MEDIENSPIEGEL 5.1.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Widerstand gegen "CasaBlanca"
- Kleinplakate-"Kompromiss"
- Koks-Schwemme in Bern (Stadtrat 14.1.10)
- Hot Squat 2010-Kalender
- Aktion Freiraum LU: Anzeige wegen Silvesterparty
- Private Security für Rauschknast ZH
- Transportpolizei Schweiz AG
- Pnos vs Pnos-Kandidat
- Rückblick 1998: Holocaust-Leugner-Prozess Baden
- Neonazis Schweden: Auftrag zum Schild-Klau
- Widerstand gegen Stadtentwicklung Hamburg
- Gipfel-Soli-News 2.1.10

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REITSCHULE
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Do 07.01.10
20:00 Uhr - Rössli - Deine Jugend (DE) - Elektronische Tanzmusik

Sa 09.01.10
20.30 Uhr - Tojo - Spaceboard Galuga, Originalvideo live vertont. 20 Jahre Club 111
22.30 Uhr - Tojo - Spaceboard Galuga, Originalvideo live vertont. 20 Jahre Club 111

So10.01.10
14.00 Uhr - Frauenraum - "Sie kam und blieb"-Stube für Sonntagnachmittag-Gelangweilte
16.30 - Frauenraum - Skub-Stube: Konzi mit Voicensual (BE)
20.30 Uhr - Tojo - Spaceboard Galuga, Originalvideo live vertont. 20 Jahre Club 111

Infos: http://www.reitschule.ch

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CASA BLANCA
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BZ 5.1.10

Protest mit Bildern

 Als Protest gegen die Aktion "CasaBlanca" haben Unbekannte in der Nacht auf Montag in der Innenstadt Bilder aufgehängt.

 Die von der Stadt Bern gemeinsam mit der Gebäudeversicherung des Kantons Bern (GVB), dem Hauseigentümerverband Bern und Umgebung und dem City-Verband Bern lancierte Aktion "CasaBlanca" stehe für die Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes, monierten die anonymen Protestler gestern per Mail. Es dürfe nur sein, was bezahlt werde, anderes werde nicht geduldet und strafrechtlich verfolgt. Man wolle dies nicht länger dulden und für eine "kreative, selbstbewusste und gelebte Stadt" sorgen. Als erste Massnahme wurden in der Nacht auf Montag 16 Bilder von unbekannten Künstlern in der Innenstadt aufgehängt. Die meisten Bilder waren am späten Vormittag allerdings schon nicht mehr an ihrem Platz.

 Beim Verein "CasaBlanca" reagiert man gelassen auf die Protestaktion. "Dass die Verantwortlichen anonym agieren, spricht für sich, und auch die Vorwürfe sind falsch", stellt Geschäftsführer Lukas Manuel Herren klar. Es seien gewisse Regeln nötig - dazu gehöre auch der Schutz von Privateigentum.

 Der Verein sorgt dafür, dass Sprayereien und Graffitis in der Regel innerhalb von 48 Stunden entfernt werden. 70 Prozent der Hauseigentümer sind Mitglied bei "CasaBlanca".
 js

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Bund 5.1.10

Protest gegen Casa Blanca

(pd) (pkb)

 In der Nacht auf gestern hat ein Komitee namens Casa de Vida, bestehend aus Künstlern, Sprayern und Sympathisanten, in der Berner Innenstadt 16 Leinwände aufgehängt. Laut Mitteilung sei dies ein "Protest gegen Casa Blanca" - den Verein zur Entfernung von Sprayereien. Casa Blanca stehe für die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums "unter dem Dogma des Neoliberalismus" und ziele auf eine "sterile und einzig auf wirtschaftlichen Profit ausgerichtete Innenstadt" ab.

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PLAKAT-KRIEG
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Stadtrat 14.1.10

10. Dringliche Interpellation Luzius Theiler (GPB-DA): Zur Ausschreibung des neuen Sondernutzungsvertrages für die Plakatierung in der Stadt Bern (TVS: Rytz) 09.000398
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000398/gdbDownload

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Junge Alternative 4.1.10

Medienmitteilung vom 4. Januar 2009

Kompromiss bezüglich Kleinplakaten: Ein positiver Anfang

Gemäss Artikel im Bund vom 4.1.2010 hat die Stadt Bern mit Passive Attack einen Kompromiss geschlossen, 70 weitere Stellen für Kleinplakate werden in Zukunft von der Stadt zur Verfügung gestellt. Für die Junge Alternative JA! ist dies ein positiver Anfang für die Ermöglichung von Kleinplakatierungen.

In der Stadt Bern war das Anbringen von Kleinplakaten bereits seit Jahren verboten, im Rahmen des Massnahmenplans "Subers Bärn - zäme geit's" wurde schliesslich 2008 die Schraube nochmals angezogen, die Reinigungsintervalle verkleinert und die Bussen erhöht. Die Junge Alternative JA! hat sich stets gegen diese "der Imagepflege verschriebenen" Massnahmen gewehrt, da auf diese Weise nicht-kommerziellen VeranstalterInnen das Werben praktisch verunmöglicht wurde. Dies geschah insbesondere, weil sich der Gemeinderat trotz verschiedenen Vorstössen im Stadtrat nicht bereit zeigte, weitere Orte zur legalen Kleinplakatierung zur Verfügung zu stellen.

Die Junge Alternative JA! begrüsst deshalb den nun erfolgten Kompromiss zwischen der Stadt Bern und Passive Attack und der damit verbundene Entscheid des Gemeinderates, weitere 70 Stellen für Kleinplakate zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig geht die JA! mit Passive Attack einig, dass zum einen noch abgewartet werden muss, wo sich die Stellen genau befinden und dass zum anderen die Anzahl der Standorte in den nächsten Jahren weitere erhöht werden muss, wenn nicht-kommerzielle VeranstalterInnen nicht weiterhin diskriminiert werden sollen.

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Bund 4.1.10

Stadt Bern schliesst Kompromiss mit den Kleinplakatierern

 Die Stadt Bern stellt zusätzliche 70 Plätze für die Kleinplakatierung zur Verfügung. Die Firma Passive Attack hatte 160 zusätzliche Standorte gefordert.

 Bernhard Ott

 Im jahrelangen Streit um die Kleinplakatierung in der Stadt Bern zeichnet sich ein Lösung ab: Zusätzlich zu den bestehenden 50 Standorten für den Aushang kleinformatiger Plakate hat das städtische Tiefbauamt 70 weitere Stellen eruiert, welche bewilligungsfähig wären. "Nach Möglichkeit sollte diese Zahl zu einem späteren Zeitpunkt noch erhöht werden", schreibt der Gemeinderat in der Antwort auf Vorstösse der SP und der linksgrünen GPB.

 Die zusätzlichen Anschlagstellen seien "nach Konsultation der Vorschläge der Firma Passive Attack" ergänzt worden. Die Firma hatte im Hinblick auf 2010 den Bedarf von 160 zusätzlichen Standorten angemeldet ("Bund" vom 17. November).

 Das Scheitern der Repression

 Die Kleinplakatierung wurde in den letzten Jahren als "Wildplakatierung" bezeichnet, da die Allgemeine Plakatgesellschaft (APG) als Inhaberin der Sondernutzungkonzession für Grossplakate keine kleinformatigen Plakate aushängt. Zudem wurden in der bisher gültigen Plakatkonzession keine Standorte für Kleinformate ausgeschieden.

 Bussen bis letzten Frühling

 Die Stadt versuchte in der Folge der "Wildplakatiererei" mit repressiven Mitteln Herr zu werden. Die Firma Passive Attack wurde noch bis zum letzten Frühjahr mit Bussen eingedeckt.

 Schliesslich haben die Verantwortlichen entschieden, die Kleinplakatierung von der Plakatkonzession zu trennen und separat zu regeln. In einem ersten Schritt wurden 50 Stellen für Kleinplakate bestimmt. Der Bedarf an Stellen war jedoch ungleich grösser.

 Gebühr für Reinigungskosten?

 Die Firma Passive Attack weiss noch nicht, wo sich die 70 neuen Standorte befinden. Es gebe an sich immer noch zu wenig Standorte für die Kleinplakatierung. "Wir finden es grundsätzlich aber sehr positiv, dass die Stadt den Handlungsbedarf erkannt hat", sagt Geschäftsleitungsmitglied Christian Jundt. Passive Attack habe bei der Stadt gut dokumentierte Vorschläge für über 160 Standorte eingereicht. Dabei handle es sich meist um bestehende Installationen wie Stromkasten und Kandelaber.

 Bei der Beurteilung der 70 neuen Standorte spiele für Passive Attack auch die Qualität eine Rolle. Aushangmöglichkeiten zwischen Bahnhof und Nydeggbrücke seien wesentlich attraktiver als solche in Aussenquartieren. Zugleich gälten in der Innenstadt aber auch ungleich strengere Vorschriften bezüglich Plakatierung, legt Jundt dar.

 Auch Entfernung kostet Geld

 Der Gemeinderat will erst anhand eines detaillierten Kreditantrages entscheiden, ob die zusätzlichen Plakatstellen realisiert werden können. Offen ist zurzeit, ob die Kleinplakatierer sich an den Investitions- und Betriebskosten, namentlich der Entfernung alter Plakate, beteiligen. Der Aufwand für die Entfernung führt heute zu jährlichen Mehrkosten von rund 50 000 Franken. Würde das Tiefbauamt die Entfernung übernehmen, müssten die Kleinplakatierer künftig eine vorgezogene Reinigungsgebühr entrichten, wie der Gemeinderat schreibt. "Passive Attack hat es nie ausgeschlossen, sich anteilsmässig an den Kosten zu beteiligen", sagt Jundt. Zugleich gelte es aber zu berücksichtigen, dass jedermann Kleinplakate an den Standorten aufhängen dürfe.

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KOKS
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Stadtrat 14.1.10

11. Kleine Anfrage Mario Imhof (FDP): Berner Nachtleben: "Koks in praktisch jedem Club" - Auszug aus der Berner Zeitung vom 7. November 2009 (SUE: Nause) 09.000406

09.000406 (09/395) Reg. 22/-00

Kleine Anfrage Mario Imhof (FDP): Berner Nachtleben: "Koks in praktisch jedem Club" - Auszug aus der Berner Zeitung vom 7. November 2009

"Koks ist salonfähig geworden. Heute kaufen Büezer bei den Dealern auf der Grossen Schanze ein, oder man sieht weisse Spuren in den WCs bei den YB-Heimspielen. In praktisch jedem Berner Club bekommt man Koks. Die Frauen in der Tübeli-Bar verkaufen das Zeug wie auch Prostituierte in der Altstadt, 100 Franken pro Gramm "
Man stellt sich hier schon die Frage, warum das so sein kann. Verkehrsüberschreitungen und Schwarzfahrten im ÖV werden ja sofort rigoros gebüsst. Sogar das Rauchverbot wird strenger verfolgt. Dass hier diese Zustände, die kriminell sind, vom Gemeinderat geduldet werden, ist nicht nachvollziehbar. Warum haben wir eigentlich unsere Polizei, die nicht eingreift? Oder wird sogar kein Auftrag vom Gemeinderat an die Polizei gegeben, um hier das Gesetz anzu-wenden. Es kommt der Gedanke auf, dass diese Zustände sogar gewünscht sind und darum nichts passiert. Warum setzt der Sicherheitsdirektor kein Signal?

In diesem Zusammenhang bitte ich den Gemeinderat, die folgenden Fragen zu beantworten.
1. Ist dem Gemeinderat die Situation auch bekannt?
2. Warum werden diese Clubs nicht sofort geschlossen?
3. Was hindert den Gemeindrat daran, hier nicht mit allen verfügbaren Mitteln einzugreifen?

Bern, 12. November 2009
Kleine Anfrage Mario Imhof (FDP)

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bernerzeitung.ch 7.11.09

Berner Nachtleben: "Koks in praktisch jedem Club"

Berner Zeitung / saz (aufgezeichnet)

 Adrian Meier* konsumiert seit neun Jahren Kokain. Berns Nachtleben hinterlasse überall weisse Spuren, sagt der 31-Jährige.

 "Koks ist salonfähig geworden. Heute kaufen Büezer bei den Dealern auf der Grossen Schanze ein, oder man sieht weisse Spuren in den WCs bei den YB-Heimspielen. In praktisch jedem Berner Club bekommt man Koks. Die Frauen in der Tübeli-Bar verkaufen das Zeug wie auch Prostituierte in der Altstadt, 100 Franken pro Gramm.

 Ich konsumiere seit neun Jahren. Erst habe ich ein- bis zweimal im Jahr mit Freunden gekokst. Dann drei- bis viermal - immer mit Freunden. Später begann ich alleine zu ‹rupfen›, oder mit Kollegen. Wie ein Feierabendbier. Am Schluss zog ich mich zurück mit einem Joint und dem ‹Faden› - alleine. Zwischen solchen Exzessen lagen manchmal zwei Monate, dann wieder nur drei Tage. Es gab Zeiten, da habe ich Wochenende für Wochenende gekokst. Von Donnerstag bis Montag.

 "Da brach alles auseinander"

 In diesem Jahr war ich drei Monate in einer psychiatrischen Klinik - nicht nur, aber auch wegen meinem Suchtverhalten. Nach der Matur habe ich mit Kollegen eine Firma geführt. Wir waren in Zürich und Bern im Multimediabereich aktiv. Wir hatten namhafte Kunden. Da brach alles auseinander: Es begann mit internen Differenzen, es folgten Geldsorgen. Ich kam mit dieser Situation nicht zurecht und fiel in ein grosses Loch.

 Die Therapeuten stufen mich als manisch-depressiv ein. Damit verbunden sind häufig auch Suchtprobleme. Ich zweifle, dass ein Koks-Süchtiger therapierbar ist. Heute stecke ich in einer ähnlicher Situation wie letztes Jahr. Ich habe offene Rechnungen, kiffe immer noch und kokse wieder. Mein Studium an der Uni Bern habe ich inzwischen wieder aufgenommen. Kokain ist kein Genussmittel wie etwa ein Glas Rotwein. Sieht ein Kokser Kokain, denkt er: "Es muss weg." Man kann nicht drei Gramm vor sich haben mit Freunden und es in einer Nacht nicht aufbrauchen. Koks betäubt nicht.

 Mit Koks bist du voll dabei. Das ist das grosse Problem. Die Sucht nach dem weissen Pulver ist im Kopf. Ich lehnte oft ab diesen Frühling. Immer wieder. Dann auf einmal dachte ich: ‹Jetzt hätte ich wieder mal Lust.› Da war es schon zu spät. Du schiebst es erst ein paar Wochen vor dich hin. Und dann nimmst du wieder."

 *Name von der Redaktion geändert.

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HOT SQUAT 2010
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20 Minuten 31.12.09

Hausbesetzer lassen für Kalender die Hüllen fallen

 BIEL. Im Kampf um ihr Zuhause zeigen sich Bieler Hausbesetzer freizügig: Ein spezieller Kalender soll das Geld für Renovationen bringen.

 Nach den Bäuerinnen und den Studentinnen lassen jetzt auch Bieler Hausbesetzer die Hüllen fallen. Sie haben sich aber etwas Spezielles einfallen lassen: Hot Squat 2010 heisst der Kalender des Kollektivs La Biu, auf dessen Bildern Parodien etwa von Hodlers "Holzfäller" oder der "Erschaffung Adams" von Michelangelo inszeniert wurden. Die Idee zum Kalender entstand aus der Not: Weil die Besitzer des Hauses nichts mehr investieren wollen, brauchen die Besetzer Geld für Renovationsarbeiten, wie das "Bieler Tagblatt" berichtet.

 Für elf der zwölf Fotos ist der Bieler Fotograf Antal Thoma verantwortlich. "Modell standen die Bewohner des Hauses und Durchreisende", so Thoma, "ich musste aber keine grosse Überzeugungsarbeit leisten, um sie zum Mitmachen zu bewegen." Die Arbeit am Kalender sei aufwändig gewesen. "Das Ganze hat etwa einen Monat gedauert."

 Wer noch einen Kalender ergattern will, muss sich sputen - die Auflage ist begrenzt. Das Werk gibts unter anderem bei La Biu im Internet oder in Bern in der Brasserie Lorraine. Dort sind noch neun Stück vorhanden.  Nora camenisch

http://www.labiu.ch

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AKTION FREIRAUM LU
http://aktionfreiraum.ch
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NLZ 5.1.10

Aktion Freiraum wird angezeigt

Von Noémie Schafroth

 Nach der illegalen Silvesterparty der Aktion Freiraum schiesst die Jung-SVP scharf und spricht von einem "Terrorakt". Für die Juso "schlicht lächerlich".

 Nach der Festlaune folgt jetzt der Kater: Die Grundstückeigentümerin verklagt die Aktion Freiraum, die in der Silvesternacht eine illegale Party in einem Emmer Industriegebäude veranstaltet hat, wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung. Alfred Bosshard ist Delegierter des Verwaltungsrates der Viscosuisse Immobilien AG, der das leer stehende Industriegebäude "Bau 611" in Emmen gehört. "Wir haben uns für eine Anzeige entschieden, weil wir nicht wollen, dass solche unrechtmässigen Aktionen einreissen." Zudem sei das Gebäude zum Abbruch bestimmt und im aktuellen Zustand für eine Nutzung viel zu gefährlich. Gestern hat die Grundstückeigentümerin die Schäden in der einstigen Viscose-Fabrikhalle inspiziert. "Neben einigen Fenstern ist auch die Umzäunung betroffen", sagt Bosshard. Die Schadenssumme belaufe sich auf "ein paar tausend Franken".

 Ebenfalls nicht gerade für Zufriedenheit sorgt bei ihm, dass die Viscosuisse Immobilien AG von der Polizei nicht über die illegale Party informiert wurde - obwohl diese davon wusste. Bosshard: "Ich kenne zwar die genauen Abläufe bei der Polizei nicht, aber ich hoffe, dass wir noch eine Antwort bekommen werden." Richard Huwiler, Mediensprecher der Luzerner Polizei, meint dazu: "Wir hatten Kenntnis davon, dass die Aktion Freiraum an Silvester zu einer Party aufgerufen hat, aber Details waren uns nicht bekannt."

 Illegalität: "Nicht gesucht"

 Bei der Aktion Freiraum ist man über die Anzeige überrascht. "Uns ist unverständlich, wie ein Eigentümer eine dermassen grosse Liegenschaft über Jahre hinweg brachliegen lässt und sich dann darüber aufregen kann, wenn sie von Leuten in Raumnöten genutzt wird." Die Illegalität werde von der Gruppierung nicht gesucht, und sämtliche Aktionen seien "friedlich und nie gewalttätig" verlaufen. An ihrer Forderung nach mehr Räumen für die Alternativkultur hält die Aktion Freiraum auch im neuen Jahr fest und kündigt an: "Wir starten 2010 eine Kulturoffensive." Diese umfasse weitere Veranstaltungen, einzelne Aktionen oder Strassenfeste.

 "Plattform für Ideologien"

 Derweil melden sich die Jungparteien zu Wort. Die Luzerner Jung-SVP geisselt die Silvesterparty als "Terrorakt" und wundert sich, wie die Aktion Freiraum ernsthaft das Recht auf staatlich finanzierte Räumlichkeiten anmelden könne, wenn sie auch vor illegalen Aktionen nicht zurückschrecke. Zudem sei die Aktion Freiraum eine "Randgruppe, die gewaltbereiten Ideologien eine Plattform bietet".

 David Roth, bekanntestes Gesicht der Luzerner Jungsozialisten, kontert die Aussagen der Jung-SVP als "schlicht lächerlich". Er äussert Verständnis für das Vorgehen der Aktion Freiraum: "Wenn die Stadt Luzern die Schliessung eines Kulturhauses nach dem anderen tatenlos hinnimmt, dann ist es die logische Folge, dass man anderswo Räume in Beschlag nimmt. Der Stadtrat sollte eine Spur seines Engagements für die Salle Modulable auch für die nicht etablierte Kultur aufwenden."

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Kommentar

Goodwill konsequent verspielt

Christian Bertschi

An Silvester hat die Aktion Freiraum ein Gebäude in Emmenbrücke illegal für eine Party besetzt. Dies ist nicht ihre erste illegale Aktion. Schon vor gut zwei Jahren hatte die Aktion Freiraum im Vögeligärtli in Luzern eine unbewilligte Demonstration durchgeführt, an der 245 Personen verhaftet wurden.

Daneben fordert die Aktion Freiraum Räume für alternative Kultur. Entsprechende Verhandlungen mit der Stadt Luzern sind allerdings gescheitert.

Mit illegalen Aktionen verspielt sich die Gruppierung sämtlichen Goodwill. Auch die Alternativkultur hat sich an die Spielregeln der Gesellschaft zu halten - erst recht, wenn man von der öffentlichen Hand handfeste Unterstützung erwartet.

Kommt hinzu: Die Aktion Freiraum agiert nicht nur in der Illegalität, sondern auch anonym. Das ist letztlich feige. Es ist höchste Zeit, dass sich die Verantwortlichen der Öffentlichkeit zu erkennen geben. Andernfalls sind Hausbesitzer und Behörden gut beraten, die illegalen Aktionen nicht weiter zu tolerieren und ihr Recht einzufordern.

christian.bertschi@neue-lz.ch

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NLZ 4.1.10

Jungfreisinnige gegen illegale Party

 Die Jungfreisinnigen der Stadt Luzern fordern den Stadtrat auf, gegen die Aktion Freiraum vorzugehen. Diese und deren Führungspersonen müssten zwingend zur Verantwortung gezogen werden und dürften nicht mehr als Aktionsgruppe akzeptiert werden, heisst es in einer Mitteilung. Die Jungpartei reagiert auf die jüngste illegale Silvesterparty, welche die Aktion Freiraum in Emmenbrücke durchgeführt hat. (red)

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20 Minuten 4.1.10

Illegale Party sorgt für rote Köpfe

 EMMEN. Aktivisten der Aktion Freiraum sind an Silvester in ein leerstehendes Industriegebäude in der Emmer Krauerstrasse eingedrungen und haben dort eine Party gefeiert. "Wir haben den Zaun aufgeschnitten und dann Getränke und Musikutensilien reingetragen", sagt ein Beteiligter. Es sei eine gemütliche Feier gewesen: "Es gab zwei Floors mit DJs, dazu spielte eine Band", erzählt er weiter. Am Ende habe man alles wieder aufgeräumt und saubergemacht.

 Die Eigentümerin Viscosuisse Immobilien AG erwägt laut "Zentralschweiz am Sonntag" dennoch eine Klage gegen die ungeladenen Gäste. Auch die Jungfreisinnigen der Stadt Luzern kritisieren das Vorgehen der Alternativen und fordern in einer Medienmitteilung die Behörden auf, solchen "kriminellen Machenschaften" ein Ende zu setzen.  MGI

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20 Minuten 31.12.09

Illegale Party für mehr Kulturräume

 LUZERN. Auf Facebook rufen alternative Luzerner - unter anderem Mitglieder der Protestgruppe Aktion Freiraum - dazu auf, heute eine Silvesterparty auf einem "zu erobernden Gelände" zu feiern. Damit wollen sie den Kampf um ein alternatives Kulturzentrum fortsetzen. "Wir geben uns mit der Stadtentwicklung nicht zufrieden", sagt Sandro Hofstetter, Sprecher der Aktion Freiraum. Gemeint ist vor allem das Ende des Kulturzentrums Boa und dessen Ersatz Südpol in Kriens sowie die bevorstehende Schliessung des Théâtre La Fourmi.

 "Wir treffen uns um 21 Uhr zum Apéro beim Reusszopf in Reussbühl", so Hofstetter. Zwei Stunden später wolle man dann zum Gelände weiterziehen, das zuerst noch "erobert" werden soll. Die Luzerner Kantonspolizei hüllt sich in Schweigen. Pressesprecher Richard Huwiler: "Wir nehmen es zur Kenntnis." mgi

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aktionfreiraum.ch 1.1.10

1.1.10: Mediemitteilung "Silvester für mehr kulturelle Freiräume"

 Sehr geehrte Damen und Herren

Am Abend des 31. Dezember 2009 nutzte eine lose Gruppe, welcher auch die Aktion Freiraum angehört, die seit längerer Zeit leerstehenden Räumlichkeiten der Viscose in Emmenbrücke für einen alternativen Silvester.

Seit 2 Jahren - nach der Schliessung der Boa - steht die alternative Kulturszene auf der Strasse. Auch nach erfolgreichen Aktionen und Verhandlungen mit der Stadt Luzern hat in Luzern kein Umdenken stattgefunden: Weitere Kulturhäuser wie das Frigorex-Areal müssen schliessen, günstige Wohnräume verschwinden, alternative Lebensformen wie der Wagenplatz Sous le pont werden von Ort zu Ort vertrieben. Gleichzeitig ereifert sich die Stadt in der Suche nach einem Standort für das prestigeträchtige Projekt Salle Modulable - für Elitekultur werden alle Hebel in Gang gesetzt. Für Alternativkultur höchstens mal Polizei-Mehrzweckstöcke.

Als Folge dessen hat sich der Verein Kulturraum der mit der Stadt Luzern in Verhandlungen stand aufgelöst. Die Aktion Freiraum kehrte wieder dort hin zurück wo sie seit der Schliessung der Boa steht: Auf der Strasse und in den ungenutzten Gebäuden in und um Luzern.

Was als eine weitere Reaktion gegen die hiesige Stadtentwicklung gestartet wurde, entwickelte sich zu einem breit abgestützten Anlass dem verschiedenste Personen aus den unterschiedlichsten Teilen Luzerns sowie der gesamten Schweiz beiwohnten.

Der Abend begann an den Ufern der Reuss mit einem Apéro inkl. Feuershow. Anschliessend ging es in den Hallen des Baus 611 des Viscose-Areals bei zwei Konzerten und DJs bis in die frühen Morgenstunden weiter. Zusammen startete man in ein neues Jahr, in dem der Druck für ein Umdenken in der Stadtentwicklung und der Kampf für mehr kulturelle Freiräume erhöht werden soll. Der alternative Silvester war also ein Start für weitere Aktionen in diesem Jahr.

Der Abend verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. So feierten um die 600 Personen friedlich zusammen einen alternativen Silvester, fernab konsumorientierter Partyideologien.

Sandro Hofstetter
Aktion Freiraum

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aktionfreiraum.ch 1.12.09

1.12.09: Medienmitteilung "Kulturraumoffensive"

Heute vor zwei Jahren hat sich in Luzern eine breite Bewegung formiert, welche für mehr kulturellen Freiraum und gegen die zerstörerische Stadtentwicklung kämpft. Nach diesen zwei Jahren scheint in der Stadt Luzern immer noch kein Umdenken stattgefunden zu haben: Die Verhandlungen sind auf Schwierigkeiten gestossen, die Gowa-Halle musste die Tore schliessen, der Grossstadtrat sperrt sich gegen eine Lösung für den Wagenplatz Sous le pont und während der Stadtrat auf fieberhafter Suche nach einem Standort für die Salle Modulable ist, werden weitere Kulturbetriebe von der Schliessung bedroht. Die Aktion Freiraum ruft deshalb zu einer erneuten Kulturoffensive auf.

Seit dem 1. Dezember vor zwei Jahren kämpft eine breite Bewegung gegen die offensichtlichen Missstände in der Kultur- und Stadtentwicklungspolitik der Stadt Luzern. Sie setzt sich ein für kulturelle Freiräume und alternative Wohn- und Lebensformen, welche von der auf Prestigebauten und Wohnraum für Besserverdienende fixierte Stadtentwicklung bedroht und zerstört werden. Nun, nachdem sich die Nacht im Sonnenberggefängnis zum zweiten Mal jährt, scheint in der Stadt Luzern noch keinerlei Umdenken stattgefunden zu haben. Schlimmer noch: Mit der Schliessung des Frigorex und den politischen Ränkeleien um die Salle Modulable trübt sich das Klima in Luzern erneut. Es geht erneut vergessen, dass Kultur im Kleinen beginnt, Lebensqualität nicht Wirtschaftswachstum bedeutet und dass der Stadtkern nicht bloss denen gehört, welche am meisten konsumieren und investieren.
Die Aktion Freiraum kann eine solche Entwicklung nicht weiter dulden. Der Verein Kulturraum hat sich deshalb dazu entschlossen, den Verein aufzulösen und die Verhandlungen mit der Stadt Luzern als gescheitert zu erklären. Der Verein sieht keinen Sinn, mit einer Stadt für ein Kulturzentrum zu verhandeln, wenn dieselbe Stadt eine Stadtentwicklung vorantreibt, welche nicht-etablierte
Kulturzentren nachhaltig bedroht (konkrete Kritiken siehe Anhang).

Weiter leben soll jedoch die Aktion Freiraum. Sie war und ist eine Bewegung, welche sich nicht auf einzelne Meinungen oder Personen reduzieren lässt. Sie ruft deshalb alle Kulturschaffenden, Kulturinteressierten, alle bedrohten Lebens- und Wohnformen dazu auf, sich als Teil einer Bewegung zu verstehen, welche nur gemeinsam ihre vielfältigen Ansprüche an ein Leben in Luzern verteidigen kann.

Noch immer steht die Alternativkultur auf der Strasse. Da es für uns keinen Platz in dieser Stadt zu geben scheint, müssen wir ihn uns wieder erkämpfen. Wir rufen zu einer neuen Kulturoffensive auf, welche sich mit vielfältigen Aktionen und Protesten gegen das kultur- und lebensfeindliche Klima der Stadt Luzern auflehnt.

Für eine starke Bewegung, die sich auf der Strasse zurück holt, was ihr tagtäglich in dieser Stadt vorenthalten wird!

Für mehr kulturelle Freiräume!

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Konkret kritisiert die Aktion Freiraum die folgenden Punkte:

1.) 2011 sollen die alten Hallen der Frigorex der Tribschenstadt weichen. Mit dem Abriss verlieren dutzende Kleinunternehmer, Künstlerinnen und Kulturlokale wie das Vasco da Gama oder das La Fourmi ihre Räumlichkeiten. Für manche wird es kein Danach mehr geben. Am stärksten trifft es solche, die auf diese Räumlichkeiten angewiesen sind: Jene, welche in diesen Räumen der Friogorex zu dem geworden sind was sie heute sind. Da nützt auch der halbherzige Vorschlag von Herrn Schumacher nichts, in einer neuen Überbauung in Littau Platz schaffen zu wollen.

2.) Seitens der Stadt: Obwohl sich ein solches Ende seit Jahren abgezeichnet hat, sieht die Stadt Luzern diesem Ereignis ziemlich gelassen entgegen. Auch die Kulturbeauftragte der Stadt, Rosie Bitterli-Mucha, sieht zwar ein, dass es ein herber Verlust sein wird, doch auch sie wehrt sich nicht dagegen, dass ein weiteres Kulturareal in der Stadtplanung keinen Platz mehr findet! Auch unternahm die Stadt in den letzten 5 bis 10 Jahren nie den Versuch, das Areal der Frigorex dauerhaft für oben erwähnte Zwecke zu sichern. Lange gab es schliesslich auch noch keinen Grund zur Sorge, denn für die Alternativ- und Kleinkultur gab es ja noch genügend andere Orte. Wie zum Beispiel die Boa...

3.) Der Standort der Salle Modulable den Investoren verschenkt werden, und wie die neuste Diskussion zeigt, wird sich die Stadt wohl mit Millionen am jährlichen Betrieb beteiligen müssen - und das Stadttheater soll dafür bluten.

4.) Die Alternativkultur und soziale und alternative Wohnprojekte gehen weiterhin leer aus: Immer noch fehlt es an einem selbstverwalteten Kulturzentrum, immer noch fehlt es an einer Regelung für den Verbleib der Wagenburg Sous le pont, erneut werden alternative Kulturzentren (Gowa-Halle) geschlossen.

5.) Die Verhandlungen des für die Verhandlungen gegründeten "Verein Kulturraum" mit der Stadt Luzern haben sich als schwierig erwiesen: Die Bereitschaft, für Räumlichkeiten für die Alternativkultur zu suchen, hat sich bei der Stadt auf einem minimalen Niveau befunden. Es hat sich gezeigt, dass sich die Stadt am liebsten gar kein neues Kulturzentrum will, oder aber die Alternativkultur möglichst weit weg, in Littau oder Emmenbrücke, aber sicher nicht in der Stadt selber wünscht.

Medienmitteilung der Aktion Freiraum, 1.12.2009

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RAUSCH-KNAST ZH
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NZZ 4.1.10

Private Betreuer in Ausnüchterungszellen

Die Suche der Stadtpolizei Zürich nach privatem Sicherheitspersonal stösst auf Kritik

 -yr. ⋅In der Zentralen Ausnüchterungsstelle, die Mitte März in der Hauptwache Urania beim Zürcher Hauptbahnhof in Betrieb genommen wird, sollen neben Angehörigen der Stadtpolizei Zürich auch private Sicherheitsleute angestellt werden. Dies hat die "NZZ am Sonntag" in der gestrigen Ausgabe gemeldet. Entsprechende Stellen sind im "Schweizerischen Handelsamtsblatt" ausgeschrieben.

 Die Zentrale Ausnüchterungsstelle ist Teil eines Massnahmenpakets, das der Zürcher Stadtrat unter Führung von Polizeivorsteherin Esther Maurer im vergangenen Sommer verabschiedet hat. Dabei soll vor allem gegen alkoholisierte Jugendliche und junge Erwachsene vorgegangen werden, welche die öffentliche Ordnung stören beziehungsweise sich oder andere gefährden. Hiezu können sie während 24 Stunden in eine Ausnüchterungszelle gesteckt werden. In dieser Zeit werden sie medizinisch betreut. Bis anhin wurde diese Massnahme dezentral in den Regionalwachen durchgeführt.

 Ursprünglich war die Zentrale Ausnüchterungsstelle als Erweiterung des Vermittlungs- und Rückführungszentrums gedacht, wo vor allem Drogenabhängige betreut werden. Nun soll die neue Einrichtung aber in der Hauptwache der Stadtpolizei untergebracht werden. Dass für den Pilotversuch, der auf drei Jahre angelegt ist, auch private Sicherheitsleute angeworben werden, stösst bei einigen Staats- und Verwaltungsrechtlern auf Kritik.

 In der "NZZ am Sonntag" machen sie unter anderem geltend, damit würden Grundrechte wie die persönliche Freiheit und das staatliche Gewaltmonopol tangiert. Gerade bei einer derart sensiblen Arbeit wie dem Umgang mit alkoholisierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen sei der Einsatz von privaten Sicherheitsleuten heikel.

 Demgegenüber hat Reto Casanova, Pressesprecher des städtischen Polizeidepartements, am Sonntag in einer Stellungnahme festgehalten, die privaten Kräfte seien nicht für Festnahmen vorgesehen. Sie kämen erst innerhalb der Ausnüchterungszellen zum Einsatz, und auch dort nur unter der Anleitung von vereidigten Polizisten.

 Die Auslagerung polizeilicher Aufgaben an private Sicherheitsfirmen oder an nicht vereidigte Ordnungsdienste ist seit vielen Jahren umstritten. Nicht zuletzt die Personalverbände der Polizeiangestellten wehren sich gegen die oftmals billigere Lösung mit Zivilpersonen. Ein Beispiel unter vielen ist die Oberländer Gemeinde Rüti, die vor einigen Jahren zur Bekämpfung der lokalen Drogenszene eine private Sicherheitsfirma angeheuert hat.

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20 Minuten 4.1.10

Ausnüchterungsgefängnis: Private Sicherheitsleute?

 ZÜRICH. Zürich will private Sicherheitsleute im Ausnüchterungs-gefängnis einsetzen. Kritiker laufen Sturm.

 Die Stadtpolizei Zürich sucht privates Sicherheitspersonal für ihr Ausnüchterungsgefängnis, das im März eröffnet wird. Dieses soll Polizisten bei der Zuführung oder Betreuung von Betrunkenen unterstützen. Wie weit die Kompetenzen der "Privatpolizisten" gehen, ist noch nicht klar. In der Ausschreibung ist aber auch von der Fesselung Renitenter die Rede.
 Kritiker sind alarmiert: "Wir sind klar gegen eine Auslagerung des Gewaltmonopols", so Daniel Graf, Mediensprecher von Amnesty International, dazu. Man habe in solch sensiblen Bereichen mit privaten Firmen negative Erfahrungen gemacht: "Es laufen derzeit mehrere Prozesse, in denen sich private Sicherheitsleute wegen Körperverletzung verantworten müssen." Private seien für den Einsatz im Ausnüchterungsgefängnis ungeeignet, weil sie viel schlechter ausgebildet seien und weniger Erfahrungen in Extremsituationen hätten. Reto Casanova, Sprecher des Stadtzürcher Polizeidepartementes, kontert: "Für uns sind das keine Extremsituationen, da keine Waffen im Einsatz sind." Solche Einsätze seien verantwortbar, nicht zuletzt weil die privaten Sicherheitsleute stets unter Aufsicht von Polizisten stünden.
 Grund für den Einsatz Privater sind laut Casanova "tiefere Kosten". Für Cédric Wermuth, Vizepräsident der SP Schweiz, ist der Justizvollzug jedoch der "dümmste Ort zum Sparen". Auch Rechtsexperten sind besorgt: "Aufgaben, bei denen körperlicher Zwang angewendet wird, darf der Staat streng genommen nicht auslagern", so Andreas Lienhard, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht, zur NZZ.  

Felix Burch

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NZZ am Sonntag 3.1.10

Sicherheitsfirmen im Gefängnis

 Stadt Zürich sucht privates Personal für Ausnüchterungsgefängnis

 Im ersten Ausnüchterungsgefängnis der Schweiz sollen auch private Sicherheitsleute arbeiten. Rechtsexperten sprechen von einem "sehr problematischen" Einsatz.

 Lukas Häuptli

 Das erste Schweizer Ausnüchterungsgefängnis entsteht in der Hauptwache der Stadtpolizei Zürich und nimmt seinen Betrieb Mitte März auf. Das geht aus einer Ausschreibung der Zürcher Stadtpolizei im Schweizerischen Handelsamtsblatt hervor. In der "Zentralen Ausnüchterungs-Stelle", wie die Einrichtung offiziell heisst, nimmt die Polizei betrunkene und berauschte Personen in Gewahrsam, welche die öffentliche Ordnung stören und dabei sich und andere gefährden. Gemäss geltendem Recht darf die Polizei das während 24 Stunden; die Haft kann von einem Richter verlängert werden.

 Für den Betrieb des Ausnüchterungsgefängnisses sucht die Stadtpolizei jetzt privates Sicherheitspersonal, wie der Ausschreibung im Handelsamtsblatt weiter zu entnehmen ist. Die privaten Sicherheitsleute sollen die Stadtpolizisten bei der Arbeit in der Zentralen Ausnüchterungs-Stelle unterstützen, etwa bei der Zuführung der Betrunkenen, bei deren Betreuung sowie bei "Sicherheitsmassnahmen wie zum Beispiel der Fesselung von Renitenten". Die Polizeiverantwortlichen verlangen von den privaten Sicherheitsleuten denn auch eine "hohe physische und psychische Belastbarkeit", "hohes Verantwortungsbewusstsein" und "Einfühlungsvermögen im Umgang mit berauschten Personen und sozial Randständigen".

 "Grundrechte tangiert"

 Der Einsatz von privatem Sicherheitspersonal in einer staatlichen Hafteinrichtung ist ein Novum für die Schweiz - und ist rechtlich umstritten. "Bei einer Einrichtung, in der man betrunkene Personen in Gewahrsam nimmt, sind Eskalationen nicht ausgeschlossen", sagt Andreas Lienhard, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Bern. "Gerade bei einer solch sensiblen Arbeit ist der Einsatz von privaten Sicherheitsleuten heikel." Besonders problematisch sei er bei der Fesselung von Renitenten. Lienhard sieht darin sogar ein staatsrechtliches Grundsatzproblem: "Aufgaben, bei denen körperlicher Zwang angewendet wird, darf der Staat streng genommen nicht auslagern. Hier werden Grundrechte wie die persönliche Freiheit und das staatliche Gewaltmonopol tangiert."

 Auch Markus Mohler, Lehrbeauftragter an der Universität Basel und spezialisiert auf Polizei- und Sicherheitsrecht, beurteilt den geplanten Einsatz von privatem Sicherheitspersonal in einer staatlichen Hafteinrichtung als "sehr problematisch". "Das Gewaltmonopol gebietet, dass unmittelbarer, also physischer Zwang ausschliesslich von Polizeiangehörigen ausgeübt werden darf", sagt Mohler. Zwar könnten private Sicherheitsleute in diesem Bereich als sogenannte Erfüllungsgehilfen von der Polizei beigezogen werden. "Meines Erachtens dürfen sie dabei aber immer nur zusammen mit Polizisten handeln. Ob das bei einer solch anspruchsvollen Arbeit wie derjenigen in einer Hafteinrichtung für Betrunkene immer der Fall ist, bezweifle ich."

 Zum geplanten Einsatz privater Sicherheitsleute im Zürcher Ausnüchterungsgefängnis wollen sich gegenwärtig weder die Stadtpolizei noch das Polizeidepartement unter der abtretenden Stadträtin Esther Maurer (sp.) äussern. Die Suche nach dem Sicherheitspersonal laufe noch, und der Stadtrat werde erst in diesem Monat über das Geschäft entscheiden, hält ein Departementssprecher fest.

 Drogenhändler verzeigen

 Landesweit übertragen Gemeinden, Kantone und Bund immer mehr Polizeiaufgaben an private Sicherheitsfirmen, namentlich aus finanziellen Gründen. In den letzten Jahren haben beispielsweise viele Gemeinden ihre Ortspolizeien aufgelöst und deren Aufgaben an private Firmen ausgegliedert. Das war namentlich im Kanton Thurgau der Fall. In den Städtchen Weinfelden, Arbon, Romanshorn, Bischofszell und Amriswil zum Beispiel dürfen Mitarbeiter privater Sicherheitsfirmen mittlerweile sogar Verkehrsdelinquenten bestrafen sowie Drogenkonsumenten und Drogenhändler verzeigen.

 Grundsätzlich ist privatem Sicherheitspersonal nicht mehr erlaubt als allen anderen Privatpersonen: Es darf Gewalt nur in Notwehrsituationen anwenden und andere Personen bloss so lange festhalten, bis die Polizei eintrifft. Andere Zwangshandlungen sind ihnen untersagt.

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TRANSPORTPOLIZEI
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NZZ am Sonntag 3.1.10

 Sicherheit in Zügen

 Neue Polizei für die Bahn

Seit dem 1. Januar 2010 ist für die Sicherheit in den Zügen nicht mehr die Securitrans, sondern die SBB Transport- polizei Schweiz AG verantwortlich. Die Transportpolizei wurde im letzten November aus der Securitrans ausgegliedert beziehungsweise neu gegründet und ist im Besitz der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Sie beschäftigt 240 Mitarbeitende, wie SBB-Sprecher Reto Kormann auf Anfrage sagte. 200 von ihnen seien ausgebildete Polizistinnen und Polizisten, 20 würden zurzeit eine Polizeiausbildung absolvieren, und weitere 20 arbeiteten als sogenannte Präventions-Assistenten in der Gewaltprävention. Damit seien alle geplanten Stellen besetzt, sagte der Sprecher. Bei der Securitrans hatte es wiederholt Unterbestände gegeben. (luh.)

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PNOS
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Tagesanzeiger 31.12.09

Der aufhaltsame Aufstieg des Georg J.

 Georg Jaggi, Pnos-Kandidat für das Langnauer Gemeindepräsidium, ist allein. Die Partei distanziert sich von ihm, die Familie schämt sich.

 Langnau - Zum Jahresende und bevor der Wahlkampf richtig beginnt, erlebt Langnau ein politisches Schmierenstück.

 Georg Jaggi, 46 Jahre alt, ist ein arbeitsloser Werkzeugmacher und gescheiterter Unternehmer. 2008 gründete er eine Firma zur Konstruktion von Fahrrädern und zum Verkauf von Regenkleidung. Er ist Mitglied der vom Bund als rechtsradikale Organisation eingestuften Partei National Orientierter Schweizer ( Pnos) und kandidiert für das Amt des Gemeindepräsidenten.

 Jaggi sammelt die erforderlichen 15 Unterschriften und lässt sich als Kandidat eintragen. Seit einem halben Jahr ist er Mitglied der rechtsradikalen Pnos, und so tritt er für die Nationalisten an.

 Damit tritt er eine Lawine los, der er als Erstes zum Opfer fällt. Seine betagten Eltern leiden unter dem Wirbel und treten mit seiner Krankheit an die Öffentlichkeit. Selbst die unzimperliche Pnos sieht sich veranlasst, die Notbremse zu ziehen.

 Arbeitslos und krank

 Doch der Reihe nach: Sowie Jaggis Kandidatur publik ist, erkundigen sich die lokalen Medien bei dem 46-Jährigen. Bislang war er politisch nicht in Erscheinung getreten, nun gibt er Interviews und spricht über sein politisches Programm. Dem TA sagt er: "Ich kandidiere, weil ich arbeitslos bin."

 Im Gespräch mit der "Zürichsee-Zeitung" offenbart er sein rassistisches Gesicht. Er wird mit den Aussagen zitiert: "Ich möchte die germanische Rasse vertreten" und "Ich will alle schikanösen und unnötigen Verbotstafeln aus der Gemeinde entfernen".

 Als seine Eltern von einem Auslandsaufenthalt heimkehren und erfahren, was ihr Sohn während ihrer Abwesenheit getrieben hat, trifft sie beinahe der Schlag. Sie schämen sich für die Aussagen ihres Georg. Nach den Festtagen meldet sich Mutter Rose Jaggi beim TA und sagt: "Mein Sohn ist psychisch krank."

 Seit Jahren sei er in psychiatrischer Behandlung. Wegen der Krankheit sei er nicht mehr arbeitsfähig. Ein manischer Schub sei der Grund für die Kandidatur.

 Auch die Pnos nimmt Abstand von Georg Jaggi. Auf Anfrage erklärt derMediensprecher und Mitgliederverantwortliche Kevin Mareque zwar noch: "Es ist jedem Mitglied freigestellt, für ein politisches Amt zu kandidieren." Auch im Kanton Zürich, wo die rechtsradikale Partei bislang nicht aktiv ist. Mareque bemängelt anfangs nur, dass Jaggi mit der Parteileitung keine Rücksprache genommen hatte. Nach einer Bedenkzeit arbeitet die Pnos aber eine schriftliche Stellungnahme aus, in der sie sich vom Langnauer distanziert.

 Wegen Jaggis Alleingang entfalle "jegliche Unterstützung" der Partei.Jaggis Gedankengut decke sich nicht mit dem "modernen völkischen" Denken der Pnos. Die Parteileitung will mit dem Langnauer Kontakt aufnehmen und ihm nahelegen, die Kandidatur zurückzuziehen.

 Mittlerweile ist die Rückzugsfrist abgelaufen. Georg Jaggi bleibt Kandidat.

 Daniel Stehula

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Zürichsee-Zeitung 31.12.09

Langnau Gemeinderatskandidat Georg Jaggi ohne Rückendeckung von seiner Partei

Jaggi sogar für Pnos zu rechts

Die Pnos will, dass der rechtsradikale Georg Jaggi seine Kandidatur für den Langnauer Gemeinderat zurückzieht.

Sibylle Saxer

Nach den Eltern distanziert sich nun auch die Partei von der Kandidatur des 46-jährigen Georg Jaggi für den Langnauer Gemeinderat und das Gemeindepräsidium: Die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) ist "überrascht" von dieser Kandidatur - sie habe aus der Presse davon erfahren, wie sie in einer Mitteilung schreibt.

Parteisprecher Kevin Mareque sagt auf Anfrage: "Georg Jaggi ist zwar seit August offiziell Mitglied der Pnos. Als er sich anmeldete, hatte ich per E-Mail Kontakt mit ihm. Seither haben wir aber nichts mehr von ihm gehört."

Ideologische Differenzen

Georg Jaggi, dessen psychische Erkrankung vorgestern bekannt wurde, habe im Zusammenhang mit seiner Kandidatur nie mit den Vertretern der Partei Kontakt aufgenommen. Da seine Kandidatur nicht in Absprache mit der Pnos erfolgt sei, entfalle jegliche Unterstützung von ihrer Seite. Weiter distanziert sich die Pnos explizit von Jaggis Äusserungen bezüglich der "germanischen Rasse". Jaggi hatte gegenüber der "Zürichsee-Zeitung" gesagt, er möchte die germanische Rasse vertreten (Ausgabe vom 23. Dezember).

"Die Meinung, die er im Namen der Pnos äussert, ist nicht jene der Pnos", sagt Mareque. Er schätzt die ideologischen Differenzen als gröber ein. Der völkische Gedanke der Pnos sei frei von rassistischen Positionen, und die Pnos habe 2006 bewusst entschieden, chauvinistischem, reaktionärem Gedankengut nicht noch Vorschub zu leisten. Mareque fügt an: "Daher werden wir Georg Jaggi auffordern, seine Kandidatur für den Langnauer Gemeinderat zurückzuziehen - sobald wir es schaffen, mit ihm Kontakt aufzunehmen." Nur als Privatperson dürfe Jaggi seine Meinung äussern, aber nicht im Namen der Pnos.

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20 Minuten 31.12.09

Pnos gegen Kandidaten

 Langnau. Georg Jaggi will für die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) für den Gemeinderat von Langnau am Albis kandidieren - und sorgt damit im Dorf für Unmut. Ihr Sohn sei psychisch krank, sie habe vergeblich versucht, ihn zum Rückzug der Kandidatur zu bewegen, sagte die Mutter des 46-Jährigen der "Zürichsee-Zeitung". Gestern teilte auch die Pnos mit, sie distanziere sich von Jaggi: Mit seiner Idee einer "germanischen Rasse" widerspreche er dem "modernen völkischen Gedankengut" der Partei.

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NEONAZI-PROZESS 1998
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Aargauer Zeitung 5.1.10

Zwei einsichtslose Überzeugungstäter

 Die Gerichtsreporterin blickt zurück: Holocaust-Leugner - ein politischer Prozess in Baden

 "Wir leugnen nicht den Völkermord. Wir leugnen, dass es Vernichtungslager gab." Der angeklagte Jürgen Graf blieb dem Publikum im voll besetzten Saal nichts schuldig. Und seinen Schuldspruch nahm er gelassen entgegen.

 Rosmarie Mehlin

 Der Aufmarsch an jungen, kahl rasierten Männern und Grauhaarigen in Trachtenanzügen war gross an jenem Hochsommertag in Baden. Einmal mehr war eine Verhandlung wegen Platzmangel aus dem ordentlichen Gerichtsgebäude ausgelagert worden. Der fensterlose Saal im Keller vom "Roten Turm" in der Altstadt war denn auch bis auf den letzten Platz besetzt. Draussen auf der Gasse lieferten sich in den Verhandlungspausen Demonstranten gegen Neonazis Wortgefechte mit Rechtsradikalen und Revisionisten.

 Der 78-jährige kranke Gerhard Förster, angeklagt der Rassendiskriminierung, nahm im Rollstuhl an der Verhandlung teil, die einen ganzen Tag und bis spät in den Abend hinein dauerte. Der 47-jährige des gleichen Vergehens beschuldigte Basler Jürgen Graf gab sich betont locker und überlegen, erklärte gleich zu Beginn seiner Befragung: "Ich antworte in Hochdeutsch, da im Saal viele Freunde anwesend sind, die keinen Dialekt verstehen." Gemäss seinen Aussagen hatte er sich seit 1991 mit dem Revisionismus beschäftigt. Nachdem der im Baselbiet tätige Französisch- und Lateinlehrer Ende 1992 im Eigenverlag das Buch "Der Holocaust auf dem Prüfstand" herausgegeben hatte, war er fristlos aus dem Schuldienst entlassen worden.

 Was richtig, was falsch

 1993 hatte Förster ihm das Buch "Auschwitz - Tätergeständnisse und Augenzeugen des Holocaust" in Auftrag gegeben. Er habe, so Förster an der Verhandlung, damals einen Abzug davon an Bundesanwältin Carla Del Ponte zur Beurteilung geschickt. "Da ich keine Antwort bekam, bin ich davon ausgegangen, dass das Werk in Ordnung ist." Der pensionierte Physiker und ehemalige Wehrmachtsoffizier Förster hatte in Würenlos, wo er lebte und eingebürgert worden war, die "Neue Visionen GmbH, Verlag und Vertrieb von Publikationen und Tonträgern jeder Art" gegründet. Auch nachdem die Polizei in seinem Unternehmen Hausdurchsuchungen durchführte, hatte Förster weitere einschlägige Schriften veröffentlicht und bei Graf das Buch "Todesursache Zeitgeschichtsforschung" in Auftrag gegeben. An der Verhandlung sagte Förster, er habe "endlich eine Diskussion darüber, was richtig und was falsch ist", gewollt. Beim Lesen historischer Bücher sei er auf dermassen unterschiedliche Zahlen über im Zweiten Weltkrieg getötete Juden gestossen, dass er sich "wahnsinnig darüber geärgert" habe.

 Technisch nicht möglich

 "Ich ertrage die Lüge nicht, ich will die historische Wahrheit", so ein Credo von Jürgen Graf. Es habe im Dritten Reich weder einen Plan zur physischen Ausrottung der Juden gegeben noch Vernichtungslager. Massenmorde in Gaskammern seien technisch gar nicht möglich gewesen: "Ich habe hier 550 Franken. Die gebe ich demjenigen, der mir Dokumente über Judenvergasungen zeigt!", rief er, ein Bündel Banknoten schwingend, in den Saal und weiter: "Jeder dritte Jude glaubt nicht mehr an Gott, aber an die Gaskammern. Das ist der Kitt, der die Juden zusammenhält." Schliesslich reklamierte Graf, dass dies ganz klar ein politischer Prozess sei, "denn hier sind Menschen wegen ihrer Ansichten, nicht wegen Taten angeklagt".

 Höchststrafen gefordert

 Staatsanwalt Dominik Aufdenblatten hatte für die beiden Angeklagten die höchsten bis dahin je geforderten Strafen für Verstösse gegen das Antirassismusgesetz beantragt: 17 Monate für Förster, 18 Monate für Graf - beide unbedingt. Die Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert.

 Das Bezirksgericht Baden unter Präsidentin Andrea Staubli räumte in der Begründung des Schuldspruchs zwar ein, dass das am 1. Januar 1995 in Kraft getretene so genannte "Antirassismusgesetz" tatsächlich - wie von einem Verteidiger moniert - in einem gewissen Spannungsfeld mit Grundrechten wie Meinungsäusserungsfreiheit, Wissenschafts- und Pressefreiheit stehe. Unrichtige Informationen und unwissenschaftliche Elaborate würden allerdings die Meinungsfreiheit nicht tangieren. Die 12 respektive 15 Monate Haft seien unbedingt, "weil Charakter und Vorleben erwarten lassen, dass beide Beschuldigten weitermachen".

 Gerhard Förster starb zwei Monate nach dem Prozess. Jürgen Graf zog das Urteil weiter; im Juni 1999 bestätigte das Obergericht die 15 Monate unbedingt. Graf jedoch entzog sich der Haftstrafe durch Flucht. Er heiratete eine Russin und lebt mit ihr in Moskau.

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 Update

 Am 22. Juli 1998 hatte das Bezirksgericht Baden den 78-jährigen Gerhard Förster und den 47-jährigen Jürgen Graf schuldig gesprochen der Rassendiskriminierung und zu unbedingten Strafen von 12 respektive 15 Monaten Gefängnis verurteilt. In seinem in Würenlos domizilierten Verlag hatte Förster Bücher von Graf herausgegeben, in welchen behauptet wurde, es habe nie eine planmässig durchgeführte Massenvernichtung von Millionen von Juden im deutschen Einflussbereich gegeben.

 Beide Verurteilten haben ihre Strafen nie angetreten: Förster starb wenige Wochen nach dem Prozess, Graf flüchtete ins Ausland. (rmm)

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NEONAZIS SCHWEDEN
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Newsnetz 31.12.09

Neonazis liessen "Arbeit macht frei"-Schild klauen

cha

Hinter dem Diebstahl in Auschwitz stecken schwedische Rechtsextreme. Offenbar wollten sie das Schild an einen Sammler verkaufen, um Bombenanschläge gegen Politiker finanzieren zu können.

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren: Die polnischen Behörden haben Schweden gestern offiziell um Amtshilfe gebeten, damit der Diebstahl des Schriftzugs "Arbeit macht frei" aus dem ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz aufgeklärt werden kann. Wie der polnische Fernsehsender TVP berichtet, kennt die Polizei bereits die Namen des Auftraggebers sowie des Sammlers, der das Schild kaufen wollte: Beide sind schwedische Staatsbürger.

Pikant: Der Auftraggeber soll einer Neonazi-Gruppe nahestehen, wie die schwedische Zeitung "Aftonbladet" schreibt. Diese habe den Schriftzug für umgerechnet knapp 150'000 Franken an einen Sammler verkaufen wollen. Mit dieser Summe hätten die Vorbereitungen für Bombenanschläge auf das schwedische Parlament, das Aussenministerium sowie die Wohnung von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt finanziert werden sollen. Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt, der schwedische Geheimdienst habe bestätigt, dass in diese Richtung ermittelt werde.

Schild abgeschraubt

Das fast fünf Meter lange und 30 Kilogramm schwere Schriftzug, der am Haupttor des KZ hing, wurde Mitte Dezember gestohlen. Nach einer Grossfahndung wurden die Bruchstücke im Norden Polens wiedergefunden. Fünf Männer wurden festgenommen. Es handelt sich bei ihnen um Kleinkriminelle.

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Süddeutsche Zeitung 31.12.09

Spur nach Schweden

 Medien: Neonazis stecken hinter Diebstahl in Auschwitz

Von Thomas Urban

 Warschau— Die polnischen Behörden haben am Mittwoch Schweden offiziell um Amtshilfe bei den Ermittlungen wegen des im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz gestohlenen Schriftzuges "Arbeit macht frei" gebeten. Die Staatsanwaltschaft in Krakau teilte mit, dass die mutmaßlichen Auftraggeber für den Diebstahl vor knapp zwei Wochen in Schweden leben, es handle sich nicht um einen polnischen Staatsbürger. Warschauer Medien berichteten, die Spuren führten zu einer rechtsextremen Gruppe in Schweden. Schon drei Tage nach dem aufsehenerregenden Diebstahl hatte die Polizei den viereinhalb Meter langen und mehr als 30 Kilogramm schweren Schriftzug auf einem Baustellengrundstück bei Thorn (Torun) entdeckt und fünf Männer verhaftet. Bei vieren von ihnen handelt sich nach Angaben der Behörden um "gewöhnliche Kriminelle", die alle wegen Eigentumsdelikten oder Körperverletzung vorbestraft sind. Der fünfte, der als Hauptverdächtiger gilt, betrieb zuletzt eine Baufirma. Der Diebstahl hatte weltweit Empörung hervorgerufen.

 Die Stockholmer Boulevardzeitung Aftonb ladet berichtete, dass eine rechtsextreme Gruppe den Schriftzug an einen ausländischen Sammler habe verkaufen wollen. Dieser habe weit mehr als eine Million schwedische Kronen (etwa 100 000 Euro) geboten. Mit dieser Summe hätten die Vorbereitungen für Bombenanschläge auf den Reichstag, das Au-ßenministerium sowie die Wohnung von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt finanziert werden sollen. Ein Sprecher des Geheimdienstes Säpo in Stockholm bestätigte, dass in der Tat in diese Richtung ermittelt werde, nannte aber keine Einzelheiten. Nach anderen Presseberichten wollten die Auftraggeber mit dem Erlös aus dem Verkauf ihren Wahlkampf im kommenden Jahr finanzieren.

 Die Ermittlungen in Auschwitz ergaben unterdessen schwere Versäumnisse des Wachdienstes der Gedenkstätte. Zunächst hatte es geheißen, der Diebstahl habe am frühen Morgen stattgefunden.

 Wegen dichten Schneefalls seien die Uberwachungskameras praktisch ausgefallen. Die Verhöre ergaben jedoch, dass die Täter bereits am Vorabend gegen 18 Uhr unbehelligt auf das Gelände des ehemaligen KZ ge1~ngt seien. Sie hätten festgestellt, dass sie unzureichend ausgerüstet gewesen seien, und hätten in einem nahegelegenen Baumarkt noch eine Metallsäge sowie eine Leiter besorgt. Sie hätten den Schriftzug noch an Ort und Stelle in drei Teile zersägt. Dabei haben sie allerdings den Buchstaben "i" am Ende verloren. Er wurde erst am folgenden Tag im Schnee entdeckt. Durch ein Loch in der Umzäunung hätten sie die schweren Metallteile zu einem Lieferwagen gebracht.

 Die ganze Aktion sei gegen 21 Uhr abgeschlossen worden. Die Wachleute aus der betreffenden Schicht wurden mittlerweile vom Dienst suspendiert. Laut Polizei gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass einer der Wachmänner mit den Dieben zusammengearbeitet haben könnte. Die Regierung hat fast 100 000 Euro für die Installation eines moderneren Überwachungssystems zur Verfügung gestellt.

 Die Täter wurden ermittelt, nachdem die polnische Regierung eine Belohnung für ihre Ergreifung in Höhe von umgerechnet 28 000 Euro ausgesetzt und möglichen Informanten absolute Anonymität zugesichert hatte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird diese Summe vermutlich unter mehreren Tippgebern aufgeteilt. Einer der Festgenommenen führte die Ermittler zu dem Grundstück, auf dem die drei Teile des Schriftzuges vergraben waren. Diesen hatten 1940 polnische Häftlinge auf Befehl der deutschen Lagerleitung angefertigt.

 In dem Lager Auschwitz 1 waren zunächst Angehörige der polnischen Führungsschicht interniert, später kamen vor allem sowjetische Kriegsgefangene hinzu. Die Zahl der Toten von Auschwitz 1 wird auf bis zu 70 000 geschätzt. In Polen gilt die zynische Parole "Arbeit macht frei" vor allem als Symbol für den Kampf der deutschen Besatzer gegen die polnische Elite. Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau oder Auschwitz II, in dem wohl mehr als eine Million Juden aus ganz Europa, meist Polen, von der SS ermordet wurden, befindet sich knapp drei Kilometer davon entfernt.

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STADTENTWICKLUNG
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Spiegel 4.1.10

Stadt der Gespenster

Hamburgs Milliardeninvestitionen und der Widerstand der Bürger

Philipp Oehmke

Hamburg investiert Milliarden in seine Zukunft. Doch viele Projekte stoßen auf Widerstand: Künstler besetzen leere Gebäude, nachts brennen Autos und Barrikaden. Es geht um die Frage, wie man eine Stadt verändert, ohne eine Revolte ihrer Bürger auszulösen. Von Philipp Oehmke

Es sind nur drei Seiten, ausgedruckt aus dem Internet, und da liegen sie auf seinem Schreibtisch. Richard Florida hat sie kurz überflogen, doch schon nach dem ersten Satz hat es ihm gereicht. Es geht wieder gegen ihn.

Er liest dort: "Ein Gespenst geht um in Europa, seit der US-Ökonom Richard Florida vorgerechnet hat, dass nur die Städte prosperieren, in denen sich die ,kreative Klasse' wohl fühlt." Die "kreative Klasse", ja, das ist sein Begriff. Er legt die Seiten weg. Er versucht ein Lächeln.

Der Satz, den er gelesen hat, kommt vom anderen Ende der Welt. Er kommt aus Hamburg in Deutschland, und mit ihm beginnt ein Manifest, das Hamburger Künstler, Musiker und soziale Aktivisten im Oktober 2009 veröffentlicht haben. Dieses Manifest hat in den vergangenen Wochen viel Aufsehen erregt in Hamburg und auch in Deutschland, es richtet sich gegen eine Stadtentwicklungspolitik, die auf einer Theorie aufbaut, die Richard Florida in den letzten Jahren entwickelt hat.

Floridas Theorie besagt, dass Städte sich neu erfinden müssen. Dass sie nicht mehr wie in den neunziger Jahren versuchen sollen, Unternehmen anzuwerben, sondern Menschen, und zwar die richtigen: die, die etwas erfinden, die, die etwas voranbringen und der Stadt ein Image geben. Er hat diese Menschen die "kreative Klasse" genannt.

Und er hat damit einen Kampf um Menschen ausgerufen.

Diese Theorie hat ihn berühmt und reich gemacht und zu einem der gefragtesten Redner in Nordamerika. Tausend Anfragen, sagt er, hatte er allein im Jahr 2009. Seine Bücher über die "kreative Klasse" und darüber, warum diese überlebenswichtig ist für jede Stadt, wurden zu Bestsellern, seine Theorie zum kaum angefochtenen Axiom moderner Stadtentwicklung. Richard Florida ist eine Art Guru für die Stadtplaner.

In Europa hat sich kaum eine Stadt so auf Florida verlassen wie die alte Kaufmannsstadt Hamburg. Vor ein paar Jahren kam der damalige Wissenschaftssenator Jörg Dräger plötzlich mit den Büchern von Florida unterm Arm in den Senatsbehörden an. Es war kurz vor der Sommerpause, und Draeger verteilte die Bücher unter den Senatsmitgliedern: Bitte über den Sommer lesen. Darin stehe, wie es gehen kann. Wenig später hat die Stadt Hamburg dann die Unternehmensberater von Roland Berger losgeschickt, um herauszufinden, wie sich Floridas Lehre für Hamburg umsetzen lässt. "Wir wollten ihm nicht blind hinterherrennen, aber seine Überlegungen waren der Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung unserer Metropolstrategie", sagt Dräger heute.

Das Ergebnis hieß "Talentstadt Hamburg", und Florida kam damals in seiner Eigenschaft als Guru sogar höchstpersönlich in die Stadt und hielt Vorträge.

Und jetzt soll das alles gegen ihn zurückschlagen? Ein Gespenst geht um? Und er soll dieses Gespenst losgelassen haben? Ein Manifest? Was hat sich denn dort plötzlich verändert in Hamburg?

Was sich verändert hat, hätte Richard Florida gut sehen können an einem Abend vor ein paar Wochen, als ein Bündnis von Aktivisten, das sich "Recht auf Stadt" nennt, in der Jupi-Bar traf, einer provisorischen Sperrmüllkneipe im Gängeviertel. "Recht auf Stadt" ist ein Zusammenschluss von knapp 20 Initiativen, die im Einzelnen sehr verschiedene Ziele verfolgen, doch vereint sind in ihrem Kampf gegen jene Stadtteilveränderungen, die die Stadtgeografie inzwischen Gentrifizierung nennt: die politisch gewollte, gezielte Aufwertung ärmerer Wohngegenden, die meist zu einem Austausch der Bevölkerung führt. Arm geht, Reich kommt.

An diesem Abend ist das Gängeviertel seit gut drei Monaten besetzt. Einst ein Wohnquartier für Handwerker, Arbeiter und Tagelöhner, das sich vom Hafen bis weit in die Innenstadt zog, gehörten diese Häuser zu den ältesten in Hamburg, ein letzter Rest von ihnen blieb stehen in einem besonders toten Teil der ohnehin grandios toten Hamburger Innenstadt, ausgerechnet im Schatten der Hochhäuser des Axel-Springer-Verlags.

Die Häuser gehörten der Stadt, die meisten standen leer, die Stadt ließ sie verfallen und war glücklich, als sie vor über einem Jahr endlich einen Käufer fand. Der holländische Investor Hanzevast erwarb die Häuser, wollte ein paar Fassaden erhalten, aber ansonsten Glas- und Stahlarchitektur da hinstellen, Büros und hochpreisige Wohnungen. Solche Anlagen gehören zum Geschäft einer Firma wie Hanzevast, und deshalb war das ein logischer Plan, doch die Wirtschaftskrise brachte Hanzevast in Nöte, der Baubeginn verzögerte sich, und im August 2009 besetzten rund 200 Künstler die Häuser.

"Die Stadt gehört ja eigentlich allen" soll an diesem Abend das Thema der Diskussion heißen, doch sie kann nicht beginnen, weil zu viele gekommen sind. Die meisten von ihnen wissen nicht viel über Stadtsoziologie, plötzlich gibt es all diese Begriffe, "Gentrifizierung", die "Stadt als Unternehmen" oder "wachsende Stadt". "Gentrifidingsbums" steht auf einem Plakat in der Sperrmüllkneipe. Lautsprecher werden nach draußen getragen auf den Bürgersteig, damit die gewaltige Menschentraube, die hier noch auf Einlass wartet, zumindest mithören kann.

Es stehen hier junge Frauen mit etwas unordentlichen Haaren, gut möglich, dass sie letzte Woche noch in Kambodscha ein soziales Jahr beendet haben. Genauso stehen dort Damen über sechzig, die beigefarbene Blousons tragen und silbern glänzende Kurzhaarfrisuren. Die Menschen hier sind sehr verschieden, manche sind reich, andere haben kein Geld, einige kommen aus der linken Subkultur, andere aus dem Bürgertum. Aber sie alle eint wohl ein Unbehagen an dieser Stadt, deren Erscheinungsbild sie in den letzten Jahren nicht mitbestimmen konnten, als überall alte Häuser modernen Bürokomplexen aus Glas und Stahl weichen mussten, viele von ihnen stehen auch heute noch leer.

Da ist jemand wie der Superstar-Maler Daniel Richter, der sich und seine mediale Macht als Schirmherr des Gängeviertels zur Verfügung stellte und den Protest bis tief in das Hamburger Bürgertum an die Alsterufer trug. Da ist Rocko Schamoni, der einen neuen Lebenssinn gefunden hat und kurzzeitig seine Karriere als Bestsellerautor und Theaterregisseur aussetzt und seine Zeit nur noch dem Kampf gegen jenen "bunten, frechen Stadtteil" widmet, zu dem die Stadt das alte St. Pauli machen will. Oder da sind junge Menschen, die bis vor kurzem in New York oder in Südamerika gelebt haben, aber nun nachts im Gängeviertel die Wände streichen und dort ein neues New York und Südamerika gefunden haben. Sie alle bilden eine gewaltige neue Protestbewegung, und sie erklären die Stadt zu einer Art Laboratorium.

"Die Stadt", so schreibt es die US-amerikanische Soziologin Saskia Sassen, "ist schon lange ein strategischer Schauplatz für die Erkundung der dringendsten Themen, mit denen die Gesellschaft zu kämpfen hat." Und so könnte man sagen, dass Hamburg in diesen Wochen wie ein Brennglas funktioniert, in dem die Konflikte des kommenden Jahrzehnts schon jetzt zu erkennen sind. Es geht um Verändern gegen Bewahren, um Eigentum gegen Gemeinwesen und vor allem um Wirtschaftlichkeit gegen Soziales.

Diese Gegensätze sind überall sichtbar. Wer genau hinsieht, erkennt die Konfliktlinien, die sich wie rote Äderchen durch die Stadt ziehen und zusammengenommen einen ziemlichen Wahnsinn ergeben: Da wird mit Milliardeninvestitionen ein neuer Stadtteil hochgezogen, die HafenCity, ein weltweit beachtetes Prestigeobjekt; in ihr wächst gerade der Rohbau der Elbphilharmonie, sie soll das vielleicht spektakulärste Konzerthaus der Welt werden, doch sie ist jetzt schon dreimal teurer als geplant; in St. Pauli sind die ehemals besetzten Häuser der Hafenstraße inzwischen umzingelt von neuen gläsernen Türmen, der sogenannten Perlenkette, die sich kilometerlang am Elbufer erstreckt, doch auf Plakaten steht "Perlenkette zerbeißen"; der Besetzung des Gängeviertels folgte sogleich ein zweite, 130 Künstler weigerten sich, ein heruntergekommenes ehemaliges Karstadt-Gebäude im Stadtteil Altona zu verlassen, an dessen Stelle eine Ikea-Filiale entstehen soll; die "Rote Flora", ein von Autonomen besetztes Kulturzentrum, gehört einem Investor, der mit Verkauf droht, was eine Räumung nach sich ziehen würde und bürgerkriegsartige Straßenschlachten.

Es brennen ja ohnehin in Hamburg wöchentlich Autos, angezündet von Unbekannten, und neulich wurde erstmals in der Geschichte dieses Landes eine Polizeiwache mit Molotowcocktails angegriffen, Streifenwagen brannten.

Seit ein paar Monaten brodelt es in dieser Stadt, und dazu passt auch, dass 184 500 Bürger der Stadt aus dem Nichts heraus ein Volksbegehren gegen eine Schulreform unterschrieben. All das findet statt unter den Versuchsbedingungen einer schwarz-grünen Koalition, der ersten auf Landesebene: Eine Stadt kämpft um ihre Identität, und in ihrem Aufbegehren gegen die Gentrifizierung sind es interessanterweise die Linken, die das Bestehende verteidigen.

Zu Beginn dieses Jahrzehnts sah es so aus, als würden die großen Kämpfe auf dem Feld der Weltwirtschaft ausgetragen, gegen die Globalisierung, gegen den Klimawandel, gegen die Überschuldung der afrikanischen Länder. Doch diese Protestströmung ist fast verschwunden. Stattdessen gibt es eine, die ihre Aufmerksamkeit auf das Gegenteil von Globalisierung richtet. Sie zielt nicht auf die große Perspektive, nicht auf die Frage: Wie sollen die Afrikaner in Afrika leben, sondern: Wie wollen wir in unserer kleinsten Einheit, in unserer Stadt, in unserem Viertel, leben?

In der Sperrmüllkneipe im Gängeviertel herrscht an diesem Abend Einigkeit darüber, dass diese Frage die Stadt Hamburg in den letzten Jahrzehnten nicht interessiert hat. Christoph Schäfer spricht, er ist einer der Anführer von "Recht auf Stadt" und der Gründer von Park Fiction, einer Initiative gegen Gentrifizierung in St. Pauli. Er trägt eine grüne Trainingsjacke unter seinem Cordsakko und redet von Walter Benjamin und Georg Simmel, die schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Stadt als Nukleus für die großen sozialen Kämpfe des Jahrhunderts erkannt haben. Später spricht er von dem linken Soziologen Henri Lefebvre, der in den sechziger Jahren am Beispiel der Pariser Vororte das "Recht auf Stadt" formuliert hat, und von David Harvey, dem marxistischen Sozialtheoretiker, der die Wurzeln der Finanzkrise in einer neoliberalen Stadtpolitik entdeckte. Schnell wird klar, immer geht es um den gleichen Gegensatz: Die Stadt ist der Kapitalist, der Profit machen will, die Bürger sind die Arbeiter, die dafür ausgenutzt werden.

Und die Künstler sollen dabei die Marionetten sein: "Zwischenbeleber", wie einer sagt, die einem Stadtteil ein buntes Image geben, damit er besser vermarktet werden kann.

Deswegen haben sie dieses Manifest geschrieben und "Not in Our Name, Marke Hamburg!" genannt. Die "Zeit" hat es abgedruckt und auch das "Hamburger Abendblatt" aus dem Axel-Springer-Verlag.

Doch es gibt ein Problem: Die Stadt hat nicht so reagiert, wie es die Besetzer von ihr erwartet hatten. Und das wiederum liegt mittelbar an diesem Mann in Toronto, an Richard Florida. Jahrelang hat die Stadt überlegt, wie sie Floridas "kreative Klasse" in Hamburg ansiedeln könnte. Sogar Unternehmensberater hat sie losgeschickt. Und jetzt kommt die kreative Klasse von ganz allein. 200 Künstler. Und das mitten in der Stadt, eigentlich ein Glücksfall.

Also hat die Stadt am 22. August, dem ersten Tag der Besetzung, nicht die Polizei losgeschickt, damit sie die Hausbesetzer vertreibt, wie sie das früher getan hätte. Die Stadt hat stattdessen Dirk Petrat geschickt, damit er mit den Künstlern redet. Vielleicht haben die Künstler ja ein berechtigtes Anliegen.

Dirk Petrat ist Jurist, er ist Amtsleiter für Medien, Tourismus und Marketing in der Kulturbehörde, an die Schränke in seinem Büro hat er selbstgemalte Gemälde seiner Kinder geheftet, der Bildschirmschoner seines Rechners zeigt Postkartenansichten von Hamburg. Er ist ein Mann eiserner Prinzipien und trägt gern farbenfrohe Krawatten.

Petrat ist aus seinem Büro in der Hanseviertel-Passage ins Gängeviertel gegangen, zehn Minuten zu Fuß. Er stand dann in einem der Höfe dort und fragte herum, wer denn hier etwas zu sagen habe. Er sei von der Stadt, er wolle verhandeln. Und er wolle bitte schön überprüfen lassen, dass hier nichts einstürzt, er wolle nicht, dass hier jemandem etwas passiert.

Die Besetzer waren sprachlos. Einige hatten sich zuvor von ehemaligen Hafenstraßen-Autonomen Rat geholt. Die hatten sie auf einen knallharten Häuserkampf eingeschworen. Und dann kommt so ein freundlicher Mann von der Stadt und hat erst mal Verständnis für so vieles?

Petrat wollte Nutzungsvereinbarungen schließen. Die Besetzer könnten doch erst mal dort bleiben, nur müsse alles seine Ordnung haben. Dem Abteilungsleiter begann seine neue Aufgabe Spaß zu machen. Auf jede Absprache mit den Besetzern könne man sich verlassen, sagt er und klingt dabei wie ein Vater, dessen Kinder manchmal ein bisschen übermütig sind, auf deren guten Kern man aber doch zählen kann.

Dann beschlossen Petrat und der Senat, die Häuser von den Holländern zurückzukaufen. 2,8 Millionen Euro hat das gekostet, plus der Summe, die die Holländer ohnehin schon bezahlt hatten. Wenn man so will, hat diese 2,8 Millionen Richard Florida der Stadt eingebrockt.

In Toronto sagt Richard Florida, man solle ihn Rich nennen, er trägt ein helles Jeanshemd, Motorradstiefel und hat eine Gesichtsbräune frisch aus Miami. Er brüht doppelte Espressi auf in der großen offenen Küche seines Instituts und hält ein Kurzreferat über Karl Marx. Durch die riesigen Fensterfronten hat man einen Blick über die Stadt Toronto im Schnee.

Die Fakultät, die der Universität angegliedert ist, hat Florida vor drei Jahren aufgebaut, und er hat sie Prosperity Institute genannt. Ein Institut für den Wohlstand. Es soll hier um die Fragen des Zusammenlebens gehen. Wie müssen wir das organisieren, dass Städte sich häuten können, ohne dass es zu Aufständen kommt?

Er hat 20 Mitarbeiter, Geologen, Ökonomen, Sozialwissenschaftler. Sie forschen über den Kapitalismus, wie sich dessen Bedingungen verändert haben in einer Zeit, in der die westliche Wirtschaft nicht mehr durch körperliche Arbeit in den Fabriken vorangetrieben wird, sondern durch intellektuelle, durch kreative Arbeit.

Florida hat den Städten einiges an Instrumenten an die Hand gegeben, er hat die Drei-T-Formel erfunden, die die Städte nie aus den Augen verlieren sollten: Technologie, Talent und Toleranz. Er hat einen "Creativity Index" gebildet, einen "Gay Index" und einen "Bohemian Index", nach denen Städte zu beurteilen seien.

"Doch es geht nicht darum, diese Werte zu simulieren. Es geht darum, sie zu haben. Sie können auch einem dicken Mann kein T-Shirt mit einem flotten Aufdruck überziehen und sagen, der Typ sei jetzt plötzlich cool. Ich habe in all meinen Büchern nie von Marketing gesprochen. Und ich möchte auch keine Rezepte für Gentrification liefern."

Dass eben die genauen Handlungsanweisungen bei Florida fehlen, hat Björn Bloching von Anfang an gestört. Also hat er sich mit seinen Unternehmensberatern hingesetzt und versucht, die Lehren des Gurus aus Toronto für Hamburg anwendbar zu machen. Bloching ist der Hamburg-Chef der Unternehmensberatung Roland Berger, und er hat im Jahr 2007 das Gutachten verantwortet, das Hamburg zur Talentstadt machen sollte. Es ist nichts daraus geworden, inzwischen hat Hamburg das Leitbild "Talentstadt" schon längst wieder aufgegeben. Die Moden in der Stadtökonomie wechseln schnell. "Das war doch letzte Legislatur", sagt einer aus der Stadtverwaltung. Das neue Leitbild der schwarz-grünen Koalition lautet: "Wachsen mit Weitsicht". Das Wachsen für die CDU, die Weitsicht für die Grünen.

Bloching fand das schade, er glaubte, Hamburg als Talentstadt voranbringen zu können. Doch dann hatte er schon wieder eine neue Idee.

Morgens um acht Uhr kommt er zu einem Frühstück in ein scheußliches Hamburger Designhotel. Draußen vor dem Hotel steht sein Fahrrad, er trägt einen groben schwarzen Wollpullover und wirkt, als wäre er direkt aus dem Gängeviertel hierhergeradelt: Die Grenzen zwischen Protest und Establishment sind inzwischen verwaschen, gut 40 Jahre nachdem in den späten sechziger Jahren linke Protestkultur in Deutschland erstmals identifizierbar wurde.

Das sieht man auch an der Sprecherin des Gängeviertels, an Christine Ebeling. Sie würde man wiederum eher bei Roland Berger in der HafenCity vermuten. Sie trägt meistens High Heels, schwarze Nylonstrümpfe und Businessrock.

Bloching hat sie neulich getroffen, erzählt er, bei einem Spaghetti-Arrabiata-Essen, das regelmäßig stattfindet, das eine Institution in Hamburger Kulturkreisen ist. Bloching und Ebeling sind formal Gegner: er, der Unternehmensberater, der Turbokapitalist, der die Stadt berät, wie sie Stadtteile aufwerten kann; sie, die Künstlerin, die Hausbesetzerin, die die Stadt gezwungen hat, ihre Pläne im Gängeviertel zu ändern.

"Aber die scheint ja ganz vernünftig zu sein", sagt Bloching und erzählt dann, wie er ihr vorschlug, dass die Unternehmensberatung Roland Berger in das Gängeviertel einziehe. Das wäre doch was! Es war nur ein Gedankenspiel, das er inzwischen wieder verworfen hat, doch es zeigt, wie verschwommen die Grenzen geworden sind zwischen Superkapitalismus und Hausbesetzung. "Es wäre genial gewesen im Gängeviertel", sagt Bloching. "Wir hätten einen Open Space errichtet, Stipendien für die Künstler vergeben, Artists in Residence gehabt. Und wir hätten durch unsere Kunden einen Absatzmarkt für die Künstler geschaffen, die wiederum unsere Berater inspiriert hätten." Außerdem, fügt er an, komme man vom Gängeviertel schnell zum Flughafen.

Doch irgendwie ist er mit diesem Vorschlag nicht durchgedrungen, nicht bei der Kultursenatorin und erst recht nicht bei Christine Ebeling, natürlich nicht.

"Mag sein, dass die das indiskutabel finden", sagt Bloching. "Aber sie sollten moralisch nicht auf einem zu hohen Ross sitzen."

Tatsächlich kann man sich fragen, was eigentlich den Künstlern das Recht verleiht, mehr oder weniger umsonst in bester Innenstadtlage Ateliers zu fordern. Gerade wer sozial denkt, und das ist der Kern der Gentrifizierungskritik, könnte auch sagen, es gibt Bedürftigere, die in diesen Häusern eine Bleibe finden sollten, als ein paar Bürgerkinder, für die eine Hausbesetzung sich im Grunde nicht besonders von einer Rucksacktour durch Asien unterscheidet.

"Ich habe bei dem Abendessen gesagt: Warum gehen die Künstler nicht nach Dulsberg, wo es billig ist?" Dulsberg ist ein grauer, kriegszerstörter Stadtteil im Osten von Hamburg.

In Dulsberg könne man doch nicht kreativ sein, habe ihm einer geantwortet.

"Das ist natürlich eine schwierige Argumentation", sagt Bloching.

Denn in Wahrheit hat ja Kunst immer genau so funktioniert. Künstler gehen eben doch nach Dulsberg, wie sie in New York auch mittlerweile nach Queens ziehen, weil sie nicht darauf hoffen können, einen Hinterhof in SoHo zu beziehen.

Die Hamburger Künstler aber gehen nicht nach Dulsberg. Sie gehen lieber nach Altona. Dort in der Fußgängerzone, die aussieht, wie man sich in den siebziger Jahren die Moderne vorgestellt hat, und die mittlerweile ein Relikt des Waschbeton-Wahnsinns dieser Ära ist, findet seit einigen Wochen die nächste Besetzung statt: ein altes Karstadt-Gebäude, das seit sechs Jahren leer steht. Der Erfolg im Gängeviertel hat Mut gemacht.

Dirk Petrat aus der Kulturbehörde macht das Sorgen. "Der Gängeviertel-Nachahmer-Effekt ist gefährlich", sagt er. Die Stadt will den Altonaer Künstlern für ein Jahr eine ehemalige Polizeikaserne anbieten, danach einen Bunker. Die Künstler reagierten reserviert. Irgendwie könne man mit den Besetzern nicht so gut reden wie mit denen im Gängeviertel, sagt Dirk Petrat und klingt tatsächlich ein bisschen enttäuscht.

Viele Menschen in Altona finden es gut, dass der alte Karstadt-Kasten abgerissen wird und stattdessen ein blau-gelber Ikea-Quader dorthin kommt. Sie haben eine Unterschriftenliste für Ikea ausgelegt. Aber es gibt noch ein zweite Unterschriftenliste - gegen Ikea. Die ist aber nicht ganz so lang. Es steht 9380 gegen 1800. Das war die letzte Zahl, die die Gegner veröffentlicht haben, sie können allerdings noch bis Februar sammeln.

Altona ist ein schwieriger Stadtteil, die Arbeitslosigkeit ist hoch, der Anteil der Ausländer ebenso, aber in den niedlichen Straßen des Altonaer Viertels Ottensen hat die Gentrifizierung schon längst begonnen.

Die Fronten in der Schlacht der Argumente sind ziemlich verworren: Nichts an dieser Fußgängerzone scheint erhaltenswert, aber die Anwohner befürchten ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch Ikea, ein Unternehmen, das auch ein paar Arbeitsplätze nach Altona bringen würde; mal ganz davon abgesehen, dass die meisten Besucher, die zu diesen Diskussionsveranstaltungen kommen, zu Hause ihre Bücher in Billy-Regale gestellt haben.

An diesem Abend geht es um das Thema: Probleme und Perspektiven von Hausbesetzungen früher und heute. Frank moderiert. Frank ist einer der ehemaligen Autonomen der Hafenstraße, heute trägt er einen anthrazitfarbenen Rollkragenpullover, ordentliche Jeans, seine Haare haben einen Graustich. Drei Frauen sind aus dem Gängeviertel geladen, unter ihnen Christine Ebeling, die Sprecherin. Die anderen beiden sind deutlich jünger und vor allem verwirrter. Sie verbessern sich gegenseitig, fallen sich immer wieder ins Wort. Ja, sie sind erschöpft.

"Besetzung ist ein Fulltime-Job", sagt die eine.

Man will sich austauschen über die Erfahrungen bei der Hausbesetzung. Vielleicht können die Gängeviertel-Frauen ja noch etwas lernen. Andererseits ist das unwahrscheinlich, denn sie sind ja die Shootingstars der Hausbesetzer, wie es der Hafenstraßen-Mann Frank formuliert. Sie haben es geschafft, zwölf Häuser zu besetzen, zu konsolidieren, und können nach nur vier Monaten sogar bleiben. Dafür haben die Hafenstraßen-Besetzer in den achtziger und neunziger Jahren zehn Jahre und unzählige Straßenschlachten gebraucht.

"Gut, ihr habt es auch etwas einfacher", sagt Frank. "Ihr habt keine Leute aus dem RAF-Umfeld und keine Junkies."

Und das ist, zumindest auf dieser Podiumsdiskussion in der Sperrmüllkneipe, gleichzeitig auch das Problem der drei Gängeviertel-Vertreterinnen: Sie sind zu brav.

Ob das in Ordnung ist, so eng mit der Stadt zu kooperieren? Ist es in Ordnung, sich, wie es heißt, "institutionalisieren zu lassen"? Muss es nicht irgendwann auch mal einen Polizeieinsatz geben?

"Everybody's Darling ist irgendwann auch everybody's Depp", sagt Frank aus der Hafenstraße.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute sehen Besetzer aus wie Unternehmensberater und umgekehrt. Die Springer-Presse druckt Manifeste aus der linken Subkultur, ein Guru in Toronto fängt an, Marx zu zitieren, damit er nicht in Verdacht gerät, die Rezepte für Gentrifizierung zu liefern; der Unterhändler der Stadt spricht über die Künstler wie über seine Kinder, während sich die Stadt inoffiziell mit den Besetzern verbündet. Der alte Verbündete, ein Finanzinvestor, den die Städte bis vor kurzem niemals verprellt hätten, ist zum Gegner geworden.

Und all dies scheint plötzlich auf in einer Situation, die sich an einem späten Nachmittag im Gängeviertel abspielt. Marc, ein Künstler, der dort ein Atelier hat, ist im Stress. Die Saga, eine der Hausverwaltungen der Stadt, war da. Die Saga-Leute drohten, das obere Stockwerk eines Hauses zu sperren, zu viel Bauschutt, Einsturzgefahr. Marc bimmelt mit seinem Handy schnell einige Leute herbei, zum Aufräumen. Dann muss er weg. Er soll eine Führung machen. Die Volkshochschule ist wieder da.

"Die kommen ständig", sagt er.

Und so führt er an diesem Abend neun Hamburger Damen in bunten Blousons durch die besetzten Häuser. Er zeigt ihnen die Ateliers, die Höfe, die Galerien. Die Damen sind begeistert. Eine von ihnen fühlt sich an die Zeit in Hamburg nach dem Krieg erinnert, an die Aufbruchstimmung damals, eine andere sagt: "Ich lebe seit 60 Jahren in Hamburg. Das ist das erste Mal, dass sich hier Widerstand regt gegen die Stadtpolitik, die hier immer üblich war, bei der wir nicht gefragt wurden."

Den Damen wird das Manifest ausgehändigt, dasselbe, das bei Richard Florida in Toronto auf dem Schreibtisch liegt. Sie lesen laut. Sie finden alles sehr richtig. So weit ist es schon. Womöglich hat die Stadt tatsächlich ein Problem.

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2.1.2010 Kopenhagen -- Toronto -- Paris -- Strasbourg/ Baden-Baden

- Action against the Danish police and the power of attorney
- Statement from our friends who are still imprisoned in Denmark
- COP-enhagen.net: net-working to tackle repression, police brutality and civil rights violations
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