MEDIENSPIEGEL 26.3.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo,DS)
- Stadttauben: Nestbau in 3018 oder 031-anderswo
- Sicherheits-Wahn: FDP gegen FrePo-Abbau
- Kino-Leben: Splendid Ade
- RaBe-Info 25.+26.3.10
- Ausschaffungs-Tod: Demo am Sa 27.3.10, 16h Genfergasse
- Häuserkampf in der Roten Fabrik
- Big Brother Sport: Schnellverfahren SG; Fan-Protestaktion
- Drogen: Neue und Alte am Kommen
- Brauner Osten: Buchtipp

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REITSCHULE
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Fr 26.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: Bio Hof Heimenhaus, Text: R. Dost / B. Rumpf "Wir sind ein Teil der Erde"
20.30 Uhr - Tojo - "Poland Polas" ein Theaterabend von formation poe:son. Regie: Sarah-Maria Bürgin.
21.00 Uhr - Kino - Migration - Leben in der Fremde: Yasmin, Kenny Gleenan, D/GB 2004
21.00 Uhr - Frauenraum - Tanzbar mit DJ Grisumel: Standard und lateinamerikanische Tänze
22.00 Uhr - Dachstock - DJ Revolution (USA), Reef the Lost Cauze (USA), Block Mc Cloud (USA), Lord Lhus (USA), Snowgoons (D), DJ?s L-Cut & Kermit, Webba Showcase. Style: Hiphop

Sa 27.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: Bio Hof Heimenhaus, Text: R. Dost / B. Rumpf "Wir sind ein Teil der Erde"
20.00 Uhr - Frauenraum - 10 Jahre Schulprojekt ABQ: Apèro
20.30 Uhr - Tojo - "Poland Polas" ein Theaterabend von formation poe:son. Regie: Sarah-Maria Bürgin.
22.00 Uhr - Frauenraum - 10 Jahre Schulprojekt ABQ: Party mit Madame Léa (Pop), Mitternachtsshow und DJ PCB (Elektro)
23.00 Uhr - Dachstock - - Dachstock Darkside: Dom & Roland (UK), Deejaymf (Unreal/CH), VCA (Biotic/CH) - Support: Ryck (Rabass), Markee (Confront) - Style: Drumnbass

Infos: http://www.reitschule.ch

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BZ 26.3.10

Tojo Theater

 Karaoke und Klönereien

 Das Stück "Poland Polas" im Tojo Theater will das innere Gefühl der Heimatlosigkeit einfangen. Doch mit Karaoke wirds trivial.

 Fazit nach diesem Theaterabend: Das Leben schreibt nicht immer die besten Geschichten. Die Dialoge, die Regisseurin Sarah-Maria Bürgin verwendet, sind authentisch. Aber sind sie deshalb auch gut? Pro Helvetia hatte Bürgin eine Reise nach Polen finanziert, wo sie während fünf Monaten recherchierte. Ihr Dokmaterial aus Filmaufnahmen und gesammelten Interviews hat sie zu einem Stück verarbeitet, das in einem Warschauer Wirtshaus, wo Karaoke gesungen wird, spielt. Zwischen den Songpausen geraten die Protagonisten ins Klönen über ihre Familien, über Beziehungen und über das Dasein schlechthin.

 Für alle Ex-Boyfriends

 In lausigem Englisch erzählen die den realen Menschen nachempfundenen Figuren ihre Nöte. Sie werden vom Karaoke-DJ (Michal Romanczak) unterbrochen, wenn dieser ein Stimmungstief vermutet und ganz im Sinne von "The Show Must Go On" die nächste Darbietung ankündigt.

 Natürlich sind die Songtitel nicht zufällig gewählt und konterkarieren oder untermalen das zuvor Erzählte. Der junge Künstler (Dani Mangisch), der schwarz-weiss fotografiert, sich aber die Entwicklung seiner Bilder nicht leisten kann, und der findet, alles, sogar Polen, sei heutzutage exotisch, singt ein Lied von Rammstein. Ewa (Anna Krotosko) widmet ihre Songs allen "Ex-" und "Future-Boyfriends". Der Karaoke-DJ hingegen singt nur dann, wenn es Peinlichkeiten zu überbrücken gibt, etwa dann, wenn niemand aus dem Publikum sich freiwillig zum Karaoke meldet.

 Triviale Geschichten

 Die erzählten Familien- und Liebesgeschichten hingegen sind so beliebig und trivial, dass man sich fragt, ob es nötig war, diese in Polen aufzuspüren. Manchmal ist die Realität eben einfach dröge, und es wäre vielleicht an der Zeit, dass Kulturschaffende wieder mehr kreieren und fantasieren, statt strebsam wie Soziologiestudenten ihre Studienreise reflektieren. Am Ende dieses Karaokeabends mit lauem polnischem Bier vor der Nase fühlt man sich jedenfalls nicht viel besser unterhalten als früher, wenn Tantchen ihre Reiseimpressionen via Diashow der ganzen Familie präsentierte.

 Helen Lagger

 Nächste Vorstellung: heute 20.30 Uhr, Tojo Theater, Bern.

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20 Minuten 26.3.10

Bern Nightfever

 DJ Revolution: Legende der Hip-Hop-Kultur im Dachstock

 BERN. Heute füllen Beats, Raps und Scratches der Extraklasse den Dachstock. Verantwortlich dafür: die Hip-Hop-Legende DJ Revolution.

 Der heutige Dachstock-Headliner darf sich ohne schlechtes Gewissen zu einem der meistgehörten und meistrespektierten DJs der Welt zählen. Über elf Millionen Zuhörer weltweit fieberten jahrelang seinen wöchentlichen Hip-Hop-Sets in der Kultsendung "The Wake Up Show" entgegen. Den Respekt erntete er, indem er und seine Moderationskollegen King Tech und Sway ein Händchen für junge Talente bewiesen. So verpasste die Sendung Rappern wie Eminem, Common oder Xzibit den nötigen Karriere-Turbo, dank dem sie zu Superstars wurden. Darüber hinaus durfte sich Revolution auf unzähligen Alben von Rap-Schwergewichten verewigen.

 Dass er als DJ so erfolgreich sein würde, hätte er sich als elfjähriger Junge wohl nie erträumt. Der junge Rev drohte nämlich auf die schiefe Bahn abzurutschen. "Ich war ein richtiger Scheisser damals - viel zu schwierig für meine alleinerziehende Mutter", schreibt er in seiner Biografie. Deshalb setzte sie ihn schliesslich bei seinem Grossvater ab. Eine Entscheidung, die sich Jahre später auszahlen würde. Denn: "Mein Grossvater schenkte mir mit zwölf seinen alten Plattenspieler." Ohne es zu wissen, lancierte er damit die Karriere eines der wichtigsten Hip-Hop-DJs der Welt.  PEC

 Fr, 26.3., 22 Uhr, DJ Revolution, Dachstock.

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 Programm

 Das Line-up im Dachstock beschränkt sich nicht auf DJ Revolution. Reef the Lost Cauze (USA), Block MC Cloud (USA), Lord Lhus (USA) und die Snowgoons (D) sind als weitere internationale Gäste mit von der Partie. Die lokalen Turntablisten L-Cut und Kermit sind ebenfalls dabei, genauso wie der Berner Rapper Webba.

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Das Problem des innigen Lieds

 Die Privatreligion marschiert in engen Jeans: Auf ihrem neuen Album "1983" singt die 26-jährige Sophie Hunger gegen den modernen Massenkult des Individualismus.

 Christoph Fellmann

 Es ist nur ein Spiel, aber gespielt wird aggressiv. Auf dem Cover ihres neuen Albums sehen wir Sophie Hunger, wie sie aus ihren Händen zwei Pistolen formt, die eine an ihrer Schläfe, die andere auf den Betrachter gerichtet. Der Unterschied zur letzten Plattenhülle, der von "Monday's Ghost" (2008), ist frappierend: Vage bedroht von einer Hand, die sich von links ins Bild schob, blickte sie damals in die Kamera, unsicher, die Stirnfransen im Gesicht. Jetzt droht sie sich selber. Und uns.

 Das Selbstbewusstsein für diese grosse, deklamatorische Geste lässt sich leicht herleiten: Sophie Hunger hat seit "Monday's Ghost" innert zweier Jahre ihre kleine Schar von Kammermusikanten zur Rockband erweitert und mit ihr in Europa über 100 Konzerte gespielt, unter anderem im grossen "Olympia" in Paris. Sie hat nicht nur in der Schweiz, sondern auch in England, Deutschland und Frankreich gute bis sehr gute Kritiken erhalten und sich auf Arte, 3sat und in der ARD dem Fernsehfeuilleton erklärt. Ach ja, auf Platz 1 der Schweizer Hitparade hatte sie es auch geschafft, und von "Monday's Ghost" wurden 30 000 Exemplare verkauft.

 Wenn Sophie Hunger am 2. April für ihr erstes Schweizer Konzert der neuen Tournee also ins Zürcher "Helsinki" zurückkehrt, ist das nicht viel mehr als eine sympathische Referenz an den Ort, wo für sie alles in kühner Scheuheit begonnen hatte. Dem Circuit der kleinen Indie-Clubs ist die Hunger genauso entwachsen wie dem Stirnfransenfolk, und das ist auf "1983" noch mehr als auf "Monday's Ghost" auch gut hör- und sichtbar. Es erklärt aber noch nicht die Aggressivität der Pose.

 Das Publikum im Visier

 Ein Erklärungsversuch beginnt am besten beim Titelsong, benannt nach dem Jahrgang der Sängerin: "1983, wo sind deine Stimmen? Wo sind deine Ausnahmen, deine Mongoloiden?", heisst es da. Eine grössere Annäherung an etwas, was man einen Generationensong nennen könnte, wird man von Sophie Hunger vermutlich nie mehr kriegen - von ihr, die sich im gleichen Lied lieber "in den Keller zu den ausgestorbenen Tieren" legt, als am Massenkult ihrer Zeit teilzunehmen, dem des Individualismus.

 Dieser Individualismus taugt nach all den Indie-Generationen, die vor und nach 1983 gekommen sind, zwar nur mehr zum T-Shirt-Aufdruck. Das Problem ist jedoch von einer gewissen Perfidie: Gerade wer sich diesem Kult entzieht, verfällt ihm in besonders ironischer Weise. Das ist die Pistole, die Sophie Hunger sich und uns an den Kopf streckt, und in "Your Personal Religion" steht das Album kurz vor der Schussabgabe: In einem lauten, übersteuerten Manifest höhnt Hunger gegen "eure engen Jeans", "eure Sonnencrème-Spiritualität", "eure Privatreligion", "euren Mangel an Selbstkontrolle" - und ja, auch gegen "eure innigen Lieder".

 Damit ist nichts gesagt gegen die Innigkeit eines einzelnen Lieds - Sophie Hunger hat ja selber das eine oder andere in ihrem Repertoire, das man so nennen darf. Aber einiges gegen den Moment, in dem diese Innigkeit im Publikum eine Allgemeininnigkeit äufnet, die sich wiederum auf der Seite des guten, originären Geschmacks glaubt. Sophie Hunger nimmt hier also auch ihr eigenes Publikum ins Visier - im Wissen, dass der Rückstoss auch sie selber trifft: "One gun held against my shoe / The other one pointing at you", heisst es in "Lovesong to Everyone".

 Gerade in diesem Song steckt viel vom Unbehagen dieser Sängerin, die auf der Bühne durchaus mit Innigkeit und Intimität handelt, die ihre Fans auf der Myspace-Seite andererseits mit dem Satz begrüsst: "Musik ist nie authentisch."

 Zuweilen eine leise Gespreiztheit

 Dieser Zwiespalt ist in gewisser Weise eines der grossen Themen dieser Platte, aber wenn das hier wohl etwas theoretisch klingt, dann tut es dies auf "1983" zum Glück nicht. Der Trick ist der: Sophie Hunger meidet für ihre innigen Lieder sehr konsequent das übliche Vokabular der musikalischen Empfindsamkeit, all das Geruckel der Gitarren, das Quietschen der Saiten, das Schaben von Celli, das Brechen der Stimme. Die Platte, in Paris mit dem Toningenieur Stephane Briat aufgenommen, der schon für Air und Phoenix gearbeitet hat, ist einem folkigen Gestrichel weit ins Genre des Kunstlieds entrückt.

 Und ja, es gibt hier die Momente, da Sophie Hunger die Wahl ihrer Mittel mit einer leisen Gespreiztheit bezahlt. Aber es sind erfreulich wenige für eine 26-Jährige, die viel kann, dies auch gerne zeigt und dabei hörbar auch noch auf der Suche ist.

 Ansonsten darf man feststellen, dass Sophie Hunger an der Seite der fabelhaften Band ihren Stil weiter perfektioniert hat: Das Haltlose und Fahrige, das aus ihren Texten spricht, ihre Zweifel und Aggressionen überbringt sie auf eine sehr gehaltene, kontrollierte Art und Weise. Es gibt hier glasklare, elegant modulierte Pianoballaden, gut getrimmte Rockmomente und feine elektronische Detailarbeit - da ist nahezu jeder Ton mit Bedacht gesetzt. In den Texten organisiert Hunger ihre Welt in Widersprüchen; die Worte, die sie dafür wählt, und vor allem die Musik, die dazu spielt, die sind von aufreizender Übersichtlichkeit.

 Ein Chanson und eine Rede

 Man kann das unauthentisch nennen, aber nennen wir es doch kunstvoll. Denn anders kann man es nicht nennen, wie in "Leave Me With the Monkeys" allein die fahlen Paukenschläge von Julian Sartorius im Song ein Unbehagen aufsteigen lassen. Klar, es gibt geschmäcklerische Momente wie die verhauchte Posaune in "Citylights Forever"; aber dann schafft es die Band in "Le vent nous portera", einem Lied von Noir Désir, ganz beiläufig den milchigen Tonfall französischer Chanson-Tristesse zu treffen. So sparsam und dabei wirkungsvoll muss man erstmal spielen können. Und singen können. Wie Sophie Hunger ihre Stimme in den diesigen Gitarrennebel von "Headlights" aussetzt, wie sie später den Gesang leicht hinter den Puls zurückfallen lässt und den Song dann wieder an sich reisst, das zeigt schon an einem einzigen Beispiel ihren Rang im Schweizer Pop.

 Man mag ihren gestochen scharfen Bühnenduktus etwas manieriert finden - zumal Sophie Hunger ihn viersprachig in Mundart, Deutsch, Französisch und Englisch vorführt. Aber er entzieht dem Gesang nicht nur allfällige Reste von Gefühligkeit. Er sichert den Texten auch die Aufmerksamkeit, die sie verdienen und brauchen. Denn wenn einem da in voller Klarheit nicht jede Klarheit entglitte, man müsste Sophie Hungers Mission auf "1983" für gescheitert halten. Weil, "wenn dann der Regen doch kommt / Und all dein Erfolg war umsonst / Und all dein Zeug fliesst davon / Ja, dann hör gut hin, hör gut hin", heisst es im Titelstück und: "Dann singe ich dir ein Volkslied." Doch wer als Indie-Boy oder Indie-Girl mit dem weltläufigen Jahrgang 1983 dann nach einem überlieferten Rest von Vertrautheit sucht, und wer so vielleicht beim einzigen Mundartlied dieser Platte landet, der wird auch da, in "D'Red", nur hören: "Aues het u het ke Sinn."

 Nur die Musik, sie hat immer Sinn, und mehr muss und kann man bei Sophie Hunger nicht wissen. Man muss es nur aushalten. Weil, es ist zwar nur ein Spiel, aber gespielt wird aggressiv.

 Sophie Hunger: 1983 (Two Gentlemen/Irascible). Konzerte in Bern: 10. 4. Dachstock der Reithalle; 11. 4. Dampfzentrale.

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STADTTAUBEN
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Bund 26.3.10

"Stadttauben" möchten Nest bauen

 Alternative Gruppen wie die "Stadttauben" stossen auf Kritik. So auch in Bümpliz, wo sie Ende Mai die besetzte Parzelle verlassen müssen. Doch wer sind die "Stadttauben", und wieso leben sie im Bauwagen?

 Rahel Bucher

 Sie wollen Freiheit leben. Das zeigt sich schon an der Wohnung, die vier Räder hat. Damit können sie jederzeit weiterziehen. Von Platz zu Platz und in die möglichst grosse Unabhängigkeit vom staatlichen System. Trotzdem arbeiten sie für Lohn, füllen eine Steuererklärung aus und haben auch einen mobilen Internetanschluss. "Jeder soll so Leben, wie er will", ist ihre Devise. Die Rede ist von den "Stadttauben", der alternativen Wohngruppe, die sich vor knapp zwei Wochen am Waldrand von Bümpliz niedergelassen hat. "Wir wollen unseren Lebensraum selber gestalten", sagt Ruben. Zusammen mit drei anderen "Stadttauben" sitzt er an einem Gartentisch, draussen vor den bunten Bauwagen. Unter dem weissen Zelt, das eine Art Mittelpunkt der Wagenburg bildet, schläft der Hund. Kennengelernt haben sich die "Stadttauben" vor über zehn Jahren, beim Häuserbesetzen. Vor einigen Jahren haben sie sich Bauwagen gekauft und diese zu fahrenden Wohnungen umgebaut. Seither sind sie unterwegs. "Wir sind flotte junge Herren", sagt Ruben.

 System holt sie immer wieder ein

 Doch überall, wo sie ankommen und ihre Wagen abstellen, stossen sie auf Widerstand. Meist sind es Anwohner, die sich bei der Stadt beschweren. So auch in Bümpliz. Der Nordquartierleist Bümpliz meldete sich bei der Stadt und verlangt die Räumung der Parzelle. Zu einem Gespräch zwischen den "Stadttauben" und den umliegenden Anwohnern ist es laut Ruben bisher nicht gekommen. "Die meisten Leute urteilen über uns, ohne uns zu kennen, und machen sich ein falsches Bild", sagt Thomas.

 "Wir haben sogar ein Klo und einen Sanitärwagen mit Waschmaschine", sagt er. Doch da sie im Moment nirgendwo Strom beziehen können, müssen sie ohne Waschmaschine und fliessendes Wasser auskommen. Ihr Lebensstil sei sehr umweltschonend, meint Noah. "Wir brauchen von allem nur so viel wie nötig." Was sie bezüglich Vorurteilen auch ärgert, ist die Verhaltensweise von SVP-Grossrat Thomas Fuchs. In einem Schreiben unterstellt er den "Stadttauben", dass sie allenfalls Sozialhilfeempfänger sein könnten. Eine Unterstellung, die sie so nicht stehen lassen können. "Wir würden nie Sozialhilfe beziehen, weil wir dadurch vom staatlichen System abhängig würden", sagt Ruben. Genau das wollen sie aber vermeiden. Vielmehr streben sie "ein gewisses Mass an Freiheit" an. Dazu gehört für sie vor allem die Förderung des Zusammenlebens sowie gemeinsam etwas zu schaffen. Schaffen tun sie auch für Geld, um sich das Überleben zu sichern. Doch viel wichtiger ist ihnen das Schaffen gemeinsamer Projekte. "Das ist auch Luxus, der basiert aber nicht auf dem Schönsten und Besten", sagt Max.

 Miete für festen Platz

 "Natürlich können wir auch vom System profitieren", sagt Thomas. So zum Beispiel, wenn Leute Möbel oder Esswaren einfach wegschmeissen. Gleichzeitig müssten sie aber den Ansprüchen des Systems auch gerecht werden, sagt Max und fügt an, dass sie natürlich Rücksicht auf ihre Nachbarn nähmen und nicht nächtelang Lärm und laute Musik machten.

 Das System holt sie immer wieder ein. Nach dem Konflikt rund um ihre Gruppe und die Parzelle in Bümpliz, auf der eine andere Person schon seit drei Jahren wohnt, hat die Stadt vergangenen Montag eingelenkt (der "Bund" berichtete). So beauftragte sie die ehemalige Regierungsstatthalterin Regula Mader, eine Lösung für mobile alternative Wohnformen zu finden. Sie soll mit den alternativen Gruppen eine vertragliche Vereinbarung ausarbeiten. Am Dienstag kam es bereits zu einem ersten Gespräch zwischen Regula Mader und den "Stadttauben". Die Stadt will über die laufenden Gespräche nicht orientieren, sondern erst, wenn konkrete Ergebnisse vorliegen.

 Am liebsten hätten die "Stadttauben" einen festen Platz, auf dem sie etwas aufbauen könnten. Dafür wären sie auch bereit, eine "angemessene Miete" zu bezahlen, sagt Max. Ein Vorschlag, den sie der Stadt bereits unterbreitet haben. Allerdings ist sie bisher nicht darauf eingegangen. Vonseiten der Stadt heisst es, dass man keine Ausnahmen mache. Doch die Hoffnung bleibt. Irgendwann wollen die "Stadttauben" sesshafter werden und ein Nest bauen; mit "Werkstätten, Ateliers, einem Konzertraum oder gar einer eigenen Schule".

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 Stadt Bern setzt auf Rotation

 Neben den "Stadttauben" gibt es in Bern noch zwei weitere Gruppen, die experimentell wohnen: das "Zaffaraya" und die "Stadtnomaden". Im Oktober 2008 wurde unter der Führung des Stadtpräsidenten entschieden, alternativen Wohngruppen jeweils für drei Monate ein Grundstück der Stadt, des Kantons oder der Burgergemeinde zur Verfügung zu stellen. Die Stadt erwartet, dass das Grundstück von allen Gruppen gemeinsam genutzt wird. "Das Rotationssystem ist grundsätzlich geeignet, um illegale Besetzungen öffentlicher oder privater Grundstücke zu verhindern", sagt Roland Meyer, Generalsekretär in der Direktion für Finanzen, Personal und Informatik. Die "Stadtnomaden" halten sich an das dreimonatige Rotationsprinzip, die "Stadttauben" sehen darin keine Perspektive. Sie würden gerne länger an Ort bleiben. Langfristiges Ziel der Stadt ist die Schaffung einer Hüttendorfzone, auf der mobile Wohngruppen leben könnten. Über die Realisierung dieser Zone müsste wieder das Volk entscheiden. 1996 wurde sie abgelehnt. (reh)

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SICHERHEITS-WAHN
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BZ 26.3.10

Sicherheit

 "Sparen schmerzt"

 Die FDP kritisiert, dass die Fremdenpolizei nicht wie geplant verstärkt wird. Sparen tue eben weh, sagt Gemeinderat Reto Nause.

 Für mehr Sicherheit bewilligte der Stadtrat 2009 fünf zusätzliche Stellen bei der Fremdenpolizei. Heute sind vier der Stellen besetzt. Die Fünfte hat der Gemeinderat im Aufgaben- und Finanzplan auf 2012 verschoben. Dies, obwohl sich das Parlament gegen eine Etappierung ausgesprochen habe, moniert die FDP in einer Mitteilung. Diese stehe im Widerspruch zu den Beteuerungen des Gemeinderats im Abstimmungskampf zur Sicherheitsinitiative. "Damals konnte der Gemeinderat nicht genug betonen, wie sehr die Fremdenpolizei zur Verbesserung der Sicherheit verstärkt würde."

 Trotz Sparen mehr Polizei

 Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) hat für das Anliegen der FDP begrenzt Verständnis. "Dass wir die Fremdenpolizei nicht wie vorgesehen aufstocken können, ist ein Problem", räumt er ein. Mit Schengen und dem neuen Ausländergesetz seien die Anforderungen an die Fremdenpolizei stark gestiegen. "Das Parlament will jedoch auch ein ausgeglichenes Budget", so Nause. Dieses sei nur mit Sparen zu erreichen. "Das Sparprogramm 2011 tut weh", sagt Nause. "Aber ich trage den Beschluss des Gemeinderates solidarisch mit." Die 2012 zu schaffenden zusätzlichen Polizeistellen seien vom Sparprogramm nicht betroffen, sagt Nause. "Die dafür nötigen 2,2 Millionen Franken sind in der Planung berücksichtigt."
 as

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Blick am Abend 25.3.10

Polizei: "Abbau statt Ausbau"

 SICHERHEIT

 Sparen bei der Fremdenpolizei. FDP wehrt sich.

 Im Kampf gegen Menschenhandel, Schwarzarbeit und organisierte Bettelei soll die Fremdenpolizei der Stadt Bern ausgebaut werden. Dies entschied der Stadtrat vor einem Jahr. Fünf von vier Stellen sind besetzt, eine fehlt noch. Und das dürfte vorerst auch so bleiben. Im Finanzplan 2011-2014 wird die noch fehlende Stelle bei der Fremdenpolizei als "auf 2012 verschoben" deklariert. "Das geht so nicht, das Parlament hat schliesslich ausdrücklich eine Etappierung abgelehnt. Eigentlich hätte die ganze Verstärkung 2009 erfolgen sollen", sagt FDP-Fraktionspräsident Philippe Müller.

 Dass der Ausbau aufgeschoben werde, stehe im Widerspruch zu den Beteuerungen des Gemeinderats. Vor der Abstimmung über die Sicherheitsinitiative vom 7. März habe der Gemeinderat einen Ausbau der Polizei versprochen. "Das ist nun nicht der Fall", sagt Müller. ehi

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KINO-LEBEN
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BZ 26.3.10

Das Ende der Splendid-Ära

 Nächste Woche geht das Berner Kino Splendid wegen sinkender Zuschauerzahlen zu. Damit endet eine bewegte Geschichte.

 1925 wurde das "Cinema Splendid-Palace" als siebtes Kino der Stadt Bern eröffnet. 85 Jahre später verschwindet der Name Splendid aus der Berner Kinolandschaft: Wegen sinkender Zuschauerzahlen schliessen die beiden Säle in der Von-Werdt-Passage kommenden Mittwoch. Damit endet eine bewegte Geschichte, zu welcher auch ein jahrelanger Rechtsstreit in den Achtzigerjahren gehört. Die zukünftige Nutzung der Kino-Säle ist noch offen. azu

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Kinos in der Stadt Bern

 Ende einer bewegten Geschichte

 Kommenden Mittwoch schliesst das traditionsreiche Berner Kino Splendid endgültig: Nachdem im ursprünglichen Kino bereits 1988 die Lichter ausgingen, gehen nun auch die beiden neueren Säle im Untergeschoss zu.

 Dienstag, 1.September 1925. Ein "prachtvolles Eröffnungsprogramm" verspricht die Affiche zum Start des siebten Stadtberner Lichtspieltheaters, dem "Cinema Splendid-Palace". Gezeigt wird "Mein Heimatland die Schweiz!" - gemäss Inserat "für den Kenner des Schweizerlandes und seiner Geschichte ein wahrer Hochgenuss".

 Mittwoch, 31.März 2010. Um 20.45 Uhr läuft im Splendid 1 Doris Dörries "Die Friseuse", im Splendid 2 ist um 20.30 Uhr "Crazy Heart" mit Oscargewinner Jeff Bridges programmiert. Danach ist im Splendid Feierabend - für immer. Wegen sinkender Zuschauerzahlen schliesst die Kinokette Quinnie die beiden renovationsbedürftigen Säle. Zwei Monate später wird sie dasselbe aus dem selben Grund mit dem Cinema Star tun (wir berichteten).

 "Pippi" im Splendid

 Mit dem Lichterlöschen im Splendid geht ein Stück Berner Kinogeschichte endgültig zu Ende. Doch eigentlich hat das glorreiche Splendid bereits am 11.August 1988 ausgehaucht. Zum letzten Mal flackerte an diesem Donnerstag der Projektor im alterwürdigen Saal im Erdgeschoss. Nachmittags waren "Pippi Langstrumpf's neueste Streiche" zu sehen, abends - im "Sommerwunschprogramm" - Terry Gilliams Kultfilm "Brazil" mit Robert de Niro.

 Nach einem langen Rechtsstreit um den kompletten Umbau der Liegenschaft in der Von-Werdt-Passage wurde fast zehn Jahre später, am 14.März 1997, im Untergeschoss das neue Splendid mit zwei Sälen eröffnet. Für Filmfans: Gezeigt wurde Baz Luhrmanns poppige "Romeo&Juliet"-Adaption mit Leonardo DiCaprio und der französische Streifen "Ridicule".

 Wenn nächsten Mittwoch die Geschichte dieser beiden Säle besiegelt ist, werden sie, trotz leuchtenden Sternenhimmels, bald in Vergessenheit geraten. Ganz anders das "alte" Splendid: Noch heute sind unzählige Kindheits- und Jugenderinnerungen an das vor 22 Jahren geschlossene Kino geknüpft. Und zwar nicht deshalb, weil der 500-plätzige Saal einer der raren Art-déco-Bauten Berns war. Vielmehr galt das Lichtspieltheater lange Jahre als Mekka für Trickfilmfans: Vom "Dschungelbuch" bis zu "Bernard und Bianca" waren es vorab die Disney-Streifen, welche die Familien in Scharen anlockten. Für die adoleszente Klientel wiederum attraktiv waren die legendären Zweierlogen auf dem Balkon, in welchen man sich in geschütztem Rahmen dem andern Geschlecht annähern konnte.

 Obwohl der Saal nach dem langem Rechtsstreit erhalten blieb - die Logen gibt es längst nicht mehr. Und mit dem Ende der Untergrund-Kinos verliert das Splendid-Haus auch einen grossen Teil seines Flairs als Kulturhaus. Und das ist nicht ohne bittere Ironie. Denn dafür haben die Stadtbehörden in den Achtzigerjahren vor Verwaltungs- und Bundesgericht gekämpft. Gekämpft haben sie - auch das Ironie - gegen die Erben des Splendid-Erbauers Georges Hipleh-Walt, einem Schweizer Kinopionier, der um das Jahr 1900 mit Zelt, Projektor und Leinwand das ganze Land bereiste und dabei jeweils auch auf der Schützenmatte Halt machte.

 Züri West im Splendid

 Hipleh-Walts Erben wollten das Splendid, das ihr Vorfahre auf einem Hinterhof errichten liess, radikal in ein Geschäftshaus umbauen. Die Behörden, angeführt von Stadtpräsident Werner Bircher (FDP), rangen den Eigentümern einen Kompromiss ab: Der Saal, das Foyer und die Fassade zur Passage hin blieben erhalten; mit der neuen Nutzung durch die Buchhandlung Stauffacher, das Musikhaus Jecklin und das Kino behielt das Splendid seinen kulturellen Touch. Damit erlitten allerdings die Pläne der Stadt Schiffbruch, aus dem Splendid ein Rock- und Jazzlokal zu machen. Immerhin nahmen ja Züri West 1985 ihre erste Platte "Splendid" in demselben Saal auf, in dem während des Zweiten Weltkriegs die militärische Zensurbehörde 17855 Filme visionierte.

 Wie es nach dem nächsten Donnerstag im Splendid weitergeht, ist momentan offen. Laut der zuständigen Immobilienfirma ist noch kein neuer Mietvertrag für die Räumlichkeiten im Untergeschoss abgeschlossen - man arbeite aber mit Hochdruck daran. Auch die zukünftige Nutzung der musealen Kinokasse ist damit unklar. Ebenfalls seit geraumer Zeit ungenutzt ist der ehemalige Balkon. Immerhin: Im Saal verkauft Jecklin weiterhin CDs und DVDs - zumindest bis Ende Jahr. Dann läuft der Mietvertrag aus.

 Adrian Zurbriggen

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RABE-INFO
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Fr. 26. März 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_26._Maerz_2010_01.mp3
- 10 Jahre ABQ: Schwullesbische Schulbesuche im Kanton Bern
- Augen zu und eintauchen: Schweizer AutorInnen an der Berner Lesenacht
- Regenwald in Ecuador: Konflikte zwischen Holzfirmen und der lokalen Bevölkerung

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Do. 25. März 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_24._Maerz_2010_01.mp3
- Desertec- Strom aus der Wüste: umweltfreundliche Stromgewinnung oder Ausbeutung des Südens?
- ACTA- Abkommen: Schutz vor Geistigem Eigentum oder Beschneidung der Bürgerrechte?
- Grossratswahlen: Kein Klimaschaden für Bern oder Piratenpartei?

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AUSSCHAFFUNGS-TOD
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Indymedia 26.3.10

Chiasso: resoconto del presidio antirazzista

AutorIn : http://selvatica.noblogs.org

Chiasso: resoconto del presidio antirazzista e contro la violenza della polizia sui migranti     

Ieri, sabato 22 marzo, a Chiasso abbiamo indetto un presidio contro tutte le frontiere, in solidarietà con tutti e tutte i/le migranti, che ogni giorno subiscono le violenze delle divise dello Stato dentro e fuori i muri appositamente eretti per reprimere il fenomeno migratorio. Durante il presidio, partecipato da una cinquantina di persone (di cui parecchi migranti del centro di registrazione), è stato ribadito più volte alla dormiente Chiasso il tragico fatto di mercoledì scorso: a Zurigo un ragazzo nigeriano è stato ammazzato di botte dai servi in divisa mentre veniva forzatamente messo su un aereo che lo avrebbe rimpatriato in Nigeria. Questo ragazzo stava portando avanti da alcuni giorni uno sciopero della fame per opporsi al rimpatrio. Media e autorità poliziesche si sono subito discolpati, parlando di "individuo problematico" con precedenti penali e fisico debilitato, distogliendo l'attenzione dai metodi da torturatori usati dagli sbirri. Questo ennesimo episodio di violenza poliziesca ha scatenato la rabbia fra i migranti (sopratutto nigeriani) presenti al presidio, nei confronti degli aguzzini che rendono la loro vita impossibile, partendo così in un corteo spontaneo. Avviatosi dalla piazza in cui si svolgeva il presidio è culminato proprio in fronte alla dogana e alla centrale di polizia, simbolo di controllo e di oppressione. Durante il corteo sono stati scanditi, oltre parecchi slogan contro la polizia, guardie di confine e securitas (azienda privata di sicurezza che gestisce la sicurezza all'interno del centro), molti canti africani pieni di rabbia per un fratello ucciso ingiustamente, la loro ira è poi sfociata a gran voce con rivendicazioni al megafono: "Gli anni in cui eravamo schiavi sono passati!", "Abbiamo anche noi una dignità"
La polizia non si è fatta vedere...

anarchici e anarchiche

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Radio Dreyeckland (Freiburg) 26.3.10

karawane-festival 2010 in Jena

Vom 4.-6. Juni 2010 wird in Jena das karawane-festival 2010 "in erinnerung an die toten der festung europa" stattfinden. Ein Interview zu Idee, Stand der Vorbereitungen und Hintergrund des Festivals mit Walter Schlecht von der Aktion Bleiberecht, Freiburg.
http://www.freie-radios.net/mp3/20100326-karawanefes-33100.mp3

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Mail 25.3.10

Demo in Bern verschoben!!

Liebe Leute,

die Demo der NigerianerInnen wurde von Freitag auf Samstag, 16
Uhr verschoben.
Dies wurde von Mark Bamidele, africanmirror.org bestätigt.
Der Facebook-Aufruf für Freitag ist ebenfalls verschwunden, dafür
gibtsnun jenen für Samstag:
http://www.facebook.com/home.php?#!/event.php?eid=111124715567635

Greez, Z.

NEVER AGAIN ! DEMONSTRATION IN BERN
We are protesting the death of a 29 year old Nigerian in ZurichAirport during an attempted forced deportation by the Swiss police on17th March 2010.
According to an eye witness, himself also, a victim of forceddeportation:
"They treated us like animals. They shackled our feet,knees, hands, hips, arms and torso and made us wear a helmet like thoseworn by boxers. It was simply impossible to move. One of us who refusedsuch treatment died in the process".
Date: Saturday, 27th March 2010
Venue: Bern, 16h till 17h30
Itinerary: Genfergasse (by Burgerking at Bern Main TrainStation) -Neuengasse-Waisenhausplatz
Please forward to your friends and contacts.

NIE WIEDER ! DEMONSTRATION IN BERN
Wir protestieren wegen dem Tod eines 29-jährigen Nigerianers am Flughafen Zürich während einer versuchten Zwangsausschaffung durch diePolizei am 17. März 2010.
Gemäss eines Augenzeugen, ebenfalls ein Opfer von Zwangsausschaffung: "Sie behandelten uns wie Tiere. Sie fesselten unsere Füsse, Knies, Hände, Hüfte, Arme und Oberkörper und setzten uns einen Helm auf wie jene von Boxern. Es war schlicht unmöglich, sich zu bewegen. Einer von uns, der diese Behandlung verweigerte, starb in der Folge."
Datum: Samstag, 27. März 2010
Ort und Zeit: Bern, 16 bis 17.30 Uhr
Route: Genfergasse (beim Burgerking am HauptbahnhofBern)-Neuengasse-Waisenhausplatz
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PLUS JAMAIS CA ! MANIFESTATION A BERNE
Nous protestons contre la mort d'un Nigérian âgé de 29 ans à l'aéroport de Zurich pendant une tentative de renvoi forcé par la policele 17 mars 2010.
Selon un témoin sur place, lui-même également une victime de tentative derenvoi forcé : " Ils nous ont traité comme des animaux. Ils ont ligoténos pieds, nos genoux, nos mains, nos bras et corps et nous ont fixé uncasque comme celui des boxeurs. C'était pratiquement impossible debouger. Un de nous qui refusait un tel traitement est mort par lasuite."
Date: Samedi, 27 mars 2010
Lieu et heure: Berne, 16h.00 jusqu'à 17h.30
Itinéraire: Genfergasse (au Burger King à la gare principale de Berne) -Neuengasse-Waisenhausplatz
Prière de distribuer autour de vous

Contact : 076 328 70 03 / 076 339 10 98 / 078 812 51 84
http://nidoe-swiss.ch, NUS, http://africanmirror.org

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RaBe-Info 25.3.10

Tod eines Nigerianers bei Zwangsausschaffung aus der Schweiz BEITRAG1

((anmod))
Vergangene Woche ist ein Nigerianer bei seiner Ausschaffung aus der Schweiz gestorben.
Wie die Polizei bekannt gab, hatte sich der 29-Jährige der Zwangsausschaffung widersetzt. Daraufhin wurde er gefesselt und kurze Zeit später zeigte er laut Polizei plötzlich gesundheitliche Probleme. Seine Fesseln wurden gelöst, doch für den Nigerianer kam jede Hilfe zu spät. Seit 1999 dies bereits der dritte Häftling, der an den Folgen von Zwangsmassnahmen gestorben ist.
Das wirft Fragen auf, die Wilna Rall an Balthasar Glättli, Generalsekretär von Solidarité Sans Frontières stellte
http://www.freie-radios.net/mp3/20100325-todeinesni-33070.mp3

((abmod))
Deshalb fordert Solidarité Sans Frontières, in Zukunft ganz auf Zwangsausschaffungen zu verzichten, so Generalsekretär Balthasar Glättli.

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Hungerstreik im Gefängnis und Vorstösse im Zürcher Kantonsrat: Der tragische Tod des Nigerianers bei der Zwangsausschaffung hat Folgen BEITRAG2

((anmod))
Mindestens neun Häftlinge im Ausschaffungs-Gefängnis in Zürich-Kloten sind in einen Hungerstreik getreten.
Sie protestieren damit gegen den tragischen Tod von Alex Usowulu. Der 29-jährige Nigerianer ist am vergangnen Samstag während seiner Zwangsausschaffung aus noch ungeklärten Gründen gestorben.
Die Ratslinke im Zürcher Kantonsparlament fordert nun, dass unabhängige Stellen, in die Untersuchung der Staatsanwaltschaft miteinbezogen werden.
Wilma Rall berichtet
http://www.freie-radios.net/mp3/20100325-hungerstreik-33071.mp3

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Indymedia 25.3.10

R. I. P. Alex Uzuwulu ::

AutorIn : Solidarität         

Trauer In Trauer um den Tod von Alex Uzuwulu haben wir heute in Zug ein Transparent aufgehängt und in der Stadt zwei Trauerkränze niedergelegt. An den Kränzen haben wir folgende Information für die Passanten hinterlassen:     

Fotos: http://ch.indymedia.org/de/2010/03/74603.shtml

R. I. P. Alex Uzuwulu

Am letzten Mittwochabend den 17. 3. 2010 wurde der 29 jähriger Nigerianer Alex, unter Beisein der Polizei im Ausschaffungsknast in Kloten ermordet. Ihm wurden gewaltsam Hand und Fussfesseln angelegt, da er sich angeblich gegen seine Deportation zur Wehr setzte.
Die Medien verbreiteten gleich darauf das Bild eines kriminellen, drogendealenden Ausländers. Obwohl Alex nie von einem Gericht verurteilt wurde.
Wir sind schockiert über Alex Tod. Er ist schon der dritte Mensch der dem rassistischen Terrorregime, unter dem humanitären Deckmantel, in Kloten zum Opfer gefallen ist. Wir schämen uns für diese ach so humanitäre Schweiz und möchten der Familie des Betroffenen und allen Anderen unser tiefes Mitleid kundtun.
Wir fordern die lückenlose Aufklärung dieses Mordes damit die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können. Ausserdem die sofortige Beendigung jeglicher Ausschaffungen und menschenunwürdigen Behandlungen der Asylsuchenden in der Schweiz !! Dies ist das Mindeste was wir den Angehörigen und Freunden von Alex schulden.
Lassen wir nicht zu, dass Menschen weiterhin, nur weil sie eine andere Hautfarbe haben oder keine Papiere besitzen, gedemütigt, verfolgt, diskriminiert oder getötet werden. Asyl ist ein Menschenrecht!!

Friede den Hütten
Krieg den Palästen
Feuer und Flamme den Ausschaffungsknästen!!

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HÄUSERKAMPF
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Mail 26.3.10

Zureich 2010

hallo zäme

nächsten donnerstag gibts bereits den vierten und letzten teil der dvd-premiere "allein machen sie dich ein" über die zürcher jugend- und häuserbewegung der 1950-1990er-Jahre (siehe märz-megafon) in zürich in der roten fabrik.

da war jemand jahrelang selbst aktiv, hat ein ganzes archiv zu den häuserkämpfen in zürich aufgebaut und nun noch eine monumentale reihe von dokfilmen zur häuserbwegung in zürich (8 teile!) zusammengeschnitten und konzipiert... - hingehen lohnt sich sehr.

wer nicht nach zürich kann und/aber sowieso fürs ganze und fürs zusammen oder alleine gucken: die dvd mit den filmen von mischa brutschin ist ab sofort käuflich erwerblich, entweder bei mir oder direkt bei mischa unter kontakt@zureich.ch - ein grosses stück neuere zeitgeschichte!!!

... wer weiss, vielleicht gibts ja diesen sommer eine bis zwei filmnächte im hof der reitschule mit der "häuserbewegung zureichs", lauschigem sommerwetter und hofbar...  ;)

ausserdem empfehle ich die website: http://www.zureich.ch

herzliche grüsse

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WOZ vom 11.3.2010:

Häuserbewegung

Unter dem Titel "Allein machen sie dich ein" sind in der Zürcher Roten Fabrik an vier aufeinanderfolgenden Donnerstagen Filme und Dokumente zu sehen, die die wichtigsten Stationen der HausbesetzerInnenbewegung in der Stadt zeigen. Diese Aktivitäten waren eng an die Forderung nach einem selbstverwalteten Jugendhaus gekoppelt. Die Reise beginnt in den fünfziger Jahren, geht über das Globus-Provisorium beim Bahnhof, die Autonome Republik Bunker, die besetzten Häuser an der Venedigstrasse bis zu den Aktionen der Gruppe "Luft und Lärm" in den siebziger Jahren. Anfang der achtziger Jahre folgten das AJZ an der Limmatstrasse und die Krawalle um das Opernhaus, die auch die Umwandlung der Roten Fabrik in ein Kulturzentrum beschleunigten.
Bald kamen die Forderungen nach günstigen Wohnungen und Räumen für alternative Lebensentwürfe dazu, wie sie sich etwa im Karthago am Stauffacher herauskristallisierten.

Mischa Brutschin hat filmische und andere Materialien, die zwischen 1979 und 1994 - bis zu den Zeiten von Wohlgroth und Dreieck - geschaffen wurden, zu einem achtteiligen Zyklus gefügt, der auch als DVD-Box vorliegt.
Inzwischen hat sich die Wohnungsnot in "Zureich" enorm verschärft, der Zyklus bietet also auch Anschauungsmaterial und Anregungen für zukünftige Aktionen. ibo

"Allein machen sie dich ein" in: Zürich Rote Fabrik, Do, 11./18./25. März und 1. April, jeweils 20 Uhr. http://www.zureich.ch

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BIG BROTHER SPORT
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Südostschweiz 26.3.10

Schnellverfahren gegen Hooligans sind "fair"

 Seit Herbst 2009 bis heute führte die Kantonspolizei St. Gallen 20 Schnellverfahren gegen gewalttätige "Sportfans" durch. Die Massnahmen gegen Hooligans müssen nun noch weiter verfeinert werden.

 St. Gallen. - Anlässlich der Präsentation der Kriminalstatistik 2009 kam der St. Galler Kripo-Chef Bruno Fehr gestern in St. Gallen auch auf Massnahmen gegen Hooligans zu sprechen. Seit der Einführung des Schnellverfahrens im Kanton gegen gewalttätige Sportfans wurde dieses Verfahren 20-mal angewendet. Davon wurden elf Fälle 2009 behandelt.

 "Keine Freizeitbetätigung"

 Die Massnahmen rund um die beschleunigten Verfahren müssten nun weiter verfeinert werden, so Fehr. Vor allem müsse den Zielgruppen "mit aller Deutlichkeit klar gemacht werden, dass Randale und Vandalenakte um Sportveranstaltungen keine Freizeitbetätigung sind, sondern konsequent verfolgt werden". Fehr hielt fest, dass die Schnellverfahren fair abliefen und "jedem Beschuldigten während des Verfahrens das absolute Recht der Strafprozessordnung zusteht".

 Der Kripo-Chef relativierte des weiteren den Begriff "Hooligan". Die Beschuldigten seien oft "normale" Bürger, Studenten oder Lehrlinge, hielt er fest. (sis) Bericht Seite 3

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Blick am Abend 25.3.10

BASEL

 Fans gegen Polizei und Fussballverband

 PROTEST

 Neben dem Feld sind sie sich spinnefeind. Gestern spannten die Fanlager des FCB und des FCZ zusammen. Beim Einlauf der Teams präsentierten die Fan-Kurven zwei Spruchbänder: "SFV + Polizei: Eui Sicherheit forderet ...", stand bei den Zürchern. Die Muttenzerkurve ergänzte: "... meh Verletzti als unseri Fankultur." Die Fans spielten auf die Vorfälle in St. Gallen an. "Das ist der Hammer", sagt Benjamin Lütolf von der St. Galler Polizei. "Die Aggressionen gingen von den Fans aus." ps

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DROGEN
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Bund 26.3.10

Designerdrogen sollen schnell verboten werden können

 Hersteller und Dealer von neuen psychoaktiven Substanzen haben in der Schweiz eine lange Schonfrist. Das dürfte sich bald ändern.

 Maurice Thiriet

 Die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic, zuständig für die Betäubungsmittelkontrolle, braucht lange, um neue Designerdrogen auf die Verbotsliste zu setzen. Zu lange, wie das Beispiel Mephedron zeigt: Die Substanz wirkt euphorisierend wie die Ecstasy-Grundsubstanz MDMA und hat ein psychisches Abhängigkeitspotenzial wie Kokain.

 Bereits 2008 warnte Europol vor einem Mephedron-Boom, der in England seit Mitte letzten Jahres tatsächlich einsetzte. Im Oktober 2008 starb in Schweden erstmals eine Konsumentin nach der Einnahme des weissen Pulvers. Allein vergangene Woche starben drei Engländer nach Mephedron-Konsum. Seit 2008 haben mehr als ein halbes Dutzend Länder Mephedron verboten. Darunter Australien, Schweden, Kanada und Ende Januar im Eilverfahren auch Deutschland. Nach dem Verbot in Deutschland weichen die Händler mit ihren Internetshops in die Schweiz aus. Der Polizei sind die Hände gebunden, denn Swissmedic hinkt den Herstellern und Dealern neuer Drogen weit hinterher.

 Zuletzt ergänzte sie Mitte März die Liste der verbotenen Betäubungsmittel. Längst bekannte Substanzen, darunter synthetische Cannabisprodukte (Spice), Mephedron und andere in Nachbarstaaten verbotene Substanzen, fehlten aber auf der Liste. Darum hat Swissmedic nun Ergänzungen der Verbotsliste vorgeschlagen: Cannabinoide, Mephedron und verwandte Substanzen sollen auf den Index. Doch zuerst müssen 16 Verbände der Gesundheits- und Pharmabranche und sechs Bundesämter im Konsultationsverfahren ihre Meinung kundtun. Da die Institutsleitung von Swissmedic nur alle vier Monate tagt, um die Ergänzungen zu verordnen, dauert es bis zur Umsetzung der Änderungen jeweils mindestens acht Monate. So lange wird es auch mindestens dauern, bis Mephedron in der Schweiz verboten ist. "Die ergänzte Verbotsliste wird frühestens im November 2010 wirksam", bestätigt Swissmedic-Sprecher Joachim Gross.

 Künftig wird Swissmedic wohl speditiver arbeiten können. "Im Rahmen der aktuell anstehenden Revision der Verordnungen zum Betäubungsmittelgesetz (BetmG) soll das Verfahren verkürzt werden", sagt Gross. Dank einer Verordnungsänderung im BetmG sollen die Drogenexperten der Swissmedic künftig die Verbotsliste jederzeit mit verdächtigen Substanzen ergänzen können. Absegnen und in Kraft setzen kann die neuen Verbote dann ebenfalls jederzeit und unkompliziert Didier Burkhalters Departement des Innern. Ob auf Stufe Bundesrat, Amtschef oder tiefer, sei noch abzuklären.

 Erst verbieten, dann fragen

 Martin Büechi vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestätigt, dass im BAG eine entsprechende Verordnung in Arbeit sei. Das heisst konkret: Künftig soll zuerst verboten werden und erst dann gefragt. Sollten Industrie- oder Interessenverbände Probleme mit dem Verbot einer Substanz bekunden, können sie ihre Meinung im Nachhinein kundtun. Das langwierige Konsultationsverfahren fällt gänzlich weg. Büechi ist optimistisch, dass die neue Verordnung die Vernehmlassung in den Bundesämtern übersteht. Das Bundesamt für Polizei jedenfalls begrüsse das Vorgehen, negativ habe sich bisher kein Bundesamt aus keinem Departement geäussert.

 Nach Zeitplan soll das neue BetmG und damit auch das beschleunigte Verbotsverfahren Anfang 2011 in Kraft treten. "Wir gehen davon aus, dass wir mit dem neuen Verfahren erheblich an Zeit sparen", sagt Swissmedic-Sprecher Joachim Gross.

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Basler Zeitung 26.3.10

Kokain weiter auf dem Vormarsch

 Cannabis steht bei Konsumenten an der Spitze, harte Drogen legen zu

 Mischa Hauswirth

 Die Drogenfahnder richten ihr Augenmerk wieder vermehrt auf harte Drogen wie Kokain und Heroin. Am meisten Verzeigungen gab es 2009 wegen Cannabiskonsums.

 Während Cannabis mit rund 50 Prozent die bei Konsumenten am meisten sichergestellte Droge ist, sieht die Situation beim organisierten Handel ganz anders aus. "Dort ist Kokain mit Abstand nach wie vor am meisten vertreten", sagt Thomas Homberger, Leiter des Drogendezernates Basel-Stadt. Gestern veröffentlichten Basel-Stadt und Basel-Landschaft ihre Kriminalstatistiken.

 Die Fahnder stellen fest, dass das Kokain nicht mehr direkt von Südamerika in die Schweiz transportiert wird. Mittlerweile seien in Spanien und Amsterdam fest installierte Drogenverarbeitungsindustrien entstanden, welche die Droge für die Verteilung in Europa vorbereiteten.

 Auch wenn Cannabis häufiger konsumiert wird als Kokain, Homberger und sein Team konzentrieren sich dennoch auf die harten Drogen und damit auf die Jagd nach den Grossdealern. "Nicht zuletzt, weil die personellen Ressourcen äussert knapp waren", erklärt Homberger die Strategie.

 Comeback von Heroin. Während der Grosshandel von Cannabis gemäss Homberger von Türken oder türkischstämmigen Schweizern kontrolliert werde, befinde sich der Kokainhandel auf der Strasse fast ausschliesslich in den Händen von Schwarzafrikanern, besonders von Nigerianern. Neuerdings würden wieder vermehrt albanische Gruppierungen auftauchen, die versuchten, mit Heroin Geschäfte zu machen.

 Heroin ist nach Jahren wieder ein Thema. Bei den schweren Fällen von illegalem Handel machte das Opiat 2008 noch 22 Prozent aus, 2009 dann 33 Prozent. Das entspricht einer Zunahme um rund zehn Prozent. Bei den Konsumenten wurde diese Veränderung noch nicht festgestellt. "Wir gehen aber davon aus, dass sich hier etwas tut", so Homberger.

 Die neue Heroinwelle hängt mit der Rekordernte von Schlafmohn in Afghanistan zusammen. Die EU warnt bereits davor.

 Wer sind die neuen Heroinkonsumenten in Basel? Was sagen Experten zum Comeback von Heroin? Lesen Sie die Reportage zum Thema morgen in der Basler Zeitung.

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BRAUNER OSTEN
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Bund 26.3.10

Die braune Brut im Osten macht sich ungehindert breit

 Roma, Juden, Andersdenkende sind die Opfer. Der "Bund"-Osteuropa-Korrespondent legt mit einem Kollegen eine erschreckende Untersuchung vor.

 Claudia Kühner

 Es kann keinen wundern, dass nach 1989 in den einstigen Satellitenstaaten der Sowjetunion starke nationalistische Bewegungen entstanden. Nach Jahrzehnten kommunistischer Unterdrückung im Gewande des Internationalismus kam nun die Morgenröte nationaler Ideologien. Von denen sich bald zum Teil üble nationalistische, rassistische, antisemitische Gruppierungen nährten.

 Heute ist bereits die nächste Generation am Wirken, die auch vor Mord nicht zurückschreckt. Die "Führer" sind um die dreissig, das Fussvolk oft noch Teenager. Sie scheuen die Öffentlichkeit nicht, im Gegenteil. Sie entstammen nicht, wie man oft meint, vorwiegend der Unterschicht, sondern der Mittelschicht.

 Es ist eine Erscheinung, die sich über den ganzen ehemaligen Ostblock zieht, wenn sich Gewichtungen, Methoden oder Ziele auch unterscheiden. Bernhard Odehnal, Österreich- und Osteuropakorrespondent des "Bund", und sein Kollege Gregor Mayer, der in Belgrad und Budapest lebt, legen nach Jahren der Recherche einen beängstigenden Report vor. Als Beispiel dienen ihnen Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Kroatien, Serbien und Bulgarien.

 Bei allen Unterschieden in den beschriebenen Staaten ist die grosse Gemeinsamkeit der tief sitzende Hass auf die Roma und der ebenso tief verwurzelte Antisemitismus. Roma sind stets die ersten Opfer regelrechter Gewaltausbrüche. Gleichzeitig sorgt keiner der Staaten ernsthaft dafür, dass sich ihre Situation verbessert, von einzelnen Bemühungen abgesehen. Zugleich präsentiert sich diese neue Rechte gerne als Opfer staatlicher Repression, als jene, die mit dem "korrupten Saustall" aufräumt und von oben daran gehindert wird.

 Der Hass gegen die Juden drückt sich anders aus, denn sie leben nicht in geschlossenen Siedlungen und verkörpern nicht die unterste und hilflose Gruppe in der Gesellschaft. Sie sind in erster Linie den Verleumdungskampagnen bestimmter Medien ausgesetzt, durchaus nicht nur des rechten Randes. Die uralten antijüdischen Stereotype werden mit einer Obsession sondergleichen weiterverbreitet.

 Tief sitzender Antikommunismus

 Das alles vermengt sich mit einem tief sitzenden Antikommunismus der Vätergeneration und der Wut auf jene Funktionäre, die sich nach 1989 eine goldene Nase verdient haben, während das gewöhnliche Volk nicht mehr weiss, wie es ohne die staatlichen Wohltaten von einst im kapitalistischen Alltag bestehen kann. Was nicht heisst, dass sich nicht auch einstige Kommunisten unter den Rechten wiederfinden - keine Wende absurd genug, als dass sie nicht möglich wäre.

 Den Auftakt des Buchs macht Gregor Mayer mit Ungarn, und eine drastischere Einführung in das Thema lässt sich kaum denken. Nirgends ist die Rechte so stark und so weit in das Parteiensystem vorgerückt wie hier, wie die Parteien Fidesz und noch weiter rechts Jobbik belegen. Jobbik hat bei der Europawahl vor einem Jahr 15 Prozent gewonnen und ist nun mit drei Abgeordneten in Brüssel vertreten. Ihr Hass auf Roma, Juden, Andersdenkende überhaupt blüht aber weit über die engeren Parteigrenzen hinaus.

 Verbreiteter Rechtsextremismus

 Wo der Rechtsextremismus seine historischen Wurzeln hat, zeigt Mayers Analyse der jüngeren ungarischen Geschichte mit dem traumatischen Verlust von zwei Dritteln des Territoriums nach dem Ersten Weltkrieg, dem Ende des alten Ungarn. Sündenböcke waren zu allen Zeiten schon die Juden. 1944 halfen die Ungarn den Nazis, Hunderttausende von ihnen nach Auschwitz zu deportieren.

 Dass Rechtsextremismus aber auch ohne traumatische Vergangenheit blühen kann, zeigt das Beispiel Tschechien: Hier herrschte keine faschistische Diktatur, keine Marionettenregierung der Nazis. Es gab in diesem Land auch keinen Befreiungskrieg mit dem Zeug zum Mythos, dafür einen so untypischen Nationalhelden wie die Romanfigur des subversiven Soldaten Schwejk, der die Grossmacht Habsburg auf seine Weise vorführte, aber als Nationalismus-Ikone wahrlich nicht zu gebrauchen ist.

 Insgesamt gab es weniger Antisemitismus in Tschechien, aber was Bernhard Odehnal an rechtsextremistischen Umtrieben unserer Tage beschreibt, unterscheidet sich wenig von jenen in den umliegenden Ländern. Übrigens gerade hier auch mit guten Kontakten nach Deutschland und in die Schweiz, deren SVP und ihre Schäfchenpropaganda nachahmenswert erscheinen.

 Eine weitere übernationale Gemeinsamkeit, die die Autoren herausarbeiten, ist die Interessen- und Tatenlosigkeit von Polizei, Justiz, politischen Organen oder der Kirche. Die relevanten gesellschaftlichen Kräfte schreiten nur halbherzig ein. Oder lassen sich, wie die orthodoxe Kirche in Serbien, sogar mit diesem Milieu ein. Hier verbinden sich Klerus, rechtsextremistische Jugendliche und Hooliganszene zu einem üblen Gebräu.

 Ebenso können die beiden Autoren so gut wie nichts über eine klare Ansage seitens der EU schreiben. Immerhin sind die beschriebenen Staaten mehrheitlich EU-Mitglieder oder -Kandidaten. Irritierend sind auch obskure Verbindungen wie zum Beispiel jene der jüngst pleitegegangenen Hypo-Alpe-Adria-Bank in Klagenfurt. Die Bank unter der einstigen Aufsicht des Landeshauptmanns Jörg Haider und mit engen Beziehungen zu Bayern, das deswegen auf 3,7 Milliarden Euro Schulden sitzt, sponserte bis 2007 den kroatischen Sänger Thompson, einen Star der rechten Szene - belegt mit einem Einreiseverbot für die Schweiz.

 Wer das Buch gelesen hat, wird erkennen, dass es sich hier nicht um eine Randerscheinung handelt, die man ohne Weiteres ignorieren kann. Das alles spielt sich mitten im aufgeklärten Europa ab.

 Bernhard Odehnal, Gregor Mayer: Aufmarsch. Die rechte Gefahr aus Osteuropa. Residenz, 2010. 297 S., Fr. 37.90