägliche" Gewalt durch alkoholisierte junge Männer wie
jüngst am
Bahnhof Kreuzlingen rütteln auf. Problematisch ist, so Monego,
dass der
massive Alkoholkonsum nicht in einzelnen Szenen zu beobachten ist,
sondern alle Szenen umfasst.
Deshalb will die Stadt hier vermehrt ein Auge drauf richten. Die
achtköpfige Taskforce Jugendgewalt ist seit einem Jahr an der
Arbeit.
Derzeit wird ein Massnahmenpaket erarbeitet, das bald präsentiert
wird.
Defizite sind etwa bei der Koordination der Präventionsmassnahmen
geortet worden. Weitere Themen sind der polizeiliche Umgang mit
völlig
betrunkenen Jugendlichen oder Internet-Fahndungsbilder von
Gewalttätern
(vgl. "Landbote" vom 29. Mai). Zum Paket gehören auch die
jüngst
vorgeschlagenen "alkoholfreien Zonen" - etwa um Fussballstadien. Als
"Teilerfolg" wird im Bericht verzeichnet, dass Jugendliche etwa an
Tankstellenshops weniger gut an Alkohol herankommen.
Laut Renate Monego ist 2008 keine "neue" Droge aufgetaucht. Vielmehr
sind Substanzen wie GBL oder GHB ("flüssiges Ecstasy" oder
"Vergewaltigerdroge") wieder rückläufig. Auch Ecstasy-Pillen
wurden
2008 von der Polizei weniger sichergestellt: 4100 statt 17 200 im Jahr
2007. Dasselbe gilt für Kokain: Es wurden "nur" 11 Kilogramm
gefunden,
was im Vergleich zu 2006 (87 Kilo) wenig ist. Monego warnt aber vor
falschen Rückschlüssen: "Ein grosser Fund in einem Jahr
bringt die
ganze Statistik durcheinander." Seit fünf Jahren stetig abnehmend
ist
nur Haschisch, wobei Marihuana in immer grösserem Umfang
sichergestellt
wird.
Widersprüche zum Kokain
Klar feststellbar ist laut Bericht, dass in den Clubs viel weniger mit
illegalen Drogen gedealt wird, Handel und Konsum eher im Verborgenen
stattfindet und keine Tendenz zu einer offenen Drogenszene sichtbar
ist. Deshalb sei es für potenzielle Neueinsteiger schwieriger
geworden,
entsprechende Kontakte zu knüpfen. Der Heroinkonsum nimmt langsam,
aber
stetig ab. Das Durchschnittsalter der Konsumenten von Opiaten steigt
seit 2004.
Zu den Modedrogen der Nullerjahre gehört Kokain. Dazu ist
Widersprüchliches zu erfahren. Während "Trendscouts" von
einer Zunahme
des Konsums sprechen, nehmen Experten eher eine Stagnation wahr.
Insgesamt ist aber von einem "ausgeprägten Kokainkonsum" in allen
Szenen die Rede. Als Problem wird der vermehrte Konsum von übers
Internet bezogenen Medikamenten bezeichnet. (pu)
---
20min.ch 2.6.09
Akt. 02.06.09; 22:09 Pub. 02.06.09; 23:08
Monitoringbericht
Verunreinigtes Ecstasy im Umlauf
von Marco Lüssi
Immer gefährlichere Ecstasy-Pillen, viel Kokain und immer mehr
Alkohol:
Diese Tendenz stellt die Stadt Zürich in der Party-Szene fest.
Für ihren "Monitoring bericht Drogen und Sucht 2009" hat die Stadt
Zürich Trendscouts und Experten nach ihren Beobachtungen zum
Drogenkonsum in den Zürcher Szenen befragt. Dabei zeigte sich: In
der
Stadt sind immer gefährlichere Pillen im Umlauf. "Vermehrt wurde
bei
Pillen-Testings dosiertes und verunreinigtes Ecstasy festgestellt",
sagt Renate Monego, Direktorin der städtischen Gesundheitsdienste.
Andere Substanzen haben möglicherweise auch wegen der sich
verschlechternden Ecstasy-Qualität Aufwind: So hat etwa der
Missbrauch
von Medikamenten zugenommen. "Hier ist vor allem der Kauf von
Medikamenten im Internet, etwa Schmerzmittel, ein zunehmendes Problem",
so Monego.
In den Clubs sind illegale Drogen schwieriger erhältlich als auch
schon. Monego: "Die Clubbetreiber schauen vermehrt nicht mehr weg und
schreiten gegen den Handel und Konsum ein." An Drogen heranzukommen ist
daher ohne Kontakte aufwendiger als früher.
Das grösste Problem - noch vor dem weiterhin hohen Kokainkonsum -
bleibt laut Bericht eine legale Drogen: Gerade bei 16- bis
18-jährigen
und noch jüngeren Zürchern nimmt der exzessive Alkoholkonsum
zu - und
damit auch die Jugendgewalt.
--
Info-Box
Diese Drogen sind bei den Zürchern out
Der Drogenbericht der Stadt Zürich zeigt auch, welche Substanzen
bei
den Zürchern out sind: Rückgängig ist der Konsum von
LSD, Zauberpilzen
und Speed. Auch die K.-o.-Droge GHB/GBL ist nicht mehr so verbreitet
wie auch schon - sie ist nur noch in der Gay-Szene en vogue. Und beim
Cannabis-Konsum gibt es eine Stagnation. Auf der Strasse nimmt der
Konsum von Heroin weiterhin ab, dafür wird immer häufiger
Crack
geraucht.
---
stadt-zuerich.ch
2.6.09
Gesundheits- und Umweltdepartement
2. Juni 2009
Monitoring Drogen und Sucht 2009 der Stadt Zürich
Der städtische Monitoringbericht Drogen und Sucht steht 2009 zum
fünften Mal in Folge zur Verfügung. Er zeigt die Angebote,
welche die
Stadt Zürich und private Institutionen im Bereich des
problematischen
Umgangs mit Drogen und Sucht zur Verfügung stellen. Nach wie vor
steht
der Umgang mit Alkohol und damit verbunden die vermehrte
Gewaltbereitschaft vor allem auch im Umfeld der Jugendlichen im
Vordergrund. Insgesamt setzen sich jedoch die bekannten Trends bei den
legalen und illegalen Dro-gen fort.
Die Massnahmen zur Umsetzung der städtischen Drogen- und
Suchtpolitik
zeigen ihre Wirkung. Die überdepartementalen Strukturen in der
Umsetzung bieten nach wie vor Gewähr, dass eine offene Drogenszene
nicht wieder entstehen kann. Obschon im öffentlichen Raum die
Drogenproblematik kaum mehr sichtbar ist, kann dieser Zustand nur dank
dem kontinuierlichen Einsatz aller Akteure in den vier Säulen der
Drogen- und Suchtpolitik aufrecht erhalten werden.
Bereits bekannte Trends setzen sich fort
Die zunehmende Gewaltbereitschaft im Zusammenhang mit
übermässigem
Alkoholkonsum ist insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen
ein grosses Thema. Hier hat die Stadt Zürich bereits
zusätzliche
Massnahmen im Rahmen der Task Force Jugendgewalt beschlossen.
Bei den illegalen Drogen setzen sich die Trends der letzten Jahre fort.
Der vorliegende Monitoringbericht gibt mit einem Kennzahlenteil, mit
epidemiologischen Grundlagen und einer Trendstudie Auskunft über
die
Auslastung der vielfältigen Angebote und zeigt zudem
Hintergründe und
Analysen auf.
Die Entwicklungsfelder im letzten Teil des Berichtes geben Hinweise
über die strategische Ausrichtung der städtischen
Handlungsfelder. Der
Monitoringbericht entsteht im Auftrag der stadträtlichen
Delegation für
Drogen- und Suchtpolitik.
Thema: Gesundheit
Organisationseinheit: Städtische Gesundheitsdienste
Monitoringbericht Drogen und Sucht 2009
http://www.stadt-zuerich.ch/content/dam/stzh/gud/Deutsch/Gesundheit/Gesundheitspolitik/Publikationen%20und%20Broschueren/Monitoringbericht_Drogen_und_Sucht_2009.pdf
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RABE-INFO 2.6.09
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RaBe- Info 02.Juni 2009
http://www.rabe.ch/pod/get.php?web=RaBe-Info-2009-06-02-53515.mp3
- Schweizer Schwulengeschichte im Internet
http://www.schwulengeschichte.ch/
- Schweizer Naturschutz in der Stadt
http://www.pronatura.ch/content/index.php?lang=1&mz=2
- Schweizer Braunbären im Dälhölzli
http://www.tierpark-bern.ch/start.htm
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GAY HISTORY
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Tagesanzeiger 3.6.09
Vor 30 Jahren hätten sie in Zürich nicht Händchen halten
können
Franz Freuler und Jürg Zaugg sind seit 35 Jahren ein Paar. 1999
küssten
sie sich erstmals in der Öffentlichkeit - an der Demo für das
Partnerschaftsgesetz in Bern.
Von Monica Müller
Franz Freuler wuchs in der Seegemeinde Schmerikon auf, wo sein Vater 18
Jahre lang Kirchenpräsident war. "Dunkelschwarz, katholischer als
katholisch war es; da konnte man sich nichts leisten", erzählt
Freuler
im Zelt des schwullesbischen Festivals Euro-Pride. Er besuchte die
Klosterschule Disentis, machte eine Mechanikerlehre und jobbte daneben
in einem Hotel. Mit dem Lohn leistete er sich ein Auto und brauste bei
jeder Gelegenheit nach Zürich: "Damals gabs noch keine
Tempolimite."
Besonders gut gefiel es ihm im Schwarzen Kater, dem Barfüsser oder
im
Mary Oldtimers, der Kneipe der 90-jährigen Mary. Sie bewirtete die
Schwulen ohne Kühlschrank, aber mit viel Herz. Der Vater verstand,
was
den Sohn in die Stadt zog, und bat ihn, auf die Familie Rücksicht
zu
nehmen.
Jürg Zaugg wuchs in Bümpliz auf, wo es "nicht ganz so
dunkelschwarz"
war. Als die Mutter eines Tages in seinem Tagebuch blätterte,
erfuhr
sie, dass der Sohn schwul war, und schleppte ihn sofort zu einer
Psychiaterin. Die ältere Dame fragte ihn als Erstes: "Möchten
Sie
überhaupt auf die Hetero-Seite wechseln?" Zaugg verneinte, und die
Psychiaterin meinte: "Dann lassen Sie das bleiben." Sie schickte den
jungen Mann nach Hause und knöpfte sich stattdessen seine Mutter
vor.
Nach der Lehre als Koch zog Zaugg zu Hause aus und tingelte im
Gastgewerbe von Job zu Job.
"Ihre vermeintliche Veranlagung"
Am 23. Dezember 1974 lernten sich Freuler und Zaugg, damals 30 und 22
Jahre alt, in der Zürcher Metrobar, einer kleinen Schwulenbar in
der
City, kennen. Zaugg war Kellner, Freuler Gast und mit dem ersten Drink,
der über die Theke ging, war es um die beiden geschehen. "Es
funkte
gleich", sagen beide. Drei Tage später assen sie mit Zauggs
Familie zu
Mittag, und am selben Tag zog Jürg bei Franz ein. "Mit 30 war das
auch
für die Familie Freuler kein Riesengeheimnis mehr."
Ein Comingout war in den 70er-Jahren schlicht undenkbar: "Niemand
fragte nach unserer Lebensform. Die näheren Freunde wussten
Bescheid,
thematisierten das aber kaum." In den Zürcher Schwulenbars wurde
zwar
wild gefeiert, doch auf der Strasse Händchen zu halten, kam
für Männer
nicht in Frage. 1999, an der Demonstration für das
eidgenössische
Partnerschaftsgesetz, küssten sie sich erstmals öffentlich -
auf dem
Berner Bundesplatz.
Freuler war bis zu seiner Pensionierung Kommandant des Zürcher
Zivilschutzes. Nur einmal fühlte er sich von seinem Arbeitgeber
diskriminiert. Man wollte ihn für eine Stelle gewinnen, doch dann
ersuchte der Personalchef um ein Treffen auswärts. Er sagte zu
Freuler:
"Ihre vermeintliche Veranlagung zwingt uns, die Stelle auszuschreiben."
Als Freuler naiv nachfragte, was er denn damit meine, beendete der
Personalchef das Gespräch. Die Stelle wurde dann doch nicht
ausgeschrieben, und Freuler kriegte sie.
Vermummte Schwule im SF
Dass Freuler seinen Lebenspartner nie an Anlässe mit Begleitung
mitnehmen konnte, fand er zwar schade. "Aber wir gehören nun mal
einer
Generation an, die das nicht erwarten konnte." Sie erinnern an die
erste Sendung des Schweizer Fernsehens, "Telearena", zum Thema
Homosexualität vom 12. April 1978, bei der Schwule und Lesben
vermummt
mitdiskutierten. "Schon das war ein Tabubruch." Kurz darauf, im Juni
des gleichen Jahres, fand der erste Christopher Street Day (CSD) in der
Schweiz statt - in Zürich. Die Veranstaltung galt der Abschaffung
des
Homo-Registers der Stadtpolizei Zürich.
Nie hätten sie sich erträumen lassen, dass der Kampf um
Gleichberechtigung im eidgenössischen Partnerschaftsgesetz gipfeln
könnte. "Das war eine wahnsinnige Genugtuung!" Sie waren eines der
ersten schwulen Paare, das sich in der Schweiz traute. "Nach 30 Jahren
wilder Ehe wollten wir uns vor allem rechtlich besser absichern", sagt
Freuler, "dass wir zusammengehören, wussten wir schon längst."
Schwulengeschichte ab heute online
Franz Freuler und Jürg Zaugg sind eines von vielen schwulen
Paaren,
deren persönliche Geschichte Etappen der Emanzipation aufzeigt. Ab
heute gibt eine Website Einblick in unzählige weitere Schicksale
und
ein Stück Schweizer Sozialgeschichte. Die Autoren Ernst Ostertag
und
Röbi Rapp haben Jahrzehnte lang Quellen, Fakten und Berichte von
Zeitzeugen zusammengetragen und jetzt online publiziert. Sie
möchten
mit ihrer Arbeit allen Kämpfern für Gleichberechtigung eine
Stimme
geben und die späteren Generationen an diese Geschichte erinnern.
Die
Themen reichen von der Verbrennung eines Männerpaares 1482 in
Zürich
über mediale Diffamierungskampagnen gegen die frühe
Schwulenbewegung
bis hin zum ersten Christopher Street Day in Zürich und der
Petition
gegen das Homoregister. Die Broschüre "Es geht um Liebe"
ergänzt die
Webseite, die - von einer Arbeitsgruppe betreut - ständig wachsen
soll.
(mom)
http://www.schwulengeschichte.ch
---
Landbote 3.6.09
Gesammelte Strategien zum Überleben
Sabine Arnold
Über 1000 Seiten hätte das Buch umfasst, in dem Ernst
Ostertag und Röbi
Rapp die hiesige Schwulengeschichte nachzeichnen. Ab heute ist die
Materialfülle online.
ZÜRICH -Rechtzeitig zum grossen Abschluss der Europride ist ein
umfassendes Werk zur Geschichte der Homosexuellen in der Schweiz fertig
geworden. Ernst Ostertag und Röbi Rapp - 79-jährig und seit
53 Jahren
ein Paar - haben Bild- und Textmaterial zusammengetragen und mit
anderen Zeitzeugen gesprochen. Bald einmal wurde klar: Mit über
tausend
Seiten würde der Rahmen eines Buches gesprengt. Deshalb entschied
man
sich für das vom Platz her unbegrenzte und moderne Medium
Internet. Ab
heute ist die Material- und Textfülle unter www.schwulengeschichte.ch
abrufbar, auf 240 digitalen Seiten, illustriert mit über 400
Bildern.
Es sei unser Privileg, in einer Zeit und Gesellschaft zu leben, in der
Schwule und Lesben zu ihren Gefühlen stehen dürften und in
der das Volk
das Partnerschaftsgesetz annimmt, schreibt David Streiff in seiner
Würdigung. Der Präsident der Fotostiftung Schweiz und
ehemalige
Direktor des Bundesamtes für Kultur war in der Projektgruppe
für die
Website dabei. "Die Arbeit der beiden ist eine Pioniertat", sagte er
gestern an einer Präsentation der Seite vor den Medien. Er kenne
nichts
Vergleichbares zur Schwulengeschichte eines Landes.
"Wir brauchen als Gemeinschaft unsere Wurzeln", sagte Autor Ernst
Ostertag. "Die sind mit dieser Website offengelegt." In der Einleitung
schreibt er, die Schwulengeschichte bestehe zu hundert Prozent aus
Überlebensstrategien von Menschen, die schuldlos zu Schuldigen
gestempelt worden seien.
Lebendig verbrannt
Seine Nachforschungen reichen weit zurück, zum Beispiel bis zum
Ritter
Richard Puller von Hohenburg. Dieser wurde 1482 in Zürich zusammen
mit
seinem Knecht, zu dem er eine sexuelle Beziehung gehabt haben soll, bei
lebendigem Leibe verbrannt. Oder es ist vom Glarner "Putzmacher"
Heinrich Hössli die Rede, der 1836 als Erster den
deutschsprachigen
Lesern die Männerliebe der Griechen bekannt machte. Ausserdem ist
nachzulesen, wie es kam, dass in der Schweiz 1942 homosexuelle Akte
unter Erwachsenen entkriminalisiert wurden.
Die Website geht auf eine Ausstellung zurück, die 2002 in
Zürich
stattfand und den Kampf um Anerkennung der Schwulen und Lesben an
Einzelschicksalen zeigte. Die Seite beleuchtet fast ausschliesslich die
Geschichte der Schwulen. Gut möglich, dass sie eines Tages durch
die
lesbische Emanzipation ergänzt wird. Das Projekt werde
weitergeführt,
sagte Projektleiter Christian Fuster, getragen von verschienen
Schwulenorganisationen. Als Ergänzung dient die Broschüre "Es
geht um
Liebe", die online oder in Buchhandlungen zu kaufen ist. (sa)
Parade und Stadtfest am 5./6. Juni
Am Freitag um 17 Uhr beginnt in der Innenstadt das Europride-Stadtfest.
Die Gay-Parade startet am Samstag um 15 Uhr beim Hafendamm Enge und
endet um 17 Uhr auf dem Münsterhof. Dort spricht u. a.
Stadtpräsidentin
Corine Mauch (SP).
---
Zürichsee-Zeitung 3.6.09
"Schwulengeschichte.ch"
Homosexuelle Geschichte im Netz
Der Kampf homosexueller Schweizer um Akzeptanz und Gleichberechtigung
währt seit gut 170 Jahren. Die Website www.schwulengeschichte.ch
widmet
sich diesem Kapitel schweizerischer Sozialgeschichte. Die Website
umfasst rund 240 digitale Seiten. Illustriert ist sie mit über 400
Bildern, wie es in einer Mitteilung der Betreiber von gestern heisst.
Die Fotos stammen teilweise aus dem privaten Archiv von Ernst Ostertag
und Röbi Rapp. Die beiden kämpfen seit 59 Jahren um
Akzeptanz. Sie
waren in Zürich das erste gleichgeschlechtliche Paar, das seine
Partnerschaft eintragen liess.
Ausserdem wirkten sie an der Ausstellung "unverschämt - Lesben und
Schwule gestern und heute" im Stadthaus Zürich 2002 mit. Diese
zeigte,
worum es Ostertag und Rapp ein Leben lang ging: an Einzelschicksalen
aufzuzeigen, welche Etappen die Emanzipation einer Minderheit und ihr
Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung durchlaufen hat.
Die Website sei das Resultat einer jahrzehntelangen Aufarbeitung. Die
Website zeige die Meilensteine, welche die lange und von vielen
Rückschlägen begleitete Geschichte der schwulen Emanzipation
am
Beispiel der Schweiz ausmachen, schreibt David Streiff, ehemaliger
Direktor des Bundesamtes für Kultur, auf der Homepage. (sda)
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RECHTSEXTREME UNGARN
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NZZ 3.6.09
Ungarns Parteien kämpfen mit harten Bandagen
Die rechtsextreme Gruppierung Jobbik schürt Ängste vor den
Minderheiten
Von unserem Korrespondenten Charles E. Ritterband
Die Polarisierung in Ungarn nimmt zu, und zwar nicht nur zwischen
den
beiden Grossparteien, den regierenden Sozialisten und dem
oppositionellen Fidesz, sondern auch zwischen den Kleinparteien, den
Liberalen und der rechtsradikalen Jobbik. Diese kämpft mit
nationalistischen Slogans und rassistischen Stereotypen für ihre
politischen Ziele.
Budapest, im Mai
Die ungarische Regierung ist ein wackliges Gebilde. Gestellt wird
sie
von den Sozialisten (MSZP), die zwar gegenwärtig noch über
190 der 386
Parlamentsmandate verfügen. Aber die Popularität der Partei
schwindet
rasant. Seit dem dramatischen, einer Kapitulation gleichkommenden
Rücktritt des Regierungschefs Ferenc Gyurcsany im März und
dem
fliegenden Wechsel zum parteilosen Gordon Bajnai und dessen
Expertenkabinett Mitte April stürzten die Umfragewerte der MSZP in
Bodenlose. Die neue Regierung wurde durch den Schachzug eines
"konstruktiven Misstrauensvotums" ermöglicht. So konnten die
Sozialisten die von der Mehrheit der Bevölkerung gewünschten
Neuwahlen
verhindern und die Macht in den Händen behalten.
Zweifel an der Übergangsregierung
Nur 29 Prozent der von Meinungsforschern befragten Ungarn halten
Bajnai und sein Expertenkabinett für fähig, die schwere
Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen; 50 Prozent der Befragten
äussern Zweifel. Weit mehr als die Hälfte der Befragten
gäbe
vorgezogenen Neuwahlen den Vorzug; Wahlen, in denen der oppositionelle
rechtskonservative, populistisch agierende Fidesz unter Viktor Orban
laut allen Voraussagen der Demoskopen haushoch gewinnen würde.
Bestenfalls die städtischen Eliten vermögen dem rigorosen
Notprogramm
Bajnais noch etwas Positives abzugewinnen, nicht aber die
Bevölkerungsmehrheit. Die Polarisierung zwischen links und rechts
nimmt
stetig zu.
Vorerst finden keine Parlamentswahlen statt, und der
reguläre
Wahltermin im Frühling kommenden Jahres liegt noch in weiter
Ferne.
Doch die Wahlkampf-Parolen sind schon vorhanden. "Es reicht",
wiederholen die Politiker des oppositionellen Fidesz wie ein Mantra.
Gemeint ist damit die ungeliebte Regierung der Sozialisten. Deren wenig
aussagekräftiges Motto lautet: "Erneuerte Kraft". Damit soll zum
Ausdruck gebracht werden, dass der Wechsel zu Bajnai die Sozialisten
mit neuer Kraft erfüllt.
Der Fidesz versäumt es nie, auf die "Periode des Scheiterns
und der
Enttäuschungen" unter der Regierung der Sozialisten hinzuweisen.
Während andere osteuropäische Länder von ihrem
EU-Beitritt hätten
profitieren können, sei in Ungarn die Zeit stehengeblieben. "Ja,
Ungarn
kann mehr!", propagiert der Fidesz und ist bemüht, seine
Regierungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Er präsentiert
Alternativen zum sozialistischen Regierungsprogramm und kritisiert
insbesondere die Verwendung von EU-Mitteln durch die Regierung. Diese
sollten, so argumentiert der Fidesz, nicht in spektakuläre
Staatsinvestitionen fliessen. 30 Prozent der Mittel müssten
vielmehr
für die Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen
verwendet
werden. Der Fidesz wirft der Regierung ausserdem vor, die
Einführung
des Euro durch eine inkonsistente Budgetpolitik zu verzögern.
Die Zukunft der beiden Kleinparteien an den entgegengesetzten
Enden
des politischen Spektrums ist ungewiss. Die Liberaldemokraten, noch bis
vor einem Jahr Koalitionspartner der Sozialisten, kämpfen um ihr
politisches Überleben. Vorläufig kommt ihnen mit immer noch
20 Sitzen
im Parlament eine bedeutende Rolle zu. Sie unterstützen fallweise
die
Übergangsregierung Bajnai. Die Liberalen bieten den früheren
Partnern
nicht aus Sympathie oder politischer Affinität Rückendeckung,
sondern
aus wohlkalkuliertem Eigeninteresse. Ein Scheitern der Regierung Bajnai
und vorgezogene Neuwahlen würden für sie laut den heutigen
Meinungsumfragen das Ende ihrer Präsenz im Parlament bedeuten.
Die rechtsextreme Kleinpartei Jobbik ("Für das bessere
Ungarn") hofft,
bei den nächsten Wahlen erstmals ins Parlament einzuziehen. Die
Chancen
dafür stehen keineswegs schlecht. Jobbik ist eine junge Partei. Im
Jahre 2004 aus einer Hochschulgemeinschaft antikommunistischer
Studenten entstanden, wurde sie rasch zum Sammelbecken der ungarischen
Rechtsextremen. In den Parlamentswahlen von 2006 kandidierte Jobbik
gemeinsam mit der rechtsextremen Partei Miep des Schriftstellers Istvan
Csurka, vermochte aber die Fünfprozenthürde für den
Einzug ins
Parlament nicht zu überwinden.
Im letzten Januar jedoch errang Jobbik im Budapester Stadtteil
Ferencvaros in einem lokalen Urnengang 8,5 Prozent der
Wählerstimmen.
Dieser Teilerfolg wurde zum Triumph hochstilisiert. Seither verwendet
Jobbik diese Zahl wie eine magische Formel, sie prangt auf
Flugblättern, wo sich Jobbik als "einzige nationale Partei"
präsentiert
- mit Slogans wie "Ungarn den Ungarn", "Recht und Ordnung",
"Besteuerung der multinationalen Konzerne", "Die Verantwortlichen
hinter Schloss und Riegel".
Gegenseitige Beschuldigungen
Zwei Dinge sind bemerkenswert auf diesen Flugblättern: das
Logo,
welches unverkennbar durch zwei rote SS-Runen gebildet wird, und die
neue Galionsfigur, die dieser sonst eher unappetitlich wirkenden
Extremistenpartei ein sympathisches Gesicht verleihen soll,
nämlich
Krisztina Morvai. "Unsere Stärke ist eine Frau", steht unter der
Fotografie der attraktiven 46-Jährigen. Morvai, formell nicht
Mitglied
der Jobbik-Partei, ist Juristin und Dozentin für Strafrecht an der
Budapester Lorand-Eötvös-Universität. Morvais Konterfei
prangt auch auf
dem Titelblatt der Parteizeitschrift "Die Barrikade - das Blatt der
neuen Kraft". Auf der letzten Seite der Broschüre wird mit den
rivalisierenden Liberalen abgerechnet. Jobbik versucht, die
Argumentation des Fidesz zu widerlegen, eine Stimme für Jobbik sei
eine
verlorene Stimme. Genau dasselbe gilt für die Liberalen, die um
ihre
Parlamentssitze bangen müssen.
Für beide Kleinparteien geht es darum, sich als "dritte
Kraft" zu
etablieren. In der Wahl ihrer Mittel wenig zimperlich, verunglimpfen
sie den politischen Gegner. Die Liberalen führen der
Bevölkerung die
Gefahr von rechts drastisch vor Augen: Drei brave Bürger werden
drei
gefährlichen Rechtsextremen - einem grimmigen Skinhead, einem
verhüllten Demonstranten sowie einem Angehörigen der
Ungarischen Garde
- gegenübergestellt.
Die Partei Jobbik persifliert diese Darstellung der Liberalen,
indem
sie dem Porträt ihres Parteichefs, Gabor Vona, unter der Frage
"Wer
wird die dritte Kraft?" ihre drei wichtigsten Feindbilder
gegenüberstellt. Zwei sich umarmende Homosexuelle: "Ist das die
Zukunft
Ungarns?" "Wer soll über die Gesetze wachen?", lautet der Text
neben
dem Porträt von Ivan Sztojka, einem Angehörigen der
Roma-Minderheit,
der beschuldigt wird, den rumänischen Handballer Marian Cozma
ermordet
zu haben. Der Sportler war am 9. Februar in der westungarischen Stadt
Veszprem umgebracht worden. Und schliesslich, neben der Fotografie
eines orthodoxen Juden im Stil der berüchtigten
"Stürmer"-Karikaturen
aus der NS-Zeit: "Wer soll über die Wirtschaft entscheiden?"
Jobbik
schürt den Hass gegen Minderheiten aus politischem Kalkül;
systematisch
bedient die Partei die um sich greifende Angst der Ungarn vor
wirtschaftlicher Not und einer angeblich zunehmenden
"Zigeuner-Kriminalität".
Bemühungen um Abgrenzung
Der Fidesz-Chef Viktor Orban sieht sich einem Kampf an zwei
Fronten
ausgesetzt. Die Strategie, alle Wähler des rechten Spektrums zu
absorbieren, ist nicht aufgegangen. Mit dem Druck der Wirtschaftskrise
gewinnt Jobbik mit ihren simplen, hasserfüllten Parolen an
Attraktivität gegenüber dem vergleichsweise gemässigt
auftretenden
Fidesz. Dieser ist bemüht, sich klar von Jobbik abzugrenzen. Der
Fidesz
bezeichnet das Roma-Thema zwar als "explosiv", aber die
Lösungsansätze
tönen konstruktiv: bessere Chancen in der Ausbildung und bei der
Suche
nach Arbeitsplätzen sowie Abbau von Stereotypen und Vorurteilen
als
Schlüssel zur Integration dieser Minderheit.
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ANTI-ATOM
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Bund 3.6.09
IG wehrt sich gegen neue KKW-Zufahrt
Buttenrieder fürchten um Lebensqualität
Rund 50 Buttenrieder machen mobil gegen die Pläne der BKW, die
Zufahrtsstrasse für das Ersatzkernkraftwerk Mühleberg rund um
das
200-Seelen-Dorf zu führen.
Simona Benovici
"Wir sind nicht gegen das Kernkraftwerk an sich", sagt Peter Gerber von
der Interessengemeinschaft "Nein zur Zufahrtsstrasse Buttenried West".
Wie der Name der IG bereits sage, kämpfe man einzig für eine
bessere
Erschliessungslösung für das geplante Ersatzkraftwerk
Mühleberg.
"Alle zwei Minuten ein Laster"
Gemäss dem im vergangenen Dezember eingereichten
Rahmenbewilligungsgesuch will die BKW eine Zufahrtsstrasse in einer
Schlaufe westlich um Buttenried bauen. Dadurch soll das in sieben bis
neun Jahren Bauzeit direkt neben dem heutigen Kernkraftwerk entstehende
neue Kraftwerk erschlossen werden. Die Zufahrtsstrasse werde enorme
Lärm-, Staub-, Vibrations- und Abgasbelastungen für die
Bewohner zur
Folge haben, begründet die IG ihren Widerstand gegen die
Streckenführung. "Nach heutigem Kenntnisstand würde etwa alle
zwei
Minuten ein Lastwagen die Strasse befahren", sagt Gerber. Zudem
würden
durch den Kulturlandverlust ansässige Landwirtschafts- und
Gewerbebetriebe in ihrer Existenz bedroht.
Zwei Alternativen vorgeschlagen
Zusammen mit Vertretern der Gemeinde Mühleberg, Fachleuten der BKW
sowie Direktbetroffenen hat die IG in einer Arbeitsgruppe einen neuen
Routenverlauf für die Zufahrtsstrasse ausgearbeitet. Konkret habe
man
der BKW im März zwei Gegenvorschläge präsentiert. Die
eine Variante
sieht vor, den Verkehr via Autobahnunterführung und Tunnel durch
den
Brandwald zum Kraftwerk zu führen. Die andere Lösung
schlägt ebenfalls
einen Tunnel vor, die Streckenführung würde aber durch das
Mülholz
erfolgen.
Die IG bevorzugt letztere Variante, da dadurch nur wenig Kulturland
verloren ginge und die Lärm- und Staubbelastung für
Buttenried
minimiert werden könnte. Die BKW prüft momentan beide
Alternativen.
"Wir rechnen Ende Juni mit einer Stellungnahme", sagt Gerber. Man wolle
diesen Termin vorerst abwarten, bereite sich aber jetzt schon auf die
im Juni 2010 anlaufende öffentliche Auflage vor. "Die IG wird alle
rechtlichen Mittel ausschöpfen, um die Zufahrtsstrasse Buttenried
West
zu verhindern."
[i]
Informationsveranstaltung
Morgen findet im Schützenhaus Mühleberg eine öffentliche
Informationsveranstaltung der IG statt. Beginn 19 Uhr.
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Solothurner Zeitung 3.6.09
Aus für Atomstrom
Berner Gemeinderat setzt auf erneuerbare Energien
Spätestens im Jahr 2039, bei Vertragsablauf mit dem Atomkraftwerk
Gösgen, soll der städtische Energieversorger Energie Wasser
Bern (EWB)
aus dem Atomstrom ausgestiegen sein. Im Gegenzug will die
EWB-Besitzerin Stadt Bern mehrere 100 Millionen Franken in erneuerbare
Energien investieren.
Bruno Utz
"EWB geht keine neuen Beteiligungen an Atomkraftwerken ein und
verlängert bestehende nicht." Dieser Satz steht in der neuen
Eignerstrategie, die der Berner Gemeinderat für "seine wertvollste
Beteiligung" (Nause) EWB beschlossen hat. In der Strategie ist auch das
späteste Ausstiegsdatum festgehalten: "Innerhalb der
Betreibergesellschaft hat sich EWB für eine Stilllegung des
Atomkraftwerks Gösgen nach Ablauf der Regelzeit (spätestens
2039)
einzusetzen."
"Der Berner Bär ist schneller als der Zürcher Löwe",
sagte vor den
Medien der zuständige Gemeinderat Reto Nause (CVP) und schob nach,
die
Stadt Zürich habe ihren Ausstieg auf 2044 festgelegt.
Versorgungssicherheit bleibt
Dem Atomausstieg gleichgestellt sind in der Strategie die auch für
die
Kunden bedeutenden Eckwerte wie Versorgungssicherheit und Erhalt der
Netzqualität. Und EWB, das Unternehmen befindet sich zu 100
Prozent im
Besitz der Stadt Bern, soll sogar seinen Wert steigern.
EWB-Verwaltungsratspräsident Daniel Kramer schätzte diesen
auf "mehr
als eine Milliarde Franken". Kramer lobte die Eignerstrategie: "Es sei
wichtig, dass der Ausstieg früh entschieden ist. Die Strategie ist
realistisch. Sie macht mir einen sehr guten Eindruck, wenn wir auch bei
der Umsetzung stöhnen werden."
Gemäss Nause und Kramer berücksichtigt der
Ausstiegsplan eine
jährliche Absatzzunahme von Strom von 0,5 Prozent. Damit die
Stromversorgung aus eigener Produktion auch nach 2039 erhalten bleibt,
soll EWB in erneuerbare Energien und in das Gas- und Dampfkraftwerk
Forsthaus investieren. Letzteres soll 2013 ans Netz gehen und 2032
ersetzt werden, allenfalls durch ein Geothermie-Werk. Die für den
Produktionsausbau von durchschnittlich 11 GwH jährlich, das
entspricht
dem Stromverbrauch von rund 2000 Haushalten, notwendigen "mehrere 100
Millionen Franken" will die Stadt vor allem mit dem Verkauf von
überschüssigem Strom finanzieren. "Deshalb, und weil wir kein
Gas-Grosskraftwerk wollen, ist auch kein schnellerer Ausstieg machbar.
Wir brauchen die Erträge aus dem Verkauf von vergleichsweise
günstigem
Atomstrom", sagte Nause. EWB ist auch am deutschen Atomkraftwerk
Fessenheim beteiligt. Derzeit könne EWB rund ein Viertel seiner
Stromproduktion beziehungsweise dem Bezugsanteil aus Beteiligungen im
Handel absetzen.
Hohe Verbindlichkeit
Die Tatsache, dass die Ausstiegsstrategie mit hohen Investitionen
verbunden ist, "bürgt für deren höchstmögliche
Verbindlichkeit", sagte
Nause. Die Strategie funktioniere auch bei einem Ja des Schweizer Volks
zum Bau neuer Atomkraftwerke. "Wir müssen aber alles daran setzen,
mit
einer starken Förderung von Strom aus Wind, Sonne und Wasser ein
mit
Atomstrom vergleichbares Preisniveau zu erreichen." Atomstrom aus neuen
Kraftwerken werde aber auch teurer, sagte Kramer. Auch bei einem
Scheitern von KWO plus - EWB ist daran beteiligt - sei der Atomausstieg
machbar. Und Nause sagte: "So wie er vom Gemeinderat aufgegleist ist,
stehe ich auch persönlich hinter dem Ausstieg."
Laut Adrian Stiefel, Leiter Amt für Umweltschutz, setzt der
Gemeinderat mit dem Atomausstieg um, was dazu in der Gemeindeordnung
steht. Die Eignerstrategie berücksichtige die in der
Gemeindeordnung
festgeschriebenen Forderungen zur Nachhaltigkeit, Effizienz und
Ökologie. Innerhalb der vom Gemeinderat gesetzten strategischen
Leitplanken verfüge EWB über grosse unternehmerische
Freiheiten. Diese
Einschätzung von Stiefel bestätigte Kramer. Die geografische
Erweiterung des Vertriebsgebietes sei ebenso möglich wie die
Zusammenarbeit mit anderen Stromversorgern.
EWB wird nicht verkauft
Einen Teilverkauf von EWB lehnte der Gemeinderat bereits 2007 ab. Der
Stadtrat doppelte im November 2008 nach, indem er einen
überparteilichen Vorstoss von Bürgerlichen und GFL/EVP mit 38
zu 33
bachab schickte.
EWB versorgt in der Stadt Bern und Umgebung rund 70 000 private
Haushalte, 8000 KMU und 100 Grosskunden mit Strom, Erdgas,
Fernwärme,
Telekommunikation und weiteren Dienstleistungen. 2008 erwirtschaftete
EWB einen Umsatz von 416,5 Millionen Franken. Der Gewinn betrug 62,2
Millionen. In die Stadtkasse lieferte EWB 35 Millionen Franken ab.