MEDIENSPIEGEL 24.8.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- AJZ Solothurn: Baldiger Auszug
- Bedrogter Polizist arbeitete in Abhörzentrale
- Innere Sicherheit und Kantonspolizei-Korps
- SVP BS und die Bürgerwehr
- Zwischengeschlecht: Menschenrechte auf für Zwitter

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REITSCHULE
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Di 25.08.09
22.00 Uhr - Hofkino - HOTEL VERY WELCOME, Heiss Sonja, Deutschland, 2008, 94min, DVD, OV/d
20.30 Uhr - Tojo - "Venusfalle" von Junge Bühne Bern. Regie: Karin Maurer.

Do 27.08.09
22.00 Uhr - Rössli - Fa‘Bien (Minimal/House)
20.30 Uhr - Tojo - "Venusfalle" von Junge Bühne Bern. Regie: Karin Maurer.
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie: Damir Zizek.

Fr 28.08.09
20.30 Uhr - Tojo - "Venusfalle" von Junge Bühne Bern. Regie: Karin Maurer.
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie: Damir Zizek.
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox - Stimming - live - (Diynamic Music, Liebe*Detail / DE) supported by Khainz - live - (Kuquat Rec/LU), Coleton - live - (Midilux/BE, Feo-Volt (Sirion Rec/BE) - Minimal, Techno, House

Sa 29.08.09
14.00 Uhr - Lorrainebad - "Säbeli Bum" - integratives Festival von Freaks für Stars von Frei_Raum  /////// Schlechtwetter: ab 16:00
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie: Damir Zizek.
23:00 - Dachstock - Dachstock Darkside presents: The local Darkside with Deejay MF (cryo.ch), VCA (Biotic Rec/CH) supported by Losl Sequence (DSCI4/CH), André&Oliv (Loccomotion/CH), Markee (Konfront/CH) - Drum'n'bass

So 30.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ

Infos: http://www.reitschule.ch

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AJZ SOLOTHURN
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Solothurner Tagblatt 24.8.09

Nach friedlichen Partys: Aktivisten wollen gehen

Am Wochenende haben die Aktivisten im besetzten Haus an der Dornacherstrasse friedliche Partys gefeiert. Nach Mitternacht war es jeweils ruhig, bei der Stadtpolizei sind bis Redaktionsschluss keine Beschwerden eingegangen. Die Aktivisten wendeten sich gestern per Mail an die Medien und an die Stadt. Sie betonen, dass sie es innert einer Woche geschafft hätten, ein funktionierendes autonomes Jugendzentrum aufzubauen. Im Mail steht: "Nach dieser Demonstration unsererseits, wie ein AJZ laufen sollte, gedenken wir uns an unser Ultimatum zu halten und bis Mittwoch, 12 Uhr, das Haus in ordentlichem Zustand zu verlassen."rah

Seite 23

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Hausbesetzung

Aktivisten feierten friedliche Partys

Die Hausbesetzer luden am Wochenende zu Partys ein. Dabei blieb es friedlich. Bis am Mittwoch wollen sie das Haus verlassen.

Die Stimmung war am frühen Abend ruhig und familiär: Ein paar Dutzend Hausbesetzer und Sympathisanten hielten sich im Garten des Hauses auf Festbänken auf. Die meisten Gäste stammen aus der Umgebung.

Da die Eingangstüre verbarrikadiert ist, gelangt man über eine behelfsmässige Treppe via Fenster in den "Wohnraum", wo eine Bühne mit minimalem Equipment eingerichtet ist. Die oberen Räumlichkeiten wurden ebenfalls abgesperrt, wahrscheinlich, weil diese von den Besetzern als Schlafgemächer genutzt werden. In der Zwischenzeit trinkt man (nicht ganz kühles) Büchsenbier zu freundlichen Preisen - eines kostet zwei, zwei kosten drei Franken - und auch Essen ist organisiert, ein Blätterteiggericht kann gegen einen "Soli-Beitrag" bezogen werden.

Alles intakt

Das Haus sieht erstaunlich intakt aus: Die Toilette lässt nicht zu wünschen übrig, es gibt keine Schmierereien.

 An den Wänden hat man nicht ohne Stolz die laufende Berichterstattung in der Lokalpresse aufgehängt, ob nun negativ oder positiv spielt offenbar keine Rolle: Hauptsache man ist im Gespräch. Der Begriff "Foto-Lovestory" fällt und es wird auch munter geknipst und gefilmt.

Im Grundsatz fühlt man sich missverstanden. Zum besseren Verständnis der Aktion haben die Besetzer Porträts der grossen Vorbilder - Reithalle Bern, Kuzeb Bremgarten, Sedel Luzern und Rote Fabrik Zürich - ausgedruckt.

Dass das Haus von der Stadt für Asylbewerber genützt werden soll, will man nicht so recht glauben. Aus moralischen Gründen will eigentlich keiner der Anwesenden den Asylbewerbern ihren Wohnraum wegnehmen. Dass das Haus früher eine Drogenanlaufstelle war, ist hingegen bekannt.

Punkrock vor 60 Gästen

"Wir lassen uns das Dagegensein nicht verbieten" - ein Spruch auf dem T-Shirt eines Besuchers. Im Garten lodert ein kleines Feuerchen aus erneuerbaren Brennstoffen, daneben klafft ein Abflussloch undefinierbaren Ursprungs, gefüllt mit unappetitlichem Brackwasser. Die erste Band beginnt ihr Konzert. Punkrock lautet die Devise, mittlerweile sind rund sechzig Leute anwesend. Die Stimmung ist nach wie vor friedlich und ruhig, niemand aus dem "anderen Lager" stört den Event. Dabei erinnert das Ganze eher an eine normale "Hausparty" denn an eine illegale Hausbesetzung.

Nach der zweiten Band naht auch schon die Geisterstunde: Punkt zwölf wird aufgrund der Nachbarn die allgemeine Parole "Seid leise!" durchgegeben, der auch widerstandslos gefolgt wird.

Bei der Stadtpolizei sind keinerlei Beschwerden wegen der Partys eingegangen. Zudem meldeten sich gestern die Besetzer noch per E-Mail: "Wir gedenken, uns an unser Ultimatum zu halten und bis Mittwoch 12.00 Uhr das Haus in ordentlichem Zustand zu verlassen."
mrx

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BIG BROTHER
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Sonntagszeitung 23.8.09

Drogenpolizist baute an geheimer Abhörzentrale mit

Der überführte Delinquent hatte Einblick in höchst vertrauliche Bundesprojekte

Bern Der ehemalige Polizeichef von Zofingen Mathias M. hatte trotz seines Drogenkonsums Einblick in höchst vertrauliche Bundesprojekte. Als Informatiker einer Zürcher IT-Firma war M. am Aufbau der digitalen Abhörzentrale des Bundes beteiligt. Das belegen Dokumente, die der SonntagsZeitung vorliegen.

Demnach war M. von November 2003 bis Mai 2005 Mitglied der Arbeitsgruppe "Metamorphose". Die Gruppe baute im Auftrag des Kommunikationsdepartements Uvek an einem geheimen Standort eine Zentrale zur Telefonüberwachung auf. Für diesen Einsatz wurde Mathias M. vom Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) einer Sicherheitsprüfung unterzogen, die am 12. November 2003 positiv ausfiel. Wenige Monate später begann M. mit dem Konsum der Droge Methamphetamin (Crystal Meth).

Trotz Drogenproblem arbeitete M. daraufhin immer wieder an sensiblen Bundesaufträgen mit. So übernahm er die Projektleitung für den Aufbau der Informationssysteme "SISone4all" und "Hoogan". Dadurch erhielt er Einblick in die operativen Umsetzungen von Schengen/Dublin und der Hooligan-Datenbank. Brisant: Das Uvek forderte zu M. eine erweiterte Sicherheitsprüfung an. Er muss also entweder Zugang zu geheim klassifizierten Informationen oder besonders schützenswerten Personendaten gehabt haben.

In den Jahren 2006 und 2007 wurde M. wegen Drogendelikten bei der Kantonspolizei Zürich aktenkundig. Weder sein Arbeitgeber noch das Uvek erfuhren davon. Delikte, die nach erfolgter Sicherheitsprüfung bekannt werden, können wegen fehlender Rechtsgrundlage nicht an das VBS weitergeleitet werden. Diese Regelung basiere auf einem politischen Entscheid, betont das VBS auf Anfrage.

Mathias M. übernahm Anfang Juli 2008 den Posten als Polizeichef von Zofingen. Vor zwei Wochen wurde er wegen Drogendelikten verhaftet. Als Reaktion auf den Vorfall trat der Zofinger Stadtrat Herbert H. Scholl vorletzten Samstag zurück.

Stefan Krähenbühl und Martin Stoll

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KANTONS-POLIZEIEN
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Sonntagszeitung 23.8.09

"Vier überkantonale Korps wären effizient"

Neuenburgs Polizeidirektor Jean Studer über Kräftebündelung und die innere Sicherheit der Schweiz

Herr Regierungsrat Studer, sind Sie als Polizeidirektor des Kantons Neuenburg unzufrieden mit dem Grenzwachtkorps?

Im Gegenteil. In Neuenburg gibt es eine intensive Zusammenarbeit. Aus gutem Grund: Die Mittel der Kantonspolizeien reichen nicht aus, um die innere Sicherheit der Schweiz zu gewährleisten.

Zum Beispiel?

Die Gewalt bei Fussballspielen droht uns immer mehr zu überfordern. Die Schweiz ist nur mithilfe ausländischer Polizisten in der Lage, Anlässe wie die Euro 08 oder das Weltwirtschaftsforum in Davos zu sichern. Staatspolitisch finde ich das erschütternd. Auch für die Bekämpfung der lokalen und der internationalen Kriminalität fehlt es an Polizeimitteln.

Der Polizeibeamtenverband fordert 1500 zusätzliche Kantonspolizisten.

Wir haben in der Schweiz die 1500 Polizisten, die uns angeblich fehlen. Ich rede von den Grenzwächtern, den Bahnpolizisten, den Militärpolizisten. Wir brauchen keine zusätzlichen Kräfte, wir müssen die vorhandenen besser nutzen.

Die Bundesverfassung ist eindeutig: Die Polizeihoheit liegt bei den Kantonen. Fordern Sie eine Verfassungsänderung?

Nein, eine Verfassungsänderung ist nicht unbedingt notwendig. Die Kantone behalten die Polizeihoheit, aber sie sollten bei Bedarf stärker auf die Mittel des Bundes zurückgreifen.

Die Grenzwächter sind für viele Polizeiaufgaben gar nicht ausgebildet.

Noch nicht ganz. Aber zurzeit ist es so, dass auch dort, wo es möglich wäre, die Kräfte des Bun-des nicht immer genutzt werden. In Neuenburg gibt es seit Jah- ren gemeinsame Kontrollen von Grenzwächtern und Kantonspoli- zisten. Andernorts ist das undenkbar.

Sind kleine Kantone überhaupt noch in der Lage, die Sicherheit zu gewährleistem?

Auf jeden Fall muss die Zusammenarbeit zwischen den Korps weiter verstärkt werden. Dadurch kann man die Sicherheit erhöhen - und gleichzeitig Geld sparen. Die Koordinationskosten, die Anlässe wie die Euro 08 verursachen, sind immens.

Ist der Föderalismus ineffizient?

Das Sparpotenzial ist gigantisch. Bislang gab es in der Westschweiz 60 Scharfschützen, in ganz Schweden nur 12. Jetzt haben wir eine gemeinsame Einheit geschaffen. Es gibt viele solche Beispiele.

Noch mehr sparen könnte man durch ein Zusammenlegen von Kantonspolizeien.

Ich bin bereit, auch radikale Vorschläge zu diskutieren. Eine Fusion der Kantonspolizei Neuenburg mit anderen Korps könnte ich mir durchaus vorstellen.

Was ist die Zukunftsvision?

Langfristig sollte man über vier bis fünf grosse überkantonale Korps nachdenken. Das wäre wohl die effizienteste Lösung. Aber solche Reformen brauchen in der Schweiz viel Zeit. Die meisten meiner Kollegen können sich zurzeit noch nicht vorstellen, auf das eigene Korps zu verzichten.

Interview: S. Ramspeck

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BÜRGERWEHR
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Basler Zeitung 24.8.09

Ist Basel eine sichere Stadt?

Sebastian Frehner (SVP) und Baschi Dürr (FDP) im Streitgespräch

Patrick Künzle, Patrick Marcolli

Sebastian Frehner, Präsident der Basler SVP, kritisiert den freisinnigen Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass: Er könne die Sicherheit in der Stadt nicht garantieren. Baschi Dürr dagegen fühlt sich in Basel sicher.

Mit zwei Volksinitiativen und 15 parlamentarischen Vorstössen hat die SVP Basel in den vergangenen Tagen auf die aus ihrer Sicht schlechte Sicherheitslage im Kanton aufmerksam gemacht. Parteipräsident Sebastian Frehner sagt im BaZ-Streitgespräch mit Baschi Dürr (FDP), dass das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen in der Stadt schlechter geworden sei. "Die Leute haben das Gefühl, es werde schlimmer."

Schuld an dieser Entwicklung sei, so Frehner, die Basler Regierung und insbesondere der freisinnige Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass. "Überspitzt gesagt, ist die Regierung der Meinung: Es sind ja erst drei Vergewaltigungen in diesem Jahr geschehen, also hat es statistisch gesehen noch für eine Platz." Dass Regierungsrat Gass diese Position vertrete, sei "eine Bankrotterklärung eines Sicherheitsdirektors".

FDP-Grossrat Baschi Dürr kontert Frehners Vorwürfe. "Ich fühle mich sicher in der Stadt und hege manchmal den Verdacht, dass viele Leute sich genau wegen der dramatischen Darstellungen der SVP unsicher fühlen." Er wehrt sich denn auch gegen die SVP-Forderung nach mehr Polizisten auf der Strasse. "Sehe ich viele Polizisten, habe ich das Gefühl, hier muss es gefährlich sein." Dürr verteidigt im Streitgespräch zwar Hanspeter Gass, seinen Parteikollegen im Regierungsrat. Er kann sich jedoch nicht für dessen Konzept erwärmen, in der Stadt 20 Überwachungskameras zu montieren. "Warum es ein Netz an festinstallierten Kameras braucht, leuchtet mir nicht ein."
> Seite 9

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"Wir haben keine Angst geschürt"

 Basel. SVP-Präsident Sebastian Frehner im Streitgespräch mit Baschi Dürr (FDP)

Interview: P. Künzle, P. Marcolli

Die Basler SVP hat zwei Initiativen und 15 parlamentarische Vorstösse lanciert mit der Begründung: Die Sicherheit im Kanton sei nicht mehr gewährleistet (siehe Seite 11). Sebastian Frehner rechtfertigt im Streitgespräch das Vorgehen seiner Partei. FDP-Grossrat Baschi Dürr dagegen fühlt sich in Basel sicher.

BaZ: Herr Frehner, welche Indizien haben Sie dafür, dass sich die Sicherheitslage in Basel verschlechtert?

Sebastian Frehner: Wir haben nicht gesagt, dass alles schlechter wird. Die Verkehrssicherheit etwa wird es nicht. Laut der Kriminalstatistik 2008 der Basler Staatsanwaltschaft nehmen gewisse Gewaltdelikte zu wie Tötungen, Raub, Entreissdiebstähle und Einbrüche. Daneben gibt es auch Delikte, die zwar zahlenmässig abnehmen wie Körperverletzungen, Gefährdungen des Lebens und Sexualdelikte. Diese Gewaltdelikte werden aber mit einer immer höheren Intensität begangen. Das ist die objektive Seite. Die subjektive: Die Leute haben das Gefühl, es werde schlimmer.

Herr Dürr, haben Sie Angst, wenn Sie nachts im Kleinbasel auf dem Nachhauseweg sind?

Baschi Dürr: Nein, gar nicht. Ich fühle mich in dieser Stadt sehr sicher. Ich wohnte einige Zeit an der Steinenvorstadt, nun bei der Claramatte - beides Orte, die nicht als die ruhigsten gelten. Und trotzdem habe ich keine Angst. Aber es gibt zweifellos Leute, die sich unsicher fühlen. Wobei ich nicht einmal sagen will, dass diese Tendenz sich verstärkt. Angst und Sicherheit sind letztlich eine Frage der Wahrnehmung, da gibt es kein "richtig" oder "falsch".

Also kann der Staat nichts tun?

Dürr: Absolute Sicherheit gibt es nie. Daher ist auch das Ausrufen einer Nulltoleranzpolitik immer schwierig. Es werden damit Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt werden können. Vor allem glaube ich nicht daran, dass man immer mehr Sicherheit bekommt, indem man immer mehr Staatlichkeit schafft.

Weckt die SVP, Herr Frehner, Erwartungen, die nicht erfüllt werden können?

Frehner: Nein, wir sprechen ja auch nicht von einer Nulltoleranzpolitik. Dürr: …also Ihr neuer Grossrat, Herr Ueberwasser, sagt das deutlich… Frehner: …uns stört, dass die Regierung und insbesondere Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass die Statistiken bemüht und sagt, wir lägen im Schnitt und wir müssten nicht mehr für die Sicherheit tun. Diese Aussage ist verheerend. Ein Sicherheitsdirektor muss betonen, dass er die Sicherheitslage verbessern will. Fast noch wichtiger als die objektive Sicherheit ist nämlich die subjektive. Die Leute müssen das Gefühl bekommen, es werde das Mögliche gemacht. Und dies lässt unsere Regierung total vermissen. Überspitzt gesagt, ist sie der Meinung: Es sind ja erst drei Vergewaltigungen geschehen in diesem Jahr, also hat es statistisch gesehen noch für eine Platz.

Dürr: Das ist aber eine bösartige Missinterpretation! Frehner: Das kann man bösartig finden, aber so kommt es mir vor. Das ist eine Bankrotterklärung eines Sicherheitsdirektors. Dürr: Ich habe den Sicherheitsdirektor anders verstanden. Er sagt deutlich, jedes Delikt sei eines zu viel. Die Frage ist, ob die SVP mehr Sicherheit im Kanton will oder aber die Angst bewirtschaftet, um damit Wasser auf die eigenen Mühlen zu giessen. Frehner: Wasser auf die eigenen Mühlen ist immer gut. Wir wollen, dass weniger Gewalt ausgeübt wird, auch wenn es Städte auf der Welt gibt, die bedeutend unsicherer sind.

Dürr: Ich hege manchmal den Verdacht, dass viele Leute sich genau wegen der dramatischen Darstellungen der SVP unsicher fühlen.

Das ist die Frage nach dem Huhn oder dem Ei: Waren zuerst die SVP-Vorstösse oder war es das subjektive Empfinden, dass die Sicherheitslage schlecht ist?

Frehner: Wir haben keine Ängste geschürt. Es war unsere Parteibasis, die auf uns zukam und sagte, tut endlich etwas! Man sollte dieses Unwohlsein in grossen Teilen der Bevölkerung nicht negieren.

Woher kommt denn dieses Unwohlsein? Sie sagen ja selbst, dass Basel im Vergleich zu anderen Städten in Europa verhältnismässig sicher ist.

Frehner: Ich habe nicht gesagt in Europa. In vielen anderen europäischen Städten fühlt man sich deutlich wohler als in Basel - nicht nur, was die Sicherheit betrifft, sondern auch punkto Sauberkeit. Ich war kürzlich in Zagreb und habe mich dort mindestens so sicher gefühlt wie in Basel. Und sauberer war es auf jeden Fall. Tritt man in Basel auf den Bahnhofplatz, so hat man fast den Eindruck, man sei in der Dritten Welt.

Ist dieses subjektive Sicherheitsgefühl denn überhaupt messbar?

Frehner: Man kann sich im eigenen Familien- und Freundeskreis umhören. Es ist nicht gut, dass die Frauen, mit denen ich spreche, sich beim Heimgehen nachts unsicher fühlen. Dies ist ein Indikator, wenn auch kein messbarer.

Dürr: Ich habe von meiner Mutter und meinen drei Schwestern noch nie gehört, dass sie sich nachts auf dem Heimweg besonders unsicher fühlen. Interessant ist ja, dass man - zu Recht - nicht nur nicht akzeptiert, was einem real zustösst, sondern auch die Möglichkeit, dass einem etwas passieren könnte. Die Erwartungshaltung heute ist eine andere.

Die Erwartung an den Staat, der alles richtet?

Dürr: Ja. Verbunden mit einem Machbarkeitsglauben: Alles muss möglich sein, auch eine hundertprozentige Sicherheit. Diese Anspruchshaltung gab es früher weniger.

Herr Frehner, wie stehen Sie zum Gewaltmonopol des Staates?

Frehner: Ich bin sehr für das Gewaltmonopol.

Stellen Bürgerwehren nicht gerade dieses Gewaltmonopol infrage?

Frehner: Man stellt das Gewaltmonopol erst infrage, wenn der Staat seine grundlegenden Aufgaben nicht mehr wahrnimmt. Beispielsweise in Südamerika, wo die Leute nachts an den Lichtsignalen nicht mehr anhalten, weil sie sagen: Ich werde hier nicht vor Überfällen geschützt. Es ist bei uns sicher noch nicht so weit und wir müssen noch keine Bürgerwehren aufstellen. Aber die Zunahme von privaten Sicherheitsunternehmen zeigt, dass sich viele Firmen und Organisationen nicht mehr sicher fühlen - und dort beginnt bereits das Kratzen am Gewaltmonopol.

Aber die Graffiti-Patrouille der SVP ist auch eine Art Bürgerwehr.

Frehner: Grossrat Roland Lindner hat sich aufgeregt über die Schmierereien in der Stadt und hat sich gesagt: Ich will etwas dagegen tun. Ich finde das eine gute Aktion. Mit einer Bürgerwehr hat das nichts zu tun.

Dürr: Das Gewaltmonopol wird oft überschätzt. Gerade auch unter Politikern ist der Glaube verbreitet, es liege primär am Gewaltmonopol, dass unsere Stadt so sicher ist, dass die Menschen friedlich miteinander umgehen. Das stimmt nicht.

Frehner: Natürlich stimmt das. Ohne Gewaltmonopol würden wir alle aufeinander losgehen.

 Dürr: Diese Sicht kann ich nicht teilen. Für die Sicherheit sorgt in erster Linie die Zivilisation, die Vernunft, der Anstand der Leute. Zudem blendet man die Gefahren des Gewaltmonopols gerne aus. Die wirkliche Gefahr ist im West- und Osteuropa des 20. Jahrhunderts nicht von halbstarken Jugendlichen, sondern von staatlicher Gewalt ausgegangen.

Halten Sie Bürgerpatrouillen daher für einen guten Ansatz?

Dürr: Die Schweiz war einmal ein Land mit vielen Regeln und wenigen Gesetzen, es gab zuweilen strenge Sozialkontrolle. Wenn man darauf wieder etwas mehr zurückkommt in der Nachbarschaft, in kleinräumigen Gemeinschaften, dann fände ich das richtig. Und wenn das in einer Form sinnvoll institutionalisiert werden kann, ist das nicht des Teufels.

Frehner: Ich stimme mit Ihnen überein, dass die Solidarität besser spielen sollte - aber bitte nicht staatlich verordnet. Sonst gibt es nur wieder ein Konzept von Stadtentwickler Thomas Kessler mit dem Titel "Förderung der Selbstverantwortung".

Dürr: Vollkommen einverstanden!

Frehner: Jedoch braucht es mehr staatliche Intervention durch die Polizei. Wir fordern konkret mehr uniformierte und patrouillierende Polizisten. Das ist unsere Reaktion auf gesellschaftliche Abläufe, die wir als nicht befriedigend empfinden.

Gleichzeitig nutzen Sie dies zur politischen Profilierung.

Frehner: Politische Parteien werden an ihren Handlungen gemessen, und wir sind der Meinung, es braucht mehr Polizei. Wir profitieren nur dann politisch, wenn grosse Teile der Bevölkerung unsere Meinung teilen. Und davon sind wir überzeugt. Mit unserer Initiative wollen wir doch nur, dass die Polizei auf die Strasse geht, statt im Spiegelhof Konzepte zu verwirklichen. Auf der Strasse vermittelt sie der Bevölkerung Sicherheit.

Dürr: Bloss sind Ihre Forderungen sehr teuer. Ich habe die zwei neuen Initiativen und das gute Dutzend parlamentarischer Vorstösse der SVP angeschaut. Dieser ganze Kanon kostet einen zweistelligen Millionenbetrag. Es soll mehr Polizisten geben, diese sollen mehr verdienen, häufiger auf der Strasse sein und gleichzeitig sollen mehr Polizeiposten offenhalten. Das geht nicht auf. Zudem: Basel hat genügend Polizisten. Wir haben die höchste Polizistendichte der Schweiz.

Was sagen Sie zur SVP-Forderung, dass mehr Polizisten patrouillieren sollten?

Dürr: Auch ich höre oft von Leuten, dass mehr Polizisten auf der Strasse präsent sein sollten. Und es ist in der Tendenz sicher richtig, die Polizisten auf der Strasse zu haben. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sich die Menschen dann tatsächlich sicherer fühlten. Bei mir löst dies eher gegenteilige Gefühle aus: Sehe ich viele Polizisten an einem Ort, habe ich das Gefühl, hier müsse es gefährlich sein.

Es ist der Eindruck entstanden, dass sich der freisinnige Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass die Agenda von der SVP diktieren lässt. Es war doch kein Zufall, dass er ausgerechnet einen Tag vor der Präsentation der SVP-Initiativen mit seinem Vorstoss für Sicherheitskameras an die Öffentlichkeit trat.

Dürr: So wie ich es verstanden habe, waren die Kameras länger geplant.

Frehner: Aber es ist schon erstaunlich. Einerseits wird alles, was wir tun, von Herrn Gass für nichtig erklärt. Er sagt, es gebe überhaupt keinen Handlungsbedarf und wir hätten eine perfekte Sicherheit in der Stadt. Und andererseits kommt er ausgerechnet einen Tag, bevor wir unsere Massnahmen bekannt geben, mit seinem Kameravorschlag. Herr Gass agiert nicht, er reagiert.

Dürr: Das ist nicht mein Eindruck.

Herr Dürr, sind Überwachungskameras aus liberaler Sicht nicht bedenklich?

Dürr: Ich habe Verständnis dafür, dass die Polizei moderne Hilfsmittel gebrauchen will. Auch hätte ich Verständnis, wenn die Polizei bei gewissen Ereignissen wie nach FCB-Spielen verstärkt mit Kameras eingreifen wollte. Aber warum es dafür ein Netz an festinstallierten Kameras braucht, leuchtet mir nicht ein.

Frehner: Von mir aus könnten die Kameras an gewissen Orten, an denen immer wieder Delikte geschehen, permanent laufen. Wichtig wäre jedoch, dass die Bänder nur dann angeschaut werden, wenn etwas passiert, und dass man die Aufnahmen nach 24 Stunden wieder löscht. Ich will keinen Zustand wie in England, wo jede Strassenecke überwacht wird. Kameras sollen helfen, schlimme Delikte aufzuklären, und nicht dazu dienen, die Menschen zu überwachen.

Dürr: So soll also, überspitzt formuliert, dem rechten Polizeistaat der linke Rechtsstaat nachgeschickt werden. Als Liberaler überzeugt mich das nur bedingt.

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Die Debatte

Kameras. Mit viel Getöse lancierte die Basler SVP in diesem Sommer eine Debatte über die Sicherheit in der Stadt. Sie verkündete, Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (FDP) habe 100 Tage Zeit, um "die Gewalt im Kanton nachhaltig einzudämmen". Andernfalls werde sie politische Vorstösse lancieren, um dieses Ziel zu erreichen. Gass reagierte scharf auf das SVP-Ultimatum, warf der Partei vor, sie würde Ängste schüren. Er sagte zudem, das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen sei zuletzt sogar angestiegen. Mitte August schliesslich, bloss einen Tag bevor die SVP Basel-Stadt ihr Massnahmenpaket für mehr Sicherheit präsentierte, gab Gass bekannt, dass die Polizei an 20 Punkten in der Stadt Überwachungskameras installieren wolle.  pak

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Die Personen

Politische Biografie. Grossrat Sebastian Frehner (35) ist Präsident der Basler SVP. Der promovierte Jurist, der bei der Unternehmensberatungsfirma Artax seines Parteikollegen und ehemaligen Grossrats Bernhard Madörin angestellt ist, hat Ende Januar dieses Jahres das Parteipräsidium als Nachfolger von Nationalrat Jean Henri Dunant übernommen. Mitglied des Grossen Rats ist Frehner seit Februar 2005. Der Ökonom Baschi Dürr (32) ist seit über sechs Jahren Grossrat. Von 1995 bis 2005 war Dürr Mitglied der Liberalen Partei, dann trat er zur FDP über, deren Vizepräsident er heute ist. Dürr präsidiert ausserdem die Finanzkommission. 2001 bis 2008 war er Mediensprecher von Roche, heute leitet Dürr den Basler Zweig des Zürcher PR-Unternehmens Farner.  map

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ZWISCHENGESCHLECHT
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presse@zwischengeschlecht.info 24.8.09

zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!
R U N D M A I L


Liebe Freund_innen der Zwitterbewegung

Die ungefragte politische Adoption von Zwittern als Unterabteilung von "sexuelle Identität", "Sexualität", "(Trans-)Gender" usw. trägt bei zur Unsichtbarmachung der realen, zwangsoperierten Zwitter und ihrer spezifischen Anliegen in der öffentlichen Wahrnehmung.

Die Geschichte der Kritik an dieser Vereinnahmung inkl. Aufforderungen zur Selbstreflexion ist wohl so alt und vielfältig wie der Kampf der Zwitter gegen genitale Verstümmelung und für "Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!"

Wird 2009 das Jahr, in dem diese Kritik bei den organiserten LGBTs endlich ankam?

Vertreter_innen englischsprachiger Zwitterorganisationen kritisieren seit langen Jahren Vereinnahmung ("appropriation") durch LGBT-Interessen:

Raven Kaldera:
"Dangerous Intersections: Intersex and Transgender Differences" (2001)
>>> http://ravenkaldera.org/intersection/DangerousIntersections.html

Chris Somers:
"The appropriation of the Intersexed" (2002)
zu unterst auf >>> http://www.intersexualite.org/Intergender-Index.html

Caitlin Petrakis Childs in einem Thread auf "Queers United" (2009):
>>> http://queersunited.blogspot.com/2009/07/word-of-gay-intersex-surgery.html

Nicky in einem Thread auf "A Room of our Own" (2009):
>>> http://aroomofourown.wordpress.com/2009/03/26/in-support-of-intersexed-classifiedraised-as-female


Ebensolange kritisieren Zwitter-Aktivist_innen den Missbrauch von zwangsoperierten Zwittern als "Daten- und Rohmaterial" im Rahmen von Gender Studies - und fordern stattdessen aktive Solidarität:

"Die Ergebnisse dieser Pilotstudie bestätigten unsere Vermutung, dass Intersex Hauptsächlich als Forschungsobjekt verstanden wird, um den Begriff der Zweigeschlechtlichkeit (und des Sexismus, sowie der Homophobie) zu dekonstruieren, und nicht als ein Thema gesehen wird, das in der realen Welt Implikationen für reale Leute hat."

"Auch wenn die Lehrenden die besten Absichten hegen, untergraben fehlendes Bewusstsein für und die fehlende Beachtung der Realitäten von Intersexuellen die adäquate Darstellung des Themas. Dabei werden unbeabsichtigt die Nicht-Sichtbarkeit und die Objektivierung der Intersexuellen perpetuiert."

Emi Koyama / Lisa Weasel:
"Von der sozialen Konstruktion zu sozialer Gerechtigkeit. Wie wir unsere Lehre zu Intersex verändern." (2002)
>>> In: Die Philosophin. Forum für feministische Theorie und Philosophie. 14. Jahrgang, Heft 28, Dezember 2003: "Intersex und Geschlechterstudien". Tübingen: Edition Diskord, 2003, S. 79-89.


Progressive Feministinnen kritisieren seit über 10 Jahren die teils rassistischen Hintergründe des Umstands, dass Genitalverstümmelungen an Zwittern nicht auf der gleichen Stufe bekämpft werden wie Genitalverstümmelungen an Frauen:

"Deutlich ist jedenfalls, dass sich feministische Medien für Genitalverstümmelungen als alltäglicher medizinischer Praxis in modernen westlichen Gesellschaften nicht interessieren, während - häufig rassistisch gefärbte - Beiträge über "unzivilisierte" Praktiken der Klitorisbeschneidung und Verstümmelung in einigen afrikanischen Staaten durchaus zum bewährten Repertoire zählen."

Antke Engel:
"Ene mene meck und du bist weg. Über die gewaltsame Herstellung der Zweigeschlechtlichkeit" (1997)
Hamburger Frauen Zeitung, No. 53, Herbst 1997, S. 26-28
>>> http://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Antke-Engel:-Ene-mene-meck-Hamburger-Frauenzeitung-53-1997


Gar Ansätze zu einer kritischen Aufarbeitung der feministischen (Ideen-)Geschichte und ihrer Verwicklungen in der Durchsetzung der genitalen Zwangsoperationen im Namen von "Gender" wurden schon geleistet:

"Ohne sich der Quelle bewusst zu sein oder darauf zu reflektieren, 'umarmte' die zweite amerikanische Frauenbewegung den nützlichen Begriff Gender und begründete mit ihm den Ursprung einer neuen wissenschaftlichen Spezies (Disziplin), die Gender Studies."

"Vonnöten ist allerdings nicht nur ein Bewusstsein der Gender Studies gegenüber der Real-Existenz von Intersexualität und den traumatisierenden Effekten des gegenwärtigen Gender Normalisierungsregimes, sondern es ist ebenso zentral, die Genealogie der Kategorie Gender erneut zu durchschreiten und die Geschichte ihrer Operationalisierung mit der Tatsache zu konfrontieren, dass sie sozusagen in ihrer Ursprungsszene schon 'operativ' war."

Gabriele Dietze:

"The Cutting Edge of Gender Studies. Die Geburt der Kategorie Gender aus dem Geist des Skalpells"
a.k.a "Schnittpunkte. Gender Studies und Hermaphroditismus" (2006)
>>> In: Dietze / Hark (Hg.): "Gender kontrovers. Genealogie und Grenzen einer Kategorie." Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag, 2006, S. 46-68.


Auch progressive Schwule kritisieren seit Jahr und Tag die unreflektierte Vereinnahmung von Zwittern:

"Sie sehen nicht, dass die ungefragte Adoption von Hermaphroditen durch die Lesben-, Schwulen- und Trans[sexuell]enbewegung einer Überrumpelung und Kolonialisierung gleichkommt und moralisch unzulässig ist, weil sie das eigentliche Anliegen von Menschen mit medizinischer Gewalterfahrung überdeckt":

Georg Klauda:
"Fürsorgliche Belagerung" (2002)
>>> http://gigi.x-berg.de/texte/belagerung


2009: Beendigung der menschenrechtswidrigen Genitalverstümmelungen an Zwittern als realpolitische Forderung

Als erste grosse LGBT-Organisation hat 2009 der Lesben- und Schwulenverband Deutschland dieses Jahr die Anliegen der Zwitter endlich ernst genommen. U.a. in einem sensationellen erstmaligen Wahlprüfstein Nr. 9 "Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen bekämpfen!" kritisiert der LSVD die genitalen Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangshormontherapien an Zwittern ausdrücklich als "erheblichen Verstoß gegen das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde" und fordert konkrete Massnahmen.

Mit dieser Formulierung bezog sich LSVD direkt auf die Forderungsliste des Dachverbandes der Selbsthilfegruppen Intersexuelle Menschen e.V. vom Juni 2008, die in der Präambel ebendiese Rechte explizit einfordert, sowie an erster Stelle die Beendigung der Zwangseingriffe. Auch OII Deutschland / IVIM fordert seit Frühjahr 2009 an erster Stelle "Das Recht auf körperliche Unversehrtheit" (gefolgt von "2. Das Recht auf Schutz vor medizinischer und/oder psychologischer Misshandlung, Bevormundung und Zwang").

Diese Solidarität des LSVD mit dem Kampf der Zwitter gegen Genitalverstümmelungen zeigte bereits erste Wirkung: 4 von 5 Bundestagsfraktionen bezogen darauf Stellung gegen genitale Zwangsoperationen!
(Die einzige Partei, die unbeirrbar an den Genitalverstümmelungen an Zwittern festhält, nämlich die CDU/CSU, verwechselte bezeichnenderweise in ihrem Statement "Intersexualität" einmal mehr mit "sexueller Orientierung" a.k.a "sexueller Identität" - und befindet sich damit leider in 'bester Gesellschaft' u.a. mit Bündnis 90/Die Grünen und Amnesty Schweiz ...)

Während der Kampf gegen die Zwangsoperationen als LGBT-Gender-Identität-Sexualität-usw.-Forderung politisch chancenlos ist, ist die Beendigung der medizinischen Verbrechen an Zwittern als eigenständige Menschenrechtsforderung mehrheitsfähig und kurzfristig durchsetzbar.

Zwischengeschlecht.org ruft alle fortschrittlichen LGBTQs und ihre Organisationen dazu auf,

* ihre diesbezüglichen Positionen und Praktiken kritisch zu reflektieren
* den Jahrzehnte langen Kampf der Zwitter gegen Genitalverstümmelungen als eigenständigen Kampf um "das Recht intersexueller Kinder auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit" zu respektieren
* die Zwitter in ihrem Kampf gegen Genitalverstümmelungen nach Kräften solidarisch zu unterstützen, NICHT die Leiden der Zwitter bloss als Aufhänger oder 'Material' für die eigenen Forderungen und Kämpfe zu benutzen! 


Die Durchsetzung der Beendigung der Genitalverstümmelungen an Zwittern wird am Sockel des Zweigeschlechtersystems möglicherweise mehr rütteln als 1000 Gendertheorien ...

Siehe auch:
- Mit der Hoffnung im Herzen
- GPGF Basel 10.-12.09.09: Stop Vereinnahmung des Zwittersymbols im Namen von "Gender" und "Psychiatrie"!
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"
- Amnesty International zum x-ten Mal zur Unterstützung aufgefordert
- Zwitter als Kanonenfutter für die Transgenderagenda
- Erneute Anfrage um Unterstützung an Deutschen Ethikrat
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Natel 076 398 06 50
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