MEDIENSPIEGEL 11.8.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Kino)
- Schützenmatte(-Fest) gegen die kollektive Frustration
- Der (Neuengasse-)Zaun muss weg
- Antifaschistischer Aktionsmonat
- SHAC vs Novartis: Uniprof-Verteidigung; DAP-Ammenmärchen; Cop-Kritik
- Hooligan-Grippe: Hohe Cops in GB, NL + BEL
- Europäische Neonazis vereint gegen Romas

----------------------
REITSCHULE
----------------------

Di 11.08.09
22.00 Uhr - Hofkino - LES TRIPLETTES DE BELLEVILLE, Sylvain Chomet, Frankreich 2002, 78 min, DVD; OV/d

So 16.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ

Di 18.08.09
22.00 Uhr - Hofkino - BROTHER, WHERE ART THOU?, Joel Coen, USA 2000, 106min, DVD, OV/d

Infos: www.reitschule.ch

---

Bund 11.8.09

Kino: "Les Triplettes de Belleville"

Abgefahrener Zeichentrick

Ein neurotischer Hund, eine mafiöse Verschwörung im Radfahrer-Milieu und skurrile alte Damen, die mit Handgranaten Frösche fischen - Sylvain Chomets Zeichentrickfilm von 2003 ist nicht nur visuell atemberaubend, sondern auch äusserst schwarzhumorig. (kul)

Hofkino Reitschule, heute Dienstag, 22 Uhr.

---

BZ 11.8.09

Animationsfilm "Les Triplettes de Belleville"

Skurrile Entführung eines Radchampions

Musikalische Verfolgungsjagd: Madame Souza ist eine schrullige Seniorin, die ihren Enkel zum Radchampion aufbaut. Doch bevor er die Tour de France gewinnen kann, wird er von der Mafia entführt. Madame Souza macht sich darauf mit ihrem Hund und drei ehemaligen Showstars, den Triplettes de Belleville, auf die Suche nach ihrem Enkel. "Les Triplettes de Belleville" (2002) ist wohl der musikalischste Animationsfilm, der je aus Frankreich kam. Um ihn ins Herz zu schliessen, muss man kein Velofan sein. Es reicht, wenn man sich für skurrile Geschichten, französische Eigenarten und innovative Animationskunst begeistert.
zas

"Les Triplettes de Belleville": Heute Dienstag, 22 Uhr. Bei gutem Wetter im Innenhof, bei Regen im Kino der Reitschule.

---------------------------------------------------
BOLLWERK-SCHÜTZENMATTE
---------------------------------------------------

Bund 11.8.09

Ein Fest gegen die "kollektive Frustration"

Bollwerk Anwohnende, Gewerbler und Kulturveranstalter haben sich zum Verein Bollwerk-Schützenmatte zusammengeschlossen. Heute Abend treffen sich die Mitglieder zur dritten Sitzung. Hauptthema: die Durchführung eines gemeinsamen Fests am 10. Oktober. Die Schützenmatte soll an diesem Tag zu einem guten Teil autofrei sein. Die Beteiligten können sich an einem Stand präsentieren.

Tom Locher, Mitglied des Reitschule-Medienkollektivs, tritt als Vereinssprecher auf. Ziel sei es, alle Interessen zu vereinen und einen Nenner für gemeinsame Anliegen zu finden. Der Verein sei aus der "kollektiven Frustration" eines ganzen Quartiers heraus entstanden, sagt Locher. Der Raum Bollwerk-Schützenmatte sei von der Stadtbehörde jahrelang vernachlässigt, wichtige Projekte seien auf die lange Bank geschoben worden. Als zentrales Anliegen nennt der Verein die Schaffung der zweiten Drogenanlaufstelle in einem andern Stadtteil. Die bestehende Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse übernehme zwar eine wichtige Funktion der Überlebenshilfe. "Die grosse Nachfrage führt aber zu negativen Folgeerscheinungen, die nicht oberflächlich mit Wegweisungen und Uniformpräsenz gelöst werden können", schreibt der Verein in einer Mitteilung.

Als Mitglieder aufgeführt sind - nebst diversen Arbeitsgruppen der Reitschule - das Restaurant O Bolles, Pro Velo Bern, der Verein Bollwerkstadt, die Taberna Vinaria sowie das Forum Politik und Aktion Neubrückstrasse 17 mit Gsoa, JA und GB. Auch die vordere Speichergasse und die Hodlerstrasse sollen einbezogen werden. BLS und Kunstmuseum wurden angeschrieben, zeigten aber bislang kein Interesse. Unterstützt wird die Idee vom Geschäftsführer der Brasserie Bollwerk, Stefan Zingg: Es sei sinnvoll, als Betroffene Einfluss auf die Stadtpolitik zu nehmen. Wegen Differenzen beim Vorgehen ist Zingg aber nicht Vereinsmitglied.

Auf Druck des Stadtrats will der Gemeinderat die Planung des Gebiets ab 2012 neu aufrollen. (dv)

---------------------------
ZAUN-POLITIK
---------------------------

Bund 11.8.09

Stadt muss Gitter abbauen

Neuengasse Die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern muss ein Drahtgeflecht bei der Unterführung von der Neuengasse zum Bahnhof abbauen: Das Regierungsstatthalteramt fordert die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands. Zum Vollzug aufgefordert wird das städtische Bauinspektorat als Baupolizeibehörde. Den absurden Vorgang, dass eine Stadtbehörde die andere zum Handeln zwingt, hat Stadtrat Luzius Theiler (gpb) mittels Einsprache bewirkt. Die Einsprache richtete sich gegen das nachträgliche Baugesuch der Liegenschaftsverwaltung für ein Vorhaben, das längst ausgeführt, allerdings nur bis 30. Juni befristet war. Die Stadt hätte demnach das Drahtgeflecht, das sie mit dem Baugesuch legalisieren wollte, längst entfernen müssen. Tat sie aber nicht. Das Drahtgitter müsse nun innert Kürze fallen, so Theiler gestern.

Bereits im Stadtrat hatte Theiler mit einem Vorstoss gegen den Gitterzaun opponiert. Der Zaun sei eine "menschenverachtende Massnahme", die den Leuten auf der Gasse "die letzte bescheidene Möglichkeit zum Ausruhen" wegnehme, so der Vorstoss. Der Stadtrat lehnte ihn im Januar dieses Jahres mit 49 gegen 10 Stimmen ab.

Ausruhen will der Gemeinderat nicht, wie er dem Stadtrat versicherte: Die Stadt werde ein definitives Projekt für den Abgang zur Unterführung erarbeiten. (dv)

---

BZ 11.8.09

Neuengasse

Der Gitterzaun am Aufgang muss weg

Der im Vorfeld zur Euro 08 angebrachte Zaun am Bahnhofaufgang an der Neuengasse muss weg, verlangt die Statthalterin.

Ohne Baubewilligung zog die Stadt Bern beim Bahnhofaufgang an der Neuengasse kurz vor dem Start der Euro 08 einen zwei Meter hohen Gitterzaun empor. Aus Sicherheitsgründen, wurde damals begründet. Jetzt muss der Zaun weg, dies entschied Regierungsstatthalterin Regula Mader. Sie hat damit in der Sache der Einsprache von Luzius Theiler, Stadtrat der Grünen Partei Bern, stattgegeben. Mader fordert das städtische Bauinspektorat auf, den Maschendrahtzaun zu entfernen.

 Luzius Theiler, Stadtrat von der Grünen Partei Bern, war der Zaun stets ein Dorn im Auge. Er stellte in einem Vorstoss kritische Fragen und vermutete, das Provisorium solle zum Providurium werden. Genau dieses Szenario drohte nun Wirklichkeit zu werden. Die Stadt reichte zwar nachträglich ein Baubewilligungsgesuch ein, die den Abbau des Zauns auf Ende Juni 2009 befristete. Dieses Datum sei nun aber verstrichen, schreibt Mader. Theiler erwartet, wie er gestern in einer Mitteilung schrieb, dass das Drahtgitter "innert kürzester Zeit" entfernt wird. Das Gitter zeige nämlich, wie wenig die Stadt gewillt sei, sich an die eigene Rechtsordnung zu halten, wenn diese ihren politischen Zielen, der Ausgrenzung von Minderheiten, im Wege stehe. Das Gitter sei nur montiert worden, um Sitzgelegenheit abzusperren.
cab

---

20min.ch 10.8.09

Gitterzaun gegen sitzende Randständige muss weg

von Simone Hubacher

Schluss mit den Drahtgittern rund um den Bahnhofeingang Neuengasse: Die Stadt muss den illegal errichteten Zaun wieder entfernen.
 
Unmittelbar nach dem Ja zum Bahnhofreglement im Juni 2008 hat die Stadt rund um den Bahnhofeingang Neuengasse zwei Meter hohe Gitter installiert. Das Ziel: die Randständigen davon abhalten, sich auf dem Mauervorsprung aufzuhalten. Der Fehler: Die Stadt hatte es versäumt, ein Baugesuch einzureichen - denn über 1,2 Meter hohe Gitterzäune müssen bewilligt werden.

Jetzt hat Stadtrat Luzius Theiler (Grüne Partei Bern), der gegen das nachträglich eingereichte Gesuch Einsprache erhoben hatte, Recht bekommen: Regierungsstatthalterin Regula Mader (SP) hat angeordnet, dass die Drahtgitter wegmüssen.

Darüber ist man nicht überall erstaunt: "Frau Mader hat immer zugunsten der Randständigen entschieden", sagt FDP-Stadtrat Philippe Müller. Schwach finde er aber insbesondere die Leistung der Stadt: "Diese hat vor Langem nämlich ein Nutzungskonzept für den Bahnhofsraum versprochen, aber noch immer nicht geliefert."

Offenbar dauert die Ausarbeitung dieses Konzepts länger als geplant: "Die Nutzungsansprüche sind grösser als der Platz", so Walter Langenegger, Mediensprecher der Stadt Bern.

---------------------------------------------
ANTIFA-AKTIONSMONAT
----------------------------------------------

Indymedia 10.8.09

Antifaschistischer Aktionsmonat ist erfolgreich gestartet! ::

AutorIn : Lak-Thun: http://a-g-o.ch.vu

Openair Krattigen Gegen 300 Personen besuchten am Samstag 08.08.2009 das Openair Krattigen und damit den ersten Anlass des antifaschistischen Aktionsmonates August.     
    
Bis in die frühen Morgenstunden wurde friedlich gefeiert, politisch konnten sich die Besucher am kleinen aber feinen Infostand eindecken. Wir danken dem OK des OA Krattigen!

Wir freuen uns dich an den weiteren Aktionen begrüssen zu können.

15.08. 2009 Gummiboot Demo Abfahrt: 13:00 Schwäbis Thun (Schönwetteraktion!)

22.03.2009 Filmabend im Denkmal Bern: Ab 21:00 "Gefahr von Rechtsaussen - Neonazis im Fussball"

29.08.2009 Antifa Demo: Treffpunkt: 15:00 auf dem Waisenhausplatz Thun

Weiter Informationen zu den Anlässen findet Ihr jederzeit auf
http://www.a-g-o.ch.vu

Kontakt:  lak-thun@immerda.ch

-------------------------------------
SHAC VS NOVARTIS
-------------------------------------

BZ 11.8.09

Radikaler Tierschutz

Wieder sorgt Uniprofessor Petrus für Aufregung

Der im Zuge der Diskussion über radikale Tierschützer erneut in die Kritik geratene Uniprofessor Klaus Petrus verteidigt sich. Er distanziert sich von gewalttätigen Aktionen. Die Regierung will, dass die Vorwürfe abgeklärt werden.

Etwas mehr als ein Jahr nachdem er in die Schlagzeilen geraten war, wird der Berner Philosophieprofessor Klaus Petrus erneut in den Medien thematisiert, und es wird ihm eine gewisse Nähe zu radikalen Tierschützern angelastet. Jetzt wehrt sich der angeschossene Professor via Medienmitteilung.

Sein geplantes Buch "Tierbefreiung und Aktivismus" befasse sich mit der Tierrechtsphilosophie und deren Anwendung, schreibt Petrus. Es enthalte Beiträge von renommierten Philosophen, Rechtswissenschaftlern, Soziologen und Politologen. "Zu Wort kommen auch Personen aus dem angewandten Tierschutz", schreibt Petrus. Somit biete der Band "eine umfassende Darstellung der Tierrechtsbewegung" aus theoretischer wie auch aus praktischer Sicht.

"Rein akademisch"

Für telefonische Anfragen und Interviews stand Petrus gestern nicht zur Verfügung. Auf die via E-Mail gestellte Nachfrage, ob auch der österreichische Tierschutzaktivist Martin Balluch am Buch mitarbeite, der im letzten Jahr wegen Verdachts auf kriminelle Organisation in Untersuchungshaft gesessen hatte, gab Petrus keine Antwort.

In seiner Mitteilung schreibt Petrus, als Förderprofessor des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) beschäftige er sich mit Themen der Sprachphilosophie. Als Privatdozent der Universität Bern befasse er sich unter anderem mit Tierethik und dabei insbesondere mit Zielen und Strategien der Tierrechts- oder Tierbefreiungsbewegung. "Meine Auseinandersetzung mit dem radikalen Tierrechtsaktivismus im Allgemeinen sowie mit der Animal Liberation Front (ALF) im Besonderen ist somit rein akademischer Natur."

"Nicht terroristischer Art"

Er habe sich mit der Frage auseinandergesetzt, ob die Aktionen der ALF terroristischer Art sind, schreibt Petrus. "In meinen Analysen bin ich zum Schluss gelangt, dass sie illegale Handlungen darstellen, die klar strafrechtlich zu verfolgen sind, indes die Kriterien terroristischer Akte, wie sie bisher angewendet wurden, nicht erfüllen."

Was die gegen Novartis-Chef Daniel Vasella erfolgten Aktionen betrifft, distanziert sich Petrus: Er verurteile derartige Taten "klar". "Ich vertrete die Auffassung, dass ausschliesslich gewaltfreie Aktionen moralisch gerechtfertigt werden können."

Petrus sorgte bereits im Sommer 2008 mit umstrittenen Ansichten und Stellungnahmen für Furore, dies teilweise als Professor der Uni Bern. So sprach er sich für ein Verbot von Haustieren aus und verglich den Einsatz von Blindenhunden mit der Versklavung von Schwarzen.

Die Unileitung rügte Petrus deshalb. Zudem erliess sie im November 2008 Regeln mit "Weisungen betreffend Auftritte und Meinungsäusserungen von Universitätsangestellten mit Aussenwirkung". Demnach haben die Univertreter "Privates und Geschäftliches beim Auftritt in der Öffentlichkeit klar zu trennen".

Regierung fordert Auskunft

Regierungsrat Urs Gasche (BDP) ist der Meinung, dass der Regierung gegenüber der Uni eine gewisse Oberaufsichtskommission zukomme. Er geht deshalb davon aus, "dass man den Vorwürfen nachgehen wird". Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (Grüne) hat bereits entsprechende Informationen von der Unileitung und Petrus angefordert. Gasche sagt weiter: "Sollte etwas dran sein, wird man die nötigen Schritte unternehmen, um korrigierend einzugreifen."

Die Unileitung ging gestern nicht auf konkrete Fragen ein. Sie teilte lediglich mit, dass sie sich von Äusserungen distanziere, welche als Unterstützung gewalttätiger oder anderer gesetzeswidriger Aktivitäten verstanden werden könnten. Petrus habe sich in seiner persönlichen Medienmitteilung "unmissverständlich von jeglichen gewalttätigen Aktionen militanter Tierschützer distanziert".

Immerhin weist die Unileitung darauf hin, dass Petrus das Buch "Tierbefreiung und Aktivismus" als wissenschaftliche Publikation im Rahmen seiner akademischen Tätigkeit plane. Als Herausgeber übernehme er "die in dieser Funktion übliche Verantwortung". Es scheint, als wolle die Uni das Buch unter die Lupe nehmen.

Dominic Ramel

---

Tagesanzeiger 11.8.09

Professor distanziert sich von Tierschutz-Gewaltakten

Der Berner Philosophieprofessor und Tierrechtler Klaus Petrus wehrt sich gegen Vorwürfe, den geistigen Boden für Anschläge gegen den Novartis-Chef Daniel Vasella zu bereiten.

Von Reto Wissmann, Bern

Klaus Petrus sorgt einmal mehr für Schlagzeilen. Dabei geht es nicht um sprachphilosophische Abhandlungen, die er im Rahmen seiner Nationalfonds-Förderprofessur publiziert. Das Interesse gilt vielmehr seiner Nebenbeschäftigung als Tierethiker. Petrus, Professor am Institut für Philosophie der Universität Bern, arbeitet derzeit an einem Sammelband über "Tierbefreiung und Aktivismus". Wie verschiedene Zeitungen berichteten, erscheinen darin auch Beiträge von verurteilten Tierschutzaktivisten wie Keith Mann, Roger Yates oder Martin Balluch. Sie engagieren sich für radikale Organisationen wie die Animal Liberation Front und den Verein gegen Tierfabriken. Im Zusammenhang mit den Anschlägen auf Novartis-Chef Daniel Vasella schrieb die "SonntagsZeitung": "Die Spuren der militanten Tierschützer führen auch zur Uni Bern."

Petrus forderte Haustierverbot

Petrus, der vor Jahresfrist mit seiner Forderung nach einem Verbot für Haustiere bereits einmal für Wirbel gesorgt hatte, nimmt jetzt in einer schriftlichen Mitteilung Stellung: "Meine Auseinandersetzung mit dem radikalen Tierrechtsaktivismus ist rein akademischer Natur." Der geplante Sammelband befasse sich mit der Tierrechtsphilosophie und deren Anwendung und enthalte Beiträge von renommierten Philosophen, Rechtswissenschaftlern, Soziologen und Politologen. Weiter distanziert sich Petrus von den Aktionen gegen Vasella: "Ich vertrete die Auffassung, dass ausschliesslich gewaltfreie Aktionen moralisch gerechtfertigt werden können." Illegale Tierbefreiungsaktionen lehnt der Veganer jedoch nicht konsequent ab.

Uni bleibt ruhig

Im letzten Jahr hatte der Professor von seiner Universität bereits einen Verweis kassiert, weil er für private Tierrechtsaktivitäten offizielles Briefpapier der Uni verwendet hatte. Auch diesmal hat sich die Uni-Leitung den Professor zur Brust genommen. Rektor Urs Würgler zeigt sich zwar ungehalten über den imageschädigenden Medienrummel, will aber nicht zum Zensurstift greifen: "Die intellektuelle Freiheit ist mir wichtiger als vieles andere."

Es sei nicht a priori zu verurteilen,dass vorbestrafte Tierschützer an einer Publikation mitarbeiteten. Aber: "Wir distanzieren uns von Äusserungen, die als Unterstützung gewalttätiger oder anderer gesetzeswidriger Aktivitäten verstanden werden könnten", heisst es in der offiziellen Stellungnahme der Uni.

Auch beim Schweizerischen Nationalfonds, der Petrus bis 2012 mit 1,3 Millionen Franken unterstützt, hält man den Ball flach: "Wir fördern seine sprachphilosophischen Arbeiten", sagt Sprecher Ori Schipper. "Diese haben nichts mit Petrus' Tierrechtsaktivitäten zu tun."

---

NZZ 11.8.09

Bekannte Unbekannte

Aktivitäten gewalttätiger Tierschützer in der Schweiz

 Dass europaweit agierende, gewalttätige Tierschützer auch in der Schweiz ihr Unwesen treiben, ist nicht neu. 2009 registriert der Inlandnachrichtendienst aber eine Zunahme der Aktivitäten.

 crz. "Gewalttätige Tierschützer werden in der Schweiz weiterhin ihre Ziele verfolgen. Es ist wahrscheinlich, dass es dabei auch künftig zu Drohungen, aber auch zu Anschlägen gegen Personen und Einrichtungen im Umfeld internationaler Pharma- und Chemieunternehmen kommen wird." Dieses Zitat bezieht sich nicht etwa auf die jüngsten gegen Novartis gerichteten Anschläge der vergangenen Tage und Wochen, sondern ist das Fazit zum Thema "Gewalttätige Tierschützer" aus dem Bericht zur inneren Sicherheit 2006, welchen das Bundesamt für Polizei (Fedpol) im Mai 2007 veröffentlicht hat.

 Ruhe vor dem Sturm?

 Wie es im Bericht heisst, wurden am 20. Mai 2006 im Kanton Aargau Stützen und Streben von Hochsitzen angesägt. Die Organisation "Animal Liberation Front" (ALP) hinterliess ein Bekennerschreiben. Am 20. August desselben Jahres stürmte gemäss dem Bericht eine unbekannte Gruppe das Firmengelände eines Chemiekonzerns in Basel, griff mehrere Mitarbeiter tätlich an und verwüstete Büros. Neun Tage später versammelten sich Vermummte vor dem Privathaus eines Mitbegründers eines Pharmaunternehmens, und am 30. August kam es auf einem Firmenareal zu einer Blitzaktion durch unbekannte Personen. Drei von ihnen konnte die Polizei dabei festnehmen, doch wegen ungenügender Beweislage wurden sie schon am gleichen Tag wieder freigelassen. Im Oktober und Dezember 2006 organisierte die nach einem Tierversuchslabor benannte Organisation "Stop Huntingdon Animal Cruelty" (SHAC) Touren durch Europa. Die Oktober-Tour begann am 23. in Basel. Die Aktivisten reisten tags darauf weiter nach Frankreich. Die Veranstaltungen in der Schweiz verliefen ohne Zwischenfälle. Gemäss dem Bericht stammen die meisten SHAC-Aktivisten aus England, Kanada, den Niederlanden und Belgien.

 In den folgenden Jahren wurde es wieder ruhiger um die militanten Tierrechtskämpfer. Doch dieses Jahr sieht es wieder anders aus. Wie Ulrich Deppeler vom Dienst für Analyse und Prävention (DAP) des Bundes sagt, stellen die Behörden in diesem Jahr wieder eine Zunahme der Aktivitäten fest. Die Organisationen, deren Namen in Zusammenhang mit den Aktionen auftauchen, sind beim DAP bekannt, wie Deppeler sagt. In jüngerer Zeit zusätzlich hinzugekommen ist die Organisation "Militant Forces against Huntingdon Life Science" (MFAH), welche sich in Österreich zum Brandanschlag auf das Jagdhaus von Novartis-Chef Daniel Vasella bekannt hat. Inwieweit diese in Verbindung mit den anderen Organisationen steht, weiss man laut Deppeler nicht. Hingegen sei bekannt, dass vereinzelte Verbindungen zwischen militanten Tierschützern und der linksextremen Szene bestünden.

 Zur Ahndung solcher Taten komme das normale Strafrecht zur Anwendung, sagt Deppeler. Der DAP unterstützte die Kantone bei ihren Ermittlungen und ist für den nachrichtendienstlichen Informationsaustausch mit den ausländischen Partnern zuständig. Für diese Delikte liege die Ermittlungszuständigkeit bei den betroffenen Kantonen und nicht beim Bund, wie zum Beispiel bei einem Sprengstoffdelikt. Zurzeit laufen die Ermittlungen in den betroffenen Kantonen. Um präventiv gegen Täter der militanten Tierrechtsszene vorzugehen, seien die Möglichkeiten beschränkt, sagt Deppeler. Die Registrierung von Personen sei aus datenschützerischen Gründen eine heikle Angelegenheit. Möglich sei aber bei Ausländern eine Einreisesperre, welche über mehrere Jahre hinweg verhängt werden kann, und zwar auch dann, wenn strafrechtliche Beweise lediglich im Ausland vorliegen.

 Schweizer Unterstützung

 Nicht alle Täter der militanten Tierschützerszene sind jedoch Ausländer. Ein paar Dutzend stammten wohl aus der Schweiz, sagt Deppeler. Diese dürften allerdings vorwiegend mit Unterstützungshandlungen aktiv sein, ein entsprechendes Strafverfahren ist dem DAP nicht bekannt.

 Die etablierten Schweizer Tierschutzorganisationen distanzieren sich mit aller Vehemenz von den Methoden der Militanten. Für Gieri Bolliger von der Stiftung für das Tier im Recht ist die Vorgehensweise der Militanten nicht nur abartig, sondern kontraproduktiv, weil sie die seriöse politische Arbeit im Tierschutzbereich gefährdet. Ins gleiche Horn stösst Hansuli Huber vom Schweizer Tierschutz (STS). Leute, die solches tun, könnten gar keine Tierschützer sein, meint er, weil sie dem Tierschutz und damit auch den Tieren schadeten. Auch der umstrittene Philosophieprofessor Klaus Petrus, der an der Universität Bern tätig ist und noch dieses Jahr ein Buch mit dem Titel "Tierbefreiung und Aktivismus" herausgeben will, in dem auch bekannte Personen aus dem "angewandten Tierschutz" zu Wort kommen sollen, verurteilte am späten Sonntagabend in einem persönlichen Communiqué die gewalttätigen Aktionen im Fall Vasella.

---

Basler Zeitung 11.8.09

Kein Verständnis für Vasellas Kritik

Basel/Liestal. Drohungen würden immer ernst genommen

Philipp Loser, Markus Prazeller

Novartis-Chef Daniel Vasella fühlte sich lange Zeit von den Behörden im Stich gelassen. Die Basler Behörden kann er damit nicht gemeint haben. Sagen die Basler Behörden.

Der Brandanschlag von militanten Tierschutzaktivisten auf das Jagdhaus von Novartis-Chef Daniel Vasella im Tirol und die Schändung des Grabes von Vasellas Eltern in Chur haben ein politisches Nachspiel auf lokaler Ebene: Grossrat Heiner Vischer (LDP) will von der Basler Regierung wissen, was diese für Anstrengungen unternimmt, um die Täter an weiteren Verbrechen zu hindern. "Unsere Region bietet für die Pharmafirmen viele Vorteile; einer davon ist die Sicherheit für die Mitarbeitenden und ihr Arbeitsumfeld. Wenn diese Sicherheit bedroht ist, (...) ist Handlungsbedarf gegeben", schreibt Vischer in seinem Vorstoss.

Die Interpellation dürfte auch direkt mit einem Interview von Daniel Vasella im "Sonntagsblick" zusammenhängen, in dem er den Schweizer Behörden vorwarf, ihn lange Zeit im Stich gelassen zu haben. "Herr Vasella kann mit seinen Äusserungen kaum die Basler Behörden gemeint haben", lässt Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (FDP) via Mediensprecher Klaus Mannhart ausrichten. Die Zusammenarbeit mit den Sicherheitsabteilungen der betroffenen Firmen sei seit Jahren sehr eng. Ausserdem habe der Regierungsrat schon letzte Woche betont, dass er alles daran setze, solche Übergriffe zu verhindern. Konkret soll laut Mannhart der Informationsaustausch mit Polizeibehörden auf internationaler Ebene verstärkt und die Überwachung von "Personen und Objekten" noch intensiver werden.

Bedeckte Baselbieter

Ähnlich tönt es im Baselbiet. Polizeisprecher Rolf Wirz sagt auf Anfrage: "Die Polizei Basel-Landschaft nimmt diese Vorfälle und Drohungen ernst, beurteilt die Lage laufend und hat entsprechende Massnahmen eingeleitet." Wie diese Massnahmen aussehen, will Wirz nicht sagen. Auch zu konkreten Bedrohungen gegen Novartis-Mitarbeiter äussert er sich nicht. Zu den Vorwürfen von Daniel Vasella sagt Sicherheitsdirektorin Sabine Pegoraro (FDP), die Aussagen im "Sonntagsblick" seien sehr offen formuliert. Sie könne deshalb nicht abschätzen, ob damit die Polizei Basel-Landschaft gemeint sei. Sie hält aber fest, dass ihre Direktion Drohungen gegen Pharma-Mitarbeiter sehr ernst nehme und das auch in der Vergangenheit getan habe.

-------------------------------
HOOLIGAN-GRIPPE
-------------------------------

Basellandschaftliche Zeitung 11.8.09

Wenn die Fans in Basel doch so wären wie in Antwerpen . . .

Polizeidirektor Gass sammelte Infos zu Hooliganismus

Nur 30 Polizisten in kurzärmligen Hemden vor dem Stadion, Fans, die geordnet und von Stewards begleitet zu ihren Plätzen laufen, keine Pyro-Fackeln, keine Knallpetarden, keine Vermummten und kein Alkoholgelage während des Spiels. Wahrscheinlich träumt der Basler Polizeidirektor Hanspeter Gass von solch idyllischen Zuständen vor und im St. Jakob-Park. Seit Freitagabend weiss er, dass diese in Antwerpen Realität sind. Dort hat der Regierungsrat dem Spiel der höchsten belgischen Liga Germinal Beerschot Antwerpen gegen Standard Lüttich beigewohnt. "Es herrschte eine tolle, emotionale Stimmung in der Arena", berichtet Gass.

Der Abstecher ins "Olympisch Stadion" von Antwerpen war nur eine der zahlreichen Etappen einer dreitägigen Reise. Am vergangenen Donnerstag verreiste Gass zusammen mit Karin Keller-Sutter, Vorsteherin des Sicherheits- und Justizdepartementes St. Gallen, Hans Jürg Käser, Berner Regierungspräsident und Vorsteher der Polizei- und Militärdirektion, sowie zwei Mitgliedern des Bundesamts für Polizei (Fedpol) in Richtung London. Das Ziel der Delegation der Konferenz der Kantonalen Polizei- und Justizdirektoren (KKJPD): In England, Holland und Belgien so viele Informationen wie möglich zum Thema Gewaltbekämpfung im Fussball zu sammeln.

 "In den Gesprächen mit der englischen ‹UK Football Police Unit› und ähnlichen niederländischen und belgischen Organisationen haben wir entdeckt, dass die Rechtsgrundlagen jenen in der Schweiz sehr ähnlich sind", erklärt der Justiz- und Sicherheitsdirektor. Zudem geschähe die Bekämpfung des Hooliganismus in den besuchten Ländern deutlich entschlossener als hierzulande, insbesondere mit dem Einsatz von Stadionverboten und Bussen.

 Die Delegation wird die Öffentlichkeit über die genauen Resultate der Reise informieren, sobald alle Gespräche und Interviews aufgearbeitet worden sind. (lv

-----------------------
EURO-NAZIS
-----------------------

Tagesanzeiger 11.8.09

Neonazis mehrerer EU-Länder vereinigen sich

Rechtsextreme aus der Slowakei und Tschechien arbeiten bei ihren Angriffen auf Roma- Quartiere seit neuestem eng zusammen. Und sie bekommen Unterstützung aus Deutschland.

Von Bernhard Odehnal, Wien

"Schande für die Polizei - moralischer Sieg der Nationalisten": Knapp und eindeutig bilanzierte ein nationalistisches Internetforum die Ereignisse vom vergangenen Samstag in der ostslowakischen Gemeinde Sarisske Michalany. Slowakische Zeitungskommentatoren sehen das Eingreifen der Polizei gegen eine Gruppe Rechtsextremer zwar differenzierter, aber auch sie müssen zugeben, dass die Rechten ihr Ziel erreichen und mit relativ geringem Aufwand ein Maximum an Öffentlichkeit schaffen konnten. "Wenn Sie in der slowakischen Politik bekannt werden wollen, stecken Sie kein Geld in Werbung", schreibt die linke Tageszeitung "Pravda" nicht ohne Ironie: "Überlassen Sie einfach alles der Polizei."

Genau das tat am Samstag eine Gruppe namens "Slowakische Gemeinsamkeit" (Slovenska pospolitost) in Sarisske Michalany. Weil dort Anfang August ein älterer Mann von zwei Roma-Jugendlichen überfallen und schwer verletzt worden war, riefen die Rechtsextremen zum "nationalen Widerstand gegen den Zigeunerterror" auf. Rund 400 Personen folgten diesem Aufruf, einige kamen aus den Nachbarländern Tschechien und Ungarn, viele waren kahl geschoren, trugen Schnürstiefel, schwarze Hosen und Hemden.

Da die Demonstration nicht genehmigt worden war, nahm die Polizei den Anführer der "Slowakischen Gemeinsamkeit", Marian Kotleba, fest. Als Kotlebas Genossen die Polizisten mit Steinen und Glasflaschen bewarfen, antworteten die mit dem Einsatz von Wasserwerfern und Schlagstöcken. Bei der Strassenschlacht wurden nach offiziellen Angaben fünf Uniformierte und zwei Zivilisten verletzt, sowie 30 Demonstranten festgenommen, unter ihnen auch tschechische Staatsbürger. Während Roma-Organisationen dem slowakischen Innenministerium für den Einsatz dankten, sehen sich die Rechtsextremen als Opfer einer Staatsmacht, die ihnen den Krieg erklärt habe. "Nun müssen wir uns selbst verteidigen", heisst es auf einer Homepage.

Deutsche Vorbilder

Rechtsextreme und neonazistische Gruppen in Tschechien und der Slowakei spielen in der Parteipolitik kaum eine Rolle, bei Wahlen erreichten sie in den vergangenen Jahren nie mehr als zwei bis drei Prozent. Allerdings verschaffen sich diese Gruppen seit einigen Monaten mit öffentlichen, provokanten Auftritten starke mediale Aufmerksamkeit, die ihnen Sympathie in der Bevölkerung und neue Anhänger bringt. Die Strategie "Aus den Hinterzimmern hinaus auf die Strasse" wurde von deutschen Neonazis übernommen. Auf der Strasse können die Rechtsextremen frustrierte tschechische Jugendliche abholen, die sich von der Politik nicht vertreten fühlen oder einfach neue Formen der Provokation suchen. Unter den jungen Tschechen sei es derzeit "ziemlich cool, ein Neonazi zu sein", sagt der Brünner Extremismusforscher Miroslav Mares. Der harte Kern der rechtsextremen Szene umfasse höchstens 300 Personen, die könnten aber für einzelne Aktionen bis zu 3000 Sympathisanten mobilisieren.

Aufmarsch im Roma-Quartier

Besonders offensiv tritt in Tschechien die "Delnicka strana" (Arbeiterpartei, DS) auf. Sie begann als tschechisch-nationalistische Bewegung, sympathisiert heute aber mehr mit dem Deutschnationalismus und bietet sich als politische Vertretung für Tschechiens Neonazi-Bewegungen an. So rufen zu den Veranstaltungen der Arbeiterpartei auch Neonazi-Gruppen wie der "Nationale Widerstand" oder die "Autonomen Nationalisten" auf. Bei den Demonstrationen der DS in Prag, Brünn oder Jihlava sprechen auch Neonazis aus Österreich und Deutschland. Im Gegenzug treten Vertreter der DS bei Neonazi-Demonstrationen in Dresden oder Leipzig auf. Kommenden Samstag organisiert die DS bei Prag nach deutschem Vorbild einen "Tag der Freiheit", zu dem auch Vertreter der rechtsextremen deutschen NPD erwartet werden.

Für tagelange Diskussionen in Medien und Politik sorgte vergangenen November ein Aufmarsch von Arbeiterpartei und Neonazis durch das Roma-Quartier der nordböhmischen Gemeinde Litvinov, der in einer Strassenschlacht mit der Polizei endete. Für Tschechiens Rechtsextreme ist der Marsch seither ein nationaler Mythos, dem die slowakischen Rechtsradikalen nun nacheifern: "Denken wir an die Kameraden, die in Litvinov ihr Leben riskierten", heisst es im Aufruf zur Demonstration in Sarisske Michalany.

Roma wollen zusammenhalten

Tschechische und slowakische Roma-Organisationen wollen als Reaktion auf die Neonazi-Provokationen eine Plattform gründen und sich gegenseitig Beistand bei Bedrohung zusichern. Sie verweisen auf die Eskalation der Gewalt im Nachbarland Ungarn, wo seit vergangenen Herbst acht Roma ermordet wurden. Von den Innenministerien in Prag und Bratislava wurden sowohl die tschechische Arbeiterpartei als auch die "Slowakische Gemeinsamkeit" verboten. In beiden Fällen wurden die Verbote jedoch von Gerichten wegen Verfahrensmängeln aufgehoben.