MEDIENSPIEGEL 20.1.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (GH)
- Reitschule bietet mehr
- Rabe-Info 19.1.10
- Tour de Lorraine
- Rauchverbot + Bussenpraxis
- Studie zu Randständigen in der CH
- Planet SVP: Modetipps von rechts aussen
- Anti-WEF-Demo LU bewilligt
- Topkader-Treff in Rive-Reine
- Biografie zu Stieg Larson
- Neofolk
- Tierrechte-Forum Köniz
- Griechenland: Situation der Gefangenen
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REITSCHULE
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Mi 20.01.10
19.00 Uhr - SousLePont - Österreich
Spezialitäten
20.30 Uhr - Tojo - "Popeye's godda blues" Ein Theater
Comix. 20 Jahre
Club 111
Do 21.01.10
20.00 Uhr - Grosse Halle - INDIENFORUM: Diskussionsrunde
zum Thema:
"Hunger - wie setzen wir das Menschenrecht auf Nahrung um?"
20.30 Uhr - Kino - Belarus Fokus: Kurzfilmprogramm, 78
Min
20.30 Uhr - Tojo - "Popeye's godda blues" Ein Theater
Comix. 20 Jahre
Club 111
Fr 22.01.10
20.00 Uhr - Grosse Halle - INDIENFORUM: Konzert: Markus
Schori spielt
Sarod
20.30 Uhr - Kino - Belarus Fokus: 89 Millimeter -
Freiheit in der
letzten Diktatur Europas, Sebastian Heinzel. Deutschland 2005
20.30 Uhr - Tojo - "Popeye's godda blues" Ein Theater
Comix. 20 Jahre
Club 111
23.00 Uhr - Tojo - Wild Wild East: Shantel (D), D J
Residency
Sa 23.01.10
- Tour de
Lorraine "Alternativen säen"
11.00 Uhr - Frauenraum - Brunch anschliessend diverse
Workshops
"Alternativen säen".
14.00 Uhr - Grosse Halle - Interaktive Ausstellung mit
Performance "Of
all the people in all the world",
20:00 Uhr - Kino - "Au coeur de la proximité",
Nicole
Petitpierre, CH 2009, 39 min, F/d
20:30 Uhr - Frauenraum - "deR AbENd dEr gEsprOchEneN
WOrTe", Weiberslam
mit verschiedenen Slampoetinnen, Moderation: Mighty Meg
21:00 Uhr - Kino - "The Yes Men Fix the World",
(CH-Premiere), Andy
Bichlbaum und Mike Bonanno, USA 2009, 87 min, E/d
22.00 Uhr - Frauenraum - Sister's Funky Tongue Vol 7,
Freestyle-Improvisation zu bewegten Bildern, ab 23:30 Disko mit Agnetta
und Matilda
22.00 Uhr - Dachstock - Rock 'n Soul Rumble: The
Fonxionaires feat.
Miss Brandy Butler (Soul, Biel) & Theo's Fried Chicken Store
(Rockabilly) Host: MC Igee, DJ's Hans Friedensbruch vs. Käpt'n
Blaubär
22.00 Uhr - Tojo - Völlig losgelöst - the Real
Eighties mit
DJ-Kollektiv "Völlig losgelöst".
22.45 Uhr - Kino - "Strike Bike - eine Belegschaft wird
rebellisch",
Robert Pritzkow, Laines Rumpff und Jan Weiser, D 2008, 45 min
23.45 Uhr - Kino - "Superhelden", Janek Romero, D 2008,
65 min
01.00 Uhr - Kino - "Table Bed Chair", Robert Hack und
Jakob Proyer,
Ö 2007, 31 min, E/Hol/e
01.45 Uhr - Kino - Die längst fällige Tele G
Retrospektive!
Satirische Fernsehbeiträge von Guido Henseler
22.30 Uhr - SousLePont - Never BuilT Ruins (Punk; CH, D)
So 24.01.10 - 05.00 Uhr - SousLePont -
Katerfrühstück Surprise
Infos: http://www.reitschule.ch
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kulturagenda.be 21.1.10
Reiskegel-Statistik in der Grossen Halle
Die Idee ist bestechend einfach: Jedes Reiskorn symbolisiert einen
Menschen. Zwei Haufen fassen die zentrale Aussage einer Statistik
zusammen, ein Grundnahrungsmittel liefert Denkstoff.
Ein Reiskorn für ein Menschenleben
Statistik einmal anders: Die Performance-Gruppe Stan's Cafe Theatre
Company aus Birmingham verwendet statt Zahlen Reiskörner. Das
Indienforum stellt die Ausstellung in der Reithalle in den Mittelpunkt
seiner Diskussion ums Menschenrecht auf Nahrung.
In der Grossen Halle der Reitschule türmen sich Reisberge zu einer
ständig wachsenden Landschaft. Jedes Reiskorn steht dabei für
ein Menschenleben, jeder Haufen für eine Statistik.
Beispielsweise: Wie viele Millionäre gibt es in der Schweiz, wie
viele in Indien, wie verhalten sich Frauenquoten oder
Sterblichkeitsraten im Vergleich? Aufgeschüttet werden die Haufen
unter anderem von Jack Trow. Er ist Mitglied der Performance Gruppe
Stan's Cafe Theatre Company und oft damit beschäftigt,
Reiskörner abzuwägen.
Einfach verständlich
Ein deutlicher Vorteil der Installation "Of All The People In All The
World" ist ihre Anschaulichkeit: Selbst ein Kind begreift diese
plastischen Grössenverhältnisse sofort. Dabei bergen die
Haufen, genau wie die Statistiken, für informierte Zeitgenossen
kaum Überraschungen. Dafür ist die Ausstellung interaktiv,
können Zuschauer ihre Fragen bei den Performern deponieren, welche
sie anschliessend in Haufen umsetzen. Aber die Gruppe kann mehr als
Reis abwägen. In jedem Land, in dem sie halt macht, baut sie etwas
Spezifisches auf. Hier hat man sich für das Stade de Suisse
entschieden, das aus Reis nachgebildet wurde, und platzierte
Reiskörner als Vertreter von Goldmedaillengewinnern auf Podesten.
Folgen der Globalisierung
Der grösste Reishaufen ist ein Wulst, der sich durch den ganzen
Raum zieht. Er zeigt auf, wie viele Menschen in Indien gegen die
Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens protestierten. Es ist eine
eindrückliche Menge an Reiskörnern, die sich daraus ergeben
hat. Bei den Protestierenden handelt es sich um Bauern, die ihr Land
durch die Globalisierung verloren haben: Sie wurden vom Staat
gezwungen, ihr Land für wenige Rupien zu verkaufen, obwohl sie
dadurch ihrer Lebensgrundlage beraubt und ruiniert wurden.
Angeführt vom Menschenrechtsaktivisten Puthan Veetil Rajagopal
marschierten im Oktober 2007 rund 25 000 Menschen friedlich, ganz im
Sinne Gandhis, nach Delhi, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
Nach dem Marsch erhielten immerhin rund 10 000 Bauern ein Stück
Land zurück.
Weltweiter Soundtrack
Stan's Cafe tourt bereits seit 1991 um die Welt, um mit
ungewöhnlichen Stücken und Performances auf sich aufmerksam
zu machen. In die Schweiz sind drei Vertreter der Gruppe gekommen,
neben Jack Trow auch Craig Stephen und Jake Oldershaw, um die
Reis-Performance durchzuführen und mit dem Publikum gemeinsam
Fragen zur Globalisierung zu diskutieren. Den Sound zur Installation
hat übrigens der BBCRadioredaktor Jon Ward komponiert. Es handelt
sich um eine Mischung aus O- Tönen, die er bei seinen
Einsätzen auf der ganzen Welt aufgenommen und zu einer stimmigen
Geräuschkulisse arrangiert hat.
Selbstverständlich werden die sorgfältig aufgeschichteten
Reiskörner nach der Ausstellung nicht weggeworfen. Sie können
nach Belieben als Beilage zu einem indischen Curry oder einem
Zürcher Geschnetzelten wiederverwendet werden.
Helen Lagger
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Grosse Halle in der Reitschule, Bern
Ausstellung bis 31.1.
http://www.cesci.ch
ZVG
Indienforum:
Menschenrecht auf Nahrung
Organisatoren des Indienforums sind die Grosse Halle und der
Förderverein CESCI (Centre for Socio- Cultural Interaction), der
seinen Sitz in Südindien hat. Gründerin ist die 1999
verstorbene Schweizerin Maja Koene, die eng mit der Landrechtsbewegung
Ekta Parishad in Indien zusammenarbeitete. Ziel des Indienforums in
Bern ist es, sich mit dem Thema "Menschenrecht auf Nahrung am Beispiel
Indien" auseinanderzusetzen und mögliche Handlungsstrategien
aufzuzeigen.
Anlässlich eines Podiums diskutieren Vertreter der DEZA, von
Swissaid, Coop und Ekta Parishad zum Thema "Hunger - wie setzen wir das
Menschenrecht auf Nahrung um?"
Schöne Seiten Indiens kann man im Rahmenprogramm des Forums
entdecken. Tanz, Musik, ein Film sowie eine Bar und ein indisches
Restaurant geben Einblick in ein Land, das sich im Aufbruch befindet.
Als Schlussbouquet der Veranstaltungen führen am Samstag, 30.1.,
fünf junge Frauen aus Indien und der Schweiz einen sosgenannten
Bharatanatyam auf, den klassischen südindischen Tempeltanz.
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REITSCHULE BIETET MEHR
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BZ 20.1.10
SVP-Initiative
Reitschule wehrt sich
"Reitschule bietet mehr" heisst das Komitee, welches gegen
Schliessung und Verkauf des Kulturzentrums kämpfen will.
"Bunt und breit abgestützt" will das Komitee "Reitschule
bietet mehr" gegen die SVP-Initiative kämpfen, welche
voraussichtlich am 26.September vors Volk kommt. Das über
fünfzig Personen zählende Komitee hat seinen Namen in
Anlehnung an die SVP-Initiative gewählt. Diese will das
Kulturzentrum schliessen und an den Meistbietenden verkaufen.
Das Komitee wird von mehreren Organisationen und Parteien
unterstützt, so von der SP, dem Grünen Bündnis und der
Jungen Alternative. Die Stadtberner stimmen bereits das fünfte Mal
über die Reitschule ab. Sie haben sich bisher immer für den
Erhalt des Kulturzentrums ausgesprochen.
pd/mm
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http://www.reitschulebietetmehr.ch
Facebook:
Reitschule bietet mehr
http://www.facebook.com/search/?q=reitschule&init=quick#/group.php?gid=258630224019
NEIN-stimmen zur Anti-Reitschuleinitiative
http://www.facebook.com/search/?q=reitschule&init=quick#/event.php?eid=435004510531&ref=mf
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RABE-INFO
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RaBe-Info 19. Januar 2010
- Reitschule rüstet sich für die Abstimmung im September
- Bezahlbare rollstuhlgängige Wohnungen sind Mangelware
- Mithilfe im Haushalt fördert die Integration von Migrantinnen
http://www.rabe.ch/pod/get.php?web=RaBe-Info-2010-01-19-55150.mp3
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TOUR DE LORRAINE
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kulturagenda.be 21.1.10
Plädoyer für die Tour de Lorraine
Von Michael Feller
Zum zehnten Mal kurvt die Tour de Lorraine durch die Berner Gassen und
verbindet linke Globalisierungskritik mit einer grossen Portion Party.
Auch wenn viele Trägerinnen und Träger des
Festival-Bändels kaum einen Gedanken daran verschwenden
dürften: Die Tour de Lorraine ist entstanden, als an den
Anti-WEFKundgebungen die Schweizer Antiglobalisierungsbewegung im Zenit
stand und viele Sympathisanten mitreissen konnte.
Seither ist Paradoxes geschehen. Auf der einen Seite gondelte die
globalisierte Wirtschaft von Krise zu Krise und führte zu immer
mehr Unsicherheiten: Die Arbeitsplätze sind im internationalen
Markt ungewiss und die Veränderungen im Alltag rasant. Dennoch hat
eine einstmals breit abgestützte Antiglobalisierungsbewegung an
Kraft verloren. Sie konnte kurz mit viel Lärm auf sich aufmerksam
machen, aber dann ist es in der Schweiz still geworden um sie. Derweil
hat sich auf der anderen Seite des politischen Spektrums die SVP die
Verunsicherung der Schweizerinnen und Schweizer zunutze gemacht und
triumphiert wie nie zuvor, indem sie Stimmung macht gegen Deutsche,
Muslime und Asylbewerber, kurz: gegen alles Fremde.
Dass dieser "Ansatz" auf längere Sicht kein Problem löst,
lässt sich kaum ernsthaft bestreiten. Nur müssen Ideen her,
um eine von Menschen ausgedachte Wirtschaft (die wie ein Naturgesetz
behandelt wird) menschlicher zu machen. Darum gefällt mir das
Motto der diesjährigen Tour de Lorraine. "Alternativen säen"
heisst es. Anstatt sich in Kapitalismuskritik zu gefallen, will man
dieses Jahr andere Möglichkeiten weiterdenken. In der Reithalle
zeigen Open-Source-Software- Entwickler, Fabrikhallenbesetzer und
Initiatoren einer alternativen Währung ihre Entwürfe für
die Gesellschaft. Der Film "The Yes Men Fix the World" der
gleichnamigen Aktivistengruppe feiert Schweizer Premiere. Und Dutzende
Veranstaltungen zwischen der Turnhalle und dem Graffiti an der
Scheibenstrasse sorgen dafür, dass der Partygedanke auch nicht zu
kurz kommt. Es ist zu hoffen, dass nicht nur er bei den Besucherinnen
und Besuchern der Tour de Lorraine hängen bleibt.
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Diverse Orte
Do., 21.1.,
bis Sa., 23.1.
Programm:
http://www.tourdelorraine.ch
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RAUCHVERBOT
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BZ 20.1.10
Hohe Bussen für Beizer
Wirte, die ihre Gäste rauchen lassen, bezahlen happige
Bussen. Ein Berner Wirt wurde bereits zwei Mal angezeigt.
Hans-Peter Luterbacher liess seine Gäste im Restaurant
Mülirad trotz Verbot ab und zu rauchen. Dies brachte ihm zwei
Anzeigen ein. Die erste Busse betrug 600 Franken, die Höhe der
zweiten ist noch unklar, weil das Verfahren noch hängig ist. Im
Wiederholungsfall kann ein Richter eine Busse bis zu 20000
Frankenverhängen. Oder der Regierungsstatthalter den Betrieb
schliessen. Luterbacher will nun auf die Barrikaden: Er überlegt
sich eine Anzeige gegen Regierungsrat Käser. as
Seite 21
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Gastgewerbe
Wer Gäste rauchen lässt, zahlt happige Bussen
Wirte, die das Rauchverbot missachten, müssen mit Bussen bis
zu 20000 Franken oder sogar der Schliessung ihres Lokals rechnen.
Hans-Peter Luterbacher vom Restaurant Mülirad wurde bereits zwei
Mal angezeigt.
Trotz Rauchverbot tolerieren einige Stadtberner Wirte, dass in
ihren Beizen weiter gequalmt wird. Dies ist deshalb möglich, weil
die Gewerbepolizei gar nicht die personellen Ressourcen hat, alle 660
Gastrobetriebe der Stadt Bern zu kontrollieren (siehe Ausgabe von
gestern). Seit Juli 2009 hat die Gewerbepolizei erst eine Handvoll
Beizer angezeigt - genauere Angaben will Marc Heeb, stellvertretender
Polizeiinspektor, nicht machen.
Zu den Angezeigten gehören Hans-Peter Luterbacher und seine
Partnerin Monika Brazerol, die seit fünfeinhalb Jahren das
Restaurant Mülirad in der Matte führen. Er habe zwar nie
aktiv dafür geworben, dass man in seiner Beiz rauchen dürfe,
sagt Luterbacher. "Aber ab und zu habe ich Ja gesagt, wenn nach dem
Mittagessen nur noch wenige Leute in der Gaststube sassen und fragten,
ob sie zum Kaffee eine rauchen dürften."
Solidarische Gäste
Das hat Luterbacher und Brazerol zwei Anzeigen eingebracht. Die
erste Busse in der Höhe von 600 Franken kassierte das Wirtepaar
Ende Dezember - und konnte dabei noch auf die Solidarität der
Stammgäste zählen. "In einer spontanen Sammelaktion haben sie
beschlossen, einen Teil der Busse zu übernehmen", sagt
Luterbacher. Weil die beiden aber weiterhin tolerierten, dass im
"Mülirad" ab und zu gequalmt wurde, folgte Anfang Januar die
zweite Anzeige. Wie hoch die Busse diesmal ausfällt, weiss
Luterbacher noch nicht, weil das Verfahren noch beim Richter
hängig ist.
Ein Antrag auf Schliessung
Ein Gast, der trotz Verbot raucht, muss mit einer Ordnungsbusse
von 40 Franken rechnen - falls ihn der Beizer anzeigt.
Anders der Wirt, der Raucherin seinem Gastrobetrieb toleriert. Er
kann vom Richter mit Bussen von anfänglich 200 bis im
Wiederholungsfall maximal 20000 Franken bestraft werden. Laut
Regierungsstatthalter Christoph Lerch kann die Gewerbepolizei bei
unbelehrbaren Wirten gar den Antrag auf eine Betriebsschliessung
stellen. "Bei uns ist ein solches Gesuch hängig." Ob es sich dabei
um eine Stadtberner Beiz handelt, verrät Lerch mit Verweis auf das
laufende Verfahren nicht.
Fumoir geht an Existenz
Vom strikten Rauchverbot hält Wirt Luterbacher wenig. Er,
nach eigenen Angaben selber ein starker Raucher, könne jeden
verstehen, der dorthin gehe, wo er rauchen dürfe. "Als Beizer geht
es mir aber um die Existenz, wenn Stammgäste das Lokal wechseln
oder die Leute nur schon auf den Kaffee nach dem Essen verzichten, weil
sie nicht rauchen dürfen. Dann fehlt uns der Umsatz."
Dennoch sind ihm und seiner Partnerin zwei Anzeigen genug: Sie
prüfen nun den Einbau eines Fumoirs. "Wir müssen mit 25000
bis 30000 Franken rechnen", sagt Luterbacher. Zwar bezahle der
Hausbesitzer das Fumoir, wälze dann aber die Kosten auf ihn als
Mieter ab. Bei entsprechend mehr Umsatz sei dies kein Problem. "Aber
das kann mir ja keiner garantieren." Luterbacher zieht nun in
Erwägung, Regierungsrat Hans-Jürg Käser und die
Organisatoren des letztjährigen 35.Eidgenössischen
Hornusserfests anzuzeigen. Dies, weil der Polizeidirektor damals im
Festzelt trotz Verbot seine Pfeife rauchte. Luterbacher: "Ich will
wissen, ob tatsächlich alle Leute gleich behandelt werden."
Andrea Sommer
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RANDSTAND
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20 Minuten 20.1.10
Randständige Männer
BERN. 73 Prozent der Alkoholabhängigen, die sich vorwiegend
in Gruppen im öffentlichen Raum aufhalten, sind männlich.
Fast ein Viertel hat keine feste Unterkunft. Das Durchschnittsalter
liegt bei 35 Jahren. Das zeigt eine Studie.
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Aargauer Zeitung 20.1.10
Randständige leben je nach Stadt anders
In Chur abgeschottet, in Zürich toleriert, in Yverdon
integriert - die Politik der Städte unterscheidet sich stark
Forscherteams interviewten in fünf Städten auf der
Strasse Randständige und Passanten und befragten Behörden.
Die repräsentative Studie bietet Einblick in die Szenen.
karen schärer
Männlich, 35 und schweizerischer Herkunft: Dies ist das
Profil einer durchschnittlichen randständigen Person in der
Schweiz. Gestern publizierte der Schweizerische Nationalfonds die erste
repräsentative sozialwissenschaftliche Untersuchung zum
Alkoholkonsum im öffentlichen Raum.
Befragungen von Randständigen in Bern, Zürich, Chur,
Lausanne und Yverdon geben Einblick in ihre Biografien und Motive, sich
auf den öffentlichen Plätzen aufzuhalten. Auch die Reaktionen
der Passanten auf die einschlägigen Szenen interessierten die
Sozialwissenschafter. In einem noch unveröffentlichten Teil der
Studie, der dieser Zeitung vorliegt, gingen die Wissenschafter auf die
städtischen Politiken ein. Corina Salis Gross vom Institut
für Sucht- und Gesundheitsforschung Zürich, die Leiterin der
Studie, sagt: "Wir wollten die Unterschiede und das Spektrum
aufzeigen." Je nachdem, in welcher Stadt Randständige wohnen,
werden sie sich selbst überlassen, sind sie Repressionen
ausgesetzt oder werden sie als Partner in die Strategieplanung
einbezogen (siehe unten).
Gemischte Szene in Kleinstädten
Fast drei Viertel der Randständigen sind Männer. Frauen
sind häufiger an Plätzen anzutreffen, wo ein Kleinhandel
stattfindet, als an reinen Konsumplätzen. In grösseren
Städten sind die Gruppen eher homogen in Bezug auf die
konsumierten Suchtmittel, in kleineren Städten sind die Szenen
durchmischt. So wird in den Szenen in Chur Yverdon und Lausanne neben
Alkohol auch Methadon, Kokain, Heroin und Benzodiazepine
(angstlösende und beruhigende Medikamente) konsumiert. Ein Viertel
der Befragten hat keinen festen Wohnsitz. Salis Gross sagt: "Diese
Menschen sind hoch vulnerabel und krank."
Die Studie zeigt, dass zwei Drittel der weiblichen
Randständigen mindestens einmal einen sexuellen Übergriff
erlitten haben; bei den Männern ist es gut ein Drittel. Zwei
Drittel der Befragten gaben an, in ihrem Leben mindestens einmal
beinahe gestorben zu sein (aufgrund einer Überdosis, eines
Übergriffs, Unfalls oder Suizidversuchs).
Das vierköpfige Forscherteam befragte die
Alkoholabhängigen auch nach ihren Motiven zum Aufenthalt auf
öffentlichen Plätzen: Hier spielen soziale Bedürfnisse
die Hauptrolle, also Kontakt zu anderen, Informationsaustausch,
Unterstützung bei Einsamkeit, Langeweile. Häufig
äusserten Randständige den Wunsch, eine Arbeit zu haben. Das
Betteln ist für die Randständigen ein untergeordnetes Motiv;
wenn sie betteln, so tun sie dies häufig nicht unmittelbar in der
Nähe der öffentlichen Plätze, an denen sie sich
aufhalten.
Anblick Randständiger macht traurig
Knapp die Hälfte der 206 interviewten Randständigen
berichtete über konkrete negative Erlebnisse mit Passanten und
Passantinnen. Dazu gehören Beschimpfungen und Beleidigungen,
seltener sind handgreifliche Übergriffe.
Dazu befragt, was die Szene bei ihnen auslöse, antworteten
die 1000 befragten Passantinnen und Passanten am häufigsten mit
"macht mich traurig" (30 Prozent), gefolgt von "ist mir egal" (13
Prozent). 8 Prozent fühlen Wut, 7 Prozent haben Angst. Als
störend empfindet die Öffentlichkeit die Szenen vor allem,
wenn keine räumliche Ausweichmöglichkeit besteht. Genannt
wurden auch Gewalt, Diebstahl und Unordnung, seltener Betteln.
Zürich
Pragmatisch
In Zürich betrachtet man Suchtmittelkonsum als notwendiges
Übel, welches in allen Kulturen und Zivilisationen auftaucht. Man
fährt eine zweigleisige Strategie, um die Bedürfnisse des
Finanzplatzes mit dem Grundsatz der Toleranz und Integrationzu
vereinbaren. Ob eine Szene, beispielsweise am Stadelhofen, in Ruhe
gelassen oder ob interveniert wird, hängt davon ab, wie viele
Personen sich gleichzeitig dort aufhalten. Die Behörden
schätzen ab, was "stadtverträglich" und somit für die
Öffentlichkeit tolerierbar ist. 15 Personen werden dabei als
kritische Grösse angesehen. (kas)
Bern
Imagepflegend
Nach Jahren der liberalen Drogenpolitik schlägt
Randständigen nun ein kühler Wind entgegen: In Sorge um das
Image der Hauptstadt haben die Behörden ein repressiveres Vorgehen
verordnet. Der Wegweisungsartikel und ein verschärftes
Bahnhofsreglement bieten dazu Hand. Fallen Gruppen von mindestens drei
Personen negativ auf, kann die Polizei sie für mindestens drei
Monate aus einer definierten Zone wegweisen. Bern kennt aber auch wie
Zürich und Yverdon die aufsuchende Gassenarbeit. Da diese
Gassenarbeiter auch als Ordnungshüter auftreten, schlägt
ihnen bisweilen Misstrauen entgegen. (kas)
Chur
Augen zu
In Chur sind Randständige weder sichtbar noch sind sie
politisch ein Thema. Der Grund dafür: Sie treffen sich im so
genannten Stadtpark, einem Park, der von Mauern umgeben ist und der von
Passanten mühelos umgangen werden kann. Alkoholabhängige und
Drogensüchtige bleiben also unter sich. Die Stadt kennt auch keine
aufsuchende Sozialarbeit. Gemäss Verfassern der Studie befindet
sich die Stadt bezüglich Drogenpolitik weit im Rückstand.
Schlagzeilen machte Chur mit einem Verbot, nach 24 Uhr auf
öffentlichem Grund Alkohol zu konsumieren - das Verbot richtet
sich allerdings gegen Junge. (kas)
Lausanne
Uneinig
Eine starke Zerrüttung zwischen dem linken und rechten
Parteienspektrum verhindert eine einheitliche und pragmatische
Strategie in der Drogenpolitik. Die linkspolitische Seite setzt sich
für Überlebenshilfe und Schadenminderung ein, die
bürgerliche für stärkere Repression. Heute gibt es in
Lausanne im Grunde eine einzige grosse, stark durchmischte Szene. Diese
Durchmischung birgt laut Corina Salis Gross vom Institut für
Sucht- und Gesundheitsforschung Zürich Gefahren: "Junge Leute, die
auf der Gasse herumhängen, rutschen so viel rascher in den Konsum
harter Drogen ab." (kas)
Yverdon
Integrativ
Die Stadt kennt die aufsuchende Sozialarbeit, die individuelle
Hilfeleistung bietet und über die Bewegungen in der Szene
informiert ist. Alle politischen und sozialen Akteure in Yverdon
anerkennen randständige Personen als Menschen mit denselben
Bürgerrechten, wie sie alle anderen Bürger auch kennen. Die
Erfahrung zeigt, dass die Randständigen sich durch diesen
integrativen, liberalen Ansatz darum bemühen, ihre
Integrationsfähigkeit zu zeigen, indem sie an runden Tischen
teilnehmen, von Gewalt absehen und sich innerhalb der Gruppen selbst
kontrollieren. (kas)
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Pressetext 20.1.10
Falsche Klischees über die Realität Suchtkranker
Ethnologen geben Einblick in den Alltag von öffentlich
Alkoholisierten
Bern (pte/20.01.2010/06:15) - Die Lebensrealität jener
Randgruppen, die sich an öffentlichen Plätzen aufhalten und
Suchtmittel konsumieren, ist den meisten Menschen unbekannt. Zu diesem
Schluss kommen Berner Forscher, die die einschlägige Szene in den
fünf Schweizer Städten untersucht haben. Mit
Unterstützung vom Schweizerischen Nationalfonds http://www.snf.ch wurden dabei 206
Randständige in ethnologischer Feldforschung untersucht und 1.000
Passanten in Interviews befragt. Die Veröffentlichung der
Ergebnisse soll im Frühling in Fachzeitschriften sowie in Buchform
erfolgen.
Suchtkranke im öffentlichen Raum sind meist Einheimische.
Sie bewegen sich in Gruppen und haben ein Durchschnittsalter von 35
Jahren. "Das junge Alter kommt daher, dass der Einstieg in diese Szene
oft schon in der Pubertät erfolgt, kombiniert mit einer geringeren
Lebenserwartung", berichtet Studienleiterin Corina Salis Gross vom
Institut für Sozialanthropologie http://www.anthro.unibe.ch im
pressetext-Interview. Ein zweiter Teil der Forschung betraf die
Einstellung und Reaktion der Passanten gegenüber diesen Gruppen.
Schicksal lässt Passanten kalt
Eine häufige Reaktion der Passanten sei die Betroffenheit.
"Man sieht kurz hin, wendet dann den Blick ab und geht ihnen aus den
Weg. Manche reagieren betrübt, manche verärgert, etwa wenn
sie nicht ausweichen können. Speziell in der Deutschschweiz gab
ein Großteil der Passanten an, diese Menschen seien ihnen
eigentlich egal", so Salis Gross. Der Informationsstand über die
Realität dieser Alkoholiker sei allerdings äußerst
gering. "Oftmals hören sie den Zuruf, sie sollten doch eine Arbeit
suchen. Das Bild herrscht vor, dass diese Leute arbeitsunwillig, faul
und jung sind", resümiert die Ethnologin.
Kaum im Bewusstsein sei allerdings die Tatsache, dass kaum jemand
freiwillig auf der Straße lebt. "Nur sehr wenige wie etwa manche
Punks wählen diese Lebensform bewusst, zufrieden ist damit
niemand. In der Regel rutscht man hinein durch eine Verkettung
biografischer Umstände", so die Ethnologin. Jeder dritte wurde
bereits sexuell missbraucht, bei Frauen waren es sogar zwei von drei.
Ebenso viele gaben an, wegen Krankheit oder Gewalt bereits einmal "fast
gestorben" zu sein. Allgegenwärtig sind psychische und physische
Leiden wie Gelenk- und Knochenschmerz, Gefühle der
Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit bis hin zu Suizidversuchen.
Gruppe bringt emotionalen Rückhalt
Die wichtigste Funktion der Gruppe, in der sich Randständige
meist bewegen, ist es, genau dieser Situation Trost und
Verständnis zu liefern. An zweiter Stelle steht der soziale Nutzen
wie etwa der Informationsaustausch oder Ratschläge für den
Umgang mit Behörden. Auch die Beschaffung von Drogen wird so
erleichtert. Salis Gross hält es für wichtig, die einzelnen
Szenen etwa nach ihrem meist homogenen Suchtmittelgebrauch klar zu
trennen, da die Prävention erst so abgestimmt werden könne.
"Alkoholkranke sind etwa froh, dass sie noch keine Fixer sind. Es
besteht eine Hierarchie zwischen den Gruppen", so die Forscherin.
Wenig haltbar sei auch die Vorstellung, dass die Menschen auf der
Straße schlafen. "Drei von vier besitzen eine feste Unterkunft
oder wohnen zumindest vorübergehend bei einem Freund, besonders im
Winter", so Salis Gross. Neben Geldabholungen von Verwandten und dem
eher seltenen Betteln kommen auch Gelegenheitsjobs vor. "Sobald sie
sich in einer 'sauberen Phase' sehen, suchen viele eine Arbeit, etwa
auf einer Baustelle. Diese ist jedoch oft auf eine Woche
beschränkt."
"Suchtkranke haben gesellschaftliche Aufgabe"
"Jede Gesellschaft besitzt eine Ordnung, die Sicherheit und
Herrschaft symbolisiert. Zu ihrem Strukturerhalt braucht es jedoch auch
Zeiten, in denen eine Antikultur mit Gegenwelten erlaubt ist",
erklärt Salis Gross. Die Verdrängung der Suchtkranken durch
Errichtung von Konsummeilen - zunächst in Bahnhöfen, aktuell
in Innenstädten - lasse sie nun von einem Ort zum nächsten
hetzen. "Damit komme ein Gegenbild des allgemeinen Trends hin zur
Hochleistung abhanden", so die Analyse der Sozialwissenschaftlerin.
Das Schweizer Modell des Umgangs mit den Suchtkranken sieht Salis
Gross allerdings als richtungsweisend. "Zumindest die
'best-practise'-Modelle sind auf den vier Säulen Prävention,
Therapie, Überlebenshilfe und Unterstützung sowie Repression
aufgebaut. Ziel ist es, immer alle vier Pfeiler gleichzeitig anzubieten
und den Betroffenen die Möglichkeit zu eröffnen, eine
Therapie für ihre Suchtkrankheit zu bekommen. Denn von alleine
schaffen sie den Ausstieg in der Regel nicht", so die Forscherin.
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PLANET SVP
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Bund 20.1.10
Unisex-Uniformen ohne High Heels
Ein Luzerner SVP-Politiker warf im vergangenen Sommer den
Schweizer Frauen mangelndes modisches Flair vor. Jetzt hat er
darüber ein Buch geschrieben: "Zurück zur Frau". Hat dieser
Mann im Kern recht?
Bettina Weber
Ziemlich starker Tobak war das, was der Luzerner René Kuhn
im vergangenen Sommer in seinem Blog über die Kleidervorlieben der
Schweizerinnen zum Besten gegeben hat. Von "verfilzten Weibern" war die
Rede und davon, dass vor allem die linken Frauen, diese Emanzen und
Männerhasserinnen, ihre Weiblichkeit verleugneten. Da lobte sich
der SVP-Politiker doch die Russinnen, von denen er eine gleich
geheiratet hat.
Nun hat Herr Kuhn ein ganzes Buch darüber geschrieben:
"Zurück zur Frau. Weg mit den Mannsweibern und Vogelscheuchen -
ein Tabubruch". Man sollte sich das Pamphlet lieber nicht antun, es ist
in sprachlicher Hinsicht bodenlos: Von der "Verluderung der Frau"
schreibt er und von Busen, die "weitläufig" sind.
Kuhns Glaubwürdigkeit wird auch nicht gerade dadurch
erhöht, dass er das modische Flair der Russinnen preist; ganz
offensichtlich verwechselt da einer offensive und häufig billige
Sexyness mit Stil. Französinnen mit ihrer Klasse wären zur
Untermauerung der These beweiskräftiger gewesen.
Dennoch: Nüchtern und bei Lichte betrachtet - sprich: die
parteipolitische Brille weggelassen -, hat Kuhn im Kern recht. Die
Schweizer Frauen, nicht die linken, nicht die rechten, sondern die
Schweizer Frauen an sich, haben es tatsächlich nicht so mit der
Mode.
Das Bild auf den hiesigen Strassen ist ein trauriges. Man sieht
vor allem die Unisex-Uniform aus Jeans und Turnschuhen und Windjacke,
ein sich hartnäckig haltendes Überbleibsel aus den
Neunzigerjahren, als Calvin Klein mit seinem Parfum One die Androgynie
neu erfand und für hip erklärte. Hohe Absätze mögen
Schweizer Frauen nicht, es dominieren vor allem Bequem-Modelle,
Absätze gelten ja auch als so ungesund. Jupes sind inexistent.
Besonders augenfällig ist die kaschierte Weiblichkeit bei
beruflich erfolgreichen Frauen und bei Politikerinnen. Graue Mäuse
sind das, deren Garderobe hauptsächlich aus schlecht geschnittenen
Hosenanzügen besteht - elegant kann man das nicht nennen, sondern
bloss unbeholfen.
Keine modische Tradition
Aber Nachlässigkeit gilt hierzulande als chic, wer
sorgfältig auf seine Kleidung achtet, setzt sich dem Verdacht aus,
seicht zu sein. Den Schweizerinnen ist die Mode zu frivol. Zu
oberflächlich. Und das Land hat, wie Deutschland, wo die Misere
ähnlich gross ist, keine modische Tradition. Im Gegensatz zu
Italien, Frankreich und England fehlt hier das Bewusstsein dafür,
dass es auch mit Höflichkeit zu tun hat, sich gepflegt zu kleiden.
Und vor allem: dass es sich bei der Mode nicht nur um ein Kulturgut
handelt, sondern auch um einen mächtigen Wirtschaftszweig, und
dass sie deshalb nicht belächelt werden sollte, mögen ihre
Protagonisten noch so hysterisch daherkommen.
In der Schweiz hingegen gilt die Mode als Hobby von gelangweilten
Hausfrauen mit zu viel Geld. Durch den Verzicht auf schöne
Kleidung soll deshalb signalisiert werden: Ich bin eine ernst zu
nehmende Frau mit Tiefgang und kein Modepüppchen, ich habe was im
Kopf und nicht nur eine schöne Frisur obendrauf. Ein
merkwürdiger Gedanke. Inwiefern sollen sich Kompetenz und guter
Stil ausschliessen?
Eine Französin würde darüber lachen, sich die
Lippen nachziehen und dann an die nächste Sitzung stöckeln.
Weil sie erkannt hat, dass Mode immer eine Botschaft hat. Dass sie mit
hohen Absätzen und rotem Mund schon auf den ersten Blick mehr
Angriffslust und Selbstbewusstsein ausstrahlt als eine Frau, die
ungeschminkt, in einem formlosen Etwas und praktischen Schuhen
auftaucht. Französinnen unterliegen nicht dem fatalen Irrglauben,
sie müssten möglichst unweiblich daherkommen, um im
Berufsleben respektvoll behandelt zu werden.
Wahre Emanzipation
Das ist wahre Emanzipation, denn wenn Frauen ihr Geschlecht mit
Kleidung neutralisieren, machen sie sich klein, bevor es überhaupt
jemand anders tut. Und sie verkennen abgesehen davon die Macht der
psychologischen Kriegsführung, wobei damit nicht kurze Röcke
und tiefe Ausschnitte angesprochen sind: Tamara Mellon, Chefin des
Luxus-Schuhlabels Jimmy Choo und eine der erfolgreichsten
Geschäftsfrauen Englands, trägt nicht nur aus
Imagegründen stets High Heels: Sie habe einfach keine Lust,
kleiner als die Männer zu sein, mit denen sie verhandle, sie wolle
ihren Geschäftspartnern auf Augenhöhe begegnen.
Selbst die deutsche Journalistin und "Emma"-Herausgeberin Alice
Schwarzer hat erkannt, dass Lippenstift die Frauen nicht knechtet,
sondern einfach bloss attraktiver macht. Und dass ein Hauch Farbe einen
durchaus willkommenen Nebeneffekt hat: Einem hübschen
Gegenüber hört man lieber zu.
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ANTI-WEF LUZERN
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Indymedia 20.1.10
bewilligte anti wef demo in luzern ::
AutorIn : anti wef bündnis luzern
Heute haben die Stadt Luzern und die Polizei den Umzug für die
Anti-WEF-Demonstration in Luzern vom 23.1.2010 bewilligt. Somit wird
die Veranstaltung wie geplant um 14.00 Uhr auf dem Theaterplatz
starten. Wir rechnen mit einer von unserer Seite friedlichen,
lautstarken und breit unterstützten Demonstration, in der wir auf
die vom Kapitalismus verursachten Missstände aufmerksam machen
wollen.
Es ist Teil dieses Systems, dass sich der Grossteil des Kapitals extrem
ungleich verteilt. Durch die Monopolisierung in den einzelnen
Industriezweigen fallen die Menschen in eine Abhängigkeit von
multinationalen Konzernen. Diese wiederum beuten zur Profitmaximierung
sowohl Menschen wie auch die Natur aus. Arbeitsplätze werden in
Billiglohnländer ausgelagert, in welchen die ArbeiterInnen weder
Rechte am Arbeitsplatz noch Anspruch auf Schutz oder einen angebrachten
Lohn haben. Wälder werden gerodet, ganze Landschaften umgestaltet,
Wasser abgepumpt oder durch industrielles Gift verseucht. Gleichzeitig
gelangen weitere Giftstoffe in die Atmosphäre. Durch dieses
Vorgehen, werden Lebensräume von Mensch und Tier zerstört.
Solange aber die Unterdrückung von Menschen und die
Zerstörung der Erde im Namen von wirtschaftlichem Wachstum und
mächtigen Industrien geschieht, wird dieses Handeln ignoriert oder
sogar akzeptiert.
Auch die Stadt Luzern hat dem Druck der Wirtschaft und
rechtsgerichteter Ideologen nachgegeben. Wir sehen es zwar als
positives Zeichen, dass der Umzug bewilligt wurde. Andererseits
bemängeln wir die starken Änderungen an unserer geforderten
Route und dass wir rigoros von der Innenstadt ferngehalten werden.
Da wir aber an einer konstruktiven Lösung interessiert sind,
werden wir uns nicht quer stellen und die von der Stadt aufgezwungene
Route annehmen. Dies zeigt aber, dass in der Luzerner Konsummeile das
recht auf Redefreiheit und Versammlungsfreiheit hinter den
wirtschaftlichen Interessen steht und die konsumierende Masse auf gar
keinem Fall gestört werden darf. Je weiter wir aber von den
städtischen Ballungspunkten ferngehalten werden, desto lauter wird
unser Protest sein, denn wir lassen uns nicht Mundtod machen.
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MEETING
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Tagesanzeiger 20.1.10
Rive-Reine: Die geheimste Konferenz der Schweiz
Einmal im Jahr treffen sich seit 35 Jahren die Topmanager der
Schweiz mit Toppolitikern. Ohne jede Publizität. Dieses Jahr kam
zum ersten Mal Protest. Und damit die Presse.
Von Constantin Seibt
Das Sicherste, was man über die exklusivste Konferenz der
Schweiz sagen kann, ist: Nach dem Essen gibt es Nespresso.
Sonst weiss man fast nichts. Ausser dass sich die Elite der
Schweiz sich am Anfang jedes Jahres für eineinhalb Tage trifft.
Eingeladen sind nur Chefs: die 40 mächtigsten Schweizer
Konzernbosse plus einige Politiker: nur Partei- oder Fraktionschefs der
Bundesratsparteien. Dazu ein einsamer Gewerkschaftsboss. Zwei Priester.
Und zwei Bundesräte.
Nie sonst im Jahr trifft sich so viel Schweizer Macht an einem
einzigen Ort. Zutritt erhalten strikt nur die Nummern 1 der Konzerne.
Die Exklusivität zeigt sich darin, dass die Geheimhaltung klappt.
Teilnehmerliste und Traktanden sind geheim. In 35 Jahren
Rive-Reine-Tradition erschien darüber nur ein ausführlicher
Zeitungsartikel.
Königin am Ufer
"Es ist schon verblüffend, wie viel Schweigen man
organisieren kann", sagte der Autor des Artikels, der
Bundeshauskorrespondent Viktor Parma.
So findet sich die Geschichte der Konferenz nur in Parmas 2007
erschienenem brillanten Politikerportrait-Buch mit dem Titel
"Machtgier".
Rive-Reine ist nach dem Tagungsort benannt: ein Privathotel am
Genfersee, mit etwa 65 Zimmern, direkt an der Strasse zwischen Montreux
und Vevey. Erbaut wurde es um 1800 von der Gattin eines preussischen
Königs. Deshalb auch der Name: Königin am Ufer. Nach ihrem
Tod wurde es ein Nobelhotel. 1969 kaufte es der Nestlé-Konzern
als Schulungszentrum.
Gastgeber ist also Nestlé: ein Unternehmen, das
international operiert und zwecks Kitt Rituale und Förmlichkeiten
schätzt. Und so hat auch die Rive-Reine-Tagung strenge Regeln: um
16 Uhr trifft man sich am gläsernen Nestlé-Hauptsitz im
sechsten Stock. Sämtliche Tische stehen in einem grossen Kreis.
Zunächst werden kurz die Ergebnisse der letzten Tagung referiert,
dann diskutieren die Top-Shots zwei Stunden das Tagungsthema:
Landwirtschaft, Globalisierung, Finanzplatz, EU oder was immer.
Halb sieben wird die Gesellschaft nach Rive-Reine ins
Konzernhotel chauffiert. Es folgt das Diner und bis tief in die Nacht
Bargespräche.
Am nächsten Morgen geht es mit den Debatten weiter.
Als Animatoren im offiziellen Teil arbeiten seit Jahren der Chef
des konzernnahen Thinktanks Avenir-Suisse, Thomas Held, und der Chef
der NZZ-Wirtschaftsredaktion, Gerhard Schwarz, assistiert vom
NZZ-Kolumnisten Beat Kappeler. Für die Seele sind neben der
Küche der oberste Evangele, Pfarrer Thomas Wipf, und der Abt von
Einsiedeln, Martin Werlen, geladen.
Schokolade für den Bundesrat
In Rive-Reine geht es locker zu. Aber es wird durchaus Politik
gemacht. Auf der Agenda des Nestlé-Konzerns steht etwa das Thema
Landwirtschaft: Ihre Zukunft war auch das Thema der Tagung 2007. Hier
fordert Nestlé dringend eine möglichst radikale
Liberalisierung der Märkte, Öffnung der Grenzen, also
Verbilligung ihrer Rohstoffe. Und droht dem Bundesrat, die
Schokoladenfabriken zu verlagern: mit der Begründung, dass etwa
die Franzosen keine teure Schokolade kaufen würden, egal ob
Schweiz darauf stünde oder nicht.
Ebenso sind Europa und Steuern Dauerthemen. In Rive-Reine wurde -
laut Parma - das grösste Steuererleichterungspaket der Geschichte
unter dem heutigen Economiesuisse-Chef Gerold Bührer aufgegleist:
ein Milliardengeschenk für Vermögende, Hausbesitzer und
Grosskonzerne. (Allerdings: Zu enthusiastisch geplant fiel es 2004 an
der Urne durch.)
Ebendort wurde etwa ein harter Konfikt zwischen Marcel Ospel und
dem Bundesrat gelöst: Ospel wollte bei den Bilateralen das
Zinsbesteuerungsabkommen mit der EU sofort und seperat zur Abstimmung
bringen. Chefdiplomat Michael Ambühl konnte ihn davon abbringen.
Andere Themen sind Freihandelsrunden und Kürzungen im Sozialwesen.
Das Factssheet für die Bar
"Das offizielle Thema 2010? Globalisierung. Finanzkrise. Die
Toujours-Themen, wie üblich", sagte ein Top-Berater, der seit
Jahren Konzernchefs auf die Rive-Reine-Tagung vorbereitet. "Es gibt
dieses Jahr bei Rive nur zwei wirklich wichtige Themen: die
Bekämpfung der Abzocker-Initiative. Davor fürchtet man sich
sehr. Und die Frage, wie Taxen für Boni und Banken zu vermeiden
sind."
Man müsse sehen: "Die wirklichen Chefs sind: Brabeck.
Vasella. Humer. Grübel. Dörig. Also Nestlé, Pharma,
Banken. Der Rest, die Schweizer Firmenchefs, sind gut drauf, aber
nervös. In Rive-Reine dabei zu sein ist wie geadelt zu werden:
Für viele ein klares Upgrading. Die Industrie hat wenig zu sagen:
Sie spielt nur die zweite Geige.
Typen, die den Bankern an den Karren fahren, wie Hayek, werden
nicht eingeladen. Man sieht ihn als Clown, trotz seiner Milliarden.
Blocher übrigens wird 2010 auch nicht mehr eingeladen, nur seine
Tochter, die Martullo. Andere Banken-Kritiker wie Schneider-Ammann sind
zwar dabei: aber nicht richtig ernst genommen. Wer ernst genommen sind
will, muss mit den Wölfen heulen. Aber das nur nebenbei." Und die
Hauptsache? "Mein Job war dieses Jahr für meinen Klienten ein
Facts-Sheet vorzubereiten: mit den geschäftlichen Zielsetzungen
für Gespräche an der Bar mit den anderen Teilnehmern. Mein
Mann will überzeugen."
Der Tiger- und der Katzentisch
Die Teilnahme an der Rive-Reine-Konferenz ist eine Ehre. Aber
nicht ganz ohne Gefahren: 2002 etwa wurde der
Zürich-Versicherung-Chef Rolf Hüppi zum ersten Mal vom besten
Tisch (jenem mit Rainer E. Gut) an einen Katzentisch versetzt. Eine
Quittung dafür, dass Zürich sich mit Derivaten verzockt
hatte: Kurz danach trat er zurück.
Noch schlimmer erging es angeblich Marcel Ospel 2008. Laut Presse
wurde er von Bundesrat Hans-Rudolf Merz derart zusammengestaucht, dass
er Türe schlagend den Saal verliess.
Diese - die einzige über Rive-Reine bekannte Anekdote - ist
bezeichnenderweise erfunden: "Ein nackter Mythos", laut einem
Tagungsteilnehmer. Angegriffen hätte Ospel nicht Merz, sondern
Nationalbankpräsident Philippe Hildebrand. Dieser hätte bei
Rive-Reine erstmals die Zahl veröffentlicht, dass die UBS mit nur
1,5 Prozent Eigenkapital gefahren sei. "2008 war auch sonst
sackspannend. Danach sagte Finma-Präsident Haltiner, dass er die
Banken überhaupt nie kontrollieren könne, weil er seinen
Leuten zu tiefe Löhne zahle. Dann kam Merz, aber der sagte zur
Bankenkrise nichts als: Eigenverantwortung. Von wegen:
zusammengestaucht. Und Ospel ist nie durch die Tür gestürmt.
Er war nur bleich und aufgedunsen und kam nicht mehr zum Abendessen."
Rive-Reine ist selten dramatisch. Aber es setzt Zeichen. Als 2002
plötzlich Christoph Blocher eingeladen wurde, wurde einem
Teilnehmer "schlagartig klar, dass jetzt die SVP bei uns wichtig
geworden ist." Es war damals das Zeichen für den Machtgewinn von
Marcel Ospel, der mit einem UBS-SVP-Parallelfilz die Oberhand gewonnen
hatte.
Die drei Chefs
Eigentlich ist Rive-Reine ein Instrument des Konkurrenz-Clans:
des Traditionsbündnisses von Nestlé, Credit-Suisse und
Swiss-Life. Der Mann, der Rive-Reine lange dominierte, war der CS-Chef
und Nestlé-Vize Rainer E. Gut. Er war der Mann, der das
Investmentbanking, die Top-Löhne und die internationalen Manager
in die Schweiz importierte, aber auch als Patriot einen dichten Filz
förderte: neben über hundert Top-Jobs war das
Rive-Reine-Einladung eine Belohnung für Getreue.
Ihn beerbte als Organisator Kaspar Villiger: einst ein
ehrgeiziger Stumpen- und Velofabrikant, dann biederer Finanzminister
und danach Verwaltungsrat bei Nestlé, Swiss Life und NZZ. Er
legte die Biederkeit ab. Bei der Finanzkrise behauptete er, nicht die
Banker, sondern die Regulierungen der Politik seien schuld. Als
UBS-Chef sagte er, die Boni seien nichts für die Laien aus der
Politik. Man solle die Profis machen lassen.
Heute ist Peter Brabeck Hausherr und Organisator. Das zeigte auch
eine Szene aus der Nestlé-Betriebskultur. Dort sind
Parkplätze hoch symbolisch. Angestellte parkieren weit draussen,
Kader im Parkhaus, Direktoren neben der Tür, Generaldirektoren
dürfen ihre Limousine dabei schräg stellen. Brabeck parkierte
diesen Montag mit schwarzem Sportwagen nur zwei Meter vor der
Rive-Reine-Privathoteltür.
Das Schweizer Davos
Die Kameraleute von "10 vor 10" riefen ihm eine Frage zu: Brabeck
ignorierte es und ging mit den sportlichen Storchenschritten ins Hotel.
Währenddessen warfen die Leute vom Public Eye, dem
Anti-WEF-Protestforum von Greenpeace und der Erklärung von Bern,
einen Laser an, der ein grosses Auge auf die Fassade projizierte und
die Schrift: "public eye is watching you"
Das Einzige, was neben dem Auge zu sehen war, war die Nacht, die
Kälte und FDP-Ständerat Rolf Schweiger, der zum Rauchen vor
der Tür stand. Er sagte: "Diese Konferenz ist nicht geheim.
Sondern vertraulich!" Das war alles. Schliesslich kamen vier
gemütliche Polizisten. "10 vor 10" filmte. Es waren nach 35 Jahren
die ersten Aufnahmen und der erste Protest gegen Rive-Reine.
Und die Politik? Irrt sich der zitierte Berater nicht, so wird
dieses Jahr vor allem CVP-Präsident Christoph Darbellay bei
Rive-Reine Rat erhalten: Die CVP hatte am Morgen noch angekündigt,
einen Gegenvorschlag zur Abzocker-Initiative ausarbeiten zu wollen, um
diese zu verhindern. Mit dabei waren dieses Jahr Fulvio Pelli und Gaby
Huber von der FDP. Die SVP vertrat Caspar Baader. (Die Chefs der SP
kamen nicht - angeblich aus Terminschwierigkeiten.)
Teilnehmende Politiker sagten, es herrsche bei Rive-Reine "die
normale Konferenzatmosphäre: Smalltalk und Viersternluxus". Sie
hörten zu. Und ihnen würde auch bei Kritik zugehört.
Der Rive-Reine-Berater lachte bitter, als er das hörte: "Die
Politik ist für die Wirtschaftsbosse wie ein Baby. Man lacht, wenn
es einem die Knie nass macht."
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STIEG LARSON
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Aargauer Zeitung 20.1.10
Abrechnung mit Larsson
Eine Biografie über den Bestseller-Krimi-Autor hiesse wohl
richtiger "Verleumdung" statt "Mein Freund Stieg Larsson".
Thomas Borchert, dpa
Nach dem Krimi-Welterfolg für Stieg Larsson mit
"Verblendung", "Verdammnis" und "Vergebung" jetzt eine "lupenreine
Verleumdung": So nennt die Lebensgefährtin des 2004 gestorbenen
Schweden die erste Buchveröffentlichung eines Ex-Kollegen
über den erst nach seinem Tod weltberühmt gewordenen Autor.
"Mein Freund Stieg Larsson" betitelte der Ex-Kollege Kurdo Baksi sein
Werk, in dem er aber wenig freundschaftliche Vorwürfe ausbreitet:
Larsson habe in den 90er-Jahren als Journalist für die
Nachrichtenagentur TT gefälschte Interviews in den Dienst
geschummelt, "parteiische Texte" geschrieben und sich als
"überempfindlicher Gernegross" aufgespielt.
Über 20 Millionen Exemplare der "Millenniums-Trilogie" mit
Larssons praktisch unbesiegbarer Heldin Lisbeth Salander sind bisher
weltweit verkauft. Drei schwedische Verfilmungen laufen in den Kinos,
und Hollywood steht auch schon bereit. Dass die Kultfrau Lisbeth von
ihrem literarischen Erfinder mit fast übermenschlichen
Kräften beim Kampf gegen brutale Männer sowie auch beim
Knacken von Computercodes ausgestattet worden ist, hält Baksi
für die Konsequenz von schlechtem Gewissen: Larsson habe als
15-Jähriger in seiner Heimatstadt Umeå passiv zugesehen, wie
gleichaltrige Freunde ein Mädchen vergewaltigten. Die Stimme des
Opfers, das seine späteren Entschuldigungen abwies, klinge in
Salander nach, meint Baksi.
Neben der früheren Lebensgefährtin Eva Gabrielsson und
einem Ex-Chef von TT taten auch die meisten Rezensenten das neue Buch
als äusserst fragwürdig und dünn ab. Sein Erscheinen im
angesehenen Verlag Norstedts spiegelt aber das riesige Interesse am
Autor wider. Zu Lebzeiten war er einzig als Herausgeber des gegen
Neonazis ermittelnden Magazins "Expo" in Erscheinung getreten. Hier
hatte Baksi ihn kennen gelernt. Seine Krimis schrieb Larsson im
Stillen. Er starb 2004, mit 50, durch einen Herzinfarkt. Kurz danach
erschien der erste von drei fertigen Bänden.
Damit kam der postume Ruhm und mit ihm auch hässlicher
Streit um das anwachsende Erbe. Gabrielsson trägt ihn auch
über die Medien mit Larssons Vater und Bruder aus. Ein
Abfindungsangebot über 20 Millionen Kronen (3,5 Millionen Franken)
wies sie ab. Die bisherigen Bucheinnahmen und Erlöse für
Filmrechte werden auf das Sechs- bis Siebenfache geschätzt.
Gabrielsson kündigte zudem ein eigenes Buch an. Larssons Vater und
Bruder wollen gerichtlich gegen den TV-Sender SVT vorgehen, weil dieser
eine Reportage über den Erbschaftsstreit aus der Sicht
Gabrielssons ausstrahlte.
Kurdo Baksi Mein Freund Stieg Larsson. Heyne, 224 S., Fr. 39.90
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NEOFOLK
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Radio Corax (Halle) 19.1.10
Ein Versuch die Neofolk-Szene zu greifen
http://www.freie-radios.net/mp3/20100119-einversuch-31681.mp3
Eine Musikrichtung, deren Grenzen so schwer fassbar sind, wie es bei
sonst keinem anderen Musikstil der Fall ist - Die Rede ist vom Neofolk,
einer Strömung mit antimodernistischen Zügen,
autoritären Überzeugungen und einer Spannbreite an Haltungen.
Linksorientierte Bands experimentieren unter dem Label Neofolk, aber
auch purer Mainstream läßt sich finden bis hin zu
rechtsgerichteten Bands. All das macht die Szene nur schwer fassbar und
spaltet das Publikum in harsche Kritiker und begeisterte Fans.
Eine Komponente des Neofolk ist die Provokation, abgeleitet aus dem
Industrial, wenn etwa Operationen am menschlichen Körper als Video
auf der Bühne abgefahren werden oder ohrenbetäubender
Lärm generiert wird. Was einen Teil der Neofolk-Bands ausmacht ist
aber auch eine eigenwillige Ästhetik, die sich an Nazisymbolik,
Uniformen, Fetisch, Gewalt und Tod orientiert. Denkbar sind ebenfalls
Hitler-Zitate in Liedtexten und Samples aus Liedern von Horst Wessel.
Ein Sumpf so scheint es. Mit dem Geschichtswissenschaftler Gregor
Hufenreuter versuchen wir Licht ins Dunkel zu bringen. Gregor
Hufenreuter hat Geschichte und Kommunikationswissenschaft an der Freien
Universität in Berlin studiert, derzeit promoviert er am
Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichte. 2009 ist ein Artikel
von ihm über "Völkisches Liedgut vom Deutschen Liederbuch des
Kaiserreichs zum Neofolk der Gegenwart" in einem Sammelband von Uwe
Puschner u. Ulrich Großmann über die Aktualität alter
Denkmuster im 21. Jahrhundert erschienen.
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TIERRECHTE
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Indymedia 19.1.10
Forum für Tierrechte ::
AutorIn : Forum für Tierrechte: http://www.tierrechtsforum.ch
Am 16. -18. April findet in Köniz (Bern) das Forum für
Tierrechte statt.
Alle Aktiven und am Antispeziesismus Interessierten sind herzlich
eingeladen!
http://ch.indymedia.org/media/2010/01//73398.pdf
Forum für Tierrechte - 16.-18. April 2010, Bern Köniz
(Schweiz)
Das Forum für Tierrechte gibt der breit gefächerten
Tierrechts- / Tierbefreiungsbewegung in der Schweiz Raum und Zeit, sich
über die aktuellen Themen rund um das Mensch-Tier-Verhältnis
auszutauschen und sich mit bestehenden und neuen Projekten und
Kampagnen auseinanderzusetzen. An verschiedenen informativen Workshops,
Vorträgen und Diskussionen wird der konstruktive Diskurs mit
diesem Thema gefördert, um zukunftsorientierte
Lösungsansätze zu schaffen.
Das Forum richtet sich an Menschen, welche sich bereits aktiv für
Tierrechte / Tierbefreiung einsetzen, aber auch an Leute, welche
Kontakte zu der Bewegung suchen oder an den emanzipatorischen Aspekten
des Antispeziesismus interessiert sind.
Da wir möglichst vielen Leuten den Zugang zum Forum
ermöglichen wollen, versuchen wir, die Kosten für Unterkunft
und Essen so tief wie möglich zu halen. Die Bettenanzahl ist
beschränkt und eine Anmeldung daher empfehlenswert (für
Tagesbesucher_innen erwünscht).
Stattfinden wird das Forum für Tierrechte im Weiermattheim, an der
Herzwilstrasse, 3098 Köniz (Schweiz).
Weitere und aktuelle Informationen sind auf unserer Homepage einzusehen:
http://www.tierrechtsforum.ch
tierrechte@immerda.ch
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GRIECHENLAND
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Indymedia 19.1.10
Zur Situation von Alfredo und Christos ::
AutorIn : griechenland
Die Leidenschaft für die Freiheit
Eine weitere Episode in den Chroniken der Repression ist mittlerweile
allen wohl bekannt: Alfredo Bonanno (aus Italien) und Christos
Stratigopoulos (aus Griechenland), zwei Anarchisten, die bereits einige
Male von der Repression getroffen wurden, sind am 1. Oktober 2009 nach
einem Überfall in Griechenland verhaftet und in der kleinen Stadt
Amfissa ins Gefängnis gesteckt worden. Wir haben nicht die Absicht
ihre Tat zu kommentieren, die nichtsdestotrotz unsere volle Sympathie
hat, ebensowenig werden wir uns den Details bezüglich der
Verhaftung der Gefährten widmen, die in Flyern und
Communiqués bereits reichlich dargelegt wurden.
Im Gegenteil, wozu wir hier ein starkes Verlangen verspühren, ist
allen Gefährten, die diese Zeilen lesen, in Erinnerung zu rufen,
dass Christos und Alfredo noch immer in dem Konzentrationslager von
Amfissa festgehalten werden, und dass es Zeit ist, mit einer
grösseren Entschlossenheit darüber nachzudenken.
Jeder weiss nun über die Haftbedingungen in Amfissa bescheid. Kein
lebendes Wesen sollte an einem solch höllischen Ort abgesetzt
werden. Wir wollen darum ein für alle mal seine Zerstörung,
ebenso wie die jedes Gefängnisses und jeder Haftanstalt dieser
Welt, ein Verlangen, das wir und viele andere Gefährten immer
wieder duch Worte und manchmal (wir befürchten viel zu wenig)
durch Taten betont haben. Wir stimmen alle mit viel diskutierten
Punkten überein, mit dem Angriff auf dieses Ausbeutungssystem, das
Gefängnisse baut und jegliche Form von Rebellion unterdrückt,
ebenso wie mit der vollständigen Zerstörung von allen
Gefängnissen. Wir erkennen auch, das den gefangenen Gefährten
Unterstützung und Solidarität gegeben werden sollte. Wir
wollen all unsere Gefährten draussen sehen, gemeinsam mit jedem
Rebell, der gegenwärtig in den Kerkern egal welchen Staates
festgehalten wird. Unser eigenes Konzept für soziale Abrechung
habend, sind wir gegen das Gefängnis, selbst für unsere
Feinde.
In diesem Kontext wollen wir den spezifischen Fall von Alfredo betonen,
dessen Alter und Gesundheitszustand - leider - auch ein Teil der
Chronik geworden sind. Es ist ziemlich offensichtlich, dass seine
weitere Haft unter den gegenwärtigen Bedignungen eine präzise
politische Wahl ist, abgestützt vom Gesetz - wo die Macht zum
höchsten Grad seiner Rache an einem anarchistischen
Revolutionär gelangt, der stets ein eingeschworener Feind der
Autorität in all ihren Formen war.
Es ist Zeit zu handeln, in Anbetracht von Alfredos Situation, die dabei
ist äusserst ernsthaft zu werden, ebenso, wie zum denunzieren der
weit verbreiteten barbarischen Verhältnisse, die trotz eines von
tausenden Gefangenen unternommenen Hungerstreiks im vergangenen Jahr
weiterhin in den griechischen Gefängnissen vorherrschen.
Solikonzerte und Gegeninformation können wichtige Initiativen
sein. Verstreute Aktionen gegen die Symbole der Macht sind schöne
Solidaritätsakte. Doch all dies bleibt isoliert in der Abwesenheit
eines verbreiteten und permanenten Angriffs auf den Staat und das
Kapital als Ganzes, was das Arbeiten an der Verbreitung des Kampfes
beinhaltet, um die Ausgebeuteten innerhalb und ausserhalb der
schändlichen Mauern zu involvieren. Dies ist ein notwendiger Weg,
auf welchem spezifische Aktionen zu entwickeln sind, einschliesslich
jener, die zu Ziel haben, die Gefährten und Individuen, die sich
unter spezifischen Bedingungen in den Händen des Feindes befinden,
nicht zu verlassen.
Lasst uns jetzt handeln, um den Kampf gegen alle Formen von
Gefängnissen lebendig und wirksam zu erhalten, bis alle Gefangenen
frei und alle Gefängnisse zerstört sind, vorallem die
unsichtbaren Mauern, die die Geister und Körper in den
alltäglichen Gewohnheiten und den bedingungslosen
Zustimmungsritualen einschliessen.
Lasst uns den vom Staat zur Geisel genommenen Gefährten zeigen,
das wir mit ihnen sind in dem lodernden Kampf für das Leben und
die Würde, das die Leidenschaft für die Freiheit nicht bloss
eine Parole ist, sondern eine fürchterliche Flut von Liebe und
Zerstörung.
FEUER UND FLAMMEN DEN GEFÄNGNISSEN
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Wer den beiden inhaftierten Schreiben will:
Alfredo Bonanno
Christos Stratigopoulos
Tzamala 27
33100 Amfissa
Griechenland
Geld zur unterstützung der Gefährten könnt ihr senden an:
Postkonto nr. 23852353,
gerichtet an: A. Medeot - C.P. 3431 - Trieste (Italien),
mit dem Text:
"sottoscrizione arresti in Grecia”
Hintergrundinformationen und Artikel (englisch):
http://www.aftertrikala.blogspot.com
Texte und Brochüren von Alfredo Bonanno (englisch):
http://pantagruel-provocatione.blogspot.com
Solidaritätsposter in verschiedenen Sprachen:
http://arobberyingreece.blogspot.com
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folgend zwei weitere Texte auf englisch:
http://ch.indymedia.org/de/2010/01/73386.shtml