MEDIENSPIEGEL 10.8.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Neonazi-Rock in Männedorf
- SHAC: Vasella beklagt sich über Behörden

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REITSCHULE
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Di 11.08.09
22.00 Uhr - Hofkino - LES TRIPLETTES DE BELLEVILLE, Sylvain Chomet, Frankreich 2002, 78 min, DVD; OV/d

So 16.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ

Di 18.08.09
22.00 Uhr - Hofkino - BROTHER, WHERE ART THOU?, Joel Coen, USA 2000, 106min, DVD, OV/d

Infos: www.reitschule.ch

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NEONAZIS
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Tagesanzeiger 10.8.09

100 Rechtsextreme an Konzert in Waldhütte

Männedorf. - Am Samstagabend besuchten rund 100 Rechtsextreme ein Konzert im Forsthaus Brähenrainweg im Männedorfer Wald. Die Hütte wurde zuvor unter dem Vorwand eines Familienfests reserviert. Die Kantonspolizei, die vom Treffen erfahren hatte, schickte Polizisten zum Forsthaus, um das Konzert zu überwachen, wie Kapo-Sprecherin Silvia Mülli auf Anfrage sagte. Der Anlass, der von etwa 17 bis 24 Uhr dauerte, sei friedlich verlaufen. Bei der Hütte wurden auch mehrere Kleinbusse mit süddeutschen und St. Galler Kennzeichen gesichtet. (sih)

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100 Rechtsextreme feiern an Konzert im Männedörfler Forsthaus

Unter falschem Vorwand haben Rechtsextreme die Männedörfler Waldhütte reserviert. Die Kapo überwachte das Treffen, das am Samstagabend stattfand.

Von Simon Hurst

Männedorf. - Fussgänger mit Hunden spazieren über den Brähenrainweg im Männedörfler Wald. Kuhglocken sind von der nahen Weide her zu hören, Insekten surren durch die Luft, und ein paar sanfte Sonnenstrahlen scheinen durch die Baumkronen. Nichts deutet an diesem idyllischen Sonntagmorgen darauf hin, dass sich am Vorabend rund 100 Rechtsextreme für ein Konzert in der Waldhütte am Brähenrainweg getroffen haben.

Erst vor der Waldhütte trifft man auf Überreste der Skinhead-Party: Es riecht nach abgestandenem Bier und kaltem Zigarettenrauch. Leere Whiskeyflaschen und Bierdosen liegen vor der Sitzbank, der Abfalleimer ist hoffnungslos überfüllt.

Einen Tag zuvor, am Samstagabend um 17 Uhr, biegen mehrere Kleinbusse, einige davon mit süddeutschen Kennzeichen, von der Haarnadelkurve oberhalb des Männedörfler Schützenhauses links in den Waldweg ein. Es sind die Besucher des Konzerts, das in der Waldhüttesteigen soll.

Polizei überwachte das Treffen

Etwa um halb zehn fährt ein grauer Kastenwagen der Kantonspolizei in Richtung Waldhütte. Darin befinden sich Polizisten in Vollmontur. "Wir haben von dem Treffen erfahren", sagt Silvia Mülli von der Kapo-Medienstelle auf Anfrage. Die Polizisten seien anschliessend losgeschickt worden, um das Geschehen zu überwachen und Ausschreitungen zu verhindern - dies sei bei derartigen Zusammenkünften Routine. "Das Konzert in der Waldhütte ist friedlich verlaufen und war um Mitternacht zu Ende", sagt Mülli. Treffen von Rechtsextremen im privaten Rahmen seien erlaubt, solange die Strafnormen nicht verletzt werden.

Ein glatzköpfiger Mann mit Bart und feldgrauer Bomberjacke ist am Sonntagmorgen um elf Uhr offenbar mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Kurz darauf steigt er in einen VW-Bus, der neben der Hütte parkiert ist. Dieser trägt eine schwarz-weiss-rote Verzierung an der Flanke - die Farben des nationalsozialistischen Hakenkreuz-Banners.

Ein zweiter junger Mann, ebenfalls kahl geschoren, muss wohl noch seinen Rausch ausschlafen. Zusammengerollt liegt er im Fond eines silbergrauen Ford-Kombis mit St. Galler Kennzeichen, der vor der Waldhütte steht. Auch die Verzierungen an diesem Fahrzeug deuten auf die Gesinnung seines Besitzers hin: Am Heck prangt ein Kleber mit den Buchstaben HC. Sie stehen für Hardcore, eine härtere und schnellere Stilrichtung der Techno-Musik, die sichin der rechtsextremen Szene grosser Popularität erfreut.

Hütte für "Familienfest" reserviert

Das Forsthaus Brähenrainweg gehört der Waldkorporation Männedorf. Der Männedörfler Hans Müller, für Vermietungen zuständig, hat von dem Konzert nichts gewusst: "Die Hütte war für ein Familienfest reserviert", sagt er überrascht. Ein junger Mann - mit völlig normalem Äusseren - habe die Schlüssel abgeholt. "Dass so ein Anlass in unserer Hütte durchgeführt wird, passt mir gar nicht." Doch er könne unmöglich kontrollieren, wer wirklich hinter den Reservationen stehe.

Dass Forsthütten - ohne das Wissen der Besitzer - für rechtsextreme Treffen und Konzerte gemietet werden, ist schon einige Male vorgekommen. So feierten 120 Rechtsextreme im Oktober des letzten Jahres ein Fest im Schützenhaus Uster. Die Stadt Uster, Besitzerin der Hütte, erfuhr erst durch die Meldung misstrauischer Anwohner von der Veranstaltung. Gemeindepräsidentin Heidi Kempin ist empört: "Diese Leute haben zwar das Recht, sich zu treffen. Es ist aber völlig daneben, sich verdeckt anzumelden." Sie habe das Treffen auf dem Heimweg vom "Rock the Forest Festival" beobachtet, das am Samstagabend ganz in der Nähe auf dem Sportplatz Widenbad stattgefunden hat. "Ich bin sehr froh, dass die Kapo vor Ort war", sagt Kempin, "es beruhigt mich ungemein, dass die Polizei das Treffen so gut überwacht hat."

Es sei wichtig, dass die Polizei ein Vermischen der Besucher beider Anlässe verhindert habe. Beim Festival im Widenbad traten Punk- und Rockbands auf. "Das hätte eine explosive Mischung geben können", so Kempin. Auch die Veranstalter des Rock-the-Forest-Festivals wollten ihren Anlass in der Waldhütte durchführen. Wegen des geplanten Einsatzes von Feuerwerk hätten sie die Bewilligung für die Hütte jedoch nicht erhalten.

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SHAC VS NOVARTIS
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Bund 10.8.09

Vasella rügt Behörden

ANSCHLÄGE Novartis-Chef Daniel Vasella kritisiert, die Behörden seien bis vor Kurzem wenig entschlossen gegen den "Terror" der Tierschutzorganisation SHAC vorgegangen. "Die Frage ist immer, wie schwer eine Bedrohung werden muss, bevor sie ernst genommen wird. Die Versuchung ist gross, zu bagatellisieren, zu verniedlichen und zu verstehen", sagt er in einem Interview mit dem "SonntagsBlick". Im Fall der britischen Tierschutzorganisation Stop Huntingdon Animal Cruelty (SHAC) sei das Vorgehen der Behörden in den USA oder in Grossbritannien bisher viel dezidierter gewesen als in Deutschland und der Schweiz. Angriffe auf Mitarbeitende erlebe Novartis bereits seit Jahren. Die Attacken hätten sich aber seit November verschärft, nachdem Novartis von SHAC als oberstes Ziel eingestuft worden sei.

Vasella bezeichnet die SHAC-Leute im Unterschied zu den Behörden nicht als Kriminelle, sondern als "Terroristen": "Für mich ist Terror, gezielt Angst zu verbreiten, gezielt Leute unter Druck zu setzen mit allen möglichen und vor allem illegalen Mitteln. SHAC sei "wie alle terroristischen Organisationen in Zellen organisiert, die relativ wenig voneinander wissen".

Vasella kritisiert auch die Geldgeber der militanten Tierschützer, zu denen auch Berühmtheiten zählten. Gespräche mit SHAC lehnt er ab. Angesichts deren zerstörerischem Vorgehen gebe es keinen Dialog. (ap/sda)

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News 10.8.09

Daniel Vasella fühlte sich alleingelassen

Erst jetzt, sagt er, nehmen Behörden die Bedrohung ernst

Basel. Novartis-Chef Daniel Vasella wirft Politik und Polizei vor, die Drohungen gegen Pharma-Mitarbeiter ignoriert zu haben. "Die Frage ist immer, wie schwer eine Bedrohung werden muss, bevor sie ernst genommen wird", meint er im "SonntagsBlick". In den USA und Grossbritannien gin- gen die Behörden früher und energischer vor gegen militante Tierschutzorganisationen als in der Schweiz.

Guy Morin ist empört

Nach der Schändung der Gräber der Mutter und Schwester von Vasella, dem Diebstahl einer Urne und dem Niederbrennen der Tiroler Jagdhütte, reagiert der Basler Regierungsrat. Er verurteile die Anschläge aufs Schärfste und setze alles daran, weitere Übergriffe zu verhindern, sagte Regierungspräsident Guy Morin.

Zu den Tätern gibt es wenig Neues. Jürg Bühler, Direk- tor des Inlandgeheimdienstes DAP, bestätigte der "SonntagsZeitung" aber, die militanten Tierschützer stünden der linksextremen Szene nahe. Das Blatt stellt Verbindungen zum autonomen Zentrum Reitschule in Bern her.

Als selbsternannte Tierbefreier rekrutierten diese an eigenen Festivals Aktivisten in der Schweiz - so Ende Mai 2008 in Bremgarten AG und im Februar 2009 in Langenthal BE.

Laut DAP gibt es hierzulande etwa 50 militante Tierschützer. pt.

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Aargauer Zeitung 10.8.09

Vasella kritisiert Politik und Polizei

Für den Novartis-Chef haben die Behörden die Bedrohung durch Tier-Aktivisten bagatellisiert

Daniel Vasella fühlte sich von der Polizei alleingelassen. Für Sicherheitspolitiker Pius Segmüller liegt dies am Mangel an Polizisten › er fasst nun eine Verfassungsänderung ins Auge.

Für Novartis-Chef Daniel Vasella haben die Behörden die Bedrohung durch militante Tierschützer lange ignoriert. "Die Frage ist immer, wie schwer eine Bedrohung werden muss, bevor sie ernst genommen wird", sagte Vasella in einem Interview mit dem "SonntagsBlick". "Die Versuchung ist gross, zu bagatellisieren, zu verniedlichen und zu verstehen." Angriffe gegen Novartis gebe es seit Jahren, sie hätten sich in jüngster Zeit lediglich verschärft, so Vasella weiter.

Beim Inlandnachrichtendienst wollte man sich zu den Vorwürfen nicht äussern. Ebenfalls keine Stellungnahme gab es von den Polizeikorps jener Kantone, wo es zu Übergriffen gegen Novartis-Mitarbeiter gekommen ist.

Segmüller: 3000 Polizisten fehlen

Unterstützung erhält Vasella aus der Politik. Für SVP-Nationalrat Christian Miesch hat der Bund die Gefahr radikaler Tierfreunde verkannt. Demgegenüber ortet der Luzerner CVP-Nationalrat Pius Segmüller das Problem bei den Kantonen. "Die Nachrichtendienste des Bundes analysieren die Situation laufend", sagt der frühere Kommandant der Schweizer Garde in Rom. "Die kantonalen Polizeikorps verfügen aber über zu wenig Personal, um sich neben dem Alltagsgeschäft auch noch um latente Bedrohungen kümmern zu können." Im vorliegenden Fall hätte eine personell ordentlich dotierte Polizei laut Segmüller längst Massnahmen zum Schutz potenziell bedrohter Novartis-Mitarbeiter ergriffen. "Angesichts der effektiven Personalsituation bei den Polizeikorps muss aber immer zuerst etwas Gravierendes passieren, bis Leute abgestellt werden können." Konkret ortet Segmüller einen landesweiten Bedarf von 3000 Ordnungshütern. Diese Zahl hat er schon genannt, lange bevor die Attacken auf Novartis publik geworden sind. Bloss fehlt dem Bundesparlamentarier Segmüller ein griffiger Hebel: Gemäss Verfassung sind in erster Linie die Kantone für die innere Sicherheit auf ihrem Gebiet zuständig. Und die Kantone wollen von einer Aufstockung der Korps aus finanziellen Gründen nun einmal nichts wissen.

Segmüller möchte jetzt darum zu einem grösseren Kaliber greifen: "Ich fasse eine Verfassungsänderung ins Auge", erklärt er der MZ. Sowohl der Bund wie die Gemeinden brauchten bei der inneren Sicherheit mehr Mitsprachemöglichkeiten. Wenn etwa der Bund einen Bedarf an zusätzlichen Polizisten sehe, müsse er dies auch durchsetzen können. Allerdings möchte Segmüller mit dem entsprechenden Vorstoss zuwarten. "Immerhin braucht es für eine Verfassungsänderung eine Volksabstimmung", sagt er. Bevor er sich auf eine solche Unternehmung einlasse, wolle er die betroffenen Kreise mit ins Boot holen. (cav)

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Update

Letzten Montag haben Unbekannte das Jagdhaus von Novartis-CEO Daniel Vasella in Tirol in Brand gesteckt. Zuvor waren in Chur Gräber von Vasellas Familie geschändet worden. Hinter den Anschlägen wird die Tierschutzorganisation "Stop Huntingdon Animal Cruelty" vermutet. Sie verlangt, dass Novartis die Zusammenarbeit mit dem britischen Tierversuchslabor Huntingdon Life Sciences beendet. Laut Vasella ist diese längst beendet. (MZ)

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Basler Zeitung 10.8.09

Daniel Vasella spricht von "Terroristen"

Der Novartis-Chef lehnt den Dialog mit militanten Tierschützern ab und warnt vor einer Bagatellisierung

Angesichts des zerstörerischen Vorgehens von Mitgliedern der Organisation "Stop Huntingdon Animal Cruelty" (Shac) gebe es keinen Dialog, machte Vasella in einem Interview mit dem "Sonntagsblick" klar.

Nachdem letzte Woche Extremisten der britischen Tierschutzorganisation Shac Daniel Vasellas Jagdhaus im österreichischen Bach anzündeten und die Gräber von Vasellas Mutter und Schwester in Chur schändeten, kritisiert der Novartis-Chef im "Sonntagsblick", dass ihn die Behörden alleingelassen hätten: "Die Frage ist immer, wie schwer eine Bedrohung werden muss, bevor sie ernst genommen wird. Die Versuchung ist gross, zu bagatellisieren, zu verniedlichen, und zu verstehen." In den USA und Grossbritannien gingen die Behörden energischer gegen die Organisation vor als in Deutschland und in der Schweiz.

Gezielt Angst verbreiten. Vasella bezeichnet die Shac-Leute im Unterschied zu den Behörden nicht als Kriminelle, sondern als "Terroristen": "Wie weit muss es denn gehen, bevor von Terroristen gesprochen wird? Für mich ist Terror, gezielt Angst zu verbreiten, gezielt Leute unter Druck zu setzen mit allen möglichen und vor allem illegalen Mitteln."

Shac sei "wie alle terroristischen Organisationen in Zellen organisiert, die relativ wenig voneinander wissen". Vasella kritisierte auch die Geldgeber der militanten Tierschützer, zu denen auch Berühmtheiten zählten.

Der CEO von Novartis bekräftigt, dass das Unternehmen seit langer Zeit nicht mehr mit dem umstrittenen britischen Tierversuchsunternehmen Huntingdon Life Sciences zusammenarbeite. Er räumt ein, dass es ohne Tierversuche nicht gehe. Diese müssten aber höchsten Standards genügen: "Jegliches unnötige Leiden von Tieren muss unterbunden werden."

Laut "Sonntagszeitung" bestreitet die Shac, hinter dem Anschlag auf Vasellas Jagdhaus im Tirol zu stehen. Ein entsprechendes Schreiben liege der Zeitung vor, hiess es.

Der Dienst für Analyse und Prävention (DAP) des Bundes geht davon aus, dass es "personelle Überschneidungen" zwischen den militanten Tierschützern und gewalttätigen Linksextremen gibt. Das berichtete gestern die "Sonntagszeitung". So sollen die Betreiber der Szene-Website "Animal Liberation Hallmarks" eine Internetadresse verwendet haben, die mit der Adresse des autonomen Zentrums Reitschule in Bern übereinstimme.

Taskforce. Der Verband Schweizer Pharmafirmen (interpharma) will gemäss "Sonntagszeitung" nach den jüngsten Attacken eine Taskforce gegen Tierschutzfanatiker reaktivieren.

Zu den Grabschändungen in Chur gab es gestern laut einem Sprecher der Kantonspolizei Graubünden keine neuen Erkenntnisse. Die von den Tätern ausgegrabene und gestohlene Urne von Vasellas Mutter sei noch nicht wieder aufgetaucht.  SDA/mw