MEDIENSPIEGEL 27.8.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo, GH)
- Grosse Schanze: Deal & Verunsicherung
- Kraak Steckweg 13: Haus verrammelt
- AJZ Solothurn: Wieder Leerstand
- Inti mit Thuner Linken; Extremismus-Warnung
- Sempach: Antirep-Aufruf
- Kofmehl: Massnahmen sollen helfen
- Spitzel-Affäre(n): Nachtrag + ein gefundenes Iphone
- Bombennazis: Sprengstoffpläne gegen KTS Freiburg
- No Border Camp in Lesbos
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REITSCHULE
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Do 27.08.09
22.00 Uhr - Rössli - Fa‘Bien
(Minimal/House)
20.30 Uhr - Tojo - "Venusfalle"
von Junge Bühne Bern. Regie: Karin Maurer.
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die
grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie:
Damir Zizek.
Fr 28.08.09
20.30 Uhr - Tojo - "Venusfalle" von
Junge Bühne Bern. Regie: Karin Maurer.
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die
grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie:
Damir Zizek.
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox
- Stimming - live - (Diynamic Music, Liebe*Detail / DE) supported by
Khainz - live - (Kuquat Rec/LU), Coleton - live - (Midilux/BE, Feo-Volt
(Sirion Rec/BE) - Minimal, Techno, House
Sa 29.08.09
14.00 Uhr - Lorrainebad - "Säbeli
Bum" - integratives Festival von Freaks für Stars von
Frei_Raum /////// Schlechtwetter: ab 16:00
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die
grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie:
Damir Zizek.
23:00 - Dachstock - Dachstock Darkside presents: The local Darkside
with Deejay MF (cryo.ch),
VCA (Biotic
Rec/CH) supported by Losl
Sequence (DSCI4/CH), André&Oliv (Loccomotion/CH), Markee
(Konfront/CH) - Drum'n'bass
So 30.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ
Infos: http://www.reitschule.ch
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Bund 27.8.09
Zickenkrieg und ein Toter
Theater Das Dienstmädchen Katja, das sonst den Staubsauger
spazieren
führt wie das neuste Mode-Accessoire, tritt erschüttert zur
Tür hinaus.
Sie glaube, Philipp sei tot, stottert sie, und dann bricht das helle
Chaos aus. Denn als die Tochter des Hauses, Susanne, eben heimgekehrt
von ihrem Austauschsemester in Paris und schwanger, wie sie später
offenbart, eine Rekonstruktion der Ereignisse des Abends zuvor
anordnet, stellt sich heraus: Verdächtig ist jede der sieben im
gleichen Haus wohnhaften Frauen.
Gabrielle beispielsweise, die untreue Gattin von Philipp, ist drauf und
dran mit dem Arbeitskollegen ihres Mannes durchzubrennen. Viola,
Gabrielles asthmatische Schwester, schreibt tapsige Liebesgedichte an
ihren Schwager, und Luzia, Philipps Schwester und lange
Hauptverdächtige, hangelt sich von Affäre zu Affäre und
ist gekommen,
um ihren Bruder anzupumpen.
Und auch die saufende Grossmutter, die auf Kosten ihres Schwiegersohnes
lebt, könnte den Goldesel Philipp aus dem Weg geräumt haben.
Das
Setting ist also perfekt, um dem Intrigieren eines siebenköpfigen
Weiberpacks, das zum ersten Mal sturmfrei hat, freien Lauf zu lassen.
Und in einem solchen Fall wird gebissen, gekratzt, gekreischt und vor
allem ausgiebig gezickt.
Laute Krimi-Komödie
Mit "Venusfalle" zeigt der Jugendclub U26 der Jungen Bühne Bern
unter
der Regie von Karin Maurer im Tojo der Berner Reitschule eine
energievoll inszenierte, laute Krimi-Komödie in Berndeutsch, die
besonders durch die erfrischende Spielweise der Darstellerinnen
unterhält. Zwar mutet die sexistische Perspektive - mit dem Tod
des
einzigen Mannes zerfällt auch die Ordnung im Hause - etwas
befremdlich
an, auch wenn der einstündige lustvolle Zickenkrieg ganz
amüsant ist.
Auch ein paar inhaltliche Wendungen, der Schluss beispielsweise, der
allerdings aus Spannungsgründen nicht verraten sei, oder das
lesbische
Verhältnis zwischen der Köchin Hanna und Luzia wirken
konstruiert und
nur wenig glaubwürdig. Diesen Einwänden zum Trotz ist der
Jungen Bühne
Bern aber eine kurzweilige und auch witzige Inszenierung gelungen, der
man die Absonderlichkeiten im Handlungsverlauf letzten Endes verzeiht.
(eye)
[i]
Weitere Aufführungen
heute und morgen, 20.30 Uhr, im Tojo der Reitschule Bern
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Bund 27.8.09
Bühne: "Die grosse Wut des Philipp Hotz"
Häusliche Problemzonen
Ein kleines Stück vom grossen Max Frisch: Die Gruppe um den
Schaffhauser Regisseur Damir Zizek hat den Schwank "Die grosse Wut des
Philipp Hotz" ausgegraben.
Regula Fuchs
Das Stück "Die grosse Wut des Philipp Hotz" ist so etwas wie der
unbekannte Bruder von "Biedermann und die Brandstifter". Denn
während
letzteres eine imposante Weltkarriere gemacht hat, blieb ersteres
weitgehend unbekannt. Dabei wurden sie gemeinsam in die Welt gesetzt:
Max Frisch schrieb "Die grosse Wut des Philipp Hotz" 1958, weil sein
"Biedermann" nicht abendfüllend war, und zunächst wurden die
beiden
Werke auch nur im Doppelpack aufgeführt.
Wenn man den Werdegang der Stücke vergleicht, erstaunt es, dass
bei der
Premiere im Schauspielhaus die Kritiken zum "Biedermann" verhalten
waren, während der "Hotz" als Lichtblick des Abends bezeichnet
wurde,
wie der Schaffhauser Regisseur Damir Zizek erzählt, der die
Komödie
ausgegraben hat. Ihn reizte es, ein wenig bekanntes Stück eines
grossen
Autors zu inszenieren. "Der ,Hotz‘ macht deutlich, dass Frisch im
Grunde ein sehr witziger Theaterautor war. Auch in seinen übrigen
Stücken steckt viel Schalk zwischen den Zeilen", so Zizek.
Für die Komik in "Die grosse Wut des Philipp Hotz" ist vor allem
die
titelgebende Hauptfigur zuständig, der Intellektuelle Philipp
Hotz, der
in seiner Rage das halbe Wohnungsinventar zertrümmern lässt -
nicht
etwa, weil sich seine Frau von ihm scheiden liesse, sondern weil sie
ihr Scheidungsbegehren zurückzieht. Hotz' Problem? Dass seine Frau
ihn
nicht ernst nimmt und ihm nicht glaubt, dass er sie auch wirklich
verlassen und in die Fremdenlegion gehen würde, wie er immer
wieder
ankündigt. Das ewige Hin und Her, die kleineren und grösseren
Machtkämpfe in einer Beziehung, das verletzte Ego und die
gebrochene
Treue - das alles packt Frisch in seine Ehekomödie. Doch ihm geht
es
auch um den versuchten Ausbruch des Intellektuellen ("innerlich benimmt
er sich wie ein Höhlenbewohner", sagt seine Frau), den Hotz mit
grossem
Trara ankündigt, für den er dann aber doch immer zu zaudernd
und zu
kleingeistig ist.
Ob die Ehe als Institution funktionieren kann oder ein Ding der
Unmöglichkeit ist, wie Hotz selber antönt, das lässt
"Die grosse Wut
des Philipp Hotz" offen. Zizek erklärt, dass im Stück viel
Autobiografisches von Frisch stecke, "der vier Mal verheiratet war und
dessen Beziehung mit Ingeborg Bachmann daran scheiterte, dass sie
seinen Heiratsantrag nicht annahm".
In der Inszenierung arbeitet Zizek mit Profis - nicht nur auf dem Feld
der Schauspielerei, sondern auch auf jenem der Paarbeziehung. Denn
beide Paare, die im Stück auftreten, sind auch jenseits der
Bühne
Lebenspartner, etwa Roswitha Dost und Bernd Rumpf in den Hauptrollen.
"Diese Besetzung war Zufall", meint Zizek. Hatte sie denn Einfluss auf
die Inszenierung? Zizek: "Sagen wir so: Diese Konstellation war sehr
interessant. Aber vereinfacht hat sie die Arbeit nicht gerade."
Grosse Halle Reitschule
Donnerstag bis Samstag, 20.30 Uhr.
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GROSSE SCHANZE
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Bund 27.8.09
Runder Tisch zur Grossen Schanze
Stadtrat Auf der Grossen Schanze fühlen sich Passantinnen und
Passanten
"nach wie vor verunsichert". Während der Nacht seien "periodisch
Dealende anwesend", und es komme wiederholt zu Gewalttätigkeiten
und
Vandalismus. Diese Erkenntnis hält der Gemeinderat in einem
Prüfungsbericht zu einem SP-Vorstoss fest, worin die Belebung des
Areals und eine Erhöhung der Polizeipräsenz gefordert werden.
Trotz
verstärkter Präsenz von Polizei und Gasseninterventionstruppe
Pinto
habe sich die Situation "leider nicht nachhaltig gebessert", schreibt
der Gemeinderat. An einem runden Tisch haben diesen Sommer die Anrainer
des Areals die Problematik analysiert. Im Hinblick auf einen zweiten
runden Tisch werden nun in den Untergruppen Sicherheit, Angebot
(Restaurant, Spielplätze) und Ordnung (Putzen, Parkordnung,
Littering)
Vorschläge zur Verbesserung erarbeitet, sagt Stefan Schwarz,
Generalsekretär der Direktion für Tiefbau, Verkehr und
Stadtgrün (TVS).
Als erste Sofortmassnahme sei vor den Sommerferien die Beleuchtung
zwischen Lift und Schanzenbrücke sowie Lift und Universität
provisorisch verbessert worden.
Gefühle der Ohnmacht
"Am Tag funktioniert die Grosse Schanze recht gut", sagt Konrad
Guggisberg, der als Geschäftsführer der Quartierkommission
Länggasse
(QLä) in einer der Arbeitsgruppen mitarbeitet. Die Belebung des
Areals
in der Nacht hingegen sei eine "komplexe Angelegenheit", da mit Stadt,
Kanton, SBB und Grosser Schanze AG zahlreiche Eigentümer vorhanden
seien. "Etwas machtlos" sei man auch, weil es auf der Grossen Schanze
letztlich auch um eidgenössische Drogenpolitik gehe. "Solange es
einen
Drogenmarkt gibt, wird er in der Nähe des Bahnhofes stattfinden",
sagt
Guggisberg. Mit einem rein repressiven Vorgehen könne allenfalls
eine
Verschiebung der Szene erreicht werden. Bereits heute gebe es ein "Hin
und Her" zwischen Reitschule und Grosser Schanze - je nachdem, wo die
Polizei gerade auftrete.
Ein bauliches Problem sind laut Guggisberg die Zugänge zum Areal,
die
verwinkelt und unübersichtlich seien. Eine nachhaltige
Verbesserung
dürfte diesbezüglich erst mit dem Umbau der Schanzenpost
erreicht
werden. Die Parkanlage soll dereinst direkt vom geplanten Neubau her
zugänglich sein. Der Stadtrat wird Anfang September über den
Bericht
des Gemeinderates zur Grossen Schanze befinden. (bob)
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KRAAK STECKWEG 13
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Bund 27.8.09
Leeres Haus ist verrammelt
Stadt Bern Gestern ist die für einige Tage besetzte Liegenschaft
Steckweg 13 mit beträchtlichem Aufwand abgeriegelt worden.
Schreiner
verrammelten sämtliche Türen und Fenster mit robusten
Holzbrettern, und
ein Elektriker installierte eine Alarmanlage, die direkt mit der
Securitas verbunden ist. Bevor die Handwerker zur Tat schritten, war
die Polizei vor Ort gewesen. Sie wollte die Räumung vollziehen,
die sie
der Besetzergruppe Kraak 13 vor ein paar Tagen angedroht hatte ("Bund"
vom 21.8). Laut Franz Märki, Sprecher der Kantonspolizei, fanden
die
Beamten am Steckweg 13 aber niemanden mehr vor.
Ein Mitglied von Kraak 13 sagte auf Anfrage, die letzten Besetzer
hätten das Gebäude bereits am Wochenende verlassen. Die
Gruppe hatte im
Herbst 2008 vergeblich auf einen Zwischennutzungsvertrag gedrängt.
Kürzlich zerschlugen sich auch die Hoffnungen, das
sanierungsbedürftige
Wohnhaus im Lorrainequartier erwerben zu können. (ruk)
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BZ 27.8.09
Lorraine
Besetztes Haus geräumt
Die Polizei räumte gestern das besetzte Haus am Steckweg in der
Lorraine. Die Besetzer hatten bereits das Weite gesucht.
Vermutlich zogen die Besetzer am 13.August wieder in die Liegenschaft
am Steckweg 13 ein. "Sie taten das, obwohl ein klares Benutzungsverbot
aus Sicherheitsgründen besteht", sagte Regierungsstatthalterin
Regula
Mader. Die lange als verschollen gegoltene Besitzerin des Hauses ist
laut Mader betagt und hat einen Beistand. Dabei handelt es sich um die
Vormundschaftsbehörde Zürich, die bei der Berner
Kantonspolizei eine
Anzeige einreichte. Die Polizei setzte den Besetzern ein
Räumungsultimatum bis zum 19. August.
"Die Kantonspolizei hat selber entschieden, die Liegenschaft zu
räumen", sagte Mader. Nächsten Montag soll die Liegenschaft
an die
neuen Besitzer, laut Mader zwei private Familien, überschrieben
werden.
Wann die Bauarbeiten beginnen sollen, ist noch unbekannt.
Als die Polizei am Steckweg eintraf, waren die Besetzer bereits
ausgezogen. Polizeisprecher Heinz Pfeuti rechtfertigt den Einsatz: "Wir
mussten damit rechnen, dass noch jemand in der Liegenschaft ist." Was
mit den zurückgelassenen Gegenständen und Möbeln
passiert, wusste die
Polizei nicht.
Seit September 2008 hat die Gruppe Kraak 13 das heruntergekommene Haus
am Steckweg mehrfach besetzt.
fz/tan
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Telebärn 26.8.09
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Polizei-raeumt-leere-Liegenschaft/story/14715149
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20min.ch 26.8.09
Hausbesetzer schon weg
Am Mittwoch um 8 Uhr ist die Kantonspolizei am Steckweg 13 vorgefahren,
um das besetzte Haus zu räumen.
Vorgefunden haben die Beamten aber nur noch drei alte Matratzen - die
Hausbesetzer waren bereits weg.
Die Gruppe Kraak 13 war trotz Benutzungsverbot vor ein paar Tagen
wieder in das Haus eingezogen. Das Besetzerkollektiv pochte auf einen
Zwischennutzungsvertrag, die Stadt lehnte aber ab.
Regierungsstatthalterin Regula Mader sagte gestern, dass das Haus schon
kommenden Montag den neuen Besitzern überschrieben werde. Dabei
handle
es sich um zwei Familien. Wann die Bauarbeiten beginnen, bleibt jedoch
unklar.
Ebenfalls gestern ging eine Hausbesetzung an der Dornacherstrasse in
Solothurn zu Ende: Die Polizeibeamten mussten auch dort nicht mit
Gewalt räumen.
(sah)
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AJZ SOLOTHURN
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Solothurner Tagblatt 27.8.09
Hausbesetzung vorbei
Geräumt und sauber geputzt
Das besetzte Haus an der Dornacherstrasse steht wieder leer. Bevor sie
das Haus verliessen, haben die Aktivisten geputzt.
Bis zwölf Uhr mittags müssten die Aktivisten das besetzte
Haus an der
Dornacherstrasse räumen. So das Ultimatum der Stadt. Und die
Hausbesetzer gingen darauf ein. Sauber gewischt und geputzt war die
Liegenschaft, als Vertreter der Stadt sie betraten. Im Innern fanden
sie ein offiziell anmutendes Papier mit der Überschrift "Protokoll
zur
Hausübernahme". Darin haben die Aktivisten zugegeben, eine Scheibe
eingeschlagen zu haben. Ansonsten kam es aber zu keinerlei
Sachbeschädigungen. Die Stadt will wie angekündigt auf eine
Anzeige
verzichten und zeigt sich nach wie vor gesprächsbereit. rah
Seite 17
--
Hausbesetzung in solothurn
"Gewischt und aufgenommen"
Gestern Mittag ist das Ultimatum der Stadt abgelaufen. Ordentlich und
sauber haben die Aktivisten das besetzte Haus an der Dornacherstrasse
wieder verlassen. Eine Fensterscheibe ging bei der Besetzung zu Bruch.
Mittwoch, 11.55 Uhr an der Dornacherstrasse. Fünf Minuten bevor
das
Ultimatum der Stadt an die Hausbesetzer abläuft, findet sich eine
Schar
Leute vor der Gittertür der ehemaligen Drogenanlaufstelle ein.
Markus
Kauer, Chef der städtischen Liegenschaftsverwaltung, Max Glauser,
Projektleiter für die geplante Instandstellung der Liegenschaft
und
einige Journalisten warten darauf, dass eventuell einer der
Hausbesetzer zur "Schlüsselübergabe" auftaucht.
Von aussen sieht die Liegenschaft nicht anders aus als vorher.
Lediglich ein Transparent mit der Aufschrift "Ideen kann man nicht
totschweigen" und ein Haufen Abfallsäcke - mit Kehrichtmarken
versehen
- zeugen von der 11-tägigen Hausbesetzung.
Als auch fünf Minuten nach Ablauf des Ultimatums kein Besetzer
auftaucht, betreten Kauer und Glauser das Haus.
Scheibe zerschlagen
Es sieht alles sehr sauber aus. Vor einem der Fenster im Erdgeschoss
wurde offenbar das Gitter weggerissen, im ersten Stock haben die
Hausbesetzer ein Scheibe eingeschlagen, um sich Zutritt zum Haus zu
verschaffen. Schadenssumme: etwa 200 Franken.
In der Küche finden Glauser und Kauer ein offiziell anmutendes
Papier
mit der Überschrift "Protokoll zur Hausübergabe". Dort
bekennen sich
die Aktivisten zur eingeschlagenen Scheibe, dokumentieren aber auch
ihre Putz-Anstrengungen: "Gewischt und aufgenommen", steht geschrieben.
Gezeichnet ist das Papier mit "die Hausbesetzer". Neben dem Dokument
liegen auf einem Tüchlein fein säuberlich sortiert die
Schlüssel des
Hauses. Hinterlassen haben die Aktivisten lediglich einen Tisch und ein
sehr altes Sofa. Ansonsten sind keine Spuren der Besetzung erkennbar.
Fazit: "Zufrieden"
"Es ist genau so wie vorher", sagt Markus Kauer, nachdem er sich in der
Liegenschaft gründlich umgesehen hat. "Ich bin zufrieden, dass die
ganze Sache ein friedliches Ende genommen hat und auch, dass die
Besetzer ordnungsgemäss geräumt und gereinigt haben." Die
zerschlagene
Scheibe sei aus seiner Sicht eher eine Bagatelle.
Noch gestern wurden sämtliche Schlösser am Haus
ausgewechselt. Und was
passiert mit dem Transparent? "Wir könnten ja einen
Übergabetermin
vereinbaren", scherzt Max Glauser.
Für Asylsuchende
Ab nächster Woche beginnt in der Liegenschaft die Instandstellung.
Acht
oder neun Asylsuchende sollen hier ab Anfang Oktober einquartiert
werden. Die Wände werden gestrichen, neue Bodenbeläge
verlegt, es
werden ein Gasherd, ein Kühlschrank und neue Duschen installiert.
Kostenpunkt: Insgesamt 91000 Franken. Der Zeitplan für den Einzug
soll
trotz der Besetzung eingehalten werden, sagt Glauser.
Ralph Heiniger
--
Kurt Fluri zur Hausbesetzung
"Von Erpressung kann keine Rede sein"
Kurt Fluri will - wie angekündigt - auf eine Anzeige gegen die
Hausbesetzer verzichten. Auch zu Gesprächen ist er bereit.
Die Hausbesetzer haben das Ultimatum erfüllt. Sie haben den
Aktivisten
unter dieser Voraussetzung Gespräche angeboten. Wissen sie, wer
Ansprechpartner für das Anliegen ist?
Kurt Fluri: Wir haben bis anhin keine namentlich identifizierten
Personen als Ansprechpartner. Sobald uns diese genannt werden, werden
wir mit ihnen und den übrigen vorgesehenen Gesprächspartnern
eine
Terminumfrage starten.
Was empfehlen sie den Aktivisten, um ihr Ziel zu realisieren?
Ich empfehle ihnen nun, eine Zweier- oder Dreierdelegation namentlich
bekannt zu geben, damit wir diese Gespräche einleiten können.
Ist es die Aufgabe der Stadt Solothurn, ein autonomes Jugendzentrum
(AJZ) zu schaffen?
Interessenten für ein AJZ stammen aus der ganzen Region. In diesem
Sinne ist es nicht ein Anliegen, das ausschliesslich durch die Stadt zu
behandeln ist, sondern wie gesagt durch die ganze Region.
Ist ein solches Zentrum auch in ihrem Sinne?
Ein autonomes Jugendzentrum im Sinne eines rechtsfreien Raumes ist
nicht akzeptabel. Ansonsten ist gegen einen Treffpunkt für die
Jugend
nichts einzuwenden.
Da es - abgesehen von der eingeschlagenen Scheibe - im besetzten Haus
zu keinen Sachbeschädigungen gekommen ist, werden die Aktivisten
nun
strafrechtlich nicht verfolgt. Zudem hat man hat ihnen auch
Gespräche
angeboten. Ist die Stadt erpressbar?
Sowohl Hausfriedensbruch als auch Sachbeschädigung sind
Antragsdelikte.
Wir verzichten wie angekündigt darauf. Dies war nicht Gegenstand
von
irgendwelchen Verhandlungen, sondern unser Angebot. Von ‹Erpressung›
kann deshalb keine Rede sein. Ein Strafantrag hätte ohnehin nur
gegen
Unbekannt erfolgen können, ansonsten eine Personenkontrolle
notwendig
geworden wäre. In Anbetracht der damit verbundenen Umtriebe
wäre das
aber unverhältnismässig gewesen.
Befürchten Sie, dass dieses Beispiel Schule machen könnte?
Nein. Es gibt ja in Solothurn nur diese eine Gruppierung, die sich
für
ein autonomes Jugendzentrum einsetzt. Diese Gruppe hat sich nun
gesprächsbereit gezeigt.
Interview: Ralph Heiniger
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ANTIFA THUN
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Thuner Tagblatt 27.8.09
Extremismus-Serie
Polizei bezeichnet Thuns linke Szene als "friedlich"
In unserer Serie zum Thema Extremismus betrachten wir heute die Linke
Szene. Sie fällt oft durch Gewalt auf.
Immer wieder tun sich linke Aktivisten als Warner vor Rechtsextremismus
im Berner Oberland hervor. "Rechte machen uns nach", sagen sie unter
anderem. Derweil müssen sie sich ebenso den Vorwurf der
Gewalttätigkeit
gefallen lassen. In einem Interview äussern sich zwei Aktivisten
zu
schwarzen Schafen in der Szene und Gewaltexzessen. Sie sprechen aber
auch von einer Gefahr, welche von jungen Nationalsozialisten ausgeht.
Die Polizei erachtet die Anzahl linker Aktivisten in der Region als
stabil. Und: Im Gegensatz zu Bern seien die Linken in Thun weitgehend
friedlich.
maz
Seite 22+23
--
Serie zum Extremismus im Berner Oberland,Teil 2: Die Linke
"Der Rechtsextremismus soll als Problem wahrgenommen werden"
Immer wieder tun sich linke Aktivisten als Warner vor Rechtsextremismus
im Berner Oberland hervor. "Rechte machen uns nach", sagen sie unter
anderem. Derweil müssen sie sich ebenso den Vorwurf der
Gewalttätigkeit
gefallen lassen.
Das Open Air Krattigen am 8. August, die Gummibootdemo auf der Aare am
15.August, ein Filmabend in Bern am 22.August und eine Antifa-Demo am
29.August in Thun: Linke Aktivisten haben den August zum
"antifaschistischen Aktionsmonat" erklärt. Ihr Ziel:
"Nationalisten den
Boden entziehen." Diese Zeitung traf zwei junge Antifa-Aktivisten
(Antifa = Antifaschisten) zum Gespräch. Sie waren aus Furcht vor
Repressionen nur unter der Bedingung, dass ihre Anonymität
gewährt
bleibt, bereit, sich zu äussern.
Ist die rechtsextreme Szene in der Region Thun/Berner Oberland in der
Tat so gefährlich, dass Leute wie Sie, die dagegen ankämpfen,
sich in
der Anonymität verstecken müssen, um sich vor
Übergriffen zu schützen?
U.* Das ist eine präventive Schutzmassnahme. Fakt ist, dass das,
was
wir hier besprechen, nicht im Berner Oberland bleibt. Die Rechte ist
schweizweit und international vernetzt. Kommt hinzu, dass sie jetzt
anfangen, eine Anti-Antifa aufzubauen. Da droht Leuten, die offen
dagegen anstehen, schon Gefahr; Briefe nach Hause sind noch das
Kleinste. Wer öffentlich gegen Nazis aufsteht, wird erfasst und
registriert.
Ist die Antifa ähnlich vernetzt? Überhaupt: Wie ist die
Antifa organisiert?
U.* Die Szene besteht aus vielen autonomen Gruppen, die niemandem
Rechenschaft schuldig sind. Natürlich gibt es unter diesen Gruppen
Kontakte und gemeinsame Treffen.
Führen Sie auch ein Register, in welchem Rechtsextreme erfasst
sind?
K.* Sagen wir es so: Es gibt verschiedene Gruppen in der Antifa, die
verschiedene Arbeiten machen. Wir sind vor allem für
Öffentlichkeitsarbeit wie den laufenden Aktionsmonat August
zuständig.
Es gibt handkehrum auch Antifa-Gruppen, die sich vor allem mit
Recherchearbeit beschäftigen.
Ist diese sehr versplitterte Struktur historisch gewachsen, oder ist
sie bewusst gewählt, um nicht oder nur bedingt angreifbar zu sein?
U.* Die autonomen Strukturen sind in der Schweiz seit über 20
Jahren so
gewachsen, in Deutschland noch länger. Natürlich geht es
darum, nicht
greifbar zu werden. Denn: Antifaschismus ist nicht nur auf den Kampf
gegen Nazis fokussiert. Er beinhaltet auch eine antikapitalistische
Komponente. Und die wird von Polizei und Staatsschutz genau beobachtet.
Was sind Ihre Hauptanliegen?
K.* Das Libertäre Antifaschistische Kollektiv Thun, Lakt,
kämpft primär
gegen den Faschismus. Antikapitalismus spielt bei uns eine
untergeordnete Rolle.
Weil der Faschismus im Oberland gravierender ist?
K. * Ganz sicher, ja. Der Kapitalismus ist ein globales Problem.
Rechtsextremismus ist im Oberland gravierender als in anderen Regionen
der Schweiz.
Wie viele Leute sind in Ihrer Gruppe tatsächlich politisch aktiv,
und
wie viele sind gewalttätige Mitläufer, denen egal ist, ob sie
unter
einer antifaschistischen Fahne prügeln oder unter der eines
Fussballvereins?
U.* Man muss differenzieren: Von uns besuchen auch Leute
Fussballspiele. Die Medien verschreien halt alles als Hooligans, obwohl
es auch dort Unterschiede gibt. Wenn das Abfeuern einer Petarde mit
einem Steinwurf gleichgesetzt wird oder wenn eine politische
Demonstration gleichgesetzt wird mit Hooligan-Ausschreitungen, muss man
den Sensationsjournalismus kritisieren. Bei unseren Demonstrationen
passiert dasselbe: Es gibt sehr wohl Hitzköpfe, die wir am
liebsten zu
Hause lassen würden. Aber im Fussball missbrauchen Leute die
Plattform
ebenso wie an politischen Demonstrationen oder an einem Grossanlass wie
dem Thunfest. Idioten gibt es überall. Wir müssen uns immer
wieder neu
hinterfragen, wie wir mit diesen umgehen.
Können Sie verstehen, dass Ihr zum Teil massives Auftreten - in
Schwarz
gekleidet und oft vermummt - Menschen abschreckt und eine Abwehrhaltung
auslöst?
U.* Es ist völlig verständlich, dass Menschen, die keinen
Bezug zum
Thema haben, erschrecken, wenn sie einer solchen Gruppe begegnen.
K.* Ich habe an der letzten Demo Ende Mai unvermummt Flyer verteilt.
Genau jene Leute, die über die Vermummten gewettert haben, wollten
keinen Flyer. "Das mag ich gar nicht lesen", war eine Antwort, die ich
oft hörte. Ich behaupte, diese Leute würden sich auch
aufregen, wenn
wir anders auftreten würden. Denn ihr grösstes Anliegen ist
das
ungestörte Einkaufsvergnügen am Samstagnachmittag.
Ich komme noch einmal zurück auf die Anzahl Menschen, die bei
Ihnen
mitmachen. Wie hoch ist der Anteil jener, die sich auch ausserhalb von
Konzerten engagieren; respektive wie hoch ist der Anteil der
Mitläufer?
U.* Ich würde sagen, 30 bis 40 Prozent der Leute arbeiten in
unserer
oder in einer anderen Gruppe aktiv mit. Der Rest ist dabei, weil sie
die Musik oder die Texte mögen, weil sie jung sind, weil etwas
läuft.
Aber schon allein, dass sie dabei sind, ist positiv - und wir versuchen
auch, sie mit Flyers und Infos zu versorgen.
K.* Es sind halt auch die meisten, die auf diesem Weg zu uns stossen,
indem sie Konzerte besuchen, dann mehr Leute kennen lernen und sich
für
die Thematik zu interessieren anfangen.
Sie nutzen also Konzerte oder ähnliche Veranstaltungen, um
Mitglieder zu werben?
U.* Ja - und die Rechten versuchen jetzt, uns das nachzumachen.
Täuscht der Eindruck, oder funktioniert die Rechte organisatorisch
immer ähnlicher wie die Linke?
U.* Wir können vielleicht einen Blick nach Deutschland werfen.
Dort ist
mittlerweile die Rede von "Autonomen Nationalisten". Die treten im
selben Look wie die Linke auf; sie haben zum Beispiel die rot-schwarze
Fahne der Antifa adaptiert.
K.* Sie hören Hip-Hop-Musik, Punk oder Metal… Das alles heisst,
sie
agieren heute wie wir - und haben damit gerade bei Jungen Erfolg. In
der Schweiz, namentlich im Berner Oberland ähnelt der Auftritt der
Rechten immer mehr unserem Auftritt.
Jetzt müsste die Linke in dem Fall wieder "aufrüsten". Kommt
der
Zeitpunkt, an welchem sie im wahrsten Sinne des Wortes
zurückschlägt?
U.* Nun, wir müssen Rechtsextreme in erster Linie argumentativ
aushöhlen. Diese Möglichkeit besteht. Das bedeutet aber, dass
sich die
Linke nicht nur aktiv mit der Problematik auseinandersetzt, sondern
sich auch bewusst wird, was sie sagt und wie man kritisiert. Nur wer
rechte Inhalte studiert, kann die Lücken darin auch finden. Die
Pnos
etwa kritisiert offiziell den Kapitalismus, ruft aber gleichzeitig dazu
auf, die Menschheit nicht in zwei Klassen - Arbeiter und Oberschicht -
zu trennen, sondern gemeinsam vorwärtszugehen. Damit kritisieren
die
Rechten in keiner Weise den Kapitalismus. Viel eher fahren sie eine Art
SP-Linie.
K.* Oft wird auch nicht direkt der Kapitalismus kritisiert; vielmehr
sind so verpackte Texte nichts anderes als antisemitisch, weil sie sich
vor allem gegen sogenanntes "jüdisches Finanzkapital" auflehnen.
Auch
Themen wie Tierschutz dienen ihnen in erster Linie dafür, gegen
das
Schächten anzutreten. So kann man ihr Treiben mit einfachen
Argumenten
sehr gut entlarven.
Wie funktioniert die rechte Szene im Berner Oberland, wie tritt sie im
Alltag auf?
K.* Es gilt zu unterscheiden zwischen den Organisierten und den
Nichtorganisierten. Von der organisierten Rechten wie der Pnos, der
Helvetischen Jugend et cetera sieht man im Alltag nicht sehr viel…
Also keine Glatze und Springerstiefel mehr?
K.* Überhaupt nicht, die fallen in der Masse überhaupt nicht
mehr auf.
Ich fahre jeden Morgen im selben Zug wie Mario Friso (Anmerkung der
Redaktion: Friso ist Aktivist bei den Oberländer Nationalisten -
er
kommt im dritten Teil unserer Serie zu Wort). Man sieht ihm nicht an,
dass er ein Fascho ist.
Und wer sind die Nichtorganisierten?
K.* Das sind jene, die den ganzen Tag am Bahnhof rumhängen. Die
sehen
wir momentan weniger als Gefahr an. Sie können dann
gefährlich werden,
wenn sie in Gruppen auftreten, sich vielleicht betrinken und dann auf
Andersdenkende oder Ausländer treffen.
Sind rechte Schläger eine Bedrohung in Thuns Ausgehleben?
K.* Seit der Schliessung der Selve sind sie ziemlich zersplittert in
der ganzen Stadt anzutreffen. Ein eigentliches Stammlokal, in welchem
sie in ganzen Gruppen rumhängen, haben sie nicht mehr. Heute
trifft man
sie eher zu zweit oder zu dritt in verschiedensten Lokalen in der Stadt.
Von welcher Gruppierung geht die grössere Gefahr aus?
K.* Meiner Meinung nach klar von der organisierten Rechten. Die anderen
können mir höchstens gefährlich werden, wenn ich am
Abend alleine
unterwegs bin, das "falsche" T-Shirt trage und auf eine Gruppe von
ihnen treffe. Die organisierte Rechte ist für mich die
grössere Gefahr,
weil ihre Mitglieder ideologisch wirklich dahinterstehen. Jene, die am
Bahnhof rumhängen, sind ideologisch nicht wirklich gefestigt.
Ich behaupte, die Minderheit der Schweizer Bevölkerung ist
ideologisch gefestigt…
U.* Das ist nicht einmal die Linke. Ideologisch gefestigt heisst auch,
dass man für längere Zeit aktiv für eine Sache einsteht
und sich nicht
nach zwei Jahren wieder aus der Szene verabschiedetet.
K.* Eine Gefahr ist auch, dass die organisierte Rechte auch bei jenen
Leuten, die jetzt einfach planlos rumhängen, Mitglieder rekrutiert.
Was muss geschehen, damit das Problem gelöst werden kann?
U.* Sehr viel. Denn das Problem ist vielschichtig. Wer Nazi wird, tut
das nicht einfach aus Lust an der Freude. Das geht tief und hat mit
einem verklärten Bild von Nationalstaat und konservativem
Gedankengut
zu tun. Solange die gesellschaftlichen Verhältnisse sind, wie sie
sind,
wird sich auch nichts bewegen. Es ist kein Zufall, dass an der SVP-Demo
am 6.Oktober 2007 rund 100 Neonazis mitmarschieren, ohne dass sich
jemand daran stört oder dass sich auf dem Rütli oder in
Sempach lange
niemand an den Rechten gestört hat.
Was ist das Ziel des laufenden Aktionsmonats?
U.* Zu erreichen, dass die Leute über Rechtsextremismus sprechen;
dass sie ihn überhaupt als Problem wahrnehmen.
K.* Natürlich wollen wir auch junge Leute anspornen, etwas zu
unternehmen.
Aber die Jungen sind nicht jene, die an der Urne oder in der Politik
allgemein das Sagen haben.
U.* Das ist ein Problem, das die Politik allgemein hat. Aber gerade
deshalb ist es wichtig, dass wir viele Junge informieren können,
damit
sie sich auch mit 30 oder 40 noch daran erinnern.
K.* Es ist sicher richtig, dass die 16- bis 20-Jährigen heute
nicht in
Massen an die Urne gehen. Aber wenn sie es später tun und noch
dasselbe
Bewusstsein haben, dann ist das sicher gut.
Das tönt für mich jetzt aber eher nach Evolution nach dem
Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein" denn nach Revolution…
U.* Sicher. Auch Hartnäckigkeit kann zum Ziel führen, und
standhaft zu
bleiben. Die Gefahr ist gross, dass man sich schon früh mit dem
kommerziellen Komfort der Gesellschaft abgibt.
Wie viel Zeit investieren Sie eigentlich in Ihr "Hobby"? Schliesslich
arbeiten Sie vollberuflich…
U.* Das kommt ganz darauf an. Wenn ein grosser Anlass ansteht, wie
jetzt der Aktionsmonat August, dann sicher mehr. Übers Jahr
gesehen
sind es sicher zwei bis drei Stunden pro Woche.
Kürzlich wurde in Thun kritisiert, Sie stellten die Behörden
mit
Demogesuchen zum Teil kurzfristig fast vor vollendete Tatsachen. Wie
weit hinaus planen Sie Ihre Anlässe?
K.* Ich weiss nicht genau, wie die Aktion Hausgeist bei diesem Gesuch
vorgegangen ist. Sie war es, die an der letzten Demo die
Federführung
hatte. Aber wir arbeiten jetzt bereits seit mehreren Monaten am
Aktionsmonat August.
Abschliessend: Haben Sie Angst, wenn Sie am Abend in Thun ausgehen?
U.* Nein.
K.* Nein. Aber Vorsicht ist sicher angebracht; ich kleide mich
beispielsweise bewusst unauffällig.
Marco Zysset
*Namen der Redaktion bekannt
•http://www.a-g-o.ch.vu
--
Linke fallen vor allem durch Hausbesetzungen auf
Die Linksextremen halten sich etwa die Waage mit den Rechtsextremen.
Das sagen die Experten der Kantonspolizei: "Die Zahl dürfte sich
kantonsweit auf ähnlichem Niveau halten wie die der
Rechtsextremen: um
die 200." Ähnlich wie bei den Neonazis kann die Zahl nur grob
geschätzt
werden. Der Grund: das konspirative Verhalten. Die Polizei verzeichnet
einen Zulauf, insgesamt habe sich die Szene aber nicht wesentlich
vergrössert. "Im Raum Thun dürfte sich das
Mobilisierungspotenzial auf
rund 60 bis 80 Personen belaufen." Es sei jedoch nicht bekannt,
inwiefern sich diese Zahl mit offiziellen Mitgliederzahlen deckt.
Gleich wie bei den Neonazis ist es oft nicht klar, ob es sich um
wirklich politisch Überzeugte oder um Mitläufer handelt.
In Thun kaum militant
Während das Berner Oberland in der rechtsradikalen Szene als
Zentrum
gilt, ist ihr linkes Pendant eher bernorientiert. "Die
Hauptaktivitäten
gehen eindeutig von Bern aus", so die Polizei. Die Aktionen in den
anderen Städten wie Thun seien weit weniger aggressiv. In Thun
könne
von einer "friedlichen Gruppe" gesprochen werden. "Bisher ist in Thun
keine besonders ausgeprägte Militanz erkennbar." Dieser Umstand
könne
sich aber sehr rasch ändern. "Durch die globale Vernetzung hat
auch die
linke Szene Thun Kontakte zu mehr oder weniger militanten Kreisen."
Bekannt sind in Thun die sogenannten Autonomen Gruppen Oberland (AGO),
die Antifa Oberland, das libertäre antifaschistische Kollektiv
Thun
(LAK-Thun) und die Aktion Hausgeist. Diese Gruppen engagieren sich vor
allem für zwei Dinge: Antifaschismus und die Schaffung von
autonomen
Jugendzentren.
Auffällige "Hausgeister"
In den letzten zwölf Monaten gab es diverse Aktionen von Linken im
Oberland, vorwiegend in Thun. Auffallend waren die Hausbesetzungen (wir
berichteten). Beim jüngsten Vorfall nahm die Gruppe Aktion
Hausgeist
Ende Mai nach einer Demo die verlassene Liegenschaft an der
Waisenhausstrasse 18 in Beschlag. 60 Personen feierten eine Party und
verliessen das Gebäude dann wieder. Die Hausbesetzungen verliefen
friedlich und wurden teils von den Behörden oder auch von den
Liegenschaftsbesitzern toleriert.
Demo übermorgen Samstag
Gestern hat der Thuner Gemeinderat und Sicherheitsvorsteher Peter
Siegenthaler (SP) eine weitere Demonstration linker Aktivisten
bewilligt; dies nach einem Treffen mit Vertretern der Organisatoren.
"Sie schätzen, dass 80 bis 100 Leute teilnehmen werden", so
Siegenthaler. Er betont, es gebe klare Auflagen bezüglich Route
und
Verhalten. "Sachbeschädigungen und Sprayereien werden nicht
toleriert."
Noch offen ist, wo sich die Demonstranten besammeln. "Da gibt es noch
Differenzen", erklärt Siegenthaler, der die Demo gerne am Rand des
Zentrums sähe.
Christoph Kummer Marco Zysset
--
Leitartikel
Extremismus geht alle etwas an
Marco Zysset Redaktor
Nazijargon und Kommunistenterminologie… Nicht erst bei der Recherche zu
unserer Serie "Extremismus im Berner Oberland" und bei der Lektüre
der
Interviews mit Aktivisten aus der linken und rechten Szene wird
augenfällig: "Les extrêmes se touchent!" Unrühmlich
leuchtendes
Beispiel ist der Spiezer Mario Friso: Vor zehn Jahren war er in der
Berner Antifa-Szene unterwegs, heute gilt er als Anführer
rechtsextremistisch angehauchter Gruppen im Berner Oberland. Links wie
rechts agieren im Untergrund. Links wie rechts haben Mühe, genaue
Mitgliederzahlen zu nennen. Und links wie rechts versuchen,
(frustrierte) Jugendliche für sich zu gewinnen.
Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, kann nicht erstaunt sein, dass
die Botschaften der Extremisten auf fruchtbaren Boden fallen. Von links
und rechts tönts ähnlich: Da ist der Ruf nach Revolution,
nach
Aufbrechen der bekannten und eingerosteten Schemen, nach Freiheit in
einer Gesellschaft voller Zwänge und nicht zuletzt der Wunsch nach
Gleichheit in einer Welt, die immer ungleicher wird. Der Leistungsdruck
nimmt gerade auf Jugendliche zu. Sie müssen den Ansprüchen
von
Lehrerschaft oder Lehrmeistern ebenso genügen wie den
Ansprüchen einer
hoch komplexen konsumorientierten Leistungsgesellschaft, die Menschen
nicht mehr auf Grund von Werten beurteilt, sondern auf Grund von Noten,
Verdienst, Auto- oder Rollermarke, Kleidungsstil - und Preise
derselben. Die pubertäre Revolution gegen die Eltern und die
Vereinnahmung durch das andere Geschlecht macht das Erwachsenwerden
gewiss nicht einfacher. Der Wunsch, Regeln zu durchbrechen, ist nicht
neu in dieser Situation, naturgemäss nahe liegender als die
Bereitschaft, sich in gültige Schemen einzufügen. Fehlen in
Zeiten der
Krise zusätzlich die wirtschaftlichen Perspektiven, ist der
Nährboden
für Extremisten und Revolutionäre perfekt. Die Revolutionen
in Russland
zu Beginn des 20.Jahrhunderts oder die Machtübernahme der
Nationalsozialisten im Deutschland der Zwischenkriegszeit sind bekannte
Beispiele.
Wohl ist das Berner Oberland weit weg davon, dass vermummte Horden
brandschatzend durch Städte und Dörfer ziehen und anders
Denkende oder
Aussehende rücksichtslos drangsalieren - könnte man meinen.
Bei
genauerer Betrachtung stellt man derweil sehr wohl fest, dass
ähnliche
Szenen schon heute passieren. Wenn drei Jugendliche einem jungen Punk
"Zecke, Zecke, Zecke" (Nazi-schimpfwort für Linke) nachschreien
und den
jungen Mann verbal drangsalieren; wenn Ausländer nur auf Grund
ihrer
anderen Hautfarbe verprügelt werden oder wenn Demoteilnehmer
Häuser und
Schaufenster unbescholtener Ladenbesitzer zerstören, dann sind das
erste Schritte auf dem Weg hin zu diesen vermummten brandschatzenden
Horden. Dabei schrieb schon der römische Dichter Ovid: "Wehre den
Anfängen!"
Denn das Berner Oberland - inklusive Thun - ist ein idealer
Nährboden
für Frustrierte, welche genug haben "vo dene z'Bärn unger"
und lieber
gleich selber Hand anlegen. Erstens, "Wills scho immer so isch gsi!",
und zweitens, weil es im wirtschaftlich schwachen und geografisch
weitläufigen Berner Oberland zu viele Verlierer der ständig
schneller
werdenden Modernisierung, Technologisierung und faktischen
Zentralisierung gibt. Ihnen bleibt oftmals nichts anderes übrig,
als
neidisch zuzusehen, wie stinkreiche Gäste aus dem In- und Ausland
ihr
Geld scheinbar sinnlos, ja in bisweilen dekadenter Art und Weise zum
Fenster raus werfen. Nicht mit vollen Händen, sondern mit der
Schaufel.
Dass extremistische Kreise rechts wie links der politischen Mitte sich
immer grösserer Gefolgschaft erfreuen, ist - nicht nur im Berner
Oberland - schliesslich und endlich nicht zuletzt die Schuld des
heutigen Politestablishments. Viel zu träge und oft in einer
scheinbar
völlig eigenen Welt fällen Politikerinnen und Politiker ihre
Entscheide
- stets getreu ihrem Parteibuch und meist ohne Kenntnis der wahren
Befindlichkeit ihrer Klientel, den Wählern. Solange die Politik,
egal
ob auf Stufe Gemeinde, Kanton oder Bund, sich weitgehend darauf
beschränkt, heisse Luft zu produzieren ihr einziger Zweck der
Selbstzweck - sprich, das Halten des Sitzes - ist, solange treiben die
Politikerinnen und Politiker mehr und mehr Leute in die Arme von
Extremisten. Ob links oder rechts spielt dabei keine Rolle. Gutes wird
keine der beiden Seiten bewirken können.
Menschen, die nach Orientierung suchen und sich in komplexen Zeiten
gerne von einfachen Schlagworten leiten lassen, fühlen sich
naturgemäss
von linken oder rechten Extremisten und ihren scheinbaren
Allerweltsrezepten angezogen. Dass diese Wortführer - und nicht
selten
hoch intelligenten Leute - diese Orientierungslosigkeit ausnutzen, um
ihr braunes oder romantisiert rotes Süppchen zu kochen, darf nicht
ignoriert werden. Und es darf nicht länger toleriert werden. Wer
wegschaut und behauptet, der Extremismus gehe ihn nichts an, wird
spätestens dann eines Besseren belehrt, wenn sein Auto am Rand
eines
Demozuges zerstört wird oder er mit zerschlagenem Gesicht im
eigenen
Blut am Boden liegt - bloss weil er zur falschen Zeit am falschen Ort
war.
m.zysset@bom.ch
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SEMPACH
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Indymedia 26.8.09
Antirepaufruf zu Sempach ::
AutorIn : AntiRep Luzern
Am 27. Juni 09 fand in Sempach eine Platzkundgebung gegen die Teilnahme
von Rechtsextremen an der Schlachtfeier statt.
Nach dem friedlichen Verlauf der bewilligten Platzkundgebung zogen die
TeilnehmerInnen gemeinsam Richtung Bahnhof. Auf halber Strecke wurde
der Demonstrationszug von einem Aufgebot der Luzerner Kantonspolizei
eingekesselt. Die Polizei versuchte mehrmals, Leute aus der Demo heraus
zu ziehen und zu verhaften. Da Ihnen dies nicht gelang, kündigte
Beat
Henseler (Kommandant der Kantonspolizei Luzern) per Megaphon an, alle
vermummten Personen mit allen zur Verfügung stehenden Mittel zu
eruieren und zur Rechenschaft zu ziehen.
Nun hat Herr Henseler ausnahmsweise sein Versprechen eingehalten. In
den letzten Wochen wurden mindestens drei Personen von der Kapo Luzern
vorgeladen und verhört. Den Verhörten wurden auch Fotos von
DemoteilnehmernInnen zur Denunzierung vorgelegt. Alle Vorgeladenen
verweigerten die Aussage. Nach Aussage der Polizei werden die
Fälle
weiter ans Amtsstatthalteramt Sursee geleitet.
Wir rufen alle Personen welche von der Polizei wegen Sempach
kontaktiert wurden dazu auf, sich doch bei uns zu melden.
Kontaktadresse: infoluzern@immerda.ch
Solidarische Grüsse Antirep Luzern
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KOFMEHL SO
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Solothurner Tagblatt 27.8.09
Kofmehl
Massnahmen beschlossen
Mit einer anderen Lenkung des Verkehrs, einer Hotline für Anwohner
während den Anlässen und verbesserten Alterskontrollen soll
es rund um
die Kulturfabrik Kofmehl in der neuen Saison etwas ruhiger werden.
"Wir werden künftig bestimmt nicht alle Probleme los sein, aber
wir
werden sicher weniger Probleme haben", ist Christoph Stuber, Leiter
Programm in der Kulturfabrik Kofmehl, überzeugt.
Die Massnahmen, mit denen den wichtigsten Anliegen der
Öffentlichkeit
und der Anwohnerschaft Rechnung getragen werden soll, wurden vom
Kofmehl gemeinsam mit der Stadt, den Anwohnern und weiteren
Institutionen erarbeitet:
•Die Lenkung der Besucherwege um das direkt betroffene Obachquartier
soll, wie in der Anfangszeit des Kofmehls, wieder mit Hilfe baulicher
Massnahmen unterstützt werden. Das heisst, bei speziellen
Anlässen
werden neben Sicherheitspersonal auch Vaubanständer dafür
sorgen, dass
die Besucher des Kofmehls um das Quartier herum gehen, um zum Kofmehl
zu gelangen. Die Anwohner erhalten eine Karte mit Zugangsberechtigung.
So ist gewährleistet, dass sie problemlos zu ihrer Wohnung
gelangen
können.
•Die Anwohner können den Verantwortlichen eines Anlasses jederzeit
über
die Büronummer der Kulturfabrik Kofmehl (032 621 20 60) erreichen.
Somit werden die Wege bei Problemen oder Reklamationen kürzer.
•Für die Alterskontrolle im Kofmehl werden nur noch amtliche
Dokumente wie Identitätskarten, Pässe oder Fahrausweise
akzeptiert.
Parallel zu den Massnahmen will die Kulturfabrik Kofmehl in
Zusammenarbeit mit der Werbeagentur Augenweide ein Projekt umsetzen,
das sich mit Hilfe eines jugendlichen Care-Teams vor Ort der
Problematik "Littering & Lärm" annimmt.
Weiter wird die Jugendkommission die Betreiber der verschiedenen Clubs
und Bars der Stadt zu einer gemeinsamen Sitzung einladen, um
auszuloten, welche Probleme gemeinsam angegangen werden könnten.
Als
Vorbild dient das Projekt "Safer Clubbing", das in Zürich und Bern
bereits erfolgreich läuft.
Mit diesen Massnahmen und einer stärkeren Polizeipräsenz
während der
ersten Anlässe hoffen die Vertreter der Stadt und des Kofmehl
für die
neue Saison auf eine spürbare Verminderung der
Lärmbelästigung für die
Anwohner.
pd
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SPITZEL-AFFÄRE(N)
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WoZ 27.8.09
Spitzelaffäre
Wo wird noch geschnüffelt?
Im Juni hat eine Angestellte der PR-Agentur Farner an einem
Strategiewochenende der Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA) teilgenommen.
Farner dementierte umgehend nach Erscheinen eines WOZ-Artikels letzte
Woche. Bereits am Freitag wollte die PR-Firma, die sich selber als
Spezialistin für "kommunikatives Krisenmanagement" anpreist, vor
den
Kameras von "10 vor 10" keine Stellung mehr nehmen. Mit gutem Grund:
"10 vor 10" zitierte aus internen Farner-Dokumenten, die 2005 und 2006
im Hinblick auf die GSoA-Initiative für ein Verbot von
Kriegsmaterialexporten erstellt worden waren. Darin ist etwa von der
"Observation von Aktivisten-Gruppen" die Rede. Ständerat Bruno
Frick
(CVP) versuchte in seiner Funktion als Kopräsident des
Farner-Tarnverbandes "Arbeitskreis Sicherheit und Wehrtechnik" die
Begriffe schönzureden: Wenn man eine Person beim Überqueren
der Strasse
beobachte, dann könne man das auch "Observation" nennen. Indirekt
räumte er zudem ein, dass die Teilnahme der falschen Studentin am
GSoA-Wochenende im Auftrag von Farner erfolgt sei. "Dass man
zuhört,
was der politische Gegner sagt, das gehört zur Demokratie", so
Frick.
Fragen wirft eine weitere Seite der bei "10 vor 10" gezeigten Dokumente
auf: Unter dem Zwischentitel "Verdeckte Aufklärung in Verwaltung"
wird
das Aussendepartement (EDA) erwähnt, da dieses bei der Bewilligung
von
Waffenexporten mitentscheiden muss. Ist auch das EDA im Visier von
Farner?
Auf Anfrage der WOZ sagt Georg Farago, Pressesprecher des EDA: "Nein,
wir haben in den letzten Jahren bei uns keine ‹verdeckte
Aufklärung›
registriert." dg
---
WoZ 27.8.09
was ...
... macht eigentlich Urs von Daeniken?
Eine linke Berner Juristin verliert ihr iPhone. Drei Wochen später
bringt es ihr kein Geringerer als der abgesetzte Geheimdienstchef Urs
von Daeniken persönlich am Arbeitsplatz vorbei. Eine Bekannte habe
es
gefunden und ihm übergeben, so von Daeniken laut der Juristin. Da
er
durchaus über "polizeiliche Fähigkeiten" verfüge, sei es
ihm gelungen,
anhand der E-Mails und Notizen auf der iPhone-Festplatte ihre
Identität
zu ermitteln und sie zu kontaktieren. Unklar ist, wie es von Daeniken
gelang, ohne Passwort das abgestellte iPhone aufzustarten.
Noch nicht beantwortet hat von Daeniken die Frage, ob ihm die
WOZ-LeserInnenschaft künftig abgeschaltete Handys zwecks
Weitergabe an
die rechtmässigen EigentümerInnen zustellen könne. dg
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BOMBEN-NAZIS
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linksunten.indymedia.org
27.8.09
Südbadische Nazis planten Bombenanschlag
Verfasst von: Autonome Antifa Freiburg
Der Lörracher Stützpunktleiter der NPD-Jugendorganisation
"Junge
Nationaldemokraten" (JN), Thomas Baumann, hat alle für den Bau
mehrerer
hochgefährlicher Bomben notwendigen Chemikalien beschafft und ist
zudem
mit Messern und scharfen Schusswaffen bewaffnet. Baumann hat bereits
das Autonome Zentrum KTS Freiburg als mögliches Anschlagsziel
ausgekundschaftet. Am 26.08.2009 durchsuchte die Polizei die Wohnung
des Nazis, beschlagnahmte Beweismittel und nahm Baumann fest.
Thomas Baumann erhielt tatkräftige Unterstützung vom
Lörracher NPD-Chef
Christoph Bauer aus Grenzach-Wyhlen und dem selbsternannten
Kameradschaftsführer Thorsten Ziethen aus Bad Krozingen. Er pflegt
unter anderem Kontakte zum JN-Landesvorstand um Lars Gold und Alexander
Neidlein, dem NPD-Ideologen Jürgen Schwab aus Bayern, dem
Nazi-Propagandisten Wolfgang Grunwald aus Ballrechten-Dottingen und dem
ehemaligen NPD-Kreisvorsitzenden John Bürgel aus Freiburg, sowie
zu
Michael Haldimann aus Burgdorf von der "Partei National Orientierter
Schweizer". Baumann ist eine Schlüsselfigur in der Südbadener
Naziszene
um Markus Walter aus Weil am Rhein, Dorian Schubert aus
Grenzach-Wyhlen, Max Höckendorff aus Laufenburg, Kevin Hornig aus
Rheinfelden, Tobias Klormann aus Grenzach-Wyhlen und Julien Lagarde aus
Lörrach, der zur Zeit als Marinesoldat in Eckernförde
stationiert ist.
Der 22-jährige Thomas Horst Baumann wohnt bei seinen Eltern in der
Wollbacher Straße 14 in Weil am Rhein und macht zur Zeit eine
Ausbildung als Altenpfleger im St. Fridolin Pflegeheim in
Lörrach-Stetten, "wo Pflege mit Herz und Kompetenz zu Hause ist".
Auf
Naziaufmärschen tritt er als Mitglied des "Nationalen
Sanitätsdienstes"
auf, dem "Braunen Kreuz" der NPD. Baumann war Zeitsoldat bei den
Krisenreaktionskräften der Bundeswehr, macht Kampfsport und
bereitet
sich mit Survivalprodukten auf Guerillakampf und Weltuntergang vor. Er
ist polizeilich mehrmals einschlägig aufgefallen, auch wenn das
Gerichtsverfahren, das stattfand nachdem er "nem Polacken weh getan
hat", gegen "ne zahlung von ca 200 Teuro" eingestellt wurde.
Thomas Baumann war Mitglied im "Kampfbund Deutscher Sozialisten" und
ist Gruppenführer der Kameradschaft "Freie Kräfte
Lörrach". Er arbeitet
politisch mit Markus Walter und Dorian Schubert vom
"Aktionsbündnis
Südbaden" zusammen, dessen Website vom "Netzradio
Germania"-Betreiber
Stefan Schreiber aus Donaueschingen gehostet wird. Die illegalen
Inhalte der Südbadener Nazis provozierten am 16.07.2009 eine
Razzia
beim Naziradio und beim Mailprovider GMX.
Anschließend wurde das "Aktionsbündnis Südbaden" in
"Aktionsbüro
Dreiländereck" umbenannt und nach Antifaaktivitäten am
24.08.2009 für
aufgelöst erklärt. Beim "Netzradio Germania" sind auch
Thorsten Ziethen
alias "Bruno Kotschefski" und seine Freundin Marina Strauss alias
"Marina Kotschefski" aktiv, die zusammen in der Belchenstrasse 38 in
Bad Krozingen wohnen. Thorsten Ziethen und Thomas Baumann wiederum
verbindet mehr als ihre faschistische Ideologie: Beide haben einen Hang
zum Narzissmus, beiden leiden unter Selbstüberschätzung und
beide
versuchen dilettantisch linke Infrastruktur auszuspionieren.
Allgemein hat Anti-Antifa-Arbeit bei den Nazis in Südbaden einen
hohen
Stellenwert. So prahlt etwa Max Höckendorff als "ANhochrhein" im
Forum
des "Freien Beobachter Bodensee" nach Ziethens Outing mit seinen
Recherchen: "wenn jemand noch mehr infos will oder antifa adressen weil
er grad seine wut raus lassen will dann per PN melden ;-)". Seine
Kameraden warnt Baumann vor der Antifa, "den die Zecken pennen nicht
(siehe John Bürgel aus Freiburg) der wurde übelst heftig
geoutet und
das meiner Meinung nach zum größten teil aus
Unvorsichtigkeit."
Baumann liefert geflissentlich Protokolle über die bescheidenen
Aktivitäten aller vier Mitglieder seines am 13.06.2009
gegründeten
JN-Stützpunktes mit einem Kassenstand von 43,20 Euro bei seinem
Chef
und terroristischen Vorbild Alexander Neidlein ab. Allerdings sind
beide nicht gerade mit IT-Kenntnissen gesegnet. Resigniert schreibt
Baumann an Neidlein, der Baumanns Protokolle im OpenOffice-Format zuvor
nicht öffnen konnte: "Ich versuche jetzt schon seid 2 Stunden
dieses
Juden-Office runterzuladen aber ohne Erfolg. Ich drucke den Bericht aus
und bringe ihn mit bzw. auch noch Elektronisch gespeichert auf
Datenzäpfchen."
Vor seiner Parteikarriere in der JN war Baumann Skinhead und lernte auf
einem NPD-Grillfest in Lörrach Wolfgang Grunwald kennen. Baumann
schrieb im Juni 2009 im Naziforum thiazi.net
als "Julius Evola" eine
RSA-verschlüsselte persönliche Nachricht an "Wolfgang
Reinhard"
Grunwald: "Ich war der (damals noch) Skinhead der aufs Auge bekommen
hat. Naja. Ich habe mich Charakterlich und politisch-weltanschaulich
weiterentwickelt. Die Assozialen nicht. Mittlerweile bin ich Mitglied
der JN und ab nächste Woche als Stützpunktleiter auch
Mitglied des
hiesigen Landesvorstandes."
Das thiazi.net nutzt
er auch zu
Recherchen über "Völkische Frisuren",
die er sich folgendermaßen vorstellt: "Nacken rassiert, Ohren
rassiert,
in der Mitte Haare damit ich sie zum Scheitel kämmen kann", zur
Suche
nach Büchern wie "Der Internationale Jude" und "Mosaistisch
Jüdischer
Imperialismus (3000 Jahre hebräischer Schleichwege zur
Weltherrschaft)", sowie zu Fachsimpeleien über Schusswaffen -
insbesondere über seine am 28.02.2009 bei Atlatus in Lörrach
gekaufte
15-schüssige 9mm Parabellum Pistole CZ-75 Kadet.
Unklar bleibt Baumanns Bestellung eines "Phantom Totalbody M" für
89,95
Euro bei adultshop.de.
Beworben als
"Geile Zweithaut von Kopf bis Fuß!
Für SIE und IHN: Schwarzer Ganzkörperanzug mit Kopfmaske,
Händen und
Füßen. Keine Öffnungen, nur Reißverschluss
hinten!" könnte das delikate
Kleidungsstück neben seiner offensichtliche Verwendung als
Sexspielzeug
auch für einen Bombenanschlag verwendet werden, bei dem der
Täter keine
DNA-Spuren hinterlassen will.
Könnten Baumanns Buchkäufe "Schwarzpulver für Survival",
"Schwarzpulver
und Sprengsalpeter", "Chemische Kampfstoffe - Giftgase", sowie
"Nitroglyzerin und Dynamit" noch als typischer Waffenfetischismus eines
Provinznazis abgetan werden, deuten die bestellten Anzündlitzen,
der
elektrische Anzünder, die ferngesteuerte Zündanlage, die
digitale Waage
und die Chemiehandschuhe auf mehr als theoretisches Interesse hin. Der
Beweis dafür, dass Baumann tatsächlich beabsichtigt Bomben zu
bauen,
ist die Liste der von ihm übers Internet in großen Mengen
gekauften
Chemikalien.
Hilfe bei der Beschaffung weiterer Explosivstoffe bekam der JN-Chef
Baumann über einen Zeitraum von anderthalb Jahren vom
Lörracher
NPD-Chef Bauer. Bereits zu Beginn von Baumanns Experimenten wurde durch
unser Communiqué vom 18.03.2008 eine Bestellung mehrerer
Kilogramm
Kaliumnitrat durch den Chemikersohn Bauer bekannt. Dieser gab Baumann
nicht nur Einkaufsratschläge, sondern besorgte ihm auch selbst
einen
Teil der Chemikalien, wie durch eine Mail an Baumann vom 21.06.2009
klar wird: "Du hast noch Chemikalien im Wert von ca. 76.- Eur. bei mir,
die du über mich bestellt hast."
Baumanns mehr als drei Kilogramm Calciumkarbid können schon mit
ein
wenig Wasser zur Explosion gebracht werden. Aus den von Baumann
bestellten zwei Kilogramm Salpetersäure und den zwei Kilogramm
hochkonzentrierter Schwefelsäure kann er Nitriersäure
herstellen, die
er beispielsweise mit Watte zu Cellulosenitrat (Schießbaumwolle),
mit
problemlos erhältlichem Glycerin zu Nitroglycerin und mit Toluol
zu
Trinitrotoluol (TNT) verarbeiten kann.
Weiter hat sich Baumann drei Kilogramm hochkonzentrierte
Wasserstoffperoxidlösung gekauft. Mit der Schwefelsäure und
Aceton, das
es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt, lässt sich daraus
Acetonperoxid
herstellen. Diesen als Triacetat-Triperoxid (TATP) bekannten Stoff
wollte bereits der "Schuhbomber" Richard Colvin Reid 2001 für ein
Attentat auf einen Flug von Paris nach Miami verwenden. 2006 sollte der
hochexplosive Flüssigsprengstoff für Anschläge auf zehn
Flüge von
London in die USA genutzt werden. Die "Sauerlandgruppe" wollte die
gleiche 35%ige Wasserstoffperoxid-Lösung für ihre
Anschläge verwenden.
Aus Baumanns zehn Kilogramm Kalkammonsalpeter lässt sich sehr
leicht
Ammoniumnitrat gewinnen, woraus mit der Schwefelsäure wiederum
Nitriersäure hergestellt werden kann. Baumann kann das
Ammoniumnitrat
in Kombination mit seinen zwei Litern hochkonzentrierten Nitromethan
auch zur Herstellung jenes hochexplosiven Stoffes ANNM verwenden, den
der US-amerikanische Rassist Timothy McVeigh am 19.04.1995 bei seinem
Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City
verwendete, bei dem 168 Menschen starben.
Timothy McVeigh wird ähnlich wie Rudolf Heß von deutschen
Nazis
verehrt. Erst am 17.08.2009 feierten die Nazis um Thomas Baumann in
Lörrach den Stellvertreter Hitlers an seinem Todestag. Heß
wie Mcveigh
zeigten beide nach der Verkündung ihrer Urteile kein Mitleid mit
ihren
Opfern und beide stilisierten sich zu unbeugsamen Märtyrern:
McVeigh
zitierte im "Final Statement" vor seiner Hinrichtung Henleys Gedicht
"Invictus" ("Unbesiegt"), Heß verkündete vor dem
Internationalen
Militärtribunal in Nürnberg: "Ich bereue nichts!"
Momentan versuchen die Nazis in Südbaden sich in der bisher nicht
als
Nazihochburg bekannten Region zu etablieren. Die meist männlichen,
jungen Nazis organisieren sich vor Ort in faschistischen Gruppen und
der NPD, sind im Internet aktiv, besuchen Nazikonzerte, fahren weite
Strecken zu Aufmärschen, führen ideologische Schulungen durch
und
vernetzen sich regional, überregional und international. Dass sie
auch
Bomben bauen ist keineswegs überraschend, denn das Ziel der Nazis
ist
die Vernichtung ihrer politischen und ideologischen Feinde.
Nazis ain‘t got no humanity. They need to be destroyed.
Autonome Antifa Freiburg
Communiqué vom 27.08.2009
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NO BORDER
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Indymedia 26.8.09
NoBorder in Lesbos [26.08.] ::
AutorIn : anticapital
Heute (26.8.2009) gab es erneut einen Besuch von mehreren hunderten
Aktivist_innen von NoBorder beim Internierungslager in Pagani auf der
griechischen Insel Lesbos. Über tausend Flüchtlinge sind dort
eingesperrt, obwohl das Gebäude für höchstens 280
Personen gedacht war.
Die Flüchtlinge, die ohnehin traumatisiert sind, von der schweren
Flucht und dem weiten Weg bis hierher, einige im Meer ertrunken, von
der europäischen Küstenwache "Frontex” gejagt, werden hier
nochmal
gepeinigt, indem sie unter schrecklichen Umständen festgehalten
werden.
Bereits im Vorfeld des NoBoder Camps (am 20.08.2009) fand in Lesbos
eine Demonstration zum Internierungslager Pagani statt, welches die
schrecklichen Bedingungen, unter denen dort Menschen festgehlaten
werden, dokumentierten hat. Die Bilder und Berichte von Aktivist_innen
führten zu einer breiteren Öffentlichkeit. Die
verantwortlichen
Politiker_innen können den Schrecken, welchen sie produzieren, nun
nicht mehr geheim halten, die Öffentlichkeit kann nicht mehr
sagen:
”Das haben wir nicht gewusst” (siehe mehr dazu im Bericht auf: https://at.indymedia.org/node/15408).
Als sich heute die ersten Demosntrant_innen vor dem Internierungslager
von Lesbos/Pagani sammelten, um erneut ihre Solidarität kund zu
tun,
standen die Migrant_innen bereits hinter den Gittern der Fenster,
skandierten laut und emotional geladen: "Freedom! Azadi!” Viele von
ihnen, noch Kinder, pressten sich gegen die Gitter: "We want Justice!"
Es wurden von Drinnen Transparente rausgehängt, auf denen zu lesen
war:
"We want Freedom. We dont want Food" "We are not Criminals. We need
Freedom"
Es sammelten sich schließlich gegen 18:00 Uhr mehr als 200
Menschen,
belagerten die zwei Eingangstore mit Parolen wie: "Freedom of Movment
is everbodys right, we are here and we will fight!"
Andere begaben sich zu den Fenstern an der Hinterseite vom Gebäude
und
versuchten mit den Migrant_innen zu kommunizieren, was ihre Situation
ist, was mensch tun könnte. Bei einem Gespräch über die
Gitter mit
Ahmedi, einem der eingesperrten der Flüchtlinge, hieß es:
"Wir wollen
hier raus! Das ist unerträglich, hier kann kein Menschn leben!
Seit
Wochen werden wir hier auf engsten Raum zusammengepfercht. Allein in
diesem Raum leben 120 Menschen. Obwohl überall, wo es irgendiwie
möglich ist, Matratzen liegen, müssen wir die Betten teilen.
Ich
schlafe Morgens, mein Bruder schläft abends. Die Einrichtungen
sind
schlecht, hunderte müssen sich einen Wasserhahn teilen. Wir wollen
raus
hier! Alle warten auf Papiere, damit wir die Inslen verlassen
können,
um nach Athen zu fahren. Wieso können wir nicht in Freiheit auf
die
Papiere warten, wohin sollen wir auf der Insel schon abhauen? Wieso
sperrt man uns überhaupt ein? Wir haben niemanden was angetan! Wir
wollen Freiheit, das ist unser Recht! Wir wollen Gerechtigkeit!"
Konkret hieß es, man solle die Gitter von den Fenstern nehmen und
die
Tore aufmachen, damit die Menschen sich frei bewegen können und
das so
schnell wie möglich die Fahrt nach Athen frei gegeben wird. Die
selbe
Forderung wurde von Demonstrant_innen kund getan: das Gefängnis
für
Flüchtlinge in Pagani muss geschlossen werden, die Migrant_innen,
brauchen weitmögliche Unterstützung und Pflege durch ein
offenens
Zentrum, um sich dort von der schweren Flucht zu erholen und
schließlich muss ihnen nach der Flüchtlingskonvention an
jedem Ort
ihrer Wahl in Europa Aufenhalt gewährt werden. Europa kann sich
nicht
mehr von einer globalen Problematik, die sie selbst tagtäglich
mitproduziert, abschotten.
Währendessen wurden die beiden Tore von Aktivist_innen
aufgebrochen,
doch kein Versuch gestartet in das Lager einzudringen. Es blieb bei
einem symbolischen Akt, um der Foderung Nachdruck zu verleihen. Das
Auftauchen von Riotcops imponierte nicht, die Demonstrant_innen blieben
weiterhin vor dem Tor.
Mit dem Versprechen "We come back!" zogen die Aktivist_innen
schließlich gegen 19:30 als Demonstration Richtung Innenstadt, wo
über
Transprante, Parolen und Graffities nochmal der Inhalt des NoBorder
Camps der Öffentlichkeit vermittelt wurde: Noborder. Nonation.
Stop
Depotration.