MEDIENSPIEGEL 22.6.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Bettelverbot Season 2009: Frepo schlägt Bettler-Alarm
- RaBe-Info 22.6.09
- Anti-Rep-Demo Biel
- Securitas-Gefangenen-Transporte
- Runder Tisch Internetfahndung
- Big Brother Video am Zürichsee
- Anti-Nazi-Demo Sempach: Geheimverhandlungen
- Pnos Basel vs Anne Frank
- Aktionen gegen Homophobie in SG
- Homophobie in Moldawien
- Stop Murder Music Bern zum Buju Banton-Konzert in ZH
- Nokia und Siemens sei dank: Big Brother vs Internet
- Anti-Atom: Nagra auf Infotour im Fricktal

----------------------
REITSCHULE
----------------------

Mi 24.06.09  
19.00 Uhr - SousLePont - Tessin Spezialitäten
20.30 Uhr - Tojo - Nachtstück. Eine Spielfläche. von Fragment:09
22.00 Uhr - SousLePont - Offene Bühne #114

Do 25.06.09
20.00 Uhr - Frauenraum - HINTERHOF-LOUNGE goes KARAOKE VOL.4
20.30 Uhr - Tojo - Nachtstück. Eine Spielfläche. von Fragment:09
21.00 Uhr - Rössli - FEROCIOUS41. - Hip Hop / Trip Hop / Experimentelle Musik

Fr 26.06.09
21.00 Uhr - Frauenraum - TanzBar DJ PICCOLINA. GESELLSCHAFTSTÄNZE & DISCO FÜR FRAU & FRAU, MANN & MANN & FRIENDS. Mit Crashkurs ab 19.15 Uhr.

Sa 27.06.09
20.30 Uhr - Tojo - Nachtstück. Eine Spielfläche. von Fragment:09
22.00 Uhr - SousLePont - Tight Finks (Bern, 77' Punk) Al and the Black Cats (USA, Rock'n'Roll)
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: NOISIA (Vision Rec/nl), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic Recs), Silent Extent, DJ Deefine - drum‘n‘bass

So 28.06.09
18.00 Uhr - Rössli - Pianobar

Infos: www.reitschule.ch

--------------------------------------------------
BETTELVERBOT SEASON 2009
--------------------------------------------------

bernerzeitung.ch 22.6.09

Die Bettlerbanden sind zurück

Von Jonathan Spirig.

Zwei Wochen lang waren in Bern keine Bettlerbanden aktiv. Seit Freitag sind sie wieder da. Die Fremdenpolizei rät erneut, diesen Bettlern kein Geld zu geben.

"Die erste Gruppierung war am Freitag in den Aussenquartieren aktiv", sagt Alexander Ott, Chef der städtischen Fremdenpolizei. Vor allem Bümpliz und das Länggass-Quartier waren betroffen. Dies sei zwar auch schon vorgekommen, allerdings nicht so konzentriert.

Am Wochenende waren die Bettler dann auch in der Innenstadt wieder anzutreffen, die Polizei habe bereits wieder eingegriffen.

Behinderungen sind Trumpf

Gemäss Ott handelt es sich um neue Gruppierungen, die fast ausnahmslos auf Bettler mit Behinderungen setzen. Die Banden hätten einen neuen Modus entwickelt und versuchen damit die Kontrollen der Polizei zu umgehen.

Obwohl bereits viele Passanten die Bettler ignorieren, rät die Fremdenpolizei weiterhin, diesen Bettlern kein Geld zu geben. (Bernerzeitung.ch/Newsnetz)

------------------------------
RABE-INFO 22.6.09
------------------------------

Rabe-Info 22. Juni 2009
http://www.rabe.ch/pod/get.php?web=RaBe-Info-2009-06-22-54233.mp3
- Integratoinspreis für die Wiederbelebung der Nachbarschaftshilfe
http://www.murifeld.ch/
- Kopf der woche: Mihaela Copot, Menschrechtsaktivistin in Moldawien

--------------------------
ANTI-REP BIEL
--------------------------

Aufruf des Kollektivs "Schatten über Biel" 21.6.09

ANTI-REP DEMO
SA, 04.07.09, 14Uhr
Bahnhof Biel

Solidarisiere dich mit den politisch Verfolgten in Biel und wehre dich mit uns gegen die anhaltende Repressionswelle der Polizei!

Wir fordern den Stopp von unverhältnismässigen DNA-Proben, keine Fichierung durch den Staat und keine Kriminalisierung von Linksautonomen.

- nach der RTS Demo für den Erhalt des Tripouze in Biel kam es zu Vorladungen auf den Bullenposten (Folgen noch unklar)
- Räumungsaufforderung an der Quellgasse 5 in Biel (nur 30Minuten Zeit), anschliessende erzwungene DNA-Abgaben
- Tripouze, Haus an der Freiburgstrasse auf Vorrat abgerissen
- Strassenkontrollen

!Hinter dieser Demo steht ein Bündnis aus linken und libertären Organisationen!

Fight the Police!

ANTI-REP DEMO
SA, 04.07.09, 14Uhr
Bahnhof Biel

Kollektiv "Schatten über Biel"
http://www.site4free.tk/users/bnc

weitere Infos:
http://ch.indymedia.org/de/2009/06/69957.shtml
http://ch.indymedia.org/de/2009/06/69758.shtml
http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=28535

-----------------------------------------------
GEFANGENEN-TRANSPORTE
------------------------------------------------

NZZ 22.6.09

Gefängnis (4/5)

Reiseleiterin mit Handfesseln und Pfefferspray

Die Securitas-Angestellte Maria Hediger begleitet Häftlingstransporte

 Für interkantonale Gefangenentransporte ist in der Schweiz das Sicherheitsunternehmen Securitas zuständig. Dabei werden immer auch Frauen eingesetzt. Maria Hediger ist eine von ihnen.

 fsi. "Madame, un peu de l'eau!", ein bisschen Wasser, fordert der junge Nordafrikaner in Abteil 14. Und eine Zigarette hätte er auch gerne. Das Wasser wird ihm Maria Hediger geben, aber erst, wenn der Zug abgefahren ist. Und er wird, ebenso wie seine Mitreisenden in den Abteilen 13 und 11, auch einen Schokoladenriegel, etwas Leberpastete und Knäckebrot kriegen. Zigaretten allerdings gibt es keine. Denn Hediger und ihr Kollege sollen zwar dafür sorgen, dass es den Passagieren des SBB-Kurses 9020/21 an nichts Notwendigem mangelt, aber jeder Wunsch wird ihnen dann doch nicht erfüllt. Bei dem Zug, der nur aus einer Lokomotive und einem umgebauten ehemaligen Bahnpostwagen besteht, handelt es sich nämlich um einen Gefangenentransport.

 13 258 Transporte im vergangenen Jahr

 Wo früher Briefe in Fächer sortiert wurden, sind jetzt 18 vergitterte Einzelzellen eingebaut. Die beiden blau uniformierten Zugbegleiter sind Angestellte der Securitas, die seit 2001 im Auftrag der Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz und des Bundes die interkantonalen Gefangenentransporte durchführt. Mit 18 Bussen fährt das Sicherheitsunternehmen von Montag bis Freitag Dutzende von Häftlingen von Gefängnis zu Gefängnis, zu Gerichtsterminen, zum Flughafen und zu Befragungen. Und einmal täglich verkehrt der Spezialzug zwischen den zentralen Austauschstellen Zürich Nord und Bern West mit Zwischenhalt in der Nähe von Aarau. Im vergangenen Jahr transportierte die Securitas 13 258 Häftlinge. Jeder der Busse mit 4 bis 5 Zellen legt an die 100 000 Kilometer jährlich zurück. Mit dem Zug sind in beiden Fahrtrichtungen durchschnittlich je 10 Klienten pro Tag unterwegs.

 Rund 100 Angestellte an verschiedenen Standorten im ganzen Land arbeiten im Gefangenentransport. Sie sind alle für den Ordnungsdienst ausgebildet und werden auch regelmässig in diesen eingeteilt. Das sei wichtig, betont Richard Liver, Personalbetreuer bei der Einsatzleitung. "Denn das macht den Kopf klar." Die Leute werden regelmässig in Selbstverteidigung trainiert. Sie müssen eine charakterliche Eignungsprüfung sowie jährliche sportliche Leistungstests bestehen, und zu ihrer Zusatzausbildung gehört überdies die Fahrprüfung für den beruflichen Personentransport. Weil oft auch Frauen unter den Klienten sind, bestehen die Teams stets aus einem Mann und einer Frau.

 Von der Backstube zur Securitas

 Die grossgewachsene, sportliche Zentralschweizerin Maria Hediger ist eine dieser Frauen. Sie ist seit rund vier Jahren beim grössten Schweizer Sicherheitsunternehmen angestellt. Zuvor hatte sie mehrere Jahre in ihrem erlernten Beruf als Bäcker/Konditorin und Confiseurin gearbeitet. "Doch mein Wunsch war es immer, irgendetwas im Sicherheitsbereich zu machen", berichtet sie während einer Fahrt im Gefangenenzug. Angst vor ihren Passagieren hat sie keine. Zum einen seien die Sicherheitsvorkehrungen sehr gut, und man sei nie alleine mit einem nicht gefesselten Häftling. Zum anderen werde sie regelmässig in Selbstverteidigung unterrichtet. Und überdies habe sie jahrelang Karate gemacht und den schwarzen Gurt erworben.

 Ihre Arbeit empfindet die 30-jährige Wachfrau nicht als belastend; dazu trage wohl auch der Umstand bei, dass sie nicht wisse, was die jeweiligen Passagiere auf dem Kerbholz hätten. Sie behandle die Gefangenen so, wie sie selber auch gerne behandelt werden möchte, erklärt sie. "Grundsätzlich verkehrt man mit den Leuten per Sie", ergänzt Richard Liver, der bei unserer Fahrt dabei ist. "Das schafft eine gewisse Distanz und verhilft auch zu mehr Respekt." Zwar gebe es immer wieder renitente Häftlinge, berichtet Hediger. Doch die Problemfälle hielten sich in Grenzen. Auch sexuelle Belästigungen kämen hin und wieder vor. Die seien natürlich unangenehm, blieben aber meist verbal. "Und wenn mich einer betatschen will, hört er schnell wieder auf."

 Dann ruft wieder einer nach den Betreuern. Die beiden Reiseleiter mit Pfefferspray und Handschellen am Gurt gehen nach hinten zu den Zellen. Es wird nicht das letzte Mal sein auf dieser Fahrt. Der Kurs 9021 geniesst keine Priorität und muss immer wieder anhalten und andere Züge passieren lassen. Über zweieinhalb Stunden dauert die Reise von Bern nach Zürich. Wenigstens haben die Passagiere keine Zeitnot.

----------------------------------------------------------------
BIG BROTHERS VS HOOLIGAN-GRIPPE
-----------------------------------------------------------------

Basler Zeitung 22.6.09

Online gegen Gewalt im Sport

Internet-Fahndung nach gewalttätigen "Fans" ist Thema eines Runden Tisches

Fabian Vetsch

Nach Ausschreitungen bei Fussballspielen stellte die Polizei Bilder mutmasslicher Gewalttäter ins Internet - und hatte Erfolg. Aus Sicht der Datenschützer aber ist die Massnahme umstritten.

In den letzten Wochen griffen verschiedene kantonale Polizeikorps zum Mittel einer öffentlichen Ausschreibung von mutmasslichen Beteiligten an Gewaltdelikten im Internet. In Luzern und Bern boten Randale am Rande von Fussballspielen den Anlass für das ungewöhnliche Vorgehen, das mittlerweile nach Schlägereien, die keinen Bezug zu Sportanlässen hatten, auch in Basel und im thurgauischen Kreuzlingen angewendet wurde.

Die "Möglichkeiten und Grenzen der Deanonymisierung" von Gewalttätern zur Eindämmung der Gewalt an Fussball- und Eishockeyspielen sind morgen auch Thema beim "Runden Tisch gegen Gewalt im Sport", den Sportminister Ueli Maurer in Bern einberuft (siehe Text rechts). Maurer hatte bereits im Mai angekündigt, Bilder von Hooligans ins Internet zu stellen, um der Gewalttäter habhaft zu werden.

Rechtens

Aus Sicht der Polizei sind die Resultate solcher öffentlicher Ausschreibungen durchaus ermutigend: In Luzern gaben sieben der acht gesuchten Personen dem öffentlichen Druck nach und meldeten sich bei der Polizei. In Bern konnten durch die Internet-Fahndung bisher drei mutmassliche Gewalttäter eruiert werden.

Urs Wigger, Mediensprecher der Kantons- und Stadtpolizei Luzern, verteidigt das Vorgehen. Im Kanton Luzern sei die öffentliche Fahndung gesetzlich erlaubt. Er sieht auch keinen qualitativen Unterschied zu anderen öffentlichen Signalementen: "Wenn Bilder verfügbar sind, werden diese auch bei der Suche nach Verdächtigen im Zusammenhang mit anderen Delikten benutzt." Die Bilder würden unmittelbar nach einer erfolgreichen Identifizierung auch wieder vom Netz genommen.

"Zurschaustellung"

In den meisten Kantonen existieren gesetzliche Bestimmungen, die es den Untersuchungsbehörden erlauben, Bilder zu Fahndungszwecken ins Internet zu stellen, so auch in Basel-Stadt. Dies bestätigt der Präsident des Strafgerichts, Jeremy Stephenson, auf Anfrage. Stephenson hält die "Deanonymisierung" von mutmasslichen Chaoten für ein probates Mittel, um der Gewaltproblematik rund um die Fussballstadien Herr zu werden.

Ganz so eindeutig stellt sich die Rechtslage allerdings nicht dar. Kritik an der Veröffentlichung von persönlichem Bildmaterial kommt in erster Linie vonseiten des Datenschutzes. "Eine Anprangerung im Sinne einer öffentlichen Zurschaustellung eines Täters als Abschreckung ist in jedem Fall unzulässig", sagt etwa Beat Rudin, der oberste Datenschützer des Kantons Basel-Stadt.

Deshalb stellt die Internet-Veröffentlichung von Bildern eine Art Ultima Ratio unter den Fahndungsmitteln dar und darf nicht unverhältnismässig angewendet werden. Es müssen ein hinreichender Verdacht und eine genügende Schwere des vorgeworfenen Delikts vorliegen. Ebenso müssen zuvor bereits alle verfügbaren, milderen Fahndungsmittel probiert worden sein. Auch Strafrichter Stephenson räumt ein, dass die Öffentlichkeitsfahndung juristisch nicht unumstritten ist: "Grundsätzlich unterliegen Strafverfahren dem Nichtöffentlichkeitsprinzip. Der Angeklagte gilt bis zu seiner Verurteilung als unschuldig und hat deshalb auch Anrecht auf Persönlichkeitsschutz."

Entscheidend ist daher auch das Medium, in dem die Bilder veröffentlicht werden sollen. Daten in elektronischen Medien sind praktisch unbegrenzt reproduzierbar, eine vollständige Löschung ist nicht gewährleistet. In diesem Fall müssen ein besonders dringender Verdacht und eine besondere Schwere des Delikts vorliegen, um eine Veröffentlichung zu rechtfertigen, sagt Datenschützer Rudin. Letztlich ist es also eine Frage der Rechtsgüterabwägung, ob die Veröffentlichung von Bildern zugelassen wird oder nicht.

--

Stichwort

Runder Tisch

Bern. Am Dienstag wird in Bern die Projektgruppe "Sicherheit im Sport" an einem Runden Tisch neue Möglichkeiten zur Bekämpfung von Gewalt im Sport diskutieren. Teilnehmen werden Vertreter von Bund, Kantonen und nationalen Sportverbänden, zudem Exponenten der Fussball- und Eishockeyverbände. Im Fokus stehen vier Themen:

> Auswirkungen des Alkohols,
> verbesserte Zusammenarbeit,
> Kontakt und Zusammenarbeit mit den Fans,
> Möglichkeiten und Grenzen der Deanonymisierung gewalttätiger Personen.  
fv

------------------------------------
BIG BROTHER VIDEO
-------------------------------------

Zürichsee-Zeitung 22.6.09

Videoüberwachung SBB-Bahnhöfe im Bezirk vorläufig ohne Überwachungskameras

SBB planen keine Kameras

Die SBB haben angekündigt, zahlreiche Bahnhöfe mit Überwachungskameras auszustatten, um Vandalenakten vorzubeugen. Die Bahnhöfe im Bezirk gehen jedoch leer aus, wie Recherchen der "Zürichsee-Zeitung" ergeben. Laut SBB-Sprecher Daniele Palecchi dränge sich eine entsprechende Massnahme derzeit in keinem der Bahnhöfe auf.

Anders sieht es im Sihltal aus, das von der Sihltal-Zürich-Üetliberg-Bahn (SZU) bedient wird. Nebst den Tiefbahnhö- fen Zürich Selnau und Zürich Hauptbahnhof fasst die SZU die Überwachung weiterer Haltestellen ins Auge. (zsz) Seite 3

--

Sihltal

Videoüberwachung SBB warten trotz Vorfällen im Bezirk noch ab, SZU will Gesuche stellen

Bald Kameras an SZU-Haltestellen?

Die SBB wollen zahlreiche Bahnhöfe mit Überwachungskameras ausrüsten, um Vandalenakten vorzubeugen. Der Bezirk Horgen geht leer aus. Die SZU dagegen will reagieren und Gesuche stellen.

Philipp Kleiser

Sachbeschädigungen, Schmierereien, gewalttätige Übergriffe an Bahnhöfen und in Zügen, Kiosküberfälle - die Sicherheit im öffentlichen Verkehr ist ein Thema, welches den Bahn- und Busbenutzern unter den Nägeln brennt. So wurde in Wädenswil dem Stadtrat vor wenigen Wochen ein Postulat übergeben, in welchem er eingeladen wird, zu prüfen, welche Schritte und Massnahmen - in Zusammenhang mit den SBB - nötig sind, um die Sicherheit für Spätheimkehrende auf dem Bahnhofareal zu gewährleisten. Auch in anderen Bezirksgemeinden wächst gemäss Leserinnen und Lesern die Angst vor Randalierern auf den Bahnhöfen, aber auch in den Zügen und Bussen selbst.

Aufrüsten - nur nicht im Bezirk

Jetzt wollen die SBB aufrüsten und sehen in nächster Zeit die Ausrüstung zahlreicher Bahnhöfe und Haltestellen mit Videokameras vor, welche vorwiegend der Überwachung von Verkaufsräumen und Billettautomaten dienen sollen.

Nur: Der Bezirk Horgen geht dabei laut SBB-Mediensprecher Daniele Pallecchi leer aus: "Die Ausrüstung von Bahnhöfen im Bezirk Horgen mit Kameras ist vorläufig kein Thema." Erst wenn innerhalb einiger Monate mehrmals Sachbeschädigungen am gleichen Ort vorliegen würden - zum Beispiel an Billettautomaten - würden sich die SBB überlegen, Kameras als Präventivmassnahme zu installieren.

Damit bleiben auf dem Streckennetz der SBB die Echtzeit-Kameras auf den kurvigen Perrons im Wädenswiler Bahnhof die einzigen im Bezirk. Sie dienen allerdings ausschliesslich dem Zug- personal zur Abwicklung des Bahnbetriebs und der Abfertigung der Züge - Kontrolle des Ein- und Aussteigens. Eine Datenaufzeichnung ist nicht möglich.

Bald oberirdische Überwachung

Auf dem Streckennetz der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn (SZU) sind die unterirdischen Bahnhöfe Zürich Selnau und Zürich Hauptbahnhof mit Überwachungskameras ausgerüstet. "Diese Installationen beziehen sich auf die vom Verkehrsrat des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV) verabschiedete Strategie zur Videoüberwachung im öffentlichen Verkehr", erklärt SZU-Mediensprecher Armin Hehli. Demnach sind unterirdische Haltestellen mit Videoüberwachung auszurüsten. Oberirdische Haltestellen hingegen werden nur dann überwacht, wenn ein erhöhtes Risiko für Vandalismus oder andere Formen von Kriminalität besteht. "Es gibt immer wieder Vorfälle, und die SZU wird noch im Laufe dieses Jahres ein Gesuch um Ausrüstung weiterer Haltestellen einreichen", erklärt Armin Hehli.

Auf Aufnahmen zurückgegriffen

Was das Rollmaterial betrifft, fahren ZVV und SBB eine klare Linie. Die gesamte Doppelstöcker-Flotte der ersten Generation der S-Bahn Zürich wird bis voraussichtlich Anfang 2011 mit Videokameras aufgerüstet, die neuen Doppelstöcker verfügen bereits über die modernisierte Ausstattung. Auch ein Drittel der Eisenbahnwagen der SZU soll mit Überwachungskameras ausgerüstet sein.

Erfolge haben sich dabei eingestellt, das zeigt das Beispiel der SZU. Die neuen Doppelstockkompositionen sind videoüberwacht, wie Armin Hehli erklärt: "Wir haben Vorfälle gehabt und im Zusammenhang mit polizeilichen Ermittlungen auf diese Aufnahmen zurückgreifen können." Doch Kameras sollen nicht nur zur Überführung von Tätern dienen. Vielmehr sollen potenzielle Vandalen und Gewalttäter mit der Videoüberwachung abgeschreckt werden. Auch in Bussen, die im Normalfall im Nachtnetz fahren, gibt es Überwachungssysteme. Die Datenaufzeichnung betrage in beiden Fällen "maximal 72 Stunden", erklärt Hehli. Damit wird der Datenschutz gewährleistet.

Sie SZU wird noch dieses Jahr ein Gesuch stellen, um gewisse Haltestellen auf ihrem Streckennetz mit Überwachungskameras auszurüsten. Ob auch am Bahnhof Langnau (Bild) eine angebracht werden soll, ist noch offen. (Archiv)

----------------------------------------------
ANTI-NAZI-DEMO SEMPACH
----------------------------------------------

NLZ 22.6.09

Schlachtfeier von Sempach

Verhandlungen in letzter Minute

sh. Eine Woche vor der Schlachtjahrzeit in Sempach vom nächsten Samstag versucht die Luzerner Regierung als Organisatorin mit den Rechtsextremen zu verhandeln. Dies berichtete der "SonntagsBlick" in der gestrigen Ausgabe. Ziel eines Treffens soll sein, dass die Rechtsextremen ihre Kranzniederlegung beim Denkmal des "Kriegshelden" Winkelried lange nach der offiziellen Feier und unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchführen. Was unter der Formulierung "lange nach der offiziellen Feier" zu verstehen ist, war gestern nicht in Erfahrung zu bringen. Von der Luzerner Regierung war niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Stadtpräsident befürwortet Idee

Franz Schwegler, Stadtpräsident von Sempach, weiss nichts von den Bemühungen des Luzerner Regierungsrates. Er würde es in jedem Fall begrüssen, wenn die Regierung die Rechtsextremen dazu bewegen könnte, ihren Kranz lange nach dem offiziellen Festakt beim Denkmal zu platzieren. "Dies würde zu einer Entschärfung der Situation führen", ist er sich sicher. In den vergangenen Jahren haben die Rechtsextremen den Kranz stets unmittelbar nach dem Festakt beim Denkmal niedergelegt. Dies kritisieren die Jungsozialisten. Schwegler kann sich erinnern, dass die Kranzniederlegung vor Jahren einige Tage vor der eigentlichen Feier stattgefunden hat. Damit sei die Feier nicht politisch vereinnahmt worden.

Stadtrat hatte Demo bewilligt

Seit Wochen sorgt die diesjährige Schlachtfeier für Zündstoff. Die Jungsozialisten beantragten im Vorfeld, "gegen die Präsenz von Neonazis" an der Schlachtfeier demonstrieren zu dürfen. Der Stadtrat hat die Demonstration bewilligt allerdings ist sie örtlich und zeitlich begrenzt. Trotzdem wird befürchtet, dass es zur Eskalation zwischen Rechtsextremen und Linken kommen könnte. Schwegler bestätigt, dass dies in breiten Kreisen der Bevölkerung zu Diskussionen geführt hat.

-----------------------
PNOS BASEL
-----------------------

Tagesanzeiger 22.6.09

Pnos Basel nennt Frank-Tagebuch "Lügengebilde"

Rechtsextreme behaupten, das weltbekannte Buch des jungen Nazi-Opfers sei zur "Holocaust-Indoktrination" verfasst worden. So verbreiten sie eine alte Mär.

Von Thomas Knellwolf, Basel

Am 12. Juni wäre Anne Frank 8o Jahre alt geworden. Wäre sie wohl, wenn nicht die Nationalsozialisten in Europa gewütet hätten. Vor 65 Jahren kam das jüdische Mädchen aus Frankfurt am Main im Konzentrationslager Bergen-Belsen um. Geschwächt, ausgehungert und keine 17 Jahre alt, starb Anne Frank an Typhus.

Doch Anne lebt in der Erinnerung weiter. Ihr Tagebuch bewegt bis heute Millionen Menschen rund um den Globus. Die Aufzeichnungen, die nach ihrer Deportation im engen Amsterdamer Versteck der Familie zurückblieben, wurden in 55 Sprachen übersetzt. Von Birsfelden aus kümmerte Annes Vater Otto (1889-1980), der als einziger der Familie die Judenvernichtung der Nationalsozialisten überlebt hatte, zeitlebens um das literarische Vermächtnis seiner Tochter. In der Gemeinde neben Basel wurde Anfang Monat ein Anne-Frank-Platz eingeweiht.

Alliierte sind schuld

Das passt der Basler Sektion der Partei national orientierter Schweizer (Pnos) ganz und gar nicht. Auf ihrer Homepage schreibt die Pnos, es würden erneut "Lügen um Anne Frank" verbreitet. Die Rechtsextremen behaupten, der Tod des Mädchens sei "insbesondere auf die Bombardierung ziviler Ziele durch die alliierten ‹Befreier› zurückzuführen". "Genau wie andere Lügen über Deutschland in der Zeit von 1933-1945", folgert die Pnos, "ist auch das Tagebuch der Anne Frank eine geschichtliche Lüge!" Es diene der "Holocaust-Indoktrination junger unbedarfter Kinder".

Die Splitterpartei kolportiert damit selber eine Geschichtsfälschung, die sie wortwörtlich aus der Holocaustleugner-Schrift "Die verbotene Wahrheit" übernahm: Ein Gutachten des deutschen Bundeskriminalamts BKA und das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hätten im Jahr 198o die Echtheit von Stellen des Tagesbuchs angezweifelt. Tatsächlich finden sich im Originaltext an einzelnen Stellen Eintragungen mit Kugelschreiber. Der Kugelschreiber wurde aber erst sechs Jahre nach Annes Tod erfunden.

Wie andere Holocaust-Leugner und -Relativierer verschweigt auch die Pnos Dreierlei: Dass die holländische Erstfassung des späteren Bestsellers bereits 1947 publiziert wurde - ohne die Kugelschreibereinträge. Dass die Kugelschreiber-Stellen vermutlich von einer deutschen Grafologin stammen, die das Tagebuch analysierte. Und dass sowohl das BKA als auch der "Spiegel" - und alle seriöse Geschichtswissenschaftler, die sich mit der Sache auseinandersetzten, wiederholt erklärten, die Authentizität des Buches, das zu den bestuntersuchten historischen Quellen gehört, sei nicht in Frage gestellt.

Annes Cousin: "Dummheit stirbt nie"

"Rechtsextreme versuchen immer wie-der", erklärt Anne Franks Cousin Buddy Elias, "Zweifel an der Echtheit zu streuen, weil das Tagebuch eines der eindrücklichsten Dokumente der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten ist." Der Schauspieler, der sich von Basel aus um das Erbe seiner Cousine kümmert, qualifiziert die Äusserungen der Pnos folgendermassen ab: "Dummheit stirbt nie aus. Doch Aufklärung hilft, sie einzudämmen."

--------------------------
HOMOPHOBIE
--------------------------

20min.ch 21.6.09

St. Gallen

Mit Kreide-Leichen gegen Homophobie

Homosexuelle Jugendliche sind laut Studien vier- bis sechsmal stärker suizidgefährdet als ihre heterosexuellen Altersgenossen.

Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, hat die LesBiSchwule Jugendgruppe Expect am Samstag in der St. Galler Innenstadt mit Kreide rund zwanzig "Leichen" auf den Boden gemalt. Zudem wurden sie jeweils mit einem Spruch wie "Gegen Homosexualität ist kein Kraut gewachsen" versehen. "Wir wollen zum Denken anregen und aufzeigen, wie schlecht die Situa tion von jugendlichen Homosexuellen ist", so Michael Müller von Expect. Denn vor allem Teenager seien mit massiven Vorurteilen konfrontiert. So stand neben den Kreidemännchen ein Hinweis auf die Homepage www.packs.ch. Dort bietet Expect homosexuellen Jugendlichen Hilfe und Beratung.

sas

--------------------------------------
HOMO DIVERSUS PRO
--------------------------------------

Radio Rabe Info 22.6.09

Kopf der Woche: Mihaela Copot, LGBT Aktivistin in Moldawien
http://www.freie-radios.net/mp3/20090622-kopfderwoc-28649.mp3

Jeden Montag gibt es im RaBe Info den Kopf der Woche:
Ein längeres Gespräch mit einer interessanten Persönlichkeit.
Das ist heute die Moldawierin Mihaela (sprich Michaela) Copot. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins "Homo Diversus Pro", der sich für Gleichstellung und Integration Einsetzt.
Moldawien grenzt an Rumänien und die Ukraine. Seit 11 Jahren besteht ein Partnerschafts- und Kooperationsabkommen mit der EU. Moldawien ist jedoch kurzfristig kein Beitrittskadidat für die Europäische Union.

Mihaela Copot hat Anfang Juni Zürich Besucht und war Gast an der Gaypride. Sie hat dort zum Thema Menschenrechte in Moldawien referiert. Es ging dabei speziell um die Rechte der LGBT Bewegung, der Lesben Schwulen Bisexuellen und Transgender Menschen.

Denn diese werden dort, wie andere gesellschaftliche Gruppen marginalisiert.
Und eine öffentliche Kundgebung der LGBT Bewegung wie die Gaypride, das kann in Moldawien nicht stattfinden wie sie im Gespräch mit Cheyenne Mackay erklärt…

---

http://queeramnesty.ch/berichte/50-aktivitaeten/330-europride-2009-speaker-mihaela-copot-from-moldova-moldau

-------------------------------------
STOP MURDER MUSIC
-------------------------------------

Indymedia 21.6.09

Zum Buju Banton-Konzert im Volkshaus Zürich (Fr 26.6.09) ::

AutorIn : Stop Murder Music Bern: http://www.stopmurdermusic.ch

Im folgenden unsere ausführliche Kritik am Konzert des jamaikanischen Dancehall-Reggae-Musikers BUJU BANTON, das am Freitag 26.6.09 im Zürcher Volkshaus stattfindet. Die gleichen Unterlagen zum "Fall Buju Banton" haben wir bereits Ende Mai auf Anfrage der Geschäftsleitung des Volkshauses zur Verfügung gestellt.

Der Fall Buju Banton
(Ausführliche Hintergrundinfos dazu auch hier:  http://www.stopmurdermusic.ch/reitschule/stopmurdermusic/Texte/DerFallBujuBanton.pdf)

Buju Banton hat bezüglich Homohass-Songs im Dancehall-Reggae eine lange Geschichte und eine unrühmliche Leader- und Vorbild-Rolle. Zwischen 1992 und 2007 spielte er unzählige Male vor begeistertem Publikum seinen ultimativen Homohass-Hit "Boom Bye Bye", in der er die Erschiessung von Schwulen propagierte.

Zwar hat er 2007 unter finanziellem Druck den Homohass-Song-Verzichtserklärung-Vertrag "Reggae Compassionate Act" RCA unterschrieben, doch hat er diesen schon kurz darauf mehrmals gebrochen. Dies führte zur Aufforderung durch die VertragspartnerInnen, der internationalen Stop Murder Music Coalition, dass er und andere unterzeichnende vertragsverletzende MusikerInnen den RCA erneut und unter neuen Bedingungen unterschreiben - dies hat er bis heute nicht getan.

Positiv zu werten ist die Tatsache, dass seit Okt 2007 kein Fall mehr bekannt wurde, der darauf schliessen lässt, dass er Homohass-Songs gespielt hätte. Sein Aufruf an Dancehall-Reggae-MusikerInnen zum Überdenken von Song-Inhalten im Jahre 2008 scheint ernst gemeint gewesen zu sein, doch leider sind ein Jahr danach keine Spuren mehr von diesem Aufruf vorhanden.

Wenn Buju Banton es wirklich ernst meint, sollte es für ihn kein Problem sein, den RCA erneut zu unterschreiben - verbunden mit einer von den RCA-VertragspartnerInnen geforderten Medienkonferenz in Jamaica, um die Ernsthaftigkeit seiner Unterschrift zu unterstreichen. Als "Langzeit-Täter" mit Pionier- und Vorbild-Funktion hat er viel politischen, sozialen und kulturellen Schaden angerichtet - es ist deshalb höchste Zeit, dass er dafür ernsthaft die Verantwortung übernimmt und politische, soziale und kulturelle Wiedergutmachung leistet - die betroffenen Opfer und Hassobjekte sowie deren Angehörigen und FreundInnen haben dies mehr als verdient.

Es stellt sich deshalb die Frage, ob man ihm - wie kommenden Freitag in Zürich - schon eine Plattform bieten oder nicht zuerst seine weitere Entwicklung abwarten sollte.

Angesichts der weltweit zunehmenden homophoben Gewaltbereitschaft und der brutalen Überfällen durch religiöse und politische FundamentalistInnen auf der ganzen Welt - siehe auch das Beispiel Osteuropa ( http://www.sf.tv/videoplayer/embed/b1b33f24-484a-4938-9511-5af1d32c36a7&live=false) - wäre es wohl angebracht, ein Zeichen zu setzen. Auch als VeranstalterIn, KonsumentIn und/oder Konzertlokal-BetreiberIn.     

--

DER FALL BUJU BANTON
STOP MURDER MUSIC BERN, MAI 2009

BUJU BANTON UND "BOOM BYE BYE"

Quantitativ erscheint Buju Banton mit 2 Homohass-Songs eher als "unbedeutend" - zuoberst an der Homohass- Song-TopTen-Liste stehen ungeschlagen Bounty Killer und Capleton mit je 22 Homohass-Songs. Qualitativ war und ist aber seine Rolle als Wegbereiter von Homohass-Songs wohl als einmalig anzuschauen. Seit 1992 ist in seinem Repertoire der Homohass-Song "Boom Bye Bye" zu finden. Buju Banton setzte damit den Grundstein für eine Welle weiterer Dancehall-Reggae-"Battyman-Tunes" (Homohass-Songs) in den 1990ern (Zu den damaligen Auseinandersetzungen siehe auch  http://www.soulrebels.org/dancehall/d_history_1976.htm).
Ausser "Boom Bye Bye" und dem relativ unbekannten "Gay Waan Rights" aus dem Jahre 1998 - sind uns keine weiteren (publizierten) Homohass-Songs von Buju Banton bekannt - allenfalls gibt es noch "Spezialsongs" für DJs (Dubplates, Specials), aber über dies liegen keine Informationen vor.

Text "Boom Bye Bye"
Auszug aus dem jamaikanischen Patois übersetzt:
 http://seekingasylum.bravehost.com/origins/jamaica/lyrics.html

Whenever Buju Banton comes
Faggots get up and run
Boom bai bai in a faggot's head
Rude boys don't promote nasty men, they have to die
Send for the automatic and the Uzi instead
Shoot them, don't come if we shot them
If a guy comes near me then his skin must peel*
Burn him up badly, like an old tire wheel.

*from acid thrown on him
Originaltext:
 http://www.soulrebels.org/dancehall/u_lyrics_boom1.htm

Obwohl die Erstpublizierung von "Boom Bye Bye" nun 17 Jahre her ist, spielte Buju Banton seine (von der Bedeutung und Bekanntheit her wohl mit Polo Hofers Alperosä u.ä. vergleichbaren) "Hymne" - u.a. auch auf Publikumswunsch - bis mindestens 2007. Der letzte dokumentierte Fall stammt aus den USA. Buju Banton kam aber damals nicht zum Singen, da ihm die Verantwortlichen das Mikrofon nach dem Einspielen der "Boom Bye Bye"-Melodie abstellten.

STOP MURDER MUSIC UND DER "REGGAE COMPASSIONATE ACT" (RCA)
(historische Hintergründe 2004-heute:  http://www.soulrebels.org/dancehall/d_history.htm)

Um der musikalischen Hetze gegen Schwule und Lesben seitens der militant-homophoben Subkultur innerhalb des jamaicanischen Dancehall-Reggae etwas entgegenzusetzen - unter anderem angesichts der z.T. tödlichen Realität in Jamaica - startete am 26.7.2004 die britische Schwulen- und Lesbenorganisation OutRage! zusammen mit 150 Gruppen in Europa und den USA die internationale "Stop Murder Music-Kampagne". Die weltweiten Boykotte, Proteste von homosexuellen und anderen Gruppen sowie Konzertabsagen und Plattenverkaufseinbrüche führten zu Umsatzeinbussen von über 7 Mio $ und zwang die (Dancehall-)Reggae- Industrie dazu, mit Stop Murder Music zu verhandeln. Im Februar 2005 verpflichteten sich die grössten (Dancehall-)Reggae-Labels (VP-Records, Greensleeves Records und JetStar Records) und verschiedene Promotoren (Jammins, Apollo Entertainement) dazu, in Zukunft keine Tonträger mit Homohass-Songs auf den Markt zu bringen und dass die MusikerInnen der Labels z.B. während Konzerten ebenfalls darauf verzichten. Vertragspartner seitens "Stop Murder Music" waren Peter Tatchell (OutRage!), und Dennis Carney (Black Gay Men's Advisory Group).
Zwar hielten sich die Labels (mit einer Ausnahme) an den Vertrag, doch viele Label-MusikerInnen performten weiterhin Homohass-Songs. Gegen diese führte die SMM-Kampagne die finanziell schmerzhaften Boykott- Aufrufe weiter.

Zu Beginn des Jahres 2007 entstand auf Initiative eines Vertreters der Reggae-Musikindustrie in Zusammenarbeit mit der SMM-Kampagne ein neues Papier: Die Homohass-Song-Verzichterklärung "Reggae Compassionate Act" (RCA), die sich an die von Konzertabsagen, Einreisesperren und Umsatzeinbussen gebeutelten MusikerInnen mit Homohass-Songs direkt richtete - unter ihnen auch Buju Banton.
- Inhalt:  http://www.soulrebels.org/dancehall/w_compassionate_001.htm
- Entstehungsgeschichte:  http://www.soulrebels.org/dancehall/d_history_2007.htm - 11.5.07 unten

Ein paar der wichtigsten Musiker unterschrieben den RCA: Auf Erstunterzeichner Beenie Man (23.3.07, 19 Homohass-Songs) folgten Sizzla (15.4.07, 13 Homohass-Songs), Capleton (10.5.07, 22 Homohass-Songs), Buju Banton (23.7.07, 2 Homohass-Songs). Vertragspartner Peter Tatchell von OutRage! reagierte begeistert und rief die Beteiligten der SMM-Kampagne dazu auf, den unterzeichnenden Musikern eine Boykott-Pause zu gönnen.

DAS VERHALTEN DER UNTERZEICHNER

Die ersten Erfahrungen mit den Unterzeichnern des Reggae Compassionate Act zeigten leider schnell, dass diese es mit der Einhaltung des RCA nicht sehr genau nahmen und/oder z.B. die RCA-Unterschrift in Jamaica gar leugneten.
- 13.6.07 - Sizzla singt "Nah Apologize" in Berlin. Mehrere Berichte aus anderen Städten berichten von ähnlichen Geschehnissen.
- 16.6.07 - Beenie Man streitet in einem Interview seine RCA-Unterschrift ab
- 20.7.07 - Beenie Man streitet zwar nachwievor RCA-Unterschrift ab, aber spricht sich gegen homophobe Gewalt aus ("We don't need it").
- 25.8.07 - Nach dem Einspielen des Sounds von "Boom Bye Bye" wird Buju Banton am New Yorker CariFest das Mikrofon abgestellt.  http://www.youtube.com/watch?v=UoNMNmvcVpA
- 27.10.07 - Buju Banton singt Teile von "Boom Bye Bye" am Guyana Music Festival:
( http://www.soulrebels.org/dancehall/d_history_2007.htm - 27.10.07)
Buju Banton was the headliner of the much anticipated first Annual Guyana Music Festival. The promoter of the event, GT Entertainment group, have committed to ensuring that Guyana Music Festival is not discriminatory to any Guyanese citizen. In a public statement, SASOD, a guyanese LGBT, question the choice of the promoters to include Banton as an headliner and requested that Banton publicly condem violence made to gays and lesbians before behing allowed to perform at the festival. Three months after signing the Reggae Compassionate Act, Buju Banton showed that he had no intention to put his homophobic past behind him. The Guyanese newspaper Stabroek writes: 'But the night certainly belonged to the dreadlocked, still very much homophobic Jamaican dancehall star, who had no apologies for his discriminatory lyrics lashing the gay community. "Buju nah like no batty boy and dem batty boy attack Buju", the singer said to an adulating audience who seemed to have been waiting for that exact moment. And perhaps feeling the vibes of the embracing crowd and the urge to sing his controversial song, 'Boom Bye Bye', the singer belted out a few of the lyrics nearing the close of his performance. But Buju was not the only performer to have walked that line. When Peter Tatchell was interviewed by UK Newspaper The Voice, "We offered Buju Banton a deal. We agreed to call off our campaign if he agreed to stop performing songs advocating killing gay people. Buju has now broken this agreement so we will be consulting with our human rights allies in Jamaica and throughout the Caribbean. I suspect they will want to resume the campaign. Most black and gay and human rights groups will now insist there is a world wide boycott of him."
- Artikel: Stabroek:  http://www.soulrebels.org/dancehall/v_article_020.htm

- 25.12.07 - Am Magnum GT Taylor Christmas Extravaganza (Black River, Jamaica) fällt Capleoton (im Duett mit Sizzla) mit musikalischen Homohass-Ausbrüchen negativ auf
- 25.5.08 - Beenie Man spielt Homohass-Song in Miami am The Best of the Best Concert.

DIE REAKTION DER VETRAGSPARTNERiNNEN

Nach den negativen Erfahrungen im Sommer/Herbst 2007 einigten sich die SMM-InitiantInnen im November 2007 auf eine neue Vorgehensweise. MusikerInnen sollten nur noch als RCA-Partner akzeptiert werden, wenn sie folgende Bedingungen erfüllten und nicht einfach vor jeder Europa-Tournee "behind closed doors" den RCA als "Legitimierung" ihrer Auftritte unterschrieben:

A) The act needs to be signed with witnesses for the signature to be considered valid. The act cannot be downloaded from the internet. It has to be obtain by contracting the coalition (OutRage!), BMAG or J-FLAG);
B) A press conference will be organised in Jamaica where the artist will publicly announce his signature and
C) At the same press conference, the artist will need to condem the violence made to gays, lesbians, bi-sexuals and transgenders.
After that, the Stop Murder Music campaign targeting that specific artist will resume against him,
as long as he honour his signature by respecting the text of the Reggae Compassionate Act.
(siehe auch  http://www.soulrebels.org/dancehall/x_compassionate_update.gif)

Diese Haltung vertritt die internationale Stop Murder Music Coalition bis heute. Mit der Aufforderung zur Neuunterzeichnung des RCA unter den neuen Bedingungen, richtet sie sich auch an die vier vertragsbrüchigen Erstunterzeichner. Keine der vier Musikerinnen hat dies bisher getan.

EIGENE ANSÄTZE VON BUJU BANTON

Am 13.5.2008 publiziert Buju Banton in seinem eigenen Label-Magazin (Gargamel Gleaner Vol. 1 Issue 3) einen Aufruf an Dancehall-Reggae-KünstlerInnen, die Inhalte ihrer Songs zu überdenken. Zwar unterstützten eine Handvoll MusikerInnen den Aufruf, doch dieser ist mittlerweilen im Internet kaum noch zu finden und auf Buju Bantons Internetseiten gibt es keine Verweise darauf.  http://www.ttgapers.com/News/2008/5/14/buju-banton-pleads-with-artistes-to-clean-up-lyrics 14.5.09 (unten)
(...)
There are so much things to discuss and share with you but where to begin? I am of the belief that there is a certain force at work in this, our beloved island of Jamaica: a force working to further undermine us as a people who should know by now where we are coming from, and where we are going. Where is unity? Where is trust? Where is loyalty? Where is conscience? How long will brothers be placed in the uncomfortable position of being the buffer between the rich and poor in this country, all in the name of security? The scale is not a balanced one when it comes to dealing with those they say have not, as opposed to those who have. In Jamaica today we have a terrible problem with the guns, the gunman, the politicans, the dons, the deejays, the lesbian and gays, you name it. We are suffering a social decay yet no one, not a single one of our entertainers, have seen the need for a change in the lyrical content they are selling. In times past, entertainers were such a vocal set that even church leaders would quote them during service. What happened? Have we all become followers now, instead of leaders for our people? No wonder these political snipers are getting away with blue murder. Everybody is afraid of what speaking out might bring. I have no friend in high society. My friends are those I can identify with, those who have a heart conscience, those who see our country -- overrun by crooks and cut throats -- and are calling deep inside for their champions to restore their pride and dignity so we Jamaicans can once more hold our heads high and serve this great nation with our all. We have a responsibility. Let's pull together.

Seither (bzw. seit Okt 2007) gab es keinen dokumentierten Fall von Absingen eines Homohass-Songs durch Buju Banton. Was auch JournalistInnen auffiel: Aus einem Bericht auf dem Blog der Miami New Times vom 26.5.08 über das Konzert am Vortag: "Noticeably missing from his set was his notorious hit "Boom Bye Bye", for reasons we can easily speculate yet the audience was not complaining." (siehe auch  http://blogs.miaminewtimes.com/crossfade/2008/05/last_night_best_of_the_best_at.php)

DIE KONZERT-ORGANISATORiNNEN UND SOUNDSYSTEMS VOM 26.6.09
- Haunted Promotion (ZH)
- Sound Haunted (ZH), Warrior Sound (Wuppertal D), Ruff Pack (Biel/ZH)

Die beteiligten Schweizer Konzert-OrganisatorInnen und unterstützenden Soundsystems aus Zürich sind bekannt für ihren unkritischen bis militant-homophoben Umgang mit Homohass-Songs (über die mit dem UClub Wuppertal verknüpften Warrior Sound International ist bisher nichts bekannt, ausser dass sie die Buju Banton-Aftershow im Bootshaus machen werden.). Sie gelten auch in uns nicht gerade wohl gesinnten Kreisen als unseriös.
So behauptete z.B. der Haunted Promotion-Vertreter während der Auseinandersetzungen um das Mavado- Konzert im Mai 2009 gegenüber den Verantwortlichen des Jugendkulturhauses Dynamo, Mavado habe den "Reggae Compassionate Act" RCA unterschrieben. Dem ist nicht so - Nachfragen bei RCA-Verantwortlichen in England (Peter Tatchell) und Jamaica (J-FLAG) ergaben, dass Mavado weder den RCA unterschrieben, noch sich je dafür interessiert hatte.
Die OrganisatorInnen, die beteiligten Soundsystems und deren Umfeld stehen nicht nur in Zürich für den Schweizer Flügel der militant-homophoben Subkultur innerhalb der internationalen Dancehall-Reggae-Szene und organisierten in den letzten Jahren in Zürich mehrere Konzerte mit jamaikanischen Homohassern wie Elephant Man, Bounty Killer und Vybz Kartel.
In ihrem Fahrwasser tummeln sich auch andere Schweizer Soundsystems (z.B. Dubversive Soundsystem ZH), die an ihren Parties fahrlässig bis vorsätzlich auch Homohass-Songs der für solche Songs bekannten MusikerInnen auflegen.

Beispiele aus der Vergangenheit:

Elephant Man (17 Homohass-Songs) 8.5.07, Volkshaus Zürich
Supported by: Cali P and Skarsa Muchi, Sound Haunted, Heatwave Sound
Presented by: Haunted Blake/Global Entertainement

Bounty Killer (22 Homohass-Songs) 12.4.08, Alte Kaserne Zürich
Supported by: Sound Haunted, Ruff Pack (Biel/ZH), Andrew Robinson
Presented by: Haunted Unikcris Promotion
(Bounty Killer stürmte nach seiner vertraglich garantierten homohassong-freien Europa-Tournee (u.a. 2 CH-Konzerte) bei seinem Auftritt in Guyana am 19.4.09 die Bühne und skandierte "All Battyman fi dead")

Vybz Kartel (11 Homohass-Songs) 20.9.08, Alte Kaserne Zürich
Supported by: Vybz Kartel & Portemore Empre (JAM), Black Ice (JAM), G Blunt (Jam), Out and
bad sound (JAM), Slvr Sound (JAM), Blood a Run (ZH)
Presented by: Yard Style Promotion (Dem wah fi war wi so we sen fi di army)

Während sich über "Yard Style Promotion" fast nichts zuverlässiges herausfinden lässt (Blood a Run sind mit Haunted Promotion + Co. befreundet), sind die Kreise um "Haunted Promotion, Blake und Co." (früher "Haunted Unikcris Promotion, Robinson und Co.") bekannt: Im Handelsregister waren seit 13.11.07 Nigel "Andrew" Robinson (ZH) sowie Nicardo Blake (ZH) als deren Gesellschafter registriert. Der Musiker Nigel "Andrew" Robinson hat sich im Februar 2009 aus der Gesellschaft zurückgezogen, als neue Gesellschafterin ohne Zeichnungsberechtigung fungiert Lavyne Amollo aus Neuchâtel. Hauptgesellschafter Nicardo Blake war früher Mitinhaber von "Haunted Blake" und organisierte im Mai 07 zusammen mit "Global Entertainements" (Sven Ronc, Kismet Engene) für stolze Fr. 50.-- Eintritt das Konzert mit Elephant Man im Volkshaus ZH.

In der (Dancehall-)Reggae-Szene haben Haunted Promotion + Co. aber auch aus anderen Gründen einen schlechten Ruf: In Internetforen stösst man immer wieder auf Beschwerden über teure, schlecht organisierte Konzerte und über unzumutbare Zustände für das Publikum.
Im Allgemeinen entsteht ein bisschen der Eindruck, dass Haunted Promotion in die "Geschäftslücke" springen will, die entstand, nachdem die meisten grossen seriösen VeranstalterInnen und Kulturzentren in der Schweiz nicht mehr Konzerte mit den grossen umstrittenen Dancehall-Reggae-Grössen mit Homohass-Song- Vergangenheit bzw. -Gegenwart machen wollten. Dafür benötigt Haunted Promotion aber - angesichts der hohen fünfstelligen Gagen der MusikerInnen - genug grosse Konzertlokale.

FAZIT

Die OrganisatorInnen und Soundsystems des Buju Banton-Konzerts vom 26.6.09 haben in der Vergangenheit nicht gerade "Fingerspitzengefühl" bei der Auswahl von KünstlerInnen gezeigt. Sie boten militanten Homohassern die Möglichkeit, trotz internationaler Kritik ungestört auftreten zu können. Hinzu kommt, dass ihre sonstigen Soundsystem-Parties in der Schweiz nicht immer homohass-songfrei sind. Es stellt sich daher die Frage, ob man ihnen eine Plattform zur Profilierung als "coole" KonzertorganisatorInnen - Buju Banton ist ein "Superstar" - bieten sollte.

Buju Banton hat bezüglich Homohass-Songs im Dancehall-Reggae eine lange Geschichte und eine unrühmliche Leader- und Vorbild-Rolle. Zwar hat er 2007 unter finaziellem Druck den "Reggae Compassionate Act" RCA unterschrieben, diesen aber mehrmals gebrochen. Dies führte zur Aufforderung der Stop Murder Music Coalition, dass er und andere MusikerInnen den RCA erneut und unter neuen Bedingungen unterschreiben - dies hat er bis heute nicht getan.

Positiv zu werten ist die Tatsache, dass seit Okt 2007 kein Fall mehr bekannt wurde, der darauf schliessen lässt, dass er Homohass-Songs gespielt hätte. Sein Aufruf zum Überdenken von Song-Inhalten im Jahre 2008 scheint ernst gemeint gewesen zu sein, doch leider sind ein Jahr danach keine Spuren mehr davon vorhanden.

Wenn Buju Banton es wirklich ernst meint, sollte es für ihn kein Problem sein, den RCA erneut zu unterschreiben - verbunden mit einer Medienkonferenz in Jamaica. Als "Langzeit-Täter" mit Pionier- und Vorbild-Funktion hat er viel politischen, sozialen und kulturellen Schaden angerichtet - es ist deshalb höchste Zeit, dass er dafür ernsthaft die Verantwortung übernimmt und Wiedergutmachung leistet - die betroffenen Opfer und Hassobjekte haben dies mehr als verdient.

Es stellt sich auch hier die Frage, ob man ihm schon eine Plattform bieten sollte oder nicht zuerst seine weitere Entwicklung abwarten sollte.

Angesichts der weltweit zunehmenden homophoben Gewaltbereitschaft und der brutalen Überfällen durch religiöse und politische FundamentalistInnen auf der ganzen Welt - siehe auch das Beispiel Osteuropa  http://www.sf.tv/videoplayer/embed/b1b33f24-484a-4938-9511-5af1d32c36a7&live=false - wäre es wohl angebracht, ein Zeichen zu setzen. Auch als VeranstalterIn, KonsumentIn und/oder Konzertlokal-BetreiberIn.

Bern, 27.5.09

Stop Murder Music Bern
 http://www.stopmurdermusic.ch
Weitere Hintergrund-Infos:
- Soulrebels.org:  http://www.soulrebels.org/dancehall.htm

-------------------------------------------------
BIG BROTHER VS INTERNET
--------------------------------------------------

tagesanzeiger.ch 22.6.09

Iran kontrolliert das Internet mit Hilfe von Nokia und Siemens

Die iranische Regierung versucht, die Proteste mit allen Mitteln zu unterbinden. Dabei zensuriert sie auch das Internet. Die Technik dazu haben europäische Firmen erst letztes Jahr geliefert.

Stecker raus, hat sich das iranische Regime letzte Woche wohl gesagt. Immer wieder waren Youtube, Twitter und andere Internetseiten im Land blockiert oder nur begrenzt zugänglich. Doch die Webpolizisten der Mullahs können weitaus mehr: Sie haben eine ausgeklügelte Maschinerie entwickelt, um das Web zu kontrollieren und zensurieren. So sperren sie nicht nur den Zugang zu einzelnen Seiten, sondern können auch herausfinden, welche Inhalte einzelne Personen im Internet besuchen. Damit haben die Webspione die Möglichkeit, jedes E-Mail, Twitter-Kurznachrichten oder Bilder auf Schlüsselworte zu durchsuchen, mitzulesen und sogar zu verändern - was die Kommunikation der oppositionellen Demonstranten erheblich einschränkt.

Technologie aus Europa

Die technische Ausrüstung dazu erhielt das Regime aus Europa: Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" hat ein Joint Venture aus dem deutschen Industriekonzern Siemens und dem finnischen Mobiltelefonhersteller Nokia die Anlagen und die Software - oder zumindest Teile dazu - in der zweiten Hälfte des letzten Jahres geliefert. "Das ‹Kontrollzentrum› wurde beim iranischen Telekom-Regierungsmonopolisten installiert, uns zwar im Rahmen eines grösseren Vertrags für Netzwerk-Technologie", sagt Ben Roome, Sprecher des Joint Ventures mit dem Namen Nokia Siemens Networks. Wenn man Netzwerke verkaufe, erhalte der Käufer automatisch auch die technische Möglichkeit, die darüber laufende Kommunikation zu kontrollieren.

Das würde laut dem "Wall Street Journal" auch erklären, warum das Internet in den letzten Tagen nicht komplett blockiert wurde und viel langsamer lief als sonst. Nutzer meldeten, dass das Tempo weniger als ein Zehntel der Normalgeschwindigkeit betrug. "Iran möchte herausfinden, was die Bevölkerung zu sagen versucht" sagt Bradley Anstis, Direktor einer Internetsicherheitsfirma in Kalifornien. Er glaubt, dass das iranische Regime damit mehr Möglichkeiten hat, das Internet zu kontrollieren, als China.

Lieferung ist legal

Beim Nokia-Siemens-Joint-Venture lässt man die Kritik nicht gelten. "Es ist besser, den Leuten - egal wo sie leben - Kommunikation zu ermöglichen, als ihnen diese Wahl nicht zu lassen", sagt Roome. Zudem sei die Technik gemäss dem international anerkannten Konzept der "gesetzmässigen Kontrolle" an Iran geliefert worden: So dürfen auf diesem Wege Daten abgefangen werden, um Terrorismus, Pornographie, Drogenhandel oder sonstige kriminelle Aktivitäten zu bekämpfen. (cha)

---------------------
ANTI-ATOM
----------------------

Basler Zeitung 22.6.09

Nagra im Fricktal auf Informationstour

 Herznach. Bevölkerung stellte Fragen zur Atommüllentsorgung im Bözberg

Franziska Laur

Die Nationale Genossenschaft für radioaktive Abfälle (Nagra) hat im Fricktal mit Öffentlichkeitsarbeit begonnen. An der Herznacher Gewerbeausstellung entstanden kritische Gespräche.

Heinz Sager, Pressesprecher der Nagra, legt sich ins Zeug: "Wir haben den radioaktiven Abfall, also müssen wir ihn entsorgen", sagt er. "Wissen Sie überhaupt, wie gefährlich Plutonium ist?", fragt Iris Frei. Sie hakt nach, notiert auf einem Block Informationen und schüttelt besorgt den Kopf. So hartnäckig wie die bekennende AKW-Gegnerin vom Kornberg in Herznach sind am vergangenen Wochenende nicht alle Besucher der Gewerbeausstellung in Herznach, die zum Informationsstand der Nagra kommen. Viele freuen sich über gratis erhältliche Kugelschreiber, Lupen und Schokolade und holen sich Antworten für den Wettbewerb.

Doch sie staunen, als sie hören, dass radioaktiver Abfall eine Million Jahre strahlt und die Nagra ein Konzept für die Entsorgung ausgearbeitet hat. Sie will ihn in 600 Meter Tiefe vergraben und den Zugang verschliessen. Einer der drei vorgeschlagenen Standorte für hoch radioaktiven Atomabfall ist der Bözberg. Doch taugt das Nagra-Konzept genug in den nächsten Hunderttausenden von Jahren? Und wie kann die Information über ein Tiefenlager den nächsten 20 000 Generationen übermittelt werden? Diese und ähnliche Fragen wurden der Nagra in Herznach gestellt.

"Es sind halt schlimme Eingriffe in die Natur", sagt eine ältere Dame und fügt fast entschuldigend hinzu, dass sie eben auch einen Sohn habe, der in Beznau im AKW arbeite, und schon von daher ein gewisses Mass an Toleranz aufbringen müsse. Andere ereifern sich, dass beim Referendum die Abstimmung national und nicht regional geführt wird. "Jeder in der Schweiz ausserhalb unserer Region wird froh sein, dass wir den Abfall nehmen und Ja zu einem Standort Bözberg sagen", wettert einer. "Die AKW-Gegner werden die Massen schon noch mobilisieren", ist allerdings der Nagra-Pressesprecher überzeugt.

Mehr Geld für Alternativen. Viele Fricktaler fragen sich auch, weshalb Politik und Wirtschaft nicht mehr Geld in die Entwicklung von Alternativenergien stecken: "Es ist erwiesen, dass Solarenergie von einem Prozent der Sahara genügen würde, um die ganze Welt mit Energie zu versorgen", sagt Urs Gasser aus Herznach. Er bezweifelt, dass die von den AKW-Betreibern zurückgestellten Milliarden Franken genügen werden, um ein atomares Endlager seriös zu betreuen. "Allein die Arbeit der Nagra verschlingt doch immens Geld." Auf Nachfrage erfährt er, dass diese ein Budget von jährlich 30 Millionen Franken hat und schon seit 1972 an der Arbeit ist. Damit hat sie auch schon die Milliardengrenze überschritten. Allerdings gibt es auch Fricktaler, die das Endlager nicht ungern in der Region sehen würden. "Ihr könnt das Zeug bei mir im Garten vergraben", bietet einer hilfsbereit an.

--

Bevölkerung schwankt zwischen Vertrauen und Skepsis

Umfrage: Franziska Laur

"Der Kanton trägt genug Lasten"

"Natürlich muss dieser atomare Abfall irgendwo in der Schweiz versorgt werden, das ist unbestritten. Doch der Kanton Aargau hat mit mehreren AKW und dem Zwischenlager in Würenlingen schon genug Allgemeinlasten übernommen. Nun ist es genug."

Peter Wiedmer. Möhlin. Fotos ffl


"Ich vertraue auf die Studierten"

"Wenn wir schon Atomkraftwerke bauen und diese Energie nutzen, dann müssen wir eben Verantwortung übernehmen und diesen Abfall entsorgen. Ich vertraue in dieser Hinsicht auf die studierten Leute, die sich schon lange und intensiv mit dem Thema beschäftigen."

Vroni Müller. Herznach.


"Uns ist dabei nicht ganz wohl"

"Dieser atomare Abfall soll besser gut versorgt werden, als dass er, wie heute, an der Oberfläche aufbewahrt wird. Angst haben wir nicht, wir vertrauen den Wissenschaftlern. Doch ganz wohl ist uns nicht bei der Idee, dass das gefährliche Material im Bözberg aufbewahrt werden könnte."

Sandra, Nicole, Steffi, Maya. Fricktal.


"Die Nagra tut einfach ihre Arbeit"

"Die Nagra tut ja einfach ihre Arbeit und das macht sie gut. Wir können den Atommüll nicht einfach ins Ausland senden, wir sind verpflichtet, ihn bei uns in der Schweiz zu lagern. Doch selbstverständlich mache auch ich mir Gedanken über Sinn und Unsinn, das ist klar."

Thomas Häseli. Asp.


"So lange planen ist verantwortungslos"

"Nein, ich hätte gar keine Freude, wenn dieser radioaktive Abfall im Bözberg versenkt würde. Mehr als über drei Generationen hinweg zu planen, ist verantwortungslos. Beim Atomstrom müsste der richtige Preis eingespeist sein mit Versicherung und fachgerechter Entsorgung."

Josef Helg. Aarau.