MEDIENSPIEGEL 30.8.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (GH)
- Antifa-Demo Thun
- Polizei gegen Gamma-Datenbank
- Tierbefreiung: Vassella kritisiert Bund
- Anti-Atom: Streit der Atomkonzerne
----------------------
REITSCHULE
----------------------
So 30.08.09
19.00 Uhr - Vorplatz - BBQ
Infos: http://www.reitschule.ch
---
BZ 29.8.09
Lustspiel in der Reitschule
Verhinderter Ausbruch
Ehekrise in einem Schwank von Max Frisch: "Die grosse Wut des Philipp
Hotz" leidet aber an der Langsamkeit der Inszenierung.
Dorli liebt Philipp und Philipp liebt Dorli. Doch etwas ist in ihrer
jahrelangen Ehe schiefgegangen. Dies ist eine dankbare
Ausgangssituation für einen Schwank. In "Die grosse Wut des
Philipp Hotz" nahm Max Frisch das beliebte Thema des Ehekriegs auf und
zeigte den Protagonisten als einen Intellektuellen, der sich nach einem
wilden Ausbruch aus seiner bürgerlichen Ehe sehnt. Das Stück
wurde von Frisch als Nachspiel für "Biedermann und die
Brandstifter" geschrieben, geriet jedoch in Vergessenheit. Regisseur
Damir Zizek zeigt nun das Lustspiel mit seiner Schaffhauser Gruppe
SHpektakel auf einer Schweizer Tournee in der Grossen Halle der
Reitschule.
Kürzer und kleiner
Philipp Hotz (Bernd Rupf) will die Wohnung zertrümmern und in die
Fremdenlegion ziehen. Doch statt selbst den Wutausbruch auszuleben,
lässt er einen Dienstmann (Henry Brückel) die Arbeit
erledigen und die Vorhänge in Streifen schneiden: "Oder Dreiecke.
Was Ihnen mehr Spass macht!" Statt alles kurz und klein zu schlagen,
macht dieser alles kürzer und kleiner. Hotz schafft es gerade mal,
mit dem Schraubenzieher an der Standuhr rumzufummeln, und schneidet
sich prompt in seinen Intellektuellen-Finger. Zuvor hat er seine Frau
Dorli (Roswitha Dost) in den Schrank gesperrt, weil sie gesagt hat:
"Das wirst du nicht tun!" Dorli nimmt ihren Mann nie ernst, und ihre
Affäre mit Wilfried (Sascha von Zambelly) trägt auch nicht zu
grösserem Eheglück bei. Fremdgehen mit Clarissa (Susanne
Duntsch) ist für Hotz keine Lösung, also steigt er in den Zug
Richtung Marseille. Doch die Fremdenlegion nimmt ihn nicht, weil er zu
kurzsichtig ist.
Wer bei einem Schwank an Kulissen mit Holztüren, Geranien in den
Fenstern und rot-weiss karierte Tischdecken denkt, hat sich
geschnitten. Erfrischend verfremdet sieht die Bühne von Marcel
Nepfer aus: Mit der kunstvoll designten Tapete, der schlichten
Standuhr, einem Schweizer Wandtelefon und einer grossen Fensterfront
gleicht sie eher einer Loft aus einem Film Noir. Doch ganz dem Genre
getreu geht hier die Tür im Klipp-klapp-Rhythmus auf und zu: Die
Figuren geben sich die Klinke in die Hand.
Das Tempo fehlt
Das im Grunde witzige Stück leidet am Rhythmus der Inszenierung.
Zu langsam ist das Tempo des Textes und der Slapstickeinlagen. Auch der
Dialog von Hotz mit der Jumpfer (Nicole Knuth), die als Projektion
erscheint, bremst die Handlung. Spannend dagegen ist die Vermischung
der Ebenen: Während Hotz mit Hornbrille - alias Max Frisch - neben
der Bühne die Erzählerebene markiert, stellt er sich das
Gespräch seiner Frau mit dem galanten Liebhaber vor. So
überzeichnet die Avancen von Wilfried auch sind, sie entpuppen
sich später als Wirklichkeit - ganz zum Leidwesen von Hotz. Doch
am Ende liegt sich das Ehepaar in den Armen und Marilyn Monroes "I
wanna be loved by you" geht in Erfüllung.
Magdalena Nadolska
"Die grosse Wut des Philipp Hotz", Grosse Halle, Reitschule Bern,
heute, 20.30 Uhr.
------------------------------------
ANTIFA-DEMO THUN
------------------------------------
Thuner Tagblatt 29.8.09
Die Antifa demonstriert
Heute Nachmittag demonstrieren linke Aktivisten in Thun gegen
Rechtsextremismus. Die Demo ist von 15 bis 17 Uhr bewilligt.
Die Antifa (Antifaschisten, die Red.) demonstriert heute Nachmittag
zwischen 15 und 17 Uhr in Thun gegen Rechtsextremismus (vgl. Ausgabe
vom Donnerstag). Die Demonstration findet im Rahmen eines
Aktionsmonates mit verschiedenen Anlässen in der Region Thun und
Bern statt. Die Demonstranten haben von der Stadt die Bewilligung, sich
beim Waisenhausplatz zu besammeln. Von da wollen sie durchs Bälliz
zum Berntor marschieren, hinter dem Schloss durch in die Obere
Hauptgasse, via Rathausplatz und Gerberngasse zum Kino Rex und durch
die Aarestrasse zum Bahnhofplatz. In der Bewilligung ist festgehalten,
dass der Markt- und Samstagnachmittagsbetrieb in der Innenstadt ebenso
gewährleistet werden müssen wie der Verkehrsfluss. Und:
"Sprayereien, Sachbeschädigungen und Ausschreitungen jeder Art
werden nicht toleriert." Die Sicherheitskräfte behalten sich zudem
vor, die Route zu ändern oder die Demonstration vorzeitig
abzubrechen, wenn es auf den Hauptverkehrsachsen zu Staus kommen
sollte. Die Veranstalter rechnen mit 80 bis 100 Teilnehmern.
----------------------------------------
BIG BROTHER GAMMA
-----------------------------------------
Sonntag 30.8.09
Gegen "Gamma"
Polizei will keine weitere Datenbank
"Wir haben Zugriff auf die Datenbank ‹Hoogan›, das genügt
derzeit", erklärt Klaus Mannhart vom Basler
Sicherheitsdepartement. Anders in der Stadt Zürich: Hier stimmt
das Volk Ende September über die Datenbank Gamma ab. Mit dieser
will die Polizei gerade rund um Stadien potenzielle Gewalttäter
registrieren - bevor sie straffällig werden.
Die Befürworter erhoffen sich davon eine abschreckende Wirkung in
einem frühen Stadium. Gegner bemängeln, man werde schon
fichiert, ohne eine Straftat begangen zu haben. Die Unschuldsvermutung
werde faktisch abgeschafft.
Aus Datenschutzgründen sei das Führen einer solchen
Datenbank "eine sehr heikle Sache", sagt Mannhart. Ohne Not verzichte
die Basler Polizei darauf. Die Ausgangslage in Zürich möge
aber auch anders sein. Die dortige Szene sei grösser und
unübersichtlicher, wie an den jeweiligen 1.-Mai-Nachdemos zu sehen
sei. (db)
-----------------------------
TIERBEFREIUNG
-----------------------------
20min.ch 29.8.09
Militante Tierschützer
Novartis-Chef Vasella kritisiert Bund
Der Novartis-Chef Daniel Vasella zeigt sich weiter verärgert
über den Bund. Er fordert die Bundespolizei auf, mehr gegen die
Angriffe und Drohungen von militanten Tierschützern gegen ihn und
Novartis zu unternehmen.
Das sagte Vasella in einem Interview mit dem "Blick". Der Basler
Pharmakonzern Novartis und dessen Chef Vasella waren in den letzten
Monaten ins Visier von militanten Tierschützern geraten. Mit immer
drastischeren Mitteln demonstrierten sie gegen Tierversuche. Unter
anderem steckten sie ein Jagdhaus Vasellas in Österreich in Brand
und schändeten das Grab von Vasellas Mutter.
"Auf Bundesebene ging bis anhin viel zu wenig", wiederholte Vasella im
Interview vom Samstag seine frühere Kritik an den Bundesstellen.
Dagegen nähmen die kantonalen Behörden die Angelegenheit sehr
ernst und seien hilfsbereit.
Terrorgruppen
"Man kann die Kantone doch nicht alleine lassen, wenn unsere Gesetze
mit Füssen getreten werden", sagte Vasella. Es brauche eine
Koordination mit anderen Staaten - "diese Terrorgruppen sind
international tätig."
Wird Bundesanwaltschaft eingeschaltet?
Auch die kantonalen Behörden von Basel sehen sich nicht als die
geeignete Stelle für die Fälle. Die Basler Staatsanwaltschaft
stellte vor einer Woche bei Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf
den Antrag, das Dossier an eine Bundesstelle wie etwa die
Bundesanwaltschaft abzugeben.
Das Schreiben der Basler werde beantwortet, sagte Brigitte Hauser,
Sprecherin des Eidg. Justiz- und Polizeidepartementes, am Samstag auf
Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Das sei aber noch nicht geschehen.
(sda)
----------------------
ANTI-ATOM
----------------------
Sonntagsblick 30.8.09
Stromer feilschen um neue AKW
Von Iso Ambühl
Pokerspiel
Die Atomlobby ist gespalten. Drei Stromkonzerne balgen sich um zwei
neue Atomkraftwerke.
Die drei grössten Stromkonzerne der Schweiz setzen auf neue
Atomkraftwerke. Axpo und BKW wollen ihre alten AKW in Beznau AG und
Mühleberg BE durch neue, leistungsstärkere Meiler ersetzen.
Alpiq möchte in Gösgen SO ein zweites AKW bauen. Platz hat es
laut Prognosen aber nur für zwei Kraftwerke - eines ist zu viel.
Bislang stritten die Konzerne. Doch jetzt gehen die verbündeten
Axpo und BKW in die Offensive. "Wir haben Alpiq ein sehr faires Angebot
für eine Beteiligung in Beznau und Mühleberg gemacht", sagte
BKW-Chef Kurt Rohrbach (54) gegenüber SonntagsBlick. Alpiq
bestätigt die Offerte, will sich aber nicht dazu äussern.
Immerhin betont VR-Präsident Hans Schweickardt (64), dass Alpiq
interessiert sei, mit den Konkurrenten zwei neue AKW zu realisieren -
als gemeinsame Partnerwerke. Man sei bereit, sich auf Grundsätze
bei der Zusammenarbeit festzulegen, auch über Kosten und
Besitzanteile an den Projekten könne man reden. Auf Gösgen
als Standort eines neuen AKW will der Konzern derzeit aber nicht
verzichten: Die beiden Neubauten sollten an Orte "mit den besten
politischen und technischen Voraussetzungen" kommen.
Damit ist die Fortsetzung des Streits programmiert. DerGlarner
FDP-Ständerat und Axpo-Vizeverwaltungsrats präsident Pankraz
Freitag (56) setzt darum auf die Politik. Aufgrund seines Vorschlags
nimmt die Umweltkommission des Ständerats (Urek) eine
Gesamtkonzeption für Grosskraftwerke (Gas, Atom) vor. Standorte,
Reihenfolge und die geplante Realisierung von Ersatz-AKW sollen darin
enthalten sein. "So entsteht für die Branche und auch für die
Axpo der Druck, sich zu einigen", sagt Freitag. Bereits im Oktober
müssen die Stromer zur Anhörung vor der Kommission in Bern
antraben.
Derartige "Planwirtschaftsspiele" lehnt SP-Nationalrat Ruedi
Rechsteiner (50) ab. Ein AKW-Revival findet er sowieso falsch. Es sei
unnötig, dass im Parlament "die veraltete und teure Atomenergie
neu aufgewärmt wird". "Die Strombarone wissen genau, dass der
Strom der Zukunft aus riesigen Wind- und Solarfarmen kommen wird."