MEDIENSPIEGEL 19.7.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Demo-Kosten Thun: Radrenn-OK sauer
- Pranger-Fieber Bern
- Binz ZH: Fertig im Okober
- Big Brother Internet
- Personalmangel beim Datenschutz
- Hooligangrippe: Minikameras im Tessin
- Rauchverbot: Discogerüche
- Neonazis BE: Rechtsrocker entsorgen, bitte!
- Rütli: Neonazis kommen am 2. August
- Heterosexismus: Werbepanzer gegen Schwule und "Memmen"

----------------------
REITSCHULE
----------------------

So 19.07.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ@Vorplatz

Mi 22.07.09
19.00 Uhr - SousLePont - Basler Spezialitäten

Do 23.07.09
22.00 Uhr - Rössli - DJ CHRISDUB, PRINCE POLO - Deep roots dubstep

Sa 25.07.09
21.00 Uhr - Vorplatz - Madame P (I) - Live Elektronik

So 26.07.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ@Vorplatz

Infos: www.reitschule.ch

------------------------
DEMOS THUN
------------------------

Thuner Tagblatt 18.7.09

Streit in Thun

Demobewilligung ärgert Radrenn-Veranstalter

Der OK-Präsident des Thuner Stadtkriteriums ist sauer, weil am Tag des Rennens eine Demonstration bewilligt wurde.

Am 30.Mai kollidierten das Thuner Stadtkriterium und eine Demonstration der "Hausgeister" terminlich. Jetzt kritisiert OK-Präsident Walter Leibundgut Gemeinderat und Sicherheitsvorsteher Peter Siegenthaler. Insbesondere stört sich der OK-Chef des Stadtkriteriums am Umstand, dass er und "sein" OK über 4000 Franken für Bewilligungen und Leistungen an Stadt und Kanton abliefern müssen, wohingegen die Demonstranten gratis marschieren konnten. Siegenthaler sagt, die zwei Anlässe seien nicht vergleichbar - und betont, dass die Stadt insgesamt fürs Stadtkriterium mehr Geld ausgebe, als sie einnehme. maz

Seite 23

--

Kritik an Bewilligungspraxis für Demonstrationen in Thun

Sport-Präsi kritisiert Siegenthaler

Am 30.Mai kollidierten das Thuner Stadtkriterium und eine Demonstration der "Hausgeister" terminlich. Jetzt kritisiert der OK-Präsident den Gemeinderat Siegenthaler. Dieser sagt, die zwei Anlässe seien nicht vergleichbar.

"Die Behörden markieren die starke Staatsmacht dort, wo sie genau wissen, dass Auflagen befolgt werden und nichts zu befürchten ist, und sie kuschen vor Gruppierungen jeder Art, welche lautstark irgend etwas fordern." Das schrieb Walter Leibundgut kürzlich in einer Reaktion auf einen Leserbrief in dieser Zeitung. In einem Memo, das dieser Zeitung ebenfalls vorliegt, schreibt der OK-Präsident des Stadtkriteriums Thun von einer "Diskrepanz zwischen einem nicht-kommerziellen Veranstalter einer Sportveranstaltung und jungen Randalierern" und bilanziert: "Wer demonstriert, kann dies zum Nulltarif machen, weil es zu den Bürgerrechten gehört, wer ein Radrennen organisiert, an dem auch Hobbysportler teilnehmen, muss ziemlich tief in die Tasche greifen." Leibundguts Hauptkritikpunkte:

- Der Radrennclub (RRC) als Organisator des Stadtkriteriums hat im Februar 2009 bei Stadt und Kanton um die Bewilligung für den Anlass angefragt - und diese Mitte März verbunden mit mehr als 50 Auflagen erhalten. Die Demonstranten ersuchten Mitte Mai um die Bewilligung und erhielten diese postwendend verbunden mit 11 Auflagen.

- Der RRC hat für sämtliche Bewilligungen und Leistungen über 4000 Franken an Stadt und Kanton berappen müssen. Die Demonstranten konnten gratis marschieren.

"Gutes Einvernehmen"

Thuns Sicherheitsvorsteher Peter Siegenthaler (SP), welcher die Demonstration bewilligt hat, betont: "Die Direktion Sicherheit, das Gewerbeinspektorat und das Tiefbauamt der Stadt Thun haben ein sehr gutes Einvernehmen mit dem Organisationskomitee des Stadtkriteriums." Es sei einzig Walter Leibundgut, der sich lautstark und kritisch über die Terminkollision beklage. Und Siegenthaler stellt klar: "Das Bewilligungsverfahren und die Auflagen für eine Demonstration und für eine Sportveranstaltung können nicht miteinander verglichen werden."

Er verweist dabei auf das städtische Polizeireglement. "Bis anhin war es in Thun so, dass die Veranstalter von politische Demonstrationen keine Kosten zu tragen hatten. Das geltende Ortspolizeireglement lässt diesen Spielraum zu", sagt der Sicherheitsvorsteher.

Stadt bezahlt 5000 Franken

Weiter weist Siegenthaler darauf hin, dass die Stadt Thun das Stadtkriterium mit einem jährlichen Barbeitrag von 5000 Franken unterstützt und zusätzlich Leistungen im Wert von knapp 2000 Franken erbringt. "Unter dem Strich weist die Stadt für diese Veranstaltung einen Ausgabenüberschuss aus." Der SP-Gemeinderat will dieses Engagement jedoch "keineswegs" in Frage gestellt haben: "Es ist wichtig, dass die Stadt derartige Anlässe unterstützt."

Schwierige Verhandlungen

Ebenso wichtig ist es für den SP-Mann aber auch, dass "politische Kundgebungen auch kurzfristig stattfinden können - im Rahmen der jeweiligen Vorgaben". So habe er etwa auch die Pro-Schwarzschwan-Demo innerhalb einer Woche bewilligt.

Er könne den Unmut von Walter Leibundgut sehr wohl verstehen, sagt Peter Siegenthaler. Zumal es nicht immer einfach sei, mit den Aktivisten aus der linksautonomen Szene zu verhandeln. "Aber die Demo-Veranstalter sind beispielsweise wie von uns angeordnet früher losmarschiert, als sie geplant hatten - um eben eine Kollision mit dem Stadtkriterium zu verhindern."

Gleichzeitig verwahrt er sich gegen den Vorwurf, mit der Bewilligung der Demonstration auch die anschliessende Hausbesetzung in Kauf genommen zu haben. Leser hatten dies in einem Brief an diese Zeitung suggeriert. "Das geschah nach Abschluss und Auflösung des Demo-Zugs", betont Siegenthaler.

Polizei-Grossaufgebot?

Er ist überzeugt, dass die Aktivisten auch marschiert wären, wenn er die Bewilligung für die Demonstration nicht erteilt hätte. "Dann hätte ich ein Aufgebot von mehreren hundert Polizisten anfordern müssen", sagt er. "Das hätte nicht nur ungleich mehr gekostet, als das Begleiten der 60-köpfigen Demonstrantengruppe. Es hätte auch das Stadtkriterium beeinträchtigt." Zudem, betont Siegenthaler, seien die bewilligte Demonstration und das Stadtkriterium "ohne jede Friktion" nebeneinander abgelaufen.

Marco Zysset

-------------------
PRANGER
-------------------

NZZ 18.7.09

Herausgegriffen

Bern im Pranger-Fieber

 nn.  Für einmal waren die Berner schneller als alle anderen: In der Nacht nach dem Fussball-Cup-Final verwandelten die Anhänger des FC Sion und der Young Boys die Bundesstadt in ein Schlachtfeld, und nur zwei Tage später stellte die Kantonspolizei Fahndungsbilder einiger Randalierer online. 22 Hooligans konnte die Polizei dank dem Internet-Pranger überführen - ob des Fahndungserfolgs erinnerte sich niemand mehr daran, dass die Berner Polizisten (anders als die Beamten anderer Kantone) proaktiv und nicht erst nach Ausschöpfung konventioneller Fahndungsmethoden zum Pranger gegriffen hatten.

 Seither ist in Bern ein eigentliches Pranger-Fieber ausgebrochen. So veröffentlichte der Betreiber der Marzilibahn hinter dem Bundeshaus unlängst eine "Fahndungsfoto" eines Schwarzfahrers, der von einer Überwachungskamera gefilmt worden war. In einem Schreiben bat die Stadtregierung die Bähnli-Betreiber, doch inskünftig mit den regulären Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten. Die Lust am Internet-Pranger ergriff überraschend auch den sonst unauffälligen bernischen SVP-Regierungsrat Christoph Neuhaus. Der Magistrat will säumige Gemeinden, die ihre Finanzpläne nicht fristgerecht beim Kanton einreichen, im Internet publizieren und den offenbar grassierenden Schlendrian in Berner Gemeindeverwaltungen brandmarken.

 Vor wenigen Tagen schliesslich haben anonyme Aktivisten der Bundesstadt eine Art Guerilla-Aktion beschert. Auf wild angebrachten Plakaten und Flyers fragen sie den Betrachter: "Wann stehen Sie am Pranger?" Zudem sind der kantonale Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (fdp.) oder der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause (cvp.) mit Bild zur "Fahndung" ausgeschrieben - wegen "Überquerens eines Fussgängerstreifens bei roter Ampel" oder wegen "ungebührlichen Verhaltens". Dumm nur, dass im Kanton Bern die Einführung der Videoüberwachung im öffentlichen Raum nicht per 1. Juli in Kraft treten konnte. Die für den Kampf gegen wildes Plakatieren zuständige Gewerbepolizei hätte auch gleich die anonymen Täter aufgrund der Überwachungsbilder am Internet-Pranger outen können.

------------
BINZ
------------

NZZ 18.7.09

Kulturzentrum und Wohngemeinschaft auf Zeit

Ein Fabrikareal in der Binz ist seit drei Jahren besetzt - im Oktober ist aber voraussichtlich Schluss

Seit dem Mai 2006 ist ein grosses Fabrikareal in der Binz in Zürich besetzt. Die Besetzung wurde bis anhin behördlich toleriert, doch nun plant der Kanton als Besitzer des Areals, die Fabrikhallen im Oktober 2009 abzureissen. Bis dann dürfen die Besetzer bleiben. Was nachher passiert, ist offen. Ein Besuch im "Kultur- und Wohnkollektiv" in der Binz.

 Wir reden in der "Juppieküche" über Stadtentwicklung und "die Kultur der Widerständigkeit", über "freie Lebensformen" und "Nomadentum", über Selbstverwaltung, Respekt und Solidarität. Einer sagt: "Die Stadt gehört auch uns. Wir lassen uns nicht einfach so vertreiben." Ein Spatz pfeift durchs offene Dachfenster herein. Eine Bühnenmalerin hat grossflächig einen blauen Himmel an die Wand gemalt, auf einem Podest ist eine Badewanne installiert. Der Blick schweift vom Industriegelände übers Bahngleis zurück ins riesige Hallenareal. Unten wird gehämmert und geschraubt, ein Auto hängt in der Luft, eine Holzinstallation drängt sich quer durch den Raum, Traktoren und Wohnwagen stehen da und vieles mehr, was Menschen in den letzten drei Jahren geschaffen und herangefahren haben. Es ist bunt, lebendig und kreativ. Andere würden es chaotisch nennen. Sicherlich aber eine heftige Ballung an visuellen Impressionen.

 Nulltoleranz bei harten Drogen

 Die "Juppieküche" ist ein Hochsitz in der Oberen Halle des Fabrikareals an der Üetlibergstrasse 111/111a. Im Mai 2006 sind die weitgehend ungenutzten Gebäude besetzt worden. Seither wohnen rund 40 Menschen hier, weitere 100 arbeiten regelmässig in den Räumlichkeiten an Projekten. Sie sind zwischen drei und sechzig Jahre alt, die meisten sind handwerklich oder künstlerisch tätig. Werkstätten, Künstlerkollektive, Theatergruppen, Filmprojekte - wer Ideen hat, kann sie ausprobieren oder mit den andern austauschen. Drei junge Maturanden haben einst als Abschlussarbeit ein Floss gebaut, andere haben Schiffe zwecks Atlantiküberquerung für die hohe See getrimmt, Autos für die Weltreise getunt oder eine kleine Gärtnerei angelegt.

 Sie nennen sich "Familie Schoch", "ein Kultur- und Wohnkollektiv", das sich in der Tradition des Autonomen Jugendzentrums der achtziger Jahre sieht, des Wohlgroth-Areals Anfang der neunziger Jahre oder des Areals in der Kalkbreite, das im Winter 2003 besetzt wurde. "Wir wollen anders leben, und wir würden es auch weiteren Menschen wünschen, dass sie es anders machen könnten." "Anders machen" bedeutet flache Hierarchien, lose Organisation und viel Freiraum, um Ideen zu verwirklichen. Als grundlegende Organisationsstruktur der "Familie Schoch" dienen sieben Küchen. Um jede Küche gruppiert sich eine Wohngemeinschaft. Neu aufgenommen wird, wer sich über einen internen Kontakt empfiehlt und von der wöchentlichen Vollversammlung akzeptiert wird. Es gilt Nulltoleranz bei harten Drogen, Diebstahl oder gewaltsamen Übergriffen. Zwei mussten deshalb schon gehen. Die "Familie Schoch" würde gerne in der Binz wohnen bleiben. Doch die Tage scheinen gezählt.

 Freestyle-Anlage scheiterte

 Die Hallen wurden 1894 erbaut. 1983 erwarb sie der Kanton Zürich aus dem Nachlass der Color Metal AG. Erst wollte er sie als Datenverarbeitungszentrum oder als Bezirksgefängnis nutzen. Diese und andere Projekte scheiterten an baurechtlichen Hindernissen. Zuletzt bodigten Einsprachen aus der Nachbarschaft einen Freestyle-Park, den die Stadt installieren wollte. Die Stadt hatte für dieses Vorhaben schon einen Gebrauchsleihvertrag mit dem Kanton abgeschlossen, als im Frühsommer 2007 das Projekt Freestyle-Park endgültig aufgegeben wurde. Die Besetzer durften bleiben, "nicht legal, auch nicht illegal, geduldet", wie sie sagen.

 Im Juni dieses Jahres lief der Gebrauchsleihvertrag aus. Der Kanton hatte schon am 9. April ein Submissionsverfahren zum Abbruch der Gebäude im Amtsblatt publiziert. Im Juli sollte eigentlich damit begonnen werden. Unterdessen aber haben die Bewohner eine mündliche Zusage ausgehandelt, dass sie bis Ende November 2009 bleiben können, wie Thomas Maag, Informationsbeauftragter beim Kanton, bestätigt. Wenn der künftige Baurechtsnehmer darauf besteht, das Gelände geräumt und von Altlasten saniert zu übernehmen, dürfte Anfang Oktober mit dem Abbruch begonnen werden. "Davon kann man ausgehen", sagt Maag.

 Obwohl die Partnerschaft zwischen Stadt und "Familie Schoch" eine angenehme war, wie beide Seiten betonen, dürfte sich die Stadt kaum für den Fortbestand des Projektes engagieren, wie der Stadtrat in seiner Antwort auf eine schriftliche Anfrage aus dem Gemeinderat schreibt: "Der Kanton ist Eigentümer des Areals, und der Stadtrat sieht keinen Grund, sich in dessen Verkaufskonditionen einzumischen." Im Weiteren sieht er "keine Notwendigkeit, das Gespräch mit dem Kanton zu suchen", und "begrüsst grundsätzlich, wenn das Grundstück im Baurecht für Wohnungsbau" abgegeben würde. "Das Grundstück wird dem meistbietenden Baurechtsnehmer überlassen", heisst es beim Kanton.

 "Wir wollen nicht, dass diese Gebäude abgerissen werden, solange kein bewilligtes Neubauprojekt realisiert wird", sagt ein Vertreter der "Familie Schoch". Es gebe genügend Beispiele, dass vorzeitig geräumt worden sei und die Liegenschaften danach ungenutzt geblieben seien. Die Maximalforderung der Besetzer lautet, "die Teilparzelle WD8081 ohne zusätzliche Auflagen an die jetzigen Benützer/Innen für 40 Jahre zu einem Baurechtszins von total Franken 1.-" zu übergeben, wie es im Internet unter www.binzbleibtbinz.ch in einer Petition an Kantonsrat und Baudirektion heisst.

 Die Nomaden ziehen wohl weiter

 Sollte diese Forderung scheitern, wollen sie möglichst früh den künftigen Baurechtsnehmer kontaktieren, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was in den letzten drei Jahren geschehen ist. "Hier wohnen nicht einfach dumpfe Freaks in irgendwelchen Löchern. Es entsteht etwas Positives. Trotzdem erwarten wir nicht, dass uns die Hausbesitzer gerne haben. Aber wir wollen ernsthafte Verhandlungen ohne das Vorschieben von vermeintlichen Sachzwängen." Der Kanton indessen bleibt bezüglich Verhandlungsspielraum skeptisch: "Dies wird nicht möglich sein, weil es sich um eine Abbruchliegenschaft handelt und eine Altlastensanierung notwendig sein wird", sagt Maag. Mitte August trifft sich das zuständige kantonale Immobilienamt mit den Besetzern, um sie über den aktuellen Stand und das weitere Vorgehen zu informieren.

 Vom Hochsitz der "Juppieküche" gelangen wir über Terrassen, Leitern, Hängebrücken, vorbei an privaten Räumen der Bewohner, über Treppen und durch schmale Luken auf die Dachterrasse. Hier oben gibt es eine Glaskuppel aus alten Fensterscheiben, diverse Nischen zum Grillieren, eine Holzinstallation, Avocadobäumchen - alles ist "so verschieden wie die Menschen, die es geschaffen haben". Wir reden über die soziale Verantwortung der Stadtregierung und auch darüber, welche Auswirkungen dieses Projekt auf Kultur, Politik oder Sport über die Binz hinaus wohl haben wird. Für die Besetzer ist klar: Wenn sie gehen müssen, ziehen sie ein ungenutztes Gebäude weiter und versuchen dort von neuem, ihr eigenes Leben zu gestalten. Moderne Nomaden eben.

 Walter Aeschimann

--------------------------------------------
BIG BROTHER INTERNET
--------------------------------------------

Bund 18.7.09

Bei Bedarf soll die Polizei Verdächtige auch im Internet überwachen können

Weitere Pläne für Web-Kontrolle

Beim Surfen und Telefonieren im Web will der Bund dabei sein. Weitere Eingriffe sind geplant, obwohl alte Vorgaben für weniger aufwendige Massnahmen nur mangelhaft umgesetzt wurden.

Christian Bütikofer

Das Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) plant die vollständige Überwachung der Internetnutzung von in Strafverfahren verdächtigten Leuten. Dies machte die "Wochenzeitung" am Donnerstag publik und veröffentlichte vertrauliche Dokumente. Ab diesem August müssen sich gemäss der neuen Richtlinie alle Internetprovider technisch aufrüsten und vom Bund zertifiziert werden - Zeit bleibt ihnen dafür bis Ende Juli 2010.

Für die kommende Echtzeitüberwachung des Internetverkehrs werden die Kosten hauptsächlich den Providern aufgebürdet. "Dazu sind kleine Unternehmen finanziell gar nicht in der Lage", sagt Fredy Künzler, Chef des Internetproviders Init7. Er kritisiert die kurze Anhörungsfrist von bloss drei Wochen, die Geheimnistuerei, und meint zudem: "Abhörversuche sind durch Verschlüsselung der Daten sehr einfach zu umgehen." (siehe Box)

Guido Balmer, Sprecher des EJPD, begründet die Vertraulichkeit des Dokuments: "Der Inhalt war im Interesse der Strafverfolgungsbehörden nicht für die Öffentlichkeit bestimmt", denn es würden im Dokument auch prozessuale und technische Informationen erwähnt. Zudem habe die neue Richtlinie einen langen Vorlauf gehabt. Das sei nichts Spezielles. Die Anhörung der Provider stelle sozusagen den Zieleinlauf dar.

Was heisst "Echtzeitüberwachung" konkret? Dem "Bund" ist ein Fall beim Provider Sunrise bekannt. Aufgrund eines richterlichen Beschlusses musste die Firma einem Kunden statt einen normalen DNS-Server einen zuweisen, der direkt von Bundesbeamten überwacht wurde. Fortan konnten die Beamten die Aktivitäten des Verdächtigen mitverfolgen. Die Informationsperson aus dem Umfeld von Sunrise bezweifelt, dass neue Richtlinien solche Aktionen einfacher machten: "Für jeden Einzelfall ist das sehr aufwendig."

Laut Guido Balmer sind Echtzeitüberwachungen heute sehr aufwendig, weil man mit jedem Provider einzeln eine Lösung finden müsse. Deshalb soll nun die Richtlinie hier eine bessere Handhabe schaffen.

Überlastete Überwacher

Ob eine neue Richtlinie strukturelle Probleme löst, ist fraglich. Denn bis heute hat das EJPD Probleme, bereits seit Jahren bestehende Vorgaben zur Überwachung von Internetaktivitäten in die Tat umzusetzen. So berichtet ein Insider der Provider-Szene: "Bis heute sind einige Internetprovider noch nicht einmal in der Lage, die E-Mail-Header zu speichern, weil das EJPD die dazu notwendigen Implementationen und Tests noch gar nicht durchgeführt hat." E-Mail-Header sind Angaben, wo man etwa sieht, über welche PCs im Web die Mails verschickt werden. Seit 2003 müssten alle Provider solche Daten für eine gewisse Zeit sichern. Guido Balmer bestätigt, dass hier ein Problem bestehe.

Handys separat behandelt

In der bekannt gewordenen neuen Richtlinie fehlt UMTS - durch UMTS kommunizieren wir heute übers Handy, laden Programme aufs iPhone herunter. Immer mehr Leute benutzen Abonnemente bei Swisscom, Orange und Sunrise, um damit mit ihren Laptops im Web zu surfen. Warum also fehlt diese Technologie? Balmer bestätigt, dass UMTS in der vorliegenden Richtlinie nicht erwähnt wird. Diese Richtlinie sei aber nicht die einzige und nicht die letzte. Näher wollte er darauf nicht eingehen. Die bekannt gewordenen vertraulichen Dokumente sind demnach nicht die einzigen geheimen Massnahmen zur Internet-Überwachung in der Schweiz.

---------------------------
DATENSCHUTZ
--------------------------

Sonntag 19.7.09

Datenschützer schlagen Alarm

In kaum einem Kanton sei der gesetzliche Auftrag zu erfüllen: wegen massivem Personalmangel

In den beiden Basel steht der Datenschutz noch gut da. Dennoch: Er ist unterdotiert und kann kaum aktiv handeln. Bes serung ist vorerst keine in Sicht.

Von Daniel Ballmer

Es war Anfang März, als Bruno Baeriswyl für Schlagzeilen sorgte. Der Zürcher Datenschützer hatte bekannt gemacht, dass Krankenkassen und Spitäler mit dem Einsatz so genannter "Fallmanager" das Arztgeheimnis systematisch unterlaufen. Diese Kassenvertreter hatten oft umfangreichen Einblick in Patientendaten - grösstenteils ohne die Einwilligung der Patienten. Damit verstiessen Zürcher Spitäler und Kassen gegen das Datenschutzgesetz.

 "Aus dem Baselbiet sind uns keine solchen Fälle bekannt", hatte Ursula Stucki damals festgehalten. Gleichzeitig aber hatte die Baselbieter Datenschutzbeauftragte eingeschränkt, dass die Situation nicht abschliessend zu beurteilen sei. Das hat seinen Grund: "Uns fehlen die Ressourcen, um professionelle Kontrollen durchzuführen."

Baselland ist damit kein Einzelfall - im Gegenteil. "Der Datenschutz ist in den meisten Kantonen unterdotiert und kann im Grunde seine gesetzlichen Aufgaben kaum wahrnehmen", sagt Stucki. Dem pflichtet ihr Basler Kollege Beat Rudin bei: "Über weite Bereiche wird der Datenschutz in der Schweiz noch immer sehr stiefmütterlich behandelt." Dies lässt sich mit Zahlen belegen: Zur Umsetzung von Schengen/Dublin wurden 2008 Daten aus allen Kantonen erhoben. "Dabei haben wir den minimalen Personalbestand berechnet zur Erfüllung des gesetzlichen Auftrags", sagt Rudin. Massgebend seien Kriterien wie die Grösse des Kantons, seine Urbanität oder die Zahl der Gemeinden.

 Ein paar Beispiele: Die Datenschutzstelle des Kantons Zürich sollte demnach über 1400 Stellenprozente umfassen; tatsächlich sind es zusammen mit der Stadt Zürich unter 1100 Prozent. Im Kanton Bern sollten es fast 900 Stellenprozente sein. Es ist neu zusammen mit den Gemeinden rund die Hälfte. Und in den beiden Basel wären jeweils 350 Stellenprozent angesagt. Rudin betont: "Das sind Minimalbestände. Mit weniger ist eine Aufsicht nicht wirksam."

Der Baselbieter Datenschutz umfasst heute 2,7 Stellen plus ein Volontariat, mit denen die Kantonsverwaltung, Spitäler, Polizei, Institutionen sowie die Spitex und 86 Gemeinden beaufsichtigt werden sollen. Der Basler Datenschutzbeauftragte hat zurzeit 285 Stellenprozente zur Verfügung. Im Herbst kommt eine Volontariatsstelle hinzu. Mit vier oder fünf anderen Kantonen liegen die beiden Basel also knapp unter dem Minimalbestand. "Die Einäugigen unter den Blinden", kommentiert Rudin. In rund einem Drittel der Kantone dagegen sei die Situation "ungenügend".

 "Sollen wir regelmässig wirksame Kontrollen durchführen, brauchen wir auch in Basel-Stadt künftig mehr Ressourcen", betont Rudin, weist aber darauf hin, dass das Basler Parlament in dieser Hinsicht Offenheit gezeigt hat. Bis heute war Zürich der einzige Kanton, in dem der Datenschutz tatsächlich Kontrollen durchführt. "Aufgrund des hohen Aufwands kommt aber auch hier eine Amtsstelle durchschnittlich nur alle 15 Jahre an die Reihe", sagt Rudin. In gewissen Bereichen sei dies klar zu wenig. Der Datenschutz habe einfach keine Lobby, bedauert Stucki. "Oft gelten wir als Verhinderer, obwohl wir meist nur auf geltendes Recht hinweisen."

 Und doch. Es tut sich etwas. Weil sich etwas tun muss. "Wegen Schengen wird der Datenschutz für die Schweizer Politiker gezwungenermassen allmählich zum Thema", sagt Rudin. "Von der EU musste man sich eine relativ lange Liste vorhalten lassen mit Massnahmen, die noch zu ergreifen sind." Und auch die Bevölkerung sei zunehmend sensibilisiert. Schlagworte: biometrischer Pass, Fichenaffären oder im Ausland bekannt gewordene Fälle von Datenklau. Immerhin hätten heute alle Kantone ein Datenschutzgesetz, ergänzt Stucki.

Kehrseite der Medaille: Mit Schengen kämen auf den Datenschutz zusätzliche Aufgaben zu, deren Aufwand teilweise noch schwer abzuschätzen sei. "In gewissen Kantonen aber ist der Datenschutz noch immer kaum ein Thema", sagt Rudin. "Und der Druck auf sie ist noch immer begrenzt." Die Situation dürfte sich vorerst also noch eher verschärfen, bevor die Datenschützer auf Besserung hoffen dürfen.

---------------------------------
HOOLIGAN-GRIPPE
---------------------------------

nzz.ch 18.7.09

Mit Minikameras gegen Hooligans

Schweizer Premiere bei Polizei im Tessin

Im Kampf gegen Hooligans sollen Polizisten im Tessin vom Herbst an bei Sportereignissen probeweise Minikameras tragen.

(sda) Im Tessin sollen ab Herbst Polizisten bei sportlichen Grossveranstaltungen versuchsweise mit Minikameras ausgerüstet werden. Es handelt sich um eine Schweizer Premiere.

Einen entsprechenden Vorschlag habe der Kommandant der Tessiner Polizei der Regierung unterbreitet, bestätigte Polizeisprecher Marco Frei einen Bericht der Westschweizer Tageszeitung "Le Temps". Die Regierung müsse sich dazu noch äussern.

Während des Sommers müssten noch juristische Fragen, etwa zum Datenschutz, geklärt werden. Im Herbst könnten dann die Tests beginnen. Wie es dann weitergehe, sei noch nicht festgelegt.

Bisher haben einige Kantone Gesetzesgrundlagen für den Einsatz von Videokameras bei Sportgrossanlässen geschaffen. Minikameras, wie sie im Tessin vorgesehen sind, kamen noch nicht zum Einsatz. Sie sollen am Ohrbügel des Kopfhörers befestigt werden.

----------------------------
RAUCHVERBOT
----------------------------

Sonntagszeitung 19.7.09

Das Nachtleben riecht jetzt nach Knoblauch und Schweiss

In Berner Klubs darf seit dem 1. Juli nicht mehr geraucht werden - die Betreiber müssen umdenken

Für die Schweizer Partyszene war das Rauchverbot in Klubs bisher mehr eine Mär denn Realität; man pflegte über New Yorker oder Londoner zu kichern, die ohne Glimmstängel und jegliches Rock-n'-Roll-Feeling durch die Nächte feiern.

Damit ist Schluss. Seit der Kanton Bern am 1. Juli das Rauchverbot für "sämtliche öffentlich zugänglichen Räume" erlassen hat, ist Bern die erste grössere Schweizer Partystadt, die ohne Glimmstängel auskommt. Bilanz der ersten Wochen: Das Partyvolk hat sich im Gegensatz zu ein paar frechen Emmentaler Wirten, die sich das neue Gesetz nicht gefallen lassen wollen - so berichtete diese Woche "10 vor 10" -, an das Verbot gehalten. Selbst in der alternativen Reithalle, die wahre Raucherhöhlen besass, ging der Wechsel von der Zigi zum Kaugummi problemlos über die Bühne. Zumal es für die meisten Gäste nicht unangenehm ist, im Sommer draussen zu rauchen.

Trotzdem: Viele Berner Veranstalter werden in den nächsten Monaten mit den Nebenwirkungen des Nichtrauchens zu kämpfen haben. In der engen Aarbergergasse in der Altstadt etwa, wo sich der Klub Bonsoir und mehrere Bars befinden, wird nachts mehr denn je auf der Strasse geraucht, der Lärm ist beträchtlich. Mehr Türsteher müssen für Ordnung sorgen, weil die Raucher ständig zwischen dem Innen- und Aussenraum hin- und herwechseln.

Pipo Kofmehl, Geschäftsleiter der gleichnamigen Kulturfabrik in Solothurn, kommt das bekannt vor. Das Rauchverbot gilt in seinem Betrieb seit August 2008, damit ist er Deutschschweizer Nichtraucher-Klub-Pionier. "Das Nichtrauchgesetz führt nicht dazu, dass der Partygänger zum Nichtraucher wird. Deshalb müssen wir mehr Ideen denn je generieren, um das Gesetz, die Raucher und das Partyvergnügen zu vereinen." In der Übergangsphase vor einem Jahr habe man Kaugummizigaretten verteilt, das sei richtig lustig gewesen. Dann wurde es ernst: Das seit dem Verbot eingerichtete Raucherzelt vor dem Klub störte die Schlafenden im nahen Anwohnerquartier, also wurde ein gesetzlich erlaubtes Fumoir eingerichtet. Jetzt wird wieder drinnen geraucht, in einem einzigen Raum, was jetzt nach der neu entdeckten frischen Luft wiederum auch nicht befriedigend sei.

Und dann ist da noch der Geruch: In rauchfreien Klubs reicht französisch Duschen ab sofort nicht mehr. Die Klubbetreiber bestätigen, dass der Kenner diverse Schweissnoten durchaus erkennt, genauso zuvor eingenommene Knoblauchspeisen oder schlechte Parfüms. Eine Nebelflüssigkeit, die sogenannte Discomischung, die mit Kaugummigeschmack aufgepeppt ist, überdeckt jetzt Gerüche im Kofmehl.

Auch Lichttechniker sind in Zukunft gefordert: Ohne Zigarettenrauch werden Scheinwerfer und Discokugeln nicht mehr so chic reflektiert - der Underground-Charakter ist weg. Also müssen die Klubs mehr Nebelmaschinen denn je einsetzen.

Dass die Leute weniger ins Gespräch kommen, weil man nicht mehr "Hesch e Zigi?" fragt, will Kofmehl nicht bestätigen. "Das ist doch eh eine billige Anmache."

Claudia Schmid

--

Wo man rauchend feiern darf - und wo nicht

Das Rauchverbot zeigt sich so vielfältig wie das Partyangebot.

In den Kantonen GR, TI, BE, SG, NE, UR, SO, FR und AR ist die Regelung "Schutz vor Passiv-rauchen" in Kraft, beim Rest der Schweiz herrscht fröhliches Beschliessen und Planen. Wer in Zürich feiern möchte, sollte sich das Rauchen voraussichtlich Anfang 2010 abgewöhnen, in Basel bis 1. April 2010. Dort besteht die Möglichkeit, einen Member-Club zu gründen, ein System, das auch in Berlin existiert: Je nach Club ist es dort als "Vereinsmitglied" möglich zu rauchen.

-------------------------
NEONAZIS BE
-----------------------

BZ 18.7.09

Räumen? Ja, gern!

Auf dem Langenthaler Porzi-Areal gehen bekannterweise auch rechtsextreme Gestalten ein und aus: In einem Raum neben der Brockenstube haben sich Anhänger der Partei national orientierter Schweizer Langenthal und ihre Gesinnungsgenossen eingenistet - so frönen Rassisten und Rechtsrocker dort regelmässig der lautstarken Geselligkeit. Zum Leidwesen der Anwohner zwar, doch die Vermieterin und Besitzerin der Brockenstube scheints nicht weiter zu stören. Und nun dies: "Hausräumungen, Entsorgungen, Abholdienst" bietet Mosimann's Brockenstube per Inserat im jüngsten Amtsanzeiger an. Ja, warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Übel liegt so nah? Wo es doch in unmittelbarer Nachbarschaft so viel zu räumen gäbe…
khl

---------------
RÜTLI
----------------

Sonntagsblick 19.7.09

Neo-Nazis wollen am 2. August aufs Rütli

Die Rechtsradikalen marschieren auch in diesem Jahr aufs Rütli. Da ihnen die Veranstalter den Zutritt zur offiziellen Bundesfeier verwehren, weichen sie auf den 2. August aus. Die rechtsradikale Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) ruft auf ihrer Website zum "eigenen Nationalfeiertag" der "Erneuerungsbewegung" auf.

Die Urner Polizei ist für den Aufmarsch der Neo-Nazis vorbereitet. Sie rechnet mit einigen Hundert Extremisten, die aufs Rütli pilgern könnten. "Allfällige Gesetzesverstösse werden wir ahnden", sagt der Urner Sicherheitsdirektor Josef Dittli laut der "Neuen Luzerner Zeitung".

Schon vor einem Jahr begingen die Neo-Nazis ihre eigene Rütlifeier. Am 3. August 2008 marschierten rund 300 Rechtsradikale auf die Nationalwiese.  

Joël Widmer

---------------------------------
HETEROSEXISMUS
---------------------------------

Sonntagszeitung 19.7.09

Schockwerbung: Mit dem Panzer gegen Schwule

Schokoriegel-Hersteller wirbt mit gewaltverherrlichendem Spot - jetzt reagiert der Konsumentenschutz

Zürich Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) hat eine Beschwerde bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission einge-reicht, auch Werbeprofis sind befremdet: In Spots für den Schokoriegel Snickers werden ein offenkundig schwuler Jogger und ein wehleidiger Fussballer als "lahme Ente" und "Memme" beschimpft, mit einem Panzer bedroht und angegriffen.

"Du bist eine Schande für die Männerwelt", heisst es in einem der Filmchen, die sich an Kinder und Jugendliche richten. Die Botschaft von "Mr. T" aus der TV-Serie "A-Team": Iss Snickers, werde "ein richtiger Mann". Die Spots sind auf einer Website zu sehen, zu der Links von viel besuchten Schweizer Nachrichtenportalen führen. Eines der Filmchen war auch als Fernsehspot zu sehen.

"Die Filme sind schockierend", sagt SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder: "Aggressive und gewalttätige Darstellungen haben in Werbekampagnen, die sich an eine junge Zielgruppe wenden, nichts zu suchen." Die Schwulenfeindlichkeit sei "besonders abstossend".

Daher hat die SKS eine Beschwerde gegen den Hersteller von Snickers, den Lebensmittelkonzern Mars, eingereicht. Die Lauterkeitskommission soll prüfen, ob die Filmchen den Werbekodex der Internationalen Handelskammer verletzen.

"Die Spots sind bedenklich, wenn man an die jüngsten Gewaltexzesse von Jugendlichen denkt", sagt Urs Schneider, Vorstandsmitglied des Verbands Schweizer Werbung. Michael Waldvogel, Präsident der Allianz Schweizer Werbeagenturen, stört sich an der "Gewaltverherrlichung" in der Kampagne: "Hoffentlich schmecken Snickers nicht wie Kanonenfutter!"

Schlicht "peinlich" sind die Filmchen für Pius Walker, "Werber des Jahres 2008": "Mit einer Abmahnung könnte die Lauterkeitskommission die Verantwortlichen vor sich selbst schützen."

Verena Krummenacher von Mars Schweiz sagt, sie habe noch keine Kenntnis von der Beschwerde und könne "keinen Kommentar dazu abgeben". Der Mutterkonzern scheint sich um Kinderschutz mehr zu kümmern: Auf der internationalen Site der SnickersKampagne muss der Nutzer sein Geburtsdatum eingeben - Kinder, die jünger sind als 12 Jahre, sollen keinen Zugang haben.

Sebastian Ramspeck

--

Weitere Beschwerden wegen Kinder-Werbung

Auch gegen Migros, Lego und Kraft Foods hat die SKS Beschwerden bei der Lauterkeitskommission eingereicht. Bei diesen Eingaben geht es ebenfalls um Werbung für Kinder und Jugendliche. Lego zeige in Internet-Filmchen Spielzeugfiguren, die sich von selbst bewegten. Mit einer solchen Vermischung von Realität und Fiktion drohe die Leichtgläubigkeit von Kindern ausgenutzt zu werden. Migros wird für eine Anzeige zur Sammelbilder-Aktion "Stickermania" kritisiert, Kraft Foods für ein Inserat für das Schokopulver Suchard Express. In beiden Fällen würden Kinder dazu animiert, ihre Eltern zum Kauf eines Produkts zu überreden.