MEDIENSPIEGEL 18.6.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo, DS)
- FDP entdeckt Blutturm-Drogenszene (nach 10 Jahren...)
- Telehess 18.6.09
- Gründung Antifa Biel
- Aktionen Flüchtlingstag
- Aktion Ausschaffungshaft
- Anti-Nazi-Demo Sempach: obrigkeitlicher Aufruf
- Privatpatrouillen: Rundschau-Bericht
- Schnüffelstaat vs Anni Lanz
- Big Brother Grenzwachtkorps
- Kapo statt Bahnpolizei
- Belfast: Combat 18 gegen Romas
- USA: mit Verschwörungstheorien + Knarren gegen Obama

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REITSCHULE
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Do 18.06.09
21.00 Uhr - Rössli - Monoblock B. - Electro-Punkwave

Fr 19.06.09
21.00 Uhr - Tojo - Frauenchor der Reitschule Konzert
22.00 Uhr - Dachstock - EAGLES OF DEATH METAL (usa), Support: The Come‘n Go (ch) - rrrrock!!!

Sa 20.06.09
21.00 Uhr - Tojo - Frauenchor der Reitschule Konzert. Anschliessend Disko mit DJane Anouk Amok
22.00 Uhr - Frauenraum - DROWNING DOG & DJ MALATESTA (Rap/Hip-Hop/Electronica, San Francisco, USA). Support: Anna (ZH), DJ p-tess
22.00 Uhr - SousLePont - One Love Jam mit Firefuckers (Bern, Balkan Beat), Preshow BBQ on Vorplatz, Afterparty mit DJ's Side by Cide u.v.a.

So 21.06.09
18.00 Uhr - Rössli - Pianobar

Infos: www.reitschule.ch

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WoZ 18.6.09

Farbenfrohes Singen

Wenn der Frauenchor der Reitschule auftritt, dann wird mehr als nur gesungen: Die Frauen erzählen Anekdoten, zeigen Bilder, führen Choreografien vor, verkleiden sich und präsentieren ihr Können in einem anspruchsvollen Lichtdesign. Stets hat ihr Programm ein bestimmtes Thema: Nach "Wasser", "Widerständige Frauen", "Stadt" oder "Nacht" besingen die zwanzig Frauen nun die Farben. "Übermalt, überstrichen, übertönt" heisst  das diesjährige Programm. Zu hören sind Lieder, die etwas mit Farben zu tun haben, so zum Beispiel "Over the Rainbow", "True Colors" oder "Mein kleiner grüner Kaktus". Zwei- bis fünfstimmig singen die Frauen, die meisten Lieder hat die Sängerin und Chorleiterin Adrienne Rychard selbst arrangiert. Nebst der vielfältigen Liederauswahl wird der Chor sicher auch dieses Jahr eine farbenfrohe Choreografie präsentieren. süs


"Übermalt, überstrichen, übertönt" in: Bern Tojo, Fr/Sa, 19./20. Juni, 21 Uhr. Am Sa anschliessend Disco mit DJane Anouk Amok. Ono, Fr, 26. Juni, 21 Uhr. Atelier Paint Art, Wasserwerkgasse 8, So, 28. Juni, 17 Uhr. http://www.tojo.ch / http://www.onobern.ch

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Bund 18.6.09

Sounds: Eagles Of Death Metal

Rock 'n' Roll mit Schnauz

 Eagles Of Death Metal hat sich zu einer der mitreissendsten Live-Bands der heutigen Zeit entwickelt. Die Herren aus dem Umfeld der Queens Of The Stone Age frönen den Rock-'n'-Roll-Klischees auch abseits der Bühnen in vollen Zügen.

Olivier Joliat

Das Animalische steckt den Eagles Of Death Metal im Namen. Ein Hund wäre aber das passendere Wappentier. Präziser ein räudiger Bastard, der Frauen erstmal im Schritt beschnüffelt. Bandleader Jesse "The Devil" Hughes ist ein Schürzenjäger der 70er-Schule. Da durften Männer noch Macho sein und mussten mächtige Moustaches tragen. Der Porno-Balken wurde Hughes Markenzeichen. Er trägt ihn jedoch nicht bloss als modisches Accessoire. Der Schnauz ist sein Lockköder. "Willst du erfahren, auf welchen Typ Mann eine Frau steht, musst du wissen wie ihr Vater aussah, als sie zehn Jahre alt war. Ich setze darauf, dass jede Frau um die 30 einen Vater mit Tom-Selleck-Schnauzer hatte."

Bei Hughes dreht sich alles um das eine: die Frauen. Logischerweise auch die Band. "Die Eagles zelebrierten schon immer, wie cool es ist, spitz zu sein."

Sein ehemaliger Schulkamerad und EODM-Initiant Josh Homme hat für die Band noch eine andere Vision: "Wir erobern mit den Eagles Of Death Metal den Dancefloor zurück! Das ist meine Mission. Ich gehe eigentlich gerne tanzen. Das Problem ist nur, dass zu wenig tanzbarer Shit gespielt wird. Rock 'n' Roll sollte den Dancefloor zurückerobern vom Hip-Hop. Darum soll unser Sound süss genug sein für die Mädchen und hart genug für die Jungs."

Launenmacher mit Gitarre

Sexy, wild und definitiv tanzbar ist die Musik denn auch. Zudem ist der Stil der Eagles mit Hughes hochgepitchter Stimme, den nöligen Gitarren und den simplen Beats mit Hüftschwung unverwechselbar im heutigen Rock-Zirkus. Die Eagles Of Death Metal sind deshalb zwar nicht die grösste Rockband der Welt, aber bestimmt die derzeit besten Launemacher mit Gitarre.

Auf Tour wird Josh Homme wieder fehlen. Zu beschäftigt ist der Tausendsassa mit seiner Stammband, den Queens Of The Stone Age, seiner jungen Familie oder seinen diversen Produzentenjobs. Diesen Part hat er neben dem Einspielen diverser Instrumente auch auf dem aktuellen EODM-Album "Heart On" (Universal) eingenommen. Die Songs stammen aus der Feder von Hughes. Das Triebmittel der spätpubertären Rockzoten bleiben dementsprechend die Frauen. Der Sound ist nicht mehr so charmant rumplig und schnörkellos wie auf dem Debüt "Peace Love and Death Metal". Mit einem Song wie "Now I'm A Fool" zeigt Hughes zudem, dass sogar bei Moustache-Machos das Herz manchmal grösser ist als die Eier. Sind die Flegeljahre langsam ausgelebt? Hughes: "Ich bin einfach nicht mehr so schlecht auf der Gitarre und kann darum anspruchsvollere Lieder schreiben. Nein, wir haben schon was neues angestrebt. ,Now I'm A Fool‘ ist übrigens mein Lieblingssong. Er meint nicht bloss: Fuck, fuck, fuck, sondern sagt: Please, Baby."

Die Party ist nicht ausgefeiert

Die Flegel sind also etwas reifer geworden. Songs wie "Wannabe in LA" oder "Secret Plans" zeigen jedoch, das die Party noch längst nicht ausgefeiert ist. Gerade live haben die Eagles über die Jahre kontinuierlich an Energie zugelegt, mit ein Grund dafür dürften die diversen Wechsel am Schlagzeug sein. Die Tourband ist mit Gitarrist Dave Catching und Brian "Big Hand" O'Connor am Bass konstant. Da Josh Homme aus oben genannten Gründen aber kaum ausserhalb des Bandheimat Palm Desert und L. A. spielt, wechselt der Mann an den Stöcken beinahe mit jeder Tour. Anfangs drosch mit Samantha Maloney (Hole, Mötley Crüe) eine Frau die Felle. Danach gewannen die Songs dank dem ehemaligen Queens-Of-The-Stone-Age-Schlagzeuger Gene Trautmann nochmals massiv an Zug. Trautmann nahm nun eine Auszeit von der Musik und wurde vom aktuellen QOTSA-Schlagzeuger Joey Castillo ersetzt. Dieser spielt die Songs weniger flüssig, dafür rhythmisch akzentuierter und mit der ihm eigenen Wucht.

Wäre Trautmann noch dabei, hätte es am Freitag hinter der Bühne ein Wiedersehen mit seinem ehemaligen Miracle-Workers-Bandkumpel Robert Butler gegeben. Der seit längerer Zeit in Bern sesshafte "Panti-Christ" spielt nun Bass bei den Come n' Go, die den Konzertabend eröffnen werden. Die Eagles werden sich über dieses intime Heimspiel mindestens so freuen, wie auf die folgenden Openair-Monster-Shows in Deutschland.

Dachstock Reitschule
Freitag, 19. Juni, 22 Uhr.

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DROGENSZENE SEASON 2009
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20min.ch 17.6.09

Aareufer als neuer Treffpunkt der Junkies

von Saraina von Grünigen

Offene Drogenszene beim Blutturm: Immer häufiger setzen sich Süchtige an der Aare den Schuss. Politiker sagen der Szene jetzt den Kampf an.

"Zeitweise befinden sich auf dem schmalen Uferweg und am bewaldeten Hang über 30 Drogensüchtige und Dealer", sagt Stadtrat Philippe Müller (FDP). Für Spaziergänger und Jogger gebe es zwischen Aare und Hang kaum Ausweichmöglichkeiten. "Viele Menschen meiden aus Angst diesen Ort. Das darf nicht sein", so Müller weiter. In einem Vorstoss fordert er jetzt vom Gemeinderat, dass die offene Drogenszene von der Aare vertrieben wird.

"Das ist zu viel", sagt Joggerin Nina B.*, die auf dem Uferweg neben zahlreichen Spritzen sogar schon Drogen gefunden hat. "Hier sind doch Kinder und Hunde unterwegs." Gefährdet sind auch die Aareschwimmer: "Als ich an Land gehen wollte, trat ich fast auf eine Spritze", sagt Schwimmer Max D.*

"Unser Team rückt zweimal täglich dorthin aus", sagt denn auch Peter Mürner, Leiter City-Pflege. Vor Ort sammeln Mitarbeiter jeden Tag 15 bis 25 Spritzen ein. Mürner sieht den Ursprung des Problems in den Wartezeiten beim Fixerstübli oberhalb des Blutturms: "Wenn die Drogenabhängigen endlich an ihren Stoff kommen, wollen sie sich den Schuss möglichst schnell setzen - egal wo."

* Namen der Redaktion bekannt

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BZ 18.6.09

Blutturm Bern

Drogenszene an der Aare

Die FDP der Stadt Bern thematisiert im Stadtrat die "offene Drogenszene beim Blutturm" in Bern. Zeitweise befänden sich über 30 Drogensüchtige respektive Dealer beim schmalen Uferweg an der Aare, steht in der FDP-Interpellation. "Diese Drogenszene ist für Spaziergänger und Aareschwimmer unangenehm und gefährlich." Die FDP will nun vom Gemeinderat wissen, wie er die Situation beim Blutturm einschätzt - und was er dagegen unternimmt.
pd

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TELEHESS
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Telehess 18.6.09

Heute Folge 10:
Erich Hess zum Rücktritt von Bundesrat Pascal Couchepin
http://telehess.ch/archiv.htm
Aufgezeichnet in Bern, 18. Juni 2009

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ANTIFA BIEL
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Indymedia 16.6.09

ANTIFA BIEL gegründet ::

AutorIn : Kollektiv "Schatten über Biel"         

Kampf dem Faschismus

Mitteilung des Kollektivs "Schatten über Biel":

Wir müssen immer wieder feststellen, dass es in der Region Seeland, immernoch etliche verstecke rechtsextreme Kreise gibt!

Das offizielle Biel stellt sich gerne als weltoffene, tolerante und bunte Stadt dar. Wenn aber Menschen wie Herr Scherrer, Herr Rickenbacher und Fischer den Stadtrat bekleiden können, bedeutet dies, dass ein grösserer Teil der WählerInnen ein tendenziell rassistisches wenn nicht gar tendenziell faschistoides, Gedankengut vertritt. Was einen idealen Nährboden für Neo-Nazis darstellt.

Wir werden nicht zulassen, dass Biel zu einer Hochburg der Neo-Nazis und der salonfähigen Rassisten wird!

Wir fordern daher alle BetreiberInnen von Restaurants, Bars, Pubs, etc. in der Stadt Biel auf, Rechtsextreme weder zu bedienen noch zu tolerieren!
Wir fordern von der Stadt klare Stellungnahmen gegen Rassismus! Wir fordern die Stadt und Schulen auf, präventiv mit geeigneten Massnahmen gegen Rassismus, Faschismus und Sexismus vorzugehen!

Um den Kampf gegen solche Gruppen aufzunehmen und um bestehende Linksautonome Kreise zu unterstützen, gründen wir per sofort die ANTIFA BIEL!

Unsere Ziele:
1. Wir wollen aufklären, über faschistische Organisationen informieren, die Öffentlichkeit sensibilisieren, um so die Zivilcourage zu fördern und gegen das Vergessen anzukämpfen.
2. Solidarische Widerstandsstrukturen aufbauen und fördern.
3. Präsent sein im öffentlichen Raum, uns weder von FaschistInnen noch von den Bullen verdrängen und wegprügeln lassen.
4. Bestehende faschistische Organisationen und Banden schwächen, um ihren Zuwachs zu stoppen und ihre Ausdehnung zu verhindern. Netzwerke aufdecken und verbotenes Gedankengut zur Rächenschaft ziehen.
5. Schon hier und heute einen solidarischen, antirassistischen, antisexistischen, antikapitalistischen Alltag leben, am Arbeitsplatz, in der Schule, auf der Gasse, im eigenen Umfeld und Freundeskreis, so schwierig es auch sein mag.

!Naziskin wir kriegen dich - Übergriffe rächen sich!
!Widerstand ist wunderbar - autonome Antifa!

ANTIFA BIEL - Kollektiv "Schatten über Biel"
http://www.site4free.tk/users/bnc

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FLÜCHTLINGSTAG
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WoZ 18.6.09

Flüchtlingstag - Der Staat darf nicht definieren, wer Flüchtling ist.

Gegen Kampagne und Festung

Am Samstag findet in der ganzen Schweiz der Flüchtlingstag mit über vierzig Veranstaltungen statt. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration (BFM) will die Flüchtlingshilfe (SFH) Vorurteile gegen "echte Flüchtlinge" abbauen und deren Integration fördern. Im April hatten in der WOZ renommierte Werber die dazugehörende Plakatkampagne ("Alles Lügner? Alles Dealer? Alles Profiteure?") als "Eigentor-Risiko" und "schlecht gemacht" kritisiert. Daraufhin verlangten die Demokratischen JuristInnen Schweiz und die migrationspolitische Organisation Solidarité sans frontières bei der SFH die Einstampfung der Plakate. Die "Basler Zeitung" fragte gar rhetorisch, ob es sich bei der Kampagne "um eine Provokation der SVP" handle, "die mit der Aktion für eine weitere Verschärfung im Asylrecht kämpft".

An der SFH Kommunikationschefin scheint die interne und externe Kritik nicht vorbeigegangen zu sein: Sie hat gekündigt. Trotzdem wurde die Kampagne nicht gestoppt, derzeit hängen die Plakate schweizweit an Wänden und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Ursprünglich hatten MitarbeiterInnen der SFH die Festung Europa thematisieren wollen, waren aber am Widerstand der Geschäftsleitung und des BFM gescheitert.

Kritik an der herrschenden Migrationspolitik wird am Flüchtlingstag dennoch zu hören sein. In Bern organisiert die Gruppe "Bleiberecht für alle" bereits am Freitag eine Aktion in der Innenstadt und vor dem BFM-Sitz in Wabern. Am Samstag findet dann in Zürich eine vom Antirassistischen Netzwerk koordinierte Demonstration unter dem Motto "Festung Europa stürmen" statt. Angesprochen werden im Aufruf explizit "alle Menschen auf der Flucht und im Exil", also nicht nur die staatlich definierten "echten Flüchtlinge". dg

Aktion "Bleiberecht für alle": Freitag, 19. Juni, 12 Uhr, Bahnhofplatz Bern.

Demonstration "Festung Europa stürmen": Samstag, 20. Juni, 13.30 Uhr, Landes museum beim Hauptbahnhof Zürich, http://www.bleiberecht.ch.

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AUSSCHAFFUNGSHAFT
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Indymedia 17.6.09

Strassenumbenennung Fabrik- und Luisenstrasse ::

AutorIn : Corine MAuch         

Sehr geehrte Damen und Herren

Wir möchten Sie über zwei Strassennamensänderungen in der Stadt Zürich informieren. Auf Beschluss des Gemeinderates wurden heute Morgen die Fabrikstrasse in Abdi-Daud-Strasse und die Luisenstrasse in Kenechukwu-Strasse umbenannt. Damit soll an Abdi Daud und Osuigwe Christian Kenechukwu erinnert werden, die beide in der Ausschaffungshaft gestorben sind.
Beiliegend schicken wir Ihnen die Informationszettel für die Anwohner der betreffenden Strassen sowie einige Fotos.

Freundliche Grüsse

Corine Mauch


P.S. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Fotos und Briefe auf Indymedia.ch/de posten.     
    
An die Anwohner und Anwohnerinnen
der Fabrikstrasse Strasse. Zürich, 15. Juni 2009


Signalisationsänderung der Fabrikstrasse

Sehr geehrte Anwohner und Anwohnerinnen der Fabrikstrasse.

"Das öffentliche historische Erinnern und Gedenken an ergangenes Unrecht ist eine tragende Säule der Demokratie und zugleich der beste Schutz, dass sich dieses Unrecht nie mehr wiederholt." Mit diesen eindringlichen Worten erinnerte der damalige NO-Generalsekretär Kofi Annan an der Antirassismuskonferenz in Durban 2001 die Staatengemeinschaft an ihre Pflicht, aktiv die Erinnerung an vergangenes Unrecht zu bewahren. Diesem Gebot sieht sich auch die Stadt Zürich selbstverständlich verpflichtet. Deshalb hat der Gemeinderat beschlossen, einige Zürcher Strassen nach Menschen zu benennen, denen vom Schweizer Staat schweres Unrecht angetan wurde. Damit möchten wir unseren Beitrag dazu leisten, dass das Schicksal dieser Menschen nicht vergessen wird und dass sich das Unverzeihliche nicht
wiederholt.
Zu den ausgewählten Strassen gehört auch die Fabrikstrasse. Auf den Dienstag, den 16 06.2009 wird sie zur Abdi-Daud-Str. umbenannt. Damit soll an Abdi Daud erinnert werden. Am 23.März 2008 verstarb Abdi Daud an den Folgen seiner schweren Tuberkuloseerkrankung im Unispital Zürich. Der somalische Flüchtling sass zuvor in Durchsetzungshaft im Flughafengefängnis Zürich, wo durch angeordneten Zwangsmassnahmen die medizinische Versorgung zurückgeschraubt und daher die Krankheit nicht erkannt wurde.
Es ist für uns eine grosse Freunde, dass dieser längst fällige Schritt endlich gemacht werden konnte, und wir möchten dies auch gebührend feiern. Wir laden Sie daher ein zu einem
öffentlichen Fest am Samstag, 20.6.2009 um 13:30 Uhr beim Landesmuseum. Für dieBewohner und Bewohnerinnen der neu benannten Strassen gibt es eine kostenlose Verpflegung vom Grill sowie ein nichtalkoholisches Getränk. Für die musikalische
Umrahmung wird die Zürcher Polizeimusik sorgen. Wir hoffen, Sie zahlreich begrüssen zu dürfen und freuen uns auf ein gemütliches Beisammensein.

Freundliche Grüsse
Corinne Mauch, Stadtpräsidentin

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ANTI-NAZI-DEMO SEMPACH
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20min.ch 17.6.09

Schlachtjahrzeit

Sempach setzt sich für Schlachtfeier ein

Der Sempacher Stadtrat will die Schlachtfeier nicht kampflos den Rechten und Linken überlassen. Er hat deshalb einen Aufruf an die Einwohner erlassen.

"Die ganze Bevölkerung wird aufgerufen, an der Schlachtjahrzeit teilzunehmen", teilte der Stadtrat mit. Damit soll ein positives Zeichen gegen die zunehmende Instrumentalisierung der Feier durch politische Gruppierungen gesetzt werden.

In den letzten Jahren tauchten immer mehr Rechts radikale an der Feier auf. Dieses Jahr werden zudem die Jungsozialisten in Sempach sein. Der Stadtrat hat ihnen eine Platzkundgebung unter strengen Auflagen bewilligt.

mfe

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Schweiz Aktuell 12.6.09

Demonstration gegen Rechtsextreme

Morgen in zwei Wochen, am 27. Juni findet in Sempach die traditionelle Feier zur Schlacht von 1386 statt. Seit Jahren wird diese Feier von Rechtsextremen missbraucht. Diese marschieren im Umzug mit und präsentieren ihre Symbole. Dagegen gibt es in zwei Wochen eine Demonstration. Der Stadtrat von Sempach hat heute ein Demonstrationsgesuch der Jungsozialisten bewilligt.
http://www.sf.tv/videoplayer/embed/a65388f3-dd4c-4dae-8929-af9d2925cb1e&live=false

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PRIVATPATROUILLEN
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Rundschau 17.6.09

Bürger greifen durch

In der Baselbieter Gemeinde Birsfelden streifen SVP-Patrouillen abends durch die Strassen. Im Kanton Thurgau büssen Securitas-Wächter Falschparkierer und Abfallsünder. Reportage über die heikle Mission von Privaten, die Polizeiaufgaben übernehmen.
http://www.sf.tv/videoplayer/embed/4cbb7bda-3398-416b-bcd7-ee2b5c041986&live=false

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tagesschau.sf.tv 17.6.09

Private Bürgerwehren in der Kritik
In Birsfelden (BL) ist bis vor Kurzem eine selbsternannte Bürgerwehr abends durch die Strassen patrouilliert. Im Kanton Thurgau sind privaten Hundeführern und Securitas-Wächtern sogar vom Regierungsrat Polizeiaufgaben übertragen worden. Der Verband der Polizeibeamten spricht von "Grenzüberschreitung" und übt scharfe Kritik, wie die "Rundschau" berichtet.

Die "Rundschau" zeigt in einer Reportage, wie heikel die Mission von privaten Sicherheitskräften ist. Freitag vor einer Woche: Ein Filmteam will SVP-Politiker bei einem Rundgang durch die Baselbieter Gemeinde Birsfelden begleiten.

In sogenannten "abendlichen Spaziergängen" versuchen elf Bürger seit Ende April Störenfriede auf frischer Tat zu ertappen und sie der der Polizei zu melden. Kaum läuft die Kamera, tauchen vermummte Jugendliche auf.

Kamerateam wird beschimpft

Einer der Jugendlichen schlägt auf die Kamera, andere pöbeln und beschimpfen die Patrouille und das Kamerateam. "Das haben wir noch nie erlebt", sagt Christian Brechbühl, Initiant der Patrouille. Es stellt sich aber die Frage, ob eine Bürgerwehr Gewalttäter nicht provoziere.

Diese Ansicht vertritt der Gemeindepräsident von Birsfelden. Gegenüber der "Rundschau" sagte CVP-Mann Claudio Botti: "Falls noch Alkohol im Spiel ist und sich Diskussionen ergeben, könnte das in eine Schlägerei ausarten".

Wegen des Zwischenfalls hat die SVP die Bürgerwehr von Birsfelden eingestellt. SVP-Gemeinderat Claude Zufferey hofft jetzt, dass sich Bürgerinnen und Bürger im Fall von Problemen an die Polizei wenden werden.

"Private Ordnungshüter sind billiger"

Im Kanton Thurgau überträgt der Regierungsrat den Gemeinden die Kompetenz, polizeiliche Aufgaben an Private zu delegieren. In der Thurgauer Gemeinde Weinfelden dürfen Securitas-Wächter seit Dezember Bussen ausstellen und Ausweise kontrollieren.

Der Gemeinderat hatte die privaten Ordnungshüter vor drei Jahren eingesetzt, nachdem der Gemeindepolizist in Pension gegangen war. Sie seien billiger, sagt der Leiter des Amts für Sicherheit.

Prävention gegen Vandalismus

Im thurgauischen Amriswil patrouillieren Privatpersonen mit Hunden im Auftrag des Gemeinderats. Dieser hat ein Budget von jährlich 30‘000 Franken bewilligt und sieht die Patrouillen als präventive Massnahme gegen Vandalismus und Belästigungen.

Vor drei Wochen aber wurde in Amriswil ein Mann auf einer Kreuzung angeschossen und ein anderer auf dem Marktplatz niedergeschlagen und ausgeraubt.

Daraufhin befragt, ob er im Fall einer Gewalttat richtig reagieren würde, sagte der Leiter der Hundepatrouille Jörg Schweizer zur "Rundschau": "Ich hoffe es. Das kann man nicht üben, ich weiss nicht, wie wir reagieren würden. Hoffentlich richtig."

"Fehlende Ausbildung"

Der Verband der Polizeibeamten kritisiert die neuen Bürgerwehren scharf. Verbandspräsident Heinz Buttauer sagt, die Gefahr von willkürlichen Übergriffen sei hoch. "Den privaten Sicherheitskräften fehlt die Ausbildung und Sozialkompetenz. Sie sind nicht in der Lage, kompetent und richtig zu handeln."

Buttauer fordert nun gesamtschweizerische Richtlinien, die die Zulassung und die Qualitätssicherung für private Ordnungsdienste regeln.

(sf/schj)

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SCHNÜFFELSTAAT
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WoZ 18.6.09

Post von der Schnüffelpolizei

Seit Anfang letzter Woche weiss die Basler Asyl- und Menschenrechtsaktivistin Anni Lanz, dass sie ab 1998 vom Dienst für Analyse und Prävention (DAP) überwacht wurde. Der Inlandgeheimdienst teilte ihr brieflich mit, ihre Daten im Staatsschutzcomputer ISIS seien im Rahmen einer "vorgezogenen Gesamt überprüfung" gelöscht worden. Damit reagierte der DAP auf das Einsichtsgesuch, das Anni Lanz im September 2008 beim Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten gestellt hatte. Die Löschung machte zwar den Weg frei für eine Mitteilung, soll aber gleichzeitig weitere Nachfragen und Auskünfte verhindern. Diese wären allerdings angebracht.

So möchte Anni Lanz schon zur eigenen Sicherheit dringend wissen, welcher "ausländische Nachrichtendienst" es war, auf dessen Anfrage "zu ihrer Person und ihren Kontakten zu Personen, die möglicherweise radikalen, extremistisch-islamischen Gruppierungen angehören" der DAP im Juli 1998 geantwortet hat. Unklar ist auch der Hintergrund der im September 2002 fichierten Anfrage "einer Staatsanwaltschaft, welche eine Liste mit mutmasslichen Linksaktivisten enthielt". Urheberin der Liste dürfte die Basler Staatsanwaltschaft sein, der der kantonale Staatsschutzdienst unterstellt ist. Auf derselben Liste fand sich auch Maya Heuschmann, die in Basel bei Amnesty International und der linken Liste Basta! aktiv ist und vor kurzem ebenfalls Post vom DAP erhielt.

Der dritte Eintrag ist ein Polizeibericht vom Dezember 2007 über den Brand im Basler Ausschaffungsgefängnis Bässlergut. Anni Lanz hatte dort seit 2005 regelmässig Gefangene besucht. Die Basler Polizei gab daraufhin ihren unbestätigten Verdacht, Lanz habe zu der Brandstiftung angestiftet, an den Geheimdienst weiter. Die Einträge belegen: Der Staatsschutz fichiert nach wie vor legales politisches Engagement. bu

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BIG BROTHER GRENZWACHTKORPS
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WoZ 18.6.09

Grenzwachtkorps-Der "bewaffnete Arm der Zollverwaltung" entwickelt sich zu einer Hilfspolizei, die quer durchs Land Personen kontrolliert.

Die ganze Schweiz ist Grenzgebiet

Von Heiner Busch

Das dem Finanzdepartement unterstellte Grenzwachtkorps (GWK) soll 300 zusätzliche Stellen erhalten. Am Donnerstag letzter Woche hat der Nationalrat eine Motion von Hans Fehr (SVP) angenommen und ein in die gleiche Richtung zielendes Postulat von Hildegard Fässler (SP) an den Bundesrat überwiesen. Erstaunlich daran ist nicht nur die grosse Einigkeit zwischen rechts und links: Die gerade mal neun Gegenstimmen kamen aus der FDP und der CVP. Bei den Grünen gab es eine Enthaltung, alle SozialdemokratInnen stimmten mit Ja. Zu denken gibt aber vor allem der Umstand, dass mit dem im Dezember 2008 erfolgten Schengenanschluss der Schweiz das bisherige Arbeitsgebiet der GrenzwächterInnen zusammengeschrumpft ist. Die schweizerischen Grenzen sind nunmehr bis auf die internationalen Flughäfen zu Schengener Binnengrenzen geworden, an denen im Normalfall keine Personen, sondern nur noch Waren kontrolliert werden dürfen.

1100 Abrufe täglich

Das Arbeitsgebiet der Grenzwächter Innen liegt denn auch mehr denn je im Landesinnern, und die vom Parlament gewollte personelle Aufrüstung wird diesen Trend weiter verstärken. "Von den aktuell 1928 Angehörigen des GWK leisten etwa 1600 ihren Dienst draussen", erklärt Thomas Schrämli, Leiter Kommunikation des GWK. "Von denen ist die Hälfte mit mobilen Kontrollen im Landesinnern beschäftigt." Kontrolliert wird nicht nur auf den Strassen im grenznahen Gebiet, sondern auch in der Bahn. "Wir beschränken uns dabei auf grenzüberschreitende Züge oder solche mit direkten Umsteigemöglichkeiten ins Ausland", sagt der GWK-Sprecher. Dass GrenzwächterInnen in einem Intercity von Zürich nach Bern mitfahren, hält Schrämli für normal. "Da ein IC während seiner Fahrt durch die Schweiz mehrere Um- und Zusteigemöglichkeiten bietet, sind Kontrollen auf den Hauptverkehrsachsen sinnvoll."

Für die Kontrollen im Bahnverkehr und für mobile Fahrzeugpatrouillen verfügt das GWK über fünf Bahnpos ten und vierzehn Stützpunktbüros. "Sie sind mit einfacher EDV-Struktur ausgerüstet und helfen den MitarbeiterInnen bei weiteren Abklärungen wie der Identitätsüberprüfung und der Rapportierung." Zu den wichtigsten Werkzeugen gehören das nationale Fahndungssys tem Ripol und das Schengener Informationssystem (SIS), in dem derzeit etwa 26 Millionen Sachen (von Pässen über Banknoten bis zu Fahrzeugen) und eine Million Personen (davon rund achtzig Prozent Nicht-EU/Efta-BürgerInnen) zur Fahndung oder zur Einreiseverweigerung ausgeschrieben sind. Durchschnittlich fragen die Grenzwächter Innen bis 1100 Mal pro Tag Daten aus dem SIS ab. Sie nutzen damit das Sys tem etwa gleich häufig wie die 16 000 PolizistInnen aus allen Kantonen zusammen.

Rechtsstaat oder Polizeistaat?

Dass sich das GWK von der Grenze weg ins Inland bewegen würde, war bereits vor dem Schengenanschluss absehbar. Bereits 2004 hatte der Bundesrat in der Botschaft zum Assoziierungsabkommen "nationale Ersatzmassnahmen" angekündigt. An die Stelle "systematischer verdachtsunabhängiger Personenkontrollen" an der Grenzlinie sollten nun "lageabhängige" Kontrollen im Inland treten. Die Kantone blieben zwar weiterhin für polizeiliche Aufgaben zuständig, sollten aber entsprechende Tätigkeiten ans GWK delegieren und mit ihm zusammenarbeiten. Mittlerweile haben sechzehn von ihnen Kooperationsvereinbarungen mit dem GWK abgeschlossen, in denen - so Schrämli - jeweils ein "rückwärtiger Raum" genau definiert werde. In den Grenzkantonen ist das meist ein Streifen von etwa zwanzig Kilometern hinter der Grenze. Allerdings hat das GWK auch Vereinbarungen mit Binnenkantonen wie Bern, Uri, Schwyz und beiden Appenzell. Für sonstige Kontrollen mitten in der Schweiz stützt sich das GWK auf das Zollgesetz, "das ja nicht nur an der Grenze, sondern in der ganzen Schweiz gilt" und das die Zollbehörden beispielsweise auch mit der Bekämpfung der illegalen Migration beauftrage. Dass die GrenzwächterInnen dabei im Inland genauso kontrollieren wie früher an der Grenzlinie - ohne Verdacht und ohne weiteren Anlass - dementiert der GWK-Sprecher. Wenn Personen während einer Zollkontrolle überprüft würden, habe man immer einen "polizeilichen Anfangsverdacht". Zudem verfüge das GWK über konkrete Kontrollraster. Wie diese genau aussehen, kann Schrämli "aus taktischen Gründen" aber nicht sagen.

"Hier wird eine nicht haltbare Kontrollpraxis rechtlich verbrämt", sagt Viktor Györffy, Zürcher Rechtsanwalt und Präsident von grundrechte.ch. "Wenn das GWK überall im Land kontrolliert, führt dies zur faktischen Einführung einer Ausweispflicht. Das Bundesgericht hat klargestellt, dass die Freiheit der BürgerInnen, sich nach Belieben, ohne vorgängige Bewilligung und ohne Einschränkungen im Land frei bewegen zu können, ohne Zweifel das Element sei, das den Rechtsstaat vom Polizeistaat unterscheide."

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BAHNPOLIZEI
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Bund 18.6.09

Kantonspolizei in den Zügen?

Bahnpolizei Kantonspolizisten könnten künftig in Schweizer Zügen für Sicherheit sorgen, alleine oder zusammen mit privaten Sicherheitsdiensten. Die Justiz- und Polizeidirektoren der Kantone machen nach dem Scheitern einer privaten Bahnpolizei im Parlament neue Vorschläge.

 Für den Zürcher Justizdirektor Markus Notter macht "eine Spezialpolizei für jede Spezialaufgabe" keinen Sinn, wie er gestern gegenüber Schweizer Radio DRS sagte. Grundsätzlich könnten Kantonspolizeien diese Aufgaben wahrnehmen, sagte der Präsident der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD). Für die KKJPD sind derzeit zwei Varianten denkbar: Entweder arbeiten Kantonspolizisten in den Zügen alleine oder mit privaten Sicherheitsdiensten zusammen. Notter bevorzugt die erst Variante mit Kantonspolizisten alleine. "Dies würde der Frage, ob die Bahnpolizisten Schusswaffen tragen dürfen, die politische Brisanz nehmen", sagte auf Anfrage Roger Schneeberger, der Generalsekretär der KKJPD. Bei dieser Variante wäre die Frage der konkreten Ausrüstung der Kantonspolizisten noch zu klären, betonte er.

Der Vorstand der KKJPD befasst sich im August mit der Bahnpolizei. Auch für die Plenarversammlung im Spätherbst werde das Thema traktandiert, sagte Schneeberger. Ob dann bereits ein Entscheid zu einer der beiden Varianten fällt, sei aber noch offen. Die private Bahnpolizei hatte im März im Parlament Schiffbruch erlitten. Umstritten waren die Bewaffnung und die Kompetenzen der Bahnpolizisten. (sda)

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Aargauer Zeitung 18.6.09

Kantonspolizei bald auch im Zug

Der Zürcher Polizeidirektor Markus Notter will Bahnpolizei durch kantonale Einheiten ablösen

Die Bahnpolizei kostet jährlich 30 Millionen Franken. Wer diese Rechnung künftig übernehmen soll, ist noch unklar. Der Streit ist indes programmiert.

Benno Tuchschmid

Die Politik ist momentan auf der Suche nach einer neuen gesetzlichen Lösung für die Bahnpolizei. In der März-Session hatten SP und SVP im Nationalrat ein neues Bahngesetz und damit eine vollständige Privatisierung der Bahnpolizei verhindert. Das neue Gesetz hätte das bestehende aus dem Jahre 1878 abgelöst.

Jetzt kommt der Zürcher Polizeidirektor Markus Notter (SP) mit einem neuen Vorschlag: In Zügen und Bahnhöfen sollen künftig Kantonspolizisten für Ruhe und Ordnung sorgen. "Es macht keinen Sinn, für jede Spezialaufgabe eine Spezialpolizei zu erfinden", sagte der Vorsteher der Kantonalen Konferenz der Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) gestern gegenüber Radio DRS. Der KKJPD-Vorstand wird im August zwei Vorschläge beraten:

- Gemischte Variante: Die Aufgaben der Bahnpolizei werden zu einem Teil von privaten Sicherheitsdiensten und zum anderen von der Kantonspolizei übernommen.

- Einfache Variante: Die Kantonspolizeien übernehmen die Aufgaben der Bahnpolizei ganz.

Regierungsrat Notter favorisiert den zweiten Vorschlag.

Securitas verdient nichts

Heute gehört die Bahnpolizei zur Firma Securitrans, an der die SBB mit 51 Prozent und die Securitas mit 49 Prozent beteiligt sind. Bei den beiden Besitzern stösst die Idee Notters auf überraschend geringen Widerstand. "Wir begrüssen ein stärkeres Engagement der kantonalen Polizeien", sagt SBB-Sprecher Reto Kormann. Die SBB seien derzeit selber daran, Ideen für die Zukunft der Bahnpolizei zu erarbeiten. "Die Vorschläge der KKJP werden wir sicher auch prüfen", sagt Kormann. Allerdings sehen die SBB gewisse Probleme, wenn die Bahnpolizei-Aufgaben künftig zwischen Privaten und Kantonspolizei aufgeteilt werden. "Es darf nicht sein, dass am Schluss niemand zuständig ist", warnt Kormann.

Securitas-Generalsekretär Reto Casutt äussert sich zu Notters Vorschlag mit einer gewissen Gleichgültigkeit: "Uns berührt diese Idee nicht gross", sagt er. Die Bahnpolizei habe operativ nichts mehr mit der Securitas zu tun. Und: "Verdienen tun wir mit der Bahnpolizei so oder so nichts." Im Gegenteil: Jährlich verursacht die Bahnpolizei zwischen 25 und 30 Millionen Franken an Betriebskosten.

Damit dürfte auch klar sein, warum Securitas und SBB sich nicht gegen eine starkes Engagement der Kantonspolizei wehren. Doch: Die Verstaatlichung der Bahnpolizei ist das eine, die Verstaatlichung der Kosten etwas ganz anderes. Hier werden die Kantone weniger grosszügig sein. Für Zündstoff ist gesorgt.

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Teurere Bahnbillette

Weil immer mehr Kunden ihr Billett im Zug lösen, erhöhen die Schweizer Transportunternehmen diesen Tarif auf den 1. August von fünf auf zehn Franken. Dies teilteder Verband öffentlicher Verkehr und die SBB gestern mit. Zu den Hauptverkehrszeiten sei das Zugpersonal wegen der Fahrausweis-Verkäufe teilweise überlastet, heisst es. (ap/MZ)

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NEONAZIS BELFAST
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Bund 18.6.09

Roma in Belfast weggeekelt

Nach rassistischen Angriffen in der nordirischen Hauptstadt Belfast haben mehr als 100 rumänische Roma in der Nacht auf gestern Zuflucht in einer Kirche gesucht.

Martin Alioth, Dublin

20 Roma-Familien haben am Dienstagabend ihre Häuser in Süd-Belfast überstürzt verlassen müssen. 115 Leute, darunter ein fünf Tage altes Mädchen, verbrachten die Nacht in einer Kirche und wurden gestern vorübergehend in einem Belfaster Freizeit-Zentrum untergebracht. Die Familien waren seit etwa einer Woche regelmässigen, vermutlich rassistisch motivierten Attacken auf ihre Häuser ausgesetzt gewesen. Dabei wurden Fensterscheiben mit Backsteinen eingeschlagen, was bei den verängstigten Opfern zu Verletzungen führte.

Rechtsextreme Schlägertruppe

Nachbarn der Roma hatten vergeblich eine kleine Bürgerwehr improvisiert, um die angepeilten Häuser zu beschützen. Diese Wächter berichteten anschliessend dem lokalen "Belfast Telegraph", die Angreifer hätten sich als Mitglieder der rechtsextremen Gruppierung "Combat 18" zu erkennen gegeben. Diese Schlägertruppe entstand einst aus der fremdenfeindlichen "British National Party". Sie leitet ihren Namen im Gedenken an Adolf Hitler vom ersten und achten Buchstaben des Alphabets ab: A und H.

Der Schauplatz der Übergriffe, das Universitätsquartier im Süden von Belfast, ist eigentlich nicht konfessionell homogen, da zahlreiche Studenten dort wohnen. Aber das nahe gelegene Village-Viertel, aus dem im März im Anschluss an ein Fussball-Spiel zwischen Polen und Nordirland fast 50 Ausländer vertrieben wurden, ist protestantisch. Der paramilitärische Verband "Ulster Defence Association" (UDA) ist dort stark verwurzelt. Es gibt Überlappungen zwischen der UDA und Combat 18. Rassistisch motivierte Attacken, die von der Polizei als solche registriert werden, haben sich in den letzten sechs Jahren fast vervierfacht in Nordirland. Es darf unterstellt werden, dass diese Art von Gewalt, die sich gegen alles Andersartige richtet, im Verlaufe des Friedensprozesses an die Stelle rein konfessionell motivierter Übergriffe getreten ist.

"Beschämende Episode"

Der stellvertretende Chefminister Nordirlands, Martin McGuinness von der Sinn-Fein-Partei, nannte die jüngsten Attacken "eine beschämende Episode". Die eben gewählte Bürgermeisterin von Belfast, Naomi Long, verlangte Respekt und Würde für die Roma. Sie wolle nicht zuschauen, wie jemand aus Belfast vertrieben werde.

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Tagesanzeiger 18.6.09

Rumänen flüchten aus Nordirland

Zwei Wochen bedrohten Rassisten in Belfast rumänische Einwanderer. Am Ende blieb den über hundert Menschen nur die Flucht in eine Kirche.

Von Peter Nonnenmacher, London

115 Rumänen begannen gestern Mittwoch in der nordirischen Hauptstadt Belfast ihre Habseligkeiten für die Rückkehr nach Rumänien zusammenzupacken, nachdem sie tagelang bedroht und teils mit Waffengewalt eingeschüchtert worden waren. Aus Angst vor den Attacken waren die Osteuropäer aus ihren Häusern geflüchtet und hatten eine Nacht in einer örtlichen Kirche verbracht.

Trotz scharfer und einhelliger Verurteilung des Rassismus durch Nordirlands Politiker wollen die Rumänen nicht länger in Nordirland bleiben. Mehrere erklärten, sie wollten "nur noch weg aus Belfast", weil sie um das Leben ihrer Kinder fürchteten. Bei den Bedrohten handelte es sich um zwanzig rumänische Migrantenfamilien, die sich auf der Suche nach Arbeit in zwei Bezirken Belfasts angesiedelt hatten, in den letzten zwei Wochen aber von jugendlicher Banden zum "Verschwinden" aufgefordert und unter Druck gesetzt worden waren.

An mehreren Stellen waren die Jugendlichen in die Behausungen der Rumänen eingedrungen oder hatten Fenster mit Ziegelsteinen eingeschlagen. Ein Mann wurde verletzt, und eine Frau berichtete, sie sei mit einer Pistole bedroht worden. Rechtsradikales Material, auch Auszüge aus Hitlers "Mein Kampf" wurden durch Briefschlitze geschoben. Am Montagabend hatten die Rassisten ausserdem eine lokale Antirassismus-Kundgebung angegriffen, mit der Anwohner ein Ende des üblen Treibens forderten. Bei diesen Attacken flogen Steine und Flaschen. Die Jugendlichen reckten die Arme zum Nazigruss.

Politiker zeigen sich empört

Nach diesem Zusammenstoss waren die Rumänen am Dienstag aus ihren Quartieren geflüchtet und hatten sich im Haus einer der Familien versammelt. Da sich das Haus als zu klein erwies, geleitete die Polizei die 115 Personen zur Belfast City Church, einer Kirche, in der sie die Nacht verbrachten. Unter den Flüchtlingen befand sich auch eine Familie mit einem erst vor wenigen Tagen geborenen Baby.

Augenzeugen zufolge waren die Rumänen "zutiefst schockiert" von den Vorgängen und bangten um ihre weitere Sicherheit. Die chinesisch-stämmige Nordirland-Abgeordnete Anna Lo berichtete, so gut wie alle Familien planten eine rasche Rückkehr in ihre Heimat. Zunächst wurden die Rumänen am Mittwoch aber in ein Freizeitzentrum gebracht und mit dem Nötigsten versorgt. In Teilen Belfasts wurden Polizeipatrouillen verstärkt.

Führende Politiker der Provinz reihten sich nach dem Vorfall in eine gemeinsame Front gegen Rassismus ein. Vizeregierungschef (und Ex-IRA-Kommandant) Martin McGuinness versprach, man werde "alles Menschenmögliche tun, um diesen Kriminellen, diesen rassistischen Verbrechern das Handwerk zu legen". Die Demokratischen Unionisten erklärten, die ganze Bevölkerung müsse "verhindern, dass Belfast nun als rassistische Hauptstadt Europas gebrandmarkt" werde. Belfast Bürgermeisterin Naomi Long bekräftigte, dass die Rumänen "ein Recht haben, hier zu leben".

Verschiedentlich wurde der Verdacht laut, dass noch immer existierende Militärverbände der Protestanten hinter der Kampagne stünden. Die grossen Loyalistengruppen UVF und UDA dementierten dies aber entschieden. Die Abgeordnete Anna Lo, die vor zwei Jahren für die gemässigte Allianz-Partei ins nordirische Parlament einzog, verwies auf "Verbindungen mit rechtsradikalen, faschistischen Gruppen" in Nordirland. Während ihres Wahlkampfs 2007 war Lo selbst Opfer einer üblen rassistischen Kampagne geworden.

Rassisten auf dem Vormarsch

In jüngsten Jahren häuften sich die Vorfälle, in denen Chinesen und afrikanisch-stämmige Bewohner der Provinz rassistischen Angriffen ausgesetzt waren. In letzter Zeit galten die Angriffe vor allem Osteuropäern. Nach einem Fussball-Länderspiel Nordirlands gegen Polen im März dieses Jahres wurden vierzig Polen attackiert. Im Mai berichteten vier Ungarinnen über Drohungen. Die Rumänen waren zwei Wochen lang Attacken ausgesetzt, bevor sie die Flucht ergriffen.

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http://www.guardian.co.uk/uk/2009/jun/17/romanians-flee-homes-after-racist-attacks-belfast

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NEONAZIS USA
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WoZ 17.6.09

USA-Seit dem Wahlsieg von Barack Obama grassieren in der rechten Szene wieder die Verschwörungstheorien. Das stachelt jene an, die mit der Waffe in der Hand in eine Art Endkampf ziehen wollen.

"Bittersüsser Augenblick"

Von Konrad Ege, Washington

Der Mord an Stephen John hat erneut ein Schlaglicht auf die rechtsextreme Szene in den USA geworfen. Letzte Woche betrat der einschlägig bekannte Antisemit James von Brunn das Holocaust-Museum in Washington und begann sofort um sich zu schiessen. Er traf den schwarzen Wachmann Stephen John tödlich. "Der Holocaust ist eine Lüge. Obama wurde von den Juden geschaffen. Oba ma tut, was seine jüdischen Besitzer ihm befehlen", hiess es im Notizbuch des 88-Jährigen, das in seinem Auto gefunden wurde. Schon 1981 war von Brunn zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden: Er hatte versucht, Direktoren der Federal Reserve Bank zu entführen. Sie sollten zum Geständnis gezwungen werden, dass Juden die Bank kontrollierten.

Der Mord im Holocaust-Museum hat sich nur zehn Tage nach der Tötung eines bekannten Abtreibungsarztes in Wichita (Bundesstaat Kansas) zugetragen. Am 31. Mai wurde dort während eines Gottesdienstes George Tiller mit einem gezielten Schuss umgebracht. Der mutmassliche Mörder von Tiller, Scott Roeder, ist nicht nur ein fanatischer Abtreibungsgegner, sondern wurde 1996 von der Polizei auch mit Material zum Bombenbasteln erwischt.

Rechtsextreme und andere Fanatiker Innen gibt es in aller Welt. In den USA aber haben sie freien Zugang zu Schusswaffen. Ausserdem: Am rechten Rand der US-Gesellschaft hat sich eine paranoide Kultur von Weissen herausgebildet hat, die vom Hass auf die "anderen" geprägt sind und glauben, von einer "liberalen Elite" betrogen worden zu sein. Der Wahlsieg des ersten afroamerikanischen Präsidenten hat anscheinend ihre schlimmsten Ängste wahr gemacht. Die eigene Bewaffnung wird als einziger Ausweg empfunden.

Waffenkäufe nehmen zu

In den Wochen nach Barack Obamas Wahlsieg meldeten Schusswaffengeschäfte Rekordumsätze. "Survivalists" sinnieren in einschlägigen Blogs dar über nach, ob man Überlebensrationen einlagern solle oder auch zusätzliche Munition, Revolver und Gewehre. Nach Angaben der Bundespolizei FBI wurden im ersten Quartal 2009 vier Millionen Anträge auf ein Leumundszeugnis zwecks Schusswaffenerwerbs eingereicht. Das sind 27 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Wer bei einem registrierten Händler eine Waffe kaufen will, braucht zumeist so ein Zeugnis. Viele Waffen werden jedoch auch völlig legal unter der Hand gehandelt - ohne jede staatliche Kontrolle.

Die derzeitige Endzeitstimmung in einem Teil der Bevölkerung wird von Talkshows auf verschiedenen Radiostationen zusätzlich angeheizt. Landesweit bekannte Moderatoren wie Rush Limbaugh verkünden, Obama schaffe Sozialismus oder Faschismus, er plane möglicherweise Konzentrationslager, er nehme dem Amerikaner die Schusswaffen weg und werde die Bahn frei machen für den "Mord" an zahllosen ungeborenen Babys. Der Fernsehsender Fox hatte George Tiller immer wieder als "Tiller the Babykiller" verdammt. Diese Aussagen hätten aber nicht zu einem Mord anstiften wollen, heisst es jetzt.

Auch Operation Rescue, einer der grossen US-amerikanischen Antiabtreibungsverbände, hat sich von der Bluttat distanziert. Die endgültige Schliessung von George Tillers Abtreibungsklinik in Wichita, wie sie jetzt nach Tillers Mord angekündigt wurde, sei aber ein "bittersüsser Augenblick". AbtreibungsgegnerInnen hatten täglich mit meterhohen Fotos blutiger Föten vor der Klinik demonstriert. Der 67-jährige Mediziner war als einer von ganz wenigen in den USA auf Spätabtreibungen spezialisiert. Schon 1993 verübte eine "Lebensschützerin" einen Mordanschlag auf George Tiller. Er überlebte mit zwei Schusswunden.

Tiller war auch nach dieser Tat immer wieder bedroht worden und wurde meist bewacht. Sein Einsatz für das Recht auf Abtreibung machte ihn zur Symbolfigur. Ein mit Scott Roeder unterzeichneter Interneteintrag betonte 2007, Tiller müsse "gestoppt" werden, bevor er Gottes Strafgericht über die USA bringe. Roeder wurde drei Stunden nach dem Mord festgenommen; in seinem Wagen fand man laut einem örtlichen Fernsehsender einen Zettel mit der Telefonnummer der Operation Rescue.

Weitere Morde geplant

Das Extremismusforschungsinstitut Political Research Associates schreibt, dass innerhalb der Bewegung der AbtreibungsgegnerInnen eine "Subkultur militanter Aktivisten" agiere. Diese vertreten die Auffassung, man müsse "entsprechend handeln", wenn man wirklich überzeugt sei, dass "Abtreibung Mord ist". Sobald die Gesamtbewegung an Einfluss verliere, träten umso mehr deren "extreme Elemente" in den Vordergrund, erklärt Cristina Page, eine Beraterin von Familienplanungsorganisationen. Das habe man schon einmal erlebt. Während der Regierungszeit des Demokraten Bill Clinton (1993 bis 2001) töteten Antiabtreibungsextremisten sieben Ärzte und Mitarbeiter von Abtreibungskliniken. Unter George Bush (2001 bis 2009), einem erklärten Abtreibungsgegner, kam es zu keinen solchen Morden.

Scott Roeder hat zeitweise auch mit den rechtsextremen Freemen-Gruppen sympathisiert, deren AnhängerInnen keine Steuern zahlen und nur die "ursprüngliche" US-Verfassung akzeptieren. Sie lehnen die späteren Verfassungszusätze ab, die unter anderem die Bürgerrechte und das Wahlrecht der Frauen garantieren. Aus der Untersuchungshaft sagt Roeder in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press, es seien noch "viele ähnliche Ereignisse" wie der Mord an Tiller "geplant".

Behörde warnt

Auch das Ministerium für Innere Sicherheit hat die Gefährlichkeit der rechtsextremen Szene erkannt: Anfang April 2009 gelangte ein nur für den Dienstgebrauch vorgesehener Rechtsextremismusbericht der Behörde an die Öffentlichkeit. Darin wird gewarnt, "das gegenwärtige wirtschaftliche und politische Klima" radikalisiere ExtremistInnen und fördere die Anwerbung von MitstreiterInnen. Unter ähnlichen Bedingungen seien in den neunziger Jahren "einheimische rechte Terrorgruppen" entstanden. Das waren die Freemen und die damals vor allem auf dem Land aktive Milizenbewegung. Diese Wehrsportgruppen trafen sich zu gemeinsamen Kampfübungen und probten etwa den bewaffneten Widerstand gegen eine angebliche Infiltrierung der USA durch die Uno. Symbol dieser heimlichen Machtübernahme seien, so hiess es damals, schwarze Helikopter, die den Luftraum kontrollieren würden.

Die zahlreichen Schusswaffen- und Munitionskäufe durch rechte Extremisten "beunruhigen" Polizei und Ordnungskräfte, heisst es in dem Staatsschutzbericht weiter. Man sei besorgt, die Extremisten würden heimkehrende Soldaten aus dem Irak und aus Afghanistan rekrutieren. Golfkriegsveteran Timothy McVeigh war es, der 1995 das Vorderteil eines neunstöckigen Regierungsgebäudes in Oklahoma City mit einer Lastwagenbombe in die Luft jagte und dabei 168 Menschen in den Tod riss. Tim McVeighs Lieblingsbuch war angeblich "The Turner Diaries", ein Roman, in dem ein Veteran aus Wut über Rassenmischung, Homosexualität, Korruption und Tyrannei in der Regierung einen Feind nach dem anderen umlegt, bis schliesslich alle Juden und Schwarzen tot sind und die weisse Rasse triumphiert.

Nach dem Attentat von Oklahoma City kam die Milizenbewegung der neunziger Jahre weitgehend zum Erliegen. Doch inzwischen warnt das Minis terium für innere Sicherheit in seinem Bericht, die "Bedrohung durch Einzelkämpfer und kleine terroristische Zellen sei heute ausgeprägter als in der Vergangenheit".

Obama als Tyrann

Die Grenzen zwischen paranoid-extremistischem Gedankengut und gesellschaftlich Akzeptiertem verschwimmen. So verkündete die Republikanische Partei allen Ernstes, die Demokratische Partei wolle die US-Gesellschaft entsprechend "sozialistischer Ideale umstrukturieren". Auf den Bericht des Ministeriums für innere Sicherheit reagierte das republikanische Parteisekretariat "entrüstet". "Die Extremisten" sässen in Wirklichkeit in diesem Ministerium, befand die republikanische Kongressabgeordnete Michelle Bachmann. Dabei war es ausgerechnet der Republikaner George Bush, der die Behörde nach den Terroranschlägen von 11. September 2001 ins Leben gerufen hatte. Michael Steele, der Vorsitzende der Republi kanischen Partei, sagte: Barack Obama wolle anscheinend die Konservativen spalten und einem Teil das Etikett "Terroristen" verpassen. Und der republikanische Parlamentarier John Carter schimpfte, die Regierung Obama attackiere ihre politischen Gegner Innen, wie es in "Tyranneien" üblich sei.

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Zunehmende Gewalt der Rechtsextremen

Neben den kürzlich verübten Morden am Gynäkologen George Tiller sowie am Holocaust-Museumswächter Stephen Johns gab es in den USA in den vergangenen Monaten noch mehrere andere tödliche Vorfälle mit rechtsextremistischem Hintergrund.

≥ Im Dezember 2008 durchsuchte die Polizei ein Privathaus in Belfast (Bundesstaat Maine), nachdem dort James Cumming von seiner Frau nach einem Streit erschossen wurde. Sie fanden Fässer mit radioaktivem Material und Anleitungen für den Bombenbau. James Cumming war aktives Mitglied der Nazipartei National Socialist Movement. Seine Frau sagte den Untersuchungsbehörden, ihr Mann sei sehr aufgebracht über die Wahl Barack Obamas gewesen. Er habe geplant, mehrere "schmutzige Bomben" zu bauen.

≥ Am 21. Januar, am Tag nach der Inauguration von Barack Obama, erschoss der 22-jährige Keith Luke in Brockton (Massachusetts) einen 72-jährigen Schwarzen sowie eine 20-jährige dunkelhäutige Frau. Ausserdem vergewaltigte er ihre zwei Jahre ältere Schwester und verletzte sie durch Schüsse schwer. Anschliessend wollte Luke in eine nahe liegende Synagoge eindringen und dort JüdInnen töten. Er wurde jedoch vorher von der Polizei gestellt. Luke sagte bei der Einvernahme, er kämpfe für eine "aussterbende Rasse". Seine Ansichten liess er sich von rassistischen Websites bestärken, die er in den Monaten vor seiner Tat regelmässig aufsuchte.

≥ Am 4. April erschoss der 22-jährige Richard Poplawski drei Polizisten in Pittsburgh (Pennsylvania). Poplawski hatte Verbindungen zur rassistischen Stormfront-Szene. Seine Mutter rief nach einem Streit die Notfallnummer an und bat die Polizei, ihren Sohn aus ihrem Haus zu weisen. Poplawski schoss sofort auf die anrückenden Uniformierten. Auf Internetforen hatte er zuvor geschrieben, dass in den USA "die Zionisten" die Macht übernommen hätten. Obama werde nun den BürgerInnen das Recht auf Waffenbesitz nehmen.

≥ Am 26. April erschoss Joshua Cartwright zwei Polizisten in Niceville (Florida). Seine Ehefrau hatte im Verlauf eines Streites mit ihrem Mann die Notfallnummer gewählt. Als die Beamten angerückt waren und von Joshua Cartwright Auskunft verlangten, begann dieser eine Schiesserei mit den Uniformierten, bei der er schliesslich auch selber umkam. Seine Frau erzählte der Polizei später, ihr Mann sei durch die Wahl Obamas schwer beunruhigt gewesen. Der Militärfan und Soldat der Nationalgarde glaubte, die Regierung schmiede ein Komplott gegen ihn. ds