MEDIENSPIEGEL 14.6.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Skatepark Vorplatz
- Bekult: Interessenbündelung
- Graffitti: Revovationsknatsch
- Kofmehl: Fumoir-Theater
- Bahnhof BE Season 2009
- Big Brother Schule: Teilentfernung Kameras
- Big Brother Video in Wichtrach
- Hooligan-Grippe: Vermummungsverbot und anderes
- RTS-Repression Biel: Tipps
- Neonazi-Treff Langenthal: AnwohnerInnen-Widerstand
- Drogenszene Winterthur: Opposition
- Homophobie: Angriffe auf Prides in Zagreb + Warschau
- Anti-Atom: BetreiberInnen-Streit um neue AKW-Standorte
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REITSCHULE
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So 14.06.09
18.00 Uhr - Rössli - Pianobar
Mi 17.06.09
19.00 Uhr - SousLePont - Vietnam
Spezialitäten
Do 18.06.09
21.00 Uhr - Rössli - Monoblock B.
- Electro-Punkwave
Fr 19.06.09
21.00 Uhr - Tojo - Frauenchor der
Reitschule Konzert
22.00 Uhr - Dachstock - EAGLES OF
DEATH METAL (usa), Support: The
Come‘n Go (ch) - rrrrock!!!
Sa 20.06.09
21.00 Uhr - Tojo - Frauenchor der
Reitschule Konzert. Anschliessend Disko mit DJane Anouk Amok
22.00 Uhr - Frauenraum - DROWNING DOG
& DJ MALATESTA (Rap/Hip-Hop/Electronica, San Francisco,
USA). Support: Anna (ZH), DJ p-tess
22.00 Uhr - SousLePont - One Love Jam
mit Firefuckers (Bern, Balkan Beat), Preshow BBQ on Vorplatz, Afterparty mit DJ's
Side by Cide u.v.a.
So 21.06.09
18.00 Uhr - Rössli - Pianobar
Infos: www.reitschule.ch
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SKATEPARK
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BZ 13.6.09
Skatepark vor der Reitschule
Auf der Schützenmatte in Bern soll ein Skatepark gebaut werden.
Der Stadtrat sagt Ja zum Projekt und begrüsst die Aufwertung.
Ein Park für Skateboarder, Rollschuhfahrer, Inlineskater und
BMX-Fahrer
soll auf der Schützenmatte in Bern eingerichtet werden. Mit 57 zu
9
Stimmen sagte der Stadtrat am Donnerstag Ja zu einem entsprechenden
Vorstoss, den der heutige Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) noch als
Stadtrat gemeinsam mit Susanne Elsener (GFL) eingereicht hatte. Mit dem
Ja zur Motion hat das Stadtparlament einen Planungskredit von 28000
Franken gesprochen.
Aufwertung für Vorplatz
Im Stadtrat gab es fast nur Lob für die Idee: "Ein Skatepark
entschärft
die Situation auf dem heute düsteren Vorplatz der Reitschule",
sagte
Béatrice Wertli (CVP). "Das Projekt wird den Vorplatz
aufwerten",
glaubt Motionärin Susanne Elsener. Ruedi Keller (SP)
begrüsste das
Projekt ebenfalls, "solange alle rechtlichen Bedingungen erfüllt
sind".
Allerdings dürfe die Gesamtplanung der Schützenmatte deswegen
nicht ins
Stocken geraten.
Freude über den Entscheid des Stadtrats hat man auch bei der
Reitschule. "Endlich wurde im Parlament wieder einmal über eine
nicht-repressive Massnahme zur Verbesserung der Situation auf dem
Vorplatz debattiert", schreibt die Mediengruppe der Reitschule.
Der Skatepark soll durch den Verein "sk8.be"
selbsttragend betrieben
werden. Die Stadt setzt für die Planung den einmaligen Beitrag von
28000 Franken ein. Der Gemeinderat will sich dafür einsetzen, den
Park
"möglichst bald mit einem überzeugenden Konzept und einer
gesicherten
Finanzierung" eröffnen zu können.
Der Verein "sk8.be" sucht
nach wie vor
Leute, welche das Projekt
unterstützen und verkauft Anteile der Skaterbahn
quadratzentimeterweise.
mm
Infos: http://www.sk8.be
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Bund 13.6.09
Skater-Park vor Reitschule
Berner Stadtrat Der Vorplatz der Reitschule bekommt einen Skater-Park.
Der Stadtrat hat am Donnerstag diese Aufwertungsmassnahme mit 57 zu 9
Stimmen gutgeheissen. Der Gemeinderat soll die Voraussetzungen für
die
Erteilung der Baubewilligung schaffen. GFL und CVP hatten das Anliegen
eingebracht. Der Gemeinderat stellte einen Kredit von 28000 Franken in
Aussicht unter der Bedingung, dass der Verein "sk8be" den Park mit der
nötigen Sicherheit betreiben könne. (sda)
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BEKULT
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Bund 13.6.09
Lobby für die Kultur
Bekult bündelt Interessen von 50 Berner Veranstaltern
Grosse Kulturstätten machen mit, aber auch Off-Off-Stätten
und
Kleinverlage: Der Berner Dachverband Bekult will die Interessen der
Kulturveranstalter bündeln und ihnen bei der Politik Gehör
verschaffen.
Am Montag wird der erste Bekult-Präsident gewählt: Kandidat
ist
Christian Pauli, Ko-Betriebsleiter der Dampfzentrale. Der
45-jährige
Pauli ist sich bewusst, dass die verschiedenen Kulturanbieter zum Teil
divergierende Interessen haben. Dennoch glaubt er, dass es
Gemeinsamkeiten gibt, die Bekult mit mehr Nachdruck vertreten kann. Die
Diskussion in Bern, ob Kultur überhaupt mit Geld unterstützt
werden
soll, findet der Gründer des Cafés Kairo in der Lorraine
grotesk. Von
der neuen Kultursekretärin erwartet Pauli etwas mehr ansteckende
Energie. (mdü)
Seite 25
--
"Eigentlich verrückt, was da geschieht"
Die Berner Kulturveranstalter formieren sich: Am Montag gründen
sie den
Dachverband Bekult - Präsident soll Christian Pauli werden
Über fünfzig Kulturveranstalter werden dem Dachverband Bekult
angehören
- alle wichtigen Institutionen sind beteiligt. Es sei wichtig, dass die
Politik ein Gegenüber habe, sagt der designierte
Bekult-Präsident
Christian Pauli.
Interview: Simon Jäggi
Der Bund: Herr Pauli, handeln Sie sich gerne Ärger ein?
Christian Pauli: Warten wirs ab: Der Verein ist ja noch nicht
gegründet. Wenn ich diesen Job - den Verband Berner
Kulturveranstalter
zu vertreten - aber tatsächlich übernehmen sollte, liegt es
in der
Natur der Sache, dass es auch einmal Ärger gibt. Mich interessiert
aber
nicht der Ärger, sondern die Diskussion.
Ist es überhaupt möglich, mit einer Stimme für die
Berner Kulturszene
zu sprechen? Bislang hat sich diese eher durch disharmonische
Mehrstimmigkeit ausgezeichnet.
Man wird sehen. Auf dem Papier scheint es kaum möglich, vom
Dancefloor-Schuppen bis zum Stadttheater, vom Symphonieorchester bis
zum Kleinkunstkeller gemeinsame Worte zu finden. Als wir kürzlich
im
Vorstand die Mitgliederliste betrachteten, haben wir uns gesagt:
Eigentlich verrückt, was hier geschieht - so viele
unterschiedliche
Institutionen schliessen sich zusammen. Es herrscht eine Art Euphorie
und Aufbruchstimmung, und das macht extrem Freude.
Wozu braucht es diesen Verband überhaupt?
Seine Funktion ist eine ganz normale: Man gründet einen Verband
verschiedener Institutionen, die gemeinsame Interessen haben - und auch
divergierende. Aber die Bekult-Mitglieder haben eine Gemeinsamkeit: Sie
möchten Bern als Kulturstadt interessanter und besser machen. Dies
kann
man tun, indem man eine Plattform für den Austausch bietet. Es
gibt
einige Diskussionen, die anstehen, bei denen es auch sinnvoll ist, wenn
die Politik ein Gegenüber hat.
Zum Beispiel?
Die Stadttheater-Diskussion läuft, da können wir uns als
frisch
gegründeter Verband nicht einfach einklinken. Aber Fragen dieser
Art
sind ein Steilpass für unseren Verband. Bekult bietet die
Möglichkeit,
dass sich Betroffene treffen und sich in Ruhe besprechen können -
abseits von Politik und Presse.
Gab es kulturpolitische Ereignisse, bei denen ein solcher Verband
fehlte?
Ich nehme ein Beispiel, das mich selbst betraf: Bei den Verhandlungen
der Leistungsverträge 2008 bis 2012 wurde in der
Öffentlichkeit ein
Konflikt zwischen Dampfzentrale und Kornhausforum hergestellt - obwohl
die beiden einzelnen Entscheide direkt nichts miteinander zu tun
hatten. Diese Diskussion wäre wohl anders verlaufen, hätte es
Bekult
als Verband schon gegeben.
Und wie verläuft sie künftig?
In der nächsten Subventionsperiode ab 2012 könnte es hart
werden - es
droht eine Sparrunde. Es ist im Interesse aller - auch der
Institutionen, die keine öffentlichen Mittel erhalten -, dass das
städtische Kulturbudget zumindest gehalten werden kann.
Die Verhandlungen der neuen Verträge beginnen in diesem Jahr - die
erste Zerreissprobe für Bekult?
Selbstverständlich. Und wenn es diesen frisch gegründeten
Verband
zerreisst, dann muss man halt feststellen, dass es nicht möglich
war.
Aber es gibt ja auch in strittigen Fällen Wege, eine gemeinsame
Antwort
zu geben - etwa mit einem Hinweis, dass nicht alle mit der offiziellen
Haltung einverstanden sind.
Hauptproblem der Berner Kulturförderung ist, dass die fünf
grossen
Institutionen achtzig Prozent der Mittel binden. Bekult vertritt auch
die Grossen - und wird an diesem Missverhältnis nichts ändern.
Das ist eine Frage der Perspektive: Ich halte dies nicht zwingend
für
ein Missverhältnis. Es braucht die grossen Häuser - gerade in
einer
Stadt, die ein gewisses Gewicht haben will, und es braucht sie auch
für
die Kleinen. Die Off-Szene profitiert, wenn die grossen Häuser
Anregungen liefern oder Anstoss erregen. Aber ich bin auch der Meinung,
dass das Stadttheater Schwerpunkte setzen muss. Und natürlich
brauchen
auch kleine Veranstalter Unterstützung. Aus meiner Zeit im "Kairo"
weiss ich, dass man als Kleinveranstalter mit zehntausend Franken
extrem viel tun kann.
Wird im Verband auch der Progr zu reden geben? Dem "Bund" sagten Sie
kürzlich, dass hier ein ätzendes Gerangel drohe.
Wir werden uns mit Sicherheit des Themas annehmen. Im Moment muss man
den Progr-Leuten Zeit lassen, sich zu formieren.
Kultursekretärin Veronica Schaller sagte im "Bund": "Für
Visionen bin
ich nicht zuständig." Diese sollten Politik und Kultur entwickeln.
Wird
Bekult Visionen liefern?
Vision zu hoch gegriffen. Wir sind Veranstalter und laden
Künstlerinnen
und Künstler ein, die per se Visionen haben. Als Veranstalter
müssen
wir diese Visionen ermöglichen. Welche kulturpolitischen
Pflöcke dann
eingeschlagen werden sollen: Dazu können wir uns noch nicht
äussern -
wir sind ja noch nicht einmal gegründet.
Besteht nicht die Gefahr, dass Bekult zum Verhinderer wird - zum
Besitzstandswahrer? Es ist doch absehbar, dass der Verband jegliche
Kürzungen bekämpfen wird.
Es ist das Wesen jedes Verbandes, den Gesamtbesitzstand aller
Mitglieder zu vertreten - das stimmt. Aber wir vertreten auch
Veranstalter, die gar keine Gelder zu verteidigen haben, sondern mit
anderen Problemen kämpfen. Es gibt gemeinsame Interessen, die
nicht
ausschliesslich mit Geld zusammenhängen - zum Beispiel die
Plakatierung
in der Stadt Bern. Da haben Gurtenfestival und Stadttheater
ähnliche
Probleme.
Als Präsident haben Sie einen relativ grossen Vorstand hinter sich
- im
Tagesgeschäft werden Sie nicht alle Mitglieder konsultieren
können.
Das ist wohl das Kunststück dieses Präsidiums. Wir haben uns
nun
etliche Male getroffen, und ich habe den Eindruck, dass ein guter
Zusammenhalt besteht. Und man bekommt immer wieder wichtige
Informationen. Alle Veranstalter haben meiner Meinung nach den
Austausch nötig, wir sollten immer wieder über unsere
Gärtchen
hinausschauen.
Dient der Verband auch dazu, sich besser abzustimmen, damit nicht drei
Theaterpremieren am selben Abend stattfinden?
Das wäre ein naheliegendes Ziel, das aber schwer zu realisieren
ist. Es
bedingt eine gemeinsame Datenbank. Zurzeit gibt es aber mindestens zwei
relevante Veranstaltungsagenden. Es wäre denkbar, dass Bekult
dereinst
eine Agenda für alle betreibt. Aber dies übersteigt zur Zeit
unsere
Kräfte, denn wir starten als Milizverein.
Aber es ist absehbar, dass Bekult eine wichtige Rolle in der
Kulturpolitik einnimmt. Wie schätzen Sie die Kulturkompetenz der
Berner
Politik ein? Etwa im Stadtrat: Wissen unsere Parlamentarier
überhaupt,
was in der Kulturszene läuft?
Aus meiner Erfahrung als Veranstalter muss ich sagen: Nein. Ich bin ja
im Bereich der zeitgenössischen Kultur tätig. Dort kann ich
feststellen, dass recht viel von zeitgenössischer Kultur
gesprochen
wird - gerade von linksgrünen Politikerinnen und Politikern. Aber
ich
frage mich manchmal, ob wir dasselbe darunter verstehen. Immer wieder
hört man auch Parlamentarier etwa über den Progr reden - und
die geben
unverblümt zu, noch gar nie dort gewesen zu sein. Es ist
wünschenswert,
dass unsere Volksvertreter vermehrt die Gelegenheit bekommen, sich an
Kulturorten umzuschauen - hier wird sich Bekult bestimmt engagieren.
Was kulturpolitisch auffällt: Der Stadtrat ist leicht
beeinflussbar.
Sobald eine Interessengruppe genügend lobbyiert, knickt er ein.
Beispiele: Kornhausforum, La Cappella - und zuletzt Progr.
Richtig. Das Projekt Progr fand ich von Anfang an spannend. Trotzdem
ist es bemerkenswert, wie einfach und rasch sich der Stadtrat beim
Ausschreibungsverfahren umstimmen liess. Vielleicht wird die
Lobbyarbeit geordneter und ausgeglichener funktionieren, wenn ein
Gesamtvertreter auftritt.
Ein andere Beobachtung: Kulturdebatten im Stadtrat drehen sich oft im
Kreis, nämlich um die Grundsatzfrage, ob Kultur überhaupt
öffentliche
Mittel braucht.
Diese Frage ist für mich natürlich ein Witz: Natürlich
braucht es
Kulturgeld. Das infrage zu stellen, ist - in einer Stadt in
Mitteleuropa - grotesk. In anderen Ländern hat man besser
begriffen,
dass Kultur einen Standortfaktor darstellt. Ein Beispiel, das mir
einfällt, ist Krems - ein kleiner Ort nahe Wien. Die brachten es
fertig, mit einer sogenannten Kulturmeile alle Institutionen an einem
Ort zu zentralisieren. Dadurch erhält die Stadt eine Ausstrahlung,
die
international wahrgenommen wird. Und Krems hantiert mit ganz anderen
Beträgen als Bern.
Bern schmückt sich gerne mit dem Label Kulturstadt - zu Recht?
Für eine Hauptstadt ist Bern erbärmlich klein. Dennoch gibt
es
eigentlich alles hier, von zeitgenössisch-experimenteller Kultur
bis zu
Mainstream - das ist eindrücklich, auch weil die Grenzen
durchlässig
sind. Eine Qualität der Stadt Bern ist dieses Nebeneinander von so
vielen verschiedenen Kulturen.
Und wie beurteilen Sie Stadtpräsident Alexander
Tschäppät als "Kulturminister"?
Es wird gesagt, dass die Kultur nicht sein Steckenpferd sei. Auf
der
anderen Seite habe ich erlebt, dass Tschäppät kommt, wenn es
wichtig
ist. Und man muss dem Stadtpräsidenten zugute halten, dass er das
Kulturbudget erhöht hat - in einer Zeit, in der überall
gespart wird.
Es ist eher eine Stilfrage, ob man sich für die Kulturszene die
grosse
Gallionsfigur à la Elmar Ledergerber wünscht. Viel
wichtiger ist das
Interesse für Kultur und die Bereitschaft, alle ihre
Schattierungen
zuzulassen - und das hat er.
Kultursekretärin Veronica Schaller war bisher kaum wahrnehmbar.
Wie beurteilt die Kulturszene ihr bisheriges Wirken?
Viele begrüssen, dass sie formale Probleme, die vorher nie richtig
angegangen wurden, jetzt sauber und von Grund auf löst. Es gibt
aber
auch Leute, die sagen, sie möchten allmählich einmal etwas
hören von
der neuen Kultursekretärin. Dass sie keine Visionärin sein
will, finde
ich grundsätzlich korrekt. Aber eine Kultursekretärin muss
eine Energie
haben, die ansteckend wirkt.
Und diese Energie war bisher nicht spürbar?
Angesichts der Tatsache, dass die Verhandlungen der
Leistungsverträge
anstehen, denke ich schon, dass sie bald in zwei, drei Punkten aus der
Deckung kommen sollte.
Und Sie? Was qualifiziert Sie zum Kopf der Berner Kulturveranstalter?
Es geht nicht um einen oder meinen Kopf. Wir wollen viele Köpfe
sein.
Mir war nie wohl, nur in einer Ecke tätig zu sein. Ich bin
für ein
Stadttheater, aber mein Herz schlägt auch ganz stark für die
Off-Off-Off-Orte, die alles auf den Kopf stellen wollen. Und deshalb
habe ich das Gefühl, dass ich hier am richtigen Ort bin.
--
Der neue Dachverband Bekult
Es ist eine Idee, die länger schon durch Bern geistert - nun wird
sie
realisiert: Unter dem Namen Bekult entsteht ein Dachverband, der die im
Raum Bern tätigen Kulturveranstalter gegenüber Politik,
Behörden,
Wirtschaft und Öffentlichkeit vertritt. Am Montagabend um 18 Uhr
findet
die Gründungsversammlung im Schlachthaus-Theater in Bern statt.
Cornu, Gawriloff, Gosteli
Inzwischen haben über 50 Veranstalter ihr Mitmachen bekundet -
darunter
fast alle grossen Institutionen, aber auch "kleine Fische". Das
Stadttheater ist ebenso dabei wie der Nischenveranstalter
"Jazzwerkstatt", das Creaviva im Zentrum Paul Klee oder das Haberhuus
Köniz. Das Sekretariat befindet sich in der Hochschule der
Künste in
Bethlehem. 14 Personen sitzen im Vorstand, darunter Philippe Cornu
(Gurtenfestival), Matthias Gawriloff (Berner Symphonieorchester), Ernst
Gosteli (Theater an der Effingerstrasse) oder Baldy Minder (Chlyklass
Records).
Bekult war ursprünglich ein Zusammenschluss von Dampfzentrale,
Schlachthaus, Kornhausforum und Tanztagen. Der Verein übernahm das
Marketing der Institutionen. Auch organisierte er Themenabende, an die
rund hundert Kulturveranstalter geladen wurden. Als die Tanztage aber
eingestellt wurden, erübrigte sich Bekult.
"Viele bedauerten das Verschwinden der Themenabende", sagt der
designierte Präsident von Bekult, Christian Pauli. Aus der Idee,
die
Anlässe neu zu lancieren, habe sich eine Kerngruppe gebildet,
welche
die Gründung des Dachverbandes vorangetrieben hat - und einen
breit
abgestützten Vorstand formierte. Bekult wird weiterhin ein
Austauschforum bieten, um kulturpolitisch wichtigen Fragen zu
diskutieren. Geplant ist etwa ein Podium zum Stadttheater. Dazu sind
regelmässige Treffen mit Entscheidungsträgern vorgesehen -
etwa mit dem
Stadtpräsidenten. (jäg)
Zur Person
Christian Pauli (45) ist Ko-Betriebsleiter der Dampfzentrale und dort
für das Musikprogramm zuständig. Zuvor war Pauli über
lange Zeit
Redaktor bei der Zeitung "Der Bund". Er gründete das "Café
Kairo" mit,
das heute von seiner Ehefrau geführt wird. Pauli hat Ethnologie
studiert, aber nicht abgeschlossen. Früher war er selbst Musiker
bei
der international bekannten Band "Alboth!". Pauli ist Vater von vier
Kindern. (jäg)
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GRAFFITTI
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Bund 13.6.09
Die Fehlplanung von Stadtbauten Bern und der Losinger AG sei Schuld,
dass ihr Jugendtreff nicht saniert werde, sagen die Betreiber
Graffitti fordert frischen Anstrich
Stadtbauten Bern weigern sich, das Graffitti zu renovieren.
Für die Betreiber des Treffs ist dies inakzeptabel. Sie drohen,
die
Miete von 40000 Franken zurückzubehalten. Eine wichtige Rolle im
Konflikt spielt auch die Baufirma Losinger.
Philipp Schori
Die Böden weisen Risse auf; die Fassade könnte einen frischen
Anstrich
vertragen; und der Backofen in der Küche funktioniert schon
länger
nicht mehr. Das Jugendzentrum Graffitti im Berner Nordquartier ist in
einem schlechten Zustand. "Sanierungsbedarf ist definitiv vorhanden",
sagen die Betreiber, namentlich der städtische Trägerverein
für die
offene Jugendarbeit (TOJ). "Wir haben ein Recht auf
Renovationsarbeiten", so TOJ-Präsidentin Béatrice Stucki,
schliesslich
zahle ihr Verein jährlich über 40000 Franken Miete.
Graffitti erwägt rechtliche Schritte
Der Mietzins fliesst an Stadtbauten Bern (Stabe), die es indessen nicht
für sinnvoll halten, das Gebäude zu renovieren. Dieses Nein
zu
Sanierungsarbeiten bezeichnen die Graffitti-Betreiber als inakzeptabel.
Seit Neustem halten sie sich gar rechtliche Schritte vor, die sie in
einem Brief an die Stabe formuliert haben. Werde weiterhin auf
"zwingende Renovationsarbeiten" verzichtet, sehe sich das Graffitti zu
einer Hinterlegung der Miete auf ein Sperrkonto veranlasst, sagt
Vereinspräsidentin Stucki, die für die SP im Grossen Rat
sitzt.
Von Baumaschinen keine Spur
Bei Stadtbauten Bern hat man keine Kenntnis des Briefs; die
zuständige
Person weile in den Ferien, sagt Stabe-Sprecherin Brigitte Tschannen.
Sie räumt aber ein: "Wir erledigen zurzeit bloss den notwendigen
Unterhaltsbedarf." Der Grund: Die Zukunft des Gebäudes sei unklar.
In
der Tat hat die Baufirma Losinger, der das Haus gehört, ihre
Pläne
geändert. Auf dem Gelände des Jugendtreffs an der
Scheibenstrasse
sollte ursprünglich "so bald als möglich" der neue Hauptsitz
der Firma
entstehen: "Wenn alles klappt, fahren noch in diesem Jahr die
Baumaschinen auf." Dieses Zitat stammt von Losingers Projektleiter und
ist gut ein Jahr alt - von Baumaschinen keine Spur.
Losingers Hauptsitz neben dem Graffitti litt unter Platzmangel. Aus
diesem Grund beanspruchte die Baufirma das Grundstück, wo heute
der
Jugendtreff situiert ist. "Könne das Unternehmen seine Pläne
nicht
verwirklichen, so drohe es, aus der Stadt wegzuziehen", schrieb der
"Bund" am 9. April 2008. Die Stadt hat die Bedingungen erfüllt:
Nach
langwierigen Verhandlungen konnte sie sämtliche Einsprachen gegen
das
Bauprojekt aus dem Weg räumen. Diesen Aufwand betrieb die Stadt
nicht
zuletzt, um Steuereinnahmen zu retten.
Die Graffitti-Betreiber müssten bei Baustart den Treff
räumen. Daher
wurde ihnen als Ersatz ein Neubau in Aussicht gestellt - in
unmittelbarer Nähe zum heutigen Treff. Der Bau des neuen
Graffittis
wird allerdings erst in Angriff genommen, wenn Losinger das alte
Graffitti abreisst und durch ein neues Bürogebäude ersetzt.
Losinger bald im Wankdorf City?
Baubewilligungen haben ein Verfallsdatum. Jene für Losingers
Bauprojekt
läuft im August 2010 ab. Ob bis dahin die Baumaschinen auffahren,
ist
jedoch keineswegs gesichert. Der Baustart sei "absolut offen", sagt
Orazio Galfo, bei Losinger für die Immobilienentwicklung
zuständig.
Völlig offen ist im Weiteren, ob die Baufirma ihren Hauptsitz
überhaupt
je wieder an die Scheibenstrasse zurückverlegt. Das
Hauptsitz-Provisorium in Köniz entpuppt sich je länger, je
mehr als
Providurium. Dennoch sagt Galfo: "Wir kehren nach Bern zurück,
jedoch
mit kleiner Wahrscheinlichkeit an den Standort Scheibenstrasse." Laut
gut unterrichteten Quellen wird Losinger ihren Hauptsitz im neu
entstehenden Wankdorf City einrichten. Galfo mag diese Spekulation
nicht bestätigen, sagt aber: "Das ist eine Möglichkeit."
Weil Losinger die geplanten Büros an der Scheibenstrasse nun nicht
selbst zu nutzen gedenkt, sucht die Firma seit Längerem einen
Mieter.
Ohne Zusage eines Interessenten sei das Risiko zu gross, den Neubau in
Angriff zu nehmen, sagt Galfo. Und die jetzige Wirtschaftslage spreche
nicht dafür, dass in naher Zukunft ein geeigneter Mieter vor der
Tür
stehe. Womit der Teufelskreis eröffnet wäre: wenn kein
Mieter, dann
kein Umbau und keine eindeutigen Zukunftsaussichten. Und solange diese
fehlen, ist Stabe nicht bereit, das Graffitti zu renovieren: "Stabe
will und kann kurzfristig keine grössere Sanierungen
durchführen", sagt
Tschannen. Dies käme einer "Fehlinvestition" gleich. Rechnen Stabe
doch
weiterhin damit, dass der Treff bald abgerissen wird.
TOJ-Präsidentin Béatrice Stucki bleibt dabei: Mit der
Mietzahlung von
jährlich über 40000 Franken habe das Graffitti Anspruch auf
Instandhaltung. Der Sanierungsbedarf könne nicht wegdiskutiert
werden.
Letztlich leide nun einfach der Jugendtreff unter der Fehlplanung von
Losinger und Stabe.
--
Ein Graffitti mit zwei "T"
Auf Fassaden gesprühte Darstellungen oder auch nur
Sprühereien:
So weit die gewohnte Bedeutung von Graffiti, geschrieben mit einem "t".
Das Jugendzentrum in Berns Norden trägt indes zwei "t" in seinem
Namen
- entgegen der üblichen Rechtschreibung. Warum? "Gute Frage", sagt
Robert Urban, Jugendarbeiter im Graffitti. Genau könne er die
Frage
nicht beantworten - "Nur so viel: Es handelt sich nicht um einen
Schreibfehler." Womöglich habe man sich sogar von der richtigen
Schreibweise "abheben" wollen, so Urban. Die
Namensgebung sei in den Achtzigerjahren erfolgt, bald darauf habe das
Team Graffitti-Briefpapier drucken lassen, womit eine
Namensänderung
wohl nicht mehr infrage gekommen sei. (phi)
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KOFMEHL
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Solothurner Tagblatt 13.6.09
Rauchen im Kofmehl
Kein Fumoir mehr
Seit Herbst galt im Kofmehl das Rauchverbot, dann durfte doch wieder
geraucht werden, ab Juli ist die Kulturfabrik wieder rauchfrei. Wie es
dazu kommt? Wegen des Rauchverbots wurden die Raucher im Kofmehl nach
draussen verbannt. Die grossen Ansammlungen von Rauchern vor der
Tür
störten aber die Anwohner. Die Stadt verfügte, dass vor dem
Kofmehl
nicht mehr geraucht werden darf. So wurde die Raumbar als Fumoir
benutzt. Dies verstösst aber gegen das Rauchergesetz. Ab Juli soll
damit Schluss sein. Also: Drinnen verbietet der Kanton das Rauchen,
draussen die Stadt. Eine sinnvolle Lösung zeichnet sich noch nicht
ab.
Möglich wäre theoretisch der Anbau eines Fumoirs.rah
Seite 27
--
Rauchen im Kofmehl
Verboten - Erlaubt - Verboten
Vor dem Kofmehl darf nicht geraucht werden. So will es die Stadt. Und
im Kofmehl ebenfalls nicht. So will es der Kanton. Auch in der Raumbar,
in der vorübergehend geraucht werden durfte, gilt ab Juli wieder
ein
Rauchverbot.
Rauchfrei startete die Kulturfabrik Kofmehl im letzten Herbst in die
Saison 2008/2009, dem Rauchverbot, welches seit Anfang Jahr im Kanton
Solothurn in Kraft ist, quasi vorauseilend. Bereits früh zeigten
sich
aber gewisse Nebenwirkungen des neuen Gesetzes. Das Rauchverbot im
Kofmehl führte zu einer immer grösser werdenden Ansammlung
von
Raucherinnen und Rauchern vor dem Kofmehl. Diese Ansammlungen blieben
nicht ohne Folgen. Der Lärmpegel in der Nachbarschaft ist durch
die
Raucher deutlich gestiegen. Entsprechend sollen sich die Beschwerden
von Anwohnern gehäuft haben. Grund genug für die Stadt
Solothurn
einzuschreiten. Per Verfügung verordnete die Baukommission, dass
vor
der Halle nicht mehr geraucht werden darf. So entschieden die
Betreiber, dass in der Raumbar, dem kleineren Lokal in der Halle,
wieder geraucht werden darf.
Raumbar ist kein Fumoir
Aber auch damit ist es ab Juli vorbei. Der Kanton Solothurn akzeptiert
das Rauchen in der Raumbar nicht. Das entsprechende Gesuch, die Raumbar
als Fumoir zu betreiben, wurde nun sistiert."In der Raumbar gibt es ein
anderes Angebot als in der grossen Halle", sagt Beat Pfluger, Leiter
des Rechtsdienstes des Gesundheitsamts. Auch weil unter der Woche
manchmal nur die Raumbar geöffnet ist, hatte das Gesuch der
Kulturfabrik keine Chance. Konkret: Drinnen verbietet der Kanton das
Rauchen, draussen die Stadt. Da scheint guter Rat teuer. Wenn man weder
drinnen noch draussen rauchen darf, wird das wohl dazu führen,
dass auf
der Strasse vor dem Kofmehl gepafft wird. Damit würde aber die
Lärmbelästigung für die Anwohner noch grösser.
Lösung gesucht
Hat der Kanton eine Lösung für dieses Problem? "Ich weiss es
nicht",
sagt Beat Pfluger. "Es dürfte aber schwierig sein."
Kofmehl-Betriebsleiter Pipo Kofmehl weiss zur Zeit auch keine Antwort.
"Wir wissen noch nicht genau, wie wir dieses Problem lösen
können",
sagt er. "Wir müssen uns gemeinsam mit dem Kanton und der Stadt
Solothurn an einen Tisch setzen um darüber zu diskutieren."
Kritik am Rauchverbot
Selbst Stadtpräsident Kurt Fluri ist ratlos: "Ich weiss nicht, wie
man
dieses Dilemma lösen kann." Das Ganze sei eine Folge des
Rauchverbots,
meint Fluri: "Das Gesetz gaukelt einfache Lösungen vor, die sich
im
Einzelfall als unmöglich erweisen." Es dürfe aber nicht sein,
dass das
Rauchverbot letztlich dazu führe, dass die Anwohner eines Lokals
mehr
Lärm ertragen müssten, sagt der Stadtpräsident.
Keine Kritik am Kanton
Kritik an der Handhabung des Rauchverbots durch das kantonale
Gesundheitsamt übt Kurt Fluri hingegen nicht. Die Richtlinien
seien
schliesslich klar: "Der Kanton darf keine Ausnahme machen. Sonst
würde
er ein Präjudiz schaffen." Grundsätzlich hat auch Pipo
Kofmehl
Verständnis für den Entscheid des Kantons. "Dass in der
Raumbar
geraucht werden durfte, war sicherlich keine optimale Lösung",
meint
er. Ausserdem sei es das Ziel der Kulturfabrik, einen rauchfreien
Betrieb zu führen , sagt Pipo Kofmehl. "Wir möchten eine
Vorbildfunktion wahrnehmen."
Ralph Heiniger
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BAHNHOF SEASON 2009
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BZ 13.6.09
Hauptbahnhof
Siff beim Eingang
Beim Haupteingang des Bahnhofs Bern sorgen rauchende und trinkende
Jugendliche für Ärger. Die SBB kennt das Problem.
In der Grauzone zwischen Bahnhofplatz und Bahnhofhaupteingang in Bern
versammeln sich Jugendliche. Sie rauchen, trinken und lärmen. Das
verärgert einige benachbarte Ladenmieter. SBB-Sprecher Reto
Kormann
kennt das Problem. Wer eindeutig gegen das Bahnhofreglement verstosse,
werde weggewiesen. Um in diesem Grenzbereich das Rauchverbot
durchzusetzen, fehlten aber die Ressourcen. Die Bahnpolizei beobachtet
die Situation ebenfalls, bisher seien jedoch keine Beschwerden
eingegangen.
okm/cab
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BIG BROTHER SCHULE
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Bund 13.6.09
BFF: Pulver entfernt Kamera
Stadt Bern Die Überwachungskamera im Toilettenvorraum an der
Berufs-,
Fach- und Fortbildungsschule Bern (BFF) muss weg. Dies hat
Regierungsrat Bernhard Pulver (grüne) angeordnet. Der
Versuchsbetrieb
mit den fünf anderen Kameras in der BFF muss Ende Juni eingestellt
werden. Ab 1. Juli müssen Videokameras in öffentlichen
Gebäuden in
jedem Fall vom Regierungsrat bewilligt werden. (bob)
Seite 27
--
Kanton lässt Überwachungskameras in der BFF zum Teil entfernen
Kamera muss weg
Die Videokamera im Toilettenvorraum an der Berufs-, Fach- und
Fortbildungsschule BFF wird entfernt. Die anderen fünf Kameras
stellen
ihren Betrieb Ende des Semesters ein. Die BFF-Schulleitung will einen
Antrag auf Verlängerung des Kamerabetriebs stellen.
Bernhard Ott
Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (grüne) ist kein Freund von
Überwachungskameras. Mit dem Inkrafttreten des neuen
Polizeigesetzes am
1. Juli muss die Installation von Videokameras in Gebäuden der
Erziehungsdirektion von ihm bewilligt werden. Er werde Kameras nur
"sehr restriktiv" im Sinne einer Ultima Ratio bewilligen, sagt Pulver.
Kameras als "Vertrauensproblem"
Im Fall der Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule BFF Bern wird Pulver
aber schon heute aktiv. Nach Vandalenakten mit einer Schadenssumme von
über 6000 Franken liess die Schulleitung Ende Mai sechs
Videokameras in
den Gängen zweier Schulgebäude und im Vorraum einer
Damentoilette
installieren. Die Kameras sollten nach einer einjährigen
Versuchsphase
wieder entfernt werden. Schulleiter Niklaus Ludi bezeichnete die
Massnahme als "Bankrotterklärung". Die Schulleitung sei "am Ende
ihres
Lateins angekommen" und der "fruchtlosen Appelle" an die
Schülerinnen
und Schüler müde, sagte Ludi ("Bund" vom 3. Juni).
Der Rechtsdienst der Erziehungsdirektion hat die Installation der
Kameras abgesegnet. Kurz darauf hat der kantonale Datenschützer
die
Massnahme aber als rechtswidrig bezeichnet. Gemäss einer
Mitteilung des
Kantons ist die Rechtsgrundlage bis Ende Juni "umstritten". Nach
Absprache mit den Verantwortlichen habe Regierungsrat Pulver aber
entschieden, die Videoüberwachung im Vorraum der Damentoilette
sofort
einzustellen. "Der Eingriff in die Privatsphäre ist in diesem Fall
gravierender als das Bedürfnis nach Sicherheit", sagt Pulver. Der
Versuchsbetrieb mit den anderen fünf Kameras in den Gängen
der Schule
muss am Ende des Semesters eingestellt werden. Die Auswertungen im
Schadensfall dürfen nicht wie vorgesehen durch ein Mitglied der
Schulleitung vorgenommen werden, sondern nur durch die Kantonspolizei.
"Schulgebäude sollen den Schülern auch eine Art Zuhause
bieten", sagt
Pulver. Die Installation von Videokameras schaffe diesbezüglich
ein
"Vertrauensproblem". Pulver gibt zu bedenken, dass es kantonsweit wohl
einige Videokameras in öffentlichen Gebäuden wie zum Beispiel
Spitälern
gebe. Sie alle müssten ab 1. Juli vom Regierungsrat genehmigt
werden.
"Grundproblem blieb unerwähnt"
Will eine Schule Videokameras zu Überwachungszwecken einsetzen,
wird
sie innerhalb von drei Monaten ein Gesuch an die Erziehungsdirektion
stellen müssen. BFF-Schulleiter Niklaus Ludi lässt keinen
Zweifel
daran, dass er zur Bewilligung der bestehenden Kameras ein solches
Gesuch einreichen werde.
Im Übrigen bedauert Ludi, dass im Zentrum der öffentlichen
Diskussion
die "Juristerei" gestanden sei. "Das eigentliche Grundproblem blieb
unerwähnt." Durch blosse Appelle an die Vernunft und die
Selbstverantwortung seien Vandalenakte heute offenbar nicht mehr zu
verhindern. Ludi vergleicht die Vorfälle an der BFF mit der
zunehmenden
Gewalt rund um die Fussballstadien, die leider auch nur noch mittels
verschärfter Eingangskontrollen und mehr Polizei bekämpft
werden könne.
Bei Gewalt und Vandalismus dürfe man aber nicht einfach weggucken.
Die
Leute müssten wieder lernen, Verantwortung wahrzunehmen, um
potenzielle
Täter von ihrem Tun abzuhalten. Wo die Zivilcourage aber fehle,
müsse
leider mit dem "elektronischen Auge" einer Videokamera hingeschaut
werden. "Es geht nicht um Prävention oder Repression. Es braucht
die
ganze Bandbreite von Massnahmen", sagt Ludi.
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BZ 13.6.09
Videoüberwachung
Pulver pfeift BFF zurück
Die Überwachungskamera im Vorraum der Damentoilette der Berufs-,
Fach-
und Fortbildungsschule (BFF) in Bern muss sofort abmontiert werden.
Dies hat Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (Grüne) gestern
beschlossen. "Kameras in einer für Schülerinnen intimen Zone
sind
unverhältnismässig", sagt Pulver im Interview. Die
Schulleitung sei zu
weit gegangen.
In den Gängen der beiden BFF-Gebäude darf bis Ende Semester
weiter
gefilmt werden. Nach den Sommerferien und dem Inkrafttreten des neuen
Polizeigesetzes im Kanton Bern will Pulver diesen Entscheid aber
überdenken. "Im Kanton Bern herrscht zurzeit ein Wildwuchs an
Überwachungskameras", sagt er. tob
Seite 35
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Regierungsrat Bernhard Pulver
"Die WC-Kamera muss sofort weg"
Die BFF muss die Überwachungskamera in der Damentoilette
entfernen.
Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (Grüne) hat dies gestern
befohlen.
"Es herrscht Wildwuchs bei der Videoüberwachung", sagt er im
Interview.
Bernhard Pulver, Überwachungskameras sind im Trend. Seit
vorletzter
Woche lässt die BFF in Bern versuchsweise sogar die Damentoilette
mit
einer Kamera überwachen. Sie haben interveniert und den
Schuldirektor
zurückgepfiffen. Weshalb?
Bernhard Pulver: Da ging die Schulleitung zu weit.
Überwachungskameras
in einer intimen Zone für Schülerinnen sind
unverhältnismässig. Auch
wenn es sich dabei nur um einen Vorraum handelt. Die Tatsache, dass ein
Vertreter der Schulleitung diese Bilder anschauen kann, weckt ungute
Gefühle. Deshalb muss diese Kamera sofort abmontiert werden.
Sind Sie als Erziehungsdirektor des Kantons Bern überhaupt zu
diesem Schritt befugt?
Grundsätzlich liegt der Entscheid bei der Schulleitung. Sie ist
zuständig für die Hausordnung. Doch als oberster Chef der
Erziehungsdirektion des Kantons Bern habe ich ein Durchgriffsrecht.
Sie hätten also auch die Kameras in den Gängen des
Schulhauses verbieten können. Weshalb filmen diese vorerst weiter?
Ich akzeptiere die Autonomie der Schulleitung und greife in diesem
Punkt bewusst nicht ein. Ich will dem Schulleiter ja nicht komplett in
den Rücken fallen. Er hat sich für die Kameras entschieden
und darf das
auch. Die Verhältnismässigkeit in den Gängen ist eher zu
bejahen als
auf den WCs. Der kantonale Datenschützer sieht das übrigens
genau so.
Das Thema sorgt für Emotionen. Weitere Schulen dürften dem
Beispiel BFF
folgen. Wie stehen Sie grundsätzlich zu Überwachungskameras
an Schulen?
Ich bin skeptisch gegenüber der Videoüberwachung. Ein
Schulhaus lässt
sich nicht mit einer dunklen Unterführung oder einem abgelegenen
Bahnhof vergleichen. Schülerinnen und Schüler sollen sich an
der Schule
ein bisschen wie zu Hause fühlen. Sie sollen Verantwortung
übernehmen
und eine Beziehung zum Schulhaus entwickeln. Kameras in den Gängen
beeinträchtigen dies.
Haben Überwachungskameras auch Vorteile?
Ja - aber nur, wenn sie als Ultima Ratio eingesetzt werden. Als
äusserste Notmassnahme muss dies möglich sein. In einem
Schulhaus, in
dem ständig alles verschmiert und kaputt gemacht wird, steht jede
Schülerin und jeder Schüler unter Generalverdacht. Das sorgt
für
schlechte Stimmung. Kameras können diejenigen, die sich an die
Regeln
halten, entlasten.
Wie gehts weiter an der BFF?
Im Gegensatz zur Toilette bleiben die Kameras in den Gängen
vorerst bis
zum Semesterende in Betrieb. Allerdings dürfen die Bilder - im
Schadenfall - nur noch von der Kantonspolizei ausgewertet werden und
nicht wie bisher vom Abteilungsleiter Finanzen und Dienste der BFF.
Wird es auch im neuen Semester Kameras geben?
Das weiss ich noch nicht. Am 1.Juli tritt im Kanton Bern das neue
Polizeigesetz in Kraft. Ab diesem Datum entscheidet nicht mehr die
Schulleitung über Kameras, sondern die Erziehungsdirektion. Zudem
muss
jede öffentliche Überwachungskamera von der Polizei bewilligt
werden.
Ob die Gänge der BFF weiterhin mit Kameras überwacht werden,
entscheide
ich nach den Sommerferien.
Welcher Entscheid ist zu erwarten?
Nur so viel: Tendenziell wird es in kantonalen Gebäuden und Bauten
weniger Überwachungskameras geben als heute. Im Kanton Bern
herrscht
derzeit ein Wildwuchs. Das ist wegen der unklaren Gesetzeslage so.
Deshalb begrüsse ich das neue Polizeigesetz. In Zukunft ist klar,
wer
die Entscheide fällt.
Für die Schulhäuser, bei denen Sie entscheiden, heisst das?
Ich bleibe skeptisch gegenüber der Videoüberwachung,
vor allem in
Schulhäusern. Doch auch ich bin mir der Problematik in gewissen
Schulen
bewusst. In der BFF sind Schülerinnen und Schüler zum
Beispiel oft nur
kurze Zeit in der schwierigen Phase der Lehrstellensuche. Das
Frustpotenzial ist höher als an einem Gymnasium, wo die
Schülerinnen
und Schüler mehrere Jahre verbringen und sich mit dem Schulhaus
identifizieren. Ich werde meine Entscheide auf den Einzelfall abstimmen.
Interview: Tobias Habegger
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Berner Rundschau 13.6.09
Toiletten wieder ohne Videos
Die Videoüberwachung im Toilettenvorraum an der Berufs-, Fach- und
Fortbildungsschule Bern (BFF) soll abgestellt werden. Das hat der
Erziehungsdirektor des Kantons Bern, Bernhard Pulver, in Absprache mit
den Verantwortlichen angeordnet. Bei den übrigen Kameras an der
BFF
wird der Betrieb nach der Versuchszeit am Semesterende eingestellt. Die
Aufzeichnungen dürfen nur noch durch die Kantonspolizei
ausgewertet
werden. Anschliessend soll im Rahmen der neuen gesetzlichen Grundlagen
eine Neubeurteilung vorgenommen werden. In den letzten Wochen war es an
der BFF vermehrt zu Sachbeschädigungen an den neu renovierten
Gebäuden
gekommen. Als Notmassnahme hatte die Schulleitung Ende Mai eine
Videoüberwachung der neuralgischen Punkte beschlossen. (kbe)
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BIG BROTHER VIDEO
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BZ 13.6.09
Sagibachhalle Wichtrach
Das Kreuz mit den Randalierern
Der Gemeinderat von Wichtrach liebäugelt mit
Videoüberwachung.
Randalierende Heimkehrer aus der Sagibachhalle sollen damit erfasst
werden. Derzeit verhandeln Vertreter der Gemeinde und der
Genossenschaft Sagibach.
An diesem Wochenende finden in der Sagibachhalle Wichtrach
"Deluxe"-Partys mit Live-Musik und DJs statt. Der letzte
nicht-sportliche Anlass in diesem Jahr. Im Juli liegt bereits wieder
Kunsteis in der Halle, und Eishockeyspieler werden trainieren. Die
Anwohner können dann aufatmen. "Am letzten Wochenende wurden am
frühen
Morgen Steine auf unser Dach geworfen und Ziegel zerbrochen", sagt
Walter Friedli von der Thalgutstrasse 6 in Wichtrach. Von einem
weiteren Wurfgeschoss sei das Balkongeländer zerbeult worden. "Und
nach
jedem Anlass muss ich im Garten Flaschen einsammeln", so Friedli.
Seinem Nachbarn sei sogar eine Fensterfront eingeschlagen worden.
Lärm
und Gegröle seien ja noch erträglich, aber: "Es sollte
einfach jemand
schauen, dass nichts beschädigt wird."
Solche Ruhestörungen und Sachbeschädigungen ereignen sich
regelmässig,
wenn betrunkene Fest- und Partybesucher von der Sagibachhalle zum
Bahnhof gehen. Dort warten sie auf den Moonliner oder den ersten Zug
(wir berichteten).
Partys für den Sport
Die Genossenschaft Sagibach finanziert den Eishockeybetrieb mit Partys.
Oder wie es Gemeindepräsident Peter Lüthi (FDP)
formuliert: "Der Sport
wird mit Besäufnissen finanziert. Man muss sich etwas anderes
überlegen, aber das braucht Zeit." Dem Gemeindepräsidenten
ist klar,
dass die Genossenschaft Sagibach Geld braucht, um sich einen
kostendeckenden Betrieb zu sichern. "Aber es muss für Ruhe und
Ordnung
gesorgt werden. Sonst bewilligen wir ab nächstem Jahr deutlich
weniger
Partys", so Lüthi.
Video vs. Datenschutz
Den Verkehrsfluss rund um die Halle hat man mittlerweile im Griff.
Bleibt das Problem mit den Jugendlichen, die auf Zug oder Moonliner
warten. Um allfällige Randalierer zu erfassen, kann sich Peter
Lüthi
vorstellen, an "neuralgischen Punkten" Videokameras zu installieren,
beispielsweise beim Bahnhof. Gespräche mit der Polizei hätten
aber
gezeigt, dass dies wegen des Datenschutzes nicht so einfach zu
bewerkstelligen sei. "Da fragt man sich schon, wen der Datenschutz in
so einem Fall eigentlich schützen will", ärgert sich der
Gemeindepräsident. Ihm ist bewusst, dass es sich bei den
Unruhestiftern
um eine Minderheit handelt. "Das sind vielleicht 50 Personen - wenig im
Vergleich zu den Hunderten, die in die Halle kommen." Deshalb
zögere
man auch, keine Bewilligungen mehr für Partys zu erteilen. "Damit
wären
die vielen Jugendlichen gestraft, die sich korrekt verhalten." Es gehe
darum, die Exzesse zu erfassen. Und dafür sähe Lüthi in
Videoaufzeichnungen unter anderem ein probates Mittel. Dagegen hat er
keine Lust, selber auf nächtlichen Patrouillen Polizist zu
spielen, wie
es der Gemeinderat in Radelfingen tut (wir berichteten).
"Gute Gespräche geführt"
Lobende Worte hat der Gemeindepräsident für die vor wenigen
Tagen
geführten Verhandlungen. Gemeinderat, Vertreter der Genossenschaft
Sagibach und der Polizei hätten "gute Gespräche"
geführt, so Lüthi.
Diese würden weitergeführt. Ihm sei aber klar, dass man beim
Kanton ein
Gesuch für gezielte Videoüberwachung einreichen wolle: Das
Ziel:
Informationen zu bekommen, wer wann und an welchen Orten randaliere.
Das Allheilmittel sei das aber nicht. Lüthi sieht auch andere
Möglichkeiten: "Man könnte vielleicht bei der Halle ein Zelt
aufstellen
und die Jungen mit Kaffee oder Suppe bewirten, bis es Zeit ist,
heimzufahren."
Für mehr Sicherheit
"Wir müssen für noch mehr Sicherheit sorgen und uns noch
besser
organisieren", sagt Andreas Zeller, Präsident der Genossenschaft
Sagibach. Er wehrt sich gegen den Vorwurf, dass der Eishockeybetrieb
mit Besäufnissen finanziert werde und betont: "Der Hockeybetrieb
finanziert sich selber. Es braucht aber Massnahmen für das
finanzielle
Überleben der Genossenschaft." Ihm sei ein gutes Einvernehmen mit
der
Gemeindebehörde und den Anwohnern wichtig, so Zeller weiter. Die
Gespräche seien viel versprechend verlaufen. "Wir gründen nun
eine
Arbeitsgruppe und erarbeiten gemeinsam ein Sicherheitskonzept", sagt
Zeller weiter.
Bleibt die "Deluxe-Party" vom nächsten Wochenende, bevor in der
Sagibachhalle die Eiszeit anbricht. "Das letzte Wochenende war eine
Katastrophe", seufzt eine Anwohnerin des Sägebachweges.
Laura Fehlmann
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BIG BROTHERS VS HOOLIGAN-GRIPPE
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Sonntag 14.6.09
Internet-Fahndung: Jetzt droht Fans ein Vermummungsverbot
Fussball-Chaoten maskieren sich, um die Fahndung im Netz zu sabotieren
Randalierer tricksen die Polizei aus: Sie machen sich unkenntlich, um
die Internet-Fahndung zu hintertreiben. Jetzt fordern Polizei und
Politiker ein Ver mummungsverbot bei Sportver anstaltungen. In Bern und
St. Gallen ist es bereits in Kraft.
Von Nadja Pastega
Friedliche Fussballfans sorgen in den Stadien für eine farbenfrohe
Kulisse: Sie hüllen sich in Schärpen und Fan-Schals, sie
schminken sich
die Gesichter in den Farben ihrer Mannschaft und ziehen fröhlich
durch
die Strassen. Doch das soll jetzt nicht mehr möglich sein.
Der Grund: Gewalttätige Krawallmacher maskieren sich, um eine
Identifizierung zu verhindern und die Internet-Fahndung zu sabotieren.
"Wir stellen fest, dass sich Hooligans vermehrt vermummen", sagt Willi
Eicher, Chef Planung und Einsatz bei der Kantonspolizei Luzern.
2007 setzte die Luzerner Polizei zum ersten Mal die Internet-Fahndung
ein. Mit Erfolg. Ende Mai stellten sie erneut Bilder von Hooligans
online. Sieben von acht zur Fahndung ausgeschriebenen Krawallmachern,
die beim Cup-Spiel vom 13. April gewütet hatten, konnten
inzwischen
identifiziert werden. Eine Person ist nach wie vor unbekannt - sie ist
vermummt.
"Es wäre super, wenn man das an Demonstrationen geltende
Vermummungsverbot auch auf Sportveranstaltungen ausdehnen könnte",
sagt
Eicher. Rechtlich sei die Null-Toleranz indes schwierig umzusetzen:
"Wenn sie eine Schärpe vor dem Gesicht haben, sagen sie dann
einfach:
‹Ich habe gefroren.›"
Ein Vermummungsverbot in den Stadien findet bei der Kantonspolizei
Zürich Anklang. "Das wäre zu begrüssen", sagt Werner
Benz,
Kommunikations-Chef bei der Zürcher Kapo: "Die persönliche
‹Freiheit
zur Vermummung› muss der abschreckenden Wirkung oder wenigstens der
Möglichkeit zur Ahndung von Übergriffen klar nachgehen."
Im Kanton Bern ist ein Vermummungsverbot bereits in Kraft. Es gilt laut
Hans-Jürg Käser, FDP-Polizeidirektor und
Regierungspräsident des
Kantons Bern, auch bei Sportveranstaltungen. "Bei Gewaltausbrüchen
rund
um Fussball- und Eishockeystadien handelt es sich in vielen Fällen
um
Landfriedensbruch - also um etwas sehr Beängstigendes. Darum bin
ich
klar für ein Vermummungsverbot."
Das Problem sei aber die Durchsetzung: "An den Fan-Umzügen laufen
jeweils an der Spitze etwa 50 Vermummte. Wenn die Polizei eingreift,
wirkt das unverhältnismässig und heizt die Situation an."
Laut Polizeidirektor Käser müsse man "härter gegen
Randalierer
vorgehen, die sich nicht an die Spielregeln halten." Mit einer neuen
Videoverordnung, die Anfang Juli in Kraft tritt (siehe Box), will
Käser
den Einsatz von Überwachungskameras regeln. "Die Gemeinden sind
nun
befugt, Hotspots zu überwachen, an denen immer wieder schwere
Delikte
begangen werden." Sinnvoll sei es zum Beispiel, auf der Strecke
zwischen dem Stade de Suisse und dem Bahnhof Wankdorf Kameras
aufzustellen: "Dort geht die Randale ab."
Auch der Kanton St. Gallen greift jetzt mit einem Vermummungsverbot
gegen Hooligans durch. Seit Anfang Jahr ist das revidierte
Polizeigesetz in Kraft - neu ist es verboten, sich unkenntlich zu
machen. Das Vermummungsverbot gilt nicht nur bei Demonstrationen,
sondern auch bei Sportveranstaltungen. "Wer sich im Umfeld von Sport-
und sonstigen Veranstaltungen unkenntlich macht, wird mit Busse
bestraft", heisst es im neuen Polizeigesetz.
--
Videoüberwachung: Erste zivile Behörde ermöglicht
Einsatz von Drohnen
Als erster Kanton ermöglicht Bern den Einsatz von unbemannten
Flugobjekten, so genannten Drohnen. Laut neuer Videoverordnung
dürfen
Bild- und Tonaufzeichnungen auch "aus unbemannten Flugkörpern"
gemacht
werden. Bisher kamen Drohnen bei der Armee und im Grenzschutz zum
Einsatz. Das VBS setzte sie bei der Euro ein. Der Kanton Bern
verfüge
über keine eigenen Drohnen, sagt Polizeidirektor Hans-Jürg
Käser. Falls
Gemeinden Drohnen einsetzen wollten, müssten diese bei der Armee
ausgeliehen werden.
Die neue Videoverordnung sorgt für Wirbel. Sie tritt auf Anfang
Juli in
Kraft - mit Ausnahme von zwei umstrittenen Artikeln. Dabei geht es zum
einen um die Echtzeitüberwachung, bei der die
Bildübermittlung von
einer Person am Bildschirm live angeschaut wird. "Laut
Datenschützer
ist das nur erlaubt, wenn man die Personen nicht erkennt", sagt
Käser:
"Das ist doch unsinnig." Der zweite strittige Punkt betrifft
Videoaufnahmen durch Polizisten in Zivil. Auch hier wurde Käser
vom
Datenschützer zurückgepfiffen. "Jetzt müssen wir den
Polizisten
freigeben, damit sie in Zivil filmen dürfen." Die beiden
strittigen
Artikel werden im September im Grossrat behandelt. Nadja Pastega
---
Sonntag 14.6.09
Gass sucht Verbündete
Die drei "Fussballstädte" Basel, Bern und Zürich sollen laut
den
Vorstellungen des Basler Regierungsrats Hanspeter Gass gemeinsam gegen
Gewalt im Sport vorgehen
Von Bojan Stula
Die intensiven Kontakte von Mitte dieser Woche - unter anderem auch mit
der Zürcher Amtskollegin Esther Maurer - hatten ihren triftigen
Grund:
Der Basler Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass will, dass die drei
Deutschschweizer Fussballhochburgen Basel, Bern und Zürich in
Zukunft
ihre Anstrengungen gegen Gewalt rund um Fussballstadien koordinieren.
Dabei geht es nicht zuletzt um die Höhe der von den Vereinen zu
übernehmenden Sicherheitskosten.
Nachdem Gass vor Monatsfrist vom FC Basel öffentlich eine
höhere
Beteiligung an den Polizeieinsatzkosten gefordert hatte, argumentierte
die Gegenseite, dass Zürcher Fussballklubs gar nichts zu bezahlen
hätten und die Berner Young Boys nur eine vergleichsweise geringe
Pauschale. "Dabei hatte die Zürcher Polizei bisher gar keine
rechtliche
Grundlage, den Vereinen Kosten in Rechnung zu stellen", sagt Gass,
"doch wird sich das mit dem neuen Zürcher Polizeigesetz bald schon
ändern". Zwar sei ein einheitlicher Tarif für
Polizeieinsätze in allen
Kantonen aufgrund der föderalen Strukturen unrealistisch, doch
bestehe
die Möglichkeit der gegenseitigen Annäherung - idealerweise
auch mit
Unterstützung des schweizerischen Fussballverbands SFV.
Doch die Kostenfrage ist nur eine der beiden Ebenen, die Hanspeter Gass
bei seinem Vorstoss mit den Kantonen Bern und Zürich koordinieren
möchte. In erster Linie geht es natürlich um die Sicherheit
selbst. "Es
geht nicht an, dass in jeder Stadt und vor jedem Stadion auf eine
andere Weise mit dem Problem umgegangen wird." Gass begrüsst die
Initiatve der Konferenz der Schweizerischen Justiz- und
Sicherheitsdirektoren (KKJPD), sich über ausländische
Standards zu
orientieren. Er wird anfangs August eine entsprechende Expertengruppe
nach Deutschland begleiten.
Strategien wie beispielsweise die Deanonymisierung von
Gewalttätern,
die Aufhebung von Stehplätzen oder das Alkoholverbot bei
Hoch-Risikospielen können nur als Massnahmenpaket und in
Zusammenarbeit
mit dem SFV erfolgreich sein. Dabei sollen die Fussballstädte
Basel,
Bern und Zürich eine Vorreiterrolle übernehmen und
zusammenspannen.
Doch Gass ist Realist genug: "Bis wir alle Probleme gelöst haben,
ist
es aufgrund der zahlreichen Akteure noch ein weiter Weg."
--
"Von Rückschritt kann keine Rede sein"
Der Basler Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass will von einem
Rückschritt in Sachen Stadionsicherheit nach der Euro 08 nichts
wissen.
Diesen Vorwurf hatte der ehemalige Euro-Direktor Christian Mutschler in
der letzten Ausgabe der "Sonntag bz" erhoben. "Ich gebe Herrn Mutschler
recht, dass nach den schlimmen Ausschreitungen in Zürich vom 17.
Mai
ein neuer Tiefpunkt erreicht worden ist, aber von einem
Rückschritt
insgesamt kann keine Rede sein." Noch immer bilde die 3-D-Strategie
(Dialog - Deeskalation - Durchgreifen) die Grundlage jeden
Polizeieinsatzes. "Das ist der Standard, und wird so von uns
praktiziert." Auch sei die Zusammenarbeit zwischen der Polizei, dem FC
Basel und dem St. Jakob-Park sehr gut. "Richtig aber ist, dass ein
äusserer Sicherheitsperimeter, wie er an der Euro praktiziert
wurde,
für ein Meisterschaftsspiel schlicht zu aufwändig ist. Da
müssen sonst
ganze Quartiere abgesperrt werden." Gass weist auf die Fortschritte,
aber auch auf unverhältnismässig hohe Kosten in Sachen
Sicherheit seit
dem 13. Mai 2006 hin: "Vergleichbare Ausschreitungen hat es seither in
Basel nie wieder gegeben. Wir haben alle dazugelernt." (bos)
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REPRESSION BIEL
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Indymedia 12.6.09
Repression in Biel ::
AutorIn : ça va pas!
Im Zusammenhang mit der Reclaim the Streets vom 17. Mai für den
Erhalt
des Tripouze in Biel haben eine noch unbekannte Anzahl Personen
polizeiliche Vorladungen erhalten. Noch ist unklar welche juristischen
Folgen diese unerwünschte Einladung für die Betroffenen hat.
Eines
allerdings muss klar sein: In jedem Fall kannst und solltest du auf
dein Recht auf Aussageverweigerung bestehen! Das heisst konkret:
Angeben musst du nur deine Personalien (Name, Vorname, Geburtsdatum,
Adresse, Heimatort, Name der Eltern). Nicht angeben musst du: Woher du
kommst, wohin du gehst, Arbeit (Arbeitgeber/in, Lehrmeister/in),
Hobbies, Bekannte, etc. Du bist nicht verpflichtet diese Informationen
zu geben. "Ich habe nichts zu sagen" oder "Ich verweigere die Aussage"
sind die besten Antworten. Lass dich weder einschüchtern noch
provozieren. Die meisten Drohungen sind Bluffs, die dich
einschüchtern
sollen. Zitiert aus "Deine Rechte"
Hier uns zwei bekannte Fälle:
A. wurde auf den Polizeiposten geladen. A. musste eine Leibesvisitation
über sich ergehen lassen. Danach wurde sie zur DNA und
Fingerabdruckentnahme nach Bern gebracht. Zurück in Biel musste A.
noch
eine Urinprobe abgeben. Ebenfalls wurde sie unter Druck gesetzt
zuzugeben das sie kiffe ansonsten müsse Sie bis zum nächsten
Morgen auf
dem Polizeiposten bleiben. Unter diesem Druck und reichlich Unlust eine
Nacht auf dem Polizeiposten zu verbringen, hatte sie dies eingestanden
und wurde danach ohne weitere juristische Folgen entlassen.
B. erhielt ebenfalls eine "Einladung in diverser Sache" unterschrieben
vom Polizeikommandant der Kapo Bern Martin Ringli. B. erkundigt sich
telefonisch bei Herrn Ringli nach dem Grund der Einladung. Dieser
erwähnt die RTS vom 17. Mai. B. sagt, "Sie wüsste nicht was
sie zu
dieser Sache zu sagen hätte." Darauf wird B. von Herrn Ringli
gefragt
ob Sie eine Aussageverweigerung mache. Dies bejaht B. Weiter erkundigt
B. sich ob diese Einladung obligatorisch Folge zu leisten sei. Dies
verneinte Ringli. B. verkündet der Einladung also nicht
nachzukommen,
darauf erwidert Herr Ringli, dass B. in diesem Falle mit einer Busse
rechnen müsse.
Mittlerweile sind uns weitere Fälle bekannt. Wir raten allen sich
bei uns zu melden!
Weiter mit der Repression: Die Räumung an der Quellgasse 5 vom
Montag,
8. Juni hatte einen längeren Aufenthalt der Betroffenen auf dem
Polizeiposten zur Folge. Neben dem üblichen Verfahren wurde ihnen
auch
eine DNA-Probe entnommen. Wer sich weigerte wurde gewaltsam gezwungen.
Grundsätzlich liegt im Ermessen der jeweiligen Polizisten ob Sie
eine
DNA-Probe entnehmen wollen oder nicht. Seit der Einführung im
Jahre
2005 herrscht völlige Willkür. Trotzdem hast Du auch hier
"eigentlich"
Rechte:
Will die Polizei eine DNA-Probe entnehmen, muss sie Sie über Ihre
Rechte aufklären. Diese Rechte sind:
Recht auf Verfügung: Sie können sich gegen eine DNA-Probe
wehren. Dann
muss der Staatsanwalt oder Untersuchungsrichter (Bezeichnung je nach
Kanton) eine Verfügung erlassen, die Sie anfechten können.
Recht auf Einsicht: Jedermann kann bei der Zentralstelle des Bundes,
die die DNA-Datenbank führt, darüber Auskunft verlangen, ob
er
eingetragen ist. Die DNA-Datenbank des Bundes wird von den Afis
Services (Automated Fingerprint Identification System) beim Bundesamt
für Polizei verwaltet. Gesuche an: Bundesamt für Polizei,
Afis
Services, Bundesrain 20, Postfach, 3003 Bern.
Recht auf Löschung: Einträge müssen in folgenden
Fällen von Amts wegen gelöscht werden:
- Die betroffene Person kann als Täter ausgeschlossen werden.
- Es liegt ein rechtskräftiger Freispruch vor.
- Das Verfahren wurde vor einem Jahr eingestellt.
- Die Probezeit nach einem bedingten Strafvollzug ist schon fünf
Jahre abgelaufen.
- Eine Geldstrafe wurde vor fünf Jahren bezahlt, oder die
gemeinnützige Arbeit wurde vor fünf Jahren beendet.
- Man wurde vor 20 Jahren aus dem Gefängnis, aus der Verwahrung
oder einer therapeutischen Massnahme entlassen.
- Auf jeden Fall muss der Eintrag nach 30 Jahren gelöscht werden.
Quelle: Beobacher 3/05
Wir können das Vorgehen der Polizei nur als Versuch der
Einschüchterung
verstehen um die aktive BesetzerInnenszene zu kriminalisieren.
Inwieweit Barbara Schwickert, Sicherheitsdirektorin der Stadt Biel und
Mitglied der Grünen Partei über das polizeiliche Vorgehen
informiert
ist, können wir nur mutmassen. Wir bleiben auf jeden Fall dran!
Nehmt mit uns Kontakt auf: luchayfiesta@gmx.ch
Solidarisch gegen ihre Repression!
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NEONAZI-TREFF
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BZ 13.6.09
Nazitreff in Langenthal
"Stadt soll Klartext reden"
Ist der Nazitreff auf dem Areal der Porzellanfabrik zonenkonform, fragt
sich Anwohner Hans-Jürg Schmied. Von der Stadt habe er bis heute
keine
richtige Antwort erhalten. "Sie ist nicht willens, endlich Klartext zu
reden."
Gross ist der Ärger an der Blumenstrasse. Seit Monaten feiern die
Rechtsextremen ihre Partys auf dem angrenzenden Areal der
Porzellanfabrik. Laute Musik und Autolärm müssen die Anwohner
erdulden.
Eine Aussprache auf der Stadtverwaltung hat kürzlich
stattgefunden,
Massnahmen wurden angeordnet - damit soll alles besser werden. Hofft
die Stadt. Anwohner Hans-Jürg Schmied kann da nur den Kopf
schütteln.
"Die Stadt ist nicht willens, endlich Klartext zu reden und die
Probleme am Schopf zu packen", nervt er sich und legt, quasi als
Beweis, einen dicken Ordner mit Dokumenten der Stadt auf den Tisch.
Nazitreff in falscher Zone?
Wissen möchte Hans-Jürg Schmied, ob ein Lokal wie der
Nazitreff
überhaupt zonenkonform sei. Im städtischen Zonenplan wird das
Porzi-Areal als "Arbeitszone Aa" bezeichnet. Ein solches Gebiet ist,
gemäss Baureglement, für Industrie, Gewerbe und
Dienstleistungen
vorgesehen. Die Rechtsextremen seien daher am falschen Platz, findet
Schmied und stichelt: "Ich wüsste von keinem Nachbarn, der die
Dienstleistung Nachtruhestörung verlangt hätte."
Seit Jahren ein Thema
Das Porzi-Areal hat den Langenthaler schon im Frühling 2002
beschäftigt, als die Stadt Zonenplan und Baureglement revidierte.
In
seiner Eingabe zum Mitwirkungsverfahren hielt Hans-Jürg Schmied
damals
fest: Das Porzi-Areal mit seiner Vielzahl von Gebäuden biete
zahlreichen Betrieben und Ateliers Platz. Auch Loftwohnungen seien
möglich. Deshalb solle es in eine Zone für gemischte Nutzung
umfunktioniert werden.
Davon wollte die Stadt allerdings nichts wissen. Für die Umnutzung
eines Industrieareals sei eine intensive Planung notwendig, und die
Initiative dazu müsse grundsätzlich vom Grundeigentümer
kommen, hiess
es in der abschlägigen Antwort. Immerhin liessen die Behörden
den
Kritiker wissen: Der Gemeinderat sei "nicht abgeneigt, über neue
Nutzungen zu diskutieren, die jederzeit im Rahmen einer
Überbauungsordnung festgelegt werden können".
Eine Überbauungsordnung ist bis heute aber nicht in Sicht - und
das
ärgert Hans-Jürg Schmied. Er wirft der Stadt vor, sie
betreibe "eine
Verzögerungstaktik" und sei nicht gewillt, die Bestimmungen des
Baureglements auch wirklich durchzusetzen. Dem hält
Stadtpräsident
Thomas Rufener entgegen: In den Arbeitszonen von Langenthal gebe es
verschiedenste Vereinslokale. "Müssten wir die alle verbieten,
wäre das
sehr problematisch."
Gemeinden bestimmen mit
Wer mit der heutigen Nutzung nicht einverstanden ist, kann von der
Stadt eine anfechtbare Auskunft über die Zonenkonformität
verlangen und
sich in zweiter Instanz an den Kanton wenden. Allzu gross dürften
die
Erfolgschancen allerdings nicht sein: "Es ist durchaus üblich,
dass
Vereinslokale und auch Restaurants in Arbeitszonen zugelassen werden",
sagt Arthur Stierli, Vorsteher der Abteilung Orts- und Regionalplanung
beim Kanton Bern. Grundsätzlich sei es an den Gemeinden selbst, zu
definieren, was in einer Arbeitszone alles möglich sei.
Dass in Langenthal solche Zonen gemäss Baureglement für
Industrie,
Gewerbe und Dienstleistungen vorgesehen sind, betrachtet Arthur Stierli
nicht grundsätzlich als Hindernis: "Ein Vereinslokal kann auch als
Dienstleistung eingestuft werden - das ist Ermessenssache der Gemeinde."
Stefan Schneider
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Der Nazitreff
Pnos-Chef zieht die Fäden
Gemietet wurde das Lokal als Lagerraum - in Tat und Wahrheit ist es ein
Treffpunkt der rechtsextremen Szene. Praktisch jedes Wochenende feiern
die Neonazis auf dem Areal der Porzellanfabrik Langenthal ihre Partys.
Als offizieller Mieter des Lokals tritt Benjamin Lingg auf, bekannt als
Mitglied der rechtsextremen Rockgruppe Indiziert. Unterstützt wird
er
von seinem Bandkollegen Dominic Lüthard, Vorsitzender der Partei
national orientierter Schweizer (Pnos) in Langenthal. Wegen
Lärmklagen
aus der Nachbarschaft wurden die beiden kürzlich von der Stadt
aufgefordert, Massnahmen zur Lärmdämmung zu ergreifen. Zudem
dürfen die
Rechtsextremen nicht mehr über die Blumenstrasse zum Nazitreff
fahren.
Die Zufahrt wird abgesperrt.
ste
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DROGENSZENE WINTERTHUR
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Tagesanzeiger 13.6.09
Winterthurs Drogensüchtige als Spielball der Politik
Schmid Jürg; Schmid Jürg
Der Stadtrat will die Drogen- Anlaufstelle vom Arch-Areal weg haben.
Doch am neuen Ort opponiert der Quartierverein.
Winterthur. - Täglich suchen rund 100 Drogenabhängige,
Alkoholiker und
Randständige zwischen 11 und 19 Uhr die Anlaufstelle beim
Arch-Areal
auf. Weil sie im Gebäude nicht rauchen dürfen, halten sie
sich oft auf
dem Trottoir auf, was manche Passanten stört. "Viele meiner
Bekannten
meiden den Ort", weiss der Architekt Markus Böni vom
Quartierverein
Wildbach-Langgasse und Umgebung.
Dieser Zustand ist auch dem Stadtrat bekannt, und er will ihn so rasch
wie möglich beenden. Vor allem aus zwei Gründen: Der Druck
auf die
Anlaufstelle hat zugenommen, seit die Polizei den Drogen- und
Alkoholikertreff im Musikpavillon beim Stadtpark aufgelöst hat.
Die
Platzverhältnisse in der Anlaufstelle sind heute prekär. Und
für das
Image der neuen Grossstadt fast noch wichtiger: Die Randständigen
müssen am jetzigen Ort von der Bildfläche verschwinden, weil
dereinst
auf dem Arch-Platz ein Prestigebau mit Viersternehotel, Restaurant und
Einkaufszentrum hochgezogen wird. Wer teuer schläft und einkauft,
will
keine Drögeler sehen.
Künftig sollen die Randständigen in einer städtischen
Liegenschaft
zwischen Technikum (Fachhochschule) und dem Kulturzentrum Alte Kaserne
ihre Spritzen tauschen und sich betreuen lassen. Für den Umbau des
Gebäudes mit Küche, Aufenthaltsraum und eingezäuntem
Garten beantragt
der Stadtrat dem Parlament einen Kredit von 890 000 Franken.
Doch dies stösst im Quartier auf Widerstand. Bewohner und Eltern
mit
Schulkindern opponieren. Markus Bönis Quartierverein will den
Standort
mit allen Mitteln bekämpfen. Ob der Verein das Referendum
ergreift,
wenn das Stadtparlament am Montag dem Projekt und dem Umzug zustimmt,
ist noch offen. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine
Anlaufstelle",
sagt Böni. "Aber das Gebäude ist exponiert, liegt in der
Nähe von
Fachhochschule, Berufsschule, Kantonsschule und am Weg vieler
Primarschüler."
Dennoch wird das Parlament dem Antrag des Stadtrates wohl zustimmen.
Von den grossen Fraktionen sind nur die SVP und CVP gegen den Kredit,
der im Vorfeld um mehr als 100 000 Franken reduziert wurde. Die SVP
möchte noch zuwarten, bis mit der Konzentration der
Stadtverwaltung
andere städtische Liegenschaften frei werden. Das jedoch dauert
dem
Stadtrat zu lang, wie Sozialvorsteherin Maja Ingold (EVP)
festhält. Die
CVP solidarisiert sich mit dem Quartierverein, weil der geplante Ort
der falsche sei. Ein Referendum von Quartierverein oder SVP will die
CVP indes nicht unterstützen. (smd)
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HOMOPHOBIE
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Sonntag 14.6.09
Ausschreitungen bei Schwulendemo
Zagreb Bei der achten Homosexuellen-Parade in der kroatischen
Hauptstadt Zagreb ist es gestern zu Festnahmen gekommen. Die Polizei
nahm vier Nationalisten fest, die die Kundgebung angreifen wollten.
Starke Polizeikräfte trennten die Aktivisten von ihren Gegnern.
Auch in
der polnischen Hauptstadt Warschau demonstrierten Schwule und Lesben.
Rechte Jugendliche haben die Demonstranten in der Nähe des
Parlaments
wüst beschimpft, es sei jedoch nicht zu Zusammenstössen
gekommen. (DPA)
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ANTI-ATOM
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Sonntagszeitung 14.6.09
Streit um neue AKW
Alpiq beharrt auf Kernkraftwerk in Gösgen
Olten Streit unter den Stromkonzernen: Die Verhandlungen über die
Standortwahl neuer AKW in der Schweiz sind gescheitert. Axpo, BKW und
Alpiq haben drei Gesuche für neue Atomkraftwerke eingereicht, doch
mindestens eines muss über die Klinge springen. Der Bundesrat
hatte
sich eine Einigung bis Ende Juni gewünscht - doch kein
Energiekonzern
will nachgeben.
Die Hoffnungen lagen bisher auf der Gösgen-Betreiberin Alpiq. Das
Werk
im Kanton Solothurn muss noch länger nicht vom Netz. Deshalb sei
es nur
logisch, sagen die Chefs von Mühleberg und Beznau, dass
Gösgen
wegfalle. Doch Alpiq-CEO Giovanni Leonardi winkt ab. "Unser Projekt
bleibt bestehen", sagt er im Interview mit der SonntagsZeitung. Zentral
sei nicht das Alter eines Werks, sondern die politische Akzeptanz. "Ein
zweites Kaiseraugst kann sich die Schweiz nicht leisten."
Axpo-Chef Heinz Karrer: Deutliche Warnung an Alpiq
Leonardi spielt damit auf Mühleberg und den politischen Widerstand
gegen Atomenergie im Kanton Bern an. Doch auch die
Mühleberg-Betreiberin BKW will ein neues Werk bauen: "Es ist
für uns
keine Option, das Gesuch für Mühleberg zurückzuziehen",
sagt BKW-Chef
Kurt Rohrbach. Es gebe eine klare Logik, dass man jene Werke ersetze,
die zuerst ausser Betrieb genommen würden - und das seien Beznau
und
Mühleberg.
Axpo-Chef Heinz Karrer warnt: "Wenn Alpiq weiterhin auf Gösgen
besteht,
treiben wir die geplanten Partnerschaften ohne Alpiq weiter." Seite 5
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Pattsituation bei Planung neuer AKW
Kein Stromkonzern will Projekt aufgeben
Bern Die Stromkonzerne Axpo, BKW und Alpiq streiten sich. Keiner will
nachgeben - alle drei Konzerne wollen an den jeweiligen Standorten
Beznau, Mühleberg und Gösgen ein neues AKW bauen. Doch
höchstens zwei
haben politisch eine Chance.
"Diese Pattsituation ist ein Riesenproblem", sagt FDP-Ständerat
Rolf
Schweiger. Er ist Mitglied der ständerätlichen Kommission
für Umwelt,
Raumplanung und Energie (Urek). "Wir können die Konzerne nicht zu
einem
Entscheid zwingen", sagt er.
Die Urek will den Stromgiganten in den nächsten Wochen
Lösungsvorschläge unterbreiten - ein Gesamtkonzept
Gaskombikraftwerke-Atomkraftwerke ist in Arbeit. Die Parlamentarier
hoffen, dass sie mit besseren Konditionen für den Bau von
Gaskombikraftwerken Bewegung in die blockierten AKW-Verhandlungen
bringen könnten. Wenn auch das misslinge, müsse im
schlimmsten Fall das
Parlament die Auswahl treffen, so Schweiger. "Das wird ein schwieriger
Machtpoker. Deshalb hoffe ich, dass vorher die Vernunft bei den
Stromkonzernen obsiegt", sagt er.
Danach sieht es zurzeit nicht aus. Nicht nur die Alpiq hält an
ihrem
Gesuch fest (siehe Interview). Auch die BKW bleibt hart: "Es ist
für
uns keine Option, das Gesuch für Mühleberg
zurückzuziehen", sagt
BKW-Chef Kurt Rohrbach. Es gebe eine klare Logik, dass man jene Werke
ersetze, die zuerst ausser Betrieb genommen würden - das seien
Beznau
und Mühleberg. "Somit ist die Reihenfolge das zentrale Argument",
so
Rohrbach.
Die Kosten des Zwists fallen zulasten der Öffentlichkeit
Dem stimmt auch Axpo-Chef Heinz Karrer zu. Gösgen zu ersetzen, das
noch
lange nicht vom Netz müsse, sei schwer erklärbar. "Damit
riskierten wir
ein Nein in der Volksabstimmung." Alpiq laufe bei Nichteinigung Gefahr,
am Schluss ohne Beteiligung dazustehen. "Wenn Alpiq weiterhin auf
Gösgen besteht, werden wir die geplanten Partnerschaften ohne
Alpiq
vorantreiben", so Karrer.
Der Branchenzwist hat Folgen: Die Behörden müssen nun nicht
zwei,
sondern drei Rahmenbewilligungsgesuche prüfen - das verursacht
Mehrkosten von rund einer Million Franken.
Catherine Boss
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"Die regionale Akzeptanz ist matchentscheidend"
Alpiq-CEO Giovanni Leonardi will an seinem Projekt für ein neues
AKW in Gösgen festhalten
Von Catherine Boss und Andreas Windlinger (Text), rené Ruis
(Foto)
Olten Giovanni Leonardi (49) ist CEO des Stromkonzerns Alpiq. Er hat
für den Standort Gösgen ein Projekt für ein neues AKW
eingereicht. Auch
die Axpo und die BKW wollen je ein Atomkraftwerk bauen. Doch nur zwei
sind realistisch.
Herr Leonardi, ziehen Sie Ihr Projekt jetzt zurück, wie das Ihr
Konkurrent, Axpo-Chef Heinz Karrer, in den Medien fordert?
Nein, das Projekt im Solothurner Niederamt bleibt bestehen. Das
übergeordnete Interesse dieses Landes besteht darin, dass wir uns
weiterhin unabhängig mit Strom versorgen können. Um dieses
Ziel zu
erreichen, brauchen wir eine rasche und möglichst widerstandsfreie
Realisierung neuer Atomkraftwerke, die auch der Bundesrat für
nötig
hält. Am Schluss wird das Volk entscheiden.
Ein Projekt muss aber ausscheiden. Gösgen muss im Gegensatz zu
Beznau
und Mühleberg noch lange nicht vom Netz. Warum geben Sie nicht
nach?
Nur wenn ein Projekt in der Region gut abgestützt ist, können
wir die
Volksabstimmung gewinnen und danach Investoren finden. Mit unserem
Projekt, das als Partnerwerk realisiert würde, ist das gegeben -
das
Niederamt und der Kanton Solothurn unterstützen es voll und ganz.
Sie spielen auf den Standort Mühleberg an. Dort ist die Akzeptanz
für
neue AKW wacklig - die Stadt Bern will aus der Atomenergie aussteigen.
Ich rede nicht über andere Projekte. Ich sage nur: Unser Projekt
ist sehr gut und hat eine sehr hohe Akzeptanz.
Nochmals: Beznau und Mühleberg müssen bald vom Netz. Ist dies
kein Argument?
Es geht für die Strombranche und das Land um die Realisierung der
fehlenden Megawatt an den dafür am besten geeigneten Standorten.
Dafür
ist die regionale Akzeptanz matchentscheidend. Es macht aus unserer
Sicht wenig Sinn, einen Standort zu wählen, der zwar die Gnade der
frühen Geburt hat, aber in der Region und im Kanton nicht
genügend
Unterstützung findet.
Laut Axpo haben Sie ein gutes Angebot für eine Beteiligung an
Beznau erhalten. Stimmt das?
Ich habe von der Axpo keine verbindliche Offerte auf dem Tisch.
Axpo-Chef Karrer sagt, Gösgen werde nie gebaut.
Zum Glück gibt es die Behörden. Ich habe grosses Vertrauen,
dass im
behördlichen Prüf- und Bewilligungsprozess die technisch
besten und
politisch am besten abgestützten Projekte Erfolg haben werden. Die
Analyse der Behörden wird helfen, dass sich die Strombranche auf
zwei
Projekte einigen kann.
Der Bundesrat fordert eine Einigung auf zwei Projekte bis Ende Juni -
also in den nächsten zwei Wochen.
Es ist keine Forderung des Bundesrates, er hat lediglich mitgeteilt,
dadurch liesse sich das Bewilligungsverfahren um vier Monate
verkürzen.
Die jetzige Evaluation wird aber noch eine Weile dauern.
Die Verzögerung ist also kein Problem?
Vielleicht ist sie diese Zeit sogar mehr als wert. Die wenigen Monate,
die verloren gehen, sind im Vergleich zu den 18 Jahren Planungs- und
Bauphase vernachlässigbar.
Wenn die Behörden drei statt zwei Gesuche prüfen müssen,
kostet das den Steuerzahler eine Million Franken.
Das ist gut investiertes Geld, denn damit können wir allenfalls
eine Milliarde Franken sparen.
Von welcher Milliarde reden Sie?
Wenn wir für ein neues Kernkaft-werk die Volksabstimmung gewinnen
und
sich hinterher zeigt, dass die regionale Akzeptanz fehlt, wird die
Anlage wie damals in Kaiseraugst nie gebaut. Ein zweites Kaiseraugst,
das den Steuerzahler rund eine Milliarde Franken gekostet hat, kann
sich die Schweiz nicht leisten.
Wenn wir schon von Milliarden reden: Ist die Suche nach Investoren
für neue AKW schwierig?
Für Investoren ist die Situation im Moment ideal, denn die Zinsen
sind
sehr tief. Wenn das Volk 2013 entschieden hat, werden die Banken sicher
bereit sein, Geld zur Verfügung zu stellen, wenn das Projekt gut
ist.
Zudem ist die Finanzkraft der Stromkonzerne in der Schweiz gross genug,
um ein Werk zu finanzieren.
Axpo-Chef Karrer warnt vor Blackouts schon in wenigen Monaten. Drohen
wegen der Verzögerungen tatsächlich Versorgungsengpässe?
Europaweit geht der Stromverbrauch wegen der Wirtschaftskrise zurzeit
deutlich zurück. Deshalb wird es aus meiner Sicht im nächsten
Winter
keine Notabschaltungen aufgrund von Engpässen geben.
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Finanz und Wirtschaft 13.6.09
"Ersatz dienstältester Kraftwerke ist zentral"
Kurt Rohrbach Der Direktionspräsident der Bernischen Kraftwerke
befürchtet bald Probleme in der Versorgung und plädiert
für den
KKW-Standort Mühleberg
Christoph Gisiger
Die Bernischen Kraftwerke BKW FMB Energie sind der führende
Stromversorger der Schweiz. Obschon sich die Rezession auch im
Elektrizitätssektor bemerkbar macht, rechnet
Direktionspräsident Kurt
Rohrbach für 2009 mit einem robusten Geschäftsgang. Risiken
macht er
hingegen in regulatorischen Eingriffen und dem sich abzeichnenden
Versorgungsengpass aus. Vehement verteidigt er deshalb den BKW-Standort
Mühleberg in der Frage nach dem Ersatz von Kernkraftwerken.
Herr Rohrbach, die Rezession schlägt in der Schweiz
allmählich auf den
Konsum durch. Wie wirkt sich das auf einen Versorger wie BKW aus?
Der Stromverbrauch ist kein guter Indikator für den
Konjunkturverlauf.
Wir spüren die schwierige Wirtschaftslage natürlich auch. Die
Nachfrage
der Haushalte entwickelt sich aber weiterhin gut. Auch hat der strenge
Winter den Stromkonsum in den ersten Monaten des Jahres sogar
stimuliert. Gemessen am Vorjahr ist der Absatzrückgang nicht
dramatisch. Über alle Kundengruppen gesehen, erwarten wir 2009
eine
ähnliche, vielleicht leicht tiefere Entwicklung verglichen zum
Vorjahr.
In den Absatzmärkten Italien und Deutschland ist der Verbrauch
aber
eingebrochen. Das wird doch den Vertrieb im Ausland
beeinträchtigen.
Weil die BKW im Vertrieb im Ausland eher klein sind, können sie
die
Absatzmenge dort kompensieren, allenfalls zu tieferen Preisen. Je nach
Preisentwicklung verkaufen wir den Strom direkt an der Börse,
über den
Vertrieb oder an Stadtwerke. Für das gesamte Portfolio der BKW
wird
unsere Longposition, also die Energie, die wir nicht für unsere
Endkunden oder Vertriebspartner benötigen, zeitlich gestaffelt
abgebaut: Rund ein Drittel wird jeweils im aktuellen Jahr, ein weiteres
Drittel für das folgende und der Rest für das
übernächste Jahr
veräussert. Das hat uns 2008 zu einem soliden Ergebnis verholfen
und
wirkt auch für 2009 stabilisierend. Andererseits werden wir erst
mit
einer gewissen Verzögerung profitieren, wenn die Preise wieder
anziehen.
Zum soliden Ergebnis trug auch der Handel wesentlich bei. Wie
verläuft hier die Entwicklung?
Unser Handelsgeschäft ist intakt. Wir bauen keine grossen offenen
Positionen auf, fahren aber bestimmt auch keine exorbitanten Gewinne
ein. Der Handel mit Energiederivaten trägt rund 20 Mio. Fr zum
Ergebnis
bei. Auch im physischen Handel zur Kraftwerkoptimierung sind wir
vernünftig unterwegs.
Müssen die BKW die Bedeutung des Handels öffentlich tief
halten, um sich nicht politischem Druck auszusetzen?
Natürlich wird über dieses Thema kontrovers diskutiert. Es
geht aber
nicht um politische Aspekte, sondern um die Rolle der BKW als
Versorger: Es wäre ungeschickt, wenn sie sich durch riskantes
Verhalten
ins Abseits manövrieren würden. Die BKW sind als Versorger in
erster
Linie ihrer Infrastrukturaufgabe verpflichtet. Priorität haben die
Optimierung der Produktion und die Verfügbarkeit von Strom.
Im Ölsektor herrscht bereits so etwas wie Aufbruchstimmung. Wie
beurteilen Sie die Aussichten für den Strommarkt?
Es ist tatsächlich etwas mehr Optimismus zu spüren. Der
Schaden ist
weltweit aber wohl derart gross, dass die Hoffnung auf eine rasche
Konjunkturaufhellung illusorisch wäre. Die Strompreise im
Grosshandel
erholen sich ausserdem nur zaghaft, auch was die Terminkontrakte
für
die kommenden Jahre angeht. Neue Projekte werden deshalb eher
vorsichtig angegangen, selbst im Bereich erneuerbarer Energien.
Entwickelt sich der Stromverbrauch in der Schweiz jedoch weiterhin so
robust wie im langjährigen Mittel, dann haben wir bald ein Problem
mit
der Stromversorgung. Der Ersatz der dienstältesten Kernkraftwerke
ist
deshalb zentral.
Nicht gesichert ist ja auch, ob das BKW-Kernkraftwerk Mühleberg
über
2012 hinaus in Betrieb bleibt. Im Gegensatz zu den anderen drei
Schweizer Kernanlagen hat es bisher keine unbefristete
Betriebs-bewilligung erhalten. Das, obschon die Behörden
Mühleberg die
besten Noten punkto Sicherheit ausgestellt haben.
Darauf sind wir stolz. Diese Note unterstreicht auch, dass es in der
Beurteilung der unbefristeten Bewilligung nicht um die Sicherheit,
sondern um die Einschätzung geht, wie weit die politischen
Überlegungen
von vor 20 Jahren noch Gültigkeit haben. Verschiedene
Gerichtsentscheide stützen unsere Position. Einer unbefristeten
Betriebsbewilligung steht aus unserer Sicht eigentlich nichts mehr im
Weg. Bemerkenswert ist zudem, dass alle bisher publizierten Prognosen
des Bundes zur künftigen Stromversorgung damit rechnen, dass
Mühleberg
bis etwa 2020 am Netz bleibt.
Könnte die offene Frage um Mühleberg den BKW zum Nachteil
gereichen,
wenn es um die Standortdebatte für den Ersatz der bestehenden
Kernreaktoren geht?
Daraus einen unmittelbaren Zusammenhang herzustellen, wäre an den
Haaren herbeigezogen. In der Diskussion um Ersatzkraftwerke gibt es
überzeugendere Argumente. Dazu gehört die natürliche
Reihenfolge. Wir
wollen im Einklang mit der Politik des Bundesrats Kernkraftwerke an den
bestehenden Standorten ersetzen. Natürlicherweise sind das zuerst
die
Reaktoren in Beznau und Mühleberg, weil sie als Erste das Ende
ihrer
technischen Lebensdauer erreichen.
Alpiq, die ihren Standort im Solothurner Niederamt favorisiert,
argumentiert hingegen, dass es vernünftiger sei, dort zu bauen, wo
sich
ein neuer Reaktor am schnellsten realisieren lasse. Auch sei es kein
Problem, einen stillgelegten Standort später zu reaktivieren.
Diese Einschätzung teile ich nicht. Das käme praktisch auf
das Gleiche
heraus, wie einen neuen Standort zu suchen. Wenn wir einen
"jüngeren"
Standort vorziehen und dort die Realisierung dann doch nicht
möglich
ist, ist es kaum denkbar, auf einen älteren zurückzukommen.
In der
Öffentlichkeit würde das nicht verstanden. Die Branche darf
die
bestehenden Standorte nicht aufgeben, denn das würde für die
Versorgung
der Schweiz bedeuten, rund 1600 Megawatt Produktionskapazität aufs
Spiel zu setzen.
Wie steht es denn um die politische Akzeptanz für ein neues
Kernkraftwerk im Kanton Bern?
Der Kanton Bern hat eine bürgerliche Mehrheit im Parlament, das
sich in
dieser Legislatur klar für die Kernkraft ausgesprochen hat. Eine
Umfrage des Berner Handels- und Industrievereins sowie der KMU in den
Kantonen Bern, Freiburg und Neuenburg zeigt zudem, dass die Akzeptanz
für ein Ersatzkraftwerk vorhanden ist. Auch wurde eine Initiative
zur
Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg vor einigen Jahren
wuchtig
verworfen.
Ausser dem Ersatz von Mühleberg planen die BKW eine ganze Reihe
weiterer Grossinvestitionen. Wie steht es da um die Finanzierung?
Viele Massnahmen zur Stützung der Konjunktur werden über die
Notenpresse finanziert. Künftig ist daher wohl mit steigender
Teuerung
zu rechnen, was auch höhere Zinsen nach sich ziehen dürfte.
Es ist also
sinnvoll, die Fremdfinanzierung grosser Projekte zeitlich zu staffeln
und früh anzugehen. Das heisst, wir müssen uns gut im Markt
positionieren.
Was bedeutet das in Zukunft für die Dividendenpolitik?
Falls sich die Situation nicht grundlegend ändert, halten wir an
unserer Dividendenpolitik fest und wollen weiterhin 40 bis 50% des
Gewinns ausschütten. Gemessen am Schweizer Stromsektor ist unsere
Pay-out Ratio damit eher hoch, im internationalen Kontext jedoch nicht
überdurchschnittlich.
Viel zu reden gibt auch die Öffnung des Schweizer Strommarkts, mit
der
nun massive regulatorische Eingriffe einhergehen. Wie beeinflusst das
die BKW?
Darin besteht für uns derzeit das grösste Risiko, vor allem
was die
Netznutzungspreise anbelangt. Auf Höchstspannungsebene ist der
Effekt
zwar auch spürbar, die grössere Unsicherheit besteht jedoch
nach wie
vor für die Preise im Verteilnetz, das für uns als
grösster Schweizer
Versorger enorm wichtig ist. Der Regulator hat in dieser Hinsicht den
BKW zwar zugesichert, dass sie 2009 dieselben Preise wie im Vorjahr
verrechnen dürfen. Für 2010 ist noch kein Entscheid gefallen.
Im
schlimmsten Fall könnte unser Ertrag dadurch um einen sehr hohen
zweistelligen Millionenbetrag beeinträchtigt werden.
Ist das ein Grund, weshalb die Aktien BKW so viel an Boden verloren
haben?
Die Unsicherheit in der Regulierung spielt sicher eine Rolle.
Eventuelle Folgen legen wir Investoren daher möglichst transparent
dar.
Zudem wird unser Ergebnis sehr von der Performance der Reservefonds
für
die Stilllegung von Kernkraftwerken und Entsorgung nuklearer
Abfälle
beeinflusst. Wertschwankungen in diesen Fonds rechnen Investoren und
Analysten wohl direkt auf den Kurs durch.
Auf wenig Verständnis stossen die hohen Preise für
Systemdienstleistungen der nationalen Netzgesellschaft. Sie stammen vor
allem aus den Kosten für Reserveenergie, die Swissgrid den
Überlandwerken abkaufen muss. Mehr Transparenz wäre hier
dienlich.
Dafür stehen wir schon lange ein. Die Bedingungen wurden jedoch so
ausgelegt, dass nur wenige Anbieter an diesem Markt partizipieren
können. Nun werden diese dafür kritisiert, dass sie
teilnehmen, dass es
nicht richtig funktioniert und die Preise zu hoch sind. Die Regeln
müssen so angepasst werden, dass weitere Anbieter aus der Schweiz
und
auch aus dem Ausland teilnehmen können, denn mit mehr
Marktteilnehmern
sinken die Preise automatisch, wie sich im Ausland zeigt. Auch
müssen
die Auflagen zur Verfügbarkeit der Kraftwerke etwas gelockert
werden.
Das lässt sich durchaus bewerkstelligen, es ist nur eine Frage des
Wollens.
Auch sonst verläuft die Liberalisierung sehr harzig. Wo liegt das
Grundproblem?
Statt das gemeinsame Gespräch zu suchen, wurde viel Lärm
gemacht. Nun
stecken wir in einem Dschungel voller Verordnungen, Verfügungen
und
Beschwerden. Gerade was die Systemdienstleistungen anbetrifft,
wäre es
vernünftig, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen. Ich bin
überzeugt,
dass der Regulator, Vertreter aus dem Uvek und der
Wettbewerbskommission zusammen mit der Branche zu einer Lösung
kommen
könnten.
Die BKW orten in der Marktöffnung auch Chancen für externes
Wachstum.
Bisher tut sich die Gruppe damit aber überaus schwer, wie die
gescheiterten Annäherungsversuche in Thun, Burgdorf oder Biglen
zeigen.
Ich glaube nicht, dass diese Entscheide auf ein Imageproblem der BKW
zurückzuführen sind. Alle Gemeinden legen weiterhin Wert
darauf, eng
mit den BKW zusammenzuarbeiten. Es ist bereits ersichtlich, dass
kleinere Anbieter mit den kostspieligen Auflagen der Marktöffnung
viel
Mühe bekunden. Der Leidensdruck vieler Verteiler ist wohl aber
noch
gering. Solange nehmen die Gemeinden lieber selbst Einfluss auf ihre
Stromversorgung.
Durch die Fusion von Atel und EOS zu Alpiq ist eine neue Grossmacht im
Schweizer Strommarkt entstanden. Was ändert sich dadurch für
die BKW?
Wir nehmen die neue Situation vor allem in der Produktion wahr, wo
Alpiq eine neue Position im Markt sucht. Durch die Fusion ist Alpiq
aber sehr mit sich selbst beschäftigt, während wir uns gut
als vertikal
integrierter Versorger positionieren. Über die gesamte
Wertschöpfungskette gesehen - also von der Produktion über
den
Transport bis zur Verteilung - verfügen die BKW bereits über
eine
respektable Grösse, auch wenn wir weniger Strom produzieren als
Alpiq
oder Axpo.
Interview: Christoph Gisiger
--
Kraftpaket in heiklem Umfeld
Als vertikal integrierter Versorger sind die BKW von der Turbine bis
zur Steckdose entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der
Elektrizitätswirtschaft aktiv. Anders als die Konkurrenten Axpo
und
Alpiq, die sich primär auf die Segmente Erzeugung und Transport
konzentrieren, hat das mehrheitlich vom Kanton Bern kontrollierte
Unternehmen damit auch die Feinverteilung in der eigenen Hand. Das
sichert ihm einen robusten Cashflow und stattliche Margen. Insgesamt
umfasst das Absatzgebiet mehr als eine Million Menschen, was im
zersplitterten Strommarkt der Schweiz annähernd 14% Anteil
entspricht.
Die Aktien BKW weisen mit knapp 22% den grössten Streubesitz im
helvetischen Stromsektor aus. Damit bieten sie Fonds und anderen
institutionellen Anlegern eine echte Chance, sich in Schweizer
Energiewerten zu engagieren. Als Vergleich ziehen internationale
Investoren daher weniger heimische Rivalen wie die
Centralschweizerischen Kraftwerke CKW oder Romande Energie heran,
sondern in erster Linie Verbund aus Österreich oder Fortum aus
Finnland.
Obschon die BKW mit einem "bärenstarken" Ergebnis für 2008
angenehm
überrascht haben und auch für das laufende Jahr ein solides
Resultat
erwarten, haben die Aktien bisher nicht von der breiten Aufhellung an
der Börse profitiert. Vorbehalte basieren vor allem auf externen
Faktoren. Dazu gehört etwa das regulatorische Umfeld, die
Performance
der Reservefonds für Kernkraftwerke, die sich direkt auf das
Ergebnis
durchschlägt, aber auch Unsicherheiten zur Zukunft des Standorts
Mühleberg oder die empfindliche Verzögerung des grossen
Speicherkraftprojekts am Grimselsee. Löst sich hier der eine oder
andere Knoten, wird das den Papieren zu neuer Energie verhelfen.CG