MEDIENSPIEGEL 28.8.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Wegweisungen für "Schläger"
- Drogenwohnstätte wird geprüft
- Feuerwehr bei Stadtnomaden
- Big Brother Gamma: Zuschauerfichen
- Bombennazis Freiburg: Inti mit AAF
- "Neue Braune Welle" auf ZDF
- RAF: Verena Becker verhaftet
- Anti-Atom: Mühleberg-Info-Abend

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REITSCHULE
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Fr 28.08.09
20.30 Uhr - Tojo - "Venusfalle" von Junge Bühne Bern. Regie: Karin Maurer.
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie: Damir Zizek.
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox - Stimming - live - (Diynamic Music, Liebe*Detail / DE) supported by Khainz - live - (Kuquat Rec/LU), Coleton - live - (Midilux/BE, Feo-Volt (Sirion Rec/BE) - Minimal, Techno, House

Sa 29.08.09
14.00 Uhr - Lorrainebad - "Säbeli Bum" - integratives Festival von Freaks für Stars von Frei_Raum  /////// Schlechtwetter: ab 16:00
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Die grosse Wut des Philipp Hotz", Ein Schwank von Max Frisch. Regie: Damir Zizek.
23:00 - Dachstock - Dachstock Darkside presents: The local Darkside with Deejay MF (cryo.ch), VCA (Biotic Rec/CH) supported by Losl Sequence (DSCI4/CH), André&Oliv (Loccomotion/CH), Markee (Konfront/CH) - Drum'n'bass

So 30.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ

Infos: http://www.reitschule.ch

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WEGWEISUNG
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Bund 28.8.09

FDP will Schläger wegweisen lassen

Stadtrat Die Polizei soll künftig nicht nur Dealer und Randständige wegweisen und mit einem Rayonverbot belegen, sondern auch Schläger. Stadtrat Philippe Müller (fdp) fordert den Gemeinderat in einer dringlichen Motion auf, sich bei der Kantonspolizei für die "konsequente Anwendung des Wegweisungsartikels" auf bekannte Gewalttäter einzusetzen. Anlass für Müllers Forderung sind die diversen Raubüberfälle und Schlägereien des letzten Wochenendes, bei denen unter anderem ein Eishockeyspieler aus Berlin spitalreif geschlagen wurde (siehe "Bund" vom Montag). "Der Gemeinderat bleibt im Sicherheitsbereich untätig", sagt Müller. Die im April 2008 eingereichte Initiative für eine Erhöhung der Polizeipräsenz um 45000 auf 110000 Stunden pro Jahr werde hinausgezögert. "Der Gemeinderat hat Angst, dass meine Initiative angenommen wird", sagt Müller.

"Wir nehmen die Vorkommnisse des letzten Wochenendes ernst", sagt Gemeinderat Reto Nause (cvp). Statistisch gesehen gebe es aber keinen Anstieg der Gewalttaten in der Stadt Bern. Laut dem Sicherheitsdirektor arbeitet der Gemeinderat einen Gegenvorschlag zu Müllers Initiative aus, der die Sicherheitsfrage "ganzheitlicher" angehe. In einer Stadt wie Bern seien Schlägereien und Littering nun mal "unschöne Begleiterscheinungen" an Wochenenden. Nause weist auch darauf hin, dass die Umsetzung der Initiative Mehrausgaben in der Höhe von gegen sechs Millionen Franken mit sich bringe. (bob)

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BZ 28.8.09

FDP-Vorstoss

Rayonverbot für Schläger

Die FDP will mehr Sicherheit in der Stadt. In einem Vorstoss fordert sie deshalb ein Rayonverbot für Gewalttäter.

Älterer Mann beraubt, deutscher Eishockeyspieler verprügelt, Mann spitalreif geschlagen - die Liste der Medienmeldungen der letzten Tage liesse sich beliebig fortsetzen. Die FDP der Stadt Bern hat genug von der Gewalt, die sich in den Strassen der Innenstadt abspielt. Deshalb fordert die Partei neben mehr Polizeipräsenz und Prävention nun in einer Dringlichen Motion ein Rayonverbot für Schläger. Der Wegweisungs- und Fernhalteartikel im Polizeigesetz erlaube es, Personen von einem Ort fernzuhalten, wenn sie die öffentliche Sicherheit gefährden, schreiben die Motionäre. Der Gemeinderat solle diesen Gesetzesartikel konsequent auf polizeibekannte Straftäter oder potenzielle Gewalttäter anwenden, so die Forderung. "Es darf nicht sein, dass Gewalttäter immer wieder auftauchen und die Opfer ihnen unter Umständen wieder begegnen müssen", schreibt die FDP weiter.
as

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20min.ch 27.8.09

FDP fordert Rayonverbote für Schläger in der Stadt

von Nora Camenisch

Die FDP der Stadt Bern sagt Schlägern den Kampf an: Sie fordert ein Rayonverbot für Gewalttäter.

Immer wieder kommt es in den Strassen Berns zu Raubüberfällen und Schlägereien. Davon hat FDP-Stadtrat Phi lippe Müller genug. Er verlangt in einer dringlichen Motion vom Gemeinderat, dass die Kapo künftig den umstrittenen Wegweisungsartikel auch auf Prügler anwendet.

"Die Polizei weiss genau, welche Leute Schlägereien anzetteln. Sie soll Personen kontrollieren und diesen gleich ein Rayonverbot, das beispielsweise die Aarbergergasse beinhaltet, aussprechen können", so Müller. "Es ist nicht zumutbar, dass die Opfer ihren Peinigern immer wieder ins Gesicht schauen müssen." Von Müllers Vorschlag hält SP-Stadträtin Giovanna Battagliero wenig: "Das bringt nichts. Die Prügeleien verlagern sich dann einfach. Besser wären eine bessere Beleuchtung oder mehr Polizeipräsenz."

Bereits im April 2008 hatte Müller gefordert, dass etwas gegen Schlägereien und Überfälle unternommen wird. "Das Gewaltproblem wird aber auf die lange Bank geschoben. Die Volksinitiative "Für eine sichere Stadt Bern" liegt drei Monate länger beim Gemeinderat als der autofreie Bahnhofplatz, der schon im September zur Abstimmung kommt.

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DROGEN-WOHNSTÄTTE
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BZ 28.8.09

Heimstätte für Junkies wird geprüft

Die FDP möchte, dass in Bern eine betreute Wohnstätte für Drogensüchtige eingerichtet wird. In ihrer Antwort auf den Vorstoss kündigt die Stadtregierung an, dass sie Standorte für ein solches Wohnangebot evaluieren wird.

Nach Zürcher Vorbild soll auch in der Stadt Bern eine Heimstätte für Drogenabhängige geschaffen werden. Dies verlangt die FDP in einem Postulat, welches vom Parlament als erheblich erklärt worden ist. In einer Heimstätte fänden die Süchtigen einerseits eine Wohnmöglichkeit, andererseits könnten sie dort "situationsgerecht" betreut werden. "Für die Drogenabhängigen soll eine Tagesstruktur geschaffen werden", schreibt die FDP in ihrem Vorstoss.

Nur mit Kantonshilfe

In seinem Bericht nimmt der Gemeinderat nun Stellung zum Vorschlag: Grundsätzlich begrüsst er die Idee, hält aber fest, dass ein solches Angebot in der Stadt nur dann eingerichtet werden könne, wenn die Finanzierung in den kantonalen Lastenausgleich aufgenommen werde. In der Heimstätte in Zürich betragen die jährlichen Bruttobetriebskosten rund eine Million Franken. Der Gemeinderat rechnet in Bern für eine 24-Stunden-Betreuung von 20 Abhängigen mit Kosten von 850000 Franken. Er geht im Moment davon aus, dass für Stadt und Region Bern 20 bis 25 Plätze nötig wären.

Als ungünstig erachtet die Stadtregierung allerdings die Kombination einer Wohneinrichtung mit einer Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige. "Ein solcher Betrieb würde einen Umfang annehmen, der nicht mehr stadtverträglich geführt werden könnte."

Suche nach Standort

Das Wohnangebot müsse relativ zentral gelegen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein, findet der Gemeinderat. Er hat darum die Direktion für Bildung, Soziales und Sport (BSS) beauftragt, mit der Finanzdirektion eine geeignete Liegenschaft zu suchen. Das Angebot würde von einer der bestehenden privaten Trägerschaften der Wohnhilfe im Auftrag der Stadt geführt.
mm

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FEUERWEHRNEWS
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BZ 28.8.09

Wankdorf

Grillabend mit Feuerwehr

Am Mittwoch, gegen 22 Uhr, meldeten Anwohner einen Brand hinter dem Schlachthofareal. Vor Ort stellte die mit 15 Mann, 2 Löschfahrzeugen und Drehleiter ausgerückte Berufsfeuerwehr Bern fest, dass es sich um ein etwas zu gross geratenes Grillfeuer der Stadtnomaden handelte. Man habe sich darauf verständigt, das Feuer etwas einzudämmen, sagt Adrian Röthlisberger von der Berufsfeuerwehr Bern auf Anfrage.

as

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BIG BROTHER GAMMA
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Tagesanzeiger 28.8.09

Kampagne gegen "Zuschauerfichen" gestartet

Die Polizeidatenbank Gamma sei unnötig und untauglich, sagen die Gegner. Mit ihr fichiere die Polizei die falschen Personen.

Von Daniel Zumoberhaus

Im Zusammenhang mit der Datenbank Gamma fällt oft der Begriff "Hooligan-Datenbank". "Doch Gamma ist keine Hooligan-Datenbank", sagte Samuel Dubno von den Grünliberalen gestern an einer Medienkonferenz. Er gehört gemeinsam mit Vertretern von AL, Grünen und SP einem überparteilichen Komitee an, das Balthasar Glättli (Grüne) leitet. Unter seiner Federführung kam im April ein Behördenreferendum zustande. Das Komitee brachte nun genau einen Monat vor der Volksabstimmung vom 27. September seine Argumente "gegen die geplanten Zürcher Zuschauerfichen" vor.

Hooligans würden bereits in der nationalen Datenbank "Hoogan" erfasst, so Dubno. Mit Gamma hingegen würden faktisch unschuldige Personen fichiert. Das sei wie wenn man alle BMW-Fahrer erfassen würde, um das Raserproblem in den Griff zu kriegen. Es brauche gar keine Datenbank, um Personen bei Ausschreitungen zur Verantwortung zu ziehen: "Hier genügt das bestehende Gesetz." Gamma wirke auch nicht präventiv: "Weshalb soll sich ein Täter eher von einem Datenbankeintrag abschrecken lassen, als von möglichen Strafen durch einen Richter?" Die geplante Polizeidatenbank sei ein Schritt vom freiheitlichen Rechtsstaat hin zum Überwachungsstaat. Fussballfan Silvan Keller brachte aus Fansicht vor, dass der Nutzen durch Gamma mehr als fragwürdig erscheine und ein Eintrag für den Betroffenen einer staatlich verordneten Vorverurteilung gleichkomme.

SVP nicht im Komitee

Gewalt an Sportveranstaltungen sei zwar zweifelsohne ein Problem, sagte SP-Gemeinderätin Rebekka Wyler. Wyler vertritt eine Minderheit der SP, die gegen Gamma ist. Mit Gamma würden auch "Gewalt suchende" Personen erfasst. Dieser Begriff sei aber schwammig, da alle darunter fallen können, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufhielten. Der Aufenthalt an einer Meisterfeier, an deren Ende eine Schlägerei ausbreche, könne für eine Registrierung genügen. Gemeinderat Balthasar Glättli betitelte Gamma als einen Versuch, von den wahren Problemen abzulenken. Die Polizei wolle mit diesem Instrument der Bevölkerung vorgaukeln, wie "tough" sie sei.

Die SVP hat sich dem überparteilichen Komitee nicht angeschlossen, obwohl sie ebenfalls gegen Gamma ist. Sie hat erst vergangene Woche die Nein-Parole gefasst. Fraktionschef Mauro Tuena blieb dem gestrigen Medienanlass offenbar aus Zeitgründen fern. Die SVP will nächstens in eigener Sache informieren, weshalb sie Gamma für die falsche Lösung hält.

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NZZ 28.8.09

Heutige Gesetze anwenden

Argumente gegen die Datenbank Gamma

 mbm. Auf den Tag genau einen Monat vor der Stadtzürcher Abstimmung über die Verordnung zur Schaffung der polizeilichen Datenbank Gamma zu Sportveranstaltungen haben die Gegner an einer Pressekonferenz ihre Argumente dargelegt. Das überparteiliche Komitee "Gamma Nein", dem Vertreter von SP, SVP, GP, AL und GLP angehören, bezeichnete am Donnerstag die geplante Datenbank als unnötig und untauglich. Laut Samuel Dubno (glp.) würden in Gamma, die präventiv wirken soll, unschuldige Personen fichiert. Auch die präventive Wirkung sei in Frage zu stellen, habe doch die Polizei schon bisher ohne rechtliche Grundlage eine Datenbank mit potenziellen Gewalttätern geführt - ohne Erfolg, wie sich deutlich gezeigt habe. Selbst die Befürworter gäben zu, dass die präventive Wirkung nicht nachzuweisen sei. Für Dubno geht es nicht an, eine illegale Datensammlung nachträglich zu legalisieren. Bei der Verordnung handle es sich um ein Flickwerk. Gamma wäre ein erster Schritt vom freiheitlichen Rechts- zum Überwachungsstaat. Sicherheit sei nicht durch Einschränkung der Freiheit zu erreichen. Und Prävention dürfe sich nie an Personen richten, die noch keine Tat begangen haben. Dubno kann sich dafür vorstellen, gegen Gewalttäter härter durchzugreifen und den Internetpranger einzuführen.

 Gemeinderätin Rebekka Wyler (sp.) stellte klar, dass nicht behauptet werden soll, es gebe kein Gewaltproblem. Die Gamma-Vorlage sei aber der falsche Ansatz, um Gewalt zu verhindern. In der Datenbank sollen Gewalt suchende Personen registriert und durch Kontaktaufnahme von Gewaltausbrüchen abgehalten werden. Die Bezeichnung "Gewalt suchend" ist laut Wyler derart schwammig, dass theoretisch alle erfasst werden könnten, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufhalten. So werde die Unschuldsvermutung ad absurdum geführt. Personen, die sich nicht strafbar gemacht hätten, in einer staatlichen Datei zu erfassen, sei unzulässig. Da würde auch der Grundsatz der Verhältnismässigkeit verletzt. Das geltende Recht reiche aus, um gegen Gewalttäter vorzugehen. Aus Fan-Sicht argumentierte Silvan Keller von der IG GC Züri gegen die Vorlage. Die Polizei habe schon die Anordnung von Rayonverboten nicht im Griff, was von Manuela Schiller (al.) bestätigt wurde. Die Rechtsanwältin wünschte sich, dass bei der Polizei der Rechtsdienst ausgebaut und dass einzelne Verfahren schneller behandelt und abgeschlossen würden.

 Gemäss den Ausführungen von Gemeinderat Balthasar Glättli (gp.) muss man fast das Gefühl haben, dass die Polizei mit der Datenbank davon ablenken wolle, dass sie rund um Sportveranstaltungen die Gesetze nicht voll ausschöpfe. Der Staat könne ohnehin nicht alle Probleme lösen, schon gar nicht gesellschaftliche, um die es hier gehe. Man könne in unserer Gesellschaft Fehler begehen und werde je nach Schwere dafür bestraft. Die dafür nötige Handhabe gebe es schon.

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BOMBENNAZIS
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Radio Dreyeckland (Freiburg i.B.) 28.8.09

Interview mit der Autonomen Antifa Freiburg zum Bombenfund bei einem Lörracher Neonazi und Mitglied der NPD - Teil 1

1. Teil des Interviews mit Horst von der Autonomen Antifa Freiburg zu besagtem Thema.

Horst berichtet in diesem Teil des Interviews von der Recherche der Autonomen Antifa Freiburg zu diesem Fall. Als Anschlagsziele nennt er das Freiburger autonome Zentrum KTS und den Vorsitzenden des DGB in Freiburg.
http://www.freie-radios.net/mp3/20090828-interviewmi-29597.mp3

Teil 2 des Interviews mit der Autonomen Antifa Freiburg

In diesem Teil unter anderem Infos zu Mitwissern bei der NPD (insbesondere zu engen Kontakten zum Vorsitzenden der Lörracher NPD und der bisherigen Nicht-Aktivität der Polizei diesbezüglich).
http://www.freie-radios.net/mp3/20090828-interviewmi-29598.mp3

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NZZ 28.8.09

Neonazi in Weil am Rhein festgenommen

Offenbar Bau von Bomben geplant

 (sda)

 Lörrach, 27. Aug. (afp/apa)  Ein 22-jähriger Neonazi, der mutmasslich Chemikalien zum Bombenbau gehortet hat, ist in Weil am Rhein im deutschen Dreiländereck mit der Schweiz und Frankreich festgenommen worden. Bei dem Mann handelt es sich um den Stützpunktleiter der "Jungen Nationaldemokraten", der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD, wie die Polizei in Lörrach am Donnerstag mitteilte. Bei einer Wohnungsdurchsuchung seien grössere Mengen Chemikalien sowie Schusswaffen beschlagnahmt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem einen Verstoss gegen das Sprengstoffgesetz vor und beantragte einen Haftbefehl.

 Nach einem Bericht der "Badischen Zeitung" soll der Mann einen Sprengstoffanschlag geplant haben. Dazu habe er seit 2008 systematisch und zum Teil über Adressen anderer Rechtsextremisten bei verschiedenen Versandfirmen erhebliche Mengen Chemikalien gekauft. Diese wären laut dem Zeitungsbericht zur Herstellung von Bomben der Art geeignet gewesen, wie sie auch die derzeit vor Gericht stehende islamistische "Sauerland-Zelle" habe bauen wollen.

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BRAUNE WELLE
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Indymedia 27.8.09

ZDF Reportage - "Neue Braune Welle ::

AutorIn : Antifaschista : http://www.zdf.de/ZDFmediathek/startseite

Das ZDF sendet eine gut recherierte Dokumentation über rechtsradikale Gewalttäter, Propaganda und die Rolle der NPD - allerdings Werktags um 0:05. Glücklicherweise ist der Beitrag in der ZDFmediathek abrufbar     
Im gesellschaftlichen Diskurs wird stets betont, wie wichtig es beim Thema Rechtsextremismus ist hinzusehen, Farbe zu bekennen und eine offene Diskussion über das Thema zu führen.
Doch dann kommt im ZDF eine dreiviertelstündige gut recherierte Fernsehdokumentation "Neue Braune Welle, die Jugend im Visier der Rechtsextremen" und wird am Donnerstag den 27. August um fünf nach zwölf gesendet, zu einer Unzeit zu der kaum einer ZDF schaut.
Als Trost lässt sich diese gelungene Reportage schnell und in guter Qualität in der ZDFmediathek ansehen; einfach auf  http://www.zdf.de/ZDFmediathek/startseite gehen und die Dokumentation "Neue Braune Welle" suchen.

Die 43 Minuten und 20 Sekunden lange Reportage von Beate Frenkel und Winand Wernicke widmet sich besonders dem "Kampf um die Köpfe" der Rechtsextremen. Ein besondere Fokus liegt dabei auf rechtsextremen Aktionen und Propaganda die ganz gezielt auf Jugendliche zielen. Aussteiger aus der rechten Szene schildern dabei, wie sie als Jugendliche sich im braunen Netz verfiengen und abgeschreckt durch ihre Gewalt unter großen Schwierigkeiten ausstiegen.
Kommentiert wird das ganze durch Heinz Fromm, dem Präsidenten des Bundesverfassungsschutzes, Britta Schellenberg vom Centrum für angewandte Politikforschung München und Giovanni di Lorenzo von der Zeit und Netz gegen Nazis.

Dabei wird auch auf die unterschiedlichen Aktionen, Strukturen, Akteure und Taten der Rechtsextremen in Bayern und Sachsen-Ahnhalt eingegangen, dabei wird auch das Vorgehen beispielsweiße der Polizei, Politik und Justiz ungewöhnlich kritisch hinterfragt.
So wird deutlich gezeigt,wie trotz immer stärkerer Gewaltbereitschaft der Neonazis Justiz und Polizei den Nazis auf Demonstrationen entgegenkommt und sich dabei häufig gegen angebrachten antifaschistischen Protest wendet.

Alles in allem eine sehr informative und kritische Dokumentation, die wieder vor Augen führt, wie wichtig breiter, starker und öffentlicher Protest und Wiederstand gegen die menschenverachtende Hassideologie der Neonazis ist.
Schade ist dabei nur, dass das ZDF durch die späte Ausstrahlung der Dokumentation peinlicherweiße zeigt, wie schwer es dem öffentlich-rechtlichem Sender fällt offen Farbe zu bekennen und zu die Probleme publik macht, die es in Deutschland gibt.
Die Möglichkeit eine öffentliche Diskussion zu starten und zu fördern, wurde leider zugunsten von "SOKO WISMAR" (18 - 18.50), "KÜSTENWACHE" (19.25- 20.15) und "AKTENZEICHEN XY" (20.15 - 21.45) verschenkt.
Trotz des hervorragenden Angebots der ZDFmediathek zeigt sich wiedereinmal wie schwer man sich in Deutschland tut, öffentlich und ehrlich über Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu reden.

Oder man fürchtete, was schon Carl von Ossietzky wusste: "In Deutschland gilt derjenige als viel gefährlicher, der auf den Schmutz hinweist als der, der ihn gemacht hat."

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RAF
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20min.ch 28.8.09

Ex-RAF-Terroristin Becker verhaftet

Die frühere deutsche RAF-Terroristin Verena Becker ist in Haft genommen worden. Sie soll 1977 am Mord an dem damaligen Generalbundesanwalt Siegfried Buback und zwei seiner Begleiter beteiligt gewesen sein.

Die 57-jährige Becker sei dringend verdächtig, an dem Mordanschlag auf Buback und seine beiden Begleiter im April 1977 als Mittäterin beteiligt gewesen zu sein, teilte die Bundesanwaltschaft am Freitag in Karlsruhe mit.

Ein Verdacht, dass sie die tödlichen Schüsse selbst abgegeben habe, ergebe sich auf Grund der bisherigen Ermittlungen allerdings nicht. Die Bundesanwaltschaft begründet den Verdacht mit DNA-Spuren Beckers, die an damaligen Bekennerschreiben der Roten Armee Fraktion (RAF) sichergestellt worden seien.

Zudem seien bei der Durchsuchung ihrer Wohnung vergangene Woche Unterlagen sichergestellt worden, die die 57-jährige zusätzlich belasteten. Laut Haftbefehl soll Becker bei den Morden vor 32 Jahren "wesentliche Beiträge zur Vorbereitung und Durchführung des Anschlags" sowie zum "Nachtatgeschehen geleistet haben".

Vor 20 Jahren begnadigt

Becker war wegen sechsfachen Mordversuchs im Dezember 1977 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Verfahren gegen Becker im Buback-Mordfall war im März 1980 ohne eine Anklage eingestellt worden. Becker war im November begnadigt worden und lebte bis zu ihrer erneuten Verhaftung in Berlin.

Buback war am 7. April 1977 in Karlsruhe in seinem Dienstwagen von einem Motorrad aus erschossen worden. Auch Bubacks sowie ein Justizhauptwachtmeister wurden getötet. Auf dem Motorrad sassen zwei Personen.

Drei RAF-Terroristen wurden wegen Beteiligung an dem Mordanschlag zu lebenslanger Haft verurteilt: Knut Folkerts, Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt als Rädelsführerin im Hintergrund. Bis heute ist aber nicht klar, wer die beiden Personen auf dem Motorrad waren.

Nach Buback wurden im Jahr 1977 auch der Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto und der Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer von der RAF ermordet.
(sda)

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ANTI-ATOM
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Bund 28.8.09

"Krebsrisiko ist gering"

Atomkraftwerk Mühleberg: Radioaktivität und Krebs waren Thema eines Informationsabends

Es sei ein Trugschluss, Kernkraftwerke für das Leukämierisiko verantwortlich zu machen, sagte Professor Felix Niggli an einer Abendveranstaltung des Berner Energiekonzerns BKW in Allenlüften. Die Anwesenden reagierten zurückhaltend.

Michelle Schwarzenbach

Das Thema Radioaktivität und Krebs beschäftigt die Einwohner Mühlebergs. Einige von ihnen führen private Krebsregister und listen die Namen von Krebspatienten aus ihrer Umgebung auf (der "Bund" berichtete). Unter Experten ist derweil höchst umstritten, ob ein Zusammenhang zwischen Atomkraftwerken und Krebs besteht.

Nun hat die BKW, welche in Mühleberg ein neues Atomkraftwerk plant, dieses Thema an einer Informationsveranstaltung in Allenlüften thematisiert. Gastreferent Professor Felix Niggli, Abteilungsleiter Onkologie am Universitätsspital Zürich, hat auf Einladung der BKW die zahlreich erschienen Mühleberger über den Stand der Forschung informiert.

Mit einer Antwort auf die Frage, welche Rolle der Kernkraft bei der Entstehung von Krebs zukomme, liess Niggli zunächst auf sich warten. Er referierte über Erkenntnisse aus der Geschichte der Röntgenstrahlen, die Folgen von Hiroshima, Nagasaki und Tschernobyl.

Mehrere Strahlenquellen

Erst dann kam er auf radioaktive Strahlung zu sprechen. "Solche Strahlen gehen entweder von der Natur aus, etwa vom Boden und der Sonne , oder sie werden in einem Kernkraftwerk (KKW) künstlich erzeugt", sagte Niggli. Die Strahlendosis, die durch KKWs verursacht werde, sei aber im Vergleich zu allen anderen Quellen erheblich kleiner. "Sie kann deshalb kaum für medizinisch relevante Beschwerden wie etwa ein erhöhtes Kinderleukämierisiko in der Umgebung von KKWs, verantwortlich sein", so Niggli.

Überraschende Ergebnisse

Dass zwischen Kinderkrebs und Kernkraftwerken ein Zusammenhang besteht - diese These besteht schon lange. So sind dazu weltweit über 50 Studien durchgeführt worden. Laut Niggli zeigte keine davon eine Häufung von Leukämien, wenn Gruppen von KKWs analysiert wurden. Bei Untersuchungen an einzelnen Kraftwerk-Standorten seien hingegen vermehrt Krankheitsfälle aufgetreten, "doch deren absolute Anzahl liegt in einem Bereich, der sich auch bei anderen Risiken findet". So gesehen sei das Krebsrisiko in der Nähe von KKWs gering.

Es habe auch überraschende Ergebnisse gegeben, sagte Niggli weiter. So sei etwa eine Häufung von Todesfällen auch in Gebieten vorgekommen, in denen ein KKW zwar geplant war, aber später gar nicht gebaut wurde.

Keine Berner Krebsstudien

"Es ist ein Trugschluss, KKWs für das Leukämierisiko verantwortlich zu machen" - zu diesem Schluss kam Niggli am Ende der Veranstaltung. Würde die Krankheit nämlich dadurch verursacht, so hätte auch die erhöhte Radioaktivität aus natürlichen Quellen eine schädigende Wirkung auf den Menschen, meinte er. Nach dieser geballten Informationsladung zeigten sich die Mühleberger schweigsam. Kritische Stimmen gab es dennoch.

"Mir fehlen die Beurteilungen einheimischer Ärzte und Krebsstudien aus Bern", sagte etwa ein Anwohner. Tatsächlich existierten in Bern keine Krebsregister, in denen Erwachsene erfasst werden, sagte Niggli. Eine Studie, die sich explizit auf die Schweiz beziehe, sei in Arbeit. Resultate würden voraussichtlich im Jahr 2011 publiziert.

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Neue Zufahrtsstrasse?

Im Rahmen der Informationsveranstaltung hat die BKW auch über Erschliessungsvarianten des geplanten Ersatzes des Kernkraftwerk Mühleberg informiert.

Um ihr Bauvorhaben zu realisieren, sieht sie eine neue Zufahrtsstrasse von der Autobahn zur geplanten Baustelle vor, die in einer Schlaufe um die Gemeinde Buttenried führt. Die Anfang Jahr gegründete IG Buttenried hat der BKW im März zwei Gegenvorschläge präsentiert, die beide einen Tunnel vorsehen (der "Bund" berichtete). Die Tunnelvarianten seien "technisch machbar", sagte Thomas Staffelberg von der BKW. Die von der IG geplanten Standorte der Bausiedlung und der Logistikflächen beurteilte er jedoch als problematisch. Zahlreiche Gründe wie etwa die Geländebeschaffenheit würden dagegen sprechen, weshalb die BKW diese Varianten nicht vertieft untersuchen werde.

In einem Workshop mit der Gemeinde Buttenried wolle manaber weitere Möglichkeiten besprechen. ( mis)