MEDIENSPIEGEL 20.2.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Demorecht: GFL quängelt
- Sicherheitswahn: Standpunkte
- Aarau: Demo gegen Polizeigewalt
- Sans-Papiers: Stadt Lausanne schafft Lehrstellen
- Tschechien: Rechtsradikale Partei verboten
- Anti-Atom: Krebsrisiko Mühleberg

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REITSCHULE    
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Sa 20.02.10
20.30 Uhr - Tojo - "Etwas Über Leben" von Pasta del Amore.
21.00 Uhr - Kino - Baskenland: La pelota vasca - La piel contra la piedra, Julio Medem, Spanien 2003
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: BTK (Renegade Hardware/BRA), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic Rec); Antart (Loud&Dirty), Submerge (beatsandpics.ch)

Infos: http://www.reitschule.ch

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DEMO-RECHT BE
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Bund 19.2.10

GFL fordert Gespräche zum Kundgebungsreglement

 Das Verwaltungsgericht hat entschieden, dass die Einschränkung des Kundgebungsreglement der Stadt Bern, wonach Kundgebungen Platzkundgebungen sein und ausserhalb der Hauptgassen stattfinden sollen, verfassungswidrig sei ("Bund" von gestern). "Eine nachhaltige Lösung der Interessenkonflikte zwischen Demonstrierenden, den Anwohnern, dem Gewerbe und den Besuchern der Stadt steht aber immer noch aus", schrieb die Grüne Freie Liste der Stadt Bern gestern den Medien. Es gelte auch, berechtigte Interessen anderer, etwa der Geschäfte und der Besucher der Altstadt, ernst zu nehmen. Daher fordert die Partei die Einsprecher auf, Hand zu einer Lösung zu bieten. (pd)

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Blick am Abend 19.2.10

Freipass für die Verwüster

Sicherheit

 Demo-Umzüge sind weiter möglich. Polizeidirektor Nause kritisiert das Urteil.

 jean-claude.galli@ringier.ch

 Für Berner Gewerbler ist es ein Bild des Schreckens: Militante Demonstranten, die die Geschäfte in der Innenstadt verwüsten. Mit einem Umzugsverbot wollte der Stadtrat solche Szenen künftig verhindern können. Doch das Verwaltungsgericht hat ihm gestern einen Strich durch die Rechnung gemacht und diese Einschränkung der Grundrechte als verfassungswidrig taxiert.

 Polizeidirektor Reto Nause ist enttäuscht: "Das Urteil ist praxisfern und schränkt unseren Spielraum massiv ein. Nun wird es schwierig, Kundgebungen einzuschränken oder umzuleiten. Wer ein Gesuch einreicht, kann sich jetzt immer auf seine Grundrechte berufen." Linke und Grüne begrüssten den Entscheid.

 Noch ist often, ob der Gemeinderat das Urteil ans Bundesgericht weiterzieht. "Zuerst warten wir die schriftliche Begründung ab", sagte Reto Nause (CVP).

 Der nächste Streit ums Demo-Reglement ist jedenfalls programmiert: Am 13. Juni entscheidet das Stimmvolk über den Entfernungsartikel. Dieser würde es der Polizei erlauben, Demo-Teilnehmer aus Sicherheitsgründen wegzuweisen.

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SICHERHEITS-WAHN
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BZ 20.2.10

Standpunkt zur Sicherheits-Initiative

 Korrektur eines Sündenfalls

 Adrian Zurbriggen

 Adrian Zurbriggen ist Leiter des Teams Stadt Bern

 Ist die Stadt Bern sicher?

 Während Gemeinderat und RGM-Parteien die Frage mit Ja beantworten, halten die Bürgerlichen mit einem Nein dagegen. Sicher ist: Die Stadt Bern ist nicht unsicherer als andere Schweizer Städte - wer in der Innenstadt shoppen geht oder im City West ein Kino besucht, kann das mit ruhigem Gewissen tun. Sicher ist aber auch: Zu gewissen Nachtzeiten gibt es in Bern "Problemzonen".

 Das Protokoll eines BZ-Reporters

 , der letztes Wochenende die Nacht von Samstag auf Sonntag in der "Problemzone" Aarbergergasse verbrachte, erstaunte: Zwischen 23 Uhr und 5 Uhr rapportierte er unter anderem eine Messerstecherei, eine Pöbelei und eine Massenschlägerei, bei welcher die Polizei in Bedrängnis geriet. Drei Mal musste die Sanitätspolizei in jener Nacht alleine in der Aarbergergasse eingreifen. Die Polizei fuhr im Viertelstundentakt auf.

 Gerade Letzteres zeigt,

 dass die Probleme dort kaum mit zusätzlicher Polizeipräsenz zu lösen wären. Viel präsenter können die Ordnungshüter gar nicht mehr sein. Man müsste darüber nachdenken, die Betreiber der Nachtklubs stärker in die Verantwortung zu nehmen. Den Hebel ansetzen könnte man auch bei der Justiz: Der Messerstecher von letztem Wochenende befand sich Anfang Woche bereits wieder auf freiem Fuss. Er dürfte kaum nachhaltig abgeschreckt sein.

 Auch wenn mehr Polizeipräsenz

 kein Wundermittel für die Aarbergergasse ist: Das spricht nicht gegen die Sicherheitsinitiative der FDP und den Gegenvorschlag des Gemeinderats, welche beide die Polizei verstärken wollen. Denn die Sicherheitsdiskussion zielt eigentlich am Kern der Sache vorbei.

 Seit 27 Jahren wurde die Polizei

 in der Stadt Bern nicht mehr verstärkt. Dies, obschon sich die Aufgaben vervielfacht haben. So explodierte der Aufwand alleine für grosse Sportanlässe in acht Jahren um das Zehnfache. Angestiegen ist auch die Zahl der Demos. Hinzu kommen Delikte wie häusliche Gewalt, welche neu zu verfolgen sind. Vor diesem Hintergrund müsste die Diskussion über Initiative und Gegenvorschlag geführt werden: Wenn die Aufgaben der Polizei stark zunehmen, ihr Bestand aber nicht angepasst wird, muss sie anderswo zurückfahren. Überspitzt gesagt: Jene Polizisten, die im Viertelstundentakt durch die Aarbergergasse fahren, fehlen in Bümpliz und in der Länggasse.

 Eine weitere Folge

 sind prekäre Arbeitsbedingungen für die Polizistinnen und Polizisten. Unter den vielen Nacht- und Wochenendeinsätzen und den noch mehr Überstunden leiden die Arbeitsmoral und am Ende gar die Leistung. Die aktuelle Missstimmung im Polizeikorps ist auch diesen Zuständen geschuldet. Kurz: Wem das Wohl von Arbeitnehmenden nicht egal ist, darf unmöglich gegen jegliche Aufstockung der Polizei sein.

 Doch welcher Variante

 ist nun der Vorzug zu geben? Der Initiative, welche rund 40 neue Frontstellen für 5,8 Millionen Franken will, oder der gemeinderätliche Gegenvorschlag, welcher für 2,2 Millionen 14 zusätzliche Polizisten für Fusspatrouillen brächte?

 Die meisten Argumente

 gegen die Initiative halten einer näheren Betrachtung nicht stand. Als Beispiel sei die Behauptung des "Sicher mit Mass"-Komitees genannt, beim Gegenvorschlag werde die Umsetzung rascher in die Hand genommen. Das ist objektiv falsch. Richtig ist, dass die komplette Umsetzung länger geht, weil mehr Polizisten rekrutiert werden müssen. Die ersten 14 stehen aber genauso schnell bereit.

 Ebenfalls ein Scheinargument

 ist der Einwand, dass der Gegenvorschlag "Fusspatrouillen" bringe und nicht bloss "Patrouillenpräsenz", was auch im Auto möglich sei. Abgesehen davon, dass Fusspatrouillen in brenzligen Situationen nicht ungefährlich sind, wie die Aarbergergasse-Reportage zeigte: Solche Vorgaben greifen in die operativen Belange ein. Die Polizei weiss selbst am besten, wann zu Fuss und wann im Auto patrouilliert werden soll.

 Als einziges echtes Argument

 gegen die Initiative bleibt die Frage nach dem Preis. Und dieses Argument ist in zweierlei Hinsicht ein gewichtiges. Einerseits bezahlt die Stadt Bern pro Kopf bereits jetzt kantonsweit mit Abstand am meisten für die Polizei. Doch eine bessere Abgeltung dieser Zentrumslasten steht momentan nicht zur Debatte. Jetzt geht es darum, bald und nicht vielleicht irgendwann die Engpässe bei der Polizei zu beheben. Andererseits ist wegen der drohenden Defizite der Zeitpunkt für einen 6Millionen teuren Ausbau der Polizei nicht der richtige.

 Doch in der Stadtberner Politik

 ist der Zeitpunkt dafür nie richtig. In den letzten 27 Jahren wurde die Polizei nicht einmal aufgestockt, als es gratis gewesen wäre: Mit der Polizeifusion 2007 sank der Preis für identische polizeiliche Leistungen von 34 Millionen auf 28 Millionen Franken. Obschon ein Bericht des Gemeinderats 2006 den Bedarf nach zusätzlichen Polizeistellen klar aufzeigte, entschied derselbe Gemeinderat, dass der Fusionsgewinn zweckentfremdet werden soll.

 Es ist nun an der Zeit,

 den Fusionsgewinn dorthin zurückzuführen, wo er hingehört: zur Polizei. Sechs zusätzliche Millionen bei einem Budget von über einer Milliarde Franken werden die Stadt nicht in den Bankrott bringen. Die Bevölkerung hat am 7.März mit einem Ja zur Initiative die wohl einmalige Gelegenheit, den Sündenfall von 2007 rückgängig zu machen.

 adrian.zurbriggen@bernerzeitung.ch

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Bund 20.2.10

Meinungen

Tribüne Ja am 7. März zum Gegenvorschlag zur Sicherheitsinitiative

Sicherheit mit Mass

Evi Allemann

 Benjamin Franklin sagte einmal prägnant: "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren." Freiheit und Sicherheit dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden - vielmehr müssen wir immer darauf achten, dass sich beide die Waage halten. Das ist in Zeiten von grossem öffentlichen Alarmismus manchmal schwierig, weil gerade nach krassen Ausschreitungen oder Extremereignissen rasch einfache Lösungen gefordert werden - nicht selten solche, die wenig oder nichts bringen, ausser, dass sie die Freiheit unnötig einschränken und viel Geld kosten.

 Und doch dürfen wir das Thema Sicherheit nicht mit saloppen Verweisen auf relativ stabile Kriminalitätsstatistiken abtun. Auch das wäre zu billig und zu einfach. Denn gewisse Entwicklungen der letzten Jahre lassen aufhorchen: So zeigt eine Langzeitstudie im Notfallzentrum des Inselspitals, dass insbesondere die Anzahl der Wochenendeinlieferungen sehr stark zugenommen hat. Dies weist darauf hin, dass in gewissen Kreisen ein neues Freizeitverhalten mit Gewalt und Kriminalität einhergeht und sich wechselseitig verstärkt.

 Der Aufwand für Sicherheit und Sauberkeit bei der Durchführung von Sportveranstaltungen hat sich in den letzten Jahren vervielfacht, auch in Bern. Es finden immer mehr und immer grössere Veranstaltungen auf öffentlichem Grund statt. Der Überzeit-Berg der Polizistinnen und Polizisten steigt unaufhaltsam an und hat seit Langem schweizweit eine Million Stunden überschritten. Und das mit gravierenden Konsequenzen: Die Überstunden wirken sich nicht nur verheerend auf das Arbeitsklima und die Arbeitsbedingungen aus, sondern auch auf die Sicherheit.

 Wir dürfen den Ruf nach mehr Sicherheit nicht einfach als Hysterie von Rechts abtun, sondern müssen konkret überlegen, was dazu geführt hat, dass wir in einer Zeit leben, in welcher der Ruf nach mehr Sicherheit aus breiten Teilen der Bevölkerung kommt. Und was wir für ein besseres Sicherheitsgefühl tun können, ohne übers Ziel hinauszuschiessen.

 Die Kombination machts aus

 Der Gegenvorschlag bringt Sicherheit mit Mass. Er wirkt am richtigen Ort und zur richtigen Zeit. Die Fusspatrouillen der Polizei sollen aufgestockt werden. Wenn sie in den Nächten zwischen Donnerstag und Sonntag je 6 Stunden im Einsatz stehen, dann sind 20 Polizistinnen und Polizisten mehr zu Fuss an den Brennpunkten in und um die Innenstadt präsent. Zudem soll das städtische Projekt PINTO (Prävention, Intervention, Toleranz) gestärkt werden. PINTO will den öffentlichen Raum als Begegnungs- und Aufenthaltsmöglichkeit für alle Bevölkerungsgruppen offen halten. Es fordert dazu aber alle Benutzerinnen und Benutzer des öffentlichen Raums auf, Verhaltensregeln einzuhalten, damit die Parkanlagen, Plätze und Strassen ihre Attraktivität behalten.

 Diese Kombination von polizeilicher und nicht-polizeilicher Prävention macht die Stärke des Gegenvorschlags aus. Zudem ist der Gegenvorschlag finanzierbar. Aufwand und Wirkung stehen gerade angesichts des drohenden städtischen Budgetdefizits in einem optimalen Verhältnis. Der Gegenvorschlag kostet jährlich 2,2 Millionen Franken. Das ist weniger als die Hälfte der Initiative.

 Eine zukunftstaugliche Lösung

 Nur mit einem sinnvollen und überlegten Mix aus präventiven und repressiven Massnahmen wird das Sicherheitsempfinden wieder für alle spürbar steigen. Konkrete Massnahmen sind in der Regel auf möglichst tiefer Stufe anzusiedeln, so lokal und nahe bei den Menschen, wie es nur irgendwie geht - seis im präventiven Bereich eine weitsichtige Gestaltung des öffentlichen Raums, eine forcierte Quartierarbeit, die Schulsozialarbeit etc. oder seis auf der anderen Seite eine personelle Verstärkung der Polizei und der Justizbehörden, um eigentlich geltendes Recht auch mit der Kohärenz und Unmittelbarkeit umzusetzen, die nötig sind, um das Vertrauen der Bevölkerung und das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken.

 Der Gegenvorschlag des Gemeinderates setzt hier an und bietet eine sinn- und massvolle Aufstockung der Polizei in Kombination mit der Stärkung präventiver Elemente - eine durchwegs zukunftstaugliche Lösung.

 Evi Allemann

 Die Autorin ist Nationalrätin (SP), Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission und unter anderem Mitautorin des Sicherheitspapiers der SP Schweiz.

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ANTIREP-DEMO AARAU
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20min.ch 20.2.10
http://www.20min.ch/news/mittelland/story/31299784 (mit Fotos)

Aarau

Demo gegen Polizeigewalt blieb gewaltfrei

Rund 80 Personen aus der linksextremen Szene haben in Aarau demonstriert. Begleitet wurden sie von einem Grossaufgebot der Polizei.

Zur Demonstration gegen angebliche Polizeigewalt war im Internet aufgerufen worden. Daher habe man mit Ausschreitungen rechnen müssen, sagte Stephan Reinhardt, Kommandant der Kantonspolizei Aargau, am Rande der Kundgebung. Sachbeschädigungen wären nicht toleriert worden.

Hintergrund der Demonstration bildet auch das Vorgehen der Polizei im Fall der beiden Jugendlichen, denen vorgeworfen wird, mehrere Autos in Aarau angezündet zu haben. Einen Brandanschlag haben sie nach 46 Tagen in Untersuchungshaft gestanden, mindestens fünf weitere Taten ordnet die Polizei ihnen zu.

Insgesamt 200 Angehörige der Kantons- und Stadtpolizei standen am Samstag gemäss Reinhardt im Einsatz. Die Polizisten begleiteten die eine Stunde dauernde Kundgebung der teilwesie vermummten Personen durch die Strassen der Stadt. Die Stimmung war angespannt, doch kam es zu keinen Zwischenfällen. "Es gab keine Sachbeschädigungen, nicht eine Fensterscheibe ging zu Bruch", sagte Reinhardt. Es kam jedoch zu Verkehrsbehinderungen.

Die Kundgebung löste sich beim Bahnhof um 16.15 Uhr auf. Vor Beginn der von der Stadtbehörden tolierten Demonstration hatte die Polizei im Bahnhof und im Umfeld von Aarau mehrere Personen kontrolliert und Gegenstände sichergestellt.
(mlu/sda)

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Bieler Tagblatt 20.2.10

Demonstration  20.02.10 18:33

Demo "gegen staatliche Repression" in Aarau

Rund 150 Personen aus der linksextremen Szene haben in Aarau demonstriert. Die von den Behörden tolerierte Kundgebung durch die Strassen der Stadt verlief ohne Zwischenfälle. Die Polizei stand mit einem Grossaufgebot im Einsatz.

(sda) Zur Demonstration gegen "staatliche Repression" war im Internet aufgerufen worden. Daher habe man mit Ausschreitungen rechnen müssen, sagte Stephan Reinhardt, Kommandant der Kantonspolizei Aargau, am Rande der Kundgebung. Sachbeschädigungen wären nicht toleriert worden.

Bereits in der jüngsten Vergangenheit war es nach der Verhaftung zweier mutmasslicher Brandstifter zu Solidaritätskundgebungen gekommen. Die beiden jungen Männer waren nach Teilgeständnissen und 46 Tagen Untersuchungshaft wieder auf freien Fuss gesetzt worden.

Insgesamt 200 Angehörige der Kantons- und Stadtpolizei standen gemäss Reinhardt im Einsatz. Die Polizisten begleiteten die eine Stunde dauernde Kundgebung der teilweise vermummten Personen durch die Strassen der Stadt.

Die Stimmung war angespannt. Es kam zu Verkehrsbehinderungen. Dank der hohen Polizeipräsenz ereigneten sich zu keiner Zeit Scharmützel oder Sachbeschädigungen, wie die Kantonspolizei am Abend mitteilte.

Die Kundgebung löste sich beim Bahnhof um 16.15 Uhr auf. Vor Beginn der Demonstration hatte die Polizei im Bahnhof und im Umfeld von Aarau mehrere Personen kontrolliert und Gegenstände sichergestellt.

Insgesamt 15 Personen wurden weggewiesen, weil sie Spraydosen, Schutzmasken, Pfefferspray und ähnliche Utensilien mitführten, wie es in einem Polizei-Communiqué hiess. Im Einsatz standen Kräfte der Kantonspolizei, der Stadtpolizei Aarau und der Bahnpolizei.

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SANS-PAPIERS
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St. Galler Tagblatt 20.2.10

Kinder Illegaler als Lehrlinge

 Die Lausanner Stadtregierung will in ihrer Verwaltung künftig auch Kinder von Sans-Papiers als Lehrlinge akzeptieren. Sie hofft, damit der Politik im Bundeshaus Beine zu machen.

Denise Lachat

 LAUSANNE. "Jemand muss den ersten Schritt tun", sagt Oscar Tosato zum Entscheid der Lausanner Stadtregierung, auch Kinder von illegal anwesenden Eltern eine Berufslehre absolvieren zu lassen: Wer seine obligatorische Schulzeit in der Waadtländer Hauptstadt abgeschlossen hat, darf sich auch um eine Lehrstelle in der Verwaltung bewerben. Dies schlägt die links-grüne Exekutive dem Stadtparlament in Beantwortung einer Motion vor.

 Die Zustimmung des Parlaments dürfte Formsache sein, eine Mehrheit steht hinter dem Anliegen. Heute dürfen Kinder von Sans-Papiers die obligatorische Schulzeit beenden, doch danach ist Schluss - es sei denn, sie schafften den Übertritt ins Gymnasium. "Damit stehen sie vor dem Nichts und werden in die Armut abgedrängt", begründet Stadtrat Tosato die Haltung der Behörden. Dabei seien viele dieser Kinder nicht lediglich in Lausanne zur Schule gegangen, sondern hätten ihr ganzes Leben dort verbracht.

 Rechte des Kindes

 Um ihr Vorgehen zu stützen, verweist die Lausanner Regierung auf die internationale Konvention der Rechte des Kinds. Diese verlangt den Schutz von Minderjährigen und Zugang zu Bildung und Arbeit, ungeachtet ihres legalen Status. Lieber wäre der Exekutive allerdings eine Schweizer Lösung, doch leider sei das Dossier in Bern seit bald zehn Jahren blockiert, sagt der SP-Stadtrat mit italienischen Wurzeln. Allerdings sind mehrere Vorstösse hängig, die in der Märzsession debattiert werden sollen. Lausanne kann auf die Solidarität anderer Waadtländer Städte sowie jener Genfs zählen. Auch die Zürcher Stadträtin Corinne Mauch zähle eine Lösung dieses Problems zu ihren Prioritäten, weiss Tosato. Und das Waadtländer Kantonsparlament hat seine Regierung aufgefordert, beim Bund auf eine nationale Lösung hinzuwirken. Zunächst aber muss die Stadtregierung die widerstrebende Kantonsregierung dafür gewinnen, dass sie Sans-Papiers-Lehrlinge zu den kantonalen Schlussexamen zulässt.

 Verzeigung droht

 Bereits hat sich Tosatos Amtskollege auf Kantonsebene schockiert zum Vorgehen der Stadtregierung geäussert. Lausanne begebe sich in die Illegalität, wenn sie Kinder von Eltern ohne Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis beschäftige, sagt Philippe Leuba von den Liberalen und droht, die Fälle würden verzeigt. Offen ist zudem, wie die Sans Papiers in den Genuss des vom Bund ausgestellten eidgenössischen Fähigkeitsausweises kommen.

 Heikle Fragen

 Tosato sagt, Lausanne wolle die Situation in drei Jahren erneut beurteilen. "Bis dann hat sich vielleicht schon etwas bewegt." Denn zu beantworten ist auch die heikle Frage, ob das Diplom den Zugang zum Arbeitsmarkt öffnet oder nicht. Die Zahl der in Lausanne eingeschulten Kinder von Sans Papiers wird auf 200 bis 300 geschätzt, das sind 1,5 Prozent aller Schulkinder. Jedes Jahr schliessen rund 20 Sans-Papiers die obligatorische Schulzeit ab.

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Le Matin 20.2.10

"La condition des jeunes sans-papiers me choque"

Réaction. Le syndic de Lausanne, Daniel Brélaz, répond aux critiques virulentes contre son projet d'engager des apprentis sans papiers, en toute illégalité. Il demande le soutien du canton de Vaud.

Dominique Botti

 Mercredi, la Ville de Lausanne a présenté son projet d'engager des apprentis sans papiers. Au mépris de la loi. La proposition a soulevé une levée de boucliers à la droite du Conseil communal, qui doit encore approuver son application.

 De son côté, toujours dans "Le Matin" d'hier, le conseiller d'Etat vaudois Philippe Leuba a jugé l'idée "irresponsable, illégale et inapplicable". Il a aussi rappelé ses devoirs à Daniel Brélaz, qui doit, de par ses fonctions de syndic de Lausanne, dénoncer toute infraction à la loi sur les étrangers. Ce dernier répond aux critiques dans "Le Matin".

 • Vous avez été directement visé dans cette affaire. Ce projet est-il celui du syndic de Lausanne?

 C'est une réponse à une demande d'un conseiller communal popiste. La décision a été prise à l'unanimité par la Municipalité. Je la défends. Ce projet me tient à cœur. La situation des sans-papiers me touche personnellement, comme être humain.

 • C'est-à-dire…

 Je ne connais pas de sans-papiers. Mais je suis sensible à la question. J'ai même soutenu officiellement, une fois, la demande humanitaire d'un ressortissant d'ex-Yougoslavie menacé d'expulsion. Le cas était exemplaire. La personne vivait à Lausanne depuis très longtemps. Il travaillait dans la restauration et avait un comportement irréprochable à tout point de vue. Le système actuel est hypocrite.

 • Hypocrite? Pour quelle raison?

 Les sans-papiers travaillent et paient leur assurance-maladie. Leurs enfants suivent l'école obligatoire, le gymnase et l'université. Ils sont pris en charge par le système scolaire. Les sans-papiers vivent en Suisse, mais restent sans-papiers. Cette situation est choquante du moment qu'ils sont là.

 • Certains pensent qu'il faut plutôt faire la chasse aux clandestins?

 C'est à la police d'effectuer les contrôles. Les entreprises qui emploient les clandestins sont connues. La lutte contre le travail au noir n'est ainsi pas entièrement appliquée. Quant aux jeunes clandestins, ils doivent être scolarisés, selon les conventions internationales. Mais il y a encore un manque au niveau de l'apprentissage. Les sans-papiers en sont exclus. Car qui dit apprentissage dit contrat de travail et donc autorisation de séjour selon la loi fédérale. Le projet lausannois veut réparer cette injustice. Rétablir l'égalité des chances des jeunes, sans papiers ou pas, face à l'apprentissage. Si le projet est appliqué à la commune dès 2011, je vous assure qu'il n'y aura pas de favoritisme. Les candidatures de clandestins seront jugées comme les autres. Elles devraient se monter à quatre par année (ndlr:sur 155 places d'apprentissage à la commune), pas plus.

 • Vous êtes donc prêt à aller jusqu'au bout?

 En tant que syndic, je n'ai rien à dénoncer. Notre projet est public. S'ilest appliqué, les apprentis sans papiers seront engagés et payés. Mais le canton peut toujours bloquer le projet. C'est certain. La violence des propos du conseiller d'Etat vaudois Philippe Leuba me surprend. Cette réaction du Conseil d'Etat est une première face à cette problématique. Je ne sais pas si l'Etat de Vaud a été consulté ou pas au préalable. Dans tous les cas, Lausanne a besoin de son appui pour mener à bien ce projet. Nous ne sommes pas seuls à vouloir que la situation change. D'autres cantons et des parlementaires à Berne le désirentaussi.é

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24heures 20.2.10

L'apprentissage de la discorde

 La décision de la Municipalité de Lausanne de permettre à des jeunes sans papiers de suivre un apprentissage au sein de son administration provoque des remous dans tous les partis. L'UDC, elle, s'en frotte les mains: "On ne va pas se gêner de rebondir sur la provocation des autorités lausannoises pour faire des questions de migration un enjeu majeur", promet Claude-Alain Voiblet. Précisément ce que les autres partis voulaient éviter…

 "Une collectivité peut-elle décider des lois qu'elle peut sciemment enfreindre?" s'emporte Philippe Leuba. Le Conseil d'Etat décidera mercredi des mesures qu'il prendra. Seule certitude juridique pour l'heure: engager des apprentis sans papiers revient à offrir du travail au noir, une infraction qui relève du droit pénal.

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Point fort

 Même mauvaise, la loi reste la loi

 Les convictions d'élus qui occupent des fonctions exécutives justifient-elles une transgression de la loi? Un corps constitué, qui représente l'autorité et préside aux destinées de dizaines de milliers de citoyens, peut-il agir par-delà les règles fixées par le législateur? La décision de la Municipalité de Lausanne d'engager des jeunes sans-papiers pour leur offrir une place d'apprentissage soulève autant de questions que de réprobations.

 A raison. D'abord parce que le sujet est très sensible. Ensuite parce que le principe ainsi violé est fondamental. C'est un truisme de rappeler que la société est aussi imparfaite que les femmes et les hommes qui la composent. Pour la réguler, nous avons façonné au fil des siècles une démocratie qui a montré, pour reprendre le bon mot de Churchill, qu'elle est "le pire des régimes, à l'exception de tous les autres". Certaines des lois qui nous gouvernent sont donc forcément inadaptées, désuètes, voire hypocrites. Elles sont le reflet des compromis élaborés aux divers niveaux législatifs, résultats de combats et d'alliances politiques. En Suisse, elles bénéficient de surcroît de l'imprimaturdu peuple, qui a tout loisir de les contester par référendum, et de proposer de nouveaux textes par initiative.

 Toutes les questions liées aux flux migratoires, aux inégalités sociales et à la misère partagent un caractère émotionnel fort. Elles mettent en cause notre capacité d'agir individuellement et collectivement, elles agitent nos consciences, taraudant un sentiment de culpabilité et d'injustice déjà fondateur de notre inconscient collectif. C'est justement pour donner à ce contexte un cadre plus rationnel, pour préserver notre société de son impulsivité intrinsèque, que le système démocratique repose sur des règles choisies et comprises par la majorité, sinon par tous.

 Le préavis de la Municipalité de Lausanne est donc non seulement contre-productif, il est contraire à notre démocratie. C'est un oukase sous un masque de générosité. La loi actuelle, qui permet la scolarisation des sans-papiers, mais pas leur formation professionnelle, est mal faite? Peut-être bien. Changeons la loi, alors. En gagnant à cette cause suffisamment d'alliés, conquis par des arguments solides. Comme tente de le faire une majorité du Grand Conseil, par voie d'initiative, aux Chambres fédérales. C'est évidemment plus compliqué et plus long que de dépasser les bornes en clamant ses justifications humanitaires et qu'il faut "briser un tabou" ou "relancer le débat". Bien sûr que le sort des clandestins et des sans-papiers est une question importante, mais fallait-il conforter tous ceux qui pensent le contraire et qui ne prennent pas au sérieux les efforts entrepris pour éradiquer le travail au noir? On se demande sérieusement comment l'ange Tosato et ses amis vont sortir de leur paradis en forme de cul-de-sac politique. Rappelons-leur que l'enfer, lui aussi, est pavé de bonnes intentions.

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Tagesanzeiger 19.2.10

Lausanne will Sans-papiers Lehrstellen anbieten

 Lausannes Stadtrat setzt sich für junge Sans-papiers ein. Sie sollen in der Verwaltung eine Lehre machen können, obschon dies gegen das Bundesrecht verstösst.

Von Richard Diethelm, Lausanne

 In Lausanne leben zwischen 200 und 300 Kinder von Familien ohne Aufenthaltsbewilligung, schätzt der für Jugend und Schule zuständige Stadtrat Oscar Tosato (SP). Sie besuchen die neun Jahre der obligatorischen Schule. Danach ist für die meisten Kinder von Sans-papiers auf ihrem Bildungsweg Endstation. Die hellsten Köpfe dürfen zwar ein Gymnasium besuchen. Den andern ist eine Lehre in einem Betrieb aber verwehrt. Denn sie erfordert eine Arbeitsbewilligung und mithin einen legalen Aufenthalt. Dazu müssten sich die Familien der Sans-papiers aus der Illegalität hervorwagen und auf sehr viel Glück hoffen, dass die Kantonsbehörden in Bern für sie um eine Härtefallbewilligung ersuchen und das Bundesamt für Migration diese gewährt.

 Zahlreiche Sans-papiers-Familien leben schon lange in der Westschweiz. Das Schicksal ihrer Kinder, die im Alter von 16, 17 Jahren keine Berufsperspektive haben, herumhängen und nicht selten in die Kleinkriminalität abgleiten, bewegt linke, aber auch bürgerliche Politiker. Der Genfer CVP-Nationalrat Luc Barthassat möchte den Bundesrat in einer Motion beauftragen, "Jugendlichen ohne gesetzlichen Status, die ihre Schulbildung in der Schweiz absolviert haben, den Zugang zu einer Berufslehre zu ermöglichen". Dasselbe Ziel verfolgen die grünen Nationalräte Antonio Hodgers (Genf) und Christian van Singer (Waadt) mit eigenen Motionen.

 Hodgers argumentiert, die Schweiz sei als Vertragsstaat der Uno-Konvention über Kinderrechte Verpflichtungen eingegangen. Danach darf kein Kind wegen des legalen Status seiner Eltern diskriminiert oder bestraft werden (Art. 2) und der Zugang zu jeder Art Bildung soll ihm offen stehen (Art. 28). Lausannes Stadtrat beruft sich im Antrag ans Parlament, künftig Lehrstellen der Verwaltung auch Kindern von Sans-papiers anzubieten, ebenfalls auf die Konvention.

 Der Waadtländer Regierungsrat Philippe Leuba (LPS) wies die Lausanner Pläne umgehend als illegal zurück. Für die Koordinatorin der nationalen Kampagne "Kein Kind ist illegal", Lisa Weiller, wäre es "eine Pionierleistung". Bezüglich des Rechts von Sans-papiers-Kindern, die obligatorische Volksschule zu besuchen, laufe es in den Kantonen relativ gut, sagt sie. Eine Lehrstelle zu erhalten, sei hingegen unmöglich.

 Dies bestätigen die Mittelschul- und Berufsbildungsämter der Kantone Bern und Zürich. Das Gesetz biete keinen Spielraum, weil eine Lehre in einem Betrieb als Erwerbstätigkeit gelte und ein Lehrmeister sich strafbar mache, wenn er einen Lehrling ohne Arbeitsbewilligung einstelle, heisst es in Bern. Der Besuch eines Gymnasiums oder einer Lehrwerkstätte ist in Bern aber möglich. In Basel-Stadt genehmigt das Erziehungsdepartement pro Jahr 1 bis 2 Lehrverträge mit Sans-papiers. In Zürich und Bern sind parlamentarische Vorstösse aus dem links-grünen Lager hängig, die Sans-papiers auch den Weg zu einer Betriebslehre öffnen möchten.

 Die Chancen, dass der Bund diese Türe öffnet, stehen schlecht. In der März-Session sollte der Nationalrat die Motionen behandeln. Der Bundesrat beantragt Ablehnung. Das Parlament habe bei der Totalrevision des Ausländergesetzes keine neuen Bestimmungen zugunsten von Jugendlichen mit rechtswidrigem Aufenthalt aufnehmen wollen. So soll es auch künftig nur das Türchen der Härtefallbewilligungen geben. Laut Lisa Weiller wagen die meisten jungen Sans-papiers diesen Schritt aber nicht, weil ihre Chancen auf eine Bewilligung gering sind. "Geben sie sich mit einem Gesuch zu erkennen und wird dieses abgelehnt, werden sie ausgewiesen", sagt sie.

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Le Matin 19.2.10

Lausanne défie la loi

Sans-papiers La Ville veut engager des apprentis en situation irrégulière. Quitte à ne pas respecter la loi fédérale. Elle s'expose ainsi à des sanctions pénales, selon le canton de Vaud.

Dominique Botti

 C'est une véritable bombe qu'a posée la Municipalité de Lausanne. Mercredi, elle a lancé son projet d'ouvrir ses places d'apprentissage aux jeunes sans-papiers. Une première suisse qui serait contraire à la loi fédérale sur les étrangers.

 "Je suis prêt à aller jusqu'au bout du projet", menace le municipal lausannois de la Jeunesse, Oscar Tosato (soc. ), qui porte une décision "prise sans opposition au sein du collège". Quitte à mettre Lausanne hors la loi. Cette volonté n'est pas du goût du conseiller d'Etat libéral vaudois Philippe Leuba (lire encadré).

 Pourquoi Lausanne a-t-elle déclenché la guerre? Le droit à la formation est un droit fondamental, même pour les sans-papiers, selon Oscar Tosato. Aujourd'hui, les mineurs en situation irrégulière ont accès à l'école, gymnase compris. Mais pas à l'apprentissage, qui demande un contrat de travail et donc une autorisation de séjour.

Boule de neige

 "Cela fait des années que des efforts ont été entrepris pour changer la loi, en vain", explique le municipal. Conséquence: les sans-papiers entre 16 et 18 ans qui ne fréquentent pas le gymnase ne peuvent pas faire d'apprentissage. "Ils vivent ainsi dans la précarité sociale et psychologique. Nous voulons lutter là-contre", ajoute Oscar Tosato en ouvrant toutes les 155 places d'apprentissage de la commune aux sans-papiers.

 Le magistrat lausannois tient à relativiser les effets du projet. "Il concerne seulement une dizaine de personnes par année, sur 200 à 300 mineurs sans papiers à Lausanne. " De plus, l'illégalité de la situation serait temporaire. La Ville s'engage en effet à contacter le Conseil d'Etat vaudois pour lui suggérer de demander une modification du droit fédéral. L'idée lausannoise pourrait même faire boule de neige en Suisse, espère le magistrat.

 Faux espoirs

 Le projet de la Municipalité doit encore être approuvé par le Conseil communal. Même s'il a de bonnes chances de passer la rampe (l'exécutif y bénéficie de la majorité), son application prendra du temps. Le conseiller communal UDC Claude-Alain Voiblet s'y oppose catégoriquement. Selon lui, cette décision est irresponsable. "Elle donne de faux espoirs à des clandestins qui ne pourront de toute façon pas travailler. Il faut d'abord former les jeunes en situation régulière. Il y a 8% de chômage à Lausanne. " Marlène Bérard, présidente du Parti libéral-radical lausannois, ajoute qu'elle est prête à en discuter sur le principe. "Mais dans le respect de la loi. "

 Cette bombe posée par la Municipalité pourrait finalement se transformer en un pétard mouillé. A peine formulé, le projet crée déjà des tensions avec le Conseil communal et avec l'Etat de Vaud. Lausanne ira-t-elle jusqu'au bout de son combat? Ou sera-t-elle contrainte de faire machine arrière? Cette dernière éventualité, à une année des prochaines élections, pourrait être contre-productive pour la majorité de gauche à l'exécutif.

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 "C'est passible de la prison et de 1  million d'amende"

 Le conseiller d'EtatPhilippe Leubas'insurge contre la décision lausannoise prise sans avoir consulté le canton au préalable. "Sans l'ombre d'un doute, cette mesure est illégale", explique-t-il en soulignant que ses inspecteurs du travail sont prêts à intervenir, au besoin. Elle ne respecte pas la loi fédérale sur les étrangers ni son ordonnance d'application. "Il existe des sanctions administratives et pénales. " Soit, dans ce cas, 1 an de prison, 500 000 francs d'amende et 1   million s'il y a récidive, selon le conseiller d'Etat. En droit, le responsable serait le fonctionnaire qui signe le contrat d'engagement. "Et je rappelle que, dans le canton de Vaud, le syndic est obligé de dénoncer toute infraction à la loi sur les étrangers. " L'apprenti sans papiers serait aussi immédiatement dénoncé et menacé de renvoi.

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24heures 19.2.10

ÉDITORIAL

L'amateurisme lausannois indigne des sans-papiers

Mehdi-Stéphane Prin

En voulant faire un coup politique avec son annonce d'engager des apprentis sans papiers, la Municipalité de Lausanne vient surtout de céder à une nouvelle bouffée d'arrogance. Cette première suisse n'est que de l'amateurisme. L'amateurisme des autorités de la cinquième ville du pays qui n'ont même pas pris la peine de sonder le canton sur les conséquences de leur projet. L'amateurisme des socialistes lausannois qui ne prennent même plus la peine d'accorder leurs violons avec leur parti cantonal. L'amateurisme, enfin, d'Oscar Tosato qui se rêve syndic, mais qui vient surtout de faire un cadeau inespéré à l'UDC pour les prochaines élections communales.

 Les adolescents sans papiers, un véritable drame, méritaient mieux que cette polémique. Dans un canton qui a toujours fait preuve d'humanité envers les clandestins, Lausanne avait toutes les cartes en main pour faire bouger ce dossier. Le Grand Conseil n'a pas adopté par hasard une initiative demandant une modification de la loi fédérale. En négociant des alliances, en discutant avec les partis cantonaux, Oscar Tosato aurait certainement réussi à faire avancer le dossier, tout en se mettant en avant.

 Si la proposition lausannoise semble partir d'un bon sentiment, elle a, sans l'ombre d'un doute, pour origine l'envie de faire de la politique politicienne. En espérant piquer l'électorat de l'extrême gauche, et mettre en difficulté le municipal popiste Marc Vuilleumier, les roses viennent de marquer un bel autogoal. L'UDC se frotte les mains, et le reste de la droite va désormais hésiter longuement avant de soutenir des propositions pour améliorer la situation des sans-papiers.

 LIREEN PAGE   21

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La provoc lausannoise sème la zizanie sur la scène cantonale

 POLÉMIQUE - En voulant engager des apprentis sans papiers, la Municipalité met sens dessus dessous le Conseil d'Etat et les principaux partis politiques. Seule l'UDC se frotte les mains.

 MEHDI-STÉPHANE PRIN

 La classe politique vaudoise s'est réveillée hier avec la gueule de bois. La décision de la Municipalité de Lausanne de permettre à des clandestins de suivre un apprentissage au sein de son administration (24 heuresd'hier) n'a pas fini de provoquer des remous dans les partis. "La surprise est générale au niveau cantonal", lâche la présidente des socialistes vaudois, Cesla Amarelle. Un comble pour cette juriste spécialiste de la question. "Sur le fond, nous défendons la position des autorités lausannoises. Mais il existe des obstacles juridiques pour l'instant insurmontables. " Les relations entre les socialistes vaudois et lausannois, et en particulier le municipal Oscar Tosato, s'annoncent houleuses.

 "Infraction pénale"

 Le conflit semble tout aussi inévitable entre la capitale vaudoise et le Conseil d'Etat. Chef du Département de l'intérieur, Philippe Leuba a des mots très durs pour commenter l'attitude de l'exécutif lausannois. "Cela me pose un vrai problème éthique. Une collectivité publique peut-elle décider des lois qu'elle peut sciemment enfreindre? Dans une démocratie, les magistrats, qui prêtent serment, doivent s'en tenir au droit et l'appliquer. " Le Conseil d'Etat décidera officiellement mercredi prochain des mesures qu'il prendra contre la Municipalité lausannoise, mais Philippe Leuba dessine déjà une piste: "L'envoi des inspecteurs du travail, que la gauche réclame à juste titre, suffira pour mettre fin à ce travail au noir, une infraction pénale. "

 Droit moral contre droit fédéral

 La menace va-t-elle faire reculer le syndic de Lausanne? Daniel Brélaz semble être sûr de son bon droit moral: "Notre décision démontre surtout les aberrations du droit fédéral. Aujourd'hui, un enfant sans papiers peut aller au gymnase, mais il n'a pas le droit de suivre un apprentissage. " Est-ce à une ville de se mettre dans l'illégalité pour faire bouger les choses dans ce domaine? Pour Gilles Meystre, secrétaire politique des radicaux vaudois, la réponse est non: "La décision lausannoise est scandaleuse, même si le système actuel est une vaste hypocrisie. "

 Rappelant que le Grand Conseil a voté une initiative pour faire changer la législation fédérale, la présidente des libéraux, Catherine Labouchère, dénonce "la fronde lausannoise". La plupart des stratèges politiques vaudois, à l'exception des Verts, ne comprennent pas ce "cadeau" fait à l'UDC, à un an des élections communales.

 Secrétaire général de l'UDC vaudoise, Claude-Alain Voiblet n'est toujours pas revenu d'une telle aubaine: "On ne va pas se gêner de rebondir sur la provocation des autorités lausannoises pour faire des questions de migration un enjeu majeur. "

 C'est justement ce que voulaient éviter les autres partis. De quoi attiser la colère de Philippe Leuba: "La Municipalité de Lausanne a déclenché une polémique qui va se retourner contre ceux qu'elle voulait aider. " •

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 L'emploi d'apprentis sans papiers s'apparente à du travail au noir

 A peine la décision surprise de Lausanne annoncée, Philippe Leuba a demandé une analyse juridique. "Même si j'attends encore le rapport écrit, mes services sont formels: engager des apprentis sans papiers revient à offrir du travail au noir. " Une situation qui rendrait la ville coupable de plusieurs infractions pénales. Daniel Brélaz est conscient de cette situation: "Formellement, nous avons le droit d'engager des appentis sans papiers, mais pas de les rénumérer. Il s'agit d'une décision symbolique qui concernera peut-être un clandestin ou deux par année. "

 Les chefs de service de l'administration lausannoise risquent de se retrouver dans une curieuse situation. S'ils respectent la directive municipale en engageant un apprenti sans papiers, le syndic aura l'obligation de les dénoncer…

 Le Conseil national se penchera sur l'apprentissage des sans-papiers

 Le Conseil national consacrera la journée du 3   mars à la politique migratoire de la Confédération. Parmi les objets traités, trois motions invitent le Conseil fédéral à rendre possible l'entrée en apprentissage de jeunes sans papiers. Elles émanent de deux Verts: le Vaudois Christian van Singer et le Genevois Antonio Hodgers. Luc Barthassat, conseiller national PDC du bout du lac, propose lui aussi cette ouverture. Si les élus de gauche sont nombreux à soutenir ces motions, il se trouve des voix à droite pour demander cet assouplissement, dont, curieusement, celle de l'UDC Oskar Freysinger. Le Conseil fédéral a répondu à deux d'entre elles, refusant d'entrer en matière. Reste à savoir si le Conseil national suivra cet avis. J. FD

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L'apprentissage de la discorde

 La décision de la Municipalité de Lausanne de permettre à des jeunes sans papiers de suivre un apprentissage au sein de son administration provoque des remous dans tous les partis. L'UDC, elle, s'en frotte les mains: "On ne va pas se gêner de rebondir sur la provocation des autorités lausannoises pour faire des questions de migration un enjeu majeur", promet Claude-Alain Voiblet. Précisément ce que les autres partis voulaient éviter…

 "Une collectivité peut-elle décider des lois qu'elle peut sciemment enfreindre?" s'emporte Philippe Leuba. Le Conseil d'Etat décidera mercredi des mesures qu'il prendra. Seule certitude juridique pour l'heure: engager des apprentis sans papiers revient à offrir du travail au noir, une infraction qui relève du droit pénal.

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La Liberté 19.2.10

Lausanne fait un pas vers l'illégalité pour "montrer que la législation ne joue pas"

Sans-papiers ● En projetant d'engager des apprentis sans statut légal, la ville veut briser l'immobilisme des autorités fédérales, explique le municipal socialiste Oscar Tosato.

 Michaël Rodriguez

 "Maintenant, ça suffit! La situation devient grave. Nous franchissons le pas." Municipal lausannois de l'enfance, de la jeunesse et de l'éducation, le socialiste Oscar Tosato ne craint pas de défier les autorités fédérales en prévoyant d'engager des apprentis sans papiers en dépit des obstacles légaux. L'exécutif de la ville a dévoilé ce projet mercredi (notre édition d'hier), en réponse à une motion popiste déposée en 2002. Interview.

 Qu'est-ce qui vous a poussé à lancer ce pavé dans la mare?

 Oscar Tosato: C'est dramatique d'imaginer que l'on bloque à 16 ans des jeunes qui, pour quelques-uns, sont nés en Suisse, et qui y ont fait toute leur scolarité. On ne peut décemment pas penser que la solution soit le retour dans leur pays d'origine: pour eux, il n'y a plus de pays d'origine.

 De par ma fonction, je dois faire respecter l'égalité des chances entre tous les enfants qui sont à Lausanne. Ce qui signifie, selon la Convention internationale des droits de l'enfant: tous les jeunes de moins de 18 ans. Aujourd'hui, les autorités cantonales acceptent les jeunes sans papiers au gymnase. Il n'y a pas de raison que seuls ceux qui ont le plus de capacités scolaires puissent se former.

 La ville de Lausanne ne se mettrait-elle pas dans l'illégalité?

 Oui, mais quand on le fait en termes politiques, on veut montrer qu'il y a dans la législation quelque chose qui ne joue pas. Si, en politique, on ne peut pas faire des propositions pour faire avancer les choses, je ne vois pas où cela serait possible.

 Avez-vous averti les autorités fédérales de cette démarche?

 Non. Nous n'avons demandé l'aval à personne.

 Si les autorités fédérales vous lancent un avertissement, vous laisserez-vous impressionner?

 Je me laisserai impressionner par des solutions. Pas par des avertissements.

 Pourquoi ne répondre que huit ans plus tard à la motion popiste?

 Pour plusieurs raisons. La ville voulait attendre le résultat d'une étude qu'elle a commandée sur la situation globale des sans-papiers à Lausanne. Il s'agissait aussi de voir si une solution cantonale se profilait, dans le cadre du groupe de travail mandaté par le Conseil d'Etat. Ce groupe de travail a émis un certain nombre de propositions qui, pour l'essentiel, n'ont pas été suivies d'effets. Les travaux se sont bloqués pour les mêmes raisons que partout ailleurs: la loi fédérale sur les étrangers fixe comme condition absolue l'obtention d'un permis de travail.

 Enfin, nous voulions attendre la réponse du Conseil fédéral aux interventions parlementaires demandant un accès pour les jeunes sans papiers à la formation professionnelle. Mais le Conseil fédéral ne fait que répéter qu'il faut se contenter des solutions au cas par cas, une voie qui est le plus souvent sans issue.

 Le 3 mars, les Chambres fédérales traiteront justement ces interventions parlementaires. Vous voulez leur mettre la pression?

 Oui, absolument. Il faut maintenant que l'Assemblée fédérale légifère. Un autre élément déclencheur a été le soutien à cette revendication exprimé récemment par le Grand Conseil vaudois. Troisième facteur: la campagne exécrable de l'UDC sur les minarets a montré qu'il n'y a rien à attendre d'une politique de concertation avec ce parti.

 Les socialistes se plaignent régulièrement qu'il n'y a pas assez d'inspecteurs pour lutter contre le travail au noir dans le canton de Vaud. N'êtes-vous pas en pleine contradiction?

 Les inspecteurs du travail sont absolument essentiels, afin de contrôler des entreprises dont on sait qu'elles font du dumping et qu'elles cassent le marché du travail. Le principe du travail au noir ne consiste pas à donner un emploi à des gens qui n'en ont pas, mais à payer de la main-d'œuvre à vil prix. Il faut combattre le travail au noir en contrôlant les entreprises et en donnant plus de permis de séjour. I

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 Des ministres courroucés

 Le projet de la ville de Lausanne s'attire les foudres de plusieurs ministres cantonaux. Le chef du Département de l'intérieur, Philippe Leuba, vitupère contre cette manière de "violer sciemment la loi". Le conseiller d'Etat libéral a demandé un avis de droit aux juristes du canton. Les premiers éléments qu'il a reçus par oral "ne souffrent aucune discussion: c'est illégal". Pour le ministre de l'Economie, l'UDC Jean-Claude Mermoud, l'engagement d'apprentis sans papiers "relève du travail au noir".

 Les deux conseillers d'Etat avertissent donc la ville qu'elle s'exposerait à des sanctions administratives et à une dénonciation pénale. Philippe Leuba souligne en outre que la législation sur les étrangers oblige les syndics à dénoncer les infractions dont ils ont connaissance. "Si M. Brélaz est au courant de l'emploi d'une personne sans statut légal, il a l'obligation légale de dénoncer l'employeur au juge d'instruction", s'exclame le ministre. L'UDC de la ville de Lausanne s'en prend également à la décision municipale. Dans un communiqué diffusé mercredi soir, elle menace de lancer un référendum.

 Au Collectif vaudois de soutien aux sans-papiers, Jean-Michel Dolivo se réjouit à l'inverse de cette démarche. Il ne craint guère que les apprentis sans statut légal deviennent des cibles faciles pour les opérations de renvoi. "La situation de la plupart des sans-papiers qui travaillent actuellement est connue des autorités, parce qu'ils cotisent aux assurances sociales". MR

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Sonate en loi bémol majeur

 "Du calme!" Mardi au Grand Conseil, le président du groupe libéral Jean-Marie Surer a appelé ses collègues à y aller piano piano et surtout larghissimo sur le dossier des écoles de musique. A quoi bon s'époumoner en votant une résolution pour presser le Conseil d'Etat de présenter un projet de loi avant le mois de juillet? Depuis vingt-cinq ans que le dossier traîne, s'il y avait le feu au lac des cygnes, ça se saurait. "Trois mois n'y changeront rien. De toute façon, nous sommes déjà tous hors la loi", a noté Jean-Marie Surer. Le libéral pourrait offrir une séance de méditation zen à son collègue de parti et ministre de l'Intérieur Philippe Leuba, qui flippe grave et monte dans les aigus juste parce que la ville de Lausanne risque de se mettre dans l'illégalité en engageant des apprentis sans papiers. MR

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20 Minutes 19.2.10

Vaud sévira si sa capitale engage des sans-papiers

 LAUSANNE. Les réactions hostiles au projet de la Ville se sont multipliées, hier, émanant de la droite et de l'exécutif.

 Le Département vaudois de l'intérieur a reconnu hier avoir demandé une analyse juridique du projet lausannois censé permettre une meilleure intégration des jeunes sans-papiers. Pour éviter qu'ils ne se trouvent sans solution de formation à la fin de l'école, la Ville avait annoncé mercredi vouloir en engager. Le conseiller d'Etat Philippe Leuba a réagi vivement dans "Le Temps". Il ne comprend pas que Lausanne "viole sciemment le droit". Si l'illégalité est confirmée, la Ville s'expose à des sanctions et les apprentis risquent une dénonciation au Service de la population et l'expulsion. Le Conseil d'Etat devrait en discuter mercredi prochain.

 Hier, le syndic de Lausanne, Daniel Brélaz, se refusait à commenter l'hostilité du Gouvernement vaudois. "Pour l'heure, nous n'avons encore rien reçu. Je ne prendrai pas position sans connaître leurs arguments. Dans tous les cas, savoir si nous maintiendrons ou non notre projet sera une décision collective que nous prendrons avec l'ensemble de la Municipalité." Mais sa déception est perceptible. "On est décidément loin du reste d'humanité qu'il y avait du temps de l'ancien conseiller d'Etat Claude Ruey", souffle- t-il. -ATS/Joël Burri

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L'Agefi 19.2.10

La mauvaise solution de la ville de Lausanne

Sans-papiers. Philippe Leuba préconise des permis humanitaires.

 "Deux choses me choquent: on ment à ces jeunes et une collectivité publique viole sciemment le droit: ce n'est pas digne. Comment oser alors amender le patron qui emploie des gens au noir?" , s'indigne Philippe Leuba, chef du Département vaudois de l'intérieur, en réaction à la décision de la ville de Lausanne. Mercredi, elle a dit vouloir engager des sans-papiers comme apprentis dès 2010 ou 2011. Entretien

 La ville de Lausanne ne fait-elle pas preuve d'une certaine logique? On scolarise bien les sans-papiers. Rien de plus naturel dès lors que d'étendre le processus aux apprentis?

 Je peux comprendre cet a priori, cette perception superficielle des choses. Mais le raisonnement de la ville est faux à deux titres. D'une part, une distinction doit être établie entre l'enseignement et la formation professionnelle. Le premier est global alors que le second est destiné à une prise d'emploi. Or, les sans-papiers n'ont pas le droit de travailler, ce que la ville de Lausanne sait pertinemment. Agir de la sorte paraît donc pour le moins curieux, l'hypocrisie n'est pas éloignée. Imaginez apprendre à une personne le métier de secrétaire, en lui disant qu'au terme de son apprentissage elle ne pourra pas l'exercer. Et si celle-ci veut travailler à la ville de Lausanne que fera-t-elle? Peut-elle, à titre de collectivité publique, engager des gens au noir? En règle générale, de tels employeurs suscitent l'ire, à juste titre, de toute la gauche. Lausanne s'engage ici dans une politique inhumaine, illogique et incohérente et qui manque de loyauté et de franchise à l'égard des sans-papiers.

 Et quelle est la seconde raison?

 J'attends encore une confirmation écrite de mon service juridique, mais tout le monde, le municipal Tosato, en charge de l'enfance à Lausanne y compris, admet qu'une telle décision est contraire au droit. La loi fédérale, approuvée, j'insiste, en 2006 par les Suisses et les Vaudois, précise que tout étranger qui exerce une activité lucrative doit être titulaire d'une autorisation. L'ordonnance d'application stipule que l'apprentissage est également une activité lucrative. L'employeur qui engage une personne qui n'a pas le droit de travailler s'expose à des sanctions administratives, à une dénonciation pénale et le jeune sans-papier à une dénonciation au service de la population. La Municipalité n'a pas mesuré qu'elle l'exposait à des sanctions, voire l'expulsion. Cerise sur le gâteau, la loi cantonale d'application exige du syndic et des préposés communaux au bureau du contrôle des habitants qu'il soient tenus, en cas de constatation d'une infraction à la loi fédérale sur les étrangers de la signaler au juge d'instruction. Autrement dit, Monsieur Brelaz ne bénéficie donc pas de la moindre marge d'appréciation: il doit dénoncer sa ville! Une position insoutenable. A l'évidence, l'Exécutif n'a pas mesuré les conséquences de cette décision. Mais où allons-nous si chaque Municipalité décide d'appliquer certaines lois et pas d'autres?

 Que devrait faire la Municipalité lausannoise?

 Je suis partisan d'une politique de vérité de la part des autorités, en particulier envers les plus faibles, ce qui est le cas pour les clandestins. Il est immoral de leur laisser miroiter des choses que l'on sait impossible à tenir. Pour les clandestins, une porte de sortie de cette extrême précarité existe. Il s'agit de l'obtention d'une régularisation, au sens de la loi sur les étrangers. C'est le permis humanitaire. Une voie certes restrictive puisqu'elle exige un respect strict de l'ordre public et donc une absence de condamnation pénale. Mais elle constitue la réponse au problème soulevé. Et, dans ce domaine, le taux d'acceptation de Berne est extrêmement important, puisqu'il se monte à 94% en matière d'asile. A propos des autres étrangers, où nous recevons moins de demandes, nous empruntons la même voie et obtenons par ce biais également la régularisation de clandestins par l'administration fédérale. Ils obtiennent ainsi un statut légal d'habiter et l'autorisation de travailler.

 Des considérations politiques n'entrent-elles pas aussi en ligne de compte?

 La ville de Lausanne compte 7,8% de chômeurs. 874 jeunes en âge d'être apprentis sont placés dans l'organisme de transition entre le monde scolaire et professionnel, soit une population de 520 chômeurs. Dans un tel environnement, est-ce bien raisonnable d'offrir des places d'apprentissage à ceux qui ne pourront jamais exercer la formation qu'ils suivent à Lausanne.

Interview: Edgar Bloch

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NEONAZIS
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NLZ 20.2.10

Tschechien

 Erstmals rechtsextreme Partei in Osteuropa verboten

Rudolf Gruber, Wien

 Sie fordert die "Endlösung der Zigeunerfrage", nun wird die Arbeiterpartei verboten. Experten warnen, dies würde die Partei erst recht stärken.

 Überall in Osteuropa sind 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs rechtsextremistische Parteien als Protestplattform entstanden. Tschechien zog nun daraus eine radikale Konsequenz: Erstmals seit 1989 wurde eine politische Partei gesetzlich verboten. Vergangenen Mittwoch hat das Oberste Verwaltungsgericht, das in der mährischen Metropole Brno (Brünn) angesiedelt ist, die rechtsextremistische Arbeiterpartei (Delnikca strana/DS) verboten. In der Begründung hiess es, die 2003 gegründete DS "zielt auf die Beseitigung der demokratischen Grundprinzipien des Rechtsstaates" ab, ihr Programm sei fremdenfeindlich, rassistisch und chauvinistisch und knüpfe an den deutschen Nationalsozialismus an.

 Nur nach aussen salonfähig

 Das Gericht wies auf die Doppelgesichtigkeit der DS hin: Nach aussen präsentiere sie sich als "salonfähige" Protestpartei, doch deren Parteiführer und Wahlkandidaten rekrutierten sich fast ausschliesslich aus verschiedenen eindeutig neonazistischen Gruppen und Organisationen wie den Autonomen Nationalisten oder dem Nationalen Widerstand. Tschechiens Rechtsextremisten haben auch enge Kontakte mit der deutschen Neonazi-Szene.

 DS-Chef Tomas Vandas bestreitet die Vorwürfe und spricht von einem "politischen Urteil" vor der Parlamentswahl Ende Mai. Er kündigte Berufung gegen das Verbot an. Denn solange es nicht rechtskräftig ist, steht einer Teilnahme an der Wahl nichts im Wege. Vom Richterspruch unbeeindruckt, kündigte Vandas an, seine Partei könne ja auch unter einem anderen Namen antreten.

 Hetze gegen Homosexuelle

 Mit der DS wurde erstmals seit dem Fall des Kommunismus 1989 in Osteuropa eine politische Partei gerichtlich verboten. Die Regierung in Prag war noch Anfang 2009 mit ihrem Antrag aus Mangel an Beweisen beim Verwaltungsgerichtshof abgeblitzt. Doch inzwischen hat die Arbeiterpartei Innenminister Martin Pecina reichlich neues Videomaterial von zahllosen Aufmärschen und Hetzkampagnen gegen Roma, Homosexuelle und Ausländer geliefert, das nunmehr auch die Höchstrichter überzeugt hat.

 Ähnlich wie in Ungarn, wo bereits mehrere Roma im Umfeld rechtsextremistischer Aufmärsche ermordet wurden, werden auch in Tschechien regelmässig Roma-Siedlungen überfallen. Im Herbst 2008 kam es zum bislang grössten Polizeieinsatz, als Hunderte Neonazis im nordböhmischen Litvinov eine Plattenbausiedlung der Roma stürmten. Die Organisatoren aus dem Dunstkreis der DS sprachen in Anspielung an die Juden-Pogrome im Nazideutschland zynisch von der "Endlösung der Zigeunerfrage".

 Kontraproduktive Dämonisierung

 Der Prager Innenminister Pecina zeigte sich über das DS-Verbot erfreut: "Es ist eine gute Nachricht für die tschechische Gesellschaft." Allerdings sind Experten vom Nutzen weniger überzeugt. Manche warnen davor, die Dämonisierung könne einer kleinen Extremistenpartei nur noch mehr Zulauf bringen als bisher. Die DS erreichte bei der Europawahl 2009 gerade einmal 1 Prozent der Stimmen. Das Wirtschaftsblatt "Hospodarske noviny" kommentiert: "Extremisten sind nicht die grösste Gefahr für die Demokratie, die kommt von den Parteien im Parlament, deren Habgier das Misstrauen in die Politik ständig steigert."

 Andere Beobachter wiederum meinen, die DS könne sich, ähnlich wie in Österreich die FPÖ, zu einer sozialpolitischen Protestbewegung entwickeln und mittelfristig die etablierten Parteien herausfordern. Die DS zählt rund 1000 eingeschriebene Mitglieder, doch schätzt die Polizei den Sympathisantenkreis um ein Vielfaches höher ein.

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St. Galler Tagblatt 20.2.10

Nicht bloss eine Protestpartei

 In Tschechien wird über das Verbot einer rechtsextremen Partei debattiert, die eine "Endlösung der Zigeunerfrage" fordert. Das Verbot ist für ganz Osteuropa von Bedeutung.

Rudolf Gruber

 wien. Überall in Osteuropa sind 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs rechtsextreme Parteien als Protestplattform entstanden. Tschechien zog nun daraus eine radikale Konsequenz: Erstmals seit 1989 wurde eine politische Partei verboten. Das Verbot sprach das Oberste Verwaltungsgericht aus, das in der mährischen Metropole Brno (Brünn) angesiedelt ist. Es betrifft die rechtsextreme Arbeiterpartei (Delnikca strana/DS). In der Begründung heisst es, die 2003 gegründete DS "zielt auf die Beseitigung der demokratischen Grundprinzipien des Rechtsstaates", ihr Programm sei fremdenfeindlich, rassistisch und chauvinistisch und knüpfe an den deutschen Nationalsozialismus an.

 Immer wieder gegen die Roma

 Das Gericht wies auf die Doppelgesichtigkeit der DS hin: Nach aussen präsentiere sie sich als "salonfähige" Protestpartei, doch deren Parteiführer und Wahlkandidaten rekrutierten sich fast alle aus verschiedenen eindeutig neonazistischen Gruppen und Organisationen wie den "Autonomen Nationalisten" oder dem "Nationalen Widerstand". Tschechiens Rechtsextremisten haben auch enge Kontakte mit der deutschen Neonaziszene.

 DS-Chef Tomas Vandas bestreitet die Vorwürfe und spricht von einem "politischen Urteil" vor der Parlamentswahl Ende Mai. Er kündigte Berufung gegen das Verbot an. Solange es nicht rechtskräftig ist, steht einer Teilnahme an der Wahl nichts im Weg. Vom Richterspruch unbeeindruckt, kündigte Vandas an, seine Partei könne ja auch unter einem anderen Namen antreten.

 Die Regierung in Prag war noch Anfang 2009 mit ihrem Verbotsantrag aus Mangel an Beweisen beim Verwaltungsgericht abgeblitzt. Doch inzwischen hat die Arbeiterpartei Innenminister Martin Pecina reichlich neues Videomaterial von Aufmärschen und Hetzkampagnen gegen Roma, Homosexuelle und Ausländer geliefert, das nunmehr auch die hohen Richter überzeugt hat.

 Ähnlich wie in Ungarn, wo bereits mehrere Roma im Umfeld rechtsextremer Aufmärsche ermordet wurden, werden auch in Tschechien regelmässig Romasiedlungen überfallen. Im Herbst 2008 kam es zum bislang grössten Polizeieinsatz, als Hunderte Neonazis im nordböhmischen Litvínov eine Plattenbausiedlung der Roma stürmten. Die Organisatoren aus dem Dunstkreis der DS sprachen in Anspielung an die Judenpogrome im Nazideutschland zynisch von der "Endlösung der Zigeunerfrage".

 Verbot umstritten

 Innenminister Pecina zeigte sich über das DS-Verbot erfreut: "Es ist eine gute Nachricht für die tschechische Gesellschaft." Allerdings sind Experten vom Nutzen dieses Urteils weniger überzeugt. Manche warnen davor, die Dämonisierung könne einer kleinen Extremistenpartei nur mehr Zulauf bringen. Die DS erreichte bei der Europawahl 2009 gerade einmal ein Prozent der Stimmen. Das Wirtschaftsblatt "Hospodářské noviny" kommentiert: "Extremisten sind nicht die grösste Gefahr für die Demokratie. Die kommt von den Parteien im Parlament, deren Habgier das Misstrauen in die Politik ständig steigert."

 Andere Beobachter wiederum meinen, die DS könnte sich, ähnlich wie in Österreich die FPÖ, zu einer sozialpolitischen Protestbewegung entwickeln und mittelfristig die etablierten Parteien herausfordern. Die DS zählt rund 1000 Mitglieder, doch schätzt die Polizei den Sympathisantenkreis um ein Vielfaches höher ein.

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ANTI-ATOM
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Gesundheitstipp 1.2.10

Krebsgefahr aus dem Reaktor

Erhöhte Werte: Radioaktive Stoffe bedrohen Anwohner des AKWs Mühleberg

Ines Vogel , Mitarbeit: Sonja Marti

 Das AKW Mühleberg hat die Betriebsbewilligung auf unbefristete Zeit erhalten. Doch die Umgebung ist radioaktiv belastet. Dies deckt jetzt eine Stichprobe des Gesundheitstipp auf. In der Nähe des AKWs erkranken zudem auffällig viele Menschen an Krebs.

 Zwischen einer Handvoll Bauernhöfen, in der hügeligen Landschaft oberhalb des Aaretals, steht das alte Landhaus von Rainer Zur Linde. Der Regisseur und TV-Sprecher kommt aus Deutschland - doch hier, sagt er, habe er Wurzeln geschlagen. Hier oben in Oberruntigen BE vergessen die Dorfbewohner oft den Koloss, der nur einen Kilometer weiter unten am Fluss steht: das Atomkraftwerk Mühleberg.

 Das AKW ist eines der ältesten der Welt. Beim Bau war vorgesehen, es im Jahr 2012 abzuschalten. Kurz vor Weihnachten verlängerten die Behörden die Betriebsbewilligung auf unbestimmte Zeit.

 Doch der 66-jährige Zur Linde vergisst das AKW keinen Tag mehr - seit zwei Jahren: Damals stellte sein Arzt bei einer Routineuntersuchung schlechte Prostatawerte fest.

 Eine Gewebeprobe bestätigte: Es ist ein bösartiger Tumor. Die Ärzte operierten sofort. Heute geht es Zur Linde gut. Trotzdem nagen die Sorgen an ihm: "Die Strahlen aus dem AKW sind schuld an meinem Krebs." Atomkraftwerke geben ständig radioaktive Stoffe in die Umgebung ab. Auch das AKW Mühleberg, wie jetzt eine Stichprobe des Gesundheitstipp zeigt. Er sammelte in der Umgebung des AKWs Proben von Boden, Schnee sowie Sediment und liess sie im Kantonalen Labor Basel untersuchen. Es stellte von zwei Stoffen teils zu hohe Mengen fest:

- Tritium: Der Schnee - 850 m vom AKW entfernt - war stark mit Tritium belastet (siehe Tabelle). Er enthielt 15 Becquerel pro Kilo des radioaktiven Wasserstoffs. Im Schnee unmittelbar beim Geländezaun des AKWs sah es ähnlich aus: 12,8 Becquerel. Der Uetikoner Strahlenschutz-Experte Marco Bähler sagt: "Diese Mengen sind besorgniserregend." Zum Vergleich: Ein Liter Regenwasser enthält etwa 1 Beequerel Tririum. Tritium entsteht im Reaktor heim Zerfall des Urans sowie im Kühlwasser. Der Schornstein bläst es in die Luft. Nimmt man Tritium zum Beispiel über die Nahrung auf, sammelt es sieh im Körper an und kann die Gene schädigen.

 • Cobalt-60: Das Sediment der Aare unterhalb des AKWs enthielt pro Kilo 5,4 Beequerel Cobalt-60.
 Für Bruno Chareyron, Atomphysiker aus Valenee (F), ist klar: "Die Probe ist radioaktiv belastet." Oberhalb des AKW-Zuflusses war der Stoff nicht nachweisbar.

 Das radioaktive Sehwermetall entsteht, wenn Metallteile im AKW rosten. Es gelangt über das Abwasset in den Fluss. Die gemessene Radioaktivität war zwar deutlich unter der sogenannten Freigrenae.
Das heisst: Die Proben gelten für die Behörden nicht als radioaktiv. Doch in der Natur kommen so hohe Werte nicht vor. Viele Wissenschafter sind deshalb überzeugt: Auch solch niedrige Strahlung kann den Menschen schädigen - vor allem, wenn sie über lange Zeit auf den Körper einwirkt.

 Studie zeigt: Mehr Krebsfälle in der Nahe von AKWs

Eine deutsche Studie wies vor zwei Jahren nach: AKWs erhöhen das Risiko für Krebs. Kinder, die in deren Nähe aufwachsen, erkranken öfter an Krebs als andere. Besonders häufig bekommen diese Kinder Leukämie. Radioaktive Strahlen können bei Menschen auch Lymphdrüsen- und Brustkrebs auslösen. In der Nähe von Siedewasserreakroren gab es gemäss der Studie die meisten Krebsfälle. Auch im AKW Mühleberg ist ein solcher alter Reaktor in Betrieb.

 Um herauszufinden, ob Krebs bei Mühleberg besonders häufig auftritt, bräuchte es ein nationales Krebsregister. Dieses fehlt in der Schweiz noch immer.

 Rainer Zur Linde ist allerdings nicht der einzige Krebsparient in der Nähe des AKWs Mühleberg. "Immer wieder erkranken hier Menschen an Krebs", sagt er. Das ist auch weiteren Anwohnern aufgefallen.

 Sie führen privat Listen, in denen sie alle bekannten Krebsfälle in der Umgebung des AKWs notieren (siehe auch "Saldo"1 Ausgabe 1/2010).

 Die dokumentierten Fälle erschrecken nicht nurAnwohner sondern auch Experten: Sechs Menschen bekamen in den letzten 23 Jahren Leukämie. Fünf von ihnen starben. Sie alle wohnten maximal 3,5 Kilometer vom AKW entfernt. Eine damals 18-Jährige und ein Mann erkrankten bei Mühleberg an Lymphdrüsenkrebs. Zudem bekamen etliche Frauen Brustkrebs Für den Basler Krebsspezialisten Claudio Knüsil steht fest "Es gibt keine unschädliche Strahlung." Man müsse deshalb "dringend" klären, oh die Strahlung aus dem AKW Mühleberg das Krebsrisiko erhöht.

 Ärzte fordern, Mühleberg stillzulegen

Knösli engagiert sieh hei den Ärzten für soziale Verantwortung. Er hält es "aufgrund der Gesundheitsrisiken für unverantwortbar", dass das AKW Mühleherg weiter in Betrieb ist. Auch sein Kollege, der Grenehner Arzt Martin Walter, fordert, das Werk stillzulegen.

 Eine Gruppe besorgter Anwohner hat Beschwerde erhoben gegen die Betriebsbewilligung des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation. Unter ihnen ist auch der Biobauer Walter Ramseier. Sein Pachtland erstreckt siech bis an die Aare - am anderen Ufer steht das AKW.

Ramseier hat Angst - weniger vor den Umgehungsstrahlen als vor einem erneuten Störfall. Bereits 1986 gabs eine Filterpanne: Radioaktiver Staub gelangte in die Umgebung von Mühleberg. Die gemessene Radioaktivität war höher als ein halbes Jahr zuvor - nachdem Tschernobyl die Luft von Mühleberg verseucht hatte. Biobauer Ramseier hahen die Störfälle schockiert: "ich tue alles, damit der Boden gesund bleibt - aber das AKW kann mir alles verderben." Diese Angst ist nicht unbegründet.

 Mühleberg ist veraltet. Bereits vor 20 Jahren untersuchte das Öko-Institut Darmstadt (D) die Bauweise des AKWs Mühleberg und kam zum Schluss: "Es ist unsicherer als andere Reaktoren." Seit 1990 wissen die Verantwortlichen indem, dass Risse den Kernmantel durchziehen. Sie werden immer grösser.

 Auch Rohre, die im Notfall Kühlwasser in den Reaktor spritzen sollen, haben Risse. Jürg joss ist Experte bei der Gruppe Fokus Anti-Atom. Er warnt: "Dadurch kann der Reaktor leichter ausser Kontrolle geraten und Radioaktivität freisetzen."

Biobauer Ramseier ist im Dilemma. Er wili eigentlich nicht mehr in der Nähe eines AKWs ieben.  Doch der Hof ist seit vier Generationen in der Famiiie. "ich kann doch nicht einfach alles zurücklassen", sagt er.

 Die Bernischen Kraftwerke AG (BKW) betreiben das AKW Mühleberg und halten am Standort fest. Mehr noch: Sie wollen ein neues, riesiges AKW bauen, neben das alte. Im Jahr 2025 soll es fertig sein. Bis dahin soll das jetzige Kraftwerk in Betrieb bleiben.

 Die BKW bestreiten gegenüber dem Gesundheitstipp, dass das AKW Mühleberg die Menschen in der Umgehung krank machen könnte. Die deutsche Studie zeige zwar, dass mehr Kinder in der Umgebung von AKWs an Leukämie erkranken - dies beruhe jedoch "nicht auf der Einwirkung radioaktiver Strahlung".

 Dennoch räumen auch die BKW ein, dass es kein unschädliches Mass an Strahlung gebe. Es sei "mir anderen Krankheirsrisiken vergleich-bar". Die höchste Strahlenhelastung stamme in der Schweiz nicht aus AKWs. sondern von "natürlicher Strahlung aus dem Kosmos von der Sonne und aus dem Erdreich".

 Die BKW bestreiten, dass das AKW Mühleberg schuld sei an den erhöhten Werten für Tritium in der Umgebung und Cobalt-60 im Sediment der Aare. Das Tritium komme "aus der Luft". Die BKW finden allerdings bei eigenen Messungen auch Cobalt-60 und räumen deshalb ein: "Der Wert entspricht unseren Erfahrungen." Die Menge liege jedoch weit unter der Freigrenze.

 Ohne neues Sicherheits-Konzept ist 2012 Schluss

Die BKW schreiben weiter, das AKW Mühleberg sei in "sehr gutem Zustand", es werde "kontinuierlich modernisiert". Der Kernmantel sei mit Klammern repariert, aber auch ohne diese sei er "sicher". Ähnliche AKWs dürften in den USA sogar 60 Jahre in Betrieb sein. Die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Störfall sei "extrem klein". Es lägen "keine Gründe vor", die ein Abschalten des Reaktors nötig machen würden. Dies habe das zuständige Bundesamr bescheinigt.

 Marianne Zünd, Sprecherin des Bundesamts für Energie, schreibt dem Gesundheitstipp, zurzeit prüfe der Bund in einer eigenen Studie das Leukämierisiko in der Nähe von Schweizer AKWs. Zudem müssten die Bernischen Kraftwerke AG dem Bund bis Ende Jahr ein neues Sicherheitskonzept vorstellen. Das sei die Voraussetzung, dass der Betrieb auch nach 2012 zugelassen werde.

 Der Bund überwache im Übrigen, "wie viel Radioaktivität die Schweizer AKWs abgehen", sagt Zünd. Die Mengen lägen auch in Mühleberg stets "deutlich unterhalb der Höchstgrenzen". Allerdings räumt Zünd ein, dass die Tritium-Werte relativ hoch sind: Es sei fünfmal so viel Tritium im Schnee, wie das Wetteramt Meteoschweiz normalerweise darin finde.