MEDIENSPIEGEL 12.8.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Stadtrats-Sitzung 13.8.09
- Big Brother Video: Käser vs Datenschützer
- Binz ZH vor dem Abriss
- Neonazis im Männedörfler Wald
- Gegen Rudolf-Hess-Marsch in Budapest

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REITSCHULE
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So 16.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ

Di 18.08.09
22.00 Uhr - Hofkino - BROTHER, WHERE ART THOU?, Joel Coen, USA 2000, 106min, DVD, OV/d

Infos: www.reitschule.ch

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STADTRATSSITZUNG 13.8.09
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Stadtratssitzung (Traktanden)
Donnerstag, 13. August 2009 17.00 Uhr und 20.30 Uhr
Sitzungssaal im Rathaus

Die Stadtratssitzungen sind öffentlich zugänglich (Besuchertribüne)
Traktanden

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5. Dringliche Interpellation Fraktion FDP (Philippe Müller, FDP): Offene Drogenszene beim "Blutturm" an der Aare - was tut der Gemeinderat? (SUE: Nause) 09.000232
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000232/gdbDownload

6. Initiative "Keine gewalttätigen Demonstrationen" (FSU: Streit / SUE: Nause) verschoben vom 11.06.2009 09.000162
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000162/gdbDownload

(...)
 
10. Interpellation Fraktion GB/JA! (Hasim Sancar, GB): Keine privaten Sicherheitsdienste für die "öffentliche Ordnung" (SUE: Nause) verschoben vom 02.07.2009 09.000028
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000028/gdbDownload

11. Interpellation Fraktion GB/JA! (Hasim Sancar, GB): Welche Empfehlungen gab die Regierungsstatthalterin der Kantonspolizei? (SUE: Nause) verschoben vom 02.07.2009 09.000027
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000027/gdbDownload

(...)

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BIG BROTHER VIDEO
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BZ 12.8.09

Videoüberwachung

Datenschützer übergangen

Als Polizeidirektor Hans-Jürg Käser die Verordnung zur Videoüberwachung ausarbeiten liess, wurden bei allen möglichen Stellen Mitberichte eingefordert. Nur der kantonale Datenschutzbeauftragte Markus Siegenthaler wurde nicht konsultiert. Laut Gesetz hätte ihm die Vorlage aber zwingend vorgelegt werden müssen. Wie es zu dem Versäumnis kam, kann sich Siegenthaler nicht erklären.

 Käser gesteht lediglich einen "Formfehler" ein. Doch für die Zukunft hat er seine Leute in der Polizeidirektion angewiesen, den Datenschutzbeauftragten "direkt zu begrüssen". sgs

Seite 28

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Videoüberwachung

Käser übergeht den Datenschützer

Als Polizeidirektor Hans-Jürg Käser die Verordnung zur Videoüberwachung ausarbeiten liess, haben seine Leute etwas vergessen: Sie haben ausgerechnet den kantonalen Datenschutzbeauftragten nicht konsultiert.

Es gibt wohl nicht viele Bereiche, in denen der Datenschutz eine so grosse Rolle spielt wie bei der Videoüberwachung. Als die Polizei und Militärdirektion (POM) den Entwurf zur Totalrevision der Videoverordnung den anderen Direktionen, der Staatskanzlei und dem Gesetzeskoordinator unterbreitete, hätte sie zwingend auch den kantonalen Datenschutzbeauftragten Markus Siegenthaler konsultieren müssen. Das verlangt das Gesetz. Doch das passierte nicht.

"Durch einen Zufall" habe er von dem Entwurf erfahren, sagt Siegenthaler. Zwar hat er es gerade noch geschafft, am Tag, als die Frist ablief, seinen Mitbericht abzuliefern. Aber Siegenthaler war nicht glücklich, dass er ohne Einladung und unter grossem Zeitdruck die datenschutzrechtlichen Überlegungen einbringen musste.

"Hätte viel lernen können"

Angesichts des brisanten Geschäfts wäre es für Siegenthaler zumindest "nicht undenkbar gewesen, eine Arbeitsgruppe zu bilden", in der er als Datenschutzbeauftragter mit "kompetenten Leuten der Polizei" hängige Fragen hätte ausdiskutieren können, wie er ausführt. "Ich hätte viel lernen können über die polizeiliche Sicht, und wir hätten gemeinsam klären können, welche Mittel im präventiv-polizeilichen Bereich zur Verfügung gestellt werden können und welche nicht." Aus Zeitgründen sei es aber nicht mehr möglich gewesen, sich so gründlich mit der Materie auseinanderzusetzen, wie es wünschbar gewesen wäre.

Am 1.Juli hätte die Verordnung in Kraft treten sollen. Doch zwei Passagen lösten im Grossen Rat parlamentarische Vorstösse aus. Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) beschloss deshalb während der Junisession, die zwei Artikel zurückzustellen und erst nach der Septembersession in Kraft zu setzen. In die Vorbereitung der Antworten auf die Vorstösse ist Siegenthaler nun involviert.

Rätseln um Beweggründe

Was die POM bewogen haben mag, Siegenthalers Meinung bei der Erarbeitung des ersten Entwurfs ausser Acht zu lassen, kann sich der Datenschutzbeauftragte nicht erklären. "Ich will der Polizeidirektion nicht unterstellen, dass sie den Datenschutz aushebeln wollte", sagt er. "Aber es wäre für mich nicht ohne weiteres nachvollziehbar, wenn man hier nicht hätte merken sollen, dass das Geschäft für den Datenschutz relevant wäre."

Um ein simples Vergessen konnte es sich nicht handeln. Nachdem die POM den Verordnungsentwurf bei allen Stellen ausser dem Datenschutzbeauftragten ins Mitberichtsverfahren gebracht hatte, erinnerte Justizdirektor Christoph Neuhaus (SVP) sämtliche Direktionen noch einmal an ihre Pflicht gegenüber dem Datenschutz. In der Folge wurden Siegenthalers Anregungen zwar teilweise berücksichtigt, aber involviert wurde der Datenschützer auch in späteren Phasen nicht.

Als Polizeidirektor Hans-Jürg Käser dem Regierungsrat beantragte, die umstrittenen Teile der Vorlage zurückzuziehen, wurde Siegenthaler darüber wieder nicht in Kenntnis gesetzt.

Käser: "Ein Formfehler"

Polizeidirektor Hans-Jürg Käser wehrt sich gegen den Vorwurf, der Datenschutzbeauftragte sei nicht konsultiert worden: Über die Justizdirektion, in der Siegenthaler angesiedelt sei, sei er sehr wohl eingeladen worden, eine Stellungnahme abzugeben.

 Tatsache ist jedoch, dass mit dem 2009 in Kraft getretenen revidierten kantonalen Datenschutzgesetz die Unabhängigkeit des Datenschützers gestärkt wurde. Er ist der Justizdirektion bloss administrativ angegliedert - wie die Koordinationsstelle für Gesetzgebung, die aber direkt konsultiert wurde.

Käser räumt ein, seine Leute hätten "gut daran getan", Siegenthaler direkt anzuschreiben. Ein "Formfehler" sei passiert. "Doch dieser führte nicht dazu, dass der Datenschutzbeauftragte seine Position nicht zeitgerecht einbringen konnte." Dennoch hat Käser seine Leute angewiesen, Siegenthaler "künftig direkt zu begrüssen".
sgs

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BINZ ZH
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Zürichsee-Zeitung 12.8.09

Hausbesetzung An der Üetlibergstrasse steht eine bewohnte Fabrik, die abgerissen werden soll

"Familie Schoch" wehrt sich

"Familie Schoch" soll aus der von ihr besetzten Fabrik in der Binz ausziehen. Der Kanton will sie im Oktober abreissen und eine Altlastensanierung vornehmen. Ein Neubauprojekt liegt noch nicht vor.

Nathan Lenzin

Von der Haltestelle Laubegg, Nähe Sihlcity, sind es keine 10 Minuten Fussweg bis in die besetzten Gebäude in der Binz. Die Üetlibergstrasse 111 liegt etwas versteckt, im Hinterhof des Amts für Militär und Zivilschutz des Kantons Zürich. Einmal eingetreten in die Welt der "Familie Schoch", wie sich die rund 40 Besetzer nennen, weiss man sofort, warum die Besetzung des Binz-Areals polarisiert. Es ist chaotisch, ungezwungen, bunt, dreckig, kunstvoll und kreativ. Und es gibt Platz ohne Ende.

Das Problem ist, dass die "Familie Schoch" und der Kanton als Besitzer der Liegenschaft völlig unterschiedliche Vorstellungen von einer sinnvollen Nutzung des Fabrikgebäudes haben. Die Besetzer finden, dass die libertäre Art der Bewohnung der Fabrikhallen positive Synergien hervorbringe. Der Kanton Zürich sieht zum Abbruch der Hallen hingegen keine Alternative, wie Thomas Maag, Mediensprecher bei der kantonalen Baudirektion, auf Anfrage erklärt. Man habe die Besetzer geduldet, aber nun solle das Areal für eine künftige Nutzung vorbereitet werden. Der Abriss soll auch dazu benutzt werden, das Areal auf Altlasten hin zu untersuchen, die im Kataster der belasteten Standorte eingetragen seien. Die Notwendigkeit eines Abrisses für die Entnahme der Bodenproben wird von den Bewohnern jedoch bestritten.

Kanton bestreitet Verantwortung

Im Jahr 2006 lieh der Kanton der Stadt das Areal aus, kurz darauf zogen die Besetzer ein. Die Stadt Zürich plante, dort einen Freestylepark zu bauen. Daraus wurde jedoch nichts. Der sogenannte Gebrauchsleihvertrag zwischen Kanton und Stadt endete nun diesen Juni. Neubaupläne gibt es noch keine. Genau das ärgert die "Familie Schoch". "Wir können das nicht tolerieren. Zuerst muss ein Neubauprojekt greifbar sein, bevor man hier alles abreisst", empört sich Nils*. Er ist Mitte zwanzig und gibt Auskunft über die "Familie Schoch". "Es macht doch keinen Sinn, ein so grosses Gelände brachliegen zu lassen, wenn Menschen dort wohnen könnten", ist er überzeugt.

Was passiert denn im Falle eines Abbruchs mit den Bewohnern? "Dann stehen von heute auf morgen 40 Menschen auf der Strasse", sagt Patrick*, ein Freund von Nils. Thomas Maag bestreitet eine Verantwortung des Kantons: "Es ist nicht unsere Aufgabe, Hausbesetzern Alternativen anzubieten." Werden die "Schochs" denn versuchen ein anderes Gebäude zu besetzen? "Wenn es eine grosse Auswahl gäbe, ja", meint Nils lakonisch. Die einen würden wohl oder übel wieder zu normalen Mietern, denn es lebten auf dem Binz-Areal nicht unbedingt Menschen, die sich eine normale Wohnung nicht leisten könnten.

Einige wählten aus politischen Gründen das Binz-Areal, als gesellschaftskritisches Projekt, weiss Nils. Die Gemeinschaft sei eine WG im eigentlichen Sinne: "Wir leben zusammen, aber es gibt ausreichend Privatsphäre." Jeweils etwa fünf Bewohner bilden eine Bezugsgruppe mit Wohnzimmer und Küche.

Keine Ämtli, keine Abstimmungen

In den Wirrungen der ehemaligen Fabrik gibt es sieben Küchen, eine voll ausgestattete Werkstatt, einen Konzertsaal, mehrere Bars, fahrbare Toiletten, Dutzende Wohnanhänger, mindestens fünf Sonnenterrassen, einen Wintergarten, einen Sportraum, eine Kletterwand und so weiter und so fort. Das Areal ist eigentlich für einen mittleren Industriebetrieb ausgelegt und entsprechend grosszügig gebaut. Perfekt, um sich in kreativem Chaos zu entfalten.

"Es gibt bei uns keine Ämtli, keinen Putzplan oder Ähnliches", erklärt Nils die Strategie bzw. Non-Strategie der "Familie Schoch". Es ginge ja darum, nicht hierarchisch organisiert zu sein. Ein Fixpunkt seien die regelmässigen Sitzungen. "Dann kommen alle zusammen und diskutieren, bis ein Konsens erreicht ist. Abgestimmt wird bei uns nicht." Dass es da etwas länger geht, bis man eine Entscheidung treffen kann, versteht sich von selbst. Der beste Beweis jedoch für das gute Funktionieren der Kommune sei ihre dreijährige Existenz, stellt Nils klar: "Vor drei Jahren entschieden wir uns, hier einzuziehen. Nicht primär, um gratis zu leben, sonderm weil wir ein selbstverwaltetes Kultur- und Wohnprojekt erschaffen wollten." Binz komme dem Kulturauftrag der Roten Fabrik sehr nahe, sagt Nils, denn es solle ein Ort sein, in dem Kultur nicht konsumiert, sondern unter Mitwirkung der Besucher geschaffen würde.

Der Kampf um ihr Heim ist für die "Brüder und Schwestern Schoch" trotz Abbruchtermin im Herbst noch nicht vorbei. Die Besetzer haben dem Kanton vor ein paar Wochen ein Angebot unterbreitet. Sie wollen das Grundstück bis 2050 für 1 Franken Baurechtszins übernehmen. Dazu lancierte die "Familie Schoch" auch eine Online-Petition (www.binzbleibtbinz.ch). Die Option scheint jedoch unrealistisch, denn sie käme den Kanton teuer zu stehen. Thomas Maag bestätigt: "Ein Eingehen auf das Angebot würde für den Kanton einen Ertragsausfall in zweistelliger Millionenhöhe bedeuten."

* Namen der Redaktion bekannt

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NEONAZIS
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Zürichsee-Zeitung 12.8.09

Skinheads feierten

In einer Männedörfler Waldhütte trafen sich rund 100 Neonazis. Dies wäre auch in anderen Lokalen am See möglich.

Als "Familienfest" wurde es angekündigt, es kamen aber rund 100 Rechtsextreme, wie der "Tages-Anzeiger" berichtete. Das Konzert, das am Samstag in einer Waldhütte oberhalb Männedorfs stattgefunden hat, erfreute den Vermieter der Hütte, Hans Müller, gar nicht. Nochmals würde er den Skinheads den Raum nicht überlassen, sagt er.

Dass ohne das Wissen des Vermieters Neonazis Konzerte veranstalten, kommt immer wieder mal vor. In Uster geschah dies vor bald einem Jahr. Diesmal traf es Männedorf. Um welches Fest es sich tatsächlich handelt, ahnen die Vermieter meist nicht. In Stäfa könne eine Veranstaltung deshalb jederzeit abgebrochen werden, sagt Gemeindeschreiber Daniel Scheidegger. Wenn keine Gesetze gebrochen werden, dürfte ein Konzertabbruch aber schwierig werden. Dies war in Männedorf der Fall. Die Polizei beobachtete das Geschehen, ein Verstoss gegen das Antirassismus-Gesetz lag nicht vor. Die Skinheads durften weiterfeiern. (fsp) Seite 2

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Männedorf Rechtsextreme trafen sich in der Forsthütte am Brähenrainweg

Familienfest angekündigt, Neonazis kamen

Rund 100 Rechtsextreme feierten am Samstag in einer Waldhütte in Männedorf. Der Vermieter war gar nicht erfreut, dass am angekündigten "Familienfest" statt Grossmütter Skinheads erschienen.

Frank Speidel / Christian Dietz-Saluz

Das Forsthaus am Brähenrainweg in Männedorf ist idyllisch gelegen. Es steht in einer Lichtung im Wald oberhalb Männedorf, Vögel zwitschern, draussen hats eine Feuerstelle, und wenn es ganz still ist, kann man beim Eindunkeln dort bestimmt sehen, wie sich Fuchs und Hase Gutenacht sagen. Am vergangenen Samstagabend waren der Fuchs und der Hase aber wahrscheinlich nicht bei der Waldhütte, denn laut "Tages-Anzeiger" haben dort 100 Rechtsextreme gefeiert. Sie kamen aus anderen Kantonen, einige unter ihnen sind sogar aus Süddeutschland angereist.

Kein Grund zum Abbruch

Die Kantonspolizei wusste von dem Treffen und schickte einige Männer nach Männedorf. Diese überwachten das Geschehen und nahmen Personalien von Neonazis auf. Das Fest ist aber friedlich verlaufen und war um Mitternacht zu Ende. Auch gegen das Anti-Rassismus-Gesetz wurde nicht verstossen. Für die Polizisten gab es deshalb keinen Grund, die Feier abzubrechen. Die Hütte gehört der Waldkorporation Männedorf. Hans Müller ist für die Vermietungen zuständig. Ihm sei das Treffen als "Familienfest" angekündigt worden. Den Schlüssel holte ein junger Mann ab, der überhaupt nicht wie ein Skinhead ausgesehen habe.

"Wir waren nicht erfreut", sagt Müller zum vermeintlichen Familienfest. Trotzdem findet er: "Die dürfen auch ein Fest machen." Einen Sinn für Ordnung und Sauberkeit scheinen die Veranstalter des Fests zu haben. "Die Hütte wurde sauber aufgeräumt und geputzt wieder abgegeben", wie Müller berichtet. Den Neonazis vom Samstag will er die Hütte aber nicht mehr vermieten.

Kontrolle in Stäfa angekündigt

Solche Feste lassen sich nur schwer verhindern. Erscheint ein flotter junger Bursche, um den Schlüssel abzuholen, weiss der Vermieter nicht, ob in der Hütte ein paar Stunden später eine Horde Skinheads auf den Putz haut. In Stäfa gibt es verschiedene Liegenschaften, die von der Gemeinde für Anlässe vermietet werden. Dazu zählen etwa die Villa Sunneschy, der "Hecht" in Ürikon, der zukünftige Gemeindesaal, der Sunnewies-Saal. Die "Halle für alle" wird mit der Betriebsgesellschaft im Rahmen des Baurechtsvertrags bewirtschaftet. Ausserdem vermietet die Gemeinde zusammen mit der Schulverwaltung Stäfa die Singsäle in den Schulen. In jedem Fall gilt in Stäfa: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Dubiose Mieter haben es in Stäfa schwer. Gemeindeschreiber Daniel Scheidegger ist sich bewusst, dass es im Moment der Vermietung schwierig ist, die Absicht des Mieters hundertprozentig zu prüfen. Da könne gut ein Unbescholtener vorgeschickt werden und dann entpuppe sich das Fest als Skinheadparty. "Die Kontrolle vor Ort ist die einzige Möglichkeit, den Missbrauch einer gemieteten Gemeindeliegenschaft zu verhindern", sagt Scheidegger. "Wir lassen Verträge unterschreiben, in denen die Nutzung eindeutig festgehalten ist, bei Verstoss ist ein Einschreiten möglich."

Auch ein Abbruch der Veranstaltung liegt in der Kompetenz des Vermieters. Die Gemeinde nehme das Problem ernst. "Wir schliessen nicht aus, dass das, was in Männedorf vorgekommen ist, uns auch passieren könnte", sagt Scheidegger. Die Verwaltung hoffe aber mit dem deutlichen Fingerzeig und dem Hinweis im Vertrag auf die Kontrolle, "dass das unliebsame Mieter abschreckt".

"Wir schauen genau hin"

Das hofft auch Hans Wyler, Gemeindeschreiber, mit den rigiden Vorgaben in Erlenbach. "Bei uns muss ein Mieter persönlich vorstellig werden, und vor Ort wird alles festgehalten", erklärt er. Im Vertrag stehe, wie viele Personen erwartet werden, wofür die Gemeindeliegenschaften - Turmgut und Erlengut - genutzt werden. Die Haftungsfrage ist ebenfalls geregelt, dazu die Lärmschutzvorschriften (Betrieb bis 24 Uhr, ab 22 Uhr kein Lärm mehr). "Wenn etwas nicht reinpasst, dann vermieten wir nicht", sagt Wyler. "Wir schauen sehr genau hin." Pragmatisch handhabt Sylvia Ramseyer die Vermietung des Gemeinde-Badehüsli in Meilen. "Wir vermieten nur an Leute, die in Meilen wohnen oder arbeiten, und 80 Prozent der Mieter kenne ich persönlich." Weil der Vertrag an eine Meilemer Adresse geschickt werden muss, sei auch eine indirekte Kontrolle gegeben.

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ANTIFA INT.
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Indymedia 11.8.09

Budapest: Rudolf-Heß-Marsch und antifaschistische Gegenaktiv ::

AutorIn : a3yo : http://www.a3yo.noblogs.org

Am 15.August 2009 wollen tausende Alt- und Neonazis einen Marsch zum Gedenken an Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß in Budapest durchführen. Eingebettet in eine, auf allen Ebenen gedeihende, faschistische Bewegung von der rechtsextremen Jobbik-Partei über diverse neonazistische Skinheadgruppen hin zur der - inzwischen in zweiter Instanz verbotenen - Ungarischen Garde findet der zentrale Rudolf-Heß-Gedenkmarsch nun zum ersten Mal in dieser äußerst beunruhigenden Umgebung statt. So besteht die wachsende Bedrohung nicht ausschließlich in der politischen Organisierung rechtsextremer Randgruppen, sondern gerade in der Übereinstimmung "ausgemachter Feinde" mit weiten Teilen der ungarischen Bevölkerung, welche sich zunehmend auf der Straße im Hass auf JüdInnen, Roma und Homosexuelle artikuliert.
Bedauerlicherweise ist Budapest nicht gerade als Hort antifaschistischer Gegenaktivitäten bekannt, internationale Mobilisierungen blieben bisher aus und linke Strukturen vor Ort sind ähnlich schwer zu finden wie zivilgesellschaftliches Engagement gegen den offensichtlich wachsenden Neonazismus.     
    
Support Hungarian Antifa-Actions:
Gegen den Rudolf Heß-Marsch in Budapest

Am 15.August 2009 wollen tausende Alt- und Neonazis einen Marsch zum Gedenken an Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß in Budapest durchführen. Eingebettet in eine, auf allen Ebenen gedeihende, faschistische Bewegung von der rechtsextremen Jobbik-Partei über diverse neonazistische Skinheadgruppen hin zur der - inzwischen in zweiter Instanz verbotenen - Ungarischen Garde findet der zentrale Rudolf-Heß-Gedenkmarsch nun zum ersten Mal in dieser äußerst beunruhigenden Umgebung statt. So besteht die wachsende Bedrohung nicht ausschließlich in der politischen Organisierung rechtsextremer Randgruppen, sondern gerade in der Übereinstimmung "ausgemachter Feinde" mit weiten Teilen der ungarischen Bevölkerung, welche sich zunehmend auf der Straße im Hass auf JüdInnen, Roma und Homosexuelle artikuliert.
Bedauerlicherweise ist Budapest nicht gerade als Hort antifaschistischer Gegenaktivitäten bekannt, internationale Mobilisierungen blieben bisher aus und linke Strukturen vor Ort sind ähnlich schwer zu finden wie zivilgesellschaftliches Engagement gegen den offensichtlich wachsenden Neonazismus.

"Spitzennazi, Antisemit und Friedensflieger"

Rudolf Heß, der schon 1920 in die NSDAP eintrat und später zu Hitlers Stellvertreter avancierte, dient Nazis aus ganz Europa als Märtyrerfigur und Symbolcharakter. Bis zu seinem Selbstmord am 17.August 1987 im Kriegsverbrechergefängnis Berlin-Spandau zeigte er weder Reue noch Distanz zu Nationalsozialismus, Krieg und Holocaust. Sein heutiger Status im rechten Sumpf wird zusätzlich durch die Annahme verschwörungstheoretisch-inspirierter FaschistInnen gestärkt, Heß` Selbstmord wurde nur vorgetäuscht um die tatsächliche Ermordung durch den britischen Geheimdienst zu vertuschen.
1941 flog Heß unter nicht eindeutig geklärten Vorzeichen nach Schottland um mit dem britischen General Douglas-Hamilton einen Friedensvertrag auszuhandeln. Entgegen der Auffassung notorischer Geschichtsverdreher, Heß als "Friedensflieger" unendlichen Ruhm erweisen zu müssen, war dessen Vorhaben jedoch kein Akt nationalsozialistischer Friedensliebe sondern die Bemühung einen Zwei-Fronten-Krieg gegen Deutschland zu verhindern, den er als "selbstmörderisch für die weiße Rasse" bezeichnete.

"NS-Verherrlichung von Wunsiedel..."

Während einen Tag nach Heß' Tod nur mehrere kleine Demonstrationen in Deutschland und Österreich stattfanden, gewann der Rudolf-Heß-Gedenkmarsch, immer um den 17.August herum, in Folge an Bedeutungszuwachs für die rechtsextreme Szene. Von 1990 bis 1997 demonstrierten zunächst in Wunsiedel, dann aufgrund gerichtlicher Verbote in anderen Städten, jährlich zwischen 1500 und 3000 Nazis. Aufgrund massiver antifaschistischer Mobilisierungen und zunehmend polizeilichen Gegenmaßnahmen gegen den Marsch, geriet das Thema eines zentralen Rudolf-Heß-Gedenkens jedoch zusehends in die Bedeutungslosigkeit.
Ab 2001 wurden unter Anmeldung von Nazi-Anwalt und jetzigem NPD-Spitzenfunktionär Jürgen Rieger wieder Rudolf-Heß-Märsche in Wunsiedel durchgeführt. Von Jahr zu Jahr kamen nun mehr Nazis aus Deutschland und ganz Europa - Widerstand war zunächst kaum wahrnehmbar - bis der Marsch im Jahre 2004 mit insgesamt 5000 Nazis seinen traurigen Höhepunkt erreichte.
Nachdem zunächst ein Demonstrationsverbot für Wunsiedel und später auch für sämtliche Ersatzveranstaltungen erlassen wurde, schien das Thema "Rudolf-Heß-Gedenkmarsch" in Deutschland zunächst "erledigt zu sein".

"...bis Budapest!"

Verantwortlich für die Organisation des diesjährigen Rudolf-Heß-Marsches in Budapest zeigt sich die ungarische "NS-Front", die u.A. eine beachtliche Teilnehmerzahl beim sogenannten "Day of Honour" auf dem Budapester Heldenplatz stellte. Die "NS-Front Hungaria" kann als
Dachverband oder Netzwerkstruktur der ungarischen Nazigruppen "Blood and Honour Hungaria", "Pax Hungarica”, Veres Kard - Blutiges Schwert” und den sogenannten "Skins Hungaria” bezeichnet werden.
Neben einer deutlich vierstelligen Zahl ungarischer als auch internationaler Alt- und Neonazis auf dem Gedenkmarsch selbst - muss auch mit einer Horde "rechtsoffener Jugendlicher, Saufskins und Hooligans" am Rande der Veranstaltung gerechnet werden.

Der Einschätzung, Budapester Antifaschistinnen, nach zu urteilen deutet jedoch vieles auf einen - von Naziseite aus - eher disziplinierten Ablauf hin. Während in deutschen Naziforen vermehrt darüber geklagt wird, dass bei Gedenkmärschen wie z.B. "zum alliierten Bombenholocaust" in Dresden keine Disziplin gehalten werde, TeilnehmerInnen saufen, rauchen, gröhlen und sich prügeln wollen, was einem solchen Anlass nicht angemessen sei, wird die ungarische Szene hingegen durchgehend als diszipliniert, äußerst kameradschaftlich und gut organisiert gelobt. Aufgrund der Tatsache, dass es am 15.August keine Konkurrenzveranstaltung in der Größenordnung "Dresden" geben wird, ist zusätzlich mit einer hohen Beteiligung von Nazis aus dem deutschsprachigen Raum zu rechnen.

"You`ll never walk alone - Support hungarian antifa-actions"

Für den 15.August ruft die Gruppe "Anti-Racist-Mobilization” zu einer Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch in Budapest auf. Die Auftaktkundgebung beginnt um 15Uhr am Deak Platz im Stadtzentrum. Dann wird entlang verschiedener Schauplätze neonazistischer Gewalttaten Richtung FaschistInnen-Marsch demonstriert um gegen 18Uhr wieder am Deak Platz angekommen zu sein wo mit anderen Gruppen eine gemeinsame antifaschistische Abschlusskundgebung mit Musik, Verpflegung und Redebeiträgen abgehalten wird.

Bildet Fahrgemeinschaften und Bezugsgruppen!
Unterstützt die AntifaschistInnen in Budapest!
They should never walk alone!


Antifaschistische Demonstration:
15.08.2009 - 15Uhr (geplant)
Deák ter (Deak Platz) / Budapest

Naziaufmarsch:
15.08.2009 - 14Uhr
Ort wird in Kürze bekanntgegeben