MEDIENSPIEGEL 9.2.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo, GH, DS)
- RaBe-Info 9.2.10
- Sicherheitswahn: kein Geld für Aufstockung
- Big Brother Volkszählung: Wohnungsnummern
- Eva Herman bei EDU Spiez am 4.3.10
- Kirchgemeinde Sigrswl gegen Antisemitsmus
- Reclam the Street ZH: Wieviel Polizei?
-  Colours Zug gegen UBS
- Heroin wieder in?
- Anti-Atom: Fragen zu Mühleberg-Abfällen

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REITSCHULE    
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Di 09.02.10
20.30 Uhr - Kino - Uncut - Warme Filme am Dienstag: End of love, Simon Chung, Hongkong 2009

Mi 10.02.10
19.00 Uhr - SousLePont - Baskenland Spezialitäten

Do 11.02.10
20.00 Uhr - Rössli-Bar - Capital Slam
20.30 Uhr - Tojo - "Clyde & Bonnie" von Holger Schober. Junge Bühne Bern. Regie: Sinje Homann. Schweizer Erstaufführung.
20.30 Uhr - Infoladen - Info-Tour Antirep Aarau

Fr 12.02.10
20.30 Uhr - Kino - Baskenland: 0Itsasoaren Alaba (La hija del mar), Josu Martinez, Euskal Herria (Baskenland) 2009
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox mit: SCSI-9 (live) (kompakt, pro-tez / RUS); Marc Depulse (live) (Ostwind Records, Kiddaz.FM, BluFin / DE); Jagged (live) (Quintessentials / be); Bud Clyde (festmacher / be).

Sa 13.02.10
20.00 Uhr - Kino - Veranstaltung zum Baskenland mit Gästen
20.30 Uhr - Tojo - "Clyde & Bonnie" von Holger Schober. Junge Bühne Bern. Regie: Sinje Homann. Schweizer Erstaufführung.
22.00 Uhr - SousLePont - Baskenland Soli: BERRI TXARRAK (EH, Alternativ Power Rock)
22.00 Uhr - Dachstock - Cool & Deadly presents: Rebellion the Recaller (Gambia- Live and Direct!) & Silly Walks Discotheque (Hamburg): Soundsystem Show, Jugglin by: Junior Pilot (Boss Hi-Fi) & Moya (More Fire).

So 14.02.10
19.00 Uhr - Tojo - "Clyde & Bonnie" von Holger Schober. Junge Bühne Bern. Regie: Sinje Homann. Schweizer Erstaufführung.
21.00 Uhr - Rössli-Bar - Dachstock presents: Aucan (I/Africantape). Support: duQtuç (CH)

Infos: http://www.reitschule.ch

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kulturagenda.be 11.2.10

Jugendliche spielen Gangster

Vergesst Bonnie und Clyde. Hier kommt "Clyde & Bonnie". Die Junge Bühne Bern bringt Holger Schobers Stück im Tojo erstmals in der Schweiz zur Aufführung. Der B-Movie fürs Theater spricht der Jugend aus dem Herzen und redet Quentin Tarantino nach dem Mund.

Es ist Liebe auf den ersten Blick. Die zwei Jugendlichen begegnen sich in einem Videoshop, und schon ist es um Bonnie und Clyde geschehen. Wobei, Clyde heisst eigentlich Werner. Aber Bonnie, die wirklich so heisst, nennt ihn Clyde. Namensvetter ist natürlich der berühmt-berüchtigte Bankräuber. Zusammen mit seiner Geliebten trieb er während der Weltwirtschaftskrise des letzten Jahrhunderts im Südwesten der USA sein Unwesen.
Die Gangster werden zu Idolen der beiden Protagonisten des Theaterstücks "Clyde & Bonnie". Die zwei Jugendlichen sind sehr verliebt ineinander und noch mehr angewidert vom Leben. Ohne intakte Familienverhältnisse und ohne Arbeit sehen ihre Zukunftsperspektiven alles andere als rosig aus. Deshalb beschliessen sie, es ihren Vorbildern gleich zu tun und Banken zu überfallen. Da die Banker selbst Verbrecher seien, hat Clyde auch keine moralischen Bedenken.

Brennende Aktualität

Die Aktualität des Stücks liegt auf der Hand. Leidtragende der aktuellen Weltwirtschaftskrise sind nicht zuletzt die Jugendlichen. Sie sind von der Arbeitslosigkeit am stärksten betroffen. Genau hier setzt Holger Schobers "Clyde & Bonnie " an. Der 1976 geborene österreichische Autor spürt, was junge Menschen bewegt. Er nimmt sie und ihre Probleme ernst und findet die richtige Sprache. Mehrere seiner Jugendstücke wurden bereits mit Preisen ausgezeichnet.
Die Liebe ist in "Clyde & Bonnie" ebenso Thema wie die Suche nach dem Sinn des Lebens. Aber auch der Spass-Faktor sowie die Sehnsucht junger Menschen nach Aufregung und Action kommen nicht zu kurz. "‹Clyde & Bonnie› ist alles andere als ein Problemstück", sagt Sinje Homann. Die Regisseurin hat das Stück für die Junge Bühne Bern als Schweizer Erstaufführung inszeniert. Sie ist sehr angetan von der Textvorlage, die ohne erhobenen Zeigefinger auskomme und das Gleichgewicht zwischen Ironie und nötigem Ernst finde. "Die Jugendlichen werden direkt angesprochen und nicht bevormundet."

Der "steirische Tarantino"

Schnelle, schräge Dialoge, Action sowie Tempo zeichnen das Jugendtheaterstück aus. Genau diese Eigenschaften findet man auch in Tarantino-Filmen, weshalb Holger Schober nicht von ungefähr als "steirischer Tarantino" bezeichnet wird. "Clyde & Bonnie" ist eine Hommage an den amerikanischen Kultregisseur, der den Western genauso verehrt wie die BMovies. Als "ein B-Movie fürs Theater" bezeichnet Holger Schober sein Stück im Untertitel. "Doch meine Bonnie und mein Clyde sind nicht die ganze Zeit am Rumballern", beruhigt Sinje Homann. Viel passiere nur in der Vorstellung der beiden Jugendlichen. "Mit der Rotzigkeit der Sprache, Trash-Elementen, Filmund Serienzitaten und vielen Loops sind aber eindeutig Parallelen zu den Filmen von Quentin Tarantino auszumachen", bestätigt Homann.

Von "Bonnie & Clyde" zu "Clyde & Bonnie"

Die Regisseurin und die beiden Schauspieler Katarina Tereh und Nicolas Streit sind ein eingespieltes Team, arbeiteten sie doch schon mehrmals für die Junge Bühne Bern zusammen. "Es ist hilfreich, wenn man sich gut kennt", ist Katarina Tereh überzeugt. Die talentierte 21-Jährige tanzt, textet, spielt und hat auch schon selbst Regie geführt. Im Film "Die Herbstzeitlosen" hatte sie eine kleine Rolle. Auch Nicolas Streit (22) macht schon seit zehn Jahren Theater. Jetzt geben sie als Clyde und Bonnie ein schönes Gangsterpaar ab. Auf die Frage, weshalb Holger Schober im Titel seines Stücks die Reihenfolge der Namen umkehrt, wollen die Theaterleute nicht recht antworten. Sinje Homann verrät nur so viel: "Die zwei Protagonisten wollen sich von ihren Idolen abheben und brauchen halt was Eigenes, wie alle Jugendlichen."
Simone Tanner
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Tojo Theater in der Reitschule, Bern
Do., 11.2., und Sa., 13.2.,
jeweils 20.30 Uhr; So., 14.2., 19 Uhr
www.tojo.ch

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kulturagenda.be 11.2.10

Blinde Insel in der Grossen Halle

Auf der Blinden Insel gibt es Worte und sonstiges Wohlergehen für die Sinne - ausser für den Sehsinn. Das Essen kommt von Eventmakers, die Lesung ab Band von Franz Hohler (er liest "Von Kühen und Knechten"). Und die Tornado-Maschine (Bild) von Lisette Wyss und Renato Grob erblickt, wer draussen wieder ans Licht tritt. Grosse Halle der Reitschule, Bern.
Fr., 12.2., und Sa., 13.3., 19.30 Uhr. Weitere Veranstaltungen bis 24.3.

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kulturagenda.be 11.2.10

Groovebox im Dachstock mit SCSI-9 aus Moskau
In der nächsten Ausgabe der Partyreihe Groovebox warten drei Acts auf die tanzfreudigen Dachstockgänger. Zum Beispiel SCSI-9 aus Moskau (Bild). Das Spektrum von Anton Kubikov und Maxim Milyutenko reicht von Minimal über Downbeat bis zu futuristischem House. Marc Depulse aus Leipzig und das heimische Jagged-Kollektiv runden das Set ab.
Dachstock in der Reitschule, Bern. Fr., 12.2., 23 Uhr

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RABE-INFO
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Di. 9. Februar 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_9._Februar_2010.mp3
- Zwei japanische GReenpeace- Aktivisten wollten einen Walfleisch-Skandal aufdecken und stehen nun selber vor Gericht
- Enttäuschte Hoffnungen sind in Afghanistan ein Alltagsproblem der lokalen Bevölkerung
- Gewaltloser Widerstand ist auch in Krisengebieten wie dem Kongo möglich

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SICHERHEITS-WAHN
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BZ 9.2.10

Kein Geld für mehr Polizei

 Seit 28 Jahren wurde die Polizei in Bern nicht mehr verstärkt. Die Aufstockung scheiterte stets am fehlenden Geld.

 Aus dem Jahr 1982 datiert die letzte personelle Aufstockung der Polizei in der Stadt Bern. Seither zeigten drei Analysen auf, dass die Polizei ständig mehr Aufgaben zu bewältigen habe und darum verstärkt werden müsste. So unbestritten diese Forderung im Grundsatz stets war, so chancenlos blieb sie: Immer fehlte es der Stadt am dafür nötigen Geld. Nur einmal, 2007, wäre Geld da gewesen: Doch der Gemeinderat liess den Synergiegewinn aus der Polizeifusion lieber in die Kultur fliessen.

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 Seite 25

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Sicherheit in der Stadt Bern

 Mehr Polizei war stets zu teuer

 1982 wurde die Polizei in der Stadt Bern letztmals verstärkt. Seither zeigten mehrere Analysen den Bedarf nach zusätzlichen Polizisten für die Hauptstadt auf. Doch dieErhöhung des Bestandsscheiterte stets am Geld.

 "Die Bevölkerung muss sich darüber klar werden, ob sie in Kauf nehmen will, dass weniger Sicherheit gewährleistet wird": Dieses Zitat stammt nicht etwa von FDP-Stadtrat Philippe Müller, der momentan für "seine" Sicherheits-Initiative weibelt, die am 7.März zur Abstimmung kommt (siehe Kasten). Der Satz stammt vom Mai 1992, formuliert wurde er vom damaligen Polizeidirektor Marco Albisetti (FDP) an einer Pressekonferenz.

 1992: Albisettis Forderung

 Gemeinsam mit dem Kommandanten der Stadtpolizei, Christoph Hoffmann, forderte der 1995 verstorbene Albisetti 100 neue Polizisten bis ins Jahr 2000. Diesen Bedarf hatte Hoffmann in einer detaillierten Analyse nachgewiesen. Er zeigte auf, dass die Aufgaben der Polizei seit der letzten Korpsaufstockung 1982 stark angewachsen waren. So stieg die Zahl der Demos von 100 auf 370 pro Jahr, jene der Festnahmen von 600 auf 1400 und die Fälle von Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz von 200 auf 1350. Dies alles bei der schweizweit niedrigsten "Polizistendichte". Hoffmanns Fazit: Die Polizei sei an der Belastungsgrenze angelangt, die Sicherheit in Gefahr.

 1993: Wasserfallens Stopp

 Ein Jahr später war es Albisettis Nachfolger und Parteikollege Kurt Wasserfallen, der die Ausbaupläne beerdigte: Die Stadt steckte in einer finanziellen Misere, der seit Anfang Jahr RGM-dominierte Gemeinderat musste empfindlich sparen. Damit war der Kurs vorgegeben. Trotz etlicher Sparpakete reihte sich in den Neunzigerjahren Defizit an Defizit - am Ende der Dekade betrugen die Schulden der Stadt 325 Millionen Franken. Mehrausgaben waren da kein Thema - auch nicht für die Polizei.

 2003: Polizei schlägt Alarm

 Tausende von Überstunden, Burn-outs, eine hohe Fluktuationsrate und dadurch unbesetzte Stellen: 2003 schlug die Polizei unterstützt von Wasserfallens Nachfolgerin Ursula Begert (damals SVP, heute BDP) bei der Politik Alarm. Folge: Zwei Vorstösse - einer von der FDP, einer von SP und GFL - forderten einmütig bessere Arbeitsbedingungen für die Stadtpolizisten.

 Als Antwort auf die Vorstösse listete Begert in einem Bericht auf, dass die Arbeitsbelastung der Polizei seit 1982 noch einmal zugenommen habe, und beantragte 62 neue Stellen. Doch der Gemeinderat wies ihr Papier 2005 kommentarlos zurück und behielt es unter Verschluss.

 Damit waren die zwei Vorstösse aber noch nicht beantwortet. Mehrmals wurden sie in der Folge zwischen den Direktionen hin- und hergeschoben, mehrmals wies der Gemeinderat einen Bericht der neuen Polizeidirektorin Barbara Hayoz (FDP) zur Entschärfung zurück. Dreieinhalb Jahre verstrichen, bis im Herbst 2006 eine Antwort auf die beiden Postulate vorlag.

 2006: Entschärfte Fakten

 Auch in entschärfter Version kam dieser Bericht zum selben Befund wie die älteren Papiere. Noch einmal seien die Aufgaben der Polizei stark angestiegen: Der Stundenaufwand für Sportveranstaltungen kletterte wegen des neuen Stade de Suisse in den Jahren 2000 bis 2005 um das Fünffache, jener für Demos um das Zweieinhalbfache. 2005 leisteten 634 Stadtpolizisten 72000 Überstunden. Der Gemeinderat kam zum Schluss: "Mit der aktuellen Personalkapazität kann die Grundversorgung in der Stadt Bern nicht in jedem Fall abgedeckt werden."

 Trotzdem lehnte die Regierung eine Aufstockung erneut ab. Sie wollte das Problem auf den Kanton abschieben: Für Ende 2007 war nämlich die Fusion von Stadt- und Kantonspolizei aufgegleist worden. Da es sich dabei laut Stadtpräsident Alexander Tschäppät um ein "unfreundliches Take-over" handle, müsse der Kanton "analog zu anderen Betriebsübernahmen sämtliche Aktiven und Passiven übernehmen" - also auch die Tausenden von Überstunden.

 2007: Sündenfall Fusion

 Wie wenig dringlich dem Gemeinderat die Zustände bei der Polizei waren, zeigten die Verhandlungen zur Polizeifusion. Die Stadt hatte sich dort zwar einen Synergiegewinn in Höhe von 6 Millionen Franken erkämpft. Das bedeutete: Die Stadt musste für die bisherigen polizeilichen Leistungen statt 34 Millionen künftig nur noch 28 Millionen bezahlen.

 Damit bot sich die singuläre Gelegenheit, zum Nulltarif mehr Polizei zu erhalten. Der Regierungsrat empfahl der Stadt Bern denn auch dringend, den Fusionsgewinn für die Schaffung neuer Polizeistellen zu verwenden. Der Gemeinderat lehnte ab - Stadtpräsident Tschäppät hatte per 2008 eine neue Kulturstrategie präsentiert, welche einen Ausbau des kulturellen Angebots um über 3 Millionen Franken vorsah. Das musste irgendwie bezahlt sein: Die finanzielle Situation war wieder einmal prekär, die Stadt hatte beim Kanton gerade ein Moratorium zum Schuldenabbau erbettelt. Da durften die Budgets nicht in den Himmel wachsen. Ergo blieb der Polizeibestand weiterhin unverändert.

 Der Entscheid, den Fusionsgewinn zweckzuentfremden, wurde zum grossen Sündenfall für die RGM-Koalition. Drei Monate vor Vollzug der Fusion, am 6.Oktober 2007, kam es am Rand eines SVP-Umzugs zu schweren Krawallen. Die angeblich prekäre Sicherheitslage in Bern machte plötzlich national und gar international Schlagzeilen und wurde so zur zentnerschweren politischen Hypothek.

 2007: Turbulenter Herbst

 Gerade mal zweieinhalb Wochen vorher, am 20.September, hatte der Gemeinderat während der Budgetdebatte einen Antrag auf Erhöhung der Mittel für die Polizei abgelehnt: Die Sicherheit sei auf hohem Niveau, erklärte Polizeidirektor Stephan Hügli (FDP). Einen Monat nach den Krawallen, am 9.November, lancierte die FDP die Sicherheits-Initiative. Nur drei Tage später, am 12.November, kündigte der Gemeinderat überraschend eine massive Erhöhung der Polizeipräsenz bis Ende Jahr an: "Für den Gemeinderat haben Sicherheit und subjektives Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung Priorität", vermeldete die Regierung.

 Weil die Einsatzpläne bereits gemacht waren und der Gemeinderat die Kompensation der Überstunden bis zum Jahresende angeordnet hatte, konnte die Polizei den Auftrag nicht erfüllen. Die Flucht nach vorne geriet zum Rohrkrepierer.
 
Adrian Zurbriggen

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 Abstimmung

 Initiative und Gegenvorschlag

 Am 7.März kommt in der Stadt Bern die Sicherheits-Initiative der FDP zur Abstimmung. Sie verlangt rund 40 zusätzliche Polizisten für "uniformierte Präsenz". Kosten: 5,8 Millionen Franken. Der Gegenvorschlag des Gemeinderats brächte eine Erhöhung der "Fusspatrouillenpräsenz" um 14 Polizisten für 2,2 Millionen.
 azu

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BIG BROTHER VOLKSZÄHLUNG
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BZ 9.2.10

Die "allermeisten" Hausbesitzer haben Daten geliefert

 Die Aufregung rund um die neuen Wohnungsidentifikatoren scheint sich gelegt zu haben. Bussen für renitente Hauseigentümer wird es wohl nicht geben.

 Reto Wissmann

 Die "allermeisten" Liegenschaftsverwaltungen und Hauseigentümer hätten die gewünschten Daten geliefert, schreibt der Regierungsrat in seiner Antwort auf eine Interpellation von Grossrat Thomas Fuchs (svp). Die Begeisterung für den entstandenen Aufwand habe sich aber "in Grenzen gehalten". Tatsächlich hatte die Einführung sogenannter Wohnungsidentifikatoren vergangenen November für Misstöne gesorgt. "Das ist Mumpitz", urteilte etwa der Geschäftsführer des Hauseigentümerverbands, Hans Bättig.

 Ausgelöst worden war die Aufregung durch ein achtseitiges Schreiben, das die Post an 10 000 Liegenschaftsverwaltungen und Besitzer von Mehrfamilienhäusern im Kanton Bern verschickt hatte. Darin wurden sie aufgefordert, Listen mit den Namen aller Bewohner, dem Stockwerk, der Lage der Wohnung auf dem Stockwerk sowie der Wohnungsgrösse abzuliefern. Hintergrund war die landesweite Registerharmonisierung: Künftig wollen die Behörden von jeder Person nicht nur wissen, in welchem Haus sie lebt, sondern auch genau in welcher Wohnung. Dazu wird in diesem Jahr erstmals jeder Wohnung ein eidgenössischer Wohnungsidentifikator zugewiesen. Diesen müssen alle Mieter künftig bei jedem Wohnungswechsel dem Einwohneramt melden. Überflüssig wird dafür die Volkszählung via Fragebogen. Die Statistiker können die benötigten Daten künftig weitestgehend aus den Registern beziehen.

 Unterdessen scheint sich die Aufregung gelegt zu haben. Bei ihm seien keine Reklamationen mehr eingegangen, sagt Bättig vom Hauseigentümerverband, der sich vehement gegen neue Aufgaben für die Eigentümer gewehrt hatte. Nach wie vor nicht zufrieden ist hingegen der Interpellant. Er glaube nicht, dass der Rücklauf tatsächlich so gross sei, wie das die Regierung behaupte, sagt Fuchs. Was "die allermeisten Verwaltungen und Eigentümer" genau bedeutet, war gestern beim Kanton nicht in Erfahrung zu bringen.

 Wer seine Daten noch nicht abgeliefert hat, dem droht eine Busse von bis zu 500 Franken. Ob aber Bussen verteilt werden, entscheiden die Gemeinden. In der Stadt Bern winkt man jedenfalls ab. Man wolle möglichst lückenlose Daten, sagt Alexander Ott von den Einwohnerdiensten. Bei einigen Hauseigentümern müsse man dafür halt mehrmals nachhaken, Bussen nützten da nichts.

 Für jede nach neuem System registrierte Person erhalten die Gemeinden übrigens vom Kanton 2,18 Franken, auch dies geht aus der Antwort der Kantonsregierung auf die Interpellation hervor.

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be.ch/gr

I 321/2009 FIN 3. Februar 2010 FIN C
Interpellation
0143 Fuchs, Bern (SVP)
Weitere Unterschriften: 0 Eingereicht am: 12.11.2009

Erstvergabe von Wohnungsnummern (EWID) an alle im Kanton Bern wohnenden
Personen

Das Amt für Informatik und Organisation des Kantons Bern (Finanzdirektion) bedient in diesen Tagen zusammen mit der Post offenbar die Liegenschaftseigentümer im Kanton Bern mit einem völlig unübersichtlichen und unklar formulierten 8seitigen Brief über die Erstvergabe von Wohnungsnummern (Registerharmonisierung im Kanton Bern). Jede Person soll eine Wohnungsnummer zugeteilt erhalten (genannt EWID). Die Zuweisung der Wohnungsnummer erfolgt in den Gemeinden Biel, Burgdorf, Grindelwald, Muri und Saanen durch die Schweizerische Post. Die Post verlangt gleichzeitig die Einlieferung von Wohnungs- und Bewohnerlisten (WBL).
Die EWID soll auch auf Mietverträgen und anderer Korrespondenz erwähnt werden.

Ich bitte den Regierungsrat um die Beantwortung der folgenden Fragen:
1. Wie sind die Erfahrungen nach dem Versand des Briefes an die Hauseigentümer?
2. Welche Massnahmen sind vorgesehen, falls die Hauseigentümer die gewünschten Angaben nicht liefern?
3. Nach welchen Kriterien erfolgte die Adressierung (mir liegen Briefe ohne Vorname und mit falschen Postleitzahlen vor) und woher stammen die Adressen?
4. Was wird unternommen, damit die Handhabung einfacher und für den Bürger verständlicher wird?

Es wird Dringlichkeit verlangt. Abgelehnt: 19.11.2009

Antwort des Regierungsrates

Mit der bundesrechtlich vorgeschriebenen Registerharmonisierung werden die Einwohnerregister (EWR) in den Kantonen und Gemeinden harmonisiert, damit die Volkszählung 2010 gestützt auf die Inhalte dieser Register und ohne flächendeckende Befragungen erfolgen kann. Um statistische Aussagen auf der Ebene der Haushalte und Wohnungen zu ermöglichen, schreibt Artikel 6 des eidgenössischen Registerharmonisierungsgesetzes1 vor, dass das Einwohnerregister für jede Person folgende Angaben enthalten muss:
- Gebäudeidentifikator (EGID) nach dem eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregister (GWR),
- Wohnungsidentifikator (EWID) nach dem GWR,
- Haushaltszugehörigkeit,
- Haushaltsart.
Ausführliche Informationen dazu stellt das Bundesamt für Statistik (BFS) im Internet unter http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/00/00/06.html zur Verfügung.

Im Kanton Bern sind die Einwohnergemeinden für die Führung der Einwohnerregister zuständig. Ihnen obliegt die Umsetzung der genannten Bestimmung und damit die "Haushaltbildung", d.h. die Zuordnung der registrierten Personen zu den durch EGID und EWID eindeutig identifizierten Gebäuden und Wohnungen. Für den Aufwand der Registerharmonisierung werden die Gemeinden vom Kanton Bern mit CHF 2.18 pro registrierte Person entschädigt.

Mehrere grössere Berner Gemeinden nehmen für die Haushaltbildung ein Angebot der Schweizerischen Post in Anspruch, welches in Zusammenarbeit mit dem BFS entwickelt wurde. In diesen Gemeinden holt die Post im Auftrag der Gemeinden bei den Verwaltungen bzw. bei der Eigentümerschaft von Mehrfamilienhäusern einmalig Listen der Bewohnerinnen und Bewohner ein und nimmt die Haushaltbildung für die Gemeinden vor. Die Vermietenden und Liegenschaftsverwaltungen sind gesetzlich zur kostenlosen Auskunft über Mieterinnen und Mieter verpflichtet (Art. 12 Abs. 1 Bst. b RHG und Art. 8 Abs. 2 GNA2).

Damit die Liegenschaftsverwaltungen, die über Gebäude in mehreren Gemeinden verfügen, nicht Post von allen diesen Gemeinden erhalten, hat auf Wunsch der betroffenen Gemeinden das auf kantonaler Ebene für die Registerharmonisierung zuständige Amt für Informatik und Organisation (KAIO) den Versand koordiniert und die sechsseitigen Vorgehenshinweise der Post mit einem anderthalbseitigen Begleitschreiben ergänzt, in welchem die Adressaten über den Zweck der Anfrage informiert werden.

Vor diesem Hintergrund beantwortet der Regierungsrat die Fragen des Interpellanten wie folgt:

1. Wie sind die Erfahrungen nach dem Versand des Briefes an die Hauseigentümer?

Die allermeisten Liegenschaftsverwaltungen und Hauseigentümerinnen bzw. -eigentümer haben die nachgefragten Daten an die Post geliefert, obwohl sich die Begeisterung für den ihnen entstehenden Aufwand verständlicherweise in Grenzen hält. Nur relativ wenige Adressaten sind ihrer Auskunftspflicht noch nicht nachgekommen.
2. Welche Massnahmen sind vorgesehen, falls die Hauseigentümer die gewünschten
Angaben nicht liefern?

Im Dezember 2009 verschickte die Post Mahnschreiben an die noch säumigen Adressaten. Wenn diese nichts fruchten, entscheidet die Gemeinde über das weitere Vorgehen und allfällige Sanktionen. Sie wird fehlende Angaben letztendlich selbst erheben müssen. Dazu kann sie z.B. noch einmal die Vermietenden oder direkt die Bewohnerinnen und Bewohner anschreiben, mit eigenem Personal Begehungen vor Ort durchführen oder Daten der Elektrizitätswerke oder anderer technischer Werke beiziehen.
Die Gemeinde entscheidet auch darüber, ob die säumigen Adressaten wegen Verletzung der Auskunftspflicht gebüsst werden (Art. 16 GNA) und ob ihnen die Kosten für den Zusatzaufwand der Gemeinde in Rechnung gestellt werden.

3. Nach welchen Kriterien erfolgte die Adressierung und woher stammen die Adressen?

Angeschrieben wurden die Liegenschaftsverwaltungen sowie die Eigentümerinnen und Eigentümer von Gebäuden, die im GWR als Mehrfamilienhäuser erfasst sind. Einfamilienhäuser sind nicht betroffen, da bei diesen die Haushaltbildung aufgrund der vorhandenen Registerdaten erfolgen kann.
Die Adressen der Liegenschaftsverwaltungen stammen von der Gebäudeversicherung des Kantons Bern, die der Eigentümerschaft von der kantonalen Steuerverwaltung. Es handelt sich damit um Adressdaten, die bisher regelmässig verwendet wurden. Dennoch konnte aufgrund von Rückläufen eine Reihe von Fehlern in den Adressdaten identifiziert und behoben werden. Alle rückläufigen Versände wurden mit korrigierten Angaben neu versandt. Es ist gerade auch ein Ziel der Registerharmonisierung, die Datenqualität der kantonalen Personenregister laufend zu verbessern.

4. Was wird unternommen, damit die Handhabung einfacher und für den Bürger verständlicher wird?

In den fraglichen Gemeinden ist keine weitere Datenerhebung bei den Liegenschaftsverwaltungen und bei den Hauseigentümerinnen und -eigentümern vorgesehen. Nach Abschluss der Haushaltbildung erhalten sie von der Post EGID und EWID für die allfällige Übernahme in ihre eigenen Unterlagen mitgeteilt. Für die Beantwortung von Fragen steht ihnen die im Schreiben angegebene Gratis-Telefonhotline der Post zur Verfügung. Die Nachführung der Haushaltsdaten in den Einwohnerregistern erfolgt im Rahmen der normalen Prozesse des Einwohnermeldewesens.
Um den administrativen Aufwand für die Hauseigentümerschaft und die Eingriffe in die Privatsphäre der Bevölkerung möglichst gering zu halten, wurde im Kanton Bern bei der Umsetzung der Registerharmonisierungsgesetzgebung des Bundes bewusst auf weitergehende Massnahmen verzichtet, die einzelne andere Kantone eingeführt haben. Dazu gehört etwa die Verpflichtung der Vermieterschaft, neue Mieterinnen und Mieter auch zukünftig aktiv der Einwohnerkontrolle zu melden, oder die Verpflichtung, EGID und EWID in den Mietverträgen zwingend zu erwähnen. Letzteres ist der Vermieterschaft aber als freiwillige Massnahme zu empfehlen, da es die Anmeldung der Mieterschaft bei der Einwohnerkontrolle vereinfachen und die Anzahl von Rückfragen der Einwohnerkontrolle bei der Vermieterschaft reduzieren kann.

An den Grossen Rat

1 Bundesgesetz vom 23. Juni 2006 über die Harmonisierung der Einwohnerregister und anderer amtlicher
Personenregister (Registerharmonisierungsgesetz, RHG; SR 431.02)
2 Gesetz vom 12. September 1985 über Niederlassung und Aufenthalt der Schweizer (GNA; BSG 122.11)

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EVA HERMAN
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Bund 9.2.10

Schlagloch

Orientierung durch Eva Herman

Sarah Nowotny

 Im bernischen Wahlkampf besinnen sich die Parteien auf ihre Stärken. So schreibt die EDU Spiez: "Nie schien die Familie so bedroht zu sein wie jetzt. Vernachlässigte Kinder, aggressive und alkoholsüchtige Jugendliche und überforderte Eltern formen das Bild einer orientierungslosen Gesellschaft." Als Kompass dienen soll in solch garstigen Zeiten die konservative deutsche Buchautorin Eva Herman. Am 4. März wird sie im Spiezer Lötschbergsaal erklären, "warum wir die Familie retten müssen". Dies tut sie laut dem Mitteilungsblatt der Gemeinde indes nicht bloss als Autorin, sondern auch als "TV-Moderatorin".

 Da liegt der Haken: Herman ist seit 2007 nicht mehr Moderatorin, weil sie bei der Vorstellung ihres Buchs "Das Prinzip Arche Noah" sagte, im Dritten Reich sei "vieles sehr schlecht gewesen", einiges aber auch gut, "zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter". Im deutschen Fernsehen fügte sie hinzu, unter den Nazis seien "auch Autobahnen gebaut worden, und wir fahren heute drauf". Und dass man über den Verlauf der deutschen Geschichte nicht sprechen dürfe, um nicht in Gefahr zu kommen. Als Herman im März 2007 in Bern auftrat, kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen Feministinnen und SVP-Männern. Die EDU Spiez sollte wohl noch einmal über ihre eigene Orientierung nachdenken.

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eduspiez.ch
http://www.edu-schweiz.ch/cms//fileadmin/dateien_website/sek_spiez/Startseite/100115_E_H.pdf

Wo die Familie gestärkt wird, ist die Gesellschaft stark!

Nie schien die Familie so bedroht zu sein wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Vernachlässigte Kinder, aggressive und alkoholsüchtige Jugendliche und überforderte Eltern formen das Bild einer orientierungslosen Gesellschaft. Begriffe wie Nächstenliebe und Gemeinsinn geraten in Vergessenheit.

Die TV-Moderatorin und Buchautorin

Eva Herman (www.eva-herman.de)
kommt nach Spiez und spricht zum Thema

Das Prinzip Arche Noah - Warum wir die Familie retten müssen

Donnerstag, 4. März 2010
20h00 im Lötschbergsaal
Eintritt frei, Kollekte

Egoismus und Wettstreit um die besten beruflichen Chancen bestimmen unseren Alltag. Was ist der Preis für den höheren Lebensstandard und für die Freiheit des Individuums?

http://www.eduspiez.ch

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ANTISEMITISMUS
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Thuner Tagblatt 9.2.10

Antisemitismus

 Die Kirche wehrt sich

 Nach dem Vorwurf, in der Gemeinde Sigriswil sei der Antisemitismus weit verbreitet, meldet sich die Kirchgemeinde zu Wort.

 "Der Kirchgemeinderat bedauert und verurteilt die Publikation dieser diskriminierenden Aussagen und distanziert sich in aller Form davon. Sie entsprechen nicht unserer christlichen Grundhaltung." Der Kirchgemeinderat von Sigriswil reagierte gestern mit einer Mitteilung auf die Berichterstattung nach der Publikation mutmasslich antisemitischer Texte im "Sigriswiler Anzeiger". Entschieden zurück wies der Kirchgemeinderat den Vorwurf, in Sigriswil sei der Antisemitismus weit verbreitet. Das sei eine "pauschale Verdächtigung". rop

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Antisemitismus

 Nun reagiert die Kirche in Sigriswil

 Die Publikation der mutmasslich antisemitischen Texte im Sigriswiler Anzeiger geben weiter zu reden. Der Kirchgemeinderat distanziert sich von der "pauschalen Verdächtigung", Antisemitismus sei in der Gemeinde weit verbreitet.

 Der Sigriswiler Kirchgemeinderat hat sich im Nachgang zur Berichterstattung über die Publikation der mutmasslich antisemitischen Texte von Otto Grossglauser aus Aeschlen im Sigriswiler Anzeiger mit dem Fall befasst. "Bei den von Otto Grossglauser unterzeichneten Publikationen handelt es sich um eine Kritik an gewissen Teilnehmern, Inhalten, Massnahmen und Zielsetzungen der ‹Agenda 21›. Diesen Titel trägt ein globales Entwicklungs- und Umweltprogramm für das 21.Jahrhundert, das an der UNO-Konferenz von 1992 in Rio de Janeiro von 172 Staaten beschlossen worden ist", schreibt der Kirchgemeinderat in einer Mitteilung.

 In den von Grossglauser verfassten Texten würden sich verleumderische Passagen über Weltjudentum und Zionisten befinden. "Der Kirchgemeinderat bedauert und verurteilt die Publikation dieser diskriminierenden Aussagen und distanziert sich in aller Form davon. Sie entsprechen nicht unserer christlichen Grundhaltung."

 Pauschale Verdächtigung?

 Weiter schreibt der Kirchgemeinderat, dass er die "pauschale Verdächtigung", Antisemitismus sei in der Gemeinde weit verbreitet, entschieden zurückweise. Die Unterstellung gründe auf Aussagen einer Person. Der Rat verurteilt die Art und Weise, wie die "verunglückte Publikation im TT in Boulevardmanier aufgebauscht worden ist".

 Der Kirchgemeinderat ist laut seiner Mitteilung weiter der Ansicht, dass weder die vorliegenden antisemitischen Aussagen noch die Art der journalistischen Bearbeitung im "Thuner Tagblatt" zum besseren Einvernehmen zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen beitragen. Dies jedoch bleibt auch weiterhin ein wichtiges Anliegen der Kirchgemeinde Sigriswil.
 rop

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RECLAIM THE STREET ZH
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Tagesanzeiger 9.2.10

Für einen Pikettdienst bräuchte Zürich 200 bis 300 neue Polizisten

Der Saubannerzug vom Samstag überraschte die Zürcher Stadtpolizei, die nur regulär Dienst tat.

Von Stefan Hohler

 Die Stadtpolizei Zürich war erst eine knappe Stunde vor dem Beginn der "Reclaim the Streets"-Party über den Anlass im Bild. Die Mobilisierung für die als Saubannerzug endende Demonstration vom Samstagabend in den Stadtkreisen 4 und 5 hat die Polizei völlig überrascht.

 Zusammengetrommelt wurden die rund 500 Teilnehmer - bestehend aus Hausbesetzern, Partygängern, FC-Fans und Linksautonomen - via SMS, Facebook und Miniflyers. Wie ein Teilnehmer sagt, hatte anfänglich nichts auf eine gewalttätige Demonstration hingewiesen. Doch der ursprüngliche Tanzumzug zeichnete schon bald eine Spur der Zerstörung. Rund hundert gewaltbereite Chaoten schlugen im Langstrassenquartier Ladenscheiben ein und besprayten Autos, Gebäude und VBZ-Haltestellen. Der Sachschaden beträgt mehrere Hunderttausend Franken.

 Dass es zu keinen Verhaftungen gekommen ist, erklärt Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei, mit der geringen Zahl von Polizisten, welche am Wochenende regulär Dienst hatten. Die Polizisten hätten aber ein Eindringen der Demonstranten in die Innenstadt über die Stauffacherbrücke verhindern können. Um bei aussergewöhnlichen Grossereignissen wie am Samstagabend rechtzeitig reagieren zu können, bräuchte man 200 bis 300 zusätzliche Polizisten. Cortesi wollte sich nicht darüber äussern, wie die Polizei in Zukunft mit ähnlichen Aufrufen zu illegalen Demonstrationen umgeht. Offen ist auch, ob die Chaoten allenfalls bei der Auswertung der Videokameras an den vielen Gebäuden zur Rechenschaft gezogen werden können.

 In Pressemitteilungen verlangen FDP und SVP, dass die Polizei rasch ein Dispositiv erstellt, damit solche "überraschenden" Ereignisse von Anfang an unterbunden werden können. Zudem sollten ausreichend Reservetruppen geschaffen werden.

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Spontandemonstration überfordert die Zürcher Stadtpolizei

Ständige Einsatztruppe für unerwartete Grossereignisse bräuchte 200 bis 300 zusätzliche Polizisten.

Von Stefan Hohler und Maria Rodriguez

 Zürich - Nach den gewalttätigen Ausschreitungen vom Samstag stellt sich die Frage, warum die Polizei nichts vom geplanten Umzug durch die Kreise 4 und 5 wusste. Zur Teilnahme war durch SMS, Facebook und verteilte Miniflyers am Fussballspiel FCZ gegen Xamax aufgerufen worden. "Reclaim the Streets. Heute Samstag 6. 2., 22 Uhr, Carparkplatz Zürich" lautete die Botschaft, von welcher der zuständige Pikettoffizier erst am Samstagabend gegen 21.15 Uhr erfuhr, wie Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei, gestern sagte. Man habe keine Hinweise auf eine gewalttätige Demonstration gehabt. "Wegen eines solchen Zettelchens über hundert Polizisten aufzubieten, wäre unverhältnismässig und übertrieben gewesen." Der zuständige Einsatzleiter habe aufgrund der vorliegenden Information nicht mit mehreren Hundert Demonstranten rechnen müssen, sagte Marco Cortesi. Im öffentlich zugänglichen Teil von Facebook und anderen Internetforen seien keine Aufrufe oder Hinweise zu finden gewesen.

 Aus Datenschutzgründen darf die Stadtpolizei nicht verdeckt ermitteln und recherchieren.

 Schwarzer Block war dabei

 Ursprünglich war eine nächtliche Party "Reclaim the Streets" ("Holt euch die Strasse zurück") mit mobiler Bar auf einem Lastwagen und verschiedenen weiteren Fahrzeugen mit Musik geplant. Unter den Organisatoren waren Besetzer des von Räumung bedrohten ehemaligen Tramdepots Kalkbreite sowie weitere Leute aus der Besetzerszene. Auf dem Carparkplatz beim Hauptbahnhof versammelten sich aber auch Partygänger, FC-Fans und Autonome. Der Tanzumzug durch die Limmat- und Langstrasse entwickelte sich zu einer gewalttätigen Demo. Teilweise vermummte Chaoten aus der autonomen Szene begannen - im Schutz der Menge - Ladenfenster einzuschlagen und Autos, Häuser und VBZ-Stationen zu besprayen mit Parolen wie "Heraus zum 1. Mai", "Gegen Sexismus und Homophobie" oder "Wir scheissen auf eure Aktion Respekt". Daneben wurden auch viele unpolitische "Tags" (Signaturkürzel) angebracht. Betroffen von massiven Sachbeschädigungen waren McDonald's, das Goldschmiedegeschäft Christian, das Restaurant Hooters und die Filiale der Zürcher Kantonalbank an der Langstrasse, Mercedes an der Badenerstrasse sowie das Glasgebäude des "Tages-Anzeigers" bei der Stauffacherbrücke. Dort eskalierte die Situation, als sich einige Dutzend Polizisten dem rund 500-köpfigen Saubannerzug entgegenstellten und ihn stoppten. Gegen 1 Uhr nachts war der Spuk zu Ende. Die Demonstranten verzogen sich. Sie hinterliessen Sachschäden, die sich auf mehrere Hunderttausend Franken summieren. Dass es zu keiner einzigen Verhaftung kam, erklärte Cortesi mit der geringen Zahl an Polizisten. Sie hätten aber gute Arbeit geleistet und verhindert, dass die Chaoten in die Innenstadt vordrangen.

 Kurzfristige Einsätze schwierig

 Warum hat die Stadtpolizei keinen Pikettdienst für solche Fälle? "Nur Pikett-offiziere, Führungskräfte und Fachspezialisten sind in den Pikettdienst eingebunden", sagte Cortesi. Das Polizeiaufgebot werde den jeweiligen Anlässen angepasst. Die beiden Sportanlässe am Wochenende (FC - Xamax und ZSC - Davos) seien zu Recht als Nicht-Risiko-spiele eingeschätzt worden. Eine kurzfristige Rekrutierung zusätzlicher Polizisten sei nicht möglich gewesen, erklärte Cortesi.

 Weitere Polizisten hätten telefonisch aufgeboten werden müssen, was eine Vorlaufzeit bedinge. Das Gleiche gelte auch für Wasserwerfer, die am Samstag nicht zum Einsatz kamen. Diese würden erst dann bereitgestellt, wenn man sie wirklich brauche. Zudem könnten diese Fahrzeuge nur von Spezialisten bedient werden. Man hätte Polizisten an ihrem freien Tag aufbieten müssen, um die Wasserwerfer einsatzbereit zu machen.

 Um bei aussergewöhnlichen und unerwarteten Grossereignissen wie am Samstagabend eine ständige Einsatztruppe bereitzuhaben, bräuchte man 200 bis 300 Polizisten mehr. Das würde es ermöglichen, dass täglich 25 bis 30 Polizisten als Einsatzreserve ohne zusätzliche Aufgaben zur Verfügung stünden, sagte Cortesi: "Das würde aber jährliche Zusatzkosten in Millionenhöhe bedeuten."

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 Ein Teilnehmer berichtet

 "Wir alle erwarteten einen Polizeieinsatz"

 "Das SMS kommt am Samstagnachmittag: ‹Reclaim the Streets. Kommt zahlreich!› Es stammt von einer Kollegin, die es wiederum von einer Kollegin erhalten hatte. Der Freundeskreis reagiert aufgeregt. Die letzte ‹Reclaim the Streets› im Herbst 2003 ist vielen als legendärer Abend im Gedächtnis geblieben. Ein Abend, an dem das junge Zürich trotz Tränengasnebel und Gummischrotregen seine Lebendigkeit bewies. Leider klappte das nicht ohne Sachbeschädigungen. Aber die Euphorie dominiert die Erinnerung.

 Am Samstagabend um zehn sieht alles nach einer gelungen Wiederholung aus. Es ist kühl, aber trocken. Zwei Disco-Mobile, eines als Polizeiauto bemalt, sorgen für den Sound. Der DJ trägt ein Kostüm aus blinkenden Glühbirnen, sorgfältig hergerichtet wie für einen Fastnachtsumzug. Die Mehrheit der Teilnehmer sind weder Hooligans noch Linksautonome, sondern junge Zürcher, die studieren oder normalen Jobs nachgehen. Sie halten Zürich für zu durchkommerzialisiert und freuen sich auf einen Abend, der sich nicht an den immer gleichen fünf Orten abspielt. Dann geht es los. Man tanzt - die Musik unterscheidet sich kaum von einer Klubnacht - schwatzt, trifft Bekannte und geniesst es, in der Mitte der Fahrbahn über die Limmatstrasse zu spazieren. Aus einem gemieteten Lieferwagen wird Suppe und Bier verkauft. Der halbe Liter kostet 3 Franken. Übermässig betrunken scheint niemand. Am Rande des Zuges rennen Maskierte hin und her, sie wirken jung, mit Schablonen versprayen sie Gebäude. Niemand weist sie zurecht. Polizisten sind weit und breit keine zu sehen. Zuschauer laufen spontan mit, Flyer, die gegen die Räumung des Kalkbreite-Areals protestieren, machen die Runde.

 Beim McDonald's an der Langstrasse klirren die ersten Scheiben. Wir gehen am Ende des Zuges und haben von der Aktion nichts mitbekommen. Man schüttelt die Köpfe - ‹so billig, was hat McDonald's mit Freiflächenmangel zu tun?› - und spaziert weiter. In der Langstrassenunterführung bricht Jubel aus. Wo sonst Autos röhren, tun dies nun die Bässe. Beim Hooters vor dem Helvetiaplatz zertrümmern Vermummte die Scheiben, es folgen die ZKB und die Mercedesgarage 200 Meter weiter. Die üblichen Klischee-Ziele. Die Zerstörungen geschehen ausgesprochen schnell. Nach ein paar Sekunden haben sich die Vermummten wieder unter die Menge gemischt.

 Alle erwarten den Polizeieinsatz, doch er kommt nicht. Offenbar auch zur Überraschung der Organisatoren. Der Zug stockt mehrmals, als ob über die Richtung diskutiert werde. Schliesslich bewegt er sich über die Stauffacherstrasse Richtung Innenstadt, bis die Polizei die Brücke über die Sihl blockiert. Man hört Schreie, Glasscheiben zersplittern, Feuerwerk explodiert, Tränengas breitet sich aus, Maskierte spurten herum. Einer blutet im Gesicht. Die Discowagen und das Barauto sind in Seitenstrassen verschwunden. Der Zug verzettelt sich. Kurz darauf sammeln sich die Teilnehmer erneut auf der Badenerstrasse. Es sind bedeutend weniger als zuvor. Die Stimmung ist gedrückt. Die meisten gehen enttäuscht nach Hause. Die grosse Party auf Zürichs Strassen ist ausgeblieben. In Erinnerung bleiben die Schäden."

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Polizei sind die Hände gebunden

Stefan Hohler

 Stefan Hohler über die Schlüsse, die aus dem Saubannerzug vom Samstagabend zu ziehen sind.

 Dass sich rund 500, vornehmlich junge Leute an einem Samstagabend in Zürich zu einer illegalen Demonstration verabreden und versammeln können, ohne dass die Stadtpolizei im Vorfeld davon etwas erfährt, überrascht und gibt zu denken.

 Warum hat sie von der in Facebook und mit SMS angekündigten Versammlung auf dem Carparkplatz beim Hauptbahnhof erst knapp eine Stunde vor Beginn überhaupt erfahren?

 Die Antwort ist einfach und banal: Ihr sind die Hände gebunden. Verdeckte Recherchen und Ermittlungen sind ohne konkreten Tatverdacht aus Datenschutzgründen verboten. Nur bei Hinweisen auf besonders schwere Straftaten kann sie vorab ermitteln.

 Die Polizei darf folglich nur in öffentlich zugänglichen Internetforen und Chatrooms nach Informationen suchen, nicht aber einschlägige Internetplatformen hacken.

 Dass nach dem Saubannerzug die verschiedenen Parteien kurz vor den kommenden Stadtratswahlen im März jetzt Stimmung machen und nach mehr Polizisten rufen, ist nicht überraschend und gehört zum Wahlkampf. Unabhängig davon wird die Stadtpolizei längerfristig nicht darum herumkommen, an Wochenenden eine zusätzliche Einsatztruppe bereitzuhalten.

 Nicht in erster Linie wegen gewalttätigen Auseinandersetzungen wie am letzten Samstagabend - die wohl eine Ausnahmeerscheinung bleiben werden -, sondern vielmehr wegen der grossen Zahl von Partygängern in Aussersihl und dem Industriequartier an Wochenenden und dem damit gegebenen Konfliktpotential. Schon jetzt ist indessen klar, dass die Zahl von 200 bis 300 zusätzlichen Polizisten, die für eine tägliche Einsatzreserve nötig wäre, den finanziellen Rahmen bei weitem sprengen würde.

 Die Stadtpolizei Zürich wird sich deshalb Gedanken machen müssen, wie bei ähnlich "überraschenden" Ereignissen kurzfristig mehr Polizisten aufgeboten werden können. Sei es durch die zusätzliche Unterstützung durch die Kantonspolizei oder eine vermehrte Verlagerung des bestehenden Personals an die Front.

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NZZ 9.2.10

Die politische Debatte nach der Verwüstung
 
Zürcher Politik und Polizei uneins

 zas. ⋅ Nach den Krawallen vom Wochenende in den Zürcher Kreisen 4 und 5 sind sich Polizei und Politiker über das Vorgehen bei Ausschreitungen uneinig. Die Stadtpolizei ist der Meinung, mit den vorhandenen Mitteln das Optimum herausgeholt zu haben. Die Politiker aller Couleur hingegen verlangen eine Verbesserung im Polizeidispositiv. Insbesondere wird eine mobile Einsatzgruppe gefordert.

 Zürich und Region, Seite 15

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Die Debatte nach der Verwüstung

 Nach den Ausschreitungen in Zürich rechtfertigt sich die Polizei, während die Politiker Forderungen stellen

 Die Stadtpolizei Zürich ist der Meinung, mit den vorhandenen Mitteln das Optimum herausgeholt zu haben. Demgegenüber verlangen Politiker aller Couleurs Verbesserungen im Polizeidispositiv nach den Ausschreitungen vom Wochenende.

 Marcel Gyr

 Auch am Montag haben sich viele noch immer die Augen gerieben angesichts der massiven Schäden, die in der Nacht auf Sonntag einige hundert Krawallmacher in den Zürcher Stadtkreisen 4 und 5 angerichtet haben. Scheinbar aus heiterem Himmel zog am späten Samstagabend ein kurzfristig aufgebotener Mob ohne ersichtliches Anliegen durch die Strassen. Aus dessen Mitte zerstörten vermummte Gestalten ungestört Autos, Schaufenster und Geschäftslokale. Die Polizei war offensichtlich überrumpelt und konnte der Eskalation von Gewalt erst nach Mitternacht einigermassen Einhalt gebieten.

 Sinnlose Gewalt

 Für sie sei absolut unerklärlich, was sie am Samstag auf dem Nachhauseweg gesehen habe, sagt Beatrice Reimann, Co-Präsidentin der Stadtzürcher SP, die in der Nähe des Stauffachers wohnt. Ohne dass der geringste Ansatz einer politischen Forderung wahrzunehmen gewesen sei, hätten die Teilnehmer äusserst mutwillig und mit roher Gewalt Sachen zerstört. "Sinnloser geht es nicht mehr", urteilt die Zürcher Gemeinderätin. Was Reimann ebenfalls aufgefallen ist, war die ihrer Meinung nach lange Reaktionszeit der Stadtpolizei Zürich. Es habe schon sehr lange gedauert, bis die Polizisten eingegriffen hätten, sagt sie.

 In Vertretung des Kommandanten Philipp Hotzenköcherle, der am Montag wie Polizeivorsteherin Esther Maurer für die Medien für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung stand, reagierte Pressesprecher Marco Cortesi auf den Vorwurf. Angesichts der zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte und der ausserordentlichen, nicht vorhersehbaren Situation habe man das Optimum herausgeholt, ist Cortesi überzeugt. Erst um etwa 21 Uhr 15 sei man im Anschluss an das Fussballspiel des FC Zürich auf einen kleinen Zettel gestossen, mit dem die Bewegung "Reclaim the Streets" für 22 Uhr auf den Carparkplatz hinter dem HB lud. Laut Cortesi wäre es aber unverhältnismässig gewesen, deshalb präventiv eine Hundertschaft Polizisten aufzubieten. Zumeist handle es sich bei solchen Aufrufen um harmlose Partys, die allenfalls wegen Lärmbelästigungen Probleme bereiteten.

 Urs Egger, Zürcher FDP-Präsident und Stadtratskandidat, appelliert nach den Ereignissen vom Wochenende, dem Thema Sicherheit den gebührenden Raum im Wahlkampf zu geben. Konkret fordert er, auf den SVP-Antrag vom letzten Dezember zurückzukommen und das Korps der Stadtpolizei um 15 Stellen auszubauen. Damit soll vor allem die Arbeit an der Front mit einer mobilen Einsatzgruppe verstärkt werden. Dieser Forderung wird auch in einer Fraktionserklärung von SVP/EDU im Kantonsrat Nachdruck verliehen. Statt in Kultur- und Vergnügungsangebote sollten vermehrt finanzielle Mittel in die Stärkung der Polizeiorgane eingesetzt werden, heisst es in der Fraktionserklärung.

 Polizeisprecher Marco Cortesi relativiert allerdings. Mit 15 zusätzlichen Stellen sei nicht viel auszurichten. Um einen effektiven, allzeit bereiten Einsatzdienst mit 25 bis 30 Polizisten zu schaffen, brauche es schnell 200 bis 300 zusätzliche Stellen, was sich mit einem entsprechenden Millionenbetrag im Budget auswirke. Es liege deshalb an der Bevölkerung beziehungsweise an der politischen Instanz, wie viel ihr ein solcher Bereitschaftsdienst wert sei.

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 "Reclaim the Streets" und Massen-Mobilisation

 tri. ⋅ Zwei Tage nach den schweren Ausschreitungen ist noch nicht restlos geklärt, wer die Demonstration unter dem Slogan "Reclaim the Streets" ("Holt euch die Strassen zurück") organisiert hat. Wie Polizeisprecher Marco Cortesi auf Anfrage sagte, sind die Ermittlungen noch im Gang. Schon jetzt lasse sich aber feststellen, dass der harte Kern von rund hundert Krawallanten aus der linksautonomen Szene stammte. Es handelt sich dabei laut Augenzeugenberichten um Personen aus dem Umfeld der Revolutionären Jugend Zürich und des Revolutionären Aufbaus sowie der Hausbesetzer- oder der illegalen Partyszene. Wie die an Fassaden und Schaufenster gesprayten Tags "031" vermuten lassen, beteiligten sich aber auch Mitglieder einer an linksautonomen Demonstrationen häufig anzutreffenden Sprayergruppe aus Bern an den Vandalenakten. Den offenbar gewaltbereiten Linksautonomen schlossen sich in der Folge nicht nur Fussball-Hooligans des FCZ, sondern auch knapp dreihundert, zum Teil betrunkene Partygänger an, die sich ebenfalls zu Gewalttaten hinreissen liessen.

 Mobilisiert wurden die Leute gemäss Medienberichten über die Internetplattform Facebook und per SMS. Laut Cortesi recherchiert die Polizei aus datenschutzrechtlichen Gründen jedoch nur im öffentlich zugänglichen Bereich von Websites wie Facebook. So wurde die Polizei erst hellhörig, als nach dem Heimspiel des FCZ entsprechende Flyer verteilt wurden. Gemäss Recherchen der NZZ zirkulierten "Reclaim the Streets"-Sticker jedoch bereits einige Tage zuvor in der Stadt, über die man sich für einen SMS-Dienst anmelden konnte. Die SMS mit der Ankündigung des Treffpunktes und der Aufforderung, die Nachricht weiterzuleiten, wurde am Samstag versandt. "Reclaim the Streets" gilt als Bewegung, die seit Jahren mit meist friedlichen Tanz-Partys in Städten gegen mehr Regeln und Restriktionen im öffentlichen Raum demonstriert. In Zürich war es aber schon 2003 an einer solchen Veranstaltung zu heftigen Krawallen gekommen. Der Sachschaden betrug damals rund 80 000 Franken.

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Neue Form der Gewalt
 
Mehr Polizei hat ihren Preis

 -yr. ⋅ Am späten Samstagabend ist die Stadtpolizei Zürich auf dem falschen Fuss erwischt worden. Einer äusserst heterogenen Menge von einigen hundert Krawallmachern, die sich zeitweise in einen Gewaltrausch hineinzusteigern schienen, konnte nicht innert nützlicher Frist Paroli geboten werden. Entlang der Route des Saubannerzugs wurden innerhalb kurzer Zeit Schäden angerichtet, die jene des letztjährigen 1. Mai bei weitem übersteigen. Betroffen sind vor allem auch kleine Gewerbebetriebe, denen die entstehenden Kosten, und sei es nur durch erhöhte Versicherungsprämien, schnell einmal an die Substanz gehen.

 Zusammengerottet hat sich am Samstag ein Konzentrat an Unruhestiftern, wie sie seit längerem die Polizei und die Anwohnerschaft rund um die Langstrasse und den Escher-Wyss-Platz auf Trab halten: angetrunkene Partygänger, Fussball-Hooligans, Linksautonome, Häuserbesetzer, Action-suchende Szene-Leute. Es mag sogar sein, dass die unbekannten Veranstalter, die kurzfristig per SMS und Handzettel mobilisiert hatten, selber überrumpelt worden sind von der völlig sinnlosen Gewalt, die sich alsbald entlud.

 Vielleicht ein bisschen Ärger über die härtere Gangart der Polizei im Zürcher Vergnügungsviertel, möglicherweise ein wenig Unverständnis über die bevorstehende Schliessung eines besetzten Hauses an der Kalkbreite, allenfalls sogar ganz banaler Frust über das 0:0 des kriselnden FC Zürich gegen Xamax - derartige Verstörungen reichten offenbar, auf alles einzuschlagen, was sich dem wütenden Mob anbot.

 Aufgabe der Polizei ist es, solch sinnloses Tun zu unterbinden. Einfach ist dies allerdings nicht angesichts der äusserst schnellen Mobilisierung, die durch einen SMS-Dienst oder durch Internet-Netzwerke ermöglicht wird. Diesbezüglich ist zu klären, wie weit in diesem Bereich eine verdeckte Ermittlung durch die Polizei möglich ist. Im jetzigen Fall hätte es allerdings gereicht, die Augen offenzuhalten. Im Vorfeld wurden offenbar Kleber gestreut, auf denen unter dem Kürzel RST für "Reclaim the Streets" eine Handy-Nummer für den SMS-Dienst angegeben war.

 Betreffend die mobile Einsatzgruppe, die jetzt von politischer Seite gefordert wird, muss man sich der Kosten bewusst sein. Ein solcher Dienst ergibt nur Sinn, wenn er das ganze Jahr rund um die Uhr zur Verfügung steht. Das bindet eine grosse Menge an Manpower. Die Begrenzung der Schäden am 1. Mai beispielsweise wurde mit einem Polizeiaufgebot erreicht, dessen Kosten sich für einen Tag auf weit über eine halbe Million Franken belaufen.

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Landbote 9.2.10

Nach Randale: Mehr Polizei verlangt

Zürch - Ein ständiger Bereitschaftstrupp soll die Stadtpolizei Zürich bei aussergewöhnlichen Ereignissen flexibler machen. Das fordern bürgerliche Politiker, nachdem Chaoten in der Nacht auf den vergangenen Sonntag in Zürich eine Spur der Verwüstung und einen Sachschaden von mehreren Hunderttausend Franken hinterlassen haben. Die Stadtpolizei hatte zwar im Vorfeld, aber erst zu spät von der unbewilligten Demonstration erfahren und deren unheilvolle Dynamik unterschätzt. Initianten der Demo waren zwar Linksautonome vom Schwarzen Block. Angeschlossen hatten sich ihr aber auch Hooligans und viel Partyvolk. (pfr) lSeite 17

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Saubannerzug bringt Polizei in die Kritik

Peter Fritsche

 Nach den massiven Ausschreitungen vom Wochenende steht auch die Stadtpolizei Zürich am Pranger. Obschon sie gewusst hat, dass es eine Demonstration geben würde, liess sie sich überrumpeln. Politiker fordern nun mehr Geld für die Polizei.

 Zürich - Man sei "völlig überrumpelt" worden, hiess es von Seiten der Stadtpolizei am Sonntag, nachdem in der Nacht zuvor eine vom linksautonomen Schwarzen Block angezettelte Demonstration zu einem zerstörerischen Saubannerzug durch Zürich ausgeartet war ("Landbote" von gestern). Gestern wurde nun bekannt: So ganz aus heiterem Himmel waren die Randale nicht gekommen. Auf einem Handzettel und auf Facebook hatte der linksautonome Schwarze Block zur Demo unter dem Motto "Reclaim the Streets" aufgerufen. Reto Casanova, Sprecher des Stadtzürcher Polizeidepartements, bestätigt: "Der Flyer wurde unter anderem während des FCZ-Matches im Letzigrundstadion verteilt." Laut Stadtpolizeisprecher Marco Cortesi war es aber bereits 21.15 Uhr, als der Flyer einer Polizistin in die Finger kam und sie die Information an den Einsatzleiter weitergab.

 Offenbar zu spät, um genügend Polizeibeamte für mögliche Ausschreitungen bereitzustellen. Die Demo startete um 22 Uhr. Cortesi: "Das reicht einfach nicht, um 50 oder gar 100 Polizisten zusätzlich aufzubieten." Ansonsten habe man wohl in den öffentlich zugänglichen Internetforen Ausschau gehalten, aber keine Hinweise auf die Demo gefunden.

 Offenbar rechnete die Stadtpolizei auch nicht mit der unheilvollen Dynamik, die sich an jenem späten Samstagabend entwickeln würde. Solche Demos unter dem Titel "Reclaim the Streets" seien in den letzten Jahren mit einer Ausnahme stets ohne Ausschreitungen abgelaufen, sagt Cortesi. Doch anders als an vergleichbaren Abenden entwickelte der Zug diesmal eine grosse Anziehungskraft. Lediglich rund 100 Personen liessen sich zum Kreis der Linksautonomen zählen. Dazu kamen laut Cortesi 30 bis 50 FCZ-Hooligans. Der grosse Rest - über 300 Personen - waren Mitläufer aus dem samstäglichen Partyvolk. Laut Departementssprecher Casanova ist diese Mischung ein Novum: "Eine Allianz dreier solch unterschiedlicher Gruppierungen - das gab es bislang noch nie." Die Stadtpolizei sei also auf dem falschen Fuss erwischt worden und habe deshalb nicht genügend Beamte losschicken können. Zu wenig Leute auch, um jemanden unter stichhaltigen Gründen zu verhaften, wie Casanova erklärt. "Ohne Beweise ist der Betreffende nach zwei Stunden wieder draussen."

 "Rechtsstaat hat kapituliert"

 Allen Erklärungs- und Rechtfertigungsversuchen zum Trotz hagelte es gestern Kritik an die Adresse der Stadtpolizei. "Liebe Chaoten, kommt nach Zürich und lasst die Sau raus. Es passiert euch nichts", schrieb einer höhnisch in ein Internetforum. Ein Saubannerzug ohne Festnahmen und Konsequenzen für die Chaoten - das komme einer "zumindest zeitweiligen Kapitulation des Rechtsstaates gleich", kritisierten EDU und SVP in einer gemeinsamen Fraktionserklärung in der gestrigen Kantonsratssitzung. Die beiden Parteien forderten eine Verstärkung des Polizeikorps. Die FDP stiess in einer Mitteilung ins gleiche Horn: Die Polizei müsse in der Lage sein, "rasch ein Dispositiv zu erstellen", um auf solch überraschende Ereignisse angemessen reagieren zu können. Man sei auch bereit, "die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen".

 Die "nötigen Mittel", das wäre eine stattliche Summe. Laut Polizeisprecher Cortesi würde ein solcher Bereitschaftstrupp bis zu vier Millionen Franken kosten - pro Jahr. Und um allzeit bereit zu sein, wären 200 bis 300 Polizisten nötig. "Politiker und Bevölkerung müssen entscheiden, ob das nötig ist und ob sie das wollen." Die Stadtpolizei will den Fall auch intern diskutieren und analysieren.

 Gummischrot und Tränengas

 Rund 400 bis 500 Personen hatten in der Nacht auf Sonntag zwischen dem Langstrassenquartier und dem Stauffacher eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Erst bei der Stauffacherbrücke hatte die Polizei dem Treiben mit Gummischrot und Tränengas Einhalt gebieten können. Chaoten hatten Leuchtpetarden, Flaschen und Steine geworfen. Ein Polizist wurde verletzt. Sachschaden: mehrere Hunderttausend Franken.

Peter Fritsche

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Aargauer Zeitung 9.2.10

Nach Zürcher Krawallen: Ruf nach mehr Polizisten

 Politiker wollen Unterbestände in den Polizeikorps nicht mehr dulden

 Schon lange haben die Korps zu wenig Polizisten. Doch die Politik hat das Problem auf die lange Bank geschoben. Das könnte sich nach den Krawallen in Zürich nun endlich ändern.
 
Karen Schärer, Daniel Winter

 Nach den Ausschreitungen in Zürich gewinnen jene Aufwind, die eine Verstärkung der Polizeikorps fordern. Denn als in der Nacht auf Sonntag zwischen 400 und 500 Demonstranten durch Zürich zogen und hohe Sachschäden anrichteten, musste sich die überrumpelte Polizei mit Schadensbegrenzung begnügen.

 Lukas Reimann (SVP/SG) sagt: "Mit mehr Leuten hätte man die Zerstörung kleiner halten können." Pius Segmüller (CVP/LU) doppelt nach: "Damit die Polizei nicht immer zu spät kommt, sind mehr Leute nötig." Sein Vorschlag: Der Bund soll die Ausbildung einer gewis-sen Anzahl Polizisten finanzieren und so die Kantone motivieren, mehr Polizisten einzustellen. Segmüllers Vorstoss wurde vom Nationalrat überwiesen und wird im März im Ständerat behandelt.

 Die Forderung nach stärkerer Polizeipräsenz kommt für den Sprecher des Zürcher Polizeidepartements, Reto Casanova, nicht überraschend: "Konsequenterweise brauchten wir dann aber eine 50-köpfige Einsatztruppe, die in mehreren Schichten rund um die Uhr verfügbar wäre."

 Dazu würden laut Casanova 200 bis 300 neue Polizisten benötigt. Und das kostet. Ein "derart teures Projekt", so Casanova, müsste vom Parlament, allenfalls gar vom Volk beschlossen werden.

 Seiten 2, 5, 11

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Bund soll für mehr Polizei sorgen

 Nach den Krawallen in der Stadt Zürich bekommt der Ruf nach mehr Polizei wieder Auftrieb

 In der kommenden Session wird ein Vorstoss behandelt, der 3000 zusätzliche Polizisten fordert. Unter dem Eindruck der Zerstörungen in Zürich gewinnt der Vorstoss an Brisanz.

Karen Schärer

 Eingeschlagene Scheiben und Schaufenster, Sprayereien, demolierte Autos - und eine Polizei, die den chaotischen Demonstrationszug erst nach Stunden stoppt. Die rund 500 Demonstranten konnten nahezu unbehelligt durch die Zürcher Kreise 4 und 5 ziehen. Völlig überrumpelt musste die Polizei Korpsangehörige, die im regulären Dienst standen, mit Schutzkleidung ausrüsten, bevor sie sich dem Demonstrationszug entgegenstellen konnte. Sachschäden in der Höhe von mehreren hunderttausend Franken sind die Folge der Demo.

 Um einer solch spontanen Demonstration jederzeit Herr zu werden, brauche es viel grössere personelle Ressourcen, sagte Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei. Sogleich wurden in Zürich von links bis rechts Rufe nach einer Verstärkung der Polizeikräfte laut.

 Parlament berät Polizei-Verstärkung

 Damit steht Zürich nicht alleine da: Auch auf nationaler Ebene wird schon seit längerem über eine Verstärkung der Polizeikorps diskutiert. Das Problem nur: Die Polizeihoheit liegt bei den Kantonen. Die Behandlung eines Vorstosses von CVP-Nationalrätin Viola Amherd (VS), in dem sie 3000 zusätzliche Polizisten für die Schweiz forderte, wurde immer wieder vertagt und schliesslich vergangenes Frühjahr abgeschrieben.

 Anders ergeht es nun aber einem fast gleich lautenden Vorstoss von Pius Segmüller (CVP/LU). Der Vorstoss wurde letzten Sommer vom Nationalrat überwiesen und wird in der kommenden Frühlingssession im Ständerat behandelt. "Der Bund soll die Kantone motivieren, mehr Polizisten einzustellen", fordert Segmüller. Sein Vorschlag: Der Bund soll die Ausbildung einer gewissen Anzahl Polizisten finanzieren.

 Bei der CVP bekräftigt man die Forderung nach mehr Polizei seit Jahren, verschiebt den Akzent allerdings immer wieder. Vor zwei Jahren präsentierte die Partei Vorschläge, wonach die neuen Polizisten nur mit Schlagstöcken bewaffnet sein und vor allem Präsenz markieren sollten. "Um diese Polizisten geht es bei meinem Vorstoss nicht", sagt nun aber Segmüller. Er fordert, die zusätzlichen Polizisten sollen als "Sicherheitspolizisten" eingesetzt werden.

 Um Ereignisse wie die Krawalle vom Wochenende zu verhindern, schlägt der ehemalige Polizeikommandant der Stadt Luzern vor, dass einzelne Polizisten zu politischen Gruppierungen Kontakt pflegen sollen - wie es heute im Bereich der Fussball-Fanclubs gemacht wird.

 Max Chopard (SP/AG), Mitglied der sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats, sagt, er sei einig mit Segmüller, dass es in der Schweiz einen Unterbestand an Polizisten gebe. Chopard spricht von 1000 bis 2000, Segmüller von bis zu 3000. Wie Chopard betont auch Kommissionskollegin Evi Allemann (SP/BE) den grossen Druck, unter dem die Polizeikorps stünden. Allemann sagt: "Es wäre hilfreich, wenn die Polizeibestände mittelfristig aufgestockt würden." Denn eine Million Überstunden zeugten davon, dass die Polizeibestände zu tief seien für die Aufgaben, die man an sie stellt. Aus staatspolitischen Gründen dürfe es auch nicht sein, dass die Polizei bei Grossanlässen die Armee um Hilfe bitten müsse.

 Kommission lehnt Vorstoss ab

 Zwar wird Segmüllers Vorstoss bald im Ständerat behandelt. Doch ob damit Bewegung in die Sache kommt, ist ungewiss. Denn wie Bruno Frick (CVP/SZ), Präsident der sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats, auf Anfrage sagt, empfiehlt die Kommission den Vorstoss zur Ablehnung. "Die Kommission ist der Meinung, dass die Kantone ihre Polizeiangelegenheiten selbst regeln können und sollen. Der Bund soll sich raushalten", begründet Frick.

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Kommentar

Mit Mass, bitte sehr

Karen Schärer

 Der materielle Schaden, den die 400 bis 500 Demonstranten in der Nacht auf Sonntag in Zürich angerichtet haben, ist immens. Er geht wohl in die Hunderttausende von Franken. Umso ärgerlicher, dass wohl niemand zur Rechenschaft gezogen werden kann. Denn verhaftet wurde niemand. Die Polizei konnte den Sachschaden bloss begrenzen, nicht verhindern. Dass unter dem Eindruck der Zerstörungen der Ruf nach mehr Polizei lauter wird, ist verständlich. Und doch falsch.

 Ein Einzelereignis darf nicht die Entwicklung hin zu einem Polizeistaat begünstigen. Richtet man die Polizeibestände auf Ereignisse wie die unbewilligte Demo vom Samstag aus, fehlt das Geld an anderen Orten.

 Nicht ein aussergewöhnliches Ereignis soll die Grösse der Polizeikorps bestimmen, sondern der Alltag. Und hier gibt es tatsächlich Gründe, die ein moderates Aufstocken der Polizeikräfte in der Schweiz rechtfertigen. Seit langem ist bekannt, dass die Polizeibestände zu tief sind. So haben Angehörige der Polizei eine ganze Million Überstunden angehäuft.

 Die Polizei hat nicht genug Kräfte, um all die Aufgaben zu erfüllen, die man an sie stellt. Dies zeigt sich, wenn sie beispielsweise bei Grossanlässen wie der Euro 08 die Armee um Unterstützung bitten muss.

 Wenn nun die Krawalle die Frage der Mittel für die Polizei wieder aufbringen, ist das gut. Denn eine Aufstockung der Polizeikorps ist schon lange angezeigt. Doch mit Mass, bitte sehr.

 karen.schaerer@azag.ch

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20 Minuten 9.2.10

250 neue Polizisten für Eingreiftruppe?

 ZÜRICH. Nach den Krawallen vom Samstag wird eine Aufstockung der Stadtpolizei Zürich diskutiert. Doch die neue Eingreiftruppe würde teuer.

 Die Stadtpolizei Zürich wurde durch die "Blitz-Demo" und die Krawalle vom Samstag völlig überrumpelt (20 Minuten berichtete). Um künftig für solch überraschende Ereignisse gerüstet zu sein, müsste die Stadtpolizei eine etwa 50-köpfige Bereitschaftstruppe schaffen, die sieben Tage pro Woche 24 Stunden einsatzbereit wäre, sagt Reto Casanova, Sprecher des städtischen Polizeidepartements: "Weil die Polizei in fünf Schichten arbeitet, müssten mindestens 250 neue Beamte eingestellt werden." Die Millionenausgaben, die dafür nötig wären, müssten vom Gemeinderat und möglicherweise auch vom Volk bewilligt werden.

 Zürichs Polizeivorsteherin Esther Maurer (SP) wollte sich gestern nicht zu den Krawallen äussern. Laut ihrem Sprecher Casanova ist sie jedoch zufrieden mit der Arbeit der Stadtpolizei: "Stadträtin Maurer ist der Meinung, dass die Polizei im Rahmen des Möglichen das Richtige getan hat." Immerhin habe die Stapo verhindern können, dass sich die Krawalle auf die Innenstadt verlagert hätten.

 Besorgniserregend sei aber, dass es am Samstagabend zu einem Zusammenschluss von Schwarzem Block, Fussballfans und Partygängern gekommen sei: "So etwas hat es noch nie gegeben", so Casanova.  

Marco Lüssi

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"Mehrheit wollte Party"

 ZÜRICH. Die Mehrheit habe Party machen wollen, nur eine Minderheit habe Krawalle gesucht, sagten Teilnehmer des Demonstrationszugs von Samstagnacht zu 20 Minuten Online. Per SMS sei dazu aufgerufen worden, sich um 22 Uhr beim Carparkplatz zu besammeln. "Am Limmatplatz fingen die Ersten mit Sprayereien an", sagt Fabienne D.* Security-Leute vom X-tra seien dagegen eingeschritten. Danach sei der Umzug zweigeteilt gewesen: In der Mitte des Zugs habe man zu Musik getanzt, die aus den Boxen eines mitfahrenden Lastwagens erschallt sei. "An den Rändern waren die Sprayer und Vandalen am Werk." Bei der Stauffacherbrücke sei die Situation: eskaliert "Plötzlich hörte ich Scheiben klirren", sagt Fabienne. Schwarzgekleidete, vermummte Personen seien mit Wurfsteinen, Hämmern und anderem Werkzeug ausgerüstet gewesen. "Viele haben sich aufgeregt, dass diese Chaoten die Party kaputtmachten." Eingegriffen habe jedoch keiner. job

 *Name der Redaktion bekannt

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Blick am Abend 8.2.10

Die Polizei war vorgewarnt

Überrascht

 Bisher verliefen "Reclaim"-Events mehrheitlich friedlich - Samstag nicht.

 reda.elarbi@ringier.ch

 Die Polizei war von den Ausschreitungen überrascht, behauptete sie gestern. Heute aber sagt Polizeisprecher Marco Cortesi: "Wir hatten Handzettel mit dem Hinweis." Auf diesen, vor der Demo beim Fussballspiel FCZ gegen Xamax verteilt, riefen Aktivisten zu einem "Reclaim the Streets"-Event auf (siehe Box). Wieso war die Polizei trotz Vorlaufzeit nicht mit genügend Beamten vor Ort? "Die Handzettel riefen zur Party auf, nicht zu einer Strassenschlacht."

 "Reclaim the Streets"-Aktionen wären bislang immer mehr oder weniger friedlich verlaufen. Der vom Samstag nicht. "Etwa hundert Militante versteckten sich zwischen den Partyleuten auf dem Carparkplatz und schlugen plötzlich los", sagt Cortesi. Aus den ihnen zugänglichen Informationen aus der linksautonomen Szene sei keine solche Aktion zu erwarten gewesen. "Die Analyse der Vorfälle beginnt erst. Wir werten unsere Daten aus und werden unser Konzept dementsprechend anpassen." Natürlich trügen die friedlichen Partygänger den Schaden. Und: "Bei Hinweisen auf die nächsten ‹Reclaimf-Aktion sind wir entsprechend vorbereitet."

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 "Angekündigt war eine Party, keine Schlacht."

 Reclaim the Streets

 2003 fand in Zürich erstmals ein "Reclaim the Streets"-Event statt. Mit dieser Aktion wollten junge Zürcher den öftentlichen Raum zurückerobern - mit Musik, Sprayereien und Lebensfreude. Seither trafen sich immer wieder Aktivisten, um die Stadt für sich zu beanspruchen. Diese kleineren Events liefen meist friedlich ab. Auch in anderen Städten finden solche Anlässe statt, in Berlin etwa organisiert die "Tanzguerilla" "Reclaim"-Events.

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Indymedia 8.2.10

Ein Fest der Revolte ::

AutorIn : Festender         

Folgender Flyer befindet sich als Flyer und als Plakat im Umlauf. Beiliegend die beiden PDF-Dateien.

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Ein Fest der Revolte

Zweifellos, der vergangene Samstagabend [06.02.2010] war ein Fest. 500-800 Leute nahmen sich die Strassen Zürichs und kreierten einen Handlungsspielraum, der sich täglich zu verringern scheint.     
    
Plaki
http://ch.indymedia.org/media/2010/02//73749.pdf
Flyer
http://ch.indymedia.org/media/2010/02//73750.pdf

Zahlreiche Personen aus verschiedensten sozialen Hintergründen ergrifen gemeinsam die Gelegenheit, um das anzugreifen, was die alltägliche Unterdrückung und die Macht der Reichen repräsentiert; oder schlicht, um dieser Stadt ihr heuchlerisches Antlitz zu nehmen. Freudig wurde mit Hämmern und Steinen zumindes für kurze Zeit das dicke Eis der sozialen Befriedung durchschlagen. Trotzdem glauben wir weniger, dass zerbrochene Scheiben die Welt verändern, sondern vielmehr die Idee der Revolte, die Verbreitung findet; gestützt auf den Traum eines Zusammenlebens, das sich dadurch bereichert, dass sich jede und jeder frei und als Einzigartige/r verwirklichen kann. Wenn wir Steine nach Bullen werfen, dann weil wir in den Autoritäten jeglicher Art die Mörder dieses Traumes sehen. Wenn wir Banken und Verwaltungsgebäude verwüsten, dann um bereits jetzt die Idee einer Welt ohne Geld und ohne Bürokratie zu bekräftigen. Es sind nicht die Trümmer, die wir suchen, sondern die Wege, die durch sie hindurchführen. In Momenten der Revolte tritt die Möglichkeit ans Licht, die Normalität, die Unterwerfung und die Akzeptierung des Alltags zu durchbrechen, um Fragen zu stellen und mit Antworten zu experimentieren, die sich der Politik entziehen. Nun, da man sich Raum geöffnet hat, was kann man damit tun? Wie sich dem Staat entgegenstellen? Wie den Bruch mit der Normalität ausbreiten und andauern lassen? Wie gefährlich werden? Gewiss nicht indem man sich eine Nische für Alternativkultur oder -ökonomie schafft, die schliesslich nur nach einer Existenzberechtigung sucht. Der Staat wird ohne generalisierten Aufstand der Ausgebeuteten nicht verschwinden, genausowenig wie die Reichen und Mächtigen widerstandslos ihre Privilegien aufgeben werden. Die Rebellion kann sich auf unterschiedlichste Arten ausdrücken, doch von dem Moment an, wo mit der kompromisslosen Idee, jegliche Form von Herrschaft zurückzuweisen, weder Forderungen gestellt, noch Verhandlungspartner akzeptiert werden, von diesem Moment an mag etwas beginnen, dass wieder an uns selbst liegt...

Diese gewaltige Maschinerie, die uns jegliche Freiheit raubt, um sie dann in der verkehrten Welt der Waren wieder feilzubieten, uns in Knästen, Psychiatrien und Ausschaffungszentren einsperrt, um alle an das Strafgesetzbuch zu ketten, uns kontrolliert und erniedrigt, uns täglich in die Schule oder zur Arbeit zwingt, für die Zwecke einer Gesellschaftsordnung, die gewiss nicht die unsrige ist; diese Maschinerie wird an konkreten Orten von reellen Personen erbaut, betrieben, repariert und beschützt. Es ist nicht nötig mit 500 Leuten zu sein, um anzugreifen. Eine kleine Gruppe vertrauter Freunde reicht aus.
Die Nacht steht auf unserer Seite...

Nichts ist Vorbei!
Für eine herrschaftsfreie Welt!     

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COLOURS ZUG
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Indymeda 9.2.10

Farbanschlag auf die UBS in Zug ::

AutorIn : wütend         

Capitalism sucks

Heute Nacht (08./09.02.2010) haben wir die UBS in Zug mit Farbe angegriffen. Die UBS als Symbol der Krise und des Kapitalismus, der uns täglich unser Leben klaut. Die Krise wir wahrscheinlich überwunden, doch auf wessen Buckel? Bei den ArbeiterInnen kann man ja überall noch ein wenig Kohle abzwacken: weniger Arbeitslosen- und Sozialgelder, tiefere Löhne, Entlassungen. Und daneben schiebt man den grossen Banken Milliarden an Finanzhilfe in den Arsch. Der Kapitalismus wird auch weiterhin aus seine brutaler Art "funktionieren", natürlich begleitet von Krieg, Zerstörung, Ungerechtigkeit und grossen Krisen. Und weiterhin wird uns jeden Tag weissgemacht, dass es das beste System für uns sei und es immer sein wird, dass wir uns dem System fügen und am Besten einfach funktionieren sollen.

Doch wir wollen eine Veränderung! Eine, in der wir besser und schöner leben können! Wir werden das nicht länger hinnehmen!

FIGHT CAPITALISM - ANOTHER WORLD IS POSSIBLE!

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20min.ch 9.2.10

Zug

Farbanschlag gegen UBS-Filiale

Unbekannte haben die Fassade der UBS in Zug mit Farbe beworfen. Dabei entstand Sachschaden von mehreren zehntausend Franken.

Nach Angaben der Zuger Polizei vom Dienstag warfen die Täter am Montagabend kurz vor 22.30 Uhr mehrere mit Farbe gefüllte Flaschen gegen die Fassade der UBS. Am Anschlag beteiligt gewesen seien rund sechs vermummte Personen, die anschliessend Richtung Bahnhof geflüchtet seien.
(sda)

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HEROIN
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Basler Zeitung 9.2.10

Fixen könnte wieder in Mode kommen
 
Fachleute sehen Anzeichen für eine Zunahme des Heroinkonsums
 
Dina Sambar

 Experten rechnen damit, dass in der Region bald mehr Heroin auf den Markt kommt. Zudem befürchten sie, dass Jugendliche in Zukunft wieder zur Spritze greifen werden.

 In den letzten zehn Jahren hat der Kokainkonsum rasant zugenommen. Die Anzahl der Heroinabhängigen, vor allem jener, die spritzen, nahm im selben Zeitraum kontinuierlich ab. Nun könnte sich diese Entwicklung ändern. Denn laut Claudine Aeschbach gibt es eine beunruhigende Tendenz: "Streetworker haben beobachtet, dass es wieder junge Menschen gibt, die Heroin intravenös konsumieren. Eine Zeitlang war Fixen nur etwas für Loser. Wenn das jetzt wieder cool wird, müssen wir handeln. Fixen ist gefährlich", so die leitende Ärztin des Baselbieter Psychiatrischen Dienstes für Abhängigkeitserkrankungen.

 Aeschbach vermutet, dass die Schwelle, Drogen zu konsumieren, bei den Jugendlichen zurzeit noch tiefer ist als sonst schon. Junge Leute hätten heute kaum Angst etwas auszuprobieren - würden auch den Griff zur Nadel nicht scheuen: "Heroin wird trotz den vielen Gefahren noch immer intravenös konsumiert. Man erreicht mit kleinen Mengen an Substanz einen stärkeren Effekt." Noch beunruhigender wird diese Tendenz, verbindet man sie mit Walter Meurys Annahme. Der Geschäftsführer der Suchthilfe Region Basel (SRB) geht davon aus, dass in der Region Basel bald viel mehr Heroin im Umlauf sein wird. "Wir rechnen mit einer Zunahme der Heroinkonsumenten. In Afghanistan wird enorm viel Opium angebaut. Und in Amerika ist bereits deutlich mehr Heroin im Umlauf." Dieser Trend hat auch schon europäische Länder erreicht.

 Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht teilte in ihrem Jahresbericht mit, dass Drogenabhängige nicht nur zunehmend zu Kokain greifen, sondern auch wieder mehr zu Heroin. Das ergebe sich aus der Nachfrage nach Therapieplätzen. Besorgniserregend sei auch, dass ein neues Heroinproblem bei Jugendlichen entdeckt wurde; was darauf hinweise, dass sich die Droge in einer neuen Bevölkerungsgruppe ausbreiten könnte.

 Reichlich Stoff

Laut dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) ist Heroin in der Schweiz bereits jetzt reichlich vorhanden. Heroin werde auch im Kleinhandel zunehmend in Grossportionen von mehreren Gramm verkauft: "In den vergangenen Jahren stieg der Wirkstoffgehalt in sichergestelltem Heroin tendenziell an, gleichzeitig haben die Polizeidienste sinkende Preise festgestellt. Beides sind Zeichen für ein Überangebot im Heroinmarkt", sagt Stefan Kunfermann, Mediensprecher des Fedpol. Dieses Überangebot habe nicht nur mit der Überproduktion in Afghanistan zu tun: "Von den schätzungsweise 30 000 Heroinabhängigen sind etwa 18 000 Personen in Methadonbehandlung und weitere 1200 Personen in heroingestützter Behandlung. Obwohl eine beträchtliche Anzahl dieser Personen weiterhin illegale Betäubungsmittel konsumiert, bewirkt die Substitution eine deutliche Verringerung der illegalen Nachfrage und eine Störung des Schwarzmarktes", so Kunfermann. Seitens der Polizei gebe es bisher keine konkreten Hinweise, dass aufgrund dieses Überangebotes mehr Leute Heroin konsumieren. Trotzdem besteht für Kunfermann das Risiko, dass die Nachfrage nach Heroin wieder ansteigen könnte - etwa aufgrund von Modeströmungen oder des tiefen Preises.

 Auch die Baselbieter Polizei und die Basler Staatsanwaltschaft haben bisher keine Tendenzen in diese Richtung erkannt. Und die Nachfrage nach Therapieplätzen für Heroinabhängige ist in der Region Basel noch nicht gestiegen. Claudine Aeschbach weist aber darauf hin, dass sich solche Trends zeitverzögert einstellen. "Früher landete jemand, der fixt, viel schneller bei uns. Heute gibt es über die Gasse viele billige Substitutionsmöglichkeiten. Drogenabhängige halten so länger durch. Bei uns kommen solche Probleme erst später an, dann aber in einer bedrohlicheren Form." Auch in den Kontakt- und Anlaufstellen (K+A, früher Gassenzimmer) ist die Problematik noch nicht aufgetaucht: "Bei uns steigt das Durchschnittsalter derjenigen, die spritzen, immer noch", so Evelyne Flotiron, Abteilungsleiterin der K+A. Doch auch sie rechnet damit, dass in Zukunft wieder mehr Heroin konsumiert wird.

 Aggressivität

Sollte dies tatsächlich der Fall sein, können sowohl der Psychiatrische Dienst für Abhängigkeitserkrankungen als auch die Suchthilfe Region Basel und ihre K+A auf ihre langjährige Erfahrung mit Heroin zählen. "Mit dem Anstieg des Kokainkonsums hat die Aggressivität zugenommen. Dafür nahmen die durch Heroin bedingten medizinischen Notfälle, wie Atemlähmungen, ab. Steigt der Heroinkonsum, werden wohl wieder mehr Beatmungen nötig sein", so Walter Meury. Dass es wieder zu einer offenen Szene kommen könnte, wie früher auf dem Platzspitz in Zürich, befürchtet der SRB-Geschäftsführer allerdings nicht.

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 Heroin im Überblick

 Schwarzmarkt. Heroin wird aus dem eingetrockneten Milchsaft des Schlafmohns hergestellt und als Pulver oder Kristalle auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Fixen (intravenöse Injektion) ist die bekannteste Art, Heroin zu konsumieren. Heroin kann aber auch inhaliert, geschnupft, geraucht oder gegessen werden. Beim Fixen besteht ein grosses Risiko für Infektionen (Hepatitis, HIV), Abszesse, Embolien und Blutvergiftungen. Opium diente Jahrtausende als Heilmittel. 1874 wurde Heroin erstmals im Chemielabor hergestellt und wenig später auch von der Pharmaindustrie als Arzneimittel produziert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es zu einer Verschärfung der Drogenpolitik gegen Opium. Der Konsum wurde aber erst 1975 verboten.  dis

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ANTI-ATOM
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be.ch/gr

I 017/2010 BVE
Interpellation
Schnegg-Affolter, Lyss (EVP)
Iannino Gerber, Hinterkappelen (Grüne)
Jenni, Oberburg (EVP)
Weitere Unterschriften: 20 Eingereicht am: 26.01.2010

Heutiges AKW Mühleberg: Was geschieht mit den Abfällen?

Der Ersatz des heutigen AKW Mühleberg wird seit einiger Zeit breit diskutiert.
Das ist Anlass um über die Abfallsituation im AKW Mühleberg Rechenschaft zu verlangen.

Der Regierungsrat wird ersucht, die folgenden Fragen zu beantworten:

1. Welche Arten von Abfall entstehen beim Betrieb des AKW Mühleberg?
2. In welcher physischen Form fallen die einzelnen Abfallarten an?
3. Welche Mengen, differenziert nach den Abfallarten, sind seit der Betriebsaufnahme des AKW Mühleberg gesamthaft angefallen? Welches sind im Speziellen die Mengen an schwach-, mittel- und hochradioaktivem Abfall?
4. Wohin werden die Abfälle gebracht? Welche gelangen in ein Zwischenlager, welche in ein Endlager, welche werden weiter verarbeitet? Welche Prozentanteile sind bereits definitiv entsorgt? Für welche Prozentanteile radioaktiven Abfalls ist die Endlagerung gesichert? Wurden und werden Abfälle ins Ausland gebracht (früher und heute)?
5. Falls Abfälle weiter verarbeitet werden: Wo, durch wen und mit welcher Zielsetzung erfolgt dies?
6. Ist mit Bezug auf das AKW Mühleberg ein vollständiger Überblick über die Brennstoffkreisläufe vorhanden?
7. Kann garantiert werden, dass sämtliche Vorgänge bei der Abfallentsorgung und Abfallwiederverwertung auf legalen Wegen erfolgen und alle Beteiligten rechtmässig handeln?
8. Welche Arten und Mengen von Abfall werden dereinst bei einem Rückbau des AKW Mühleberg anfallen?
9. Wie lange dauert voraussichtlich der Rückbau des AKW Mühleberg?