MEDIENSPIEGEL 17.3.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Stadttauben: Bümplizer Füchse in Aufruhr
- Kalkbreite ZH geräumt
- Randstand Bern: Migrosgutscheine ja, aber nicht für Alk + Tabak
- Clubleben: GFL will "Nachtleben"-Konzept; Metalldetektoren
- Big Brother Sport BE + SG
- Zwischengeschlecht: Kosmetische Genitaloperationen am Inselspital
- Sexwork FR: kein Anmeldungszwang
- Sans-Papiers BS + VS
- Sandkasten: Taliban-Atomangriff?
- Anti-Atom: Mühleberg + Leibstadt

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REITSCHULE
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Mi 17.03.10
19.00 Uhr - SousLePont   - Island Spezialitäten
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: Bio Hof Heimenhaus, Text: Johanna Lier "Lagos"
20.00 Uhr - Rössli-Bar - Kevin K. Style: Punk

Do 18.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: Bio Hof Heimenhaus, Text: Johanna Lier "Lagos"
20.30 Uhr - Kino - Dok am Donnerstag: Space Tourists, Christian Frei, CH 2009
22.00 Uhr - Rössli-Bar - Heu, Stroh und Hafer. Sonax 400 (live) (midilux, festmacher / be); Sarna (nice try records / zh) Racker (midilux, festmacher / be). Style: Minimal / Techno / House

Fr 19.03.10
19.00 Uhr - Tojo - "do you get me?" ein Popmusical des Singtheaters Musikschule Konservatorium Bern. Regie: Katharina Vischer
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: Bio Hof Heimenhaus, Text: Johanna Lier "Lagos"
21.00 Uhr - Kino - Migration - Leben in der Fremde: Yasmin, Kenny Gleenan, D/GB 2004
23.00 Uhr - Dachstock - Waxolutionists (Sunshine Enterprises/Supercity/A) live! & TBA!!! Style: Hiphop, Electronica

Sa 20.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: Bio Hof Heimenhaus, Text: Johanna Lier "Lagos"
19.00 Uhr - Tojo - "do you get me?" ein Popmusical des Singtheaters Musikschule Konservatorium Bern. Regie: Katharina Vischer
21.00 Uhr - Kino - Migration - Leben in der Fremde: Einspruch I-V, Rolando Coppola, CH 1999-2007. Nem-Nee - Asylrecht, Charles Heller, Schweiz 2005
22.00 Uhr - Dachstock - Wild Wild East: RotFront (Essay Recs/D) & Gypsy Sound System (CH). Style: Emigrantski Raggamuffin, Gypsy Disco
23.00 Uhr - Frauenraum - Anklang - Streifzüge: Berybeat (Bärn), Auf Dauerwelle (Züri), Miss Melera (Holland). Für lesbisch-schwules & sonstig-tolerantes Volk

So 21.03.10
15.00 Uhr - Tojo - "do you get me?" ein Popmusical des Singtheaters Musikschule Konservatorium Bern. Regie: Katharina Vischer

Infos: http://www.reitschule.ch

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STADTTAUBEN
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Bund 17.3.10

Die "Stadttauben" passen in Bümpliz nicht ins Quartierbild

 Die "Stadttauben" sind aus der Lorraine weggeflogen und nach Bümpliz gezogen. Kaum gelandet, regt sich am neuen Standort Widerstand.

 Rahel Bucher

 Der polizeilichen Räumung sind die "Stadttauben" zuvorgekommen. Die alternative Wohngruppe hat das Ultimatum der Stadt ernst genommen und den Platz am Centralweg in der Lorraine am Samstag geräumt. Inzwischen ist das Gelände eingezäunt und tiefe Graben verunmöglichen das Begehen. Ein Schild warnt: "Betreten der Baustelle verboten." Am Waldrand von Bümpliz haben die "Stadttauben" nun eine neue Bleibe gefunden und sich auf der Parzelle Nummer 313 niedergelassen.

 Obwohl sich niemand vom Quartier über die Neuzuzüger beklagt hatte, schrieb Martin Reist, Präsident des Nordquartierleistes Bümpliz, am Montag einen Brief an Gemeinderätin Barbara Hayoz (fdp). Er will, dass die Stadt erneut ein Ultimatum stellt und die "Stadttauben" am Freitag weiterziehen müssen. "Viele Anwohner haben eine andere Vorstellung davon, wie das Quartier aussehen soll", begründet er die Forderung. Doch was ihn wirklich wütend macht, sind nicht die "Stadttauben", sondern das Verhalten des Gemeinderats. "Er schiebt das Problem der alternativen Wohnformen seit Jahren vor sich her", sagt er und spricht den Fall einer Person an, die seit 2007 auf der Parzelle 313 wohnt. Die Stadt habe den Quartierbewohnern eine Lösung versprochen, stattdessen schloss sie mit der Person einen Mietvertrag ab. Barbara Hayoz wollte gestern keine Stellung zu dem Schreiben nehmen. Man sei hinter den Kulissen am Arbeiten, sagte Meret Wenger, stellvertretende Generalsekretärin der Direktion für Finanzen, Personal und Informatik. Auch der Liegenschaftsverwalter Fernand Raval konnte nichts zum weiteren Vorgehen sagen. Momentan werden die "Stadttauben" in Bümpliz geduldet. Über weitere Schritte berät der Gemeinderat heute.

 Fuchs gegen "Stadttauben"

 Nicht schnell genug geht es dagegen der Vereinigung Bern Aktiv und der SVP Bümpliz. Sie verurteilen "dieses erneute rücksichtslose Vorgehen dieser Querulanten". Schon in der Lorraine sind Bern Aktiv und SVP-Grossrat Thomas Fuchs gegen die "Stadttauben" vorgegangen. In einer Mitteilung fordert Fuchs, dass die Behörde Personenkontrollen durchführt. Zudem müsse die Berechtigung von allfälligen Sozialhilfebezügern kontrolliert werden. "Die Steuerzahler sind nicht mehr bereit, Kosten zu übernehmen", schreibt Fuchs weiter. Diese Forderungen will Reist nicht kommentieren. Allerdings sagt er: "Mir geht es nicht darum, die Leute zu kriminalisieren."

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BZ 17.3.10

"Stadttauben"

 Zugvögel halten auf Trab

 Die "Stadttauben" sind auch im Westen der Stadt unerwünscht. Die Verwaltung tut sich schwer mit den renitenten Siedlern.

 Die "Stadttauben" machen ihrem Namen alle Ehre. Sie haben die Stadt am Samstag nur fast verlassen und sich am Waldrand an der Winterholzstrasse niedergelassen, 100 Meter vom Einkaufszentrum Westside entfernt. Das Land gehört - wie schon in der Lorraine - der Stadt. Gestern wandte sich Martin Reist, Präsident des Nordquartierleists Bümpliz und Besitzer der Nachbarparzelle, mit einem Schreiben an Gemeinderätin Barbara Hayoz (FDP), die für das Dossier zuständig ist. Sie solle dafür sorgen, dass die Wagen baldmöglichst abziehen. Die Nutzung sei unter anderem nicht zonenkonform.

 Wo bleibt die Hüttenzone?

 Für Catherine Weber, ehemalige GB-Stadträtin, ist unverständlich, weshalb nicht endlich eine Hüttenzone geschaffen wird. Ein runder Tisch mit Stadt-, Kantons- und Burgergemeindevertretern brachte sie 2008 nach dem negativen Volksentscheid von 1996 wieder aufs Tapet. Nomadisierende Gruppen wie die "Stadttauben" wünschen sich laut Weber nichts anderes als die Zaffarayaner: ein Stück Land, auf dem sie ungestört ihre experimentelle Wohnform leben könnten.

 Ruhe bei "Stadtnomaden"

 Dagegen spricht, dass Barbara Hayoz der Gruppe sehr wohl ein Angebot gemacht hat. Sie hätten drei Monate auf dem Gelände von Wankdorf City bleiben können. Seit 2008 kutschieren Stadt und "Stadtnomaden" auf diese Weise: Zwischennutzungsverträge und Anschlusslösungen sorgten für Entspannung. Die "Stadttauben" dagegen schlugen das Angebot schnöde aus und bezogen einen Ort, wo der Ärger vorprogrammiert war.

 Der Bümplizer Thomas Fuchs (SVP) von der Vereinigung Bern Aktiv will die Wagen konfiszieren lassen und damit dem "Katz-und-Maus-Spiel" ein Ende bereiten. Die Personen sollen registriert und verzeigt werden. Hayoz lässt jedoch nur dürr ausrichten, es gebe in dieser Sache nichts Neues zu berichten. Es ist beinahe mit Händen greifbar: Die Finanzdirektion steht am Hag.

 Hinter den Kulissen würden Wege eruiert, wie das Problem gelöst werden könne. Laut Walter Langenegger, dem städtischen Informationschef, ist derzeit nicht klar, wie mit den "Stadttauben" weiter verfahren werden soll. Bezüglich Hüttenzone seien mittlerweile einige Gebiete im Besitz der öffentlichen Hand ausgeschieden worden. Nun stünden vertiefte Abklärungen an. Wann Resultate zu erwarten sind, weiss er nicht.

 Saisonale Entspannung

 Wenigstens saisonal könnte sich das gerade wieder einmal grassierende Siedler-Problem bald in Luft auflösen: Gemäss gut unterrichteter Quelle verbringen nämlich viele dieser schrägen Vögel den Sommer in den Bergen und verrichten auf einer Alp nützliche Dienste.
 cab

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20 Minuten 17.3.10

Fuchs jagt die Stadttauben

 BERN. Der Berner SVP-Grossrat Thomas Fuchs will etwas gegen die so genannten Stadttauben unternehmen. Die alternative Wohngruppe hat ihr Lager nämlich vom Lorraine-Quartier in den Westen Berns verschoben. Dort sollen sie mit ihren Wagen eine Parzelle in der Nähe des Einkaufszentrums Westside illegal besetzt haben. Fuchs verlangt von der Stadt, dass sie "kompromisslos und hart" gegen die Stadttauben vorgeht. Dazu gehöre unter anderem, dass alle kontrolliert und registriert würden. Weiter sollen ihnen alle Kosten auferlegt und fahruntüchtige Wagen beschlagnahmt werden.

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kulturstattbern.derbund.ch 16.3.10

Christian Pauli am Dienstag den 16. März 2010 um 22:07 Uhr
Schützengraben gegen Tauben

Erst noch belebten sie die Lorraine. Dann waren sie so plötzlich weg, wie sie gekommen waren. Und nun das:

http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/files/2010/03/IMG_0989-1024x768.jpg

Der städtische Kampf gegen die Taubenplage ist definitiv zur Groteske geworden, wie die Schützengräben beweisen, die heute am Centralweg ausgebaggert wurden. Gute Nacht.

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Telebärn 16.3.10

Stadttauben in Bümpliz
http://www.kyte.tv/ch/telebaern/stadttauben-in-bumpliz/c=84713&s=843113

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Wohnbaugenossenschaft Q-Hof, Lorraine, Bern

Medienmitteilung

Bern, 16. März 2010

Willkommen, Stadttauben! Ob gestern, heute oder morgen

Die WBG Q-Hof bedauert die Weiterreise des Kollektivs "Stadttauben" Richtung Westen. Wir haben uns über die neuen BewohnerInnen in unserem Quartier gefreut.
Das Beste, was dem brachliegenden Gelände am Centralweg passieren kann, ist,
dass es bewohnt wird.

Bekanntlich wird das Gelände bis mindestens 2012 nicht bebaut werden. Mit ihrem hilflosen Plan, durch die Pflanzung von Weiden eine Nutzung der Brache zu verhindern (Bund vom 10.3.2010), macht sich die Stadt lächerlich. Es ist beschämend, wenn das Areal lediglich als Hundeklo dienen soll. Ein "Brätliplatz", wie ihn Frau Hayoz nach der Besetzung plötzlich als Zwischennutzungsidee aus dem Ärmel schüttelte, könnte auch entstehen, wenn die Bauwagen noch da stehen. Wir würden durchaus ab und zu zusammen mit den "Stadttauben" grillieren.

Wir fordern die Stadt auf, den ehemaligen BesetzerInnen einen Zwischennutzungsvertrag für das Areal mindestens bis zum Baubeginn anzubieten.

Wohnbaugenossenschaft Q-Hof

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bernaktuell.ch 16.3.10

BernAktuell
Postfach 8631
3001 Bern

079 302 10 09 www.bernaktuell.ch
Mail: info@bernaktuell.ch

Bern, 16. März 2010

Wie lange will sich die Berner Stadtregierung noch an der Nase herumführen lassen?

Die Vereinigung BernAktiv und die SVP Bümpliz und Umgebung stellen mit Befremden und Bedauern fest, dass die "Stadttauben" die Parzelle Nr. 313, Kreis 6, Bern, illegal besetzt haben. Diese Parzelle ist als Standplatz nicht zonenkonform, sie grenzt unmittelbar an Wohn- und Gewerbegebiet, befindet sich keine 100 m Luftlinie vom Einkaufszentrum Westside und dem neuen von der Stadtbehörde beworbenen Wohnquartier Brünnen und sie ist Teil eines städtischen Naherholungsgebiets. Ferner gibt es weit und breit keine öffentlich zugänglichen sanitären Anlagen. Ein Verbleib auf dieser Parzelle ist schlicht und einfach inakzeptabel.

Die Vereinigung BernAktiv und die SVP Bümpliz und Umgebung fordern ein kompromissloses und hartes Vorgehen gegen die Besetzer, d.h.

- Personenkontrolle der "Stadttauben" und Registrierung der Personen
- Beschlagnahmung der fahruntüchtigen Fahrzeuge sowie der nicht strassentauglichen Anhänger
- Kontrolle der Berechtigung von allfälligen Sozialhilfebezügerinnen -und Bezügern
- rigoroses Vorgehen der Behörden und der Polizei
- sofortige Verzeigung der Täter
- Auferlegung sämtlicher Kosten. Die Steuerzahler sind nicht mehr bereit, hier Kosten zu übernehmen.

Die Vereinigung BernAktiv sowie die SVP Bümpliz verurteilen dieses erneute rücksichtlose Vorgehen dieser Querulanten.

Für weitere Auskünfte:

Thomas Fuchs
Präsident Vereinigung BernAktiv und
SVP Bümpliz und Umgebung
079 302 10 09

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KALKBREITE ZH
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tagesanzeiger.ch 17.3.10
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Sonderkommando-raeumt-nach-sieben-Jahren-die-Kalkbreite/story/25747239 (mit Fotos)

Sonderkommando räumt nach sieben Jahren die "Kalkbreite"

Von Simon Eppenberger. Aktualisiert um 12:06 Uhr 7 Kommentare

Mit einer friedlichen Aktion beendete die Polizei eine jahrelange Hausbesetzung mitten in Zürich. Der illegale Bar- und Konzertbetrieb sowie unzählige Lärmklagen finden damit ein Ende.

Am Mittwochmorgen räumte ein Aufgebot der Stadt- und Kantonspolizei Zürich das besetzte Haus an der Kalkbreitestrasse 4. Die Einsatzkräfte waren mit diversen Fahrzeugen, zwei Feuerwehrautos und einem Sanitätswagen vor Ort. "Wir wussten nicht, was uns erwartet, deshalb sind wir mit diesem Aufgebot hier", sagte Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei, am Mittwochmorgen gegenüber Tagesanzeiger.ch.

Grund sind Erfahrungen bei früheren Räumungen besetzter Häuser. "Es hätte auch Störaktionen oder Solidaritätskundgebungen geben können", sagt Cortesi. Man habe zwar angenommen, dass die Liegenschaft an der Kalkbreite leer stand, doch auf Spekulationen wollte man sich nicht einlassen.

Haus wird unbewohnbar gemacht

Die früheren Störaktionen waren offenbar so gravierend, dass die Polizei das Gebäude von Sondereinsatzkräften aufbrechen und untersuchen liess. Die Beamten in Schutzausrüstung zogen nach kurzer Zeit wieder ab und verliessen die Liegenschaft ohne Zwischenfall. Nun wird das Backsteinhaus unbewohnbar gemacht und schliesslich abgerissen.

Die Besetzung dauerte laut Cortesi rund sieben Jahre. Währenddessen kam es zu zahlreichen Lärmklagen. "Es war keine befriedigende Situation, doch rechtlich konnte man das Gebäude nicht früher räumen", sagt Cortesi. Dafür braucht es eine gültige Um- oder Neubaubewilligung sowie eine Abbruchbewilligung. Diese war lange nicht vorhanden.

Heulende Sirene als "Abschiedsgeschenk"

Erst als das Projekt eines neuen Tramdepots und einer grossen Genossenschaftsüberbauung voranschritt, konnten die VBZ als Besitzerin eine Abbruchbewilligung beantragen. Als diese Anfang Jahr vorlag, stellten die VBZ den Besetzern ein Ultimatum. Daraufhin verliessen sie das Gebäude fristgerecht am vergangenen Freitag.

Obwohl die Nachbarschaft die Besetzer tolerieren musste, verabschiedeten sich die Bewohner nicht nur mit einem Transparent, auf dem sie weitere Besetzungen ankündigten. Sie montierten auf einem Fenstersims im dritten Stock eine Sirene, die von einer Autobatterie angetrieben wurde. Diese heulte - quasi als Abschiedsgeschenk - vom Freitag bis Samstag rund zwei Tage lang. Ein VBZ-Chauffeur vom Tramdepot gegenüber des Hauses schüttelte darüber den Kopf: "Diese Leute demonstrieren für Frieden auf der Welt, aber sie terrorisieren die Leute." (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)

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Neubau über den Tramgleisen

Nachdem das ehemals besetzte Haus abgerissen wird, erstellen die VBZ und die Genossenschaft Kalkbreite auf dem Areal gemeinsam einen grossen Neubau. Die heutigen Tramgleise, die vorwiegend während der Nacht als Depot für die Trams diesen, bleiben bestehen, werden jedoch überbaut.

Über den Gleisen soll ein grosser, öffentlicher Park entstehen. Daneben sind im Parterre Gewerberäume, darüber Wohnungen, geplant. Bestehen bleibt das für mehrere Millionen restaurierte Restaurant Rosengarten an der Ecke Kalkbreite-/Badenerstrasse. Dort hat die Genossenschaft bereits im vergangenen Jahr ihr Büro bezogen.

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RANDSTAND BERN
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BZ 17.3.10

Gutscheine für Nahrungsmittel

 Randständige kaufen Alkohol statt Essen

 Hilfsorganisationen unterstützen Randständige mit Gutscheinen für die Migros. Damit kann auch Alkohol gekauft werden.

 Hilfsorganisationen verteilen Migros-Gutscheine an Randständige, damit diese Nahrungsmittel kaufen können. Weil die Migros-Genossenschaft keine Alkohol- und Tabakwaren verkauft, wollen die Hilfsorganisationen sicherstellen, dass Randständige auch wirklich Essen kaufen.

 Alkoholkauf möglich

 Ein durchdachtes System mit einer Lücke, wie Recherchen von Radio Capital FM ergeben haben. Denn die neuen Migros-Ableger Voi verkaufen genau diese Güter, welche die Hilfsorganisationen Randständigen nicht sponsern wollen. Dass die Bedürftigen diese Lücke ausnützen, "dagegen können die Voi-Filialen jedoch nichts unternehmen", erklärte Christoph Marte von der Voi-Filiale im Berner Fischermätteli. Auf den Gutscheinen fehle der Vermerk, dass diese nicht zum Kauf von Alkohol und Tabak gedacht sind.

 Problem nicht bekannt

 Bis gestern war das Problem beispielsweise der Heilsarmee unbekannt. "Menschen mit Suchtproblemen müssen wir also künftig Caritas-Gutscheine abgeben", sagte Seev Levy, Sozialarbeiter bei der Heilsarmee, gegenüber Capital FM. Sicherlich werde das Thema intern aufgegriffen und nach einer Lösung gesucht.

 Anders machen dies die Sozialwerke Köniz: Sie verteilen Gutscheine, welche nur in der Migros-Filiale Köniz einlösbar sind. Dies sei eine Möglichkeit, meint Ueli Studer, Präsident der Stiftung Berner Gesundheit und Könizer Gemeinderat. Andererseits könne der Gutschein auch mit einer expliziten Aufschrift kodiert werden.
 rgb

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CLUB-LEBEN
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Bund 17.3.10

 GFL fordert ein "Nachtleben"-Konzept

 In einer Mitteilung zeigt sich die Grüne Freie Liste irritiert darüber, dass der Regierungsstatthalter als kantonale Behörde in der Stadt Bern "fast exklusiv Kultur- und ,Ausgangs-Politik" betreibe. Nun sei es an der Zeit, dass der Gemeinderat das Ruder in die Hand nehme und die "Nachtlebens- und Kulturpolitik nicht einfach dem Statthalter" überlasse. Hintergrund der Forderung nach einem Konzept ist der Entscheid des Regierungsstatthalters von letzter Woche, einem Club in der Altstadt After-Hour-Partys zu verbieten. Die GFL stört sich dabei nicht am Einzelentscheid, sondern an der Aussage des Regierungsstatthalters, sein Entscheid gegen After-Hour-Partys in einem Club sei "grundsätzlicher Natur". (pd)

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gfl-bern.ch 16.3.10

GFL will Konzept statt Regierungsstatthalterentscheide im Berner Nachtleben

In der BZ von letztem Samstag lässt sich der Regierungsstatthalter C. Lerch mit dem Satz zitieren, sein Entscheid gegen Afterhours in einem Klub sei "grundsätzlicher Natur. Die untere Altstadt solle nicht zur Partymeile werden."

Der gefällte Einzel-Entscheid gegen diesen Klub ist nachvollziehbar und für viele verständlich: Die GFL zeigt sich denn auch nicht vom individuellen Entscheid sondern von der Allgemeingültigkeit der Aussage Lerchs befremdet. Die Irritation besteht vor allem darin, dass eine Kantonale Behörde in der Stadt Bern fast exklusiv Kultur- und "Ausgangs"-Politik betreibt.

Seit langem fordert die GFL vom Gemeinderat ein "Nachtleben"-Konzept. Seit noch längerer Zeit besteht die Politik der Stadt Bern darin, konzeptlos Bewilligungen erteilen und wegnehmen zu lassen. Mal soll das Nachtleben in der oberen Altstadt stattfinden, dann wird die gesamte Aarbergergasse annähernd geschlossen, weil Herr Lerchs Vorgängerin feststellt, dass Nachtleben nicht emissionsfrei ist.
Über 10 Jahre hat die Stadt Bern zugeschaut, wie sich zwischen Nydeggbrücke und Zytglockenturm eine einzigartige und lebhafte Nachlebenskultur entwickelt hat. "Plötzlich" wird festgestellt, dass jede Medaille eine Kehrseite hat - nun soll alles wieder verschwinden. Mit der Bauordnungsabstimmung vor 2 Jahren wurde die Anzahl der Klubs plafoniert. Von einer Stilllegung der untern Altstadt war damals nie die Rede!
Ähnlich das "Konzept" in der oberen Altstadt: Dort sollte - laut Aussagen des Gemeinderates vor ca. 10 Jahren - das Nachtleben angesiedelt werden. Als Regierungsstatthalterin Mader letzten Herbst mit Riesenkugeln auf das dortige Nachtleben schoss, blieb Berns Regierung stumm…  Nun folgt nach der Attacke von Regula Mader vor einem halben Jahr der Folgeschlag des Herrn Lerch.

Die GFL ist der festen Überzeugung, dass in einer Hauptstadt das miteinander aller Nutzungen oberste Priorität geniesst. Das Nachtleben gehört genau so zu Bern wie das Gewerbe, die Bewohner oder die Touristen. Im Zentrum sollten dabei der Dialog der verschiedenen Nutzerinnen und der Gegenseitige Respekt stehen. Um einen solchen Dialog aber zu ermöglichen braucht es Leitplanken. Diese muss die Stadt endlich setzen, damit nicht mehr der Kanton die Politik der Stadt bestimmt.

Die GFL fordert die zuständigen Direktionen auf, mit der Beantwortung der interfraktionellen Interpellation "Schluss mit Lustig? Wie stellt sich die Stadt dazu, dass das Regierungsstatthalteramt das Nachtleben in der Hauptstadt abzuwürgen versucht?" vom September 2009 zu beantworten und darin endlich Stellung zu beziehen, wie er sich das Miteinander einer Wohnstadt und eines hauptstadtgerechten Nachtlebens vorstellt.

Die GFL wünscht sich, dass der Gemeinderat nun das Ruder in die Hand nimmt und - zusammen mit allen beteiligten Parteien - ein Konzept ausarbeitet, welches das Zusammenleben aller Interessen zu Regelen versucht und der Stadt endlich das Heft in die Hand gibt, um die Nachlebens und Kulturpolitik nicht einfach dem Statthalter zu überlassen.

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Aargauer Zeitung 17.3.10

Waffenträger sind in Basler Clubs selten anzutreffen

 Basler Kantonspolizei bezeichnet die hiesige Clubszene als unproblematisch

 Rolf Zenklusen

 Weil immer mehr Gäste Waffen tragen, wollen Clubs und Discos in Genf und Zürich bei der Zutrittskontrolle jetzt Metalldetektoren einsetzen. So etwas ist in Basel undenkbar - noch.

 In Genf gibt es Discos und Clubs, die zum Schutz der Gäste Metalldetektoren aufstellen. Damit reagieren Clubbetreiber auf die Tatsache, dass offenbar immer mehr Leute mit Waffen in den Ausgang gehen. Vermehrt würden Türsteher bei Partygängern Messer, Schlagringe, Metallruten und Ähnliches sicherstellen, berichtet die Zeitung "20 Minuten". Auch in Zürich erwägen Clubbetreiber deswegen ernsthaft die Installation von Metalldetektoren.

 "Absolut unproblematisch"

 So weit ist man in Basel noch lange nicht. "Bei uns läuft die Clubszene absolut unproblematisch", sagt Klaus Mannhart, Sprecher der Kantonspolizei Basel-Stadt. Ausser der Schiesserei in einem Basler Club vor einigen Jahren kann er sich an keine Vorfälle erinnern, bei denen wegen sichergestellter Waffen die Polizei gerufen wurde. Anders tönt es aus der Szene selber. Ein Insider berichtet hinter vorgehaltener Hand, gerade im Kleinbasler Rotlichtviertel gebe es Probleme mit gewalttätigen Gästen - wie weit dabei Waffen im Spiel seien, könne er aber nicht sagen. Beat Emmenegger, Betreiber der Nachtclubs White Horse und Roter Kater an der Basler Webergasse, bezeichnet das Basler Nachtleben als relativ ruhig. Klar habe die Gewaltbereitschaft zugenommen, sagt Emmenegger. Am Freitag und Samstag stünden deshalb jeweils Türsteher vor seinen Lokalen. "Sie kontrollieren aber natürlich nicht, ob die Gäste Waffen tragen."

 Von gröberen Zwischenfällen mit Waffen wisse Emmenegger nichts. Die Installation von Metalldetektoren sei auf alle Fälle kein Thema. Angesprochen auf Zürich, sagt Emmenegger. "Basel ist viel kleiner und hat deshalb auch weniger Probleme als Zürich." Stefanie Klär, PR-Verantwortliche bei den Clubs Annex und Kuppel an der Basler Binningerstrasse, reagiert etwas erstaunt über die Anfrage: "Solche Vorfälle kennen wir nicht." Er wisse von einzelnen Fällen in der Region, wo jemand eine Waffe mitführte, erklärt Chris Werner, Geschäftsführer der Basler Niederlassungen der Sicherheitsfirmen Big-Gruppe und Guardian GmbH. In welchen Clubs die Vorfälle passiert sind, will Werner nicht verraten. "Wenn jemand eine Waffe trägt, hat das nichts mit dem Club zu tun." Die heutige Jugend sei auch nicht viel schlimmer als früher, hält Werner fest. "Oft fehlt den jungen Leuten nur der richtige Ansprechpartner."

 In Ausbildung investieren

 Die beste Art, um die Sicherheit zu gewährleisten, sei deshalb, möglichst viel mit den Gästen zu kommunizieren. Äusserst wichtig sei die Schulung der Sicherheitsleute, "und zwar nicht im Thaiboxen", sondern in Kommunikation, Sozialkompetenz, Recht, erste Hilfe, Alarmierung und Eigensicherung. "Wir investieren sehr viel in Sachen Ausbildung und verhindern dadurch Eskalationen", sagt Werner. Ein Problem sieht er darin, dass "wohl 80 Prozent" der Türsteher selber eine illegale Waffe mitführen.

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BIG BROTHER SPORT
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Bund 17.3.10

Massnahmen gegen renitente Fans bleiben chancenlos

 Zwei SVP-Grossräte blitzten mit ihren Vorschlägen zum Umgang mit Gewalt rund um Sportanlässe ab.

 Timo Kollbrunner

 Die beiden SVP-Grossräte Samuel Graber und Christian Hadorn haben gestern vom Regierungsrat verschärfte Massnahmen gegen Hooligans verlangt. Die fünf Aspekte, deren Umsetzung sie in einer Motion verlangten, stellten sich allerdings als wenig präzis, teilweise unzureichend formuliert und zu grossen Teilen bereits erfüllt heraus.

 Zwei der Forderungen wurden angenommen und umgehend abgeschrieben: Sie bestanden darin, dass erstens Gewalttäter zur Abklärung des Tatverdachts festgenommen werden und zweitens durch Videoüberwachungen gezielte polizeiliche Beweisaufnahmen erfolgen sollten. Weitere Forderungen wie etwa die Einführung eines Hooliganregisters wurden auch nach der Umwandlung in unverbindliche Postulate nicht angenommen. Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (fdp) legte dar, was im Kanton Bern bereits heute alles getan wird, um die Polizeikosten für Einsätze rund um Sportveranstaltungen zu reduzieren. Diese haben sich gemäss Käser von 200 000 Franken im Jahr 2001 auf 2,8 Millionen im Jahr 2008 vervierzehnfacht. Gerade in Bern sei in der letzten Zeit viel unternommen worden, um "den Druck auf die Missetäter zu erhöhen", sagte der Regierungsrat.

 Schlecht informierter Käser

 Die Kantonspolizei habe bereits mehrere Male Delinquenten, die eindeutig identifiziert werden konnten, "an ihrem Arbeitsplatz abgeholt", informierte Käser weiter. Neben repressiven Massnahmen müsse jedoch auch präventiv gearbeitet werden. Bald werde er sich deshalb zum Beispiel mit Vertretern der Fanarbeit von YB und SCB treffen. Zum Schluss strich Käser hervor, dass seit Kurzem auch in Bern "Untersuchungsrichter im Stadion die Spiele verfolgen" könnten. Dies ist allerdings nicht ganz korrekt: Die Untersuchungsrichter werden von der Polizei bei Bedarf in ihr Büro beordert, um möglichst schnell ein Urteil auszusprechen. Im Stadion zugegen sind sie jedoch nicht (siehe "Bund" vom 1. März).

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Zürichsee-Zeitung 17.3.10

Rapperswil-Jona Die geplanten Überwachungskameras lösen bei "Sportchaoten" ein Schulterzucken aus

 Schläger pfeifen auf Überwachung

 Anfang April werden in Rapperswil-Jona Sicherheitskameras installiert. Sie sollen unter anderem gewalttätige Hockeyfans abschrecken. Die kümmerts wenig.

 Matthias Mehl

 Wer sich prügeln will, wird sich prügeln. Ob da nun Kameras sind oder nicht. "Wenn wir uns an gewissen Orten nicht mehr schlagen können, gehen wir halt woanders hin", sagt Reto Kuster (Name geändert). Er ist langjähriger Hooligan und Szenekenner. Kuster weiss auch über die Situation in Rapperswil-Jona Bescheid. "Bisher haben wir uns immer auf dem Parkplatz des Kinderzoos zum Kämpfen getroffen", erklärt er.

 Sollte dieser wegen der geplanten Kamera an der Oberseestrasse künftig nicht mehr in Frage kommen, gebe es alternative Plätze. Zum Beispiel in der Joner Industrie, nicht weit weg von der Diners Club Arena. Kuster betont, dass sich Hooligans wie er nur untereinander schlagen. Es gebe aber viele Mitläufer, die auch auf Passanten und Polizisten losgingen. Und die würden sich erst recht nicht um die Überwachungskameras der Stadt scheren. Das befürchten auch andere Szenekenner, die nicht zu den gewaltbereiten Fans gehören. Ihr Verdikt: Die Chaoten weichen einfach aus.

 Kameras haben genützt

 Solche Einschätzungen beunruhigen Roland Meier nicht. "Wir werden abwarten und genau schauen, was passiert - die Stadt kann die Überwachung noch weiter ausbauen, wenn das nötig sein sollte", erklärt der Sicherheitschef von Rapperswil-Jona. Zudem hätten Stadt und Polizei mit den bereits installierten Kameras vor der Diners Club Arena "hervorragende" Erfahrungen gemacht. Übergriffe gebe es kaum noch, seit das Areal gefilmt werde.

 Kein Wunder, meint Reto Kuster. "Eine Überwachung vor dem Stadion macht Sinn - schliesslich will niemand ein Eintrittsverbot bekommen", sagt der Hooligan. Die Überwachung ausserhalb des Stadions werde dennoch wirkungslos bleiben. Der Stadtrat von Rapperswil-Jona hält dennoch an seiner Kamera-Strategie fest. Diese Woche hat er nun definitiv entschieden, an drei Orten in der Stadt weitere Überwachungskameras zu installieren: am Bahnhof Rapperswil, am Fischmarktplatz und an der Oberseestrasse.

 Was aber treibt die Leute überhaupt an Eishockeyspiele, um dort Gewalt auszuüben? Und was sind die Auswirkungen dieses Treibens? Das erklären Leute, die es wissen: Fans, Polizisten und Hooligans. Seite 3

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Rapperswil-Jona Wie kommt es eigentlich zu Gewalt an Eishockeyspielen?

 Mitläufer kennen keine Grenzen

 Den meisten Lakers-Fans geht es nur ums Team. Sie feiern und leiden mit ihrem Verein. Dann gibt es solche, die auch kommen, um neben dem Eis Gewalt auszuüben. Was geht in diesen Leuten vor?

Matthias Mehl

 Er sei auch schon im Spital aufgewacht. Mit gebrochener Nase oder geprellten Rippen. "Das passiert halt mal", sagt Reto Kuster (Name geändert) mit einem Lächeln. Für den knapp 30-Jährigen sind solche Verletzungen nichts Besonderes mehr. Das gehört zu seinem Wochenendhobby. Seit 14 Jahren ist Kuster aktiver Hooligan. Sein Hobby führt ihn auch immer wieder nach Rapperswil-Jona. Als eingefleischter Anhänger der ZSC Lions trifft er dort auf die Hooligans der Lakers.

 Zur Sache geht es dann meist auf dem Parkplatz des Kinderzoos. Oder an anderen Orten, je nachdem, wo die Polizei sich aufhält. Man will ungestört bleiben. Warum Kuster da mitmacht? "Gewalt gibt mir einfach einen Kick", erklärt er. Wenn er sich mit anderen schlage, ströme das Adrenalin durch seinen Körper, versetze ihn in einen Rausch. Und nach der Schlägerei? "Dann geht man nach Hause und hofft, dass es am anderen Morgen nicht allzu weh tut."

 Nicht alle Schläger sind gleich

 Dass sich die Öffentlichkeit über die Hooligans aufregt, kann Kuster nachvollziehen. Man dürfe aber nicht alle Schläger unter dem Begriff "Hooligans" zusammenfassen. Denn: "Wir, die von der alten Garde, prügeln uns nur untereinander", sagt Kuster. Das Ganze laufe organisiert ab. Man verabrede sich mit den Gegnern zu einer gewissen Zeit und schlage sich dann gegenseitig zusammen. "Keine Polizei, keine Passanten, keine Waffen", betont Kuster. Es sei eine interne, verborgene Sache.

 Das Problem: Immer mehr junge Mitläufer würden den Hooligans nacheifern. Und anders als die alte Garde gehe es denen nicht um den "Kampf Mann gegen Mann", sondern um Randale. "Die zünden Dinge an, beleidigen Polizisten und haben auch keine Skrupel, unbeteiligte Fans oder Passanten anzugreifen." Dies, weil sie sich nicht an den Verhaltenskodex der Hooligans hielten (siehe Kasten).

 Solche Mitläufer habe es auch in Rapperswil-Jona zur Genüge. Etwas dagegen zu unternehmen, sei schwierig. "Mehrmals haben wir solchen Typen schon eine Abreibung verpasst, doch sie kommen immer wieder", sagt Kuster. Auch andere Fans sehen in den Mitläufern die grösste Gefahr. Zwei Gründungsmitglieder der Fanatics, eines Fanklubs der Lakers, haben mit diesen auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. "Die benehmen sich total daneben und schaden dem Sport", sagen sie. Häufig habe man schon versucht, aufkeimenden Streit zu schlichten. Vergebens. "Meistens wurden wir dann für die Ausschreitungen verantwortlich gemacht." Aus diesem Grund möchten die beiden Fanatics-Mitglieder unerkannt bleiben. Obschon sie beteuern: "Unser Klub kommt nicht zu den Spielen, um sich zu schlagen, wir wollen vor allem Stimmung für den Verein machen."

 Junge loten Grenzen aus

 Bei der Kantonspolizei St. Gallen beurteilt man die Situation differenzierter. Man könne nicht pauschal sagen, dass nur junge Mitläufer auf Unbeteiligte losgingen und die "echten" Hooligans alles brave Kerle seien. Aber: "Es ist tatsächlich so, dass jüngere Fans häufig versuchen, die Grenzen auszuloten", sagt Polizeisprecher Hanspeter Krüsi. Und sich dann besonders daneben benehmen. Ausserdem fehle ihnen die Erfahrung, um heikle Situationen richtig zu beurteilen. Hooligans und Fanklubs hinterfragen aber auch die Rolle der Polizei in Rapperswil-Jona: Immer habe es ein grosses Aufgebot an Beamten bei den Hockeyspielen - das wirke auf viele provozierend. In diesem Fall sei weniger vielleicht mehr. Solche Vorwürfe will Hanspeter Krüsi nicht auf sich sitzen lassen: Man passe die Zahl der Polizisten jeweils dem Risikofaktor des Spiels an, sagt er. Und generell versuche die Polizei stets, sich zurückzuhalten. Es sei aber ganz klar: Die Männer, die an den Spielen die Sicherheit garantieren sollen, müssten eine gewisse Präsenz markieren. "Und das können sie nun mal nur in Einsatzmontur tun und nicht in Krawatte und Smoking."

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 Was sind Hooligans?

 Hooligans sind gewaltbereite Fans eines Sportvereins. Die Bewegung stammt ursprünglich aus England und hat sich von da zu einem weltweiten Phänomen entwickelt. In der Schweiz gebe es Hooligans seit den 80er-Jahren, sagen Kenner. Die "klassische" Form des Hooliganismus: Zwei Gruppen treffen sich an einem abgelegenen Ort, um sich zu prügeln. Dabei gelten Regeln, die ein Ehrenkodex beschreibt: keine Waffen; es wird nicht getreten, wenn der Gegner am Boden liegt oder die Hand hebt. Regeln, die heute wenig Beachtung fänden, sagen Hooligans. (mam)

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ZWISCHENGESCHLECHT
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zwischengeschlecht.info 17.3.10

zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!

P R E S S E M I T T E I L U N G

presse@zwischengeschlecht.info
+41 (0)76 398 06 50

Pressemitteilung - Kantonsrat, 18.3.: Kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Inselspital

Was 99% der Zwitter erlebt haben, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit Mädchchenbeschneidungen in Afrika, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, wie sie im 2. Weltkrieg in KZ‘s durchgeführt wurden.

Im Inselspital Bern werden schweizweit wohl am meisten Kinder mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen kosmetischen Genitaloperationen und weiteren medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen Behandlungen unterzogen.

Da die Wirksamkeit dieser Eingriffe nie klinisch getestet wurde und auch die in der Medizin sonst üblichen Nachkontrollen bisher stets unterbleiben, handelt es sich um unkontrollierte Menschenversuche. Überforderten Eltern werden diese trotzdem regelmässig als erprobt und sicher verkauft.

Solche kosmetischen Genitaloperationen werden auch im Inselspital seit über 50 Jahren an Zwitterkindern systematisch durchgeführt - unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne Qualitätssicherung und ohne jegliches Monitoring. Offiziell wird nicht einmal bekannt gegeben, wie viele und welche Eingriffe wo stattfinden.

Auch auf einen Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vom 16. August 2009 blieb das Inselspital bisher jegliche Antwort schuldig.

Zwischengeschlecht.org freut sich deshalb sehr, dass morgen Donnerstag, den 18. März 2010, im Kantonsrat Bern ein politischer Vorstoss zugunsten von Zwittern gemacht wird.

Margreth Schär (SP) und Corinne Schärer (Grüne) werden eine Interpellation zum Thema "Kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit 'uneindeutigen' körperlichen Geschlechtsmerkmalen" einreichen und der Regierung Fragen stellen über die Art und den Umfang solcher Zwangseingriffe an Kindern im Kanton Bern und wie die Regierung diese beurteilt.

Der 18. März wird ein wichtiger Tag für alle Zwischengeschlechtlichen und für alle, die sie in ihrem Kampf um Selbstbestimmung unterstützen!

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Zwangsoperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!". Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Inters*x.ch
Mitglied Inters*xuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
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SEXWORK FR
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BZ 17.3.10

Gesetz zur Prostitution

 Kein Zwang zur Anmeldung

 In der Frage, ob sich die Sexanbietenden bei der Polizei registrieren lassen müssen oder nicht, ist der Grosse Rat gespalten. Eine knappe Mehrheit will, dass sich die Prostituierten nicht obligatorisch bei der Polizei anmelden müssen.

 Wie kann am besten gegen die Zwangsprostitution und Ausbeutung gekämpft werden? Die parlamentarische Kommission ist der Meinung, dass die Polizei über möglichst viele Informationen verfügen muss, um gegen Ausbeuter vorgehen und Netzwerke zerschlagen zu können. Deshalb stellte sie den Antrag, dass sich alle Prostituierten zwingend bei der Kantonspolizei registrieren lassen müssen. Mit 46 zu 40 Stimmen bei drei Enthaltungen hat aber der Grosse Rat beschlossen, dass die Anmeldung freiwillig bleiben muss.

 Für eine freiwillige Anmeldung stimmte die Ratslinke, die auch von der FDP und SVP grosse Unterstützung erhielt. Angesichts des knappen Ausgangs muss aber die heutige zweite Lesung des Gesetzes über die Prostitution abgewartet werden, um diese umstrittene Frage definitiv zu klären.

 Gegen Illegale gerichtet

 Die Mehrheit des Grossen Rates war der Meinung, dass sich bei einer Meldepflicht die Situation für all jene Prostituierte verschlechtern würde, die sich ohne Bewilligung in der Schweiz aufhalten. "Sie würden sich sicher nicht melden", betonte die Ratslinke. Laut Andrea Burgener Woeffray (SP, Freiburg) wären die Schwächsten so noch weniger geschützt. "Sie müssten ihren Beruf versteckt ausüben, auf Parkplätzen, Industriegeländen usw. und wären den Ausbeutern noch stärker ausgesetzt", sagte sie. Christa Mutter (Grüne, Freiburg) und auch FDP-Sprecherin Antoinette de Weck befürchteten, dass so jene, die sich legal in der Schweiz aufhalten, Jagd auf die Illegalen machen und sie anzeigen würden, um eine lästige Konkurrenz auszuschalten. SP-Sprecher Xavier Ganioz warf dem Staatsrat vor, sich bei der Ausarbeitung hinter dem Bundesrecht versteckt zu haben. Er hätte ein griffigeres Gesetz erwartet, um gegen die Netzwerke vorzugehen.

 Druck ausüben

 Eine knappe Minderheit, vertreten vor allem durch die CVP, sah es anders. Sie vertrat die Ansicht, dass eine Anmeldepflicht für den Schutz und die Prävention besser ist. Laut Kommissionspräsidentin Emmanuelle Kaelin Murith muss eine legale Basis vorhanden sein, damit die Polizei auch Kontrollen im Milieu durchführen kann. So könne Druck auf die Salonbesitzer ausgeübt werden. Sie wollte auch nicht, dass Freiburg ohne Anmeldepflicht für die Prostituierten attraktiver wird, "Zwangsprostitution zieht auch andere Kriminelle an", gab sie zu bedenken.

az/rgw

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Freiburger Nachrichten 17.3.10

Die Prostituierten müssen sich nicht obligatorisch bei der Polizei anmelden

 In der Frage, ob sich die Sexanbietenden bei der Polizei registrieren lassen müssen oder nicht, ist der Grosse Rat gespalten.

 Arthur Zurkinden

 Wie kann am besten gegen die Zwangsprostitution und Ausbeutung vorgegangen werden? Die parlamentarische Kommission ist der Meinung, dass die Polizei über möglichst viele Informationen verfügen muss, um gegen Ausbeuter vorgehen und Netzwerke zerschlagen zu können. Deshalb stellte sie am Dienstag den Antrag, dass sich alle Prostituierten zwingend bei der Kantonspolizei registrieren lassen müssen. Mit 46 zu 40 Stimmen bei drei Enthaltungen hat aber der Grosse Rat beschlossen, dass die Anmeldung freiwillig bleiben muss.

 Für eine freiwillige Anmeldung stimmte die Ratslinke, die auch von der FDP und SVP grosse Unterstützung erhielt. Angesichts des knappen Ausgangs muss aber die heutige zweite Lesung des Gesetzes über die Prostitution abgewartet werden, um diese umstrittene Frage definitiv zu klären.

 Situation der Illegalen würde verschlimmert

 Die Mehrheit des Grossen Rates war der Meinung, dass sich bei einer Meldepflicht die Situation für all jene Prostituierten verschlechtern würde, die sich ohne Bewilligung in der Schweiz aufhalten. "Sie würden sich sicher nicht melden", betonte die Ratslinke. Laut Andrea Burgener Woeffray (SP, Freiburg) wären die Schwächsten so noch weniger geschützt. "Sie müssten ihren Beruf versteckt ausüben, auf Parkplätzen, Industriegeländen usw. und wären den Ausbeutern noch stärker ausgesetzt", sagte sie. Christa Mutter (Grüne, Freiburg) und auch FDP-Sprecherin Antoinette de Weck befürchteten, dass so jene, die sich legal in der Schweiz aufhalten, Jagd auf die Illegalen machen und sie anzeigen würden, um eine lästige Konkurrenz auszuschalten. "Organisationen wie Fri-Santé haben ein Vertrauensverhältnis mit ihnen aufgebaut. Sie würden sich aber ihnen nicht mehr anvertrauen", gab Christa Mutter zu bedenken. SP-Sprecher Xavier Ganioz warf dem Staatsrat vor, sich bei der Ausarbeitung hinter dem Bundesrecht versteckt zu haben. Er hätte ein griffigeres Gesetz erwartet, um gegen die Netzwerke vorzugehen.

 Druck ausüben

 Eine knappe Minderheit, vertreten vor allem durch die CVP, sah es anders. Sie vertrat die Ansicht, dass eine Anmeldepflicht besser für den Schutz und die Prävention ist. Laut Kommissionspräsidentin Emmanuelle Kaelin Murith muss eine legale Basis vorhanden sein, damit die Polizei auch Kontrollen im Milieu durchführen kann. So könne Druck auf die Salonbesitzer ausgeübt werden. Sie wollte auch nicht, dass Freiburg für die Prostituierten attraktiver wird, wenn hier keine Anmeldepflicht besteht. "Zwangsprostitution zieht auch andere Kriminelle an", gab sie weiter zu bedenken.

 Nach Worten von Staatsrat Erwin Jutzet muss die Polizei vor allem auch als Helfer und Schützer gesehen werden. "Die Polizei muss wissen, wo die Prostituierten arbeiten, wenn sie sie schützen muss, wenn sie zum Beispiel Opfer von Aggressionen werden."

 Gute Erfahrung

 "Wir müssen den grösstmöglichen Druck auf jene ausüben können, welche die Sexanbietenden ausbeuten", sagte CVP-Sprecher Charles de Reyff. Antoinette Badoud (FDP, Le Paquier) gab sich überzeugt, dass das Sexgewerbe überwacht und kontrolliert werden muss, um eine stete Ausbreitung zu verhindern. Sie berief sich dabei auf Erfahrungen in andern Kantonen, die eine Anmeldepflicht kennen. Sie sprach sich auch für eine enge Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und Kantonen aus und forderte ein interkantonales Konkordat.

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 Staatsrat: Umstrittener Meinungswechsel

 Der Staatsrat hatte sich im Gesetzesentwurf für eine freiwillige Registrierung der Prostituierten ausgesprochen. Gestern erklärte Justizdirektor Erwin Jutzet, dass sich der Staatsrat dem Antrag der parlamentarischen Kommission anschliesse, die sich für eine Meldepflicht entschieden hatte. Dieser Meinungswechsel löste bei der Ratslinken grossen Unmut aus. "Man kann beide Ansichten vertreten", meinte Jutzet. Der Staatsrat habe sich vorerst für eine freiwillige Registrierung entschieden, weil in der Vernehmlassung alle grossen Parteien dies wünschten. Der Kommission habe er sich nun angeschlossen, weil diese nach eingehendem Studium fast einstimmig für eine Meldepflicht sei. Er zeigte Verständnis für jene, die sich für die illegalen Prostituierten einsetzten. "Wir können ihnen aber nicht eine Aufenthaltsbewilligung geben, nur weil sie Prostituierte sind." az

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SANS-PAPIERS
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Basellandschaftliche Zeitung 17.3.10

Häftling bewegt Basler Linke

 Haftbedingungen eines jungen Asylanten werfen Fragen auf. Gar von Folter ist die Rede

 Ein Tunesier hat sich im Ausschaffungsgefängnis Bässlergut die Kleider vom Leib gerissen. Wegen Selbstmordgefahr verbrachte er die Nacht nackt in seiner Zelle. Nun wird demonstriert.

Andreas Maurer

 Die Anlaufstelle für Sans Papiers findet auf dem Aufruf zur heutigen Demonstration drastische Worte: "Wenn das keine Folter ist!? Von kindergerechten Bedingungen in Ausschaffungshaft kann keinesfalls die Rede sein!" Auch SP und BastA sind schockiert. Sie prangern eine Verletzung der UNO-Kinderrechtskonvention an.

 Auf den Plan gerufen werden die Politiker durch die Geschichte von Aymen K. Der 16-jährige Tunesier wird im letzten November bei seiner illegalen Einreise in die Schweiz festgenommen. Der inzwischen 17-Jährige landet im Basler Ausschaffungsgefängnis Bässlergut. Aus Verzweiflung zündet er sein Kopfkissen und einen Duschvorhang an. Vorübergehend wird er in einer Zelle ohne Tageslicht untergebracht. Ende Februar verwüstet er die Zelle, zerreisst seine Matratze und seine Kleider. Die Stofffetzen werden ihm abgenommen. Diese eine Nacht verbringt er nackt auf dem Betonboden.

 Ungerechtfertigte Vorwürfe

 Die Geschichte von Aymen K. erzählt die "Basler Zeitung". Als Reaktion darauf verurteilte der Basler Strafrechtsprofessor Peter Albrecht die "Disziplinarmassnahme" als demütigend und entwürdigend. Klaus Mannhart, Sprecher des Justiz- und Sicherheitsdepartements, widerspricht: Der durch den Zeitungsbericht suggerierte Eindruck einer Disziplinarmassnahme sei falsch. "Die Stofffetzen wurden dem Jugendlichen nicht zur Strafe abgenommen, sondern weil er mehrfach versucht hatte, sich damit zu strangulieren", erklärt er.

 Zu seinem eigenen Schutz sei der tobende junge Mann in die andere Zelle verlegt und mit Video überwacht worden. Dies sei mit dem zuständigen Psychiater abgesprochen worden. "Von einer Demütigung zu sprechen, weil dem jungen Mann die Stofffetzen zu seiner eigenen Sicherheit weggenommen wurden, ist an den Haaren herbeigezogen", kritisiert Mannhart. Der junge Mann habe ein schweres Schicksal, betont er. Es handle sich aber nicht um ein unerfahrenes Kind: "Er ist ein Jahr lang durch Europa getingelt und hat eine Lebenserfahrung, die andere mit 40 noch nicht haben."

 Laut Mannhart handelt es sich um einen absoluten Einzelfall. In den letzten anderthalb Jahren wurden 27 Jugendliche in Basel-Stadt in Ausschaffungshaft genommen. Sie sind 15 bis 18 Jahre alt und werden nur dann ins Gefängnis gesteckt, wenn die Gefahr des Untertauchens als besonders hoch eingestuft wird. Spätestens nach drei Tagen werden sie in der Regel entlassen. Im Fall des jungen Tunesiers dauert die Haft länger, da sein Anwalt gegen die Ausschaffung rekurriert hat. Mannhart stellt sich die Frage, ob dieser Rekurs wirklich im Interesse des Häftlings war. "Die Erfolgschance von solchen Rekursen ist gleich null", sagt Mannhart. Es sei zwar legitim, dieses Rechtsmittel anzuwenden. Die Haft wird dadurch aber meistens nur unnötig verlängert.

 Ausschaffung noch diese Woche

 Der Entscheid über die Ausschaffung fällt nicht in Basel, sondern in Bern. Das Bundesamt für Migration hat inzwischen verfügt, dass Aymen K. noch diese Woche definitiv nach Dänemark ausgeschafft wird. Die Grundlage dazu liefert das Dublin-Abkommen. Dennoch fordern Demonstranten heute die sofortige Entlassung aus der Ausschaffungshaft.

 SP-Grossrätin Ursula Metzger Junco übt zudem mit einer Interpellation Druck aus. "Es ist schon nur bedenklich, dass der 17-Jährige in eine derartige Krise gekommen ist", findet sie. Anstatt ihn die Nacht nackt in der Zelle verbringen zu lassen, gäbe es bessere Massnahmen. "Man müsste mit der psychiatrischen Klinik Kontakt aufnehmen und eventuell eine Zwangseinweisung verordnen", überlegt sie.

 Grundsätzlich kritisiert sie, dass die bestehenden Gesetze nicht eingehalten würden: "Oft verstreichen Monate, bis Ausschaffungshäftlinge einen Anwalt erhalten." Sie regt eine Gesetzesänderung an. Wie in anderen Kantonen sollen Jugendliche, die ausgeschafft werden sollen, gar nicht erst inhaftiert werden. "Man müsste diesen Jugendlichen eine Umgebung bieten, damit sie gar nicht untertauchen wollen", schlägt sie vor.

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La Liberté 17.3.10

Des dizaines de familles sans papiers reçoivent le soutien du Grand Conseil

 Pétition - Les députés vaudois demandent au Conseil d'Etat de tout entreprendre pour régulariser 67 familles. Un nouveau revers pour le ministre Philippe Leuba.

 Michaël Rodriguez

 Le Parlement vaudois refuse de baisser les bras face à "l'hypocrisie" qui règne sur le dossier des sans-papiers. Contre l'avis du ministre de l'Intérieur, Philippe Leuba, les députés ont apporté hier leur soutien à une pétition visant à régulariser 67 familles sans statut légal. Trois semaines après le vote de principe en faveur de l'accès des jeunes sans papiers à l'apprentissage, le Grand Conseil donne un nouveau signe d'ouverture.

 Vote serré

 Hier, le rapport de forces était toutefois plus serré. C'est par 69 voix contre 67 et 2 abstentions que les députés ont décidé, au terme d'un débat électrique, de transmettre la pétition au Conseil d'Etat. Ce texte demande au canton de tout entreprendre pour la régularisation de 67 familles (182 personnes) et, dans l'intervalle, de suspendre les renvois. Une revendication qui a trouvé un écho auprès de la population, puisque 3500 personnes ont signé la pétition lancée par le Collectif vaudois de soutien aux sans-papiers.

 Les personnes concernées travaillent dans les secteurs les plus divers (agriculture, économie domestique, hôtellerie-restauration, social), et vivent en Suisse depuis de nombreuses années. "Elles assument leurs obligations en payant impôts et cotisations sociales", souligne le rapport de la Commission des pétitions.

 Politique de l'autruche

 "Il est temps que les autorités cantonales secouent Leurs Excellences de Berne, qui pratiquent depuis trop longtemps la politique de l'autruche, a martelé le président de la commission, Jérôme Christen (Alliance du centre). Les sans-papiers font partie de la réalité économique de notre pays. L'hôtellerie-restauration, la construction ou encore l'économie domestique en ont besoin."

 Une déclaration qui a aussitôt suscité des réactions offusquées de représentants de ces branches. "Nous avons mis de l'ordre dans notre ménage", a assuré Frédéric Haenni, député radical et président de GastroVaud. "La branche de l'hôtellerie-restauration connaît encore beaucoup de travail au noir", a rétorqué Grégoire Junod, député socialiste et secrétaire syndical à Unia. Les derniers contrôles effectués par la commission tripartite ont en effet révélé de nombreuses infractions.

 Pour le radical Serge Melly, cette situation ambiguë ne permet donc pas aux autorités de se réfugier derrière le légalisme. "L'Etat cautionne l'hypocrisie et la fausseté, il ne peut donc pas se prévaloir du respect de la loi. Soit il expulse ces milliers de personnes, mais il se rendra vite compte que cela pose un problème pratique, soit il admet une bonne fois que leur vie est ici."

 Service rendu à l'UDC?

 L'UDC a appelé à jeter la pétition aux oubliettes. "Si l'on accorde à ces personnes le droit de travailler, on leur donne aussi le droit de ne pas avoir de travail et de toucher l'assurance-chômage", a averti le député Jean-Luc Chollet. "En acceptant cette pétition, vous rendrez service à l'UDC", a menacé le président de groupe Pierre-Yves Rapaz. Selon l'extrême-droite, les défenseurs des sans-papiers se trompent de porte. Seules les autorités fédérales peuvent accorder des régularisations.

 La pétition demande justement au canton de "prendre son bâton de pèlerin" et d'aller à Berne, a répondu Jean-Michel Dolivo (A gauche toute!). Une démarche qui ne sera pas forcément vaine, au vu des récentes déclarations de la conseillère fédérale Eveline Widmer-Schlumpf sur la formation professionnelle des sans-papiers. Dans une interview publiée samedi dans "24 heures" et "La Tribune de Genève", la cheffe du Département de justice et police a confié qu'"à titre personnel, il [lui] est difficile de comprendre pourquoi des jeunes gens qui ont été scolarisés ici se verraient privés de formation". I

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 Philippe Leuba: "faites ce que vous voulez"

 Le ministre de l'Intérieur Philippe Leuba n'a pas ménagé ses efforts pour combattre la pétition. La liste des familles sans papiers a été établie de manière "arbitraire", a jugé le conseiller d'Etat libéral. "Si on régularise ceux-là, il y aura une charrette suivante la semaine prochaine!" Philippe Leuba a aussi tenté de jeter le discrédit sur la pétition en indiquant que, selon ses services, "une des personnes concernées serait en détention". Pour des raisons pénales ou administratives? A cette question de la députée socialiste Cesla Amarelle, le ministre n'a pas été en mesure de répondre.

 Philippe Leuba a également suscité l'ire de certains députés en suggérant qu'il ne tiendrait pas compte du vœu du parlement: "Vous ferez naturellement ce que vous voulez sur cette pétition, je peux vous dire que le Conseil d'Etat n'entend pas dévier de sa politique qu'il veut à la fois humaine et réaliste." MR

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SANDKASTEN
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Bund 17.3.10

Armeechef warnt vor Atomangriff in der Schweiz

 Die Taliban setzen in der Schweiz Atomwaffen ein - für Armeechef André Blattmann ein denkbares Szenario.

 Patrick Feuz

 Wozu braucht die Schweiz ihre Armee? Etwa zum Schutz vor Migrationsströmen aus wirtschaftlich taumelnden Ländern wie Griechenland - mit diesem im "Bund"-Interview erwähnten Beispiel für einen möglichen Armeeeinsatz hat Armeechef André Blattmann Irritation ausgelöst. Besonders bürgerliche Sicherheitspolitiker ärgern sich. Sie befürchten, dass derart abenteuerliche Bedrohungsszenarien der Glaubwürdigkeit der Armee schaden. Im kleineren Kreis hat Blattmann mit Aussagen zur Bedrohungslage schon früher Unbehagen geweckt. Im letzten November erwähnte der Armeechef in einem Referat vor ehemaligen hohen Stabsoffizieren die Möglichkeit, dass pakistanische Taliban in der Schweiz Atomwaffen einsetzen könnten. Ein Teil der rund 50 Anwesenden habe mit Raunen reagiert, berichtet ein hoher Ex-Militär, der dabei war: Es sei doch nicht nachvollziehbar, wie die Taliban in der Schweiz technisch in der Lage sein sollten, Nuklearwaffen einzusetzen. Abgesehen davon sei es völlig unplausibel, weshalb die Taliban ausgerechnet in der Schweiz mit Atomwaffen aktiv werden sollten.

 Im Ständerat äusserten gestern mehrere Politiker die Hoffnung, dass der für Ende März angekündigte sicherheitspolitische Bericht klären werde, welche Bedrohungen wirklich realistisch seien. CVP-Ständerat Urs Schwaller etwa erwartet "konkrete Antworten auf die armeerelevanten Bedrohungsszenarien". Doch Schwaller dürfte enttäuscht sein: Der sicherheitspolitische Bericht enthält laut Insidern keine auf die Schweiz zugeschnittenen konkreten Bedrohungsszenarien, sondern bleibt allgemein. Aufgelistet wird die ganze Palette theoretisch möglicher Bedrohungen, von Waffenproliferation über Terrorismus bis zum Klimawandel. Verteidigungsminister Ueli Maurer schraubte deshalb gestern die Erwartungen schon einmal herunter: "Viel Neues wird nicht im Bericht stehen."

 Die Armee in der Krise, Seite 10

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Meinungen

Armee in der Krise

Der Armeechef irritiert mit umstrittenen Äusserungen. Doch auch seine Kritiker tun nichts gegen die zunehmende Realitätsverweigerung in der Sicherheitspolitik.

Der Armee droht der Kollaps in Raten

Daniel Foppa

 Er ist zum Buhmann in Feldgrün geworden: André Blattmann, der höchste Schweizer Soldat, der die Orientierungslosigkeit der Armeespitze öffentlich machte. Seitdem er letzte Woche im "Bund" die Idee eines Pikett-WK lanciert und Migrationsströme aus Griechenland als mögliche Bedrohung skizziert hat, bezieht er Prügel von allen Seiten. Die Offiziersgesellschaft ist genauso irritiert wie Politiker von links bis rechts. Wer sich nach dem verbalen Haudegen Christophe Keckeis und der tragischen Figur Roland Nef von einem Armeechef Blattmann endlich Ruhe und Zurückhaltung versprach, sieht sich nun getäuscht.

 Blattmanns Vorpreschen lässt nur einen Schluss zu: So wie bisher kann es mit der Armee nicht weitergehen. Wenn Kasernen wegen fehlenden Geldes für den Unterhalt einzustürzen drohen, wenn selbst der Armeechef das starre WK-System infrage stellt und wenn als Legitimation für die Existenz der Armee flüchtende Griechen oder kämpfende Taliban herhalten müssen, ist die Zeit für eine grosse Zäsur gekommen. Die Armee muss dahin gebracht werden, dass sie mit weniger Geld auf realistische Bedrohungen reagieren kann und den Soldaten ein wirtschaftsverträgliches Dienstmodell anbietet.

 Schafft die Artillerie ab!

 Bald präsentiert der Bundesrat den Sicherheitspolitischen Bericht, der Aufschluss geben soll über mögliche Bedrohungsszenarien. Verteidigungsminister Ueli Maurer bat so ziemlich jede Gruppierung dieses Landes um ihre Meinung: von der Frauenorganisation Alliance F über den Gewerbeverband bis hin zur Veteranenvereinigung Pro Militia. Entsprechend schwammig dürfte der Bericht ausfallen. Dabei reicht gesunder Menschenverstand, um die aktuelle Bedrohungslage zu erfassen. Ein klassischer Angriff ist auszuschliessen. Der Schweiz fehlt das Geld, um sich für einen solch hypothetischen Fall zu wappnen. Folglich kann die Armee die Waffen, die ausschliesslich der Abwehr dieser Bedrohung dienen, liquidieren. Also: Schafft die Artillerie ab!

 Auf solche Vorschläge wird jeweils geantwortet, die Welt sei unsicherer geworden und die globalen Rüstungsausgaben seien so hoch wie noch nie. Das trifft zu. Ebenso trifft es jedoch zu, dass die meisten westlichen Länder zu einer Sicherheitspolitik übergegangen sind, die nicht an den Landesgrenzen haltmacht. Diesem Trend kann sich auch die Schweiz nicht verschliessen: Auch unser Land wird sich stärker in eine europäische Sicherheitspolitik eingliedern müssen. Es geht nicht mehr darum, die Limmatstellung oder die Festung St-Maurice zu halten, sondern einen Beitrag zu leisten an eine europäische Sicherheitsarchitektur - sei es im Balkan oder an den Südrändern Europas. Wer solche Überlegungen mit der Neutralitäts-Keule bodigt, verzögert unaufhaltsame Entwicklungen bloss um Jahre - und verlocht Unsummen in die Illusion einer autonomen Landesverteidigung.

 Leute laufen in Scharen davon

 Ein Umdenken ist auch bei den Dienstmodellen erforderlich. Trotz allen Anstrengungen der Armee, der Wirtschaft die Vorteile einer militärischen Führungsausbildung schmackhaft zu machen, ist eine Militärkarriere dem beruflichen Fortkommen hinderlich. Das ist verheerend für die Armee, weil ihr so zunehmend die besten Köpfe fehlen. Derzeit laufen die Leute in Scharen zum Zivildienst über.

 Blattmanns Gedankenspiele eines Pikett-WK sind deshalb begrüssenswert, wenn auch zu wenig durchdacht. Die Lösung liegt im Durchdiener-System: Die Mehrheit der Soldaten leistet den Dienst am Stück - und hat die Wehrpflicht bereits in jungen Jahren erfüllt. Die Dienstzeit kann reduziert werden, da diese Soldaten nicht in jedem WK quasi wieder neu angelernt werden müssen. Ein solches Modell ist wirtschaftsfreundlicher, kostengünstiger und ermöglicht die Reduktion des Armeebestands ohne Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht. Die Armee würde von 140 000 Aktiven auf etwa 35 000 Durchdiener, Profis und einen Rest von Milizsoldaten schrumpfen. Hunderte von Millionen Franken liessen sich einsparen und besser verwenden. Der Bestand reichte aus für subsidiäre Sicherungseinsätze, Katastrophenhilfe und internationale Aufgaben.

 Weiterwursteln wie bisher

 Es wäre Aufgabe des Parlaments, die Weichen in diese Richtung zu stellen. Solange dort aber eine isolationistische SVP und eine von Pazifisten dominierte Linke das Sagen haben, ist ein Ausbau der internationalen Kooperation undenkbar. Zudem hat der Nationalrat erst letzte Woche einen SP-Antrag auf Erhöhung des Anteils Durchdiener wuchtig verworfen. Vieles deutet darauf hin, dass die Armee weiterwursteln muss wie bisher. Das aber hiesse: Die Armeespitze muss schauen, wie sie mit immer weniger Geld ein schlecht ausgerüstetes Massenheer unterhält, für dessen Legitimation immer abstrusere Bedrohungsszenarien dienen. Gleichzeitig wird die Armee bei der internationalen Kooperation aussen vor bleiben und vom Know-how einsatzerprobter Streitkräfte nicht profitieren können. Ohne Gegensteuer führt eine solche Realitätsverweigerung unweigerlich zum Kollaps in Raten. Ein Szenario wie aus dem Drehbuch der Gruppe Schweiz ohne Armee.

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ANTI-ATOM
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BZ 17.3.10

AKW Mühleberg

 "Für Radelfingen nur Nachteile"

 Strom, Staub, Steuern: Rund um das geplante Ersatzkraftwerk in Mühleberg tauchen auch in der Nachbargemeinde Radelfingen viele Fragen auf. Doch die BKW vermag das Publikum mit den Antworten nicht zu befriedigen.

 Sabine Messerli aus Radelfingen ist der Star des Abends. Nach einer über zweistündigen Präsentation der Bernischen Kraftwerke AG (BKW) mit anschliessender Fragerunde zum Ersatzkernkraftwerk in Mühleberg macht die Zuhörerin ihrem Ärger Luft. Und spricht damit der Mehrheit der rund 80 Bürgerinnen und Bürger im Gemeindehaus Detligen aus dem Herzen. "Ich komme mir veräppelt vor", sagt Messerli. "Wir sind direkte Anstösser-Gemeinde und erhalten nur schwammige Antworten." Sie erntet spontanen Applaus.

 Dampf und Staub

 Der geplante Bau eines Ersatzkernkraftwerks in Mühleberg (EKKM) bewegt die Gemüter. Nicht nur wegen der Grundsatzfrage "Atomstrom: Ja oder Nein?", sondern wegen vielen scheinbar kleinen Nebeneffekten, die für direkt Betroffene ganz gross werden können: Mit welchen Staubbelastungen ist zu rechnen? Wie viel Dampf strömt aus dem neuen Kühlturm? Diese und knapp vierzig weitere Fragen hatte der Radelfinger Gemeinderat in einen Fragenkatalog gepackt und der BKW unterbreitet. An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung am Montag konnte sich die Bevölkerung in die Diskussion einschalten.

 Grenzwerte und Richtlinien

 Die Fragen von Gemeinderat und Volk waren jedoch konkreter als die Antworten der BKW-Vertreter Thomas Staffelbach, Marcel Jüni und Dieter Widmer. Bei den meisten Fragen konnten sie sich aufs dichte Regelwerk der Schweiz stützen und die Antworten mit "wir müssen Richtlinien und Grenzwerte einhalten" in die Paragrafen einbetten. So zum Beispiel zum Thema Staubbelastung oder Lärmemissionen.

 Den Zweifeln der Radelfinger begegneten die BKW-Vertreter mit nicht immer überzeugenden Antworten. Der Werkverkehr während der rund 8-jährigen Bauzeit werde über Mühleberger Gemeindegebiet geführt. Staub gebe es nur innerhalb der erlaubten Grenzwerte. Das Naturschutzgebiet werde nicht tangiert. Und der Dampf aus dem geplanten Kühlturm sei tagsüber nicht sichtbar. Kurz: Alles scheint im grünen Bereich.

 Offen und ehrlich

 Eine klare Antwort gabs auf die Sorge, dass der geplante Deponieplatz in der "Brättelen" direkt an der Aare gefährlich sein könnte: Der Gemeinderat wies darauf hin, dass bei starken Niederschlägen Aushubmaterial die Aare stauen und zu Überschwemmungen führen könnte. "Wir werden das Wegschwemmen mit einem zusätzlichen Damm verhindern", sagt Projektleiter Thomas Staffelbach.

 Die Radelfinger wollten an diesem Abend viele konkrete Sachen wissen. Wie viel Strom künftig durch die neuen Leitungen gejagt werde, zum Beispiel. Oder ob die Liegenschaften durch den Bau des neuen AKWs an Wert verlieren würden. "Wir befinden uns am Anfang des Prozesses, da bleiben noch Fragen offen", sagt Dieter Widmer entschuldigend. Die BKW würde aber laufend informieren. "Die offene Kommunikation ist uns ein ehrliches Anliegen."

 Geld und Support

 Am Ende bleibt die Frage nach dem finanziellen Nutzen für Radelfingen. Dass die Gemeinde auch ein Stück vom Kuchen will, ist klar. Ob Mühleberg jedoch die Steuereinnahmen, die das AKW in seine Kasse spült, freiwillig mit ihren Nachbargemeinden teilt, noch nicht. "Wir befinden uns derzeit in den Verhandlungen", sagt Radelfingens Vizegemeindepräsident Urs Kuhn.

 Beim Thema Steuerteilung herrscht im Saal Unmut. Sabine Messerli bringt die Emotionen auf den Punkt: "Wir werden mehr Verkehr, mehr Dreck und weniger Steuereinnahmen haben", sagt sie. "Alles nur Nachteile. Wir erwarten, dass die BKW uns entgegenkommt."

 Simone Lippuner

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Oltner Tagblatt 17.3.10

KKW Leibstadt will noch mehr Leistung

 Kernkraftwerk Ausbau auf 1200 MW nach langer Revision

 Das grösste schweizerische Kernkraftwerk, das KKW Leibstadt (KKL), plant eine weitere Leistungssteigerung. Wie der seit Anfang Jahr amtierende neue KKL-Direktor Andreas Pfeiffer in einem Interview mit der "Aargauer Zeitung" sagte, wird unter anderem mit einer neuen Niederdruckturbine die Nettoleistung von heute 1165 MW auf 1200 MW gesteigert.

 Zu diesem Zweck wird bei der Revision in diesem Sommer auch der Generator ausgetauscht - im Jahr 2005 hatte das KKL einen Generatorschaden, der das Werk für fünf Monate ausser Betrieb setzte. Die diesjährige Revision werde 52 Tage dauern - rund doppelt so lang wie eine "normale" Jahresrevision. Laut Pfeiffer will das KKL seine Leistung durch weitere Effizienzsteigerungen in den nächsten Jahren noch stärker erhöhen. Zum Vergleich: Das KKW Gösgen verfügt über eine Nettoleistung von 1035 MW.

 "Wir bleiben bis 2045 am Netz"

 Das KKW Leibstadt ging im Jahr 1984 ans Netz und ist damit das jüngste schweizerische Kernkraftwerk. Pfeiffer bekräftigte in dem Interview, dass Planungen und technischer Zustand alle Voraussetzungen für eine 60-jährige Betriebsdauer böten: "Wir sind folglich bis 2045 am Netz, das ist realistisch." Auch das KKW Gösgen, das 1979 den Betrieb aufnahm, rechnet mit einer 60-jährigen Lebensdauer bis 2040.

 Der 51-jährige Maschinenbauingenieur Andreas Pfeiffer hat die Leitung des KKW Leibstadt Anfang 2010 übernommen. Er ist der erste Deutsche an der Spitze des Werks und wohnt in Lauchringen (D). Er arbeitet seit 17 Jahren in der Schweiz, seit vier Jahren im KKL, zuerst als Abteilungsleiter Maschinentechnik, seit 2008 auch als Vizedirektor. Im Interview mit der "AZ" bezeichnete Pfeiffer die Kernenergie als "nachhaltige Form der Energieerzeugung", die eine "vergleichbar gute Ökobilanz" habe wie die erneuerbaren Energien. (otr)