MEDIENSPIEGEL 27.8.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo, GH)
- Grosse Schanze: Deal & Verunsicherung
- Kraak Steckweg 13: Haus verrammelt
- AJZ Solothurn: Wieder Leerstand
- Inti mit Thuner Linken; Extremismus-Warnung
- Sempach: Antirep-Aufruf
- Kofmehl: Massnahmen sollen helfen
- Spitzel-Affäre(n): Nachtrag + ein gefundenes Iphone
- Bombennazis: Sprengstoffpläne gegen KTS Freiburg
- No Border Camp in Lesbos

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REITSCHULE
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Do 27.08.09
22.00 Uhr - Rössli - Fa‘Bien (Minimal/House)
20.30 Uhr - Tojo - "Venusfalle" von Junge Bühne Bern. Regie: Karin Maurer.
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie: Damir Zizek.

Fr 28.08.09
20.30 Uhr - Tojo - "Venusfalle" von Junge Bühne Bern. Regie: Karin Maurer.
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie: Damir Zizek.
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox - Stimming - live - (Diynamic Music, Liebe*Detail / DE) supported by Khainz - live - (Kuquat Rec/LU), Coleton - live - (Midilux/BE, Feo-Volt (Sirion Rec/BE) - Minimal, Techno, House

Sa 29.08.09
14.00 Uhr - Lorrainebad - "Säbeli Bum" - integratives Festival von Freaks für Stars von Frei_Raum  /////// Schlechtwetter: ab 16:00
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie: Damir Zizek.
23:00 - Dachstock - Dachstock Darkside presents: The local Darkside with Deejay MF (cryo.ch), VCA (Biotic Rec/CH) supported by Losl Sequence (DSCI4/CH), André&Oliv (Loccomotion/CH), Markee (Konfront/CH) - Drum'n'bass

So 30.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ

Infos: http://www.reitschule.ch

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Bund 27.8.09

Zickenkrieg und ein Toter

Theater Das Dienstmädchen Katja, das sonst den Staubsauger spazieren führt wie das neuste Mode-Accessoire, tritt erschüttert zur Tür hinaus. Sie glaube, Philipp sei tot, stottert sie, und dann bricht das helle Chaos aus. Denn als die Tochter des Hauses, Susanne, eben heimgekehrt von ihrem Austauschsemester in Paris und schwanger, wie sie später offenbart, eine Rekonstruktion der Ereignisse des Abends zuvor anordnet, stellt sich heraus: Verdächtig ist jede der sieben im gleichen Haus wohnhaften Frauen.

Gabrielle beispielsweise, die untreue Gattin von Philipp, ist drauf und dran mit dem Arbeitskollegen ihres Mannes durchzubrennen. Viola, Gabrielles asthmatische Schwester, schreibt tapsige Liebesgedichte an ihren Schwager, und Luzia, Philipps Schwester und lange Hauptverdächtige, hangelt sich von Affäre zu Affäre und ist gekommen, um ihren Bruder anzupumpen.

Und auch die saufende Grossmutter, die auf Kosten ihres Schwiegersohnes lebt, könnte den Goldesel Philipp aus dem Weg geräumt haben. Das Setting ist also perfekt, um dem Intrigieren eines siebenköpfigen Weiberpacks, das zum ersten Mal sturmfrei hat, freien Lauf zu lassen. Und in einem solchen Fall wird gebissen, gekratzt, gekreischt und vor allem ausgiebig gezickt.

Laute Krimi-Komödie

Mit "Venusfalle" zeigt der Jugendclub U26 der Jungen Bühne Bern unter der Regie von Karin Maurer im Tojo der Berner Reitschule eine energievoll inszenierte, laute Krimi-Komödie in Berndeutsch, die besonders durch die erfrischende Spielweise der Darstellerinnen unterhält. Zwar mutet die sexistische Perspektive - mit dem Tod des einzigen Mannes zerfällt auch die Ordnung im Hause - etwas befremdlich an, auch wenn der einstündige lustvolle Zickenkrieg ganz amüsant ist. Auch ein paar inhaltliche Wendungen, der Schluss beispielsweise, der allerdings aus Spannungsgründen nicht verraten sei, oder das lesbische Verhältnis zwischen der Köchin Hanna und Luzia wirken konstruiert und nur wenig glaubwürdig. Diesen Einwänden zum Trotz ist der Jungen Bühne Bern aber eine kurzweilige und auch witzige Inszenierung gelungen, der man die Absonderlichkeiten im Handlungsverlauf letzten Endes verzeiht. (eye)

[i]

Weitere Aufführungen
heute und morgen, 20.30 Uhr, im Tojo der Reitschule Bern

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Bund 27.8.09

Bühne: "Die grosse Wut des Philipp Hotz"

Häusliche Problemzonen

Ein kleines Stück vom grossen Max Frisch: Die Gruppe um den Schaffhauser Regisseur Damir Zizek hat den Schwank "Die grosse Wut des Philipp Hotz" ausgegraben.

Regula Fuchs

Das Stück "Die grosse Wut des Philipp Hotz" ist so etwas wie der unbekannte Bruder von "Biedermann und die Brandstifter". Denn während letzteres eine imposante Weltkarriere gemacht hat, blieb ersteres weitgehend unbekannt. Dabei wurden sie gemeinsam in die Welt gesetzt: Max Frisch schrieb "Die grosse Wut des Philipp Hotz" 1958, weil sein "Biedermann" nicht abendfüllend war, und zunächst wurden die beiden Werke auch nur im Doppelpack aufgeführt.

Wenn man den Werdegang der Stücke vergleicht, erstaunt es, dass bei der Premiere im Schauspielhaus die Kritiken zum "Biedermann" verhalten waren, während der "Hotz" als Lichtblick des Abends bezeichnet wurde, wie der Schaffhauser Regisseur Damir Zizek erzählt, der die Komödie ausgegraben hat. Ihn reizte es, ein wenig bekanntes Stück eines grossen Autors zu inszenieren. "Der ,Hotz‘ macht deutlich, dass Frisch im Grunde ein sehr witziger Theaterautor war. Auch in seinen übrigen Stücken steckt viel Schalk zwischen den Zeilen", so Zizek.

Für die Komik in "Die grosse Wut des Philipp Hotz" ist vor allem die titelgebende Hauptfigur zuständig, der Intellektuelle Philipp Hotz, der in seiner Rage das halbe Wohnungsinventar zertrümmern lässt - nicht etwa, weil sich seine Frau von ihm scheiden liesse, sondern weil sie ihr Scheidungsbegehren zurückzieht. Hotz' Problem? Dass seine Frau ihn nicht ernst nimmt und ihm nicht glaubt, dass er sie auch wirklich verlassen und in die Fremdenlegion gehen würde, wie er immer wieder ankündigt. Das ewige Hin und Her, die kleineren und grösseren Machtkämpfe in einer Beziehung, das verletzte Ego und die gebrochene Treue - das alles packt Frisch in seine Ehekomödie. Doch ihm geht es auch um den versuchten Ausbruch des Intellektuellen ("innerlich benimmt er sich wie ein Höhlenbewohner", sagt seine Frau), den Hotz mit grossem Trara ankündigt, für den er dann aber doch immer zu zaudernd und zu kleingeistig ist.

Ob die Ehe als Institution funktionieren kann oder ein Ding der Unmöglichkeit ist, wie Hotz selber antönt, das lässt "Die grosse Wut des Philipp Hotz" offen. Zizek erklärt, dass im Stück viel Autobiografisches von Frisch stecke, "der vier Mal verheiratet war und dessen Beziehung mit Ingeborg Bachmann daran scheiterte, dass sie seinen Heiratsantrag nicht annahm".

In der Inszenierung arbeitet Zizek mit Profis - nicht nur auf dem Feld der Schauspielerei, sondern auch auf jenem der Paarbeziehung. Denn beide Paare, die im Stück auftreten, sind auch jenseits der Bühne Lebenspartner, etwa Roswitha Dost und Bernd Rumpf in den Hauptrollen. "Diese Besetzung war Zufall", meint Zizek. Hatte sie denn Einfluss auf die Inszenierung? Zizek: "Sagen wir so: Diese Konstellation war sehr interessant. Aber vereinfacht hat sie die Arbeit nicht gerade."

Grosse Halle Reitschule

Donnerstag bis Samstag, 20.30 Uhr.

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GROSSE SCHANZE
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Bund 27.8.09

Runder Tisch zur Grossen Schanze

Stadtrat Auf der Grossen Schanze fühlen sich Passantinnen und Passanten "nach wie vor verunsichert". Während der Nacht seien "periodisch Dealende anwesend", und es komme wiederholt zu Gewalttätigkeiten und Vandalismus. Diese Erkenntnis hält der Gemeinderat in einem Prüfungsbericht zu einem SP-Vorstoss fest, worin die Belebung des Areals und eine Erhöhung der Polizeipräsenz gefordert werden. Trotz verstärkter Präsenz von Polizei und Gasseninterventionstruppe Pinto habe sich die Situation "leider nicht nachhaltig gebessert", schreibt der Gemeinderat. An einem runden Tisch haben diesen Sommer die Anrainer des Areals die Problematik analysiert. Im Hinblick auf einen zweiten runden Tisch werden nun in den Untergruppen Sicherheit, Angebot (Restaurant, Spielplätze) und Ordnung (Putzen, Parkordnung, Littering) Vorschläge zur Verbesserung erarbeitet, sagt Stefan Schwarz, Generalsekretär der Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün (TVS). Als erste Sofortmassnahme sei vor den Sommerferien die Beleuchtung zwischen Lift und Schanzenbrücke sowie Lift und Universität provisorisch verbessert worden.

Gefühle der Ohnmacht

"Am Tag funktioniert die Grosse Schanze recht gut", sagt Konrad Guggisberg, der als Geschäftsführer der Quartierkommission Länggasse (QLä) in einer der Arbeitsgruppen mitarbeitet. Die Belebung des Areals in der Nacht hingegen sei eine "komplexe Angelegenheit", da mit Stadt, Kanton, SBB und Grosser Schanze AG zahlreiche Eigentümer vorhanden seien. "Etwas machtlos" sei man auch, weil es auf der Grossen Schanze letztlich auch um eidgenössische Drogenpolitik gehe. "Solange es einen Drogenmarkt gibt, wird er in der Nähe des Bahnhofes stattfinden", sagt Guggisberg. Mit einem rein repressiven Vorgehen könne allenfalls eine Verschiebung der Szene erreicht werden. Bereits heute gebe es ein "Hin und Her" zwischen Reitschule und Grosser Schanze - je nachdem, wo die Polizei gerade auftrete.

Ein bauliches Problem sind laut Guggisberg die Zugänge zum Areal, die verwinkelt und unübersichtlich seien. Eine nachhaltige Verbesserung dürfte diesbezüglich erst mit dem Umbau der Schanzenpost erreicht werden. Die Parkanlage soll dereinst direkt vom geplanten Neubau her zugänglich sein. Der Stadtrat wird Anfang September über den Bericht des Gemeinderates zur Grossen Schanze befinden. (bob)

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KRAAK STECKWEG 13
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Bund 27.8.09

Leeres Haus ist verrammelt

Stadt Bern Gestern ist die für einige Tage besetzte Liegenschaft Steckweg 13 mit beträchtlichem Aufwand abgeriegelt worden. Schreiner verrammelten sämtliche Türen und Fenster mit robusten Holzbrettern, und ein Elektriker installierte eine Alarmanlage, die direkt mit der Securitas verbunden ist. Bevor die Handwerker zur Tat schritten, war die Polizei vor Ort gewesen. Sie wollte die Räumung vollziehen, die sie der Besetzergruppe Kraak 13 vor ein paar Tagen angedroht hatte ("Bund" vom 21.8). Laut Franz Märki, Sprecher der Kantonspolizei, fanden die Beamten am Steckweg 13 aber niemanden mehr vor.

Ein Mitglied von Kraak 13 sagte auf Anfrage, die letzten Besetzer hätten das Gebäude bereits am Wochenende verlassen. Die Gruppe hatte im Herbst 2008 vergeblich auf einen Zwischennutzungsvertrag gedrängt. Kürzlich zerschlugen sich auch die Hoffnungen, das sanierungsbedürftige Wohnhaus im Lorrainequartier erwerben zu können. (ruk)

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BZ 27.8.09

Lorraine

Besetztes Haus geräumt

Die Polizei räumte gestern das besetzte Haus am Steckweg in der Lorraine. Die Besetzer hatten bereits das Weite gesucht.

Vermutlich zogen die Besetzer am 13.August wieder in die Liegenschaft am Steckweg 13 ein. "Sie taten das, obwohl ein klares Benutzungsverbot aus Sicherheitsgründen besteht", sagte Regierungsstatthalterin Regula Mader. Die lange als verschollen gegoltene Besitzerin des Hauses ist laut Mader betagt und hat einen Beistand. Dabei handelt es sich um die Vormundschaftsbehörde Zürich, die bei der Berner Kantonspolizei eine Anzeige einreichte. Die Polizei setzte den Besetzern ein Räumungsultimatum bis zum 19. August.

"Die Kantonspolizei hat selber entschieden, die Liegenschaft zu räumen", sagte Mader. Nächsten Montag soll die Liegenschaft an die neuen Besitzer, laut Mader zwei private Familien, überschrieben werden. Wann die Bauarbeiten beginnen sollen, ist noch unbekannt.

Als die Polizei am Steckweg eintraf, waren die Besetzer bereits ausgezogen. Polizeisprecher Heinz Pfeuti rechtfertigt den Einsatz: "Wir mussten damit rechnen, dass noch jemand in der Liegenschaft ist." Was mit den zurückgelassenen Gegenständen und Möbeln passiert, wusste die Polizei nicht.

Seit September 2008 hat die Gruppe Kraak 13 das heruntergekommene Haus am Steckweg mehrfach besetzt.
 fz/tan

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Telebärn 26.8.09
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Polizei-raeumt-leere-Liegenschaft/story/14715149

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20min.ch 26.8.09

Hausbesetzer schon weg

Am Mittwoch um 8 Uhr ist die Kantonspolizei am Steckweg 13 vorgefahren, um das besetzte Haus zu räumen.

Vorgefunden haben die Beamten aber nur noch drei alte Matratzen - die Hausbesetzer waren bereits weg.

Die Gruppe Kraak 13 war trotz Benutzungsverbot vor ein paar Tagen wieder in das Haus eingezogen. Das Besetzerkollektiv pochte auf einen Zwischennutzungsvertrag, die Stadt lehnte aber ab. Regierungsstatthalterin Regula Mader sagte gestern, dass das Haus schon kommenden Montag den neuen Besitzern überschrieben werde. Dabei handle es sich um zwei Familien. Wann die Bauarbeiten beginnen, bleibt jedoch unklar.

Ebenfalls gestern ging eine Hausbesetzung an der Dornacherstrasse in Solothurn zu Ende: Die Polizeibeamten mussten auch dort nicht mit Gewalt räumen.
(sah)

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AJZ SOLOTHURN
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Solothurner Tagblatt 27.8.09

Hausbesetzung vorbei

Geräumt und sauber geputzt

Das besetzte Haus an der Dornacherstrasse steht wieder leer. Bevor sie das Haus verliessen, haben die Aktivisten geputzt.

Bis zwölf Uhr mittags müssten die Aktivisten das besetzte Haus an der Dornacherstrasse räumen. So das Ultimatum der Stadt. Und die Hausbesetzer gingen darauf ein. Sauber gewischt und geputzt war die Liegenschaft, als Vertreter der Stadt sie betraten. Im Innern fanden sie ein offiziell anmutendes Papier mit der Überschrift "Protokoll zur Hausübernahme". Darin haben die Aktivisten zugegeben, eine Scheibe eingeschlagen zu haben. Ansonsten kam es aber zu keinerlei Sachbeschädigungen. Die Stadt will wie angekündigt auf eine Anzeige verzichten und zeigt sich nach wie vor gesprächsbereit. rah

Seite 17

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Hausbesetzung in solothurn

"Gewischt und aufgenommen"

Gestern Mittag ist das Ultimatum der Stadt abgelaufen. Ordentlich und sauber haben die Aktivisten das besetzte Haus an der Dornacherstrasse wieder verlassen. Eine Fensterscheibe ging bei der Besetzung zu Bruch.

Mittwoch, 11.55 Uhr an der Dornacherstrasse. Fünf Minuten bevor das Ultimatum der Stadt an die Hausbesetzer abläuft, findet sich eine Schar Leute vor der Gittertür der ehemaligen Drogenanlaufstelle ein. Markus Kauer, Chef der städtischen Liegenschaftsverwaltung, Max Glauser, Projektleiter für die geplante Instandstellung der Liegenschaft und einige Journalisten warten darauf, dass eventuell einer der Hausbesetzer zur "Schlüsselübergabe" auftaucht.

Von aussen sieht die Liegenschaft nicht anders aus als vorher. Lediglich ein Transparent mit der Aufschrift "Ideen kann man nicht totschweigen" und ein Haufen Abfallsäcke - mit Kehrichtmarken versehen - zeugen von der 11-tägigen Hausbesetzung.

Als auch fünf Minuten nach Ablauf des Ultimatums kein Besetzer auftaucht, betreten Kauer und Glauser das Haus.

Scheibe zerschlagen

Es sieht alles sehr sauber aus. Vor einem der Fenster im Erdgeschoss wurde offenbar das Gitter weggerissen, im ersten Stock haben die Hausbesetzer ein Scheibe eingeschlagen, um sich Zutritt zum Haus zu verschaffen. Schadenssumme: etwa 200 Franken.

In der Küche finden Glauser und Kauer ein offiziell anmutendes Papier mit der Überschrift "Protokoll zur Hausübergabe". Dort bekennen sich die Aktivisten zur eingeschlagenen Scheibe, dokumentieren aber auch ihre Putz-Anstrengungen: "Gewischt und aufgenommen", steht geschrieben. Gezeichnet ist das Papier mit "die Hausbesetzer". Neben dem Dokument liegen auf einem Tüchlein fein säuberlich sortiert die Schlüssel des Hauses. Hinterlassen haben die Aktivisten lediglich einen Tisch und ein sehr altes Sofa. Ansonsten sind keine Spuren der Besetzung erkennbar.

Fazit: "Zufrieden"

"Es ist genau so wie vorher", sagt Markus Kauer, nachdem er sich in der Liegenschaft gründlich umgesehen hat. "Ich bin zufrieden, dass die ganze Sache ein friedliches Ende genommen hat und auch, dass die Besetzer ordnungsgemäss geräumt und gereinigt haben." Die zerschlagene Scheibe sei aus seiner Sicht eher eine Bagatelle.

 Noch gestern wurden sämtliche Schlösser am Haus ausgewechselt. Und was passiert mit dem Transparent? "Wir könnten ja einen Übergabetermin vereinbaren", scherzt Max Glauser.

Für Asylsuchende

Ab nächster Woche beginnt in der Liegenschaft die Instandstellung. Acht oder neun Asylsuchende sollen hier ab Anfang Oktober einquartiert werden. Die Wände werden gestrichen, neue Bodenbeläge verlegt, es werden ein Gasherd, ein Kühlschrank und neue Duschen installiert. Kostenpunkt: Insgesamt 91000 Franken. Der Zeitplan für den Einzug soll trotz der Besetzung eingehalten werden, sagt Glauser.

Ralph Heiniger

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Kurt Fluri zur Hausbesetzung

"Von Erpressung kann keine Rede sein"

Kurt Fluri will - wie angekündigt - auf eine Anzeige gegen die Hausbesetzer verzichten. Auch zu Gesprächen ist er bereit.

 Die Hausbesetzer haben das Ultimatum erfüllt. Sie haben den Aktivisten unter dieser Voraussetzung Gespräche angeboten. Wissen sie, wer Ansprechpartner für das Anliegen ist?

Kurt Fluri: Wir haben bis anhin keine namentlich identifizierten Personen als Ansprechpartner. Sobald uns diese genannt werden, werden wir mit ihnen und den übrigen vorgesehenen Gesprächspartnern eine Terminumfrage starten.

Was empfehlen sie den Aktivisten, um ihr Ziel zu realisieren?

Ich empfehle ihnen nun, eine Zweier- oder Dreierdelegation namentlich bekannt zu geben, damit wir diese Gespräche einleiten können.

Ist es die Aufgabe der Stadt Solothurn, ein autonomes Jugendzentrum (AJZ) zu schaffen?

Interessenten für ein AJZ stammen aus der ganzen Region. In diesem Sinne ist es nicht ein Anliegen, das ausschliesslich durch die Stadt zu behandeln ist, sondern wie gesagt durch die ganze Region.

Ist ein solches Zentrum auch in ihrem Sinne?

Ein autonomes Jugendzentrum im Sinne eines rechtsfreien Raumes ist nicht akzeptabel. Ansonsten ist gegen einen Treffpunkt für die Jugend nichts einzuwenden.

Da es - abgesehen von der eingeschlagenen Scheibe - im besetzten Haus zu keinen Sachbeschädigungen gekommen ist, werden die Aktivisten nun strafrechtlich nicht verfolgt. Zudem hat man hat ihnen auch Gespräche angeboten. Ist die Stadt erpressbar?

Sowohl Hausfriedensbruch als auch Sachbeschädigung sind Antragsdelikte. Wir verzichten wie angekündigt darauf. Dies war nicht Gegenstand von irgendwelchen Verhandlungen, sondern unser Angebot. Von ‹Erpressung› kann deshalb keine Rede sein. Ein Strafantrag hätte ohnehin nur gegen Unbekannt erfolgen können, ansonsten eine Personenkontrolle notwendig geworden wäre. In Anbetracht der damit verbundenen Umtriebe wäre das aber unverhältnismässig gewesen.

Befürchten Sie, dass dieses Beispiel Schule machen könnte?

Nein. Es gibt ja in Solothurn nur diese eine Gruppierung, die sich für ein autonomes Jugendzentrum einsetzt. Diese Gruppe hat sich nun gesprächsbereit gezeigt.

Interview: Ralph Heiniger

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ANTIFA THUN
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Thuner Tagblatt 27.8.09

Extremismus-Serie

Polizei bezeichnet Thuns linke Szene als "friedlich"

In unserer Serie zum Thema Extremismus betrachten wir heute die Linke Szene. Sie fällt oft durch Gewalt auf.

Immer wieder tun sich linke Aktivisten als Warner vor Rechtsextremismus im Berner Oberland hervor. "Rechte machen uns nach", sagen sie unter anderem. Derweil müssen sie sich ebenso den Vorwurf der Gewalttätigkeit gefallen lassen. In einem Interview äussern sich zwei Aktivisten zu schwarzen Schafen in der Szene und Gewaltexzessen. Sie sprechen aber auch von einer Gefahr, welche von jungen Nationalsozialisten ausgeht.

Die Polizei erachtet die Anzahl linker Aktivisten in der Region als stabil. Und: Im Gegensatz zu Bern seien die Linken in Thun weitgehend friedlich.

 maz

Seite 22+23

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Serie zum Extremismus im Berner Oberland,Teil 2: Die Linke

"Der Rechtsextremismus soll als Problem wahrgenommen werden"

Immer wieder tun sich linke Aktivisten als Warner vor Rechtsextremismus im Berner Oberland hervor. "Rechte machen uns nach", sagen sie unter anderem. Derweil müssen sie sich ebenso den Vorwurf der Gewalttätigkeit gefallen lassen.

Das Open Air Krattigen am 8. August, die Gummibootdemo auf der Aare am 15.August, ein Filmabend in Bern am 22.August und eine Antifa-Demo am 29.August in Thun: Linke Aktivisten haben den August zum "antifaschistischen Aktionsmonat" erklärt. Ihr Ziel: "Nationalisten den Boden entziehen." Diese Zeitung traf zwei junge Antifa-Aktivisten (Antifa = Antifaschisten) zum Gespräch. Sie waren aus Furcht vor Repressionen nur unter der Bedingung, dass ihre Anonymität gewährt bleibt, bereit, sich zu äussern.

Ist die rechtsextreme Szene in der Region Thun/Berner Oberland in der Tat so gefährlich, dass Leute wie Sie, die dagegen ankämpfen, sich in der Anonymität verstecken müssen, um sich vor Übergriffen zu schützen?

U.* Das ist eine präventive Schutzmassnahme. Fakt ist, dass das, was wir hier besprechen, nicht im Berner Oberland bleibt. Die Rechte ist schweizweit und international vernetzt. Kommt hinzu, dass sie jetzt anfangen, eine Anti-Antifa aufzubauen. Da droht Leuten, die offen dagegen anstehen, schon Gefahr; Briefe nach Hause sind noch das Kleinste. Wer öffentlich gegen Nazis aufsteht, wird erfasst und registriert.

Ist die Antifa ähnlich vernetzt? Überhaupt: Wie ist die Antifa organisiert?

U.* Die Szene besteht aus vielen autonomen Gruppen, die niemandem Rechenschaft schuldig sind. Natürlich gibt es unter diesen Gruppen Kontakte und gemeinsame Treffen.

Führen Sie auch ein Register, in welchem Rechtsextreme erfasst sind?

K.* Sagen wir es so: Es gibt verschiedene Gruppen in der Antifa, die verschiedene Arbeiten machen. Wir sind vor allem für Öffentlichkeitsarbeit wie den laufenden Aktionsmonat August zuständig. Es gibt handkehrum auch Antifa-Gruppen, die sich vor allem mit Recherchearbeit beschäftigen.

Ist diese sehr versplitterte Struktur historisch gewachsen, oder ist sie bewusst gewählt, um nicht oder nur bedingt angreifbar zu sein?

U.* Die autonomen Strukturen sind in der Schweiz seit über 20 Jahren so gewachsen, in Deutschland noch länger. Natürlich geht es darum, nicht greifbar zu werden. Denn: Antifaschismus ist nicht nur auf den Kampf gegen Nazis fokussiert. Er beinhaltet auch eine antikapitalistische Komponente. Und die wird von Polizei und Staatsschutz genau beobachtet.

Was sind Ihre Hauptanliegen?

K.* Das Libertäre Antifaschistische Kollektiv Thun, Lakt, kämpft primär gegen den Faschismus. Antikapitalismus spielt bei uns eine untergeordnete Rolle.

Weil der Faschismus im Oberland gravierender ist?

K. * Ganz sicher, ja. Der Kapitalismus ist ein globales Problem. Rechtsextremismus ist im Oberland gravierender als in anderen Regionen der Schweiz.

Wie viele Leute sind in Ihrer Gruppe tatsächlich politisch aktiv, und wie viele sind gewalttätige Mitläufer, denen egal ist, ob sie unter einer antifaschistischen Fahne prügeln oder unter der eines Fussballvereins?

U.* Man muss differenzieren: Von uns besuchen auch Leute Fussballspiele. Die Medien verschreien halt alles als Hooligans, obwohl es auch dort Unterschiede gibt. Wenn das Abfeuern einer Petarde mit einem Steinwurf gleichgesetzt wird oder wenn eine politische Demonstration gleichgesetzt wird mit Hooligan-Ausschreitungen, muss man den Sensationsjournalismus kritisieren. Bei unseren Demonstrationen passiert dasselbe: Es gibt sehr wohl Hitzköpfe, die wir am liebsten zu Hause lassen würden. Aber im Fussball missbrauchen Leute die Plattform ebenso wie an politischen Demonstrationen oder an einem Grossanlass wie dem Thunfest. Idioten gibt es überall. Wir müssen uns immer wieder neu hinterfragen, wie wir mit diesen umgehen.

Können Sie verstehen, dass Ihr zum Teil massives Auftreten - in Schwarz gekleidet und oft vermummt - Menschen abschreckt und eine Abwehrhaltung auslöst?

U.* Es ist völlig verständlich, dass Menschen, die keinen Bezug zum Thema haben, erschrecken, wenn sie einer solchen Gruppe begegnen.

K.* Ich habe an der letzten Demo Ende Mai unvermummt Flyer verteilt. Genau jene Leute, die über die Vermummten gewettert haben, wollten keinen Flyer. "Das mag ich gar nicht lesen", war eine Antwort, die ich oft hörte. Ich behaupte, diese Leute würden sich auch aufregen, wenn wir anders auftreten würden. Denn ihr grösstes Anliegen ist das ungestörte Einkaufsvergnügen am Samstagnachmittag.

Ich komme noch einmal zurück auf die Anzahl Menschen, die bei Ihnen mitmachen. Wie hoch ist der Anteil jener, die sich auch ausserhalb von Konzerten engagieren; respektive wie hoch ist der Anteil der Mitläufer?

U.* Ich würde sagen, 30 bis 40 Prozent der Leute arbeiten in unserer oder in einer anderen Gruppe aktiv mit. Der Rest ist dabei, weil sie die Musik oder die Texte mögen, weil sie jung sind, weil etwas läuft. Aber schon allein, dass sie dabei sind, ist positiv - und wir versuchen auch, sie mit Flyers und Infos zu versorgen.

K.* Es sind halt auch die meisten, die auf diesem Weg zu uns stossen, indem sie Konzerte besuchen, dann mehr Leute kennen lernen und sich für die Thematik zu interessieren anfangen.

Sie nutzen also Konzerte oder ähnliche Veranstaltungen, um Mitglieder zu werben?

U.* Ja - und die Rechten versuchen jetzt, uns das nachzumachen.

Täuscht der Eindruck, oder funktioniert die Rechte organisatorisch immer ähnlicher wie die Linke?

U.* Wir können vielleicht einen Blick nach Deutschland werfen. Dort ist mittlerweile die Rede von "Autonomen Nationalisten". Die treten im selben Look wie die Linke auf; sie haben zum Beispiel die rot-schwarze Fahne der Antifa adaptiert.

K.* Sie hören Hip-Hop-Musik, Punk oder Metal… Das alles heisst, sie agieren heute wie wir - und haben damit gerade bei Jungen Erfolg. In der Schweiz, namentlich im Berner Oberland ähnelt der Auftritt der Rechten immer mehr unserem Auftritt.

Jetzt müsste die Linke in dem Fall wieder "aufrüsten". Kommt der Zeitpunkt, an welchem sie im wahrsten Sinne des Wortes zurückschlägt?

U.* Nun, wir müssen Rechtsextreme in erster Linie argumentativ aushöhlen. Diese Möglichkeit besteht. Das bedeutet aber, dass sich die Linke nicht nur aktiv mit der Problematik auseinandersetzt, sondern sich auch bewusst wird, was sie sagt und wie man kritisiert. Nur wer rechte Inhalte studiert, kann die Lücken darin auch finden. Die Pnos etwa kritisiert offiziell den Kapitalismus, ruft aber gleichzeitig dazu auf, die Menschheit nicht in zwei Klassen - Arbeiter und Oberschicht - zu trennen, sondern gemeinsam vorwärtszugehen. Damit kritisieren die Rechten in keiner Weise den Kapitalismus. Viel eher fahren sie eine Art SP-Linie.

K.* Oft wird auch nicht direkt der Kapitalismus kritisiert; vielmehr sind so verpackte Texte nichts anderes als antisemitisch, weil sie sich vor allem gegen sogenanntes "jüdisches Finanzkapital" auflehnen. Auch Themen wie Tierschutz dienen ihnen in erster Linie dafür, gegen das Schächten anzutreten. So kann man ihr Treiben mit einfachen Argumenten sehr gut entlarven.

Wie funktioniert die rechte Szene im Berner Oberland, wie tritt sie im Alltag auf?

K.* Es gilt zu unterscheiden zwischen den Organisierten und den Nichtorganisierten. Von der organisierten Rechten wie der Pnos, der Helvetischen Jugend et cetera sieht man im Alltag nicht sehr viel…

Also keine Glatze und Springerstiefel mehr?

K.* Überhaupt nicht, die fallen in der Masse überhaupt nicht mehr auf. Ich fahre jeden Morgen im selben Zug wie Mario Friso (Anmerkung der Redaktion: Friso ist Aktivist bei den Oberländer Nationalisten - er kommt im dritten Teil unserer Serie zu Wort). Man sieht ihm nicht an, dass er ein Fascho ist.

Und wer sind die Nichtorganisierten?

K.* Das sind jene, die den ganzen Tag am Bahnhof rumhängen. Die sehen wir momentan weniger als Gefahr an. Sie können dann gefährlich werden, wenn sie in Gruppen auftreten, sich vielleicht betrinken und dann auf Andersdenkende oder Ausländer treffen.

Sind rechte Schläger eine Bedrohung in Thuns Ausgehleben?

K.* Seit der Schliessung der Selve sind sie ziemlich zersplittert in der ganzen Stadt anzutreffen. Ein eigentliches Stammlokal, in welchem sie in ganzen Gruppen rumhängen, haben sie nicht mehr. Heute trifft man sie eher zu zweit oder zu dritt in verschiedensten Lokalen in der Stadt.

Von welcher Gruppierung geht die grössere Gefahr aus?

K.* Meiner Meinung nach klar von der organisierten Rechten. Die anderen können mir höchstens gefährlich werden, wenn ich am Abend alleine unterwegs bin, das "falsche" T-Shirt trage und auf eine Gruppe von ihnen treffe. Die organisierte Rechte ist für mich die grössere Gefahr, weil ihre Mitglieder ideologisch wirklich dahinterstehen. Jene, die am Bahnhof rumhängen, sind ideologisch nicht wirklich gefestigt.

Ich behaupte, die Minderheit der Schweizer Bevölkerung ist ideologisch gefestigt…

U.* Das ist nicht einmal die Linke. Ideologisch gefestigt heisst auch, dass man für längere Zeit aktiv für eine Sache einsteht und sich nicht nach zwei Jahren wieder aus der Szene verabschiedetet.

K.* Eine Gefahr ist auch, dass die organisierte Rechte auch bei jenen Leuten, die jetzt einfach planlos rumhängen, Mitglieder rekrutiert.

Was muss geschehen, damit das Problem gelöst werden kann?

U.* Sehr viel. Denn das Problem ist vielschichtig. Wer Nazi wird, tut das nicht einfach aus Lust an der Freude. Das geht tief und hat mit einem verklärten Bild von Nationalstaat und konservativem Gedankengut zu tun. Solange die gesellschaftlichen Verhältnisse sind, wie sie sind, wird sich auch nichts bewegen. Es ist kein Zufall, dass an der SVP-Demo am 6.Oktober 2007 rund 100 Neonazis mitmarschieren, ohne dass sich jemand daran stört oder dass sich auf dem Rütli oder in Sempach lange niemand an den Rechten gestört hat.

Was ist das Ziel des laufenden Aktionsmonats?

U.* Zu erreichen, dass die Leute über Rechtsextremismus sprechen; dass sie ihn überhaupt als Problem wahrnehmen.

K.* Natürlich wollen wir auch junge Leute anspornen, etwas zu unternehmen.

Aber die Jungen sind nicht jene, die an der Urne oder in der Politik allgemein das Sagen haben.

U.* Das ist ein Problem, das die Politik allgemein hat. Aber gerade deshalb ist es wichtig, dass wir viele Junge informieren können, damit sie sich auch mit 30 oder 40 noch daran erinnern.

K.* Es ist sicher richtig, dass die 16- bis 20-Jährigen heute nicht in Massen an die Urne gehen. Aber wenn sie es später tun und noch dasselbe Bewusstsein haben, dann ist das sicher gut.

Das tönt für mich jetzt aber eher nach Evolution nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein" denn nach Revolution…

U.* Sicher. Auch Hartnäckigkeit kann zum Ziel führen, und standhaft zu bleiben. Die Gefahr ist gross, dass man sich schon früh mit dem kommerziellen Komfort der Gesellschaft abgibt.

Wie viel Zeit investieren Sie eigentlich in Ihr "Hobby"? Schliesslich arbeiten Sie vollberuflich…

U.* Das kommt ganz darauf an. Wenn ein grosser Anlass ansteht, wie jetzt der Aktionsmonat August, dann sicher mehr. Übers Jahr gesehen sind es sicher zwei bis drei Stunden pro Woche.

Kürzlich wurde in Thun kritisiert, Sie stellten die Behörden mit Demogesuchen zum Teil kurzfristig fast vor vollendete Tatsachen. Wie weit hinaus planen Sie Ihre Anlässe?

K.* Ich weiss nicht genau, wie die Aktion Hausgeist bei diesem Gesuch vorgegangen ist. Sie war es, die an der letzten Demo die Federführung hatte. Aber wir arbeiten jetzt bereits seit mehreren Monaten am Aktionsmonat August.

Abschliessend: Haben Sie Angst, wenn Sie am Abend in Thun ausgehen?

U.* Nein.

K.* Nein. Aber Vorsicht ist sicher angebracht; ich kleide mich beispielsweise bewusst unauffällig.

 Marco Zysset

*Namen der Redaktion bekannt

http://www.a-g-o.ch.vu

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Linke fallen vor allem durch Hausbesetzungen auf

Die Linksextremen halten sich etwa die Waage mit den Rechtsextremen. Das sagen die Experten der Kantonspolizei: "Die Zahl dürfte sich kantonsweit auf ähnlichem Niveau halten wie die der Rechtsextremen: um die 200." Ähnlich wie bei den Neonazis kann die Zahl nur grob geschätzt werden. Der Grund: das konspirative Verhalten. Die Polizei verzeichnet einen Zulauf, insgesamt habe sich die Szene aber nicht wesentlich vergrössert. "Im Raum Thun dürfte sich das Mobilisierungspotenzial auf rund 60 bis 80 Personen belaufen." Es sei jedoch nicht bekannt, inwiefern sich diese Zahl mit offiziellen Mitgliederzahlen deckt. Gleich wie bei den Neonazis ist es oft nicht klar, ob es sich um wirklich politisch Überzeugte oder um Mitläufer handelt.

In Thun kaum militant

Während das Berner Oberland in der rechtsradikalen Szene als Zentrum gilt, ist ihr linkes Pendant eher bernorientiert. "Die Hauptaktivitäten gehen eindeutig von Bern aus", so die Polizei. Die Aktionen in den anderen Städten wie Thun seien weit weniger aggressiv. In Thun könne von einer "friedlichen Gruppe" gesprochen werden. "Bisher ist in Thun keine besonders ausgeprägte Militanz erkennbar." Dieser Umstand könne sich aber sehr rasch ändern. "Durch die globale Vernetzung hat auch die linke Szene Thun Kontakte zu mehr oder weniger militanten Kreisen." Bekannt sind in Thun die sogenannten Autonomen Gruppen Oberland (AGO), die Antifa Oberland, das libertäre antifaschistische Kollektiv Thun (LAK-Thun) und die Aktion Hausgeist. Diese Gruppen engagieren sich vor allem für zwei Dinge: Antifaschismus und die Schaffung von autonomen Jugendzentren.

Auffällige "Hausgeister"

In den letzten zwölf Monaten gab es diverse Aktionen von Linken im Oberland, vorwiegend in Thun. Auffallend waren die Hausbesetzungen (wir berichteten). Beim jüngsten Vorfall nahm die Gruppe Aktion Hausgeist Ende Mai nach einer Demo die verlassene Liegenschaft an der Waisenhausstrasse 18 in Beschlag. 60 Personen feierten eine Party und verliessen das Gebäude dann wieder. Die Hausbesetzungen verliefen friedlich und wurden teils von den Behörden oder auch von den Liegenschaftsbesitzern toleriert.

Demo übermorgen Samstag

Gestern hat der Thuner Gemeinderat und Sicherheitsvorsteher Peter Siegenthaler (SP) eine weitere Demonstration linker Aktivisten bewilligt; dies nach einem Treffen mit Vertretern der Organisatoren. "Sie schätzen, dass 80 bis 100 Leute teilnehmen werden", so Siegenthaler. Er betont, es gebe klare Auflagen bezüglich Route und Verhalten. "Sachbeschädigungen und Sprayereien werden nicht toleriert." Noch offen ist, wo sich die Demonstranten besammeln. "Da gibt es noch Differenzen", erklärt Siegenthaler, der die Demo gerne am Rand des Zentrums sähe.

Christoph Kummer  Marco Zysset

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Leitartikel

Extremismus geht alle etwas an

Marco Zysset Redaktor

Nazijargon und Kommunistenterminologie… Nicht erst bei der Recherche zu unserer Serie "Extremismus im Berner Oberland" und bei der Lektüre der Interviews mit Aktivisten aus der linken und rechten Szene wird augenfällig: "Les extrêmes se touchent!" Unrühmlich leuchtendes Beispiel ist der Spiezer Mario Friso: Vor zehn Jahren war er in der Berner Antifa-Szene unterwegs, heute gilt er als Anführer rechtsextremistisch angehauchter Gruppen im Berner Oberland. Links wie rechts agieren im Untergrund. Links wie rechts haben Mühe, genaue Mitgliederzahlen zu nennen. Und links wie rechts versuchen, (frustrierte) Jugendliche für sich zu gewinnen.

Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, kann nicht erstaunt sein, dass die Botschaften der Extremisten auf fruchtbaren Boden fallen. Von links und rechts tönts ähnlich: Da ist der Ruf nach Revolution, nach Aufbrechen der bekannten und eingerosteten Schemen, nach Freiheit in einer Gesellschaft voller Zwänge und nicht zuletzt der Wunsch nach Gleichheit in einer Welt, die immer ungleicher wird. Der Leistungsdruck nimmt gerade auf Jugendliche zu. Sie müssen den Ansprüchen von Lehrerschaft oder Lehrmeistern ebenso genügen wie den Ansprüchen einer hoch komplexen konsumorientierten Leistungsgesellschaft, die Menschen nicht mehr auf Grund von Werten beurteilt, sondern auf Grund von Noten, Verdienst, Auto- oder Rollermarke, Kleidungsstil - und Preise derselben. Die pubertäre Revolution gegen die Eltern und die Vereinnahmung durch das andere Geschlecht macht das Erwachsenwerden gewiss nicht einfacher. Der Wunsch, Regeln zu durchbrechen, ist nicht neu in dieser Situation, naturgemäss nahe liegender als die Bereitschaft, sich in gültige Schemen einzufügen. Fehlen in Zeiten der Krise zusätzlich die wirtschaftlichen Perspektiven, ist der Nährboden für Extremisten und Revolutionäre perfekt. Die Revolutionen in Russland zu Beginn des 20.Jahrhunderts oder die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Deutschland der Zwischenkriegszeit sind bekannte Beispiele.

Wohl ist das Berner Oberland weit weg davon, dass vermummte Horden brandschatzend durch Städte und Dörfer ziehen und anders Denkende oder Aussehende rücksichtslos drangsalieren - könnte man meinen. Bei genauerer Betrachtung stellt man derweil sehr wohl fest, dass ähnliche Szenen schon heute passieren. Wenn drei Jugendliche einem jungen Punk "Zecke, Zecke, Zecke" (Nazi-schimpfwort für Linke) nachschreien und den jungen Mann verbal drangsalieren; wenn Ausländer nur auf Grund ihrer anderen Hautfarbe verprügelt werden oder wenn Demoteilnehmer Häuser und Schaufenster unbescholtener Ladenbesitzer zerstören, dann sind das erste Schritte auf dem Weg hin zu diesen vermummten brandschatzenden Horden. Dabei schrieb schon der römische Dichter Ovid: "Wehre den Anfängen!"

Denn das Berner Oberland - inklusive Thun - ist ein idealer Nährboden für Frustrierte, welche genug haben "vo dene z'Bärn unger" und lieber gleich selber Hand anlegen. Erstens, "Wills scho immer so isch gsi!", und zweitens, weil es im wirtschaftlich schwachen und geografisch weitläufigen Berner Oberland zu viele Verlierer der ständig schneller werdenden Modernisierung, Technologisierung und faktischen Zentralisierung gibt. Ihnen bleibt oftmals nichts anderes übrig, als neidisch zuzusehen, wie stinkreiche Gäste aus dem In- und Ausland ihr Geld scheinbar sinnlos, ja in bisweilen dekadenter Art und Weise zum Fenster raus werfen. Nicht mit vollen Händen, sondern mit der Schaufel.

Dass extremistische Kreise rechts wie links der politischen Mitte sich immer grösserer Gefolgschaft erfreuen, ist - nicht nur im Berner Oberland - schliesslich und endlich nicht zuletzt die Schuld des heutigen Politestablishments. Viel zu träge und oft in einer scheinbar völlig eigenen Welt fällen Politikerinnen und Politiker ihre Entscheide - stets getreu ihrem Parteibuch und meist ohne Kenntnis der wahren Befindlichkeit ihrer Klientel, den Wählern. Solange die Politik, egal ob auf Stufe Gemeinde, Kanton oder Bund, sich weitgehend darauf beschränkt, heisse Luft zu produzieren ihr einziger Zweck der Selbstzweck - sprich, das Halten des Sitzes - ist, solange treiben die Politikerinnen und Politiker mehr und mehr Leute in die Arme von Extremisten. Ob links oder rechts spielt dabei keine Rolle. Gutes wird keine der beiden Seiten bewirken können.

Menschen, die nach Orientierung suchen und sich in komplexen Zeiten gerne von einfachen Schlagworten leiten lassen, fühlen sich naturgemäss von linken oder rechten Extremisten und ihren scheinbaren Allerweltsrezepten angezogen. Dass diese Wortführer - und nicht selten hoch intelligenten Leute - diese Orientierungslosigkeit ausnutzen, um ihr braunes oder romantisiert rotes Süppchen zu kochen, darf nicht ignoriert werden. Und es darf nicht länger toleriert werden. Wer wegschaut und behauptet, der Extremismus gehe ihn nichts an, wird spätestens dann eines Besseren belehrt, wenn sein Auto am Rand eines Demozuges zerstört wird oder er mit zerschlagenem Gesicht im eigenen Blut am Boden liegt - bloss weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war.

 m.zysset@bom.ch

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SEMPACH
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Indymedia 26.8.09

Antirepaufruf zu Sempach ::

AutorIn : AntiRep Luzern         

Am 27. Juni 09 fand in Sempach eine Platzkundgebung gegen die Teilnahme von Rechtsextremen an der Schlachtfeier statt.     

Nach dem friedlichen Verlauf der bewilligten Platzkundgebung zogen die TeilnehmerInnen gemeinsam Richtung Bahnhof. Auf halber Strecke wurde der Demonstrationszug von einem Aufgebot der Luzerner Kantonspolizei eingekesselt. Die Polizei versuchte mehrmals, Leute aus der Demo heraus zu ziehen und zu verhaften. Da Ihnen dies nicht gelang, kündigte Beat Henseler (Kommandant der Kantonspolizei Luzern) per Megaphon an, alle vermummten Personen mit allen zur Verfügung stehenden Mittel zu eruieren und zur Rechenschaft zu ziehen.

Nun hat Herr Henseler ausnahmsweise sein Versprechen eingehalten. In den letzten Wochen wurden mindestens drei Personen von der Kapo Luzern vorgeladen und verhört. Den Verhörten wurden auch Fotos von DemoteilnehmernInnen zur Denunzierung vorgelegt. Alle Vorgeladenen verweigerten die Aussage. Nach Aussage der Polizei werden die Fälle weiter ans Amtsstatthalteramt Sursee geleitet.

Wir rufen alle Personen welche von der Polizei wegen Sempach kontaktiert wurden dazu auf, sich doch bei uns zu melden.

Kontaktadresse:  infoluzern@immerda.ch

Solidarische Grüsse Antirep Luzern

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KOFMEHL SO
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Solothurner Tagblatt 27.8.09

Kofmehl

Massnahmen beschlossen

Mit einer anderen Lenkung des Verkehrs, einer Hotline für Anwohner während den Anlässen und verbesserten Alterskontrollen soll es rund um die Kulturfabrik Kofmehl in der neuen Saison etwas ruhiger werden.

"Wir werden künftig bestimmt nicht alle Probleme los sein, aber wir werden sicher weniger Probleme haben", ist Christoph Stuber, Leiter Programm in der Kulturfabrik Kofmehl, überzeugt.

Die Massnahmen, mit denen den wichtigsten Anliegen der Öffentlichkeit und der Anwohnerschaft Rechnung getragen werden soll, wurden vom Kofmehl gemeinsam mit der Stadt, den Anwohnern und weiteren Institutionen erarbeitet:

•Die Lenkung der Besucherwege um das direkt betroffene Obachquartier soll, wie in der Anfangszeit des Kofmehls, wieder mit Hilfe baulicher Massnahmen unterstützt werden. Das heisst, bei speziellen Anlässen werden neben Sicherheitspersonal auch Vaubanständer dafür sorgen, dass die Besucher des Kofmehls um das Quartier herum gehen, um zum Kofmehl zu gelangen. Die Anwohner erhalten eine Karte mit Zugangsberechtigung. So ist gewährleistet, dass sie problemlos zu ihrer Wohnung gelangen können.

•Die Anwohner können den Verantwortlichen eines Anlasses jederzeit über die Büronummer der Kulturfabrik Kofmehl (032 621 20 60) erreichen. Somit werden die Wege bei Problemen oder Reklamationen kürzer.

•Für die Alterskontrolle im Kofmehl werden nur noch amtliche Dokumente wie Identitätskarten, Pässe oder Fahrausweise akzeptiert.

Parallel zu den Massnahmen will die Kulturfabrik Kofmehl in Zusammenarbeit mit der Werbeagentur Augenweide ein Projekt umsetzen, das sich mit Hilfe eines jugendlichen Care-Teams vor Ort der Problematik "Littering & Lärm" annimmt.

Weiter wird die Jugendkommission die Betreiber der verschiedenen Clubs und Bars der Stadt zu einer gemeinsamen Sitzung einladen, um auszuloten, welche Probleme gemeinsam angegangen werden könnten. Als Vorbild dient das Projekt "Safer Clubbing", das in Zürich und Bern bereits erfolgreich läuft.

Mit diesen Massnahmen und einer stärkeren Polizeipräsenz während der ersten Anlässe hoffen die Vertreter der Stadt und des Kofmehl für die neue Saison auf eine spürbare Verminderung der Lärmbelästigung für die Anwohner.
pd

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SPITZEL-AFFÄRE(N)
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WoZ 27.8.09

Spitzelaffäre

Wo wird noch geschnüffelt?

Im Juni hat eine Angestellte der PR-Agentur Farner an einem Strategiewochenende der Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA) teilgenommen. Farner dementierte umgehend nach Erscheinen eines WOZ-Artikels letzte Woche. Bereits am Freitag wollte die PR-Firma, die sich selber als Spezialistin für "kommunikatives Krisenmanagement" anpreist, vor den Kameras von "10 vor 10" keine Stellung mehr nehmen. Mit gutem Grund: "10 vor 10" zitierte aus internen Farner-Dokumenten, die 2005 und 2006 im Hinblick auf die GSoA-Initiative für ein Verbot von Kriegsmaterialexporten erstellt worden waren. Darin ist etwa von der "Observation von Aktivisten-Gruppen" die Rede. Ständerat Bruno Frick (CVP) versuchte in seiner Funktion als Kopräsident des Farner-Tarnverbandes "Arbeitskreis Sicherheit und Wehrtechnik" die Begriffe schönzureden: Wenn man eine Person beim Überqueren der Strasse beobachte, dann könne man das auch "Observation" nennen. Indirekt räumte er zudem ein, dass die Teilnahme der falschen Studentin am GSoA-Wochenende im Auftrag von Farner erfolgt sei. "Dass man zuhört, was der politische Gegner sagt, das gehört zur Demokratie", so Frick.

Fragen wirft eine weitere Seite der bei "10 vor 10" gezeigten Dokumente auf: Unter dem Zwischentitel "Verdeckte Aufklärung in Verwaltung" wird das Aussendepartement (EDA) erwähnt, da dieses bei der Bewilligung von Waffenexporten mitentscheiden muss. Ist auch das EDA im Visier von Farner?

Auf Anfrage der WOZ sagt Georg Farago, Pressesprecher des EDA: "Nein, wir haben in den letzten Jahren bei uns keine ‹verdeckte Aufklärung› registriert." dg

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WoZ 27.8.09

was ...

... macht eigentlich Urs von Daeniken?

Eine linke Berner Juristin verliert ihr iPhone. Drei Wochen später bringt es ihr kein Geringerer als der abgesetzte Geheimdienstchef Urs von Daeniken persönlich am Arbeitsplatz vorbei. Eine Bekannte habe es gefunden und ihm übergeben, so von Daeniken laut der Juristin. Da er durchaus über "polizeiliche Fähigkeiten" verfüge, sei es ihm gelungen, anhand der E-Mails und Notizen auf der iPhone-Festplatte ihre Identität zu ermitteln und sie zu kontaktieren. Unklar ist, wie es von Daeniken gelang, ohne Passwort das abgestellte iPhone aufzustarten.

Noch nicht beantwortet hat von Daeniken die Frage, ob ihm die WOZ-LeserInnenschaft künftig abgeschaltete Handys zwecks Weitergabe an die rechtmässigen EigentümerInnen zustellen könne. dg

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BOMBEN-NAZIS
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linksunten.indymedia.org 27.8.09

Südbadische Nazis planten Bombenanschlag

Verfasst von: Autonome Antifa Freiburg

Der Lörracher Stützpunktleiter der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN), Thomas Baumann, hat alle für den Bau mehrerer hochgefährlicher Bomben notwendigen Chemikalien beschafft und ist zudem mit Messern und scharfen Schusswaffen bewaffnet. Baumann hat bereits das Autonome Zentrum KTS Freiburg als mögliches Anschlagsziel ausgekundschaftet. Am 26.08.2009 durchsuchte die Polizei die Wohnung des Nazis, beschlagnahmte Beweismittel und nahm Baumann fest.

Thomas Baumann erhielt tatkräftige Unterstützung vom Lörracher NPD-Chef Christoph Bauer aus Grenzach-Wyhlen und dem selbsternannten Kameradschaftsführer Thorsten Ziethen aus Bad Krozingen. Er pflegt unter anderem Kontakte zum JN-Landesvorstand um Lars Gold und Alexander Neidlein, dem NPD-Ideologen Jürgen Schwab aus Bayern, dem Nazi-Propagandisten Wolfgang Grunwald aus Ballrechten-Dottingen und dem ehemaligen NPD-Kreisvorsitzenden John Bürgel aus Freiburg, sowie zu Michael Haldimann aus Burgdorf von der "Partei National Orientierter Schweizer". Baumann ist eine Schlüsselfigur in der Südbadener Naziszene um Markus Walter aus Weil am Rhein, Dorian Schubert aus Grenzach-Wyhlen, Max Höckendorff aus Laufenburg, Kevin Hornig aus Rheinfelden, Tobias Klormann aus Grenzach-Wyhlen und Julien Lagarde aus Lörrach, der zur Zeit als Marinesoldat in Eckernförde stationiert ist.

Der 22-jährige Thomas Horst Baumann wohnt bei seinen Eltern in der Wollbacher Straße 14 in Weil am Rhein und macht zur Zeit eine Ausbildung als Altenpfleger im St. Fridolin Pflegeheim in Lörrach-Stetten, "wo Pflege mit Herz und Kompetenz zu Hause ist". Auf Naziaufmärschen tritt er als Mitglied des "Nationalen Sanitätsdienstes" auf, dem "Braunen Kreuz" der NPD. Baumann war Zeitsoldat bei den Krisenreaktionskräften der Bundeswehr, macht Kampfsport und bereitet sich mit Survivalprodukten auf Guerillakampf und Weltuntergang vor. Er ist polizeilich mehrmals einschlägig aufgefallen, auch wenn das Gerichtsverfahren, das stattfand nachdem er "nem Polacken weh getan hat", gegen "ne zahlung von ca 200 Teuro" eingestellt wurde.

Thomas Baumann war Mitglied im "Kampfbund Deutscher Sozialisten" und ist Gruppenführer der Kameradschaft "Freie Kräfte Lörrach". Er arbeitet politisch mit Markus Walter und Dorian Schubert vom "Aktionsbündnis Südbaden" zusammen, dessen Website vom "Netzradio Germania"-Betreiber Stefan Schreiber aus Donaueschingen gehostet wird. Die illegalen Inhalte der Südbadener Nazis provozierten am 16.07.2009 eine Razzia beim Naziradio und beim Mailprovider GMX.

Anschließend wurde das "Aktionsbündnis Südbaden" in "Aktionsbüro Dreiländereck" umbenannt und nach Antifaaktivitäten am 24.08.2009 für aufgelöst erklärt. Beim "Netzradio Germania" sind auch Thorsten Ziethen alias "Bruno Kotschefski" und seine Freundin Marina Strauss alias "Marina Kotschefski" aktiv, die zusammen in der Belchenstrasse 38 in Bad Krozingen wohnen. Thorsten Ziethen und Thomas Baumann wiederum verbindet mehr als ihre faschistische Ideologie: Beide haben einen Hang zum Narzissmus, beiden leiden unter Selbstüberschätzung und beide versuchen dilettantisch linke Infrastruktur auszuspionieren.

Allgemein hat Anti-Antifa-Arbeit bei den Nazis in Südbaden einen hohen Stellenwert. So prahlt etwa Max Höckendorff als "ANhochrhein" im Forum des "Freien Beobachter Bodensee" nach Ziethens Outing mit seinen Recherchen: "wenn jemand noch mehr infos will oder antifa adressen weil er grad seine wut raus lassen will dann per PN melden ;-)". Seine Kameraden warnt Baumann vor der Antifa, "den die Zecken pennen nicht (siehe John Bürgel aus Freiburg) der wurde übelst heftig geoutet und das meiner Meinung nach zum größten teil aus Unvorsichtigkeit."

Baumann liefert geflissentlich Protokolle über die bescheidenen Aktivitäten aller vier Mitglieder seines am 13.06.2009 gegründeten JN-Stützpunktes mit einem Kassenstand von 43,20 Euro bei seinem Chef und terroristischen Vorbild Alexander Neidlein ab. Allerdings sind beide nicht gerade mit IT-Kenntnissen gesegnet. Resigniert schreibt Baumann an Neidlein, der Baumanns Protokolle im OpenOffice-Format zuvor nicht öffnen konnte: "Ich versuche jetzt schon seid 2 Stunden dieses Juden-Office runterzuladen aber ohne Erfolg. Ich drucke den Bericht aus und bringe ihn mit bzw. auch noch Elektronisch gespeichert auf Datenzäpfchen."

Vor seiner Parteikarriere in der JN war Baumann Skinhead und lernte auf einem NPD-Grillfest in Lörrach Wolfgang Grunwald kennen. Baumann schrieb im Juni 2009 im Naziforum thiazi.net als "Julius Evola" eine RSA-verschlüsselte persönliche Nachricht an "Wolfgang Reinhard" Grunwald: "Ich war der (damals noch) Skinhead der aufs Auge bekommen hat. Naja. Ich habe mich Charakterlich und politisch-weltanschaulich weiterentwickelt. Die Assozialen nicht. Mittlerweile bin ich Mitglied der JN und ab nächste Woche als Stützpunktleiter auch Mitglied des hiesigen Landesvorstandes."

Das thiazi.net nutzt er auch zu Recherchen über "Völkische Frisuren", die er sich folgendermaßen vorstellt: "Nacken rassiert, Ohren rassiert, in der Mitte Haare damit ich sie zum Scheitel kämmen kann", zur Suche nach Büchern wie "Der Internationale Jude" und "Mosaistisch Jüdischer Imperialismus (3000 Jahre hebräischer Schleichwege zur Weltherrschaft)", sowie zu Fachsimpeleien über Schusswaffen - insbesondere über seine am 28.02.2009 bei Atlatus in Lörrach gekaufte 15-schüssige 9mm Parabellum Pistole CZ-75 Kadet.

Unklar bleibt Baumanns Bestellung eines "Phantom Totalbody M" für 89,95 Euro bei adultshop.de. Beworben als "Geile Zweithaut von Kopf bis Fuß! Für SIE und IHN: Schwarzer Ganzkörperanzug mit Kopfmaske, Händen und Füßen. Keine Öffnungen, nur Reißverschluss hinten!" könnte das delikate Kleidungsstück neben seiner offensichtliche Verwendung als Sexspielzeug auch für einen Bombenanschlag verwendet werden, bei dem der Täter keine DNA-Spuren hinterlassen will.

Könnten Baumanns Buchkäufe "Schwarzpulver für Survival", "Schwarzpulver und Sprengsalpeter",  "Chemische Kampfstoffe - Giftgase", sowie "Nitroglyzerin und Dynamit" noch als typischer Waffenfetischismus eines Provinznazis abgetan werden, deuten die bestellten Anzündlitzen, der elektrische Anzünder, die ferngesteuerte Zündanlage, die digitale Waage und die Chemiehandschuhe auf mehr als theoretisches Interesse hin. Der Beweis dafür, dass Baumann tatsächlich beabsichtigt Bomben zu bauen, ist die Liste der von ihm übers Internet in großen Mengen gekauften Chemikalien.

Hilfe bei der Beschaffung weiterer Explosivstoffe bekam der JN-Chef Baumann über einen Zeitraum von anderthalb Jahren vom Lörracher NPD-Chef Bauer. Bereits zu Beginn von Baumanns Experimenten wurde durch unser Communiqué vom 18.03.2008 eine Bestellung mehrerer Kilogramm Kaliumnitrat durch den Chemikersohn Bauer bekannt. Dieser gab Baumann nicht nur Einkaufsratschläge, sondern besorgte ihm auch selbst einen Teil der Chemikalien, wie durch eine Mail an Baumann vom 21.06.2009 klar wird: "Du hast noch Chemikalien im Wert von ca. 76.- Eur. bei mir, die du über mich bestellt hast."
 
Baumanns mehr als drei Kilogramm Calciumkarbid können schon mit ein wenig Wasser zur Explosion gebracht werden. Aus den von Baumann bestellten zwei Kilogramm Salpetersäure und den zwei Kilogramm hochkonzentrierter Schwefelsäure kann er Nitriersäure herstellen, die er beispielsweise mit Watte zu Cellulosenitrat (Schießbaumwolle), mit problemlos erhältlichem Glycerin zu Nitroglycerin und mit Toluol zu Trinitrotoluol (TNT) verarbeiten kann.

Weiter hat sich Baumann drei Kilogramm hochkonzentrierte Wasserstoffperoxidlösung gekauft. Mit der Schwefelsäure und Aceton, das es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt, lässt sich daraus Acetonperoxid herstellen. Diesen als Triacetat-Triperoxid (TATP) bekannten Stoff wollte bereits der "Schuhbomber" Richard Colvin Reid 2001 für ein Attentat auf einen Flug von Paris nach Miami verwenden. 2006 sollte der hochexplosive Flüssigsprengstoff für Anschläge auf zehn Flüge von London in die USA genutzt werden. Die "Sauerlandgruppe" wollte die gleiche 35%ige Wasserstoffperoxid-Lösung für ihre Anschläge verwenden.

Aus Baumanns zehn Kilogramm Kalkammonsalpeter lässt sich sehr leicht Ammoniumnitrat gewinnen, woraus mit der Schwefelsäure wiederum Nitriersäure hergestellt werden kann. Baumann kann das Ammoniumnitrat in Kombination mit seinen zwei Litern hochkonzentrierten Nitromethan auch zur Herstellung jenes hochexplosiven Stoffes ANNM verwenden, den der US-amerikanische Rassist Timothy McVeigh am 19.04.1995 bei seinem Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City verwendete, bei dem 168 Menschen starben.

Timothy McVeigh wird ähnlich wie Rudolf Heß von deutschen Nazis verehrt. Erst am 17.08.2009 feierten die Nazis um Thomas Baumann in Lörrach den Stellvertreter Hitlers an seinem Todestag. Heß wie Mcveigh zeigten beide nach der Verkündung ihrer Urteile kein Mitleid mit ihren Opfern und beide stilisierten sich zu unbeugsamen Märtyrern: McVeigh zitierte im "Final Statement" vor seiner Hinrichtung Henleys Gedicht "Invictus" ("Unbesiegt"), Heß verkündete vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg: "Ich bereue nichts!"

Momentan versuchen die Nazis in Südbaden sich in der bisher nicht als Nazihochburg bekannten Region zu etablieren. Die meist männlichen, jungen Nazis organisieren sich vor Ort in faschistischen Gruppen und der NPD, sind im Internet aktiv, besuchen Nazikonzerte, fahren weite Strecken zu Aufmärschen, führen ideologische Schulungen durch und vernetzen sich regional, überregional und international. Dass sie auch Bomben bauen ist keineswegs überraschend, denn das Ziel der Nazis ist die Vernichtung ihrer politischen und ideologischen Feinde.

Nazis ain‘t got no humanity. They need to be destroyed.

Autonome Antifa Freiburg

Communiqué vom 27.08.2009

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NO BORDER
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Indymedia 26.8.09

NoBorder in Lesbos [26.08.] ::

AutorIn : anticapital         

Heute (26.8.2009) gab es erneut einen Besuch von mehreren hunderten Aktivist_innen von NoBorder beim Internierungslager in Pagani auf der griechischen Insel Lesbos. Über tausend Flüchtlinge sind dort eingesperrt, obwohl das Gebäude für höchstens 280 Personen gedacht war. Die Flüchtlinge, die ohnehin traumatisiert sind, von der schweren Flucht und dem weiten Weg bis hierher, einige im Meer ertrunken, von der europäischen Küstenwache "Frontex” gejagt, werden hier nochmal gepeinigt, indem sie unter schrecklichen Umständen festgehalten werden.     
    
Bereits im Vorfeld des NoBoder Camps (am 20.08.2009) fand in Lesbos eine Demonstration zum Internierungslager Pagani statt, welches die schrecklichen Bedingungen, unter denen dort Menschen festgehlaten werden, dokumentierten hat. Die Bilder und Berichte von Aktivist_innen führten zu einer breiteren Öffentlichkeit. Die verantwortlichen Politiker_innen können den Schrecken, welchen sie produzieren, nun nicht mehr geheim halten, die Öffentlichkeit kann nicht mehr sagen: ”Das haben wir nicht gewusst” (siehe mehr dazu im Bericht auf:  https://at.indymedia.org/node/15408).

Als sich heute die ersten Demosntrant_innen vor dem Internierungslager von Lesbos/Pagani sammelten, um erneut ihre Solidarität kund zu tun, standen die Migrant_innen bereits hinter den Gittern der Fenster, skandierten laut und emotional geladen: "Freedom! Azadi!” Viele von ihnen, noch Kinder, pressten sich gegen die Gitter: "We want Justice!" Es wurden von Drinnen Transparente rausgehängt, auf denen zu lesen war: "We want Freedom. We dont want Food" "We are not Criminals. We need Freedom"
Es sammelten sich schließlich gegen 18:00 Uhr mehr als 200 Menschen, belagerten die zwei Eingangstore mit Parolen wie: "Freedom of Movment is everbodys right, we are here and we will fight!"
Andere begaben sich zu den Fenstern an der Hinterseite vom Gebäude und versuchten mit den Migrant_innen zu kommunizieren, was ihre Situation ist, was mensch tun könnte. Bei einem Gespräch über die Gitter mit Ahmedi, einem der eingesperrten der Flüchtlinge, hieß es: "Wir wollen hier raus! Das ist unerträglich, hier kann kein Menschn leben! Seit Wochen werden wir hier auf engsten Raum zusammengepfercht. Allein in diesem Raum leben 120 Menschen. Obwohl überall, wo es irgendiwie möglich ist, Matratzen liegen, müssen wir die Betten teilen. Ich schlafe Morgens, mein Bruder schläft abends. Die Einrichtungen sind schlecht, hunderte müssen sich einen Wasserhahn teilen. Wir wollen raus hier! Alle warten auf Papiere, damit wir die Inslen verlassen können, um nach Athen zu fahren. Wieso können wir nicht in Freiheit auf die Papiere warten, wohin sollen wir auf der Insel schon abhauen? Wieso sperrt man uns überhaupt ein? Wir haben niemanden was angetan! Wir wollen Freiheit, das ist unser Recht! Wir wollen Gerechtigkeit!" Konkret hieß es, man solle die Gitter von den Fenstern nehmen und die Tore aufmachen, damit die Menschen sich frei bewegen können und das so schnell wie möglich die Fahrt nach Athen frei gegeben wird. Die selbe Forderung wurde von Demonstrant_innen kund getan: das Gefängnis für Flüchtlinge in Pagani muss geschlossen werden, die Migrant_innen, brauchen weitmögliche Unterstützung und Pflege durch ein offenens Zentrum, um sich dort von der schweren Flucht zu erholen und schließlich muss ihnen nach der Flüchtlingskonvention an jedem Ort ihrer Wahl in Europa Aufenhalt gewährt werden. Europa kann sich nicht mehr von einer globalen Problematik, die sie selbst tagtäglich mitproduziert, abschotten.

Währendessen wurden die beiden Tore von Aktivist_innen aufgebrochen, doch kein Versuch gestartet in das Lager einzudringen. Es blieb bei einem symbolischen Akt, um der Foderung Nachdruck zu verleihen. Das Auftauchen von Riotcops imponierte nicht, die Demonstrant_innen blieben weiterhin vor dem Tor.
Mit dem Versprechen "We come back!" zogen die Aktivist_innen schließlich gegen 19:30 als Demonstration Richtung Innenstadt, wo über Transprante, Parolen und Graffities nochmal der Inhalt des NoBorder Camps der Öffentlichkeit vermittelt wurde: Noborder. Nonation. Stop Depotration.