MEDIENSPIEGEL 9.8.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Schützenmatte (-Fest)
- Squat Biel: Familie von Allmen mit Dach über Kopf
- Randstand Grenchen
- Kokain + Wirtschaftskrise
- Drogenkonsum ZH
- Buchtipp Globaler Polizeistaat
- Tiersschutz-Polizeistaatextremismus
- Forschungsarbeit Sexwork
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REITSCHULE
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So 09.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ
22.00 Uhr - SousLePont - Real
McKenzies (Celtic-Punk), The Dreadnoughts (Pirate-Punk), DJ:
Pat-Man & Scarlett O'Honey
Di 11.08.09
22.00 Uhr - Hofkino - LES TRIPLETTES
DE BELLEVILLE, Sylvain Chomet, Frankreich 2002, 78 min, DVD;
OV/d
So 16.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ
Di 18.08.09
22.00 Uhr - Hofkino - BROTHER, WHERE
ART THOU?, Joel Coen, USA 2000, 106min, DVD, OV/d
Infos: www.reitschule.ch
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SCHÜTZENMATTE
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BZ 8.8.09
Schützenmatte, Bern
Ein Fest zum Auftakt
Am 10.Oktober steigt auf der Schützenmatte ein Fest. Dahinter
stehen die facettenreichen Anrainer der vernachlässigten Ecke.
Rund um die Schützenmatte sind unterschiedlichste Kreise zu Hause.
Angefangen beim Kulturzentrum Reitschule hin zu Geschäftsstellen
von
Nicht-Regierungs-Organisationen, weiter zu Restaurants
unterschiedlichster Couleur sowie Gewerbetreibenden, Anwohnern und
schliesslich der Anlaufstelle für Drogenabhängige. Nun raufen
sich
diese zum Teil sehr gegensätzlichen Kreise im Verein
Bollwerk-Schützenmatte zusammen und veranstalten als ersten
gemeinsamen
Anlass am 10.Oktober ein Fest.
"Die Schütz ist reserviert", sagt Tom Iseli,
Co-Geschäftsführer des
Restaurants O bolles. Es liege auf der Hand, dass das Fest in der Mitte
stattfinden müsse, eben auf der Schützenmatte. Das
Polizeiinspektorat
bestätigt, dass ein Gesuch vorliege. Es werde gegenwärtig
geprüft.
Buntes Programm
Am Nachmittag soll das Programm Familien ansprechen. Dahinter stehen
die Spielzeugrecycling-Werkstatt Gumpesel und der Laden Picobollo.
Abends steigen dann Konzerte, so wenigstens ist es im vorläufigen
Programm vorgesehen. Weiter sind Vorführungen historischer Filme
zum
Bollwerk, Spielturniere und anderes mehr geplant. Essen und Trinken ist
dank der Restaurants und Bars kein Problem. "Alle ansässigen
Lokalitäten sollen sich präsentieren können", sagt Tom
Locher von der
Reitschule. Deshalb sind deren Türen am Tag des Festes explizit
für
alle geöffnet.
Breit abgestützt
Im Verein wirken sowohl die Reitschule wie die Brasserie Bollwerk mit.
Laut Tom Locher ist der Ursprung des Engagements in der "gemeinsamen
Frustration" über die ausbleibende zweite Drogenanlaufstelle
begründet.
Stefan Zingg, Geschäftsführer der Brasserie, ergänzt,
dass es um die
Aufwertung des Gebiets gehen müsse. Iseli, Locher und Zingg reden
Differenzen untereinander zur Zukunft des belasteten Perimeters nicht
vom Tisch, die beispielsweise in der Drogenproblematik bestehen. Bisher
seien jedoch alle bei der Stange geblieben.
In einer gestern versandten Mitteilung wird festgehalten, dass es darum
gehe, der vorhandenen Vielfalt eine Stimme zu geben. Der Stadtteil
Bollwerk-Schützenmatte will sich als "lebendiger Teil der Stadt
Bern"
in Erinnerung rufen und mitreden bei künftigen Entwicklungen. Der
Stadtteil sei nun zwanzig Jahre vernachlässigt worden: "Wir
wollen,
dass sich dies ändert."
cab
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SQUAT BIEL
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Indymedia 6.8.09
Neue Besetzung in Biel durch FamilieVonAllmen ::
AutorIn : IG-FamilieVonAllmen
Nach polizeilicher Repression und Einschüchterungsversuchen haben
wir,
die IG-FamilieVonAllmen beschlossen, das Haus an der Aarbergstrasse 87
zu besetzen und wiederzubeleben.
Mit Freude teilen wir euch eine weitere Besetzung an der Aarbergstrasse
87 in Biel mit. Somit geht der Kampf für autonome Freiräume
und
Selbstbestimmung weiter. Nach den staatlichen Repressionen, die wir
über uns ergehen lassen mussten (wir haben darüber auf
Indymedia
berichtet), hat der Familienrat der FamilieVonAllmen beschlossen, die
Räumlichkeiten der ehemaligen Möbelaustellung Art in Design
an der
Aarbergstrasse 87 zu besetzen. In der Nacht vom 3. auf den 4.August
haben wir die Räumlichkeiten, welche nach unserer Recherche seit
sechs
Monaten leerstehen und bis jetzt auch nicht offeriert werden, besetzt.
Das Gebäude soll frühestens im Jahr 2012 dem sogenannten
Westast
weichen, welcher in Zusammenhang des Autobahnprojektes A5 gebaut werden
soll. Wir gehen davon aus, das es bis dahin leerstehen wird. Wir wollen
diesen erkämpften Freiraum wiederbeleben und unsere Projekte und
Aktivitäten ausserhalb der alles dominierenden Marktwirtschaft und
der
daraus resultierenden Stumpfsinnigkeit vorantreiben. Wir stellen uns
klar gegen eine Gesellschaft, die sich isoliert und alle Lebensbereiche
überwacht. Gestalten wir unseren Lebensraum selber und verteilen
wir
die Aufgaben unter uns. Leben wir unser Leben - immer noch besser, als
in diesem zum Untergang verdammten kapitalistischen Wahn zu
überleben!
Mit dieser Besetzung wollen wir klarmachen, das die staatliche
Repression uns nicht entmutigt, dass wir weitermachen werden. Der Staat
kann die Menschen zwar einsperren, ihre Ideen aber nicht!
Salud y Libertad!
FamilieVonAllmen
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RANDSTAND GRENCHEN
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Solothurner Tagblatt 7.8.09
Alkiszene Marktplatz
Haben Solothurner die Lösung?
Wie kriegt Grenchen die Alkiszene auf dem Marktplatz in den Griff?
Vielleicht brächte ein Blick nach Solothurn die Lösung: Vor
drei
Monaten eröffnete hier die Gassenküche und die Alkiszene beim
Amtshausplatz ist (fast) verschwunden.
Solothurn hat ein grösseres Einkaufsangebot als Grenchen.
Solothurn hat
ein grösseres Angebot an Restaurants als Grenchen. Und Solothurn
hat
ein grösseres Angebot im Gesundheitswesen als Grenchen. Alles
Dinge,
auf die ein Grenchner schon mal neidisch sein kann. In einem Punkt gibt
es in Grenchen aber sicher keinen Neid: Denn Solothurn hat auch eine
grössere Alki-Szene. Die Gruppe Biertrinker auf dem Amtshausplatz
ist
nämlich weitaus grösser als die auf dem nördlichen
Marktplatz in
Grenchen.
Aber halt: Eigentlich könnten die Grenchner nämlich auch in
diesem
Punkt neidisch sein auf die Solothurner. Denn seit drei Monaten ist die
Szene auf dem Amtshausplatz massiv geschrumpft. Wieso? In der Vorstadt
eröffnete die Gassenküche "Adler" und die Szene fand eine
Anlaufstelle
- die sie grösstenteils auch nutzt.
Alkis siedeln einfach um
Die Solothurner haben also eine Lösung gefunden, gegen die
Alki-Szene
vorzugehen. Und Grenchen? Mit der Gartenwirtschaft des Restaurants Hot
Soup (vergleiche Kasten) wurde die Alki-Szene kurzzeitig vom
nördlichen
Marktplatz vertrieben. Das Resultat: Die Alkis versammelten sich
einfach 50 Meter weiter südlich - aber nach wie vor auf dem
Marktplatz.
Mit dem Wegweisungsartikel konnte die Polizei zwar einzelne
Szene-Mitglieder vom Marktplatz vertreiben, doch auch durch diese
Massnahme verschwindet die Szene nicht aus dem Blickfeld der
Öffentlichkeit. Alkis, die des Marktplatzes verwiesen wurden,
wechselten einfach zum Postplatz oder zum Monbijou, wo der zweite
Grenchner Denner angesiedelt ist.
Politiker zeigen sich offen
Es stellen sich die Fragen: Würde sich für Grenchen ein Blick
über den
Gartenzaun lohnen? Wäre eine Anlaufstelle wie der "Adler" auch
eine
Lösung für Grenchen? Liegt die Lösung so nah? Das
Tagblatt hat
verschiedene Grenchner Exponenten aus Verwaltung und Politik mit diesen
Fragen konfrontiert.
Angefangen in der Politik, wo neue Ideen sehr willkommen sind. So meint
etwa FdP-Gemeinderat Hubert Bläsi: "Gute Ideen sind immer gefragt
-
sogar wenn sie aus Solothurn kommen." Grenchen habe viel probiert, um
das Problem zu beheben, habe aber das Ei des Kolumbus noch nicht
gefunden. Bläsi führt aus: "Jede Massnahme hat eine Chance
verdient.
Wir müssen diese Variante sicher näher betrachten."
Keine Grenchner "Filiale"
Ähnlich tönt es von der SP. Gemeinderat Alex Kaufmann sagt:
"Ich bin
für jede Möglichkeit, mit der wir das Problem in den Griff
bekommen
können." Kaufmann meint, dass die Szene sich irgendwo aufhalten
müsse
und nicht einfach verschwinde. Eine Gassenküche könne also
der richtige
Weg sein.
Auch SVP-Gemeinderat Heinz Müller sagt: "Wenn sich diese
Lösung in
Solothurn als positiv erwiesen hat, kann man sie auch für Grenchen
in
Betracht ziehen." Müller fügt aber an, dass Grenchen in
diesem Fall
nicht ein eigenes "Zügli" fahren sollte. Vielleicht wäre es
ja möglich,
dass die Gassenküche von Solothurn in Grenchen eine Art "Filiale"
betreiben würde, meint Müller. An eine solche Lösung
glaubt Kurt Boner
hingegen nicht. Der Leiter der Sozialen Dienste Oberer Leberberg sagt:
"Wenn ein solches Projekt umgesetzt würde, bräuchte es
bestimmt eine
massgeschneiderte Lösung für Grenchen."
Szenen sind nicht gleich
Ganz allgemein steht Boner der Idee aber eher skeptisch gegenüber.
Diese Skeptis begründet mit zwei Argumenten: "Obwohl man sieht,
dass
sich in der hiesigen Alki-Szene nicht nur Grenchner bewegen, muss man
vorsichtig sein. Denn mit jedem neuen Angebot schafft man gleichzeitig
einen Anziehungspunkt für neue ‹Kundschaft›."
Mit seinem zweiten Argument begründet er zugleich, wieso es
für
Grenchen eine massgeschneiderte Lösung bräuchte: "Die Szenen
in
Grenchen und Solothurn sind nicht eins zu eins vergleichbar."
Während
sich in der Solothurner Szene Leute bewegen, die eben auf das Angebot
einer Gassenküche zurückgreifen, bestehe die Grenchner
Alki-Szene nicht
nur aus Leuten, die durch alle sozialen Netze gefallen seien. "Viele
der Leute, die sich auf dem nördlichen Marktplatz aufhalten, sind
nicht
dort, weil sie in einer Notsituation sind, sondern, weil sie dort sein
wollen", hält Boner fest. Für ihn ist es deshalb wichtig,
dass die
Szene richtig analysiert wird. Aus diesem Grund wurde bei der
Fachhochschule Nordwestschweiz eine Projektstudie in Auftrag gegeben
(vergleiche Kasten).
Banga will klassische Musik
Boris Banga sagt zwar: "Wieso nicht?" Der Stadtpräsident verweist
aber
wie Boner auf die Unterschiede der Szenen in Grenchen und Solothurn.
Banga hält aber klar fest, dass ein Alkstübli mit
subventioniertem
Bierverkauf, wie es dies in Olten gibt, für ihn nicht in Frage
käme.
Bangas Traumlösung wäre nach wie vor seine Idee mit der
Beschallung. Er
glaubt, dass klassische Musik oder Volksmusik die Alkis vom Marktplatz
vertreiben würde. Er habe ein entsprechendes Projekt in
Deutschland
gesehen. Doch was ist mit den anderen Marktplatzbesuchern? Würden
die
dann nicht auch verschwinden? "Nein, Passanten würde das sicher
nicht
vertreiben. Und die Beschallung käme ja nur gerade auf einem
bestimmten
Teil des Marktplatzes zum Einsatz", so Banga.
Kein Nachwuchs
Auch Grenchens Polizeikommandant Robert Gerber steht möglichen
Massnahmen offen gegenüber: "Mir ist jede Idee recht, die hilft,
die
Szene einzudämmen." Doch auch Gerber sieht in einer Anlaufstelle
wie
dem "Adler" nicht unbedingt die Patentlösung für Grenchen:
"Eine solche
Anlaufstelle birgt die Gefahr, dass Alkis aus der ganzen Region
angezogen würden." Gerber und seine Truppe werden jedenfalls
weiter den
Wegweisungsartikel zum Einsatz bringen und vor allem versuchen,
Minderjährige fernzuhalten. Immerhin das scheint zu klappen. Der
Kommandant: "Wir haben festgestellt, dass kein Nachwuchs zur Szene
gestossen ist."
Parzival Meister
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KOKAIN
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pressetext 7.8.09
Banker auf Kokain: Mensch für Finanzen ungeeignet
Drogenkonsum steigt in Krisenzeiten - Geldgier übernimmt Kontrolle
im Gehirn
London/Berlin (pte/) - Der Kokainkonsum der Briten ist im vergangenen
Jahr trotz oder gerade wegen der Wirtschaftskrise um ein Viertel
gestiegen. Dem nationalen Statistikbüro zufolge legt die
rezessionsgeplagte Insel damit einen europäischen Spitzenwert vor.
Ein
Großteil des Verbrauchs dürfte sich dabei auf das
Finanzzentrum London
konzentrieren. Wie das Handelsblatt schreibt, ist das weiße
Pulver als
Luxusdroge einzustufen und neben Popstars traditionell in der
Finanzindustrie stark nachgefragt. Dabei dürften sich
Investmentbanker,
Spekulanten und Händler ohnehin in einem Dauerrauschzustand
befinden.
Forschern zufolge ist der Mensch besonders für riskante
Finanzgeschäfte
ungeeignet, da dabei die gleiche Gehirnregion die Kontrolle
übernimmt,
die auch bei Sex oder der Einnahme von Kokain den Ton vorgibt.
Angesichts der Überdosis des vergangenen Jahres müssten
eiserne
Disziplin und ausgeklügelte Handelssysteme Abhilfe schaffen.
"Ein steigender Drogenkonsum ist pauschal nicht unbedingt in
Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise zu bringen. Wirtschaftlich
bedrohliche Situationen können aber durchaus Auslöser sein
und zu einem
höheren Konsum führen", erklärt Christine Kluge
Haberkorn,
Geschäftsführerin des Bundesverbandes für Akzeptierende
Drogenarbeit
und humane Drogenpolitik akzept http://www.akzept.org
, im Gespräch mit
pressetext. Aus dem dramatischen Anstieg des Kokainverbrauchs in
Großbritannien ist der Expertin zufolge nicht der
Rückschluss zu
ziehen, dass der Konsum auch in Deutschland steigen wird. Kokain komme
generell verstärkt zur Anwendung. Neben der Drogenszene treffe
dies
auch auf die Finanzbranche zu. "Die Edel-Droge ist besonders in
wirtschaftlich und gesellschaftlich abgesicherten sozialen Schichten
verbreitet", meint Haberkorn gegenüber pressetext. Diese
würden aber
weder statistisch noch polizeilich erfasst.
Von Finanzgeschäften wird der Mensch jedoch auch ohne Kokain
berauscht.
So prägen bei Gelderwartungen Gefühle wie Gier und Angst den
Verstand.
Den beiden Forschern Daniel Kahnemann und Amos Tversky zufolge
übernehmen sie wie im Fall des Kokaingebrauchs die Kontrolle im
Gehirn,
berichtet der Tagesspiegel. Aus Angst vor Verlusten oder verpassten
Gewinnchancen würde der Mensch von seinen Emotionen dazu
veranlasst,
wörtlich falsch zu handeln. Bei Geld- und Aktiengeschäften
neige er zu
fehlgeleiteten Entscheidungen. Gefühle müssten durch
mechanische
Handelssysteme unterdrückt werden, um eine Risikokontrolle zu
erlangen.
Zudem bedürfe es großer Disziplin um nicht der Droge Geld zu
verfallen
und anders zu handeln als von den Gefühlen vorgegeben.
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DROGEN ALLGEMEIN
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NZZ 8.8.09
Erweiterte Pupillen und gepuderte Nasen
Welche Drogen in der Zürcher Partyszene konsumiert werden
Nicht nur am Street-Parade-Wochenende werden in der Zürcher
Partyszene
häufig illegale Substanzen wie Ecstasy und Kokain konsumiert. Das
Hauptproblem in den Klubs bleibt indes der Alkohol.
tri. Wenn sich die Menschenmassen nach der heutigen Street
Parade
schliesslich auf die knapp 50 Partys in Zürich verteilt haben
werden,
um die Nacht zu wummernden Bässen durchzufeiern, sind bei vielen
Tanzwütigen neben Alkohol auch illegale Substanzen im Spiel. Doch
das
Street- Parade-Wochenende ist diesbezüglich nur in seinem Ausmass
ein
Spezialfall. Wer sich das Jahr hindurch ab und zu in die Zürcher
Klubszene begibt, für den ist augenfällig: Es werden illegale
Drogen
konsumiert, und zwar nicht wenige - wenn auch verdeckter als auch
schon. Die erweiterten Pupillen ekstatisch tanzender
Ecstasy-Konsumenten oder das nervöse, übertrieben
selbstbewusste
Auftreten von Nachtschwärmern nach einer Linie Kokain sprechen
Bände.
Subjektive Eindrücke können allerdings trügerisch
sein. Den Überblick
über die Substanzen, die beim Party-Volk gerade im Trend sind,
haben
hingegen die Mitarbeitenden der Stadtzürcher Jugendberatung
Streetwork.
Seit 2001 informieren sie über Wirkung und Risiken des
Drogenkonsums,
beraten Hilfesuchende und führen sowohl an Partys als auch im
Drogeninformationszentrum sogenannte Drug-Checkings durch. Konsumenten
können dort unentgeltlich ihre Pillen und ihr Pulver auf die
Dosierung
und auf Substanzen mit unangenehmen Nebenwirkungen testen lassen. Nicht
zuletzt durch dieses Angebot, das nach der Schweizer Drogenpolitik der
Schadensminderung dient, ist man bei Streetwork sehr nahe an der Szene.
Ecstasy, das kein Ecstasy ist
Trotz tiefen Marktpreisen sei der Drogenkonsum an Zürcher
Partys in
den letzten Jahren nicht gestiegen, sagt Donald Ganci, Leiter von
Streetwork. Es fänden jedoch laufend Verschiebungen statt, was die
Art
der verwendeten Substanzen betrifft. Diesen Eindruck teilt man auch bei
der Zürcher Stadtpolizei, wie deren Sprecher Marco Bisa auf
Anfrage
mitteilt. Gemäss dem jüngsten Drogenbericht der Stadt
Zürich sank 2008
die Zahl der polizeilich erfassten Betäubungsmitteldelikte sogar
auf
9567, den Tiefstwert der vergangenen acht Jahre. Doch solche Zahlen
sind mit Vorsicht zu geniessen, sagen sie doch meist mehr über die
Polizeiaktivität aus als über den effektiven Konsum. Das
Hauptproblem
an der Street Parade wie auch generell in der Partyszene ortet man bei
Polizei und Streetwork ohnehin weniger im Konsum von illegalen
Substanzen, sondern vielmehr beim Alkohol, der nicht selten in rauen
Mengen getrunken wird.
Von den illegalen Drogen ist in der Technoszene laut Ganci nach
wie
vor Ecstasy am weitesten verbreitet. Wobei zu präzisieren ist:
Seit
letztem Sommer sind in der Schweiz wie im übrigen Europa vermehrt
Tabletten als Ecstasy gehandelt worden, die den psychoaktiven
Ecstasy-Wirkstoff MDMA, ein Amphetamin-Derivat, gar nicht enthielten.
Rund drei Viertel aller Pillen bestehen gemäss Ganci aus mehreren
anderen, zum Teil wenig erforschten Substanzen mit unterschiedlichem
Wirkungsspektrum. Die möglichen Folgen: Übelkeit,
Kopfschmerzen,
Horrortrips, Herz- und Kreislaufstörungen oder
Durchblutungsprobleme.
Besonders problematisch wird es, wenn beim vermeintlichen
Ecstasy-Konsum nicht wie gewohnt nach 30 bis 45 Minuten der erwartete
Rauschzustand einsetzt und schliesslich weitere solcher Pillen
"nachgespickt" werden, die aufgrund ihrer Zusammensetzung erst
später
zu wirken beginnen. Über die Gründe des Fehlens von MDMA
können bis
jetzt auch Experten nur spekulieren. Klar scheine einzig, dass es
zurzeit einen Mangel am Grundstoff gebe, der für die
MDMA-Produktion
verwendet wird, erklärt Ganci.
LSD für Junge reizvoller als Kokain
In der Technoszene stellen Ganci und sein Team generell eine
leicht
zunehmende Nachfrage nach LSD sowie dem Amphetamin Speed fest.
Beobachtet wird zudem, dass immer häufiger Substanzen konsumiert
werden, die nicht unter das Betäubungsmittel-, sondern das
Arzneimittelgesetz fallen und die über das Internet bestellt
werden.
Ein Beispiel: Kurz nachdem im Jahre 2001 GHB, das sogenannte Liquid
Ecstasy, verboten worden war, tauchte an Partys der Stoff GBL auf - ein
Industrie-Lösungsmittel, das sich im Körper nach der Einnahme
schliesslich in das euphorisierend wirkende GHB umwandelt. Wie bei GHB
kann auch bei GBL der Mischkonsum mit Alkohol zu schweren
Komplikationen führen, beispielsweise zum Kollaps durch
Atemlähmung.
Methamphetamine wie "Thai-Pillen" hätten sich trotz grossem
Medienecho
in der Schweizer Partyszene - im Gegensatz zu den USA - nie etabliert.
Auch über Kokain herrsche in der Öffentlichkeit ein teilweise
falsches
Bild, sagt Ganci.
Das weisse Pulver ist - wie Cannabis-Produkte - unbestritten in
allen
Partyszenen weit verbreitet. Der Kokainkonsum nahm gemäss diversen
Schweizer Umfrageergebnissen nach der Jahrtausendwende stark zu, seit
mindestens zwei Jahren stagniere er aber, wenn auch auf hohem Niveau.
Offenbar passe die leistungssteigernde Substanz zum gegenwärtigen
Zeitgeist, stellt Drogenexperte Ganci fest. Dass aber immer
Jüngere
koksten, wie in den Medien häufig kolportiert wird, decke sich
nicht
mit den Erfahrungen bei Streetwork. Der Kokainkonsum beginne in den
meisten Fällen frühestens mit 18 Jahren. Überraschend
ist für Ganci
dagegen, dass in Umfragen der Jugendberatung an Berufs- und
Kantonsschulen viele Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren
eine Affinität zu halluzinogenen Stoffen wie LSD und
psychedelischen
Pilzen zeigten. Ausführlichere Ergebnisse zu Drogen-Trends und
Altersstruktur der Konsumenten seien jedoch erst Ende Jahr zu erwarten:
Dann soll der Evaluationsbericht von Streetwork über die letzten
vier
Jahre erscheinen.
Informationen zu illegalen Substanzen und "Drug-Checking" finden sich
unter http://www.saferparty.ch.
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POLIZEISTAAT
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NZZ 8.8.09
Das politische Buch
Terrorangst und Sicherheitswahn
Thomas Darnstädt warnt vor dem globalen Polizeistaat
"Der Verdacht, dass der Krieg gegen den Terrorismus
gefährlicher als
der Terrorismus selbst ist, erscheint mir völlig gerechtfertigt",
so
zitiert Thomas Darnstädt in seinem neuen Buch "Der globale
Polizeistaat" den verstorbenen amerikanischen Philosophen Richard
Rorty. Der Autor, promovierter Jurist und Redaktor beim deutschen
Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", schildert, wie die westlichen Staaten
im Kampf gegen den internationalen Terrorismus eine Politik der
Verängstigung betreiben. Im Zuge einer Verschärfung der
Politik der
inneren Sicherheit, so die grosse Sorge Darnstädts, würden
die
Freiheitsrechte der Bürger, die den Einzelnen vor Eingriffen des
Staates schützen sollten, ausgehöhlt.
"Angstmache", das Schüren von Ängsten vor dem
Terrorismus, werde wie
eine Kriegstechnik eingesetzt, um den Durchhaltewillen der Bürger
anzustacheln. "Es ist ein Wissen, dass da eine Macht droht, die in der
Lage ist, Unheil zu bringen, ohne dass die Umstände, der Zeitpunkt
und
die Folgen kalkulierbar sind. Es ist ein Gefühl - wie im Krieg",
heisst
es bei Darnstädt. Es werde den Bürgern suggeriert, ihre
Sicherheit sei
nur durch Aktionen wie die Sicherung von Passdaten, elektronische
Fingerabdrücke, das Abhören von Telefonen und den Zugriff auf
private
Computer-Festplatten gewährleistet.
Doch der "Krieg gegen den Terror" hat nicht nur zu einer Politik
der
Verängstigung geführt, sondern durch ihn sind auch politische
und
rechtliche Probleme entstanden. Dadurch, dass die Grenzen zwischen
Krieg und Frieden, zwischen Polizei- und Militäreinsätzen und
zwischen
Inland und Ausland zunehmend verschwimmen, hat sich ein Niemandsland
herausgebildet, in dem nun ein neues Recht entsteht. Als einen
Verfechter dieses neuen Rechts nennt Darnstädt den deutschen
Innenminister Wolfgang Schäuble, der auf eine "präventive
Wende" setze.
Konkret heisst das, dass Schäuble das Polizeirecht ausbauen will,
um
den Sicherheitskräften Ein- und Zugriffe zu ermöglichen,
bevor etwas
passiert ist. Darnstädt beklagt, dass die "amerikanische Logik"
zunehmend übernommen und die Verhältnismässigkeit bei
den Methoden,
deren sich der Staat im Kampf gegen den Terrorismus bedient, immer mehr
vernachlässigt werde. Feindschaft, so schlussfolgert der Autor,
entstehe nicht mehr aufgrund überprüfbarer Ereignisse,
sondern "kraft
politischer Dezision", hinter der sich nichts anderes verberge als die
"populistische Antwort der Politik auf die Angst" - die sie auch noch
selbst verstärkt.
Diese Entwicklung schlage sich inzwischen auch auf
europäischer Ebene
nieder. So laute die neue europäische Sicherheitsphilosophie, die
von
der Brüsseler Kommission vertreten wird: Freiheit und Sicherheit
sind
keine Gegensätze, sondern bauen aufeinander auf. Im Klartext, so
die
Kritik des Autors, heisse das aber: Freiheit ist nun ein anderes
Etikett für Sicherheit, denn sie wird zu der vom Staat
gewährten
Freiheit von den Gefahren des Terrorismus und zu der Freiheit von der
Angst vor Verbrechen. Dieser Sichtweise folgend, hat Deutschland im
März 2008 ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten abgeschlossen,
das
den Amerikanern unbegrenzten Zugriff auf deutsche Datenbanken erlaubt.
Das Thema des gut recherchierten Buches hat ganz unbestreitbar
seine
Berechtigung: die nachlassende Empfindsamkeit bei Bürgern und
Vertretern des Staates gegenüber der Einschränkung von
Freiheitsgrundrechten in einem Klima der Angst. Die Fülle der
Details
und Warnungen wirkt allerdings irgendwann leer. Einige Hinweise darauf,
wie die Bürger ihre Angst anders überwinden könnten als
dadurch, dass
sie die Beschneidung ihrer Freiheiten hinnehmen, wären darum
wünschenswert gewesen.
Monika Jung-Mounib
Thomas Darnstädt: Der globale Polizeistaat. Terrorangst,
Sicherheitswahn und das Ende unserer Freiheiten. Deutsche
Verlagsanstalt, München 2009. 280 S., Fr. 34.90.
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MFAH vs NOVARTIS
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Sonntagszeitung 9.8.09
Feind Nummer 1: Vasella & Co.
Schweizer Tierschutzfanatiker sind international vernetzt - Polizei ist
machtlos
Von Stefan Krähenbühl und Jean François Tanda
Zürich Attentate militanter Tierschützer haben sich in
letzter Zeit
gehäuft: Anfang Juli verschickten Aktivisten laut eigenen Angaben
sieben Briefe mit Patronen an Verantwortliche des Schlachthofes Mati
Macello Ticino SA. Im Mai und Juni nahmen sie Novartis-Kaderleute ins
Visier: Sie verschmierten Hausfassaden, schlitzten Autoreifen auf und
zündeten die Autos an. Novartis-Sprecher Satoshi Sugimoto
bestätigt:
"Fälle von Beschädigungen an Autos und Häusern von
Mitarbeitenden oder
an Einrichtungen von Novartis durch militante Tierschützer haben
sich
in letzter Zeit gehäuft."
Die Täterschaft in all diesen Fällen ist noch immer unbekannt
- und das
wird wohl so bleiben. Markus Melzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft
Basel: "Von allen Verfahren, die in Basel durchgeführt wurden,
führte
keines zum Erfolg."
Die Websites der Tierschützer sind im Ausland registriert
Laut dem Dienst für Analyse und Prävention (DAP) gibt es
"personelle
Überschneidungen" zwischen militanten Tierschützern und
gewalttätigen
Linksextremisten. Darauf deutet auch hin, dass der Betreiber der
Szene-Website "Animal Liberation Hallmarks" bei der
Domain-Registrierung eine Heimadresse angab, die mit der Adresse des
autonomen Zentrums Reitschule in Bern übereinstimmt.Hallmarks war
Ende
Februar Organisator eines Treffens der Szene in Langenthal. Thema war
unter anderem ein Verschlüsselungsprogramm für E-Mails. Die
Aktivisten
agieren denn auch anonym, ihre Websites registrieren sie in
Ländern, wo
der Betreiber - anders als in der Schweiz - unerkannt bleibt. Auch der
Betreiber der Website des Animal-Right-Festivals in Bremgarten AG ist
unbekannt.
Das Festival vom 23. und 24. Mai 2008 mit Workshops und Konzerten
besuchten etwa 300 sogenannte Tierbefreier. Sie solidarisierten sich
mit inhaftierten österreichischen Tierrechtsaktivisten.
Schwerpunkt des
Festivals waren aber Infoveranstaltungen - etwa zur militanten
Tierbefreierorganisation Stop Huntingdon Animal Cruelty (SHAC). Deren
Ziel ist die Schliessung des Tierversuchslabors HLS in England.
SHAC steht im Verdacht, Vasellas Ferienhaus angezündet, das Grab
seiner
Mutter geschändet und die Kirche im Dorf seines Wohnortes
verschmiert
zu haben. Doch die Kampforganisation bestreitet jede Tatbeteiligung:
"Wir verstehen die Bestürzung Vasellas und seiner Familie. Aber
wir
haben mit den Attentaten nichts zu tun", schreibt eine Sprecherin an
die SonntagsZeitung. Laut Sicherheitschef von Novartis waren an den
Attentaten Schweizer beteiligt.
Der DAP weiss, dass es hier eine Unterstützerszene für SHAC
gibt. Feind
Nummer 1 ist Novartis. Vom 24. bis zum 31. August 2009 droht SHAC eine
"Aktionswoche" an gegen Novartis und Astra-Zeneca. Sie seien
"Top-Kunden" des englischen Tierversuchslabors HLS, so die
Begründung.
Zu den erklärten Feinden von SHAC gehört auch die Firma
Mettler-Toledo
in Greifensee. Laut DAP hat auch die Animal Liberation Front, ALF,
Mitglieder in der Schweiz. Zynisch der ALF-Kommentar zum Brandanschlag:
"Wir bedauern, dass Vasella nicht im Haus war, als es brannte."
Englische Tierschützer Seite 7
--
Darbellay: "Diese Menschen sind Terroristen"
Der Verband Schweizer Pharmafirmen (Interpharma) macht gegen
Tierschutzfanatiker mobil. "Wir werden unsere Taskforce reaktivieren",
sagt Geschäftsführer Thomas Cueni. "Sie wird einen
Massnahmenkatalog
ausarbeiten und die Kontakte zu Behörden und Politik
intensivieren."
Mögliche Massnahmen seien eine Verschärfung des Strafrechts
sowie
Einreise- und Rayonverbote. Unterstützung erhält Cueni von
vielen
Seiten. Als Erster seine Solidarität bekundet hat Christophe
Darbellay
(CVP). "Diese Menschen sind Terroristen und müssen auch so
behandelt
werden", so der Nationalrat. Denkbar sei ein Vorgehen wie bei Hooligans.
--
Briten tun fast alles fürs Wohl der Kreaturen
Viele empfinden heimliche Genugtuung bei kriminellen Aktionen von
Tierschützern
London Chris war ein 15 Jahre alter Punkrebell, als er sich der
Northern League der militanten Tierschützer anschloss. In einem
rauen
Arbeiterviertel Manchesters aufgewachsen, habe es ihn "angewidert", wie
die Menschen Tiere behandelten: Aus einem Schlachthof der Umgebung lief
regelmässig Blut auf die Strasse, das Brüllen von Rindern und
Quieken
von Schweinen in Todesangst waren unüberhörbar. Am
schlimmsten aber
hätten die Bilder von Affen und Beagles auf ihn gewirkt, die in
Laboratorien wie denen von Huntingdon Life Sciences bei Tests
"systematisch gequält und getötet" würden.
Das Elend der Tiere löste in ihm den Entschluss aus, Vegetarier zu
werden und bei Aktionen von ALF, der Animal Liberation Front,
mitzumachen. "Wir befreiten Hun- de und Ziegen aus Labors, versuchten,
so viel Schaden wie möglich anzurichten." Huntingdon, nach den
Anschlägen gegen den Novartis-CEO Daniel Vasella in aller Munde,
habe
schon in den Achtzigerjahren als "der Feind schlechthin" gegolten.
Menschen aus allen Schichten hätten die Militanten, unter ihnen
viele
Frauen, unterstützt. Sie trafen sich in Kneipen, tranken sich Mut
an
und schritten meist nachts zur Tat. Die Geister schieden sich, als es
um Gewalt gegen Menschen ging. Chris stieg aus, als die IRA die
Tierschützer unterwanderte. ALF, als terroristische Vereinigung
eingestuft, ist heute in schattenhafte Organisationen mutiert. Eine
davon ist Stop Huntingdon Animal Cruelty.
Banken wagten es lange nicht, Huntingdon Kredit zu gewähren
Chris, heute erfolgreicher Gärtner, weist auf eine interessante
Parallele hin: Viele Menschen ereiferten sich über Tierversuche
und
brutale Tierhaltung, würden aber nie bei gewalttätigen
Aktionen
mitmachen; doch empfänden sie "klammheimliche Genugtuung". Genau
wie
bei Sympathisanten anderer Terrorgruppen.
Trotz harten Strafen für sieben ALF-Mitglieder gehen die Aktionen
weiter: infame Schmierkampagnen - ein Teil der 1700
Huntingdon-Angestellten wurde in ihrem Dorf systematisch als
"Kinderschänder" verunglimpft -, Brandanschläge und
Morddrohungen. Sie
richten sich auch gegen Aktionäre, Zulieferer und Kunden von
Huntingdon
aus der Pharmazie- und Kosmetikbranche. Sieben Jahre lang traute sich
keine britische Bank, Huntingdon Kredite einzuräumen; das
Unternehmen
verliess England, kehrte erst 2009 zurück.
Doch die Atmosphäre ist frostig geblieben. Eine
Fernsehdokumentation,
gefilmt mit versteckter Kamera, hatte einst enthüllt, wie in einem
Huntingdon-Labor niedliche Beagles misshandelt wurden, nur so aus
Spass. Ein bedauerlicher Einzelfall, sagte die Firma. Die Angestellten
wurden verurteilt und entlassen.
Die Bilder haben sich eingebrannt ins Gedächtnis einer Nation, die
als
besonders tierlieb gilt, in der zugleich die Schizophrenie der
westlichen Welt besonders klar zutage tritt. England war Geburtsort der
industriellen und wissenschaftlichen Revolution. Es ist kein Zufall,
dass die britische Wissenschaft furchtloser als anderswo Neuland
betritt und Tabuschwellen überschreitet. Ob beim Klonen von
Tieren, bei
menschlicher Reproduktion oder in der Stammzellenforschung. Es gibt im
Geburtsland Darwins noch Vertreter der Zunft, die kühl versichern,
Tiere seien "Maschinen", die keinen Schmerz empfinden könnten.
Die Segnungen der Moderne, Gesundheit und Schönheit, möchte
die
Mehrheit nicht missen. Zugleich hat sich in England schon im 18.
Jahrhundert der Widerwille gegen die moderne Zivilisation entwickelt.
Das wird auch sichtbar im sentimentalen Kult um "pets", um Katzen und
Hunde. Die Errungenschaften der Moderne verlangen, dass Tierversuche
weitergehen. Huntingdon leistet einen wichtigen Anteil der dafür
unerlässlichen Arbeit. Weltweit sterben Millionen Tiere für
das
Wohlergehen der Menschen: ein Preis, der für viele inakzeptabel
hoch
ist. Weshalb sie, wie einst Chris, versucht sind, mit allen Mitteln
dagegen vorzugehen.
Jürgen Krönig
---
NZZ am Sonntag 9.8.09
So attackieren Tierschützer Schweizer Pharma-Mitarbeiter
Der Extremismus militanter Aktivisten greift von England auf die
Schweiz über
Mit Gewalt und Drohungen versuchen Tierschutzaktivisten Schweizer
Pharma-Angestellte einzuschüchtern. Die Täter reisen aus dem
Ausland an.
Christine Brand
In der Schweiz häufen sich Übergriffe und
Sachbeschädigungen durch
extremistische Tierschutzorganisationen. "Wir stellen 2009 eine Zunahme
der Fälle fest", sagt Jürg Bühler vom schweizerischen
Inland-Nachrichtendienst. Ins Visier der gewaltbereiten Aktivisten
geraten vor allem Mitarbeiter von Pharmafirmen. Die Brandstiftung am
Ferienhaus von Novartis-Chef Daniel Vasella und der Raub der Graburne
seiner Mutter sind Höhepunkte einer ganzen Serie von Attacken auf
die
Novartis: Auf einer Liste von Bekennerschreiben in einem
einschlägigen
Online-Magazin sind im letzten halben Jahr zehn weitere Übergriffe
im
In- und Ausland dokumentiert.
So wurden im Mai im Kanton Basel-Landschaft die Häuser und Autos
von
vier Novartis-Mitarbeitern besprayt und Reifen aufgeschlitzt. Tage
zuvor fackelten Aktivisten im französischen Saint-Louis das
Klubhaus
des Novartis-Sportclubs ab. In Solothurn fand ein Novartis-Angestellter
Brandsätze unter seinen Autos. In England verschickten Aktivisten
gefälschte Polizeimitteilungen, in denen sie zwei
Novartis-Angestellte
als Pädophile verleumdeten.
Mitarbeitern von Unternehmen werden für Sabotageakte und
Informationen
grosse Summen angeboten. Privatadressen und Fotos von
Pharma-Angestellten werden im Internet publiziert. Hinter den Taten
stehen Organisationen aus Grossbritannien. Dort werden ihre Delikte
gezielt verfolgt und als organisiertes Verbrechen beurteilt. Seither
greift der Extremismus vermehrt auf die Schweiz über. Jürg
Bühler vom
Inland-Nachrichtendienst spricht von ausländischen Aktivisten, die
in
der Schweiz Taten begehen und hier auf "mehrere Dutzend Helfer"
zählen
können. Bühler rechnet mit weiteren Attacken, es seien viele
Ziele
möglich.
>Seite 18 >Kommentar Seite 15
--
Kriminalität
Terror im Namen des Tiers
Morddrohungen, Brandstiftung und Grabschändung: Militante
Organisationen haben schweizerische Pharmafirmen im Visier. In ihrem
fanatischen Kampf gegen Tierversuche sind ihnen alle Mittel recht - was
dem Tierschutz mehr schadet als nützt.
Von Christine Brand
3Uhr 25, mitten in der Nacht auf letzten Montag. Im idyllischen Lechtal
in Österreich reisst ein lauter Knall einen deutschen Feriengast
aus
dem Schlaf. Er blickt aus dem Fenster und ruft die Feuerwehr: Das
Nachbarhaus brennt. Die Flammen fressen sich durch das Ferien- und
Jagddomizil von Daniel Vasella, dem Chef des Basler Pharmakonzerns
Novartis. Der steigt am nächsten Morgen umgehend in den Helikopter
und
fliegt zum Brandort. Eine Foto zeigt ihn, wie er lächelnd dem
übernächtigten Feuerwehrkommandanten zum Dank die Hand
schüttelt.
Dabei ist Daniel Vasella kaum zum Lachen zumute. Die Auskunft von
Walter Pupp, dem Chef des Tiroler Landeskriminalamts, bestätigt
ihm,
was er bereits ahnen muss: Brandbeschleuniger ist zum Einsatz gekommen.
Es handelt sich eindeutig um Brandstiftung. Jemand hat mit Absicht
Vasellas Liegenschaft zerstört. Wer das getan hat, will mehr als
bloss
sein Haus kaputtmachen: "Wir werden dein Privatleben angreifen, wo
immer es möglich ist", steht in einem Bekennerschreiben, das im
einschlägigen Online-Magazin "Bite Back" publiziert ist. "Wir
werden
dein Leben zerstören." Den massiven Drohungen vorangestellt ist
eine
ausführliche Beschreibung der Aktion in der Brandnacht. Und die
ketzerische Frage: "Das war nicht deine Woche, Daniel?"
Das war es nicht. Denn die Brandstiftung ist bereits der zweite
Anschlag auf den Novartis-Chef innert sieben Tagen. Pietätlos und
noch
gezielter auf seine persönlichen Gefühle ausgerichtet war die
vorangegangene Tat: In Chur schändete eine unbekannte
Täterschaft die
Gräber seiner Eltern und von Verwandten. Sie versprayten die
Grabsteine, rissen den Grabschmuck aus und steckten stattdessen zwei
beschriftete Holzkreuze ein. Was oder wessen Namen darauf geschrieben
stand, gibt die Bündner Polizei nicht bekannt. Gleichzeitig gruben
die
Täter die Urne von Vasellas 2001 verstorbener Mutter aus und
nahmen sie
mit. Die Botschaft, die sie in fetten, roten Lettern auf den
Grabsteinen zurückliessen, lautete: "Drop HLS now" - "mach Schluss
mit
HLS". Mit demselben Slogan und massiven Drohungen gegen Daniel Vasella
wurde Tage zuvor in seinem Wohnort Risch auch die Kirche St. Verena
verschmiert.
Vom Tierschutz zum Terror
HLS: Die drei Buchstaben stehen für "Huntingdon Life Sciences",
das
grösste Tierversuchslabor Europas, das in England unter anderem
für
Pharmafirmen Versuche an Tieren durchführt (vgl. Text rechts
oben).
Allein die Erwähnung dieses Namens rückt ganz bestimmte,
militante
Tierschutzorganisationen in den Kreis der Verdächtigen: die
britische
Gruppe SHAC ("Stop Huntingdon Animal Cruelty", sinngemäss: Stoppt
die
Grausamkeit gegen Tiere von Huntingdon), die ALF ("Animal Liberation
Front", Tierbefreiungsfront) und die MFAH ("Militant Forces against
Huntingdon Life Sciences" - militante Kräfte gegen das Huntingdon
Life
Sciences).
Hinter diesen Namen stehen Organisationen, die sich dem Kampf gegen
Tierversuche verschrieben haben. SHAC wurde 1999 explizit mit dem Ziel
gegründet, die Schliessung des Labors HLS zu erreichen. Nachdem
Bilder
grausamer Versuche und Haltungsbedingungen der Tiere in der Firma HLS
öffentlich gemacht worden waren, konnten die Aktivisten
zunächst auf
die Sympathie der als tierlieb bekannten Engländer zählen.
Doch im Lauf
der Jahre wurden die Attacken auf HLS zunehmend brutaler, und SHAC
wandelte sich immer mehr zu einer gewaltbereiten Untergrundbewegung -
was die Organisation auf ihrer Homepage selbst dokumentiert: Die Liste
ihrer inhaftierten Mitglieder - unter ihnen auch der Mitgründer
Greg
Avery - ist lang. Die Strafmasse liegen zwischen einigen Monaten und
zwölf Jahren, verurteilt wurden sie wegen Drohungen,
Sachbeschädigungen, Brandstiftungen, Sprengstoffanschlägen.
Eine
SHAC-Aktivistin, die einen Laborangestellten und seine Kinder mit dem
Tod bedroht hatte, sagte nach ihrer Verurteilung: "Ich bin doch nur
eine harmlose Tierliebhaberin."
Möglich, dass sich manche Mitläufer in ihrer falsch
ausgedrückten
Tierliebe des Ausmasses ihres Tuns nicht bewusst sind - was die Taten
nicht mildert. Die Drahtzieher hingegen, die hinter den Aktionen
stehen, setzen bewusst auf gewaltbereiten Extremismus. Weil sie der
Meinung sind, dass ihr Ziel mit anderen Mitteln nicht zu erreichen sei.
Ihre Bekennerschreiben zu ihren legalen und illegalen Aktionen
publizieren sie unter anderem im Online-Magazin "Bite Back", unter der
Rubrik "Nachrichten von der Front". Den Bericht über den
Brandanschlag
auf Vasellas Jagdhaus hat eine Gruppe namens MFAH Austria
unterzeichnet. Laut dem Betreiber des Online-Magazins, der im
amerikanischen Palm Beach sitzt, werden die Bekennerschreiben bei ihm
anonym eingereicht, sie seien in der Regel authentisch: "Die meisten
sind von den verantwortlichen Aktivisten selbst verfasst", teilt er auf
Anfrage mit.
Als Pädophiler verleumdet
Die umfangreiche Liste zeigt, dass allein in diesem Jahr etliche
Anschläge auf Novartis-Mitarbeiter verübt worden sind. In
einer Nacht
im Mai beispielsweise geben Mitglieder der ALF an, im Kanton
Basel-Landschaft bei vier Novartis-Mitarbeitern Häuser und Autos
besprayt und Reifen aufgeschlitzt zu haben. Tage zuvor wurde im
französischen Saint-Louis das Klubhaus des SC Novartis
abgefackelt. Und
in Solothurn fand ein Novartis-Angestellter Brandsätze unter
seinen
drei Autos.
Satoshi Sugimoto, ein Sprecher von Novartis, bestätigt, dass das
Unternehmen und seine Mitarbeiter seit Jahren und in letzter Zeit
vermehrt das Ziel militanter Tierschützer waren. Bereits mehrmals
direkt betroffen war Novartis-Forschungschef Paul Herrling. "Einmal
wurden uns Pistolenkugeln nach Hause geschickt, letztes Jahr wurde
unsere Wohnungsumgebung verschmiert, und an der Busstation unserer
Wohngemeinde wurde ich als Pädophiler verleumdet", erzählt
er. Dies sei
eine altbekannte Einschüchterungstaktik der Aktivisten. "Sie
können
sich vorstellen, wie unangenehm das für meine Familie und mich
ist."
Für Novartis gab es laut Sugimoto nie Zweifel, dass auch hinter
den
jüngsten Angriffen militante Tierschützer stehen. "Diese
Extremisten
benutzen regelmässig andere Namen, heute nennen sie sich MFAH,
morgen
SHAC oder ALF, es sind aber immer dieselben Leute, die diese Taten
begehen." Aufgrund der Häufung der Vorfälle haben Novartis
wie auch
andere betroffene Pharmafirmen die Sicherheitsmassnahmen und den
Personenschutz verstärkt. Laut dem Dienst für Analyse und
Prävention
DAP, dem Inlandnachrichtendienst der Schweiz, ist Vorsicht angebracht:
Er rechnet mit weiteren Anschlägen (vgl. Interview).
Das Vorgehen der Aktivisten ist jeweils präzise geplant. Das
Umfeld der
Opfer wird genau inspiziert. Privatadressen werden nicht nur
herausgefunden, sondern auch veröffentlicht: Auf den Homepages der
Organisationen finden sich Adressen, Nummern und Fotos der Mitarbeiter
ganzer Abteilungen von Pharmabetrieben, einem Pranger gleich. Ein
Unternehmer, der selbst ins Visier von Tierschützern geriet und
seinen
Namen nicht genannt haben will, erzählt, dass
Tierschutzorganisationen
- auch solche aus der Schweiz, die nicht als militant bekannt sind -
Mitarbeiter angehen und ihnen Zahlungen im fünfstelligen Bereich
für
Informationen oder Bildmaterial aus den Betrieben anbieten. "Ich habe
Beweise dafür, dass ehemaligen Mitarbeitern von mir für
Sabotageaktionen und Filmmaterial grosse Summen angeboten wurden",
erzählt er. Oft werde das Bildmaterial auch manipuliert.
Umstrittene Tierversuche
Unbestritten ist indes, dass Tierversuche umstritten sind.
Organisationen in der Schweiz, die sich gegen Versuche oder für
deren
Abschaffung einsetzen, distanzieren sich aber klar von den
Gewaltaktionen. "Es ist widersprüchlich, im Kampf gegen Gewalt an
Tieren Gewalt an Menschen anzuwenden", sagt etwa Christopher Anderegg,
Präsident des Vereins zur Abschaffung der Tierversuche. "Solche
Gewaltaktionen machen unsere Arbeit für die Abschaffung der
Tierversuche und den Tierschutz noch viel schwieriger." Anderegg ist
Wissenschafter und führte selbst einst Tierversuche durch. "Heute
lehne
ich Tierversuche als irreführend und nicht aussagekräftig ab."
Für Franz Paul Gruber vom Verein Ärzte für Tierschutz
hingegen kann bei
der Entwicklung von Medikamenten nicht auf Tierversuche verzichtet
werden - sie sind gesetzlich vorgeschrieben. Ohne Tierversuche wird
kein Medikament zugelassen. Er weist darauf hin, dass sich in den
letzten Jahren viel zugunsten der Tiere verändert habe: Jeder
Versuch
muss von einer Ethikkommission bewilligt werden. Und es werde intensiv
an Alternativmethoden geforscht: zum Beispiel mit Tests an Organen
geschlachteter Tiere. Dennoch stieg die Zahl der Tierversuche in der
Schweiz letztes Jahr an: 731 833 Tiere wurden für Versuche
gebraucht.
Das sind 2005 Tiere pro Tag.
Novartis senkte die Zahl der Tierversuche im letzten Jahr um 9 Prozent.
Wobei nur ein Fünftel davon in der Schweiz durchgeführt wurde
- die
übrigen Versuche fanden in den USA, in England und Singapur statt.
Mit
dem Tierversuchslabor HLS allerdings - gegen das sich die Aktionen der
militanten Tierschützer explizit richten - arbeitet Novartis laut
Sprecher Sugimoto nicht zusammen: "Wir führen seit Jahren keine
Studien
oder andere Arbeiten mehr bei HLS durch."
Das scheint den radikalen Tierschützern egal zu sein: In der
Agenda des
SHAC ist vom 24. bis zum 30. August 2009 eine Aktionswoche eingetragen:
Eine Woche "voller Aktionen gegen die wichtigsten Kunden der
Tierversuchs-Fabrik HSL". An erster Stelle wird Novartis als Ziel
genannt.
--
Im Tierversuchslabor Huntingdon
60 000 getötete Tiere pro Jahr
Am meisten fasziniert die flinken Kerle der Kugelschreiber. Sobald ich
versuche, etwas aufzuschreiben, greift einer der Javaneraffen durch die
Gitterstäbe nach dem Stift. Er gehört mir ohnehin nicht.
Meinen eigenen
Kugelschreiber musste ich draussen lassen - er könnte eine Kamera
enthalten. Das will man bei Huntingdon Life Sciences (HLS) nicht
riskieren.
1996 tappte die Firma in Cambridgeshire, die im Auftrag von
Pharmafirmen Tierversuche durchführt, in die Falle. Damals schlich
sich
eine Fernsehreporterin ein und dokumentierte Gewaltanwendung gegen
Tiere. Die verantwortlichen Pfleger und der Manager wurden entlassen.
"Seither werden Mitarbeiter ermuntert, Unrechtmässigkeiten geheim
zu
melden", sagt Andrew Gay, der Marketing- und Kommunikationsdirektor von
HLS. Mittlerweile hat Grossbritannien die Richtlinien für
Tierversuche
verschärft. 1997 wurden sie für Kosmetika verboten, 1998 auch
für
Kosmetik-Bestandteile.
Angriff mit Pickelgriff
Wir gehen in Labor-Anzügen durch Reihen von Javaneraffen. An ihnen
wird
ein Krebsmittel getestet, in unterschiedlichen Dosierungen - auf Laien
wirken indes alle Tiere gleich. Sie klettern in ihren Käfigen auf
und
ab und schauen neugierig zu. Die Käfige habe er selbst entworfen,
erzählt der Tierschutzbeauftragte für Affen. Sein Name wird
nicht
genannt. Die Mitarbeiter sollen nicht zur Zielscheibe von militanten
Tierversuchsgegnern werden. Die Angriffe von Stop Huntingdon Animal
Cruelty (SHAC) hätten nachgelassen, sagt Direktor Brian Cass, der
2001
vor seinem Haus mit einem Pickelgriff zusammengeschlagen wurde. Erst
als die Polizei die Übergriffe nicht mehr vereinzelt, sondern als
organisierte Verbrechen behandelte, habe sie gezielt gegen die Leute
vorgehen können. In der Folge konzentrierten sich diese auf
Dritte, auf
Kunden und Zulieferer. "Wichtig ist darum, dass die Behörden nach
den
Angriffen auf Daniel Vasella auf europäischer Ebene
zusammenarbeiten",
sagt Brian Cass.
HLS wurde 1952 gegründet und ist die grösste
Tierversuchsfirma Europas,
mit 950 Angestellten in Huntingdon und 700 weiteren in Suffolk und in
den USA. Sie bedient 450 Kunden jährlich und schliesst 2500
Studien ab;
zu 85 Prozent für die Medizin, hinzu kommen toxikologische
Gutachten
für Landwirtschaft und Chemie. "Wir machen auch viele Versuche im
Labor
und am Computer", sagt Andrew Gay. Trotzdem werden jedes Jahr rund 60
000 Tiere gebraucht. 84 Prozent sind Ratten und Mäuse, 7,5 Prozent
Fische, der Rest teilt sich auf in Kaninchen, Vögel, Hunde,
Primaten.
Medikamente müssen an zwei Arten getestet werden, erst an Nagern,
dann
an Hunden, Schweinen oder Affen.
Tod nach dem Test
Versuche mit Primaten sind besonders umstritten, bei HLS machen
sie
1,5 Prozent aus. Die Lizenzbedingungen seien dafür am strengsten,
sagt
die Projekt-Lizenzhalterin: "Um die Erlaubnis der Regierung zu
erhalten, müssen wir beweisen, dass alle andern Arten ungeeignet
sind."
400 der witzigen Kerle sind derzeit in Huntingdon, sie werden in
Südostasien gezüchtet.
Die mir vorgestellten Krebsmittel-Tester hausen zu sechst in einem
Käfig, damit die Dosierungen nicht vermischt werden. Die
Impfstoff-Tester im Nebenraum haben es besser. Sie leben in
grösseren
Gruppen in Räumen mit Autoreifen und Planschbecken. Alt werden sie
alle
nicht. Nach dem Test werden sie eingeschläfert und obduziert. "Das
mag
brutal klingen", sagt Andrew Gay, "aber das ist der wichtigste Teil des
Versuchs. Nur so können wir die Auswirkungen der getesteten
Substanzen
auf die Organe erkennen."
Lilo Weber, Huntingdon
--
"Wir rechnen mit weiteren Anschlägen" Jürg Bühler
Jürg Bühler ist interimistischer Direktor des Dienstes
für Analyse und Prävention DAP.
NZZ am Sonntag: Bereits im Staatsschutzbericht 2006 war ein Hinweis auf
"gewalttätige Tierschützer" enthalten. Das Phänomen ist
für Sie nicht
neu?
Jürg Bühler: Nein, leider nicht. Wir beobachten die
gewalttätigen
Tierschützer seit Jahren. Sie machten in den letzten Jahren
über 10
Prozent der von uns bearbeiteten Geschäfte im Bereich des
gewalttätigen
Extremismus aus. Dabei handelte es sich nicht ausschliesslich um
eigentliche Gewaltaktionen, sondern auch um andere Auftritte dieser
militanten Organisationen. Wir stellen 2009 wieder eine Zunahme fest,
geben aber keine detaillierten Zahlen bekannt.
Wie stufen Sie die betreffenden extremen Tierschutzorganisationen ein?
Nach der geltenden Gesetzgebung gehören die militanten
Tierschützer zum
Bereich des gewalttätigen Extremismus. Terroristische
Aktivitäten
müssten sich nach unseren Massstäben gegen den Staat oder die
Gesellschaft an sich richten - wie etwa von al-Kaida. Das ist bei den
militanten Tierschützern nicht der Fall. Aber sie sind
gefährlich und
werden von uns aus Staatsschutzsicht bearbeitet.
Unter Verdacht stehen ausländische Organisationen. Haben Sie
Kenntnis von Schweizer Sektionen?
Zur konkreten Verdachtslage in den aktuellen Fällen äussern
wir uns
derzeit nicht. Bisher verübten aber zugereiste Aktivisten solche
Anschläge. Sie konnten sich auf Helfer aus der Schweiz
abstützen. Wir
schätzen die Zahl dieser Helfer auf einige Dutzend.
Wie sind die Gruppen organisiert?
Dazu geben wir keine genauere Auskunft. Es sind aber eher lose
Zusammenschlüsse von Aktivisten.
Man hat den Eindruck, dass sie sehr geplant vorgehen und gut
recherchieren.
Dieser Eindruck ist richtig. Wir haben in den vergangenen Jahren
dasselbe stufenweise Vorgehen beobachtet, bei welchem die Aktivisten
vor den Gewaltaktionen systematisch die Zielobjekte ausforschten.
Rechnen Sie mit weiteren Anschlägen?
Davon müssen wir leider ausgehen, wobei die möglichen Ziele
sehr zahlreich sind. Interview: Christine Brand
--
Militante Tierschützer
Der falsche Weg
Ratten mit gezüchteten Krebsgeschwüren, Äffchen mit
Implantaten im
Gehirn: Grässliche Bilder drängen sich in den Kopf, sobald
von
Tierversuchen die Rede ist. Wird mit legalen Mitteln und Argumenten
dafür gekämpft, dass Tierversuche und das Leiden der Tiere
auf ein
Minimum reduziert werden, ist dagegen nichts einzuwenden. Manchmal aber
liegt zwischen erbittertem Idealismus und Terrorismus nur ein schmaler
Grat. Wer diesen überschreitet, hat jedes Verständnis
verspielt. Sobald
Idealisten zu Gewalttätern werden, die Menschen terrorisieren,
verraten
sie ihre eigenen Ziele. Denn wenn Häuser brennen und Graburnen
geraubt
werden, geht es nicht mehr um die Frage, ob es ethisch vertretbar und
wissenschaftlich notwendig ist, Tieren gezielt Leid zuzufügen.
Dann
geht es einzig um einen kriminellen Akt, den es zu verurteilen gilt.
Ein hehres Motiv macht keinen Unterschied: Die Aktivisten sind zu
verfolgen wie andere Gewalttäter auch. (cbb.)
---
Sonntagsblick 9.8.09
"Mein Leben hat sich verändert"
EXKLUSIV!
Interview: Hannes Britschgi und Johannes von Dohnanyi, Fotos: Sabine
Wunderlin
Radikale Tierschützer haben den Chef des grössten Schweizer
Pharmakonzerns und seine Familie im Visier. Jetzt meldet sich Daniel
Vasella (55) zu Wort - exklusiv im SonntagsBlick.
Herr Vasella, wie geht es Ihnen?
Daniel Vasella: Es kann einem nicht gut gehen, wenn man so angegriffen
wird. Andererseits weiss ich, dass es denen nur darum geht, Terror zu
generieren. Das lasse ich nicht zu.
Hinter den Angriffen stecken wohl extremistische Tierschützer.
Haben Sie Angst?
Angst ist das falsche Wort. Vorsicht ja. Aber Angst, nein.
Und Ihre Frau und Kinder?
Denen geht es ähnlich. Ich glaube, dass man mit solchen
Situationen
rational umgehen muss, ohne dabei die Gefühle zu verleugnen. Die
Genugtuung, dass die ihre Ziele erreichen, sollte man denen nicht geben.
Sie sprechen von Vorsicht. Glauben Sie, die radikalen Tierschützer
sind zu allem fähig?
Ja, sicher. Man muss ihre Drohungen ernst nehmen, dass sie bis zum
Letzten gehen.
Glauben Sie das, weil auf dem Friedhof in Chur zwei Holzkreuze mit
Ihrem und dem Namen Ihrer Frau entdeckt wurden?
Das kann ich nur so deuten.
Ihre Angreifer verunglimpfen Sie als "Mörder".
Ich bin mit meinem Gewissen zu hundert Prozent im Reinen. Ich bin davon
überzeugt, dass unsere Arbeit bei Novartis Menschen heilt und
Leiden
vermindert.
Das war die Antwort des rationalen Topmanagers. Aber wie reagiert der
Mensch Vasella?
Der Vorwurf "Mörder" trifft mich nicht. Auf der privaten Ebene
finde
ich die Schändung meiner Familiengräber inakzeptabel. Diese
Tat weckte
in mir viele schmerzliche Erinnerungen. Die Totenruhe ist ein
gesellschaftlich anerkanntes Tabu. Sie zu brechen ist eine
unverzeihliche Respektlosigkeit. Tote lässt man ruhen. Das gilt
für
meine Mutter wie für meine ältere Schwester, die nach drei
furchtbaren
Leidensjahren im Alter von 19 Jahren an Krebs starb. Ihre Totenruhe zu
stören habe ich einfach als gemein und niederträchtig
empfunden.
Vor einer Woche wurde auch noch Ihr Haus in Österreich in Brand
gesteckt. "Schade, dass Vasella während des Feuers nicht da war",
haben
die Extremisten der britischen Tierschutz-Organisation SHAC auf einer
ihrer Webseiten sogar geschrieben.
Das Materielle ist materiell - man nimmt nichts mit. Dass meine
Kinderbücher, die ich dort aufbewahrte, verbrannt sind, hat mich
mehr
getroffen als der Rest. Der ist ersetzbar.
Ermittelt Novartis selbst gegen die Täter?
Nein, das ist Aufgabe der Polizei. Wir haben zwar eine eigene
Sicherheitsabteilung. Aber die kümmert sich um
Medikamentenfälschungen,
um die Werksicherheit und eben auch um die Sicherheit der
Mitarbeitenden.
Wann haben die Angriffe eigentlich begonnen?
Angriffe auf Mitarbeitende erleben wir schon seit Jahren. Aber seit
Novartis von SHAC als oberstes Ziel eingestuft wurde, haben sich die
Attacken verschärft. Die haben Autos in Brand gesteckt, Leute
bedroht
oder als Pädophile verleumdet. Es hat Einbrüche gegeben.
Wie geht diese Spirale der Gewalt wohl weiter?
Fantasien hat man natürlich. Aber man darf sich dadurch nicht
paralysieren lassen. Und deshalb sage ich: Vor-Sicht. Das heisst
Voraussicht, um dann entsprechende Massnahmen zu ergreifen.
Welche Möglichkeiten hat Ihre Sicherheitsabteilung, Sie und Ihre
Mitarbeiter zu schützen?
Alle, die adäquat sind.
Und da arbeitet man auch mit der Polizei zusammen?
Ja, natürlich. Aber lassen Sie mich auch sagen, dass das Vorgehen
gegen
SHAC in den USA oder in Grossbritannien bisher viel dezidierter war als
in Deutschland und in der Schweiz.
Fühlen Sie sich von Politik und Polizei ein wenig alleingelassen?
In der jüngsten Zeit nein. Aber zuvor ja. Die Frage ist immer, wie
schwer eine Bedrohung werden muss, bevor sie ernst genommen wird. Die
Versuchung ist gross, zu bagatellisieren, zu verniedlichen und zu
"verstehen".
Ihr Leben hat sich in den letzten Wochen enorm verändert?
Ja, mein Leben hat sich markant verändert. Das ist eine Erfahrung,
die ich bisher noch nicht gemacht hatte.
Und wie sieht dieses neue Leben aus?
Sie werden verstehen, warum ich da keine Details nennen werde.
Was wissen Sie über die Täter?
Die Identität der Täter ist natürlich unbekannt. SHAC
ist wie alle
terroristischen Organisationen in Zellen organisiert, die relativ wenig
voneinander wissen. Es gibt ein zentrales ideologisches Instrument, das
ist auf dem Internet einsehbar. Die verbreiten Neuigkeiten, die filmen
zum Teil auch ihre Aktionen und stellen sie dann ins Internet. Sie
versuchen, ihre Opfer lächerlich zu machen. Das sind die
eigentlichen
Drahtzieher. Und dann gibt es noch die Financiers, die steuern die
Geldflüsse. Da gehören unter anderem auch sogenannte
Celebrities dazu.
Sie bezeichnen SHAC als terroristische Organisation. Bei den
Ermittlungsbehörden spricht man lieber von Kriminellen. Sind Sie
damit
einverstanden?
Wie weit muss es denn gehen, bevor von Terroristen gesprochen wird?
Für
mich ist Terror, gezielt Angst zu verbreiten, gezielt Leute unter Druck
zu setzen mit allen möglichen und vor allem illegalen Mitteln. Man
darf
sich nicht täuschen: SHAC ist eine multinationale Organisation.
Diese
Leute sind organisiert. Da müssen ganz klare Grenzen gezogen
werden.
Genau, denn sich für Tiere einzusetzen ist an sich ein positives
Engagement.
Mitgefühl für Tiere ist verständlich, nachvollziehbar
und durchaus
legitim, aber wo dieses Gefühl kriminell wird und Menschen
schadet,
schadet es auch dem legitimen Tierschutz. In der Schweiz haben wir
mehrere Tierschutz-Initiativen gehabt. Die Bevölkerung hat sich
ganz
klar hinter die medizinischbiologische Forschung mit dem Ziel des
Fortschritts für den Patienten gestellt. Diesen Willen gilt es zu
respektieren. Andererseits hat man auch viel strengere Standards
eingeführt, an die sich die Industrie auch hält. Denn, seien
wir
ehrlich, niemand hat Tierversuche gern.
5HAC begründet ihre Angriffe auf Novartis mit der angeblichen
Zusammenarbeit mit dem umstrittenen britischen Tierversuchs-Unternehmen
Huntingdon Life Sciences.
Wir arbeiten seit langer Zeit nicht mehr mit Huntingdon zusammen. Und
das haben wir auch schon gesagt.
Aber SHAC bleibt dabei, dass es Beweise für diese Beziehungen zu
Huntingdon gebe.
Das stimmt nicht. Ich habe das jetzt noch einmal bis in die kleinste
Abteilung nachforschen lassen - das ist einfach eine Lüge.
Sie sagten eben, niemand mache gerne Tierversuche. Warum hört dann
Novartis nicht mit dieser Praxis auf?
Es gibt zwei Aspekte des Tierversuchs. Beim ersten geht es um Forschung
und die Entdeckung innovativer Medikamente oder an den
Universitäten
zur Entdeckung neuer biologischer Kenntnisse. Der zweite ist ein
gesetzlicher. Wir sind gemäss Gesetz verpflichtet, zur
Feststellung der
Sicherheit von Medikamenten Tierversuche durchzuführen.
Aber in der Forschung ...
... gibt es leider bisher keinen vollen Ersatz. Wir können heute
zwar
viel mehr als früher durch Computer, durch Modellieren, durch
bildgebende Verfahren Dinge untersuchen und voraussagen. Das hat auch
zu einer begrüssenswerten Abnahme der Zahl der Versuchstiere
geführt.
Aber es geht immer noch nicht ohne.
Die Tiere, behaupten nicht nur die SHAC-Terroristen, leiden. Stimmt das?
Ich glaube, dass die Vorstellungen in der Öffentlichkeit viel
schlimmer
sind als die Realität. Natürlich gibt es auch Tiere, die
leiden. Das
ist so. Dies muss man aber genauso transparent vermitteln wie die
Alternative: Wollen wir weiterforschen, um ein Mittel gegen Demenz zu
finden? Wollen wir bessere Krebsmedikamente finden? Das ist eine
Güterabwägung. Noch einmal: Niemand macht gerne Tierversuche.
Die Art
und Weise, wie diese Versuche gemacht werden, muss den höchsten
Standards genügen. Jegliches unnötige Leiden von Tieren muss
unterbunden werden. Das ist unsere Einstellung.
Das ist doch ein Thema, über das Sie mit SHAC diskutieren
könnten?
Nein. Ich bitte Sie! Solange Methoden angewandt werden, die so
zerstörerisch sind, gibt es keinen Dialog. Auf keinen Fall.
--
SKRUPELLOS
Die Spur der Verwüstung
Die Angriffe radikaler Tierschützer auf Novartis und die
Mitarbeiter werden immer heimtückischer.
MÄRZ 2009
Mehrere Autos von Novartis-Mitarbeitern werden in diesem Monat von
SHAC-Aktivisten zerstört.
10. MAI 2009
Ein SHAC-Kommando zündet in der Nacht das Novartis-Sportzentrum in
St. Louis (F) an.
JUNI 2009
An der Kirchenmauer seines Wohnorts Risch ZG wird Daniel Vasella als
Tiermörder verleumdet.
27. JULI 2009
Tierschutz-Extremisten schänden in Chur die Gräber von
Vasellas Schwester und seiner Mutter.
3. AUGUST 2009
Im österreichischen Dorf Bach geht Vasellas Jagdhaus in Flammen
auf.
Eine SHAC-Zelle bekennt sich zu dem Anschlag. "Schade, dass er zur Zeit
des Feuers nicht im Haus war", schreiben die Brandstifter auf ihrer
nordamerikanischen Internetseite.
---
Sonntag 9.8.09
Tier-Terroristen attackierten zwei Novartis-Verwaltungsräte
Brandsätze unter zwei Autos, Sachbeschädigungen an
Häusern
Von Peter Burkhardt
Noch ist nicht klar, welche Tierschutzorganisation hinter den brutalen
Übergriffen auf Novartis-Präsident Daniel Vasella steckt.
Klar ist
hingegen, dass der Chef des Basler Pharmakonzerns nicht das einzige
Opfer der militanten Aktivisten ist.
Der "Sonntag" weiss, dass ein weiteres Schweizer
Verwaltungsratsmitglied von mutmasslich aus England angereisten
Tierversuchsgegnern heimgesucht wurde: Vor zwei Jahren attackierten
fünf oder sechs Vermummte um Mitternacht sein Haus,
zerstörten die
Garagentür und bedrohten ihn verbal.
Aus Angst vor Nachahmungstätern will der Betroffene anonym
bleiben. Novartis-Sprecher Satoshi Sugimoto bestätigt den Vorfall.
Noch gefährlicher wurde es im Mai für
Novartis-Verwaltungsrat Ulrich
Lehner. Unter zwei seiner Autos platzierten britische Tierschützer
Brandsätze, die allerdings von Lehner rechtzeitig entfernt werden
konnten. Nach der Tat tauchte im Internet ein Bekennerschreiben auf.
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Tierschützer bedrohen zwei Novartis-Verwaltungsräte
Unter den Autos von Ulrich Lehner platzierten die militanten Aktivisten
Brandsätze - bei einem Schweizer Verwaltungsrat tauchten sie um
Mitternacht auf
Von Peter Burkhardt
Der Brandanschlag auf das Jagdhaus von Novartis-Chef Daniel Vasella in
Tirol und die Schändung des Grabes seiner Eltern in Chur
wühlen die
Schweiz auf. Doch nicht nur Vasella gehört zu den Opfern
militanter
englischer Tierschützer.
An Leib und Leben bedroht wurde auch Novartis-Verwaltungsrat Ulrich
Lehner. Wie das "Wall Street Journal" gestern berichtete, platzierten
britische Aktivisten im Mai Brandsätze unter zwei von Lehners
Autos,
die vor seinem Haus in Düsseldorf parkiert waren. Lehner entdeckte
aber
glücklicherweise das entzündliche Material, bevor es Schaden
anrichten
konnte.
Schon im April war es britischen Tierschutz-Aktivisten gelungen,
über
das Tor von Lehners Haus zu klettern. Sie sprühten Graffiti auf
die
Hauswände und gossen ein Abbeizmittel über seinen Porsche.
Nach beiden
Taten veröffentlichten die Täter einen Bekennerbrief auf der
Internetseite Bite Back, die Teil der Aktivistenszene ist.
Novartis-Sprecher Satoshi Sugimoto bestätigt beide Vorfälle.
Zur Zielscheibe gewalttätiger Tierschützer wurde auch
ein Schweizer
Verwaltungsrat von Novartis, der aus Sicherheitsgründen anonym
bleiben
möchte. Laut seiner Schilderung attackierte vor zwei Jahren eine
Bande
Vermummter sein Haus. Für den Betroffenen, der sich zusammen mit
seiner
Frau im Haus befand, ein Horror: Die Vandalen schlugen um Mitternacht
so heftig auf die Garagentür ein, dass diese einen Spalt
abkriegte.
Auch zerstörten sie das Fenster der Garagentür und warfen mit
Hausrat
um sich, der vor dem Haus abgestellt war. Glücklicherweise gelang
es
ihnen nicht, in das Wohnhaus einzudringen.
Trotz der bedrohlichen Situation wagte es das langjährige
Novartis-Verwaltungsratsmitglied, in Begleitung seines Hundes vor das
Haus zu treten. Dort traf er auf fünf oder sechs mit Skikappen
vermummte Personen. Der Angegriffene ist sich sicher, dass es militante
englische Tierschützer waren. Denn sie schrien in eindeutig
britischem
Akzent Tierschutz-Parolen und pöbelten ihr Opfer an, bevor sie zu
Fuss
die Flucht ergriffen. Der Mann schaltete umgehend die Polizei ein. Doch
als diese bei seinem Haus eintraf, waren die Übeltäter schon
längst
über alle Berge. Auch diesen Übergriff bestätigt
Novartis-Sprecher
Sugimoto.
Dem Ruf von Politikern, terroristische Tierschutzorganisationen wie die
britische Shac zu verbieten, erteilt das Verteidigungsdepartement von
Bun-desrat Ueli Maurer derweil eine Absage: "Die betreffende
Organisation muss eine grundlegende Bedrohung für die innere
Sicherheit
der Schweiz darstellen", sagt VBS-Sprecher Martin Bühler. "Die
Shac
dürfte diesen Kriterien kaum entsprechen."
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20min.ch 9.8.09
Tierschutz-Terror
Auch Novartis-VR-Mitglieder Ziel der Aktivisten
Nicht nur Daniel Vasella gehört zu den Opfern militanter
englischer
Tierschützer. An Leib und Leben bedroht wurde auch
Novartis-Verwaltungsrat Ulrich Lehner. Bei einem anderen VR-Mitglied
tauchten sie um Mitternacht auf.
Britische Aktivisten platzierten im Mai Brandsätze unter
zwei von
Lehners Autos, die vor seinem Haus in Düsseldorf parkiert waren.
Lehner
entdeckte aber glücklicherweise das entzündliche Material,
bevor es
Schaden anrichten konnte. Schon im April war es britischen
Tierschutz-Aktivisten gelungen, über das Tor von Lehners Haus zu
klettern. Sie sprühten Graffiti auf die Hauswände und gossen
ein
Abbeizmittel über seinen Porsche. Nach beiden Taten
veröffentlichten
die Täter einen Bekennerbrief auf der Internetseite Bite Back, die
Teil
der Aktivistenszene ist. Novartis-Sprecher Satoshi Sugimoto
bestätigt
beide Vorfälle.
Zur Zielscheibe gewalttätiger Tierschützer wurde auch ein
Schweizer
Verwaltungsrat von Novartis, der aus Sicherheitsgründen
gegenüber
"Sonntag" anonym bleiben möchte. Laut seiner Schilderung
attackierte
vor zwei Jahren eine Bande Vermummter sein Haus. Für den
Betroffenen,
der sich zusammen mit seiner Frau im Haus befand, ein Horror: Die
Vandalen schlugen um Mitternacht so heftig auf die Garagentür ein,
dass
diese einen Spalt abkriegte. Auch zerstörten sie das Fenster der
Garagentür und warfen mit Hausrat um sich, der vor dem Haus
abgestellt
war. Glücklicherweise gelang es ihnen nicht, in das Wohnhaus
einzudringen. Trotz der bedrohlichen Situation wagte es das
langjährige
Novartis-Verwaltungsratsmitglied, in Begleitung seines Hundes vor das
Haus zu treten. Dort traf er auf fünf oder sechs mit Skikappen
vermummte Personen.
Der Angegriffene ist sich sicher, dass es militante englische
Tierschützer waren. Denn sie schrien in eindeutig britischem
Akzent
Tierschutz-Parolen und pöbelten ihr Opfer an, bevor sie zu Fuss
die
Flucht ergriffen. Der Mann schaltete umgehend die Polizei ein. Doch als
diese bei seinem Haus eintraf, waren die Übeltäter schon
längst über
alle Berge. Auch diesen Übergriff bestätigt Novartis-Sprecher
Sugimoto.
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20min.ch 7.8.09
Tierterroristen
Couchepin sichert Vasella Unterstützung zu
Bundesrat Pascal Couchepin hat Konzernchef Vasella telefonisch
versichert, dass die Aktionen gegen den Norvartis-CEO nicht akzeptiert
würden. Derweil geht die Jagd auf die militanten Tierschützer
weiter.
Interaktiv-Box
"Dieser Zwischenfall ist ein Angriff gegen die Grundwerte der
Zivilisation", sagte Couchepin in dem Interview am Rande des
Filmfestivals Locarno gegenüber der "Tagesschau" des Schweizer
Fernsehens. Er sei besorgt. Es sei unannehmbar, was geschehen sei. Man
müsse in der Schweiz aufpassen, dass es nicht zu einer Erhitzung
der
sozialen Verhältnisse komme. "Ich habe Vasella vorgestern
angerufen und
ihm erklärt, dass wir das im Namen des Staates nicht akzeptieren",
erklärte Couchepin.
Geheimdienste arbeiten auf Hochtouren
Beim Bundesamt für Verfassungsschutz und
Terrorismusbekämpfung (BVT) in
Wien war am Freitag die Überprüfung eines Bekennerschreibens
einer in
Österreich bis anhin nicht aktiven Gruppe "Militant Forces against
Huntingdon Life Science" (MFAH) weiterhin im Gang. Diese hatte sich am
Vortag im Internet mit detaillierten Angaben zur Brandlegung zum
Anschlag auf Vasellas Jagdhaus im Tirol Anfang Woche bekannt und
weitere Drohungen ausgestossen. Die Abklärungen erfolgten in enger
Zusammenarbeit mit den in der Schweiz von Anschlägen betroffenen
Kantonen, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Alexander
Markovits, auf Anfrage.
Der Schweizer Inlandnachrichtendienst geht davon aus, dass
ausländische
militante Tierversuchsgegner in der Schweiz über einige Dutzend
Helfer
verfügen. In der Schweiz geht es unter anderem um die
Schändung von
Gräbern der Familie Vasella in Chur, einen Sprayeranschlag auf die
Kirche von Vasellas Wohnort Risch (ZG) sowie weitere Übergriffe
auf
Häuser und Autos von Novartis-Mitarbeitenden in der Grossregion
Basel
und eine Brandlegung im Novartis-Sportzentrum im benachbarten St. Louis
(F).
(ap)
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Bund 7.8.09
Tierschützer bekennen sich
Eine österreichische Gruppe bekennt sich zum Attentat auf das
Jagdhaus von Novartis-Chef Daniel Vasella.
Bernhard Odehnal, Wien
"Das war wohl nicht deine Woche, Daniel", so verspotten die
Attentäter
in ihrem Bekennerbrief Novartis-Chef Daniel Vasella. Und sie
beschreiben detailliert, wie sie 60 Liter Benzin vor Vasellas Jagdhaus
im Tiroler Dorf Bach verteilten ("das meiste beim Eingang, um das Holz
zu entzünden"), wie sie der Anblick der Jagdtrophäen "noch
entschlossener" machte. Vasellas Haus brannte in der Nacht vom 2. auf
den 3. August. Das Bekennerschreiben erschien gestern auf einer
US-Homepage namens "Bite Back", ist auf Englisch verfasst und mit MFAH
Austria unterzeichnet. MFAH steht für Militant Front Against
Huntingdon
Life Science, die Attentäter fordern von Novartis den Abbruch der
Geschäftsbeziehung zur britischen Tierversuchs-Firma Huntingdon
Life
Science.
Dem Schweizer Inlandgeheimdienst ist die Abkürzung MFAH zumindest
bekannt, die österreichische Polizei wollte gestern das Schreiben
nicht
kommentieren. Allerdings listet ein Polizeibericht eine ganze Reihe von
Abkürzungen und Namen auf (wie ALF, ARM oder "wütende
Wildschweine"),
hinter denen sich stets dieselbe Gruppe militanter Tierschützer
verberge. Die Namensänderungen sollten Ermittlungen erschweren.
Doppelstrategie der Tierschützer
Österreichs Tierschützer gehören zu den aktivsten in
Europa und haben
enge Kontakte zu Tierschutzorganisationen in Deutschland, der Schweiz,
Skandinavien oder Grossbritannien. Besonders umtriebig ist der Anfang
der 90er Jahre gegründete Verein gegen Tierfabriken (VgT) mit Sitz
in
Wien. Er bekennt sich zwar nicht zu gewalttätigen Aktionen, droht
aber
mit Anschlägen anderer Gruppen. Diese "Doppelstrategie" beschreibt
der
österreichische Verfassungsschutz im jüngsten Bericht:
Zunächst werde
mit legalen Protesten auf Themenbereiche wie Pelzhandel aufmerksam
gemacht. Danach sollen "rechtswidrige Aktionen, wie
Sachbeschädigungen
oder Störungen im Privatbereich, grösstmöglichen Druck
auf betroffene
Personen und Unternehmen ausüben".
Typisch für das Vorgehen der Tierschützer ist die Kampagne
gegen das
Textilunternehmen Kleiderbauer, das von der Wiener Zeitung "Falter"
beschrieben wurde. Erst bekam das Unternehmen Mails des VgT mit der
Aufforderung, Pelzprodukte aus dem Sortiment zu entfernen. Es folgten
Demonstrationen vor Filialen und Wohnungen der
Geschäftsführer. Danach
wurden Scheiben eingeschlagen, Autoreifen zerstochen, Buttersäure
in
Geschäfte und in Autos gegossen. Zu den gewalttätigen
Aktionen bekannte
sich die international aktive "Animal Liberation Front" (ALF), der VgT
distanzierte sich halbherzig. Der "Falter" schreibt von Vermutungen der
Justiz, dass der VgT und sein Vorsitzender Martin Balluch gleichzeitig
die österreichische Sektion der militanten ALF seien. Die
Tierschützer
weisen den Verdacht zurück.
Einen weiteren Hinweis auf eine enge Beziehung zwischen ALF und VgT
liefert jedoch der Verfassungsschutz. Am 21. Mai 2008 wurden Balluch
und neun Mitstreiter in Untersuchungshaft genommen. Sie wurden der
Bildung einer kriminellen Organisation und der Sachbeschädigung
unter
anderem durch Brandanschläge beschuldigt. Nach 104 Tagen kamen sie
alle
wieder frei, die Ermittlungen laufen jedoch weiter, sagt der Sprecher
der Staatsanwaltschaft dem "Bund".
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SEXWORK
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NZZ am Sonntag 9.8.09
"Niemand prostituiert sich freiwillig"
Die Soziologin Milena Chimienti hat das Leben von Sexarbeiterinnen in
der Schweiz erforscht.
Die Prostitution ist der Stachel im Fleisch auch einer toleranten
Gesellschaft. Die Prostituierte verkauft, was nach der herrschenden
Moral in die Intimität des Schlafzimmers gehört: Sex.
Milena Chimienti von der City University in London ist die profundeste
Kennerin des Schweizer Sexmarkts. Bis vor zwei Jahren war die
36-jährige Soziologin an der Universität Genf
beschäftigt. Vorwiegend
in den Kantonen Genf und Neuenburg hat sie mit fast hundert Personen
Intensiv-Interviews geführt: mit Prostituierten, Bordellbesitzern,
Sozialarbeitern und Behördenvertretern. Ihr Fazit: "Wer sich in
der
Schweiz prostituiert, tut das nicht freiwillig."
Wie leben die im Sexgewerbe tätigen jungen Frauen aus Osteuropa,
Lateinamerika, Afrika und Asien? Diese Frage beschäftigt Milena
Chimienti. "Ihre Arbeit führt die Sexarbeiterinnen oft an eine
existenzielle Grenze - und doch verzweifeln sie nicht", sagt sie.
Chimientis Arbeit ist nicht anwaltschaftlich motiviert. Die
ideologischen Stellungskämpfe feministischer und christlicher
Gruppen
berühren sie kaum. Auch dem chronisch durch die Medien geisternden
Begriff "Frauenhandel" steht sie skeptisch gegenüber. Die geringe
Anzahl von gerichtlichen Verurteilungen spreche dagegen, dass es sich
dabei um ein Massenphänomen handle, sagt Chimienti.
Die Realität sehe anders aus. Die Prostitution erscheine heute
vielen
jungen Frauen, die ausserhalb der Europäischen Union lebten und
dort
keine Perspektive mehr sähen, als einziger Weg in den gelobten
Westen.
Den meisten sei bewusst gewesen, worauf sie sich mit ihrem Engagement
als "Tänzerin" einliessen. Nicht bekannt seien ihnen freilich die
oft
unmenschlichen Arbeitsbedingungen gewesen.
Prostitution gilt in der Schweiz laut Bundesgericht zwar als
"sittenwidrig", ist aber legal. Prostituieren darf sich, wer eine
Aufenthaltsbewilligung besitzt und den Behörden als
selbständig
erwerbend gemeldet ist. Die Schweiz besitzt eine pragmatische
Gesetzgebung - "die am wenigsten schlechte Regulierung des Sexmarkts in
ganz Europa", sagt Milena Chimienti.
Leben als Sans-Papiers
Doch Gesetzgebung und Lebenspraxis sind nicht dasselbe. Etwa 20 Prozent
aller Prostituierten arbeiten in Stripteaselokalen und Kontakt-Bars -
wo sie sich laut Gesetz allerdings nicht prostituieren dürfen. Die
Migrantinnen unter ihnen besitzen entweder eine
Kurzaufenthaltsbewilligung, den mehrmals erneuerbaren L-Ausweis, oder
sie leben als Sans-Papiers oder Asylsuchende hier.
"Diese Situation ist widersprüchlich", sagt Chimienti.
"Hochqualifizierte Informatiker dürfen einwandern, während
die vom
Markt ebenfalls nachgefragten Sexarbeiterinnen unter illegalen und
prekären Bedingungen arbeiten müssen." Oft sind die
Tänzerinnen von
ihrer Agentur nicht über die langen Arbeitszeiten und den Zwang
zum
exzessiven Champagnerkonsum informiert worden.
Als Tänzerinnen würden die Frauen monatlich etwa 2200 Franken
netto
verdienen - zu wenig, um ein Studium zu finanzieren, ein Unternehmen zu
gründen oder die Familie daheim zu unterstützen. Also
prostituieren sie
sich, was ihnen schliesslich im Schnitt ein monatliches Einkommen von
etwa 4000 bis 8000 Franken einbringt.
Weil die Prostitution in Bars und Striplokalen illegal ist, gibt es
keinen Schutz vor unzumutbaren Arbeitsbedingungen. Viele
Tänzerinnen
fühlen sich einsam. Sie leiden an gesundheitlichen Problemen, die
von
übermässigem Alkohol- und Medikamentenkonsum,
Schlafstörungen und
Infektionen der Genitalien herrühren. Dieser Typ Sexarbeiterin
neigt
zur Resignation. Einzelne Frauen vertrauten der Soziologin ihre
Suizidgedanken an.
Doch es gibt auch andere Fälle: die entschlossene Frau, die ihre
Lage
analysiert, den Fatalismus überwindet und Zukunftsstrategien
entwickelt. "Immer wieder bin ich auf dieses erstaunliche biografische
Moment gestossen", sagt Chimienti. "Die Gefühle des Leidens und
der Wut
setzen bei diesen Frauen ungeahnte Kräfte frei." Sie nützen
listig die
Freiräume aus, welche die rechtliche Grauzone bietet, und
versuchen,
möglichst viel Geld zu sparen. Und sie planen ihren Ausstieg.
Erliegt die Soziologin der Versuchung, die Verzweiflung der Frauen
beinahe religiös aufzuladen und ihre Gefühle zur einer Quelle
des Heils
zu stilisieren? "Nein", sagt Chimienti, mehrere Interviewpassagen
zeigten dieses Umschlagen von Resignation in Aktivität.
Neben den leidenden und den kämpferischen Frauen gibt es einen
weiteren
Typus von Prostituierten: jene, die schon länger in stabilen
Verhältnissen hier leben. Zumeist handelt es sich um
lateinamerikanische Frauen, die in Bordellen, Studios und Massagesalons
arbeiten oder die sogar ein eigenes Geschäft betreiben. Sie sind
unabhängig und führen ein Familienleben, manchmal mit Kindern.
Das Milieu ist ein Ghetto
Doch auch für sie ist der Ausstieg das grösste Problem. Das
Milieu
funktioniert wie ein Ghetto. Die Frauen würden fast nur
Berufskolleginnen und Kunden kennen und seien durch ihre Arbeit
lebenslänglich stigmatisiert, sagt Chimienti. "Was soll eine
ehemalige
Sexarbeiterin einem potenziellen Arbeitgeber über ihre
frühere
Tätigkeit sagen? Sie muss lügen." Wer als Prostituierte
arbeitslos
wird, hat zudem wie alle selbständig Erwerbenden kein Anrecht auf
Arbeitslosenunterstützung, von den illegal Tätigen gar nicht
zu reden.
Wie kann man das Los der sich prostituierenden Migrantinnen verbessern?
"Es gibt keine einfache Lösung", sagt Milena Chimienti. "Ein
erster
Schritt wäre die Entkriminalisierung der illegalen Sexarbeit in
Bars
und Stripteaselokalen."
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Prostitution in Zahlen
Der Schweizer Sexmarkt befindet sich seit den neunziger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts im Umbruch. Die Strassenprostitution ist
rückläufig, Internet und Mobiltelefonie beschleunigen die
Diversifizierung der Angebote. Die EU-Erweiterung führt zur
verstärkten
Zuwanderung osteuropäischer Migrantinnen, die hier ins Sexgewerbe
einsteigen. Offiziell arbeiten zwischen 15 000 und 20 000 Frauen im
Sexgewerbe, wahrscheinlich sind es jedoch deutlich mehr. 65 Prozent der
Prostituierten sind in Bordellen und Salons tätig, 13 Prozent auf
der
Strasse, 11 Prozent in Bars, 10 Prozent in Stripteaselokalen, 2 Prozent
im Escort-Service. Derzeit halten sich in der Schweiz etwa 1500 Frauen
legal als Tänzerinnen auf, von denen sich die meisten illegal
prostituieren.
Urs Hafner