MEDIENSPIEGEL 25.2.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturprogramm (Tojo, RaBe)
- (St)Reitschule-Leserbrief in AZ
- Demorecht BE: Kein Weiterzug
- K.O.-Tropfen: Gefahr oder Urban Legend?
- Sicherheitswahn BE: Kommentar WoZ
- Sexwork: Jagd auf Frauenhändler
- Langenthal: Freaks mit Schlagringen
- Polizei vs Grenzwachtkorps
- Sempach 2009: Verurteilungen
- NS Black Metal in Biel
- Plakatgeil: FN kopiert SVP
- Liechtenstein gegen Rechts
- Zum Parteiverbot in Tschechien
- Anti-Atom: Beznau frisiert Ökobilanz

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REITSCHULE    
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Do 25.02.10
20.30 Uhr - Kino - Kulturprojekt Porta Chuisa, Performance. Live-Konzert zu Filmen aufgeführt mit Hans Koch (CL), Michael Thieke (CL) und Paed Conca (CL).
22.00 Uhr - Rössli-Bar - Heu, Stroh und Hafer

Fr 26.02.10
19.30 Uhr - Kino - Rabe-Fest: Jolly Roger, Beat Hirt, Schweiz 2003
20.30 Uhr - Tojo - "Agents Provocateurs" Agentenstück von Michael E. Graber. Uraufführung.
21.15 Uhr - Kino - Rabe-Fest: Radio LoRA 97,5 MHz - 25 Jahre laut!, Gido Dietrich, Schweiz 2009 und RaDialoge 08, Paola Delco' & Ricardo Dorantes, CH 2009
22.00 Uhr - SousLePont - RaBe-Fest: The Jackets, The Dead, Loose Connection (BE)
22.00 Uhr - Dachstock - RaBe-Fest: Sofa Surfers (Klein Rec/A), Clara Clara (F) / DJ Olive Oil (BE)
22.00 Uhr - Rössli-Bar - Rabe-Fest: Disco: DJ Tom Zoff (70/80/90 Mambo) / DJ Küse (Lost in Disco) / DJ Electric (Ready to Rock)
23.00 Uhr - Frauenraum - Rabe-Fest: "Female D&B Special" - DJ Flight (Play:Musik, Rinse FM, Metalheadz, Bassbin, UK) / MC Ayah (Lucky Devil Music, Hospital, CIA, UK), DJ Lockee, DJ Ryck & Badboy MC (RaBass 95.6), DJ Sueshi (Radio X, First Ladies, Basel)
22.30 Uhr - Kino - Rabe-Fest: No More Smoke Signals, Fanny Bräuning, CH 2008

Sa 27.02.10
19.30 Uhr - Kino - RaBe-Fest: No More Smoke Signals, Fanny Bräuning, CH 2008
20.30 Uhr - Tojo - "Agents Provocateurs" Agentenstück von Michael E. Graber. Uraufführung.
21.15 Uhr - Kino - RaBe-Fest: Radio LoRA 97,5 MHz - 25 Jahre laut!, Gido Dietrich, Schweiz 2009 und RaDialoge 08, Paola Delco' & Ricardo Dorantes, CH 2009
22.00 Uhr - SousLePont - RaBe-Fest: Lamps of Delta, My Wolf, Overdrive Amp Explosion, Mani Porno (CH)
22.00 Uhr - Dachstock - Rabe-Fest mit MyMy (live) (playhouse/DE); Styro2000 (motoguzzi/ZH); Racker & Brian Python (festmacher/BE)
22.00 Uhr - Frauenraum - Rabe-Fest: Miss Trouble & The Television Project / Anna Aaron / Dr. Minx / El Gata
22.00 Uhr - Rössli-Bar - Rabe-Fest: Dee Jota (Abnorm), Disko Dario (elastic trax), Flowbox *live!*(Abnorm), Gelber (4dreams), Navigator (Dream Vision Media)
22.30 Uhr - Kino - Rabe-Fest: Jolly Roger, Beat Hirt, CH 2003

So 28.02.10
19.00 Uhr - Tojo - "Agents Provocateurs" Agentenstück von Michael E. Graber. Uraufführung.
20.00 Uhr - Rössli-Bar - Marta Collica & Kassette
20.30 Uhr - Kino - Kulturprojekt Porta Chuisa, Performance. Live-Konzert aufgeführt zu Filmen mit Hans Koch (CL), Michael Thieke (CL) und Paed Conca (CL).

Infos: http://www.reitschule.ch

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BZ 25.2.10

Lügner im Theater

 Was kann und soll Theater im 21.Jahrhundert? Dieser Frage geht Michael E. Graber in "Agent provocateur" nach. Agenten erzählen Lügen, genau wie Schauspieler, lautet seine Grunderkenntnis. Grabers "Agentenstück" handelt denn auch nur bedingt von Agenten. Das Stück ist viel mehr selber Agent: Es agiert und agitiert unter falschem Namen, im Bestreben, das Theater als solches zu hinterfragen.
 pd

 Vorstellungen: 26.2 und 27.2. (je 20.30 Uhr) sowie 28.2. (19 Uhr), Tojo Theater, Bern. www.tojo.ch.

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Bund 25.2.10

Sounds Sofa Surfers am RaBe-Fest

 Unbequemes Sofa

Begonnen hat die Karriere der Sofa Surfers im Milieu der Lounge-Musik - heute klingen sie wie eine post-punkige Version von Massive Attack. Am RaBe-Fest stellt die Band ihre grandiose neue CD vor.

Ane Hebeisen

 Wer an die Gruppe Sofa Surfers denkt, der denkt unweigerlich auch an einen der grössten Irrtümer der Musikgeschichte.

 Es war Ende der Neunzigerjahre, als unter den Musikschaffenden die Idee ruchbar wurde, Musik für die Lounges dieser Welt zu verfertigen. Die Absicht dahinter war eine geradezu rebellische, allerdings wurde in die falsche Richtung rebelliert: Die Musik sollte dergestalt zur Unaufdringlichkeit dezimiert werden, dass sie in der Lounge als berieselnde Untermalung für das gepflegte Kleingespräch dienen konnte. Die Haupt-Drehscheibe dieser Szene war die gemütliche Stadt Wien, das dort ansässige Duo Kruder & Dorfmeister wurde in den Stand der Bahnbrecher einer neuen schicken Musikszene erhoben.

 Nichts am Hut mit Bequemlichkeit

 Weil die Musikchronisten zuweilen etwas ungenau arbeiten, gerieten bald auch Wiener Bands in den Lounge-Dunstkreis, die mit ihrer Musik eigentlich ganz anderes im Sinn hatten, als Tracks zu produzieren, die niemanden beim Plaudern behelligen. Eine davon waren die Sofa Surfers, ein vierköpfiges Künstlerkollektiv, das zwar im engen Dunstkreis von Kruder & Dorfmeister agierte, musikalisch indes stets die dunkleren Klänge bevorzugte. Die Tracks der Sofa Surfers waren von abgründigem Dub gezeichnet und hatten nie etwas am Hut mit schlurfiger Bequemlichkeit, umso mehr gefiel es den Herren aus Wien, ohne Rücksicht auf Verluste an neuzeitlichen Club-Sounds zu laborieren.

 Doch seit September 2005 ist alles nochmals ganz anders. In diesem Monat erschien ein unbetiteltes - im Nachhinein als "rotes Album" bezeichnetes - Werk, auf das die Welt nicht gefasst war. Auf einmal waren es nicht die Spielereien am Computer, welche die Musik der Sofa Surfers prägten, im Band-eigenen Studio stapelten sich plötzlich Instrumente, die gemeinhin zum Erzeugen handgemachter Rockmusik dienen. Am Frontmikrofon agierte ein dunkelhäutiger Soul-Vokalist, und anstatt Tracks zu produzieren, wurden mustergültige Songs geschrieben - schwindelerregende, schwerblütige, unterkühlte und ausnehmend finstere Rocksongs mit souligem Innenleben.

 Radikale Askese

 Gitarre, Bass und Schlagzeug gelangten ohne jegliche Effekte zum Einsatz, ebenso nackt war die Stimme des Vokalisten Mani Obeya gehalten, es war, als wollten sich die Österreicher mit derselben Radikalität, mit der sie früher der elektrischen Forschung frönten, der technischen Askese hingeben. Und doch war diese Musik reich an schönen Details, ergreifenden Wendungen und dramaturgischen Kniffen.

 Vorhersehbare Entwicklung

 Im März erscheint nun das lang herbeigesehnte Anschlusswerk des zur Band gewordenen Projekts. "Blindside" ist - bedenkt man die diversen Haken, welche die Sofa Surfers in ihrer Karriere bereits geschlagen haben - ein überraschend vorhersehbarer Nachfolger. Die Band ist durch die ungezählten Live-Auftritte selbstbewusster geworden, das Spiel mit der Dynamik erscheint noch ausgeklügelter, und die Effektgeräte wurden aus dem Bypass-Modus erlöst. Damit läuft der Sofa-Surfers-Klangkörper zwar öfter Gefahr, in den Dunstkreis real existierender Post-Punk-Bands zu rücken, und doch schaffen es die Österreicher, im Reich des Unangepassten unangepasst zu bleiben.

 Stets bleibt erkennbar, dass dieser musikalische Bastard nicht den herkömmlichen Post-Punk-Entwicklungsgang durchlaufen hat, dass der geistige Ursprung dieser Musik ein differenter ist. Zwar ist der auf dem Vorgängeralbum zelebrierte patternhaft-technoide Zugang zur Rockmusik einer fast schon spielfreudig anmutenden Form des Musizierens gewichen, und doch ist die Passion für die schattigeren Frequenzen genauso erhalten geblieben wie das Faible für den stockdunklen Soul.

 Niedrige Kadenz

 Eine gewisse Geistesverwandtschaft mit den ebenfalls immer wunderbarer werdenden Massive Attack ist nicht von der Hand zu weisen, doch die musikalischen Emphasen der Sofa Surfers fallen weit kantiger aus. Als eine "Hardcore-Band nach dem Krach" schätzen sich die Sofa Surfers selbst ein. Gemütlich sind sie also auch im Alter nicht geworden, die vier Österreicher mit ihrem neuen Frontmann - und wem die Veröffentlichungs-Kadenz der Sofa Surfers zu niedrig ist, dem seien die zahlreichen Soloprojekte der Bandmitglieder ans Herz gelegt, allen voran das unlängst erschienene No-Future-Elektro-Dub-Werk "Density" von Markus Kienzl.

 Dachstock der Reitschule Freitag, 26. Februar, 22 Uhr.

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 RaBe-Fest Das Programm

 Mit einem zweitägigen Film-, Musik-, Theater- und Tanz-Fest in der Reitschule begeht das Berner Kulturradio RaBe seinen 14. Geburtstag.

 Freitag, 26. Februar: 20.30 Uhr: "Agents Provocateurs" (Tojo, Fr. und Sa., Vorschau Seite 38) Ab 22 Uhr: The Jackets, The Dead, Loose Connection (Sous Le Pont, ungehobelter Rock 'n' Roll) Ab 22 Uhr: Sofa Surfers (siehe Haupttext), Clara Clara (Dachstock, verspielter elektronischer Post-Punk aus Frankreich) Ab 23 Uhr: Female D&B Special mit DJ Flight, MC Ayah, Dj Lockee, DJ Ryck & Bad Boy MC (Frauenraum) Samstag, 27. Februar: Ab 22 Uhr: Lamps of Delta, My Wolf, Overdrive Amp Explosion, Mani Porno (Sous Le Pont, Rock aus heimischer Manufaktur) Ab 22 Uhr: MyMy, Styro 2000, Racker & Brian Python (Dachstock, elektronische Tanzmusik) Ab 22 Uhr: Miss Trouble & Television Project, Anna Aaron, Dr. Minx, El Gata (Frauenraum) Ab 22 Uhr: Dee jota, Disko Dario, Flowbox, Gelber, Navigator (Rössli) Kinoprogramm siehe Seite 41. (ane)

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BZ 25.2.10

Feiern mit dem Raben

 Radio RaBe feiert seinen 14.Geburtstag: Den Auftakt zur zweitägigen Party macht die österreichische Band Sofa Surfers. Aus der Chill-out-Combo der Neunzigerjahre ist eine charakterstarke Rockband geworden. Am Samstag sorgen die DJs Racker, Brian Pyton und Styro2000 für Geburtstagsstimmung.
 pd

 RaBe-Fest: Freitag, 26., und Samstag, 27.Februar, ab 22 Uhr, Reitschule Bern.

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(ST)REITSCHULE
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Aargauer Zeitung 25.2.10

Alles im Rahmen der Gesetze

 AZ vom 22.2.: Marsch der Autonomen in Aarau

 "Nicht wenige aus dem Umfeld der Berner Reithalle, einem von den Behörden nach wie vor tolerierten, weitgehend rechtsfreien Zentrum linksextremer Aktivitäten": Diese Aussage muss richtiggestellt werden. Die Berner Reitschule wandelte sich vom besetzten Haus zu einer weit über die Schweizer Grenzenhinaus bekannten und preisgekrönten Kultur-institution. Die 1987 besetzte Reitschule verfügt seit 1993 über einen Nutzungsvertrag mit der Stadt, der per 1. Januar 2004 von einem Leistungs- und Mietvertrag abgelöst wurde. Das Berner Stimmvolk bestätigte in vier verschiedenen Abstimmungen die kulturelle Arbeit und die Bedeutung als Kultur- und Begegnungszentrum für die Stadt.

 Der Betrieb der Reitschule wird heute von zwei Trägerschaften (IKuR und Verein Grosse Halle) gemäss den vereinbarten Bedingungen der Leistungs- und Mietverträge gewährleistet. Der Reitschule-Betrieb hält sich an die vorgegebenen gesetzlichen Vorschriften. Es handelt sich also in keinster Weise um einen rechtsfreien Raum. An öffentlichen Führungen durch unser Kultur- und Begegnungszentrum können Klischees und vorgefasste Meinungen hinterfragt werden.

 Agnes Hofmann,Tom Locher,

 Mediengruppe

Reitschule Bern

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DEMORECHT
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bern.ch 25.2.10

Kundgebungsreglement: Gemeinderat verzichtet auf Weiterzug der Beschwerde

Der Gemeinderat verzichtet darauf, gegen den verwaltungsgerichtlichen Entscheid zum Kundgebungsreglement zu rekurrieren. Das Gericht war vergangene Woche zum Schluss gekommen, dass ein Verbot von Demonstrationsumzügen in der Innenstadt verfassungswidrig sei. Der Gemein-derat begründet den Verzicht auf den Weiterzug der Beschwerde damit, dass er die vom Stadtrat beschlossene Verschärfung des Kundgebungsreglements nach wie vor ablehnt.

Das Umzugsverbot war im Mai 2008 gegen den Willen des Gemeinderates von einer Mehrheit des Stadtrates beschlossen worden. Die Stadtregierung hatte vergeblich argumentiert, dass es fraglich sei, ob eine zeitliche oder örtliche Einschränkung von Demonstrationsumzügen verfassungskonform angewendet werden könne. Vielmehr sei davon auszugehen, dass damit das Grundrecht der Meinungsäusserungs- und Versammlungsfreiheit zu stark eingeschränkt werde. Zudem wies die Stadtregierung darauf hin, dass ein generelles Umzugsverbot den polizeilichen Einsatz kaum erleichtere und sich im Einzelfall sogar kontraproduktiv auswirken könne.

Mit Beschwerde den Willen des Stadtrates respektiert

In der Folge fochten zahlreiche Parteien, Gewerkschaften und Verbände das umstrittene Umzugsverbot mit einer Gemeindebeschwerde an. Diese wurde vom Regierungs-statthalteramt gutgeheissen. Daraufhin entschied sich der Gemeinderat, den Fall vor das Verwaltungsgericht zu ziehen. Zwar hatte die Stadtregierung ihre ablehnende Haltung zum Umzugsverbot nicht geändert. Aber als beschwerdeberechtigte Exekutive war der Gemeinderat politisch verpflichtet, den Willen der Mehrheit des Stadtrates zu respektieren und die Beschwerde zumindest an die nächste Instanz weiterzuziehen.

Kein Weiterzug ans Bundesgericht

Nachdem der Entscheid des Regierungsstatthalteramtes vergangene Woche vom Verwaltungsgericht klar bestätigt worden ist, sieht der Gemeinderat keine Veranlassung mehr, die Beschwerde entgegen seiner eigenen Haltung vor das Bundesgericht zu ziehen. Materiell fühlt sich die Stadtregierung durch das Verwaltungsgerichtsurteil
bestätigt und verzichtet daher auf alle weiteren juristischen Schritte.
 
Informationsdienst der Stadt Bern

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K.O.-TROPFEN
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Bund 25.2.10

Kampf gegen K.-o.-Tropfen

(apn)

 Sogenannte K.-o.-Tropfen stellen zurzeit eines der grössten Probleme der Drogenszene dar. Regierungen in aller Welt müssten für eine bessere Kontrolle solcher Substanzen sorgen, heisst es im jüngsten Drogenbericht der Uno, der gestern in Wien vorgestellt wurde. Demnach ist eine gründliche Aufklärungskampagne über die Gefahren erforderlich. Die Substanzen seien viel zu leicht erhältlich, sodass sie schnell in die Hände von Kriminellen fallen könnten.

 K.-o.-Tropfen werden häufig auf Partys ins Getränk eines potenziellen Opfers gemischt, das sich dann gegen sexuelle Übergriffe nicht mehr wehren und sich später auch kaum noch daran erinnern kann. Der Weltdrogenbericht kommt ferner zum Schluss, dass immer mehr Missbrauch mit verschreibungspflichtigen Medikamenten betrieben wird. Allein in den USA waren davon 2008 6,2 Millionen Menschen betroffen.

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NZZ 25.2.10

Drogenkonsum in Europa unverändert

Uno-Drogenbehörde warnt vor Medikamentenmissbrauch

 Der Bericht der Uno-Drogenkontrollbehörde zeigt ein differenziertes Bild des Drogenmissbrauchs in Europa. In einigen Staaten sind allerdings mehr Menschen von Medikamenten abhängig als von Heroin, Kokain und Ecstasy zusammen.

 mri. ⋅ Der Drogenkonsum ist in Europa 2009 stabil geblieben, wie die Uno-Drogenkontrollbehörde INCB (International Narcotics Control Board) in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht festhält. Der Konsum von Cannabis und Kokain ging in Grossbritannien und Spanien sogar zurück. In der Schweiz, Österreich und Deutschland blieb der Kokainmissbrauch stabil, dagegen stieg er in Frankreich und Irland. Auch der Konsum von Amphetamin ("Speed") und Ecstasy stabilisierte sich in Europa oder nahm gar ab. Aber in Dänemark, Spanien und Grossbritannien wurden diese Drogen durch Kokain ersetzt.

 Der Drogenschmuggel durch Osteuropa nahm bedeutend zu. Dort breitete sich auch der Markt für Heroin aus, vor allem in Russland, Albanien, Kroatien, Weissrussland und der Moldau. Im Übrigen blieb Europa 2009 der grösste Markt für Haschisch, das vor allem aus Marokko stammt. Der weltweit grösste Kokainproduzent ist weiterhin Kolumbien, während Afghanistan am meisten Heroin herstellt. Die Produktion von Methamphetamin ("Crystal" oder "Thaipille") und Ecstasy breitet sich geografisch aus; Tonnen von beschlagnahmten Ausgangsstoffen, die für Mexiko bestimmt waren, stammten aus Indien und Bangladesh. Die Konfiskation in Guinea von Chemikalien zur Herstellung dieser Drogen sowie von Transporten, die für die Zentralafrikanische Republik, Äthiopien und Kenya bestimmt waren, bestätigt laut dem Bericht die Befürchtung, dass diese Drogen auch in Afrika produziert werden.

 Die Uno-Drogenkontrollbehörde warnt weiter vor dem "versteckten" Problem des Medikamentenmissbrauchs. In einigen Ländern seien mehr Menschen abhängig von Medikamenten als von Heroin, Kokain und Ecstasy zusammengenommen. Das ist etwa der Fall in den USA mit 6,2 Millionen Medikamentenabhängigen, wo der Missbrauch von rezeptpflichtigen Arzneien an zweiter Stelle hinter dem Cannabiskonsum steht. Aber auch in Deutschland sind bis zu 1,9 Millionen von Medikamenten abhängig. In Frankreich, Italien, Litauen und Polen benutzen rund 15 Prozent der Schüler rezeptfreie Beruhigungsmittel. Die Uno-Drogenbehörde ruft die europäischen Länder auf, den Missbrauch von Psychopharmaka genauer zu untersuchen.

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Pressetext 25.2.10

K.o.-Tropfen: Nutzung nimmt zu

 Illegale Arzneimittel stammen immer häufiger aus Übersee

 Wien (pte) - Die Verwendung von sogenannten K.o.-Tropfen (Date-Rape-Drogen), also Medikamenten, die dazu dienen, den Widerstand von Menschen gegen nicht erwünschte sexuelle Aktivitäten drastisch zu senken, nimmt zu. Das geht aus dem Jahresbericht des International Narcotics Control Board (INCB) http://www.incb.org hervor. Die Maßnahmen zur Bekämpfung von Rohypnol, dem bekanntesten Medikament, haben laut dem Internationalen Suchtstoffkontrollrat jedoch Wirkung gezeigt.

 Fehlende Erinnerung

 Beim sexuellen Missbrauch - den Betroffenen fehlt später häufig jede Erinnerung an das Geschehene - werden zunehmend andere Substanzen eingesetzt, die weniger strengen internationalen Kontrollen unterliegen. Die Behörde fordert nun, dass auch diese Substanzen auf die Liste der Betäubungsmittel aufgenommen und von den Herstellern mit Sicherheitsmerkmalen wie Farben und Aromastoffen versehen werden.

 In Großbritannien steht Ketamin seit Januar 2006 auf der Liste der Klasse-C-Medikamente. Gamma-Butyrolacton (GBL) gehörte zu den Substanzen, die erst im vergangenen Jahr ebenfalls auf die Liste gesetzt wurden. Beide Substanzen haben auch legale Anwendungen. Das macht es noch schwerer sie nicht in die Hände von Kriminellen gelangen zu lassen.

 Wie der Missbrauch der Medikamente funktioniert, zeigt der Fall eines Londoner Taxifahrers. Dieser wurde im März 2009, schuldig gesprochen, eine Reihe von jungen Frauen betäubt und sexuell belästigt zu haben. Er verabreichte ihnen Getränke, die mit Sedativen versetzt waren. Viele der Opfer konnten sich später nur noch daran erinnern im Taxi eingeschlafen und zu Hause wieder aufgewacht zu sein. Andere hatten Flashbacks und vage Erinnerungen daran, dass der Taxifahrer neben ihnen saß.

 Illegale Arzneimittel aus Übersee

 Dealer setzen laut dem INCB-Bericht immer häufiger illegale Arzneimittel ein, die in Übersee hergestellt wurden. Es werden auch zunehmend Call-Center errichtet und die Substanzen ohne Verschreibung oder Zulassung über das Telefon oder das Internet verkauft. Indien gilt heute als eines der Zentren dieser Transaktionen. Der Bericht fordert die Regierungen auf, entsprechende Maßnahmen gegen diesen Missbrauch moderner Kommunikationstechnologien zu ergreifen.

 Ein "unsichtbares" Problem sei der weit verbreitete Missbrauch von verschreibungspflichtigen Substanzen wie Morphium, Kodein und Methadon. In manchen Ländern werden diese Medikamente von mehr Menschen konsumiert als von jenen, die Heroin, Kokain oder Ecstasy nehmen. Allein in den USA sind davon insgesamt 6,2 Mio. Menschen betroffen.

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telegraph.co.uk 27.10.09

Date-rape drink spiking 'an urban legend'

Widespread spiking of drinks with date-rape drugs such as Rohypnol and GHB is an "urban legend" fuelled by young women unwilling to accept they have simply consumed too much alcohol, academics believe.

 By Stephen Adams

Published: 6:10AM GMT 27 Oct 2009

A study of more than 200 students revealed many wrongly blamed the effects of a "bad night out" on date-rape drugs, when they had just drunk excessively.

Many are in "active denial" that drinking large amounts of alcohol can leave them "incoherent and incapacitated", the Kent University researchers concluded.

Young women's fears about date-rape drugs are so ingrained that students mistakenly think it is a more important factor in sexual assault than being drunk, taking drugs or walking alone at night.

The study, published in the British Journal of Criminology, found three-quarters of students identified drink spiking as an important risk - more than alcohol or drugs.

More than half said they knew someone whose drink had been spiked.

But despite popular beliefs, police have found no evidence that rape victims are commonly drugged with such substances, the researchers said.

Dr Adam Burgess from the university's School of Social Policy, Sociology and Social Research, said: "Young women appear to be displacing their anxieties about the consequences of consuming what is in the bottle on to rumours of what could be put there by someone else.
 
"The reason why fear of drink-spiking has become widespread seems to be a mix of it being more convenient to guard against than the effects of alcohol itself and the fact that such stories are exotic - like a more adult version of 'stranger danger'."

Rituals to protect drinks from contamination, such as taking drinks to the lavatory in clubs and bars and buying only bottled drinks, have become commonplace, the academics noted.

Among young people, drink spiking stories have attractive features that could "help explain" their disproportionate loss of control after drinking alcohol, the study found.

Dr Burgess said: "Our findings suggest guarding against drink spiking has also become a way for women to negotiate how to watch out for each other in an environment where they might well lose control from alcohol consumption."

Co-researcher Dr Sarah Moore said: "We would be very interested in finding out whether the urban myth of spiking is also the result of parents feeling unable to discuss with their adult daughters how to manage drinking and sex and representing their anxieties about this through discussion of drink spiking risks."

Nick Ross, chair of the Jill Dando Institute of Crime Science, commented: "There is no evidence of widespread use of hypnotics in sexual assault, let alone Rohypnol, despite many attempts to prove the contrary.

"During thousands of blood and alcohol tests lots of judgement-impairing compounds were discovered, but they were mostly street drugs or prescription pharmaceuticals taken by the victims themselves, and above all alcohol was the common theme.

"As Dr Burgess observes, it is not scientific evidence which keeps the drug rape myth alive but the fact that it serves so many useful functions."

Dr Burgess and his team questioned more than 200 students at universities in London and south east England.

Earlier this year, Australian researchers found that nont one of 97 young men and women admitted to hospital over 19 months to two Perth hospital claiming to have had their drinks spiked, had in fact been drugged.

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SICHERHEITS-WAHN
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WoZ 25.2.10

Kommentar

Eine Initiative für mehr Polizei beschäftigt Bern, die zweitsicherste Stadt Europas.

 Standortmarketing mit der Sicherheit

 Die Grüne Freie Liste (GFL) der Stadt Bern (Ideologie: Wir haben keine Ideologie, sind "pragmatisch, nachhaltig, lösungsorientiert") hat letzte Woche vor dem Verwaltungsgericht des Kantons Bern eine Niederlage einstecken müssen. Die fünf Richter (darunter drei SVPler) haben die Beschwerde gegen einen neuen Artikel im städtischen Kundgebungsreglement einstimmig gutgeheissen. Er sei verfassungswidrig. Der Artikel sah vor, dass in Bern "in der Regel" keine Demoumzüge, sondern nur noch Platzkundgebungen zu bewilligen seien. Ueli Stückelberger von der GFL hatte den Vorschlag in einer Phase parteiübergreifender Hysterie nach den Ausschreitungen anlässlich des SVP-Umzuges Ende 2007 erfolgreich ins Parlament gebracht.

 Die GFL reagiert auf das Urteil: "Nun müssen neue Ideen her!" (Nachhaltig! Lösungsorientiert! Verfassungswidrig?) Ueli Stückelberger denkt etwa über die Einführung von vorgeschriebenen Standarddemorouten nach. "Man muss das Innenstadtgewerbe verstehen. Die Konkurrenz aus der Peripherie ist hart, wir wollen doch nicht, dass Geschäfte in die Agglomeration abwandern."

 Standortmarketing der besonderen Art betreibt auch Philippe Müller, FDP-Parlamentarier und Vater einer Initiative für mehr ­Polizeipräsenz, über welche die StadtbernerInnen am 7. März abstimmen dürfen. 45 000 zusätzliche Stunden pro Jahr sollen PolizistInnen durch Berns Strassen patrouillieren.

 Das hierfür werbende Abstimmungsplakat ist eine Collage von 23 Zeitungstiteln des Genres "Horrormeldungen aus der Nachbarschaft". Da heisst es etwa: "Mann mit mehreren Schüssen niedergestreckt", "Angriffe mit Stein und Messer" oder "Lift-Vandale benutzte Nothammer". Alle Überschriften seien "original aus lokalen Zeitungen der letzten Monate und betreffen alle die Stadt Bern". Der letzten Monate? Der "mit mehreren Schüssen niedergestreckte" Mann wurde vor drei Jahren angeschossen. Stadt Bern? Der "Angriff mit Stein" geschah in Münchenbuchsee. Der Liftvandale wiederum wurde von der Polizei gefasst, kann folglich kaum als Argument für mehr Polizei herhalten. Müller sagt: "Das haben wir nicht erfunden, es ist einfach so in dieser Stadt."

 Aber eben, vieles ist eine Frage des Marketings. Dass laut einer internationalen Studie aus dem Jahr 2008 Bern die zweitsicherste Stadt Europas sei, ist jedenfalls nicht Teil der Collage.

 Müllers Plakate begrüssen am Bahnhof Bern die ankommende Kundschaft der Innenstadtgeschäfte. Diese scheinen sich ob solcher Negativ-Imagewerbung nicht zu stören. Die Innenstadtvereinigung Bern City ist Mitglied von Müllers Komitee.

 Berns rot-grüne Regierung wirbt indes für einen direkten Gegenvorschlag, mit geringerer Polizeiaufstockung. Offiziell tut sie dies des "subjektiven Sicherheitsempfindens" der Bevölkerung wegen, inoffiziell aus taktischen Gründen.

 Im Abstimmungskampf kaum zu Wort gekommen sind bisher Personen, deren "subjektives Sicherheitsempfinden" durch mehr Polizei eher sinkt. Da wären etwa über diskriminierende Kontrollen klagende AfrikanerInnen. Oder Randständige, deren Fernhaltung von standortmarketingrelevanten Orten bereits heute einige Tausend Stunden Polizeiarbeit kosten dürfte.  

Dinu Gautier

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SEXWORK
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20 Minuten 25.2.10

Stadt Bern soll gegen Frauenhändler vorgehen

Bern. In Bern müssen junge Frauen gegen ihren Willen als Prostituierte arbeiten. Polizei und Politiker wollen jetzt Jagd auf die Täter machen.

 Natalia* war 24, als sie von Russland nach Bern kam - angeblich nur zum Tanzen. Hier angekommen, erwartete sie jedoch der blanke Horror. "Sie wurde geschlagen, bedroht und zum Sex mit Freiern gezwungen", so Miriam Schwarz, SP-Stadträtin und Vorstandsmitglied der Prostituierten-Hilfsorganisation Xenia. Natalias Martyrium dauerte fast ein Jahr, bis sie sich bei Xenia meldete. "Heute lebt sie unter falschem Namen in einem anderen Kanton", weiss Schwarz.

 Auch Alexander Ott, Leiter der Stadtberner Fremdenpolizei, hat immer häufiger mit solchen Fällen zu tun - und dies sei nur die Spitze des Eisbergs. "Leider kommt es aber kaum zu Verurteilungen, da die Opfer sich nicht trauen, gegen ihre Peiniger auszusagen." Denn diese würden die Frauen und deren Familien bedrohen. An die Freier werden die Opfer meist übers Internet oder in Cabarets vermittelt. Ob in Bern auch Kinder als Sexsklaven missbraucht werden, wisse man nicht. "Wir können es aber leider nicht ausschliessen", sagt Ott.

 Die SP fordet die Stadt nun in einem Vorstoss dazu auf, alles Nötige zu unternehmen, um die Menschenhändler zu stoppen. Dazu brauche es unter anderem mehr Ressourcen bei der Fremdenpolizei und Betreuung für die traumatisierten Opfer.

Nina Jecker

*Name geändert

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RASSISMUS
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BZ 25.2.10

Langenthal

 Pikantes zur Schlägerei

 Die fasnächtliche Schlägerei in Langenthal sorgt weiter für rote Köpfe: Nachdem die Clique der Freaks in der gestrigen Ausgabe ihre Sicht des Vorfalls schildern konnte, redet jetzt die andere Seite. In einer Mail an diese Zeitung teilt ein beteiligter Ausländer seine Sicht des Vorfalls mit. Die Freaks seien mit Schlagringen ausgerüstet gewesen, sagt er. "Aus welchem Grund denn? Weil sie an den Umzug wollten oder weil sie sich bewusst prügeln wollten?" Zudem seien es auch die jungen Dachdecker gewesen, die mit der Schlägerei angefangen hätten.

 Pikantes Detail: Zwei Mitglieder der Freaks-Clique arbeiten im Gewerbebetrieb des Langenthaler Ex-SVP-Stadtrats Franz Flückiger. baz

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Schlägerei in Langenthal

 "Die Freaks-Clique hatte Schlagringe dabei"

 Was passierte wirklich an der fasnächtlichen Schlägerei in Langenthal? Ein Ausländer sagt jetzt: Die Freaks wollten prügeln.

 Die fasnächtliche Schlägerei in Langenthal sorgt weiter für Zündstoff: Nach dem Umzug am Sonntag gerieten die Freaks-Clique und Ausländer bei der Markthalle aneinander. Auslöser des Streits: Die Freaks, eine Gruppe junger Dachdecker aus dem Kanton Bern, provozierten während des Umzugs mit ihrem Minarettwagen. Laut ihrer Darstellung sind sie selber unschuldig: Die Ausländer hätten die Schlägerei begonnen, sagten sie (vgl. Ausgabe von gestern).

 Freaks sind "scheinheilig"

 Ein Augenzeuge aus der Ausländergruppe stellt den Vorfall aber anders dar. "Die Freaks hatten Schlagringe", schreibt er in einer Mail. "Aus welchem Grund denn? Weil sie an den Umzug wollten oder weil sie sich bewusst prügeln wollten?" Die Version der Freaks bezeichnet er als "scheinheilig". Auch die Schlägerei bei der Markthalle schildert der Mann anders als die Freaks: Begonnen hätten die Dachdecker. Sie hätten drei seiner Kollegen attackiert. Dann sei die Situation eskaliert. Diese Version stützt ein zweiter Zeuge.

 Gemäss dem Augenzeugen sollen sich die Ausländer dann mit den Fäusten gewehrt haben. Die Dachdecker hingegen hätten "mit Stöcken und Schlagringen" gekämpft. Und in die Flucht geschlagen worden seien die Ausländer schon gar nicht. Aus Angst vor einer Anzeige hätten sie sich aus dem Staub gemacht, als die Polizei "mit einem Grossaufgebot" eingetroffen sei. Doch zu einer Anzeige kommt es nicht: Die Freaks erklärten, sie würden davon absehen. Die Beamten hätten ihnen erklärt, falls die Gegenpartei dies auch mache, würden sie allenfalls selber die Zeche zahlen. Schliesslich hätten sie bei der Schlägerei auch zugelangt. Polizeisprecher Stefan von Below wies diese Darstellung zurück. Stattdessen hätten die Beamten die jungen Dachdecker "rechtlich beraten" - "sie zeigten ihnen die Konsequenzen einer Anzeige auf". Der Entscheid sei aber bei den Männern gelegen.

Dominik Balmer

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Junge Dachdecker

 Ihr Chef ist ein SVP-Mann

 Pikantes Detail am Rande der fasnächtlichen Schlägerei in Langenthal: Zwei junge Dachdecker aus der Freaks-Clique arbeiten im Gewerbebetrieb des Langenthaler SVP-Politikers Franz Flückiger, der im letzten Jahr aus dem Stadtrat zurückgetreten ist. Flückiger wollte den Vorfall gestern auf Anfrage nicht kommentieren.

 Der Minarettwagen gehört zu einem Projekt dreier Dachdecker aus dem Raum Bern, die die Berufsschule Polybau im freiburgischen Châtel-Saint-Denis besuchen. Im Rahmen ihrer Selbstvertiefungsarbeit (SVA) hatten sie sich für den Event Fasnacht entschieden und deshalb auch einen eigenen Wagen gebaut. Allerdings wusste der zuständige Lehrer Nicolaj Ammann nichts von dem Minarettsujet, wie er gestern auf Anfrage sagte. Das sei aber auch nicht zwingend notwendig. Denn für die Arbeit würden gemeinsam Ziele vereinbart. Und innerhalb deren seien die Schüler bei der Umsetzung frei. Ammann, der über die Vorfälle in Langenthal nicht unterrichtet war, stört sich grundsätzlich nicht am Minarettwagen. "Wenn man das Thema an der Fasnacht innerhalb gewisser Grenzen darstellt, ist das erlaubt." Es dürfe einfach nicht widerrechtlich sein.

 Laut Ammann werden Gewalt und Rassismus an der Berufsschule immer wieder im Unterricht thematisiert. "Wir dulden beides nicht." Seine Schüler bezeichnete Lehrer Ammann als "gradlinig und währschaft", sie seien aber "sicher nicht gewaltbereit".
 baz

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POLICE CH
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BZ 25.2.10

Grenzwachtkorps

 Revierkampf: Polizisten gegen Zöllner

 Weil Grenzwächter heute öfter im Binnenland als an der Grenze stehen, kommen sie der Polizei in die Quere. Polizeichefs kritisieren unsinnige Doppelspurigkeiten. Der Ruf, die Grenzwacht den Kantonspolizeien zu übertragen, wird laut.

 Allein der folgende Plan verärgert den bernischen Polizeidirektor Hans Jürg Käser und andere Polizeichefs: Die Grenzwache hat jüngst erwogen, landesweit acht sogenannte Identifikationszentren zu errichten. Diese sind darauf spezialisiert, Personen zu identifizieren: "Dass sich die Grenzwache auf Personenidentifikation spezialisiert, ist nicht unproblematisch. Das ist grundsätzlich eine Aufgabe der Polizei", sagt Käser. Gleicher Ansicht ist Pierre Nidegger, Käsers Amtskollege aus Freiburg: Solche Doppelspurigkeiten seien "ein Luxus, den sich die Schweiz kaum leisten kann". Nidegger ist auch Präsident der kantonalen Polizeikommandanten.

 Stützpunkt in Bern

 Die Grenzwache ist zwar mittlerweile - was Nidegger nicht wusste - zurückgekrebst. Errichtet werde vorläufig nur ein Identifikationszentrum in Chiasso, vielleicht ein zweites in Genf, sagt Jürg Noth, Kommandant der Grenzwache. Am Grundsatz hält der oberste Grenzwächter aber fest: "In der Personenidentifikation wollen wir uns professionalisieren. Dort wollen wir führend sein. Das ist eine unserer Kernkompetenzen." Bekannt sind weitere Aktivitäten der Grenzwache tief im Landesinnern: Sie hat kürzlich einen Stützpunkt für Schleierfahndungen in der Stadt Bern eingerichtet.

 Der Streit um die Identifikationszentren ist nur ein Symptom eines viel umfassenderen Konfliktes: Auf der einen Seite beteuert Grenzwachtkommandant Noth nämlich, seine Leute hätten seit Einführung des Schengen-Abkommens nicht weniger, sondern mehr Arbeit, obwohl Personenkontrollen abgeschafft wurden. Zusätzlicher administrativer Aufwand ergebe sich wegen der Zusammenarbeit mit Brüssel. Zudem könnten Grenzwache und Polizei Synergien nutzen. Noths Botschaft kam an: Der Nationalrat hat jüngst mit grossem Mehr eine Motion angenommen, welche die Grenzwache um bis dreihundert Stellen erweitern soll.

 Viele Polizeichefs sehen das diametral anders: Was der Grenzwachtkommandant mache, sei nichts als Werbung in eigener Sache. In Wirklichkeit habe das Grenzwachtkorps mit Inkrafttreten des Schengen-Abkommens seine grenzpolizeilichen Aufgaben weitgehend verloren. Um das grosse Grenzwachtkorps überhaupt noch zu legitimieren, versuche der Kommandant, ganz gewöhnliche polizeiliche Aufgaben an sich zu reissen. Das führe zu Doppelspurigkeiten, Abgrenzungsproblemen und Konflikten mit der Polizei.

 Wo man dankbar ist

 In einigen Kantonen nimmt man das Angebot der Zöllner zwar dankbar an: etwa im kleinen Kanton Appenzell Ausserrhoden, der kein Grenzkanton ist. Dort gehen Grenzwächter und Polizisten gemeinsam auf Patrouillen. Geht bei der Alarmzentrale ein Notruf ein, rücken Grenzwächter aus, sei das nun für einen Verkehrsunfall, sei es bei häuslicher Gewalt oder bei einem Einbruch. Eine ähnliche Zusammenarbeit gibt es auch im Kanton Aargau.

 Radikale Vorschläge

 Ganz anders sieht man es jedoch im Grenzkanton St.Gallen. Um Konflikte zu vermeiden, lassen die St.Galler ganz bewusst weniger Zusammenarbeit mit der Grenzwache zu. Am liebsten würde man dort den Spiess sogar umkehren. Die St.Galler Polizeidirektorin Karin Keller-Sutter setzt sich dafür ein, dass das Grenzwachtkorps des Bundes aufgelöst wird. Die Grenzwächter würden gemäss dem Vorschlag der Polizeidirektorin von den Kantonspolizeien aufgenommen. Die Kantonspolizeien mit den einverleibten Grenzwächtern wären dann für die Bewachung der Grenze verantwortlich. Sie würden im Auftrag des Bundes auch die Zollaufgabe an der Grenze übernehmen. Damit könnte laut der Polizeidirektorin "der Steuerfranken optimal zu Gunsten der Bürgersicherheit eingesetzt und könnten Doppelspurigkeiten beseitigt werden". Dies wäre laut Keller-Sutter "getreu dem Grundsatz: ein Raum, ein Chef, ein Auftrag".

 Einen ähnlichen Vorschlag hat jüngst auch der Freiburger Polizeikommandant Nidegger geäussert: Er schlägt vor, mehr als die Hälfte der Grenzwächter auf die Kantonspolizeien zu verteilen. Und die Sicherheitsaufträge dann präzise zu regeln. Handlungsbedarf sieht selbst Markus Notter, Zürcher Polizeidirektor und Präsident der kantonalen Polizeidirektoren: Die Vorschläge von Keller-Sutter und Nidegger seien "prüfenswert", sagt er gegenüber dieser Zeitung.

Mischa Aebi

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 SCHWEIZ

 Polizei in Zahlen

 Das Grenzwachkorps besteht aus rund 1900 Grenzwächtern. Es untersteht dem Bund respektive dem Eidgenössischen Finanzdepartement. Die Kantonspolizeien hingegen werden jeweils von den einzelnen Kantonen geführt. In der Schweiz stehen rund 15700 ausgebildete Polizisten im Einsatz.

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SEMPACH
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NLZ 25.2.10

Sempacher Schlachtfeier 2009

 Vermummte und Waffenträger verurteilt

Luzia Mattmann

 Fünf Teilnehmer der letzten Schlachtfeier in Sempach werden gebüsst. Die jungen Männer waren teilweise vermummt. Einer hatte ein Sturmgewehr dabei.

 An der Schlachtfeier vom Juni 2009 waren sie vermummt oder bewaffnet, jetzt wurden sie vom Amtsstatthalteramt Sursee verurteilt. Drei Linksextreme aus dem Kanton Luzern, die vermummt demonstrierten, müssen je 150 Franken Busse bezahlen. Zwei auswärtige Rechtsextreme wurden wegen verbotenen Waffentragens zu bedingten Geldstrafen zwischen 600 und 3600 Franken sowie Bussen zwischen 350 und 500 Franken verurteilt. Alle müssen zusätzlich Untersuchungskosten von mehreren hundert Franken bezahlen. Die Urteile sind rechtskräftig.

 Thurgauer mit Gewehr

 Bei den bewaffneten Rechtsextremen handelt es sich um zwei 21-jährige Männer aus Kalthäusern TG und Troistorrents VS. Der Mann aus dem Thurgau hatte ein Sturmgewehr im Auto mitgeführt, der Walliser eine Teleskop-schlagrute. Letztere ist laut Polizeiangaben in der Schweiz verboten. "Auch das Mitführen eines Sturmgewehrs ist verboten", sagt Simon Kopp, Sprecher der Strafuntersuchungsbehörden. Ein Sturmgewehr darf man lediglich auf dem Weg zu einer Schiessveranstaltung tragen oder wenn man Militärdienst leistet. Die beiden Männer wurden laut Simon Kopp im Rahmen einer Routinekontrolle überprüft.

 Die drei vermummten Linksextremen stammen aus Littau, Luzern und Retschwil; es sind Schweizer im Alter zwischen 19 und 23 Jahren. Um sie zu identifizieren, musste die Polizei auf Filmaufnahmen zurückgreifen. Als die Polizei die Vermummten überprüfen und ihre Identität feststellen wollte, stellte sich eine grosse Gruppe von Linksaktivisten kreisförmig um sie. Mit Hilfe einer Filmkamera auf Teleskopstäben filmten sie hoch über den Köpfen in die Gruppe der Linken. "Anhand von Filmaufnahmen, die während des Umzugs gemacht wurden, konnte die Polizei die Personen vergleichen und dann identifizieren", sagt Simon Kopp. Die drei jungen Männer hätten während der nachfolgenden Untersuchungen die Aussage verweigert. "Sie haben sich in Sempach und in der Befragung unkooperativ verhalten", so Kopp.

 100 Linke, 200 Rechte

 An der Gedenkfeier vom 27. Juni letzten Jahres nahmen neben zahlreichen Festbesuchern auch rund 200 Personen aus rechtsextremen Gruppierungen teil. Als Protest gegen die Rechtsextremen demonstrierten rund 100 Personen aus dem linken Lager in einer bewilligten Kundgebung gegen die Anwesenheit der Rechten. Manche Personen aus dem linken Lager waren zeitweise vermummt.

 Dieses Jahr findet auf Beschluss der Regierung keine öffentliche Schlachtfeier statt, sondern nur noch ein Gedenkanlass. Die Stadt Sempach kündigte an, selbst einen Anlass zu organisieren, und die kantonale SVP lancierte eine Petition "für eine würdevolle und traditionsreiche Sempacher Schlachtfeier".

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Blick 25.2.10

Mit Sturmgewehr und Maske zur Gedenkfeier

 Luzern -

 Fünf rechtskräftige Verurteilungen zur Gedenkfeier der Schlacht von Sempach: Am 27. Juni letzten Jahres rückten 200 Rechtsextreme und 100 Juso aus. Die Polizei hielt sie auf Distanz, doch einige Demonstranten waren auf Konfrontation aus. Zwei Rechtsradikale aus dem Thurgau und dem Wallis hatten ein Sturmgewehr und einen Schlagstock dabei. Mehrere Linke vermummten ihr Gesicht. Gestern haben die zwei Rechten wegen verbotenen Waffentragens bedingte Geldstrafen von 600 und 3600 Franken sowie Bussen von 350 und 500 Franken kassiert. Drei 19-bis 23-jährige Linke sind wegen Vermummung mit je 150 Franken Busse bestraft worden.

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20 Minuten 25.2.10

Schlachtfeier: Fünf verurteilt

 SURSEE. Die Sempacher Schlachtfeier vom letzten Juni hat Konsequenzen für fünf Teilnehmer. Das Amtsstatthalteramt Sursee hat sie wegen Verstössen gegen das Waffengesetz und das Vermummungsverbot verurteilt. Je ein Walliser und ein Thurgauer erhielten bedingte Geldstrafen zwischen 600 und 3 600 Franken sowie Bussen zwischen 350 und 500 Franken, weil sie verbotene Waffen auf sich trugen. Die beiden sind laut den Luzerner Strafuntersuchungsbehörden der rechten Szene zuzuordnen. Weiter wurden drei Linksautonome aus dem Kanton Luzern mit Bussen von je 150 Franken bestraft, weil sie sich an der Kundgebung vermummt hatten. Die Urteile sind rechtskräftig.

 Die Schlachtfeier war unter einem massiven Polizeiaufgebot durchgeführt worden, weil Linke gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen demonstrierten.  gus

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NS BLACK METAL
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Indymedia 25.2.10

NS-Black Metal-Konzert in Biel ::

AutorIn : fightfascism         

Das Schweizer Black Metal Label "Bergstolz” plant für Samstag, 27. Februar, offenbar ein Konzert mit der französischen Black Metal-Band "Ad Hominem”, das in einem Jugendzentrum in Biel stattfinden soll.

Das Schweizer Black Metal Label "Bergstolz” plant für Samstag, 27. Februar, offenbar ein Konzert mit der französischen Black Metal-Band "Ad Hominem”, das in einem Jugendzentrum in Biel stattfinden soll. Die Veranstaltung wird konspirativ beworben, siehe den Aufruf im Folgenden:

"Saturday 27.02.2010
Land: Switzerland
Country: 2500 Biel / Bienne
Street: [zensiert, fightfascism]
This information needs from you utmost discretion
and confidentiality.
Keep away the flyer and any information from all
hypocrites and saboteurs, such as the Internet.

Announce yourself and your friends with full first
and last name and an e-mail address.
Optimal is also a phone number so you can be
informed of any recent changes.
To register, please write to;  info@bergstolz.ch
This is a private event and not open for the public.

Cost depending on the number of announces,
between 25 and 30 Swiss franks."

Die Band "Ad Hominem” zählt zu den bekanntesten Vertretern des sogenannten "National Socialist Black Metal”, sie wurde bereits 1998 gegründet. 2002 veröffentlichte sie einen Tonträger mit dem Titel "Planet ZOG - The End". "ZOG" steht für "Zionist Occupied Government", somit ein Synonym für eine angenommene jüdische Weltverschwörung, die im Geheimen staatliche Regierungen kontrolliere. Auf dem Tonträger findet sich auch ein Lied mit dem Titel "Auschwitz rules". In einem Interview sprach Band-Frontmann "Kaiser Wodhanaz" über seine politische Meinung:

Über den Nationalsozialismus: "However I admire the 39-45 era, and I feel close to its visual. I`m also against mongrelism, white European people should have stayed pure.” Über "Ariertum": "Aryanism is more a way of live than a state. You can be born blond and blue-eyed, and anyway support mongrelism and love niggers. [...] I rather think that Aryanism is like elitism.”

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PLAKATGEIL
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sf.tv 25.2.10

Rechtsextreme Partei kopiert Anti-Minarett-Plakat

sda/bers

 Die Idee, Minarette als Raketen darzustellen, hat der französische Front National (FN) für eine regionale Kampagne in Frankreich übernommen. Die Werbeagentur, welche die Anti-Minarett-Plakate für die SVP kreiert hatte, will rechtlich gegen die Partei von Le Pen vorgehen.

 "Das ist Diebstahl", ärgerte sich Alexander Segert, Geschäftsführer der Werbeagentur Goal, in einem Interview in der Westschweizer Tageszeitung "La Liberté". Die Agentur werde mit allen Mitteln gegen die Ideen-Klauer vorgehen.

 Man wolle nicht, dass die Plakate von anderen Parteien und Gruppierungen instrumentalisiert oder verfälscht würden, sagte der Chef der Werbeagentur. "Wir haben noch nie für den FN gearbeitet. Und werden das auch nie tun."

 Das französische Plakat trägt den Titel: "Non à l'islamisme" ("Nein zum Islamismus"). Es stammt von der Partei-Jugendorganisation des FN der Region Provence-Alpes-Côtes-d'Azur. Sie wirbt mit dem Plakat für Jean-Marie Le Pen bei den anstehenden Regionalwahlen im März, wie auf ihrer Webseite zu lesen ist.

 Bereits die NPD bediente sich

 Nicht zum ersten Mal werden Plakate von Alexander Segert, die er für SVP-Kampagnen kreiert hatte, von rechtsextremen Parteien übernommen. 2007 hatte die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) das SVP-Plakat zur Ausschaffungsinitiative für ihre eigene Kampagne im Bundesland Hessen kopiert. Auf dem SVP-Plakat waren drei weisse Schafe zu sehen, die ein schwarzes Schaf aus der Schweiz warfen.

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NEONAZIS FL
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Liechtensteiner Vaterland 25.2.10

Liechtenstein

 Gezielt gegen Rechtsradikale

 Der Vorfall, bei dem ein mutmasslicher rechtsradikaler Jugendlicher einen türkischen Jungen verletzte, hat grosse Wellen geworfen. Nun wollen die Behörden mit einem Massnahmenkatalog gegen Rechtsradikalismus vorgehen.

 Von Janine Köpfli

 Die Geschichte, die sich am letzten Schultag vor den Sportferien in einem Liechtensteiner Bus im Unterland ereignete, bewegte in den vergangenen Tagen die Gemüter der Bevölkerung. Ein 20-jähriger Mann steigt morgens betrunken in einen Bus mit Schülern, pöbelt einen 14-jährigen Jungen an und verletzt ihn mit einem gläsernen Gegenstand am Kopf. Augenzeugen berichteten, dass der 20-Jährige in Liechtenstein als Rechtsradikaler bekannt sei und schon öfters für Unmut gesorgt habe, jedoch nie richtig zur Verantwortung gezogen worden sei (das "Vaterland" berichtete am 18. Februar). Nach dem Vorfall im Bus meldeten sich besorgte Eltern der Realschule Eschen zu Wort und übten Kritik an Polizei und Behörden, dass zu wenig gegen Rechtsradikale in Liechtenstein getan werde.

 "Thema wird ernst genommen"

 Gestern nahm Jules Hoch, Chef der Liechtensteiner Kriminalpolizei, in einem Interview auf Radio L Stellung zu den Vorwürfen. Er könne die Sorge der Eltern verstehen und betonte, dass die Polizei und Behörden im angesprochenen Fall nicht untätig geblieben seien. "Rechtsradikalismus ist ein Thema, das wir sehr ernst nehmen", sagte Jules Hoch. Die Ermittlungen seien sofort aufgenommen, Tatverdächtiger und Opfer einvernommen worden. Zurzeit würden noch Zeugen befragt. Die Ermittlungen sollen laut Jules Hoch in den nächsten Tagen abgeschlossen sein.

 Massnahmenkatalog in Arbeit

 Um zu unterstreichen, dass Rechtsradikalismus ernst genommen werde, wird die Gewaltschutzkommission Ende März einen Massnahmenkatalog zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus in Liechtenstein vorlegen. Dies bestätigte Jules Hoch als Mitglied der Kommission gegenüber Radio L. Der Polizei sei grundsätzlich der harte Kern der Rechtsradikalen in Liechtenstein bekannt. Es handle sich um 25 Personen, dazu kämen Mitläufer und Sympathisanten. Sorgen machen der Liechtensteiner Polizei allerdings die guten Kontakte der liechtensteinischen Rechtsextremen nach Vorarlberg. "Wir wissen, dass gerade die Generation der Rechten, die wir jetzt haben, sich sehr stark an der Szene in Vorarlberg orientiert. Das macht uns ein bisschen Bauchweh, wie ich schon öfters gesagt habe", sagte Jules Hoch im Radio-L-Interview. Im September letzten Jahres veröffentlichte die Gewaltschutzkommission eine Studie zum Rechtsextremismus in Liechtenstein. In der 85-seitigen Studie sind unter anderem rechtsextreme Vorfälle in Liechtenstein der letzten drei Jahre beschrieben.

 Erwähnt ist das Oktoberfest in Mauren im September 2008, an dem sich rechtsextreme Jugendliche mit türkischen Jugendlichen eine Massenschlägerei lieferten. Im Frühjahr 2008 stiessen Globalisierungsgegner bei einer kleinen Kundgebung auf eine Gruppe der rechten Szene. Am Staatsfeiertag 2008 verletzte ein junger Rechtsextremer eine Touristin mit einer Flasche. 2007 wurden Plakate der Antirassismuskampagne "Ohne Ausgrenzung" mit Hakenkreuzen beschmiert und beschädigt.

 Beängstigende Zwischenfälle

 An einer Jungbürgerfeier soll ein Rechtsextremer mit dem Hitlergruss provoziert haben. An der Fasnacht 2008 sollen drei schwarz gekleidete und mit Palästinensertüchern maskierte Jugendliche mit Luftgewehren in eine Schule eingedrungen sein. Sie richteten ihre Gewehre auf einen dunkelhäutigen Schüler und bedrohten ihn. Ob dieser Vorfall einen rechtsextremistischen Hintergrund hatte, ist jedoch nicht eindeutig geklärt. In der Studie erwähnt sind auch eine Maturafeier einer Wirtschaftsklasse, bei der rechtsradikale Töne angeschlagen wurden und unwidersprochen blieben, sowie Schüler, die T-Shirts mit der Aufschrift "Hitler on Worldtour" trugen und unbehelligt den Unterricht im Gymnasium besuchen konnten.

 Dazu kommen die Vorfälle im November vergangenen Jahres, die jedoch bis heute von offizieller Seite nicht eindeutig der rechten Szene zugeordnet wurden: Unbekannte verunstalten Plakate, die für Respekt gegenüber Schwulen und Lesben werben. Zwei Wochen später landen Flugblätter in einigen Briefkästen in Liechtenstein, die gegen Ausländer und gegen fortschrittlich und modern denkende Bewohner Liechtensteins Stimmung machen.

 Die Verfasser der Studie von der Hochschule für Soziale Arbeit in Basel kommen zum Schluss, dass "die Einschätzungen der Fachpersonen zeigen, dass Rechtsextremismus in Liechtenstein zwar im Rückblick weniger massiv und sichtbar in Erscheinung tritt, als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war; die Einschätzungen zeigen aber auch, dass es in unregelmässigen Abständen zu Vorfällen mit manifester Gewaltanwendung kommt."

 Ob der 20-Jährige, der den türkischen Jungen verletzte, tatsächlich der rechten Szene zuzuordnen ist, ist bis heute unklar. Die Landespolizei hat zur Gesinnung des Tatverdächtigen keine Angaben gemacht. Wie der Massnahmenkatalog gegen Rechtsextremismus aussehen soll und ob er den Eltern und Schülern die Angst nehmen kann, ist abzuwarten.

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16.9.09

Rechtsextremismus im Fürstentum Liechtenstein
Eine qualitative Studie zu Hintergründen und Herangehensweisen
Im Auftrag der Gewaltschutzkommission des Fürstentums Liechtenstein
http://www.landespolizei.li/LinkClick.aspx?fileticket=E4%2FsAPdUewI%3D&tabid=409&mid=1475

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NEONAZIS CZ
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WoZ 25.2.10

Tschechien

 Nazikontakte als Verbotsgrund

 Das Oberste Verwaltungsgericht in Tschechien hat letzte Woche die rechtsextreme Arbeiterpartei (DS) verboten. Den Verbotsantrag hatte die tschechische Regierung unter Federführung des Innenministeriums gestellt. In der Begründung des Verwaltungsgerichts heisst es unter anderem, dass die DS in Kontakt mit der gewaltbereiten Neo naziszene stehe und einige Punkte des Parteiprogramms verfassungswidrig seien. Das Gericht hat damit einen Präzedenzfall geschaffen; bisher wurden in Tschechien Parteien nur aus formalrechtlichen Gründen verboten. Noch vor einem Jahr war ein entsprechender Antrag der Regierung aus Mangel an Beweisen gescheitert. Bemerkenswert ist, dass die Regierung ihrem neuen Verbotsantrag Fotos beigelegt hat, die die Antifaschistische Aktion veröffentlicht hatte, die offiziell als extremistisch eingestuft wird. Auf diesen Fotos zeigen DS-Mitglieder den Hitlergruss. Die rechtsextreme Partei, die im Jahre 2003 als deutschfeindliche Bürgerpartei gegründet wurde, aber seit zwei Jahren enge Kontakte zur deutschen NPD pflegt, erwägt den Gang vors Verfassungsgericht.  Jan Jirát

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ANTI-ATOM
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WoZ 25.2.10

AKW Beznau

 Frisierte Ökobilanz

 Atomstrom ist sauber und klimafreundlich - dies hat das Energieunternehmen Axpo am Beispiel des AKW Beznau ­angeblich wissenschaftlich belegt. "Positive Ökobilanz - vom Uranabbau bis zur Tiefenlagerung", schreibt die Axpo auf ihrer Website und behauptet, lediglich einige Flusskraftwerke könnten mit dem Beznau-Strom mithalten.

 Der Zürcher Ökobilanzexperte Gabor Doka hat den Umweltbericht von Beznau genau analysiert. Sein Urteil fällt vernichtend aus: Was das Bild des makellosen Atomstroms trüben könnte, wurde weggelassen oder schöngerechnet. Einen Fehler hat die Axpo inzwischen selber eingeräumt - die anderen Kritikpunkte weist das Energieunternehmen von sich, ist aber nicht in der Lage, die Kritik glaubhaft zu widerlegen.

 Die Absicht hinter der frisierten Ökobilanz: Die Axpo möchte einen neuen Meiler bauen und braucht deshalb eine Bevölkerung, die glaubt, mit dem Bau neuer AKWs könne man dem Klimawandel entrinnen. Zwar produzieren Atomkraftwerke tatsächlich relativ geringe Mengen CO2 - doch gefährlich sind sie aus ganz andern Gründen. Das Risiko einer schweren radioaktiven Verseuchung ist bis heute nicht gebannt. Das modernste AKW, das zurzeit im finnischen Olkiluoto gebaut wird, weist einen gravierenden Konstruktionsfehler auf. Und auf der Baustelle herrscht besorgniserregendes Chaos. sb

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Das AKW Beznau und das Klima - Das Energieunternehmen Axpo hat eine Umweltbilanz publiziert, die belegen soll, wie umweltfreundlich das AKW Beznau ist. Der Ökobilanzierer Gabor Doka zersaust das Papier.

 Sauber falsch gerechnet

 Von Susan Boos

 Das Klimaargument verunsichert sogar atomkritische Kreise. Die Atomlobby setzt deshalb mit voller Kraft auf dieses Argument. Auf ihrem Internetportal www.kernenergie.ch steht zum Beispiel unter dem Bild eines schmelzenden Gletschers: "Klimawandel: die Kernenergie ist Teil der Lösung." Weiter heisst es: "In der Schweiz erzeugen Wasserkraft und Kernenergie pro Kilowattstunde die geringsten Mengen an Treibhausgasen."

 So einfach ist es nicht, sagt der Zürcher Ökobilanz-Experte Gabor Doka. Er hat im Auftrag von Greenpeace ein bislang unveröffentlichtes Gutachten zur Ökobilanz des AKW Beznau erstellt. Das Energieunternehmen Axpo betreibt dieses Atomkraftwerk in der Nähe von Baden - notabene das älteste der Schweiz. Im vergangenen Herbst hatte die Axpo die "Umweltdeklaration Kernkraftwerk Beznau" publiziert. Liest man diese Umweltbilanz, gibt es keinen umweltfreundlicheren Strom als den aus Beznau.

 Doch eine Umweltbilanz erstellen ist sehr kompliziert. Zum Beispiel müsste man exakt wissen, woher das Uran stammt, das in Beznau verbrannt wird. Greenpeace zweifelte schon früher an der Behauptung der Axpo, man setze in Beznau zu einem beträchtlichen Teil waffenfähiges Uran aus Russland ein (vgl. Kasten). Die Axpo präsentierte dies als Beitrag zur Abrüstung - gleichzeitig liess das Waffenuran aber auch die Umweltbilanz des AKW besser aus sehen (weshalb das so ist, erklärt Doka im nachfolgenden Gespräch).

 Vor Kurzem musste nun die Axpo eingestehen, dass Greenpeace recht hatte und in Beznau tatsächlich kein Waffenuran zum Einsatz kommt; man werde deshalb auch die Umweltbilanz überarbeiten.

 Die Herkunft des Urans hat einen grossen Einfluss auf die Umweltbilanz, weil das CO2, das im Atomstrom steckt, nur zu einem geringen Teil in den Atomkraftwerken entsteht - sondern vor allem beim Uranabbau, der Urananreicherung und der Herstellung der Brennstäbe produziert wird.

 Die Beznau-Umweltbilanz weist aber noch ganz andere, nicht minder gravierende Mängel auf, wie Gabor Doka darlegt.

 WOZ: Gabor Doka, eine Kilowattstunde Beznau-Strom verur sacht - laut der Axpo-Umweltbi lanz - nur drei Gramm CO2. Strom aus Wasserkraft verursacht im Durchschnitt vier Gramm. Ist der Beznau-Strom wirklich so toll und klimafreundlich?

 Gabor Doka: Atomstrom produziert tatsächlich relativ wenig klimaschädigende Abgase - doch das ist nicht neu, und CO2 repräsentiert nur einen Teil der Umweltbelastung durch Atomstrom.

 Trotzdem: Drei Gramm CO2 klingt weltmeisterlich. Andere Berechnungen kommen auf wesentlich mehr. Ist Beznau wirklich besser als andere Atomkraftwerke?

 Das ist eine komplexe Frage und hängt mit der EPD zusammen ...

 EPD?

 Die Axpo hat ihre Umweltdeklaration nach einem international zertifizierten System, dem sogenannten EPD, verfasst, damit die Ergebnisse vergleichbar sind. Die Resultate hängen aber von vielen Einzelaspekten ab wie zum Beispiel der Frage, woher das Uran stammt.

 In Ihrem Gutachten werfen Sie die Frage auf, ob die Brennstäbe tatsächlich Waffenuran enthalten, wie die Axpo ursprünglich behauptet hat. Es könnte auch Uran sein, das früher in atombetriebenen russischen U-Booten eingesetzt war. Warum soll das eine besser als das andere sein?

 Die Axpo gab in ihrem Umweltbericht an, es werde hoch angereichertes, russisches Atomwaffenuran verwendet. Dieses Waffenuran gilt als rezykliert, wenn es im Reaktor eingesetzt wird. Die Umweltbelastung, die bei der Herstellung dieses Urans entstanden ist, wird deshalb nicht den Atomkraft werken angerechnet.

 Sondern?

 Dem ursprünglichen Zweck - also dem russischen Militär.

 Und die Atomkraftwerke kommen sauber weg?

 Genau. Das EPD-System macht diesbezüglich klare Vorgaben: Wenn rezykliert wird, wird sauber geschnitten - was vor dem Recycling war, geht zulasten des alten Produktes. Lediglich die Umweltbelastung, die entsteht, um aus Waffen uran Brennstäbe zu machen, wird dem Atomstrom angerechnet. Das ist nicht viel, weil man dieses Uran nur ver dünnen muss.

 Inzwischen hat die Axpo eingeräumt, dass die Brennstäbe, die in Beznau eingesetzt werden, nicht aus Waffenuran hergestellt werden - wie Sie es vermutet haben. Was bedeutet dies nun für die Ökobilanz von Beznau?

 Sie fällt schlechter aus, denn dieses Uran muss zuerst aufbereitet werden, sonst kann man es nicht weiterverwenden. Ein solches Recyclingverfahren braucht viel Energie und belastet die Umwelt stark, was dem Atomstrom angerechnet werden muss. Wenn das Recycling überdies in problematischen Anlagen wie etwa jener von Majak im Ural stattfindet, verschlechtert sich die Ökobilanz zusätzlich, da diese maroden Produktionsstätten die Umwelt vermutlich massiv belasten.

 Die Axpo will in den nächsten Monaten genauer prüfen, in welchen russischen Anlagen der Brennstoff für das AKW Beznau wiederaufbereitet wird. Warum kennen die AKW-Betreiber die Produktionskette so schlecht?

 Offensichtlich fehlen ihnen die genauen Angaben. Eigentlich würde man meinen, sie sollten von ihren russischen Lieferanten in solch wichtigen Fragen Transparenz einfordern. Das haben sie aber bislang nicht getan.

 Weist die Umweltbilanz von Beznau noch andere Mängel auf?

 Ja, drei Punkte könnte man da erwähnen. Der erste betrifft die Berechnung des Stromverlustes. Die Deklaration geht davon aus, dass bis zum Kunden drei Prozent des Stroms verloren gehen. Der Kunde ist in diesen Berechnungen der Stromhändler, nicht der Endkonsument. Korrekt müsste man aber den Stromverlust bis zur Steckdose im Haushalt berücksichtigen, da gehen insgesamt zwölf Prozent des Stroms verloren. Das verschlechtert natürlich das Ergebnis und ist ein Fehler, der nicht hätte passieren dürfen.

 Der zweite Punkt betrifft die toxi schen Emissionen - wie zum Beispiel Schwermetalle oder radioaktive Stof fe -, auf die in der Ökobilanz nur mangelhaft eingegangen wurde. Diese Emissionen sind bei einem Atomkraftwerk aber viel relevanter als die Frage, wie viel CO2 es erzeugt.

 Und der dritte Fehler?

 Der betrifft das Natururan, das Beznau benötigt - dieses wird in der Deklaration nicht als Energieträger gezählt, obschon es einer ist. Und das sind immerhin 97 Prozent der nicht-erneuerbaren Energieressourcen, die Beznau braucht, die unter den Teppich gekehrt wurden.

 Laut Umweltbilanz stammt weiteres Beznau-Uran aus dem sogenannten Lösungsbergbau, der nicht sehr umweltbelastend sein soll.

 Axpo sagt, ihr Lieferant verarbeite ausschliesslich Uran aus Lösungsbergbau, welches aus Kasachstan stamme. Dieser Lieferant, Springfields Fuels Limited, gibt hingegen selber an, Uran zu verarbeiten, das überall auf der Welt gefördert wurde - deshalb habe ich meine Zweifel an der Aussage der Axpo. Das Uran, das Springfields Fuels aus Kasachstan nach Europa importiert, beträgt auch nur einen Bruchteil ihrer Verarbeitungskapazität. Der Rest ihres importierten Urans stammt aus Tagebauminen in Russland, Kanada, Niger und Australien. Der Tagebau verursacht jedoch grosse Mengen an radioaktiven und giftigen Abfällen.

 Ist der Lösungsbergbau tatsächlich umweltfreundlicher? Da pumpt man Säure in den Boden, um das Uran herauszulösen. Danach pumpt man dieses strahlende, flüssige Gemisch wieder aus dem Boden, doch ein Teil der Säure bleibt im Boden. Klingt nicht besonders sauber.

 Stimmt, langfristig kann auch diese Methode schwere Probleme verursachen. Ein Gebiet, aus dem man so Uran gefördert hat, müsste man meiner Meinung nach als Deponie-Altlast behandeln. Die Gesteinsstruktur wurde durch den Menschen verändert - man hat Säure und gelöste Schwermetalle im Boden drin, die verschwinden nicht einfach. Vielleicht kann man diese Stoffe für einige Jahrzehnte im Untergrund zurückhalten. Aber irgendwann kommen sie raus, wenn auch vielleicht erst nach Jahrhunderten oder Jahrtausenden. Aber nach unserem gegenwärtigen Wissen kommen sie raus, in grösseren oder kleineren Mengen, das ist nur eine Frage der Zeit.

 Wenn die Axpo korrekt gerechnet hätte, wie viel CO2 würde nun eine Kilowattstunde Beznau-Strom verursachen?

 Die CO2-Belastung wäre vermutlich etwa doppelt so hoch. Aber das ist nicht das Problem, sondern das "Burden shifting", das Verlagern der Lasten.

 Was meinen Sie damit?

 Wenn - wie die Axpo es in diesem Fall tut - primär vom Kohlendioxid gesprochen wird. Die anderen gravierenden Belastungen kommen in der Kommunikation gegen aussen gar nicht mehr vor. Man verengt den Fokus auf einen einzigen Umweltaspekt: das Klimaargument. So kann man kurzschliessen: Atomkraftwerke sind super. Doch wenn man die gesamte Ökobilanz anschaut, sieht man, dass das nicht stimmen muss.

 In vielen Ökobilanzen kommen Atomkraftwerke gut weg. In einigen Berechnungen stehen sogar Windturbinen oder Solarstrom schlechter da. Das ist doch irritierend.

 Wenn man bei den Berechnungen nur den Normalbetrieb betrachtet - und das tut man in den klassischen Ökobilan zen -, steht die Kernenergie bezüglich Umweltschäden relativ gut da. Doch sobald man bei den Berechnungen zum Beispiel Risiken von Unfällen und Proliferation mit einbezieht, kommt sie sehr schlecht weg, weil die Mehrheit diese Risiken nicht tolerieren mag.

 Gabor Dokas Gutachten: http://www.doka.ch/GutachtenEPDBeznauDoka.pdf

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 Gabor Doka

 An der Universität Zürich studierte Gabor Doka (45) Chemie, seit 1992 arbeitet er als Ökobilanzierer und unterhält in Zürich ein eigenes Büro. Er ist vor allem im Bereich Entsorgung und Deponien tätig. Vor zwei Jahren untersuchte er im Auftrag des Paul-Scherrer-Instituts (PSI) die Umweltbelastung des Uranbergbaus. Dokas Berechnungen führten dazu, dass sich in der wohl wichtigsten internationalen Umweltdatenbank ecoinvent die Ökobilanz von Atomstrom schlagartig um den Faktor 2,7 verschlechterte.

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 Die Axpo antwortet - wenig überzeugend

 Die WOZ hat die Axpo mit den Vorwürfen von Gabor Doka konftrontiert. Vor allem geht es dabei um die drei offensichtlichen Fehler, die in der ­Umweltdeklaration gemacht wurden   - um die Berechnung des Strom verlustes, die mangelhaft auf geführten toxischen Emissionen und das Natururan, das nur als Material-, nicht aber als Energieressource aufgeführt wird.

 In ihrer Stellungnahme weist Axpo-Sprecherin Anahid Rickmann, die für Atomfragen zuständig ist, sämtliche Vorwürfe zurück.

 ≥ Zum Stromverlust: "In der Deklaration weisen wir die Umweltbelastung für unsere Kunden aus. Dies sind die Kantonswerke", schreibt Rickmann.

 Umweltdeklaration müsse un missverständlich bis zu den E ndkonsumentinnen und nicht etwa nur bis zu den Zwischenhändlern bilanziert werden.

 ≥ Zu den toxischen Emissionen: "Der Vorwurf entbehrt jeder Grundlage", schreibt die Axpo-Sprecherin: "Die Umweltdeklaration umfass detailliert auch toxische Emissionen." Die Gewichtung von Emissionen sei subjektiv und entspreche nicht den Regeln der Umweltdeklaration.

 Gabor antwortet darauf, sein Vorwurf habe nie gelautet, die toxischen Emissionen seien nicht in der Deklaration, sondern sie seien mangelhaft aufgeführt. Es würden Angaben gemacht, aber diese seien "spärlich bis falsch, weil Wesentliches weggelassen wurde". Wenn die Axpo-Sprecherin die spärlichen Angaben als "detailliert" bezeichne, zeige das eher, dass sie nicht wisse, welcher Detaillierungsgrad in Ökobilanzen üblich sei: "Diese Details standen den Machern der Studie vermutlich zur Verfügung, wurden aber wohl bei der Publikation bewusst weggelassen."

 ≥ Zum Natururan: Eine unabhängige Stelle habe die "korrekte Berechnung der Deklaration bestätigt", schreibt Axpo-Sprecherin Rickmann dazu.

 Doka kontert: Auch hier habe er nie kritisiert, dass das Natururan nicht aufgeführt werde, sondern eben unzureichend. Die Deklaration führe die gesamthaft benötigten "fossilen Ressourcen" an (0,0489 Megajoule pro Kilowattstunde) - ignoriere in diesem Zusammenhang aber das Natururan, inklusive wären es etwa 2,25 Megajoule.

 ≥ Fazit: Die Umweltdeklaration hatte offensichtlich nur ein Ziel: Vorzurechnen, wie klimafreundlich Beznau-Strom ist. Doch die CO2-Frage ist bei einem AKW irrelevant, kritisch sind ganz andere, bedrohliche Umweltbelastungen. Wenn die Axpo schon eine standardisierte Umweltdeklaration machen lässt, muss sie sich an die geltenden Regeln halten und darf nicht kleinrechnen oder weglassen, was dem Image schaden könnte. Sonst verkommen Ökobilanzen zu reinen Greenwashing-Aktionen. sb