MEDIENSPIEGEL 21.6.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (DS)
- Drogenszene: FDP-Jogger bei Blutturm
- Schützenmatte-Bollwerk: Warten oder Handeln
- Grillen für das Klima
- Zeittauschbörse Murifeld
- Flüchtllingstag: Demo ZH, Fest BE
- Warten aufs Rauchverbot
- Rabe-Info 18.+19.6.09
- Mitte-Mief blockt alles
- Rote Fabrik: Anzeige gegen Weisse Fabrik
- Sempach: Geheimverhandlungen LU + Neonazis
- Privatpatrouillen: Wildwuchs macht Sorgen
- SVP gegen Heroinabgabe-Finanzierung
- Ecstasy: Chinesisches Kopfweh
- Polizeikosten: ZH-Clubs sollen zahlen
- Gegen Nestlé - für das Menschenrecht Wasser
- Anti-Atom: Fotopetition; Erdbeben; Stromzukunft, Befragung; NAW Solothurn

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REITSCHULE
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So 21.06.09
18.00 Uhr - Rössli - Pianobar

Mi 24.06.09  
19.00 Uhr - SousLePont - Tessin Spezialitäten
20.30 Uhr - Tojo - Nachtstück. Eine Spielfläche. von Fragment:09
22.00 Uhr - SousLePont - Offene Bühne #114

Do 25.06.09
20.00 Uhr - Frauenraum - HINTERHOF-LOUNGE goes KARAOKE VOL.4
20.30 Uhr - Tojo - Nachtstück. Eine Spielfläche. von Fragment:09
21.00 Uhr - Rössli - FEROCIOUS41. - Hip Hop / Trip Hop / Experimentelle Musik

Fr 26.06.09
21.00 Uhr - Frauenraum - TanzBar DJ PICCOLINA. GESELLSCHAFTSTÄNZE & DISCO FÜR FRAU & FRAU, MANN & MANN & FRIENDS. Mit Crashkurs ab 19.15 Uhr.

Sa 27.06.09
20.30 Uhr - Tojo - Nachtstück. Eine Spielfläche. von Fragment:09
22.00 Uhr - SousLePont - Tight Finks (Bern, 77' Punk) Al and the Black Cats (USA, Rock'n'Roll)
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: NOISIA (Vision Rec/nl), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic Recs), Silent Extent, DJ Deefine - drum‘n‘bass

So 28.06.09
18.00 Uhr - Rössli - Pianobar

Infos: www.reitschule.ch

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kulturstattbern.derbund.ch 20.6.09

Gisela Feuz am Samstag den 20. Juni 2009 um 15:29 Uhr

Eagles of Schnauz Metal

Irgendwie sah er ja aus der Distanz ein Bisschen aus wie Helge Schneider, einfach Helge Schneider mit Porno-Balken, der sagenumworbene Jesse "The Devil" Hughes, Frontmann von Eagles of Death Metal, welche aus Kalifornien angereist waren, um gestern Abend den ausverkauften Dachstock zu rocken. Und gerockt wurde denn auch von der ersten Minute an gnadenlos: Da kommt dieser Mister Hughes mit Band nervös auf die Bühne gehampelt, streicht mit beiden Händen die strähnigen Haare nach hinten, setzt die Sonnenbrillen auf (welche übrigens wie der Schnauz wunderbar in einen Film mit leichtbekleideten Leuten passen dürfte), um als Einstieg dem Publikum sogleich den Überhit des ersten Albums "I Only Want You" um die Ohren zu hauen. Was für ein Auftakt. Respekt!

Musikalisch sind EoDM ja eher einfach gestrickt unterwegs, die Gitarrenriffs sind simpel, der Schlagzeugeinsatz reduziert und die Melodien eingängig (böse Zungen haben die kalifornische Truppe ja auch schon als "ZZ Top für Erwachsene" bezeichnet). Dies tat allerdings der guten Stimmung gestern Abend überhaupt keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Vor der Bühne tanzte die Jugend wild und betrieb crowdsurfing, während in den hinteren Rängen vielleicht ein Bisschen weniger wild aber dennoch äussert vergnügt die Waden geschwungen wurden.

Eagles of Death Metal haben gestern Abend wieder einmal den Beweis geliefert, dass Gutes nicht zwingend kompliziert sein muss. Ihr Dancefloor-Rock'n'Roll macht definitiv gute Laune und da vergibt man ihnen sogar die leidigen Publikums-Spielchen ("and no the girls ….. and now the men") und den Porno-Balken. Den findet man am Ende des Abends sogar ein ganz klein Bisschen sexy.

Was Besucher und Besucherinnen des Eagles of Death Metal Konzerts im Dachstock grundsätzlich von Schnäuzen halten, kann man sich HIER anhören.
http://oliveoyl.podspot.de/post/schnauzumfrage/

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oliveoyl.podspot.de 21.6.09

Schnauzumfrage

21.06.09, 14:57:21 by oliveoyl

Schnäuze seien die beste Waffe, um Frauen rumzukriegen, so die Aussage von Jessie "The Devil" Hughes, Frontmann der legendären Eagles of Death Metal. "Frauen stehen grundsätzlich auf Typen, die aussehen wie ihr Vater und der Durchschnittsvater einer heute Dreissigjährigen hat bestimmt einen Tom Selleck-Schnauz getragen", so die Erklärung von Mister Hughes, der selber entsprechend einen Prachts-Porno-Balken im Gesicht trägt.
Was Besucher und Besucherinnen des Eagles of Death Metal Konzerts am 19. Juni 2009 im Dachstock grundsätzlich von Schnäuzen halten, kann man sich hier anhören.

Download MP3 (10 MB)
http://oliveoyl.podspot.de/files/schnauz.mp3

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DROGENSZENE
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BZ 20.6.09

Richtigstellung

"Unwürdige Situation"

Am Aareufer beim Blutturm besammeln sich Drogenabhängige. Dieses Phänomen wurde gestern in dieser Zeitung thematisiert. FDP-Stadtrat Philippe Müller wurde mit Aussagen zitiert, die unklar und verwirrlich sind.

Müller stellte fest, dass sich in letzter Zeit mehr Abhängige am Aareufer versammeln. Tagsüber sei das Problem weniger akut, insofern erstaune ihn das Resultat des Augenscheins dieser Zeitung nicht. Doch abends habe er schon 20 bis 30 Personen gezählt, dies bestätigten im Übrigen auch die City-Pflege Bern und die Polizei. Müller hat deshalb einen politischen Vorstoss eingereicht. Es stimme nicht, dass ihm die Probleme der Abhängigen egal seien, wie ihm unterstellt worden sei. "Mit meinem Vorstoss sollen nicht die Drogenabhängigen benachteiligt werden, denn die Situation beim Blutturm ist menschenunwürdig, sondern es geht darum, eine offene Drogenszene im Ansatz zu erkennen und zu verhindern. Eine solche Situation wäre für alle Betroffenen problematisch." Weiter hält er fest, dass er Gemeinderätin Edith Olibet nie als "Intimfeindin" bezeichnet habe. Eine solche Bezeichnung eines politischen Gegners sei ihm fremd. Müller betont: "Der Gemeinderat hat alle Mittel und Möglichkeiten in der Hand, um das Entstehen einer offenen Drogenszene zu verhindern."
cab

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BZ 19.6.09

Offene Drogenszene

Einzelne Fixer an der Aare

Glaubt man FDP-Stadtrat Philippe Müller, hat sich beim Blutturm eine offene Drogenszene gebildet. Der Augenschein aber zeigt: Nur einzelne Abhängige setzen sich Spritzen. Die Stadt schickt Patrouillen zur Kontrolle an die Aare.

Stadtrat Philippe Müller (FDP) bleibt dran an der Drogenpolitik und seiner Intimfeindin Edith Olibet. Mittels einer dringlichen Interpellation will er vom Gemeinderat wissen, was dieser gegen die offene Drogenszene beim Blutturm unternehmen will. "Sie ist gewachsen", sagt Müller. Mittlerweile seien dort jeweils bis zu dreissig Abhängige versammelt. "Es sind unwürdige Szenen, die sich abspielen. Die Süchtigen hocken in den Büschen." Natürlich verschärfe sich das Problem, wenn es warm ist. Doch nun sei es zu viel. "Den Passanten ist der Weg versperrt. Spritzen liegen herum, sogar in die Aare werden sie geworfen." Beim Baden sei das für ihn keine sehr angenehme Vorstellung.

Immer wieder im Sommer

Was Müller beobachtet und in die Debatte wirft, ist ein altes Phänomen. Von der Anlaufstelle Hodlerstrasse, wo sich täglich etwa 250 Süchtige aufhalten, ist es ein Katzensprung bis zur Treppe, die hinab zum Blutturm führt. "Während der Öffnungszeiten der Anlaufstelle halten sich Abhängige dort auf", bestätigt die städtische Drogenkoordinatorin Regula Müller. Im Sommer sei das immer wieder ein Thema. "Deshalb ist die Securitas dauernd präsent", so Müller. Auch die City-Pflege putze zwei Mal täglich und räume Spritzen und Unrat weg. Und die Polizei schaue regelmässig vorbei. Sie frage sich, wie Stadtrat Müller zum Eindruck komme, dass sich die Szene in letzter Zeit vergrössert habe. Aus ihrer Sicht sei es im Zusammenhang mit der Verlängerung der Öffnungszeiten der Anlaufstelle Anfang Monat zu Häufungen gekommen. Das habe sich aber schnell wieder eingespielt. Nun herrsche dort wieder der courant normal, wie jeden Sommer.

Angriff auf die Politik

Stadtrat Müller erklärt, er gehe ab und zu an der Aare joggen. Er könne die Lage deshalb beurteilen. "Wenn zwei oder drei Süchtige an der Aare hocken, ist das auch okay." Was ihm aber sauer aufstösst, seien die Behauptungen des Gemeinderats. "Es hat immer wieder geheissen, in der Stadt gebe es keine offenen Szenen mehr", sagt Müller. Was nicht stimme, wie die Szene am Blutturm beweise.

Dass Philippe Müller den Sack meint, aber den Esel schlägt, bestätigt neben der Aussage von Drogenkoordinatorin Müller auch ein Augenschein. Beim Blutturm ist es ruhig. Lediglich die Hündeler joggen mit ihren Doggen. Bis sich ein Vertreter der offenen Drogenszene zeigt, dauert es eine ganze Weile. Gottfried*, ein 19-Jähriger, setzt sich oben an der Treppe seinen Schuss. Er komme selten hierher. "Ich habe andere Plätze, wo ich in Ruhe fixen kann." Hier an der Treppe sei das nicht möglich wegen Securitas und Polizei.

Müller gibt denn auch unumwunden zu, dass ihm die Probleme der Abhängigen egal sind. "Die zuständige Gemeinderätin Edith Olibet verhandelt und redet, löst aber die Probleme nicht", sagt Müller. Er verlange, "dass die Szene beim Blutturm verschwindet". Auf die Frage, wie das denn zu bewerkstelligen sei, ob er Vorschläge machen könne, bleibt Müller ruhig. Dann sagt er: "Es geht mit dem Vorstoss nicht um die Süchtigen, es geht um die Politiker." Klar sei, "dass die städtische Drogenpolitik scheitert ist".

Peter Camenzind

*Name der Redaktion bekannt

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BOLLWERK
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bernerzeitung.ch 19.6.09

Gestaltung Schützenmatte: Stadtrat bremst Gemeinderat aus

Die Berner Stadtregierung will bei der Planung Schützenmatte-Bollwerk einen "Boxenstopp" einlegen. Um umfassend planen zu können, müssten zuerst andere Eckwerte bekannt sein.

Dies erklärte Stadtpräsident Alexander Tschäppät am Donnerstag im Stadtrat. Der gemeinderätliche Bericht zur Forderung der GB/JA-Fraktion nach einer städtebaulichen Umnutzung des strategisch wichtigen Areals rund um die Reitschule mitten in der Stadt, befriedigte das Parlament indes in keiner Weise. Es wies den Bericht mit 55 zu 9 Stimmen zurück.

Die kleinen Verbesserungen seien eher kosmetischer Natur und kein grosser Wurf, sagte Erich Mozsa (GFL). "Nicht gerade grandios" sei die Berichterstattung des Gemeinderats, befand auch Philippe Müller (FDP). Es brauche rasch umfassende Anstrengungen zur Verbesserung der Situation, erklärte Beat Zobrist (SP).

Zwei Initiativen hängig

Tschäppät verwies jedoch auf die zwei hängigen Initiativen für einen autofreien Bahnhofplatz sowie die Schliessung und den Verkauf der Reitschule.

Zudem sei auch noch nicht klar, wie die Zukunft des Bahnhofs Bern dereinst aussehen und wann der Ausbau des Park and Ride Neufeld erfolgen werde, was die Verlegung des Car-Terminals von der Schützenmatte ins Neufeld ermöglichen würde.

Sorgfalt an strategisch wichtigem Ort

Die Schützenmatte sei ein wichtiges Gebiet, einer der wenigen Orte im Zentrum mit städtebaulichem Entwicklungspotenzial, betonte auch der Stadtpräsident. Die genannten offenen Punkte seien jedoch gute Gründe für einen vorübergehenden Boxenstopp bis ins Jahr 2012.

Solange müssen kosmetische Massnahmen reichen. So wird demnächst ein Skater-Park eingerichtet und der Zugang zur Reithalle verbessert. Bereits umgesetzt sind eine neue Beleuchtung, Veloparkplätze samt Ständern oder die Installation einer öffentlichen WC-Anlage.

Alle mit eigenen Vorstellungen

Eine umfassende, raschere Planung, wie sie nun parteiübergreifend gefordert werde, erfordere zudem erhebliche finanzielle Mittel sowie grosse Kapazitäten in den Planungsabteilungen, nannte Tschäppät weitere Gründe für ein Zuwarten. Beides sei im Moment höchstens sehr bedingt vorhanden.

Mit der parteiübergreifenden Einigkeit werde es wohl spätestens dann vorbei sein, wenn es um die inhaltlichen Vorstellungen der Neugestaltung gehe, prophezeite Tschäppät. Schon heute stellten sich alle etwas anderes vor.

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BZ 19.6.09

Tempo am Bollwerk

Der Stadtrat will, dass im Raum Schützenmatt/Bollwerk etwas geht. Zuwarten bis 2012 sei keine Option.

Der Stadtrat möchte bei der Planung in der Problemzone Schützenmatte/Bollwerk vorwärtsmachen. Er kann nicht verstehen, wieso der Gemeinderat bis 2012 zuwarten will. Mit 55 gegen 9 Stimmen lehnte es dessen Bericht zu einem GB-Vorstoss ab. Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) erklärte sich: In den nächsten Jahren stünden Entscheidungen an, die den Raum betreffen würden. So etwa die Initiativen zum autofreien Bahnhofplatz und zum Verkauf der Reitschule. Dann der neue Bahnhof und die Aufstockung des Park and Ride Neufeld. Solange diese Eckwerte fehlten, könne nicht geplant werden, sagte er. Ein SP-Vorstoss, der demnächst ins Parlament kommt, fordert einen Kredit und mehr Tempo bei der Planung.
cab

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KOHLE-GRILL
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Bund 20.6.09

Aktion für das Klima

Stadt Bern Die Grün-Alternative Partei, Greenpeace und weitere Klimaschützer aus Bern haben gestern vor dem BKW-Hauptsitz am Viktoriaplatz eine kurze Demonstration veranstaltet. Rund 30 Personen protestierten im Rahmen der Aktion gegen die Beteiligung der BKW am Projekt für das Kohlekraftwerk Dörpen in Deutschland. Für die angekündigte "Grill-Demonstration" war es jedoch gestern zu nass. (pd)

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20min.ch 18.6.09

Rapper Greis grillt vor der BKW

Der Berner Rapper Greis heizt der BKW ein. Zusammen mit der Regionalgruppe Greenpeace Bern veranstaltet er am Freitag ab 16.30 Uhr beim Viktoriaplatz in Sichtweite des Unternehmens ein Massengrillieren.

Das Motto: "Wir grillieren das Image der BKW, bis das Fett heruntertropft." Eingefeuert wird mit Holzkohle. "Das ist im Gegensatz zu Steinkohle klimaneutral", so Reto Gasser von Greenpeace. Wegen geplanter Investitionen in zwei deutsche Steinkohle-Kraftwerke geriet der Energie-Konzern ins Visier der
Umweltschützer. "Kohlekraftwerke machen alle Bemühungen zunichte, CO2 zu sparen", kritisiert Greis. Wer mitbrutzeln möchte, sollte Fleisch oder anderes Grillzeug mitbringen. "Wir freuen uns auf möglichst viele Leute, damit der BKW klar wird, dass die Berner gegen Steinkohle sind", so der Rapper.

nj

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TAUSCHHANDEL
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Bund 20.6.09

Preis für alternativen Bazar

Die Stadt Bern verleiht den diesjährigen Integrationspreis an die Zeittauschbörse "Bazore" im Murifeldquartier

Jeder und jede kann seine Fähigkeiten in der Tauschbörse "Bazore" einbringen und bekommt dafür eine Gegenleistung. Das nachbarschaftliche Netzwerk aus dem Murifeld erhält den diesjährigen Integrationspreis der Stadt Bern.

Daniel Vonlanthen

Ich gebe dir Klavierunterricht, du lehrst mich Deutsch. Oder du flickst mein Velo, ich hüte dein Kind. Oder ich koche für dich, du transportierst meine Möbel. "Bazore" heissen die nachbarschaftlichen Dienste im Murifeldquartier, die sich seit 2006 zu einem funktionierenden Netzwerk entwickelt haben. Abgerechnet wird nicht in Franken, sondern in Stunden. Die Teilnehmenden vereinbaren das Zeittauschgeschäft autonom; die Grundregel lautet: Jede investierte Stunde ist gleich viel wert.

Der Name "Bazore" setzt sich aus Bazar, persisch für Markt, und Ore, italienisch für Stunden, zusammen. Gestern erhielten die Initiantinnen den mit 5000 Franken dotierten Integrationspreis der Stadt Bern, finanziert über die Warlomont-Anger-Stiftung. 21 Projekte standen zur Auswahl; der Preis wird seit 2004 verliehen.

Die Jury zeigte sich beeindruckt vom alternativen ökonomischen Handel, bei dem die lokalen Ressourcen genutzt und gefördert würden. "Das Projekt ist für Jung und Alt, Frauen und Männer sowie Menschen jeder kulturellen und sozialen Herkunft gleichermassen zugänglich", schreibt die Jury in der Laudatio. Der Austausch fördere Solidarität und Vertrauen. Und: "Für die oftmals sozial benachteiligte Migrationsbevölkerung stellt der kostenlose Zugang zu Bazore eine Chance dar, den persönlichen Kontakt mit Einheimischen zu finden." Bazore stehe im Kontrast zu der materialistischen und hektischen Zeit und zeige eindrücklich, "was auf zwischenmenschlicher Ebene mit wenig Aufwand und finanziellen Mitteln machbar ist".

Haushaltsbudget entlasten

Die Initiantinnen Elena Ramelli und Dominique Betancurt zeigten sich überrascht und erfreut über die Auszeichnung. Im Murifeld fühle sie sich seit ihrer Ankunft in Bern zu Hause, sagte Ramelli. Etwa 90 Teilnehmende, darunter einige Gruppen, machen an der Zeittauschbörse mit. Demnächst soll Bazore auf der Internet-Zeittauschbörse aufgeschaltet werden. Zwei Drittel der Teilnehmenden im Murifeld verfügen laut Ramelli aber über keinen eigenen Internetzugang. Dank der Börse könnten die Teilnehmenden auch ihre Budgets entlasten, zum Beispiel mit der Gutschrift für ein Mittagessen - besonders für Menschen mit knappem Einkommen ein wichtiger Aspekt. Eine Koordinationsgruppe des Quartiervereins Murifeld sorgt für die Weiterentwicklung des Projekts. Informationen über Bazore gibt es in fünf Sprachen. "Es hat sich gezeigt, dass sich das Projekt kleinräumig am besten entwickelt", heisst es im Beschrieb. Weitere Zeittauschprojekte sind in Holligen und im Untermattquartier geplant. Sozialdirektorin Edith Olibet (sp) zeigte sich begeistert über das Tauschprojekt: "Integration ist ein gemeinsamer Prozess. Sie basiert auf Geben und Nehmen zwischen der einheimischen und der Migrationsbevölkerung." Genau darauf, nämlich auf dem Austausch, basiert denn auch das Projekt Bazore.

Olibet betonte weiter, dass Integration nicht nur auf das Erlernen der Sprache reduziert werden dürfe, "wie dies leider zu häufig geschieht". Integration finde in allen Lebensbereichen statt.

Menschen aus 150 Nationen

Die Stadt Bern ist laut Olibet Lebensraum für mehr als 27000 Migrantinnen und Migranten aus über 150 Nationen. "Die ausländische Bevölkerung bereichert unsere Stadt tagtäglich mit ihrem kulturellen Reichtum und ihren speziellen Fähigkeiten. Sie trägt einen beträchtlichen Teil zur Dynamik Berns bei."

Förderpreis für "Midnight"

Erstmals verliehen die Jury und das Kompetenzzentrum Integration heuer auch einen Förderpreis. Die Preissumme von 2000 Franken wurde von der Schweizerischen Mobiliar gestiftet und geht an das Midnight-Projekt Bern West. Die Initiantinnen Luana Almonte und Karin von Moos nahmen ihn namens des Fördervereins entgegen. Der Verein, der vom Bund und diversen Kantonen unterstützt wird, betreibt schweizweit vier Fachstellen, jene in Bern seit 2008.

Ziele des Projekts sind sportliche Betätigung und interkulturelle Verständigung. Einmal wöchentlich werden Turnhallen geöffnet. In Bern ist es vorerst die Turnhalle der Schulanlage Schwabgut in Bümpliz, die jeden Samstag von 21 Uhr bis Mitternacht für Spiel und Sport zur Verfügung steht. 160 bis 180 Jugendliche aus verschiedenen Nationen gehören zum Stammpublikum. Nebst dem "Midnight Basketball" werden diverse weitere Sportarten angeboten - zu den Rhythmen von Rap und Hip-Hop. Almonte gab zu bedenken, dass "viele Jugendliche aus Migrationsfamilien unter dem Manko an Bewegung und Freiräumen leiden".

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BZ 20.6.09

Zeit ist nicht immer nur Geld

Zum sechsten Mal hat die Stadt Bern gestern den Integrationspreis verliehen, diesmal an ein Quartierprojekt im Murifeld.

21 Projekte standen auf der Kandidatenliste des diesjährigen Integrationspreises, nur eines konnte gewinnen. "Bazore" heisst das Projekt, das gestern den mit 5000 Franken dotierten Integrationspreis der Stadt Bern erhalten hat. Hier wird Zeit gegen Zeit getauscht. An der Preisverleihung lobte Gemeinderätin Edith Olibet den "Kontrast zu unserer materialistischen und hektischen Zeit".

Die Idee ist einfach: Quartierbewohnerinnen und -bewohner stellen gegenseitig ihre Fähigkeiten stundenweise zur Verfügung. Diese Art von Zeittausch ermöglicht Einheimischen wie Migrantinnen und Migranten, Jungen und Alten, Männern und Frauen einen niederschwelligen Zugang zueinander. Ob Sprachunterricht, Garten- oder Putzarbeit, Reparaturen, Kochkurs oder Babysitting: Eine Stunde ist eine Stunde.

Das Angebot findet Zulauf im Quartier. Bereits haben die Preisträgerinnen die Fühler in andere Quartiere ausgestreckt. Dominique Betancurt und Elena Ramelli kündigten an, dass "Bazore" auch in Ausserholligen und in Bümpliz auf Interesse gestossen sei.

Förderpreis in den Westen

Zum zweiten Mal wurde dieses Jahr auch ein mit 2000 Franken dotierter Förderpreis verliehen. Er ging an das Projekt "Midnight Bern West". Seit Februar 2009 ist die Turnhalle des Schulhauses Schwabgut jeden Samstag von 21 bis 24 Uhr geöffnet und bietet mit Gratiseintritt, Sport und Musik einen niederschwelligen Zugang für ein gemischtes Publikum. Die Turnhalle wird von rund 160 bis 180 Jugendlichen genutzt. Mit Sport und Musik liessen sich Sprachbarrieren leichter überwinden, so die Überzeugung der Preisträgerinnen Luana Almonte und Karin von Moos.

Hannah Einhaus

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FLÜCHLINGSTAG
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20min.ch 21.6.09

Internationaler Flüchtlingstag

Solidarität mit den Verfolgten

Gegen 3000 Menschen haben laut den Organisatoren am Samstag in Zürich aus Anlass des Flüchtlingstags an einer Solidaritätskundgebung für alle Verfolgten teilgenommen. In Bern wurde ein Flüchtlingsfest auf dem Bundesplatz rege besucht.

Die Kundgebung in Zürich stand unter dem Titel "Festung Europa stürmen - Gegen Rassismus, Nationalismus und Ausbeutung". Mit der Kundgebung wollten die Teilnehmenden an den internationalen Flüchtlingstag erinnern und ein klares Zeichen gegen die "systematische und mörderische Abschottungspolitik" der reichen Industriestaaten setzen. Diese Politik fordere jedes Jahr tausende von Toten.

Mit der Kundgebung wollten die Teilnehmenden auch ihre Solidarität mit allen Menschen ausdrücken, die sich auf der Flucht befinden und daran erinnern, dass jedes Jahr Millionen Menschen vor Krieg, Hunger, Verfolgung und sozialen Missständen ihr Heimatland verlassen müssen. Wer es schliesslich bis in die Festung Europa schaffe, dem wehe ein eisiger Wind entgegen, hiess es. Die Behandlung, die die Flüchtlinge und Migranten erführen, sei würdelos und es werde ihnen deutlich gezeigt, dass sie in Europa unerwünscht seien.

Fest auf dem Bundesplatz

In der Stadt Bern wurde der Flüchtlingstag mit einem Flüchtlingsfest vor dem Bundeshaus begangen. An zahlreichen Ständen wurden kulinarische Spezialitäten aus verschiedenen Ländern angeboten. Auf einer Bühne wurden politische Reden mit musikalischen und tänzerischen Darbietungen umrahmt.

Der Generalsekretär der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), Beat Meier, erinnerte an die humanitäre Tradition der Schweiz, die in erster Linie auf der Bereitschaft der einheimischen Bevölkerung beruhe, Flüchtlinge aufzunehmen und an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Die natürliche Bereitschaft, Menschen in Not zu helfen, werde jedoch zunehmend durch teilweise sogar bewusst geschürte Ängste und pauschale Vorurteile behindert. "Flüchtlinge brauchen Schutz, keine weiteren Verletzungen etwa durch pauschale Urteile, Abwertungen und Diskriminierungen", sagte er.
Quelle: AP

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bernerzeitung.ch 20.6.09

Ein Fest der Völker zum Flüchtlingstag

Die musikalischen Darbietungen und traditionellen Tänze anlässlich des diesjährigen Tags des Flüchtlings haben am Samstag Tausende auf den Bundesplatz in Bern gelockt. Zur Sprache kamen aber auch die gängigen Vorurteile über Asylsuchende.

1/10 Dutzende von Esständen, Vereinen, Beratungsstellen und Handwerks-Verkäufern haben am Samstagnachmittag auf dem Bundesplatz ihr Zelt aufgeschlagen.
Foto: Anita Suter

Mit ihrer umstrittenen Plakatkampagne "Alles Lügner? Alles Profiteure? Alles Dealer?" habe die Schweizerische Flüchtlingshilfe die Menschen zum Nachdenken anregen wollen, sagte Beat Meiner, Generalsekretär des Flüchtlingshilfe, in seiner Rede auf dem Bundesplatz.

Asylsuchende seien diesen Vorurteilen, die nicht der Realität entsprächen, tagtäglich ausgesetzt. Die meisten Flüchtlinge kämen jedoch aus Ländern, in denen Kriege oder eine prekäre Menschenrechtssituation herrsche.

So stammten im vergangenen Jahr die meisten Asylsuchenden aus Eritrea, Somalia, Irak, Iran, Serbien, Sri Lanka, Nigeria, Afghanistan und der Türkei. Weder seien die meisten von ihnen Dealer, noch würden sie in die Schweiz kommen, um Sozialleistungen zu kassieren, führte Meiner aus.

Auch die Berner Gemeinderätin Edith Olibet plädierte in ihrer Rede für Aufnahmebereitschaft und Akzeptanz, was gleichzeitig auch das Motto der Veranstaltung war.

Nicht nur Politik

Die Organisatoren zeigten sich zufrieden mit dem Anlass auf dem Bundesplatz. "Wir wollten nicht nur über Politik reden, sondern auch einen fröhlichen Akzent setzen", sagte Koordinatorin Martine Scholer. Im vergangenen Jahr hatten sich 7000 Personen eingefunden, dieses Jahr sollte diese Zahl übertroffen werden.

Bis 18 Uhr fanden zahlreiche musikalische und tänzerische Darbietungen von Migrantenverbänden statt. Am Abend standen Konzerte und DJs unterschiedlichster Musikrichtungen auf dem Programm.

(asu/sda)

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Bund 20.6.09

"Dealer und Lügner"

"Das sind doch alles Lügner." Oder: "Das sind doch alles Dealer." Solchen Vorurteilen will die Schweizerische Flüchtlingshilfe SFH im Hinblick auf den Flüchtlingstag von heute Samstag mit einer Plakatkampagne entgegenwirken. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR und die Fachstelle für Rassismusbekämpfung FRB unterstützen die Kampagne.

Seit bald 30 Jahren findet der Solidaritätsanlass jeweils am dritten Juni-Wochenende in über 200 Städten und Gemeinden statt. In Bern steht zwischen 15 und 22 Uhr wiederum der Bundesplatz zur Verfügung; getragen wird die Veranstaltung von der Integration BE AG, verantwortlich für die Betreuung anerkannter Flüchtlinge, sowie der Stadt Bern. Ziel sei es, so die Organisatoren, die Situation der Flüchtlinge in der Schweiz zu thematisieren.

Nebst Ansprachen gibt es ein vielfältiges kulinarisches Angebot, Tanz und Musik. Organisationen informieren über ihre Tätigkeiten im Bereich Integration und Entwicklungshilfe. Mit dem Erlös des Flüchtlingstags werden Projekte in den Herkunftsländern unterstützt.

Als musikalische Höhepunkte gelten die Auftritte der Worldmusic-Band Effalum and Friends aus Senegal und der Schweiz (18 Uhr), der Basler Hip-Hop-Reggae-Band Tre Cani (19 Uhr) oder Baladjem aus Bern (20.30 Uhr). Den Schlusspunkt setzen Angel Bayfall aus Senegal (21.30 Uhr). (dv)

"Bleiberecht" im Bahnhof

Im Hinblick auf den Flüchtlingstag von heute Samstag hat die Bewegung "Bleiberecht Bern" gestern Mittag in der Bahnhofhalle eine Spontankundgebung durchgeführt. "Ich will hier bleiben", riefen zwei auf der Galerie postierte Sprecher per Megafon in die Halle, worauf die Teilnehmenden im Chor "ich auch" skandierten und dies mit kleine Plakaten unterstrichen. Die Aktion verlief so rasch, dass die Security nicht einschritt. Die Aktion "Bleiberecht für alle" ruft für heute in Zürich zur Kundgebung auf. In Bern führt sie im Zentrum 5 monatliche Treffs für Asylsuchende und Sans-Papiers durch. (dv)

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RAUCHVERBOT
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BZ 19.6.09

Rauchverbot

Die Wirte warten und hoffen

Der 1.Juli naht, bald darf in Berner Restaurants nur noch in Fumoirs geraucht werden. Aber die Zahl der Gesuche von Wirten, die in ihren Restaurants separate Raucherräume einrichten wollen, ist nach wie vor tief.

Es dauert keine zwei Wochen mehr, bis die Wirte im Kanton Bern rauchende Gäste ins Freie schicken müssen - oder ins Fumoir, so sie in ihren Lokalen denn einen separaten Raucherraum eingerichtet haben. Bis Ende Mai hatten keine vier Prozent der Berner Wirte bei den Regierungsstatthalterämtern entsprechende Gesuche eingereicht (wir berichteten). Und auch jetzt, kurz vor Inkrafttreten des Gesetzes zum Schutz vor Passivrauchen, hat noch immer kein Run eingesetzt.

Einzelne Anfragen

Bei Markus Grossenbacher im Amt Trachselwald sind in den letzten Wochen gar keine neuen Gesuche mehr eingegangen. Der Präsident der Berner Statthalter geht davon aus, dass in den Sommermonaten kaum neue zu erwarten seien.

Ähnlich tönt es im Amt Thun: Bei Statthalter Bernhard Wyttenbach tröpfeln nur vereinzelte Anfragen von verunsicherten Wirten herein, die sich über die neuen Vorschriften informieren lassen wollen.

Sommer und Hoffnung

"Die meisten Wirte sehen im Sommer kein Problem mit dem Rauchverbot", stellt Wyttenbach fest. Sie stellten sich auf den Standpunkt, die Gäste könnten im Freien rauchen. Doch der Statthalter weiss auch, dass einige Wirte immer noch darauf hoffen, der ausstehende Entscheid des Bundesgerichts würde doch noch zu Erleichterungen führen.

Auch Regierungsstatthalterin Regula Mader spricht von "nicht übermässig vielen" Gesuchen. Zwar träfen im Statthalteramt Bern täglich neue Gesuche ein, und täglich würden auch Fumoirs bewilligt, aber deren Zahl sei "nicht wahnsinnig" hoch, sagt Mader.

"Ich bin erstaunt"

Wie Grossenbacher rechnet aber auch Wyttenbach damit, dass sich einige Wirte Ende Sommer doch noch entscheiden werden, in ihrem Lokal ein Fumoir einzurichten. Der Thuner Statthalter ist ohnehin erstaunt über das bisher geringe Interesse. Von den insgesamt 613 Betrieben in seinem Amt hatten bis Ende Mai nur deren 14 ein Gesuch eingereicht. Das waren gerade mal 2,3 Prozent. "Ich hatte mit mindestens 20 Prozent gerechnet", sagt Wyttenbach.
sgs

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RABE-INFO 18. + 19.6.09
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RaBe-Info 19.Juni 2009
http://www.rabe.ch/pod/get.php?web=RaBe-Info-2009-06-19-53217.mp3
- Internationaler Flüchtlingstag: die Geschichte einer irakischen Frau
- Proteste im Iran: die Sicht einer kommunistischen Frauenrechtlerin
- Flüchtlingsströme in Pakistan: Lagebeurteilung des IKRK

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 RaBe- Info 18. Juni 2009
http://www.rabe.ch/pod/get.php?web=RaBe-Info-2009-06-18-54904.mp3
- Drogenkartelle in Mexiko beschneiden die Medienfreiheit
- Pauschalisierende Begriffe beeinflussen die Flüchtlingspolitik
- Tierhaltung in Schweizer Zirkussen beunruhigt den Tierschutz

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MITTE-MIEF
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Bund 19.6.09

"Das Blockdenken löst sich auf"

Sie haben eine Aversion gegen Ideologien - aber was eint die Mitte-Parteien im Berner Stadtrat inhaltlich?

Die rot-grüne Mehrheit im Stadtrat kann ihre Anliegen nicht mehr automatisch durchsetzen. Der Wahlsieg der Parteien in der Mitte hat die GFL/EVP ermuntert, vermehrt mit den Bürgerlichen zu stimmen. Ihnen gehe es um die Sache, betonten Vertreter der Mitte-Parteien an einem Podium.

Bernhard Ott

Das neue Klima im Berner Stadtrat fordert auch die Journalisten, zum Beispiel bei der Planung der Berichterstattung aus dem Parlament: "Früher konnten wir bei jedem Geschäft voraussagen, mit welchem Stimmenverhältnis die rot-grüne Mehrheit sich durchsetzen würde", sagte Adrian Zurbriggen, Teamleiter Stadt Bern bei der "Berner Zeitung" und Moderator einer Podiumsdiskussion über die neue Mitte im Berner Stadtparlament. Seit Anfang Jahr sind die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat aber in Bewegung geraten - und die Planungssitzungen bei der BZ dauern länger. Warum aber drängen so viele Fraktionen in die Mitte? Was macht die Mitte überhaupt aus?

Kritik an den "alten Ideologen"

"Wir haben nach wie vor viele Gemeinsamkeiten mit SP und GB", sagte Peter Künzler, GFL/EVP-Fraktionschef. Der Unterschied sei keine Frage der Grundüberzeugungen, sondern eine Frage des Umgangs damit, und dieser sei in der GFL wesentlich liberaler als in den anderen rot-grünen Parteien. "Lieber neue Ideen als alte Ideologien", sagte Künzler.

Was Künzler bei SP und GB beklagte, monierte BDP/CVP-Ko-Fraktionschefin Béatrice Wertli bei SVP und FDP. Die Vertreter dieser Parteien kämen oft mit "unwahrscheinlich alten Zöpfen" daher. Eine Fraktionsgemeinschaft mit solch "alten Ideologen" wäre für die Kleinpartei CVP undenkbar gewesen, sagte Wertli. Beim Thema Reitschule zum Beispiel habe sich die CVP unter dem Motto "Kultur ja, Krawall nein" neu positioniert.

GFL verneint Machtposition

Koalieren die Mitte-Parteien mit den Bürgerlichen, haben sie das Potenzial, SP- und GB-Anliegen zu marginalisieren. Dies wurde jüngst bei der Rückweisung der Teilrevision des Schulreglements aus der Direktion von Edith Olibet (sp) manifest. "Spielen Sie gegenüber SP und GB ihre Macht aus?", wollte Moderator Zurbriggen von Peter Künzler wissen. Der GFL/EVP-Fraktionschef verneinte umgehend, sprach aber von "unübersehbaren Abnützungserscheinungen bei RGM". In diesem Sinne seien die beweglicheren Mehrheitsverhältnisse auch eine Chance für RGM, sich zu erneuern, sagte Künzler.

Grünliberale tanzen aus der Reihe

Auch Barbara Streit (evp) und Kurt Hirsbrunner (bdp) bekannten sich zur Mitte. Hirsbrunner wehrte sich aber gegen das Etikett der "netteren Bürgerlichen", das der BDP anhaftet. Er sei froh, nun einer Partei anzugehören, in welcher die Sachfragen ausdiskutiert würden, sagte der einstige SVP-Stadtrat. Einzig Michael Köpfli (glp) distanzierte sich von der Mitte. Die Grünliberalen seien liberal. "Das Blockdenken löst sich auf." Im Kampf gegen die Atomenergie suche er eher Unterstützung bei SP und GB als bei der BDP, sagte Köpfli.

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GFL gegen SP? BDP gegen SVP?

Macht die GFL der SP ihren zweiten Sitz im Berner Gemeinderat streitig? Im Anschluss ans Podium stellte PR-Berater Mark Balsiger GFL/EVP-Fraktionschef Peter Künzler die Bündnisfrage unter Anspielung auf eine SP-Zweiervakanz bei den Gemeinderatswahlen 2012 oder eine mögliche Ersatzwahl während der Legislatur. "Wenn ihr gewinnen wollt, müsst ihr jetzt damit beginnen, jemanden aufzubauen." Balsiger dürfte wissen, wovon er spricht, hatte er bei den Wahlen 2004 doch den Wahlkampf von Barbara Hayoz (fdp) geführt. "Natürlich werden wir versuchen, einen Sitz im Gemeinderat zu erlangen", antwortete Künzler. Damit wäre das seit 1992 regierende Rot-Grün-Mitte-Bündnis (RGM) nicht einmal mehr jenes Exekutivwahlbündnis, das Künzler jüngst beschwor ("Bund" vom 6. Juni).

Mit der Bündnisfrage befassten sich gestern auch die Spitzen von BDP und CVP. Ko-Fraktionschef Kurt Hirsbrunner gibt auf Anfrage bloss seine persönliche Meinung kund. "Ich hätte Mühe, wenn wir mit der SVP ein Bündnis eingehen würden", sagt der einstige SVP-Stadtrat, der im Unfrieden von seiner damaligen Partei den Abschied nahm. Eine Koalition "mit Lämpe" bringe gar nichts, sagt Hirsbrunner unter Anspielung auf die Auseinandersetzungen zwischen FDP und SVP rund um die Ersatzwahl in den Gemeinderat im Jahr 2007. (bob)

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WEISSE FABRIK LOVES ROTE FABRIK
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Sonntag 21.6.09

Rote Fabrik: Strafanzeige gegen Weissmaler

Zürcher Kultur-Establishment geht juristisch gegen Kritiker vor

Die Gruppe nennt sich "Weissmaler" und schritt in der Nacht auf Gründonnerstag zur Tat. Rund 300 bunt zusammengewürfelte Aktivisten malten die Rote Fabrik weiss an. Die provokative Aktion an der Fassade von Zürichs Vorzeige-Institution für alternative Kultur war wochenlang Stadtgespräch. In einem Bekennerschreiben hielten die Weissmaler fest: "Die Aktion soll nicht als Zerstörung verstanden werden, sondern als Fundament (Untergrund) für Neues. Sie soll in, um und ausserhalb der Fabrik eine frische Auseinandersetzung provozieren."

Schnell zeigte sich jedoch, dass die Debatte nicht in Gang kommen wird. Die Rote Fabrik verlangte eine Erklärung für die Aktion, die Aktivisten dagegen fanden, sie sei selbsterklärend. Jetzt eskaliert der Kulturkampf, wie "Sonntag"-Recherchen zeigen. Die Weissmalerei wird juristisch verfolgt. "Wir haben Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht", bestätigt Jean-Pierre Hoby, Zürichs oberster Kulturpfleger, der den entstandenen Schaden auf 25 000 Franken beziffert. "Diese Sachbeschädigung können wir nicht einfach hinnehmen."

 Hoby, der sich selber als "Grossvater" der Roten Fabrik bezeichnet, hält die Mal-Aktion für eine "Kalberei" und betont, die Stadt und die Rote Fabrik hätten die Aktivisten "lieber nicht kriminalisieren" wollen: "Wir haben den Aktivisten vorgeschlagen, sich für ihre Aktion zu entschuldigen und den entstandenen Sachschaden wieder zu beheben. Darauf sind sie leider nicht eingestiegen." Daher habe sich die Stadt als Eigentümerin der Immobilie in Absprache mit der Roten Fabrik für eine Strafanzeige entschieden. Gerichtet ist sie gegen fünf Aktivisten, von denen die Polizei die Personalien aufnehmen konnte.

 Beat Güdel, Vorstandsmitglied der Roten Fabrik, verteidigt die Anzeige. Die Betriebsgruppe habe sich zuerst gegen eine Kriminalisierung "der paar Nasen" ausgesprochen, die an der Aktion beteiligt waren, so Güdel. "In der Koordinationskommission hat sich dann aber die Meinung durchgesetzt, dass die Rote Fabrik den entstandenen Schaden nicht aus ihrem Budget bezahlen soll. Das Geld wollen wir lieber für sinnvolle Projekte einsetzen."

 Für die Weissmaler ist die Strafanzeige jedoch der Beweis, dass sie mit ihrer Aktion ins Schwarze getroffen haben. Die Rote Fabrik, die von der Stadt Zürich jährlich mit 2,4 Millionen Franken subventioniert wird, ist für die Gruppe Teil des Zürcher Kulturestablishments. Statt gestaltet werde oft nur noch verwaltet, was als Freiraum gedacht war, sei zum "Amt für Alternativkultur" verkommen.

Gleichzeitig betonen die Aktivisten, die Rote Fabrik sei nicht primär das Ziel der Aktion gewesen, sondern sie sei nur das Sinnbild für die Politik der rot-grün regierten Stadt. Zürich brüste sich mit der Alternativkultur, mit den Graffiti an der Fassade der Roten Fabrik, gleichzeitig gehe sie gegen alles vor, was ausserhalb diesen Vorzeige-Zonen passiere. "Wir halten der Stadt einen Spiegel vor", fasst ein Aktivist zusammen. "Nach aussen gibt sich Zürich rot, dahinter verbirgt sich sauberes, konturloses weiss."

 Christof Moser

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ANTI-NAZI-DEMO SEMPACH
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Sonntagsblick 21.6.09

Angst vor Rechtsextremen-Marsch in Sempach

Luzerner Regierung schnürt Päckli mit Neonazis

Von Beat Kraushaar

Neonazis und Linke mobilisieren für die Schlachtfeier von Sempach. In geheimen Verhandlungen mit dem braunen Sumpf will man die Situation entschärfen.

Am Freitag tagte die Luzerner Regierung. Eines der Haupttraktanden: der erwartete Grossaufmarsch von Neonazis und Linken an der Schlachtfeier bei Sempach am nächsten Samstag. Mit dabei: der für die Sicherheit zuständige Polizeikommandant Beat Hensler(52).

Die Luzerner befinden sich in einer unangenehmen Situation. Seit Wochen rufen die Partei national orientierter Schweizer (Pnos) und andere Rechtsextreme im Internet ihre Anhänger zur Teilnahme an der Feier auf. Auch der Kampfbund nationaler Aktivistinnen (KNA), die Vereinigung der Neonazi-Frauen, mobilisiert für den Anlass. Deren Führerin Denise Friedrich (23) wurde, wie ein Teil ihrer Genossen von der Pnos, wegen Rassendiskriminierung verurteilt.

Gleichzeitig mobilisieren die Jungsozialisten ihre Anhänger für die von der Stadt Sempach bewilligte Demo gegen Rechtsextremismus. Ihre Unterstützung zugesagt haben die Jungen Grünen und die Linksaussen-Organisation Antifa Bern. Nicht auszuschliessen, dass auch der gefürchtete Schwarze Block aus Zürich anreist.

Explosiver könnte die Mischung kaum sein: Hunderte von Neonazis und Hunderte von Linken, die sich im Gebiet des historischen Schlachtfeldes von Sempach gegenüberstehen.

Bereits gab es Anrufe von besorgten Bürgern. "Mütter und Väter haben Angst um ihre Kinder und Besucher fürchten, dass ihre Autos demoliert werden", sagt Urs Hangartner (56), Sprecher der Luzerner Kantonsregierung.

Um 623 Jahre nach der Schlacht von Sempach einen erneuten "Krieg" zu verhindern, versucht die Luzerner Regierung in letzter Minute, die Situation zu entschärfen. Hangartner: "Wir suchen informell das Gespräch mit den Rechtsextremen."

Ziel des Geheimtreffens: Die Glatzen sollen ihre Kranzniederlegung am Denkmal des "Kriegshelden" Winkelried lange nach der offiziellen Feier und unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchführen. Mit diesem Vorgehen kann sich der bekannte Neonazi-Jäger Heinz Kaiser (60) gar nicht anfreunden. In einem Schreiben fordert er die Verantwortlichen auf, die Teilnahme der Neonazis an der Feier zu verbieten. Nur so könne verhindert werden, dass diese durch braune Propaganda und Ideologie missbraucht wird. Doch dafür ist es zu spät. Ein Verbot hat die Luzerner Regierung ausgeschlossen.

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Zofinger Tagblatt 19.6.09

Nicht den Extremen überlassen

Sempach Feier zur Schlacht im Gespräch

Am 27. Juni findet die 623. Gedenkveranstaltung der Schlacht bei Sempach statt. Zunehmend wird die Schlachtjahrzeit verpolitisiert von Gruppierungen verschiedener Couleur für ihre Zwecke missbraucht. In den letzten Jahren etwa marschierte die PNOS mit ihren Anhängern auf, legte einen Kranz nieder und sang die alte Landeshymne.

Die "unerwünschte" Instrumentalisierung

Der Luzerner Regierungsrat und der Sempacher Stadtrat betrachten es als "unerwünscht", wenn die Schlachtjahrzeit für politische Zwecke instrumentalisiert beziehungsweise missbraucht werde, wie sie in einer gemeinsamen Erklärung verlauten liessen. Der Stadtrat Sempach bewilligte trotzdem ein Gesuch der Jungsozialisten für eine Platzkundgebung mit klaren Auflagen und Bedingungen.

 Die Versammlungs- und die Meinungsäusserungsfreiheit sei zu schützen, lässt er verlauten. Mit einem Grossaufmarsch setze die Bevölkerung ein positives Signal für diesen Anlass, muntern die beiden Behörden zum Besuch der Schlachtfeier auf. Ein Gegengewicht solle dadurch entstehen, hoffen sie. (LN)

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PRIVAT-PATROUILLEN
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Tagesanzeiger 20.6.09

Private Sicherheitskräfte dringen in die Hoheitsgebiete der Polizei ein

Immer mehr Gemeinden setzen auf private Sicherheitsdienste. Dem Verband der Polizeibeamten macht diese Entwicklung Sorgen, denn in der Securitybranche herrscht Wildwuchs.

Von Lukas Nussbaumer

Bezirk. - Anfang Monat Adliswil, am Mittwoch Horgen, bereits früher Langnau, Rüschlikon und Wädenswil: Laufend beauftragen mehr Gemeinden private Sicherheitsdienste, für Ruhe und Ordnung im Dorf zu sorgen (der TA berichtete). Diese Entwicklung lässt sich nicht nur im Bezirk Horgen feststellen. Im Kanton Thurgau etwa bewilligt die Regierung den Gemeinden neuerdings, private Sicherheitskräfte mit polizeihoheitlichen Funktionen auszustatten, wie die Sendung "Rundschau" von SF 1 am Mittwoch berichtete.

Für Max Hofmann, Generalsekretär des Schweizerischen Polizeibeamtenverbands, zeigt diese Tendenz vor allem eines: "Die starke Zunahme von privaten Sicherheitsdiensten und der Einsatz von Bürgerwehren zeigen, dass der Staat die Sache nicht im Griff hat." Hofmann möchte den Boom bei den privaten Sicherheitskräften bremsen und fordert: "Die Polizeikorps müssen um mindestens 10 Prozent aufgestockt werden. Die Schweiz braucht 1500 bis 2000 neue Polizisten."

Wädenswil: Neuer Sicherheitsdienst

Klar ist für Hofmann auch, dass in der Securitybranche Wildwuchs herrscht. Seiner Meinung nach fehlen vom Bund festgesetzte und damit landesweit geltende Zulassungs- und Ausbildungskriterien sowie klare Kompetenzabgrenzungen zur Polizei. Die gleiche Haltung nimmt Wolfram Manner, Geschäftsleiter des Verbands Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungsunternehmen (VSSU), ein.

Ähnliches fordert der Wädenswiler Sicherheitsvorsteher Philipp Kutter (CVP). Ihm würde jedoch eine kantonale Regelung genügen, da es im Kanton Zürich derzeit besonders leicht ist, sich als Sicherheitsdienstleister zu verkaufen (siehe Kasten). Kutter redet aus Erfahrung. Ab dem 1. Juli wird nicht mehr die Sisec aus Wollerau für Wädenswil arbeiten, sondern die Seewache aus Pfäffikon. "Die Sisec hat jahrelang gut gearbeitet, zuletzt aber nur genügend", begründet Kutter den Wechsel.

Als "problemlos" bezeichnet Kutter die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sisec. Als Polizeiersatz möchte er die privaten Sicherheitsdienstleister jedoch nicht bezeichnen, bloss als Ergänzung. Kutter bezeichnet eine Ausweitung der Kompetenzen der Privaten als "diskutabel - aber nur dann, wenn eine Art Gütesiegel eingeführt ist".

Kleinstbetriebe drücken Löhne

In der Securitybranche selber ist man sich des Wildwuchses durchaus bewusst. Nationale Regeln würde nicht nur VSSU-Chef Wolfram Manner begrüssen, sondern auch die Geschäftsführer von Sisec und Seewache, Romeo Wölkner und Armin Zonder. Schaden würden der Branche vor allem Kleinstbetriebe, die den erst ab zehn Mitarbeiter geltenden Gesamtarbeitsvertrag (GAV) nicht einhalten müssen und deshalb die Preise drücken, sagt Wölkner. Er fordert denn auch, der GAV müsse schon ab einem Mitarbeiter gelten.

Dass die Sisec den Auftrag in Wädenswil verloren habe, sei "nicht weiter tragisch". Die Verantwortlichen hätten ihm den Grund nicht mitgeteilt. Sisec arbeitet im Bezirk Horgen auch für die Gemeinde Rüschlikon und beschäftigt 10 Festangestellte und bis zu 50 Teilzeitmitarbeiter.

Ähnlich gross ist die Seewache, die mit Wädenswil den ersten behördlichen Kunden am linken Seeufer gefunden hat und stark vertreten ist am rechten Seeufer. Problematisch sei nicht, dass Sicherheitsleute im Kanton Zürich nur wenig Kompetenzen hätten, sondern dass Sicherheitsfirmen keine kantonale Bewilligung bräuchten, sagt Armin Zonder. "Jeder kann einen Sicherheitsdienst anbieten, niemand überprüft Eignung und Ausbildung."

In der nächsten Zeit dürfte sich an diesem Zustand nichts ändern. Am 1. Juli setzt der Kanton Zürich das neue Polizeigesetz in Kraft - ohne dass der Paragraf zu den privaten Sicherheitsdiensten angepasst wird. Philipp Kutter könnte sich deshalb vorstellen, mit seiner Fraktion im Kantonsrat einen entsprechenden Vorstoss auszuarbeiten.

Bis es so weit ist, boomt die Securitybranche munter weiter. Der erst 1996 gegründete VSSU zählt inzwischen 64 Mitglieder, die gegen 14 000 Personen beschäftigen. Es ist nicht auszuschliessen, dass der VSSU den 1907 gegründeten Verband der Polizeibeamten mit seinen rund 22 000 Mitgliedern dereinst überholen wird.

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Sicherheitsdienste: Wenig Vorschriften

Wer im Kanton Zürich einen Sicherheitsdienst gründen will, kann dies heute tun - und schon morgen auf Kundenfang gehen. Private Sicherheitsdienste brauchen hier im Gegensatz zu Kantonen wie St. Gallen, Thurgau oder Aargau keine Bewilligung. Der Kanton Zürich oder die Kantonspolizei reden - im Gegensatz etwa zum Kanton Schwyz - auch nicht mit, wenn es um Aufträge von Städten und Gemeinden an private Sicherheitsdienste geht.

Vorschreiben mag der Kanton Zürich lediglich, zu was Angestellte von pri-vaten Sicherheitsdiensten verpflichtet sind: der Polizei Auskunft zu erteilen und besondere Vorkommnisse zu melden, über Wahrnehmungen aus dem Bereich der polizeilichen Tätigkeit Stillschweigen zu bewahren sowie alles zu unterlassen, was zu einer Verwechslung mit Polizeiorganen führen oder die Erfüllung der Aufgabe der Polizei beeinträchtigen könnte. (nus)

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HEROINABGABE
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Sonntag 21.6.09

Gesundheitskosten-Streit: Auch Junkies soll es treffen

In der Region Basel ertönt der Ruf nach radikalen Massnahmen

Die Hälfte der Schweizer Spitäler soll geschlossen werden. Die kontrollierte Heroinabgabe ist aus der Grundversicherung zu streichen. Medikamentenpreise müssen gesenkt werden - das Gesundheitswesen krankt: Es droht eine Explosion der Krankenkassenprämien. Ein Patentrezept dagegen hat keiner. Und doch verfällt die Politik nun plötzlich in Aktivismus. Der Ruf nach radikalen Massnahmen wird lauter - auch in der Region Basel.

 Mit wenig Hoffnung blickt der Baselbieter Gesundheitsdirektor Peter Zwick nach Bern. "Allzu oft gibt der Bund allen anderen die Schuld, nur nicht sich selber." Dabei müsse er wirklich mal über die Bücher gehen. "Offenbar war bisher der Leidensdruck noch nicht gross genug. Nun büssen wir für die alten Sünden." Zur Kasse gebeten werden müssten auch die Krankenkassen. Ihre Reservenbildung dürfe keinesfalls auf einen Schlag auf die Prämienzahler überwälzt werden. "Die Kassen sind keine geschützte Werkstatt."

Probleme erkennt CVP-Nationalrätin Kathrin Amacker genauso im Raum Basel. Das Wettrüsten zwischen den Spitälern sei zu stoppen. "Es braucht das Rückgrat, zu Anschaffungen auch mal Nein zu sagen." Es dürfe nicht mehr nur jeder Kanton für sich schauen. "Die CVP will hier Druck machen für eine regionale Gesundheitsversorgung." (bz) > Seiten 53 und 61

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Krankenkassen sollen kein Heroin zahlen

SVP-Nationalrat Dunant will die Heroinabgabe aus der Grundversicherung streichen lassen. Drogenberatungsstellen sind entsetzt

Von Daniel Ballmer

Die Prämienexplosion der Krankenkassen erzwingt radikale Massnahmen. Davon ist der Basler SVP-Nationalrat Jean Henri Dunant überzeugt. Heute zeigten sich deutlich die Versäumnisse bei möglichen Kostensenkungen. Der Bundesrat müsse im Gesundheitswesen endlich sämtliche Einsparungen vornehmen, die möglich sind, um die Bevölkerung in dieser schweren Rezession weniger stark mit zusätzlichen Prämien zu belasten. Dunant: "Wir müssen das Angebot der Grundversicherung massiv zusammenstreichen." Ansonsten würden die Krankenkassenprämien immer weiter steigen, was letztlich zu einem Zwei-Klassen-System führe.

Per Motion fordert Dunant daher, dass die kontrollierte Heroinabgabe sowie die Abgabe sämtlicher anderer Drogen an Süchtige aus der obligatorischen Grundversicherung gestrichen wird. Ob darunter auch Ersatzdrogen wie Methadon fallen sollen, werde die Parlamentskommission diskutieren müssen. Klar aber sei: "Für die Bürger vollkommen unverständlich ist die Tatsache, dass auch die staatliche Drogenabgabe über die obligatorische Grundversicherung bezahlt wird", sagt Dunant. "So werden der Allgemeinheit jährliche Kosten von mehreren hundert Millionen Franken eingebrockt." Dies gelte es, unbedingt zu korrigieren. "Die staatliche Unterhaltung von Süchtigen hat mit dem Solidaritätsgedanken in der Krankenversicherung nichts zu tun."

"Niemand hat die Betroffenen gezwungen, Drogen zu nehmen", betont Dunant. "Alle wissen, wie gefährlich das ist." Beeindrucken lässt er sich auch nicht durch die Tatsache, dass der Souverän die kontrollierte Heroinabgabe erst im vergangenen November im Betäubungsmittelgesetz verankert hat. "Heroin wird in der Suchttherapie an Süchtige abgegeben, die aufgegeben worden sind", erklärt Dunant. Für ihn aber ist dies der völlig falsche Ansatz: "Das sind Menschen! Man muss versuchen, sie zu heilen und kann sie doch nicht einfach aufgeben." Dass er mit seinem Vorstoss dennoch auf Ablehnung stossen wird, ist sich Dunant durchaus bewusst. "Bei jedem Sparvorschlag ertönt lautes Gejaule."

Tatsächlich: Der Widerstand ist gross. "Dieser SVP-Vorstoss ist eine weitere typische Übung, sozial Randständige auszugrenzen", ärgert sich Oliver Bolliger. Nachdem das Volk die Revision des Betäubungsmittelgesetzes deutlich angenommen hat, sei dies "nichts als reine Zwängerei", findet der Leiter der Drogenberatungsstelle "Drop In" Basel-Stadt. Ähnlich sieht dies Otto Schmid, Pflegerischer Leiter im Janus, dem Zentrum für heroingestützte Behandlung der Universitären Psychiatrischen Dienste Basel-Stadt: "Von einer ‹staatlichen Unterhaltung von Süchtigen› kann bei dieser etablierten und empirisch belegt funktionierenden Behandlung in engen Leitplanken des Bundesamts für Gesundheit keineswegs die Rede sein." Wer Heroin erhalte, werde deswegen mit Sicherheit nicht aufgegeben. Dies sei Teil der Behandlung.

Finanziell gesehen spare der Steuerzahler mit dieser Behandlung sogar Geld. So habe eine aufwändige Studie von 1997 einen volkswirtschaftlichen Gesamtnutzen von 96 Franken pro Patient und Tag errechnet. Der Grossteil falle dabei im Bereich Legalverhalten an, weil Strafvollzugs- und Justizkosten gesenkt würden. Hinzu komme der Teilnutzen im Bereich der gesundheitlichen Situation. Ziehe man von diesem Gesamtnutzen die Durchschnittskosten für eine heroingestützte Behandlung von 51 Franken pro Patient und Tag ab, bleibe eine Einsparung von 45 Franken pro Patiententag. Im Jahr 2007 seien so gesamthaft 22 Millionen Franken eingespart worden.

Bei rund 1300 Patienten belaufen sich die jährlichen Gesamtkosten auf rund 27 Millionen Franken. Davon werden etwa 80 Prozent durch die Krankenkassen getragen. Mit der heroingestützten Behandlung gelinge es, den Gesundheitszustand erheblich zu verbessern. So seien notfallmässige Spitaleinweisungen und andere medizinische Massnahmen weniger oft nötig. Dies entlaste das Gesundheitswesen und senke auch die Kosten für die Krankenversicherungen, betont Schmid. Wegen der geringen Zahl neuer Heroinkonsumierender sei in den nächsten Jahren keine weitere Kostenerhöhung zu erwarten. Und ganz wichtig: Werde die Leistungspflicht der Kassen aufgehoben, seien die Kosten von den Patienten selber zu übernehmen - also meist von der Sozialhilfebehörde. "Dies würde keiner volkswirtschaftlichen Einsparung, sondern nur einer Umverteilung der Kosten entsprechen."

SVP-Nationalrat Dunant zeigt sich unbeeindruckt: "Andere Länder sind hier viel strenger. Auch die Niederlande habe die Heroinabgabe gestrichen." Deswegen seien dort nun aber nicht mehr Drogentote zu verzeichnen. "Ich bin überzeugt, dass dies keine negativen Auswirkungen auf die Suchttherapie hat, sonst hätte ich den Vorstoss nicht eingereicht." Für Dunant ist klar: Das Drogenproblem sei grundlegend anders anzugehen. "Die Prävention ist deutlich zu stärken, Drogenhändler sollten viel härter angepackt werden."

Bereits weitere Sparforderungen angekündigt

Mit seiner Forderung nach der Streichung der kontrollierten Heroinabgabe aus der obligatorischen Grundversicherung will es Jean Henri Dunant nicht bewenden lassen. Der Basler SVP-Nationalrat hat noch weitere Sparvorschläge in petto. "Mein nächster Angriff wird sich gegen die Selbstdispensation richten", kündigt er an. Also gegen die Abgabe von Arzneimitteln durch Ärzte auf Kosten der Apotheken. "Das braucht es ganz einfach nicht." Dunant ist sich durchaus bewusst, dass er als pensionierter Chirurg wegen eines solchen Vorstosses von Ärzten "als Verräter beschimpft" werde. "Ich bin aber nicht Vertreter der Ärzte, sondern meiner Wähler." (db)

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ECSTASY
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Aargauer Zeitung 19.6.09

Olympisches Kopfweh im Club

Die Partypille Ecstasy enthält immer häufiger Streckmittel, die Übelkeit verusachen

Konsumenten der Partydroge Ecstasy klagen seit einiger Zeit häufig über Kopfweh und Übelkeit. Ein Grund dafür sind die Anti-Doping-Massnahmen in China.

Martin Reichlin

Seit 20 Jahren sorgen bunte Pillen bei einem Teil der Partygänger in Europa für Glücksgefühle. Mit Ecstasy beziehungsweise den darin enthaltenen rund 100 Milligramm MDMA (3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin), versetzen sich die Besucher von Technopartys in Euphorie, steigern ihr Bedürfnis zu ungezwungener Kontaktaufnahme oder geben sich den Rhythmen elektronischer Musik hin. Zwischen zehn und zwanzig Franken muss man heute für diesen vier- bis sechsstündigen Rausch üblicherweise hinblättern › depressive Verstimmung, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und leichte Übelkeit in den Tagen nach der Party inbegriffen.

Doch die Rauschpillen sorgen bei den Konsumenten zunehmend schon vor und während der Feier für Komplikationen, wie Donald Ganci, Leiter der Jugendberatungsstelle Streetwork, weiss. Unter dem Label "Saferparty" führen er und seine Mitarbeiter seit 2001 Beratungen und Drogenanalysen in Clubs und an Partys in Zürich durch. "Im Verlauf des letzten Jahres haben wir immer häufiger Meldungen von Übelkeit und starken Kopfschmerzen als Folge des Ecstasy-Konsums bekommen", erklärt Ganci. "Die Ecstasy-Pillen auf dem Schweizer Markt zeichneten sich jahrelang durch einen hohen Reinheitsgehalt aus. Heute zeigen unsere Tests deutlich, dass die Pillen kaum noch MDMA enthalten." Als Ersatzstoffe würden den Tabletten Substanzen beigemischt, welche die Konsumenten nicht kennen und über deren Nebenwirkungen und Langzeitfolgen wenig bekannt sei.

 Eine Entwicklung, die auch bei der Kantonspolizei registriert wurde. "Anlässlich von Drogenuntersuchungen in der Party-Szene wurde mehrfach festgestellt, dass als Ecstasy verkaufte Pillen nebst MDMA häufig eine Reihe weiterer Wirkstoffe enthalten", schreibt die Medienstelle der Kapo auf Anfrage. "Auffallend häufig wurde das Piperazinderivat m-CPP festgestellt."

Olympische Spiele und die Mafia

Was ist geschehen? Hans Meier*, seit Jahren Drogenlieferant für eine kleine, kaufkräftige Klientel in Zürich, erklärt der LiZ die Hintergründe. "Die Ausgangsstoffe für die MDMA-Produktion waren relativ einfach und günstig aus China zu beziehen. Bis das Land im Rahmen der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele von Peking den Kampf gegen Doping verschärfte." Seither werde das Geschäft mit den Grundchemikalien stärker überwacht und der Nachschub für die Ecstasy-Labore in Europa sei zusammengebrochen.

 Eine Version, die von der Polizei bestätigt wird. "In den Niederlanden wird seit Ende 2008 ein starker Rückgang von MDMA festgestellt", so die Kapo. "Die Ursachen dafür dürfte in der zunehmenden Überwachung der chemischen Grundstoffe, die für die Produktion von Amphetaminderivaten notwendig sind, liegen. Die Produzenten weichen auf andere Wirkstoffe aus und setzen so die Konsumenten unbekannten Risiken aus. Da die in der Schweiz verkauften Ecstasy-Pillen hauptsächlich aus Holland kommen, ist dieser Trend auch bei uns feststellbar."

 Laut Hans Meier gibt es aber noch einen zweiten Grund: einen Verdrängungskampf. "Am MDMA haben die falschen Leute verdient", so der Zürcher, "nämlich unabhängige, die nicht zu den etablierten internationalen Netzwerken gehören." Dies sei für die Drogenmafia auf Dauer nicht mehr tolerierbar gewesen, denn erstens habe sie am Ecstasy fast nichts verdient und zweitens hätte sie Kunden, die sonst Kokain konsumieren würden, an die hochwertige und günstige Partydroge verloren. Meier: "Deshalb hat die Mafia die ‹Freien› nun aus dem Markt gedrängt." *Name geändert

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POLIZEIKOSTEN
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20min.ch 19.6.09

Hooligans

Clubs müssen bald für Polizeieinsätze bezahlen

von Marco Lüssi

Anfang Juli tritt im Kanton Zürich das neue Polizeigesetz in Kraft. Die Folge: Ab der neuen Saison dürfte die Stadt Zürich den Sportklubs die Rechnung für Polizeieinsätze präsentieren.

Lange war es durch eine Beschwerde blockiert. Doch gestern teilte der Regierungsrat mit: Per 1. Juli tritt das neue kantonale Polizeigesetz, dem das Stimmvolk schon im Februar 2008 zugestimmt hatte, in Kraft. Das wird bald schmerzhafte finanzielle Folgen für die Zürcher Klubs FCZ, GC und ZSC Lions haben: Das neue Gesetz erlaubt, dass Kosten für die Polizeieinsätze an Spielen an die Sportvereine weiterverrechnet werden.

Das Polizeidepartement der Stadt Zürich hat vor, diese neue Möglichkeit zu nutzen: "Es geht jetzt nur noch darum, dass der Stadtrat den entsprechenden Ausführungsbestimmungen zustimmt", sagt Departementssprecher Reto Casanova auf Anfrage. Dies sei möglicherweise noch vor den Sommerferien der Fall. Die neuen Regeln könnten schon zum Start der neuen Fussballsaison im Juli gelten. Womit nicht mehr die Steuerzahler, sondern die Vereine für die Kosten aufkommen.

Offen ist derzeit noch, ob die Polizeiausgaben vollständig oder nur teilweise auf die Klubs abgewälzt werden. Es könnte jedenfalls teuer werden: Ein einzelnes Hoch risikospiel verursacht der Stadtpolizei Kosten von bis zu einer Viertelmillion Franken.

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NESTLÉ-WASSER
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BZ 19.6.09

Menschenrecht auf Wasser

Franklin Frederick über seinen schwierigen Kampf gegen Nestlé

Fabian Vetsch

Am Sonntag erhält der brasilianische Umweltaktivist Franklin Frederick in Luzern den "Nord-Süd-Preis wider das Vergessen". Die BaZ traf den Bürgerrechtler am Rande einer Veranstaltung der reformierten und katholischen Kirchgemeinde in Sissach zu einem Gespräch.

Franklin Frederick macht zunächst einen freundlichen, fast zurückhaltenden Eindruck. Dies ändert sich allerdings schlagartig, wenn die Sprache auf die Privatisierung von Wasser fällt, die er mit Leib und Seele ablehnt: "Das Abfüllen von Trinkwasser in PET-Flaschen sollte verboten werden. Dies gilt insbesondere für Länder wie die Schweiz, mit einer derart guten Wasserqualität."

Seit 1992 ist Frederick in der brasilianischen Bürgerrechtsbewegung aktiv. Von Anfang an setzte er sich für den Erhalt des öffentlichen Zugangs zu Wasserquellen in Brasilien ein: "Schliesslich befinden sich hier 13 Prozent des weltweiten Süsswasservorkommens."

bürgerrechtler. Der studierte Literaturwissenschaftler erlangte hierzulande eine gewisse Bekanntheit, als er sich vor einigen Jahren mit Vehemenz gegen ein Projekt des Nahrungsmittelmultis Nestlé im brasilianischen Bergland engagierte. Nestlé hatte 1997 eine von neun Mineralquellen im heruntergewirtschafteten Kurstädtchen São Lourenço gekauft. Kurz darauf errichtete der Konzern eine Wasserfabrik samt Wasserpark und verkaufte das Quellwasser fortan unter dem Label "Pure Life". Durch das Abpumpen des Wassers begann der Grundwasserspiegel bedrohlich abzusinken. "Die lokale Bevölkerung bangte um ihre Lebensgrundlage", sagt Frederick rückblickend. Deshalb begann er, sich gegen die Privatisierung der Mineralquelle einzusetzen. Die Behörden von São Lourenço hätten die Mineralquelle nur aus wirtschaftlicher Notwendigkeit verkauft, sagt Frederick: "Die Stadt erhielt für den Unterhalt der Quelle zu wenig Unterstützung von der Regierung."

Gewinner. Der Einsatz für den öffentlichen Zugang zur Quelle von São Lourenço führte Franklin in den vergangenen Jahren des Öfteren in die Schweiz. An verschiedenen Anlässen versuchte er, Nestlé unter Druck zu setzen. Zuvor war der Nahrungsmittelkonzern Gesprächen in der Schweiz stehts ablehnend gegenübergestanden. "Sie befürchteten wohl, dass dadurch ihre Geschäftspraktiken in der Schweiz publik werden", sagt Frederick heute.

Im Jahr 2006 schien der Umweltschützer die ungleiche Auseinanderseztung für sich entschieden zu haben. Ein brasilianisches Gericht untersagte Nestlé das Abpumpen des Wassers und die Produktion von "Pure Life". In der Praxis scheint dieses Urteil allerdings nur beschränkt durchsetzbar zu sein. Laut Franklin produziere der Konzern heute nämlich noch immer in São Lourenço.

Kämpfer. Nach Schätzungen der UNO sterben täglich etwa 6000 Menschen an den Folgen eines fehlenden Zugangs zu sauberem Wasser. Frederick hat sich heute deshalb ganz dem Kampf für die internationale Anerkennung des Wassers als Menschenrecht und als öffentliches Gut verschrieben.

Unterstützung erhält er von den brasilianischen und schweizerischen Kirchen, die in einer gemeinsamen "Wassererklärung" fordern, den öffentlichen Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht festzuschreiben. Dies ist auch der Grund für seinen neuerlichen Aufenthalt in der Schweiz: "Bisher erfährt die ‹Wassererklärung› nur von der Schweiz und von Belgien offizielle Unterstützung." Ausgehend von der Schweiz hofft Frederick nun, diesen Kreis bald erweitern zu können. Die Chancen dafür seien intakt: Derzeit laufen mit Deutschland, Spanien und einigen lateinamerkianischen Ländern Gespräche über einen Beitritt zur "Wassererklärung".

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ANTI-ATOM
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Sonntag 21.6.09

148 regionale Köpfe gegen ein neues KKW

Eine "Fotopetition" der Greenpeace Regionalgruppe Olten mit Gesichtern aus der Region Olten-Aarau

Gestern Samstagnachmittag stellte die Greenpeace Regionalgruppe Olten in der Umgebung des Kernkraftwerks Gösgen in Däniken kleine Windräder mit den Fotos von 148 Frauen, Männern und Jugendlichen aus der Region Olten-Aarau auf. Auf Anfrage von Greenpeace hätten sich diese Menschen zur Verfügung gestellt, mit ihrem Gesicht ihre Ablehnung eines neuen Kernkraftwerks öffentlich zu machen. "Diese Menschen wollen nicht die Verantwortung für ein neues AKW tragen, denn sie sehen erneuerbare Energien als bessere Alternative für die Zukunft", teilte die Greenpeace-Regionalgruppe mit.

Die "Fotopetition" richtet sich gegen das im letzten Jahr eingereichte Rahmenbewilligungsgesuch von Alpiq für ein zweites Kernkraftwerk im Niederamt. Bei Greenpeace ist man der Ansicht, dass sich auch in der regionalen Bevölkerung dagegen Widerstand regt. Die symbolische Aktion solle auf diesen Widerstand gegen ein neues Kernkraftwerk aufmerksam machen, heisst es in der Mitteilung.

 Die Kernenergie sei eine gefährliche und teure Ablenkung von echtem Klimaschutz, findet Greenpeace. Regionalgruppenmitglied Thomas Gut lässt sich mit der Aussage zitieren: "Alpiq muss jetzt die Weichen für eine nachhaltige Energieversorgung stellen." (otr)

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Basler Zeitung 20.6.09

"Man war zu unvorsichtig"

Erdbebeningenieur Martin Koller kritisiert Praxis der Atomaufsicht

Interview: Bärbel Nückles, Strassburg

Bei einem schweizerisch-französischen Kolloquium zum Thema Erdbebenrisiko und atomare Sicherheit diskutierten internationale Experten in Strassburg.

Wird die französische Atombehörde ihre Standards bei der Berechnung des Erdbebenrisikos von Atomkraftwerken anheben müssen? An einem von der französischen Atombehörde Autorité de Sûreté Nucléaire (ASN) und dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) veranstalteten Kolloquium in Strassburg wurde deutlich: Die Mehrheit der Experten fordert längst Methoden zur Bestimmung des Erdbebenrisikos, die auch die Unsicherheit in den Kenntnissen in allen Facetten berücksichtigen. Doch während die Schweiz vor zehn Jahren schon mit dem Pegasos-Projekt die sogenannte probabilistische Risikoanalyse für die Überprüfung von Atomkraftwerken initiiert hat, operieren die französischen Behörden nach wie vor nach eher veralteten, deterministischen Standards: Das stärkste, in der Nähe eines Standortes bekannte historische Beben gibt den Massstab.

Immerhin bewegte sich die ASN mit der öffentlichen Diskussion ihrer Methoden nun einen Schritt auf die Kritiker zu. Der stellvertretende Direktor der ASN, Olivier Gupta, bezeichnete den Strassburger Expertenaustausch als wichtigen Input für eine Weiterentwicklung des französischen Regelwerks. Ein grundlegendes Umdenken bei der Ermittlung des Erdbebenrisikos französischer Atomkraftwerke fordert der Genfer Erdbebeningenieur Martin Koller.

BaZ: Herr Koller, warum sollte die französische Atomaufsicht ihre Sicherheitsstandards ändern?

Martin Koller: Ich bin der Überzeugung, dass sie auf einem veralteten Niveau arbeiten. International hat sich in den vergangenen Jahren, wenn man die Erdbebengefährdung bestimmt, immer mehr die probabilistische Methode durchgesetzt. Was wir brauchen, ist eine Gesamtschau der Kenntnisunschärfen bei der Ermittlung des Erdbebenrisikos.

Sie meinen mit Kenntnisunschärfen die Unsicherheiten bei der Bestimmung des Risikos, das bei der Planung eines Atomkraftwerks als Bezugsgrösse angesetzt wird?

Ja, genau.

Gelangt man mit den in den USA oder der Schweiz geltenden Standards zwingend zu einem höheren Referenzwert, nach dem ein Atomkraftwerk ausgelegt wird?

Nicht unbedingt. Aber das Hauptproblem beim AKW Fessenheim ist meiner Meinung nach ohnehin nicht der theoretische Ansatz der Franzosen, sondern wie die deterministische Methode eingesetzt wurde. Man ist damals zu unvorsichtig vorgegangen. Bei der Konzeption von Fessenheim hat sich die französische Seite nur auf ihre eigenen Kenntnisse gestützt. Besser ist es, auf international zusammengesetzte Teams zurückzugreifen - auch wenn die französischen Seismologen zu den besten auf der Welt gehören. Der Blick von aussen gewährleistet eine grössere Sicherheit.

Wird sich nach der Expertendiskussion auf der französischen Seite etwas verändern?

Ich glaube, der heutige Tag zeigt so stark in die Richtung, dass sich die französischen Behörden bewegen müssen.

Ist der Druck von Schweizer Seite entsprechend gross?

Nicht nur von der Schweizer Seite, sondern auch international. Selbst das IRSN, das französische Forschungsinstitut für atomare Sicherheit, unterstützt den breiteren Ansatz. Das Kolloquium darf nicht zu einer Alibiübung abgewertet werden.

Wenn im Falle einer Anhebung der Standards in Frankreich Anlagen für enorme Summen nachgerüstet werden müssten, könnte das im Einzelfall die Schliessung bedeuten?

Ja, das könnte durchaus sein. Aber in der Regel haben Kernkraftwerke grosse Reserven gegenüber dem Beben, für das sie bemessen wurden. Man muss diese Reserven im Einzelfall überprüfen, um eventuell die Unterschätzung vom Zeitpunkt des Baus zu kompensieren.

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Bund 19.6.09

Lunarenergie und Stromclowns

Kampagnen für oder gegen neue Atomkraftwerke laufen bereits an - abgestimmt wird erst in rund fünf Jahren

Der Kampf um die Energiezukunft der Schweiz wird härter: Die Stromkonzerne verweisen auf die Schwächen erneuerbarer Energien, und Greenpeace stellt die Schweizer Strombosse als Pausenclowns dar.

Christian von Burg

Sonnenenergie ist sympathisch. Das wissen auch die grossen Stromunternehmen. Die Bernischen Kraftwerke (BKW) etwa machen oft und gerne Werbung mit ihrem Engagement für erneuerbare Energien: das Sonnendach auf dem Stade de Suisse, die Solaranlagen auf dem Mont Soleil oder auf dem Matterhorn. Die Stromunternehmen wissen auch, dass ihre Gesuche für neue Atomkraftwerke beim Volk nur eine Chance haben, wenn sie glaubwürdig gezeigt haben, dass sich trotz grossen Anstrengungen die Stromlücke mit erneuerbaren Energien nicht stopfen lässt. Solarenergie ist jedoch immer noch verhältnismässig teuer und stellt bis heute nur einen Bruchteil des Schweizer Stroms dar.

Für die Stromunternehmer steht derzeit jedoch nicht die Solarenergie im Zentrum. Wichtig ist für sie vielmehr die Frage, wer ein neues Atom- oder Gaskraftwerk bauen darf (siehe "Bund" vom 15. Juni). Hinter den Kulissen findet ein heftiges Gerangel statt.

Einig sind sich die Konzernchefs bisher einzig darin, dass man die Bevölkerung schon jetzt mit einer millionenschweren Kampagne von der Notwendigkeit neuer Grosskraftwerke überzeugen muss. Es handelt sich um eine langfristig angelegte Kampagne. "Geht uns erst ein Licht auf, wenn der Strom knapp wird?" oder "Kann man nachts Lunarenergie nutzen?" ist seit Kurzem in Trams und auf Plakatwänden zu lesen. Implizit verweist der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) so auf die Grenzen der erneuerbaren Energien. Die Volksabstimmung über ein neues Atomkraftwerk findet zwar frühestens in vier bis sechs Jahren statt, doch die Stromunternehmen beginnen schon jetzt, Stimmung zu machen.

BKW sieht keinen Widerspruch

Dabei nehmen sie in Kauf, dass Energie aus Sonne oder Gülle plötzlich schlecht abschneidet. Bei der BKW sieht man da keinen Widerspruch. "Wir wollten bewusst ein bisschen provozieren", sagt BKW-Sprecher Sebastian Vogler, der von einer "Sensibilisierungskampagne" spricht. Die Bevölkerung soll "sich bewusst werden, woher der Strom kommt". Die Axpo, welche sich vor zwei Jahren mit einem TV-Spot über eine defekte Solaruhr lustig machte, zog den Werbefilm nach Protesten bald wieder zurück. Die BKW befürchtet nicht, dass ihren Kunden der Spruch mit der Lunarenergie in den falschen Hals geraten könnte: "Wir hatten bis jetzt keine negativen Reaktionen", sagt Vogler. Die Höhe ihres Werbeetats wollen die Stromunternehmen nicht bekannt geben.

Greenpeace macht Angst

Auch die Gegenseite macht im Kampf gegen neue Atomkraftwerke mobil - allerdings mit weit bescheideneren Mitteln. In einem Trickfilm im Internet zeigt Greenpeace die Chefs von BKW, Axpo und Alpiq als Pausenclowns, die mit Kühltürmen jonglieren und Taschenspielertricks mit radioaktivem Abfall betreiben. Leo Scherer von Greenpeace hält die Darstellung der Energiechefs nicht für verletzend, sondern eher für "komödiantisch". Es gehe darum, zu zeigen, dass es den Konzernen beim Gerangel um den Bau neuer AKWs nicht um die Sicherung der Stromversorgung, sondern vielmehr um handfeste Geschäftsinteressen gehe.

Auch Greenpeace greift tief in die Trickkiste, wenn es darum geht, die Probleme der Atomenergie in den Vordergrund zu kehren. Die Umweltorganisation betreibt ein Spiel mit der Angst: Der Uranabbau zerstöre die Umwelt und das Klima. Das stimmt zwar, trifft aber genauso für den Abbau der Metalle zu, die für den Bau von Windrädern und Sonnenkollektoren gebraucht werden. AKWs seien der erste Schritt zur Atombombe, argumentiert Greenpeace weiter. Auch das stimmt im Grundsatz, ist aber in der Schweiz seit Langem kein Thema mehr.

Lobbying in den Städten

Die Schweizerische Energiestiftung (SES), die wichtigste Lobby-Organisation der Atomgegner, spart sich ihre Werbefranken vorerst auf. Sie will sie erst in die grosse Kampagne bei der Volksabstimmung über ein neues AKW investieren. Aber im Hintergrund baut die SES schon heute den Druck gegen neue Atomkraftwerke weiter auf. Sie sucht und unterstützt Städte und Kantone, die sich das Ziel setzen, von der Atomenergie loszukommen. Politische Absichtserklärungen abgegeben haben bereits die Städte Bern, Zürich und Basel sowie die Kantone Schaffhausen und Ob- und Nidwalden.

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BZ 19.6.09

Neues Akw in Mühleberg

Die BKW befragt die Anwohner

Die BKW lässt in neun Gemeinden rund um das AKW Mühleberg die Bevölkerung befragen. Die repräsentative Umfrage läuft noch bis Ende Monat. Wie wichtig das Ergebnis für den Bau des neuen Werks ist, lässt die BKW offen.

Bei vielen Anwohnern des Kernkraftwerks Mühleberg klingelt in diesen Tagen das Telefon: Das Institut Demoscope macht im Auftrag der BKW eine Umfrage zum geplanten Ersatzkernkraftwerk. Rund 2400 Frauen und Männer in den neun Gemeinden Ferenbalm, Frauenkappelen, Golaten, Laupen, Mühleberg, Radelfingen, Seedorf, Wileroltigen und Wohlen werden für die repräsentative Studie befragt.

Ergebnis soll öffentlich sein

Welche Haltung hat die ansässige Bevölkerung? Dies will die BKW Dank den Interviews ermitteln, sagt Sprecher Antonio Sommavilla. Schliesslich sei der Bau ein Grossprojekt, das die Region betreffe. Die Umfrage begann Anfang Juni und dauert noch den ganzen Monat. Im Sommer werden die Interviews dann ausgewertet. Die Ergebnisse sollen später der Öffentlichkeit vorgelegt werden.

Ein neues AKW würde nicht in erster Linie die Region versorgen. Warum also diese lokale Umfrage? Die aktuelle Haltung der Schweizer und der Berner Bevölkerung zu neuen Kernkraftwerken seien bereits repräsentativ erfragt worden. Nun gehe es darum, auch genaue Daten zur Haltung der Bevölkerung in der Region zu haben, sagt Sommavilla.

62 Prozent Ja im Kanton

Überwiegen bei den Anwohnern die Kritiker, dürfte dies das Projekt kaum ins Wanken bringen - oder doch? Zum Gewicht der Umfrage will der BKW-Sprecher nichts sagen, man müsse nun die Auswertung abwarten.

Würde am Sonntag über den Bau eines Werks in Mühleberg befunden, wie würden Sie abstimmen? Diese Frage stellten die Berner KMU und der Handels- und Industrieverein in einer Umfrage im April. Das Resultat: Im Kanton Bern hätten 62 Prozent Ja gesagt.

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Katharina Merkle Anna Tschannen

Das wird gefragt

Von allgemein bis konkret

Bei den Telefoninterviews werden neun Fragen gestellt. Den konkreten Wortlaut verrät die BKW hier nicht, weil die Umfrage noch laufe und dies die Resultate verfälschen könnte. Hier der ungefähre Inhalt der Fragen. Die 2400 Frauen und Männer werden in einem ersten Teil allgemein zur Stromknappheit und deren Folgen sowie zur Strategie des Bundesrats in Sachen Kernenergie befragt. In einem zweiten Teil können sie Stellung zu den Plänen der BKW für ein neues AKW in Mühleberg und zur wirtschaftlichen Bedeutung der Anlage für die Region nehmen. Befragt werden sie auch zu den Auswirkungen in der Bauzeit wie Staub, Lärm und Verkehr. Ein letzter Teil widmet sich der Infopolitik der BKW im Zusammenhang mit dem Projekt.
ats, kle

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Oltener Tagblatt 19.6.09

In Gösgen soll es wie in Kaiseraugst laufen

Am 25. Juni gründet eine Gruppe von Atomkraft-Gegnern in Olten die "Nie wieder AKW"-Regionalgruppe Solothurn

Der Ausbau der Atomenergie in der Schweiz sei mit den Rahmenbewilligungsgesuchen für drei Atomkraftwerke von der Atomlobby neu lanciert worden, schreibt eine Gruppe von Atomkraftgegnern aus dem Kanton Solothurn. Als Gegenmassnahme trifft die Gruppe sich am 25. Juni in Olten zur Gründungsversammlung der Regionalgruppe Solothurn der NWA ("Nie wieder AKW").

Die NWA-Solothurn verfolgt das Ziel, sich "im Interesse der Gesundheit und Wohlfahrt unserer Bevölkerung für erneuerbare Energie und Energieeffizienz einzusetzen und den Bau und Betrieb von Atomkraftwerken zu verhindern". Als Standort des bestehenden Kernkraftwerks Gösgen und des von der Alpiq geplanten neuen "Kernkraftwerks Niederamt" ist der Kanton Solothurn unmittelbar betroffen. Die NWA-Solothurn ist eine Regionalgruppe der NWA-Schweiz, die sich in den 70er-Jahren in der Nordwestschweiz erfolgreich gegen das Atomkraftwerk Kaiseraugst gewehrt hat.

"Energiezukunft ohne Atomkraftwerke"

Die NWA-Solothurn wird laut eigenen Angaben als überparteilicher Verein vielseitige Aktivitäten verfolgen. Namentlich wird sie sich erstens "für erneuerbare Energie und Energieeffizienz einsetzen und damit gegen den Bau neuer Atomkraftwerke sowie den Weiterbetrieb der bestehenden AKW starkmachen". Zweitens wird sie "aktiv am Gesetzgebungs- und Planungsverfahren teilnehmen und so alle rechtlichen und politischen Möglichkeiten für eine Energiezukunft ohne Atomkraftwerke ausschöpfen". Drittens wird sie sich "durch Information und Aufklärung der Bevölkerung sowie der Behörden aktiv am Meinungsbildungsprozess beteiligen".

 An der Gründungsversammlung werden bekannte Energiefachleute sowie Parlamentarierinnen und Parlamentarier aufzeigen, dass, so die NWA-Regionalgruppe, "gerade jetzt in der brisanten energiepolitischen Situation dringend jenen Stimmen in der Bevölkerung Gehör verschafft werden muss, die sich klar gegen den Bau von Atomkraftwerken und eines radioaktiven Endlagers in der Region wehren". (Azr)

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Grüne entgegnen Leonardi

"Breite Akzeptanz" neuer KKW umstritten

In einer Medienmitteilung widersprechen die Grünen Kanton Solothurn Äusserungen von Alpiq-CEO Giovanni Leonardi in der "SonntagsZeitung" vom 14. Juni: Es sei "keineswegs so", dass Atomkraftwerke auf breite Akzeptanz stiessen. Das zeige sich an der Allianz "Nein zu neuen AKW", zu der sich 30 Organisationen und Parteien zusammengeschlossen hätten. "Und auch viele Leute aus der nahen Umgebung von Gösgen haben jetzt genug: Sie wollen kein neues AKW und sie wollen auch kein Endlager für Atommüll", schreiben die Solothurner Grünen.

Natürlich profitiere eine Standortgemeinde durch Steuereinnahmen, was "dort vielleicht eine gewisse lokale Akzeptanz" erkläre, räumen die Grünen ein. Doch dabei übersehe Leonardi, dass "der Bau eines neuen Atomkraftwerks keineswegs eine lokalpolitische Angelegenheit ist." Die AKW-Frage betreffe die gesamte Schweiz, und dort werde sie auch beantwortet. Die Grünen bekräftigen, sich "mit allen Mitteln" gegen den Bau neuer Kernkraftwerke zu wehren. Deren "veraltete und gefährliche Technologie" dürfe nicht mitten im dicht besiedelten Mittelland gebaut werden.

"Niederamt voll und ganz dafür"

In der "SonntagsZeitung" war Leonardi der Ansicht der Axpo entgegengetreten, neue KKW müssten zuerst in Beznau und Mühleberg gebaut werden, weil die dortigen Werke lange vor Gösgen vom Netz gehen werden. Für die Wahl der Standorte ist für Leonardi nämlich "die regionale Akzeptanz matchentscheidend", denn ein zweites Kaiseraugst könne sich die Schweiz nicht leisten. Beim Alpiq-Projekt für ein zweites KKW im Niederamt sei die Akzeptanz am besten: "Das Niederamt und der Kanton Solothurn unterstützen es voll und ganz", so Leonardi. (cva)