MEDIENSPIEGEL 30.1.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Schliessung Quinnie-Kinos im März + Mai
- Zur FAU-Aktion gegen Berliner Gewerkschaftsverbot
- Veranstaltung Grundeinkommen
- Police BE: Neue Cops
- Demorecht Luzern: Demos nur für Reiche?
- Anti-Atom: Kein Steuerdeal im AKW-Standortkrieg

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REITSCHULE
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Sa 30.01.10
20.00 Uhr - Grosse Halle - INDIENFORUM: Bharatanatyam, klassischer südindischer Tempeltanz
20.30 Uhr - Tojo - 3. Secondo Theatertournée: 3 prämierte Kurzstücke vom 3. Secondo Theaterfestival
21.00 Uhr - Kino - Belarus Fokus: 89 Millimeter - Freiheit in der letzten Diktatur Europas, Sebastian Heinzel. Deutschland 2005
23.00 Uhr - Dachstock - The Local Darkside: Axiom (Renegade Hardware/CH), VCA (Biotic Rec/CH), Lockee (Rabass/CH), Lewin (Drumandbass.ch), Romic (Berne City)

Infos: http://www.reitschule.ch

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KINO-WELT
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Bund 30.1.10

Qunnie-Gruppe bestätigt Schliessung dreier Kinos

(pkb) (lok)

 Die Quinnie-Gruppe, Betreiberin von neun Kinosälen, bestätigte gestern in einer Mitteilung ihre Neuausrichtung als Anbieterin von Studiofilmen. Wegen rückläufiger Besucherzahlen und anstehender Investitionen werden auf Ende März die Kinos Splendid eins und zwei geschlossen; Cinema-Star wird Ende Mai stillgelegt. Die Mietverträge wurden nicht mehr verlängert. Dagegen wird das Grossraumkino Bubenberg digitalisiert und mit 3-D aufgerüstet.

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FAU
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Indymedia 29.1.10

Aktion in Bern zu FAU Berlin-Gewerkschaftsverbot ::

AutorIn : FAUista: http://www.faubern.ch     

Heute haben Mitglieder der FAU Bern zusammen mit FreundInnen am Bahnhof Bern eine Aktion zum Gewerkschaftsverbot der FAU Berlin durchgeführt. Mit einem grossen Transpi standen wir von 11:30 bis 13:00 auf dem Bahnhofplatz und haben rund 600 Flugblätter verteilt.

verteiltes Flugblatt
http://ch.indymedia.org/media/2010/01//73558.pdf

Die Reaktionen der Vorbeigehenden waren überwiegend interessiert und positiv. Einige Leute wollten genauer wissen um was es geht, worauf sich immer wieder kürzere bis längere Gespräche entwickelten.

Es war übrigens auch arschkalt. Trotzdem kann die Aktion als voller Erfolg gewertet werden.

Wir beobachten das Gewerkschaftsverbot ( http://www.fau.org/verbot) und die neuerlichen Angriffe gegen die FAU Berlin mit grosser Aufmerksamkeit. Es geht nicht zuletzt darum, ob ArbeiterInnen ihre Aktions- und Organisationsformen selber bestimmen können oder nicht. Und es könnte zu einem Präzedenzfall werden.

In den Medien wird wohl eh wieder nix kommen...


Hier als der Text des Flugis:

"Berlin:
BASISGEWERKSCHAFT VERBOTEN
29. Jan. internationaler Protesttag

Die Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union (FAU) ist eine selbstorganisierte Gewerkschaft. Das heisst, dass es keine bezahlten Funktionäre, sondern nur einfache, freiwillige Mitglieder gibt. Die Gewerkschaft ist direkt-demokratisch, von unten nach oben organisiert. Die FAU wurde 1977 in Deutschland gegründet und hat heute über 30 Ortsverbände in den grösseren deutschen Städten.

Seit Juni 2009 befinden sich die FAU Berlin und ihre Betriebsgruppe im Arbeitskampf für einen Tarifvertrag im Babylon, einem halbkommunalen Kino in Berlin, das öffentlich subventioniert wird. In diesem Kino sind Hungerlöhne und Missachtung der Arbeiterrechte Realität. Ein grosser Teil der Belegschaft hat sich in der FAU organisiert. Dies ist einer der grössten Arbeitskämpfe der FAU Berlin und hat schon deutschlandweit für Furore gesorgt.

AnarchosyndikalistInnen im Arbeitskampf, ein äußerst medienwirksamer und effizienter Boykott, weitgehende und innovative Forderungen sowie die in Deutschland ungewöhnliche Partizipation der ArbeiterInnen selbst, haben in der Öffentlichkeit Eindruck gemacht.

Als der Druck so groß wurde, dass sich die Geschäftsführung nicht mehr um Verhandlungen drücken konnte, intervenierte nicht nur die Politik, sondern auch die DGB-Gewerkschaft ver.di. Diese mit der Geschäftsführung Verhandlungen auf, obwohl sie über keine Verankerung im Betrieb verfügte. Die ArbeiterInnen selbst wurden trotz ihrer Empörung nicht einbezogen. Mittlerweile ist bekannt, dass dahinter ein Deal von ver.di, der Politik und der Geschäftsführung steckt, welche so die FAU Berlin ausbooten und Ruhe in den Laden bringen wollten. Die Beschäftigten und die FAU gaben aber nicht Ruhe.

Was folgte waren mehrere juristische Knüppelschläge gegen die FAU und eine Anti-Kampagne von ver.di gegen sie. Zuerst wurden Arbeitskampfmaßnahmen wie der Boykott rechtlich untersagt und die "Tariffähigkeit" (in Deutschland eine Vorbedingung, um Arbeitskämpfe führen zu dürfen) in Zweifel gezogen. Parallel dazu wurden andere Prozesse in Fragen der Meinungsäußerung geführt. Auch das liess die FAU Berlin nicht zurückschrecken. Dies führte dann zu dem neusten Urteil, das faktisch die FAU als Gewerkschaft verbietet.

Das Gewerkschaftsverbot gegen die FAU Berlin (man mag von ihr halten, was man will) betrifft uns alle, da damit das Recht aller Beschäftigten auf gewerkschaftliche Selbstorganisation ausgehebelt wird. Die Unternehmer und der Staat wollen definieren können, was eine Gewerkschaft ist - nicht die ArbeiterInnen. Die zahmen und korrupten Einheitsgewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) spielen das Spiel mit, da die unabhängige und kämpferische FAU deren Monopol gefährden könnte.
Das letzte Mal, dass SyndikalistInnen in Deutschland die Vertretungsrechte für ihre Mitglieder abgesprochen wurde, war 1930 durch die rechtkonservative Weimarer Justiz. Das erste was dann die Nazis 1933 machten, war die Gewerkschaften zu zerschlagen. Heute kauft man sie sich.

Wer sich nicht kaufen lässt, den will man verbieten und mundtot machen. Das darf nicht geschehen! Bitte unterstützt uns - auch im Interesse aller kämpferischen ArbeiterInnen.

Infomationen zum Gewerkschaftsverbot:  http://www.fau.org/verbot
Blog der Beschäftigten des Kino Babylon Mitte:  http://prekba.blogsport.de

FAU Bern | http://www.faubern.ch | info(ät)faubern.ch"     

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  ...noch was vergessen
29.01.2010 22:45  
Berichte von den INTERNATIONALEN Aktionstagen gegen den Angriff auf die Gewerkschaftsfreiheit finden sich hier:  http://www.fau.org/artikel/art_100128-225439

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GRUNDEINKOMMEN
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BZ 30.1.10

Thun: Filmessay und Diskussionsrunde zu einer revolutionären Idee

 Ein Grundeinkommen für alle: Lösung oder Utopie?

 Was wäre, wenn jeder Mensch ungeachtet seiner Arbeitsleistung ein Grundeinkommen erhielte? Vertreter dieser Idee und Interessierte diskutierten in Thun über Chancen, Risiken und Umsetzungsmöglichkeiten dieser Vision.

 Während am WEF in Davos derzeit darüber diskutiert wird, wie das heutige Wirtschaftssystem weiter zu optimieren ist, wurde am Donnerstagabend in Thun eine radikal andere, noch weitgehend unbekannte Wirtschaftsvision vorgestellt. Anlässlich der Vortragsreihe "Geld und Geist" der evangelisch-reformierten Kirche Thun trafen sich im Kirchgemeindehaus an der Frutigenstrasse rund 100 Interessierte, um den Film "Grundeinkommen" zu sehen.

 Die Idee hinter einem minimalen Basiseinkommen ist, dass jeder Mensch regelmässig einen bestimmten Geldbetrag erhält, unabhängig davon, was er leistet und ob er arbeitet oder nicht.

 Materielle Basis sichern

 "Die meisten Leute finden diesen Gedanken zunächst absurd und utopisch", erklärte Enno Schmidt, Künstler und einer von vier aus Basel angereisten Initianten dieser Aktion. Es sei ein kultureller Impuls, die Idee müsse wie eine Pflanze langsam wachsen. Im Film äusserten sich unter anderem Soziologen, Wirtschaftsprofessoren und sogar der Chefökonom der UBS positiv zur Idee. Kritische Stimmen gab es dagegen nur wenige. "So wie die direkte Demokratie einem Volk Selbstbestimmung schenkt, würde das Grundeinkommen jedermann die materielle Basis zur Selbstbestimmung gewähren", sagte Schmidt.

 Leute arbeiten trotzdem

 Gemäss einer Umfrage würden - entgegen allen Vermutungen - 90 Prozent der Befragten trotz des Grundeinkommens weiterhin voll oder nur leicht eingeschränkt arbeiten gehen. "Ansonsten wäre es mir ja doch nur langweilig", meinte etwa eine Migros-Kassiererin im Film. 80 Prozent der Befragten dachten aber fälschlicherweise, dass ihre Mitmenschen nur noch auf der faulen Haut liegen würden. "Viele stören sich an der Bedingungslosigkeit, Geld zu erhalten", erläuterte Schmidt.

 "Dennoch handelt es nicht um eine ‹Faulheitsprämie›. Es wäre lediglich die Voraussetzung für die künftige Leistungsgesellschaft." Die neu gewonnene Freiheit ermögliche es Menschen, bewusster durchs Leben zu gehen und mehr Zeit für Familie oder Angehörige einzusetzen. Ohne Leistungs- und Zeitdruck würde zudem Innovation jeglicher Art gefördert.

 Neue Finanzierungsform

 Auch in Sachen Finanzierung des Grundeinkommens schlugen die Initianten neue Wege vor: AHV, Kinderzulagen, Stipendien und weitere Ausgaben des Staates würden wegfallen. "In der Schweiz macht dies rund 50 Milliarden Franken aus", rechnete Unternehmer und Initiant Daniel Häni vor. Im Gegenzug erhielte jeder Schweizer 2000 bis 2500 Franken pro Monat, für Kinder könnten je 500 plus 100 Franken pro Altersjahr gelten. Zusätzliches Geld könnte durch zusätzliches Arbeiten eingenommen werden.

 "Die Wirtschaft rationalisiert immer mehr Arbeitsplätze weg, braucht jedoch gleichzeitig zahlende Konsumenten, die die Produkte kaufen", sagt Enno Schmidt. Diese Logik könne auf Dauer nicht aufgehen.

 Schweiz als Vorreiter?

 Die meisten Teilnehmenden der anschliessenden Diskussion gewannen der Idee, das Grundeinkommen als Bürgerrecht einzuführen, viel Positives ab. "Wer mehr Geld und mehr Luxus will, kann immer noch mehr arbeiten gehen", meinte einer der Anwesenden, der das Grundeinkommen als "Vertrauensvorschuss" bezeichnete. Ein anderer Mann nannte den Abbau von sozialen Spannungen dank mehr Gerechtigkeit als Vorteil. Es wurde zudem vorgeschlagen, dass gerade die Schweiz mit einem Ja zu einer allfälligen Volksinitiative eine Vorreiterrolle übernehmen könne. So weit fortgeschritten ist das Komitee aus Basel indes noch nicht.

 Zum Schluss meinte Initiant Daniel Häni: "Natürlich kann das Grundeinkommen nicht alle Probleme allein lösen, aber es würde alle Menschen von ökonomischen Existenzängsten befreien."

 Gabriel Berger

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 Der Film "Grundeinkommen" kann auf der Homepage http://www.initiative-grundeinkommen.ch kostenlos heruntergeladen werden.

 Nächste Termine der Veranstaltungsreihe "Geld und Geist": 4.Februar, 19.30 Uhr, Markuskirche Thun: Nach dem Kapitalismus - Geld und Geist in integraler Sicht (mit Prof. Gil Ducommun). 11.Februar, 19.30 Uhr, Markuskirche Thun: Spirituelle Impulse für ein neues Wirtschaften (mit Dr. phil. Anna Gamma).

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POLICE BE
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BZ 30.1.10

Kantonspolizei

 Neue Polizisten und Sicherheitsassistenten

 42 Absolventen der Polizeischule Hitzkirch und 25 Sicherheitsassistenten sind gestern im Kursaal Bern vereidigt worden.

 42 Kantonspolizistinnen und -polizisten, die in Hitzkirch die Polizeischule absolviert hatten, wurden gestern vereidigt. Region Seeland: Joël Nigg, Polizeiwache Biel; Michael Krähenbühl, Polizeiwache Erlach; Fabio Wüthrich, Polizeiwache Erlach.

 Region Mittelland-Emmental-Oberaargau: Daniel Jaggi; Viviane Weber, beide Polizeiwache Langenthal; Roman Reischmann, Polizeiwache Aarwangen; Remo Brüderlin, Polizeiwache Burgdorf; René Neuenschwander, Polizeiwache Münchenbuchsee; Iris Brunner, Polizeiwache Wangen a.d.A.; Mathis Gerber, Polizeiwache Neuenegg. Silvan Overney, Polizeiwache Neuenegg; Reto Dummermuth, Stefan Fischer; Ruedi Grossenbacher; Marc Stähli, alle Mobile Polizei.

 Region Berner Oberland: Rolf Brand, Polizeiwache Adelboden; Simon Glauser, Polizeiwache Grindelwald; Beat Feller, Polizeiwache Spiez/Seepolizei; Andreas Krüsi, Polizeiwache Frutigen; Stefan Liechti, Polizeiwache Zweisimmen; Robert Grünig, Polizeiwache Meiringen; Fabian Blum, Polizeiwache Gstaad; Patrick Malke, Polizeiwache Gstaad; Fabienne Luchs; Patrick Rindlisbacher; Michael Schwarz, alle Mobile Polizei.

 Region Bern: Thomas Burri; Cédric Dahinden; Michael Gerber; Christian Gross; Michael Hählen; Stefan Haldemann; Beatrice Reist, alle Polizeiwache Ostring; Alexander Jenni; Michael Leuenberger; Thomas Ryf, alle Polizeiwache Waisenhaus; Patrick Oppliger; Thomas Reinhard; Thomas Schnidrig; Leander Spicher, alle Polizeiwache Bümpliz; Caroline Dolder; Lukas Jäggi, beide Polizeiwache Köniz.

 Die neuen Botschaftsschützer und Botschaftsschützerinnen:

 Daniel Baumgartner, Andreas Binggeli, Roland Burger, Marc Burkhard, Valentino Di Gregorio, Remo Emmenegger, Paul Glanzmann, Michael Glauser, Thomas Graf, Christoph Hauser, Urs Lüthi, Juan Lutz, Tonio Malgioglio, Joël Meyer, Michaela Moser, Annette Nikles, Marc Nuspel, Pascal Schori, Matthias Schürch, Michael Steffen, Stefanie Trummer, Silvio Ungricht, Pascal Wehrli, Hans Peter Wiedmer, Dominik Zbinden.
 mg

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DEMORECHT LUZERN
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Tagesanzeiger 30.1.10

CVP untergräbt Demonstrationsrecht

 Fussball oder Demo: Wer in Luzern den Einsatz von Polizisten nötig macht, soll künftig dafür zahlen.

 Von Erwin Haas, Luzern

 Für Sicherheitsmassnahmen bei Anlässen zahlt meist die Allgemeinheit - zu Unrecht, glaubt der Luzerner Kantonsrat. Mithilfe der Mehrheit von CVP und FDP hat er ein Postulat an die Regierung überwiesen, wonach Organisatoren die Vollkosten für die öffentliche Sicherheit mittragen sollen - und zwar bei allen Veranstaltungen. Bewilligungen für Anlässe könnten etwa an eine Bankgarantie oder Solidarbürgschaft gekoppelt werden. Damit würde Luzern Demonstrationen finanzschwacher Gruppierungen faktisch unterbinden.

 Der Kostenzwang schränke die verfassungsmässige Meinungsäusserungsfreiheit ein, monieren denn auch SP und Grüne. Organisatoren ideeller Kundgebungen wären finanziell oft überfordert. Selbst bei kleineren Anlässen kostet die Sicherheit schnell Zehntausende von Franken.

 "Grundrechte eingeschränkt"

 Das Versammlungsrecht entbinde nicht von der Mitverantwortung für die entstehenden Sicherheitskosten, findet CVP-Kantonsrat Hans Aregger, der den Vorstoss lanciert hat. Die Regierung verstecke sich hinter den Verfassungsrechten.

 Der Regierungsrat hatte festgehalten, politische Kundgebungen seien grundsätzlich ideeller Natur. "Die Überwälzung der Polizeikosten würde deshalb zwangsläufig dazu führen, dass die Grundrechte unverhältnismässig eingeschränkt würden." Die Organisatoren könnten nur mit einer symbolischen Gebühr in die Pflicht genommen werden. Bei unfriedlichen Kundgebungen könne der Staat die Kosten auf einzelne Störenfriede abwälzen - aber nur für das, was diese selber angestellt haben. Dies nachzuweisen sei schwierig. Auch in Zürich, Bern und Basel werden Organisatoren von politischen Demonstrationen nur kostenpflichtig, wenn sie Auflagen vorsätzlich oder grobfahrlässig missachten.

 Stefan Leutert, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz, hat zum Thema Kostenüberwälzung dissertiert. Organisatoren ideeller Veranstaltungen wie politischer Demonstrationen oder religiöser Anlässe wie des Papstbesuchs in der Schweiz können nach Ansicht des Berner Juristen nicht oder nur in sehr bescheidenem Ausmass belastet werden.

 Anders kommerzielle Anlässe, wie Piloturteile des Bundesgerichts zeigen. Die Berner Young Boys etwa mussten der Zürcher Polizei für ihren Einsatz an einem Fussballspiel gegen Roter Stern Belgrad im Zürcher Hardturm 2004 rund 84 000 Franken zahlen. Und Konzertveranstalter Goodnews überwies für ein Simon-and-Garfunkel-Konzert im St.-Jakob-Park im gleichen Jahr 56 000 Franken nach Basel.

 FCL zahlt 800 000 Franken

 Auch in Luzern wird der Fussballklub zur Kasse gebeten, wie die Regierung im Rahmen des kürzlich vorgestellten Sparpakets angekündigt hat. So muss der FC Luzern ab 2011 für die Sicherheit jedes Jahr 800 000 Franken beitragen - gut dreimal mehr als bisher.

 Effektiv kostet der Einsatz von jeweils rund 90 Polizisten bei Heimspielen der Luzerner fast 1,5 Millionen Franken. Um seinen Anteil bezahlen zu können, erhebt der FCL dafür pro Ticketeinen Zuschlag von 1.50 Franken. Als Gegenleistung erwartet Klubpräsident Walter Stierli den Sicherheitsdienst auch im Stadion. Schliesslich seien Fussballspiele Teil des Service public, findet er.

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ANTI-ATOM
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Bund 30.1.10

Standortkantone künftiger AKWs einigen sich nicht

Die Steuerverwaltungen der drei Kantone Bern, Solothurn und Aargau haben keine Lösung gefunden, wie künftige Erträge aus dem Betrieb neuer Atomkraftwerke aufgeteilt werden könnten. Es sei nicht gelungen, zum jetzigen Zeitpunkt Modelle zu entwickeln, die "rechtlich korrekt" und "politisch akzeptabel" gewesen wären, teilten die Finanzdirektoren der drei Kantone gestern gemeinsam mit. Der bernische Finanzdirektor Urs Gasche sagte, es habe nicht am Willen gefehlt, ein solches Modell zu entwickeln. Wenn es eine einfache Lösung gegeben hätte, wäre sie umgesetzt worden. Die Idee hätte darin bestanden, jenen Kanton, der dereinst kein Atomkraftwerk mehr betreiben wird, steuerlich für den Verzicht zu entschädigen. Nun sei es an den drei Energiekonzernen, sich zu einigen. Die Finanzdirektoren schliessen nicht aus, sich später erneut bei einer Lösungssuche zu beteiligen.

(db)

-Seite 25

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Zwischen den AKW-Standort-Kantonen gibt es keinen Steuerdeal

 Für die Aufteilung der Steuererträge künftiger Kernkraftwerke gebe es keine Lösung. Das finden die Finanzdirektoren von Bern, Solothurn und Aargau.

 Dölf Barben

 Die Steuerverwaltungen der Kantone Bern, Solothurn und Aargau haben seit letztem Herbst versucht, ein nicht ganz einfaches Problem zu lösen: Wie können Steuereinnahmen aus dem Betrieb künftiger Atomkraftwerke auf mehrere Kantone verteilt werden? Und sie sind dabei gescheitert. Die drei Kantone schrieben gestern in einer Mitteilung, ihre Finanzdirektoren hätten gemeinsam beschlossen, die Suche nach einer Lösung abzubrechen. Es sei den Steuerverwaltungen nicht gelungen, ein Modell zu entwickeln, das von den Finanzdirektoren "als rechtlich korrekt und politisch akzeptabel" hätte beurteilt werden können. Aus Sicht der Finanzdirektoren sei es nun Sache der Energieunternehmen, sich zu einigen, heisst es weiter in der Mitteilung.

 Ein Kanton wird leer ausgehen

 Konkret präsentiert sich das Problem so: Die drei Energiekonzerne BKW, Alpiq (früher Atel) und Axpo betreiben im bernischen Mühleberg, im solothurnischen Gösgen und im aargauischen Beznau jeder für sich Atomkraftwerke. Diese müssen (technisch gesehen) in absehbarer Zeit ersetzt werden, weil ihre Lebensdauer beschränkt ist. Da neue Reaktoren leistungsfähiger sind als die alten, müsste nicht für jedes der drei Kraftwerke ein Ersatz aufgestellt werden. Die Konzerne sollten sich deshalb auf zwei Standorte einigen. Das heisst aber: Einer der drei Kantone muss künftig auf die Steuereinnahmen aus dem Betrieb eines Kraftwerks verzichten.

 Diese Ausgangslage ist konfliktträchtig. Um sie zu entschärfen und die Verhandlungen um die Standortfrage zu entlasten, haben die Finanzdirektoren die Idee entwickelt, Modelle für Steuerteilungen zu erarbeiten. Weil das Atomkraftwerk Gösgen voraussichtlich noch am längsten laufen wird, haben die anderen Standorte tendenziell grössere Chancen, zum Zug zu kommen. Könnte es sein, dass deshalb die Finanzdirektoren aus den Kantonen Bern und Aargau gar keine Lösung anstrebten? Einfach deshalb, weil sie nicht wollen, dass die von ihnen gehüteten Staatskassen dereinst zugunsten von Solothurn auf Steuereinnahmen verzichten müssen?

 Nein, sagte Urs Gasche, Finanzdirektor des Kantons Bern, gestern auf Anfrage, die Steuerteilung sei nicht gescheitert, "weil wir sie nicht wollten". Wenn es eine einfache Lösung gegeben hätte, wäre diese umgesetzt worden. Für die Finanzdirektoren hätte es sich gewissermassen um eine Versicherungslösung gehandelt für jenen Kanton, der leer ausgehen wird. Und sie hätten einen "Beitrag zur Beschleunigung" der Verhandlungen zwischen den Energieunternehmen leisten wollen. Auch auf politischem Weg wäre es wenig aussichtsreich gewesen, bereits heute - "ohne die dereinstigen Rahmenbedingungen zu kennen" - eine Lösung anzustreben, sagte Gasche.

 Ball liegt bei Energiekonzernen

 Der Ball liege jetzt wieder bei den Energieunternehmen, heisst es in der Mitteilung der Kantone (und damit womöglich schon bald auch bei Urs Gasche, der Ende Mai aus dem Regierungsrat ausscheidet und neuer Verwaltungsratspräsident der BKW werden soll). Sollte es den drei Konzernen gelingen, sich in der Standortfrage zu finden und sich auf eine Reihenfolge bei der Realisierung der Kraftwerke zu einigen, würden die Kantone erneut zur Verfügung stehen, sagte Gasche. Dies sei allenfalls dann gefragt, wenn die Unternehmen eine Lösung präsentierten, die nur dann funktioniere, wenn ein Steuerabkommen vorliegen würde.

 Die Beträge sind der Rede wert

 Um wie viel Geld es schliesslich gehen würde, könne heute niemand sagen. Die "herumgebotenen Zahlen" seien von Journalisten kreiert worden, sagte Gasche. (Die Rede war schon von einem Betrag von jährlich rund 70 Millionen Steuerfranken, den neue Kraftwerke jährlich generieren würden.) Der bernischen Steuerverwaltung - und auch ihm selber - sei ebenfalls nicht bekannt, wie viel der Kanton Bern heute durch das Kernkraftwerk Mühleberg einnehme, sagte er. Denn die Mühleberg-Zahlen gingen in der allgemeinen BKW-Rechnung auf. Gasche umschrieb die Grössenordnung der Beträge, um die es gehen wird, folgendermassen: "Es lohnt sich bestimmt, über diese Beträge zu diskutieren." So gross seien sie aber auch wieder nicht, dass ein Verzicht "wirklich ins Gewicht fallen würde".

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BZ 30.1.10

Steuereinnahmen aus künftigen AKW

 Eine Lösung ist nicht in Sicht

 Wie können Stromkonzerne und Kantone vom Bau neuer AKW finanziell profitieren? Eine Antwort ist noch nicht gefunden.

 Die Idee der Finanzdirektoren der drei Standortkantone Aargau, Bern und Solothurn mit heutigen Kernkraftwerken war klar: Sie wollten Modelle suchen, wie die steuerlichen Mehreinnahmen eines oder allenfalls mehrerer realisierter AKW auf die bisherigen Standortkantone aufgeteilt werden könnten. Dies, nachdem die drei Energiekonzerne Axpo, Alpiq und BKW Energie AG beim Bund je ein Rahmenbewilligungsgesuch für den Bau eines Kernkraftwerks eingereicht hatten.

 Die drei Finanzdirektoren beauftragten die Steuerverwaltungen ihrer Kantone, nach Lösungen zu suchen. Doch diese gaben ihren Auftrag zurück, zumal zuerst definiert werden müsse, wie die neue Energieunternehmung rechtlich konstruiert sei. Beantwortet werden müssen also Fragen wie: Ist es eine Betreibergesellschaft mit zwei Standorten, oder sind es zwei Gesellschaften mit je einem Standort, oder ist es nur ein Zusammenarbeitsvertrag? "Bevor diese Fragen nicht geklärt sind, können wir die Sache steuerlich nicht beurteilen und somit auch keine Lösungsvorschläge machen", erklärt Urs Gasche, Finanzdirektor des Kantons Bern.

 Konkret: Zuerst müssen jetzt die Unternehmen eine Vereinbarung oder eine vertragliche Lösung finden. "Erst dann würden wir, falls die Energiekonzerne dies wünschen, nach einer steuerlichen Lösung suchen", ergänzt Gasche. Die drei Unternehmen verhandelten jedoch schon seit geraumer Zeit über die künftige Zusammenarbeit, "weil sie sich grundsätzlich einig sind, dass nur eine Partnerwerklösung in Frage kommt". Nicht zuletzt wegen der Frage, welches der drei AKW-Ersatzprojekte in die dritte Priorität muss und damit kaum je gebaut werden dürfte, sind die Verhandlungen zwischen den Energieunternehmen Axpo, Alpiq und BKW Energie AG ins Stocken geraten.

 Aus Sicht der drei kantonalen Finanzdirektoren ist es nun Sache der beteiligten Energieunternehmen, eine vertragliche Lösung zu finden und sich auf die Reihenfolge bei der Realisierung zu einigen. Bis dahin werden die Finanzdirektoren die Suche nach einer steuerlichen Lösung, die rechtlich und politisch tragbar ist, ruhen lassen. Letztlich bleibt die Frage: Wäre es möglich, dass derjenige Kanton, der kein neues AKW bauen darf, nicht mit Steuerbeiträgen der anderen Standortkantone rechnen kann? "Ja, diese Möglichkeit besteht", sagt Gasche.

 Urs Egli

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Aargauer Zeitung 30.1.10

Streit um drei neue AKW bleibt

 Kantone Aargau, Bern und Solothurn können Steuern aus Atomkraftwerken nicht aufteilen

 Die Schweiz braucht zwei neue Atomkraftwerke, doch Axpo und Atel haben drei Gesuche eingereicht. Jetzt ist der Versuch gescheitert, das Problem via die Steuern zu lösen.

 Hans Lüthi

 Gross war die Überraschung, als die Alpiq (damals Atel) im Juni 2008 ein Gesuch um Rahmenbewilligung für Gösgen 2 einreichte. Die Konkurrenten Axpo und Bernische Kraftwerke (BKW) kamen erst Ende Jahr, dafür doppelten sie mit zwei Gesuchen nach: Beznau3 und Mühleberg2. Damals war noch offen, ob die Schweiz zwei oder drei neue Atomkraftwerke benötige. Eines als Ersatz für die alten, eines für die Verträge mit Frankreich, eines für das Wachstum, lautete der Wunschtraum der Stromlobby. Inzwischen sind sich Politiker und Bauherren einig: Mehr als zwei neue AKW haben vor dem Volk keine Chance.

 Wirtschaftlich gute Aussicht

 Vieles deutet darauf hin, dass ein neues Atomkraftwerk zum Goldesel wird: Strom wird in Europa immer knapper, die Preise steigen, der Verbrauch nimmt zu. Und im Vergleich zu den erneuerbaren Energien steht der ebenfalls klimafreundliche Atomstrom mit zirka 6 Rappen je kWh noch lange konkurrenzlos da. Aus diesen Gründen halten Axpo, BKW und Alpiq an ihren Projekten fest. Auf Wunsch der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates sollten die Standortkantone Aargau, Bern und Solothurn eine Lösung suchen. Die Finanzdirektoren kamen auf die Idee, der erste Kanton mit einem Ersatz-Kraftwerk könnte die Atomsteuern mit den anderen Kantonen teilen. In guter Absicht wollten sie den gordischen Knoten lösen, doch das ist jetzt gescheitert: "Die Erträge lassen sich rechtlich und politisch nicht aufteilen", schreiben die drei Kantone.

 Problem liegt bei Bauherren

 Was Aargau, Bern und Solothurn jetzt vorschlagen, sagt der Aargauer Landammann und Finanzdirektor Roland Brogli so: "Axpo und Alpiq müssen jetzt selber Lösungen suchen." Die Haltung der Aargauer Regierung ist klar. "Möglichst schnell Beznau3 bauen" für eine sichere und zuverlässige Energieversorgung und den Klimaschutz, das forderte Brogli schon am 40. Geburtstag von Beznau1.

 "Wir wollten das Problem politisch abfedern", erklärt der Solothurner Finanzdirektor Christian Wanner zum gescheiterten Versuch. Mittelfristig genügten zwar zwei neue Atomkraftwerke, aber langfristig seien drei nötig. Eine Lösung auf dem Gesetzesweg hätte viel zu lange gedauert und vielleicht vor Bundesrecht nicht bestanden, versichert der Berner Finanzdirektor Urs Gasche. Der Kanton Bern habe stets überdeutlich für die Kernenergie gestimmt, trotz Widerstand rechnet Gasche mit einem Ja zu Mühleberg2.

 Hoffnung auf Verhandlungen

 Die Axpo-Spitze hat schon vor einem halben Jahr eine Lösung in Aussicht gestellt, doch die Verhandlungen mit Alpiq laufen noch immer. "Wir haben ein attraktives Angebot unterbreitet, jetzt liegt der Ball bei Alpiq", sagt Axpo-Mediensprecher Beat Römer. Man habe auf eine Lösung bis Ende des letzten Jahres gehofft. Wenig Interesse signalisiert Alpiq-Sprecher Andreas Werz: "Damit rückt der Behördenprozess gemäss Kernenergiegesetz wieder in den Vordergrund", schreibt er.

 Ball zu Bundesrat und Volk

 Aargauer und Berner Regierung sind sich mit der Axpo einig, die ältesten AKW Beznau und Mühleberg seien zuerst zu ersetzen. "Nicht das Alter ist entscheidend, sondern der beste Standort", kontert Werz. Man wolle die Türen zu Verhandlungen nicht zuschlagen, sei aber der Meinung, die Projekte müssten gleichberechtigt behandelt werden. Danach könnten Bundesrat, Parlament und Volk entscheiden. Der gute Standort Gösgen sei in der Bevölkerung stark verankert und ein neues KKW im Kanton willkommen.

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Mühleberg an 2. Stelle

 Aus Sicht der Axpo und der BKW sowie der Berner Regierung hat Mühleberg 2 ebenfalls eine sehr hohe Priorität. Das bald 40 Jahre alte AKW mit373 Megawatt Nettoleistung soll im Zeitraum 2020 bis 2030 möglichst ohne Unterbruch ersetzt werden. Das Stimmvolk des Kantons Bern wird darüber abstimmen, ob es überhaupt ein neues Kernkraftwerk will. Auch das Schweizervolk wird 2014 bis 2015 grundsätzlich Ja oder Nein zu neuen Atomkraftwerken sagen können. (Lü.)

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NZZ 30.1.10

Kantone brechen ihre AKW-Verhandlungen ab

 In der Standortfrage liegt der Ball wieder unmittelbar bei den Stromfirmen

 dsc. ⋅ Ein wichtiger Versuch für eine Einigung in der von vielen als imageschädigend betrachteten Konkurrenzsituation um AKW-Standorte ist gescheitert. Die Energiedirektoren der möglichen Standortkantone haben ihre Verhandlungen über einen fiskalischen Verteilschlüssel abgebrochen. Mit diesem hätte jener Kanton, in dem kein neues AKW gebaut würde, von den anderen eine Art Entschädigung erhalten. Es liegen drei Gesuche für neue Anlagen vor (Beznau, Mühleberg und Gösgen), doch für die Landesversorgung reichen wohl zwei neue Werke aus.

 Eine Entente zwischen den Energiedirektoren hätte eine einvernehmliche Standort-Priorisierung zwischen den konkurrierenden Unternehmen begünstigt, weil die Kantone namhafte Beteiligungen an den Stromfirmen halten. Man habe kein steuerliches Modell entwickeln können, das rechtlich korrekt und politisch akzeptabel sei, hiess es am Freitag in einer gemeinsamen Mitteilung der Kantone Aargau, Bern und Solothurn. Wie der Berner Finanzdirektor Urs Gasche erklärt, hätten Gespräche zwischen den drei Steuerverwaltungen zum Schluss geführt, dass eine steuerliche Einigung, etwa gemäss der bei anderen Unternehmen durchgeführten Praxis der fiskalischen Aufteilung, zum jetzigen Zeitpunkt schwierig sei, weil noch zu viele Faktoren unklar sind. Die Alternative wäre derzeit eine neue Gesetzgebung auf kantonaler Ebene, so Gasche. Doch sei dies nicht nur ein aufwendiger und politisch unsicherer Weg, sondern auch nicht opportun, da nicht feststehe, ob je ein neues Werk erstellt werden könne. Zuerst sollten sich daher die Stromfirmen auf die Art der Zusammenarbeit einigen, sagt Gasche, der sich als Verwaltungsratsmitglied der BKW dazu optimistisch gibt. Sollte die Steuerfrage dafür wesentlich sein, würden die Finanzdirektoren erneut für Gespräche zur Verfügung stehen. - Die ständerätliche Energiekommission bemüht sich seit letztem Sommer ebenfalls um eine Klärung der AKW-Standortfrage, auch im Kontext allfälliger Gaskraftwerke.

 Für die Kantone steht viel auf dem Spiel. Eine Studie errechnete etwa für das bestehende, im Vergleich zu neuen Anlagen kleine AKW Mühleberg rund 15 Millionen Franken an jährlichen Steuereinnahmen für den Kanton Bern (einschliesslich der Steuern von Arbeitnehmern und Zulieferfirmen). Ein Neubau eines Werk würde im Standortkanton selbst eine Wertschöpfung von über einer Milliarde Franken auslösen.

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 Akzeptanz für Atomenergie

 dsc. ⋅ AKW geniessen trotz vielen skeptischen Stimmen weiterhin eine sehr grosse Akzeptanz; dies zeigt eine am Freitag publizierte Umfrage, die 2009 erstellt wurde, im Auftrag von Swissnuclear, einer Vereinigung der AKW-Betreiber. 73% der über 2200 Befragten sind der Meinung, dass die bestehenden AKW für die Stromversorgung nötig sind. Eine Mehrheit (54,6%) spricht sich "eher" für einen Ersatz der bestehenden AKW aus - also für die Vorhaben der Stromfirmen. Dieser Anteil ist im Vergleich zu 2008 zwar um knapp 2% gesunken; noch 2005 waren aber die AKW-Gegner in der Mehrheit. Würde am Wochenende über den Bau neuer Anlagen abgestimmt, so würden 47,5% der Befragten Ja stimmen - gleich viele würden ein Nein in die Urne legen. 53,9% glauben "eher nicht", dass AKW einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, während der Umstand des kohlendioxidfreien, klimafreundlichen Betriebs mittlerweile als wichtiges Argument der Kernenergie-Befürworter gilt.

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Oltener Tagblatt 30.1.10

Keine Chance für Atomsteuerdeal

 Bern, Solothurn, Aargau Idee der Aufteilung der Steuern künftiger Kernkraftwerke wird begraben

 Je ein Drittel der Staatssteuern der künftigen Kernkraftwerke für die Kantone Bern, Solothurn und Aargau: Dieser Atomsteuerdeal scheiterte am Aargauer Widerstand.

 "Im Zusammenhang mit dem Ersatz der heutigen Kernkraftwerke Beznau, Mühleberg und Gösgen haben die Standortkantone der involvierten Energieunternehmen geprüft, wie sich die Steuereinnahmen aus den neuen Anlagen aufteilen lassen. Die Finanzdirektoren der Kantone Aargau, Bern und Solothurn kommen in ihrer Antwort an die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates zum Schluss, dass sie die Arbeiten abbrechen, da sie keine der Lösungen als rechtlich korrekt und politisch akzeptabel beurteilen."

 Das teilten die drei Kantone gestern Freitag mit. Den Ausschlag gab offenbar die Ablehnung durch den Kanton Aargau. Die Idee einer Steueraufteilung war im Oktober 2009 bekannt geworden: Die Finanzdirektoren Roland Brogli (Aargau), Urs Gasche (Bern) und Christian Wanner (Solothurn) hatten damals in Olten vereinbart, ihre Steuerverwaltungen nach Möglichkeiten einer Aufteilung der Staatssteuererträge künftiger Kernkraftwerke suchen zu lassen. Vor allem Wanner hatte sich dafür eingesetzt, alle drei Kantone an den KKW-Steuern zu beteiligen, unabhängig davon, welcher Kanton Standort eines neuen Werks würde. Damit sollte der Standortstreit entlastet werden. (cva) Seite 11

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Aargau lässt den Atomsteuerdeal platzen

 Neue Kernkraftwerke Die Finanzdirektoren der potenziellen Standortkantone wurden sich nicht einig

 Aus dem brüderlichen Teilen der Staatssteuern zukünftiger Atomkraftwerke unter den drei möglichen Standortkantonen wird wohl nichts: Die Finanzdirektoren von Aargau, Bern und Solothurn haben die Suche nach einem solchen Deal eingestellt.

 Christian von Arx

 Drei Kantone, höchstens zwei neue Werke: Das geht nicht auf. Mindestens ein Kanton geht leer aus, Streit ist programmiert. So drohen die fiskalischen Interessen der drei potenziellen Standortkantone Aargau, Bern und Solothurn den Wettstreit unter den Energiekonzernen Alpiq, Axpo und BKW um ihre drei eingereichten Projekte zusätzlich zu belasten.

 "Lieber den Spatz in der Hand"

 Warum nicht teilen, statt sich zu streiten? Die Idee war unkonventionell, aber bestechend. Jeder der drei Kantone sollte auf die (unsichere) Aussicht, den vollen Staatssteuerertrag eines künftigen KKW allein einzusacken, zum Voraus verzichten. Im Gegenzug hätten sich Bern, Solothurn und Aargau je einen "sicheren" Anteil am gesamten Staatssteuerertrag beider neuen Werke zugestanden, unabhängig von deren Standort. "Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach", gewissermassen. Wobei ja der "Spatz" in diesem Fall immer noch ein ganz saftiger Fleischvogel ist.

 Der Lösungsvorschlag ging davon aus, dass in zwei der drei Mittellandkantone je ein neuer Atommeiler gebaut werden könnte. Der dritte Kanton wäre als Sitz einer Holdinggesellschaft für beide Werke ausersehen worden. Somit würden in allen drei Kantonen Steuern anfallen. Mit den steuertechnischen Details einer Vereinbarung liesse sich sicherstellen, dass die Anteile der drei Kantone etwa gleich oder "gerecht" ausfallen würden. Der Deal hätte einzig die kantonalen Steuern betroffen, nicht die Gemeindesteuern.

 Standortstreit entkrampfen

 Der fiskalische Interessengegensatz im Verfahren zur Festlegung der Standorte künftiger KKW wäre somit durch einen Ausgleich ersetzt worden. Dies nicht um des lieben Friedens willen, sondern um den Standortentscheid zu beschleunigen und den Weg zum Bau neuer Werke zu ebnen. Eine Idee, die klar die Handschrift des Präsidenten der Finanzdirektorenkonferenz, des Solothurners Christian Wanner, trug.

 Noch im letzten Herbst sah es gut aus für diesen Atomsteuerdeal. Mitte Oktober wurde bekannt, dass die drei Finanzdirektoren Roland Brogli (AG), Urs Gasche (BE) und Christian Wanner in Olten eine Absichtserklärung unterschrieben hatten. Darin gaben sie ihren Steuerämtern den Auftrag, bis Ende Jahr einen Weg zur Umsetzung des Deals aufzuzeigen. Seither herrschte Funkstille.

 Übung abgebrochen

 Doch jetzt wird die Übung abgebrochen. Gestern Freitag veröffentlichten die drei Kantone eine gemeinsame Medienmitteilung. Ihr ist zu entnehmen, dass die Steuerverwaltungen von Aargau, Bern und Solothurn zwar die gewünschten Aufteilungsmodelle ausgearbeitet hätten. "Sie konnten jedoch kein Modell entwickeln, das von den Finanzdirektoren der drei Kantone als rechtlich korrekt und politisch akzeptabel beurteilt wurde", heisst es sodann. Fazit: "Die Finanzdirektoren der drei Kantone haben deshalb gemeinsam beschlossen, die Suche nach einer steuerlichen Lösung abzubrechen."

 Aargau sieht Beznau in Front

 Die Regierungen von Bern und Solothurn wären dem Vernehmen nach zu einem Abkommen bereit gewesen. Anders der Aargau. Dies überrascht kaum: Im Kanton Aargau gilt Beznau als Standort eines neuen KKW als gesetzt. Da die Laufzeit der Reaktoren von Beznau I und II weit früher erreicht sein wird als in Gösgen, und da in Bern die Opposition gegen neue KKW am grössten ist, herrscht im politischen Aargau die Überzeugung vor, als erster Standort eines neuen KKW müsse und werde Beznau ohnehin zum Zug kommen. Warum also auf einen Steueranteil verzichten? Unbekannte in dieser Rechnung sind freilich der Widerstand aus der deutschen Nachbarschaft, die Überlegungen der Bundesbehörden sowie die zu erwartende eidgenössische Volksabstimmung über neue Kernkraftwerke.

 Risiken kantonaler Entscheide

 Weiter scheint sich gezeigt zu haben, dass der Atomsteuerdeal mindestens in einem Teil der beteiligten Kantone Änderungen der Steuergesetze erfordert hätte. Allfällige Referendumsabstimmungen hätten das Risiko in sich getragen, zu vorgezogenen Atomabstimmungen zu werden. Die Stimmen grundsätzlicher Atomgegner hätten sich mit den Stimmen von Gegnern der Steuervereinbarung summiert. Und ein Nein zum Steuerdeal hätte als negatives Signal zu neuen Kernkraftwerken interpretiert werden können.

 Wanner: "Nur vertagt"

 Für den Solothurner Regierungsrat Christian Wanner ist die Idee nicht gestorben, sondern vertagt: "Wir bleiben offen." Vorerst spielen die Finanzdirektoren den Ball aber wieder den Energiekonzernen Alpiq, Axpo und BKW zu: Es sei nun ihre Sache, "sich auf die Reihenfolge bei der Realisierung zu einigen", heisst es in der Medienmitteilung. Dies teilten Brogli, Gasche und Wanner auch der Ständeratskommission für Umwelt, Raumplanung und Energie mit, die im Hinblick auf die anstehenden Standortentscheide die drei Kantone gebeten hatte, die Möglichkeiten einer Steueraufteilung auszuloten.

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Kommentar

 Warten wirs ab ...

 Christian von Arx

 Will die Schweiz neue Kernkraftwerke? Die Hauptfrage steht zurzeit weit im Hintergrund. Umso heftiger wird hinter den Kulissen um Nebenfragen gerungen: Braucht es eines, zwei oder drei neue Werke? Wo soll gebaut werden? Und wenn mehr als eines - wo zuerst?

 Im Juni 2008 war Alpiq mit dem Gesuch für ein neues KKW Niederamt vorgeprellt, es folgten Axpo mit Beznau, BKW mit Mühleberg. Es gilt als sicher, dass nicht alle drei Projekte realisiert werden können. Doch ein Zusammenspannen zeichnet sich bisher nicht ab. Auf dem Spiel stehen starke Interessen - auch solche der Kantone Aargau, Solothurn und Bern, die sich Steuereinnahmen sichern wollen, aber auch Aktionäre der Energieriesen sind.

 Um die Blockade zu lösen, entstand die Idee zum "Oltner Atomsteuerdeal". An einer Steueraufteilung musste Bern das grösste Interesse haben, dessen Aussichten auf ein neues Werk am unsichersten sind. Im Kanton Solothurn spricht die noch lange Lebensdauer von "Gösgen" dafür, ein neues Projekt erst an zweiter Stelle zu realisieren. Der Aargau glaubt die besten Karten für das erste neue KKW zu haben - seinen Politikern wäre es wohl am schwersten gefallen zu erklären, warum ihr Kanton die Steuern eines "Beznau III" mit Solothurn und Bern teilen sollte.

 Werden sich Alpiq, Axpo und BKW einig, braucht es den Steuerdeal nicht. Blockiert ihre Rivalität ein neues KKW aber weiter, könnte er dereinst doch noch als Ausweg erscheinen.

 vonarx@oltnertagblatt.ch

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be.ch 29.1.10

Medienmitteilung des Kantons Bern

Steuereinahmen aus künftigen Kernkraftwerken: Erträge lassen sich rechtlich und politisch nicht aufteilen (29.01.2010)

Im Zusammenhang mit dem Ersatz der heutigen Kernkraftwerke Beznau, Mühleberg und Gösgen haben die Standortkantone der involvierten Energieunternehmen geprüft, wie sich die Steuereinnahmen aus den neuen Anlagen aufteilen lassen. Die Finanzdirektoren der Kantone Aargau, Bern und Solothurn kommen in ihrer Antwort an die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates zum Schluss, dass sie die Arbeiten abbrechen, da sie keine der Lösungen als rechtlich korrekt und politisch akzeptabel beurteilen.

Die drei Energiekonzerne Axpo, Alpiq und BKW Energie AG haben beim Bund je ein Rahmenbewilligungsgesuch für den Bau eines Kernkraftwerks eingereicht. Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates hat sich im Zusammenhang mit der Beratung des CO2-Gesetzes mit der Frage des KKW-Ersatzes befasst. Mit Blick auf allenfalls zu bauende Kernkraftwerke hat die Kommission die Standortkantone gebeten, Modelle aufzuzeigen, wie die steuerlichen Mehreinnahmen eines oder allenfalls mehrerer realisierter Kernkraftwerke auf die Standortkantone aufgeteilt werden könnten. Diese Frage drängt sich auf, wenn die Energiekonzerne gemeinsam in eine Anlage investieren.

Die kantonalen Steuerverwaltungen der drei heutigen KKW-Standortkantone Aarau, Bern und Solothurn haben Aufteilungsmodelle ausgearbeitet. Sie konnten jedoch kein Modell entwickeln, das von den Finanzdirektoren der drei Kantone als rechtlich korrekt und politisch akzeptabel beurteilt wurde. Die Finanzdirektoren der drei Kantone haben deshalb gemeinsam beschlossen, die Suche nach einer steuerlichen Lösung abzubrechen.

Aus Sicht der drei kantonalen Finanzdirektoren ist es nun Sache der beteiligten Energieunternehmen, eine vertragliche Lösung zu finden und sich auf die Reihenfolge bei der Realisierung zu einigen. Die Finanzdirektoren sind bereit, im Rahmen des rechtlichen und politischen Möglichen bei der künftigen Lösungssuche erneut mitzuwirken.