MEDIENSPIEGEL 18.8.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (tojo, Rössli, Hofkino)
- Kraak Steckweg: Ultimatum bis Mittwoch
- AJZ Solothurn: Squatters bleiben
- Squat Baden: Haus wieder leer
- Neonazi-Prozess in Liestal
- ZH: Deutschkurse für Sans-Papiers

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REITSCHULE
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Di 18.08.09  
22.00 Uhr - Hofkino - BROTHER, WHERE ART THOU?, Joel Coen, USA 2000, 106min, DVD, OV/d

Sa 22.08.09
22.00 Uhr - Rössli - *25* (garaj-noise aus Marseille F)

So 23.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ

Di 25.08.09
22.00 Uhr - Hofkino - HOTEL VERY WELCOME, Heiss Sonja, Deutschland, 2008, 94min, DVD, OV/d
20.30 Uhr - Tojo - "Venusfalle" von Junge Bühne Bern. Regie: Karin Maurer.

Infos: http://www.reitschule.ch

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kulturagenda.be 20.8.09

Die "Venusfalle" im Tojo Theater

Die Junge Bühne Bern eröffnet die neue Spielzeit im Tojo Theater mit Mord und Totschlag. In ihrem Stück "Venusfalle" wird der einzige Mann in einem achtköpfigen Haushalt ermordet. Als Täterin kommt nur eine der sieben Frauen in Frage. Diese versuchen sich gegenseitig anzuschwärzen, aber ein Alibi hat keine.
Tojo Theater, Reitschule, Bern. Di., 25.8., Do., 27.8. und Fr., 28.8., 20.30 Uhr

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*25* rocken das Rössli

Ihre Songs tragen so poetische Titel wie "Motherfuckerz" oder "Dirty Parties". Der Bass ist zuverlässig tief, treibend und schwer verzerrt, die Gitarre kracht durch die Akkorde, das Schlagzeug brätscht, der Sänger ist angepisst. Die Marseiller Combo *25* erfindet den gepunkten Garagenrock nicht neu und verlässt auch nie die Grenzen des Genres. Dafür spielt sie aber mit grosser Leidenschaft. Die Besucher wissen bereits beim Ticketkauf, was sie kriegen werden.
Rössli in der Reitschule, Bern. Sa., 22.8., 22 Uhr

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"Hotel Very Welcome" im Hofkino Reitschule

Hitze, Verständigungsprobleme und Durchfall. Damit schlagen sich die fünf europäischen Backpackers in Thailand und Indien herum. Der mehrfach preisgekrönte Film von Sonja Heiss bewegt sich zwischen Dokumentation und Spielfilm. Erfrischender, subtiler und treffender kann man den Alltag von Lonely-Planet-Reisenden mitsamt Klischees filmisch nicht darstellen.

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KRAAK STECKWEG 13
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Radio Rabe 18.8.09

Räumungsbefehl: die Gruppe Kraak muss das besetze Haus verlassen

 ((ansage))
Morgen früh muss die Gruppe Kraak das besetze Haus am Steckweg 13 in der Lorraine räumen.
Das nachdem die Gruppe das Haus zum zweiten Mal besetzt hat nach dem es wieder fast ein Jahr leer stand.
Der Gruppe ist es nicht gelungen das Haus zu verkaufen. Und angelblich hat auch niemand anderes das Haus gekauft.
Cheyenne Mackay berichtet:
http://www.freie-radios.net/mp3/20090818-rumungsbefe-29479.mp3

((absage))
Nik Lüthi
Präsident der Wohnbaugenossenschaft KuKuZ.
Die zuständige Immobilienfirma wollte keine weitere Stellung zum Haus am Steckweg geben.

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AJZ SOLOTHURN
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Solothurner Tagblatt 18.8.09

Hausbesetzer

Keine Entspannung

Die Besetzung der ehemaligen Drogenanlaufstelle an der Dornacherstrasse dauert an. Die vermummten Hausbesetzter wollen nicht weichen, die Stadt will nicht verhandeln. Politiker von links bis rechts verurteilen die Besetzung, bringen aber gleichzeitig zumindest ein wenig Verständnis für das Anliegen der Aktivisten entgegen. Auch die bürgerlichen Parteien sind an sich nicht gegen ein Jugendzentrum. Während FdP und CVP den Stadtpräsidenten in seinem Entscheid, nicht mit den Hausbesetzern zu verhandeln, unterstützen, sieht das die Linke anders. "Kurt Fluri sollte das Gespräch mit den Hausbesetzern suchen, um eine Eskalation zu verhindern", sagt Franziska Roth, Parteipräsidentin SP.rah

Seite 21

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Hausbesetzung

"Gekommen um zu bleiben"

Keine Entspannung an der Dornacherstrasse: Die Aktivisten wollen im besetzten Haus bleiben, die Stadt verhandelt nicht.

Ein schwarz vermummter Mann auf dem Balkon, farbige Transparente an den Mauern, dies hinter einem gut gesicherten Zaun. Ein Bild, das eher an ein Kriegsgebiet erinnert, bietet sich seit Samstag in der Solothurner Vorstadt. Aktivisten haben die ehemalige Drogenanlaufstelle an der Dornacherstrasse besetzt (wir berichteten).

"Wir warten immer noch auf eine Reaktion der Stadt", sagt ein vermummter Aktivist gestern Nachmittag. Gemeinsam mit einem Kollegen tritt er zur Gittertür, die mit einem etwa zwei Meter langen, 20 Zentimeter dicken Holzpflock gesichert ist. Nach ihrem Dialekt zu urteilen, kommen beide aus der Region. Der Hauptkern der Hausbesetzer stamme aus der Gegend, einige gehören zu jener Gruppe, die schon seit zwei Jahren für ein autonomes Jugendzentrum kämpfe, sagen sie.

"Idealer Standort"

Die beiden Aktivisten reden anständig und besonnen über ihr Anliegen. Im Inneren laufe alles ruhig und friedlich, versichern sie. Zu Sachbeschädigungen werde es nicht kommen.

"Wir hatten mehrere Sitzungen mit der Jugendkommission der Stadt und auch der Repla", sagt der eine. Das alles habe aber nichts gebracht. "Die Hausbesetzung ist eine Reaktion auf die Enttäuschung, die wir auf dem politischen Weg erfahren haben", ergänzt sein Kollege und erklärt noch einmal sein Anliegen: "Es gibt viele Jugendliche in der Region, die nur wenig Geld haben. Das Alte Spital oder das Kofmehl ist für sie einfach zu teuer. Ausserdem haben die Jugendlichen dort auch keine Möglichkeit, selbst etwas zu gestalten."

Daher kämpfen sie jetzt für ein autonomes Jugendzentrum in der Region Solothurn, vergleichbar etwa mit dem Lakuz in Langenthal.

 Ihre Ansprüche seien nicht besonders hoch: Sie hätten im Jugendzentrum gerne eine Bar, einen Konzert- und einen Proberaum und ein Atelier zum Malen und Basteln. "Und wir möchten das Zentrum selber führen dürfen." Die ehemalige Drogenanlaufstelle sei dafür ein idealer Standort. "Wir sind aber auch für Alternativen offen und zum Dialog bereit."

Sie hätten sich vorher überlegt, ob ihre Aktion kontraproduktiv wirken könnte, sagen die beiden. "Wir hoffen auf das Verständnis jener Leute, die sich für uns eingesetzt haben." Man habe sie aber zu lange hingehalten und vertröstet. "Wir fühlen uns nicht ernst genommen. Wir wollen das AJZ ja nicht erst für unsere Kinder."

Der Stadtpräsident wollte sich gestern nicht zum Thema äussern.

Ralph Heiniger

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Reaktionen der Stadtparteien

Jugendzentrum an sich stösst nicht auf Widerstand

Pirmin Bischof, Fraktionssprecher CVP, verurteilt die Aktion: "Man kann nicht einfach ein Haus besetzen." Solange die Besetzung andauert, komme auch kein Dialog mit den Aktivisten in Frage. "Grundsätzlich ist gegen ein Jugendzentrum in der Region nichts einzuwenden", so Bischof. Allerdings glaube er, dass die Nachfrage nach einem solchen Zentrum eher gering sei. Der CVP-Politiker betont zudem: "Ein AJZ im Sinne eines rechtsfreien Raumes ist nicht akzeptabel."

Für SP-Präsidentin Franziska Roth ist die Besetzung nicht dramatisch: "Solange die Besetzung friedlich verläuft, sollte die Polizei nicht eingreifen", sagt sie. Und: "Kurt Fluri sollte das Gespräch mit den Hausbesetzern suchen, um eine Eskalation zu verhindern." Im Gegenzug für einen Dialog mit dem Stadtpräsidenten sollten aber die Autonomen ihre Vermummung aufgeben, meint Roth. Auch sie verurteilt grundsätzlich die Besetzung, hat aber Verständnis für das Anliegen der Aktivisten. "Es braucht in der Region mehr Freiraum für Jugendliche. Zu lange hat sich in diesem Bereich eher wenig getan. Es zeichnet sich ab, dass die Jugendkommission und der Gemeinderat sich gemeinsam dem Anliegen annehmen müssen."

Yves Derendinger, Parteipräsident der FdP, hat kein Verständnis für die Hausbesetzer: "Das darf nicht toleriert werden", sagt er. Dass der Stadtpräsident nicht mit den Hausbesetzern verhandelt, findet er richtig: "Ansonsten setzt man ein ganz falsches Zeichen." Zudem habe die Stadt ja den Dialog mit den Befürwortern für ein alternatives Jugendzentrum nicht a priori verweigert und erinnert daran, dass das Anliegen auch im Gemeinderat angehört wurde. Auch er ist nicht gegen ein Jugendzentrum, betont aber, dass es in der Stadt genügend Möglichkeiten für Jugendliche gebe.

Für Brigit Wyss, Gemeinderätin der Grünen steht fest: "Die Aktivisten verscherzen sich durch die Besetzung Goodwill." Die Stadt sollte den Besetzern einerseits ein Ultimatum setzen und gleichzeitig den Dialog suchen, meint sie. Dazu sollten auch die städtischen Fachleute, zum Beispiel die Jugendarbeiter, beigezogen werden, so Wyss.
rah

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Solothurner Zeitung 18.8.09

Ist das die Ruhe vor dem Sturm?

Nach der Besetzung der Anlaufstelle hüllt sich die Stadtverwaltung in Schweigen

Auch gestern prägten bunte Transparente die ehemalige Anlaufstelle an der Dornacherstrasse. Die Hausbesetzer waren kaum sichtbar, und die Polizei wie der Stadtpräsident hüllen sich in Schweigen. Doch die Forderung nach einem Autonomen Jugendzentrum (AJZ) hat eine Vorgeschichte.

Wolfgang Wagmann

Fehlanzeige sowohl bei Stadtpolizeikommandant Peter Fedeli wie auch bei Stadtpräsident Kurt Fluri: Nein, Informationen gebe es keine, "wir informieren erst, wenn etwas passiert." Das wäre dann wohl die Zwangsräumung des am Freitagabend okkupierten Hauses an der Dornacherstrasse - hatte doch Fluri Verhandlungen höchstens "über den Auszug der Besetzer" angekündigt (vgl. gestrige Ausgabe). Gestern Vormittag war kurz einer der Besetzer auf dem Balkon sichtbar gewesen, ansonsten schien auch von Besetzerseite keine Kommunikation angesagt - die Gittertüre war mittags verriegelt und mit einem massiven Holzbalken zusätzlich von innen gesichert. Und an der Fassade leuchteten auf Leintüchern Parolen wie "ein Problem löst sich nicht, wenn ihr es ignoriert" oder "mehr als ein Nüt war von Kurt Fluri nicht zu erwarten".

Für Asylbewerber bestimmt

Dass die Anlaufstelle zum geforderten Autonomen Jugendzentrum (AJZ) wird, wie die Gruppierung der Autonomen FreiraumBewegung (AFB) hofft und dies mit der Besetzung durchsetzen will, dafür gibt es keine Anzeichen. Im Gegenteil: Urs Bentz, Leiter Soziale Dienste der Stadt, sieht für das seit der "Adler"-Inbetriebnahme leerstehende Haus einen ganz anderen Verwendungszweck. "Bis eine Neuüberbauung wie Perron 1 entlang den SBB-Geleisen kommt und der Abbruch des Gebäudes erfolgt, möchten wir es für die Unterbringung von Asylbewerbern nutzen. Das macht für uns echt Sinn." Denn gemäss Bentz sei die Stadt verpflichtet, weitere Asylbewerber aufzunehmen, ansonsten koste dies viel Geld. So gesehen sei der Besitz von Häusern wie an der Dornacherstrasse "vernünftig" - dort will man in der ehemaligen Anlaufstelle acht bis neun Asylbewerber unterbringen. "Dies ist konkret so vorgesehen", bestätigt Bentz die Absichten der Stadt. Im Übrigen sei das Thema AJZ bei der Jugendkommission angesiedelt, die Sozialen Dienste befassten sich aktuell nicht damit.

Nicht da, um ein Haus zu suchen

"Seit Monaten herrscht in dieser Sache Funkstille", erklärte gestern Marco Lupi, Präsident der städtischen Jugendkommission, zur Thematik, die von einigen Jugendlichen aus der Region im Januar 2008 aufs Tapet gebracht worden war. Zuerst nannte sich die Gruppierung Alternative Bewegung Solothurn (ABS) und versuchte mit Demonstrationen, einem Spontanbesuch im Gemeinderat oder der Teilnahme an einem Podiumsgespräch im Kofmehl Ende Februar ihre Anliegen nach einem Freiraum ohne Konsumzwang zu formulieren. "Wir sind mehrmals mit ihnen zusammengesessen, und es sind immer die drei, vier gleichen Leute von ihnen gekommen", erinnerte sich Lupi. Die Anlaufstelle als AJZ sei damals zwar gefordert worden, "aber wir hatten damit nichts zu tun."

 Die Gespräche wurden auch von der städtischen Jugendarbeiterin Barbara Kläsi begleitet, doch verliefen sie allesamt im Sand. Marco Lupi: "Unser Job war es nicht, ihnen ein Haus zu suchen, sondern zu vermitteln, falls sie ein passendes Objekt in Aussicht hätten." Die Stadt verfüge auch nicht über Häuser für ein solches Vorhaben wie ein autonomes Jugendzentrum, glaubt der Kommissionspräsident. Doch habe er habe gespürt, dass die Jugendlichen enttäuscht gewesen seien, und sich nicht ernst genommen gefühlt hätten - "ich verstehe, dass das Ganze für sie eine frustrierende Angelegenheit ist", so Lupi.

Kein Auftrag für die Repla

Im Verlauf des Sommers hatte auch ein Mail-Kontakt zwischen der AFB und dem Präsidenten der Regionalplanungsgruppe Solothurn und Umgebung, Johannes Friedli, bestanden. Die AFB hatte im Juni eine Aussage Friedlis dahingehend interpretiert, dass er ein Autonomes Jugendzentrum in der ehemaligen Anlaufstelle sehe. "Das war bei uns noch nie ein Thema", erklärte Friedli dazu gestern. Darüber könne man nur reden, wenn die Stadt und die Gemeinden einen konkreten Antrag an die Repla stellten. Diese habe deshalb kein Recht, sich einzumischen, betonte Friedli weiter. Auch den Tipp, sich mit ihren Anliegen an die Kulturfabrik Kofmehl und den kantonalen Jugendbeauftragten Marcus Casutt zu wenden, hatten die Jugendlichen abgelehnt. Vor den Ferien brach Friedli den Kontakt ab, nicht zuletzt "weil die Leute nur Forderungen stellten und dabei noch anonym bleiben wollten."

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Oltener Tagblatt 18.8.09

Haus in Solothurn besetzt

Jugendliche wollen in ehemaliger Drogenanlaufstelle ein AJZ einrichten - Stadt sagt Nein

Seit Freitagabend halten Jugendliche die ehemalige Drogenanlaufstelle am Dornacherplatz in Solothurn besetzt. Sie fordern die Schaffung eines Autonomen Jugendzentrums (AJZ). Die Stadt als Liegenschaftsbesitzerin lässt sie vorerst gewähren.

Franz Schaible

Von der Liegenschaft vis-à-vis des Dornacherplatzes tönt laute Musik, vermummte Besetzer stehen auf dem Balkon. Auf dem Dornacherplatz wird ein Flyer verteilt: "AJZ statt Ramada". Seit über zwei Jahren versuchten viele Jugendliche in Solothurn ein selbst verwaltetes Jugendzentrum zu realisieren, erklärt eine junge Frau, die ihre Solidarität mit den Besetzern zeigt. "Leider wurden wir nicht ernst genommen", sagt die Kontaktfrau, die ihren Namen nicht nennen will. Erst noch im Juli habe die Autonome Freiraum-Bewegung (AFB) Kontakt gehabt mit der Regionalplanungsgruppe (Repla) betreffend einer Neunutzung der ehemaligen Drogenanlaufstelle als AJZ. Der Kontakt sei inzwischen wieder abgebrochen.

"Kein Platz für rechtsfreie Zone"

"Jetzt haben Jugendliche Eigeninitiative ergriffen und versuchen, die Behörden und Volksvertreter zum Dialog zu zwingen", heisst es im Flyer weiter. Nach Angaben der jungen Auskunftsperson seien die Besetzer teilweise dieselben, welche vor kurzem das alte Gloria-Areal kurz in Beschlag nahmen. Man wolle nun so lange bleiben, bis die Stadt eine Lösung anbiete oder zumindest das Gespräch suche. Warum nur rund zehn Personen an der Aktion auf dem Dornacherplatz teilnahmen, begründete sie mit "der Kurzfristigkeit und der Spontaneität der Aktion".

 Stadtpräsident Kurt Fluri weist den Vorwurf, die Jugendlichen nicht ernst zu nehmen, zurück. "Die Stadt habe vom Anliegen sehr wohl Kenntnis. Aber nicht immer sind alle Wünsche erfüllbar", sagt Fluri. Fakt sei, dass es "in der Stadt für eine rechtsfreie Zone weder räumlich noch politisch Platz hat." Auch nicht in der ehemaligen Drogenanlaufstelle? Nein, betont Fluri und verweist auf die Pläne der Stadt, das Haus für Asylbewerberwohnungen umzubauen.

 Man lasse sich nicht unter Druck setzen und werde höchstens "über den Auszug der Besetzer verhandeln". Heute Dienstag, so Fluri weiter, werde die Stadt als Liegenschaftsbesitzerin mit der Polizei das weitere Vorgehen besprechen. Den Besetzern werde für die Räumung des Hauses wohl ein Ultimatum gesetzt.

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SQUAT BADEN
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Aargauer Zeitung 18.8.09

Hausbesetzung friedlich aufgelöst

Nach dem Ultimatum der Kantonspolizei vermittelte Geri Müller an der Mellingerstrasse 33

In Baden hat eine Gruppe junger Leute am Freitagabend ein leerstehendes Haus an der Mellingerstrasse besetzt. Am Sonntag um 20.20 Uhr endete die Besetzung friedlich.

Roman Huber

Eine Gruppe junger Leute drang um 22 Uhr am Freitag ins Haus Mellingerstrasse 33 ein. Dieses gehört dem Kanton und steht leer. Schon bald hingen Transparante an der Fassade. Die Besetzer liessen sich per Mitteilung auch verlauten. ". . . Nicht nachvollziehbar ist, dass in Zeiten der Ressourcenknappheit und Wohnungsnot solche Wohn- und Nutzflächen brachliegen." Sie stünden für eine freie Kulturszene und möchten Raum "für freidenkende Menschen, die in Baden keinen Platz finden". Die Forderung indes war, aus der Mellingerstrasse 33 ein Kulturhaus zu machen.

Kapo interveniert erst samstags

Gut 40 Personen hätten sich letztlich im Haus eingefunden, meldete die Internetplattform "aargrau", die in einer Polizeimeldung fälschlicherweise als Besetzer dargestellt worden sind. Die alternative Medien-Plattform machte dies in einer Mitteilung gestern klar. Berichtet wurde, dass die Polizei mehrmals am Haus vorbeigefahren sei und von der Besetzung gewusst haben musste. Erst am Samstag forderte sie aufgrund einer Meldung die Besetzer auf, das Haus zu verlassen. Am Sonntagnachmittag nahm die Kapo nochmals Kontakt auf mit den Besetzern und forderte diese in einem Ultimatum auf, bis 20.30 Uhr das Haus zu verlassen. Dies müsse auch aus Sicherheitsgründen geschehen, würden sich doch die Besetzer im baufälligen Gebäude selber gefährden, meldete die Polizei aufgrund von Angaben der kantonalen Liegenschaftenverwaltung. Als sanierungsbedürftig gilt zwar das Haus, doch von Gefahren muss man beim Betreten nicht ausgehen.

 Dies bestätigte Nationalrat Geri Müller, der am Sonntagabend zwischen Polizei und Hausbesetzern als Vermittler in Aktion trat. Ihm sei es auch zu verdanken, dass die Besetzer schliesslich um 20.20 Uhr das Gebäude freiwillig und friedlich verliessen. Dabei wurde auch keiner der Besetzer verzeigt.

 Die Besetzer seien gesprächsbereit gewesen, erzählt Geri Müller, der diesen Vermittlungseinsatz nicht etwa als Mandat des Stadtrats ausführte. Er nahm die Forderung nach Kulturräumen entgegen und machte die Besetzer auf die Konsequenzen aufmerksam, die eine polizeiliche Räumung mit sich brächte.

 Am selben Abend wurde auch in Solothurn eine Hausbesetzung inszeniert. Geri Müller ist jedoch überzeugt, dass kein Zusammenhang zwischen den beiden Besetzergruppen bestünde und dass die Besetzung in Baden eher einen improvisierten Eindruck machte. So erfolgten auch keine Aufrufe über die Internetplattform Facebook.

 Unmittelbar vor dem Schadenmühlerank, neben der Eisenbahnbrücke der Nationalbahnlinie, steht die Liegenschaft Mellingerstrasse 33. Sie ist seit 1963 im Besitz des Kantons. Bis 2003 war das Haus bewohnt, einige Räume wurden als Büros benutzt. Mit der Sanierung der Kreuzung Schulhausplatz und damit verbunden mit dem Bau eines Kreisels bei der Burghaldenstrasse muss das Gebäude ersatzlos abgebrochen werden.

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NEONAZIS
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Basler Zeitung 18.8.09

Wieder Rechtsextremen-Prozess am Baselbieter Strafgericht

In Liestal steht in den nächsten zweieinhalb Wochen eine Gruppe junger Männer wegen zahlreicher Gewaltdelikte vor Gericht

Thomas Gubler

Sieben Angeklagte zwischen 21 und 28 Jahren sollen als Angehörige des rechtsradikalen Milieus zahlreiche Straftaten begangen haben. Zwei waren schon beim Überfall auf den Pronto-Shop dabei.

Versuchte schwere Körperverletzung, mehrfache einfache Körperverletzung, Raufhandel, Angriff, Gewalt und Drohung gegen Behörden, Landfriedensbruch und Rassendiskriminierung. So lautet der umfangreiche Deliktskatalog, den die Staatsanwaltschaft sieben jungen Männern vorwirft, die seit Montag vor dem Strafgericht Baselland stehen. Die zahlreichen Taten, die Gegenstand der Anklage sind, wurden in jeweils unterschiedlicher Zusammensetzung begangen. Es sind dies laut Anklageschrift im Wesentlichen Provokationen anderer Gruppen, die dann in üble Schlägereien ausarteten und nicht selten blutig ausgingen.

 Abgeschworen

Aufgrund der jeweils unterschiedlichen Beteiligungen, trifft auch nicht auf jeden der sieben Angeklagten das ganze Deliktsortiment zu. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie zum Zeitpunkt der Taten - von Frühling 2005 bis Anfang 2007 - alle im Neonazimilieu verkehrten und sich teilweise auch einer rechtsextremen Ideologie verschrieben hatten.

Bei den Angeklagten handelt es sich um junge Männer, die irgendwie Anschluss suchten. Der Jüngste ist gerade mal 21 und der Älteste 28. Zwei davon waren schon beim Überfall auf den Liestaler Pronto-Shop am 30. April 2004 dabei und wurden dafür vom Jugendgericht verurteilt. Sechs der sieben Beschuldigten gaben gestern vor Gericht aber an, nichts mehr mit der rechtsradikalen Szene zu tun zu haben. "Das gehört der Vergangenheit an. Ich will keinen Ärger mehr", sagte einer.

Dem rechten Gedankengut ganz abgeschworen haben offenbar aber noch nicht alle. Da und dort ist noch immer eine gewisse Ausländerfeindlichkeit zu spüren. "Alle meine Kollegen sind Schweizer", sagte einer der Angeklagten. "Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg", meint ein anderer, der seit längerer Zeit arbeitslos ist.

Kein Hehl aus seiner Gesinnung macht dagegen der älteste der sieben vor Gericht. Der 28-Jährige hatte sich wegen Antritts einer neuen Stelle per E-Mail kurzerhand von der Gerichtsverhandlung "abgemeldet" und musste polizeilich vorgeführt werden. Der Angeklagte, der im Übrigen das kleinste "Sündenregister" aufweist, ist Mitglied der Pnos (Partei national orientierter Schweizer), und selbst deren Programm scheint ihm noch nicht radikal genug. "Ich habe Angst, dass wir durch Kebabstände und Moscheen unsere Kultur verlieren", sagte er gestern bei der Befragung.

NaziParolen

Dass es nicht ganz einfach sein wird, die einzelnen Taten den Angeklagten zuzuweisen, zeigte sich gestern bereits beim ersten Sachverhalt. Laut Anklageschrift waren drei der Angeklagten am 24. März 2006 an einer Schlägerei in einem Liestaler Pub beteiligt. Im Rahmen der Geburtstagsfeier eines "Kameraden" wurden Nazipa-rolen geschrien und der Hitlergruss gezeigt. Nach Provokationen zwischen Gästen und den Rechtsextremen kam es zu einer Schlägerei mit Biergläsern, Aschenbechern und Stühlen, die schliesslich zwei Verletzte forderte. Zwar bestätigten alle den Sachverhalt, direkt beteiligt an der Schlägerei wollte dann aber keiner gewesen sein.

Die Gerichtsverhandlung ist auf zweieinhalb Wochen angesetzt. Das Urteil soll am 2. September gesprochen werden.

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Basellandschaftliche Zeitung 18.8.09

Schwierige Abrechnung mit einstigen Rechtsextremen

Sieben "Glatzen" müssen sich vor dem Baselbieter Strafgericht für brutale Übergriffe auf Ausländer und "Linke" verantworten

Sie haben zu jenen rechtsextremen "Glatzen" gehört, die teilweise noch als Jugendliche 2004 am Überfall auf den Pronto-Shop in Liestal teilgenommen haben und für mehrere Schlägereien sorgten. Diesmal stehen sie vor dem Baselbieter Strafgericht.

Rolf Schenk

Die sieben jungen Männer sind keine unbeschriebenen Blätter. Die Anklage wirft ihnen eine ganze Reihe von Vergehen vor, unter anderem mehrfache, teilweise schwere Körperverletzung, Raufhändel und Anstiftung zum Angriff, Tätlichkeiten, Gewalt und Drohung gegen Beamte sowie Rassendiskriminierung.

Die heute zwischen 23 und 28 Jahre alten Männer gehörten jener rechtsextremen Szene an, die nicht nur im Baselbiet, sondern auch im Fricktal und im Solothurnischen als Mitglieder oder Anhänger der Partei national orientierter Schweizer (Pnos) immer wieder durch rassistisch motivierte Überfälle und Schlägereien gegen Ausländer und "Linke" bei der Bevölkerung für Angst und Schrecken gesorgt haben. Die Richterinnen und Richter des Baselbieter Strafgerichts werden es nicht leicht haben. Bei Prozessbeginn sassen der Kammer unter dem Vorsitz von Strafgerichtspräsidentin Jacqueline Kiss sechs geläuterte Rechtsextreme gegenüber, die allesamt Bomberjacke, Kampfstiefel, Hitlergruss und ihre alte Gesinnung abgegeben haben.

 Nur einer der Angeklagten, ein ehemaliger Zeitsoldat, bekennt sich immer noch zum rassistischen Gedankengut und ist deshalb auch in diesem Sommer erneut mit der Polizei in Konflikt geraten, weil er sich mit Gesinnungsgenossen als "Gegendemonstrant" an der "Europride" in Zürich unangenehm bemerkbar gemacht hatte.

Kaum ein Fest ohne Schlägerei

Primär hat sich das Gericht mit 13 Schlägereien an Dorffesten und bei internen Feiern zu befassen, an denen die sieben Angeklagten von Ende Mai 2005 bis Februar 2007 teilweise oder im Kollektiv beteiligt waren. Dazu kommen noch Vorfälle jüngeren Datums. Der jüngste der Angeklagten muss sich zudem noch wegen zahlreichen Verkehrsdelikten verantworten, die er begangen hat, ohne im Besitze eines Motorfahrzeug-Führerscheins zu sein.

Arbeitsunfähig geprügelt

Auf der Anklageliste findet sich etwa ein Überfall vom Mai 2005, als ein damals 18-Jähriger vor dem "Nelson Pub" in Liestal so brutal zusammengeschlagen wurde, dass er über zwei Monate arbeitsunfähig war. Der gleiche Schläger war drei Monate später mit drei Angeklagten auch für eine Schlägerei an einem Fest in Zunzgen verantwortlich. Den nächsten "Auftritt" hatte der grösste Teil der Bande im Dezember gleichen Jahres, als sie nach einer Geburtstagsfeier in Grenchen dort einen Club aufsuchten und einen dunkelhäutigen Gast verprügelten. Anschliessend lieferten sie sich eine "Schlacht" mit Polizisten.

Sturzbetrunken unter dem Tisch

Exemplarisch für ihr Treiben war sicher die Schlägerei, die sich in der Nacht vom 24. auf den 25. März 2006 im "Nelson Pub" in Liestal entwickelt hatte. Gefeiert wurde der 18. Geburtstag des jüngsten Angeklagten, der heute wieder in seinem Heimatland Österreich lebt. Zu diesem Fest kamen auch Gesinnungsgenossen aus Grenchen und dem Grossraum Zürich. Der Alkohol sei in Strömen geflossen. Man habe den Jungspund "abfüllen" wollen, sagte einer der Angeklagten, der gestern wie auch die übrigen Angeklagten emotionslos über die damaligen Geschehnisse berichtete.

Nazi-Lieder auswendig gelernt

Das muss gründlich gelungen sein, den das Objekt der Feier lag bereits sturzbetrunken unter dem Tisch, als zuerst Nazi-Parolen ("Sieg heil" und so weiter) und -Lieder gegröhlt und der Hitlergruss zelebriert wurde. "Absolut widerwärtige Texte", stellte Jacqueline Kiss fest. "Als ihr die Lieder auswendig gelernt habt, wart ihr sicher nüchtern", sagte sie danach scharf auf den Einwand der Angeklagten, dass sie damals eben "stockbesoffen" gewesen seien.

 So richtig angefangen hatte die Schlägerei jedoch dann, als sich zwei der "Glatzen"-Freundinnen handgreiflich und mit Biergläsern bewaffnet mit einer jungen Spanierin anlegten. Danach gab es kein Halten mehr: Biergläser, Aschenbecher und Barhocker flogen durch den Raum. Leidtragende waren die wenigen unbeteiligten Gäste, von denen einer per Sanitäts-Notruf mit erheblichen Verletzungen ins Spital eingeliefert werden musste. Der zweite erlitt einen Bluterguss am Auge.

 Der von Zeugen als "Anführer" geschilderte Angeklagte war zu jenem Zeitpunkt mit einem weiteren Kollegen zwar "zum Verlüften" draussen vor der Tür, kam dann aber ins Lokal zurück und erhielt zur Begrüssung gleich von einem Kumpel einen Aschenbecher an den Hinterkopf.

Selbstbewusst, aber höflich

Gestern vor Gericht gaben sich alle Angeklagten äusserst manierlich. Auch der bekennende Neonazi, der sich erst seit diesem Jahr definitiv der Pnos angeschlossen hat, gab auf alle Fragen höflich Antwort. Er hatte sich allerdings von der Verhandlung abgemeldet und musste gestern von der Polizei vorgeführt werden.

 Die Hauptverhandlung vor dem Baselbieter Strafgericht dauert noch die ganze Woche. Das Urteil wird am 2. September eröffnet.

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SANS-PAPIERS ZH
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NZZ 18.8.09

Sans-Papiers lernen in Zürcher Schulhaus Deutsch

Sicherheitsdirektor will die Kurse dulden

 (sda)  Rund 30 Sans-Papiers haben am Montag in Zürich einen Deutschkurs begonnen. Unentgeltlich erhalten sie künftig in einem ausgedienten Schulhaus dreimal in der Woche Unterricht, wie die Nachrichtensendung "Schweiz aktuell" des Schweizer Fernsehens am Montag berichtete. Hinter der Organisation der "Autonomen Schule Zürich" steht das Bleiberecht-Kollektiv. Es hatte im Dezember des vergangenen Jahres die Besetzung der Zürcher Predigerkirche organisiert, um auf die Anliegen der Sans-Papiers aufmerksam zu machen. Die Deutschstunden finden in einem nicht mehr genutzten Schulhaus statt, das bereits seit einiger Zeit besetzt ist. Wie der Zürcher Sicherheitsdirektor Hans Hollenstein - er ist zuständig für das kantonale Migrationsamt - gegenüber dem Schweizer Fernsehen sagte, will er die Kurse dulden. Die Situation sei ja vorübergehend, sagte er. Es sei durchaus sinnvoll, die Leute für die Zeit, in der sie in der Schweiz lebten, zu integrieren. Daran, dass sich die Sans-Papiers illegal in der Schweiz aufhielten und dass sie so bald als möglich das Land verlassen müssten, ändere der Besuch des Deutschunterrichts allerdings nichts, betonte Hollenstein.