MEDIENSPIEGEL 8.3.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Rössli)
- RaBe-Info 8.3.10
- Stadttauben @ Lorraine
- Marche Mondiale des Femmes
- Frauendemo ZH
- Eva Herman in Belp + Langenthal
- Kulturschaffende feat. EKR
- Glarus ganz Rechts: Verhaftungen
- Police CH vs GWK
- Sans-Papiers: AHV-Ausweise; Lehrstellen
- Mani Porno for Stadtpresident: Blocher haut zurück

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REITSCHULE
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Di 09.03.10
20.30 Uhr - Kino - UNCUT - Warme Filme am Dienstag: CIAO - Yen Tan, Alessandro Calza, USA 2008

Mi 10.03.10
19.00 Uhr - SousLePont - Kartoffel Spezialitäten
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: dampfzentrale, Text: Pedro Lenz "Was wotter für morn?"
20.00 Uhr - Rössli-Bar - Daniel Kahn & The Painted Bird. Style: Klezmer Cabaret Punk
20.30 Uhr - Tojo - "Bunbury" von Oscar Wilde. Berner StudentInnentheater BeST.
20.30 Uhr - Holzwerkstatt - Zweites Kleines Festival der anderen Art mit Myrta Amstad(ch): vocals; Ab Baars(nl): sax; Cristin Wildbolz(ch): bass; Jack Wright(us): sax; Alberto Braida(i): piano; Paed Conca(ch): clarinet

Do 11.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: dampfzentrale, Text: Pedro Lenz "Was wotter für morn?"
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter Special: "Far Rockaway" CD-Taufe von Tina Kohler
21.00 Uhr - Rössli-Bar - K-Tharsis. Style: Urban Funk
20.30 Uhr - Tojo - "Bunbury" von Oscar Wilde. Berner StudentInnentheater BeST.

Fr 12.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: dampfzentrale, Text: Pedro Lenz "Was wotter für morn?"
20.30 Uhr - Tojo - "Bunbury" von Oscar Wilde. Berner StudentInnentheater BeST.
21.00 Uhr - Kino - Migration - Leben in der Fremde: Wanakam, Thomas Isler, CH 2005
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox: Riccardo Ferri (live) (Alchemy Records/I), Flavio Diaz (live) (AnalyticTrail, Loose/I), Mastra (live) (Modular Club/be), Racker (Midilux, Festmacher/be). Style: Minimal, Techno, House

Sa 13.03.10
14.00 Uhr - Frauenraum - AMIE - Frauenkleidertauschbörse bis 16.00 Uhr. Women only.
17.00 Uhr - Frauenraum - Frauendemo-Party: Lounge mit Barbetrieb
19.00 Uhr - Frauenraum - Frauendemo-Party: Feministische Filme im Backstage
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: dampfzentrale, Text: Pedro Lenz "Was wotter für morn?"
20.30 Uhr - Tojo - "Bunbury" von Oscar Wilde. Berner StudentInnentheater BeST.Sa 13.03.10 - 21.00 Uhr - Kino - Migration - Leben in der Fremde: Por Amor, Isabelle Stüssi, CH 2009
21.30 Uhr - Frauenraum - Frauendemo-Party: Disco von Pop bis Elektro mit DJanes Schultze und Schultze (Trash-Pop) und DJanes Agnetta und Matilda (Elektrodääntspopnrollrock)
23.00 Uhr - Dachstock - Liquid Session: Makoto & Deeizm MC (Human Elements). Support: Lockee (Rabass 95.6), TS Zodiac (Liquid Sessions), Badboy MC (FMI). Style: Drumnbass

So 14.03.10
17.00 Uhr - Tojo - "Bunbury" von Oscar Wilde. Berner StudentInnentheater BeST.

Infos: http://www.reitschule.ch

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kulturstattbern.derbund.ch 8.3.10

Benedikt Sartorius am Montag den 8. März 2010 um 07:00 Uhr

Kulturbeutel 10/10

(...)

Frau Feuz empfiehlt:
Besuchen Sie am Mittwoch das Konzert von Daniel Kahn & The Painted Bird im Rössli der Reitschule. Die wild zusammengewürfelte Truppe veranstaltet Klezmer-Punk-Cabaret oder, wie sie es selber nennen, "Verfremdungsklezmer". Wie auch immer man es nennen will, lüpfig wird es alleweil.

(...)

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RABE-INFO
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Mo. 8. März 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_8._Maerz_2010.mp3
- Burkina Faso: 2000 Frauen sterben jedes Jahr wegen Schwangerschaft
- Kanton Bern: Barbara Egger- Jenzer will Regierungsrätin bleiben

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STADTTAUBEN
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Bund 8.3.10

Parzelle am Centralweg besetzt

 Die News-Webseite stadt.be berichtet, dass über das Wochenende auf der Parzelle am Centralweg 9/9a Wohnwagen aufgestellt worden seien. Die Parzelle gehöre der Stadt.

 Vermutlich handle es sich bei den Besetzern des Areals um die "Stadttauben", die wiederholt ihre Wagen auf Grundstücken der Stadt aufgestellt haben, so stadt.be.

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stadt.be 8.3.10

Parzelle am Centralweg besetzt

Über das Wochenende sind auf der Parzelle am Centralweg 9/9a Wohnwagen aufgestellt worden. Die Parzelle gehört der Stadt.
.
Bei den Besetzern handelt es sich um die "Stadttauben", die ihre Wagen bisher im Stöckacker aufgestellt haten. Sie waren am Samstag in das Areal eingedrungen, wie sie auf Anfrage von stadt.be sagten.

Zurzeit warten sie darauf, dass die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern - die Grundeigentümerin - mit ihnen Kontakt aufnimmt, wie auf Anfrage zu erfahren war.

rue

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MARCHE MONDIALE
http://marchemondiale.ch
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Aargauer Zeitung 8.3.10

Frauen fordern ein "schönes Leben"

 50 Frauenorganisationen rufen mit frischem Motto zur Demo am kommenden Samstag auf

 Junge Feministinnen wollen der Frauenbewegung einen spielerischen Ton verpassen. Die Gewerkschaften verschärfen diesen,um ihr Zielpublikum zu erreichen.

 Karen Schärer

 "Her mit dem schönen Leben!" So rufen knapp 50 Frauenorganisationen zur Demonstration am Samstag in Bern auf. Ein Slogan, der frischer und spielerischer daherkommt als die bisherigen kämpferischen Mottos der Frauenrechtlerinnen.

 Dass die Frauendemo, die vom weltweiten Aktionsnetzwerk Marche mondiale des femmes und von der Frauenkommission des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) organisiert wird, dieses Motto trägt, ist unter anderem der Überzeugungsarbeit der 24-jährigen Nadine Frei zu verdanken. Altgestandene Frauenrechtlerinnen hätten Skepsis geäussert, ob der Slogan ernst genug sei und es damit gelinge, Leute zu mobilisieren, erzählt Juso-Mitglied und Soziologiestudentin Frei. Auch stand die Befürchtung im Raum, der Slogan ziehe die Frauenbewegung ins Lächerliche. "Ich empfinde das Motto hingegen als frisch und neu", sagt Frei. Sie hofft, damit auch jüngere, bisher politisch nicht aktive Frauen anzusprechen. Ihnen sollen Slogan und Demo zeigen, dass Feminismus und Gleichstellungspolitik Spass machen können.

 Gewerkschaften schärfer im Ton

 Die verschiedenen Gewerkschaften rufen mit eigenen, weit kämpferischeren Slogans zur selben Demo auf. So heisst es etwa beim SGB: "Gleichstellung nur bei Schönwetter? Höheres Rentenalter? Rentenklau? Das Mass ist voll! Jetzt braucht es eine Frauendemo!" Nachdem das Bundesamt für Statistik gerade rechtzeitig zum heutigen Tag der Frau bekannt gegeben hat, dass sich die Lohnschere seit 2006 wieder öffnet und Frauen heute im Schnitt 19,3 Prozent weniger verdienen als Männer, lautet eine der SGB-Demo-Forderungen: "Löhne rauf und Lohngleichheit jetzt!" Andere Gewerkschaften fordern schlicht: "Her mit der Gleichstellung!"

 Dass sich die Gewerkschaften da-mit vom offiziellen Motto distanzieren, lässt Christina Werder, Gleichstellungsbeauftragte beim SGB, nicht gelten. "Unter dem gemeinsamen Motto hat alles Platz; wir haben den Slogan einfach noch mehr auf unsere Zielgruppe ausgerichtet und ihn ausgedeutscht", sagt sie.

 Auf dem gemeinsamen Aufruf zur Demo sind über 20 verschiedene Aspekte aufgeschrieben, die zum "schönen Leben" gehören. Die Ideen reichen von "Sich zu Hause und in der Öffentlichkeit sicher fühlen" über "Attraktiv sein, ohne belästigt zu werden" bis zu konkreten politischen Forderungen wie "Im Alter die Unabhängigkeit bewahren" und "Eine gute AHV-Rente haben, ohne länger arbeiten zu müssen".

 Gemeinsames Erlebnis gesucht

 Nach der Abwahl Ruth Metzlers aus dem Bundesrat im Dezember 2003 besammelten sich rund 15000 wütende Frauen auf dem Bundesplatz in Bern. Julia Gerber Rüegg, Co-Präsidentin der SP-Frauen Schweiz, erwartet nicht, dass es zu einem derart grossen Aufmarsch kommt. Doch sie glaubt, dass "viele Frauen kommen werden, weil sie spüren wollen, dass sie nicht allein dastehen mit ihrer Wahrnehmung, es gehe mit der Gleichstellung nicht recht vorwärts".

 Die grüne Nationalrätin Franziska Teuscher (BE) will vor allem die Öffentlichkeit daran erinnern, dass viele gleichstellungspolitische Forderungen längstens nicht erfüllt sind: "Es ist wichtig, immer mal wieder auf dem Bundesplatz präsent zu sein und auf die Tatsache aufmerksam zu machen, dass Frauen in vielen Bereichen nach wie vor benachteiligt sind", sagt sie.

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 Die Demonstration in Bern

 Anlässlich des heutigen Internationalen Frauentages findet am kommenden Samstag, 13. März, in Bern eine Frauendemo statt.

 Die Besammlung findet um 13.30 Uhr auf der Schützenmatte statt,die Schlusskundgebung ist auf dem Bundesplatz in Bern geplant.

 Infos: http://www.marchemondiale.ch

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FRAUENDEMO ZH
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Sonntag 7.3.10

Letzte Meldungen

 Unbewilligte Frauen-Demo in Zürich

 ZÜRICH In der Zürcher Innenstadt demonstrierten am Samstagnachmittag rund 300 Frauen für die Gleichstellung. Am nächsten Dienstag wird der internationale Frauentag gefeiert. Die Teilnehmerinnen an der Zürcher Demonstration skandierten Kampfparolen und protestierten gegen Angriffe auf den legalen Schwangerschaftsabbruch und Rentenkürzungen. Trotz vielen Errungenschaften gebe es auch in der Schweiz noch genügend Gründe für Frauen, auf die Strasse zu gehen, teilten die Organisatorinnen mit. Zur Kundgebung hatte unter anderem die Frauengruppe des Revolutionären Aufbaus aufgerufen. Kurz vor der Schlusskundgebung auf dem Helvetiaplatz flogen "faule Eier gegen den Sexismus". (RED)

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Indymedia 7.3.10
http://ch.indymedia.org/de/2010/03/74188.shtml

Frauendemo: Fotos und Flugblatt

AutorIn : reader     

flugi bild Fotos und Flugblatt zur Frauendemo in Zürich

gefunden hier:
http://www.aufbau.org/index.php?option=com_content&task=view&id=756&Itemid=1     
    
flugi pdf
http://ch.indymedia.org/media/2010/03//74190.pdf

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Indmyedia 7.3.10

Communiqué der Frauendemo in Zürich ::

AutorIn : 8. März-Bündnis         

Frauendemo zum internationalen Frauenkampftag, am Samstag, 6. März in Zürich     
    
Communiqué zur Frauen-Demonstration in Zürich zum internationalen Frauenkampftag 2010

Frauen-Demonstration zum internationalen Frauenkampftag am 6. März 2010 in Zürich

Heute versammelten sich ca. 300 Frauen zum internationalen Frauenkampftag 8.März. auf dem Hechtplatz.
Seit über 100 Jahren gehen Frauen auf der ganzen Welt an diesem Tag auf die Strasse.
Mit der traditionellen Begrüssungsrede ging es um 14 Uhr los. Neben der historischen Bedeutung des 8.März und der Situation von Frauen weltweit, wurde am Anfang der Demonstration auch auf die Gründe und die Notwendigkeit einer Demonstration nur von und für Frauen hingewiesen.

Trotz vieler Errungenschaften in den Industrieländern, gibt es nach wie vor genügend Gründe für Frauen, auf die Strasse zu gehen. In der Schweiz heisst es gerade gegen die Angriffe der rechten und religiösen Kräfte sich zur Wehr zu setzen, so zum Beispiel gegen den aktuellen Angriff auf den legalen Schwangerschaftsabbruch. Gegen die Rentenkürzungen, über die morgen abgestimmt wird, für gleichen Lohn und gegen prekäre Arbeit kämpfen die Frauen in der Schweiz. Weltweit gehen die Frauen gegen Krieg, Sozialabbau und Armut auf die Strasse.

So wie jedes Jahr um den 8. März zog der Zug der wetterfesten Demonstrantinnen lautstark durch das Schneegestöber in den Strassen von Zürich. Dies zeigt, dass Frauenanliegen nichts mit Schönwetteraktivismus zu tun haben.
Vom Hechtplatz ging's über die Bahnhofstrasse zur Kaserne, durch die Langstrasse zum Helvetiaplatz. Die Parolen und Forderungen waren nicht zu überhören. PassantInnen wurden durch Flugblätter und Redebeiträge informiert. Die Häuserwände wurden mit Sprays verschönert. Transparente, Schilder und Fahnen, Pfeifen und Trommeln begleiteten die kämpferische und laute Demonstration.Kurz vor der Schlusskundgebung flogen faule Eier gegen Sexismus auf die Fassade des Hooters.

Themen dieses Jahr:
Rentenklau
Krise und Armut
Arbeitslosigkeit und Kürzung Arbeitslosengeld
Prekäre Arbeit und Leben
Ladenöffnungszeiten
Christlicher Fundamentalismus
Frauenspezifische Fluchtgründe
Sexistische Gewalt
Situation von Lesben, Homophobie
Internationale Solidarität
Politische Gefangene weltweit
Faschistische und rassistische Hetze

Auf dem Helvetiaplatz angekommen, gab es Musik, Reden, Kaffee und Kuchen. Und vom Lautsprecher wurde zu den nächsten Aktivitäten aufgerufen: am Montag 8.März soll auf der Bahnhofsbrücke in Zürich eine Aktion gegen die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten stattfinden, und am 13.März gibt es eine schweizweite Demonstration in Bern mit gemeinsamer Zugfahrt dorthin. Die Vielseitigkeit der diesjährigen Aktionen rund um den 8.März zeigen, dass wir auch nach 100 Jahren Frauenkampf noch viel zu erkämpfen haben.

Frauen gemeinsam stark!
Gegen Ausbeutung und Unterdrückung,
gegen Kapital und Patriarchat!

8. März Bündis
(Komplott, Unsereuni ZH, FrauenLesbenCafé Winterthur, Revolutionärer Aufbau Schweiz/Frauenkollektiv, FrauenLesbenKasama, Weltfrauenkonferenz Komitee Schweiz und Einzelpersonen)

In der Spezialausgabe des "Vorwärts" zum Frauenkampftag findet ihr weitere Informationen zu den oben erwähnten Themen.

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Indmedia 7.3.10

Zur Männerbeteiligung an der Frauendemo ::

AutorIn : Revolutionärer Aufbau Schweiz: http://www.aufbau.org

Aus aktuellem Anlass veröffentlichen wir hier schon einen Artikel der aktuellen aufbau-Zeitung zur Männerbeteiligung an der Frauendemo:
Männer oder keine, entscheiden wir alleine!
Zur Männerbeteiligung an der Frauendemo
Jedes Jahr stellt sich die Frage von Neuem: die Männerbeteiligung an der Demonstration zum Internationalen Frauenkampftag, die in Zürich seit Jahrzehnten eine Frauendemonstration ist.     

(fk) Folgendes ist ein fiktives Gespräch mit Meinungen und Überlegungen, welche wir durch Kurzinterviews mit Männern und Frauen aus verschiedenen politischen Zusammenhängen und Lektüren gesammelt haben.

Rosa, Clara und Alexandra treffen sich nach einer gemeinsamen Vorbereitungsaktion zum 8. März in einem Restaurant. Rosa erzählt genervt, dass sie beim Flugblatt verteilen wieder einmal auf Ablehnung stiess. Eine junge Frau sagte ihr, sie gehe nur an die Demo, wenn ihr Freund sie begleiten dürfe. Bei Tee und Biokuchen entwickelt sich folgendes Gespräch:

Rosa: Die Frauendemo war wichtig für die Frauenbewegung, sie ist eine Errungenschaft der früheren Kämpfe, ein erkämpfter Frauenraum. Die Demo entstand aus der Notwendigkeit, sich als Frau die Fähigkeit anzueignen, selbstbestimmt und unabhängig für die eigenen Forderungen einzustehen. Heute ist die Situation eine Andere. Geschlechterrollen haben sich verändert und gewisse Forderungen der Frauenbewegungen wurden erfüllt. Wir können uns also fragen, ob es immer noch richtig ist, die Frauendemo in dieser Form beizubehalten.

Clara: Ja, es hat sich vieles verändert und verbessert. Aber das Grundlegende, die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, hat sich nicht verändert. Die Frauen machen immer noch die schlecht bezahlten Arbeiten, sie haben immer noch alleine die Verantwortung im Haushalt und sie erleben den alltäglichen Sexismus. Ich glaube, wir müssen weiterhin den Frauenkampf in die eigenen Hände nehmen. Die Männer sind den Frauen gegenüber privilegiert, sie können den Kampf so nicht führen wie wir, das müssen wir selbst machen.

Alexandra: Ich denke, die Demo wäre eine Möglichkeit, wo sich Männer solidarisch zeigen können. Es gibt solidarische Männer, die sich ernsthaft für den Frauenkampf interessieren.

Clara: Warum sollen Männer ausgerechnet an diesem Tag mitmachen, es gibt so viele Gelegenheiten, sich zu solidarisieren. Sie können sich an der ganzen Kampagne beteiligen, sie können Solidaritätsaktionen machen und sie können sich 364 Tage im Jahr im Alltag solidarisch zeigen.

Rosa: Eine Demo ist jedoch oft die erste Möglichkeit in Kontakt zu kommen mit dem Thema des Frauenkampfes. Die Demo könnte also auch ein Ort der Politisierung für Männer sein.

Alexandra: Ein Problem ist, dass wir offenbar nach aussen nicht vermitteln können, warum dieser Tag nur für Frauen sein soll und aus welchen Gründen wir diesen Tag in Anspruch nehmen. Oft höre ich Leute - auch aus der linken Szene - die ein völliges Unverständnis dieser Frauendemo gegenüber haben.

Clara: Das ist ein allgemeines Problem. Es ist schwierig, differenzierte Dinge verständlich zu vermitteln, insbesondere wenn auf beiden Seiten überzeugende Argumente vorhanden sind. Um zu verstehen, warum wir in dieser Form und mit diesen Inhalten auf der Strasse sind, bedarf es einer Auseinandersetzung.

Rosa: Ich befürchte trotz Männerbeteiligung an diesem Tag kein grösseres Bewusstsein zur Frauenfrage. Es ist wie ein Alibi, eine einfache Art Solidarität zu zeigen.

Clara: Wenn die Männer teilnehmen wollen an der Demo, ist dies erstmal gut und richtig, weil sie sich solidarisch zeigen. Aber als zweiten Schritt, in der tieferen Auseinandersetzung, wäre es solidarischer und bewusster, eine Frauendemonstration zu respektieren.

Alexandra: Aber es sind oft Frauen selbst, die nicht einsehen, warum eine Frauendemo nötig ist. Die jungen Frauen von heute sehen sich als gleichberechtigt, sie nehmen nicht wahr, dass es eine Frauenunterdrückung gibt und sehen unsere Demo als Auftritt der "Kampflesben". Wir müssen uns auch taktische Überlegungen machen, nämlich wie wir die Menschen in ihrem Alltag abholen können. Diese Problematik müssen wir analysieren, warum Feminismus und Frauenkampf als verstaubte Begriffe von alten, verbitterten "Weibern" gilt.

Rosa: Vielleicht sollten wir einfach mal mit Zahlen belegen, wo und wie die Frau diskriminiert wird und dass es deshalb immer noch notwendig ist, die Frauendemo zu machen. Mir fallen tausend Beispiele ein, wo die Fakten eine klare Sprache sprechen: Frauenlöhne, Doppelbelastung, wenig Frauen in Politik und Wirtschaft, Gewalt an Frauen, Schönheitswahn, Arbeit in schlecht bezahlten Bereichen, kein Selbstvertrauen, etc.

Alexandra: Das sind aber keine Argumente, warum die Demo nur für Frauen sein soll. Wir könnten sagen: kommt Männer, wir brauchen euch, damit ihr mit uns gegen die Frauendiskriminierung kämpft.

Rosa: Ich finde, den berühmten Satz von Marx, "Die Befreiung der Arbeiter kann nur das Werk der Arbeiter selbst sein", können wir durchaus auch auf die Frauenbefreiung übertragen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass sich Frauen auch unter sich organisieren, selbst die Dinge in die Hand nehmen und die Verantwortung nicht abgeben.

Clara: Und weil im Alltag die Männersolidarität fehlt, weil viele Männer ihre Rolle nicht grundsätzlich in Frage stellen, weil es zwischen Frau und Mann dieses Gefälle gibt, deshalb ist die Frauendemo noch nicht gemischt. Es ist der Spiegel der gesellschaftlichen Realität. Die Frauendemo widerspiegelt die reale Spaltung und Entfremdung zwischen Frau und Mann. Dies wollen wir zwar verändern, sind jedoch erst auf dem Weg dazu.

Rosa: Genau, das ist ein Paradox des Frauenkampfes. Eigentlich streben wir die Gleichheit zwischen den Geschlechtern an, eigentlich möchten wir die Wege zusammen gehen. Und genau darum müssen wir immer wieder darauf hinweisen, dass in unserer Gesellschaft Frau und Mann eben nicht die gleichen Rollen haben, dass das Geschlechterverhältnis geprägt ist von Machtstrukturen und Unterdrückung.

Alexandra: Oft ist es nicht einfach, dieses Thema anzuschneiden, es wird sehr schnell moralisch und emotional. Und wir müssen aufpassen, dass wir nicht in dieses "Opfer-Täter-Schema" reinrutschen.

Rosa: Das stimmt, aber es ist eben emotional, weil das Geschlechterverhältnis uns ganz persönlich und unsere Beziehungen unter Genossinnen und Genossen tangiert und beeinflusst. Wenn wir über geschlechtsspezifische Arbeitsteilung sprechen, dann sind wir alle unmittelbar davon betroffen und es ist viel schwieriger, eine sachliche Distanz zu wahren, als beispielsweise bei einer Diskussion über die Imperialismustheorie von Lenin.

Alexandra: Wichtig ist, dass wir nicht anklagen. Beide Seite - auch die Frauen - müssen sich bemühen, traditionelle Rollen zu brechen und neue Verhältnisse zu schaffen. Das ist manchmal hart, denn die individuelle Auseinandersetzung mit der Geschlechterfrage zeigt, wie sehr wir unsere Rollen verinnerlicht haben.

Clara: Ich finde auch, dass beide Geschlechter sich bemühen müssen, um mit der patriarchalen Scheisse aufzuräumen. Aber ich möchte trotzdem betonen, dass aufgrund der objektiven Position in der Gesellschaft vor allem die Frau ein reales Interesse am Frauenkampf hat, während der Mann in der heutigen männerdominierten Gesellschaft durchaus gewisse Privilegien hat. Es ist also nicht unsere Aufgabe den Männern zu sagen, "emanzipiere dich!". Nur durch einen starken Frauenkampf können wir unsere Interessen durchsetzen. Nur wenn der Mann gezwungen wird, wird er seine Privilegien loslassen. Wir müssen so stark werden, dass der Mann einfach nachziehen muss.

Alexandra: Aber die Männer sind auch betroffen von gesellschaftlichen Zwängen, sie müssen auch gewisse Rollenbilder erfüllen, damit sie akzeptiert sind. Ich kann mir vorstellen, dass es auch nicht angenehm ist, immer unter Leistungsdruck zu stehen und den harten, starken, selbstbewussten Mann rauszuhängen.

Rosa: Dann müssen wir einfach eine Demo machen, bei der Frauen und Männer gemeinsam etwas angreifen, ohne dass die Männer ein Soli-Anhängsel für den Frauenkampf sind. Z.B. eine Demo gegen Geschlechternormen oder das bürgerliche Familienmodell. Eine solche Demo könnte an einem anderen Datum stattfinden. Eine Demo an der Männer ihre eigenen Transpis, ihre eigenen Forderungen mittragen. Ihre eigene Auseinandersetzung, ihre eigenen Gedanken zum Geschlechterverhältnis vermitteln. Männer verstehen oft nicht, dass es nicht nur ein solidarischer Kampf für Frauen ist, den sie da mitkämpfen wollen, sondern dass es auch für sie selbst eine Befreiung aus der Männerrolle ist.

Clara: Wow, das wäre genial, dies bedingt aber, dass die Männer selber initiativ werden.

Alexandra: Und wenn sie das nicht tun?

Rosa: Wir müssen die Auseinandersetzung vorantreiben, wir sind die Triebkraft. Wenn es uns nicht gelingt, die Männer für kleine Schritte im Frauenkampf zu motivieren, dann machen wir etwas falsch.

Clara: Aber es ist doch nicht unsere Aufgabe den Männern zu sagen wie und was sie tun sollen. Entweder sie emanzipieren sich selber und erkennen die Vorteile, die es auch für sie gibt, oder sie werden gezwungen ihre Männerrolle abzulegen.

Rosa: Es ist wichtig, die verschiedenen Themen miteinander zu verbinden, wir führen den Frauenkampf ja immer als Teil im Klassenkampf. Unser Hauptangriff gilt immer noch dem Kapitalismus. Wir kämpfen sowohl gegen die private Aneignung der gesellschaftlichen Produktion als auch für die Aufhebung des Widerspruchs zwischen privater Reproduktion und kollektiver Produktion als Grundlage für alles Weitere. Dies geht Hand in Hand.

Alexandra: Genau! Perspektivisch wollen wir ja darauf hinaus, dass wir eben zusammen mit den Männern unsere klassenlose Gesellschaft gestalten, in welcher kein Geschlecht, keine Ethnie, andere ausgrenzt, unterdrückt und ausbeutet.

Clara: An dieser Perspektive halten wir fest, auch wenn eine reine Frauendemo scheinbar etwas anderes ausdrückt. Aber eben nur scheinbar, denn die kollektive Eigeninitiative der Frauen für neue Geschlechterverhältnisse schafft überhaupt erst die Voraussetzungen, damit Frau und Mann sich auf Augenhöhe begegnen können.

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EVA HERMAN
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BZ 8.3.10

Eva Herman in Belp

 "Männer werden benachteiligt"

 Die umstrittene deutsche Buchautorin Eva Herman ist zum Abschluss ihrer EDU-Tournee am Samstag in Belp aufgetreten. 240 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil. Sechs Frauen wurde der Zutritt verwehrt.

 Astrid Lanz ist ausser sich vor Wut. Umringt von fünf kräftigen Türstehern ringt sie nach Worten: "Ich habe zwanzig Jahre in Deutschland gelebt, kenne Eva Herman von Fernsehaufnahmen - ich will einfach nichts anderes, als ihr Referat hören." Die Türsteher lassen sich nicht erweichen und verwehren Lanz den Zutritt in den Belper Kreuzsaal. Offenbar hatte sich die Frau zuvor anerkennend über die linke Gruppierung geäussert, die in Thun den Auftritt von Eva Herman verhindert hatte. Fünf weiteren jungen Frauen vor der Tür ergeht es gleich.

 Die ehemalige deutsche "Tagesschau"-Sprecherin Herman ist letzte Woche an sechs Abenden in Folge an Wahlveranstaltungen der EDU Kanton Bern aufgetreten. In Thun wurde der Anlass am Dienstag nach wenigen Minuten abgebrochen, weil er durch gut 20 Linksautonome gestört wurde (wir berichteten). Aus diesem Grund wurden die Türkontrollen für die nachfolgenden Auftritte in Spiez, Langenthal und Belp verschärft.

 "Bin keine Nazi-Freundin"

 Am Samstag betritt Eva Herman das Podium in einer rosa-weiss karierten Bluse und langem, geschlitztem Rock - eine Mischung aus sauberer Hausfrau und Medienstar. Ihr Auftritt ist nicht nur ein Plädoyer für die Rettung der vom Untergang bedrohten Familie, er ist auch eine Journalistenschelte: "Dass ich das Dritte Reich für seine Familienpolitik gelobt haben soll, ist Unsinn - eine Journalistin hat dieses Gerücht in die Welt gesetzt."

 Das habe ihr mehrere Prozesse eingebracht, die sie aber allesamt gewonnen habe: "Meine Anwälte werden hoffentlich bald durchsetzen, dass ich in der Schweiz nicht mehr mit den Nazis in Verbindung gebracht werden darf." Dies wurde sie aber jüngst gerade von den Linksautonomen, die ihren Auftritt in Thun verhindert hatten - sie stellten ein Bild von Eva Herman in Nazi-Uniform ins Netz.

 Sie will nun die Linksautonomen, aber auch Schweizer Zeitungen, die ihr noch immer Nazi-Freundlichkeit unterstellen, "abmahnen lassen".

 Umstrittene Vergleiche

 Die EDU und Herman jedoch verstehen sich gut. "Die EDU vertritt genau die familienpolitische Position, die ich in der Öffentlichkeit vermisse", sagt die 51-jährige Deutsche. In ihrer Heimat gebe es keine Partei, die sich dafür einsetze, dass Kleinkinder von ihren Müttern betreut werden sollen. Fremdbetreuung als Schlagwort: Wie Eva Herman ihr Modell eines die Gesellschaft zerstörenden Feminismus ableitet, wie sie "Gender Mainstreaming", die Durchsetzung der Gleichstellung von Mann und Frau, als das schlimmste Experiment an der Menschheit aller Zeiten bezeichnet, ergibt in der Summe eine Liste hinkender Vergleiche. So nimmt sie als Beweis, dass fremd betreute Kleinkinder eine schlechtere Hirnentwicklung aufweisen als von der Mutter betreute, ein Kind aus einem rumänischen Waisenhaus, das keine sozialen Bindungen hatte.

 "Bern unterdrückt Männer"

 Die moderne Zeit zwinge die Menschen, sich vom schöpfungsgemässen Zustand, der klaren Rollenverteilung von Mann und Frau, zu entfernen. Würden sich die Frauen auf ihre wahre Rolle der Nestbauerinnen zurückbesinnen, könnte der Zerfall der Familie und damit der Gesellschaft verhindert werden. Insbesondere die Stadt Bern sei das Opfer eines fehlgeleiteten Feminismus: "Bern rühmt sich auf seiner Website, als eine der ersten Schweizer Städte ‹Gender Mainstreaming› umzusetzen - das heisst, hier werden Frauen ungerecht bevorteilt, Männer systematisch benachteiligt."

 Zum Schluss des zweistündigen Vortrages melden sich aus dem bunt gemischten Publikum vier Männer zu Wort: Zwei Linientreue, welche Eva Herman ihr Lob aussprechen, und zwei Kritiker. Der eine ist ein junger Mann, der als Kind fremd betreut worden ist. Er fühlt sich von ihren Worten beleidigt. Der andere ist Hausmann und Vater. Er macht es kurz: "Frau Herman, Sie vergaloppieren sich."

 Saskia Van Wijnkoop

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BZ 8.3.10

Langenthal

 Eva Herman sprach ohne Störungen

 Die deutsche Buchautorin Eva Herman referierte im "Gastro Elemänt" (Pneu Bösiger) in Langenthal. Die ehemalige TV-Nachrichtensprecherin sprach vor rund 60 Zuhörern über den Wert der Familie und die Stellung der Frau in der modernen Gesellschaft. Herman, die sich momentan auf einer Referatstour durch den Kanton befindet, trat im Auftrag der EDU auf. Während des Referats blieben Störungen aus dem Publikum aus. Keine Selbstverständlichkeit, nachdem Herman Anfang März in Thun ihren Auftritt hatte abbrechen müssen. Die 51-Jährige war durch Klatschen und Pfeifen aufgebrachter Anwesender unterbrochen worden.

Herman war in Deutschland wegen Bemerkungen über die Familienpolitik der Nationalsozialisten in die Kritik geraten. Auch in Langenthal fand die Veranstaltung, wie bereits in Sumiswald, unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. So wurden die Zuhörer am Eingang abgetastet, weil der Veranstalter Zwischenfälle befürchtete. "Es ist bedenklich, dass bei einer Veranstaltung, an der über Familienpolitik gesprochen wird, so etwas nötig ist", meinte Herman dazu sichtlich erregt. Die Kritik an ihren konservativen Familienansichten kann sie nicht verstehen.
 swl

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Oltener Tagblatt 8.3.10

Polizeischutz für Eva Hermann

 Langenthal Die umstrittene deutsche Publizistin und Ex-Fernsehfrau referiert über den Kampf der Geschlechter

 Die umstrittene deutsche Buchautorin Eva Hermann war zu Gast in Langenthal. An ihren Vortrag über den Kampf der Geschlechter und die zerstörte Welt der Familie kam nur, wer sich von Sicherheitsleuten durchsuchen liess.

 Karin Iseli-Trösch

 Die Sicherheitskontrollen vor dem Bowlingcenter Bösiger in Langenthal gaben den Passanten am vergangenen Wochenende Rätsel auf: "Findet hier ein Rockkonzert statt?", fragte ein Mann. "Ist ein Bundesrat zu Besuch?", wollte ein anderer wissen. Nein, nichts dergleichen - die deutsche Ex-Fernsehsprecherin Eva Hermann referierte über ihre liebsten Themen: vernachlässigte Kinder, zerrüttete Familien und erfolgssüchtige Frauen. Eingeladen hatte sie die EDU, die auf ihrer Fahne geschrieben hat: "Voll familientauglich."

 Angst vor Kritikern

 "Es ist schon traurig, dass ein Vortrag über Familienthemen unter Polizeischutz durchgeführt werden muss", eröffnete Hermann. Immer, wenn sich die Türe zum Vortragsraum öffnete, flogen ihre Blicke dorthin, wie die eines gejagten Rehs. Standen Leute im Publikum auf, trat sie nervös von einem Fuss auf den anderen. Doch nichts Aussergewöhnliches geschah. Im Gegensatz zu ihrem Vortrag in Thun, ein paar Tage zuvor, als laut EDU "20 Linksautonome" die Veranstaltung so massiv störten, dass sie abgebrochen werden musste.

 Hermann führte diese unliebsame Unterbrechung auf ihre vor gut zwei Jahren gemachte Aussage über das Naziregime zurück. Sie sagte damals: "Was gut war, das sind die Werte, Kinder, Mütter, Familie, Zusammenhalt." Diese Aussagen kosteten sie nicht nur ihren Job als angesehene Fernsehsprecherin, sondern brachten ihr auch viel Kritik ein. Zu unrecht, wie Hermann in Langenthal betonte: "Ich habe einige der renommiertesten deutschen Medien eingeklagt und sowohl von der ersten als auch von der zweiten Gerichtsinstanz Recht bekommen. Meine damaligen Äusserungen waren keineswegs eine Verherrlichung des Dritten Reichs."

 Trotzdem muss sich Hermann, die den Feministinnen und Familienpolitikern immer wieder auf die Füsse tritt, nicht wundern, wenn sie nicht von allen Seiten mit Handkuss begrüsst grüsst wird. Doch ist es deshalb wirklich nötig, jeden Gast von Sicherheitsleuten abtasten zu lassen und die mitgebrachten Handtaschen zu durchsuchen? Anscheinend ja.

 Kein Wunder, bleiben da viele Stühle im Saal leer. Was Eva Hermann während ihres eineinhalbstündigen Vortrages erzählt, ist von ihr wohl durchdacht und mit vielen Zahlen belegt. Ganz sicher glaubt sie selbst alles, was sie erzählt. Und vieles kann auch ein kritischer Zuhörer nicht von der Hand weisen.

 Trotzdem beschleichen den Zuhörer immer mal wieder Zweifel. Ist die Gesellschaft wirklich so schlecht, wie Hermann sie darstellt? Gibt es tatsächlich, wie von der heutigen Buchautorin behauptet, nur noch "Gesetze, die die Familie zerteilen. Aber keine mehr, die sie fördern"? Und kann ein Kind nur glücklich und innerlich stark werden, wenn es bis zum zweiten Lebensjahr gestillt wird?

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RASSISMUS
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NZZ 6.3.10

Sukkurs gegen Rassismus
 
Aufruf von Kulturschaffenden

 C. W. ⋅ Mehr als 500 Schriftsteller, Künstler und weitere Kulturschaffende setzen sich gegen Bestrebungen ein, das Mandat der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) zu verändern und einzuschränken. Sie wenden sich mit einem "Aufruf gegen die weitere Vergiftung des sozialen und kulturellen Klimas" an das Parlament, das über einen entsprechenden Vorstoss zu entscheiden hat.

 Der Bundesrat hatte die EKR 1995 eingesetzt, um den vom Volk angenommenen Strafrechtsartikel gegen Rassendiskriminierung mit einem Instrument der Beobachtung und Prävention zu ergänzen. Die sich grundsätzlich aus diesem Mandat ergebenden Stellungnahmen der Kommission haben immer wieder bestimmte Kreise verärgert. Mehrere Vorstösse zur Abschaffung des mit einem Sekretariat versehenen Organs wurden aber vom Parlament abgelehnt.

 Nationalrat Christian Wasserfallen (fdp., Bern) und zwölf Mitunterzeichnende aus den bürgerlichen Fraktionen fordern nun in einer Motion eine Neuausrichtung der EKR. Sie solle sich auf strafrechtlich relevanten Rassismus beschränken, in ihrer Arbeit die Wissenschaftlichkeit stärker gewichten und die öffentliche Kommunikation einschränken, dabei aber auf jeden (auch linken) Extremismus aufmerksam machen. Der Bundesrat beantragt, auch diesen Vorstoss abzulehnen.

 Die Kulturschaffenden, die gegenüber den Medien durch Guy Krneta und Ruth Schweikert vertreten werden, geben ihrerseits der Kommission Sukkurs. Sie erfülle mit Sensibilisierung, Beratung und wissenschaftlicher Tätigkeit eine unerlässliche Funktion und trage zum sozialen und kulturellen Frieden in unserer zunehmend partikularisierten Gesellschaft bei. Gemäss der Motion Wasserfallen, heisst es in dem Aufruf, würde die Tätigkeit der EKR bis zur Untauglichkeit beschränkt.

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GLARUS GANZ RECHTS
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Südostschweiz 6.3.10

Polizei verhaftet Lismerball-Schläger

 Zwei junge Männer wurden von der Kantonspolizei Glarus als Schläger vom Schwander Lismerball identifiziert. Sie sind geständig.

 Von Michael Schüepp

 Glarus. - Ende Januar kam es am Rande des Lismerballs zu einer wüsten Schlägerei. Das Opfer musste nach der Attacke von mutmasslich drei vermummten Personen ins Zürcher Unispital eingeliefert werden.

 Einen Monat später kann die Kantonspolizei Glarus einen Fahndungserfolg vermelden: Zwei junge Männer wurden als Täter identifiziert und verhaftet. Einer der beiden lebt nach Angaben von Verhörrichter Christoph Hohl in Glarus Süd, der andere im Kanton Schwyz. Die Täter konnten aufgrund von Zeugenaussagen ermittelt werden. "Die jungen Männer wurden an ihrem Wohnort überrascht, waren aber sofort geständig", so Hohl. Sie wurden noch am Tag der Befragung aus der Haft entlassen.

 Die Verhafteten streiten jedoch ab, dass ihre Tat politisch motiviert gewesen sei. Davon ging man aufgrund erster Zeugenaussagen nach der Schlägerei aus. Die polizeiliche Befragung von Beteiligten habe am Ende ein anderes Ergebnis ergeben, sagt Hohl. Die Schläger werden von der Polizei dennoch im rechten Milieu verortet.

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POLICE CH
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NZZ am Sonntag 7.3.10

Intercity

 Mit ihren Aktivitäten weitab der Landesgrenzen - zum Beispiel mit Kontrollen im Intercity Zürich-Bern - verärgert das Grenzwachtkorps (GWK) nicht nur die Kontrollierten, sondern auch Kantonspolizeien. Die Zusammenarbeit zwischen Grenzwächtern und Polizei sei nicht optimal, kritisiert die St. Galler Sicherheitsdirektorin Karin Keller-Sutter. "Das führt dazu, dass sich die Grenzwache als Bundespolizei positioniert", ohne dass gesetzliche Grundlagen dafür bestünden. Sie regt an, das GWK in die Kantonspolizeien zu integrieren. Die Oberzolldirektion, zu der das GWK gehört, wehrt sich. Direktor Rudolf Dietrich betont, das Zollwesen sei seit 1848 Bundessache. Dies nach über 160 Jahren zu ändern, "wäre ziemlich merkwürdig". (asc.)

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Kantone attackieren Grenzwachtkorps

 Regierung und Polizei von Bern und St. Gallen stellen die Existenzberechtigung der Grenzwache in Frage

 Das Grenzwachtkorps verärgert mehrere Kantone. Es gebärde sich als Bundespolizei, sagen Kritiker. Sie schlagen vor, die Grenzwache in die kantonalen Polizeikorps zu integrieren.
 
Andreas Schmid

 Mit Kontrollen in Zügen, weitab von den Landesgrenzen, haben Grenzwächter jüngst bei SBB-Fahrgästen für Unmut und Erstaunen gesorgt. Das Einsatzgebiet des Grenzwachtkorps (GWK) beschränkt sich längst nicht mehr nur auf den Zoll, das Korps kümmert sich auch um polizeiliche Aufgaben wie Verletzungen des Strassenverkehrs-, des Betäubungsmittel- und des Ausländergesetzes.

 In der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) mehren sich nun die Stimmen, die sich kritisch zu den Tätigkeiten des Grenzwachtkorps äussern. Das rührt daher, dass mit der Einführung des Schengen-Abkommens und der Öffnung der Grenzen Zollkontrollen zusehends im Landesinneren vorgenommen werden. Damit entfallen systematische Personenkontrollen an der Grenze, und das GWK agiert vermehrt im selben Raum wie die Kantonspolizisten. Um Überschneidungen zu verhindern und die Aufgaben klar zu definieren, haben 19 Kantone die Zusammenarbeit mit dem GWK in Vereinbarungen geregelt.

 Fundamentale Kritik

 Die Kooperation zwischen GWK und Polizeikorps laufe dennoch vielfach nicht optimal, sagt die St. Galler Sicherheitsdirektorin und KKJPD-Vizepräsidentin Karin Keller-Sutter. "Das führt dazu, dass sich die Grenzwache als Bundespolizei positioniert." Dafür fehlten aber die gesetzlichen Grundlagen, und um die Erweiterung des Tätigkeitsfelds zu legitimieren, bedürfte es einer Verfassungsänderung, stellt Keller-Sutter fest. Die freisinnige Regierungsrätin schlägt stattdessen als neues Modell vor, die Grenzwache in die Kantonspolizeien zu integrieren, wobei ihnen die Zoll-Aufgaben vom Bund in einem Leistungsauftrag abgetreten würden. Mit dem GWK, das sich zusehends als Sicherheits- und nicht mehr als Kontrollorgan gebärde, der Bahnpolizei sowie den kantonalen Polizeikorps seien in dichtbesiedeltem Raum zu viele Einheiten tätig.

 Damit schlägt Keller-Sutter die gleiche Richtung ein wie Stefan Blättler, der Polizeikommandant des Kantons Bern. Dieser forderte in der "Berner Zeitung" explizit die Abschaffung des GWK. Sie verrichte dieselbe Arbeit wie die Polizei, was zu unsinnigen und teuren Doppelspurigkeiten führe.

 Der Thurgauer Regierungspräsident Claudius Graf-Schelling, der im Vorstand der KKJPD mit der Grenzwache betraut ist, geht nicht so weit. Er räumt aber ein, dass sich durch die Verlagerung der Personenkontrollen ins Landesinnere "eine Überschneidung ergibt". Der Thurgauer Sicherheitsdirektor sagt, dass diese Aufgabe aber primär bei den Polizeikorps liegen sollte und diese dafür mit den nötigen Mitteln versehen werden müssten. "Eine Bundespolizei braucht es dafür jedenfalls nicht", betont der SP-Regierungsrat. Von einem Abtreten des Zollwesens an die Kantone, wie ihn Keller-Sutter vorschlägt, hält Graf-Schelling aber nichts. "Der Zoll wird immer Bundessache bleiben. Die Kantone wären nicht in der Lage, die Aufgaben der Grenzwache integral zu übernehmen." Doch Graf-Schelling bemängelt, dass das GWK organisatorische Veränderungen teilweise vollzogen hat, ohne die Kantone zu informieren. "In dieser Hinsicht besteht Verbesserungsbedarf", stellt Graf-Schelling fest.

 Seit 1848 Bundessache

 Die Oberzolldirektion im Finanzdepartement von Bundesrat Hans-Rudolf Merz, zu der das GWK gehört, reagiert vehement. Sie weist die von den Kantonen geäusserte Kritik, die Aktivitäten würden auf Kosten der Polizei erweitert, kategorisch zurück: "Der Vorwurf ist falsch", sagt Oberzolldirektor Rudolf Dietrich. Das GWK - es beschäftigt rund 1900 Angestellte - sei mit den herkömmlichen Tätigkeiten ausgelastet. Der Idee, das Zollwesen den Kantonen zu übertragen, kann Dietrich nichts abgewinnen: "Diese Aufgaben sind seit 1848 Bundessache; es wäre ziemlich merkwürdig, sie nach über 160 Jahren wieder zurückzudelegieren." Es gebe wohl kaum ein Land, das die Überwachung der Grenzen an seine Gliedstaaten abtrete.

 Die St. Galler Regierungsrätin Karin Keller-Sutter ärgert sich über diese Argumentation. Mit der Begründung, es sei schon immer so gewesen, werde jegliche Neuorganisation verhindert, bevor überhaupt eine inhaltliche Diskussion stattfinden könne.

 Oberzolldirektor Dietrich seinerseits findet es schade, dass nun über Abgrenzungen diskutiert werde, "anstatt zu eruieren, wie angesichts der unterschiedlichen Kernaufgaben das Beste für die Sicherheit des Landes herausgeholt werden kann".

 Um die Zusammenarbeit zwischen Polizei- und Zoll-Instanzen kümmert sich eine gemeinsame Plattform, der Mitglieder von Oberzolldirektion und Grenzwache sowie KKJPD und Kantonspolizeien angehören. Da werden Kooperationen und Probleme beraten. Mit Gesprächsstoff ist das Gremium in nächster Zeit versorgt.

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SANS-PAPIERS
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Zentralschweiz am Sonntag 7.3.10

Papierlose

Sans-Papiers erhalten sogar AHV-Ausweis

 Einige Kantone gestatten illegalen Ausländern Privilegien. Das sorgt für Ärger.

 sg. Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf gab diese Woche zu: In einigen Kantonen erhalten Ausländer ohne gültige Papiere, sogenannte Sans-Papiers, amtliche Dokumente, die ihnen nicht zustehen. So etwa einen AHV-Ausweis. Parlamentarier sind darüber verwundert, so auch der Luzerner CVP-Nationalrat Ruedi Lustenberger. Er will nun per Interpellation wissen, wie der Missstand behoben werden soll.

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Sans-Papiers

AHV-Ausweise für Papierlose

Von Jürg Auf der Maur

 In verschiedenen Kantonen erhalten Sans-Papiers amtliche Dokumente, auf die sie keinen Anspruch haben. Nun fordern Parlamentarier von der Justizministerin Auskunft.

 "Ich hoffe nur, dass das nicht die Spitze eines Eisbergs ist", sagt der Luzerner CVP-Nationalrat Ruedi Lustenberger und vermeidet vorerst das Wort Skandal bewusst. Doch Parlamentarier von links bis rechts verstehen seit der grossen Migrationsdebatte vom vergangenen Mittwoch die Welt nicht mehr und sind alarmiert.

 Was ist passiert? Auf ausdrückliche Nachfrage von Lustenberger musste Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf zugeben, dass in einzelnen Kantonen tatsächlich AHV-Ausweise an sogenannte Sans-Papiers (Ausländer ohne gültige Papiere) ausgestellt werden. "Ich toleriere das nicht", erklärte die Bundesrätin den verdutzten Parlamentariern. In der Tat, so Widmer-Schlumpf, gebe es Kantone, die "Sozialversicherungsbeiträge an Sans-Papiers abrechnen, also auch einziehen".

 Für Bürgerliche wie linke Politiker ist das aber im höchsten Grad fragwürdig. Denn mit dieser Praxis erhalten Leute, die es in unserem Land offiziell gar nicht gibt, Ausweise von Schweizer Behörden. Für Lustenberger ist das "grundsätzlich verfassungswidrig".

 10 Fragen gestellt

 Ein Vorgehen, das er und weitere Mitstreiter nicht einfach auf sich beruhen lassen wollen. Darum hat Lustenberger eine Interpellation eingereicht, die von den bürgerlichen Mitparlamentariern aus der Zentralschweiz mitgetragen und unterzeichnet wurde; zudem sind 14 von 26 Mitgliedern der einflussreichen Geschäftsprüfungskommission mit an Bord. In dem Vorstoss fordern die Parlamentarier von Widmer-Schlumpf Antwort auf 10 Fragen. Konkret wollen sie von der Justizministerin wissen, was sie in Anbetracht dieses Missstandes zu tun gedenkt und ob gegen fehlbare Kantone bereits Verfahren eingeleitet wurden.

 Grobe Schätzungen

 Wie viele Sans-Papiers es in der Schweiz gibt, darüber gibt es nur Schätzungen; zwischen 90 000 und 300 000 Personen sollen es sein. Sie leben vorwiegend in den Westschweizer Kantonen. Am Mittwoch hat der Nationalrat in einem Aufsehen erregenden Beschluss auf Antrag eines Genfer CVP-Parlamentariers entschieden, dass Kinder von Papierlosen künftig Lehrstellen antreten dürfen.

 Kritik selbst von links

 "Das ist rechtsstaatlich bedenklich", findet auch der Schwyzer SP-Nationalrat Andi Tschümperlin, der sich auf Integrations- und Ausländerfragen spezialisiert hat. Er stellt fest, dass gegenüber Sans-Papiers in der Westschweiz eine andere Einstellung herrsche als in der Deutschschweiz. Das erkläre wohl auch, weshalb das Anliegen, die jugendlichen Papierlosen zur Berufslehre zuzulassen, aus Genf gekommen sei. Tschümperlin: "Wer mit den täglichen Problemen, die sich aus diesen Situationen ergeben, konfrontiert ist, der kennt das Dilemma und entscheidet auch anders." Insofern, so Tschümperlin, habe er auch Verständnis, wenn in diesen Kantonen AHV-Ausweise ausgestellt würden.

 Das Sans-Papiers-Problem wird auch im jüngsten Migrationspapier der CVP thematisiert. Darin fordert der Schwyzer CVP-Nationalrat Reto Wehrli, dass jene Leute konsequenter verfolgt werden, die solche illegale Einwanderer beschäftigen. Solche Arbeitgeber förderten die Schwarzarbeit, senkten das Lohnniveau und prellten die AHV-Kasse.

 Wehrli greift nächste Woche selber aktiv in die Debatte ein. "Es darf nicht sein, dass eine Behörde keinen Zugriff auf die Datenbanken von anderen Behörden hat", sagt er. Für ihn steckt nämlich hinter dem Ausstellen von AHV-Ausweisen für Sans-Papiers weniger ein politisches als vielmehr ein administratives Problem, indem aus vorgeschobenen Datenschutzgründen die eine Hand nicht wisse, was die andere entscheide.

 Bund sucht Lösungen

 Das Bundesamt für Migration bestätigt dies. "Das Problem geht nicht nur das Bundesamt für Migration an, sondern ist vielschichtig", sagt Sprecher Jonas Montani. In Fachgremien sei man derzeit daran, mit den Kantonen diese Probleme zu lösen.

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Sonntagszeitung 7.3.10

Fokus

 Sisyphos-Arbeit

 Armin Müller über den Entscheid, Sans-papiers zur Berufslehre zuzulassen

Armin Müller

 Kinder von Sans-papiers sollen eine Berufslehre machen dürfen. Das hat der Nationalrat am Mittwoch beschlossen. Der Entscheid macht Sinn: Kinder sollen nicht dafür bestraft werden, dass ihre Eltern illegal in der Schweiz leben. Im Dilemma zwischen humanitären, juristischen, ökonomischen und politischen Überlegungen hat sich der Nationalrat für eine pragmatische Lösung entschieden, die sich entsprechend der neuen Ausländerpolitik am wirtschaftlichen Nutzen orientiert: Wer so gut integriert ist, dass er eine Lehre machen kann, auf dessen Potenzial soll die Schweiz nicht verzichten.

 Damit löst man das Problem der Sans-papiers natürlich nicht. Was geschieht nach der Lehre? Was ist mit den schätzungsweise gut 100 000 Menschen, die ohne Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz leben und arbeiten?

 Viele Schweizer befürchten eine Konkurrenzierung der einheimischen Arbeitnehmer. Sans-papiers bezahlen in der Regel weder Steuern noch Sozialabgaben. Sie arbeiten vor allem bei Privaten im Haushalt, in der Kinderbetreuung und Alterspflege sowie in der Landwirtschaft, im Tourismus, im Bau und im Reinigungsgewerbe. Haushalthilfen ermöglichen es gutqualifizierten Frauen, in den Arbeitsmarkt einzutreten. Sie übernehmen meist Arbeiten, die für Einheimische nicht attraktiv sind, stellen also keine echte Konkurrenz dar. Der Lohndruck dürfte eher gering sein. Ökonomisch betrachtet, ersetzt die illegale Migration lediglich die fehlende Mobilität und Flexibilität der einheimischen Bevölkerung.

 Trotzdem ist die Anwesenheit von 100 000 Sans-papiers eine Provokation für den Rechtsstaat. Die politische Rechte will mit verstärkter Kontrolle und Repression dagegen vorgehen. Die Erfahrungen sind ernüchternd: Repression ist teuer, ineffektiv und ethisch zweifelhaft. Der massive Ausbau des US-Grenzschutzes konnte die Zuwanderung aus Mexiko nicht bremsen. Wer bereit ist, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um den Traum vom besseren Leben zu verwirklichen, lässt sich durch Zäune, Polizeikontrollen und Strafandrohungen nicht abschrecken. Die Anreize für Zuwanderer aus Osteuropa oder Afrika sind gewaltig: dort eine desolate Wirtschaftslage und Perspektivlosigkeit, in Westeuropa ein x-faches Einkommen.

 Die Lösung der Linken heisst Amnestie. Auch hier sind die Erfahrungen schlecht. In Spanien, Italien und anderen EU-Ländern gab es mehrere Legalisierungswellen. Nirgends haben sie das Problem gelöst. Amnestien erhöhen nur die Attraktivität für Zuwanderer, die verzweifelt nach einem besseren Leben suchen.

 Der Kampf gegen illegale Migration ist Sisyphos-Arbeit, solange das Wohlfahrtsgefälle so gewaltig ist. Pragmatismus und Bescheidenheit sind da nicht die schlechtesten Leitlinien. Dazu passt die Zulassung von Sans-papiers zur Berufslehre; die Duldung von fleissigen Zuwanderern einerseits und die kompromisslose Rückschiebung von straffällig Gewordenen andererseits; die zurückhaltende Legalisierung von Härtefällen einerseits und die Bestrafung von Arbeitgebern, die Schwarzarbeiter beschäftigen, andererseits.

 Wir können das Problem nicht lösen. Schauen wir also, dass wir es nicht verschärfen.

Armin Müller, stv. Chefredaktor

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MANI PORNO FOR STADTPRESIDENT
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20 Minuten 8.3.10

Blocher setzt sich zur Wehr

 BERN. Also doch: In der Affäre um Alexander Tschäppäts verbalen Ausrutscher meldete sich nun Christoph Blocher zu Wort - mit einer gepfefferten Revanche.

 Eigentlich wollte sich Christoph Blocher zur Affäre Tschäppät nicht äussern und liess ausrichten, dass ihn der Fall nicht interessiere. In der aktuellen Sendung auf Teleblocher schiesst der alt Bundesrat nun aber doch noch scharf zurück. Einen "Primitivling" nennt er Berns Stadtpräsidenten. Ausserdem unterstellt das SVP-Urgestein dem SP-Stapi ein Alkoholproblem: "Er ist ein Sozialdemokrat, der viel trinkt." Und: "Wenn er in den Alkohol gerät, hat er sich nicht im Griff", so Blocher vor der Kamera. Wie viel Promille im Spiel waren, als Tschäppät nach einem YB-Match gegen Zürich vor rund einer Woche "Christoph Blocher Motherfucker" zum Besten gab, ist unklar. Fest steht: Er hat sich für die verbale Entgleisung entschuldigt.

 Ob das reicht, wurde in der Sonntagspresse gestern heiss diskutiert. "SonntagsZeitung"-Kolumnist Peter Rothenbühler stellt sich hinter Tschäppät: Jeder wisse, dass dieser nur geblödelt habe, und darum soll er sich nicht weiter entschuldigen. Im "Sonntag" hingegen findet man für den "Partylöwen von Bern" keine netten Worte: Er habe kein Format - Bern habe anstelle von ihm eine echte Persönlichkeit an der Spitze verdient.

Tschäppät selbst wollte die Vorwürfe gestern nicht mehr kommentieren.

Nina Jecker

http://www.teleblocher.ch

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Bund 6.3.10

Juso ärgern YB

 T-Shirt-Aktion

 Der Bühnenauftritt von Stadtpräsident Alexander Tschäppät nach dem 2:1-Sieg von YB über den FCZ erhält zusätzliche Brisanz. Beim nächsten YB-Heimspiel gegen Sion planen die Jungsozialisten (Juso) der Stadt Bern eine Solidaritätsaktion für Tschäppät. Die Juso wollen T-Shirts drucken lassen mit dem Spruch "Christoph Blocher Motherf***er" und diese vor dem Stadion verkaufen. Diese geplante Aktion sorgt bei YB für Ärger. "YB distanziert sich von allen politischen Botschaften und kann nicht tolerieren, als Spielball missbraucht zu werden", erklärte YB-Kommunikationschef Albert Staudenmann. (atr)