MEDIENSPIEGEL 7.2.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (DS)
- Rundschau zu Beschneidung (Walal)
- Newsletter Reitschule bietet mehr
- Progr-Umbau im Mai
- Rauchverbot für Ruedi Löffel
- Uni-Politik BE
- Sans-Papiers BE: Solidaritätsnetz baut aus
- Sans-Papier CH: Bleiben trotz allem
- Antisemitismus: Pamphlet eckt an
- Ländle: Freiheitsstrafen für Neonazis
- Hitler: Heil Mundegeruch!
- Riots in ZH
- LU: Demos erst nach 17h?
- Gipfelsoli-News 7.2.10
- Anti-Atom: die SVP und die AKWs

----------------------
REITSCHULE    
----------------------

Di 09.02.10
20.30 Uhr - Kino - Uncut - Warme Filme am Dienstag: End of love, Simon Chung, Hongkong 2009

Mi 10.02.10
19.00 Uhr - SousLePont - Baskenland Spezialitäten

Do 11.02.10
20.00 Uhr - Rössli-Bar - Capital Slam
20.30 Uhr - Tojo - "Clyde & Bonnie" von Holger Schober. Junge Bühne Bern. Regie: Sinje Homann. Schweizer Erstaufführung.
20.30 Uhr - Infoladen - Info-Tour Antirep Aarau

Fr 12.02.10
20.30 Uhr - Kino - Baskenland: 0Itsasoaren Alaba (La hija del mar), Josu Martinez, Euskal Herria (Baskenland) 2009
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox mit: SCSI-9 (live) (kompakt, pro-tez / RUS); Marc Depulse (live) (Ostwind Records, Kiddaz.FM, BluFin / DE); Jagged (live) (Quintessentials / be); Bud Clyde (festmacher / be).

Sa 13.02.10
20.00 Uhr - Kino - Veranstaltung zum Baskenland mit Gästen
20.30 Uhr - Tojo - "Clyde & Bonnie" von Holger Schober. Junge Bühne Bern. Regie: Sinje Homann. Schweizer Erstaufführung.
22.00 Uhr - SousLePont - Baskenland Soli: BERRI TXARRAK (EH, Alternativ Power Rock)
22.00 Uhr - Dachstock - Cool & Deadly presents: Rebellion the Recaller (Gambia- Live and Direct!) & Silly Walks Discotheque (Hamburg): Soundsystem Show, Jugglin by: Junior Pilot (Boss Hi-Fi) & Moya (More Fire).

So 14.02.10
19.00 Uhr - Tojo - "Clyde & Bonnie" von Holger Schober. Junge Bühne Bern. Regie: Sinje Homann. Schweizer Erstaufführung.
21.00 Uhr - Rössli-Bar - Dachstock presents: Aucan (I/Africantape). Support: duQtuç (CH)

Infos: http://www.reitschule.ch


---

Blick am Abend 5.2.10

Der Einsiedler gruppiert sich

 HIP-HOP

 Der Rapper Sole zog sich zurück, um die Inspiration für sein neues Album zu holen.

 Bei US-amerikanischem Hip-Hop denkt man hierzulande gemeinhin an Rapper mit grossen Egos, die mit Geld um sich schmeissen, mit vielen Frauen ins Bett steigen und die sich gegenseitig mit Prügel drohen.

 In den letzten Jahren keimte in den USA jedoch eine Underground-Bewegung, die sich von diesen Klischees abgrenzt und versucht, dem Hip-Hop neue Impulse zu verleihen. Neben Sage Francis und Slug gehört der 33-jährige Rapper Tim Holland alias Sole zu den bekanntesten Vertretern dieser Bewegung, die sich durch intelligente, sozialkritische Songtexte und durch innovative Musik auszeichnet.

 Sole geht beim Verzicht auf Rap-Beiwerk wie Geld, schnelle Autos und anderen Luxus noch einen Schritt weiter: Er hat die letzten zwei Jahre in einer Blockhütte im Coconino National Forest in Arizona (USA) verbracht - ohne Telefonanschluss, Zeitungen und ohne Kontakt zur Aussenwelt. "Die Eindrücke aus dieser Rückkehr zum analogen Leben habe ich auf meinem neuen Album Plastique (im Oktober 2009 erschienen) verarbeitet. Die Texte handeln vom Leben in der Wildnis, den Problemen, die die Überzivilisierung unserer Welt verursachen, und von den Städten und Wüsten in uns selbst", sagt Sole.

 Mit der Skyrider Band, die sich aus dem Drummer John Wagner, dem Multi-Instrumentalisten William Ryan Fritch und dem elektronischen Produzenten Bud Berning zusammensetzt, hat Sole drei Musiker gefunden, die seine Texte in Songs gefasst haben. Soles Bestreben, seine Texte stets mit einer grossen Portion Ironie zu versehen, ist ihm gelungen. Von dieser Ironie ist auch zu hören, wenn Sole & The Skyrider Band gemeinsam auf der Bühne stehen - so wie morgen Abend im Reitschule Dachstock.  

Alex Flach

--

 Rapper Sole lebte zwei Jahre im Wald.

 Partyfacts

 Sole & The Skyrider Band (live) Reitschule Dachstock

 Wo: Neubrückstrasse 8, 3001 Bern.

 Wann: Samstag, 6. Februar, 20.10 Uhr.

 Sound: Hip-Hop.

 Lineup: Live: Sole & the Skyrider Band (USA), DJs LCP, The Draker.

-----------------
WALAL
-----------------

Rundschau 3.2.10

Beschnittene Frauen

Alle zehn Sekunden wird auf der Welt ein Mädchen beschnitten. Auch in der Schweiz leiden tausende Frauen ihr Leben lang an den Folgen. Vor allem Migrantinnen aus Afrika. Die Rundschau hat Frauen getroffen, die offen über ihr Schicksal reden und sich gegen diese vorislamische Tradition der Frauen-Unterdrückung wehren.

http://videoportal.sf.tv/video?id=b503d71e-a182-4e56-bf23-cd862c0736c1&referrer=http%3A%2F%2Fwww.sf.tv%2Fsendungen%2Frundschau%2Findex.php

----------------------------------------------
REITSCHULE BIETET MEHR
----------------------------------------------

FEBRUAR 2010

N E W S L E T T E R 1

Liebe Interessierte

Das Abstimmungsdatum der Initiative "Verkauf der Reitschule an den Meistbietenden" ist noch nicht definitiv festgelegt, aber aller Voraussicht nach wird es der 26. September 2010 sein. Die Initiative verlangt den Verkauf der Reitschule im Baurecht (Baurechtsdauer 99 Jahre) auf den 31. März 2012 an den Meistbietenden.
Die Geschichte lehrt uns, Abstimmungen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden, auch wenn ihre Inhalte noch so absurd erscheinen mögen.

Für die Vorbereitung in den Komissionen werden noch Informationen zusammengetragen, für all die Kreativen in und um Bern hat die Brainstorming-phase gerade erst begonnen und wir sind dabei, uns zu strukturieren:

Am 18. Januar wurde im Restaurant Souslepont das Abstimmungs-Solidaritätskomitee gegründet. Das ist kein abgeschlossener Vorgang, Persönlichkeiten aus Kultur, Sport und Politk etc. auch solche, die es noch werden wollen, sind weiterhin herzlich willkommen.

In und um die Reitschule sind wir nun mit der Planung/Organisierung/Vernetzung der Kampagne beschäftigt - natürlich offen für alle, die mithelfen wollen, Ideen haben...

Als Anlauf- und Kontaktstelle haben wir wie während der letzten Kampagne im Jahr 2005 wieder ein Sekretariat, das von Anne Wegmüller betreut wird. Dank dem "Forum für Politik und Aktion" hat es auch einen Arbeitsplatz.

Wer sich aktiv, kreativ und/oder passiv bei der Abstimmungsgruppe und/oder bei Einzelprojekten (Mitdenken, Homepage, Flyer verteilen, Vorträge halten, Jingle abmischen, Führungen betreuen, Fundraising, Design, Promis headhunten, Kuchen backen, etc.) beteiligen möchte, dem/der seien folgende Daten ans Herz gelegt und in die Agenda geschrieben:

Dienstag, 2. März.10, 20.00 Uhr im Rössli, Reitschule Bern: Arbeitstreffen Solidaritätskomitee
Montag, 22. März.10, 19.00 Uhr im Rössli, Reitschule Bern: Arbeitstreffen Solidaritätskomitee
Montag, 29. März.10, 19.00 Uhr im SousLePont: Vollversammlung des Solidaritätskomitees und aller Interessierten (Informations- und Diskussionsveranstaltung über die Kampagne).

Es gibt zur Zeit eine sehr rudimentäre Website, die in naher Zukunft eine verlässliche Informationsquelle werden will; wir bitten noch um etwas Geduld. Generell soll die Kampagne auch im Internet gut dokumentiert sein, die Links zu den aktuellen Seiten finden sich unten.

Vorschau: für den Spätsommer die Festdaten zum vormerken:
04.09.10 Reitschule-Abstimmungsfest in, mit, für die Stadt (noch alles unklar ;)
18.09.10 Reitschule Abstimmungsfest in der Reitschule

Mit herzlichen Grüssen aus dem Solidaritätskomitee
Andreas Schneider

LINKS
Website : Reitschule bietet mehr
http://www.reitschulebietetmehr.ch

Facebook: Reitschule bietet mehr:
http://www.facebook.com/search/?q=reitschule&init=quick#/group.php?gid=258630224019

Facebook: NEIN-stimmen zur Anti-Reitschuleinitiative:
http://www.facebook.com/search/?q=reitschule&init=quick#/event.php?eid=435004510531&ref=mf

Kulturzentrum Reitschule Bern
http://www.reitschule.ch

KONTAKT :

Sekretariat des Solidaritätskomitees:
info@reitschulebietetmehr.ch
(wird erst eingerichtet, auf "www.reitschulebietetmehr.ch bitte aktuellen Stand erkunden)

Reitschule-Abstimmungsgruppe
abstimmung@reitschule.ch

MEDIENSPIEGEL:

Bund vom 19.1.2010
http://www.derbund.ch/bern/Fast-alle-Jahre-wieder-Abstimmen-ueber-die-Reitschule/story/28809333

20 Minuten vom 19.1.2010
http://www.20min.ch/news/bern/story/22932824

ARCHIV :

Abstimmung 2005, Kampagnen-Site (archiviert):
http://www.reitschule.ch/reitschule/abstimmung05/index.shtml

Abstimmung 2000, Kampagnen-Site (archiviert):
http://www.reitschule.ch/reitschule/abstimmung/home.html)

für weiterführende Recherchen das Archiv der Mediengruppe der Reitschule
http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html

UNTERHALTUNG:

Telehess: Erich Hess und die Berner Reitschule
http://www.youtube.com/watch?v=lseb41kXPrc

--------------
PROGR
--------------

Bund 6.2.10

Der Umbau des Progr soll noch in diesem Jahr beginnen

(bob) -

 Der Stiftungsrat des Progr will bis im Mai das Baugesuch für die Sanierung des Gebäudes einreichen. Läuft alles nach Plan, sollen die Bauarbeiten nächsten November beginnen. "Wir haben genug Geld. Uns geht der Schnauf nicht aus", sagte Stiftungsratsmitglied Günther Ketterer vor den Medien. Im neuen Progr soll unter anderem eine Ausstellungszone im Parterre mit der Stadtgalerie und privaten Galerien eingerichtet werden. Mitte 2010 dürfte sich entscheiden, ob sich auch das Kunstmuseum am neuen Progr beteiligt.

 Der Progr-Stiftungsrat dementierte Gerüchte über Spannungen mit der umsatzstarken Turnhalle. Die Turnhalle soll eine höhere Miete bezahlen. Die Verhandlungen hierüber sind allerdings noch im Gang.
Seite 25

--

"Der neue Progr ist im Kern der alte"

 Im Mai will die Stiftung Progr das Baugesuch für die Sanierung des Gebäudes einreichen. Die Mittel für Sanierung und Unterhalt sind vorhanden. Im Parterre ist die Einrichtung einer Ausstellungszone geplant.

 Bernhard Ott

 Das Bild demonstrierte Geschlossenheit: Rund 20 Mieter und Veranstalter des Progr traten gestern gemeinsam mit Vertretern des Stiftungsrates vor die Medien, um über die Neuerungen im Kulturzentrum zu informieren. Der seit längerer Zeit geplante Auftritt dürfte durch einen Artikel beschleunigt worden sein, in dem von fehlenden Finanzen, mangelnder Kommunikation und internen Spannungen die Rede war ("Bund" von letztem Montag). Zuvor hatte Christian Pauli, Präsident des Dachverbands der Berner Kulturveranstalter (Bekult), im "Bund"-Kulturblog geschrieben, dass der Progr eine Leitung benötige, die auch für künstlerische Inhalte hinstehe.

 "Wir brauchen keinen König"

 "Wir haben uns bewusst gegen die Einrichtung eines Kuratoriums entschieden", sagte Stiftungsratsmitglied Matthias Kuhn. Der Progr sei nicht einfach ein weiteres Berner Kulturzentrum mit einem ganz spezifischen Profil. Der Progr sei ein Sammelsurium und Teil der Kulturszene Bern. "Der Progr sind die Künstler. Der neue Progr ist im Kern der alte." Auch Stiftungsratspräsident Peter Aerschmann betonte, dass es keinen "König" brauche. "Es ist unnötig, dass jemand sagt, wo was stattfindet."

 Private Galerien als neue Mieter

 Ende letzten Jahres ging die Ära der Zwischennutzung im einstigen Progymnasium offiziell zu Ende. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Beate Engel im Auftrag der städtischen Abteilung Kulturelles die administrative und künstlerische Leitung inne. Die administrative Leitung hat die Stiftung per Anfang Jahr mit der 52-jährigen Kulturmanagerin Susanne Ammann besetzt.

 Das künstlerische Zusammenspiel im neuen Progr spielt aber auf anderen Ebenen. Für die Öffentlichkeit ist die Nutzung des Erdgeschosses und des Innenhofes von Interesse. Ende April wird der Innenhof entrümpelt. Die Container der Loge werden abtransportiert und die Parkplätze aufgehoben. Im Innern des Gebäudes soll Anfang September eine Ausstellungszone eröffnet werden, an der sich unter anderem die Stadtgalerie und die Galerie Bernhard Bischoff & Partner beteiligen. Die Zone wird durch eine Kunstbibliothek ergänzt, die vom Berufsverband der bildenden Künstler betrieben wird.

 Feilschen mit der Turnhalle

 Die Stadt führt die Stadtgalerie, vier Förderateliers und die Wohnung für Gastkünstler. In drei weiteren Ateliers arbeiten Studenten der Hochschule der Künste. "Es freut uns, wenn die Stadt weiterhin kulturelle Aktivitäten im Progr unterstützt", hält die Stiftung in der Mediendokumentation fest. Auf direkte Subventionen muss der Progr aber gemäss den Bestimmungen im Baurechtsvertrag verzichten. Zu einer Notlage hat dies, wie gerüchteweise verlautete, aber nicht geführt. Sowohl für Kauf und Sanierung als auch für den Unterhalt gebe es genug Geld, sagte Stiftungsrat Günther Ketterer. "Wir müssen keine Drittmittel mehr sammeln, auch wenn wir für Spenden nach wie vor dankbar sind." Für Kauf und Sanierung des Gebäudes stehen 10,5 Millionen Franken zur Verfügung. Die Unterhalts- und Kapitalkosten werden durch die Ateliermieten beglichen, die um 30 Prozent ansteigen sollen. Der grösste Mieter ist die Turnhalle. Die Verhandlungen mit ihr und dem populären Veranstalter Bee-Flat sind im Gang. Die Turnhalle muss für einen "höheren sechsstelligen Betrag" renoviert werden. Die Stiftung verlangt eine Erhöhung des Mietzinses. "Wir wollen einen fairen Zins", sagte Turnhalle-Betreiber Michael Fankhauser im Gespräch.

 Kunstmuseum im Westflügel?

 Das Baugesuch soll im Mai eingereicht werden. Läuft alles nach Plan, wird der Umbau im November beginnen. Dieses Jahr wird klar, ob auch das Kunstmuseum beim Progr mitmacht. Im Vordergrund dafür stehen Räume im Westflügel des Erdgeschosses, wo heute eine Kindertagesstätte einquartiert ist. Laut Matthias Frehner, Direktor des Kunstmuseums, sind Gespräche mit dem Progr im Gang. "Wir prüfen drei Optionen, um unser Raumproblem zu lösen. Der Progr ist eine davon."

---

BZ 6.2.10

Galerien im Progr

 Im Erdgeschoss des Künstlerhauses Progr ziehen renommierte Galerien ein. Auch das Kunstmuseum hat nach wie vor Interesse.

 Im September zieht die Galerie Bernhard Bischoff in den Progr um. Andere eröffnen in der Ausstellungszone Satelliten. Das Kunstmuseum prüft, ob es im Westflügel Ausstellungsräume einrichten will. Die Zukunft des Künstlerhauses Progr im ehemaligen Progymnasium hat begonnen. An einer Medienkonferenz wurde betont, dass die Finanzen - entgegen gewissen Gerüchten - im Lot seien. stc/cab

 Seite 23

--

Atelierhaus Progr in Bern

 Galerien ziehen in Progr ein

 Der neue Progr unter der Leitung der Kulturschaffenden nimmt Gestalt an: Künftig wird die Ausstellungszone von drei Berner Galerien belebt. Und auch das Kunstmuseum ist immer noch an Ausstellungsfläche interessiert.

 "In diesem Raum hat es zwar eine Küche. Aber deswegen befinden wir uns nicht in einer Gerüchteküche", scherzte Progr-Stiftungsrat Matthias Kuhn. Und spielte damit anlässlich der gestrigen Medienkonferenz im Progr auf die vielen Gerüchte an, die derzeit über das Künstlerhaus kursieren. Die Parteien seien zerstritten, der Stiftungsrat habe keine Zielvorstellungen, das Geld reiche nicht - mit diesen Vorurteilen wollte das Progr-Team aufräumen und stellte wichtige neue Partnerschaften vor.

 Galerien beleben Progr

 Diese neuen Partner haben einiges vor mit dem Sandsteingebäude am Waisenhausplatz, das seit Januar von den Künstlern selbstverwaltet wird. So soll etwa aus der schummrigen Ausstellungszone im Erdgeschoss eine attraktive Galerienzone werden. Bereits heute befinden sich dort zwar Ausstellungsräume. Doch die Öffnungszeiten und Programme der Aussteller sind schlecht koordiniert, der Zugang zu den einzelnen Räumen ist kaum gekennzeichnet.

 Neben der Abteilung für Kulturelles der Stadt Bern, die unter der Leitung von Beate Engel dort Ausstellungen organisieren will, tragen künftig auch die drei renommierten Berner Galerien Bernhard Bischoff, Krethlow und Annex14 dazu bei, dass das Erdgeschoss von Besuchern belebt wird. Bischoff wird seine Galerie im September ganz von der Speichergasse in den Progr zügeln. Die beiden anderen werden ihre Galerien in der Altstadt behalten und im Progr zusätzliche Räume mieten. Einheitliche Öffnungszeiten und ein gut sichtbarer Eingangsbereich sollen zusätzlich zum professionellen Auftritt beitragen. Vor der Ausstellungszone werden bereits Ende April erste Änderungen sichtbar: Dann verschwindet der Ausstellungspavillon "Loge" aus dem Innenhof, und die Parkplätze werden aufgehoben, damit der Platz für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann.

 Kunstmuseum interessiert

 Weiterhin an einer Zusammenarbeit mit dem Progr ist auch das nahe gelegene Kunstmuseum interessiert. Nachdem das geplante Anbauprojekt für die Abteilung Gegenwart aus finanziellen Gründen scheiterte, prüft das Museum nun bis im Sommer verschiedene Alternativen. Eine davon ist der Progr. "Im Gespräch ist die Nutzung von bestehenden Räumlichkeiten", so Museumsdirektor Matthias Frehner. Rund 600 Quadratmeter könnte das Museum im Westflügel mieten. Zwar reicht der Progr-Stiftungsrat sein Baugesuch für die Renovations- und Umbauarbeiten bereits im Mai ein - trotzdem kann sich das Museum mit seiner Entscheidung bis im Sommer Zeit lassen, da die nötigen Anpassungen mit dem Baugesuch zu vereinbaren wären. Dazu gehören die Zusammenlegung von Räumen, die Installation von Lüftungen oder das Anbringen von Sicherheitsglas. Eine Passerelle oder eine unterirdische Verbindung der beiden Gebäude, wie sie letzten Sommer angedacht wurden, könnte hingegen aus denkmalpflegerischen Gründen nicht realisiert werden.

 Leiterin stellt sich vor

 Das Zusammenleben der verschiedenen Parteien wird neu von der administrativen Leiterin Susanne Ammann geregelt. Sie stellte sich gestern erstmals der Öffentlichkeit vor. "Die Kommunikation und der Zusammenhalt zwischen dem Stiftungsrat und den Ateliermietern sind mir ein grosses Anliegen", erklärte die Kulturmanagerin. Zudem will sie dafür sorgen, dass der kulturpolitische Diskurs rund um den Progr nicht abreisst. Dass ihre Stelle im Gegensatz zu jener der ehemaligen Progr-Leiterin Beate Engel keine kuratorischen Aufgaben umfasst, ist laut Matthias Kuhn ein bewusster Entscheid: "Wir sind eine Institution für alle möglichen Kultursparten. Darum gibt es im Progr bereits Dutzende von Kuratoren."

 Stefanie Christ

--

 Finanzierung

 "Der Schnauf wird uns nicht ausgehen"

 Immobilientreuhänder und Progr-Stiftungsrat Günther Ketterer ist zuversichtlich: "Der Schnauf wird uns nicht ausgehen." Er wagt sogar die Ansage, dass er nicht auf sämtliche Darlehen zurückgreifen will, die dem Progr versprochen worden sind. "Das ursprünglich erstellte Budget reicht", sagte er gestern. Für den Kauf der Liegenschaft und deren Sanierung sind 10,5 Millionen Franken vorgesehen. Bisher kam die Stiftung allen finanziellen Verpflichtungen nach, bestätigt auf Anfrage die Liegenschaftsverwaltung der Stadt. Der nächste Termin ist Anfang August 2010 für den zweiten Baurechtszins und das Baugesuch, doch Letzteres soll gemäss Ankündigung bereits im Mai eingereicht werden. Der Sanierungsbeginn erfolgt im November.

 Zuversichtlich ist Ketterer auch in Bezug auf den Betrieb. Das Haus sei voll, sagte er. Als Nettomietzins resultierten 945000 Franken pro Jahr. Die Ateliermieten wurden per 1.Januar etwas angehoben und betragen nun 115 Franken pro Quadratmeter. Kommerzielle Mieter zahlen laut Ketterer 220 Franken pro Quadratmeter. Nach der Sanierung - voraussichtlich Ende 2014 - ist eine weitere Erhöhung geplant. Die Nachfrage nach den rund 70 Ateliers im Haus ist ungebrochen. "Allein im Januar gingen 20 Gesuche ein", sagte Stiftungspräsident Peter Aerschmann. Falls ein Atelier frei werde, bestimme eine extern besetzte Jury, wer es erhalte (wir berichteten). Die Stadt, welche drei Ateliers, Räume in der Ausstellungszone und eine Künstlerwohnung mietet, zahlt gemäss Ketterer für Ateliers 170 Franken pro Quadratmeter. In der Ausstellungszone sind es 220 Franken.

 Mit der grössten Mieterin, der Café Bar Turnhalle, laufen noch Verhandlungen. Die zentrale Lage ermögliche gute Umsätze, so Ketterer. Man gedenke jedoch nicht, den Spielraum voll auszureizen. "Das kulturelle Engagement soll berücksichtigt werden." Er geht davon aus, dass eine Lösung, die beiden Seiten eine betriebswirtschaftliche Existenz sichert, möglich ist. Michael Fankhauser von der Geschäftsleitung des Restaurants wies gestern auf hohen Investitionsbedarf und die enge Verbindung mit der Konzertveranstalterin Beeflat hin, die sowohl betrieblich wie finanziell unterstützt werde vom Gastrobetrieb. Die Parteien streben bis im Mai eine Lösung an.
 cab

-----------------------------
RAUCHVERBOT
------------------------------------

Blick am Abend 5.2.10

Hausverbot wegen Rauchverbot für Grossrat

 UNERWÜNSCHT

 Weil Ruedi Löff el das "Anker"-Personal provozierte, wird er nicht mehr bedient.

 Seit rund zwei Wochen hängt im Fumoir des Restaurants Anker in Bern ein Plakat mit einem Foto vom "Vater" des Rauchverbots, EVP-Grossrat Ruedi Löfel und SP-Regierungsrat Andreas Rickenbacher, wie die "BZ" heute berichtet. Auf dem Plakat heisst es: "An unser Personal. Diese beiden Personen sind nicht erwünscht und werden somit nicht bedient." Blick am Abend interviewte Löfel im Dezember im Anker-Fumoir zum Thema Rauchverbot. Am späteren Abend soll Löfel auf die Frage, ob er noch etwas bestellen wolle, mit "ja, frische Luf", geantwortet haben. "Es kann nicht sein, dass die Raucher in eine Ecke verbannt werden und Löfel dann so provoziert", begründet Wirt Beat Bill das Hausverbot. Er wolle damit aber keine öf entliche Polemik auslösen. ehi

-------------
UNI BE
------------

Bund 6.2.10

Tribüne Zur Universitätspolitik der FDP

 Ein Forum, um Freiheit zu lernen?

Thomas Philipp

 Eine Linksgruppierung mit Zwangsmitgliedschaft sei die Studierendenvertretung an der Universität Bern (SUB)! Deshalb, so eine Motion aus der SVP, sei die automatische Mitgliedschaft durch eine freiwillige Anmeldung zu ersetzen.

 Die Universitätsleitung widersprach. Es liegt im Interesse der Universität, dass die Studierenden sich organisieren und mit einer Stimme sprechen. Das leistet nur eine SUB, der die grosse Mehrheit der Studierenden angehört, nicht nur einige Freiwillige. Ohnehin darf die SUB nur parteiunabhängig und nur zu Bildungsfragen Stellung nehmen; bei Beschwerden untersteht sie der Erziehungsdirektion. Und vor allem: Es gibt gar keine Zwangsmitgliedschaft! Jeder Studierende kann mit einem formlosen Brief an das Rektorat austreten. Es gibt Studierende, die von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Das heisst: Der Titel der Motion setzt auf die Lüge - in der kalten Berechnung, die Emotionen würden dann so hochgehen, dass viele nicht mehr genau hinschauen.

 Der Grosse Rat nahm die Motion im November mit einer Stimme Mehrheit an. Die Folgen sind absehbar. Derzeit sind in Bern fast alle Studierenden in der SUB organisiert. Zürich hingegen setzt auf die freiwillige Anmeldung; hier ist nur eine Minderheit der Studierenden Mitglied. Das knappere Budget muss grossenteils zur Werbung neuer Mitglieder eingesetzt werden. Für die wache Teilnahme an Fragen von Universität und Bildung stehen viel weniger Mittel zur Verfügung, ebenso für Vermittlung von Jobs und Wohnraum, für Hilfe in sozialen und rechtlichen Fragen und für kulturelle Projekte.

 Die Lesung des Universitätsgesetzes bringt die Frage im März nochmals auf den Tisch. Dem Vernehmen nach will die Grossratsfraktion der FDP die Motion einstimmig beibehalten. Welche Ziele verfolgt sie? Sollte die SUB vor allem linke Jungpolitiker hervorbringen? So denkt nur kurzatmige Parteipolitik. Manch einer beginnt links und wandert mit den Jahren nach rechts. Ein Rahmen für politische Mitgestaltung der Universität bringt nicht vor allem linke, sondern politisch wache und gereifte Leute hervor. Übrigens stellen bürgerlich-pragmatische Kräfte 45 Prozent des StudentInnerates, und auch Christa Markwalder war SUB-Vorständin.

 Will die FDP die SUB strafen? Die Besetzung der Aula im November hat die SUB nicht unterstützt. Immerhin - das kann man als politische Dummheit werten - hat sie sich für die Kampfjet-Initiative eingesetzt, um Geld für Bildung freizubekommen. Hier lohnt ein genauer Blick. Denn ein junger Mensch lernt Freiheit, auch politische Freiheit - oder eben nicht. Die SUB bietet diesem Lernen Formen an. Es gibt aber kein Lernen, wenn man keine Fehler machen darf. Wer auf einen Fehler gleich mit der Höchststrafe reagiert und die studentische Mitwirkung zerstören will, zeigt weder Humor noch Zuneigung zu den jungen Leuten. Eine wirklich liberale Partei will das Wachstum der jungen Freiheit, selbst wenn es nicht gleich eigenen Zwecken nützt.

 Welchem Menschenbild folgt die FDP? Hat sie junge Leute vor Augen, die im freiwilligen Engagement reifen konnten, die kommunikativ und menschlich gebildet die Universität verlassen? Oder spricht hier jene Effizienz, der ein schnell ausgebildeter, wenn auch weiträumig ungebildeter Fachidiot nützlicher scheint? Ein Liberalismus, der Wachstum der Freiheit nicht fördern will, überzeugt nicht. Neben dem pädagogischen Eros lässt der Entscheid der FDP den Einsatz für Nachhaltigkeit vermissen. Welcher Zukunft geht eine Demokratie entgegen, die in der Bildung der Jugend alle Werte jener Wirtschaftsförmigkeit unterstellt?

 Setzt die FDP für ein stromlinienförmiges Bildungssystem lieber auf autoritäre als auf liberale Ideen, auch gegen den Einspruch von Rektorat und Erziehungsdirektion? Oder darf man hoffen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist - im Namen der liberalen Ideale?

 Der Autor

 Thomas Philipp hat Theologie, Geschichte und Psychoanalyse in Tübingen, Paris und Heidelberg studiert. Er ist seit 2000 als Studierendenseelsorger in Bern tätig.

--

Gesetzesartikel zur SUB verschärfen

 Mit deutlichem Mehr will die vorberatende Grossratskommission den Gesetzesartikel über die Aufgaben der StudentInneschaft der Universität Bern (SUB) verschärfen. Darin sollen die konfessionelle und parteipolitische Neutralität der SUB und ihre Beschränkung auf hochschulpolitische Fragen ausdrücklich erwähnt werden. Im Gegenzug will die Kommission auf die direkte Umsetzung einer Motion aus den Reihen der SVP verzichten, die die Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft in der SUB verlangte. Dies geht aus einer Mitteilung des Grossen Rats zur Verabschiedung des Universitätsgesetzes durch die Kommission hervor.

 Bei der weiteren Beratung ist die Kommission weitgehend dem Vorschlag des Regierungsrates gefolgt, hat aber einige inhaltliche Änderungen vorgenommen. So lehnt sie die Schaffung eines Beirates ab. Zudem soll die Universitätsleitung für die Schaffung, die Veränderung und die Aufhebung von Professuren zuständig sein. (sda)

---

BZ 6.2.10

Berner Universitätsgesetz

 Weniger Rechte für die Regierung

 Die Leitung der Universität Bern und nicht der Regierungsrat soll neue Professuren schaffen. So will es die Grossratskommission.

 Die vorberatende Kommission des Grossen Rates hat die Teilrevision des Berner Universitätsgesetzes beraten. Dabei ist sie zwar weitgehend den Vorschlägen des Regierungsrates gefolgt, hat aber einige inhaltliche Änderungen vorgenommen.

 Die Kompetenz zur Schaffung und Aufhebung der Professuren will die Kommission der Universitätsleitung übertragen. Gerade wenn der akademische Nachwuchs gefördert werden solle, müsse die Unileitung entscheiden können, welche Professorenstufe (Assistenzprofessur, ausserordentliche oder ordentliche Professur) am zweckmässigsten sei. Der Regierungsrat wollte über die Schaffung oder Aufhebung neuer Professuren selbst entscheiden.

 Nein sagt die Grossratskommission zur Schaffung eines Beirats. Da dieser keine Entscheidungskompetenzen habe und damit "ein Tiger ohne Zähne" sei, müsse befürchtet werden, dass auch keine hochkarätigen Persönlichkeiten darin Einsitz nehmen würden. Als "sounding board" bestehe im Übrigen bereits das Forum Universität und Gesellschaft.

 Und noch eine Korrektur: Die Institute der Pädagogischen Hochschule sollen entgegen dem Vorschlag des Regierungsrates durch den Schulrat der Pädagogischen Hochschule (BFH) und nicht durch den Regierungsrat geschaffen oder aufgehoben werden. Dagegen folgte die Kommission bei der Schaffung oder Aufhebung von Fakultäten (Universität) und Departementen (BFH) dem Antrag des Regierungsrates, die Kompetenz beim Regierungsrat anzusiedeln.

 Entschieden hat die Grossratskommission auch, dass die Zwangsmitgliedschaft bei der StudentInnenschaft der Universität Bern (SUB) nicht im Rahmen der Gesetzesrevision abgeschafft wird. Die Aufgaben der SUB sollen jedoch verschärft werden. Der Grosse Rat hatte die Abschaffung mit seinem Ja zur Motion Fuchs im November beschlossen. Das Berner Unigesetz wird im März vom Grossen Rat diskutiert.

Urs Egli

--------------------------------
SANS-PAPIERS BE
-------------------------------

Bund 6.2.10

Solidaritätsnetz Sans-Papiers baut sein Hilfsangebot aus

 Das Solidaritätsnetz Bern reagiert auf die "wachsende Flüchtlingsnot".

 Daniel Vonlanthen

 Der Sekretär des Solidaritätsnetzes Sans-Papiers Bern, Martin van Egmond, ist Sozialarbeiter und begnadeter Sänger. Morgen Sonntag wird er im Lysser Kirchgemeindehaus aus der Mozart-Oper Don Giovanni "Deh, vieni alla finestra" singen. Am Benefizkonzert treten weitere Sängerinnen und Künstler auf. Der Anlass ist zugleich Finissage einer Bilderausstellung. Die klingende Münze, die da gesammelt wird, soll dringendste Bedürfnisse von Nothilfebezügern decken und kommt dem Solidaritätsnetz zugute. Mehrere Kirchgemeinden tragen den Anlass mit.

 Mitte letzten Jahres verstärkte der Verein seine Aktivitäten, weil er buchstäblich überrannt wurde: "Wir konnten nicht mehr alle Anfragen bewältigen", berichtet van Egmond. Im Zuge des verschärften Asyl- und Ausländergesetzes stehen immer mehr Menschen ohne Sozialhilfe und Wohnung da. Der Verein arbeitet mit der Sans-Papiers-Beratungsstelle, der Passantenhilfe, der Heilsarmee und weiteren Stellen zusammen.

 "Blüten der Lebensfreude eines Flüchtlings", heissen die Bilder des 44-jährigen Samuel Bayindula, der zurzeit im Sachabgabezentrum in Kappelen bei Lyss wohnt. "Er kann nicht in sein Herkunftsland Kongo zurückkehren", sagt van Egmond. Zudem sei er schwer herzkrank. Das Asylverfahren und die lange Zeit der Ungewissheit hätten seinem Herzen geschadet, mutmasst van Egmond. Krankenkasse hat Bayindula, wie die meisten Abgewiesenen, keine. Das Sachabgabezentrum bei Lyss ist eines von vier Zentren, in denen der Kanton Bern Weggewiesenen Unterschlupf und Essen anbietet. Bargeld erhalten diese Menschen nicht; fürs Allernötigste des täglichen Bedarfs bekommen sie Gutscheine. Wenn sie sich ausserhalb des Geländes bewegen, riskieren sie Verhaftung und Ausschaffung. Van Egmond spricht von "organisierter Repression".

 "Situation ist unbefriedigend"

 Derzeit gibt es im Kanton Bern rund 500 registrierte Personen, die vom Sozialhilfestopp betroffen sind; einige von ihnen leben in Individualunterkünften, zahllose weitere sind untergetaucht. Dennoch halten viele den enormen Druck lange Zeit aus und widersetzen sich der Ausreiseverpflichtung, wie der Vorsteher des Migrationsdiensts des Kantons Bern, Florian Düblin, bestätigt: "Die Aufenthaltsdauer kann mehrere Jahre betragen." Da habe die Strategie des revidierten Asylgesetzes, wonach rechtskräftig weggewiesene Asylsuchende das Land selbstständig verlassen müssen, versagt. Von Scheitern will Düblin aber nicht sprechen: "Die meisten sind denn auch tatsächlich gegangen." Wie die Migrationsbehörde in Zukunft mit den verbleibenden Renitenten umgehen will, werde gegenwärtig mit dem Bund abgeklärt, sagt Düblin. "Die heutige Situation ist unbefriedigend."

 Der Vorsteher zeigt ein gewisses Verständnis für die Hilfsbereitschaft des Solidaritätsnetzes, obwohl diese streng genommen den Bestrebungen der Migrationsbehörde zuwiderläuft: "Ich kann verstehen, dass die Lebensumstände, die den Weggewiesenen in den Sachabgabezentren zugemutet werden, ohne Kenntnis der Zusammenhänge Empörung über die Behörde auslösen können." Das Solidaritätsnetz operiere in einem rechtlichen Graubereich, indem es den illegalen Aufenthalt indirekt fördere. Strafbar macht sich, wer eine behördliche Anweisung aktiv hintertreibt.

 Benefizkonzert, Sonntag, 17 Uhr, Kirchgemeindehaus, Friedhofweg 2, Lyss

------------------------------
SANS-PAPIERS CH    
------------------------------

Sonntagszeitung 7.2.10

Trotz Nothilfe: Abgewiesene Asylsuchende bleiben hier

 5246 Menschen schlagen sich durch - Justizministerin setzt Arbeitsgruppe ein

 Von Christoph Lauener

 Bern Die Zahl der Nothilfebezüger unter den abgewiesenen Asylbewerbern steigt kontinuierlich. Das zeigen die neusten Zahlen aus dem Bundesamt für Migration. Mitte 2009 erhielten 5246 Menschen Nothilfe. Das heisst: ein Obdach, medizinische Versorgung und einige Franken pro Tag für Lebensmittel (St. Gallen etwa bezahlt 8 Franken). Die Nothilfe gibt es seit Anfang 2008 anstelle von Sozialhilfe; sie ist so knapp bemessen, dass sie die "freiwillige" Ausreise der Leute beschleunigen soll. Doch allmählich kristallisiert sich eine andere Tendenz heraus: Statt auszureisen, schlagen sich immer mehr Asylbewerber irgendwie durch - und bleiben im Land.

 Im Kanton Luzern etwa hat sich die Zahl der Nothilfebezüger von Anfang 2009 bis im September verdoppelt - der Platz für Unterkünfte wird knapp. Und nachdem die Behörden des Kantons Zürich, durch die Entwicklung beunruhigt, in Bern vorgesprochen haben, kommt nun Bewegung in die Sache: "Ein Fachausschuss analysiert die Langzeitproblematik in der Nothilfe", sagt Michael Glauser vom Bundesamt für Migration (BFM). Der Ausschuss setzt sich aus Bundes- und Kantonsvertretern zusammen und hat von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf den Auftrag erhalten, bis im Frühling einen Bericht vorzulegen. Er soll zeigen, was der Sozialhilfestopp gebracht hat, konkret: ob das "Ziel der vermehrten freiwilligen Ausreise" erreicht worden ist.

 Der Trend ist nicht positiv: Im ersten Jahr des Sozialhilfestopps (2008) haben nur 12 Prozent der Personen, die Nothilfe beanspruchten, die Schweiz verlassen. Im ersten Halbjahr 2009 waren es noch knapp 10 Prozent. Obwohl sich der Sozialhilfestopp laut BFM "grundsätzlich bewährt" hat, setzt der Bund nun Experten auf die Langzeitproblematik an.

 Die Pauschalzahlungen des Bundes reichen nicht ewig

 Die Kantone sind nervös - mit gutem Grund: Je mehr Langzeitbezüger es hat, desto teurer wird es. 2008 ging die Rechnung noch auf: Der Bund zahlte 25,8 Millionen Franken Nothilfepauschalen an die Kantone (6000 Franken pro entschiedenen Fall); die Gesamtkosten für die Nothilfe betrugen dann nur 9,5 Millionen. Mit dem Überschuss von 16,3 Millionen Franken müssen die Kantone aber auch künftig die Nothilfekosten all jener decken, die ausreisen müssten, es aber nicht tun - nach heutigen Erkenntnissen also für die allermeisten. Da sind die 6000 Bundesfranken pro abgewiesenen Asylbewerber schnell aufgebraucht.

------------------------------
ANTI-SEMITISMUS
------------------------------

Bund 6.2.10

Antijüdisches Pamphlet schlägt hohe Wellen

 Der "Sigriswiler Anzeiger" hat einen antisemitischen Text abgedruckt. Der Gemeinderat distanziert sich - und der Autor aus Sigriswil hat eine Klage am Hals.

 Markus Dütschler

 Was im Wochenblatt "Sigriswiler Anzeiger" steht, betrifft meist nur die Einwohner der Gemeinde. Am 22. und 29. Januar war das anders: Thema war die Zukunft des Erdballs. Unter dem Titel "Agenda 21: Die Durchsetzung einer totalitären Weltherrschaft" enthüllte Otto Grossglauser die "wahre Zielsetzung" des Programms, das an der Umweltkonferenz von Rio 1992 vereinbart worden war. Unter dem Deckmantel von Umweltschutz, Ethik, Menschen-, Frauen- und Kinderrechten würden Industriegesellschaften ausgebeutet, würde die Freiheit beschnitten und ein "Neo-Kommunismus" eingeführt, die "sogenannte ,Neue Weltordnung des Anti-Christen".

 Drucker las Text nicht richtig

 Werner Wägli, verantwortlicher Redaktor und Drucker des Anzeigers, publizierte das Pamphlet, ohne es genau zu lesen. Schon im ersten Teil hätte er stutzig werden müssen. Da stand, die Wahrheit werde verboten und "strafrechtlich verfolgt", wenn sie den Interessen des Staates "und der Macht im Staat, den Zionisten", nicht passe. Im zweiten Teil legt der Autor nach: Das "organisierte Welt-Judentum (Zionismus)" betreibe die "totale Ausraubung" reicher Länder, auch der Schweiz. Mit Bezug auf die "Protokolle der Weisen von Zion", einer antisemitischen Hetzschrift, schreibt Grossglauser, das "Prinzip der Weltanschauung der Zionisten ist Zerstörung".

 Weder Grossglauser noch Wägli waren gestern erreichbar. Laut der "Berner Zeitung" von gestern liess sich im Gespräch mit Grossglauser nicht eruieren, ob er den Text selbst verfasst hat. In der aktuellen Ausgabe des Anzeigers distanziert sich Drucker Wägli "voll und ganz" von diesem Elaborat: "Wir haben einen grossen Fehler gemacht, der uns sehr leidtut." Er räumt ein, nur den Anfang gelesen zu haben, der "relativ unverfänglich" sei. Auch der Gemeinderat von Sigriswil distanziert sich im Anzeiger "in aller Form von antisemitischen oder rassistischen Inhalten". Das Blatt sei "kein offizielles Publikationsorgan", sondern das Produkt eines Druckers, betont die Behörde, die Gemeinde habe "keinerlei Einfluss" auf Inhalte.

 Auf Anfrage sagte Gemeinderatspräsident Martin Sommer (bps): "Das muss uns eine Lehre sein, solche Dinge dürfen nicht mehr passieren." Es mache ihm Sorgen, dass in der Gemeinde "solche Gedanken umherschwirren". Bisher habe er davon nichts gemerkt.

 Autor arbeitet für die Gemeinde

 Grossglauser ist Inhaber eines Holzverbauungsgeschäfts. Für die Gemeinde bekleidet er im Halbamt die Funktion eines Schwellenmeisters: Er ist für den einwandfreien Zustand der Bachverbauungen verantwortlich. Grossglauser sei bisher nie durch solche Aussagen aufgefallen, betont Sommer, doch dieser Text sei strafrechtlich relevant. "Herr Grossglauser sollte sich überlegen, ob die Gemeinde noch der richtige Arbeitgeber ist." Der Artikel schade dem Image von Sigriswil und der Tourismusregion. Für nächsten Dienstag hat Sommer mit Grossglauser eine Unterredung anberaumt.

 Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) hat mit einer Klage gegen Grossglauser reagiert. Laut SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner hat der Dachverband die Untersuchungsbehörden gebeten, zu eruieren, ob Grossglauser tatsächlich der Autor ist oder ob der Text von einem anderen Verfasser stammen könnte. Widerhandlungen gegen die Anti-Rassismus-Strafnorm seien aber ein Offizialdelikt, so Kreutner. Derzeit glaube der SIG dem Verlag, dass ihm "eine Unachtsamkeit unterlaufen" sei. Deshalb hat man bisher von einer Klage gegen ihn abgesehen.

---

Thuner Tagblatt 6.2.10

Publikation im "Sigriswiler Anzeiger"

Hass-Schrift: Jetzt ermittelt die Justiz

 Wegen möglicher Rassendiskriminierung läuft seit gestern ein Ermittlungsverfahren gegen Otto Grossglauser aus Aeschlen.

 Hat Otto Grossglauser mit seinen antisemitischen Publikation im "Sigriswiler Anzeiger" gegen den Antirassismusartikel im Strafgesetzbuch verstossen? Darum dreht sich das polizeiliche Ermittlungsverfahren, das die Thuner Untersuchungsrichterin Christine Schenk gestern auf Grund des Berichts in dieser Zeitung eingeleitet hat.

 Grossglauser hat dem "Weltjudentum" unter anderem unterstellt, es habe die "totale Ausraubung" reicher Länder wie etwa der Schweiz "längst begonnen". Diese Hass-Schrift hat auch den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) auf den Plan gerufen: Der Dachverband von 17 jüdischen Gemeinden in der Schweiz hat eine Anzeige gegen Grossglauser eingereicht.

 Auch in Sigriswil beschäftigt das Thema die Leute. Der Kirchgemeinderat hat die Publikation für seine nächste Sitzung traktandiert. Klartext sprach bereits die Jüdin Mili Kusano aus Gunten. Sie ortet in der Gemeinde einen weit verbreiteten Antisemitismus: "Was mich besonders erschüttert und ängstigt, ist das Schweigen der Menschen in meiner Umgebung."
 mi

 Seite 27

--

Hetzerische Publikation im "Sigriswiler Anzeiger"

 "Antisemitismus ist in der Gemeinde weit verbreitet"

 Eine jüdische Bürgerin aus Sigriswil spricht Klartext: "Antisemitismus ist bei uns weit verbreitet", sagt Mili Kusano aus Gunten. Die Hass-Schrift im "Sigriswiler Anzeiger" beschäftigt nun auch Strafverfolgungsbehörden.

 "Es gibt mir schon ziemlich zu denken, dass jemand aus unserer Gemeinde ein solches Gedankengut verbreitet", sagt Sigriswils Gemeinderatspräsident Martin Sommer (PBS). Der Auslöser für Sommer Besorgnis: Otto Grossglauser aus Aeschlen hatte im privaten "Sigriswiler Anzeiger" ein antisemitisches Schreiben veröffentlicht. Darin steht unter anderem wörtlich: "Das organisierte Weltjudentum (Zionismus) hat die totale Ausraubung gewisser reicher Länder, wie Deutschland, Schweiz, Österreich und anderer Staaten längst begonnen" (vgl. Ausgabe von gestern).

 "Viele sind einverstanden"

 Gross ist die Konsternation nicht nur bei Martin Sommer, sondern auch bei Mili Kusano aus Gunten. Die Hass-Schrift hat die praktizierende Jüdin schockiert. Dabei gehe es nicht nur um den Inhalt, sagte sie auf Anfrage dieser Zeitung. "Was mich besonders erschüttert und ängstigt, ist das Schweigen der Menschen in meiner Umgebung. Natürlich bin ich froh, dass sich der Gemeinderat sofort und einstimmig von dieser Schrift distanzierte, aber was den hiesigen Durchschnittsbürger betrifft, so ist dieser - wenn er denn nicht einfach dazu schweigt - doch sehr oft einverstanden mit Otto Grossglausers Gedankengut und befürwortet dessen Recht auf freie Meinungsäusserung." Sie sei viel in der Gemeinde unterwegs, führte Kusano aus, und rede häufig mit den Leuten, auch an Stammtischen. "Wenn es um Juden geht, merke ich, dass der Antisemitismus hier weit verbreitet ist."

 Nicht nur die Bürgerinnen und Bürger übten sich im Fall Grossglauser in Schweigen: "Selbst die kirchliche Seite verhält sich so und gibt mir als einziges den Rat, das Problem bilateral mit Herrn Grossglauser zu klären. Ich hätte mir da wirklich mehr Unterstützung gewünscht."

 Die Kirche schweigt (noch)

 Zurzeit schweigt die kirchliche Seite tatsächlich: "Der Kirchgemeinderat wird sich voraussichtlich am Montag treffen und die Angelegenheit besprechen", sagte der Sigriswiler Kirchgemeindepräsident Kurt Rüfenacht. "Wir werden dann entscheiden, ob wir uns zu dem Text im ‹Sigriswiler Anzeiger› öffentlich äussern, und wenn ja, in welcher Form." Auch vom Sigriswiler Pfarrer Heinz Freiburghaus gab es gestern keine klare Stellungnahme. Der Text von Otto Grossglauser schockiere ihn nicht; er erlebe in seinem Beruf zu viele Diffamierungen, als dass er sich gefühlsmässig auf jede einlassen könne.

 Ein Offizialdelikt

 Die Publikation des antisemitischen Texts im "Sigriswiler Anzeiger" hat nicht nur eine moralische, sondern auch eine rechtliche Seite. In Artikel 261bis des Strafgesetzbuches steht unter anderem: "Wer öffentlich Ideologien verbreitet, die auf die systematische Herabsetzung oder Verleumdung der Angehörigen einer Rasse, Ethnie oder Religion gerichtet sind, (...) wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft." Rassendiskriminierung ist ein Offizialdelikt. Wenn also die Gerichtsbehörden Kenntnis von einer möglichen Rassendiskriminierung haben, sind sie verpflichtet, eine Untersuchung einzuleiten. Christine Schenk, Untersuchungsrichterin am Untersuchungsrichteramt IV Berner Oberland, hat den Artikel in der gestrigen Ausgabe dieser Zeitung gelesen und bereits reagiert: "Ich habe ein polizeiliches Ermittlungsverfahren eröffnet, um die Angelegenheit abzuklären", sagte sie gestern auf Anfrage.

 SIG macht Anzeige

 Anzeige gegen Otto Grossglauser hat inzwischen der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) erhoben , wie deren Generalsekretär Jonathan Kreutner gegenüber dieser Zeitung erklärte. Der Vorwurf: Verstoss gegen die Antirassismus-Strafnorm. "Wir haben die Strafverfolgungsbehörden allerdings auch ersucht, zu untersuchen, ob nicht auch ein Dritter hinter dem Text stehen könnte." Die Aussagen von Grossglauser in der Ausgabe von gestern würden zur Vermutung Anlass geben, dass dieser nicht allein gehandelt habe. "Die Druckerei Wägli hat uns ihr tiefes Bedauern über den Vorfall mitgeteilt und uns versichert, dass der Text aus Unachtsamkeit publiziert wurde und dass sie in Zukunft zu publizierende Texte besser prüfen werde." Unter diesen Umständen werde der SIG wohl - wenn sich keine anderen Beweise erhärten sollten - auf eine Strafanzeige gegen Wägli Druck verzichten. "Allerdings wollen wir daran erinnern, dass die Verletzung der Antirassismus-Strafnorm ein Offizialdelikt ist und dass es Aufgabe der Strafbehörden ist, zu bestimmen, gegen wen Anklage erhoben wird", schloss Kreutner.

 Marc Imboden

-------------------
NEONAZIS
-------------------

Liechtensteiner Vaterland 6.2.10

Drei bis sieben Monate Freiheitsstrafe für Rechtsextreme

 Acht junge Männer befand das Landgericht gestern für schuldig, Mitglied einer Gruppe gewesen zu sein, die Rassendiskriminierung gefördert hat. Sie hätten die vorgefasste Gesinnung von sich selbst und diejenige enger Bekannter gefestigt.

 Von Richard Brunhart

 Das Landgericht musste gestern nach zwei Verhandlungstagen in einer rechtlich umstrittenen Frage ein Urteil fällen. Und voraussichtlich werden sich noch mehrere Instanzen damit befassen müssen: Einige der sieben Verteidiger kündigten umgehend nach der Urteilsverkündigung an, in Berufung zu gehen.

 Fraglich war, ob es strafbar ist, Mitglied einer Vereinigung zu sein, die Rassendiskriminierung fördert, sich dabei aber nicht an die Öffentlichkeit wendet. Ein Verteidiger stellte klar, dass Privatsphäre und Versammlungsfreiheit hohe Güter sind und Liechtenstein kein Gesinnungsstrafrecht kennt. So heisst es im Strafgesetzbuch beispielsweise ausdrücklich, zu bestrafen sei, "wer öffentlich gegen eine Person oder eine Gruppe von Personen wegen ihrer Rasse, Ethnie oder Religion zu Hass oder Diskriminierung aufreizt".

 Öffentlichkeit nicht notwendig

 Den Angeklagten wurde vorgeworfen, "sich an einer Vereinigung als Mitglied beteiligt" zu haben, "deren Tätigkeit darin besteht, Rassendiskriminierung zu fördern oder dazu aufzureizen". Dass sich die Gruppe an die Öffentlichkeit wenden muss, wird nicht explizit erwähnt und ist nach Ansicht des Gerichts auch nicht nötig. Der Verein, dem die Angeklagten angehörten, habe dazu gedient, Rassendiskriminierung zu fördern, erklärte der vorsitzende Richter.

 Nicht nur die vorgefasste Meinung der Mitglieder hätten sie gefestigt - auch diejenige von Bekannten mit ähnlicher Gesinnung. Einige Bekannte wurden in einen von den acht Angeklagten gemeinsam gemieteten und mit rassendiskriminierenden Symbolen ausgestatteten Raum eingeladen. Unter anderem wurde Rechtsrock gehört. Zu den Textinhalten konnten oder wollten zwar weder die Angeklagten noch die Zeugen Genaueres sagen. Die bei einer Hausdurchsuchung im November 2007 sichergestellten Fahnen, Plakate und Bilder - unter anderem von Adolf Hitler -, lassen jedoch vermuten, dass die Texte zu Rassendiskriminierung aufrufen.

 Moral ist nicht gleich Recht

 Die Verteidiger distanzierten sich zwar von der Gesinnung ihrer Mandanten. Diese sei aber nicht Gegenstand des Verfahrens. In diesem Falle müsse man zwischen Moral und Recht unterscheiden. Sie plädierten für Freisprüche, da nach ihrer Ansicht der fragliche Abschnitt des Rassismusparagrafen im Lichte der anderen Abschnitte interpretiert werden sollte.

 Strafbar wäre die Mitgliedschaft in einer Vereinigung demnach nur, wenn die Vereinigung öffentlich Rassendiskriminierung fördert. "Hier fehlt eindeutig die Öffentlichkeit", sagte ein Verteidiger. Sämtliche in den Raum eingeladenen Personen seien Freunde gewesen. Und wenn jemand seine Gesinnung gewandelt habe, sei dies kein Grund, ihn nicht zu den Freunden zu zählen und sich nicht zu treffen. Ein anderer ergänzte, dass die Gruppe gerade nicht öffentlich auftreten, sondern unter sich sein wollte. Eine Verteidigerin stellte zudem infrage, dass man von einer Vereinigung sprechen kann. Denn der angemietete Raum habe hauptsächlich dem Zweck gedient, eine günstigere Alternative zu öffentlichen Lokalen zu haben.

 Wehret den Anfängen

 Für den Staatsanwalt war zweifelsfrei erwiesen, dass es sich um eine Vereinigung handelte, die Rassendiskriminierung gefördert hat. Die Einrichtung des Raums lasse nur den Schluss zu, dass es sich um Verherrlicher des Dritten Reiches handle. Die Justiz dürfe nicht zulassen, dass eine solche Gruppierung straffrei ausgehe.

 Für die vier vorbestraften Angeklagten - alle unter anderem wegen Körperverletzung - beantragte er unbedingte Haftstrafen. Die Texte von Rechtsrockbands deuteten darauf hin, dass es auch darum gehe, die körperliche Unversehrtheit anderer Menschen anzugreifen.

 Unbedingte Strafe in einem Fall

 Die Verteidiger argumentierten, dass allein die Systematik des Rechts dem widerspreche. Bei der Rassismusstrafnorm gehe es um die Wahrung des öffentlichen Friedens. Das Gericht sprach sich dann auch nur in einem Fall für eine unbedingte Haftstrafe aus. Die anderen sieben Strafen wurden bedingt auf drei Jahre ausgesprochen.

 Der zu sieben Monaten unbedingt verurteilte Angeklagte organisierte im besagten Klubraum von "Amalek Liechtenstein" (siehe "Vaterland"-Ausgabe von gestern) eine Party, an der Rechtsrockbands auftraten und zu der 30 bis 50 Gäste kamen. Der vertrauliche Charakter habe dieser Veranstaltung gefehlt, erklärte der vorsitzende Richter. Deshalb wurde der mehrfach vorbestrafte Mann auch wegen Verbreitung rassendiskriminierender Inhalte verurteilt.

---------------
HITLER
---------------

Newsnetz 7.2.10

Hitler hatte Mundgeruch

 Adolf Hitler hatte neuen Forschungen zufolge schlechte Zähne und Angst vor dem Zahnarzt.

 "Hitler war wohl sehr schmerzempfindlich", sagte die Zahnärztin Menevse Deprem-Hennen, nachdem sie die Patientenakte des Nazi-Diktators auswertete, der "Bild am Sonntag". In ihrer Doktorarbeit mit dem Titel "Dentist des Teufels" äussert die Fachfrau eine Reihe von Mutmassungen über das Gebiss des Diktators: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Adolf Hitler starken Mundgeruch gehabt hat. Er hat sich sehr schlecht ernährt und litt unter Parodontose (Zahnbettschwund)."

 Deprem-Hennen sichtete dem Bericht zufolge die lange verschollen geglaubten Unterlagen des Zahnarztes und SS-Generals Hugo Johannes Blaschke (1881-1960), der jahrelang Hitler und andere Nazi-Grössen behandelte. "Wahrscheinlich hatte Hitler, wie viele Menschen, Angst vor dem Zahnarzt", stellt die 39-Jährige fest. Der Diktator habe sich wohl vor Schmerzen gefürchtet.

 So leistete er sich den Luxus, seinen Leibzahnarzt Johannes Blaschke für eine Wurzelbehandlung achtmal in die Reichskanzlei zu befehlen, normalerweise wird das in ein bis zwei Sitzungen erledigt." Zur Parodontose sei 1944 eine Vereiterung am Oberkiefer hinzugekommen, weshalb ihm ein Backenzahn gezogen wurde.

---

Bild am Sonntag 7.2.10
http://www.bild.de/BILD/news/2010/02/07/teufel-adolf-hitler/der-fuehrer-hatte-karies-parodontose.html

Patienten-Aufzeichnungen von Adolf Hitlers Leibzahnarzt

"Der Führer hat Karies... Patient fertig?"

Von Helmut Böger

Nur ein paar Knochenreste und Zähne mit Kronen waren von der verbrannten Leiche übrig geblieben, die sowjetische Geheimdienstoffiziere Anfang Mai 1945 im Garten der Reichskanzlei in Berlin ausgruben. Durch den Vergleich mit Röntgenbildern, die sich im Führerbunker fanden, war schnell klar: Dies waren die sterblichen Überreste des Diktators Adolf Hitler, der am 30. April 1945 Selbstmord begangen hatte.

Wenig später geriet Hitlers Leibzahnarzt, SS-General Johannes Blaschke, in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Dort zeichnete er aus dem Kopf den Zahnstatus seine mächtigsten Patienten nach.

Blaschkes Aufzeichnungen hingegen, die er über Zahnbehandlungen Hitlers und anderer prominenter Patienten während des Dritten Reichs gemacht hatte, galten sechs Jahrzehnte lang als verschollen. Bis die aus Ostanatolien stammende Krefelder Zahnärztin Menevse Deprem-Hennen (39) sie auf der Suche nach einem Thema für ihre Doktorarbeit aufstöberte und auswertete.

Ihre Diagnose: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Adolf Hitler starken Mundgeruch gehabt hat. Er hat sich sehr schlecht ernährt und litt unter Parodontose. 1944 kam eine Vereiterung am Oberkiefer hinzu, sodass ihm ein Backenzahn entfernt werden musste. Hitler war wohl sehr schmerzempfindlich. So leistete er sich den Luxus, seinen Leibzahnarzt Johannes Blaschke für eine Wurzelbehandlung achtmal in die Reichskanzlei zu befehlen, normalerweise wird das in ein bis zwei Sitzungen erledigt. Wahrscheinlich hatte Hitler, wie viele Menschen, Angst vor dem Zahnarzt."

Wer war dieser Mann, vor dem selbst der "Führer" Angst hatte?

Geboren 1881 in Westpreußen gehörte Blaschke zu den wenigen Deutschen, die vor dem Ersten Weltkrieg in den USA Zahnmedizin studieren konnten. 1915 übernahm er die Praxis von Hofzahnarzt Dr. Eugen Wünsche in der Tauentzienstraße 7b in Berlin. Dort meldete sich im Herbst 1930 ein Hauptmann Göring mit Zahnschmerzen. Der spätere Reichsmarschall war zufrieden mit Blaschkes Arbeit und empfahl ihn weiter an Hitler.

Nahezu die gesamte Nazi-Prominenz ließ sich von Blaschke behandeln, wie seine Aufzeichnungen belegen: Außer Hitler und Göring auch Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, Reichsrüstungsminister Albert Speer, Reichsführer SS Heinrich Himmler und Eva Braun, die heimliche Geliebte des Führers.

Hitler entlohnte Blaschke fürstlich und ehrte ihn mit akademischen Graden. Ohne Promotion durfte er sich Dr. med. dent. nennen. Im Sommer 1943, da war Blaschke als General der Waffen-SS zuständig für die Zahngesundheit der Totenkopf-Truppe, ernannte Hitler ihn zum Professor.

Trotz seines hohen SS-Dienstgrads kam Blaschke nach dem Kriege glimpflich davon. Nur wenige Jahre musste er in alliierter Haft absitzen. Ab 1950 bis zu seinem Tode 1960 praktizierte er als Zahnarzt in der Rankestraße 11 in Nürnberg als "Prof. Dr. H. Blaschke".

Was er wohl zeitlebens nicht ahnte: Kurz nach Kriegsende übernahm der jüdische Zahnarzt Fedor Bruck, der den Holocaust im Berliner Untergrund überlebt hatte, Blaschkes Praxis mitsamt der Mitarbeiterin des einstigen SS-Generals, Käthe Heusermann. Mit Hilfe dieser mutigen Frau, die bei den Behandlungen der braunen Machthaber assistiert und nach Dienstschluss dem verfolgten Juden beim Überleben geholfen hatte, kam Bruck an die Aufzeichnungen von Hitlers Leibzahnarzt.

1947 wanderte Fedor Bruck in die USA aus. Dort musste er sich als Polizist durchschlagen, da seine deutsche Approbation nicht anerkannt wurde. Brucks Sohn wurde Rechtsanwalt und vertrat Menevse Deprem-Hennen, als sie um die Anerkennung ihrer türkischen Zahnarzt-Ausbildung in der Bundesrepublik stritt.

Irgendwann sagte der Anwalt zu seiner Mandantin, er habe von seinem Vater Unterlagen vom Leibzahnarzt Hitlers geerbt, ob sie damit etwas anfangen könne, vielleicht sei das ja Grundlage für eine Doktorarbeit. Sie sagte zu und gab ihrer Promotion den Titel: "Dentist des Teufels".

---

buchhandel.de

Deprem-Hennen, Menevse
Dentist des Teufels
Hitlers Leibzahnarzt Hugo Johannes Blaschkes Leben zwischen Politik und Zahnheilkunde - eine Studie nach bekannten und bisher veröffentlichten Dokumenten
Verlag:  Medienbüro Junggeburth & Partner  
 ISBN: 978-3-940479-09-9
 Einband : Paperback
 Preisinfo : 15,90 Eur[D] / 16,40 Eur[A]
Seiten/Umfang :ca. 211 S. - 260,0 x 180,0 cm
 Erschienen :1. Aufl. 04.11.2009
 Gewicht : 440 g

------------------
RIOTS ZH
-----------------------

Newsnetz 7.2.10

Hunderte Demonstranten wüten im Langstrassenquartier

sda / cpm

 Nach einer unbewilligten Kundgebung kam es in der Nacht auf Sonntag zu schweren Ausschreitungen. Die Polizei setzte Gummischrot und Tränengas ein.

 400 bis 500 Personen versammelten sich laut Polizei am Samstag gegen 22 Uhr spontan beim Carparkplatz in der Nähe des Hauptbahnhofes und zogen dann durch die Stadtkreise 4 und 5. Unter ihnen waren nach Angaben der Zürcher Stadtpolizei rund 100 Personen aus der linksautonomen Szene.

 Der laut Polizei äusserst militante Demonstrationszug bewegte sich in Richtung Limmatplatz und Langstrasse, durch den Kreis 4 und in Richtung Stauffacher. Unterwegs versprayten die Demonstranten mehrere Autos und Fassaden. Ausserdem schlugen sie Fensterscheiben von Fahrzeugen, Geschäften und Restaurants ein. Die Stadtpolizei schätzte den Schaden auf mehrere hunderttausend Franken. Über Verletzte lagen keine Angaben vor.

 Bis 2 Uhr in der Nacht

 Bei der Stauffacherbrücke kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Demonstrierenden und der Stadtpolizei. Mit Steinen, Flaschen und anderen Gegenständen bewarfen die Demonstrierenden die Polizisten. Diese setzten Gummischrot und Tränengas ein.

 Damit habe verhindert werden können, dass die Demonstranten in die Innenstadt vordringen konnten, schrieb die Polizei. Die Teilnehmer der Kundgebung zogen in Richtung Helvetiaplatz und Langstrasse ab, wo sich ihr Zug kurz vor 2 Uhr auflöste.

 Was war der Grund?

 Hinweise auf einen konkreten Anlass zu der Demonstration lägen der Polizei nicht vor, sagte ein Sprecher der Stadtpolizei in der Nacht auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Festgenommen worden sei niemand.

---

sf.tv 7.2.10

Krawalle in Zürich - hoher Sachschaden

sf/schj

 Bei einer unbewilligten Kundgebung nach dem Fussballspiel FC Zürich - Xamax ist es in der Nacht zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die Stadtpolizei Zürich setzte Gummischrott und Tränengas ein. Der Schaden wird auf mehrere hunderttausend Franken geschätzt.

 Offenbar wurden nach dem Fussballspiel FC Zürich - Neuchâtel Xamax verschiedene Flyer verteilt, auf denen aufgerufen wurde, sich beim Carparkplatz in der Nähe des Hauptbahnhofs zu versammeln. Dies erklärte Marco Cortesi, Mediensprecher der Stadtpolizei, gegenüber der "Tagesschau".

 Demnach hatten rund 500 Personen lautstark einen Demonstrationszug gebildet, der sich Richtung Limmatplatz bewegte. "In der Langstrasse wurden dann die ersten Fensterscheiben eingeschlagen. Dementsprechend hat die Polizei ein Aufgebot zusammengestellt, um diese Sachbeschädigungen zu verhindern", so Cortesi.

 Unterwegs versprayten die Demonstranten mehrere Autos und Fassaden. Ausserdem schlugen sie Fensterscheiben von Fahrzeugen, Geschäften und Restaurants ein.

 Strassenschlacht mit der Polizei

 Bei der Stauffacherbrücke kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den Randalierern und der Stadtpolizei. Mit Steinen, Flaschen und anderen Gegenständen bewarfen die Demonstrierenden die Polizisten. Diese setzten Gummischrot und Tränengas ein.

 Es sei schwierig zu sagen, welche Gruppierungen hinter diesen Demonstranten standen, sagte Cortesi weiter. "Wir haben rund 500 Personen beobachtet, rund 50 bis 100 davon dürften dem linksautonomen Block zugehörig gewesen und dementsprechend auch politisch motiviert gewesen sein."

 Keine Festnahmen

 "Wir konnten und mussten nicht damit rechnen, dass so eine massive Gewalt nach einem Fussballspiel plötzlich ausbricht", schätzt Cortesi die Situation in der Nacht ein. Es sei auch nicht möglich gewesen, Personen festzunehmen, weil das Polizeiaufgebot dazu zu klein gewesen sei. Auch seien die Randalierer zu gewalttätig gewesen.

 Die Teilnehmer der Kundgebung zogen in Richtung Helvetiaplatz und Langstrasse ab, wo sich ihr Zug kurz vor 2 Uhr auflöste.

----------------------------
DEMORECHT LU
---------------------------

NLZ 6.2.10

Die SVP will Demos erst ab 17 Uhr

Von Noémie Schafroth

 Die Anti-WEF-Demo in Luzern hat ein politisches Nachspiel: Die SVP will Demos an Samstagen erst ab 17 Uhr erlauben. Sie erhält Unterstützung.

 Von "Gift" für die Stadtluzerner Wirtschaft spricht die Stadtluzerner SVP in ihrem neusten Vorstoss. Dessen Inhalt: Demonstrationen sollen am Samstag künftig erst ab 17 Uhr erlaubt sein. "Es ist nicht einzusehen, wieso am umsatzstärksten Tag die Geschäfte vorzeitig schliessen sollen", empört sich SVP-Fraktionschef Werner Schmid.

 Die SVP stört sich nicht nur an den Umsatzeinbussen, sondern auch an der Sperrung der Seebrücke. "Das muss doch wirklich nicht sein für eine Demonstration, an der nur wenige Personen teilnehmen", sagt er in Anspielung auf die Anti-WEF-Demonstration vom 23. Januar. Dass die Versammlungs- und Meinungsfreiheit eingeschränkt wird, verneint Schmid: "Wir wollen ja nicht Demos verbieten, sondern lediglich einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessen schaffen."

 Der Stadtrat soll dem Parlament nun eine entsprechende Ergänzung im "Reglement über die Benützung des öffentlichen Grundes" beantragen.

 Die städtische Sicherheitsdirektorin Ursula Stämmer-Horst war gestern nicht erreichbar. Die Sicherheitsdirektion liess ausrichten, dass gegenwärtig keine Stellungnahme zur Motion möglich sei, bevor diese nicht im Stadtrat besprochen worden sei.

 "Altstadt für tabu erklären"

 Erwartungsgemäss viel Freude am Vorstoss hat Franz Stalder, Präsident der Luzerner Cityvereinigung. "Es ist sehr gut, dass sich die Politik einschaltet." Für seinen Geschmack gehen die Auflagen aber zu wenig weit: "Die ganze Altstadt müsste man für Demonstrationen für tabu erklären."

 Laura Grüter Bachmann, Fraktionschefin der städtischen FDP, hat Verständnis für das Anliegen der SVP: "Wenn sich die Leute nicht mehr in die Stadt wagen wegen einer Demonstration, dann muss man etwas unternehmen." Sie hat allerdings Zweifel, dass eine zeitliche Beschränkung durchsetzbar ist. "Dann gäbe es wohl einfach eine unbewilligte Kundgebung."

 Markus Mächler, Fraktionschef der CVP, hält den Vorstoss für "prüfenswert". Allerdings könnte man auch mit der zeitlichen Verlagerung von Demos nicht verhindern, dass es allenfalls zu Sachschäden komme.

 Wenig Anklang findet die Idee hingegen bei den anderen Parteien: Für Markus Elsener, SP-Fraktionschef, geht der Vorschlag zu weit: "Es kommt nicht in Frage, die Versammlungsfreiheit einzuschränken." Wenn man Kundgebungen aus der Stadt verbanne und zeitliche Auflagen mache, dann werde letztlich Sinn und Zweck der Demos in Frage gestellt.

 Edith Lanfranconi, Fraktionschefin der Grünen, hält rein gar nichts von dem SVP-Vorhaben. "Wir sind nicht für weitere Auflagen zu haben. Die geltenden Regeln für die Erteilung von Demonstrationsgesuchen sind streng genug."

 Den Grünliberalen ist es "wichtig, die Grundrechte hochzuhalten", sagt Fraktionschefin Manuela Jost. Bezüglich der Zeit solle es keine Einschränkungen geben, "dann eher bei der Demoroute."

 Ideelle Grundrechte wichtiger

 Paul Richli, Professor für öffentliches Recht an der Uni Luzern, meint zum Thema: "Die Wirtschaftsfreiheit, die von der SVP für eine zeitliche Beschränkung von Demos ins Feld geführt wird, ist tatsächlich schutzwürdig und in die Güterabwägung einzubeziehen." Solange allerdings nicht mit Ausschreitungen gerechnet werden müsse, seien ideelle Grundrechte wie die Meinungs- und Versammlungsfreiheit grundsätzlich höher zu gewichten als materielle. "Das entspricht der geltenden Praxis". Bei der Beurteilung von Demogesuchen dürfe es keine Rolle spielen, welche Inhalte thematisiert werden. "Ausschlaggebend für den Entscheid ist das Gefährdungspotenzial, das von einer Demo ausgeht."

---------------------------------
GIPFEL-SOLI-NEWS
---------------------------------

gipfelsoli.org/Newsletter 7.2.10

7.2.2010 Kopenhagen -- Strasbourg/ Baden-Baden -- Pittsburgh -- L'Aquila -- Davos -- Ontario -- Berlin

- Flugblatt vom COP15
- Witnesses | Zeug_innen wanted!
- BERICHT ZUR AUSWERTUNG DER SICHERHEITSMAßNAHMEN ZUM NATO-GIPFEL IM APRIL 2009
- "International agierende gewaltbereite Störer"
- "Region im Ausnahmezustand" mit PantherCommand mitten drin
- Aufhebung der Gewaltenteilung beim Nato-Gipfel
- Solidarity is a ...
- Completion of criminal investigations against those who protested in Rome the G8 in July 2009.
- "WEF und Kapitalismus zerschlagen"
- Protesters, Police Clash Near Davos Forum
- G-20 summit protest groups sue PIttsburgh for legal fees
- SUBJECT TO CHANGE
- Germany to host int'l meeting for financial regulation before G20
Mehr: http://www.gipfelsoli.org/Newsletter/8258.html

-------------------------
ANTI-ATOM
--------------------------

Bund 6.2.10

Die SVP entdeckt die Atomkraft als Wahlkampfthema

 Braucht der Kanton Bern ein neues AKW? An einem Podium in Mühleberg kreuzten Kernenergie-Befürworter und Gegner die Klingen.

 Martin Zimmermann

 In Mühleberg stieg am Donnerstagabend die Kerntemperatur - nicht die im lokalen Atomreaktor freilich, sondern jene der Teilnehmer eines Podiums. Dessen Thema: Braucht es im Kanton Bern ein neues Atomkraftwerk, oder reichen alternative Energien? Hintergrund der von "Bund"-Redaktorin Lisa Stalder geführten Diskussion bildeten Pläne der BKW, das alte Atomkraftwerk Mühleberg bis 2030 durch ein neues zu ersetzen. Damit will der Energiekonzern der sich abzeichnenden Lücke in der Stromversorgung begegnen.

 Das Thema Atomkraft ist seit jeher brisant. Dass am 28. März die kantonalen Wahlen anstehen, dürfte indes auch zur Hitzigkeit der von der SVP Mühleberg organisierten Debatte beigetragen haben. Diese diente nicht zuletzt dem bernischen Justizdirektor Christoph Neuhaus (svp) als Wahlkampfplattform, erhielt dieser doch die Gelegenheit, sich den Mühlebergern als der Atomkraft freundlich gesinnter Politiker zu empfehlen.

 Stromlücke versus Super-GAU

 Gegner wie Befürworter des BKW-Projekts appellierten bei der Diskussion an die Ängste der rund 100 Zuhörer: Sie könne sich noch gut daran erinnern, dass nach dem Tschernobyl-Super-GAU die Ernte vieler Bauern verseucht gewesen sei, sagte SP-Nationalrätin und AKW-Gegnerin Margret Kiener Nellen. Atomkraftwerke seien eine "gefährliche Technologie der Vergangenheit", so Kiener Nellen, ein Neubau sei deshalb "verantwortungslos". Auch die Endlagerung des atomaren Abfalls sei noch längstens nicht gelöst.

 Auf der anderen Seite argumentierten die AKW-Befürworter mit der drohenden Stromlücke: Er wolle ja nicht "den Teufel an die Wand malen", sagte Christoph Neuhaus, aber kein neues Kraftwerk bedeute auch "keinen Strom für Spitäler, für die SBB und für unsere Computer". Die Wirtschaft werde komplett stillstehen. Dem widersprach Nationalrat Alec von Graffenried (grüne). Die Menschen hätten es einfach verlernt, sparsam mit dem Strom umzugehen. Dank energieeffizienten Häusern und dem Einsatz erneuerbarer Energien könne die Lücke auch ohne ein neues AKW geschlossen werden.

 Das Potenzial der erneuerbaren Energien sei auf Jahrzehnte hinaus zu gering, konterte von Graffenrieds Amtskollege Adrian Amstutz (svp). Noch dazu blockierten gerade links-grüne Kreise deren Entwicklung - etwa den Ausbau der Grimsel-Wasserkraftwerke. Die Linke müsse sich entscheiden, ob sie CO2-freie Energie haben oder "jedes Käferchen" retten wolle, so Amstutz.

 Widerstand gegen AKW wächst

 Dem BKW-Projekt ist aber mittlerweile nicht nur vonseiten der Linken Widerstand erwachsen: Mehrere Anwohner wehren sich gegen die geplanten Infrastrukturbauten, die für den AKW-Neubau nötig wären ("Bund" vom 2. Februar). Davon war am Donnerstag indes nicht die Rede; von Publikumsseite dominierten klar atomfreundliche Voten.

 Eine ehemalige Kraftwerks-Angestellte echauffierte sich beispielsweise über Kiener Nellens Engagement gegen eine unbefristete Betriebsbewilligung für das 40-jährige AKW. Auch dass die Sicherheit nicht mehr gewährleistet sei, stritt sie ab: "Wir hier in Mühleberg sind nicht dumm! Wir würden doch niemals in einem Kernkraftwerk arbeiten, wenn es nicht sicher wäre."

--

BZ 6.2.10

Podium in Mühleberg

 AKW-Kontroverse und Wahlwerbung

 Die Diskussion zum Thema Atomkraft in Mühleberg wurde zur Plattform für die SVP. Am überparteilichen Podium nahmen Margret Kiener Nellen, Adrian Amstutz, Christoph Neuhaus und Alec von Graffenried teil.

 "Braucht es neue Atomkraftwerke, oder gibt es Alternativen?" Zu dieser überparteilichen Podiumsdiskussion hatte die SVP die Bevölkerung am Donnerstag in Mühleberg eingeladen. Regierungsrat Christoph Neuhaus und Nationalrat Adrian Amstutz (beide SVP) kommen mit Verspätung. Sofort nutzt Hansjürg Balmer, Präsident der örtlichen SVP, die kleine Lücke im Programm, um dem gut 100-köpfigen Publikum "seine" Grossratskandidaten vorzustellen und zur Wahl zu empfehlen. Zum Thema des Podiums meint Balmer nur: "Die Bevölkerung hat sich an das AKW gewöhnt."

 Im Weinkeller ists düster

 Auf dem Podium sitzen die Nationalratsmitglieder Margret Kiener Nellen (SP) und Alec von Graffenried (Grüne), Martin Pfisterer von der BKW sowie die beiden Zuspätgekommenen Neuhaus und Amstutz. "Bund"-Journalistin Lisa Stalder stellt ihnen die erste Frage: "Wann schaltet Ihr Laptop auf Stand-by?" Die Bandbreite der Antworten reicht von "etwa in zwanzig Minuten" bis "in einer Minute".

 Daraufhin tritt der wohl einzige Moment des Abends ein, an dem sich alle einig sind: Die Podiumsteilnehmer outen sich als überzeugte, gewissenhafte Energiesparer, allerdings mit unterschiedlicher Begeisterung: Ausgerechnet der Grüne Alec von Graffenried bedauert, dass er wegen der Stromsparlampen den Wein im Keller im Dunkeln suchen muss.

 Die politischen Differenzen sind greifbar. Stalders Frage, was die Politiker über die unbefristete Betriebsbewilligung für das AKW Mühleberg denken, bringt die ideologischen Gräben zu Tage. Christoph Neuhaus und Adrian Amstutz erklären sich als "zufrieden" und "hocherfreut" über diese Bewilligung. Alec von Graffenried versteht dagegen nicht, dass diese erteilt wurde, da ja sowieso ein neues AKW geplant ist. Als Hardcore-AKW-Gegnerin entpuppt sich Margrit Kiener Nellen, die die Beschwerde gegen den unbefristeten Betrieb des AKW Mühleberg unterzeichnet hat. "Was, wenn ein Störfall eintritt?", fragt sie.

 1300 lokale Arbeitsplätze

 Die Podiumsdiskussion geht weiter und ist ansatzweise sachbezogen. BKW-Mann Martin Pfisterer spricht vom Schreckgespenst Stromlücke. Längerfristig könne der Bedarf nicht mit Importstrom gedeckt werden. Ein neues AKW in Mühleberg bedeute 1300 Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Trotz Kosten von mindestens 10 Milliarden Franken lautet Pfisterers Werbespot: Das AKW Mühleberg sei möglichst rasch zu ersetzen. Unterstützung findet er bei Neuhaus und Amstutz. Moderater Widerstand von von Graffenried: "Ich will ja nicht auf der BKW herumhacken, aber der Abfall ist ein Risiko". Kiener Nellen sagts unverblümt: "Der radioaktive Abfall kann unseren Planeten hunderttausende Jahre lang gefährden."

 Einigkeit bei Kandidaten

 Neun von zehn Publikumsvoten beginnen mit: "Ich heisse XY und bin Grossratskandidat der SVP." Diese sind sich einig: Die Stromlücke kann nur mit einem neuen AKW geschlossen werden. Rot-Grün nennt Alternativen: Biomasse, Biogas, Wasserkraft, Fotovoltaik und Sonnenenergie. Doch Adrian Amstutz weiss seine Podiumskollegin zu provozieren: "Mit welcher Sonne hätten Sie in den letzten zwei Monaten Energie gewonnen, Frau Kiener?"

 Laura Fehlmann