MEDIENSPIEGEL 8.2.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Rössli)
- RaBe-Info 8.2.10
- Reclaim the Street ZH: Scherben und Parolen
- Wegweisung BS: 26 in einem Jahr
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REITSCHULE
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Di 09.02.10
20.30 Uhr - Kino - Uncut - Warme Filme am Dienstag: End
of love, Simon Chung, Hongkong 2009
Mi 10.02.10
19.00 Uhr - SousLePont - Baskenland Spezialitäten
Do 11.02.10
20.00 Uhr - Rössli-Bar - Capital Slam
20.30 Uhr - Tojo - "Clyde & Bonnie» von Holger
Schober. Junge Bühne Bern. Regie: Sinje Homann. Schweizer
Erstaufführung.
20.30 Uhr - Infoladen - Info-Tour Antirep Aarau
Fr 12.02.10
20.30 Uhr - Kino - Baskenland: 0Itsasoaren Alaba (La hija
del mar), Josu Martinez, Euskal Herria (Baskenland) 2009
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox mit: SCSI-9 (live)
(kompakt, pro-tez / RUS); Marc Depulse (live) (Ostwind Records,
Kiddaz.FM, BluFin / DE); Jagged (live) (Quintessentials / be); Bud
Clyde (festmacher / be).
Sa 13.02.10
20.00 Uhr - Kino - Veranstaltung zum Baskenland mit
Gästen
20.30 Uhr - Tojo - "Clyde & Bonnie» von Holger
Schober. Junge Bühne Bern. Regie: Sinje Homann. Schweizer
Erstaufführung.
22.00 Uhr - SousLePont - Baskenland Soli: BERRI TXARRAK
(EH, Alternativ Power Rock)
22.00 Uhr - Dachstock - Cool & Deadly presents:
Rebellion the Recaller (Gambia- Live and Direct!) & Silly Walks
Discotheque (Hamburg): Soundsystem Show, Jugglin by: Junior Pilot (Boss
Hi-Fi) & Moya (More Fire).
So 14.02.10
19.00 Uhr - Tojo - "Clyde & Bonnie» von Holger
Schober. Junge Bühne Bern. Regie: Sinje Homann. Schweizer
Erstaufführung.
21.00 Uhr - Rössli-Bar - Dachstock presents: Aucan
(I/Africantape). Support: duQtuç (CH)
Infos: http://www.reitschule.ch
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kulturstattbern.derbund.ch 8.2.10
Benedikt Sartorius am Montag den 8. Februar 2010 um 07:00 Uhr
Kulturbeutel 06/10
(...)
Herr Gnos empfiehlt:
Den Capital Slam diesen Donnerstag im Rössli der Berner
Reitschule. Leider lässt sich auf der etwas trümligen Seite
des Veranstalters nirgends in Erfahrung bringen, wer an dieser Ausgabe
der noch jungen Reihe teilnehmen wird. Doch erfahrungsgemäss gibts
da einiges auf die Ohren. Ein interessantes Format scheint mir zudem
Renato Kaisers Rauschdichten im Musigbistrot zu sein. Daselbst jeden
Montag, insgesamt zehnmal zwischen dem 25. Januar und dem 29. März.
(...)
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RABE-INFO
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Mo. 8. Februar 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_8._Februar_2010.mp3
- Andere Ferien machen: freiwiller Arbeitseinsatz auf der
Baumwollplantage
- Kopf der Woche: Ute Krämer und ihr soziales Engagement in
den Armenvierteln von Sao Paolo
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RECLAIM THE STREET ZH
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Indymedia 8.2.10
http://ch.indymedia.org/de/2010/02/73741.shtml
(viele Fotos)
Schadensbilanz vom Samstag ::
AutorIn : hans muster
Einige gefundene Sprayereien Gleich von Beginn an und praktisch
über die ganze Dauer des Umzugs wurden links und rechts die
Wände mit Parolen, Tags und Graffitis vollgesprayt. Fast jedes
Fleckchen weisse Wand musste seine Unschuld lassen. Die Bullen haben
nicht das geringste bisschen Wind gekriegt und waren dementsprechen
praktisch überhaupt nicht zu sehen. Beim Limmatplatz, diesem
panoptischen Feuchttraum (ca. 15 Überwachungskameras) wurde
versucht, diese Kameras mit langen Stöcken kaputtzuschlagen, was
teilweise gelang. Autos, die teuer aussahen, eines der "Trouble
Shooters" (elende Sozis) und besonders erfreulich, jenes vom
StaPo-Sprecher Cortesi, der im falschen Moment neben der Demo
auftauchte, wurden demoliert. Entlang der Langstrasse wurden zahlreiche
Bordelle und Nachtklubs mit Parolen gegen Sexismus und das Patriarchat
vollgeschmiert. Ausserdem flogen die Scheiben folgender Lokale in
Stücke:
- McDonalds [stets das banalste Zielobjekt einer ewiggestrigen
Kapitalismuskritik, und doch einer der grössten Multis, der gewiss
besonders viel Dreck am Stecken hat. Übelste Arbeitsbedingungen
bzw. Ausbeutung (hier, und vorallem auch in den Auslagerungen in
ökonomisch "rückständigen" Ländern), Verfolgung und
Ermordung von Gewerkschaftlern, Regenwaldrodungen und Besitzergreifung
und Ausschöpfung der Resourcen im Allgemeinen (v.a. in
Drittweltländern)]
- Hooters [grosse internationale Restaurantkette die
ausschliesslich Frauen als Dienstpersonal beschäftigt, die kurze
Höschen und tiefe Ausschnitte zu tragen haben. Wohl der Tagungsort
widerlichsten Machismus' und patriarchaler Unterdrückung.]
- Ein Juweliergeschäft [leider gab es nichts zu
plündern (Sicherheitsglas), doch konnten zumindest symbolisch die
kleinen Freuden der Bourgeoisie versaut werden.]
- ZKB [Zürcher kantonal Bank, die sich durch
ökologische und sozial gutmütige Heucheleien ein
"alternatives" Bild zu verschaffen versucht, worauf sogar
lächerlich viele hereinfallen. Eine der vier grössten Banken
der Schweiz. Kapitalisten, Bürokraten, Langweiler. punkt.]
- Mercedes [Nochmals die bourgeoisen Freuden, die uns eine tote
Welt predigen, in deren Waren wir diesen Mangel an Leben kompensieren
sollen]
- Ein Yuppielokal [Errichtet auf den Trümmern eines
bestzten Hauses, konnte leider nicht gross beschädigt werden, da
Menschen direkt hinter den Scheiben sassen und blöd grinsten.]
- Ein Mobilezone shop [Siemens, Nokia, und was weiss ich
für Natelhersteller, sind oft auch dick im Geschäft von
Überwachungstechnologien verwickelt (Natels an sich sind eine
Wanze im Sack) und sind auch für ihre ausbeuterischen
Arbeitsbedingungen bekannt.]
- RBS coutts [Bank die auf die Vermögensverwaltung privater
Kundschaft (Bonzen) spezialisiert ist.]
- Tamedia [ein schweizer Medianunternehmen das unteranderem den
TagesAnzeiger, 20min, Finanz und Wirtschaft, Schweizer Familie und
anders druckt. Taglich wird uns diese bürgerliche Scheisse um die
Ohren gehauen, um uns mit dem langweiligen Gequatsche
unterwürfiger Journalisten davon abzuhalten, diese Welt an ihren
Wurzeln zu hinterfragen. Der Hang zu polizeilichem Schreibstil, zeigt
sich immer wieder darin, was wie geschrieben und was bewusst
verschwiegen wird. Journalisten dienen zur Verteidigung der
Herrschenden und ihren verfaulten Werten. Natürlich wäre es
schöner, ihre Druckereien zu sabotieren als ein paar Scheiben
einzuschmeissen... Doch gut tut es allemal!]
Leider stockte der Umzug an der Stauffacherbrücke und liess
sich von ein paar verzweifelt heraneilenden Bullenwannen (die sich nun
das erste mal dem Umzug in den Wag stellten) den Fortgang in die
Innenstadt verwehren. Nach etwas Steinen, Gummischrott und
Tränengas, drehte der Umzug um, und hielt sich noch bis 2 Uhr im
Kreis 4 auf.
Es gab keine Verhaftungen!
---
blick.ch 8.2.10
Chaoten können ungehindert wüten
Denn die Polizei hat keinen Pikett-Dienst
ZÜRICH - Beim Saubannerzug durch die Zürcher
Langstrasse richten Chaoten riesigen Schaden an. Die Polizei sieht
lange nur zu - weil sie keine Reserve aufbieten kann.
Von Georg Nopper
In der Nacht auf Sonntag treffen sich beim Carparkplatz Sihlquai
hinter dem Zürcher Hauptbahnhof um 22 Uhr etwa 500 Personen. Sie
ziehen anschliessend Richtung Limmatplatz und von dort durch die
Langstrasse. Ungehindert können Chaoten unter ihnen Wände
verschmieren und Schaufenster einschlagen, Autos beschädigen und
Angst verbreiten (Blick.ch berichtete).
"Wir haben keine Polizisten aus der Freizeit aufgeboten»,
so Stadtpolizei-Sprecher Marco Cortesi zu Blick.ch. "Eine
Pikett-Organisation haben wir nicht.» Wenn sich dann 500 Leute
plötzlich zu einem Demonstrationszug formieren, dann müsse
man die Polizisten aus dem regulären Dienst mit Schutzbekleidung
usw. ausrüsten. "Wie viele das waren, legen wir aus taktischen
Gründen nicht offen.»
Polizei wusste von Versammlung
Zu der Guerilla-Aktion unter dem Motto "Reclaim the
Streets» wurde am Samstag unter anderem mit Flyern aufgerufen,
die nach dem Fussballmatch zwischen FCZ und Xamax vor dem
Letzigrund-Stadion verteilt wurden.
So bekommt auch die Polizei eine Stunde vor dem Umzug Wind von
der Versammlung, wie Cortesi gegenüber "Radio 1» zugibt.
Doch sie vermutet hinter der Aktion eine Party und wird von der
gewalttätigen Demonstration auf dem falschen Fuss erwischt.
Chaoten bleiben vier Stunden ungestört
Die Beamten stellen sich dem Saubannerzug - zu dem neben
zahlreichen Mitläufern unter anderem auch etwa 100 Linksautonome
gehören - erst am anderen Ende der Langstrasse mit Tränengas
und Gummischrot entgegen.
Und erst bei der Stauffacherbrücke kommt es zum Showdown.
Gegen zwei Uhr löst sich der Demonstrationszug schliesslich auf.
Verhaftet wird niemand.
Vier Stunden lässt die Polizei die Chaoten gewähren.
Während dieser Zeit richten diese einen Sachschaden von mehreren
Hunderttausend Franken an.
Jetzt sehen sich die Behörden massiver Kritik ausgesetzt.
"Zuerst sinnlose brutale Verhaftungen an der Langstrasse, dann
kontrollieren 45 (!) Beamte ein einziges Tram», schreibt etwa
Blick.ch-Leserin Rosmarie Tobel. "Und jetzt dies: Eine Chaoten-Demo
wird nicht ernst genommen und verursacht riesige Schäden.»
Polizeidepartement: "Optimum rausgeholt»
Beim Polizeidepartement der Stadt Zürich ist man zufrieden
mit dem Einsatz: "Die Polizei hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten
das Optimum rausgeholt», sagt Sprecher Reto Casanova. "Es ist das
erste Mal, dass sich verschiedenste Gruppen zu so einer Demonstration
zusammenschliessen.» Ob das Beispiel Schule macht, könne man
noch nicht sagen.
Möchte man so einer gewalttätigen Spontan-Demo
vorbeugen, "müsste man ständig 50 bis 60 Polizisten in
Bereitschaft halten», sagt Casanova. "Das würde bedeuten,
dass wir 200 bis 300 neue Polizisten einstellen müssten.»
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20min.ch 8.2.10
Saubannerzug
"Wollte man reden, hatte man eins in der Fresse»
von Joel Bedetti
Es war als nächtliche Street-Parade geplant - und endete
als Saubannerzug, der eine Spur der Verwüstung hinterliess. Doch
weshalb kam es in der Nacht auf Sonntag in Zürich zur Eskalation?
Augenzeugen berichten.
"Die Stimmung war in erster Linie friedlich», sagt
Fabienne D. (Name geändert), die am Samstagabend an der
chaotischen "Reclaim the Streets»-Party teilnahm. Man habe feiern
wollen und sich auf die illegale Street-Parade durch das
nächtliche Zürich gefreut.
Das SMS hatte Fabienne wie Hunderte andere am Samstag erhalten:
"RTS! reclaim the streets! heute PÜNKTLICH! 22uhr Carparkplatz
Zureich Weiterleiten!» Hunderte versammelten sich am Abend auf
dem Carparkplatz beim Hauptbahnhof. Viele Szenis, einige Linksautonome,
Vermummte und einige FCZ-Fans. Die Organisatoren und die Mehrheit der
Besucher, so scheint es, wünschten sich eine Party. Die Minderheit
wünschte sich Krawall.
Tränengas am Limmatplatz
Den gab es auch: Als sich der Demonstrationszug kurz vor 2 Uhr
nach Scharmützeln mit der unvorbereiteten Polizei auflöste,
waren zahlreiche Gebäude mit Farbe besprüht, Schaufenster
eingeschlagen und Autos demoliert worden.
Am Anfang war alles friedlich. Kurz nach zehn Uhr setzte sich
der Zug vom Carparkplatz beim Hauptbahnhof in Bewegung und marschierte
die Limmatstrasse hinunter. "Am Limmatplatz fingen die ersten mit den
Sprayereien an», erzählt Fabienne D. Auch beim Eingang des
Clubs Palais X-Tra hätten sie gesprüht. "Die Security-Leute
vom Palais X-Tra setzten Tränengas ein.»
Mit Steinen und Hämmern
Fortan war der Umzug zweigeteilt. In der Mitte des Zuges habe
man zur Musik getanzt, die aus den Boxen der mitfahrenden Lastwagen
erschallte. An den Strassenrändern seien die Sprayer und Vandalen
am Werk gewesen. "Ich habe die Randale zu Beginn fast nicht
mitgekriegt», sagt Fabienne D.
Erst als der Zug nach der Langstrasse links abbog und die
Stauffacherbrücke erreichte, eskalierte die Situation.
"Plötzlich hörte ich Scheiben klirren», sagt Fabienne
D. Schwarzgekleidete und vermummte Personen hätten Schaufenster
eingeschlagen - , bewaffnet mit Wurfsteinen, Hämmern und anderem
Werkzeug.
Vom Adrenalin aufgepeitscht
"Viele haben sich aufgeregt, dass Chaoten die Party kaputt
machen», erzählt Fabienne D. - etwas dagegen unternommen
habe fast keiner. "Die sahen in ihren schwarzen Kleidern und mit den
Hämmern schon recht aggressiv aus.»
Als sie mit ihrer Freundin einigen Sprayern zugeredet habe, dass
dies nicht der Sinn der Sache sei, hätten diese sie ignoriert,
sagt Fabienne D. "Die sind in diesem Moment dermassen im Kick gefangen
und vom Adrenalin aufgepeitscht, dass man mit denen gar nicht reden
kann.»
Eins in der Fresse
Alex C. war auch am Umzug dabei. Alex C. ist überzeugt,
dass die Vandalenakte kaum politisch motiviert waren. "Ich glaube, das
waren dieselben Typen, die beim 1. Mai ohne politischen Hintergrund
randalieren.»
Natürlich hätten ebenfalls einige Linksautonome
Parolen geschmiert.
Einige der Chaoten hätten wie harte Jungs ausgesehen. Alex
C. hat, wie andere auch, nicht eingegriffen. "Wenn man mit denen reden
will, hat man schnell eins in der Fresse.»
Normalerweise friedlich
Alex C. vermutet, dass sowohl Leute aus der Szene der illegalen
Partymachern als auch Linksautonome den Umzug organisierten. Diese
beiden Kreise würden sich personell überschneiden.
Fabienne D. erzählt, dass normalerweise an den illegalen
Partys weniger Menschen teilnähmen, sie verliefen auch
friedlicher. Im Sommer habe es zum Beispiel eine Feier unter einer
Brücke gegeben. "Da ist die Polizei auch aufgekreuzt, aber weil
wir gefeiert und nicht randaliert haben, hat sie uns machen
lassen.»
---
tagesanzeiger.ch 8.2.10
Stadtpolizei Zürich: "Einen Pikett-Dienst für
Einsatzkräfte haben wir nicht»
Interview: Maria Rodriguez
Nach den schweren Ausschreitungen vom Wochenende erklärt
Medienchef Marco Cortesi, warum die Polizei nicht vorbereitet war und
wie er mit Steinen beworfen wurde.
Marco Cortesi, ein paar Dutzend Polizisten standen am Wochenende
mehreren hundert Demonstranten gegenüber. Hat die Polizei keinen
Pikettdienst für solche Fälle?
Einen Pikettdienst für Einsatzkräfte haben wir nicht.
Bei uns sind nur Pikett-Offiziere, Führungskader und
Fachspezialisten in einen Pikettdienst eingebunden. Unsere Angebote
werden den jeweiligen Anlässen immer angepasst. Wir wussten von
den Sportanlässen am Wochenende und schätzten beide als
Nicht-Risiko-Spiele ein, was sich auch als richtig erwiesen hat.
Selbstverständlich könnten wir auch in der Freizeit
Einsatzkräfte per Telefon aufbieten. Weil diese Polizisten aber
nicht auf Pikett sind, müssen sie grundsätzlich nicht
erreichbar sein. Das bedeutet, dass wir in so einem Fall länger
brauchen um eine grössere Anzahl Beamte mobilisieren können.
Auch bei einer Katastrophe, wie einem Flugzeugabsturz, brauchen wir
eine Vorlaufzeit, um genügend Einsatzkräfte vor Ort zu haben.
Zudem stellt sich eine grundsätzliche Frage: Welchen
Komfort möchte der Bürger oder die Bürgerin haben in
Sachen Sicherheit? Zur Bewältigung der täglich anfallenden
Polizeiarbeit haben wir durchaus genügend Leute. Um
aussergewöhnliche und unerwartete Grossereignisse wie dieses am
Wochenende jederzeit mit genügend Leuten bewältigen zu
können, bräuchten wir 200 bis 300 Polizisten mehr. Dadurch
würden uns täglich 25 bis 30 Polizisten als Einsatzreserve
ohne zusätzliche Aufgaben zur Verfügung stehen. Das
würde jährlich aber Kosten von 3 bis 4 Millionen Franken
bedeuten.
Die Demonstration hat die Polizei kalt erwischt, obwohl sie
offenbar auf Facebook angekündigt wurde. Inwiefern informiert sich
die Polizei auch auf solchen Internetplattformen?
Im öffentlich zugänglichen Teil von Facebook und
anderen Internetforen waren und sind keine Aufrufe oder entsprechende
Hinweise zu finden. Natürlich schauen wir auch solche Plattformen
an. Wir haben aber keine Polizisten, die ausschliesslich im Internet
recherchieren.
Bereits am FCZ-Match wurden Flyer verteilt, in denen zur Demo
aufgerufen wurde. Gemäss Radio 1 gelangten solche Flyer auch in
die Hände der Polizei. Warum schritt die Polizei nicht früher
ein?
Die Stadtpolizei hat erst um 21.15 Uhr einen am Boden liegenden
Zettel, halb so gross wie eine Visitenkarte, gefunden, mit dem Aufruf,
sich beim Carparkplatz zu einem "Reclaim the Streets» zu treffen.
Es gab jedoch keine Hinweise, dass eine gewalttätige Demonstration
stattfinden könnte. Wegen eines solchen Zettelchens über
hundert Polizisten aufzubieten, wäre unverhältnismässig
und übertrieben gewesen. Der zuständige Einsatzleiter konnte
aufgrund dieser Information nicht mit mehreren hundert Demonstranten
rechnen.
Bei den Sprayereien nahmen die Demonstranten die Truppe
"Respekt» ins Visier, welche für ihr Auftreten
gegenüber Velofahrern an der Langstrasse heftig kritisiert wurde.
War die Demonstration als Retour-Kutsche zu verstehen?
Die Aktion "Respekt» gibt es seit Ende November nicht
mehr. Einen direkten Zusammenhang zwischen dieser Aktion und den
Krawallen vom letzten Wochenende sehen wir nicht. Grundsätzlich
sind wir der Meinung, dass es sich hier um ein Gesellschaftsproblem
handelt. Die Leute lassen ihren Frust raus. Es geht nicht direkt um die
Polizei. Grundsätzlich bestehen ja keine Vorwürfe
gegenüber der Polizei.
Bei der Demo wurde niemand verhaftet. Weiss man wer
dahintersteckt, wer die Drahtzieher waren?
Ich möchte nicht vorgreifen und warte die Auswertungen ab.
Jetzt schon lässt sich aber feststellen, dass der harte Kern aus
der linksautonomen Szene stammt. Mit elektronischen Mitteln wurden die
Leute aufgeboten, rund 100 gewaltbereite Chaoten wurden mobilisiert.
Dazu kamen sehr viele Mitläufer. Etwa 200 bis 300 zum Teil
betrunkenen Partygänger folgten den Chaoten und liessen sich
teilweise leider auch zu gewalttätigen Aktionen mitreissen.
Bei den hunderten Demonstranten handelte es sich um eine
Mischung von Hooligans, Partygängern und Linksautonomen. Ein Novum?
Allerdings. Das haben wir noch nie gesehen, weder von der
Mischung noch von den Dimensionen her.
Krawalle sind längst nicht mehr nur ein Thema an
Risiko-Sport-Anlässen und am 1. Mai. Was bedeutet dies für
Ihre künftige Planung?
Wir müssen zuerst die genauen Analysen abwarten. Unsere
Erkenntnisse und allfällige Massnahmen werden wir dann aber
bestimmt nicht über die Medien verbreiten.
Bei jeder Demo sind Wasserwerfer im Einsatz. Warum dieses Mal
nicht?
Einen Wasserwerfer kann man nicht einfach beladen und stehen
lassen. Der wird erst dann bereit gestellt, wenn man ihn wirklich
braucht. Zudem können diese Fahrzeuge nur von Spezialisten bedient
werden. Auch hier hätte man Polizisten an ihrem freien Tag
aufbieten und dann den Wasserwerfer einsatzbereit machen müssen.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
--
Demonstranten attackierten Polizei-Sprecher
Auch Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei Zürich,
wurde von den gewaltbereiten Demonstranten angegriffen. Nachdem er sich
ein Bild der Situation gemacht hatte, verliess er den
Demonstrationsumzug in seinem Auto.
Beim Werdplatz fuhr er aufs Trottoir um den Kommandanten ein SMS
zu schreiben: "Krawallanten haben mich offenbar beobachtet, zwischen
sechs und zehn Leute stürmten mein Auto. Sie warfen mit Steinen
und Flaschen nach mir», so Cortesi.
Daraufhin sei er fluchtartig weggefahren. An seinem Wagen sei
Schaden entstanden, er selber habe grosses Glück gehabt und sei
unverletzt geblieben.
---
tagesanzeiger.ch 8.2.10
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Dann-hat-er-auf-mich-eingeschlagen/story/31386129
(mit Video)
"Dann hat er auf mich eingeschlagen»
Von Christoph Landolt.
Igor Zilincan musste als Videojournalist über die Krawalle
berichten, als ihn Vermummte attackierten. Nun erzählt der
TeleZüri-Reporter, wie er die Ausschreitungen erlebt hat.
Igor Zilincan war gerade an einer Geburtstagsparty, als er vom
Chaotenzug durch Zürich hörte. Sofort packte der
TeleZüri-Reporter seine Kamera und fuhr an den Stauffacher. Als
erstes fielen dem Journalisten die vielen Menschen auf, die mit einer
Bierdose in der Hand herumstanden. "Es war wie am 1. Mai. Man
spürte die Gewalt in der Luft, die Atmosphäre knisterte vor
Spannung.»
Aus der Gaffer-Menge beim Tamedia-Haus an der Werdstrasse
löste sich ein Mann mit Kaputze und begann, die Gegensprechanlage
mit einer Stange zu traktieren. Er habe versucht, sich ein Bild der
Ereignisse zu machen, erinnert sich Zilincan. Dann habe er die Kamera
eingeschaltet. "Sofort kam ein Vermummter auf mich zu, der gefragt hat,
wen ich filme.» Der TeleZüri-Mann erwiderte, dass er
über die Krawalle berichten müsse. "Dann hat er mich mit
Fusstritten traktiert und mit den Fäusten auf mich
eingeschlagen.» Ein anderer Chaot bedrohte den Journalisten,
während er versuchte, sich mit der Kamera zu schützen und
wegzurennen. "Sie haben versucht, mich von der Seite umzureissen.»
Gesundheit geht vor
Mit der Kamera in der Hand und der Tasche auf dem Rücken
hatte Zilincan es schwer, den Angriff zu parieren. "Als
Video-Journalist ist man sehr exponiert. Man sieht nicht, was von der
Seite und was von hinten kommt», erklärt Zilincan. Deshalb
habe er sich zurückgezogen und die Zerstörungswut der Chaoten
aus der Ferne beobachtet. "Es ist mein Beruf, über das aktuelle
Geschehen zu berichten. Aber die eigene Gesundheit geht vor.»
Welche Gruppierung am Anfang der Zerstörungen steht, kann
Zilincan nicht beurteilen. Begonnen habe wohl alles mit einer
Reclaim-the-Streets-Party. "Das hat sich dann aber mit der
linksautonomen Szene vermischt. Und man konnte auch viele FCZ-Schals
sehen.» Nachdem es der Polizei bei der Börse gelungen ist,
den Zug der Zerstörung zu stoppen, marschierten die Chaoten
zurück in die Langstrasse. "Um etwa 1 Uhr war alles zu Ende. Bei
der Longstreet-Bar haben sich die Krawallmacher wieder unter das
Ausgangspublikum gemischt.» (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
---
tagesanzeiger.ch 8.2.10
Demonstranten feiern sich auf Youtube
Während die Betroffenen die Scherben zusammenwischen,
rätselt die Polizei über den Hintergrund des Saubannerzuges
vom Samstag. Auf Youtube ist nun zu sehen, wie alles begann.
Auf Youtube tauchen erste Filme der Krawalle auf, bei denen 400
bis 500 Linksautonome und Mitläufer Sachschäden von mehreren
100'000 Franken verursacht haben. Ein Film zeigt, dass die
Veranstaltung wenigstens zeitweise einen friedlichen Charakter hatte:
Wummernde Bässe dröhnen aus einer mitgebrachten Musikanlage,
zahlreiche Menschen stehen herum, wippen ihre Köpfe und trinken
Bier aus Büchsen. Beobachter schildern ausserdem, dass die
Teilnehmer an der Spitze des Zuges zwei Wagen gezogen haben, die
liebevoll dekoriert gewesen seien.
In SMS und kleinen Flyern wurde zu einem
"Reclaim-the-Streets» aufgerufen, einer Aktionsform, bei der es
typischerweise nicht um Gewalt geht, sondern darum, den
öffentlichen Raum zu erobern. Vergleichbare Demonstrationsformen
sind etwa "Critical Mass», bei denen eine grosse Anzahl
Velofahrer durch Strassen fahren, die üblicherweise vom
motorisierten Verkehr beherrscht werden. Auch auf einem Transparent,
dass am Samstag an der Demonstration gezeigt wurde, prangte die
Aufschrift: "Reclaim the Streets».
Warum der Umzug allerdings aus dem Ruder lief, ist unklar.
Teilnehmer erklärten einem Beobachter, dass sich
"Kindsköpfe» unter die Teilnehmer gemischt hätten und
die Krawalle losgetreten hätten. (fsc)
---
tagesanzeiger.ch 8.2.10
Jetzt fordern selbst linke Politiker: "Es braucht mehr
Polizisten»
Von René Donzé.
Nach dem Saubannerzug vom Wochenende sind sich Politiker von
links nach rechts einig: Die Polizei muss gestärkt werden.
"Wir mussten uns mit Schadensbegrenzung begnügen»,
sagt der Medienchef der Stadtpolizei Marco Cortesi nach den
jüngsten Krawallen. Die Polizei war überrumpelt. Um einer
solchen spontanen Demonstration jederzeit Herr zu werden, bräuchte
es viel grösserere personelle Ressourcen.
Genau das fordern Politiker von links bis rechts in ersten
Stellungnahmen. SVP-Gemeinderat Mauro Tuena sagte: "Wir müssen
mehr Geld für Sicherheit in der Stadt ausgeben.» Die
Bürgerlichen hätten darum im Budget 2010 einen Ausbau der
Stadtpolizei um 15 Stellen gefordert (1,8 Millionen Franken), seien
aber an Grünen und SP gescheitert.
Für Urs Egger (FDP) muss an Wochenenden mehr Polizei im
Einsatz stehen. "Es braucht Präsenz an neuralgischen Orten.»
Selbst Claudia Nielsen (SP) will prüfen, ob der Wochenenddienst
der Polizei ausgebaut werden müsste. "Es darf aber nicht zu Lasten
der anderen Dienste gehen.» Es brauche mehr Polizisten. Die
Budgetdebatte sei damals einfach nicht der richtige Zeitpunkt für
eine solche Diskussion gewesen.
Nielsen ist "gespannt auf die Erklärungen der Polizei,
weshalb es zu keinen Verhaftungen gekommen ist.» Verantwortlich
für den Einsatz sei der Kommandant und nicht Polizeivorsteherin
Esther Maurer (SP), nimmt Nielsen ihre Parteikollegin in Schutz. Diese
war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Einig sind
sich die drei Zürcher Stadtratskandidaten auch darin, dass der
Saubannerzug vom Samstag nicht als eigentliche Demonstration bezeichnet
werden kann. Dazu hätte eine politische Aussage gehört. Doch
eine solche liessen die jungen Chaoten völlig vermissen.
(Tages-Anzeiger)
---
20min.ch 8.2.10
Schwere Krawalle in Zürich
Urheber bleiben weiterhin unklar
Keine politische Aussage, dafür eine Spur der
Verwüstung: Die unbewilligte Demo in der Nacht auf Sonntag hat die
Polizei überrumpelt, machtlos musste sie der Zerstörung
zusehen. Nun fordern erste Politiker mehr Polizei an den Wochenenden.
Von den Urhebern der Demo fehlt derweil weiterhin jede Spur.
Eingeschlagene Scheiben, zertrümmerte Schaufenster,
vollgesprayte Hausfassaden: Die Woche begann für zahlreiche
Unternehmer in den Stadtkreisen 4 und 5 in Zürich mit
Aufräumarbeiten. Die Krawalle von Samstagnacht hinterliessen eine
Spur der Verwüstung. Mehrere Hunderttausend Franken betragen die
Schäden der 400 bis 500 "Demonstranten» gemäss ersten
Schätzungen. "Gut möglich, dass im Verlauf des Montags
weitere Schäden gemeldet werden», sagt Jüdith
Hödl, Sprecherin der Stadtpolizei Zürich.
Worum es den Demonstranten ging, ist weiterhin unklar. Auch zwei
Tage nach den Ausschreitungen fehlt jede Spur einer Begründung
oder eine politische Aussage. Die Polizei hat weder ein
Bekennerschreiben erhalten, noch gibt es Anzeichen auf die Urheber der
Kundgebung. Zahlreiche Sprayereien sind mit Bezug aufs
Weltwirtschaftsforum WEF, den 1. Mai und den Kapitalismus generell
hinterlassen worden. Auf der Internetsite antifa.org findet sich ein
Aufruf zu weltweiten Demonstrationen am 6. Februar. Protestiert werden
solle gegen eine neue Weltordnung und das faschistische Regime. "Wir
klagen unsere Politiker für die begangenen Verbrechen an»,
heisst es weiter. Nebst rund 100 Personen aus der linksautonomen Szene
haben sich aber rund 400 weitere Personen dem Demozug angeschlossen,
wie die Polizei mitteilte. "Es wurde einfach gegen alles
protestiert», sagte Cortesi noch am Samstag.
Polizei musste machtlos zu sehen
Für die Stadtpolizei war es ein düsteres Wochenende.
Fast machtlos mussten sie beobachten, wie sich die Gruppe von Chaoten
am Samstagabend gegen 22 Uhr beim Carparkplatz in der Nähe des
Hauptbahnhofes spontan versammelte. Die Gruppe formierte sich zu einem
"äusserst militanten Demozug» und zog durch die beiden
Stadtkreise 4 und 5. Erst an der Stauffacherbrücke konnte die
Polizei die "Kundgebung» stoppen, wobei es zu einer heftigen
Auseinadersetzungen zwischen Polizei und den Chaoten kam.
Politiker: "Es braucht mehr Polizei und mehr Geld»
"Die Demonstration hat die Polizei überrascht», sagte
Polizeisprecher Cortesi. Es habe keine entsprechenden Hinweise gegeben.
Um auf die spontane Kundgebung zu reagieren, fehlten der Polizei die
Einsatzkräfte. "Es stellt sich nun die Frage, ob es künftig
nötig sein wird, übers Wochenende regelmässig 40 bis 50
Leute in Reserve zu haben», sagte Cortesi. Aktuell habe man
dafür die Mittel nicht. Man müsse und werde sich aber
entsprechende Gedanken machen, sagte Cortesi. Unterstützung
erhält seine Überlegung nun von Politikern von links bis
rechts.
SVP-Gemeinderat Mauro Tuena fordert im "Tages-Anzeiger»
vom Montag, "mehr Geld für die Sicherheit in der Stadt».
Derweil fordert Urs Egger (FDP) mehr Polizei an den Wochenende. "Es
braucht Präsenz an neuroalgsichen Orten.» Aber nicht nur die
Bürgerlichen fordern mehr Polizei und mehr Geld. Claudia Nielsen
von der SP will prüfen, ob der Wochenenddienst der Polizei
ausgebaut werden müsste. Es dürfe aber nicht zu Lasten der
anderen Dienste gehen. Für Nielsen scheint aber klar, es braucht
mehr Polizisten, so Nielsen im "Tagi».
(amc)
---
Tagesanzeiger 8.2.10
Neue Art von Demo: Politiker fordern mehr Polizisten für
die Stadt Zürich
Linksautonome und junge Mitläufer haben einen
riesigen Schaden angerichtet. Die Polizei war überrumpelt.
Von René Donzé
Einen Schaden von mehreren Hunderttausend Franken haben
die rund 400 bis 500 vornehmlich jungen Demonstranten in den
Zürcher Kreisen 4 und 5 am Sonntag früh verursacht. Die
unbewilligte Aktion hat die Polizei überrascht. "Es gab keine
Anzeichen dafür», sagte Marco Cortesi, Medienchef der
Stadtpolizei.
Aufgerufen wurde spontan mit kleinen Handzetteln nach dem
Fussball-match FCZ-Xamax, sowie via Facebook und SMS. Der Polizei habe
lediglich der reguläre Dienst zur Verfügung gestanden,
erklärt Cortesi. Deshalb sei es ihr auch nicht möglich
gewesen, den Saubannerzug im Keime zu ersticken und damit den riesigen
Schaden zu verhindern. Festnahmen seien unter diesen Umständen
nicht möglich gewesen. "Wir mussten uns mit Schadensbegrenzung
begnügen.» Um einer solchen spontanen Demonstration
jederzeit Herr zu werden, bräuchte es viel grösserere
personelle Ressourcen.
Genau das fordern Politiker von links bis rechts in ersten
Stellungnahmen. SVP-Gemeinderat Mauro Tuena sagte: "Wir müssen
mehr Geld für Sicherheit in der Stadt ausgeben.» Die
Bürgerlichen hätten darum im Budget 2010 einen Ausbau der
Stadtpolizei um 15 Stellen gefordert (1,8 Millionen Franken), seien
aber an Grünen und SP gescheitert. Für Urs Egger (FDP) muss
an Wochenenden mehr Polizei im Einsatz stehen. "Es braucht Präsenz
an neuralgischen Orten.» Selbst Claudia Nielsen (SP) will
prüfen, ob der Wochenenddienst der Polizei ausgebaut werden
müsste. "Es darf aber nicht zu Lasten der anderen Dienste
gehen.» Es brauche mehr Polizisten. Die Budgetdebatte sei damals
einfach nicht der richtige Zeitpunkt für eine solche Diskussion
gewesen.
Nielsen ist "gespannt auf die Erklärungen der
Polizei, weshalb es zu keinen Verhaftungen gekommen ist.»
Verantwortlich für den Einsatz sei der Kommandant und nicht
Polizeivorsteherin Esther Maurer (SP), nimmt Nielsen ihre
Parteikollegin in Schutz. Diese war gestern für eine Stellungnahme
nicht erreichbar. Einig sind sich die drei Zürcher
Stadtratskandidaten auch darin, dass der Saubannerzug vom Samstag nicht
als eigentliche Demonstration bezeichnet werden kann. Dazu hätte
eine politische Aussage gehört. Doch eine solche liessen die
jungen Chaoten völlig vermissen.
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Junge Partygänger und Autonome richteten riesigen Schaden an
Der Demonstrationszug am Samstag hat die Polizei kalt
erwischt. Viele Chaoten randalierten aus Langeweile.
Von René Donzé
Zürich - Ein "völlig neues Phänomen»
nannte Stadtpolizeisprecher Marco Cortesi den Chaotenzug durch die
Zürcher Stadtkreise 4 und 5 am Tag danach. Damit meinte er die
Mischung von Linksautonomen, Hooligans und Partygängern, die sich
spontan zu einem Saubannerzug ohne politischen Inhalt formierte. Die
meisten von ihnen glaubten offenbar zunächst, dass eine Party auf
dem Carparkplatz beim Hauptbahnhof Zürich steigen sollte. Mehrere
Hundert Personen fanden sich dort am Samstagabend gegen 22 Uhr ein. Sie
waren auf verschiedenen Kanälen mobilisiert worden: Linksautonome
hatten nach dem Fussballspiel FCZ gegen Xamax kleine Handzettel
verteilt. Ein Grossteil war jedoch via Facebook und Handy auf den
Anlass aufmerksam gemacht worden.
Gegen USA und Sexismus
Die Stadtpolizei war völlig überrumpelt. Es habe
keine Anzeichen für eine derart gewalttätige Aktion gegeben,
sagt Cortesi. Statt einer Party auf dem Parkplatz kam es zu einem
Saubannerzug durch die Stadt. Rund 400 bis 500 Personen marschierten
via Limmatplatz und Langstrasse zum Helvetiaplatz und dann zum
Stauffacher. Unterwegs schmissen die Chaoten Schaufenster ein,
demolierten Autos, rissen Jalousien herunter und versprayten
Wände. Allein am Gebäude der Tamedia, die auch den
"Tages-Anzeiger» herausgibt, beläuft sich der Sachschaden
auf gegen eine Viertelmillion Franken. Die Polizei gehe von "mehreren
Hunderttausend Franken Schaden» aus, sagt Cortesi, dessen
Dienstfahrzeug ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Auch der Reporter von TeleZüri wurde tätlich
angegriffen. Das Restaurant Hooters an der Langstrasse wurde mit
Steinen und Schuhen beworfen, die Gäste mussten durch den
Notausgang flüchten. An den Scheiben eines McDonald's sprayten die
Randalierer "Down USA», auf eine Hauswand "gegen Sexismus».
Bei einem Heimelektronik-Händler am Stauffacher gingen grosse
Flachbildschirme im Wert von mehreren Zehntausend Franken in die
Brüche. Die Spur der Verwüstung war riesig - viel
grösser als nach den letzten Ausschreitungen zum 1. Mai.
Niemand wurde verhaftet
Erst bei der Stauffacherbrücke gelang es der Polizei,
den Zug zu stoppen. Der Übermacht von rund 500 Chaoten standen
lediglich ein paar Dutzend Polizisten gegenüber. Mitglieder des
Schwarzen Blocks und einige FCZ-Hooligans schossen mit
Leuchtkörpern, Steinen und Flaschen auf die Polizisten. Diese
reagierten mit Gummischrot und Tränengas. Bei den
Scharmützeln wurde ein Polizist am Arm verletzt.
Weil die Stadtpolizei keine Hinweise auf die Demonstration
gehabt hatte, konnte sie nur jene Polizisten einsetzen, die ohnehin im
Dienst waren. Verstärkt wurden sie durch Kantonspolizisten, die
neuralgische Stellen schützten. Die Polizei übte sich in
Schadensbegrenzung und konnte verhindern, dass der Zug in die
Innenstadt gelangte. Verhaftet wurde niemand. Festnahmen sind laut
Cortesi nur sinnvoll, wenn die Polizei den Festgenommenen auch Taten
nachweisen kann, die zu Verurteilungen führen. Für die
Beweisaufnahme habe es an Polizisten gefehlt. Bereits am Sonntag
übten die SVP und Leser von Online-Portalen Kritik am geringen
Polizeiaufgebot. Wollte man jederzeit auf ein solches Ereignis
vorbereitet sein, müsste das Kontingent an Diensthabenden massiv
aufgestockt werden, sagt Cortesi.
Viele waren betrunken
Wer hinter der Aktion stand, weiss die Polizei zurzeit
noch nicht. Sie geht davon aus, dass nur rund 100 Personen der
linksautonomen Szene zuzurechnen sind. Auch rund 50 Hooligans haben
sich daruntergemischt. Der überaus grösste Teil der
Demonstranten indes bestand aus jungen Mitläufern. "Viele von
ihnen standen offenbar unter massivem Alkoholeinfluss», sagt
Cortesi.
Zuvorderst trugen die Chaoten ein 10 Meter breites
Kunststoff-Transparent mit dem Schriftzug "Reclaim the Streets».
Diese Bewegung wehrt sich gegen mehr Regeln und Restriktionen im
öffentlichen Raum. Sie hat verschiedentlich in Städten
Strassen-Tanzpartys durchgeführt - oft friedlich. In Zürich
war es jedoch bereits 2003 zu heftigen Ausschreitungen mit
Polizeieinsatz gekommen. Damals betrug der Sachschaden 80 000 Franken.
Hinter dem Transparent folgten zwei Wagen, wie sie auch an
der Fasnacht gezogen werden: Einer stellte einen weissen Polizeiwagen
dar - der andere ein Häuschen. Ein Beobachter rechnet einen Teil
der Demonstranten den Hausbesetzern an der Kalkbreite zu. Diese haben
ein Ultimatum der Stadt erhalten, die Liegenschaft bis 12. März zu
räumen, da dort eine Genossenschaft Wohnraum erstellen will.
Nachdem die Polizei den randalierenden Zug an der
Stauffacherbrücke gestoppt hatte, verzogen sich einige Chaoten
wieder zurück ins Nachtleben. Auf dem Rückzug war die
Demonstrantengruppe bereits geschrumpft.
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"Bekennerschreiben»
Aus Schaden wird ein Demonstrant klug, wenn auch zu
spät.
Selbst Chaoten können sich nicht dem Zeitgeist
entziehen: Während Politiker beim Thema "Bankgeheimnis» auf
Distanz zu ihren früheren Positionen und ihrer Partei gehen, hat
sich auch ein Demonstrant von seinen Kumpanen geistig abgesetzt. Ob
aufrichtig oder im Jux, lässt sich nicht eruieren. Bei einer
ZKB-Filiale schrieb er auf die eingeschlagene Scheibe: "Ich finde die
ZKB ist eine gute Bank und möchte mich als Mitläufer für
das hier entschuldigen.» In der Urfassung fand er die ZKB noch
"keine schlechte» Bank. Texte lassen sich einfacher reparieren
als kaputte Scheiben. (adb.)
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NZZ 8.2.10
Zerstörung aus heiterem Himmel
Grosser Sachschaden nach heftigen Ausschreitungen in
Zürich
Einige hundert Personen haben in der Nacht auf Sonntag bei
einer unbewilligten Demonstration in Zürich einen Schaden von
mehreren hunderttausend Franken angerichtet.
-yr. ⋅ Am Samstagabend um 22 Uhr versammelten sich auf dem
Carparkplatz hinter dem Zürcher Hauptbahnhof etwa hundert
weitgehend vermummte Personen, die von der Stadtpolizei Zürich der
linksautonomen Szene zugerechnet werden. Sie zogen wenig später in
Richtung Limmatplatz und fielen von Anfang an durch eine enorm hohe
Gewaltbereitschaft auf. Sie versprayten Hausfassaden und
beschädigten Autos, Restaurants oder Geschäftslokale. Die
Spur der Verwüstung zieht sich weiter durch die Lang- und die
Badenerstrasse in Richtung Stauffacher.
Der Demonstration, die zum Saubannerzug mutierte,
schlossen sich Fussballfans und alkoholisierte Partygänger an, so
dass die Gruppierung auf vier- bis fünfhundert Personen anwuchs.
Die Stadtpolizei Zürich hatte im Vorfeld keine Hinweise auf die
Demo und war überrumpelt, wie deren Sprecher Marco Cortesi sagte.
Eilends seien die diensthabenden Polizisten für den unfriedlichen
Ordnungsdienst umgerüstet worden. Gegen Mitternacht wurde auf der
Stauffacherbrücke der gewaltbereiten Menge mit dem Einsatz von
Tränengas und Gummischrot erstmals Paroli geboten. Dies hatte zur
Folge, dass das Glasgebäude des Medienverlags Tamedia von den
Krawallanten unter Beschuss genommen wurde. Allein Tamedia meldete tags
darauf einen Sachschaden von rund 250 000 Franken.
Parolen waren kaum zu hören oder zu sehen. Auch in
den einschlägigen Internetforen gab es am Sonntag keine Hinweise
auf die Urheberschaft der Demo. Am ehesten erinnert die Aktion an
"reclaim the streets», eine Organisation, die sich für die
"Rückeroberung» der Strassen einsetzt. Ihre Kundgebungen
sind in den vergangenen Jahren aber oftmals in Gewalt ausgeartet.
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Blick 8.2.10
150 zogen durch die Stadt
Chaoten-Randale in Zürich
Von Martin Meier
Ihr Vergnügen ist Zerstörung. Da kommt den
Vandalen der Medienchef der Stadtpolizei gerade recht.
Der unbewilligte Demonstrationszug formiert sich am
Samstag gegen 22 Uhr auf dem Carparkplatz hinter dem Zürcher
Hauptbahnhof. Die rund 500 Personen ziehen Richtung Limmatplatz.
Darunter 150 linksautonome Chaoten.
Noch vor dem Limmatplatz kommt es zu ersten
Gewaltexzessen. Hausfassaden werden verschmiert, Autos beschädigt.
In der Langstrasse bewerfen die Demonstranten den McDonald's mit
Steinen und Flaschen.
Der Saubannerzug zieht Richtung Helvetiaplatz. Es ist kurz
nach 23 Uhr. "Da knallte es plötzlich», sagt Lesvy Gattorno
(35), Geschäftsführer von Hooters. "Ich dachte zuerst, da
schiesst jemand mit einer Pistole ins Restaurant.» Dann seien
aber minutenlang Steine und Flaschen ins Lokal geflogen. "Ich habe
geweint, als ich mir die Scherbenhaufen ansah», erzählt
Serviertochter Laura (19).
Beim Werdplatz entdecken die Chaoten Marco Cortesi, den
Medienchef der Stadtpolizei. Die Horde bombardiert sein Polizeiauto mit
Flaschen und Steinen. Ein Stein landet durch die Scheibe auf dem
Beifahrersitz des VW Golf. Cortesi gibt Vollgas und kann dem Mob
entkommen.
Auf der Höhe der Stauffacherbrücke kommt es zu
heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die setzt Gummischrot
und Tränengas ein. Erst gegen zwei Uhr blasen die Chaoten zum
Rückzug. Der Krawall löst sich auf. Zurück bleiben
mehrere Hunderttausend Franken Sachschaden.
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20 Minuten 8.2.10
Krawallnacht: Polizei hatte viel zu wenig Leute vor Ort
ZÜRICH. Sie kamen quasi aus dem Nichts: Gegen 500
Chaoten zogen am Samstagabend in blinder Zerstörungswut durch die
Kreise 4 und 5 - die Polizei wurde kalt erwischt.
Per SMS-Aufruf und offenbar auch mit Flugblättern
schaffte es am späten Samstagabend ein Kreis militanter
Aktivisten, in Windeseile rund 500 Gleichgesinnte zusammenzutrommeln.
"Es ist erschreckend, wie viele gewaltbereite Leute innert
kürzester Zeit mobilisiert werden konnten», sagt
Stapo-Medienchef Marco Cortesi. Vom Carparkplatz am Sihlquai starteten
die Chaoten nach 22 Uhr ihre Krawalldemo via Limmat- und Langstrasse
durch die Kreise 4 und 5. Mit Schriftzügen wie "Eat the
Rich» oder "Aktion Respekt: Payback» besprayten sie Autos
und Fassaden. Weiter zertrümmerten sie zahlreiche Fensterscheiben,
etwa beim SP-Parteisekretariat, dem Hooters sowie am Tamedia-Glashaus.
Die Schäden sind immens: Allein am Tamedia-Gebäude
müssen Scheiben im Wert von 250 000 Franken ersetzt werden.
Auf Höhe Stauffacherbrücke eskalierte die
Situation vollends. Mit Steinen und Flaschen bewarf der Mob die
inzwischen angerückten Polizisten. Diesen gelang es nur mittels
Gummischrot und Reizstoff, die Chaoten einigermassen in Schach zu
halten. Dabei wurde ein Polizist am Arm verletzt. "Wir sind von dieser
Demonstration überrascht worden», erklärt Cortesi. "Es
gab null Hinweise im Vorfeld.» Verhaftet wurde niemand,
dafür hatte die Polizei schlicht zu wenig Leute vor Ort. "Es
stellt sich die Frage, ob wir an jedem Tag 50 Leute in Reserve haben
müssen», sagt Cortesi. Im Moment seien dafür allerdings
keine Mittel vorhanden.
Raffaela Moresi
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WEGWEISUNG BS
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20 Minuten 8.2.10
26 Platzverweise seit der Einführung
BASEL. Mit einem klaren Ja wurde vor einem Jahr der
Wegweisungsartikel vom Basler Stimmvolk angenommen. Seit dessen
Inkrafttreten wurde er 26-mal angewendet.
11 Frauen und 15 Männer sind mit dem Paragraphen 42a
seit dessen Einführung am 1. April 2009 in Konflikt geraten. "Die
jüngste Person war 13 Jahre alt, die älteste 30», so
der Basler Polizeisprecher Klaus Mannhart. Mit 14 Mädchen und
Buben war gut jeder zweite Betroffene minderjährig. Der
"befristete Platzverweis» wurde 16-mal während der
Herbstmesse erteilt. Dabei war die Kaserne laut Mannhart klarer
Brennpunkt.
Ausserhalb der Messe wurden seit der Einführung 10
weitere Wegweisungen ausgesprochen. Eine etwa im Bereich
Voltamatte/Voltaplatz, wo die Polizei sieben Personen kontrollierte.
Mannhart: "Diese niederschwellige Massnahme ist absolut sinnvoll und
ein guter Warnschuss.» Meist gilt ein Platzverweis 2 bis 3 Tage.
Der bisher kürzeste dauerte 6 Stunden, der längste 16 Tage.
"Für diese Person war die Herbstmesse auf der Kaserne
vorbei.»
Auch in Birsfelden wurde der Wegweisungsartikel letzten
Herbst wegen wiederholter Probleme auf dem Zentrumsplatz
eingeführt (20 Minuten berichtete). Gemeindepräsident Claudio
Botti freut sich, dass er bisher nicht angewendet wurde. "Mal schauen,
was die warmen Tage dann bringen», sagt er.
Denise Dollinger