MEDIENSPIEGEL 14.1.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Norient, DS)
- Tour de Lorraine
- Kinosterben Bern
- Sicherheitswahn: Polizei-Initiative und Entente Bernoise
- Drahtzieher Urs Frieden
- Kokain: Herztod-Risiko
- Pnos will 3-4% der Stimmen
- Autonome Schule ZH im Stall 6
- Gipfelsoli-News 13.1.10

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REITSCHULE
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Do 14.01.10  
20.00 Uhr - Grosse Halle - INDIENFORUM: Eröffnung der Ausstellung mit Performance von Stan's Cafe
20.00 Uhr - Kino - Norient-Musikfilmfestival: Sleepwalking Through the Mekong, Dokumentarfilm von John Pirozzi, U.S.A./Kambodscha, 2007. Beijing Bubbles, Dokumentarfilm von Susanne Messmer und George Lindt, Deutschland/China, 2006
20.30 Uhr - Tojo - "Uns geht's gut!" von Olivier Chiacchiari. 20 Jahre Club 111

Fr 15.01.10
20.00 Uhr - Kino - Norient-Musikfilmfestival: É Dreda Ser Angolano, Dokumentarfilm von Fazuma, Angola/Portugal, 2007. Slingshot HipHop, Dokumentarfilm von Jackie Reem Salloum, U.S.A./Israel/Palästina, 2008
22.00 Uhr - Dachstock - NORIENT/DISKOQUAKE präsentieren: Radioclit feat MC MoLaudi (U.K.), DaladalaSoundz feat. Martin Pecheur (DE/CH/Kamerun), DJ Mpula (Angola/Portugal), Funklore Deejay (Polen)

Sa 16.01.10
20.00 Uhr - Kino - Norient-Musikfilmfestival: Sou feia mas tô na moda - I'm Ugly but Trendy, Dokumentarfilm von Denise Garcia, Brasilien, 2005 RiP: A REMIX MANIFESTO, Dokumentarfilm von Brett Gaylor, U.S.A., 2009
22.00 Uhr - Dachstock - Da Sign & the Opposite (live), Plattentaufe: We sell you Tits and Glory, Are You Veda DJ-Team: Hermann Mohn, Johnny Bango, Le SlapOn!, Princess P, Reverend M&M, Rudenko Vladimir, Smatman, tintin

So 17.01.10
20.00 Uhr - Grosse Halle - INDIENFORUM: Förderverein CESCI präsentiert: Ekta Parishad und Jansatyagraha 2012
20:00 Uhr - Rössli - The Dreadnoughts (CAN) - Folk-Punk-Rock

Infos: http://www.reitschule.ch

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WoZ 14.1.10

Festival

 Norient

 Im Juni des vergangenen Jahres beschrieb Thomas Burkhalter für die WOZ neue Tendenzen einer Weltmusik abseits des Mainstreams (siehe WOZ Nr. 23/09) und wie diese auf dem Weg ist, hip und schick zu werden: global Ghettotech. Er stellte SoundkünstlerInnen vor, die aktuelle Popsounds schaffen, indem sie ein weltumspannendes Netz nutzen und so mit elektronischen Mitteln die unterschiedlichsten musikalischen Strömungen aus Afrika, Lateinamerika und Asien in neue Zusammenhänge bringen.

 Seit 2002 ist das international tätige "Independent Network for Local and Global Soundscapes" (Norient), dessen Herz im Berner Progr liegt, an den Schnittstellen von Musik und Gesellschaft aktiv. In ihrem Onlinemagazin beteiligen sich Interessierte aus aller Welt mit Beiträgen, reflektieren inspirierendes Schaffen aus den unterschiedlichsten Ländern.

 Das erste Norient Musikfilmfestival in der Berner Reitschule zeigt nun an einem langen Wochenende eine ganze Reihe von Filmen, lädt zur Diskussion ein, und verschiedene DJs lassen die kalten Winternächte im neuen Morgen ausklingen.

 Die US-amerikanische Band Dengue Fever bereiste zusammen mit der K hmer- Sängerin Chhom Nimol Kambodscha. Das Roadmovie "Sleepwalking through the Mekong" dokumentiert die se musikalische Suche nach Spuren der kambodschanischen Musik der sechziger und siebziger Jahre. In "Beijing Bubbles" lernt man fünf Bands aus der chinesischen Hauptstadt kennen und erfährt einiges über Träume und Hoffungen aus einer noch wilden Rock-'n'-Roll-Welt.

 "E dreda ser Angolano" lässt sich mit "Es ist cool, Angolaner zu sein" übersetzen. Im Mittelpunkt steht Radio Dreda, dessen Programm in vielen Minibussen auf den Strassen Luandas zu hören ist. Geschichten und Musik aus dem Lautsprecher begleiten eine gefilmte Reise im Minibus, versuchen etwas Klarsicht im Chaos der Hauptstadt herzustellen.

 "Unsere Musik besteht aus dreissig Prozent Hip-Hop, dreissig Prozent Literatur und vierzig Prozent dem da" sagt der palästinensische Rapper Tamer Nafer, der die israelische Staatsbürgerschaft besitzt. Mit "dem da" meint er die Gitterstäbe vor seinem Fenster, die Symbol dafür sind, dass er in einer Gesellschaft lebt, die ihm feindlich gegen übertritt. Er und andere palästinensische Rapper aus Gaza, Ramallah und Israel erhalten im Film "Slingshot Hip-Hop" ein Forum.

 Tati Quebra Barraco ist eine erfolgreiche Baile-Funk-Rapperin aus den Favelas von Rio de Janeiro. Sie und andere weibliche MCs - die "Funkeiras" - künden direkt und unverblümt von einem anderen weiblichen Rollenverständnis in "I'm Ugly but Trendy". Mit solchen Beiträgen bietet das Musikfilmfestival Norient überraschende Einblicke, verstärkt unbequeme Meinungen und regt zu Diskussionen an - etwa über das Thema Copyright und Copyleft. ibo

 1. Norient Musikfilm Festival in: Bern Reitschule, Kino und Dachstock, Do, 14., bis Sa, 16. Januar.

http://www.norient.com

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Bund 14.1.10

Film und Dancefloor 1. Norient Musikfilm-Festival
 
Störgeräusche aus den Gettos

 Das 1. Norient Musikfilm-Festival zeigt Filme aus jenen Metropolen, in denen im letzten Jahrzehnt neue aufregende Musik entstanden ist. Zum Beispiel aus Rio oder Luanda.

 Ane Hebeisen

 Die landläufige Meinung unter den Kultur- und Musikchronisten ist, dass uns die Nullerjahre als erstes Jahrzehnt seit den Vierzigerjahren keine nachhaltige, gesellschaftlich relevante Jugendkultur geschenkt haben. Beim genaueren Betrachten der Geschehnisse wird indes bald offenbar, dass diese Einschätzung nur aus der europäischen Warte heraus funktioniert. Dass auf anderen Kontinenten der Welt durchaus Platz war für musikalische Revolutionen, ist einer der Aspekte, den das erstmals durchgeführte Norient Musikfilm-Festival in der Berner Reitschule beleuchtet.

 Wild ging es in den Nullerjahren zum Beispiel in Brasilien zu und her. Hier - oder genauer gesagt in den Favelas von Rio de Janeiro - tobte der sexuell reichlich überfrachtete Baile-Funk und mutierte vom blossen Spass bald zu einer regelrechten Lebenshaltung, inklusive klassenkämpferischen Zündstoffs. Im Film "Sou feia mas tô na moda (I'm Ugly but Trendy)" werden vornehmlich die weiblichen Protagonisten der Szene - die sogenannten Funkeiras - in den Fokus gerückt. Junge Frauen, die zu kruden, mit brasilianischer Tribal-Elektronik unterfütterten Hip-Hop-Beats in einfachen Versen ihre Idee der brünstigen Fleischeslust in die Mikrofone schmettern. Baile-Funk hat die Sexyness des Funks auf nahezu pornografisches Niveau gehoben, die Partys sind von selten gesehener Ausgelassenheit, und die Beats pumpen, dass es eine wahre Freude ist. So primitiv er sein mag, dieser Baile Funk, als Rohstoff für ekstatische Festivitäten taugt er ausgezeichnet, und er ist zu einem der ersten musikalischen Trends arriviert, der sich ohne Hilfe der Industrie aus den Armenvierteln Rios bis nach Europa ausgebreitet hat.

 Frauenbild zum Augenrollen

 Doch die Diskussionen um den kulturellen Wert des Baile Funks gehen in Brasilien etwas weiter als im Film beschrieben. Während hier vor allem die sexuelle Befreiung der Frau gefeiert wird, die in den Sprechgesangsbeiträgen erfrischend unverschämt sexuelle Forderungen und lüsterne Ambitionen an den Mann bringen darf, rollt die aufgeklärte Brasilianerin ob dieser Form der sexuellen Emanzipation nur noch genervt die Augen. Weil sie einmal mehr just das landläufige Klischee der allzeit willigen, sexbesessenen Brasilianerin in die Welt hinausträgt. So ist der Baile-Funk in Brasilien vornehmlich ein Phänomen der sozialen Unterschicht geblieben, ein Umfeld, in welchem es nicht unüblich ist, dass ein Mädchen mit 15 Jahren schwanger wird und kaum Aussichten auf ein - im Baile-Funk propagiertes - selbstbestimmtes und gedeihliches Dasein hat.

 Ein anderer kultureller Brennpunkt des auslaufenden Jahrzehnts war das kriegsversehrte Angola. In der Hauptstadt Luanda entstand mit dem Kuduro eine autarke afrikanische Spielart irgendwo zwischen Elektro, Tribal und aggressivem afrikanischem Sprechgesang, der erst im letzen Jahr mit dem Buraka Som Sistema auch in unseren Breitengraden wahrgenommen wurde.

 Doch im inhaltlich wie visuell etwas verwackelten Film "E Dreda Ser Angolano (It's Hip to Be Angolan)" trifft man nicht etwa auf ein Land im kulturellen Aufbruch, sondern auf ein Angola voller Problemzonen und aufgedrehter Akteure, die versuchen, aus den Bürden des Alltags ein Höchstmass an Poesie zu schürfen. Der Kuduro hat seinen Zenit bereits seit einiger Zeit überschritten, was auch erklärt, warum nicht längst Scharen von Bands nach Europa nachgestossen sind. Er wurde abgelöst von einer lokal verankerten Form des Hip-Hop, die zu stark nach Amerika schielt, um wirklich apart zu sein.

 Wem das zu wenig ist, dem bietet sich die Möglichkeit, an der Clubnacht des Festivals das Hippste aus den Metropolen des afrikanischen Kontinents zu entdecken.


 Kino Reitschule Do, 14. Jan., ab 20 Uhr: "Sleepwalking Through the Mekong", "Beijing Bubbles". Fr, 15. Jan., 20 Uhr: "E Dreda Ser Angolano", "Slingshot HipHop". Sa, 16. Jan., 20 Uhr: "Sou feia mas tô na moda", "RIP: A Remix Manifesto". Freitag im Dachstock: Clubnacht mit Radioclit & MC Mo Laudi, DaladalaSoundz & Martin Pecheur, DJ Mpula, Funklore Deejay.

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BZ 13.1.10

1.Norient-Musikfilmfestival in der Reitschule Bern

 Steinschleuderbeats für den Club

 Musikfilme aus den Metropolen Asiens, Afrikas und Südamerikas sind ab morgen in der Reitschule zu sehen. Das 1.Norient-Musikfilmfestival präsentiert fernab von Klischees die "Weltmusik" der Internetära - am Freitag auch live.

 "Ich bin hässlich, aber trendy", rappt die kleine, dicke Brasilianerin Tati so ehrlich wie selbstbewusst. Sie ist Funkeira, ein Star in Rios Favelas, wo sie das Publikum der Funk Bailes mit Energie, Lautstärke und sexuellem Klartext aufmischt. Sie und Ihresgleichen kommen auch im Low-Budget-Film "I'm Ugly, But Trendy" ("Sou feia mas tô na moda") von Denise Garcia zu Wort. Der Film, der am 1.Norient-Musikfilmfestival in der Reitschule gezeigt wird, habe ihn schockiert, gibt Thomas Burkhalter, Musikethnologe, Kulturjournalist und Veranstalter des Festivals zu: "Die Direktheit dieser Frauen, diese Art von Feminismus kannte ich so nicht." Und Burkhalter kennt einiges. Dissertiert hat er über die subkulturelle Musikszene in Beirut, und das Netzwerk Norient hat er 2002 während eines Filmprojekts über Asian Underground und Banghra, die Popmusik der asiatischen Immigranten in England, gegründet.

 Ghettotech statt Folklore

 Der Name Norient, erklärt Burkhalters Partner Michael Spahr, leite sich ab vom ärgerlichen Ausruf "No Orient!" der Secondos in England, die keine Lust mehr gehabt hätten, den Weltmusikmarkt mit Folklore-Klischees zu bedienen. Spahr ist Filmemacher, Videokünstler und seit den Mouthwatering-Partys in der Reitschule auch als VJ (Video Jockey) tätig. Zusammen mit Burkhalter betreibt er die mittlerweile weltweit vernetzte Plattform "für lokale und globale Soundscapes" norient.com. Dabei steht nicht die exotische "Klassik" im Zentrum, sondern "Pop", der den heute immensen medialen Input von anderswo aufnimmt und mit lokaler Musik sowie den Lebenserfahrungen im eigenen Land - Krieg zum Beispiel - verarbeitet. Das Resultat wird wiederum ins Netz eingespeist und findet so den Weg in hippe Clubs auf der anderen Seite der Erdkugel. DJs in Europa und in den USA, beobachtet Thomas Burkhalter, sind sehr interessiert an Ghettotech, den aktuellen Sounds und Beats des Südens. Mit Trommel- und Baströckchen-Shows für zivilisationsmüde 3.-Welt-Sympathisanten hat das nicht mehr viel zu tun.

 Deprimierend bis amüsant

 Neben den Funkeiras sind am Norient-Festival auch Chinas Mittelklassepunks ("Beijing Bubbles") und palästinensische Rapper in Israel zu erleben ("Slingshot Hip Hop"). Der nachdenklich stimmende Film "It's Hip to Be Angolan" ("E Dreda Ser Angolano") zoomt das Leben in Angolas wuchernder Hauptstadt Luanda heran, während das witzige Roadmovie "Sleepwalking Through the Mekong" zeigt, wie die US-Band Dengue Fever mit ihrer Khmer-Sängerin auf Tour in Kambodscha an kulturelle Grenzen stösst. "Rip: A Remix Manifesto" schliesslich plädiert als wild zusammengeschnipselte Bild-Ton-Collage für Copyleft statt Copyright - ein provokativer Abschluss des Filmprogramms, das mit einer Konzert- und Clubnacht gekrönt wird (siehe Box). Dank Stadt und Kanton Bern, der Burgergemeinde und Artlink konnte Norient einige der Regisseure und Musiker einladen. "Doch einen grossen Teil des Risikos tragen wir zusammen mit dem Dachstock und dem Kino der Reitschule", erklärt Burkhalter. Er und sein Partner sind überzeugt von "der besten Idee, die wir je hatten", wissen aber auch, dass ihr Programm kein Massenpublikum anspricht. Interessierte Kreise werden via Internet informiert, sogar auf Facebook buhlt man um die Gunst des Publikums. "Wir sind ein Facebook-Festival", grinst Burkhalter. Und Spahr kontert: "Wir sind zwar klein, aber dafür kann man an unserem Festival alle Filme sehen, ohne überfordert zu sein."
 Tina Uhlmann   Festivalprogramm  Sechs Filme, eine Clubnacht

 Alle Filme werden im Kino der Reitschule gezeigt.

 Donnerstag, 14.Januar:

 20 Uhr: "Sleepwalking Through the Mekong" (Kambodscha). 21.30 Uhr: "Beijing Bubbles" (China), Regisseure anwesend.

 Freitag, 15.Januar:

 20 Uhr: "É Dreda Ser Angolano" (Angola), Regisseur anwesend. 22 Uhr: "Slingshot Hip Hop" (Palästina/Israel),

 ab 22 Uhr: Urban African Clubnight im Dachstock mit Radioclit/MC MoLaudi/DaladalaSoundz/DJ Mpula

 Samstag, 16.Januar:

 20 Uhr: "Sou feia mas tô na moda" (Brasilien), Regisseurin anwesend. 22 Uhr: "Rip: A Remix Manifesto" (USA).

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La Liberté 14.1.10

Du rap palestinien au punk chinois

 Berne Dès aujourd'hui et jusqu'à samedi se tient à la Reitschule de Berne le premier Norient Musikfilm Festival. Au programme, une série de documentaires musicaux, notamment sur le rap palestinien, le kuduro angolais, le punk chinois et le rock psychédélique cambodgien, ainsi que, vendredi, une grande soirée club avec entre autres le duo hip-hop londonien Radioclit et le deejay portugais Mpula. lib

 > www.norient.com

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Bund 14.1.10

Fünf Fragen an

Djeree Djef Le Touriste

Christoph Lenz

 bildet gemeinsam mit Wubert De Aiir den Kern dieses neuen Indie-Mirakels am helvetischen Pop-Firmament: Da Sign and the Opposite. Am Samstag, 16. Januar, hebt diese auf der Achse Bern-Basel beheimatete Combo im Dachstock der Reitschule ihren heiss ersehnten Erstling aus der Taufe. Als Animierdamen sind affichiert: Mani Porno und Baze.

 Mit "Slow Down Take It Easy", dem Song zur neuen Unfallverhütungskampagne des BfU, seid Ihr nicht nur zu Aposteln des Langsamverkehrs aufgestiegen - das Stück hat es bis in die Charts geschafft. Überrascht?

 Auf jeden Fall. Der Song stammt ja aus der Feder von Produzent Roman Camenzind. Er und das BfU haben uns vor einigen Monaten angefragt, ob wir bereit wären, das Stück für die Kampagne zu interpretieren. Wir haben aus verschiedenen Gründen zugesagt. Einerseits ist mehr Sicherheit im Strassenverkehr schon mal eine gute Sache. Andererseits kann man "Slow Down Take It Easy" auch auf andere Lebensbereiche anwenden: Heutzutage sind ja alle Menschen immer fürchterlich gestresst, schauen ständig auf die Uhr und rennen nur noch ihren Terminen nach. Da muss man manchmal einfach sagen: Slow Down, kommt mal runter!

 Die überdrehte Fusion von Elektro, Rap, Rock und Eurodance, die der Hörer auf eurem Debütalbum vorfindet, ist aber nicht eben eine Liebeserklärung an die Gemächlichkeit. Wie kommt ihr zu dieser schrillen Melange?

 Wenn wir komponieren, steht für uns immer die Live-Darbietung der Stücke im Mittelpunkt. Bevor wir uns letztes Jahr ins Studio begaben, haben wir uns rund 130 Songs und Songideen nach genau diesem Kriterium angehört. Die meisten haben wir dann verworfen, weil die Energie nicht stimmte. Jene Stücke, die wir aufs Album genommen haben, zeichnen sich tatsächlich dadurch aus, dass sie sehr unterschiedliche Stile verbinden.

 Da Sign and The Opposite gibt es nun schon bald fünf Jahre. Obwohl ihr nie ein Album rausgegeben habt, seid ihr in den angesagtesten Clubs aufgetreten, und dies gleich zweimal als offizieller Support-Act der Bloodhound Gang. Gibt es ein Geheimnis hinter diesem Erfolg?

 Ich bin selber ebenso verblüfft darüber. Wir nehmen uns als Band sehr viele Freiheiten, wir machen, was wir wollen, wir haben unheimlich viel Spass - irgendwie scheint das beim Publikum und bei den Konzertveranstaltern anzukommen.

 Nicht nur das: Nun hat sich für euer Albumcover sogar das Schweizer Playmate Andrea Vetsch ihrer Kleider entledigt. Obwohl sie unlängst noch verkündete, das mit den Nacktbildern sei jetzt vorbei.

 Das stimmt. Warum sie das getan hat? Weil wir Da Sign and The Opposite sind. So einfach ist das.

 Allerdings belässt ihr es ja absichtlich im Dunkeln, welche bürgerlichen Identitäten sich hinter Euren Sonnenbrillen, Perücken und Bühnenfiguren verbergen.

 Es geht uns ja auch um die Musik. Ob ich jetzt Hugo Schranz aus Hinterfultigen bin oder jemand anders, ist doch letztlich zweitrangig. Alle wollen immer wissen, wer du bist, was du bist und weshalb. Wirklich zählen tut aber etwas ganz anderes, nämlich, was man macht. Als Musiker und Künstler kehren wir unser Inneres nach aussen. Dass wir umgekehrt unser Äusseres nach innen kehren, ist ein Teil des Spiels. Die Maskerade gibt unseren Auftritten eine andere Dimension. Übrigens sind wir ja auch nicht die einzige Band im Popgeschäft, die von dieser Möglichkeit Gebrauch macht. Lady Gaga zieht bei ihren Shows auch eine Perücke an. Es ist Teil der Show, der ganzen Struktur. Es stimmt so, es muss so sein.

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TOUR DE LORRAINE
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WoZ 14.1.10

Tour de Lorraine

 "Alternativen säen" in der Hauptstadt

 Bevor die selbsternannten "Weltführer" an ihr Treffen in Davos pilgern, strömen Tausende an die Tour de Lorraine in Bern. Der kulturelle Grossanlass in verschiedenen Restaurants, Bars und Kulturzentren in und um das Lorrainequartier findet bereits zum zehnten Mal statt. "Alternativen säen", heisst das Jubiläumsmotto. "Es gibt viele Ansätze, durch die wir lernen können, wie eine nichtkapitalistische, emanzipatorische Gesellschaft funktionieren könnte", sagt David Böhner von der Tour de Lorraine. In zahlreichen Workshops werden solche Ansätze thematisiert: von der Nutzung freier Software über Zeitbörsen und Saatgutzucht bis hin zur Vertragslandwirtschaft. Am Abend folgen dann Konzerte, Partys, Film- und Theateraufführungen. dg

 Samstag, 23. Januar, Brunch ab 11 Uhr, Workshops ab 14 Uhr, Treffpunkt Frauenraum der Reitschule Bern. Programm: http://www.tourdelorraine.ch

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KINOSTERBEN
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Bund 13.1.10

Die Berner Kinos Splendid und Cinemastar stehen vor dem Aus

 Wegen sinkender Zuschauerzahlen schliesst die Kinokette Quinnie in der Stadt Bern drei ihrer Kinosäle mit total 550 Plätzen. Auch die Tage der Cinebar sind gezählt.

 Christian Brönnimann

 Bewegte Zeiten auf dem Kinoplatz Bern: Zwar stiegen im letzten Jahr die Besucherzahlen insgesamt um fast einen Drittel gegenüber 2008 auf über 1,2 Millionen Eintritte. Der Zuwachs geht aber einzig und allein auf das Konto des neuen Multiplexkinos mit elf Sälen im Einkaufszentrum Westside. Der Betreiber Pathé erreichte in kurzer Zeit einen Marktanteil von über 40 Prozent. In der Innenstadt sanken die Besucherzahlen innert Jahresfrist hingegen um 120 000 auf 700 000.

 Zu spüren bekommen die neue Konkurrenz die beiden etablierten Ketten Kitag und Quinnie. Erstere hat bereits Sparmassnahmen ergriffen (wir berichteten). Letztere reagiert nun gemäss einem Artikel der "Berner Zeitung" mit der Schliessung der beiden Kinos Splendid und Cinemastar. Betroffen sind drei Säle mit 550 Plätzen. Damit bleiben Quinnie noch sieben Säle mit 1350 Plätzen. Quinnie-Verwaltungsratspräsident Thomas Koerfer will die Meldung weder bestätigen noch dementieren. Das Unternehmen werde erst Ende Januar offiziell kommunizieren. Jedoch bestätigt ein Insider gegenüber dem "Bund", dass die Quinnie-Mitarbeiter bereits über die anstehende Schliessung der beiden Kinos informiert worden seien. Ebenfalls betroffen sei die Cinebar, die sich gleich neben dem Kino Cinemastar am Bollwerk befindet.

 Lichterlöschen im Februar

 Laut Immoveris, der Verwalterin des Splendid-Gebäudekomplexes, steht der Auszug des Kinos unmittelbar bevor. Er rechne damit, dass das Kino Splendid bereits Mitte Februar seine Tore schliessen werde, sagt Bewirtschafter Roger Gilomen auf Anfrage. Da noch Rückbauarbeiten anstünden, könne der vereinbarte Übergabetermin vom 31. März ansonsten kaum eingehalten werden. Interessenten für die Nachmiete seien bereits vorhanden, so Gilomen. Dabei handle es sich um ein Modehaus für die Räumlichkeiten im Erdgeschoss, im 1. Stock und im 1. Untergeschoss. Im 2. Untergeschoss werde möglicherweise ein Ausgehlokal eingerichtet. Die 200 Quadratmeter grosse Fläche im 1. Stock steht bereits seit einiger Zeit leer und ist auf einem Immobilienportal ausgeschrieben. Kostenpunkt: 9500 Franken pro Monat. Zuletzt versuchten hier zwei Restaurationsbetreiber ihr Glück.

 Wie es mit den Cinemastar-Räumlichkeiten am Bollwerk weitergeht, ist noch unklar. Auch hier stehen bereits Gewerbeflächen in unmittelbarer Nachbarschaft leer. Für die ausgeschriebenen 700 Quadratmeter sind pro Monat 30 000 Franken zu berappen.

 Quinnie plant "Neuaufstellung"

 Der drastische Schritt von Quinnie ist erstaunlich, spricht die Kette mit ihrem Programm doch grundsätzlich ein anderes Publikum an als das Blockbuster-orientierte Pathé Westside. Thomas Koerfer sagt lediglich, dass Quinnie "eine Neuaufstellung der Kinokette für die nächsten fünf Jahre" plane. Eine Kooperation mit anderen ähnlich ausgerichteten Ketten werde zwar immer wieder diskutiert. Die Städte und Standorte seien hierfür jedoch zu verschieden.

 Wie sich der Besucherrückgang in der Berner Innenstadt auf die beiden Ketten Kitag und Quinnie verteilt, ist nicht bekannt. Diese Angaben sind vertraulich. Kitag rechne derzeit aber nicht mit der Schliessung eines ihrer zwölf Säle, sagt Daniel Gschwind, Geschäftsführer von Kitag Bern.

 Allgemein lasse sich feststellen, dass sich eine neue Kinokette in einer Region immer auf die bisherigen Anbieter auswirke, erklärt René Gerber, Geschäftsleiter des Schweizerischen Verbands für Kino und Filmverleih Procinema. "Natürlich gibt es Filme, die nur bei Quinnie laufen. Daneben zeigt die Kette aber auch grössere Produktionen, die ebenfalls im neuen Multiplexkino zu sehen sind", so Gerber. Hier sei die neue Konkurrenz wohl am ehesten spürbar.

 Neues Publikum im Westside

 Gerber glaubt, dass der Besucherzuwachs im vergangenen Jahr in erster Linie auf die angebotenen Filme zurückzuführen sei. "Wenn ein Film beim Publikum Zuspruch findet, dann hilft die Mundpropaganda stark", erklärt er. Zu Selbstläufern seien 2009 beispielsweise "Slumdog Millionaire" oder "Ice Age 3" geworden. Dass Jahresstatistiken Schwankungen aufwiesen, sei normal. Dennoch: "Die neuen Kinosäle im Westside sprechen zum grossen Teil ein neues Publikum an." Dieses stamme aus der Agglomeration Bern und schätze wahrscheinlich die guten Parkiermöglichkeiten beim neuen Einkaufszentrum.

 Schweizweit stiegen die Kino-Besucherzahlen 2009 gegenüber dem Vorjahr laut René Gerber um 6,3 Prozent. Im Kanton Bern betrug der Zuwachs 16 Prozent.

 Berner Off-Kinos  Kämpfen mit der Trägheit der Berner

 Die Off-Kinos haben ein konstantes Jahr hinter sich. Sorgen machen ihnen nicht Multiplexkinos, sondern das Kinogänger-Verhalten.

 "Keine Veränderung", vermelden Bernhard Schürch aus dem Reprisenkino Cinématte und David Landolf aus dem Lichtspiel, das sich auf Retrospektiven spezialisiert hat. Die Cinématte hat im letzten Jahr 7000 Eintritte gezählt, das Lichtspiel 3400. Beide glauben nicht, dass die aktuellen Entwicklungen auf dem Kinoplatz Bern Einfluss auf die fünf Off-Kinos haben - weder die neuen Westside-Kinos noch die verschwindenden Quinnie-Säle. Die unabhängigen Kinos, die sich alle auf kleine Nischen spezialisiert haben, sind unter dem Label "Das andere Kino" zusammengeschlossen (Cinématte, Kellerkino, Kino Kunstmuseum, Lichtspiel, Kino in der Reitschule). Vom Quinnie-Krebsgang könnte am ehesten das Kellerkino profitieren, da dort auch Premieren von Nischenfilmen stattfinden. Gestern war die Leitung telefonisch nicht erreichbar.

 Entwicklungen stellt Schürch beim Verhalten der Berner Kinogänger fest: Der Berner und die Bernerinnen fressen lieber, was sie kennen. Klassiker und Kultfilme laufen gut, auch wenn sie kürzlich im Fernsehen liefen oder auf DVD erhältlich sind. Mit Raritäten und unbekannten Perlen sei es aber schwieriger, den Kinosaal zu füllen.

 Ähnlich erlebt es auch Giorgio Andreoli vom Kino in der Reitschule, das im letzten zirka 2500 Eintritte verzeichnete - vor zehn Jahren waren es noch 3500. "Früher hatten wir ein Stammpublikum, das auch bei unbekannten Filmen kam", sagt er. (jäg)

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SICHERHEITS-WAHN
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bernerzeitung.ch 14.1.10
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Wegen-Gewalt-Buergerliche-wollen-massiv-mehr-Polizei-in-der-Stadt/story/26567735

Wegen Gewalt: Bürgerliche wollen massiv mehr Polizei in der Stadt

Am 7. März stimmt das Stimmvolk der Stadt Bern über die Volksinitiative "Für eine sichere Stadt Bern" ab. Sie will die Polizeipräsenz erhöhen. Eins ist bereits klar: Das Initiativkomitee zählt auf breite Unterstützung der Bürgerlichen und vieler Organisationen.

Nebst zahlreichen Politikerinnen und Politiker aller bürgerlichen Parteien in der Stadt Bern zählen etwa auch BDP-Ständerat Werner Luginbühl, CVP-Nationalrat Norbert Hochreutener und die Regierungsräte Urs Gasche (BDP) und Christoph Neuhaus (SVP) zum Initiativ- respektive Unterstützungskomitee.

Das gab das Co-Präsidium des Initiativkomitees am Donnerstag in Bern vor den Medien bekannt.

Auch der Name der Stadtberner Gemeinderätin Barbara Hayoz (FDP) findet sich auf dieser Liste, nicht aber jener des zweiten bürgerlichen Gemeinderatsmitglieds Reto Nause (CVP).

Zu den Organisationen, welche sich hinter die Forderungen der Initiative stellen, gehören etwa Bern Tourismus, der Wirteverband der Stadt Bern und Umgebung, mehrere Quartierleiste und BERNcity, der Verband der Innenstadtgeschäfte und Altstadtleiste.

65'000 oder 110'000 Stunden

Hauptforderung der Initiative ist, die sichtbare uniformierte Polizeipräsenz in der Stadt Bern um 45'000 Stunden zu erhöhen. Bei derzeit 65'000 von der Stadt bei der Kantonspolizei bestellten Stunden müssten also nach Annahme der Initiative künftig Kantonspolizisten während 110'000 Stunden in Bern patrouillieren.

Die im April 2008 mit 5238 gültigen Unterschriften eingereichte Initiative fordert auch, dass die Polizei mindestens 25'000 Stunden für die Gewaltprävention einsetzt.

Der Gemeinderat stellt der Initiative am 7. März einen Gegenvorschlag entgegen. Er schlägt vor, die Präsenz der Kantonspolizei um 20'000 Stunden zu erhöhen und das Team für Prävention, Intervention und Toleranz (PINTO) zu verstärken.

Mehr Sicherheit sei nicht allein durch mehr Polizei zu erreichen. Es brauche auch PINTO, bauliche Massnahmen und eine bessere Beleuchtung.

Der Berner Stadtrat lehnte im vergangenen November die Initiative mit 39 zu 31 Stimmen ab und empfiehlt den Gegenvorschlag knapp mit 36 zu 34 Stimmen zur Annahme.

Opfer von Überfällen traten auf

An der Medienkonferenz vom Donnerstag warfen die Mitglieder des Komitee-Copräsidiums dem Gemeinderat vor, das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung nicht ernst zu nehmen. Sie liessen vor den Medien die Inhaberin eines Berner Kiosks, der zweimal überfallen wurde, und eine Wirtin, Opfer einer Aggression unter den Lauben, zu Wort kommen.

Mit Inseraten, auf denen eine andere betroffene Kioskfrau mehr Polizeipräsenz fordert, steigt das Initiativkomitee nun in den Abstimmungskampf. Dazu kommen 30'000 Flugblätter, eine Internetseite sowie Plakate. Auf ihnen prangen Schlagzeilen von Straftaten - alle in letzter Zeit begangen, so Copräsident Philippe Müller (FDP).

Das Komitee wirbt auch mit dem Argument für die Initiative, der Polizeibestand in Bern sei seit Jahren nicht mehr erhöht worden. Die Initiative verursache zwar Mehrkosten - 5,8 Millionen laut Gemeinderat. Doch sei dieser Betrag tiefer als jener, den die Stadt seit Integration der Stadt- in die Kantonspolizei Jahr für Jahr einspare. (tan/sda)

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BZ 14.1.10

Bern: Verbesserung der Sicherheit

 "Politischer Wille fehlt"

 Entente Bernoise fordert von den rot-grünen Parteien rasche Verbesserungen für die Sicherheit der Bürger in der Stadt.

 In seiner Recherche beanstandet der Verein Entente Bernoise (EB) den mangelnden politischen Willen der rot-grünen Parteien, die Sicherheit der Bürger in Bern zu verbessern.

 Doch obwohl die Entente Bernoise mehr Sicherheit im öffentlichen Raum will, befürwortet sie weder die Sicherheitsinitiative von FDP-Stadtrat Philippe Müller, noch stellt sie sich hinter den Gegenvorschlag des Gemeinderates.

 "No-go-Area"

 Die Recherche der EB zeigt auf, dass um den Bahnhof und in der Innenstadt sich am meisten Verbrechen ereignen. Vor allem in den Abendstunden und nachts. In einer Polizei-Befragung gaben 40 Prozent der Passanten an, die Grosse Schanze nachts zu meiden. "Deshalb ist dieser Ort eine No-go-Area", sagte EB-Vorstandsmitglied Erich Binder. Das müsse sich rasch ändern. Denn: "Sicherheit ist eine Kernaufgabe des Staates, welche er nicht aus der Hand geben darf", sagte Binder. "Der Staat müsse den Leuten das verlorene Sicherheitsgefühl rasch zurückgeben."

Video auf der Schanze

 Die Entente Bernoise fordert keine flächendeckende Videoüberwachung, sieht aber in den Notrufsäulen nach St.Galler Vorbild eine optimale und mehrheitsfähige Art der Videoüberwachung auf der Grossen Schanze. Denn die im Alarmsystem integrierte Videoüberwachung wird erst aktiviert, wenn ein Notruf getätigt wird.

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 Forderungen der Entente

 Die Polizei muss an den neuralgischen Punkten die Präsenz verstärken und Videoüberwachungen einrichten können.

 Die Mittel der Polizei sind entsprechend zu erhöhen.

 Das durch die Fusion der Stadt- und Kantonspolizei eingesparte Geld muss in die Sicherheit investiert werden.

 Mit einer zweiten Anlaufstelle kann das Drogenproblem in Bern vermindert werden.

 Der Beitrag von Pinto zur Sicherheit ist kritisch zu hinterfragen.

 Gezielte Videoüberwachung in No-go-Areas.

 jsp

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Bund 14.1.10

Der Mann, der das Klischee widerlegt

 Er ist Velofahrer, Mitglied beim Alternativradio Rabe und verfasst seit zwei Jahren Studien für die rechtsbürgerliche Vereinigung Entente Bernoise - Melchior Bendel kennt keine Berührungsängste.

 Bernhard Ott

 Alle paar Monate präsentiert die rechtsbürgerliche Vereinigung Entente Bernoise Studien zu lokal brisanten Themen. Sie sind zum Beispiel den Missständen im Taxiwesen, dem anscheinenden Niedergang der Geschäfte in der unteren Altstadt oder dem ausgabenfreudigen Verhalten des Stadtberner Elektorates gewidmet. Der Zeitpunkt, zu dem diese Studien erscheinen, ist oft nicht zufällig: So gelangte die Recherche unter dem Titel "So stimmt Bern. Das Geld der anderen gibt sich gerne aus" ein halbes Jahr vor den letzten Stadtberner Wahlen an die Öffentlichkeit. Und die gestern präsentierte Studie "Sicherheit in Bern" (siehe Text rechts) kommt just zweieinhalb Monate vor der Abstimmung über die Initiative zur Erhöhung der Polizeipräsenz in der Stadt Bern. Verfasser Melchior Bendel dementiert im aktuellen Fall jedoch einen Zusammenhang mit der politischen Aktualität. "Ich habe vor einem Jahr mit der Recherche begonnen", sagt der 32-jährige Historiker. Im Zusammenhang mit der damaligen Debatte über Videoüberwachung im Kanton Bern habe der Vorstand der Entente die Studie angeregt. Bendel arbeitet als Berater/Redaktor im Berner PR-Büro Maurer Partner Communications und nimmt die Aufträge im Mandatsverhältnis entgegen.

 "Ich bin ein Fan des Progr"

 Wer sich unter dem Verfasser der Entente-Studien aber einen gestandenen Bürgerlichen im Anzug vorstellt, liegt falsch. "Ich bin nirgends Mitglied, ausser bei Radio Rabe", sagt der Velofahrer. Als Student sass er als Vertreter einer Fachschaftsvereinigung im StudentInnenrat der Universität Bern, die später in der Jungen Alternative aufgegangen ist. Bendel engagiert sich auch als Vorstandsmitglied der Stiftung Welt ohne Minen oder als Präsident des Vereins Openair Lidowiese in Luzern. Er kommt im Gespräch denn auch öfters auf die Verhältnisse in seiner Heimatstadt zu sprechen. "In Luzern gibt es nach wie vor einen starken Mitte-Flügel aus CVP und FDP. Die Verhältnisse sind weniger polarisiert als in Bern." Dass er im Zuge dieser Polarisierung als Studienautor im Solde der rechtsbürgerlichen Vereinigung Entente Bernoise in eine Ecke gedrängt werden könnte, stört Bendel nicht. Schliesslich hat er auch für das gescheiterte Projekt eines Gesundheits- und Bildungszentrums im Progr gearbeitet, obwohl er regelmässig in der "Turnhalle" verkehrt. "Ich bin ein Fan des Künstlerprojekts im Progr", sagt Bendel im Brustton der Überzeugung.

 "Wer die SVP auf seiner Seite hat..."

 Das Beispiel Progr sei nachgerade ein Paradebeispiel für die politische Polarisierung. "Wer in der Stadt Bern die SVP hinter sich weiss, hat schon verloren." Nachdem die Positionen in einer Sachfrage einmal bezogen seien, würden sich die Vertreter des linken und des bürgerlichen Blockes in der Regel keine Gedanken mehr machen.

 Bendel ist sich bewusst, dass er provoziert und so unter Umständen auch zur beklagten Polarisierung beiträgt. "Die Provokation ist aber nicht pauschalisierend oder niveaulos." Zudem sei ein Teil der Forderungen, die sich aus der Studie über die Missbräuche im Berner Taxiwesen ergeben haben, weitgehend deckungsgleich mit einem SP-Vorstoss. "Die Ergebnisse haben natürlich gegen die linke Gutmenschenmentalität verstossen, wonach auch Menschen am Rande der Gesellschaft zum Beispiel im Taxiwesen eine Chance erhalten sollen", sagt Bendel. Die Entente Bernoise, so Bendel, sage halt Dinge, die man in Bern nicht hören wolle. Er selber habe keine Berührungsängste und würde auch eine Studie im Auftrag des autokritischen Vereins "Läbigi Stadt" über den Erfolg der Verkehrsberuhigung in den Quartieren ausführen, sagt Bendel.

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Neue Studie der Entente Bernoise  Mit mehr Polizei und Video gegen die Unsicherheit  

(bob)

 Der tägliche Blick in die Zeitung lasse ihn bisweilen erschaudern, sagte gestern Erich Binder, Vorstandsmitglied der rechtsbürgerlichen Vereinigung Entente Bernoise vor den Medien. Die Zunahme der Brutalität, die in den Polizeimeldungen zum Ausdruck komme, sei bedenklich. Bereits vor einem Jahr habe die Entente Bernoise eine Studie über die Sicherheit in der Stadt Bern in Auftrag gegeben. Dabei wolle sie "auf keine Art und Weise" Propaganda für die Initiative zur Erhöhung der Polizeipräsenz machen, über welche am 7. März abgestimmt wird. "Wir bezweifeln, ob die verlangte Verankerung einer erhöhten Polizeipräsenz in der Gemeindeordnung der richtige Weg ist", sagte Binder. Auf Nachfrage liess er sich gar entlocken, dass die Entente "implizit" den Gegenvorschlag des Gemeinderates unterstütze, der eine geringere Erhöhung des Polizeibestandes ohne Verankerung in der Gemeindeordnung will.

 "Bern ist nicht Sodom und Gomorrha", sagte Studienverfasser Melchior Bendel (siehe Text links). Mit jährlich 150 Straftaten auf 1000 Einwohner liege die Gemeinde Bern im kantonalen Vergleich aber an der Spitze. Er präsentierte eine Auswertung der Polizei-Medienmitteilungen über Gewalttaten, die neuralgische Punkte auf dem Stadtgebiet aufzeigt. "Die Grosse Schanze, der Raum Bahnhof und die Aarbergergasse sind sehr unsichere Bereiche." Auf der Grossen Schanze fühlten sich 40 Prozent der Passanten unsicher. Er sprach sich für eine Erhöhung der Polizeipräsenz und die Einführung der Videoüberwachung an diesen Orten aus. Bendel befürwortet eine Art "Videoüberwachung auf Knopfdruck", wie sie bereits an gewissen Orten in der Stadt Sankt Gallen in Betrieb sei. Bei seiner Studie stützte sich Bendel auf Eigenrecherchen und "qualitative Einzelgespräche". Eigene Daten hat er nicht erhoben.

 "Wir haben Vertrauen in Regierungsrat Hans-Jürg Käser, Gemeinderat Reto Nause und die Polizei", sagte Erich Binder. Den Verantwortlichen seien aber oft die Hände gebunden.

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20 Minuten 14.1.10

Sicherheitsdefizit oder Panikmache?

 BERN. "Es gibt Stadtgebiete, in denen sich die Straftaten derart häufen, dass man dringend handeln muss", sagt Melchior Bendel. Im Auftrag der wirtschaftsnahen Vereinigung Entente Bernoise hat er unter anderem die Polizeimeldungen des letzten Jahres untersucht und eine hohe Konzentration von Delikten um den Bahnhof und die Grosse Schanze festgestellt. Solche No-go-Areas müssten mit Video-Notrufsäulen und mehr Polizeipräsenz überwacht werden, fordert die Entente. Sparen könne man bei der Prävention: "Eine Stunde Pinto-Präsenz kostet 120 Franken", sagt Bendel. "Solche Aufgaben kann man Privaten übertragen."

 Die Entente vertritt ihre Positionen unabhängig von der Sicherheitsinitiative, die am 7. März samt Gegenvorschlag vors Volk kommt. Das Grüne Bündnis und die JA! organisieren dagegen ein Podium zum Thema "Das politische Geschäft mit der (Un-)Sicherheit". Experten debattieren am 2. Februar darüber, wie "Statistiken und haltlose Diagnosen" zur Panikmache missbraucht werden.  mar

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Blick am Abend 13.1.10

Grosse Schanze ist "No Go Area"

 Sicherheit

 Die bürgerliche "Entente Bernoise" fordert Videoüberwachung in Bern.

 markus.ehinger@ringier.ch

 Drogenkonsum, Drogenhandel, Bettelei, Trinkgelage und Schlägerei. Laut der neusten Studie der bürgerlichen "Entente Bernoise" ist die Gemeinde Bern mit 150 Straftaten auf 1000 Einwohner kantonaler Spitzenreiter. Vor allem auf der Grossen Schanze und rund um den Bahnhof kommt es regelmässig zu Straftaten.

 Bereits vor zwei Jahren führte die städtische Sicherheits direktion eine Umfrage durch. Damals gaben 40 Prozent der Passanten an, die Grosse Schanze nachts zu meiden. Passiert sei aber laut "Entente Bernoise" trotzdem kaum etwas, um die Probleme in dieser "No Go Area" in den Griff zu bekommen. "Die Stadt schiebt das Thema immer wieder auf die lange Bank", sagt Melchior Bendel, Verfasser der Studie. Er fordert bessere Beleuchtung. Ausserdem brauche es auf der Gros sen Schanze neben mehr Polizeipräsenz auch Videokameras. "Das ist zwar kein Allerheil mittel, aber an bestimmten Orten kann Videoüber wachung präventiv wirken und das Sicherheitsgefühl steigern."

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Entente Bernoise 14.1.10
Sicherheit in Bern
http://www.ententebernoise.ch/recherchen/2009_05_Recherche-Sicherheit.pdf

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DRAHTZIEHER
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Bund 14.1.10

"Ich finde es extrem wichtig, dass die Jugend die Politik herausfordert"

 Vor 30 Jahren war Urs Frieden in der Jugendbewegung aktiv. Heute wird er zum höchsten Berner gewählt.

 Bernhard Ott

 Der dunkel gekleidet Herr im Klub Halbzeit könnte auch der Grossvater der jungen YB-Fans sein, die im Vereinslokal im Berner Nordquartier ein und aus gehen. Der 53-jährige Urs Frieden ist jüngst zwar tatsächlich Grossvater geworden, aber für die antirassistische Bewegung unter den Berner Fussballfans spielte er einst den Geburtshelfer. Mit der Gründung des Vereins Gemeinsam gegen Rassismus vor vierzehn Jahren gelang Frieden die Verknüpfung seiner Leidenschaften für die Politik und für den Sport. Dabei legte er wohl unbewusst den Grundstein für seine parlamentarische Karriere, die mit der heutigen Wahl zum Präsidenten des Berner Stadtrats einen vorläufigen Höhepunkt findet.

 Denn seither galt Frieden als Experte für Fanarbeit und wurde von Privatpersonen, Vereinen, Politikern und der Verwaltung konsultiert. Eines Tages kam es so weit, dass ihn die Verwaltung bat, bei der Beantwortung eines Vorstosses mitzuhelfen, den er selber formuliert hatte. "Da dachte ich mir, ich machs doch besser gleich selber und kandidiere für den Stadtrat."
 Vom "Drahtzieher" zur "WOZ"

 Was derart gradlinig und harmonisch klingt, ist für einen wie Frieden nicht selbstverständlich. Anfang der 80er-Jahre schrieb der Sohn eines Polizeibeamten im "Drahtzieher", der Zeitung der "Bewegung der Unzufriedenen", gegen die "Betonstuben des City-Friedhofs Bern" an. Mitte der achtziger bis Mitte der neunziger Jahre war er Bundeshausredaktor der linken "Wochenzeitung" (WOZ). Der erzwungene Rücktritt von Bundesrätin Elisabeth Kopp, das Auffliegen der Fichenaffäre und der Geheimarmee P26 und die erste Armeeabschaffungsinitiative waren damals die bewegenden Themen. "Es war für einen Bundeshausjournalisten eine äusserst spannende Zeit. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort."

 Vom Antirassismus in die Politik

 Frieden gelang es, einige Affären zu enthüllen, wie zum Beispiel die bernische Parteispendenaffäre, die 1986 im Zuge der Finanzaffäre aufflog und zur erstmaligen Wahl einer rot-grünen Regierung im Kanton Bern führte. Und er verbrachte schliesslich auch einige Stunden in der Obhut der Militärjustiz, nachdem er in der WOZ fiktive Szenarien der Schweizer Armee für den Ausbruch eines dritten Weltkrieges publik gemacht hatte.

 Irgendwann in dieser Zeit muss Frieden allfällige Berührungsängste verloren haben. Als Bundeshausjournalist war er auf ein Kontaktnetz angewiesen, dem natürlich auch bürgerliche Politiker angehörten. Durch das Engagement für den Fussball und den Antirassismus hat sich dieses Netz stetig erweitert. Vor fünf Jahren wurde er schliesslich "nur" dank der Panachierstimmen auf der Liste des Grünen Bündnis (GB) ins Stadtparlament gewählt. Als Stadtratspräsident und Sitzungsleiter wird es dem einstigen Szenegruppen-Aktivist nicht schwerfallen, überparteilich zu bleiben. Als Parlamentarier war Frieden zwar hart in der Sache, blieb aber moderat im Ton. Bei den letzten Wahlen schliesslich wurde er auch von den Wählern der eigenen Partei gewählt und erzielte den zweitbesten Listenplatz.

 Beim gestrigen Neujahrsempfang fuhr Frieden, mit schwarzem Rollkragenpullover statt Anzug, vor dem Bundeshaus vor. Der Verzicht auf die Krawatte ist einer jener Grundsätze, die er eisern durchzieht. "Ich will mich auch bei der Kleidung nicht verleugnen." Ein weiterer Grundsatz ist der Anti-Alkoholismus, wobei er diesbezüglich auch mal ein Auge zudrückt. So wird Frieden in seinem Präsidialjahr an weiteren offiziellen und inoffiziellen Anlässen auftreten, an denen Wein getrunken wird. Die Anfrage der humoristischen Herrengesellschaft Schlaraffia hat er jedenfalls schon vor Monaten positiv beantwortet. "Die Veranstaltungen, an denen man unter sich bleibt, sind doch keine Herausforderung."

 Vom "Blick" zum Jugend-Förderer

 Die Sprünge in Friedens Biografie wurden von Aussenstehenden nicht immer goutiert. So "enttarnte" ihn etwa der nachmalige Nationalrat Christian Wasserfallen (fdp) vor sechs Jahren in einem Vorstoss als vermeintlich "gefährlichen" Autonomen-Drahtzieher. Und die Wähler seiner eigenen Partei, so die Vermutung Friedens, haben ihn bei den Wahlen 2004 wohl deshalb so fleissig von der Liste gestrichen, weil er damals als Vize-Sportchef beim in linken Kreisen verpönten "Blick" gearbeitet hatte.

 Frieden hat aus seiner Vergangenheit nie einen Hehl gemacht. So ist es auch als kleine Hommage an seine eigenen Wurzeln zu verstehen, wenn er 30 Jahre nach den Jugendunruhen die Jugend zum Thema seines Präsidialjahres machen will. Im September ist eine Jugendsession mit Mitgliedern des Kinderparlamentes und des Stadtrates geplant. Frieden will die Mitglieder des Stadtrates zu Schulbesuchen ermuntern und Lehrerinnen und Lehrer dazu auffordern, Stadträte in den Unterricht einzuladen. Frieden hofft, dass es sich das eine oder andere Stadtratsmitglied künftig genauer überlegen wird, ob sein Vorstoss einer künftigen Generation etwas bringt oder nicht. "Ich finde es extrem wichtig, dass die Jugend uns herausfordert, damit wir nicht zu behäbig werden."

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KOKAIN
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pressetext 13.1.10

Kokain steigert Gefahr des plötzlichen Herztodes

Drogen-Missbrauch führt zu Veränderungen von Herz und Arterien

Sevilla (pte/13.01.2010/10:00) - Das Image von Kokain als einer "sicheren" Partydroge ist ein reiner Mythos. Wissenschaftler des Instituto de Medicina Legal der Universidad de Sevilla http://www.us.es haben nachgewiesen, dass Kokain mit drei Prozent der plötzlichen Herztode in Zusammenhang steht. Auch die Experten der British Heart Foundation http://www.bhf.org.uk warnen, dass die Droge verheerende Auswirkungen haben kann. Obwohl die im European Heart Journal http://eurheartj.oxfordjournals.org veröffentlichten Daten aus dem Südwesten Spaniens stammen, betonten die Wissenschaftler, dass sie für Europa allgemein gelten können.

In der Untersuchung wurden 21 von 668 plötzlichen Todesfällen mit dem Konsum von Kokain in Verbindung gebracht. Alle Betroffenen waren Männer zwischen 21 und 45 Jahren. Bei den meisten war es zu Herzproblemen gekommen, die meisten rauchten und hatten auch gleichzeitig Alkohol getrunken. Der leitende Wissenschaftler Joaquin Lucena betonte, dass diese Angewohnheit zu einem tödlichen Cocktail für das Herz werden könne. Die Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Kokainmissbrauch zu schweren Veränderungen des Herzens und der Arterien und in der Folge zu einem plötzlichen Herztod führen kann.

Jede Kokain-Dosis kann toxisch sein

Lucenas Team analysierte die Obduktionsberichte und untersuchte die Begleitumstände bei plötzlichen Todesfällen, die sich in Sevilla zwischen 2003 und 2006 ereignet hatten. Die aktuellen Ergebnisse legen nahe, dass jede Dosis der Droge toxisch sein kann. Manche Patienten hätten schlechte Überlebenschancen auch bei relativ niedrigen Mengen der Droge im Blut. Bei anderen würden große Mengen keine schwerwiegenden Folgen haben. Fotini Rozakeas von der British Heart Foundation warnt eindringlich, dass der Konsum von Kokain bei jedem Menschen tödliche Folgen haben kann. Das gelte auch für junge Menschen, bei denen keine Herzerkrankungen bekannt seien.

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PNOS
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20min.ch 12.1.10

Rechtsextreme planen Vormarsch

"So stark wie jetzt waren wir noch nie", sagt Dominic Lüthard. Er ist einer der drei Pnos-Kandidaten, die zu den Grossratswahlen im Kanton Bern antreten.

"Diesmal erreichen wir drei bis vier Prozent der Stimmen", prophezeit er. Die Minarett-Initiative habe gezeigt, wie aufgeschlossen das Volk auf das Gedankengut der Partei reagiere. Hauptgrund für den Optimismus der national orientierten Schweizer ist aber der Zulauf, den sie offenbar verzeichnen. "Wir sind jetzt deutlich mehr Aktivisten, vor allem junge Leute interessieren sich für uns", erklärt Lüthard. So hat sich im Oberland eine neue Abteilung der Helvetischen Jugend (HJ) formiert. Sogar Neuntklässler machen bei dieser "Kameradschaft" schon mit. Ebenfalls am rechten Rand politisiert die neue Partei Die Eidgenossen. Sie tritt im Seeland mit Ex-Mitgliedern der Freiheitspartei zu den Wahlen an.
(mar)

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Infografik: Rechtsextremismus in Europa
http://www.20min.ch/interaktiv/Rechtsextremismus/index.html

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AUTONOME SCHULE ZH
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Tagesanzeiger 13.1.10

Sans-papiers-Kurse neu im Stall 6

 Nachdem die Autonome Schule Zürich (ASZ) den besetzten Schulpavillon neben dem Bad Allenmoos letzte Woche verlassen musste, geht ein Teil des Schulbetriebs im Theaterhaus Gessnerallee weiter. Der Verein Bildung für alle kann seine Deutschkurse, die vorwiegend von Sans-papiers besucht werden, seit Montag im Theaterhaus Gessnerallee anbieten. In der ASZ haben jeweils rund hundert Asylbewerber dreimal wöchentlich die Kurse im besetzten Pavillon besucht. Der Theaterbetrieb hat dem Verein im Stall 6 Asyl gewährt, der erst abends für den Konzert- und Barbetrieb genutzt wird. Nachdem dieASZ am 7. Januar aus Sicherheitsgründen polizeilich geräumt worden war, erhielt der Verein Bildung für alle von verschiedenen Seiten Räume angeboten, schreibt er in einer Medienmitteilung. Zudem haben innert 24 Stunden über 250 Menschen eine Online-Solidaritätspetition unterschrieben. Die ASZ will Ende Woche über das weitere Vorgehen informieren. (bg)

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Zürichsee Zeitung 13.1.10

Sans-Papiers

 Neue Räume für die Autonome Schule

 Die Autonome Schule Zürich (ASZ), die Unterricht für Sans-Papiers anbietet, hat im Theaterhaus Gessnerallee eine neue Bleibe gefunden. Nach der polizeilichen Räumung ihres Unterrichtlokals in Zürich-Unterstrass am vergangenen Donnerstag habe man verschiedene Raumangebote erhalten, schrieb der Verein "Bildung für alle" in einem gestern veröffentlichten Communiqué. Kulturelle Institutionen, Gewerkschaften, Studentenorganisationen und andere hätten helfen wollen. Am Montagnachmittag nun habe die Schule ihren Betrieb in der provisorischen neuen Bleibe aufnehmen können.

 Die ASZ hatte seit vergangenem Sommer in einem leerstehenden Schulpavillon Deutsch- und Computerkurse durchgeführt. Die Stadt tolerierte dies zunächst. Am 7. Januar räumte die Polizei dann aber das Gebäude. Als Grund gaben die Behörden eine illegal gezogene Stromleitung an. Diese sei eine Gefahr für die Kinder des nahe gelegenen Schulhauses. Als Reaktion auf die Räumung besetzten die Aktivisten vorübergehend ein leerstehendes Schulhaus im Kreis 4. (sda)

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GIPFEL-SOLI-NEWS
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gipfelsoli.org/Newsletter 13.1.10

13.1.2010 Kopenhagen -- Strasbourg/ Baden-Baden

- Climate Imprisonments damage Denmark's reputation
- "Nicht einmal der Schein eines Beweises"
- Dänemark entlässt Greenpeace-Aktivisten aus dem Knast
- Thoughts of end of year from Denmark
- Peaceful Greenpeace climate protesters released after 20 days of imprisonment without trial
- Deterring the demonstrators
- Stop-and-search powers ruled illegal by European court
- Belgium to step up security at EU summits
- Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg kritisiert Polizeipraxis beim NATO-Gipfel
- Gedichte aus dem Strasbourger Knast
Mehr: http://gipfelsoli.org/Newsletter/8183.html

(mit Video)