MEDIENSPIEGEL 14.4.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Crime News: Law & Order
- RaBe-Info 13.+14.4.10; Flagge hissen
- Police BE: Infochef Mosimann geht in Pensioon
- Kulturoffensive LU: Manifest + Demobewilligung
- Squat LU: Geissmättli-Räumung in Sicht
- 1. Mai Zureich: Fest ohne Bewilligung?
- Justiz ZH: Rozsa verurteilt
- Anti-Atom: die Leukämie-Frage
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REITSCHULE
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Mi 14.04.10
19.00 Uhr - SousLePont - Frühlings
Spezialitäten Abend
22.00 Uhr - Sous le Pont - Emanuel & The Fear (USA) -
acoustic and
last minute show
Do 15.04.10
20.00 Uhr - Kino - Dok am Donnerstag: Ein Jahr des
Kampfes - ein Jahr
von vielen / Uno entre muchos años de lucha; September 97 -
September 98; Video-Zusammenschnitt des Komitees "Für die Freiheit
und Asyl für Patricio Ortiz" und des Infoladen Kasama Zürich.
In Anwesenheit von Patricio Ortiz
20.00 Uhr- Infoladen - ArbeiterInnenwiderstand gegen die
Pläne des
Kapitals (Continental Claroix F, INNSE Mailand I). Vortrag von und
Diskussion mit Rainer Thormann
20.30 Uhr - Tojo - "Klangkabarett" Musiktheater mit Songs
von Kurt
Weil, Nina Hagen, David Bowie... Regie: Benoît Blampain
22.00 Uhr - Rössli-Bar - Heu, Stroh und Hafer -
Wandler (live -
motoguzzi/zh), Lukas Kleesattel (beam rec /be), Racker (midilux,
festmacher/be) - Minimal, Techno
Fr 16.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Klangkabarett" Musiktheater mit Songs
von Kurt
Weil, Nina Hagen, David Bowie... Regie: Benoît Blampain
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden...": The
Sound of
Insects - Record of a Mummy, Peter Liechti, CH 2009
22.00 Uhr - Dachstock - Anti Pop Consortium (Big
Dada/USA) &
B.Dolan (StrangeFamous/USA), Support: Thesis Sahib (CAN) & DJ Kermit
Sa 17.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Klangkabarett" Musiktheater mit Songs
von Kurt
Weil, Nina Hagen, David Bowie... Regie: Benoît Blampain
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden...": The
Sound of
Insects - Record of a Mummy, Peter Liechti, CH 2009
22.00 Uhr - Frauenraum - SKYTRONIK by Shit&Vomit; Dj
Jacqui, Lozan:
Minimal Attack; Dj Jesse Jay, Züri: Progressive Attack;
Shit&Vomit: Minimal Progression. Party. Dress Code: Chaos
23.00 Uhr - Dachstock - Sirion Records & Dachstock
présentent: La Liaison Française: Oxia (8bit/F), Seuil
(Freak n'Chic, Moon Harbour, Eklo/F) live!, Support: Bird, Frango,
Feodor, Nino Zolo (Sirion Records) et: Racker (Festmacher, Midilux);
Daniel Imhof (HLM, RaBe); Little Lu (Elektrostubete, Highgrade); Mike
Machine (Sinneswandel)
So 18.04.10
21.00 Uhr - Dachstock - Zeni Geva (JAP)
Infos: http://www.reitschule.ch
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CRIME NEWS
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Bund 14.4.10
Dütschlers Deutungen
Alles schläft - niemand wacht
Markus Dütschler
So stands eben in der Zeitung: Einer geht am Sonntag gegen
fünf
Uhr früh an der Reitschule vorbei. Eine Gruppe Männer
nähert sich, einer haut ihm die Faust ins Gesicht, die andern
treten nach. Dann trollen sie sich mit seinem Portemonnaie. Der Vorfall
hat auch mit der Reitschule zu tun, doch mit einem Bashing dieser
Einrichtung ist das Thema nicht erschöpft: Dafür passieren
solche Vorfälle viel zu häufig - auch an anderen Orten.
Für einige junge Männer ist es offenbar wirklich normal,
jemanden niederzumachen und "auszunehmen", wenn es sie gerade
überkommt. Die häufigen nächtlichen Überfälle
hängen nicht zuletzt damit zusammen, dass die Nacht in den letzten
Jahren immer mehr zum Tage gemacht worden ist. Schon immer übte
die Dunkelheit auf junge Menschen einen besonderen Reiz aus: Sie ist
geheimnisvoll, romantisch, zauberhaft. Doch früher waren Konzerte
irgendwann zu Ende, Restaurants schlossen - und ein Aufenthalt in einem
Nachtklub war teuer. Heute ist Nightlife billig zu haben. Parallel zum
"informal eating", dem Mampfen von Hamburgern "vo Händsche", hat
sich ein "informal drinking" entwickelt. Man stolpert mit einem Sixpack
Bier durch die Stadt, setzt beim Gehen ungeniert die Schampus- oder
Alcopop-Flasche an den Mund und hinterlässt auf dem Trottoir oder
nach einem Gelage auf dem Bundesplatz als Markierung eine "Kotz-Pizza"
oder einen Scherbenhaufen. Oder beides. Oft sieht man den Leuten, die
lärmend und in Gruppen federnden Schrittes die Stadt erobern,
gegen den Wind an, dass da überschüssige Energie auf ihre
Entladung wartet. Ein Kick muss her. Klar, dass die Zeitungsbox, der
Stehtisch, der Papierkorb umgestossen werden müssen. Das
Schaukästchen schreit förmlich nach Zerdepperung, das
Verkehrsschild ebenso. Der Rückspiegel eines Autos muss abgerissen
werden, der Entwertungsschlitz des Billettautomaten lechzt nach einem
Spritzer Leim. Und wenn jemand Geldbeutel oder Handy nicht sofort
herausrückt, ist ein Faustschlag fällig.
Ist man ein Griesgram, wenn man dieses Treiben nicht unter
der
Rubrik Lebensfreude, Spass und Fun abbucht? Freuen sich Velofahrer
über Scherben auf der Strasse? Ist jeder, der nachts hinausgeht,
selbst schuld, wenn er an die Kasse kommt? Ist einer ein Spiesser, wenn
er Steuergelder nicht gerne an Vandalen verschwendet sieht? Manchmal
sieht man ein orange bemaltes Auto vorbeifahren. Die Polizei? Der
Botschaftsschutz, der die Diplomatenobjekte abfährt, wie es
internationale Regeln verlangen? Oft beschleicht einen das Gefühl,
die Stadt Bern sei nachts weitgehend unbeaufsichtigt - was von
Polizisten hinter vorgehaltener Hand bestätigt wird. Das passt
nicht zum Faktum, dass heute rund um die Uhr der Bär tanzt.
Abgesehen davon, dass es Menschen gibt, die nachts schlafen wollen,
damit sie tagsüber arbeiten können: Über die
nächtliche Sicherheit muss man sich Gedanken machen. Alles
schläft, einsam wacht: Das gibts nur im Weihnachtslied. In der
Realität haben die "Nachtwächter" zu wenig Kapazitäten.
Das ist gefährlich, denn alle wissen, dass die Nacht das
sprichwörtlich lichtscheue Gesindel besonders anzieht, das bei
mangelnder Kontrolle ausser Rand und Band gerät. In Miami Beach
wälzt sich das Partyvolk zu Tausenden durch die Strassen. An jeder
Ecke steht ein Streifenwagen: Die Cops sitzen lässig auf der
Motorhaube und markieren Präsenz, was beruhigend wirkt, zumindest
auf Menschen mit lauteren Absichten. Wie wäre es mit
nächtlichen Ausweiskontrollen, auch für Fussgänger? Das
würde manchen "enttarnen" und zur Vorsicht mahnen. Und weshalb
sollte einer selbst nach einem geringfügigen Fehlverhalten nicht
ein paar Stunden auf einem Polizeiposten verbringen anstatt auf einer
Party? Hat da jemand Polizeistaat gerufen? Möge er seine wahren
Motive erforschen.
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RABE-INFO
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Mi. 14. April 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_14._April_2010.mp3
- Historischer Rechtsrutsch in Ungarn: Versuch einer Deutung
- Im Fall: Eine Ausstellung über Schweizer Sozialhilfe
http://www.im-fall.ch
- Psychoakustik: Die Wissenschaft vom Einfluss von Klängen
auf
unseren Alltag
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Di. 13. April 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_13._April_2010.mp3
- Risiken und Nebenwirkungen der neuen Krankenversicherungskarte
www.grundrechte.ch/shop.shtml
- Resolution und offizielle Haltung des tibetischen
Jugendparlaments
- Chancen und Herausforderungen bei den Wahlen im Sudan
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20 Minuten 14.4.10
RaBe: Flagge hissen und Vespa gewinnen
BERN. Radio RaBe fordert seine Hörer auf, Flagge zu
zeigen.
Wer sein Fenster oder seinen Balkon mit der RaBe-Fahne schmückt,
hat die Chance, mit einer rabenschwarzen Vespa, Einkaufsgutscheinen von
Fizzen oder einem Wellness-Weekend belohnt zu werden. Die Aktion dauert
noch bis am 30. September. Bestellen kann man die Flagge gratis unter
http://www.rabe.ch
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kulturstattbern.derbund.ch 14.4.10
Manuel Gnos am Mittwoch den 14. April 2010 um 10:30 Uhr
Bestimmt keine Windfahne
Es ist ja schon ein Elend mit dieser Medienkrise. Grosse,
angesehene
Häuser geraten ins Wanken. Das jüngste Beispiel ist "Le
Monde" in Frankreich. Originelle, funktionierende Gegenmittel kann bis
heute niemand präsentieren. Und das ewige Geklöne macht zudem
auch nicht gerade sympathisch.
Freude bereitet mir da schon vielmehr das Rabe-Team, das zu den
Leuten
geht, Sticker verteilt, ein Rabe-Bier kreiert, unermüdlich
Mitglieder anzuwerben versucht und jetzt zum Hissen der Flaggen aufruft.
http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/files/2010/04/rabe.jpg
Auf http://Rabe.ch
kann man sich eine
solche Fahne bestellen. Die einfallsreichsten Fahnenträger werden
Ende September von den RadiomacherInnen beschenkt - dem originellsten
Kopf wird gar eine Vespa versprochen. Auf der Kuppel des Bundeshauses
würde sich die Flagge sicher besonders gut machen, glauben Sie
nicht?
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rabe.ch
http://www.rabe.ch/news/archive/2010/3/19/art/flagge-zeigen.html
Flagge zeigen!
Es ist an der Zeit Farbe zu bekennen und die RaBe Flagge zu
hissen!
Unser Lieblings-Kleiderladen in Bern, der Fizzen hat für Radio
RaBe und seine treuen Mitglieder, Supporter und einige auserwählte
Hörer und Fans 1500 RaBe Flaggen produziert. Diese Flaggen soll
man diesen Sommer sehen! Also bitte hängt sie zum Fenster oder
Balkon raus und steht zu eurem Lieblingsradio! Radio RaBe wäre
nicht Radio RaBe, wenn wir euch dafür nicht gebührend
belohnen würden. Das Ganze ist nämlich auch ein Wettbewerb
der vom 1. April bis am 30. September 2010 dauert. Während dieser
Zeit werden wir einige Male mit einem Sack voller Preise durch unser
Sendegebiet fahren und dort wo wir eine RaBe Flagge entdecken, anhalten
und schöne Preise verteilen. Zum Beispiel eine nigelnagelneue,
rabenschwarze Vespa, Einkaufsgutscheine von Fizzen und etliche
Wellness-Wochenden im Panorama Resort & SPA in Feusisberg und bald
kommen hier noch mehr Preise dazu! Also los, hisst die RaBe Flagge!
Alle unsere RaBe Mitglieder haben bereits eine RaBe Flagge
erhalten.
Möchtest du auch eine? Dann schreib uns ein Mail (dj at rabe.ch),
warum wir gerade Dir eine geben sollen. Wenn du uns überzeugen
kannst, schicken wir dir gerne eine RaBe Flagge gratis nach Hause. Viel
Glück!
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POLICE BE
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BZ 14.4.10
Polizei-Sprecher Jürg Mosimann
Er hat sich wüste Bilder zugemutet
Er hat viele Tote gesehen und ist manchem Verbrechen
begegnet.
Trotzdem hat Jürg Mosimann das Vertrauen in die Menschen nicht
verloren. Jetzt ist der stellvertretende Informationschef der Berner
Kantonspolizei pensioniert.
Er war unterwegs zum Feierabendbier, als sein Handy
klingelte. Es
sei etwas passiert. Et-was mit einem Boot. Und es habe Tote gegeben,
wurde Jürg Mosimann mitgeteilt. Minuten später fuhr der
stellvertretende Informationschef der Berner Kantonspolizei Richtung
Interlaken. Als er in Wilderswil ankam, hatte man bereits sechs Tote
geborgen.
Mosimann blickte in den wild gewordenen Saxetbach und sah,
wie
leblose Körper in farbigen Neoprenanzügen von den Fluten hin
und her gepeitscht wurden. Im ersten Moment habe er nicht begriffen,
worum es eigentlich ging, erinnert sich der frisch pensionierte
Polizeisprecher, während er wieder auf der Brücke beim
Dorfausgang von Wilderswil steht - und die Bilder vom 27.Juli 1999 in
sein Gedächtnis zurückkehren.
Fernsehteams aus aller Welt
Weiter oben, beim Betrachten der Gedenktafel, die an die
21
jungen Menschen erinnert, die damals beim Canyoningunglück ihr
Leben verloren haben, ist "alles wieder da". Mosimann erinnert sich an
den Medienrummel, der einsetzte. An die Übertragungswagen der
Fernsehteams aus aller Welt, von denen es in Bönigen wimmelte, wo
die Lütschine in den Brienzersee mündet. Daran, wie er
tagelang schier rund um die Uhr im Einsatz stand, Fragen beantwortete,
Pressekonferenzen organisieren half, Interviewpartner vermittelte und
die Behörden beriet. An Feierabendbiere war vorerst nicht zu
denken.
Nur nicht eintönig
Nach geregelten Arbeitszeiten hat sich Mosimann allerdings
nie
gesehnt. Im Gegenteil: Sie waren der Grund, weshalb er früh
spürte, dass er nicht ein Leben lang Schriftsetzer bleiben
würde. Als er als Zeitungsmetteur Schicht arbeitete, fing er an,
nebenbei für die damaligen "Tages-Nachrichten" zu schreiben. "Das
war zur Freude, nicht zum Reichwerden", schmunzelt er, während er
an all die Fussballspiele und Vereinsjubiläen denkt, über die
er berichtet hat. Bald sei er im ganzen Kanton herumgerannt, habe
nebenbei das Fotografieren gelernt und pro Wochenende, "ohne zu
übertreiben, zehn bis zwölf Anlässe besucht".
Schliesslich gab er den erlernten Beruf auf und wechselte auf die
Redaktion der "Berner Nachrichten", aus der später mit dem "Berner
Tagblatt" die heutige Berner Zeitung wurde.
Als Schnüffler zum "Blick"
Dann bekam es Jürg Mosimann "zwangsläufig mit
viel
Kriminalia zu tun". Denn 1981 wechselte der Reporter zur
Boulevardzeitung "Blick". Er habe sich "alle Mühe gegeben", hinter
jeder Geschichte stehen zu können, sagt Mosimann.
Er erzählt von einem feinmaschigen Netz aus
Informanten. Oft
habe er seine Ferien genutzt, um Kontakte zu pflegen und neue
herzustellen. "Dadurch kam ich zu vielen exklusiven Informationen",
sagt er mit heute noch spürbarem Stolz. So sei er 1989 der Erste
gewesen, der mit dem Vater eines in Erlach entführten
Mädchens gesprochen habe. "Die Geschichte lief über Tage",
erinnert sich Mosimann und denkt an die breit angelegten Suchaktionen
und daran, wie nahe am Geschehen er als Journalist gewesen sei.
Der Seitenwechsel
"Gewisse Kreise" hätten nicht eitel Freude gehabt an
seinen
Informationsvorsprüngen, sagt er. Vielleicht war das der Grund,
warum die Kantonspolizei 1995 die Stelle des stellvertretenden
Informationschefs mit dem 50-jährigen "Schnüffler" besetzte.
Journalisten waren damals in Polizeimedienstellen unüblich.
Mosimanns Wahl gab entsprechend zu reden und führte gar zu einer
Anfrage im Grossen Rat.
Bei der Polizei musste Mosimann nun intern recherchieren
und sich
die Informationen bei den Sachbearbeitern und Justizbehörden
holen. Seine Arbeit bestand aus einem dauernden Abwägen: Was
durfte er den Medien weitergeben, ohne die polizeilichen Ermittlungen
und das Verfahren vor Gericht zu gefährden?
Häufig selber vor Ort
Es stand zwar nicht im Pflichtenheft. Aber weil Mosimann
bei
schwer wiegenden Taten wie Tötungsdelikten wissen wollte, "wovon
ich spreche", ging er oft selber an den Tatort. Auch wenn das
bedeutete, dass ihn Schicksale nicht mehr losliessen. Wie jenes vom
kleinen Knaben, den sein lebensmüder Vater mit sich in die Luft
sprengte. Noch heute besucht Mosimann, selber Vater erwachsener Kinder,
einmal pro Jahr das Grab des Jungen.
Schlaflose Nächte habe er trotz schrecklicher Bilder
nie
gehabt. Mit den Kollegen habe er jeweils "relativ intensiv" über
die Ereignisse geredet. "So konnte ich das gut verarbeiten", sagt
Mosimann. Aber verstehen konnte er lange nicht alles. Noch heute
schüttelt er den Kopf, wenn er erzählt, wie Jugendliche in
einem Wald ob Münsingen einen jungen Emmentaler erschossen haben.
"Einfach so. Weil ihnen langweilig war."
Ist sein Vertrauen in die Menschen angekratzt? "Nein. Bei
solchen
Delikten handelt es sich Gott sei Dank um Ausnahmen", sagt Mosimann -
dankbar für sein persönliches Umfeld, das ihn nie an dieser
Überzeugung zweifeln liess.
Keine Krimis
Wird der pensionierte Kapo-Sprecher, der in Ostermundigen
lebt,
nun seine Erlebnisse in Kriminalromane umwandeln? Wenig begeistert
stellt Mosimann trocken fest: "Relativ viele Leute machen das - oft
völlig jenseits von allen Realitäten." Mehr Reiz hätte
es für ihn offenbar, seine Erfahrungen im Umgang mit Medien
Gemeinden in Krisensituationen zur Verfügung zu stellen, wenn sie
- wie damals Wilderswil - von einer Sekunde auf die andere im Fokus der
Medien stehen. Vorderhand aber scheint Mosimann, der im Sommer 65 wird,
nicht verzweifelt nach einer neuen Betätigung zu suchen.
Susanne Graf
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KULTUROFFENSIVE LU
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Indymedia 14.4.10
Manifest zur Luzerner Stadtentwicklung ::
AutorIn : Kulturoffensive: https://www.kulturoffensive.ch/manifest
Die Kulturoffensive hat ein Manifest zur Luzerner
Stadtentwicklung und
Kulturpolitik veröffentlicht.
Wir rufen alle Luzerner_innen dazu auf, dieses Manifest zu
unterstützen. Online unterzeichnen unter: https://www.kulturoffensive.ch/manifest/
Luzern gehört allen!
Seit Jahren orientiert sich die stadtplanerische und
städtebauliche Entwicklung in Luzern einseitig an der Logik der
ökonomischen Verwertbarkeit. Die Bedürfnisse der
Bevölkerung werden dem Standortwettbewerb untergeordnet und aus
jedem einzelnen Quadratmeter Land soll die grösstmögliche
Rendite herausgepresst werden. Menschen, Projekte und Institutionen,
die sich die der ökonomischen Logik nicht unterwerfen können
oder wollen, werden aus der Stadt verdrängt. Dieser Prozess
lässt sich anhand dreier miteinander verbundenen Entwicklungen
exemplarisch illustrieren:
Verdrängung der kulturellen Vielfalt
Die seit längerem andauernde Verdrängung der Kultur
geht
weiter und verschärft sich. Das Kulturhaus Boa musste dieser
Entwicklung bereits weichen, die nächsten Opfer sind mit dem
Theater La Fourmi, der Blues Bar, der Kunsthalle und weiteren
NutzerInnen des Frigorex-Areals bereits bestimmt. Auch das Treibhaus,
die Schüür und andere Institutionen sind mittel- bis
längerfristig durch Bauprojekte bedroht. Die Stadt betreibt diese
Verdrängung zum Teil aktiv, zum Teil schaut sie ihr tatenlos zu.
Gleichzeitig wird der Vermarktung des Kulturstandortes Luzern alles
untergeordnet. Die Salle Modulable muss her, koste es was es wolle...
Den Kulturkompromiss haben wir anders verstanden!
Verschwinden von günstigem Wohn- und Arbeitsraum
Die Qualität einer lebendigen Stadt sehen wir in gut
durchmischten
Quartieren, in denen alle Bevölkerungsschichten ihren Platz finden
und die sich durch eine vielfältige Nutzung auszeichnen.
Stattdessen entstehen eintönige, teure Wohn- und
Bürokomplexe, wie zum Beispiel die "Tribschenstadt". Diese
negative Entwicklung droht unvermindert weiterzugehen: Auch das
Basel-/Bernstrasse-Quartier wird den durch die Stadt vorgegebenen
Aufwertungsdruck in den nächsten Jahren zu spüren bekommen.
Dort vollzieht sich exemplarisch ein Prozess der Gentrifizierung: Die
alternative und kreative "Szene", die zunächst zur Belebung dieses
Stadtteils beiträgt, wird für dessen Aufwertung
instrumentalisiert und später aufgrund der steigenden
Immobilienpreise wieder verdrängt.
Vertreibung aus dem öffentlichen Raum
Mit der Überreglementierung und Überwachung des
öffentlichen Raums (z.B. Wegweisungsartikel, Videokameras) soll
alles von den Plätzen und Strassen verbannt werden, was nicht ins
Marketingbild von Luzern passt und wirtschaftliche Interessen angeblich
stört. Die Einschränkungen gehen soweit, dass man bereit ist,
dafür verfassungsmässige Rechte, wie die
Versammlungsfreiheit, in Frage zu stellen. Dabei geht vergessen, dass
Lebensqualität nicht Wirtschaftswachstum bedeutet und die Stadt
nicht bloss denen gehört, die am meisten konsumieren und
investieren.
Wir lehnen diese einseitig auf Profit ausgerichteten
Entwicklungen ab
und wollen sie stoppen!
Wir wollen eine Stadt, die die Bedürfnisse ihrer
BewohnerInnen ins
Zentrum stellt; eine Stadt, in welcher der öffentliche Raum frei
zugänglich ist und von allen genutzt werden kann; eine Stadt, in
der es günstige Wohn- und Arbeitsräume gibt; eine Stadt, in
der alle Formen der Kultur auch im Zentrum ihren Platz haben; kurz,
eine Stadt, die allen gehört.
Dafür werden wir kämpfen!
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NLZ 14.4.10
Stadt bewilligt Umzug
Kulturdemo ärgert Gewerbe
Christian Bertschi
Die Stadt Luzern hat den "Kulturoffensiven Umzug" vom
nächsten Samstag bewilligt. Das Gesuch sei intensiv geprüft
worden, heisst es seitens der Stadt. "Die Organisatoren sind uns
namentlich bekannt. Diverse Bedingungen und Auflagen, die von den
Veranstaltern akzeptiert wurden, bieten weitmöglichst Gewähr
für eine ordnungsgemässe Durchführung", sagt Rico De
Bona, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen. Bei den Auflagen handelt es
sich zum Beispiel um das Vermummungsverbot.
Bedenken wegen der Route
Die City-Vereinigung ist wenig glücklich über
den
Umzug, besonders mit dem Startzeitpunkt. Präsident Franz Stalder
sagt: "Wir fordern von der Stadt, dass Demonstrationen jeweils nicht
vor 17 Uhr bewilligt werden. Zudem haben wir Bedenken, dass die
Seebrücke schon wieder gesperrt wird." De Bona beruhigt: "Der
öffentliche Verkehr wird auf der Seebrücke immer rollen.
Gemäss unseren Berechnungen wird der Umzug erst gegen 17.15 Uhr
bei der Seebrücke sein, bei reduziertem Verkehr."
Route über Seebrücke
Der so genannte "Kulturoffensive Umzug" soll ein Abbild
einer
anderen Kultur werden, die es in der Stadt Luzern auch noch gebe.
Michel Süss, der Sprecher der Kulturoffensive, begründet: "Es
geht uns um den kulturellen Freiraum." Süss rechnet mit 300 bis
600 Teilnehmern am Umzug. Die Kulturoffensive ist ein Bündnis aus
verschiedenen Gruppierungen, namentlich freie Theaterszene,
Kulturhäuser, Künstler, Handwerker und Einzelpersonen.
Die Route des Umzugs (Süss: "Es ist keine
Demonstration")
beginnt um 16.30 Uhr auf dem Theaterplatz, geht via Bahnhofplatz,
Vögeligärtli, Bundesplatz, Helvetiaplatz und
Winkelriedstrasse zum Hirschengraben, via Kron- und Kramgasse zur
Rössli- und Weggisgasse zum Luzernerhof und via Seebrücke
zurück zum Bahnhofplatz.
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Umzug für die freie Kultur
Der so genannte "Kulturoffensive Umzug" vom nächsten
Samstag
in der Innenstadt von Luzern soll ein Abbild einer anderen Kultur
werden, die es in der Stadt auch noch gebe. Michel Süss, der
Sprecher der Kulturoffensive, begründet: "Es geht uns um den
kulturellen Freiraum. Bei der Stadtentwicklung kann es nicht nur um den
Standortwettbewerb gehen, sondern man sollte auch aufzeigen, wie
vielfältig das kulturelle Schaffen ist." Süss rechnet mit 300
bis 600 Teilnehmern am Umzug, darunter nicht nur junge. "Wir wehren uns
gegen den Vorwurf, dass zu unserer Gruppe nur ein paar Junge
gehören", so Süss. Die Kulturoffensive ist ein Bündnis
aus verschiedenen Gruppierungen, namentlich freie Theaterszene,
Kulturhäuser, Künstler, Handwerker und Einzelpersonen. Sich
selbst bezeichnet Süss als "kulturoffensive Person", die in vielen
Projekten, die nicht herkömmlicher Kultur seien, aktiv sei. Sein
Alter will er nicht verraten.
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Schlusskonzert beim Bahnhof
Die Route des Umzugs (Süss: "Es ist keine
Demonstration")
beginnt um 16.30 Uhr auf dem Theaterplatz, geht via Bahnhofplatz,
Vögeligärtli, Bundesplatz, Helvetiaplatz und
Winkelriedstrasse zum Hirschengraben, via Kron- und Kramgasse zur
Rössli- und Weggisgasse zum Luzernerhof und via Seebrücke
zurück zum Bahnhofplatz. "Es wird unterwegs immer wieder Stopps
geben mit Darbietungen und Happenings", sagt Süss. Mit einem
Schlusskonzert beim Torbogen wird die Veranstaltung abgeschlossen.
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20 Minuten 14.4.10
Kulturumzug von Stadt bewilligt
LUZERN. Luzerner Kulturschaffende dürfen am kommenden
Samstag einen Umzug in der Stadt durchführen. Wie die Stadt
mitteilt, hat sie die Bewilligung unter leicht veränderten
Bedingungen sowie angepasster Route erteilt. Der Umzug der Organisation
Kulturoffensive soll den Unmut über die gegenwärtige
Stadtentwicklung zum Ausdruck bringen. So sind laut Kulturoffensive in
letzter Zeit viele alternative Kultureinrichtungen verschwunden. Der
Umzug beginnt um 16.30 Uhr auf dem Theaterplatz und endet mit einem
Schlusskonzert auf dem Bahnhofplatz.
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SQUAT LU
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NLZ 14.4.10
"Geissmättli": Räumung in Sicht
ssr. Ziehen die Besetzer des Luzerner "Geissmättli"
nicht
freiwillig aus, wird das städtische Gebäude wohl bis zum 20.
April geräumt. Denn dann will die Stadt mit den Bauarbeiten
beginnen - aus dem ehemaligen Fixerraum soll ein Restaurant werden.
Laut Baudirektor Kurt Bieder hat die Stadt der Polizei klargemacht,
dass das Gebäude spätestens in der zweiten Aprilhälfte
geräumt werden müsse. "Ich habe Vertrauen, dass das
rechtzeitig gemacht wird."
Bei der Polizei wollte man sich gestern aus taktischen
Gründen nicht detailliert äussern.
Seite 17
--
"Geissmättli": Kurt Bieder wehrt sich
Von Simon Schärer
Seit drei Wochen ist das "Geissmättli" in Luzern
besetzt,
aber noch immer wird nicht geräumt. Wer ist dafür
verantwortlich? Die Stadt oder die Polizei?
Der Fall ist klar: Die Besetzer des "Geissmättli" in
der
Stadt Luzern müssen raus. So steht es in der
Räumungs-verfügung des Amtsstatthalteramtes Luzern vom 31.
März. Und doch besetzt die anonyme Gruppe, die sich selber "Zick
und Zwerg" nennt, das städtische Gebäude weiterhin. Zum
Unverständnis der städtischen SVP und von
Leserbriefschreibern in unserer Zeitung. "Der Stadtrat muss ein Zeichen
setzen", heisst es da etwa. Die Besetzung müsse innert 24 Stunden
aufgelöst werden, und die Beteiligten gehörten hart bestraft.
Wie lange die Besetzung noch anhalten wird, ist aber nach
wie vor
unklar. Daniel Bernet, Stabschef ad interim der Luzerner Baudirektion,
verweist auf die Polizei: "Das ist jetzt Sache der Polizei. Von Seiten
der Stadt ist momentan nichts Weiteres geplant." Das sei ein normaler
Vorgang und auch von der zeitlichen Dauer her nicht ungewöhnlich.
Bauarbeiten ab 20. April
Auch FDP-Stadtrat und Baudirektor Kurt Bieder kann den
Vorwurf,
die Stadt tue nichts, "überhaupt nicht" verstehen. "Was wir tun
konnten, haben wir getan, indem wir sofort Anzeige bei der Polizei
gemacht und die Räumung beantragt haben." Von daher sei der Fall
eindeutig, und "das Gewaltmonopol liege nun einmal bei der Polizei.
Mehr können wir im Moment nicht tun."
Die Stadt habe aber in der Anzeige klar gemacht, dass das
Gebäude in der zweiten Aprilhälfte geräumt werden
müsse, so Bieder. Denn um den 20. April will die Stadt mit dem 120
000 Franken teuren Umbau beginnen, damit der neue Pächter Bruno
Rampinelli rechtzeitig starten kann. In den ehemaligen Fixerraum wird
dann sein Lokal Grottino 1313 einziehen, das heute noch an der
Industriestrasse daheim ist.
Wird die Besetzung bis dahin also einfach toleriert?
"Nein",
findet Kurt Bieder. "Dies zeigt nur auf, bis wann spätestens
geräumt werden muss, damit mit den Arbeiten termingerecht begonnen
werden kann. Die Räumung kann jedoch auch vorher stattfinden." Der
Entscheid liege bei der Polizei.
Die Polizei schweigt
"Die Situation im ‹Geissmättli› ist komplex", sagt
Simon
Kopp, Sprecher der Luzerner Strafuntersuchungsbehörden. "Vor einer
Zwangsräumung werden die Hausbesetzer über den illegalen
Zustand informiert und aufgefordert, das Gebäude innert
nützlicher Frist freiwillig zu verlassen." Die Länge dieser
Frist hänge von diversen Faktoren ab. Ob bereits ein konkreter
Zeitpunkt für die Räumung angesetzt wurde, will Kopp aus
"taktischen Gründen" nicht bekannt geben. Klar sei allerdings:
"Die Besetzung ist illegal und muss aufgehoben werden - friedlich oder
ansonsten mit Nachdruck." "Eine Zwangsräumung ist aber immer das
letzte Mittel", sagt Kopp. Sie mache unter anderem erst dann Sinn, wenn
gewährleistet werden könne, dass das Gebäude danach -
mit baulichen oder anderen Sicherheitsmassnahmen - gesichert sei, damit
es nicht umgehend wieder besetzt werden kann. Die Polizei sei
diesbezüglich laufend in Kontakt mit der Baudirektion.
Die Gruppe "Zick und Zwerg" will mit der Besetzung unter
anderem
auf die Raumnot für die "nicht-etablierte Kultur" aufmerksam
machen. Sie fordert "eine längerfristige Nutzung des
‹Geissmättli› für kulturelle Zwecke".
--
Kommentar
Zuwarten ist problematisch
Benno Mattli
Seit drei Wochen hält eine anonyme Gruppe die
städtische Liegenschaft Geissmättli besetzt. Die Baudirektion
hat zwar wenige Tage nach der Besetzung verlauten lassen, dass sie die
Besetzer angezeigt habe und das Haus so schnell wie möglich
räumen lassen wolle, aber passiert ist bis heute nichts. Wieso?
Aus Sicht der Stadt und der Polizei dürften zwei
Dinge gegen
eine sofortige Zwangsräumung sprechen: Zum einen wäre
dafür ein massives Polizeiaufgebot notwendig, das der Steuerzahler
berappen müsste. Und zum andern müsste das "Geissmättli"
bis zum Start der Bauarbeiten bewacht werden, denn sonst würde es
unter Umständen sofort wieder besetzt. Der ehemalige Fixerraum
wird nämlich umgebaut, damit er im Herbst als Restaurant
wiedereröffnet werden kann.
Möglicherweise also lassen Stadt und Polizei die
Hausbesetzer aus rein pragmatischen Gründen noch etwas
gewähren. Das allerdings ist problematisch. Denn damit dulden sie
gleichzeitig illegales Tun und Handeln.
benno.mattli@neue-lz.ch
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1. MAI ZUREICH
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tagesanzeiger.ch 14.4.10
1.-Mai: Party ohne Bewilligung
tif
Der Festanlass im Anschluss an die 1. Mai Kundgebung soll
erst um
20 Uhr starten. Das Komitee will aber schon am Nachmittag feiern - auch
ohne Bewilligung der Stadt.
Das 1.-Mai-Komitee lässt sich bei der Organisation
ihres
traditionellen Festes im Anschluss an die Kundgebung am Tag der Arbeit
nicht reinreden. Obwohl die Stadt Zürich bisher weder für den
Demonstrationsumzug noch für den Anlass auf dem Kasernenareal eine
Bewilligung erteilt hat, haben die Veranstalter bereits eine
Umzugsroute und einen Zeitplan vorgelegt.
In dem Antrag, den das 1.-Mai-Komitee im Februar dieses
Jahres an
die Stadtregierung geschickt hat, wird einen Demonstrationszug
festgelegt, der wie im Vorjahr am Bürkliplatz enden soll.
Gestartet wird aber neu am Helvetiaplatz. Dann werde via Stauffacher
zur Sihlpost und von dort weiter auf der letztjährigen Route
marschiert, heisst es in dem Schreiben. Der Entscheid des Stadtrats ist
noch nicht publik. Er wird heute Mittwoch erwartet. Gemäss einem
Bericht der NZZ werde die verlängerte Route dem Vernehmen nach
bewilligt.
Maurer wollte Festanalss am Abend
Für mehr Diskussionsstoff dürfte allerdings das
Volksfest im Anschluss an die Kundgebung sorgen. Reto Casanova,
Sprecher des Polizeidepartements, betont gegenüber der NZZ, dass
der Anlass im Kreis 4 erst um 20 Uhr beginnen dürfe. Vorher seien
bloss Veranstaltungen in den Hallen erlaubt. Die ehemalige
Polizeivorsteherin Esther Maurer habe dies dem Komitee schon im Februar
mitgeteilt. Mit diesen Einschränkungen will die Stadt das Fest
zeitlich vom Umzug trennen und damit verhindern, dass sich Chaoten an
der Nachdemo im Kasernenareal zwischen den Festteilnehmern verschanzen
können.
Wie im vergangenen Jahr will sich das Komitee aber auch an
diesem
1. Mai nicht an die Auflagen der Stadt halten. Auf seiner Homepage legt
es den Festbeginn auf 14 Uhr fest, die erste Band spielt um 17 Uhr
unter freiem Himmel auf. Die Sprecherin des Komitees hält fest,
dass die Bewilligung mit den Auflagen noch nicht eingetroffen und
Maurers Schreiben vom Februar nicht als solche zu betrachten sei.
Stadtpräsidentin vom 1.-Mai-Slogan "nicht
überzeugt"
Die Veranstalter der Festivitäten und des
Demonstrataionsumzugs vom Tag der Arbeit haben auch mit ihrem
diesjährigen Motto "Moneypulation - verlieren wir die
Beherrschung" für einigen Wirbel gesorgt. Politikerinnen und
Politiker von Links bis Rechts verurteilen den Slogan. Nun hat sich
auch die Stadtpräsidentin von Zürich, Corine Mauch (SP),
kritisch zu dem Motto geäussert. "Der diesjährige Slogan
überzeugt mich nicht, denn er thematisiert lediglich
Befindlichkeiten, anstatt eine politische Aussage zu machen",
lässt sie sich in der Pendlerzeitung "20 Minuten" zitieren.
Allerdings glaubt sie nicht, dass "ein schlechter Spruch" Einfluss auf
allfällige Gewalt am 1. Mai hat.
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NZZ 14.4.10
1.-Mai-Fest erst ab 20 Uhr
Auflagen der Stadt Zürich
fri. ⋅ Zweieinhalb Wochen vor dem 1. Mai ist zwischen dem
Komitee, das den Umzug und das Fest auf dem Kasernenareal organisiert,
und der Stadt Zürich noch vieles unklar. Die Organisatoren haben
nämlich noch gar keine Bewilligung erhalten; erst heute Mittwoch
stellt ihnen der Stadtrat den Entscheid zu. Laut dem Gesuch, welches
das 1.-Mai-Komitee im Februar eingereicht hatte, soll der Umzug wie
letztes Jahr am Bürkliplatz enden. Starten soll die Demonstration
jedoch neu am Helvetiaplatz, um via Stauffacher zur Sihlpost und weiter
auf der letztjährigen Route zu führen. Der Stadtratsentscheid
ist noch nicht publik; dem Vernehmen nach wurde die verlängerte
Route bewilligt.
Festbetrieb entgegen Auflagen
Für heftigere Diskussionen könnte die
Bewilligung des
Festbetriebs sorgen. Reto Casanova, Sprecher des Polizeidepartements,
hält auf Anfrage fest, dass das Volksfest auf dem Kasernenareal
erst um 20 Uhr beginnen dürfe. Vorher seien bloss Veranstaltungen
in den Hallen erlaubt. Stadträtin Esther Maurer habe dies dem
Komitee schon im Februar mitgeteilt. Die Stadt wolle das Fest zeitlich
vom Umzug am Morgen trennen und damit verhindern, dass sich
Krawallmacher der "Nachdemo" auf dem Festareal verschanzen könnten.
Ähnliche Auflagen waren dem Komitee bereits letztes
Jahr
gemacht worden; daran gehalten hatte es sich nicht. Und auch jetzt
sieht es danach aus, dass die Auflagen verpuffen, denn das
1.-Mai-Komitee plant das Fest frei nach seinem Gusto. Gemäss der
Homepage beginnt das Fest am Samstag bereits um 14 Uhr, die erste Band
soll um 17 Uhr auftreten. Sprecherin Anna Klieber verweist darauf, die
Bewilligung mit den Auflagen sei noch nicht eingetroffen. Maurers
Schreiben vom Februar sei nicht als solche zu betrachten, und man halte
am frühzeitigen Festbeginn fest.
Für grossen Unmut sorgt das 1.-Mai-Komitee ferner mit
seinem
Plakat, das comicartig eine Explosion und Gewaltsymbole zeigt, und dem
Slogan "Moneypulation - verlieren wir die Beherrschung". Zwar versucht
das Komitee, sich von Gewalt zu distanzieren; ein Sicherheitsdienst
etwa bemüht sich darum, dass sich Krawallmacher nicht ins
Festareal zurückziehen. Den Einwand, mit dem Motto allfällig
gewonnenes Vertrauen zu verspielen, weist Klieber von sich: Die
bürgerlichen Politiker fänden stets etwas zu kritisieren, man
wolle sich den Angriffen sicher nicht unterordnen.
Kritik am gewählten Slogan
urs. ⋅ Das 1.-Mai-Komitee brüskiert mit dem Plakat
indes
keineswegs nur bürgerliche Kreise. Andrea Sprecher,
Co-Präsidentin der Stadtzürcher SP, findet den Slogan dumm
und distanziert sich von der Aussage, welche die Aufmerksamkeit im
Vorfeld auf mögliche Eskalation statt auf politische Inhalte
lenke. Für verstärkte Abgrenzung ihrer Partei vom Komitee
sieht sie jedoch keinen Anlass: "Genau wie dieses distanzieren wir uns
klar von Ausschreitungen und Gewalt."
Remo Schädler vom Zürcher Gewerkschaftsbund, der
mit
dem Slogan "Arbeit, Lohn und Rente statt Profit und Gier" zum
Maifeiertag aufruft, bezeichnet das Motto des Komitees angesichts der
Erfahrungen der letzten Jahre als "verfänglich und falsch". Man
habe mit diesem Spruch nichts zu tun gehabt und sei für einen
friedlichen 1. Mai. Ob und inwiefern das Verhältnis zum Komitee
nun zu überdenken sei, entscheide sich demnächst an einer
Sondersitzung.
SVP-Exponent Mauro Tuena sieht den Slogan als klaren
Aufruf zu
Gewaltexzessen und somit als "Schweinerei". Nun sei das 1.-Mai-Komitee
erst recht für Kosten zur Kasse zu bitten, die eine
allfällige Nachdemonstration verursache.
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20 Minuten 14.4.10
Corine Mauch: "1.-Mai-Slogan überzeugt mich nicht"
ZÜRICH. Stadtpräsidentin Corine Mauch kritisiert
den
umstrittenen 1.-Mai-Slogan "Verlieren wir die Beherrschung". Sie sieht
darin aber keine Gewalt-Aufforderung.
Das 1.-Mai-Komitee trägt dieses Jahr dick auf:
"Moneypulation - Verlieren wir die Beherrschung" heisst der provokative
Slogan. Bürgerliche Politiker halten dies laut Medienberichten
für eine Aufforderung zu Gewalt. Auch Stadtpräsidentin Corine
Mauch (SP) ist vom Motto wenig begeistert - obwohl ihre Partei dem
Anlass grundsätzlich wohlgesinnt ist: "Der diesjährige Slogan
überzeugt mich nicht, denn er thematisiert lediglich
Befindlichkeiten, anstatt eine politische Aussage zu machen." sagt sie
auf Anfrage von 20 Minuten. "Ein schlechter Spruch hat aber keinen
Einfluss auf allfällige Gewalt am 1. Mai."
Das sieht man bei der SVP anders und plant deshalb einen
Vorstoss: Demnach sollen Krawallschäden künftig dem
1.-Mai-Komitee verrechnet werden können. Heute ist dies
gemäss dem kantonalen Polizeigesetz nicht möglich, weil es
sich um eine politische Demonstration handelt. "Wenn gar Klubs wie der
FCZ für Schäden von Chaoten zahlen müssen, soll auch das
1.-Mai-Komitee zur Kasse gebeten werden", sagt SVP-Fraktionschef Mauro
Tuena.
Offen ist zudem, wann das 1.-Mai-Fest dieses Jahr starten
darf -
direkt nach dem Umzug oder erst am Abend. Heute will der Stadtrat
seinen Entscheid bekanntgeben.
Roman Hodel
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JUSTIZ ZH
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Tagesanzeiger 14.4.10
Pressefotograf wegen Nazivergleich verurteilt
Weil er einen Polizisten beschimpfte, verurteilte das
Obergericht
den 55-jährigen Klaus Rozsa zu einer bedingten Geldstrafe.
Von Thomas Hasler
Am 4. Juli 2008 war das leer stehende Hardturmstadion
besetzt
worden. Bei der Aktion "Brot & Äktschn" kam es
tatsächlich zu Action, nämlich zwischen den Besetzern und der
Polizei. Klaus Rozsa, der seit 30 Jahren auf den Auslöser
drückt, wenn in Zürich zwischen Polizei und Demonstranten die
Fetzen fliegen, war auch an jenem Freitag vor Ort.
Nachdem die Situation sich etwas beruhigt hatte, wollte
ein
37-jähriger Polizist Rozsa wegen Hinderung einer Amtshandlung
verhaften. Der 55-Jährige habe sich trotz entsprechender
Aufforderung nicht vom Ort der Auseinandersetzung entfernt und damit
die Arbeit der Polizei behindert. Im Rahmen der wenig zimperlichen
Verhaftung soll Rozsa dem Polizisten ans Bein gespuckt und gesagt
haben: "Härr S[...], Sie sind en absolute Nazi. Genau glich
schlimm".
Das Bezirksgericht Zürich verurteilte Rozsa im
letzten
Sommer wegen übler Nachrede und Beschimpfung und bestrafte ihn mit
einer bedingten Geldstrafe von 21 Tagessätzen à 30 Franken.
Nach rund 40 Strafanzeigen gegen den Fotografen war er zum ersten Mal
verurteilt worden.
Am Dienstag fand die Berufungsverhandlung vor dem
Obergericht
statt. Rozsas Verteidigerin forderte die Aufhebung des Schuldspruchs.
Das Bezirksgericht sei von willkürlichen Annahmen ausgegangen. Zu
Unrecht habe es den als Zeugen befragten Polizisten volle
Glaubwürdigkeit attestiert. Rozsa habe den Polizisten nicht mit
einem Nazi verglichen. Er habe nur gesagt, das Vorgehen der Beamten
entspreche jenem, das man aus Diktaturen und aus dem Faschismus kenne.
In der internen Urteilsberatung war sich das Obergericht
nicht
einig, ob dem Fotografen das vorgeworfene Verhalten rechtsgenügend
nachgewiesen werden kann. Nur einer der drei Richter votierte aber
für Freispruch. Der Gerichtsvorsitzende Christoph Spiess
räumte in der öffentlichen Urteilsverkündung ein, beim
Nazivergleich sei "die Beweislage wenig komfortabel".
Verfahren gegen Polizisten ruht
Das Obergericht reduzierte die Geldstrafe von 21
Tagessätzen
auf 10 Tagessätze. Das Verschulden sei eher leicht. Angesichts der
"relativ ruppigen und zackigen Verhaftung" sei Rozsas Verhalten "zwar
nicht entschuldbar, aber ansatzweise einfühlbar". Rozsas
Verteidigerin will den Schuldspruch ans Bundesgericht weiterziehen.
Bemerkenswert ist, dass der Pressefotograf bereits in
zweiter
Instanz verurteilt worden ist, während die Strafuntersuchung gegen
die beteiligten Polizisten wegen Körperverletzung,
Freiheitsberaubung, Nötigung und Amtsmissbrauchs noch nicht einmal
eröffnet wurde.
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NZZ 14.4.10
Linksaktivist Rozsa wieder verurteilt
Berufung abgewiesen
mbm. ⋅ Wegen übler Nachrede und Beschimpfung ist der
55-jährige Klaus Rozsa, Linksaktivist, Fotograf und ehemaliger
Präsident des städtischen Gewerkschaftsbunds, auch vom
Obergericht verurteilt worden. Am Dienstag wiesen drei Oberrichter die
Berufung Rozsas gegen das Urteil einer Einzelrichterin am
Bezirksgericht Zürich als Vorinstanz ab und bestätigten den
Schuldspruch (NZZ 9. 9. 09). Allerdings wurde die bedingte Geldstrafe
von 21 Tagessätzen à 30 Franken (630 Franken) auf 10
Tagessätze (300 Franken) reduziert. Und die
Prozessentschädigung an den Polizisten senkten die Richter von
5000 auf 2000 Franken.
Rozsa hatte sich im Juli 2008 an der Besetzung des
Hardturmstadions durch Linksautonome beteiligt. Als die Polizei ihn
verhaften wollte, spuckte er einem heute 39-jährigen
Stadtpolizisten ans Bein und beschimpfte ihn als Nazi. Das
Dreiergremium am Obergericht tat sich schwer mit dem Entscheid und
entschied mit 2:1 Stimmen gegen Rozsa. Die Fakten hätten knapp
für eine Verurteilung gereicht, es blieben aber Zweifel, sagte der
Präsident. Beim Spucken, hier sei von einem aktiven,
vorsätzlichen Vorgang auszugehen, sei die Sache klarer als bei der
Ehrverletzung. Die Einordnung der Beschimpfung als Nazi sei dagegen ein
Grenzfall. Gerade weil die Aussagen des Anklägers und der Zeugen
aber nicht wörtlich gleich seien, habe keine Absprache
stattgefunden. Die Begriffe Nazi und Faschismus mussten ein Thema
gewesen sein. Insgesamt wiegt in der Beurteilung der Oberrichter das
Vergehen nicht allzu schwer.
Urteil SB090680 vom 13. 4. 10; noch nicht
rechtskräftig.
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ANTI-ATOM
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BZ 14.4.10
Medizin
Machen AKW die Kinder krank?
Leiden Kinder, die nahe bei Atomkraftwerken leben,
häufiger
an Leukämie? Die redliche Antwort lautet: Man weiss es nicht.
Von Gegnern der Atomkraft wird es gerne behauptet: Kinder,
die in
maximal fünf Kilometern Entfernung von Atomkraftwerken leben,
erkranken signifikant öfter an lymphaler Leukämie als Kinder,
die weiter entfernt von AKW aufwachsen.
Das Forum Medizin und Energie (FME), ein Verein von
über 200
Schweizer Ärztinnen und Ärzten, betonte gestern in einer
Informationsschrift, dass die Ursachen der Leukämie, die bei
Kindern in den vergangenen 30 Jahren ständig leicht zunahm -
unabhängig von AKW -, noch weitgehend unklar sind.
Ursache in den Genen
Die Fachleute gehen von einer genetischen Veranlagung als
hauptsächliche Ursache aus: "Die Zusammensetzung der Erbfaktoren
spielt bestimmt eine ganz wichtige Rolle", sagt Felix K. Niggli,
Professor der Universität Zürich und Leiter der
Kinderonkologie des Universitäts-Kinderspitals Zürich. Aber
längst nicht alle Kinder, bei denen eine entsprechende genetische
Veranlagung vorliegt, erkranken an Leukämie. Niggli: "Der Ausbruch
der Krankheit wird vermutlich durch eine zweite Schädigung der
Zellen ausgelöst."
Da böte sich die Strahlung eines Atomkraftwerks
naturgemäss an. Aber: AKW machen nur ein Hundertstel der
jährlichen Strahlenbelastung in der Schweiz aus. Schon die
kosmische Strahlung ist mehr als dreimal so hoch. Hinzu kommt, dass
1986, nach der Explosion im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl,
rund 5000 Kinder an Schilddrüsenkrebs erkrankten - nicht aber an
Leukämie.
All diese gestern präsentierten Fakten beweisen
nicht, dass
die Nähe eines AKW nicht dazu beiträgt, dass Kinder an
Leukämie erkranken. Aber sie beweisen auch nicht, dass ein
Zusammenhang besteht. Noch ist unklar, was die Krankheit auslöst.
Studie der Uni Bern
Mehr Licht ins Dunkel könnte einer Canupis genannte
Studie
der Universität Bern bringen. Die seit dem 1. September 2008
laufende Studie soll prüfen, ob Kinder in der Nähe eines AKW
ein erhöhtes Risiko haben, an Krebs, insbesondere an
Leukämie, zu erkranken. Die Ergebnisse der Studie werden 2011
veröffentlicht.
Thomas Kohler
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Aargauer Zeitung 14.4.10
Strahlen, die verunsichern
Die Frage, ob Atomkraftwerke bei Kindern Leukämie
auslösen, ist immer noch nicht geklärt. Forscher halten
jedoch Infektionen für die wahren Auslöser.
Felix Straumann
Die deutsche Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von
Kernkraftwerken (KiKK) sorgte nachhaltig für Verunsicherung, die
bis heute anhält - mehr als zwei Jahre nach dem Erscheinen der
Untersuchung. Damals zeigte das deutsche Kinderkrebsregister in Mainz
(DKKR), dass Kinder unter fünf Jahren, die im Umkreis von
fünf Kilometern von Atomkraftwerken wohnen, 1,2-mal häufiger
an Leukämie erkranken als Altersgenossen. Fachleute beurteilen die
Studie zwar als wissenschaftlich sauber, doch haben sie Mühe, den
Befund zu erklären. Der Grund: Die radioaktive Belastung durch
Atomkraftwerke beträgt weniger als ein Prozent der Strahlung durch
natürliche Quellen wie Radon und Röntgengeräte.
Eine Folge der KiKK-Studie war auch eine Veranstaltung vom
Dienstag am Universitäts-Kinderspital. Das "Forum Medizin und
Energie" (FME) - ein Verein, bestehend aus Allgemeinpraktikern und
Spezialärzten, die Kernenergie befürworten -
präsentierte seine Broschüre "Kinderleukämie und
Kernkraftwerke - (K)ein Grund zur Sorge?". Klammern und Fragezeichen
wurden dabei rhetorisch gesetzt, denn für die Verfasser der
Broschüre ist klar: "Aufgrund des heutigen Wissens kann die
minimale Strahlung aus Kernkraftwerken als Ursache für ein
höheres Leukämierisiko bei Kleinkindern praktisch
ausgeschlossen werden", wie es dort heisst. Daran ändere auch die
KiKK-Studie nichts. Für FME-Präsident Christian von Briel ist
entscheidend, dass die Anstrengungen bei der Erforschung der
Kinderleukämie generell intensiviert würden. "Es kann nicht
sein, dass KKW bei der Ursachensuche im Vordergrund stehen." Denn immer
noch rätseln Mediziner darüber, wieso Kinder Leukämie
bekommen.
Im Vordergrund stehen heute Viren als eigentlicher Grund,
warum
in der Schweiz jedes Jahr rund 70 Kinder an Leukämie erkranken. Um
welche Erreger es sich dabei handelt, ist unbekannt. Diskutiert werden
banale Infektionen zum falschen Zeitpunkt. Forscher glauben zudem, dass
zusätzlich zur Infektion ein genetischer Defekt in den Blutzellen
notwendig ist, der in der Schwangerschaft auftritt.
"Die Kombination von genetischen Veränderungen und
einer
Infektion ist heute das gängige Modell", sagt Felix Niggli, Leiter
der Kinderonkologie am Universitäts-Kinderspital Zürich,
Nichtmitglied des FME und Mitverfasser des Berichts. Das Abwehrsystem
der Kinder werde durch einen Erreger in einer empfindlichen Phase
getroffen, wodurch aus einer vorgeschädigten Blutzelle eine
Leukämiezelle entstehen könne.
Für dieses so genannte 2-Stufen-Modell gibt es viele
Hinweise. Etwa die für Leukämie typischen regionalen
Häufungen. Oder dass Krippenkinder weniger häufig
Leukämie bekommen. Eine Beobachtung, die Ende Februar eine grosse
Übersichtsstudie im Fachblatt "International Journal of
Epidemiology" bestätigte. Die Vermutung: In der Krippe stecken
sich Kinder früher an und werden gegen die Krankheitserreger
immun, die später im Alter von zwei bis sechs Jahren eine
Leukämie bewirken können. Niggli: "Wer die entsprechende
Infektion früh hat, bekommt später weniger häufig
Leukämie."
Auf Infektionen als Mitauslöser von Leukämie
deutet
eine weitere Beobachtung: "Überall, wo Bevölkerungsbewegungen
stattfinden, kommt es zu einer Zunahme von Kinderleukämie",
erklärt Niggli. So sei es im Zweiten Weltkrieg zu einer
Vervierfachung der Zahl der Erkrankungen gekommen, als Soldaten in
entlegenen Gebieten stationiert wurden. "Dies könnte mit der
Ausbreitung von Infektionserregern zum falschen Zeitpunkt zu tun haben."
Neben Infektionen stehen aber andere Einflussfaktoren
weiterhin
im Fokus: etwa Alkoholkonsum, Tabak, Chemikalien, Medikamente,
Schwangerschaftsrisiken oder eben Strahlung. Niggli: "Es gibt bei allen
gewisse Assoziationen - im Einzelfall ist es aber sehr schwierig, etwas
auszusagen."
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Schweizer Krebsstudie
Seit dem 1. September 2008 läuft auch in der Schweiz
eine
Studie zu Kinderkrebs und Kernkraftwerken. Sie trägt den Namen
Canupis (Childhood Cancer and Nuclear Power Plants in Switzerland) und
soll feststellen, ob Kinder ein höheres Krebsrisiko haben, wenn
sie in der Nähe von AKW aufwachsen. Die Schweizer Forscher
interessiert aber auch, wie sich der in der deutschen KiKK-Studie
(siehe Artikel) gefundene Zusammenhang von Kinderkrebs und AKW
begründen lässt. Das Budget von Canupis beträgt 800000
Franken, gestellt von Krebsliga, Bundesamt für Gesundheit (BAG),
Axpo und BKW FMB Energie. Erste Resultate werden im nächsten Jahr
erwartet. (fes)