MEDIENSPIEGEL 7.4.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Schützenmatte: Lunapark ahoi
- Bollwerk-Kunst
- Bettelei Season 2010
- Lautstark #17
- Squat Biel: Bildungszentrum jetzt!
- 1. Mai Luzern
- Asyl: Illegal in "Annabelle"
- Randstand Zureich: Gegensätze
- Militärpolizei in Zügen + Bahnhöfen
- Swing Kids: Eleganter als die Hitler-Jugend
- Taser: Prozess in Frankreich
- Anti-Atom: Benken-Endlager-Kritik; Atom-Alternativen

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REITSCHULE
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Mi 07.04.10
19.00 Uhr - SousLePont - Veganer Pflanzenfresser Spezialitäten Abend
20.30 Uhr - Tojo - "Alleinsein ist immer zu kurz" ein Stück über Annemarie von Matt. Regie: Lilian Naef. Mit: Stine Durrer

Do 08.04.10
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter - elektronische Leckerbissen zu lesbisch-schwulem Chillen mit DJ Xylophee, DJ Dunch, DJ FRATZ, Mike, Nadja & DJ ELfERich
20.15 Uhr - Kino - Mitgliederversammlung Grundrechte.ch: Filmpremiere von Tele G: "20 Jahre Protest gegen den Schnüffelstaat: Wie war das damals, was ist davon geblieben?"
21.00 Uhr - Rössli-Bar- The Pharmacy (USA) - support: everest on tt

Fr 09.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Alleinsein ist immer zu kurz" ein Stück über Annemarie von Matt. Regie: Lilian Naef. Mit: Stine Durrer
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden...": The Rocky Horror Picture Show, Jim Sharman, USA/UK 1975

Sa 10.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Alleinsein ist immer zu kurz" ein Stück über Annemarie von Matt. Regie: Lilian Naef. Mit: Stine Durrer
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden?": The Rocky Horror Picture Show, Jim Sharman, USA/UK 1975
22.00 Uhr - Dachstock - Sophie Hunger (CH) & Band, Support: George Vaine
22.00 Uhr - SousLePont - Budget Boozers (Garage Trash Rock'n'Roll), Support: Shady & the Vamp (Garage Punk) und Sonic Angels (Garage Rock'nRoll)

So 11.04.10
21.00 Uhr - Dachstock - ISWHAT?! (Hyena/Discograph/Alive/USA), feat. Napoleon Maddox (Rap/BeatBox), Brent Olds (Bass), Cocheme'a Gastelum (Sax), Hamid Drake (Drums)

Infos: http://www.reitschule.ch

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SCHÜTZENMATTE
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BZ 7.4.10

Schützenmatte

 Lunapark kommt

 Vom 10. bis am 25.April findet auf der Schützenmatte wieder der traditionelle Lunapark statt. Am Samstag sind die Bahnen ab 14 Uhr in Betrieb. Täglich können die Attraktionen bis 23 Uhr genutzt werden.pd

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BOLLWERK KUNST
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Bund 7.4.10

Interview mit Daniel Suter, Marks Blond

  "Freie Szene ist zu wenig gefördert"

 In Bern gibt es immer mehr Off Spaces, alternative Kunsträume. Der älteste und renommierteste ist Marks Blond. Initiant Daniel Suter erzählt im Interview, warum die Off Spaces regelmässige Subventionen erhalten sollten.

 Es gibt in Bern etliche Museen und Galerien. Wozu braucht die Kunstszene da noch Off Spaces?

 Daniel Suter: Ein Off Space setzt eine Gegenbewegung zu Museen und Galerien. Er ist sehr theoretisch ausgerichtet, das ist in Galerien nicht der Fall. Wir können experimentieren und führen mithilfe der Kunst gesellschaftliche und politische Debatten, da wir kein Massenpublikum bedienen müssen. Zudem ist die Kunstförderung eine unserer wichtigsten Aufgaben.

 Inwiefern?

 Wir sind sozusagen ein Trichter: Junge Kunstschaffende, die keine Möglichkeit haben, im Museum auszustellen, können bei uns erste Erfahrungen sammeln. Zudem fördern wir ihre Selbstbestimmung.

 Wie?

 Künstler können zu uns kommen und sagen: Ich will ausstellen. Wenn sie hartnäckig bleiben, erreichen sie ihr Ziel. Zudem gestalten sie die Ausstellung zum grossen Teil mit. So viel Autonomie hat ein Künstler in Galerien oder Museen kaum.

 Oft heisst es, Off Spaces seien Vorläufer der Galerien.

 Das stimmt nicht. Wir sind unabhängig und nicht kommerziell orientiert. Während ein Galerist vom Verkauf der Werke lebt, tragen wir unsere Selbstlasten und sind auf Sponsoren und Gönner angewiesen. Verdienen tut an den Off Spaces niemand.

 Dann verkauft Ihr keine Werke?

 Kunst ist bei uns nicht zum Verkauf bestimmt. Es kommt aber vor, dass jemand ein Werk trotzdem kaufen will. In diesen seltenen Fällen verrechnen wir nicht 50 Prozent, wie es in Galerien üblich ist, sondern lediglich 35, um unsere Unkosten zu decken.

 Also gibt es doch eine Grauzone, was den Verkauf anbelangt.

 Für mich gibt es eine klare Grenze, und die kommuniziere ich auch im Netzwerk Off Off, dem die unabhängigen Kunsträume Schweiz angehören: Wenn ein Off Space an einer Kunstmesse als Galerie teilnimmt, dann wird er vom Netzwerk ausgeschlossen. Ein Off Space arbeitet weder an Beziehungen zu Käufern noch zu Kunsthändlern.

 Und an der Beziehung zum Publikum? Oft provozieren Off Spaces mit provokativen Interventionen die Passanten.

 Wenn ich den Satz "Was soll das?" höre, ist das eine Motivation. Schliesslich will ich, dass ein Kunstwerk bei den Leuten Fragen auslöst. Wenn bei uns am Bollwerk beispielsweise ein Taxifahrer reinkommt und sich über ein Werk erkundigt, habe ich schon etwas bewegt.

 Marks Blond ist in den letzten Jahren zu einem etablierten Ausstellungsort geworden. Sind da Provokationen überhaupt noch möglich?

 Allein mit den Anfragen, die ich zurzeit offen habe, könnte ich die nächsten drei Jahre jede Woche eine neue Ausstellung machen. Spontanität ist für unsere Arbeit sehr wichtig, aber sicher sind wir heute institutionalisierter. Mit dem Ausstellungsraum am Bollwerk, den wir seit 2008 führen, sind wir zu einer Art Mini-Kunsthalle geworden. Während die Kunsthalle heute etablierte Topshots der Kunstszene zeigt, können wir immer noch experimentieren.

 Jetzt schiessen neue Off Spaces aus dem Boden…

 Ja, mit der Neuen Galerie, dem Grand Palais oder der Galerie Milieu hat es in Bern in den letzten Monaten gleich mehrere neue Off Spaces gegeben. Zuvor waren wir vom Marks Blond Project immer Einzelkämpfer. Wir freuen uns, dass sich etwas bewegt.

 Das Geld der öffentlichen Hand ist schon für die etablierten Kulturinstitutionen knapp. Wie finanziert sich die freie Szene?

 Die freie Szene wird generell zu wenig gefördert, das ist in allen Sparten so. Darum kämpfe ich dafür, dass wir regelmässige Subventionen erhalten. Die Kunstkommission in Bern vergibt lediglich Werkbeiträge, unterstützt aber nicht den Betrieb der einzelnen Räume. Zürich macht es vor: Dort wird gerade darüber debattiert, der Off-Szene einen Pauschalbetrag zur Verfügung zu stellen.

 Da müsste es aber Kriterien geben, wer Anspruch auf diesen Pot hat.

 Das geht nicht. Genau das ist ja das Problem der Kommissionen, dass sie immer ein Messschema anwenden.

 Aber es braucht doch eine Abgrenzung. Sonst könnte sich ja irgendjemand unter dem Deckmantel Off Space um Subventionen bemühen.

 Minimale Kriterien bräuchte es, klar. Aber bei Museen wird ja auch die ganze Institution und nicht nur einzelne Ausstellungen vom Staat unterstützt.

 Apropos Museen: Die Gegenwartsabteilung des Kunstmuseums sucht derzeit nach neuen Ausstellungsflächen. Würden sich Off Spaces eignen?

 Nein. Museen sind enorm mit der Kunstgeschichte verhängt, ein Off hingegen mit der Zukunft. Wir arbeiten komplett anders.

Interview: Stefanie Christ

http://www.marksblond.com

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 Marks Blond

 Am Anfang war der Kiosk

 Marks Blond wurde vom Architekten Daniel Suter, von der Pädagogin Radwina Saga Seiler und vom Grafiker Yves Ackermann im Jahr 2004 ins Leben gerufen. Bis 2008 führten sie den alten Kiosk "Cube" in der Länggasse, den Kunstschaffende regelmässig bespielten oder gar umbauten. Seit zwei Jahren befindet sich der Projektraum nun an der Speichergasse 8. Die Kosten für die Infrastruktur und die Ausstellungen belaufen sich jährlich auf rund 84000 Franken. Die Hälfte davon wird durch einzelne Werkbeiträge der Stadt Bern, des Kantons und des Migros-Kulturprozents gedeckt.

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BETTELEI SEASON 2010
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BZ 7.4.10

Schutz für Bettelkinder

 Menschenhändler missbrauchen osteuropäische Kinder zum Betteln. Die Berner Fremdenpolizei will diese Kinder nun schützen.

 Säuglinge oder Kleinkinder wecken den Beschützerinstinkt. Deshalb machen osteuropäische Bettelbanden mit Minderjährigen Kasse. In Österreich gehen die Behörden seit einiger Zeit nicht mehr nur gegen die Hintermänner der Banden vor, sondern schützen auch gezielt deren minderjährige Opfer. Ein Modell, das der Stadtberner Fremdenpolizeichef Alexander Ott übernehmen will. Bereits ab Sommer will er mit den Österreichern zusammenarbeiten.as

 Seite 19

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Organisierte Bettelbanden

 Besserer Schutz für Kinder

 Die osteuropäischen Kinder, die in Bern betteln, gehören meist zu organisierten Banden, sagt die Stadtberner Fremdenpolizei. Sie will nicht nur gegen die Hintermänner vorgehen, sondern auch die Kinder besser schützen.

 Mit den steigenden Temperaturen steigt auch die Zahl der osteuropäischen Bettler in Berns Strassen. Viele von ihnen sind Kinder. Letztes Jahr griff die städtische Fremdenpolizei 30 bettelnde Kinder auf. Die jüngsten waren im Säuglingsalter, die ältesten neun. Laut Fremdenpolizei-Chef Alexander Ott sind die Kinder nicht mit ihren Eltern unterwegs, sondern gehören zu organisierten Bettelbanden und werden von den Hintermännern aufs Übelste ausgenützt. Die leiblichen Eltern würden ihre Kinder aus Geldnot an solche Hintermänner vermieten. Erkenntnisse, die Ott 2009 aus "Agora", dem Projekt gegen organisierte Bettelei, gewonnen hatte. "Bislang mussten wir die Kinder mit den Hintermännern ziehen lassen", sagt Ott.

 Dies soll sich nun ändern. An einer letzte Woche vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten organisierten Tagung zu Kinderbettelei und Kinderhandel trafen sich Fachleute aus dem In- und Ausland. Mit dabei eine Delegation aus Österreich, die das Wiener Projekt "Drehscheibe Augarten" vorstellte.

 So machens die Österreicher

 Seit einigen Jahren bringt die Wiener Polizei osteuropäische Kinder, die beim Betteln und Stehlen aufgegriffen wurden, in das Kinderzentrum "Drehscheibe Augarten". Hier werden sie vor den Hintermännern geschützt und dann in ihre Heimatländer zurückgebracht, wo Partnereinrichtungen der "Drehscheibe" die weitere Betreuung übernehmen. Aufgrund der neuen Zusammenarbeit mit der "Drehscheibe" klären die Behörden in den Heimatländern die Identität der Kinder ab. Denn meist sind die minderjährigen Bettler und Einbrecher ohne oder mit gefälschten Papieren unterwegs. Für Kinder, die gegen die Menschenhändler ausgesagt haben, gibt es zudem ein Zeugenschutzprogramm. Zu ihren Eltern zurück dürfen die Kinder erst nach eingehender Prüfung. Bislang existieren in Bulgarien, Rumänien und Serbien mehrere Partnereinrichtungen der "Drehscheibe". In Wien scheint die Rechnung aufzugehen: 2003 kamen 1300 Kinder in die Drehscheibe, 2005 waren es 700 und 2008 noch knapp 100.

 Sache der Kantone

 An der Tagung habe man aufzeigen wollen, dass Zwangsbettelei eine Form von Menschenhandel sei, sagt Boris Mesaric, Geschäftsführer der Koordinationsstelle gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel (KSMM) des Bundes. Zudem sei der Bedarf nach Lösungen zum Schutz der Kinder abgeklärt worden. Dafür seien zwar die Kantone zuständig, so Mesaric. "Ideal wäre aber eine Stelle analog zur Drehscheibe in Wien, die mit den rumänischen und bulgarischen Behörden die Rückführung der Kinder übernimmt." Ob und wann sich die Kantone für eine Lösung entscheiden, ist noch offen.

 Via Wien in die Heimat

 Vorwärts machen will dagegen der Stadtberner Fremdenpolizei-Chef Alexander Ott und sondiert bereits die Möglichkeiten mit dem städtischen Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz. "Im Kompetenzzentrum Jugend und Familie Schlossmatt können wir 10 bis 20 Kinder und Jugendliche pro Jahr aufnehmen", sagt Amtsleiterin Ester Meier. Solange die Fallzahlen nicht massiv anstiegen, sei eine neue Auffangstelle nicht nötig. Meier plädiert deshalb dafür, die Kinder via die "Drehscheibe" in Österreich in ihre Heimat zurückzuführen. Dies hält auch Alexander Ott für realistisch und vor allem für rasch realisierbar. "Derzeit laufen die Abklärungen. Nach Möglichkeit wollen wir ab Sommer mit Österreich zusammenarbeiten."

 Andrea Sommer

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LAUTSTARK
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Indymedia 6.4.10

Lautstark #17 erschienen ::

AutorIn : Antifa-Bern

Liebe Leserin, lieber Leser

Die antifaschistische Linke konnte am 13. Februar 2010 einen tollen Erfolg für sich verbuchen: Mit schlau platzierten Blockaden und der nötigen Portion Hartnäckigkeit gelang es Tausenden Antifas im ostdeutschen Dresden, Europas grössten und wichtigsten Naziaufmarsch zu verhindern. Rund 5000 Neonazis, angereist aus allen Himmelsrichtungen, mussten bei klirrender Kälte Stunde um Stunde am Versammlungsort ausharren und schliesslich unverrichteter Dinge wieder abziehen. Stillstand für Nazis - ein Moment zum Geniessen, wäre der Anblick Tausender Dumpfbacken nicht so ungeniessbar.

Lautstark #17
http://ch.indymedia.org/media/2010/04//74828.pdf

In der aktuellen Ausgabe des "lautstark!" nehmen wir dich mit auf eine wenig erbauliche Europareise. Wir stellen dir die rechtsextreme Allianz im Europäischen Parlament vor: Europas Rechtsaussen-Lager, teils von schillernden Politfiguren angeführt, machen kaum überbrückbare inhaltliche Differenzen zu schaffen. Wir zeigen beispielhaft auf, wie sich die Neonaziszene in den Ländern Italien, Ungarn, Tschechien und Polen organisiert und strukturiert. Ein weiterer Artikel wirft ein Streiflicht auf die ungemütliche Situation der Roma, die zu den populärsten Hassobjekten der Extremen Rechten zählen und die immer wieder Opfer von brutalen rassistischen Übergriffen werden.

Viel Spass beim Lesen!

Antifa Bern

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SQUAT BIEL
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Bund 7.4.10

Haus besetzt, Bildungszentrum geplant

 Gestern Dienstag hat das "Kollektiv autonomer Widerstand gegen die kapitalistische Stadtentwicklung" das Haus an der Bieler Neuengasse 7 besetzt. Gemäss Mitteilung an die Medien haben die Hausbesitzer vor, dort verschiedene Ateliers, einen Gratisladen und einen Mehrzwecksaal einzurichten. Das Projekt sei "ein nichtakademisches und nichthierarchisches Zentrum zum Austausch von Wissen", schreibt das Kollektiv. Die ersten Angebote - Transparente basteln und ein Photoshop-Workshop - finden diese Woche statt. (pd)

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20 Minuten 7.4.10

Besetztes Haus als Kulturzentrum

 BIEL. Autonome haben seit gestern ein neues Haus in Biel besetzt. In der Liegenschaft an der Neuengasse 7 wollen die Besetzer aber nicht nur herumhängen: Geplant sind laut einer Mitteilung diverse Ateliers, ein Laden und ein Mehrzweckraum. Gestern ging ein Thaibox-Kurs über die Bühne, heute kocht die Volksküche und morgen und übermorgen gibt es einen Plakat-Bastelkurs sowie einen Photoshop-Lehrgang. Das Gebäude befindet sich laut Besetzern auf städtischem Gebiet.

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1. MAI LUZERN
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Indymedia 6.4.10
http://ch.indymedia.org/de/2010/04/74822.shtml

1.Mai-Fest in Luzern @ Sedel

AutorIn : bitxidenda: http://www.bitxidenda.ch

Im Sedel in Luzern findet am 1.Mai ein politisches und kulturelles Fest statt. Zuerst findet eine Infoveranstaltung mit Annette Schiffman von stimmenfuermumia.de statt. danach das kulturelle Programm mit Konzerten von 88Komaflash und Albino&Callya. Desweiteren ist Vernissage der Ausstellung "Stadtentwicklung Luzern".     

Türöffnung 17 Uhr

Club:
pünktlich auf 19.30:
-Infoveranstaltung & Diskussion zu Mumia Abu Jamal.
mit Annette Schiffmann
(http://www.stimmenfuermumia.de)

ab 22 Uhr:
-88KOMAFLASH
"Hier geht's um die Liebe zur Sache. Formvollendete Songs finden so ihren Weg aus dem Untergrund ans Licht. Wer nachdenklichen HipHop mag und sich gerne von düsteren Beats treiben lässt, der kommt an diesem Album nicht vorbei.” Zuckerkick Magazin
"Komplexe Beats und außergewöhnliche Raps voller Philosophie, Politik und obskuren Textchiffren. Definitiv keine Fast Food-Mucke und ein Geheimtipp!” MZEE.com
"Der Schmerz dieses Sound/Lyric-Gewitters fräst sich direkt durch Sehnen, Nerven und Knochen und befreit gleichzeitig sofort und direkt.” aponaut

-ALBINO & CALLYA (mit ihrem neuen gemeinsamen Album)
Während uns Albino bereits einige Male im Sedel beehrt hat, wird am 1.Mai nun auch Callya noch dazukommen. Nachdem beide bereits einige Soloalben veröffentlicht haben, wie auch Albumkooperationen mit verschiedenen anderen Rappern (z.B. Plan88, La Resistance), werden Albino und Callya nun ein gemeinsames Album im April herausgeben. Dazu schreiben sie:
"Das Album wird den Namen "Im Augenblick” tragen und ihr kriegt 11 Tracks auf die Ohren - zu viel will ich nicht verraten, aber ich kann versprechen, dass es vom Herzen kommt - mit alt bewährtem, melancholisch-deepem Sound und frischen, melodischen Hooklines, sowie drei besonderen Gästen vom hohen Norden über das Sauerland bis in die Schweiz, die uns auf dem Album zum ersten Mal featuren.”
Einziges und erstes Konzert in Schweiz mit dem neuen Album!

-DJ Manifesto C.

Garten:
-Kuba-Bar
-Vegan-FoodFront
-Arbeiterlieder ab Konserve

Garten & Verlies:
The Bluegrass & Country Sessions feat:
OPHELIAS IRON VEST & CELLO INFERNO

Im Entree:
Info- & Propaganda Meile, uA von Romp, Lagota, Vorwärts, WOZ, Junge Welt usw…..

Im Verlies & Entree:
Ausstellung
"STADTENTWICKLUNG LUZERN”
von 16 Luzerner KünstlerInnen. (danach ab 14.08. - 30.09. im Café Meyer Luzern)

Tiki-Bar:
Bar, Politpunk & Arts by Moped Gössi und Lads

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Präsentiert von: Bitxidenda, Gonorrea.ch, Unia Jugend
Partner: ROMP Infoladen, Lagota, Sedel
Medienpartner: Junge Welt, Radio 3fach; Vorwärts

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ASYL
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Annabelle 7.4.10

Wie ist es eigentlich
Illegal in der schweiz zu leben?

 Ich weiss nicht, woher ich komme. Als ich klein war, haben unsere Eltern mir und meinen drei älteren Brüdern gesagt, wir seien aus dem Irak. Später sagten sie auf einmal, wir seien aus dem Libanon. Kaum hatte ich mich daran gewöhnt, waren wir aus der Türkei. Die Eltern wollten verhindern, dass wir jemandem etwas sagen, das uns schaden könnte. Inzwischen will ich nicht mehr wissen, woher ich bin; es ist ja doch nur eine Heimat, die mir fremd ist.

 Ich bin siebzehn. Bis ich fünf war, lebten wir in Deutschland. Seit zwölf Jahren wohnen wir in der Schweiz - und noch immer wurden wir hier nicht anerkannt. Ich lebe illegal in der Schweiz, mit einem NEE - einem Nichteintretensentscheid. Das heisst: Unser Asylgesuch wurde abgewiesen. Ich habe noch nie einen Ausweis mit meinem Namen und meinem Foto darauf gesehen. Meine Familie zieht von Gemeinde zu Gemeinde. Kaum haben wir uns eingerichtet, werden wir in eine andere Notunterkunft gewiesen. Seit vier Jahren leben wir nun zu sechst in der Dreizimmerwohnung dieses Asylheims, ein Rekord. Und doch müssen wir jederzeit damit rechnen, dass uns ein paar Polizisten abholen, ausweisen und in ein Flugzeug setzen. Seit dem ersten Tag stehen in einer Ecke unsere wichtigsten Sachen parat, verpackt in drei Abfallsäcke. Wir sind gerüstet, abzureisen, und hoffen doch, bleiben zu können.

 Die Schweiz will uns loswerden. Ich habe den Eindruck, die Leute vom Amt für Migration ärgern sich, dass wir noch hier sind. Sie machen uns das Leben schwer. Unerwartet kommen Polizisten vorbei und durchwühlen alle Schubladen und Schränke. Wenn in der Gegend etwas passiert, dann fällt der Verdacht als Erstes auf uns, nur weil wir Asylsuchende sind. Einmal wurde ein Geschäft in der Nähe ausgeraubt. Am nächsten Morgen kam in aller Frühe die Polizei und verhaftete meinen Bruder. Am Abend wurde er freigelassen. Ein anderes Mal sass mein Vater gegenüber dem Heim auf einer Parkbank. Die Polizei wollte seinen Ausweis sehen, er sagte: "Ich habe ihn daheim, im Haus gleich da drüben." Sie glaubten ihm nicht, er musste ins Gefängnis. Auch jetzt sind mein Vater und meine Brüder seit Monaten in Ausschaffungshaft, ich weiss nicht genau, weshalb. Jeder Mensch hat eine Würde, und die wird uns immer wieder genommen.

 Ich lebe von 7 Franken am Tag. Meine Mutter und ich bekommen alle zehn Tage zusammen 140 Franken Nothilfe. Davon geben wir 100 Franken dem Vater und den Brüdern - sie brauchen es im Gefängnis für Telefonkarten, Snacks und Cola. Die übrigen 40 Franken geben wir in erster Linie für Hygieneartikel aus und für Esswaren. Einmal die Woche kommt ein Wagen mit Gratisessen vorbei. Die Sachen sind abgelaufen, wir müssen prüfen, ob sie noch in Ordnung sind.

 Als ich Geburtstag hatte, haben meine Kolleginnen ein Überraschungsfest für mich gemacht. Sie haben mir die Haare und Nägel machen lassen, mir Kleider gekauft, mit mir gefeiert. Ich habe mich geschämt. Weil ich das nicht selber zahlen kann. Sie laden mich oft ein zu etwas. Aber in letzter Zeit gehe ich nur noch ganz selten aus, ich möchte nicht immer von Almosen leben, das ist erniedrigend.

 Ich habe keine Zukunft hier. Ich frage mich oft: Was habe ich gemacht, was? Was hat mein Vater falsch gemacht, dass er uns in diese Situation gebracht hat? Ich habe das zehnte Schuljahr abgebrochen, damit ich mich um meine Mutter kümmern kann. Sie muss Medikamente nehmen, wenn sie über unsere Lage nachdenkt. Ich darf hier nicht arbeiten, ich darf keine Lehre machen - nicht auf legalem Weg. Ich würde gern etwas aus mir machen, aus meinem Leben, aber nichts geht.

 Weil wir kein Geld und keine Arbeit haben, ist unser Alltag eintönig. Ich bin jeden Tag daheim. Jeden Tag sitze ich in meinem Zimmer und schaue fern. Man kann mir irgendeine Uhrzeit nennen, und ich weiss, was dann auf welchem Kanal läuft. Manchmal lese ich auch, am liebsten einen historischen Roman, etwas Wahres. Erfundenes mag ich nicht. Ich versuche, mir Englisch beizubringen, um wenigstens etwas Sinnvolles mit meiner Zeit zu machen. Einmal hat einer zu mir gesagt: "Ich muss arbeiten, und du lebst von meinem Geld, du Obdachlose!" Da habe ich heftig reagiert, bin fast ausgerastet. Ich kann auch schlimm sein.

 Ich will arbeiten, um Geld zu sparen. Dann gehe ich nach Südfrankreich, dort will ich ein Hotel besitzen. Das ist mein Traum. Später möchte ich nach Amerika ziehen und ein Kind adoptieren. Das geht auch ohne Mann. Und wenn ich doch heiraten sollte, dann hätte ich am liebsten einen Mann wie Homer Simpson: dick, mit Glatze und dumm. Neben ihm würde ich mich gescheit und schön fühlen. Ich könnte ihm Ratschläge geben. Er würde mich gut behandeln. Und niemand nähme mir ihn weg.

 — Aufgezeichnet von Susanna Petrin

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RANDSTAND ZUREICH
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Tagesanzeiger 7.4.10

Oben Herberge für Randständige, unten Nobelrestaurant

 Über dem Restaurant Casa Aurelio im Kreis 5 leben seit einem halben Jahr Menschen mit Suchtproblemen und psychischen Störungen. Trotz anfänglich heftiger Kritik gibt es bisher keine Probleme.

Von Georg Gindely

 Es sind zwei Welten, die aufeinanderprallen - im Haus im Hinterhof der Langstrasse 209. Im Nobelrestaurant Casa Aurelio im Erdgeschoss speisen die Reichen, und ihre teuren Autos stehen mittags und abends Stossstange an Stossstange rund ums Gebäude. Gleich über dem Restaurant leben Menschen mit Suchtproblemen und psychischen Störungen. Das Sozialdepartement der Stadt mietet die Liegenschaft für das Begleitete Wohnen (Bewo). 50 Zimmer stehen zur Verfügung, auf jedem Stockwerk hat es eine Gemeinschaftsküche und ein Gemeinschaftsbad. Der eine Hausteil ist seit Oktober in Betrieb, der andere ist eben erst bezogen worden.

 Bewohner werden betreut

 Markus Meier (Name geändert) lebt seit Dezember in einem Zimmer im zweiten Stock. Es ist spartanisch eingerichtet: ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle, ein Spiegel, ein Kühlschrank und ein Fernseher. Markus Meier hat Alkoholprobleme. Seine Abstürze führten dazu, dass er die Miete für seine Wohnung nicht mehr bezahlte und die Kündigung erhielt. Nun versucht er wieder Tritt zu fassen. Fachleute betreuen ihn, er erhält medizinische Unterstützung und Hilfe bei der Wohnungssuche. "Ich fühle mich gut aufgehoben hier", sagt er.

 Bei seinem Einzug hat er ein Merkblatt mit Verhaltensregeln bekommen. Die Bewohner müssen für Ordnung im und ums Haus sorgen, Lärm vermeiden und Angestellte und Gäste der Casa Aurelio höflich grüssen. Der Geschäftsbereich Wohnen und Obdach im Sozialdepartement, der das Haus führt, ist sehr darauf bedacht, dass es zu keinen Verstössen kommt - das Bewo Langstrasse steht unter verschärfter Beobachtung.

 Die Ankündigung des Stadtrats, mitten im Kreis 5 ein ganzes Gebäude für das Begleitete Wohnen einzurichten, hatte vor einem Jahr hohe Wellen geworfen. Lorenzo Aurelio, Geschäftsführer der Casa Aurelio, sprach im "Blick" von einer "Katastrophe". Sein Geschäft werde extrem unter dem Neueinzug leiden. Quartiervereinspräsident Helmuth Werner sammelte Unterschriften gegen das Vorhaben, die SVP forderte in einem Postulat den Verzicht auf die Einrichtung. Und selbst die SP des Kreises 5 kritisierte das Sozialdepartement: Sie sei dagegen, dass Einrichtungen wie das Begleitete Wohnen immer im gleichen Stadtkreis angesiedelt würden, der Stadtrat müsse die soziale Durchmischung in den Quartieren besser fördern. Der Gemeinderat hatte kein Gehör für die Bedenken: Er lehnte das SVP-Postulat im September mit 94 zu 24 Stimmen ab.

 Und heute? "Es ist noch zu früh für ein Fazit", sagt Wirt Lorenzo Aurelio. "Bis jetzt haben wir aber keine Probleme." Er befürchtet, dass die Situation erst während der Sommermonate schwierig wird, wenn sich das Leben vorwiegend draussen abspielt. SVP-Gemeinderat Mauro Tuena, Stammgast in der Casa Aurelio, ist bis jetzt ebenfalls nichts Negatives zu Ohren gekommen. Er werde die weitere Entwicklung aber im Auge behalten. Und auch der Ko-Präsident der SP 5, Urs Helfenstein, hat bis jetzt keine Reaktionen auf die neue Einrichtung erhalten.

 Die Bewohnerinnen und Bewohner dürfen im Haus Drogen und Alkohol konsumieren. Strikt verboten sind hingegen Gewalt, Drogendeals und Prostitution. Wer dagegen verstösst, muss ausziehen. Da die Bewohner keine Miet-, sondern Beherbergungsverträge eingehen, kann ihnen das Sozialdepartement innert 24 Stunden kündigen. Vor kurzem musste eine Frau mit psychischen Problemen das Bewo Langstrasse verlassen, weil sie zu viel Lärm machte, auch mitten in der Nacht. Markus Meier, ihr Zimmernachbar, und andere Bewohner fühlten sich gestört, Leiterin Judith Kruschwitz reagierte.

 Sie ist zufrieden mit dem bisherigen Betrieb, spricht von einer guten Zusammenarbeit aller Beteiligter. Die Stimmung im Haus sei gut - vor allem im obersten Stockwerk, das für Frauen reserviert ist. Die Bewohnerinnen haben ihre gemeinsame Küche mit Blumen geschmückt, sie kochen und essen zusammen. "Sie leben wie in einer Wohngemeinschaft", sagt Kruschwitz. In den kommenden Tagen zieht eine der Frauen in eine eigene Wohnung. Ein Glücksfall für sie, ein harter Schlag für ihre Zimmernachbarin, die eine gute Freundin verliert.

 Heikle Nähe zur Drogenszene

 Von einem respektvollen und anständigen Umgang spricht auch Michael Huber (Name geändert). Der 32-Jährige trinkt, seit er 14 Jahre alt ist - so viel, dass seine Leber und Nieren bereits stark geschädigt sind. Er lebt seit drei Monaten im Haus. Besonders die Betreuungsgespräche gäben ihm Mut und Halt. Was ihm nicht behage, sei die Lage des Gebäudes. "Ich hasse die Langstrasse", sagt er. Zu viele schlechte Erfahrungen habe er dort gemacht, mit Drogen, Alkohol und Gewalt. Deshalb habe er sich für ein Zimmer der privaten Institution Arche in Altstetten beworben.

  "Niemand muss hierherziehen", betont Leiterin Kruschwitz. Wer Bedenken hat, dass die Nähe zur Langstrasse negative Auswirkungen auf seine Sucht haben könnte, für den sucht Wohnen und Obdach eine Lösung in einem anderen Quartier.

 Kein Problem mit der Lage seines Zimmers hat Markus Meier. Trotzdem will er so schnell wie möglich wieder auf eigenen Beinen stehen. Im Moment ist er daran, sein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. "Ich hoffe, dass ich dann wieder in eine eigene Wohnung ziehen kann."

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 Begleitetes Wohnen

 350 Zimmer in der ganzen Stadt

 350 Zimmer im Begleiteten Wohnen (Bewo) bietet der Geschäftsbereich Wohnen und Obdach des Stadtzürcher Sozialdepartements über die ganze Stadt verteilt an. Das Angebot richtet sich an "sozial desintegrierte und suchtmittelabhängige Frauen und Männer, die nicht in der Lage sind, ein Abstinenzgebot zu befolgen oder den Wohnalltag allein zu meistern", wie das Sozialdepartement schreibt. Die Kosten für ein Zimmer belaufen sich inklusive Betreuung auf 1300 bis 1700 Franken im Monat; die meisten der Bewohner sind Sozialhilfebezüger oder IV-Rentner. Das Haus im Hinterhof der Langstrasse 209 ist einer der grössten Bewo-Standorte. Das Sozialdepartement bezahlt der Eigentümerin Swiss Estates AG für die beiden Hausteile 318 000 Franken Miete pro Jahr. Der Mietvertrag ist auf zehn Jahre befristet. (gg)

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MILITÄRPOLIZEI
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Bund 7.4.10

Mehr Militärpolizei gegen ungehörige Soldaten

 Armeechef André Blattmann will seinen Leuten Disziplin beibringen: Die Militärpolizei führt in Zügen und an Bahnhöfen künftig Grosskontrollen durch.

 Fabian Renz

 Die Angehörigen der "besten Armee der Welt" (Bundesrat Ueli Maurer) legen auf Gruppenreisen oft ein wenig rühmliches Verhalten an den Tag. Laut SBB-Sprecher Reto Kormann haben Bahnkunden in den letzten Jahren immer häufiger über Alkoholexzesse und Pöbeleien von Soldaten geklagt. Besonders virulent seien die Probleme jeweils an Freitag- und Sonntagabenden, wenn das Gros der Militärdienstleistenden nach Hause zurückkehrt bzw. wieder einrückt. Gruppendynamik und eine gewisse "Anonymität der Uniform" führten bei vielen Soldaten dazu, dass die Hemmschwelle allzu stark absinke - "das ist wohl ein Zeitgeistphänomen", so Kormann.

  "Besseres Erscheinungsbild"

 Im Verteidigungsdepartement (VBS) weiss man um die disziplinarischen Missstände. Armeechef André Blattmann kündigte bereits vor einem Jahr an, für ein "besseres Erscheinungsbild" seiner Truppe zu kämpfen. Da bisherige Bemühungen zu wenig fruchteten, will Blattmann nun durchgreifen: Die Abteilung Militärische Sicherheit - die Dacheinheit der verschiedenen militärpolizeilichen Dienste - werde ihre Präsenz auf Bahnhöfen und in Zügen verstärken, teilte das VBS gestern mit. Geplant ist, dass die Sicherheitskräfte künftig mittels Grosskontrollen das "korrekte Verhalten" der Armeeangehörigen gewährleisten. Das Ziel bestehe darin, "Verfehlungen in den Bereichen Disziplin, Betäubungsmittel und Munitionsbefehl sowie weitere Straftatbestände" zu ahnden. Über die genaue Zahl sowie den konkreten Ablauf dieser Intensiveinsätze will Armeesprecher Christoph Brunner keine Einzelheiten verraten. Fest steht ihm zufolge jedenfalls, dass die Militärpolizisten vor allem entlang von stark frequentierten Linien zum Einsatz kommen werden.

 Vor allem Frauen betroffen

 Die Massnahme wird von den SBB wärmstens begrüsst. Denn laut Unternehmenssprecher Kormann ist nicht zuletzt auch das Bahnpersonal mit "ungebührlichem Benehmen" von Armeeangehörigen konfrontiert. Insbesondere gelte das für die Frauen in der Belegschaft. Für sie könnten Billettkontrollen in Rekrutengruppen zu "wahren Spiessrutenläufen" werden.

 Entsprechend befriedigt reagierten gestern auch die Arbeitnehmervertreter. Peter Moor, Sprecher der Bahngewerkschaft SEV, sieht die Militärpolizisten vor allem auf den Bahnhöfen gefordert. Anders als in den Zügen verfügen die SBB dort nämlich über keine eigene Polizeitruppe.

 Auf ungeteilte Zustimmung stösst die Armeespitze mit ihrem Projekt allerdings doch nicht, zumindest nicht auf politischer Ebene. Nationalrat Josef Lang (alternative, ZG) verfolgt mit Beunruhigung, "wie sich die Militärpolizei ständig neue Aufgaben zuschanzt, um dadurch Legitimität zu erhalten". Wie die meisten Linken steht Lang den armeeinternen Sicherheits- und Polizeiorganen grundsätzlich kritisch gegenüber - vor allem dann, wenn deren Einsätze wie im vorliegenden Fall auch Zivilpersonen tangieren könnten. Die Konstellation dürfte hier umso heikler sein, als die Mitarbeiter der Militärischen Sicherheit im Unterschied zu den normalen Bahnpolizisten Schusswaffen tragen.

 Die Armeespitze beruhigt zwar: Gegen Nichtmilitärs wird laut Medien-Communiqué des VBS "nur eingeschritten, wenn eine unmittelbare Gefährdung offensichtlich oder die Betriebssicherheit des Bahnverkehrs augenfällig gestört ist".

 Thema in der SiK

 Josef Lang will die geplanten Grosseinsätze aber trotzdem in der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK) des Nationalrats zur Sprache bringen. Wohl hätte auch er nichts dagegen, wenn ein Militärpolizist durch unmittelbares Eingreifen ein Gewaltdelikt unter zivilen Bahnreisenden verhindern würde. "Doch irgendein Einzelszenario, das mehr Kompetenzen für die Militärpolizei rechtfertigt, findet sich immer."

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Basler Zeitung 7.4.10

Militärpolizei vermehrt in Zügen tätig

 Massnahme gegen Soldaten, die sich nicht benehmen

 Die Armee will härter gegen betrunkene, kiffende oder pöbelnde Soldaten vorgehen: Auf Bahnhöfen und in Zügen stehen künftig mehr Militärpolizisten im Einsatz.

 Die Militärische Sicherheit erhöhe in Zügen und auf Bahnhöfen ihre Präsenz, teilten das Verteidigungsdepartement (VBS) und die SBB gestern mit. Ziel sei es, auf das Erscheinungsbild der Armee Einfluss zu nehmen und Straftatbestände zu ahnden. Armeechef André Blattmann hatte vor rund einem Jahr verstärkte Kontrollen angekündigt. Die Armee müsse die Ordnung durchsetzen und die Soldaten erziehen, sagte Blattmann damals.

 Nun hat Blattmann die Militärische Sicherheit beauftragt, die Kontrollen zu verstärken. Neben Routine- soll es Grosskontrollen an Knotenpunkten und in Zügen mit vielen Soldaten geben. Wie viele Militärpolizisten zum Einsatz kommen, wollte Armeesprecher Christoph Brunner nicht sagen. Bewaffnet sind die Militärpolizisten laut Brunner mit Pistole, Schlagstock und Pfefferspray.

 Gegenüber Zivilpersonen schreiten die Militärpolizisten nur ein, wenn "eine unmittelbare Gefährdung offensichtlich oder die Betriebssicherheit des Bahnverkehrs augenfällig gestört ist". Nach der Intervention werden Zivilisten laut Brunner den zivilen Behörden übergeben.

 Keine Mehrfachkontrollen. Bei der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) war man gestern von der Meldung überrascht. Roger Schneeberger, Generalsekretär der KKJPD, sagte der BaZ, ein allfälliger Einsatz von Militärpolizisten gegen Zivilpersonen sei bei der Sache der springende Punkt und man werde abwarten, wie sich das in der Praxis bewähre. "Sicher wäre es ungeschickt, wenn neben Bahnpolizei und Grenzwachtkorps noch eine dritte Einheit zivile Bahnpassagiere kontrollieren würde."

 Diesem Problem scheint man beim VBS gewahr zu sein. Die Kontrollen sollen mit der Transportpolizei der SBB sowie den Polizeikorps koordiniert werden, heisst es. So sollen Mehrfachkontrollen vermieden und das territoriale Zuständigkeitsprinzip gewahrt werden.  SDA/mw

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NLZ 7.4.10

Betrunkene Soldaten

 Militärpolizei greift künftig hart durch

Von Martin Messmer

 Trinken, johlen, Passagiere und Zugbegleiter anpöbeln. Soldaten im Zug sorgen für Ärger und ein schlechtes Image. Die Armeeführung nimmt das nicht länger hin.

 Die Armee will härter gegen betrunkene, kiffende oder pöbelnde Soldaten vorgehen: Auf Bahnhöfen und in Zügen stehen künftig mehr Militärpolizisten im Einsatz. Die Militärische Sicherheit erhöhe nun ihre Präsenz, teilten das Verteidigungsdepartement (VBS) und die SBB gestern mit. Ziel sei es, auf das Erscheinungsbild der Armee Einfluss zu nehmen und Straftatbestände zu ahnden. Als Stichworte nennt das VBS Disziplin, Betäubungsmittel und Munitionsbefehl.

 SBB: "Zum Teil Kunden bedroht"

 Bei den SBB wird die Massnahme der Armee hocherfreut zur Kenntnis genommen. "Wir begrüssen es sehr, dass die Militärpolizei jetzt mehr kontrolliert. Denn die Bahn ist ein Massentransportmittel, da machen leider auch gewisse gesellschaftliche Auswüchse nicht Halt", sagte SBB-Sprecher Reto Kormann gestern zu unserer Zeitung. In letzter Zeit hätten die SBB immer mehr Rückmeldungen von Zugpersonal erhalten, das sich über die Soldaten und Rekruten beschwert. "Teilweise wurden unser Personal und auch unsere Kunden bedroht", sagt Kormann.

 Gerade für das weibliche Zugpersonal sei es nicht leicht, "in einem Wagen mit 50 oder mehr Soldaten, die dem Alkohol nicht abgeneigt sind und pöbeln, die Ticketkontrollen zu machen", betont Kormann. Zudem seien die Militärangehörigen in den Zügen oft laut und hinterliessen Güselberge, "und auch das wollen wir unseren Kunden nicht zumuten."

 Trotz den Problemen: Extrazüge für Armeeangehörige einzusetzen, sei bei den SBB derzeit kein Thema. Hingegen würden die SBB die Idee prüfen, ob es für die Rekruten in den Zügen zu den Stosszeiten - etwa wenn die Rekruten einrücken - in den Zügen Sonderzonen geben könnte. Konkret: Abteile in Zügen, welche für Rekruten und Soldaten reserviert sind.

 Blattmann greift jetzt durch

 Armeechef André Blattmann hatte vor rund einem Jahr die verstärkten Kontrollen angekündigt. Er ärgerte sich in einem Interview mit der "Mittelland-Zeitung" über betrunkene und bekiffte Soldaten im Ausgang oder auf dem Weg zum Einrücken. Auf solche "unschöne Bilder" von Soldaten angesprochen, machte André Blattmann damals klar: "Dem werde ich entschieden entgegentreten."

 Auch im Ausgang wird die Militärpolizei laut Armeechef Blattmann mehr präsent sein. "Ich habe dem Kommandanten der Militärischen Sicherheit den Auftrag erteilt, unsere Soldaten vermehrt zu kontrollieren, um die zu schützen, die sich korrekt verhalten", sagte der Armeechef vor Jahresfrist. Es ärgere ihn, wenn die Armee pauschal als unordentlich bezeichnet werde. "Dabei sind nur ein paar wenige dafür verantwortlich."

 Grosskontrollen angeordnet

 Als "falschen Weg" bezeichnete Blattmann damals übrigens die Idee, Rekruten nicht mehr im militärischen Tenü, sondern in Zivil und damit inkognito in den Ausgang zu schicken. "Die Armee muss Ordnung durchsetzen und ihre Soldaten erziehen", sagte Blattmann. Dies sei unumgänglich, um die Disziplin durchzusetzen, "und die ist im militärischen Handwerk von enormer Bedeutung." Innert Jahresfrist hat sich die Lage offensichtlich nicht verbessert. Nun hat Blattmann die Militärische Sicherheit beauftragt, die Kontrollen zu verstärken. Neben Routinekontrollen soll es Grosskontrollen an Knotenpunkten und in Zügen mit vielen Soldaten geben, wie das VBS schreibt.

 Wie viele Militärpolizisten genau zum Einsatz kommen, wollte Armeesprecher Christoph Brunner gestern auf Anfrage nicht sagen. Bewaffnet sind die Militärpolizisten laut Brunner mit Pistole, Schlagstock und Pfefferspray.

 Gegenüber Zivilpersonen werden die Militärpolizisten nur dann einschreiten, wenn "eine unmittelbare Gefährdung offensichtlich oder die Betriebssicherheit des Bahnverkehrs augenfällig gestört ist". Nach einer Intervention der Militärpolizisten werden Zivilisten laut Brunner den zivilen Behörden übergeben.

 Zusammenarbeit mit der Polizei

 Die verstärkten Kontrollen würden mit der Transportpolizei der SBB sowie den kantonalen und städtischen Polizeikorps koordiniert, schreibt das VBS in seiner Mitteilung. Damit will man erreichen, dass Mehrfachkontrollen vermieden werden und das territoriale Zuständigkeitsprinzip gewahrt bleibt. Auch in der Ausbildung soll der Kontakt mit der Transportpolizei der SBB intensiviert werden. Gemischte Patrouillen von Bahn- und Militärpolizisten wird es hingegen keine geben.

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  "Wer rumpöbelt, braucht eben die Stütze"

 Interview CHRISTOPH REICHMUTH

 Thomas Spielmann, die Militärpolizei soll auf Bahnhöfen und in Zügen pöbelnde, saufende und kiffende Soldaten aus dem Verkehr ziehen. Bringt das wirklich etwas?

 Thomas Spielmann*: Ja, das macht Sinn. Ungefähr 10 Prozent der 19- bis 20-Jährigen brauchen Kontrollen, damit sie lernen, sich zu benehmen.

 Mit den Kontrollen werden aber gleich alle schikaniert. Das ist doch unfair.

 Spielmann: Unfair ist das nicht. Wer sich zu benehmen weiss, der hat von den Militärpolizisten ja nichts zu befürchten. Bestraft werden dafür die grossen Buben, die noch weit davon entfernt sind, Männer zu sein. Durch die Sanktionen lernen sie vielleicht, sich zu benehmen. Das ist dann anders, als wenn sie zu Hause oder in der Schule ausscheren.

 Werden im Militär nicht fast alle Männer zu grossen Buben? Anders gesagt: Das Problem liegt doch bei der Armee selbst.

 Spielmann: Wenn schon, dann ist es ein gesellschaftliches Problem. Wer sich im Militär nicht in der Gruppe zu benehmen weiss, der tut dies auch in anderen Bereichen des Lebens nicht. In der Psychologie sprechen wir von fehlender Ich-Stärke.

 Mit 19 ist man noch jung. Da hat man doch Flausen im Kopf.

 Spielmann: Ich kenne 16-, 17-Jährige, die haben ihr Leben schon lange selbst in die Hand genommen. Gerade in Ihrer Region, in der Zentralschweiz, gibt es viele solcher Kerle. Die werden daheim dazu erzogen, Selbstverantwortung zu übernehmen. Ein Jugendlicher im Melchtal, der dem Vater auf dem Hof helfen muss und tagsüber die Lehre absolviert, der wird anders sozialisiert als ein Grossstadt-Teenager, der daheim verwöhnt wird und gelangweilt die Schulbank drückt. Diese Unterschiede zeigen sich dann später auch in der Gruppe. Da sieht man, wer wirklich "Füdli" hat. Durchgreifende Militärpolizisten sind für die genau das probate Mittel: Wer keine Ich-Stärke hat und im Zug rumpöbelt, wie ein Wahnsinniger säuft und Frauen anmacht, ist ein Schwächling und braucht Stützen. Für diejenigen ist das sogar eine Chance: Das Militär kann ihnen Struktur ins Leben bringen.

 Junge Männer leben 20 Wochen auf engstem Raum zusammen, und das in einer uniformierten Institution. Da ist es doch logisch, dass der Alkohol fliesst, dass Joints herumgereicht werden und dumme Sprüche fallen. In der Anonymität ist man stark.

 Spielmann: Das hat mit der Uniform nichts zu tun, sondern mit den Vorgesetzten. In der Armee gibt es viele Vorgesetzte, die das Zeug zum Vorbild selbst nicht haben. Denken Sie nur an den früheren Armeechef Roland Nef. Wenn man Korporale oder Feldweibel hat, die ein solches Männerbild abgeben, wie sollen sich dann die Soldaten benehmen? Im Militär gibt es zu viele von diesen.

 Also doch ein Problem der Armee?

 Spielmann: Indirekt vielleicht ja. Doch das ist eine politische Debatte. Die Politik muss die Rahmenbedingungen für eine funktionierende Armee schaffen. Dann wird sie auch für diejenigen attraktiv, die über einen gesunden Menschenverstand verfügen. Heute ist es leider zu oft der Fall, dass die "Pumpen" in der Armee weitermachen, die wirklich guten Soldaten aber ausscheiden. In der Armee könnte man eigentlich viel fürs Leben lernen, zum Beispiel einen Abschluss mit eidgenössischer Anerkennung machen: etwa Lastwagenfahrer oder Informatiker. Der Soldat müsste erkennen, dass die Rekrutenschule für ihn Sinn macht.

 Vielleicht bräuchte es einfach eine bessere Durchmischung der Geschlechter: mehr Frauen in der Armee, dann werden die von Ihnen genannten Buben doch zu Männern.

 Spielmann: Klar, wenn Frauen in der Nähe sind, funktionieren bei Männern plötzlich Dinge, die vorher nicht klappten. Doch davon sind wir weit entfernt. Deshalb braucht es gegen die Unbelehrbaren eben restriktive Massnahmen. Die Armee muss ihnen klarmachen: Werdet endlich Männer.

 Hinweis: * Thomas Spielmann (58), Fachpsychologe für Psychotherapie FSP im aargauischen Villigen.

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 Disziplinprobleme

 Es drohen Bussen und Arrest

 Kiffen beim Einrücken am Sonntagabend, überbordender Alkoholkonsum am Samstagmorgen auf der Fahrt ins Wochenende: Auf diese Kurzformel lassen sich die disziplinarischen Probleme Zug fahrender Angehöriger der Armee (AdA) bringen, wie Armeesprecher Christoph Brunner auf Anfrage unserer Zeitung sagt. Grundsätzlich ist es Armeeangehörigen nicht verboten, beim Einrücken oder Heimfahren ein Bier zu trinken; diese Regelung fällt in den Kompetenzbereich des Kompaniekommandanten. Doch was blüht Männern im Tenü grün, wenn sie beim Konsumieren weicher Drogen erwischt werden oder dermassen betrunken sind, dass sie sich völlig ungehobelt benehmen?

 Bis zu 500 Franken

 Ein Kompaniekommandant kann in einem solchen Fall disziplinarische Massnahmen verhängen, die von einer Busse bis zu 500 Franken und bis zu zehn Tage Arrest reichen. Bei schärferen Vergehen wird die Militärjustiz eingeschaltet. Wenn zum Beispiel ein Angehöriger der Armee nicht nur einen Joint raucht, sondern kiloweise weiche Drogen mit sich trägt, wird eine militärgerichtliche Untersuchung angeordnet. Das Gleiche gilt, wenn einer Sprengstoff (zum Beispiel eine Handgranate) gestohlen hat. Bei Gewehrmunition kommt es auf die entwendete Menge an. Mit der vermehrten Präsenz der militärischen Sicherheit will die Armee Sicherheit, Ordnung und Disziplin besser durchsetzen. Wegen Bagatellen werde aber nicht eingeschritten. "Ob der Krawattenknopf hundertprozentig sitzt, ist nicht im Fokus unserer Bemühungen", erklärt Brunner.

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20 Minuten 7.4.10

Grosskontrollen in Zügen gegen saufende Soldaten

 BERN. Die Militärpolizei kämpft mit Grosskontrollen an Bahnhöfen und in Zügen gegen saufende und kiffende Soldaten. Sie soll auch bei Streitigkeiten unter Zivilisten eingreifen.

 Vor einem Jahr hat Armeechef André Blattmann den Tarif durchgegeben: "Die Armee muss Ordnung durchsetzen und ihre Soldaten erziehen." Darauf verschärfte die Militärpolizei die Kontrollen. "Noch immer fallen aber zu viele Soldaten und Rekruten im Ausgang oder Urlaub negativ auf", sagt Armeesprecher Christoph Brunner. Die Armee geht deshalb einen Schritt weiter: Mit Grosskontrollen in Zügen und an Bahnhöfen will sie dieses Jahr gegen bekiffte, betrunkene oder pöbelnde Armeeangehörige vorgehen. Durchgeführt werden diese von der Militärpolizei. "Sie patrouilliert auch mit Drogenspürhunden oder in Zivil", sagt Brunner. Bei erwischten Soldaten kann sie Urinkontrollen anordnen oder sie gleich mitnehmen. Zudem werde die Militärpolizei auch einschreiten, wenn Zivilisten "an Leib und Leben bedroht sind", wie es Brunner ausdrückt.

 Die SBB helfe bei der Ausbildung der Militärpolizisten mit, sagt Sprecher Reto Kormann. Die Einsätze werden von der Armee mit der Bahnpolizei und der zivilen Polizei koordiniert, um "Mehrfachkontrollen zu vermeiden", wie es in der Mitteilung heisst. Sowohl Kormann wie Brunner betonen aber, dass die Militärpolizei keine zivilen Polizeiaufgaben wahrnehme.  

Lorenz Hanselmann

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SWING-KIDS
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Radio Corax (Halle) 6.4.10

Swing-Kids: Uwe Storjohann über die Swings in den 1930er Jahren
http://www.freie-radios.net/mp3/20100406-swingkids-33292.mp3

Für die Swing-Kids war alles attraktiver als die Hitler-Jugend - die lässige Musik, das freie Tanzen und die elegante Kleidung... Da mit den Swings kein NS-Staat zu machen war, kein endloses Marschieren im Gleichschritt, wurden die Swing-Kids von den Nazis als politisch unzuverlässig oder verwahrlost geächtet und mit drakonischen Strafen bedroht.
Uwe Storjohann war ein Swing-Kid und berichtet im Gespräch mit Gesine Leyk von RadioCorax für welches Lebensgefühl die Swing-Kids standen, aus welchen sozialen Schichten sie kamen, welche unterschiedlichen Rollen junge Männer und Frauen bei den Swings eingenommen haben und wie sie durch die Nazis verfolgt wurden.

Vorschlag Abmod: Günter Discher ist auch ein Swing-Kid und wurde, wie Uwe Storjohann erzählt hat, 4 Jahre im KZ gefangengehalten. Er ist unlängst 85 Jahre alt geworden und hat viele Swing-Stücke aus seiner zehntausende starken Schellack-Plattensammlung digitalisiert und als CD-Edition herausgebracht. Wen´s interessiert: http://www.guenterdischer.de/index.php?option=com_flexicontent&view=items&id=47

Hinweis zur Anmod: An- und Abmod nicht geschnitten; zum Schluss das Lied "Bei mir bist du scheen" von den Andrew Sisters, Idole der Swing-Kids - und ein Musikwunsch von Uwe Storjohann.

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TASER
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Linksunten 3.4.10
http://linksunten.indymedia.org/de/node/18686 (mit Fotos)

[Paris] Berufungsprozess von Taser France gegen RaidH

Verfasst von: réeseau des droits humains. Translated by: Maldata Cellula.

Berufungsprozess TASER / RAIDH 7 April 2010 um 13h30

Der Menschenrechtsorganisation RaidH, welche eine Kampagne zur Regulierung der Nutzung von Tasern in Frankreich durchführt, wird am Mittwoch, den 7. April 2010 um 13h30 im pôle 2 Saal VII des Pariser Berufungsgerichtes der Prozess gemacht.SMP Technologies Taser France initiierte diese Berufung einer Entscheidung (http://www.raidh.org/La-justice-condamne-Taser-France.html) des Pariser " Tribunal de grande instance " bei dem der Konzern gegen RaidH verlor. Nun will SMP wegen " Beschädigung des Images der Marke Taser " sowie " Überschreitung der Grenzen der Meinungsfreiheit " erneut vor Gericht.

Dieses äußerste juristische Vorgehen bietet dem RaidH die Möglichkeit Entschädigungen wegen des überzogenen Verfahrens einzufordern, sowie die Instrumentalisierung der Justizorgane durch Konzerne zur Debatte zu stellen, die ihre privaten Interessen mit Klagen durchsetzen, eine in ihrer nordamerikanischen Bezeichnung als SLAPP (Strategic Lawsuit Against Participation) bekannte Praxis.

Nachdem SMP Technologies Taser France bereits vier Verfahren gegen ihre KritikerInnen verlor - das sind sämtliche Verfahren - greift sie unsere Vereinigung erneut an, als einzige in zweiter Instanz. RaidH hat dabei nur von ihrer Wahrnungspflicht gebrauch gemacht, mit Bezug auf eine angeblich ungefährliche, tatsächlich jedoch, was selbst der Hersteller anerkennt, tötliche Waffe, deren Gebrauch jedoch keine öffentliche Debatte mehr mit sich zieht.

Am vergangenen 2. September hat das Conseil d'Etat auf Anfrage des RaidH den Dekret aufgehoben, der der Police Municipale die Ausrüstung mit Taser X26 erlaubte. In der Entscheidung wurde festgehalten, dass diese Waffen " möglicherweise, unter bestimmten Bedingungen direkt oder indirekt den Tot anvisierter Personen hervorrufen könnten ".

RaidH ruft dazu auf die von vier Menschenrechtsorganisationen aufgesetzte Petition " Meinungsfreiheit unter Starkstrom" zu unterschreiben " und lädt alle Journalisten ein nach dem Urteil zur Pressekonferenz zu erscheinen.

Mehr wissen [fr] : Polemik rund um den Taser, Fakten und Zahlen
http://www.raidh.org/Polemique-autour-du-Taser-Faits-et.html

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ANTI-ATOM
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Thurgauer Zeitung 7.4.10

Grüne rügen Regierung

 Ein Atom-Endlager in Benken komme nicht in Frage, so die Thurgauer Grünen. Die Regierung will offen bleiben.

 Frauenfeld - Die Thurgauer Grünen kritisieren die Haltung des Regierungsrates in Sachen Benken. Bevor die Schweiz nicht den Atomausstieg beschlossen habe, dürfe kein atomares Endlager bewilligt werden, sagt GP-Präsident Urs Oberholzer. Zudem sei es falsch, wenn die Regierung in der Standortfrage nicht schon gegen Benken Stellung beziehe. Der regionale Widerstand sei wichtig. Alles andere erhöhe die Chancen für den Standort direkt neben Thurgauer Gemeinden.

 Stark weist Kritik zurück

 Anderer Ansicht ist Regierungsrat Jakob Stark. Die Frage der Lagerung dürfe nicht mit dem Entscheid für oder gegen Atomenergie vermischt werden. Ein Tiefenlager müsse am geeignetsten Standort gebaut werden, sagt Stark mit Unterstützung von SVP und FDP. Die Frage des Endlagers müsse unabhängig vom Ausstieg geklärt werden, findet auch SP-Präsident Peter Gubser. Er hält Benken aber aus Sicherheitsgründen für ungeeignet. Der Standort sei erdbebengefährdeter als andere Regionen. (hal) lSeite 15

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Die Grünen sehen bei Benken rot

 Im Gegensatz zur betroffenen Bevölkerung wollen sich die Thurgauer Grünen bereits jetzt gegen Benken wehren. Ohne Atomausstieg dürfe es kein Atom-Endlager geben. Bürger- liche Parteien und Regierungsrat widersprechen heftig.

 Frauenfeld - In Schaffhausen und Zürich treten die meisten politischen Kräfte bereits lautstark gegen den möglichen Tiefenlager-Standort Benken an. Doch an einer Versammlung in Schlatt reagierte die Bevölkerung in der letzten Woche gelassen auf die Standortpläne von Bund und Nagra. Benken im Zürcher Weinland ist einer von sechs möglichen Standorten, deren Eignung zurzeit abgeklärt wird. Es komme darauf an, den geeigneten und sicheren Standort zu finden, auch wenn dieser unmittelbar neben Thurgauer Gebiet liegen würde, so der Tenor an der Versammlung.

 Ganz anderer Meinung sind die Thurgauer Grünen, die gestern Widerstand gegen den Standort Benken ankündigten. Der Regierungsrat biete Hand zur Standortabklärung (siehe Box). Die Grünen würden aber erst dann Hand zur Planung eines Endlagers bieten, wenn der Ausstieg aus der Atomenergie in der Schweiz definitiv beschlossen sei, schreibt die Kantonalpartei. Für ihn seien die Fragen der Atomenergie und des Endlagers nicht zu trennen, erklärt GP-Kantonalpräsident Urs Oberholzer. "Falls die Schweiz nicht aus der Atomenergie aussteigt, wird laufend neuer Atommüll produziert." Und dies werde direkte Auswirkungen auf die Grösse eines Endlagers haben. Darum müsse zuerst die AKW-Frage gelöst werden.

 Bedenken wegen Sicherheit

 Dazu kommen gemäss den Grünen auch Sicherheitsbedenken. Selbst im als sicher geltenden Opalinuston, dem Material auch in Benken, seien in St. Ursanne Bakterien gefunden worden. Die Frage der sicheren Endlagerung sei bei Weitem nicht gelöst. Heute werde der Atommüll in Zwischenlagern aufbewahrt, und dies könne problemlos verlängert werden.

  "AKW-Entscheid hilft"

 Der zuständige Regierungsrat hält nichts von einer Verknüpfung beider Fragen. Die Frage eines Tiefenlagers müsse unabhängig vom Atomausstieg und der Abstimmung über ein neues AKW geklärt werden, sagt Jakob Stark. "Der Atommüll muss entsorgt werden, und das in der Schweiz." Stark kann sich aber vorstellen, dass der Entscheid über ein neues AKW, den das Schweizervolk in den nächsten Jahr fällen muss, auch in Sachen Tiefenlager helfen kann. "Der Bund wird den Standortentscheid für ein Tiefenlager entspannter treffen können, wenn die AKW-Frage entschieden ist." Vor 2030 werde das Lager ohnehin nicht in Betrieb genommen.

 Unterstützung erhält der Baudirektor von bürgerlichen Parteien. Es sei falsch, die Standortfrage eines Tiefenlagers mit dem Atomausstieg zu verknüpfen, meinen sowohl FDP-Präsident Bruno Lüscher als auch SVP-Fraktionschef Stephan Tobler. Der atomare Abfall müsse am geeignetsten Standort gelagert werden, und diese Planung müsse vorangetrieben werden. Lüscher wie Tobler betonen zudem, dass sie den Standort Benken nicht zum Vornherein ausschliessen wollen. Entscheidend sei die Frage der Sicherheit.  

Marc Haltiner

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 Stark: "Benken ist nicht Favorit für Tiefenlager"

 In den Nachbarkantonen Zürich und Schaffhausen regt sich heftiger Widerstand gegen das mögliche Atom-Tiefenlager Benken. Kritisch haben sich auch beide Kantonsregierungen geäussert. Die Thurgauer Grünen bekräftigen nun ihre Kritik an der abwartenden Haltung des Regierungsrates. Damit werde das Risiko grösser, dass die Wahl auf den Standort im Zürcher Weinland falle, sagt GP-Kantonalpräsident Urs Oberholzer. Der Regierungsrat müsse sich entschiedener gegen Benken wehren.

 Regierungsrat Jakob Stark weist die Kritik zurück. Ziel müsse es sein, den geeignetsten Standort für ein Tiefenlager zu finden, ohne gleich in ein Schwarzpeter-Spiel zu verfallen. Dazu komme, dass er nach seinen Gesprächen mit den Verantwortlichen von Bund und Nagra nicht den Eindruck habe, dass der Standortentscheid auf das Zürcher Weinland hinauslaufe, sondern dass alles offen sei. "Benken ist nicht der Favorit für ein Tiefenlager." Die Regierung werde sich dafür einsetzen, dass alle sechs möglichen Standorte nach den gleichen Kriterien geprüft würden. (hal)

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Grenchner Tagblatt 7.4.10

Gastautorin

 Oh, du goldigs Sünneli!

Iris Schelbert-Widmer

 Die Schweiz ist ein innovatives und fortschrittliches Land. Forschung und wirtschaftliche Entwicklung sind uns wichtig. Das ist auch im Bereich der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz so. Das alles ist gut für die Wirtschaft, weil neue Wirtschaftszweige wachsen und gedeihen. Alle wissen, dass die fossilen Brennstoffe wie Öl und Gas irgendwann zu Ende gehen. Niemand ist zudem gerne von ölproduzierenden Staaten abhängig.

 Nur, irgendwie kommen wir in der Schweiz trotzdem nicht so richtig vom Fleck. Schuld ist die mächtige Atomlobby. Zu verlockend ist der scheinbar günstige und saubere Atomstrom. Drei neue AKW sollen in der Schweiz gebaut werden. An die 30 Milliarden Franken stehen offenbar dafür zur Verfügung. Sauber sei der Atomstrom - wir wissen aber immer noch nicht, wo wir die strahlenden Abfälle über Hunderttausende von Jahren sicher lagern können und wie viel das über Generationen kosten wird. Unabhängig sollen wir damit sein - wir wollen nicht wahr haben, dass das Uran auch aus Ländern ausserhalb von Europa kommt.

 Ich bin im vergangenen Sommer durch Bayern gereist. Kaum über der Grenze, kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Praktisch jedes Scheunendach ist flächendeckend mit Photovoltaik-Paneels gedeckt. Jeder Bauernhof ist sein eigenes kleines Kraftwerk. Oft dreht sich daneben zusätzlich ein Windrad. Massen von Häusern haben auf ihren Dächern Photovoltaik zur Stromerzeugung und Solaranlagen zur Warmwasseraufbereitung. Die Regierung hat ein riesiges Förderprogramm gestartet, und die Leute haben sich auf das Abenteuer "Solarstrom" eingelassen. Das gleiche Bild hat sich mir im Vorarlberg gezeigt.

 Ob blaue Dächer schön seien, wurde ich daheim gefragt. Ja, ich meine, blaue Dächer sind wunderschön, wenn ich weiss, wozu sie gut sind. Aber bei uns scheine die Sonne viel zu wenig, ist ein anderer Einwand. Die Sonne scheint wohl auch in Bayern nicht mehr als bei uns, und die Anlagen funktionieren auch bei wenig Sonne. Unsere Nachbarn setzen vermehrt auf kleine, feine dezentrale Stromerzeugung und nicht nur auf zentrale Grosskraftwerke. In der Schweiz gibt es also jede Menge Entwicklungspotenzial, das es in den nächsten Jahren auszuschöpfen gilt.

 Die Leute wollen nicht kritiklos weitere AKW, sondern wirkliche Alternativen. Dazu gehört Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wasser, Wind und Sonne. Ich möchte auch bei uns auf geeigneten Dächern Solaranlagen und Photovoltaik sehen. Ich möchte blaue Scheunendächer sehen. Wenn wir gegen 30 Milliarden Franken für AKW haben, sollten wir auch genügend Geld für die Förderung erneuerbarer Energien haben. Wir müssen nur wollen. Die Erde haben wir Menschen uns untertan gemacht - und wie. Es ist nun an der Zeit, uns die Sonne zunutze zu machen. Die Sonne können wir nicht ausbeuten.

 Iris Schelbert-Widmer, Grüne Kantonsrätin und Stadträtin Olten