MEDIENSPIEGEL 7.4.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Schützenmatte: Lunapark ahoi
- Bollwerk-Kunst
- Bettelei Season 2010
- Lautstark #17
- Squat Biel: Bildungszentrum jetzt!
- 1. Mai Luzern
- Asyl: Illegal in "Annabelle"
- Randstand Zureich: Gegensätze
- Militärpolizei in Zügen + Bahnhöfen
- Swing Kids: Eleganter als die Hitler-Jugend
- Taser: Prozess in Frankreich
- Anti-Atom: Benken-Endlager-Kritik; Atom-Alternativen
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REITSCHULE
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Mi 07.04.10
19.00 Uhr - SousLePont - Veganer Pflanzenfresser
Spezialitäten
Abend
20.30 Uhr - Tojo - "Alleinsein ist immer zu kurz" ein
Stück über Annemarie von Matt. Regie: Lilian Naef. Mit: Stine
Durrer
Do 08.04.10
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter - elektronische
Leckerbissen zu
lesbisch-schwulem Chillen mit DJ Xylophee, DJ Dunch, DJ FRATZ, Mike,
Nadja & DJ ELfERich
20.15 Uhr - Kino - Mitgliederversammlung Grundrechte.ch:
Filmpremiere
von Tele G: "20 Jahre Protest gegen den Schnüffelstaat: Wie
war das damals, was ist davon geblieben?"
21.00 Uhr - Rössli-Bar- The Pharmacy (USA) -
support: everest on tt
Fr 09.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Alleinsein ist immer zu kurz" ein
Stück über Annemarie von Matt. Regie: Lilian Naef. Mit: Stine
Durrer
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden...": The
Rocky Horror Picture Show, Jim Sharman, USA/UK 1975
Sa 10.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Alleinsein ist immer zu kurz" ein
Stück über Annemarie von Matt. Regie: Lilian Naef. Mit: Stine
Durrer
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden?": The
Rocky Horror Picture Show, Jim Sharman, USA/UK 1975
22.00 Uhr - Dachstock - Sophie Hunger (CH) & Band,
Support: George
Vaine
22.00 Uhr - SousLePont - Budget Boozers (Garage Trash
Rock'n'Roll),
Support: Shady & the Vamp (Garage Punk) und Sonic Angels (Garage
Rock'nRoll)
So 11.04.10
21.00 Uhr - Dachstock - ISWHAT?!
(Hyena/Discograph/Alive/USA), feat.
Napoleon Maddox (Rap/BeatBox), Brent Olds (Bass), Cocheme'a Gastelum
(Sax), Hamid Drake (Drums)
Infos: http://www.reitschule.ch
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SCHÜTZENMATTE
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BZ 7.4.10
Schützenmatte
Lunapark kommt
Vom 10. bis am 25.April findet auf der Schützenmatte
wieder
der traditionelle Lunapark statt. Am Samstag sind die Bahnen ab 14 Uhr
in Betrieb. Täglich können die Attraktionen bis 23 Uhr
genutzt werden.pd
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BOLLWERK KUNST
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Bund 7.4.10
Interview mit Daniel Suter, Marks Blond
"Freie Szene ist zu wenig gefördert"
In Bern gibt es immer mehr Off Spaces, alternative
Kunsträume. Der älteste und renommierteste ist Marks Blond.
Initiant Daniel Suter erzählt im Interview, warum die Off Spaces
regelmässige Subventionen erhalten sollten.
Es gibt in Bern etliche Museen und Galerien. Wozu braucht
die
Kunstszene da noch Off Spaces?
Daniel Suter: Ein Off Space setzt eine Gegenbewegung zu
Museen
und Galerien. Er ist sehr theoretisch ausgerichtet, das ist in Galerien
nicht der Fall. Wir können experimentieren und führen
mithilfe der Kunst gesellschaftliche und politische Debatten, da wir
kein Massenpublikum bedienen müssen. Zudem ist die
Kunstförderung eine unserer wichtigsten Aufgaben.
Inwiefern?
Wir sind sozusagen ein Trichter: Junge Kunstschaffende,
die keine
Möglichkeit haben, im Museum auszustellen, können bei uns
erste Erfahrungen sammeln. Zudem fördern wir ihre Selbstbestimmung.
Wie?
Künstler können zu uns kommen und sagen: Ich
will
ausstellen. Wenn sie hartnäckig bleiben, erreichen sie ihr Ziel.
Zudem gestalten sie die Ausstellung zum grossen Teil mit. So viel
Autonomie hat ein Künstler in Galerien oder Museen kaum.
Oft heisst es, Off Spaces seien Vorläufer der
Galerien.
Das stimmt nicht. Wir sind unabhängig und nicht
kommerziell
orientiert. Während ein Galerist vom Verkauf der Werke lebt,
tragen wir unsere Selbstlasten und sind auf Sponsoren und Gönner
angewiesen. Verdienen tut an den Off Spaces niemand.
Dann verkauft Ihr keine Werke?
Kunst ist bei uns nicht zum Verkauf bestimmt. Es kommt
aber vor,
dass jemand ein Werk trotzdem kaufen will. In diesen seltenen
Fällen verrechnen wir nicht 50 Prozent, wie es in Galerien
üblich ist, sondern lediglich 35, um unsere Unkosten zu decken.
Also gibt es doch eine Grauzone, was den Verkauf anbelangt.
Für mich gibt es eine klare Grenze, und die
kommuniziere ich
auch im Netzwerk Off Off, dem die unabhängigen Kunsträume
Schweiz angehören: Wenn ein Off Space an einer Kunstmesse als
Galerie teilnimmt, dann wird er vom Netzwerk ausgeschlossen. Ein Off
Space arbeitet weder an Beziehungen zu Käufern noch zu
Kunsthändlern.
Und an der Beziehung zum Publikum? Oft provozieren Off
Spaces mit
provokativen Interventionen die Passanten.
Wenn ich den Satz "Was soll das?" höre, ist das
eine Motivation. Schliesslich will ich, dass ein Kunstwerk bei den
Leuten Fragen auslöst. Wenn bei uns am Bollwerk beispielsweise ein
Taxifahrer reinkommt und sich über ein Werk erkundigt, habe ich
schon etwas bewegt.
Marks Blond ist in den letzten Jahren zu einem etablierten
Ausstellungsort geworden. Sind da Provokationen überhaupt noch
möglich?
Allein mit den Anfragen, die ich zurzeit offen habe,
könnte
ich die nächsten drei Jahre jede Woche eine neue Ausstellung
machen. Spontanität ist für unsere Arbeit sehr wichtig, aber
sicher sind wir heute institutionalisierter. Mit dem Ausstellungsraum
am Bollwerk, den wir seit 2008 führen, sind wir zu einer Art
Mini-Kunsthalle geworden. Während die Kunsthalle heute etablierte
Topshots der Kunstszene zeigt, können wir immer noch
experimentieren.
Jetzt schiessen neue Off Spaces aus dem Boden…
Ja, mit der Neuen Galerie, dem Grand Palais oder der
Galerie
Milieu hat es in Bern in den letzten Monaten gleich mehrere neue Off
Spaces gegeben. Zuvor waren wir vom Marks Blond Project immer
Einzelkämpfer. Wir freuen uns, dass sich etwas bewegt.
Das Geld der öffentlichen Hand ist schon für die
etablierten Kulturinstitutionen knapp. Wie finanziert sich die freie
Szene?
Die freie Szene wird generell zu wenig gefördert, das
ist in
allen Sparten so. Darum kämpfe ich dafür, dass wir
regelmässige Subventionen erhalten. Die Kunstkommission in Bern
vergibt lediglich Werkbeiträge, unterstützt aber nicht den
Betrieb der einzelnen Räume. Zürich macht es vor: Dort wird
gerade darüber debattiert, der Off-Szene einen Pauschalbetrag zur
Verfügung zu stellen.
Da müsste es aber Kriterien geben, wer Anspruch auf
diesen
Pot hat.
Das geht nicht. Genau das ist ja das Problem der
Kommissionen,
dass sie immer ein Messschema anwenden.
Aber es braucht doch eine Abgrenzung. Sonst könnte
sich ja
irgendjemand unter dem Deckmantel Off Space um Subventionen
bemühen.
Minimale Kriterien bräuchte es, klar. Aber bei Museen
wird
ja auch die ganze Institution und nicht nur einzelne Ausstellungen vom
Staat unterstützt.
Apropos Museen: Die Gegenwartsabteilung des Kunstmuseums
sucht
derzeit nach neuen Ausstellungsflächen. Würden sich Off
Spaces eignen?
Nein. Museen sind enorm mit der Kunstgeschichte
verhängt,
ein Off hingegen mit der Zukunft. Wir arbeiten komplett anders.
Interview: Stefanie Christ
http://www.marksblond.com
--
Marks Blond
Am Anfang war der Kiosk
Marks Blond wurde vom Architekten Daniel Suter, von der
Pädagogin Radwina Saga Seiler und vom Grafiker Yves Ackermann im
Jahr 2004 ins Leben gerufen. Bis 2008 führten sie den alten Kiosk
"Cube" in der Länggasse, den Kunstschaffende
regelmässig bespielten oder gar umbauten. Seit zwei Jahren
befindet sich der Projektraum nun an der Speichergasse 8. Die Kosten
für die Infrastruktur und die Ausstellungen belaufen sich
jährlich auf rund 84000 Franken. Die Hälfte davon wird durch
einzelne Werkbeiträge der Stadt Bern, des Kantons und des
Migros-Kulturprozents gedeckt.
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BETTELEI SEASON 2010
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BZ 7.4.10
Schutz für Bettelkinder
Menschenhändler missbrauchen osteuropäische
Kinder zum
Betteln. Die Berner Fremdenpolizei will diese Kinder nun schützen.
Säuglinge oder Kleinkinder wecken den
Beschützerinstinkt. Deshalb machen osteuropäische
Bettelbanden mit Minderjährigen Kasse. In Österreich gehen
die Behörden seit einiger Zeit nicht mehr nur gegen die
Hintermänner der Banden vor, sondern schützen auch gezielt
deren minderjährige Opfer. Ein Modell, das der Stadtberner
Fremdenpolizeichef Alexander Ott übernehmen will. Bereits ab
Sommer will er mit den Österreichern zusammenarbeiten.as
Seite 19
--
Organisierte Bettelbanden
Besserer Schutz für Kinder
Die osteuropäischen Kinder, die in Bern betteln,
gehören meist zu organisierten Banden, sagt die Stadtberner
Fremdenpolizei. Sie will nicht nur gegen die Hintermänner
vorgehen, sondern auch die Kinder besser schützen.
Mit den steigenden Temperaturen steigt auch die Zahl der
osteuropäischen Bettler in Berns Strassen. Viele von ihnen sind
Kinder. Letztes Jahr griff die städtische Fremdenpolizei 30
bettelnde Kinder auf. Die jüngsten waren im Säuglingsalter,
die ältesten neun. Laut Fremdenpolizei-Chef Alexander Ott sind die
Kinder nicht mit ihren Eltern unterwegs, sondern gehören zu
organisierten Bettelbanden und werden von den Hintermännern aufs
Übelste ausgenützt. Die leiblichen Eltern würden ihre
Kinder aus Geldnot an solche Hintermänner vermieten. Erkenntnisse,
die Ott 2009 aus "Agora", dem Projekt gegen organisierte
Bettelei, gewonnen hatte. "Bislang mussten wir die Kinder mit den
Hintermännern ziehen lassen", sagt Ott.
Dies soll sich nun ändern. An einer letzte Woche vom
Eidgenössischen Departement für auswärtige
Angelegenheiten organisierten Tagung zu Kinderbettelei und Kinderhandel
trafen sich Fachleute aus dem In- und Ausland. Mit dabei eine
Delegation aus Österreich, die das Wiener Projekt "Drehscheibe
Augarten" vorstellte.
So machens die Österreicher
Seit einigen Jahren bringt die Wiener Polizei
osteuropäische
Kinder, die beim Betteln und Stehlen aufgegriffen wurden, in das
Kinderzentrum "Drehscheibe Augarten". Hier werden sie vor
den Hintermännern geschützt und dann in ihre
Heimatländer zurückgebracht, wo Partnereinrichtungen der
"Drehscheibe" die weitere Betreuung übernehmen.
Aufgrund der neuen Zusammenarbeit mit der "Drehscheibe"
klären die Behörden in den Heimatländern die
Identität der Kinder ab. Denn meist sind die minderjährigen
Bettler und Einbrecher ohne oder mit gefälschten Papieren
unterwegs. Für Kinder, die gegen die Menschenhändler
ausgesagt haben, gibt es zudem ein Zeugenschutzprogramm. Zu ihren
Eltern zurück dürfen die Kinder erst nach eingehender
Prüfung. Bislang existieren in Bulgarien, Rumänien und
Serbien mehrere Partnereinrichtungen der "Drehscheibe". In
Wien scheint die Rechnung aufzugehen: 2003 kamen 1300 Kinder in die
Drehscheibe, 2005 waren es 700 und 2008 noch knapp 100.
Sache der Kantone
An der Tagung habe man aufzeigen wollen, dass
Zwangsbettelei eine
Form von Menschenhandel sei, sagt Boris Mesaric,
Geschäftsführer der Koordinationsstelle gegen Menschenhandel
und Menschenschmuggel (KSMM) des Bundes. Zudem sei der Bedarf nach
Lösungen zum Schutz der Kinder abgeklärt worden. Dafür
seien zwar die Kantone zuständig, so Mesaric. "Ideal
wäre aber eine Stelle analog zur Drehscheibe in Wien, die mit den
rumänischen und bulgarischen Behörden die
Rückführung der Kinder übernimmt." Ob und wann
sich die Kantone für eine Lösung entscheiden, ist noch offen.
Via Wien in die Heimat
Vorwärts machen will dagegen der Stadtberner
Fremdenpolizei-Chef Alexander Ott und sondiert bereits die
Möglichkeiten mit dem städtischen Amt für Erwachsenen-
und Kindesschutz. "Im Kompetenzzentrum Jugend und Familie
Schlossmatt können wir 10 bis 20 Kinder und Jugendliche pro Jahr
aufnehmen", sagt Amtsleiterin Ester Meier. Solange die Fallzahlen
nicht massiv anstiegen, sei eine neue Auffangstelle nicht nötig.
Meier plädiert deshalb dafür, die Kinder via die
"Drehscheibe" in Österreich in ihre Heimat
zurückzuführen. Dies hält auch Alexander Ott für
realistisch und vor allem für rasch realisierbar. "Derzeit
laufen die Abklärungen. Nach Möglichkeit wollen wir ab Sommer
mit Österreich zusammenarbeiten."
Andrea Sommer
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LAUTSTARK
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Indymedia 6.4.10
Lautstark #17 erschienen ::
AutorIn : Antifa-Bern
Liebe Leserin, lieber Leser
Die antifaschistische Linke konnte am 13. Februar 2010 einen
tollen
Erfolg für sich verbuchen: Mit schlau platzierten Blockaden und
der nötigen Portion Hartnäckigkeit gelang es Tausenden
Antifas im ostdeutschen Dresden, Europas grössten und wichtigsten
Naziaufmarsch zu verhindern. Rund 5000 Neonazis, angereist aus allen
Himmelsrichtungen, mussten bei klirrender Kälte Stunde um Stunde
am Versammlungsort ausharren und schliesslich unverrichteter Dinge
wieder abziehen. Stillstand für Nazis - ein Moment zum Geniessen,
wäre der Anblick Tausender Dumpfbacken nicht so ungeniessbar.
Lautstark #17
http://ch.indymedia.org/media/2010/04//74828.pdf
In der aktuellen Ausgabe des "lautstark!" nehmen wir dich
mit auf eine wenig erbauliche Europareise. Wir stellen dir die
rechtsextreme Allianz im Europäischen Parlament vor: Europas
Rechtsaussen-Lager, teils von schillernden Politfiguren angeführt,
machen kaum überbrückbare inhaltliche Differenzen zu
schaffen. Wir zeigen beispielhaft auf, wie sich die Neonaziszene in den
Ländern Italien, Ungarn, Tschechien und Polen organisiert und
strukturiert. Ein weiterer Artikel wirft ein Streiflicht auf die
ungemütliche Situation der Roma, die zu den populärsten
Hassobjekten der Extremen Rechten zählen und die immer wieder
Opfer von brutalen rassistischen Übergriffen werden.
Viel Spass beim Lesen!
Antifa Bern
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SQUAT BIEL
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Bund 7.4.10
Haus besetzt, Bildungszentrum geplant
Gestern Dienstag hat das "Kollektiv autonomer Widerstand
gegen die kapitalistische Stadtentwicklung" das Haus an der
Bieler Neuengasse 7 besetzt. Gemäss Mitteilung an die Medien haben
die Hausbesitzer vor, dort verschiedene Ateliers, einen Gratisladen und
einen Mehrzwecksaal einzurichten. Das Projekt sei "ein
nichtakademisches und nichthierarchisches Zentrum zum Austausch von
Wissen", schreibt das Kollektiv. Die ersten Angebote -
Transparente basteln und ein Photoshop-Workshop - finden diese Woche
statt. (pd)
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20 Minuten 7.4.10
Besetztes Haus als Kulturzentrum
BIEL. Autonome haben seit gestern ein neues Haus in Biel
besetzt.
In der Liegenschaft an der Neuengasse 7 wollen die Besetzer aber nicht
nur herumhängen: Geplant sind laut einer Mitteilung diverse
Ateliers, ein Laden und ein Mehrzweckraum. Gestern ging ein
Thaibox-Kurs über die Bühne, heute kocht die Volksküche
und morgen und übermorgen gibt es einen Plakat-Bastelkurs sowie
einen Photoshop-Lehrgang. Das Gebäude befindet sich laut Besetzern
auf städtischem Gebiet.
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1. MAI LUZERN
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Indymedia 6.4.10
http://ch.indymedia.org/de/2010/04/74822.shtml
1.Mai-Fest in Luzern @ Sedel
AutorIn : bitxidenda: http://www.bitxidenda.ch
Im Sedel in Luzern findet am 1.Mai ein politisches und
kulturelles Fest
statt. Zuerst findet eine Infoveranstaltung mit Annette Schiffman von
stimmenfuermumia.de statt. danach das kulturelle Programm mit Konzerten
von 88Komaflash und Albino&Callya. Desweiteren ist Vernissage der
Ausstellung "Stadtentwicklung Luzern".
Türöffnung 17 Uhr
Club:
pünktlich auf 19.30:
-Infoveranstaltung & Diskussion zu Mumia Abu Jamal.
mit Annette Schiffmann
(http://www.stimmenfuermumia.de)
ab 22 Uhr:
-88KOMAFLASH
"Hier geht's um die Liebe zur Sache. Formvollendete Songs finden
so
ihren Weg aus dem Untergrund ans Licht. Wer nachdenklichen HipHop mag
und sich gerne von düsteren Beats treiben lässt, der kommt an
diesem Album nicht vorbei.” Zuckerkick Magazin
"Komplexe Beats und außergewöhnliche Raps voller
Philosophie, Politik und obskuren Textchiffren. Definitiv keine Fast
Food-Mucke und ein Geheimtipp!” MZEE.com
"Der Schmerz dieses Sound/Lyric-Gewitters fräst sich direkt
durch
Sehnen, Nerven und Knochen und befreit gleichzeitig sofort und direkt.”
aponaut
-ALBINO & CALLYA (mit ihrem neuen gemeinsamen Album)
Während uns Albino bereits einige Male im Sedel beehrt hat,
wird
am 1.Mai nun auch Callya noch dazukommen. Nachdem beide bereits einige
Soloalben veröffentlicht haben, wie auch Albumkooperationen mit
verschiedenen anderen Rappern (z.B. Plan88, La Resistance), werden
Albino und Callya nun ein gemeinsames Album im April herausgeben. Dazu
schreiben sie:
"Das Album wird den Namen "Im Augenblick” tragen und ihr kriegt
11
Tracks auf die Ohren - zu viel will ich nicht verraten, aber ich kann
versprechen, dass es vom Herzen kommt - mit alt bewährtem,
melancholisch-deepem Sound und frischen, melodischen Hooklines, sowie
drei besonderen Gästen vom hohen Norden über das Sauerland
bis in die Schweiz, die uns auf dem Album zum ersten Mal featuren.”
Einziges und erstes Konzert in Schweiz mit dem neuen Album!
-DJ Manifesto C.
Garten:
-Kuba-Bar
-Vegan-FoodFront
-Arbeiterlieder ab Konserve
Garten & Verlies:
The Bluegrass & Country Sessions feat:
OPHELIAS IRON VEST & CELLO INFERNO
Im Entree:
Info- & Propaganda Meile, uA von Romp, Lagota,
Vorwärts, WOZ,
Junge Welt usw…..
Im Verlies & Entree:
Ausstellung
"STADTENTWICKLUNG LUZERN”
von 16 Luzerner KünstlerInnen. (danach ab 14.08. - 30.09.
im
Café Meyer Luzern)
Tiki-Bar:
Bar, Politpunk & Arts by Moped Gössi und Lads
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Präsentiert von: Bitxidenda, Gonorrea.ch, Unia Jugend
Partner: ROMP Infoladen, Lagota, Sedel
Medienpartner: Junge Welt, Radio 3fach; Vorwärts
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ASYL
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Annabelle 7.4.10
Wie ist es eigentlich
Illegal in der schweiz zu leben?
Ich weiss nicht, woher ich komme. Als ich klein war, haben
unsere
Eltern mir und meinen drei älteren Brüdern gesagt, wir seien
aus dem Irak. Später sagten sie auf einmal, wir seien aus dem
Libanon. Kaum hatte ich mich daran gewöhnt, waren wir aus der
Türkei. Die Eltern wollten verhindern, dass wir jemandem etwas
sagen, das uns schaden könnte. Inzwischen will ich nicht mehr
wissen, woher ich bin; es ist ja doch nur eine Heimat, die mir fremd
ist.
Ich bin siebzehn. Bis ich fünf war, lebten wir in
Deutschland. Seit zwölf Jahren wohnen wir in der Schweiz - und
noch immer wurden wir hier nicht anerkannt. Ich lebe illegal in der
Schweiz, mit einem NEE - einem Nichteintretensentscheid. Das heisst:
Unser Asylgesuch wurde abgewiesen. Ich habe noch nie einen Ausweis mit
meinem Namen und meinem Foto darauf gesehen. Meine Familie zieht von
Gemeinde zu Gemeinde. Kaum haben wir uns eingerichtet, werden wir in
eine andere Notunterkunft gewiesen. Seit vier Jahren leben wir nun zu
sechst in der Dreizimmerwohnung dieses Asylheims, ein Rekord. Und doch
müssen wir jederzeit damit rechnen, dass uns ein paar Polizisten
abholen, ausweisen und in ein Flugzeug setzen. Seit dem ersten Tag
stehen in einer Ecke unsere wichtigsten Sachen parat, verpackt in drei
Abfallsäcke. Wir sind gerüstet, abzureisen, und hoffen doch,
bleiben zu können.
Die Schweiz will uns loswerden. Ich habe den Eindruck, die
Leute
vom Amt für Migration ärgern sich, dass wir noch hier sind.
Sie machen uns das Leben schwer. Unerwartet kommen Polizisten vorbei
und durchwühlen alle Schubladen und Schränke. Wenn in der
Gegend etwas passiert, dann fällt der Verdacht als Erstes auf uns,
nur weil wir Asylsuchende sind. Einmal wurde ein Geschäft in der
Nähe ausgeraubt. Am nächsten Morgen kam in aller Frühe
die Polizei und verhaftete meinen Bruder. Am Abend wurde er
freigelassen. Ein anderes Mal sass mein Vater gegenüber dem Heim
auf einer Parkbank. Die Polizei wollte seinen Ausweis sehen, er sagte:
"Ich habe ihn daheim, im Haus gleich da drüben." Sie
glaubten ihm nicht, er musste ins Gefängnis. Auch jetzt sind mein
Vater und meine Brüder seit Monaten in Ausschaffungshaft, ich
weiss nicht genau, weshalb. Jeder Mensch hat eine Würde, und die
wird uns immer wieder genommen.
Ich lebe von 7 Franken am Tag. Meine Mutter und ich
bekommen alle
zehn Tage zusammen 140 Franken Nothilfe. Davon geben wir 100 Franken
dem Vater und den Brüdern - sie brauchen es im Gefängnis
für Telefonkarten, Snacks und Cola. Die übrigen 40 Franken
geben wir in erster Linie für Hygieneartikel aus und für
Esswaren. Einmal die Woche kommt ein Wagen mit Gratisessen vorbei. Die
Sachen sind abgelaufen, wir müssen prüfen, ob sie noch in
Ordnung sind.
Als ich Geburtstag hatte, haben meine Kolleginnen ein
Überraschungsfest für mich gemacht. Sie haben mir die Haare
und Nägel machen lassen, mir Kleider gekauft, mit mir gefeiert.
Ich habe mich geschämt. Weil ich das nicht selber zahlen kann. Sie
laden mich oft ein zu etwas. Aber in letzter Zeit gehe ich nur noch
ganz selten aus, ich möchte nicht immer von Almosen leben, das ist
erniedrigend.
Ich habe keine Zukunft hier. Ich frage mich oft: Was habe
ich
gemacht, was? Was hat mein Vater falsch gemacht, dass er uns in diese
Situation gebracht hat? Ich habe das zehnte Schuljahr abgebrochen,
damit ich mich um meine Mutter kümmern kann. Sie muss Medikamente
nehmen, wenn sie über unsere Lage nachdenkt. Ich darf hier nicht
arbeiten, ich darf keine Lehre machen - nicht auf legalem Weg. Ich
würde gern etwas aus mir machen, aus meinem Leben, aber nichts
geht.
Weil wir kein Geld und keine Arbeit haben, ist unser
Alltag
eintönig. Ich bin jeden Tag daheim. Jeden Tag sitze ich in meinem
Zimmer und schaue fern. Man kann mir irgendeine Uhrzeit nennen, und ich
weiss, was dann auf welchem Kanal läuft. Manchmal lese ich auch,
am liebsten einen historischen Roman, etwas Wahres. Erfundenes mag ich
nicht. Ich versuche, mir Englisch beizubringen, um wenigstens etwas
Sinnvolles mit meiner Zeit zu machen. Einmal hat einer zu mir gesagt:
"Ich muss arbeiten, und du lebst von meinem Geld, du
Obdachlose!" Da habe ich heftig reagiert, bin fast ausgerastet.
Ich kann auch schlimm sein.
Ich will arbeiten, um Geld zu sparen. Dann gehe ich nach
Südfrankreich, dort will ich ein Hotel besitzen. Das ist mein
Traum. Später möchte ich nach Amerika ziehen und ein Kind
adoptieren. Das geht auch ohne Mann. Und wenn ich doch heiraten sollte,
dann hätte ich am liebsten einen Mann wie Homer Simpson: dick, mit
Glatze und dumm. Neben ihm würde ich mich gescheit und schön
fühlen. Ich könnte ihm Ratschläge geben. Er würde
mich gut behandeln. Und niemand nähme mir ihn weg.
— Aufgezeichnet von Susanna Petrin
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RANDSTAND ZUREICH
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Tagesanzeiger 7.4.10
Oben Herberge für Randständige, unten Nobelrestaurant
Über dem Restaurant Casa Aurelio im Kreis 5 leben
seit einem
halben Jahr Menschen mit Suchtproblemen und psychischen Störungen.
Trotz anfänglich heftiger Kritik gibt es bisher keine Probleme.
Von Georg Gindely
Es sind zwei Welten, die aufeinanderprallen - im Haus im
Hinterhof der Langstrasse 209. Im Nobelrestaurant Casa Aurelio im
Erdgeschoss speisen die Reichen, und ihre teuren Autos stehen mittags
und abends Stossstange an Stossstange rund ums Gebäude. Gleich
über dem Restaurant leben Menschen mit Suchtproblemen und
psychischen Störungen. Das Sozialdepartement der Stadt mietet die
Liegenschaft für das Begleitete Wohnen (Bewo). 50 Zimmer stehen
zur Verfügung, auf jedem Stockwerk hat es eine
Gemeinschaftsküche und ein Gemeinschaftsbad. Der eine Hausteil ist
seit Oktober in Betrieb, der andere ist eben erst bezogen worden.
Bewohner werden betreut
Markus Meier (Name geändert) lebt seit Dezember in
einem
Zimmer im zweiten Stock. Es ist spartanisch eingerichtet: ein Bett, ein
Tisch, zwei Stühle, ein Spiegel, ein Kühlschrank und ein
Fernseher. Markus Meier hat Alkoholprobleme. Seine Abstürze
führten dazu, dass er die Miete für seine Wohnung nicht mehr
bezahlte und die Kündigung erhielt. Nun versucht er wieder Tritt
zu fassen. Fachleute betreuen ihn, er erhält medizinische
Unterstützung und Hilfe bei der Wohnungssuche. "Ich
fühle mich gut aufgehoben hier", sagt er.
Bei seinem Einzug hat er ein Merkblatt mit
Verhaltensregeln
bekommen. Die Bewohner müssen für Ordnung im und ums Haus
sorgen, Lärm vermeiden und Angestellte und Gäste der Casa
Aurelio höflich grüssen. Der Geschäftsbereich Wohnen und
Obdach im Sozialdepartement, der das Haus führt, ist sehr darauf
bedacht, dass es zu keinen Verstössen kommt - das Bewo Langstrasse
steht unter verschärfter Beobachtung.
Die Ankündigung des Stadtrats, mitten im Kreis 5 ein
ganzes
Gebäude für das Begleitete Wohnen einzurichten, hatte vor
einem Jahr hohe Wellen geworfen. Lorenzo Aurelio,
Geschäftsführer der Casa Aurelio, sprach im "Blick" von einer
"Katastrophe". Sein
Geschäft werde extrem unter dem Neueinzug leiden.
Quartiervereinspräsident Helmuth Werner sammelte Unterschriften
gegen das Vorhaben, die SVP forderte in einem Postulat den Verzicht auf
die Einrichtung. Und selbst die SP des Kreises 5 kritisierte das
Sozialdepartement: Sie sei dagegen, dass Einrichtungen wie das
Begleitete Wohnen immer im gleichen Stadtkreis angesiedelt würden,
der Stadtrat müsse die soziale Durchmischung in den Quartieren
besser fördern. Der Gemeinderat hatte kein Gehör für die
Bedenken: Er lehnte das SVP-Postulat im September mit 94 zu 24 Stimmen
ab.
Und heute? "Es ist noch zu früh für ein
Fazit", sagt Wirt Lorenzo Aurelio. "Bis jetzt haben wir
aber keine Probleme." Er befürchtet, dass die Situation erst
während der Sommermonate schwierig wird, wenn sich das Leben
vorwiegend draussen abspielt. SVP-Gemeinderat Mauro Tuena, Stammgast in
der Casa Aurelio, ist bis jetzt ebenfalls nichts Negatives zu Ohren
gekommen. Er werde die weitere Entwicklung aber im Auge behalten. Und
auch der Ko-Präsident der SP 5, Urs Helfenstein, hat bis jetzt
keine Reaktionen auf die neue Einrichtung erhalten.
Die Bewohnerinnen und Bewohner dürfen im Haus Drogen
und
Alkohol konsumieren. Strikt verboten sind hingegen Gewalt, Drogendeals
und Prostitution. Wer dagegen verstösst, muss ausziehen. Da die
Bewohner keine Miet-, sondern Beherbergungsverträge eingehen, kann
ihnen das Sozialdepartement innert 24 Stunden kündigen. Vor kurzem
musste eine Frau mit psychischen Problemen das Bewo Langstrasse
verlassen, weil sie zu viel Lärm machte, auch mitten in der Nacht.
Markus Meier, ihr Zimmernachbar, und andere Bewohner fühlten sich
gestört, Leiterin Judith Kruschwitz reagierte.
Sie ist zufrieden mit dem bisherigen Betrieb, spricht von
einer
guten Zusammenarbeit aller Beteiligter. Die Stimmung im Haus sei gut -
vor allem im obersten Stockwerk, das für Frauen reserviert ist.
Die Bewohnerinnen haben ihre gemeinsame Küche mit Blumen
geschmückt, sie kochen und essen zusammen. "Sie leben wie in
einer Wohngemeinschaft", sagt Kruschwitz. In den kommenden Tagen
zieht eine der Frauen in eine eigene Wohnung. Ein Glücksfall
für sie, ein harter Schlag für ihre Zimmernachbarin, die eine
gute Freundin verliert.
Heikle Nähe zur Drogenszene
Von einem respektvollen und anständigen Umgang
spricht auch
Michael Huber (Name geändert). Der 32-Jährige trinkt, seit er
14 Jahre alt ist - so viel, dass seine Leber und Nieren bereits stark
geschädigt sind. Er lebt seit drei Monaten im Haus. Besonders die
Betreuungsgespräche gäben ihm Mut und Halt. Was ihm nicht
behage, sei die Lage des Gebäudes. "Ich hasse die
Langstrasse", sagt er. Zu viele schlechte Erfahrungen habe er
dort gemacht, mit Drogen, Alkohol und Gewalt. Deshalb habe er sich
für ein Zimmer der privaten Institution Arche in Altstetten
beworben.
"Niemand muss hierherziehen", betont Leiterin
Kruschwitz. Wer Bedenken hat, dass die Nähe zur Langstrasse
negative Auswirkungen auf seine Sucht haben könnte, für den
sucht Wohnen und Obdach eine Lösung in einem anderen Quartier.
Kein Problem mit der Lage seines Zimmers hat Markus Meier.
Trotzdem will er so schnell wie möglich wieder auf eigenen Beinen
stehen. Im Moment ist er daran, sein Alkoholproblem in den Griff zu
bekommen. "Ich hoffe, dass ich dann wieder in eine eigene Wohnung
ziehen kann."
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Begleitetes Wohnen
350 Zimmer in der ganzen Stadt
350 Zimmer im Begleiteten Wohnen (Bewo) bietet der
Geschäftsbereich Wohnen und Obdach des Stadtzürcher
Sozialdepartements über die ganze Stadt verteilt an. Das Angebot
richtet sich an "sozial desintegrierte und
suchtmittelabhängige Frauen und Männer, die nicht in der Lage
sind, ein Abstinenzgebot zu befolgen oder den Wohnalltag allein zu
meistern", wie das Sozialdepartement schreibt. Die Kosten
für ein Zimmer belaufen sich inklusive Betreuung auf 1300 bis 1700
Franken im Monat; die meisten der Bewohner sind Sozialhilfebezüger
oder IV-Rentner. Das Haus im Hinterhof der Langstrasse 209 ist einer
der grössten Bewo-Standorte. Das Sozialdepartement bezahlt der
Eigentümerin Swiss Estates AG für die beiden Hausteile 318
000 Franken Miete pro Jahr. Der Mietvertrag ist auf zehn Jahre
befristet. (gg)
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MILITÄRPOLIZEI
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Bund 7.4.10
Mehr Militärpolizei gegen ungehörige Soldaten
Armeechef André Blattmann will seinen Leuten
Disziplin
beibringen: Die Militärpolizei führt in Zügen und an
Bahnhöfen künftig Grosskontrollen durch.
Fabian Renz
Die Angehörigen der "besten Armee der Welt"
(Bundesrat Ueli Maurer) legen auf Gruppenreisen oft ein wenig
rühmliches Verhalten an den Tag. Laut SBB-Sprecher Reto Kormann
haben Bahnkunden in den letzten Jahren immer häufiger über
Alkoholexzesse und Pöbeleien von Soldaten geklagt. Besonders
virulent seien die Probleme jeweils an Freitag- und Sonntagabenden,
wenn das Gros der Militärdienstleistenden nach Hause
zurückkehrt bzw. wieder einrückt. Gruppendynamik und eine
gewisse "Anonymität der Uniform" führten bei
vielen Soldaten dazu, dass die Hemmschwelle allzu stark absinke - "das
ist wohl ein Zeitgeistphänomen", so Kormann.
"Besseres Erscheinungsbild"
Im Verteidigungsdepartement (VBS) weiss man um die
disziplinarischen Missstände. Armeechef André Blattmann
kündigte bereits vor einem Jahr an, für ein "besseres
Erscheinungsbild" seiner Truppe zu kämpfen. Da bisherige
Bemühungen zu wenig fruchteten, will Blattmann nun durchgreifen:
Die Abteilung Militärische Sicherheit - die Dacheinheit der
verschiedenen militärpolizeilichen Dienste - werde ihre
Präsenz auf Bahnhöfen und in Zügen verstärken,
teilte das VBS gestern mit. Geplant ist, dass die
Sicherheitskräfte künftig mittels Grosskontrollen das
"korrekte Verhalten" der Armeeangehörigen
gewährleisten. Das Ziel bestehe darin, "Verfehlungen in den
Bereichen Disziplin, Betäubungsmittel und Munitionsbefehl sowie
weitere Straftatbestände" zu ahnden. Über die genaue
Zahl sowie den konkreten Ablauf dieser Intensiveinsätze will
Armeesprecher Christoph Brunner keine Einzelheiten verraten. Fest steht
ihm zufolge jedenfalls, dass die Militärpolizisten vor allem
entlang von stark frequentierten Linien zum Einsatz kommen werden.
Vor allem Frauen betroffen
Die Massnahme wird von den SBB wärmstens
begrüsst. Denn
laut Unternehmenssprecher Kormann ist nicht zuletzt auch das
Bahnpersonal mit "ungebührlichem Benehmen" von
Armeeangehörigen konfrontiert. Insbesondere gelte das für die
Frauen in der Belegschaft. Für sie könnten Billettkontrollen
in Rekrutengruppen zu "wahren Spiessrutenläufen"
werden.
Entsprechend befriedigt reagierten gestern auch die
Arbeitnehmervertreter. Peter Moor, Sprecher der Bahngewerkschaft SEV,
sieht die Militärpolizisten vor allem auf den Bahnhöfen
gefordert. Anders als in den Zügen verfügen die SBB dort
nämlich über keine eigene Polizeitruppe.
Auf ungeteilte Zustimmung stösst die Armeespitze mit
ihrem
Projekt allerdings doch nicht, zumindest nicht auf politischer Ebene.
Nationalrat Josef Lang (alternative, ZG) verfolgt mit Beunruhigung,
"wie sich die Militärpolizei ständig neue Aufgaben
zuschanzt, um dadurch Legitimität zu erhalten". Wie die
meisten Linken steht Lang den armeeinternen Sicherheits- und
Polizeiorganen grundsätzlich kritisch gegenüber - vor allem
dann, wenn deren Einsätze wie im vorliegenden Fall auch
Zivilpersonen tangieren könnten. Die Konstellation dürfte
hier umso heikler sein, als die Mitarbeiter der Militärischen
Sicherheit im Unterschied zu den normalen Bahnpolizisten Schusswaffen
tragen.
Die Armeespitze beruhigt zwar: Gegen Nichtmilitärs
wird laut
Medien-Communiqué des VBS "nur eingeschritten, wenn eine
unmittelbare Gefährdung offensichtlich oder die Betriebssicherheit
des Bahnverkehrs augenfällig gestört ist".
Thema in der SiK
Josef Lang will die geplanten Grosseinsätze aber
trotzdem in
der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK) des Nationalrats zur
Sprache bringen. Wohl hätte auch er nichts dagegen, wenn ein
Militärpolizist durch unmittelbares Eingreifen ein Gewaltdelikt
unter zivilen Bahnreisenden verhindern würde. "Doch
irgendein Einzelszenario, das mehr Kompetenzen für die
Militärpolizei rechtfertigt, findet sich immer."
---
Basler Zeitung 7.4.10
Militärpolizei vermehrt in Zügen tätig
Massnahme gegen Soldaten, die sich nicht benehmen
Die Armee will härter gegen betrunkene, kiffende oder
pöbelnde Soldaten vorgehen: Auf Bahnhöfen und in Zügen
stehen künftig mehr Militärpolizisten im Einsatz.
Die Militärische Sicherheit erhöhe in Zügen
und
auf Bahnhöfen ihre Präsenz, teilten das
Verteidigungsdepartement (VBS) und die SBB gestern mit. Ziel sei es,
auf das Erscheinungsbild der Armee Einfluss zu nehmen und
Straftatbestände zu ahnden. Armeechef André Blattmann hatte
vor rund einem Jahr verstärkte Kontrollen angekündigt. Die
Armee müsse die Ordnung durchsetzen und die Soldaten erziehen,
sagte Blattmann damals.
Nun hat Blattmann die Militärische Sicherheit
beauftragt,
die Kontrollen zu verstärken. Neben Routine- soll es
Grosskontrollen an Knotenpunkten und in Zügen mit vielen Soldaten
geben. Wie viele Militärpolizisten zum Einsatz kommen, wollte
Armeesprecher Christoph Brunner nicht sagen. Bewaffnet sind die
Militärpolizisten laut Brunner mit Pistole, Schlagstock und
Pfefferspray.
Gegenüber Zivilpersonen schreiten die
Militärpolizisten
nur ein, wenn "eine unmittelbare Gefährdung offensichtlich
oder die Betriebssicherheit des Bahnverkehrs augenfällig
gestört ist". Nach der Intervention werden Zivilisten laut
Brunner den zivilen Behörden übergeben.
Keine Mehrfachkontrollen. Bei der Konferenz der Kantonalen
Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) war man gestern von der Meldung
überrascht. Roger Schneeberger, Generalsekretär der KKJPD,
sagte der BaZ, ein allfälliger Einsatz von Militärpolizisten
gegen Zivilpersonen sei bei der Sache der springende Punkt und man
werde abwarten, wie sich das in der Praxis bewähre. "Sicher
wäre es ungeschickt, wenn neben Bahnpolizei und Grenzwachtkorps
noch eine dritte Einheit zivile Bahnpassagiere kontrollieren
würde."
Diesem Problem scheint man beim VBS gewahr zu sein. Die
Kontrollen sollen mit der Transportpolizei der SBB sowie den
Polizeikorps koordiniert werden, heisst es. So sollen
Mehrfachkontrollen vermieden und das territoriale
Zuständigkeitsprinzip gewahrt werden. SDA/mw
---
NLZ 7.4.10
Betrunkene Soldaten
Militärpolizei greift künftig hart durch
Von Martin Messmer
Trinken, johlen, Passagiere und Zugbegleiter
anpöbeln.
Soldaten im Zug sorgen für Ärger und ein schlechtes Image.
Die Armeeführung nimmt das nicht länger hin.
Die Armee will härter gegen betrunkene, kiffende oder
pöbelnde Soldaten vorgehen: Auf Bahnhöfen und in Zügen
stehen künftig mehr Militärpolizisten im Einsatz. Die
Militärische Sicherheit erhöhe nun ihre Präsenz, teilten
das Verteidigungsdepartement (VBS) und die SBB gestern mit. Ziel sei
es, auf das Erscheinungsbild der Armee Einfluss zu nehmen und
Straftatbestände zu ahnden. Als Stichworte nennt das VBS
Disziplin, Betäubungsmittel und Munitionsbefehl.
SBB: "Zum Teil Kunden bedroht"
Bei den SBB wird die Massnahme der Armee hocherfreut zur
Kenntnis
genommen. "Wir begrüssen es sehr, dass die
Militärpolizei jetzt mehr kontrolliert. Denn die Bahn ist ein
Massentransportmittel, da machen leider auch gewisse gesellschaftliche
Auswüchse nicht Halt", sagte SBB-Sprecher Reto Kormann
gestern zu unserer Zeitung. In letzter Zeit hätten die SBB immer
mehr Rückmeldungen von Zugpersonal erhalten, das sich über
die Soldaten und Rekruten beschwert. "Teilweise wurden unser
Personal und auch unsere Kunden bedroht", sagt Kormann.
Gerade für das weibliche Zugpersonal sei es nicht
leicht,
"in einem Wagen mit 50 oder mehr Soldaten, die dem Alkohol nicht
abgeneigt sind und pöbeln, die Ticketkontrollen zu machen",
betont Kormann. Zudem seien die Militärangehörigen in den
Zügen oft laut und hinterliessen Güselberge, "und auch
das wollen wir unseren Kunden nicht zumuten."
Trotz den Problemen: Extrazüge für
Armeeangehörige
einzusetzen, sei bei den SBB derzeit kein Thema. Hingegen würden
die SBB die Idee prüfen, ob es für die Rekruten in den
Zügen zu den Stosszeiten - etwa wenn die Rekruten einrücken -
in den Zügen Sonderzonen geben könnte. Konkret: Abteile in
Zügen, welche für Rekruten und Soldaten reserviert sind.
Blattmann greift jetzt durch
Armeechef André Blattmann hatte vor rund einem Jahr
die
verstärkten Kontrollen angekündigt. Er ärgerte sich in
einem Interview mit der "Mittelland-Zeitung" über
betrunkene und bekiffte Soldaten im Ausgang oder auf dem Weg zum
Einrücken. Auf solche "unschöne Bilder" von
Soldaten angesprochen, machte André Blattmann damals klar: "Dem
werde ich entschieden entgegentreten."
Auch im Ausgang wird die Militärpolizei laut
Armeechef
Blattmann mehr präsent sein. "Ich habe dem Kommandanten der
Militärischen Sicherheit den Auftrag erteilt, unsere Soldaten
vermehrt zu kontrollieren, um die zu schützen, die sich korrekt
verhalten", sagte der Armeechef vor Jahresfrist. Es ärgere
ihn, wenn die Armee pauschal als unordentlich bezeichnet werde. "Dabei
sind nur ein paar wenige dafür verantwortlich."
Grosskontrollen angeordnet
Als "falschen Weg" bezeichnete Blattmann damals
übrigens die Idee, Rekruten nicht mehr im militärischen
Tenü, sondern in Zivil und damit inkognito in den Ausgang zu
schicken. "Die Armee muss Ordnung durchsetzen und ihre Soldaten
erziehen", sagte Blattmann. Dies sei unumgänglich, um die
Disziplin durchzusetzen, "und die ist im militärischen
Handwerk von enormer Bedeutung." Innert Jahresfrist hat sich die
Lage offensichtlich nicht verbessert. Nun hat Blattmann die
Militärische Sicherheit beauftragt, die Kontrollen zu
verstärken. Neben Routinekontrollen soll es Grosskontrollen an
Knotenpunkten und in Zügen mit vielen Soldaten geben, wie das VBS
schreibt.
Wie viele Militärpolizisten genau zum Einsatz kommen,
wollte
Armeesprecher Christoph Brunner gestern auf Anfrage nicht sagen.
Bewaffnet sind die Militärpolizisten laut Brunner mit Pistole,
Schlagstock und Pfefferspray.
Gegenüber Zivilpersonen werden die
Militärpolizisten
nur dann einschreiten, wenn "eine unmittelbare Gefährdung
offensichtlich oder die Betriebssicherheit des Bahnverkehrs
augenfällig gestört ist". Nach einer Intervention der
Militärpolizisten werden Zivilisten laut Brunner den zivilen
Behörden übergeben.
Zusammenarbeit mit der Polizei
Die verstärkten Kontrollen würden mit der
Transportpolizei der SBB sowie den kantonalen und städtischen
Polizeikorps koordiniert, schreibt das VBS in seiner Mitteilung. Damit
will man erreichen, dass Mehrfachkontrollen vermieden werden und das
territoriale Zuständigkeitsprinzip gewahrt bleibt. Auch in der
Ausbildung soll der Kontakt mit der Transportpolizei der SBB
intensiviert werden. Gemischte Patrouillen von Bahn- und
Militärpolizisten wird es hingegen keine geben.
--
"Wer rumpöbelt, braucht eben die Stütze"
Interview CHRISTOPH REICHMUTH
Thomas Spielmann, die Militärpolizei soll auf
Bahnhöfen
und in Zügen pöbelnde, saufende und kiffende Soldaten aus dem
Verkehr ziehen. Bringt das wirklich etwas?
Thomas Spielmann*: Ja, das macht Sinn. Ungefähr 10
Prozent
der 19- bis 20-Jährigen brauchen Kontrollen, damit sie lernen,
sich zu benehmen.
Mit den Kontrollen werden aber gleich alle schikaniert.
Das ist
doch unfair.
Spielmann: Unfair ist das nicht. Wer sich zu benehmen
weiss, der
hat von den Militärpolizisten ja nichts zu befürchten.
Bestraft werden dafür die grossen Buben, die noch weit davon
entfernt sind, Männer zu sein. Durch die Sanktionen lernen sie
vielleicht, sich zu benehmen. Das ist dann anders, als wenn sie zu
Hause oder in der Schule ausscheren.
Werden im Militär nicht fast alle Männer zu
grossen
Buben? Anders gesagt: Das Problem liegt doch bei der Armee selbst.
Spielmann: Wenn schon, dann ist es ein gesellschaftliches
Problem. Wer sich im Militär nicht in der Gruppe zu benehmen
weiss, der tut dies auch in anderen Bereichen des Lebens nicht. In der
Psychologie sprechen wir von fehlender Ich-Stärke.
Mit 19 ist man noch jung. Da hat man doch Flausen im Kopf.
Spielmann: Ich kenne 16-, 17-Jährige, die haben ihr
Leben
schon lange selbst in die Hand genommen. Gerade in Ihrer Region, in der
Zentralschweiz, gibt es viele solcher Kerle. Die werden daheim dazu
erzogen, Selbstverantwortung zu übernehmen. Ein Jugendlicher im
Melchtal, der dem Vater auf dem Hof helfen muss und tagsüber die
Lehre absolviert, der wird anders sozialisiert als ein
Grossstadt-Teenager, der daheim verwöhnt wird und gelangweilt die
Schulbank drückt. Diese Unterschiede zeigen sich dann später
auch in der Gruppe. Da sieht man, wer wirklich "Füdli"
hat. Durchgreifende Militärpolizisten sind für die genau das
probate Mittel: Wer keine Ich-Stärke hat und im Zug
rumpöbelt, wie ein Wahnsinniger säuft und Frauen anmacht, ist
ein Schwächling und braucht Stützen. Für diejenigen ist
das sogar eine Chance: Das Militär kann ihnen Struktur ins Leben
bringen.
Junge Männer leben 20 Wochen auf engstem Raum
zusammen, und
das in einer uniformierten Institution. Da ist es doch logisch, dass
der Alkohol fliesst, dass Joints herumgereicht werden und dumme
Sprüche fallen. In der Anonymität ist man stark.
Spielmann: Das hat mit der Uniform nichts zu tun, sondern
mit den
Vorgesetzten. In der Armee gibt es viele Vorgesetzte, die das Zeug zum
Vorbild selbst nicht haben. Denken Sie nur an den früheren
Armeechef Roland Nef. Wenn man Korporale oder Feldweibel hat, die ein
solches Männerbild abgeben, wie sollen sich dann die Soldaten
benehmen? Im Militär gibt es zu viele von diesen.
Also doch ein Problem der Armee?
Spielmann: Indirekt vielleicht ja. Doch das ist eine
politische
Debatte. Die Politik muss die Rahmenbedingungen für eine
funktionierende Armee schaffen. Dann wird sie auch für diejenigen
attraktiv, die über einen gesunden Menschenverstand verfügen.
Heute ist es leider zu oft der Fall, dass die "Pumpen" in
der Armee weitermachen, die wirklich guten Soldaten aber ausscheiden.
In der Armee könnte man eigentlich viel fürs Leben lernen,
zum Beispiel einen Abschluss mit eidgenössischer Anerkennung
machen: etwa Lastwagenfahrer oder Informatiker. Der Soldat müsste
erkennen, dass die Rekrutenschule für ihn Sinn macht.
Vielleicht bräuchte es einfach eine bessere
Durchmischung
der Geschlechter: mehr Frauen in der Armee, dann werden die von Ihnen
genannten Buben doch zu Männern.
Spielmann: Klar, wenn Frauen in der Nähe sind,
funktionieren
bei Männern plötzlich Dinge, die vorher nicht klappten. Doch
davon sind wir weit entfernt. Deshalb braucht es gegen die
Unbelehrbaren eben restriktive Massnahmen. Die Armee muss ihnen
klarmachen: Werdet endlich Männer.
Hinweis: * Thomas Spielmann (58), Fachpsychologe für
Psychotherapie FSP im aargauischen Villigen.
--
Disziplinprobleme
Es drohen Bussen und Arrest
Kiffen beim Einrücken am Sonntagabend,
überbordender
Alkoholkonsum am Samstagmorgen auf der Fahrt ins Wochenende: Auf diese
Kurzformel lassen sich die disziplinarischen Probleme Zug fahrender
Angehöriger der Armee (AdA) bringen, wie Armeesprecher Christoph
Brunner auf Anfrage unserer Zeitung sagt. Grundsätzlich ist es
Armeeangehörigen nicht verboten, beim Einrücken oder
Heimfahren ein Bier zu trinken; diese Regelung fällt in den
Kompetenzbereich des Kompaniekommandanten. Doch was blüht
Männern im Tenü grün, wenn sie beim Konsumieren weicher
Drogen erwischt werden oder dermassen betrunken sind, dass sie sich
völlig ungehobelt benehmen?
Bis zu 500 Franken
Ein Kompaniekommandant kann in einem solchen Fall
disziplinarische Massnahmen verhängen, die von einer Busse bis zu
500 Franken und bis zu zehn Tage Arrest reichen. Bei schärferen
Vergehen wird die Militärjustiz eingeschaltet. Wenn zum Beispiel
ein Angehöriger der Armee nicht nur einen Joint raucht, sondern
kiloweise weiche Drogen mit sich trägt, wird eine
militärgerichtliche Untersuchung angeordnet. Das Gleiche gilt,
wenn einer Sprengstoff (zum Beispiel eine Handgranate) gestohlen hat.
Bei Gewehrmunition kommt es auf die entwendete Menge an. Mit der
vermehrten Präsenz der militärischen Sicherheit will die
Armee Sicherheit, Ordnung und Disziplin besser durchsetzen. Wegen
Bagatellen werde aber nicht eingeschritten. "Ob der
Krawattenknopf hundertprozentig sitzt, ist nicht im Fokus unserer
Bemühungen", erklärt Brunner.
---
20 Minuten 7.4.10
Grosskontrollen in Zügen gegen saufende Soldaten
BERN. Die Militärpolizei kämpft mit
Grosskontrollen an
Bahnhöfen und in Zügen gegen saufende und kiffende Soldaten.
Sie soll auch bei Streitigkeiten unter Zivilisten eingreifen.
Vor einem Jahr hat Armeechef André Blattmann den
Tarif
durchgegeben: "Die Armee muss Ordnung durchsetzen und ihre
Soldaten erziehen." Darauf verschärfte die
Militärpolizei die Kontrollen. "Noch immer fallen aber zu
viele Soldaten und Rekruten im Ausgang oder Urlaub negativ auf",
sagt Armeesprecher Christoph Brunner. Die Armee geht deshalb einen
Schritt weiter: Mit Grosskontrollen in Zügen und an Bahnhöfen
will sie dieses Jahr gegen bekiffte, betrunkene oder pöbelnde
Armeeangehörige vorgehen. Durchgeführt werden diese von der
Militärpolizei. "Sie patrouilliert auch mit
Drogenspürhunden oder in Zivil", sagt Brunner. Bei
erwischten Soldaten kann sie Urinkontrollen anordnen oder sie gleich
mitnehmen. Zudem werde die Militärpolizei auch einschreiten, wenn
Zivilisten "an Leib und Leben bedroht sind", wie es Brunner
ausdrückt.
Die SBB helfe bei der Ausbildung der
Militärpolizisten mit,
sagt Sprecher Reto Kormann. Die Einsätze werden von der Armee mit
der Bahnpolizei und der zivilen Polizei koordiniert, um
"Mehrfachkontrollen zu vermeiden", wie es in der Mitteilung
heisst. Sowohl Kormann wie Brunner betonen aber, dass die
Militärpolizei keine zivilen Polizeiaufgaben wahrnehme.
Lorenz Hanselmann
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SWING-KIDS
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Radio Corax (Halle) 6.4.10
Swing-Kids: Uwe Storjohann über die Swings in den 1930er
Jahren
http://www.freie-radios.net/mp3/20100406-swingkids-33292.mp3
Für die Swing-Kids war alles attraktiver als die
Hitler-Jugend -
die lässige Musik, das freie Tanzen und die elegante Kleidung...
Da mit den Swings kein NS-Staat zu machen war, kein endloses
Marschieren im Gleichschritt, wurden die Swing-Kids von den Nazis als
politisch unzuverlässig oder verwahrlost geächtet und mit
drakonischen Strafen bedroht.
Uwe Storjohann war ein Swing-Kid und berichtet im Gespräch
mit
Gesine Leyk von RadioCorax für welches Lebensgefühl die
Swing-Kids standen, aus welchen sozialen Schichten sie kamen, welche
unterschiedlichen Rollen junge Männer und Frauen bei den Swings
eingenommen haben und wie sie durch die Nazis verfolgt wurden.
Vorschlag Abmod: Günter Discher ist auch ein Swing-Kid und
wurde,
wie Uwe Storjohann erzählt hat, 4 Jahre im KZ gefangengehalten. Er
ist unlängst 85 Jahre alt geworden und hat viele Swing-Stücke
aus seiner zehntausende starken Schellack-Plattensammlung digitalisiert
und als CD-Edition herausgebracht. Wen´s interessiert: http://www.guenterdischer.de/index.php?option=com_flexicontent&view=items&id=47
Hinweis zur Anmod: An- und Abmod nicht geschnitten; zum Schluss
das
Lied "Bei mir bist du scheen" von den Andrew Sisters, Idole der
Swing-Kids - und ein Musikwunsch von Uwe Storjohann.
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TASER
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Linksunten 3.4.10
http://linksunten.indymedia.org/de/node/18686
(mit Fotos)
[Paris] Berufungsprozess von Taser France gegen RaidH
Verfasst von: réeseau des droits humains. Translated by:
Maldata
Cellula.
Berufungsprozess TASER / RAIDH 7 April 2010 um 13h30
Der Menschenrechtsorganisation RaidH, welche eine Kampagne zur
Regulierung der Nutzung von Tasern in Frankreich durchführt, wird
am Mittwoch, den 7. April 2010 um 13h30 im pôle 2 Saal VII des
Pariser Berufungsgerichtes der Prozess gemacht.SMP Technologies Taser
France initiierte diese Berufung einer Entscheidung (http://www.raidh.org/La-justice-condamne-Taser-France.html)
des Pariser " Tribunal de grande instance " bei dem der
Konzern gegen RaidH verlor. Nun will SMP wegen "
Beschädigung des Images der Marke Taser " sowie "
Überschreitung der Grenzen der Meinungsfreiheit " erneut vor
Gericht.
Dieses äußerste juristische Vorgehen bietet dem RaidH
die
Möglichkeit Entschädigungen wegen des überzogenen
Verfahrens einzufordern, sowie die Instrumentalisierung der
Justizorgane durch Konzerne zur Debatte zu stellen, die ihre privaten
Interessen mit Klagen durchsetzen, eine in ihrer nordamerikanischen
Bezeichnung als SLAPP (Strategic Lawsuit Against Participation)
bekannte Praxis.
Nachdem SMP Technologies Taser France bereits vier Verfahren
gegen ihre
KritikerInnen verlor - das sind sämtliche Verfahren - greift sie
unsere Vereinigung erneut an, als einzige in zweiter Instanz. RaidH hat
dabei nur von ihrer Wahrnungspflicht gebrauch gemacht, mit Bezug auf
eine angeblich ungefährliche, tatsächlich jedoch, was selbst
der Hersteller anerkennt, tötliche Waffe, deren Gebrauch jedoch
keine öffentliche Debatte mehr mit sich zieht.
Am vergangenen 2. September hat das Conseil d'Etat auf Anfrage
des
RaidH den Dekret aufgehoben, der der Police Municipale die
Ausrüstung mit Taser X26 erlaubte. In der Entscheidung wurde
festgehalten, dass diese Waffen " möglicherweise, unter
bestimmten Bedingungen direkt oder indirekt den Tot anvisierter
Personen hervorrufen könnten ".
RaidH ruft dazu auf die von vier Menschenrechtsorganisationen
aufgesetzte Petition " Meinungsfreiheit unter Starkstrom" zu
unterschreiben " und lädt alle Journalisten ein nach dem
Urteil zur Pressekonferenz zu erscheinen.
Mehr wissen [fr] : Polemik rund um den Taser, Fakten und Zahlen
http://www.raidh.org/Polemique-autour-du-Taser-Faits-et.html
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ANTI-ATOM
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Thurgauer Zeitung 7.4.10
Grüne rügen Regierung
Ein Atom-Endlager in Benken komme nicht in Frage, so die
Thurgauer Grünen. Die Regierung will offen bleiben.
Frauenfeld - Die Thurgauer Grünen kritisieren die
Haltung
des Regierungsrates in Sachen Benken. Bevor die Schweiz nicht den
Atomausstieg beschlossen habe, dürfe kein atomares Endlager
bewilligt werden, sagt GP-Präsident Urs Oberholzer. Zudem sei es
falsch, wenn die Regierung in der Standortfrage nicht schon gegen
Benken Stellung beziehe. Der regionale Widerstand sei wichtig. Alles
andere erhöhe die Chancen für den Standort direkt neben
Thurgauer Gemeinden.
Stark weist Kritik zurück
Anderer Ansicht ist Regierungsrat Jakob Stark. Die Frage
der
Lagerung dürfe nicht mit dem Entscheid für oder gegen
Atomenergie vermischt werden. Ein Tiefenlager müsse am
geeignetsten Standort gebaut werden, sagt Stark mit Unterstützung
von SVP und FDP. Die Frage des Endlagers müsse unabhängig vom
Ausstieg geklärt werden, findet auch SP-Präsident Peter
Gubser. Er hält Benken aber aus Sicherheitsgründen für
ungeeignet. Der Standort sei erdbebengefährdeter als andere
Regionen. (hal) lSeite 15
--
Die Grünen sehen bei Benken rot
Im Gegensatz zur betroffenen Bevölkerung wollen sich
die
Thurgauer Grünen bereits jetzt gegen Benken wehren. Ohne
Atomausstieg dürfe es kein Atom-Endlager geben. Bürger- liche
Parteien und Regierungsrat widersprechen heftig.
Frauenfeld - In Schaffhausen und Zürich treten die
meisten
politischen Kräfte bereits lautstark gegen den möglichen
Tiefenlager-Standort Benken an. Doch an einer Versammlung in Schlatt
reagierte die Bevölkerung in der letzten Woche gelassen auf die
Standortpläne von Bund und Nagra. Benken im Zürcher Weinland
ist einer von sechs möglichen Standorten, deren Eignung zurzeit
abgeklärt wird. Es komme darauf an, den geeigneten und sicheren
Standort zu finden, auch wenn dieser unmittelbar neben Thurgauer Gebiet
liegen würde, so der Tenor an der Versammlung.
Ganz anderer Meinung sind die Thurgauer Grünen, die
gestern
Widerstand gegen den Standort Benken ankündigten. Der
Regierungsrat biete Hand zur Standortabklärung (siehe Box). Die
Grünen würden aber erst dann Hand zur Planung eines Endlagers
bieten, wenn der Ausstieg aus der Atomenergie in der Schweiz definitiv
beschlossen sei, schreibt die Kantonalpartei. Für ihn seien die
Fragen der Atomenergie und des Endlagers nicht zu trennen, erklärt
GP-Kantonalpräsident Urs Oberholzer. "Falls die Schweiz
nicht aus der Atomenergie aussteigt, wird laufend neuer Atommüll
produziert." Und dies werde direkte Auswirkungen auf die
Grösse eines Endlagers haben. Darum müsse zuerst die
AKW-Frage gelöst werden.
Bedenken wegen Sicherheit
Dazu kommen gemäss den Grünen auch
Sicherheitsbedenken.
Selbst im als sicher geltenden Opalinuston, dem Material auch in
Benken, seien in St. Ursanne Bakterien gefunden worden. Die Frage der
sicheren Endlagerung sei bei Weitem nicht gelöst. Heute werde der
Atommüll in Zwischenlagern aufbewahrt, und dies könne
problemlos verlängert werden.
"AKW-Entscheid hilft"
Der zuständige Regierungsrat hält nichts von
einer
Verknüpfung beider Fragen. Die Frage eines Tiefenlagers müsse
unabhängig vom Atomausstieg und der Abstimmung über ein neues
AKW geklärt werden, sagt Jakob Stark. "Der Atommüll
muss entsorgt werden, und das in der Schweiz." Stark kann sich
aber vorstellen, dass der Entscheid über ein neues AKW, den das
Schweizervolk in den nächsten Jahr fällen muss, auch in
Sachen Tiefenlager helfen kann. "Der Bund wird den
Standortentscheid für ein Tiefenlager entspannter treffen
können, wenn die AKW-Frage entschieden ist." Vor 2030 werde
das Lager ohnehin nicht in Betrieb genommen.
Unterstützung erhält der Baudirektor von
bürgerlichen Parteien. Es sei falsch, die Standortfrage eines
Tiefenlagers mit dem Atomausstieg zu verknüpfen, meinen sowohl
FDP-Präsident Bruno Lüscher als auch SVP-Fraktionschef
Stephan Tobler. Der atomare Abfall müsse am geeignetsten Standort
gelagert werden, und diese Planung müsse vorangetrieben werden.
Lüscher wie Tobler betonen zudem, dass sie den Standort Benken
nicht zum Vornherein ausschliessen wollen. Entscheidend sei die Frage
der Sicherheit.
Marc Haltiner
--
Stark: "Benken ist nicht Favorit für Tiefenlager"
In den Nachbarkantonen Zürich und Schaffhausen regt
sich
heftiger Widerstand gegen das mögliche Atom-Tiefenlager Benken.
Kritisch haben sich auch beide Kantonsregierungen geäussert. Die
Thurgauer Grünen bekräftigen nun ihre Kritik an der
abwartenden Haltung des Regierungsrates. Damit werde das Risiko
grösser, dass die Wahl auf den Standort im Zürcher Weinland
falle, sagt GP-Kantonalpräsident Urs Oberholzer. Der Regierungsrat
müsse sich entschiedener gegen Benken wehren.
Regierungsrat Jakob Stark weist die Kritik zurück.
Ziel
müsse es sein, den geeignetsten Standort für ein Tiefenlager
zu finden, ohne gleich in ein Schwarzpeter-Spiel zu verfallen. Dazu
komme, dass er nach seinen Gesprächen mit den Verantwortlichen von
Bund und Nagra nicht den Eindruck habe, dass der Standortentscheid auf
das Zürcher Weinland hinauslaufe, sondern dass alles offen sei.
"Benken ist nicht der Favorit für ein Tiefenlager."
Die Regierung werde sich dafür einsetzen, dass alle sechs
möglichen Standorte nach den gleichen Kriterien geprüft
würden. (hal)
---
Grenchner Tagblatt 7.4.10
Gastautorin
Oh, du goldigs Sünneli!
Iris Schelbert-Widmer
Die Schweiz ist ein innovatives und fortschrittliches
Land.
Forschung und wirtschaftliche Entwicklung sind uns wichtig. Das ist
auch im Bereich der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz so.
Das alles ist gut für die Wirtschaft, weil neue Wirtschaftszweige
wachsen und gedeihen. Alle wissen, dass die fossilen Brennstoffe wie
Öl und Gas irgendwann zu Ende gehen. Niemand ist zudem gerne von
ölproduzierenden Staaten abhängig.
Nur, irgendwie kommen wir in der Schweiz trotzdem nicht so
richtig vom Fleck. Schuld ist die mächtige Atomlobby. Zu
verlockend ist der scheinbar günstige und saubere Atomstrom. Drei
neue AKW sollen in der Schweiz gebaut werden. An die 30 Milliarden
Franken stehen offenbar dafür zur Verfügung. Sauber sei der
Atomstrom - wir wissen aber immer noch nicht, wo wir die strahlenden
Abfälle über Hunderttausende von Jahren sicher lagern
können und wie viel das über Generationen kosten wird.
Unabhängig sollen wir damit sein - wir wollen nicht wahr haben,
dass das Uran auch aus Ländern ausserhalb von Europa kommt.
Ich bin im vergangenen Sommer durch Bayern gereist. Kaum
über der Grenze, kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Praktisch
jedes Scheunendach ist flächendeckend mit Photovoltaik-Paneels
gedeckt. Jeder Bauernhof ist sein eigenes kleines Kraftwerk. Oft dreht
sich daneben zusätzlich ein Windrad. Massen von Häusern haben
auf ihren Dächern Photovoltaik zur Stromerzeugung und Solaranlagen
zur Warmwasseraufbereitung. Die Regierung hat ein riesiges
Förderprogramm gestartet, und die Leute haben sich auf das
Abenteuer "Solarstrom" eingelassen. Das gleiche Bild hat
sich mir im Vorarlberg gezeigt.
Ob blaue Dächer schön seien, wurde ich daheim
gefragt.
Ja, ich meine, blaue Dächer sind wunderschön, wenn ich weiss,
wozu sie gut sind. Aber bei uns scheine die Sonne viel zu wenig, ist
ein anderer Einwand. Die Sonne scheint wohl auch in Bayern nicht mehr
als bei uns, und die Anlagen funktionieren auch bei wenig Sonne. Unsere
Nachbarn setzen vermehrt auf kleine, feine dezentrale Stromerzeugung
und nicht nur auf zentrale Grosskraftwerke. In der Schweiz gibt es also
jede Menge Entwicklungspotenzial, das es in den nächsten Jahren
auszuschöpfen gilt.
Die Leute wollen nicht kritiklos weitere AKW, sondern
wirkliche
Alternativen. Dazu gehört Energie aus erneuerbaren Quellen wie
Wasser, Wind und Sonne. Ich möchte auch bei uns auf geeigneten
Dächern Solaranlagen und Photovoltaik sehen. Ich möchte blaue
Scheunendächer sehen. Wenn wir gegen 30 Milliarden Franken
für AKW haben, sollten wir auch genügend Geld für die
Förderung erneuerbarer Energien haben. Wir müssen nur wollen.
Die Erde haben wir Menschen uns untertan gemacht - und wie. Es ist nun
an der Zeit, uns die Sonne zunutze zu machen. Die Sonne können wir
nicht ausbeuten.
Iris Schelbert-Widmer, Grüne Kantonsrätin und
Stadträtin Olten