MEDIENSPIEGEL 24.1.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo)
- Tour de Lorraine
- Anti-WEF Luzern: Ruhige Demo
- Anti-WEF Basel: Das andere Davos
- Polizei CH: 1 Mio Überstunden
- Sport: Die Rache der Fans; Kostenexplosion Sicherheit
- Disco-Fever: Big Brother Club
- Anti-SVP-Aktion in VD

----------------------
REITSCHULE
----------------------

Di 26.01.10  
20.30 Uhr - Kino   - Uncut: Bandaged, Maria Beatty, Deutschland/USA 2009, DVD 92', E/dt
20.30 Uhr - Tojo - Lustiger Dienstag 44 Mehr als Variété. LuDi-Crew und Gäste.

Mi 27.01.10
19.00 Uhr - SousLePont - Argentinien Spezialitäten
22.00 Uhr - SousLePont - Offene Bühne #119

Do 28.01.10
20.30 Uhr - Kino - Belarus Fokus: Music Partisans, Miroslaw Dembinski. Polen 2007
21.00 Uhr- Roessli - Ching Chong Song (USA) / The Wowz (USA) - Support: The Good, The Band and No Ugly - Cabaret feat. Anti-Folk

Fr 29.01.10
20.00 Uhr Grosse Halle - INDIENFORUM: Film "Der lange Weg zum eigenen Land" von Hans-Jürg Pfaff und Kurzfilm-Premiere mit anschliessender Diskussion
20.30 Uhr - Tojo - 3. Secondo Theatertournée 3 prämierte Kurzstücke vom 3. Secondo Theaterfestival
21.00 Uhr - Kino - Belarus Fokus: Kurzfilmprogramm, 78 Min

Sa 30.01.10
20.00 Uhr - Grosse Halle - INDIENFORUM: Bharatanatyam, klassischer südindischer Tempeltanz
20.30 Uhr - Tojo - 3. Secondo Theatertournée: 3 prämierte Kurzstücke vom 3. Secondo Theaterfestival
21.00 Uhr - Kino - Belarus Fokus: 89 Millimeter - Freiheit in der letzten Diktatur Europas, Sebastian Heinzel. Deutschland 2005
23.00 Uhr - Dachstock - The Local Darkside: Axiom (Renegade Hardware/CH), VCA (Biotic Rec/CH), Lockee (Rabass/CH), Lewin (Drumandbass.ch), Romic (Berne City)

Infos: http://www.reitschule.ch

---

20min.ch 22.1.10

Secondo-Theatertournee

Preisgekrönte Produktionen im Tojo Theater

Am Freitag, 29.Januar, und am Samstag, 30. Januar sind jeweils um 20.30 Uhr im Tojo Theater vier Theaterproduktionen zu sehen, die sich mit der Sprache der Secondos auseinandersetzen. Alle wurden beim dritten nationalen Theaterfestival ausgezeichnet.

"Explodierer - zwischen den Welten", "Pajaro und Vogel", "Sprachlos" und "Wörter und andere Bazillen heissen die vier Stücke, die am nächsten Wochenende dem Berner Publikum präsentiert werden. Alle befassen sich auf originelle Weise mit den Schwierigkeiten, die Immigranten der zweiten Generation im Alltag meistern müssen.

Die Vorstellungen finden am Freitag, dem 29.Januar, und am Samstag, dem 30. Januar jeweils um 20.30 Uhr im Tojo Theater (Kulturzentrum Reitschule) statt.

Eintrittspreise:

Solidaritätspreis: 25 Fr.
normal: 20 Fr.
ermässigt: 15 Fr.

----------------------------------
TOUR DE LORRAINE
------------------------------------

BZ 23.1.10

Tour de Lorraine

 Feiern und debattieren

 Zum zehnten Mal wird heute an der Tour de Lorraine "solidarisch gefestet" und antikapitalistisch diskutiert.

 Vor zehn Jahren fand die erste Tour de Lorraine statt. Ihr Ziel war klar: den Protest gegen das Weltwirtschaftsforum WEF einem breiten Publikum näherbringen. Seither haben die WEF-Proteste an Saft und Kraft verloren - die Tour de Lorraine hingehen hat an Grösse kräftig zugelegt. Einerseits haben sich immer mehr Lokale angeschlossen, andererseits hat sich der thematische Fokus ausgeweitet.

 Die heutige Tour steht unter dem Motto "Alternativen säen". So gibt es neben all den Kulturevents diese riesigen "Soli-Party"-Workshops, bei welchen alternative Ökonomiemodelle vorgestellt werden: so die geldfreie Zeittauschbörse "bazOre" im Murifeldquartier, die Basler Alternativwährung "BonNetzBon" oder das Prinzip der Peer-Ökonomie, welches hinter dem Austausch freier Software steht.

 Der Gewinn der Tour de Lorraine wird von den Veranstaltern an Kampagnen, Demonstrationen, Publikationen oder Tagungen verteilt.
 azu

 Tour de Lorraine: heute, 23.1. Nachmittags-Workshops in der Reitschule. Abendprogramm ab 19 Uhr in div. Lokalen. Tickets gibt es nur hier: Turnhalle Progr, Reitschule und beim Quartierhof. Detaillierte Infos: www.tourdelorraine.ch.

--------------------------------
ANTI-WEF LUZERN
--------------------------------

Zentralschweiz am Sonntag 24.1.2010

Anti-WEF-Demo

Demo verläuft ruhig

 Die Anti-WEF-Demo ist ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Für Ärger sorgten einige Vermummte.

 ds. Die Anti-WEF-Demo, die gestern Nachmittag in Luzern abgehalten worden ist, gab im Vorfeld viel zu reden. Doch am Ende war alles halb so wild. Statt zu randalieren, protestierten mehrere hundert Demonstranten friedlich gegen das Weltwirtschaftsforum in Davos und gegen "undemokratische Machtverhältnisse". Die Polizei zeigte Präsenz - musste jedoch nicht eingreifen. Einziges Ärgernis: Trotz Verbot traten mehrere Demonstranten vermummt auf. "Diese Personen werden wir zur Rechenschaft ziehen", sagt Beat Hensler, Kommandant der Luzerner Polizei.

 Seite 21

--

 Einige Vermummte - sonst Ruhe

Von Daniel Schriber

 Die Anti-WEF-Demo ist friedlich verlaufen. Obwohl einige Personen gegen das Gesetz verstiessen, bewahrte die Polizei Ruhe.

 Hat sich die Bevölkerung im Vorfeld der gestrigen Anti-WEF-Demonstration zu viele Gedanken gemacht? Befürchtet wurden zerbrochene Fensterscheiben, versprayte Wände, gewalttätige Demonstranten, der schwarze Block. So kam es, dass während der Demo gleich mehrere Geschäfte ihre Läden verbarrikadierten - zum Beispiel die Bijouterie Bucherer - und dies während der besten Einkaufszeit am Samstagnachmittag. Doch das Bild, das sich gestern Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein gezeigt hat, war ein anderes. Mehrere hundert Personen aus der ganzen Schweiz haben laut aber friedlich für ihre Anliegen demonstriert. Gegen den Kapitalismus, für die Menschheit. Gegen die Mächtigen, für die Armen, so die Devise der Teilnehmer. Und am Ende ihrer Kolonne sorgten die Demonstranten mit mitgebrachten Güselsäcken gleich selbst wieder für Ordnung.

 Laut Angaben der Luzerner Polizei haben rund 350 Personen an der Veranstaltung teilgenommen, der Veranstalter spricht von 500 bis 700 Teilnehmern.

 Polizei war zurückhaltend

 "Die erstmals praktizierte Zusammenarbeit zwischen der Stadt Luzern als Bewilligungsbehörde und der fusionierten Polizei hat sich bewährt", bilanziert Beat Hensler, Kommandant der Luzerner Polizei, den gestrigen Anlass. Die Polizei trat gestern bewusst zurückhaltend auf und hatte mit ihrer 3-D-Strategie (Dialog - Deeskalation - Durchgreifen) Erfolg. Hensler: "Wir wollten die Demonstranten nicht unnötig durch unsere Präsenz provozieren."

 Ärger über Vermummte

 Obwohl sich der grösste Teil der Teilnehmer an die im Vorfeld abgesprochenen Auflagen hielt, ärgert sich Hensler über einige Demonstranten, die vermummt auftraten und somit das Gesetz übertraten. Die Polizei habe die Unbelehrbaren jedoch gewähren lassen, um eine Eskalation zu vermeiden. Für den Polizeikommandanten ist klar: "Wir werden die Vermummten zur Rechenschaft ziehen." Die Polizei verfüge dafür über umfangreiches Foto- und Videomaterial von der gesamten Demonstration.

 Nach der Schlusskundgebung auf dem Theaterplatz kurz nach 16 Uhr löste sich die Szene so schnell auf, wie sie zwei Stunden vorher zusammengekommen war. Und während sich die Luzerner Jungsozialisten kurz danach in einer Mitteilung positiv über den Verlauf der Demo äusserten, hat sich auch die städtische SVP bereits zu Wort gemeldet. Sie ärgert sich unter anderem darüber, dass die Tochter der städtischen Sicherheitsdirektorin Ursula Stämmer an der Demonstration teilgenommen habe. Die SVP will die Demo nun im Stadtparlament zum Thema machen.

 Bonus: Weitere Bilder und ein Video zur Anti-WEF- Demo finden Sie unter http://www.zischgate.ch/multimediacenter/mainbild.php?project=7167&asset=&preview=
 
--

City-Vereinigung  Der Umsatz brach massiv ein

 Franz Stalder, Präsident der City-Vereinigung Luzern, ist froh, dass die Anti-WEF-Demonstration friedlich ablief. Stalder: "Ein Kompliment an die Polizei, die sehr gut arbeitete."

 Stalder erkundigte sich bei zahlreichen Geschäftsbetreibern im Gebiet der Altstadt zu den Auswirkungen der Kundgebung. Er musste feststellen: "Die Betriebe setzten am Samstag zwischen 30 und 60 Prozent weniger um." Eine solche Demo schrecke, so Stalder, die Leute davon ab, in der Stadt einzukaufen. Stalder sagt: "Ein Samstag pro Jahr ist verkraftbar. Würde das aber häufiger geschehen, wäre das problematisch."

  Stadtpräsident  Die Auflagen eingehalten

 Nach der Anti-WEF-Demonstration zog Luzerns Stadtpräsident Urs W. Studer unter anderem folgendes Fazit: "Es war richtig, dass wir die Demonstration unter Auflagen bewilligten. Wie ich selber vor Ort feststellen konnte, wirkten die Organisatoren aktiv darauf ein, dass diese Vorgaben eingehalten wurden."

 Schwieriger Entscheid

 Urs W. Studer sagt aber auch, dass er froh sei, dass es zu keinen Gewaltaktionen kam. Dass es friedlich ablief, habe auch damit zu tun, dass die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Behörden sehr gut geklappt habe. Der Entscheid, die Demonstration zu bewilligen, habe sich die Stadtregierung nicht einfach gemacht. Studer: "Das ist ein schwierige Interessen-Abwägung." Die Stichworte: Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Studer weiter: "Untersagen wir die Kundgebung, müssen wir auch jederzeit den Beweis antreten können, dass wir unseren Entscheid auch durchsetzen können." Das heisst in der Realität: ein Grossaufgebot der Polizei.

 Stämmer an Klausurtagung

 Die Stadtluzerner Sicherheitsdirektorin Ursula Stämmer (SP) war gestern für die Medien nicht erreichbar. Studer erklärt: "Meine Kollegin befindet sich zurzeit an einer Klausurtagung der Partei in der Ostschweiz. Dieser Termin stand fest, lange bevor wir die Anti-WEF-Demonstration in unserer Stadt bewilligten."

--

Kommentar

 Kein Freipass

Guido Felder

 Keine Provokationen, keine Schäden: Schön wäre es, wenn alle Demonstrationen so friedlich verlaufen würden wie jene gestern in Luzern. Die Teilnehmer hielten sich an die Bedingungen, die ihnen der Stadtrat gestellt hatte. Das ist der eine Grund für den friedlichen Verlauf der Demo. Es gibt zwei weitere: Die Polizei war zwar präsent, hielt sich aber zurück. Und: Weil in Bern ebenfalls gestern eine Kundgebung gegen das WEF stattfand, verteilten sich die Demonstranten auf die beiden Städte.

 Luzern, die vorbildliche Demo-Stadt? Vom friedlich verlaufenen Anlass darf man sich nicht blenden lassen. Während sich nun die Demonstranten, die Polizei und die Stadtbehörden über den Erfolg auf die Schultern klopfen können, gibt es auch Leidtragende. Eine Demonstration mitten in der Stadt und zur besten Einkaufszeit hält viele Kunden ab, überhaupt am Samstagnachmittag in die Stadt zu gehen. Das weckt verständlicherweise den Unmut der Ladenbesitzer, von denen sich die meisten gerade jetzt in einer schwierigen Zeit befinden und auf jeden Franken angewiesen sind.

 Auch wenn die Demo von gestern Vorbildcharakter hat: Kundgebungen dürfen nur mit klaren Auflagen und nicht mehr zu den besten Einkaufszeiten bewilligt werden. Es besteht nämlich in der Schweiz nicht nur ein Recht zu demonstrieren, sondern auch ein Menschenrecht auf Arbeit.

---

Sonntag 24.1.10

Anti-WEF-Demo: Luzerner Polizei will Vermummte zur Rechenschaft ziehen

 Luzern Rund 350 Personen haben gestern Nachmittag in Luzern gegen das Weltwirtschaftsforum (WEF) demonstriert. Entgegen den Befürchtungen kam es laut Angaben der Polizei zu keinen Sachbeschädigungen. Die Stadt Luzern hatte die Demonstration im Vorfeld offiziell bewilligt. Sie verlangte von den Organisatoren, dem Anti-WEF-Bündnis Luzern, die Demonstrierenden auf das in Luzern geltende Vermummungsverbot hinzuweisen. "Wir werden diejenigen, die sich nicht daran gehalten haben, nachträglich zur Rechenschaft ziehen", sagte Polizeikommandant Beat Hensler. (LL)

---

Indymedia 23.1.10

Kraftvolle Luzerner Demo gegen den globalisierten Kapitalism ::

AutorIn : anti wef bündnis luzern         

Rund 700 Personen sind dem Aufruf des Anti WEF Bündnisses gefolgt und haben sich um 14.00 Uhr auf dem Theaterplatz versammelt. Aufgerufen hat ein breit abgestütztes Bündnis von Linksparteien, über Gewerkschaften bis zu ausserparlamentarischen revolutionären Kräften. Nach einer Startrede zog der Demozug lautstark und kämpferisch zuerst durch die Neustadt über die Reuss zum Nölliturm und anschliessend durch die Altstadt via Seebrücke zurück zum Theaterplatz. Dort fand die Abschlusskundgebung statt, wo live Musik für gute Stimmung sorgte und Glühwein für die nötige Körpertemperatur. Während der Demo wurden unzählige Flugblätter verteilt und durch eine kleine Theaterperformance die Missstände der Weltwirtschaft und -Politik bildlich dargestellt.     
    
Das Bündnis wertet die Demo als einen grossen Erfolg. Im Vorfeld der Demo stimmten sämtliche bürgerliche Parteien in den Chor des selbsternannten "Sicherheitsexperten" Pius Segmüller ein und veranstalteten eine orchestrierte Hetze gegen die globalisierungskritsche Bewegung und schreckten dabei vor absichtlichen Falschaussagen nicht zurück.

Durch die bewusste Reduktion des Themas auf Gewalt und Ausschreitungen gelang es den politischen und wirtschaftlichen Kräften im Vorfeld die Kritik am kapitalistischen System geschickt auszuklammern. Dieselben Parteien die jahrelang den Neoliberalismus in der Schweiz gepredigt haben, wollen sich auch jetzt in der Krise nicht der Kritik stellen.

Die u.a. vom WEF vorangetriebene Globalisierung hat nationale Grenzen aufgehoben für Güter, Leistung und Investoren und so den Konkurrenzdruck globalisiert. Anders als es von den Reichen immer wieder behauptet, führt aber diese Politik nicht zu einer weltweiten Erhöhung des Lebensstandards oder zu einer nachhaltigen Entwicklung. Stattdessen explodieren auf der einen Seite die Gewinne, während auf der andern Seite Prekarisierung, Unsicherheit, Armut und Hunger zunehmen. Produziert wird dort, wo es am billigsten ist. Dort wo minimale Löhne auf wenig Widerstand stossen, wo kein Kündigungsschutz besteht, wo die Gesundheit und der Schutz der Arbeiter_innen niemanden interessiert oder der Staat geringe Unternehmenssteuern verlangt. Investiert wird nur in Produkte, an denen sich viel Geld verdienen lässt. Die Jagd nach höheren Gewinnraten hat in der Finanzwirtschaft zur Einführung neuer, komplexer, nicht regulierter Instrumente geführt, die unabhängig von einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung maximale Rendite versprechen - letztlich ein Monopolyspiel mit der materiellen Lebensgrundlage von Millionen Lohnabhängigen.

Diese Kritik haben wir heute in die heile Konsumwelt der Luzerner Altstadt hineingetragen, soweit uns dies aufgrund der stark eingeschränkten Route möglich war. Unter der lautstarken Masse befanden sich auch mehrere vermummte Personen. Es zeigte sich einmal mehr, dass Vermummung nicht, wie häufig propagiert, der Sachbeschädigung dient, sondern einzig dem Selbstschutz der Einzelpersonen bei der Ausübung des Rechts auf Meinungsäusserung. Es gibt viele Beispiele, wie Leute anonym ihr Anliegen vertreten (Salle Modulable, Parteienspenden, Abstimmungen).

Der Widerstand gegen das WEF geht die ganze Woche weiter und findet einen nächsten Höhepunkt am Samstag, dem 30.1.10 in Basel. Die Veranstaltung beginnt um 13 Uhr auf dem Barfüsserplatz.
Anti WEF Bündnis Luzern, 23.01.2010     

---

zisch.ch 23.1.10

Anti-Wef-Demo  

350 Demonstranten laufen gegen WEF Sturm

Am Samstagnachmittag demonstrierten in Luzern linke Aktivisten gegen das WEF. Die Demonstration verlief laut, aber friedlich.

Um 14.30 Uhr starteten die Teilnehmer der bewilligten Demonstration durch das Luzerner Zentrum. "WEF abschaffen, solidarische Gesellschaft aufbauen" stand an der Spitze des Demonstrationszuges auf einem Transparent geschrieben. Der rund 90 Minuten dauernde Marsch ging vom Theaterplatz via Bundesplatz, Winkelriedstrasse und Pfistergasse auf die andere Reusseite durch die Luzerner Altstadt, wo nicht nur verdutzte Touristen die Kundgebung verfolgten. Einige Ladenbesitzer hatten ihre Geschäfte geschlossen, andere hatten die Rolladen ganz hinunter gezogen.

"Voller Erfolg"

Mit Sprechchören wie "Wipe out WEF" machten die Demonstranten lautstark auf ihr Hauptanliegen aufmerksam. Die Organisatoren bezeichneten die Demonstration als "vollen Erfolg, 500-700 hätten teilgenommen", wie Manuel, Mitorganisator und Mitglied des Anti-WEF-Bündnis 2010 Luzern sagte.

Keine Sachschäden

Die Luzerner Polizei spricht von 350 Teilnehmern. Diese hielten sich grösstenteils an die im Vorfeld abgesprochenen Auflagen und Marschroute, wie es in einem Communiqué heisst. Auf der Demonstrationsroute wurden mehrere geplante Stopps gemacht und Reden gehalten. Sachschäden sind der Polizei keine bekannt. Die erstmals praktizierte Zusammenarbeit zwischen der Stadt Luzern als Bewilligungsbehörde und der fusionierten Luzerner Polizei habe sich ebenso bewährt wie die gewählte 3-D-Strategie (Dialog - Deeskalation - Durchgreifen) der Polizeikräfte, so die Luzerner Polizei weiter.

Und das Vermummumgsverbot?

Viele Teilnehmer an der Spitze des Zuges liefen vermummt mit. "Wir haben zu Beginn klar daraufmerksam gemacht, dass man sich nicht vermummen solle. Was dann jeder Einzelne mache, sei ihm selbst überlassen", sagte Manuel im Video-Interview. Die Luzerner Polizei griff nicht ein und liess die Demonstranten gewähren.

Bei den Verkehrsbetriebe Luzern kam es zu Kursausfällen und Verspätungen. Die Seebrücke war für rund 15 Minuten gesperrt worden.

René Meier / Zisch

Mehr zur Anti-WEF-Demo lesen Sie in der Zentralschweiz am Sonntag.

---

20min.ch 23.1.10

WEF-Demo mit Reden und ohne Zoff

Mehrere hundert Menschen haben am Nachmittag in Luzern gegen das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos demonstriert. Die Demo war bewilligt.

Die vom AntiWEF Bündnis Luzern organisierte und von den Stadtbehörden bewilligte Kundgebung verlief ohne Zwischenfälle, wie ein Sprecher der Stadt Luzern auf Anfrage sagte. Die 300 bis 400 Teilnehmer seien mit Transparenten und Sprechchören auf der festgelegten Route durch die Stadt Luzern gezogen. "WEF abschaffen, solidarische Gesellschaft" aufbauen, lautete die Hauptforderung der Demonstranten. Eine gerechtere Welt könne im Kapitalismus nicht geschaffen werden, erklärte ein Redner. Die Globalisierungskritiker würden kriminalisiert, während die wahren Verbrecher ungestört über die Zukunft der Welt entscheiden könnten.

Auf dem Theaterplatz fand eine Schlusskundgebung mit mehreren Reden statt. Im Vorfeld der Kundgebung hatten Polizei, Stadt und Veranstalter mehrere Demonstrationsrouten besprochen und sich schliesslich darauf geeinigt, dass die am stärksten frequentierten Gassen der Altstadt gemieden werden sollen. Zudem machten die Behörden die Gesuchsteller ausdrücklich auf ihre Verantwortung für die ordnungsgemässe Durchführung der Demonstration verantwortlich.

Die Luzerner Polizei zog denn auch nach dem Anlass eine positive Bilanz. Die rund 350 Demonstranten hätten sich grösstenteils an die im Vorfeld abgesprochenen Auflagen und an die vereinbarte Marschroute gehalten, teilte sie in einer Mitteilung mit.

Das WEF findet vom nächsten Mittwoch bis Sonntag statt.
(sda/ddp)

---

NLZ 23.1.10

Nachgefragt

 "Handelt die Stadt richtig?"

Silvia Weigel

 Paul Richli, heute demonstriert das Anti-WEF-Bündnis in Luzern - ohne dass die Bevölkerung weiss, wer genau hinter der Demo steht. Ist die Stadt nicht verpflichtet, diese Information zu veröffentlichen?

 Paul Richli: Es gibt in Luzern kein Öffentlichkeitsprinzip, da die Namen von Gesuchstellern bekannt gegeben werden müssten. Damit besteht in diesem Fall kein Informationsanspruch der Öffentlichkeit.

 War es richtig, dass sich die Stadt den Zeitpunkt der Demonstration diktieren liess?

 Richli: Die Gesuchsteller haben die Stadt sicher unter Zugzwang gesetzt, indem sie diesen Termin schon vor der Bewilligung angekündigt haben. Die Stadt hätte nicht darauf eingehen müssen. Aber es liegt in ihrem Ermessensspielraum, so zu entscheiden, um zu verhindern, dass es neben der bewilligten Demonstration auch noch eine unbewilligte gibt.

 Ursula Stämmer sagt, dass die Organisatoren im Schadensfall nicht haften müssten. Können sie tatsächlich nicht haftbar gemacht werden?

 Richli: Ich würde das nicht kategorisch ausschliessen. Die Situation ist nicht völlig mit einem FCL-Match vergleichbar. Denn für die Bewilligung gibt es die Auflage, dass die Organisatoren für einen funktionierenden Ordnungsdienst sorgen müssen. Wenn ein ausreichender Ordnungsdienst eingesetzt wird, dürfte es nicht zu Schäden kommen. Deshalb müsste man die Haftungsfrage zumindest prüfen, wenn es zu Schäden kommen sollte.

 Wäre es eine Option gewesen, die Demo von vornherein zu verbieten?

 Richli: Nein, solange man Ausschreitungen nicht ernsthaft befürchten muss, nicht. Bei der Bewilligung oder beim Verbot einer Demonstration darf das Motiv der Demonstranten keine Rolle spielen - unabhängig davon, ob eine Parlamentsmehrheit das Motiv inhaltlich befürwortet oder nicht. Schliesslich gilt die Meinungsfreiheit auch und gerade für Minderheiten.

------------------------------
ANTI-WEF BASEL
-------------------------------

Basellandschaftliche Zeitung 24.1.10

Das "Andere Davos" sucht einen anderen Weg

 In Basel findet das "Andere Davos" statt, eine Gegenveranstaltung zum WEF

 Demnächst wird in Basel ein kleines Jubiläum gefeiert: Zum zehnten Mal findet das Andere Davos statt, eine Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos.

 Toprak Yerguz

 Das Andere Davos wird von drei Dutzend verschiedener Organisationen aus dem linken und alternativen Lager getragen.

 Eine grosse Feier wird es aber nicht geben - zu ernst ist die Lage aus Sicht der Organisatoren. "Die Wirtschaft hat es geschafft, die Politik als Instrument zu benutzen oder sie gar ganz zu übergehen", resümierte Soziologieprofessor Ueli Mäder an der Medienkonferenz die vergangenen Jahre: "Die Politik ist nicht mehr ein Korrektiv zur Wirtschaft." Als Beispiel dient ihm das WEF, wo sich Politiker und Wirtschaftsleute ein Stelldichein geben. In Davos möchten sie sich gemeinsam mit der Wirtschaftskrise befassen, was in Mäders Augen widersprüchlich ist: "Das, was Ursache für die Krise ist, versucht nun das Problem zu lösen."

 Einen anderen Weg geht das Andere Davos: Die Organisatoren können namhafte Fachleute aus Universitäten, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen als Teilnehmende vorweisen. Gleichzeitig dürfen aber auch "normale" Betroffene an der Diskussion teilhaben. "Es ist ein Dilemma", sagte Peter Streckeisen von Attac Basel: "Es sollen nicht nur Vorträge gehalten werden. Aber wenn schon Fachleute aus dem Ausland nach Basel kommen, hat es keinen Sinn, sie nur drei Minuten reden zu lassen." Das Andere Davos versuche, eine ausgewogene Balance zwischen Information und Diskussion zu finden.

 Offene Uni in Basel

 Davon profitieren die Verantwortlichen kleinerer Projekte wie das Internetcafé Planet 13, eines Basler Selbsthilfeprojekts von Armutsbetroffenen. "Bildung ist ein zentrales Thema", sagte Avji Sirmoglu von Planet 13. Sie dürfe nicht nur einer Elite ermöglicht werden, die sich die Bildung leisten könne, sondern allen offen stehen. Das Andere Davos sei ein Schritt in die Richtung einer Bildung "von unten".

 Die Frage nach der Rentabilität von Bildung stellen sich auch die Studierendenbewegungen, die im letzten Jahr an europäischen Universitäten Kundgebungen organisiert haben, unter anderem auch in Basel. "Dient die Uni der Reproduktion einer Elite?", fragte sich Tina Bopp von "Unsere Uni Basel". Gemäss Leitfaden der Universität Basel sollen mutige und eigenständige Menschen herangebildet werden. In Realität seien Studenten aber nur Humankapital.

 Die Universität Basel hat für die Organisatoren des Anderen Davos trotz Kritik einen praktischen Nutzen: Konferenzen und Workshops finden im Kollegiengebäude statt.

-------------------
POLIZEI I
-------------------

Bund 23.1.10

Schweizer Polizei

 Über eine Million Überstunden angehäuft

 Schweizer Polizeibeamte haben laut ihrem Verband VSPB über eine Million Überstunden angehäuft. Der VSPB verlangt von der Politik, mindestens 1500 neue Polizistinnen und Polizisten anzustellen. Unmut und Unzufriedenheit bei der Polizei nähmen ständig zu. (sda)

---

vspb.org 22.1.10

VSPB - FSFP
Verband Schweizerischer Polizei-Beamter

Luzern, 22. Januar 2010

Jetzt reichts! - VSPB fordert: "Stockt endlich die Polizeikorps auf!"

Ein Medienbericht thematisierte am Mittwoch, 20. Januar, die besorgniserregende Personalsituation bei der Berner Polizei. Darin wurde berichtet, dass Abgänge im Korps sich häufen und zum Teil langjährige Mitarbeitende den Polizeidienst quittieren. Grund dafür sind die Unterbestände, die Zunahme der Einsätze und die sich ständig anhäufenden Überstunden. All dies führt mehr und mehr zu Unmut und Unzufriedenheit bei den Polizistinnen und Polizisten. Für den Verband Schweizerischer Polizeibeamter VSPB ist das nichts Neues. Seit Jahren weist er auf die höchst bedenkliche Entwicklung hin. Mittlerweile spitzt sich die Situation vielerorts zu: In der Schweiz fehlen gegenwärtig rund 1500 Polizistinnen und Polizisten. Der Überzeit-Berg wächst unaufhaltsam und hat seit langem eine Million Stunden längst überschritten, was einem De-Facto-Unterbestand von mehr als 2000 Polizeimitarbeitenden gleichkommt. Belastend kommt hinzu, dass versprochene Entschädigungen von Zulagen wie beispielsweise in Zürich plötzlich und ohne Vorwarnung zu ungunsten der Mitarbeitenden geregelt werden. Dies lässt das Stimmungsbarometer sinken und torpediert zusätzlich und gnadenlos die Attraktivität des Polizeiberufs. Jetzt reichts: Die Frucht ist ausgepresst. Mit diesen betrüblichen Tatsachen verbinden sich gravierende Konsequenzen: sie wirken sich nicht nur verheerend auf das Arbeitsklima und die Arbeitsbedingungen aus, sondern auch auf die Sicherheit. Der immense Druck macht es schwierig, das gewünschte Niveau an Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Gleichzeitig nimmt die problematische Tendenz zu, staatliche Aufgaben wie Polizeidienstleistungen an private Sicherheitsanbieter auszulagern, für die weder taugliche gesetzliche Grundlagen noch Anforderungen an die Ausbildungsstandards der Mitarbeitenden bestehen. Einmal mehr fordert der Verband Schweizerischer Polizeibeamter die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker auf, ihren Sparwahn zu überdenken und die Polizeikorps endlich aufzustocken, damit sie ihre Aufgaben zum Schutz der Bevölkerung wieder lückenlos und motiviert erfüllen können.

-------------------
SPORT
-------------------

Sonntagszeitung 24.1.10

Rache am eigenen Klub

 In der Vorrunde 2009/10 nahmen die Ausschreitungen von Heimfans deutlich zu

 Von David Bauer

 Bern Gewaltbereite Fussballfans rächen sich bei ihren Klubs für deren härteres Durchgreifen. Sie sorgen nicht mehr nur in fremden Stadien für Ausschreitungen, sondern zunehmend zu Hause. In der abgelaufenen Vorrunde mussten die Klubs zwei Drittel mehr Bussen bezahlen für Vergehen ihrer Anhänger bei Heimspielen als 2008, total 120 500 Franken. Das zeigt eine Statistik des Schweizerischen Fussballverbands (SFV), die der SonntagsZeitung vorliegt.

 Insgesamt 24 Vorfälle hat der SFV registriert, darunter Gewalt gegen Sicherheitskräfte, Vandalismus, das Werfen von Gegenständen und das Abbrennen von Leuchtfackeln. Nicht eingerechnet sind Cupspiele, wo alleine der FC Basel 10 000 Franken berappen musste. Die Ausschreitungen der Auswärtsfans kommen die Klubs zwar weiterhin teurer zu stehen, die Bussen dafür sind aber im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen - auf 198 200 Franken.

 An der Bussenpraxis des Verbands hat sich nichts geändert; die Gründe für die deutliche Zunahme liegen in den Fankurven. Der Sicherheitschef des Schweizerischen Fussballverbands, Ulrich Pfister, sagt: "Es ist eine klare Tendenz auszumachen, dass Anhänger ihren eigenen Klub zu Hause nicht mehr schonen." Das sei eine Reaktion darauf, dass die Klubs inzwischen auch gegen ihre eigenen Anhängern konsequenter vorgingen. In der abgelaufenen Vorrunde wurden 237 Personen mit einem Stadionverbot belegt, fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Mit dem neuen Hooligan-Konkordat wird diese Zahl weitersteigen (siehe Kasten).

 "Die Forderung nach mehr Repression radikalisiert Fans"

 Der Geschäftsführer der Fanarbeit Schweiz, Thomas Gander, bestätigt den Befund: "Ich stelle unter den Fangruppierungen eine Radikalisierung mit erhöhter Gewaltbereitschaft fest." Er kritisiert allerdings, dass in der Vergangenheit zu einseitig auf Repression gesetzt wurde. "Wir befinden uns in einem Teufelskreis. Die ständige Forderung nach mehr Repression radikalisiert die Fans. Dies wiederum dient als Rechtfertigung für mehr Repression."

 Die Liga misst der Fanarbeit grosse Bedeutung zu bei der Verhinderung einer weiteren Eskalation zwischen Fans, Klubs und Polizei. Sprecher Roger Müller gibt zu, dass die Liga die Fanarbeit in der Vergangenheit "vernachlässigt" habe. In den nächsten drei Jahren investiert sie deshalb mit dem SFV, dem Bund und den SBB rund 400 000 Franken in die Fanarbeit. Das ist eine der Massnahmen, die der "runde Tisch gegen Gewalt im Sport" am Freitag verabschiedet hat.

 Weiterhin eine harte Linie fordert Karin Keller-Sutter, die Vizepräsidentin der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren. "Man hat zu lange zugesehen. Klar ist: Die Repressionsmassnahmen nützen."

--

 Stadionverbot für Krawallmacher

 Mit Beginn der Rückrunde in der Super League müssen auch jene Chaoten mit einem Stadionverbot rechnen, die "nur" ausserhalb der Stadien für Krawalle sorgen.

 Seit Anfang Jahr ist die Polizei im Rahmen des Hooligan-Konkordats befugt, den Klubs Chaoten zu melden und Stadionverbote zu empfehlen. Bisher war das wegen des Datenschutzes nicht möglich; die Klubs konnten nur Stadionverbote gegen Personen aussprechen, die im Stadion negativ aufgefallen waren. 640 Personen sind aktuell auf der Liste. Die Polizei werde von der Möglichkeit Gebrauch machen, sagt die St. Galler Sicherheitsdirektorin Karin Keller-Sutter: "Es ist wichtig, dass Klubs und Polizei eng zusammenarbeiten und konsequent durchgreifen." (DBA)

---

Tagesanzeiger 23.1.10

Kostenexplosion bei Polizeieinsätzen für Sportanlässe
 
Berner Sportklubs kommen am günstigsten weg

 Bis zu 80 Prozent der Kosten für die Sicherheit dürften Gemeinden auf Sportklubs überwälzen. Doch meist tragen die Steuerzahler den grössten Teil der Zeche.

 Schlägereien im Stadion, Strassenschlachten mit der Polizei und massive Sachbeschädigungen - solche Szenen wiederholen sich bei Sportanlässen immer häufiger. Und die Polizeikosten für Einsätze bei grossen Fussball- und Eishockeyspielen schnellen schweizweit in die Höhe.

 Im Kanton Bern etwa lagen sie 2003 noch bei 200 000 Franken, fünf Jahre später schon bei 2,8 Millionen Franken. Eine wachsende Mehrheit der Bevölkerung ist nicht mehr bereit, diese Kosten über die Steuern zu berappen. Die betroffenen Gemeinden haben das Recht, den Sportklubs einen stattlichen Teil der Sicherheitskosten in Rechnung zu stellen: Das Bundesgericht hat es letzten März für rechtens erklärt, dassXamax Neuenburg und der Hockeyclub La Chaux-de-Fonds bis zu 80 Prozent der Kosten für die Sicherheit übernehmen müssen. Bis heute gibt es aber grosse Unterschiede in der Beteiligung der verschiedenen Klubs.

 Der FC Basel erhebt seit 2003 eine Abgabe auf seine Tickets. Damals deckte der Betrag von 1.20 Franken noch 34 Prozent der Sicherheitskosten; 2008 waren es gerade noch 16 Prozent. Zurzeit sind die Stadt und der Fussballclub am Verhandeln, wie stark derDeckungsgrad wieder verbessert werden soll.

 Zürich zahlt 200 Mannstunden

 Ein ausgeklügeltes System hat letzte Woche das Polizeidepartement der Stadt Zürich präsentiert: Die Stadt bucht 200 Mannstunden pro Einsatz als "Grundversorgung" ab. Bei allen Einsätzen, die darüber hinausgehen, kommt es auf die Kooperation der Klubs an. Bei strengen Eingangskontrollen, eingeschränktem Alkoholausschank, Videoüberwachung und enger Zusammenarbeit mit der Polizei zahlen sie nur die Hälfte der zusätzlichen Kosten. Halten sie nur die Hälfte der Regeln ein, zahlen sie drei Viertel der Kosten. Die beiden Zürcher Super-League-Klubs rechnen mit zusätzlichen Sicherheitskosten von 1 Million Franken pro Jahr.

 Weitaus günstiger kommen die Berner Young Boys und der Schlittschuh-Club Bern weg. Sie zahlen jährlich gerade mal je 60 000 Franken in die Stadtkasse. Zum Vergleich: Allein der Polizeieinsatz für ein einziges Hochrisikospiel kann heute über 200 000 Franken kosten. Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) verweist auf die Sicherheitsvereinbarung, welche die Stadt im letzten November mit den Klubs abgeschlossen hat: verschärfte Zutrittskontrollen, kein Alkohol mehr für Minderjährige und Videoüberwachung. Sollten diese Massnahmen keine Wirkung zeigen, dürfte gemäss Nause auch in Bern eine höhere Kostenbeteiligung wieder zum Thema werden.

 Christian von Burg, Bern

------------------------
DISCO FEVER
------------------------

Sonntag 24.1.10

984 Party-Rowdys registriert

 Gewalt ist der häufigste Grund für Hausverbote

 Schweizer Clubs registrieren Party-Hooligans in einer nationalen Datenbank. Pöbler und Schläger werden mit einem Hausverbot belegt. Vor zwei Jahren wurde die Datenbank vom Verein Safer Clubbing, einem Zusammenschluss von über 50 Clubs, lanciert. Jetzt sind bereits 984 Disco-Rowdies mit einem Hausverbot auf der schwarzen Liste registriert. 973 Club-Besucher haben ein lokales Hausverbot bekommen, das für einen bestimmten Club gilt. 11 benahmen sich so daneben, dass sie sogar mit einem nationalen Club-Verbot belegt wurden. Traurige Bilanz: Gewalttäter führen die "Blacklist" an: "Gewalt hat zu den meisten Hausverboten geführt", sagt Sigi Gübeli vom Safer-Clubbing-Präsidium. Bei den gesperrten Party-Gästen handelt es sich mehrheitlich um junge Männer. (PAS) > Seite 5

--

Schwarze Liste: 984 Disco-Hooligans haben Hausverbot in Schweizer Klubs

 Nationale Datenbank erfasst bereits gegen 1000 Pöbler, Randalierer und Schläger

Von Nadja Pastega

 Nachtklubs registrieren Party-Rowdies auf einer schwarzen Liste und belegen sie mit einem Hausverbot. Traurige Bilanz: Am häufigsten führten Gewalttätigkeiten zu einer Sperre. Seit Anfang Jahr wird auch das Mitführen von Waffen mit einem Klub-Verbot geahndet.

 Der Verein Safer Clubbing, ein Zusammenschluss von über 50 Schweizer Klubs, geht mit einer Datenbank gegen Pöbler und Party-Hooligans vor. Die schwarze Liste wurde vor zwei Jahren lanciert - jetzt sind bereits 984 Klubbesucher mit einem Hausverbot registriert. Das heisst: Jeden Tag benimmt sich ein Disco- oder Barbesucher so daneben, dass er mit einem Klubverbot belegt werden muss.

 973 Pöbler und Randalierer haben ein lokales Hausverbot bekommen, das für einen bestimmten Klub gilt. Elf Partygänger störten den Klubbetrieb dermassen massiv, dass sie sogar mit einer nationalen Sperre belegt wurden - sie dürfen schweizweit zwei Jahre lang keinen Mitgliederklub mehr betreten.

 Erschreckende Bilanz: Gewalttätige Discobesucher führen die "Blacklist" an: "Gewalt hat zu den meisten Hausverboten geführt", sagt Sigi Gübeli vom Safer-Clubbing-Präsidium. Weitere Hausverbote wurden ausgesprochen wegen Pöbeleien, Rangeleien, Bedrohungen des Personals, Belästigungen von anderen Gästen, Diebstahls oder Zechprellerei. Seit Anfang Jahr bekommen auch Gäste ein Hausverbot, die Waffen mit sich führen: "Wenn bei Eintrittskontrollen Waffen gefunden werden, wird der Eintritt verweigert", sagt Gübeli: "Die Hausordnungen wurden entsprechend angepasst und der Waffenbesitz als eine Kategorie für Hausverbote aufgenommen."

 Die Datenbank zeige Wirkung, sagt George Antoniadis, Sprecher von Safer-Clubbing: "Seit der Einführung sind Pöbeleien und Rangeleien rückläufig." Die Hausverbote seien ein präventives Mittel, um störende Gäste fernzuhalten: "Wir möchten einen guten Ausgang und eine angenehme Klubatmosphäre gewährleisten", sagt Antoniadis.

 Doch Trotz Prävention der Klubs: In der Partyszene kommt es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen. "Wir haben generell mehr Einsätze in und um Klubs", sagt Roland Portmann, Sprecher von Schutz und Rettung der Stadt Zürich. Die Sanität müsse vor allem an den Wochenenden ausrücken. "Es geht um Alkohol- und Drogenkonsum bis hin zu Körperverletzungen." Vor Ort fänden die Rettungssanitäter meist jugendliche Opfer vor, die Prellungen, Stich- oder Platzwunden aufwiesen. "Es befinden sich auch Schwerverletzte darunter."

 In Basel muss die Polizei einmal pro Monat ausrücken, weil es in Klubs zu Streitigkeiten kommt. In der Stadt Baden im Kanton Aargau kommt es vor allem in der unmittelbaren Nähe von Discos und Bars zu Zwischenfällen. "In der warmen Jahreszeit müssen wir praktisch jeden Freitag und Samstag ausrücken", sagt Max Romann, Sprecher der Stadtpolizei Baden. Die Gewalt eskaliere vor allem im Eingangsbereich der Klubs oder auf dem Hof. "Der Sicherheitsdienst der Klubs erstickt vieles im Keim, aber wenn die Security die Situation nicht bewältigen kann, werden wir angefordert."

 In der Berner Altstadt, wo Barbetriebe durchgehend geöffnet haben, hat die Polizei ihren Streifendienst mit 5- bis 10-köpfigen Fusspatrouillien verstärkt. "Ein zusätzliches Interventionsinstrument", sagt Franz Märki, Sprecher der Kantonspolizei Bern. "Kritisch sind vor allem die Wochenenden."

 Drei Berner Klubbesitzer werden nun selber aktiv - mit flächendeckenden Ausweiskontrollen und einer eigenen Datenbank. Das DüDü, das Liquid und der Wankdorf-Club haben ihre interne "Blacklist" vor wenigen Monaten lanciert. "Wer sich danebenbenimmt, kommt in die Datenbank", sagt Bernhard Ring, Geschäftsführer des Wankdorf-Clubs. Geprüft werde zudem, neben den Namen auch die Fotos der Übeltäter abzuspeichern.

-------------------
ANTI-SVP
-------------------

Zentralschweiz am Sonntag 24.1.10

Rund 60 Jugendliche haben am Freitagabend eine SVP-Veranstaltung im Kanton Waadt gestört. Die Polizei schritt mit 16 Beamten und zwei Hundeführern ein. Ziel der Störaktion war ein Nachtessen der SVP-Sektion Gros de Vaud in Penthalaz, an dem unter anderem der Waadtländer Staatsrat Jean-Claude Mermoud und der Walliser Nationalrat Oskar Freysinger teilnahmen. Die Jugendlichen aus der Region warfen Gegenstände gegen das Gebäude, stiessen Beleidigungen aus und hielten Stichwaffen auf. Die Polizei vertrieb die jungen Störer und blieb bis zum Ende der Veranstaltung gegen 1 Uhr vor Ort. Strafanzeigen wurden nicht eingereicht.