MEDIENSPIEGEL 22.4.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo, Kino)
- RaBe-Info 21.4.10
- Squat LU: Geissmättli weiter besetzt
- 1. Mai Winterthur: Plakat gegen Hundeleben... :-)
- 1. Mai Zureich: Bürgi-Schelte für Links-Grün; Programm Rev.1. Mai
- Rassimus: Stimmrecht für Tiere...
- Nothilfe: Landsgemeinde gegen Nothilfestopp
- Ausschaffung: Wieder Flüge; Algerien; Serbien
- Repression SG: WoZ-Inti mit Keller-Sutter
- Gefangenen-Info: Redakteur verurteilt
- Anti-Atom: Gösgen II-Standort; Standort-Nachteil Atomlager

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REITSCHULE
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Do 22.04.10
20.00 Uhr - Rössli-Bar - Capital Slam Poetry
20.30 Uhr - Kino - Kulturprojekt Porta Chuisa, Performance, Live-Konzert aufgeführt mit Hans Koch (cl), Michael Thieke (cl) und Paed Conca (cl)
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William Mastrosimone. Regie: Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer

Fr 23.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William Mastrosimone. Regie: Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Miss Plastic", gespielt vom Jugendclub U26 von Junge Bühne Bern, Leitung und Regie: Eva Kirchberg, Christoph Hebing
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden...": The Cook, the Thief, his Wife and her Lover, Peter Greenaway, FR/NL/UK 1989
21.00 Uhr - Frauenraum - Tanzbar mit DJ Zardas. Standard und lateinamerikanische Tänze und Disco für Frau und Frau, Mann und Mann und Friends
22.00 Uhr - Dachstock - Eight Legs (UK), Support: My Heart Belongs to Cecilia Winter (zh), DJ's Lazerlight Lepra & Pat

Sa 24.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William Mastrosimone. Regie: Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Miss Plastic", gespielt vom Jugendclub U26 von Junge Bühne Bern, Leitung und Regie: Eva Kirchberg, Christoph Hebing
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden...": The Cook, the Thief, his Wife and her Lover, Peter Greenaway, FR/NL/UK 1989
22.00 Uhr - SousLePont - Dachstock, Rössli & Sous Le Pont present: Eagle*Seagull (PIAS/USA)
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: Jade (Citrus Rec/HUN), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic/CH).

So 25.04.10
18.00 Uhr - Rössli-Bar - Ausspannen
19.00 Uhr - Grosse Halle - "Miss Plastic", gespielt vom Jugendclub U26 von Junge Bühne Bern, Leitung und Regie: Eva Kirchberg, Christoph Hebing
19.00 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William Mastrosimone. Regie: Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer.

Infos: http://www.reitschule.ch

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BZ 22.4.10

Tojo-Theater in der Reitschule

 Jack und Rose haben den Blues

 "Tagträumer" im Tojo-Theater beginnt wie eine schlechte Sitcom, steigert sich aber zu einer berührenden Liebesgeschichte.

 Ein überdimensionales Negligé hängt an einem Bügel und glitzert, je nach Lichteinsatz, mal mehr, mal weniger. Es ist das Werk des Churer Künstlers Giro Annen, der bekannt für seinen eigenwilligen Skulpturenbegriff ist. Dass er auch das Zeug zum Bühnenbildner hat, wird hier deutlich: Anhand eines einzigen Objektes wird gekonnt die Traumwelt der weiblichen Hauptfigur, die mit der Realität nicht zurechtkommt, versinnbildlicht.

 Das Nachthemd steht aber auch für die unter beiden Figuren ständig schwelende Erotik. Die Liebesgeschichte zwischen Jack (Marcus Signer) und Rose (Julia Katharina Maurer) wird als Ballade erzählt. Dabei setzt Regisseur Michael Oberer auf Musik, die sich eng mit der Sprache verknüpft. In Monologen, die von elektronischen Bluesnummern begleitet werden, erhalten beide Figuren Gelegenheit, ihr Innerstes nach aussen zu kehren. Cliff ist ein bodenständiger Trucker, der von seinem anstrengenden Leben abgeklärt ist: "Ich vergeude meine Zeit nicht. Ich träume von einer Minute zur anderen", erklärt er Rose, die am liebsten den ganzen Tag verträumt. Sie glaubt, das Truckerleben sei von unendlicher Freiheit geprägt, bis Cliff ihr die Wahrheit über Verkehrsinspektoren, Schmiergeld und Strafzettel erzählt.

 Kein Zuckerschlecken

 Doch auch für Rose, die als Süsswarenverkäuferin arbeitet, ist das Leben kein Zuckerschlecken. Sie ist eine liebenswürdige Spinnerin, von Julia Katharina Maurer mit viel Charme dargestellt. Sie neigt zu Neurosen und traumwandelt manchmal sogar nahe am Abgrund zum Wahnsinn. Cliff zeigt ihr mit seinem ausgeprägten Realitätssinn die Gefahren des ständigen Träumens auf. Rose ihrerseits gelingt es, etwas Zauber in Cliffs drögen Alltag zu bringen.

 Im Dornröschenschlaf

 Es braucht allerdings etwas Zeit, bis die Beziehung zwischen den beiden einem tatsächlich zu rühren beginnt. Der erste Teil mit markigen Sprüchen von Cliff und allzu aufgesetzter Naivität von Rose hat Sitcom-Charakter. Da wird ein mässig lustiges Pingpong aufgeführt, bei dem nur noch die eingespielten Lacher fehlen. Mag sein, dass durch die Übersetzung ins Deutsche - das Stück stammt von US-Autor William Mastrosimone - zusätzlich einiges an Witz verloren ging. Die zweite Hälfte entschädigt für vieles. Die Welt von Rose wird plausibel: Sie hat Angst, die Liebe zu Cliff könnte wahr werden und dadurch ihren Zauber verlieren.

Helen Lagger

 Weitere Vorstellungen: Do bis Sa, jeweils 20.30 Uhr, sowie So, 19 Uhr. www.tojo.ch.

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WoZ 22.4.10

Multimedia

 Gegen Ausgrenzung

 Bewegte Bilder werden von drei Klarinettisten umspielt: Der Bieler Altmeis ter Hans Koch und die Berner Paed Conca und Michael Thieke bitten zur Auseinandersetzung. Aus der Perspektive zwei entgegengesetzter Kameras ist auf der Leinwand schwarz-weiss das Experiment einer "blinden Malerei" zu sehen: Der Kunstmaler nimmt Mass, verbindet sich die Augen und geht ans Werk. Giovanni di Stefano müht sich ab wie Sisyphus, die Glasfläche lückenlos zu übermalen, schafft es aber nach zäher Arbeit in zum Teil ätzend unbequemen Stellungen nicht.

 Die Truppe Porta Chiusa will dieses Bild als die Verkörperung der Unmöglichkeit einer totalen, totalitären Sicherheit verstanden wissen. Und meint nicht nur Überwachung und Registrierung, Prekarisierung und Marginalisierung von InländerInnen, sondern auch den Ausschluss von ImmigrantInnen. Spielerisch setzt der projizierte Textreigen der Berlinerin Heike Fiedler ein, Klänge verstärken und ergänzen. Zu Giorgio Andreolis Filmcollage mit Bildern von einer Ausschaffung in Zürich Kloten ist die Zusammenarbeit der Musiker mit den bewegenden Bildern optimal.

 Damian Bugmann

 "Porta Chiusa" in: Bern Kino in der Reitschule, Do, 22. April, 20.30 Uhr. Basel Maison 44, Fr, 23. April, 19.30 Uhr. Zürich Kunstraum Walcheturm, So, 25. April, 20.30 Uhr. Genf Théâtre de Saint-Gervais, Do, 29. April, 20 Uhr. http://www.paed.ch/portachiusa

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RABE-INFO
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Mi. 21. April 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_21._April_2010_01.mp3
- LGBT Jugendkonferenz: Der gemeinsame Weg zur Stimme für die Schweiz
- Hungerstreiks in Abschiebegefängnissen: Kritik an Italiens Migrationspolitik
- "Nein danke, ich denke selber": Philosophinnen von der Antike bis heute

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SQUAT LU
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NLZ 22.4.10

"Geissmättli" bleibt besetzt

 sy/ma. Das "Geissmättli" ist nach wie vor besetzt - obwohl die Vorarbeiten zum Umbau für das Restaurant Grottino 1313 am Dienstag hätten beginnen sollen. Ein Sprecher der anonymen Gruppe, die sich selbst "Zick und Zwerg" nennt, sagt: "Wir sind uns bewusst, dass die Stadt uns hier nicht will, doch eine Frist wurde uns von der Polizei nicht gesetzt."

 Dem widerspricht Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Strafuntersuchungsbehörden: "Wir sind in Kontakt mit den Besetzern und werden - falls die Frist nicht eingehalten wird - die Zwangsräumung durchführen." Wann die Frist abläuft, sagt Kopp aus taktischen Gründen nicht. Doch offenbar ist sie noch nicht abgelaufen.

 "Wollen keine Gewalt"

 Warum ist die Frist nicht vor dem geplanten Baubeginn am Dienstag abgelaufen? "Eine Fristsetzung ist eine sehr komplexe Angelegenheit, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen - nicht nur der geplante Baubeginn", sagt Kopp. Näheres zu diesen Faktoren und den Umständen im Fall "Geissmättli" sagt er aber nicht.

 Das "Geissmättli" ist seit dem 25. März besetzt. Nach Auskunft des Sprechers der Besetzergruppe schlafen dort 10 bis 20 Personen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Ob die Gruppe das "Geissmättli" freiwillig verlässt, werde sie demokratisch entscheiden. "Wir sind an keiner Konfrontation mit der Polizei interessiert, da wir keine Gewalt anwenden möchten."

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1. MAI WINTERTHUR
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Indymedia 21.4.10

Ein Hundeleben ::

AutorIn : Der Schweinehund in dir

Heraus zum 1. Mai! Wir haben dieses Hundeleben im Kapitalismus satt!!! Deshalb: Heraus zum 1. Mai - in Winti und überall!     
    
Heraus zum 1. Mai!
http://ch.indymedia.org/images/2010/04/75172.jpg

Wir haben dieses Hundeleben im Kapitalismus satt!!! Deshalb: Heraus zum 1. Mai - in Winti und überall!

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1. MAI ZUREICH
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NZZ 22.4.10

Bürgerliche Schelte für SP und Grüne

 SVP, FDP, GLP und CVP kritisieren die links-grüne Solidarität mit dem 1.-Mai-Komitee scharf

 cn. ⋅ Mit Rückendeckung von SP, Grünen und AL beschloss das 1.-Mai-Komitee, die stadträtlichen Auflagen für das 1.-Mai-Fest zu ignorieren. Statt wie vom Stadtrat angeordnet abends soll das Fest auf dem Kasernenareal bereits um 14 Uhr beginnen.

 Dass sich Grüne und SP, die im Stadtrat die Mehrheit stellen, um eine stadträtliche Auflage foutieren, hat bei den bürgerlichen Parteien für Empörung gesorgt. Die FDP teilte am Dienstagabend mit, es sei ein Skandal, wenn sich eine staatstragende Partei öffentlich über einen solchen Entscheid hinwegsetze (NZZ 21. 4. 10). Unterstützung erhalten die Freisinnigen auch von SVP, GLP und CVP. In einer Fraktionserklärung verurteilte die SVP den "öffentlichen Aufruf der Mehrheitsparteien in Zürich zur Missachtung einer polizeilichen Bewilligung" scharf. SP und Grüne trügen die Mitverantwortung für allfällige Ausschreitungen und Sachbeschädigungen am 1. Mai, sagte Fraktionschef Mauro Tuena im Rat. Die SVP werde sich deshalb dafür einsetzen, alle 1.-Mai-Aktivitäten aus Zürich zu verbannen. An die Adresse des stellvertretenden Polizeivorstehers, FDP-Stadtrat Andres Türler, appellierte die SVP, die Einhaltung der polizeilichen Bewilligung mit allen Mitteln durchzusetzen. Auch Markus Hungerbühler, Präsident der städtischen CVP, reagierte mit Unverständnis auf die Solidaritätsbekundung von Rot-Grün. Er fragt sich, weshalb die Organisatoren überhaupt um eine Bewilligung nachsuchen, wenn sie sich nicht daran halten wollen. Sollte es wieder zu Ausschreitungen kommen, trage das Komitee eine Mitverantwortung. In diesem Fall sei die Bewilligung zu hinterfragen. Grundsätzlich als Befürworter der 1.-Mai-Feierlichkeiten zeigte sich Martin Luchsinger, der Präsident der städtischen Grünliberalen. Dass sich das Komitee mit Unterstützung von SP und Grünen aber nicht an die Auflagen halten wolle, zeuge - wie auch der Slogan - nicht unbedingt von der auf links-grüner Seite stets beteuerten Distanz zu den Verursachern der Krawalle.

 Bei SP und Grünen reagiert man auf die Kritik mit dem Verweis auf organisatorisch begründete Zwänge. SP-Co-Präsidentin Beatrice Reimann gab zu bedenken, dass der 1. Mai mit den Nachdemonstrationen nichts zu tun habe. Zudem sei es unmöglich, Tausende von Umzugsteilnehmern vom Festgelände fernzuhalten. Letztes Jahr habe man es ernsthaft versucht; angesichts der grossen Menge habe man sich aber dazu entschieden, das Fest zu eröffnen.

 Auch Christoph Hug von den Grünen machte praktische Gründe geltend. In seiner Erinnerung ist es in den vergangenen zwei Jahren zu keiner Vermischung von Festbesuchern und Krawallanten gekommen. Er hofft, dass der neue grüne Polizeivorsteher Daniel Leupi für 2011 eine praktikablere Lösung präsentiert. - Während sich die Parteien um Recht und Unrecht streiten, scheinen Stadt und 1.-Mai-Komitee in Nachverhandlungen getreten zu sein. Sowohl Komitee-Sprecherin Anna Klieber als auch der Medienchef des Polizeidepartements, Reto Casanova, bestätigen entsprechende Gespräche.

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Indymedia 21.4.10

Programm revolutionärer 1. Mai Zürich ::

AutorIn : 1. Mai 2010         

Eine Übersicht     
    
Plakat AUFBAU
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Plakat Libertärer Block
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Politprogramm Plakat AUFBAU
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Kulturprogramm Plakat
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1. Mai - Umzug am Morgen:

09.30h Helvetiaplatz
revolutionärer Block Besammlung Ecke Volkshaus
libertärer Block Besammlung ebenfalls Ecke Volkshaus

REVOLUTIONÄRER TREFF auf dem Kanzleiareal am Nachmittag:

Live Konzerte von
* D.O.A. (Punk aus Kanada)
* The Kluba (Ex-Skalariak / Ska aus dem Baskenland)

Zudem:
* Informationsstände, Büchertische, Reden und VIELES MEHR...


Polit.- und Kulturprogramm am Abend in der Kanzleiturnhalle:

Politprogramm

Ausstellung:

* Paolo Neri: Mosaike zur RAF
* Arenas (PCE(r)): Zeichnungen aus dem Knast
* Militanter: Murales der baskischen Widerstandsbewegung
* Sanchez Casas (GRAPO): Bilder


Proletarische Kultur (ca. 18 - 19 Uhr):

* Italien: Paolo Neri (ehem Militanter der Brigate Rosse) stellt seine Kunst vor, als Versuch, den roten Faden der Revolution aufrechtzuerhalten.

* Baskenland: Junger Genosse berichtet über den Stellenwert von Murales (Wandbilder) in der baskischen Widerstandsbewegung


Internationale Arbeitskämpfe (ca. 19 - 20:30 Uhr):

* Genua: Ein Docker berichtet über ihren Kampf in Genua. Sie haben nach tödlichen Arbeitsunfällen 2007 drei Tage lang den Hafen bestreikt und blockiert. Für den Widerstand gegen die Arbeitshetze stehen sie heute vor Gericht. Er spricht auch über das Verbinden von gewerkschaftlichem mit politischen Kampf.

* Bremerhaven: Unterstützer von "Wir sind der GHB" berichtet von der Selbstorganisierung der Dockers und dem Widerstand gegen die Angriffe auf ihre Arbeitsbedingungen. (www.wirsindderghb.de)

* Clariant: Jörg Studer (Präsident der UNiA NWCH und Präsident der Betriebskomission Clariant) berichtet über den Widerstand gegen die Schliessung des Werks in Muttenz, über die kämpferische Basis der Unia und über die notwendige Unterstützungsarbeit.


Kämpfe in Griechenland (ca. 20:30 - 22 Uhr):

* Griechenland: Joachim Rollhäuser, Anwalt und Aktivist, berichtet aus erster Hand über die Situation in Griechenland, die Kämpfe der Gewerkschaften und die Kämpfe der politischen Widerstandbewegung.

Kulturprogramm

Ab 22 Uhr live Konzerte in der Kanzleiturnhalle

* The Seniles (Punk aus Zürich)
* Les ramoneurs de menhir (Ex-Béruiere Noir / Punk aus Frankreich)
* D.O.A. (Punk aus Kanada)
* The Kluba (Ex-Skalariak / Ska aus dem Baskenland)
* Individual Performer (Elektro Deutschland)

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RASSISMUS
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20 Minuten 22.4.10

Tier-Vergleich sorgt bei Secondos für rote Köpfe

 LUZERN. Ein Luzerner Jungpolitiker hat öffentlich Ausländer mit Tieren verglichen. Secondos sind empört und verlangen eine Entschuldigung.

 Dienstagabend im Luzerner Fach- und Wirtschaftsmittelschulzentrum: Jungpolitiker diskutierten an einem öffentlichen Podium über das Thema Stimmrechtsalter. In seinem Schlusswort setzte sich Juso-Mitglied und SP-Grossstadtrat David Roth auch für das Ausländerstimmrecht ein. Dafür hatte Podiumsteilnehmer Maurus Zeier, seines Zeichens Präsident der Stadtluzerner Jungen FDP, wenig übrig. "Er rief dazwischen, dass man dann genauso gut auch Tieren das Stimmrecht geben könne", sagt Zuschauer und Juso-Vizepräsident Beni Knüsel.

 Diese Äusserung sorgt bei der Partei Second@s Plus für helle Empörung. "Das ist eine Frechheit", ärgert sich Präsidentin Ylfete Fanaj, "dieser Vergleich verletzt die Würde der Ausländer." Sie fordert, dass sich Zeier nun öffentlich für seinen Vergleich entschuldigt.

 Ob der Jungpolitiker dieser Forderung nachkommen wird, ist noch nicht klar. Er war gestern für eine Stellungnahme für 20 Minuten nicht erreichbar.  

Markus Fehlmann

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NOTHILFE
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St. Galler Tagblatt 22.4.10

"Schande für die Schweiz"

 Eine "Landsgemeinde" des Solidaritätsnetzes Ostschweiz hat sich gegen den Sozialhilfestop bei NEE und abgewiesenen Asylbewerbern ausgesprochen. Eine Petition soll dies unterstützen.

 Katja Müller

 Franziska Befa aus Angola lebt seit elf Jahren mit ihren drei Töchtern in der Schweiz. Diese gehen hier zur Schule. Vor zwei Jahren wurde die Familie auf Nothilfe gesetzt: Pro Tag steht ihr insgesamt 21 Franken zur Verfügung. Sie wisse oft nicht, wie sie das Essen bezahlen könne. Sie habe nichts, weder Geld noch Papiere, sagte sie am Dienstag an einer " Landsgemeinde", die vom Solidaritätsnetz Ostschweiz organisiert wurde.

 Acht Franken pro Tag

 Das Beispiel von Franziska Befa zeigt ein Phänomen, das allmählich ins öffentliche Bewusstsein rückt: die Langzeit-Nothilfe-Bezüger. Seit 2004 erhalten Personen mit einem Nichteintretensentscheid (NEE) und seit 2008 auch abgewiesene Asylbewerber nur noch Nothilfe. Das Ziel, diese Personen damit so schnell wie möglich aus dem Land zu schaffen, wurde offensichtlich nicht erreicht: Einige leben schon mehr als zwei Jahre nur von Nothilfe - von acht Franken pro Tag.

 Für Andreas Nufer, Initiant des Solidaritätsnetzes, ist dies ein Skandal. Deshalb organisierte der Verein die "Landsgemeinde", an der Betroffene und Politiker zu Wort kamen. Die Realität hinter den Zahlen und Paragraphen sollte sichtbar gemacht werden: Das Schicksal von Personen, die von Nothilfe leben müssen.

 Rund 150 Personen drängten sich in den Waaghaussaal, den "Ring". Dieser wurde auch für eine Diskussion geöffnet. Die Votanten - viele wütend und empört - waren einer Meinung: Die Nothilfe sei unmenschlich, niemand dürfe illegal sein. Dass Menschen mit acht Franken am Tag leben müssten, sei "eine Schande für die reiche Schweiz".

 Neben der ständigen Sorge ums Überleben komme die Angst vor der Ausschaffungshaft, sagte Asef Yavari aus Afghanistan, der seit zweieinhalb Jahren in der Schweiz ist. "Nothilfe macht einen Menschen kaputt."

 Die Verzweiflung von Nothilfe-bezügern kennt auch Maya Breu, die als Freiwillige beim Solinetz arbeitet. "Wir müssen hinschauen, wie es den Menschen geht, die in der Einwohnerstatistik nicht mehr existieren, die es offiziell in der Schweiz nicht gibt." In vielen Gemeinden müssten die Bezüger auch bei Minustemperaturen den Tag draussen verbringen. "Diese Situation ist für die Schweiz unwürdig." Viele wollten arbeiten, dürften aber nicht.

 Besonders schwierig sei es für Familien. Kinder würden in der Schule ausgeschlossen und könnten aus finanziellen Gründen bei Aktivitäten nicht mitmachen. Eine Lehre werde ihnen oft verweigert, da sie keine Arbeitsbewilligung hätten.

 "Mehrheit hat so entschieden"

 Frank Jehle, ehemaliger HSG-Seelsorger, betrachtete die Nothilfe aus theologischer Sicht. Er warnte vor übersteigertem Nationalismus. Die Schweiz müsse sich relativieren lassen. Sie sei nicht "unmittelbar von Gott geschaffen". Alle verdienten Respekt, die Menschenwürde sei nicht verhandelbar.

 Die Politiker - Ständeratspräsidentin Erika Forster und Stadtrat Nino Cozzio - brachten die Diskussion wieder auf den politischen Boden. "Wir leben in einem Rechtsstaat und müssen das Gesetz vollziehen", sagte Cozzio. Es sei sicherlich hart. Wichtig sei aber, wie es umgesetzt werde. Es müsse ein gangbarer Weg gefunden werden, insbesondere wenn es um Kinder gehe. Die Stadt stelle deshalb Wohnungen oder Zimmer zur Verfügung, damit sie nicht in Zivilschutzanlagen schlafen müssten.

 Es sei momentan schwierig, in der Schweiz einen gemeinsamen Nenner zu finden, sagte Erika Forster. Es gebe extreme Polarisierungen. "Die Mehrheit hat entschieden, dass diese Leute nach Hause müssen." Man werde wohl keine "allzu offenen Ohren" finden, die für eine Änderung seien.

 Petition lanciert

 Einer Landsgemeinde entsprechend wurde auch abgestimmt: Die Anwesenden sprachen sich klar für die Aufhebung des Sozialhilfestops und gegen die Nothilfe aus. Das Solidaritätsnetz will dieses symbolische Ergebnis aber nicht auf sich beruhen lassen. Es lanciert eine nationale Petition mit dieser Forderung und will sie dem Bundesrat und der Sozialdirektorenkonferenz übergeben.

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AUSSCHAFFUNG
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Südostschweiz 22.4.10

Bund will Ausschaffungsflüge vorzeitig wieder aufnehmen

 Bislang hiess es, der Stopp von Ausschaffungsflügen nach Nigeria werde erst aufgehoben, wenn die Umstände des Todes eines Häftlings am Flughafen Zürich geklärt seien. Doch nun beugt sich der Bund dem Druck der Kantone.

 Von Simon Fischer

 Bern. - Am 17. März starb am Flughafen Zürich ein nigerianischer Asylsuchender während einer Zwangsausschaffung, worauf das Bundesamt für Migration (BFM) sämtliche Ausschaffungs-Sonderflüge gestoppt hat. Die Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich untersucht nach wie vor, wie es zu diesem Todesfall hat kommen können. Bislang hiess es beim BFM denn auch, man wolle die Sonderflüge erst wieder zulassen, wenn die Untersuchungsergebnisse vorlägen.

 Doch bis dahin dürften noch einige Wochen vergehen, was für Nervosität bei den Kantonen sorgt, die mit dem Vollzug des Asylgesetzes betraut sind. "Wenn die Ausschaffungsflüge nicht sehr rasch wieder aufgenommen werden können, hat dies unweigerlich zur Folge, dass die Kantone eine grössere Zahl von Ausschaffungshäftlingen entlassen müssen", erklärt Roger Schneeberger, Generalsekretär der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD). Die Kantone fordern deshalb mit Nachdruck die schnellstmögliche Lösung des Problems, wie Schneeberger sagt.

 Ein Zwischenbericht soll reichen

 Der Druck der KKJPD scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben. Denn mittlerweile hat man beim BFM in dieser Sache eine Kehrtwende vollzogen, wie Recherchen der "Südostschweiz" zeigen. BFM-Chef Alard du Bois-Reymond will nicht mehr, wie ursprünglich vorgesehen, die Ergebnisse der Untersuchung der Oberstaatsanwaltschaft Zürich abwarten, bis die Sonderflüge wieder erlaubt werden. Die Ermittlungen seien komplizierter, als man dies erwartet habe, sagt du Bois-Reymond. "Wir haben die Oberstaatsanwaltschaft deshalb um eine erste Einschätzung gebeten, damit wir beim BFM allenfalls zügig Massnahmen zur Verbesserung der Abläufe ausarbeiten können."

 Das Bundesamt stehe diesbezüglich in engem Kontakt sowohl zur Oberstaatsanwaltschaft Zürich als auch zu Nigeria, erklärt du Bois-Reymond. "Denn die nigerianischen Behörden wollen über die Hintergründe des Todesfalls Bescheid wissen, bevor die Sonderflüge wieder aufgenommen werden." Der BFM-Chef will sich zwar noch nicht festlegen, ab wann die Sonderflüge wieder aufgenommen werden sollen. Er hoffe aber, dass der Zwischenbericht der Oberstaatsanwaltschaft Zürich bald eintreffen werde. "Denn eine möglichst baldige Wiederaufnahme der Sonderflüge hat für das BFM oberste Priorität", erklärt du Bois-Reymond.

 Amnesty zeigt sich schockiert

 Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International Schweiz reagiert besorgt auf du Bois-Reymonds Absichten. "Wir sind schockiert, dass der BFM-Direktor die Ausschaffungsflüge wieder aufnehmen will, bevor der vollständige und abschliessende Bericht der Untersuchungsbehörde auf dem Tisch liegt", sagt Amnesty-Sprecher Daniel Graf. Denn es sei denkbar, dass dieser Bericht die bestehende Ausschaffungspraxis für den Todesfall mitverantwortlich mache und konkrete Massnahmen verlange, um zu verhindern, dass bei einer Ausschaffung Menschenleben auf dem Spiel stünden. "Das Anfordern eines Zwischenberichts schafft kein Vertrauen, dass das BFM an einer lückenlosen Aufklärung des tragischen Todesfalls interessiert ist", sagt Graf.

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Tagesanzeiger 22.4.10

Ausschaffung

 Algerische Asylbewerber bleiben in der Schweiz

 Die Schweiz hat Mühe mit der Ausschaffung abgewiesener algerischer Asylbewerber - weil die algerischen Behörden die Unterschrift unter ein ausgehandeltes Protokoll verweigern. Sie haben bereits zwei Termine platzen lassen, wie "10vor10" gestern berichtete. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA hat den Bericht bestätigt. Das Protokoll ist zwar im Januar 2009 paraphiert worden. Damit es angewendet werden kann, ist jedoch die Unterzeichnung erforderlich. In der Schweiz halten sich nach Angaben von Urs von Arb, Chef Rückführung im Bundesamt für Migration, derzeit schätzungsweise rund 600 abgewiesene Asylbewerber auf. Letztes Jahr seien 25 Algerier in die Heimat ausgeschafft worden; 277 seien verschwunden. (SDA)

(...)

 Asyl

 Kosovo-Serben dürfen nach Serbien ausgewiesen werden

 Abgewiesene serbische Asylbewerber aus Kosovo können nach Serbien zurückgeschickt werden. Das Bundesverwaltungsgericht befindet eine solche Wegweisung als "grundsätzlich zumutbar" und stützt damit das Bundesamt für Migration (BFM). Das Gericht wies damit eine Beschwerde einer jungen Serbin ab, deren Asylgesuch zuvor vom BFM abgelehnt worden war. Das Amt hatte sie nach Serbien ausgewiesen, weil es eine Rückkehr nach Kosovo für nicht zumutbar hielt. (SDA) D-7561/2008 vom 15. April 2010

(...)

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20 Minuten 22.4.10

Asylbewerber: Algerien blockt

 BERN. Die algerischen Behörden verweigern die Unterschrift unter ein längst ausgehandeltes Protokoll. Deshalb kann die Schweiz abgelehnte Asylbewerber nicht zwangsweise nach Algerien zurückschaffen. Die algerischen Behörden haben bereits zwei Unterschriftstermine platzen lassen, bestätigte das Aussendepartement EDA gegenüber "10 vor 10". Für den Zürcher Sicherheitsdirektor Hans Hollenstein ist die Situation "sehr unbefriedigend".

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10vor10 21.4.10

Schweiz kann abgewiesene Algerier nicht ausschaffen

Ausschaffungen sind ein brennendes politisches Dossier in Bern. Recherchen von 10vor10 zeigen: Algerien verweigert die Unterschrift unter ein längst ausgehandeltes Protokoll. Deshalb kann die Schweiz seit vier Jahren keine Zwangsausschaffungen nach Algerien machen. 600 abgewiesene Asylbewerber aus Algerien können trotz deshalb nicht zurück geschickt werden.
http://videoportal.sf.tv/video?id=8705d6a6-808a-4c25-a5af-1bd968df1729

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REPRESSION SG
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WoZ 22.4.10

"Das wäre der Dschungel"

 Repressionskanton St. Gallen-Während in den Strassen, Häusern und Stadien die Ereignisse zu eskalieren scheinen, wird ständig an der Repressionsschraube gedreht. Die St. Galler Justizdirektorin und FDP-Bundesratskandidatin in spe Karin Keller-Sutter, die sich als Hardlinerin einen Namen macht.

 Interview: Andreas Fagetti und Daniel Ryser

 WOZ: Ist St. Gallen das schweizerische Versuchslabor für staatliche Repression?

 Karin Keller-Sutter: Da müssen Sie ja selber lachen.

 Uns ist es ernst. Ein Beispiel, das in der übrigen Schweiz Schule macht, sind Scheinkäufe bei kleinen Koksdealern.

 Das ist so. Wenn Sie aber behaupten, wir seien repressiver als andere, halte ich Ihnen entgegen: In allen Kantonen gilt dasselbe Strafrecht. Die Scheinkäufe von Drogenkügeli haben sich aus einer spezifischen Lage ergeben.

 Welcher?

 Anfang des Jahrtausends hatten wir in Buchs im St. Galler Rheintal eine offene Kleindealerszene. Das rief eine Bürgerwehr auf den Plan. Wenn in der Bevölkerung der Eindruck entsteht, der Staat werde kriminellen Phänomenen nicht mehr Herr und man müsse selber eingreifen, ist das gefährlich. In Buchs drohte eine Eskalation. Daher suchten Staatsanwaltschaft und Polizei nach einem Gegenmittel und fanden es in den Scheinkäufen. Seither dominieren Kleindealer nirgends mehr im Kanton das Strassenbild. Aber deswegen sind wir noch lange kein Labor für Repressionsmassnahmen.

 Ihr Name ist auch mit dem Kampf gegen häusliche Gewalt verbunden.

 Repression erfüllt für mich auch eine Schutzfunktion für potenzielle und tatsächliche Opfer. Aber sie ist bloss eine Säule in der Kriminalitätsbekämpfung. Ich bin für den Mehrsäulenansatz.

 Das erinnert an die Drogenpolitik der neunziger Jahre ...

 Die Probleme um die offenen Drogenszenen haben mich stark politisiert. Ich war damals Gemeinderätin in Wil und stand für einen Fixerraum ein. Polizei und Justiz haben auch einen präventiven Auftrag.

 Im Mai 2006 hat das Ausländeramt St. Gallen zwei Türken ausgewiesen, die an einer angeblich zwangsverheirateten Frau angeblich einen Ehrenmord verüben wollten. Die Ausweisung wurde möglich, weil Sie einem Rekurs die aufschiebende Wirkung entzogen ...

 Ich war in die Entscheide des Ausländeramtes und der Staatsanwaltschaft nicht involviert. Aber meiner Meinung nach haben beide Behörden aufgrund der damaligen Gefährdungseinschätzung korrekt gehandelt, weil der Schutz eines möglichen Opfers im Vordergrund stand. Als Beispiel für eine besonders repressive Haltung ist das ein Einzelfall. Haben Sie noch mehr?

 Zwangsheirat. Staatsanwalt Thomas Hansjakob und Sie traten kurz darauf im "Club" des Schweizer Fernsehens auf ...

 Dass dahinter politisches Kalkül steckte, ist eine Unterstellung. Es lag im freien Ermessen der Staatsanwaltschaft, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich selber habe mich lange vor diesem Ereignis für einen Gesetzespassus gegen die Zwangsehe ausgesprochen. Es ging hier in erster Linie um den mangelnden Integrationswillen der Ausgewiesenen.

 Das Bundesgericht hat den Entscheid wieder umgestossen. Der Vater, der seine Tochter zwangsverheiratet und bedroht haben soll, durfte wieder einreisen ...

 Das Bundesgericht sagte damals, Nichtintegration sei kein Wegweisungsgrund. Das war ein Entscheid gegen die gängige Praxis. Bei der Erteilung einer Aufenthaltsbewilligung und beim Widerrufen von Bewilligungen spielt der Integrationsgrad schon lange eine Rolle. Das Bundesgerichtsurteil schreckte die Politik auf. Im Ausländerrecht wird daher die Integration bald noch höher gewichtet und im Gegenvorschlag des Bundesrates zur Ausschaffungsinitiative ebenfalls.

 Später hat das Bezirksgericht St. Gallen den Türken freigesprochen. Von den Vorwürfen blieb nichts mehr übrig. Er ist unschuldig. Die Tochter, die ihren damaligen Mann und die Eltern beschuldigte, ist hingegen wegen Irreführung der Behörden verurteilt worden ...

 Richtig, strafrechtlich ist der Mann freigesprochen. Die Ausweisung basierte ja auch auf dem Ausländerrecht und nicht auf dem Strafrecht. Im Übrigen habe ich kein Problem damit, wenn ich einmal ins Unrecht gesetzt werde. Ich entscheide pro Jahr 200 bis 300 Rekurse. Da kann so was vorkommen. Der Jurist Marc Spescha - wir sind nicht auf einer Linie - hat gesagt, wir zählten zu jenen Kantonen, die etwa das Asylrecht konsequent anwenden, aber pragmatisch. So habe ich mich immer wieder für die Anerkennung von Härtefällen ausgesprochen.

 Die Stadt St. Gallen hat in ihr Polizeireglement Videoüberwachung, Vermummungsverbot und Wegweisung aufgenommen. Der Kantonsrat hat diese Bestimmungen letztes Jahr in einem Nachtragsgesetz verankert. Jetzt gilt es im ganzen Kanton. Hat St. Gallen gravierendere Sicherheitsprobleme als andere Kantone?

 Die kantonale Lösung geht auf eine Kommissionsmotion zurück. Man befürchtete eine Rechtszersplitterung. Denn andere grosse Gemeinden, wie Wil oder Rapperswil-Jona, wollten nachziehen.

 Die Kompetenzen der Polizei werden hier massiv erweitert, die Bewegungsfreiheit der Bürgerinnen und Bürger eingeschränkt ...

 Darum geht es bestimmt nicht. Es geht gegen Pöbler und Gruppen, die an neuralgischen Punkten wie Bahnhöfen stören. Gegen politische Demonstrationen richtet sich das Gesetz ganz klar nicht.

 Aber Missbrauchsmöglichkeiten seitens der Polizei und der Behörden sind Tür und Tor geöffnet ...

 Wem unterstellen Sie jetzt das? Sie driften ab.

 Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Ihr Kanton auf Repression statt auf Eigenverantwortung setzt.

 Die Polizei muss auch repressiv vorgehen, sie muss eingreifen können, wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet ist.

 War sie vor diesem Nachtragsgesetz nicht gewährleistet?

 Sie müssen sehen, dass sich im Verhalten mancher Leute etwas zum Schlechten verändert hat. Die Klagen häufen sich. Mir kommt ein Beispiel aus Wil in den Sinn. Dort wurden in einem Park ältere Menschen angepöbelt, sogar bespuckt. Solche Pöbler muss die Polizei doch fernhalten können von diesem Raum. Pöbeln ist kein Menschenrecht. Ich bin für Eigenverantwortung. Aber die Freiheit hört bekanntlich dort auf, wo sie die Freiheit des anderen verletzt. Da ist der Staat als Schiedsrichter gefragt.

 Sie haben in einem Interview gesagt: "Ich stelle fest, dass eine Minderheit in Wirtschaft und Gesellschaft für sich alle Freiheiten in Anspruch nimmt, ohne Rücksicht auf andere. Eine solche Gesellschaft ist antiliberal." Produzieren diese Rücksichtslosen tatsächlich so viele Probleme, dass ständig an der Repressionsschraube gedreht werden muss? Oder geht es hier um Angstmache mit dem Ziel, die individuelle Freiheit aller Bürger einzuschränken?

 Es gibt Kräfte, die die Schweiz am Abgrund sehen. Ich zähle nicht dazu. Aber wir müssen die Ängste der Menschen ernst nehmen. Die gesellschaftlichen Bedingungen sind andere als vor dreissig Jahren. Die Mobilität ist enorm, wir können praktisch um die Uhr aktiv sein. Eine Minderheit nützt das aus.

 Ihre Partei, die FDP, hat jahrelang einer hemmungslosen Deregulierung das Wort geredet. Die Antwort auf die Folgen dieser Entfesselung heisst Repression. Die Liberalen trauen Individuen, die nicht zur Wirtschaftselite zählen, offensichtlich nicht viel zu.

 Es ist sicher kein Fortschritt der Menschheit, dass man sich bis morgens um sechs sinnlos betrinken kann. Ich bräuchte das nicht. Das Rad in diesen deregulierten Bereichen zurückdrehen geht aber auch nicht mehr. Freiheiten ziehen auch Auswüchse und Fehlentwicklungen nach sich. Liberalismus bedeutet für mich selbstverständlich aber noch etwas anderes als unkontrollierte Öffnungszeiten. Und vergessen wir die vielen Annehmlichkeiten einer freiheitlichen Gesellschaft wie der unseren nicht!

 Die FDP-Liberalen ertragen die Folgen der Freiheit nicht, die sie propagieren. Wo es ein bisschen wehtut, rufen sie gleich nach dem Staat ...

 Was ist denn die Alternative zu unserer freiheitlichen Gesellschaft? Wollen Sie einen DDR-Staat, wo ab 20 Uhr die Strassen leer sind, weil alles geschlossen hat? Hier merkt man, dass Sie keine Liberalen sind. Sie reden nur von Freiheit ohne Verantwortung. Weshalb fragen Sie nicht danach?

 Wir sind liberal in dem Sinn, als wir auch die unangenehmen Seiten der Freiheit ohne ständige Verschärfung der Repression in Kauf nehmen.

 Die Totengräber der Freiheit sind eine zügellose Minderheit. Mit ihrem Verhalten stärken sie den Ruf nach dem Staat. So läuft das Spiel. Mir wäre es anders lieber, das können Sie mir glauben.

 Weshalb vertrauen Sie nicht auf das freie Spiel der gesellschaftlichen Kräfte?

 Dann hätten wir Dschungel.

 Aber in der Wirtschaft vertraut die FDP blind den Kräften des Marktes.

 Auch in der Wirtschaft ist eine zügellose Minderheit am Werk. Das ist für mich derselbe Zoo wie bei jenen, von denen wir vorhin gesprochen haben. An den Rändern der Gesellschaft franst es aus. Ob Schläger oder Abzocker - das ist für mich irgendwo dasselbe auf anderen Spielwiesen. Beide belasten mit ihrem Verhalten die ganze Gesellschaft.

 Sie sind national bekannt für harte Massnahmen bei gewaltbereiten Fussballfans. Sie werden deswegen bedroht. Sind Sie in Ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt?

 Teilweise, ja. Derzeit fokussieren sich gewaltbereite Fussballfans auf mich, obwohl ich ja nicht einsam agiere. Andere Polizeidirektoren und Vertreter der Klubs bestimmen mit. Ich vertrete diese Gremien nach aussen. Als Frau. Was offensichtlich als Provokation wahrgenommen wird.

 Es geht nicht bloss um die Entscheide, sondern auch darum, dass eine Frau sie zu vertreten hat?

 Die Aggressionen haben eindeutig eine sehr frauenfeindliche Komponente. Auf einer solchen Hass ebene bin ich noch nie attackiert worden, und ich fälle ja auch sonst schwierige Entscheide, etwa im Ausländerrecht. Es geht bei diesen Ausfällen nicht bloss um eine Machokultur. Hier manifestiert sich eine tiefe Frauenverachtung in einer sexualisierten und sexistischen Sprache.

 Michael Hüppi, Präsident des FC St. Gallen, wirft Ihnen indirekt vor, mit Ihren Massnahmen den Fussball zu zerstören. Ihr neuster Streich: hochauflösende Kameras, Spitzel, Arrestzellen in den Stadien und Mustervereinbarungen, welche die Klubs zu Zugeständnissen zwingen sollen.

 Die Mustervereinbarung, die Sie ansprechen, regelt auch die Kostenfrage. Je mehr der Verein mit Massnahmen entgegenkommt, desto günstiger wird es für ihn. Sie sehen: Wir wollen die Vereine damit nicht plagen, sondern mit ihnen die beste Lösung finden und die Sicherheit in den Stadien erhöhen.

 In einem ersten Entwurf im August wollten Sie auch das Schwenken von Fahnen verbieten. Betrunkene Fans sollten umgehend festgenommen werden, egal, wie sie sich verhalten. Das klingt nach Polizeistaat ...

 Dieser Entwurf war als Schuss vor den Bug gedacht. Wir kamen mit Liga und Klubs ins Gespräch, jetzt hat ein Schulterschluss stattgefunden. Die Vereine wollen die Kosten ja auch senken. Wechseln Sie die Perspektive: Wenn wir pro Spielwoche tausend Polizisten einsetzen und dafür bis zu eineinhalb Millionen Franken Steuergelder verpulvern und diese Polizisten dann anderswo fehlen, wenn die Familienväter unter ihnen drei von vier Wochenenden an diesen Spielen sind, dann sage ich: So geht das nicht. Ein starkes Zeichen war nötig.

 Seit Jahren wird im Fussball an der Repressionsschraube gedreht. Und trotzdem bleibt das Gefühl: Alles ändert sich zum Schlechten. Vielleicht müssten Sie mal ein anderes Zeichen setzen: Etwa die Gäste am Bahnhof mit einer Bratwurst empfangen statt mit der Gummischrotflinte.

 Eine naive Vorstellung. Es gibt immer Leute, die bloss Radau machen wollen.

 Seit Jahren heisst die Antwort auf Feuerwerk und Gewalt im Fussball: mehr Repression. Offensichtlich ohne den gewünschten Effekt. Was läuft falsch?

 Die Klubs haben weggeschaut. Ich habe mit Funktionären gesprochen, die versuchten, Massnahmen zu treffen. Sie wurden bedroht und beschimpft. Da klingelten Leute aus der Fankurve an der Haustür und sagten: Nimm das Stadionverbot zurück, oder es knallt. Wir wissen von einem Polizeioffizier, der von militanten Fans bedroht wurde: Man wisse, wo seine Kinder zur Schule gingen. Auch die Klubs müssen Verantwortung übernehmen. Sie können nicht einfach die Kosten der Allgemeinheit aufbürden. Wir reden hier von einer privaten Veranstaltung. Würde die nicht stattfinden, müsste die Polizei nicht kommen. Das Bundesgericht hat ein klares Urteil gefällt: Bis zu achtzig Prozent der Kos ten kann der Staat dem Veranstalter überwälzen.

 Haben Sie als Sicherheitsdirektorin in dieser Sache Druck von anderen Seiten? Politisch? Privat?

 Die Polizeigewerkschaft hat wegen der Überzeiten keine Freude. So müssen auf dem Land Posten geschlossen werden unter der Woche, weil die Polizisten wegen der Einsätze bei Fussballspielen kompensieren. Müsste der Kantonsrat jetzt auf den Kostenknopf drücken, dann hätten wir eine Mehrheit für hundertprozentige Kosten überwälzung, von links bis rechts. Ich muss das den Klubs sagen: Ihr habt das Gefühl, die Allgemeinheit sei ohne weiteres bereit, dafür aufzukommen. Die Stimmung in den Kantonsparlamenten ist aber nicht für die Vereine. Wenn man erreichen will, dass dieser Sport vernünftig überleben kann, müssen die Klubs vertrauensvoll mit den Behörden zusammenarbeiten.

 Beeinträchtigen die Polizeieinsätze an Fussballspielen die öffentliche Sicherheit im übrigen Kanton, weil deswegen vorübergehend Polizei pos ten nicht besetzt sind?

 Die öffentliche Sicherheit ist gewährleis tet, aber sie leidet erheblich.

 Was, wenn sich die Lage in den nächsten zwei Jahren nicht bessert?

 Sie können den Schalter nicht einfach von heute auf morgen umlegen. Sollten die Einsätze mehr personelle und damit finanzielle Mittel verschlingen - ich bin allerdings der Meinung, das Gegenteil wird der Fall sein -, dann werden die Vereine die vollen Kosten zahlen müssen, aber das können sie nicht bezahlen, sie können es teilweise schon jetzt nicht.

 Nimmt die Gewalt wirklich so extrem zu? Oder entsteht dieser Eindruck wegen der intensiven Berichterstattung über diese Vorfälle?

 Diese These lässt sich widerlegen. Die Ordnungsdienststunden der Kapo St. Gallen belegen es. Sie sind seit 2007 von 4000 auf über 15 000 im Jahr 2009 angestiegen. Wir schicken die Polizisten ja nicht zum Spass hin, sondern weil die Ereignisse zunehmen.

 Sie sagen, etwas im Umfeld des Fussballsports hat sich verändert.

 Es geht hier um Grenzverletzungen, die überall vorkommen. In den Fankurven proben ja nicht Randständige den Aufstand. Ich sehe keine Agenda. Die Kurvenchaoten sind primär Schweizer. Es ist ein Querschnitt: bestens Integrierte und andere. Von "Broken Home" kann in den meisten Fällen keine Rede sein.

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 Karin Keller-Sutter

 Ihre politische Karriere hat Karin Keller-Sutter (46) zielstrebig aufgebaut. Zunächst sass die FDP-Politikerin im Gemeindeparlament in Wil (1992-2000), dann präsidierte sie ihre Kantonalpartei (1997-2000). Nach bloss vier Jahren im Kantonsrat wählten sie die St. GallerInnen 2000 in die Regierung. Sie setzte sich dabei parteiintern gegen starke männliche Konkurrenz durch. Als Regierungsrätin führt sie das Sicherheits- und Justizdepartement. Die Politikerin, die sich medienwirksam in Szene zu setzen weiss, gilt als aussichtsreichste Kandidatin für die Nachfolge von Bundesrat Hans-Rudolf Merz. Sie ist verheiratet und lebt in Wil.

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GEFANGENEN-INFO
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linksunten.indymedia.org 21.4.10

Chefredakteur des Gefangeninfos verurteilt

Verfasst von: GI lesender arbeiter. Verfasst am: 22.04.2010 - 09:11. Geschehen am: Mittwoch, 21. April 2010.

Der presserechtlich Verantwortliche der Publikation GefangenenInfo Wolfgang Lettow ist am Mittwochnachmittag vom Berliner Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 800 Euro verurteilt worden. Der Grund für die Anklageerhebung ist der Prozessberichts "Blind in Beugehaft" in der Ausgabe Nr.348 vom Juli letzten Jahres.

In dem inkriminierten Text wurde ein Verhandlungstag im §129b-Prozess gegen dem Gefangenen Faruk Ereren, dem inzwischen die Auslieferung in die Türkei droht, beschrieben. Nuri Eryüksel hatte es abgelehnt, über die Strukturen der türkischen Exilorganisation Aussagen zu machen, weil er sich dabei selber belasten könnte. Das Gericht bestand aber auf seiner Zeugenaussage und erließ dann die Beugehaft, die noch im Gerichtssaal vollstreckt wurde. Dieses Vorgehen sorgte unter den ProzessbeobachterInnen für besondere Empörung, weil Nuri mehrere Jahre in türkischen Gefängnissen inhaftiert war und dort auch gefoltert wurde.

 Er hat mittlerweile auch als Spätfolge der Folter sein Augenlicht verloren. Die Verhängung der Beugehaft wurde dann 4 Wochen später aufgehoben und vom BGH als rechtswidrig kassiert! Die ProzessbeobachterInnen der Roten Hilfe Düsseldorf-Mönchengladbach schreiben in ihrem Bericht dem zuständigen Richter nach der Verkündung der Beugehaft eine Bemerkung zu, die von vielen Ohrenzeugen als zynisch empfunden wurde. Dort soll der Richter mit Verweis auf Nuris Erblindung erklärt haben, dass er vielleicht in der Beugehaft zur Besinnung komme. Der Richter bestreitet diese Äußerung. Mehrere ProzessbeobachterInnen, darunter ein Anwalt und ein Vertreter des Komitees für Grundrechte und Demokratie können sich an eine von ihnen als zynisch empfundene Äußerung des Richters erinnern.

 Trotzdem erklärte der Richter in Berlin in der Urteilsbegründung am Mittwoch, dass die Äußerungen nicht gefallen sind. Anträge des Rechtsanwalts Jürgen Schneider, der Lettow verteidigte, zum Beweis des Prozessberichts, einen Verteidiger aus dem Düsseldorfer Verfahren zu laden, der sich auch an zynische Äußerungen des Richters erinnern kann, wurden abgelehnt. Vorher hatte Schneider anhand von Presseberichten nachgewiesen, dass Richter bei den Staatsschutzsenaten in ihre Vorworte vor ihren Entscheidungen oft harte Kritik an ZeugInnen, Angeklagten etc. einfließen lassen. Daher wären auch die inkriminierten Äußerungen des Richters durchaus denkbar.

Lange Geschichte der Kriminalisierung

 Ca. 30 Menschen besuchten den Prozess, darunter zwei Mitglieder des Komitees für Grundrechte. Einige AktivistInnen entrollten auf einer Kurzpressekonferenz vor den Toren des Berliner Amtsgerichts ein Transparent des Netzwerks für politische Gefangene.

 In einer Prozesserklärung erklärte Wolfgang Lettow, dass das Gefangeneninfo in seiner 21jährigen Geschichte mit ca. 30 Verfahren konfrontiert war. Davon kamen 4 zur Anklage, 2 RedakteurInnen wurden verurteilt. Lettow erklärte, dass in den ersten beiden Jahrzehnten mit den Kriminalisierungsversuchen eine Öffentlichkeit für die Gefangenen aus RAF und Widerstand verhindert werden sollte. In den letzten Jahren seien zunehmend türkische und kurdische Gefangene mit 129a und 129b-Verfahren konfrontiert. Damit können sie auch wegen völlig legaler politischer Tätigkeiten in Deutschland verurteilt werden, weil sie beschuldigt werden, damit den politischen Kampf in ihren zu unterstützen. Auch für diese Gefangene will das Info weiter Öffentlichkeit herstellen, betonte Wolfgang Lettow nach der Urteilsverkündung. Er sieht das Verfahren und das Urteil "hart an der Grenze zur Medienzensur". In Anbetracht der Tatsache, dass linke Medienprojekte wie das "Gefangenen Info" keine kommerziellen Ziele verfolgen und somit nicht über ein dickes Finanzpolster verfügen, gleicht jeder Strafbefehl und jede Geldstrafe einem massiven Angriff, der die Existenz dieses Projektes gefährdet. Deswegen soll eine Spendenkampagne für das Urteil und die Prozesskosten gestartet werden.

http://www.political-prisoners.net/home.php?id=4_=de&action=campaign
http://gefangenen.info/

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ANTI-ATOM
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Oltner Tagblatt 22.4.10

Wo Gösgen II gebaut werden soll

 Niedergösgen Niederämter Gemeindepräsidenten wurden gestern Abend informiert

 Die Gemeindepräsidentenkonferenz des Niederamtes wurde gestern Abend in Niedergösgen von Vertretern der Alpiq und des kantonalen Amtes für Raumplanung über den Stand des projektierten Kernkraftwerks Gösgen II und das bevorstehende Richtplanverfahren orientiert.

 Nächstes Jahr wird der Bund die Kantone dazu einladen, zu den drei Rahmenbewilligungsgesuchen für den Bau neuer Kernkraftwerke in der Schweiz Stellung zu nehmen. Der Kanton Solothurn als möglicher Standortkanton will seine Stellungnahme politisch breit abstützen. Zu diesem Zweck will er eine Richtplananpassung durchführen mit dem Ziel, den Standort im Kantonalen Richtplan festzusetzen und den federführenden Bewilligungsbehörden des Bundes dabei seine rechtlichen und politischen Forderungen zu stellen.

 Richtplanverfahren im Juni

 Das Richtplanverfahren mit der öffentlichen Auflage der Richtplananpassung ist für Juni 2010 geplant. Dazu werden sich innerhalb der Auflagefrist alle interessierten Personen in Form von Einwendungen äussern können. Der Regierungsrat wird gegen Ende 2010, in Kenntnis der ausgewerteten Einwendungen, den Beschluss zur Standortfestsetzung in der kantonalen Richtplanung fällen. Auf dieser Grundlage wird der Kanton Solothurn seine Stellungnahme zuhanden der Bundesbehörden abgeben.

 Der Bericht zur Richtplananpassung liegt im Entwurf vor und wurde den Niederämter Gemeindepräsidenten gestern vorgestellt. Er beschreibt das Projekt des neuen Kernkraftwerkes, nimmt Stellung zu Fragen des Parallelbetriebes, der Stilllegung und des Sachplans Geologisches Tiefenlager. Der Bericht zeigt ausserdem die Auswirkungen des geplanten neuen Kernkraftwerkes auf Raum und Umwelt auf. Schliesslich führt die vorgenommene Interessenabwägung zum Richtplanbeschluss, der eine Festsetzung des Standortes Niederamt in der kantonalen Richtplanung mit Auflagen und Bedingungen zuhanden der Bundesbehörden vorsieht.

 Die 15 Gemeinden, die in der Gemeindepräsidentenkonferenz Niederamt vertreten sind, erhalten die Unterlagen zur Vorkonsultation und zur inhaltlichen Überprüfung. Sie sind eingeladen, bis 21. Mai 2010 ihre Anträge beim kantonalen Amt für Raumplanung einzureichen. Die öffentliche Auflage der Richtplananpassung dauert 30 Tage und ist für Juni 2010 vorgesehen. Die genauen Daten werden rechtzeitig in den amtlichen Publikationsorganen veröffentlicht. Für die Bevölkerung ist für Mittwochabend, 9. Juni 2010, eine öffentliche Orientierungsveranstaltung in Niedergösgen geplant.

 Das Rahmenbewilligungsverfahren für den Bau neuer Kernkraftwerke in der Schweiz dauert mindestens fünf Jahre. Der Bundesrat wird voraussichtlich Mitte 2012 über die drei eingereichten Rahmenbewilligungsgesuche Niederamt, Beznau und Mühleberg entscheiden. Danach werden National- und Ständerat am Zug sein. Frühestens Ende 2013 könnte somit die eidgenössische Volksabstimmung stattfinden. Falls das Volk Ja sagt, folgen die Bewilligungsverfahren für Bau und Betrieb. Das erste neue Kernkraftwerk könnte um das Jahr 2025 ans Netz gehen. (sks)

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 Der Projektstandort

 Das auf Gemeindegebiet von Däniken, Gretzenbach und Niedergösgen gelegene Projektareal umfasst eine Gesamtfläche von rund 49 ha. Es besteht aus einem Hauptareal und zwei Teilarealen Nord und Süd links- und rechtsufrig der Alten Aare. Das Hauptareal ist im Norden durch den Aarelauf begrenzt, der in einer Schleife das Aarfeld auf drei Seiten umschliesst. Das Teilareal Nord liegt zwischen der Alten Aare und dem Oberwasserkanal des Wasserkraftwerks Gösgen auf der Insel. Im östlichen Teil derelben liegt das Schotterfeld Grossacker. Das rund 10 ha umfassende Hauptareal (schwarz schraffiert) ist die Fläche, auf der die Gebäude zur Stromerzeugung sowie zum Umgang mit nuklearen Gütern und radioaktiven Abfällen vom Reaktorgebäude bis zum Abfallaufbereitungs- und -lagergebäude, Maschinenhaus mit Turbinen- und Generatoranlagen zu stehen kommen. (sks)

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Schaffhauser Nachrichten 22.4.10

Atomare Abfälle hemmen die Entwicklung

 Die Lagerung von nuklearen Abfällen hemmt gemäss einer gestern präsentierten Studie den Zuzug von weiteren Bewohnern und Unternehmen.

Von Walter Joos

 Auf welche Weise wirkt sich der Bau und Betrieb eines Tiefenlagers für radioaktive Abfälle auf die weitere Entwicklung des Kantons Schaffhausen aus? Dieser Frage ging in den vergangenen 18 Monaten ein interdisziplinär zusammengesetztes Team unter der Leitung von Jürg Kuster nach. Das Ergebnis der gemachten Recherchen wurde gestern von den Exponenten der Projektgruppe anhand eines rund 150 Seiten umfassenden Berichtes im Haus der Wirtschaft vorgestellt und von den Vertretern des Regierungsrates des Kantons Schaffhausen kommentiert.

 Unterschiedliche Auswirkungen

Nach Aussage von Projektleiter Jürg Kuster ergeben sich in der Phase des bis 2020 dauernden Standortauswahiverfahrens sowie in der mehr als 30 Jahre dauernden Phase von der Erteilung der nuklearen Baubewilligung bis zum Abschluss der Einlagerung radioaktiver Abfälle - zwischen 2030 und 2065 - eine Vielzahl von unterschiedlichen Auswirkungen. Zum einen entstehen durch die Aufträge und die Mitarbeitenden der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) substanzielle Beschäftigungs- und Einkommenseffekte. Zum andern führt jedoch die Realisierung eines Tiefenlagers während der genannten Phasen infolge verminderter Zuwanderung zu einer erheblichen Verringerung des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums im Kanton Schaffhausen.

 Abwanderung wenig wahrscheinlich

Aus der Sicht der Verfasser der gestern erläuterten Studie ist davon auszugehen, dass sich neue Unternehmen beim Bau und Betrieb eines Tiefenlagers nicht~ mehr im gleichen Ausmass im Kanton Schaffhausen ansiedeln.
 Eine Abwanderung ansässiger Firmen infolge eines Tiefenlagers sei zwar nicht zu erwarten. Der Zuzug würde jedoch infolge der mit Lagerung radioaktiver Abfälle verbundenen Imageeinbusse erheblich gedrosselt. Weniger zuwandernde Einwohner bedeutet hatürlich auch weniger Nachfrage im Bereich der ~ Schaffhausen. Zudem ziehen weniger neu geschaffene Arbeitsplätze auch eine geringere Zuwanderung im Kanton Schaffhausen nach sich.

 Negative Effekte überwiegen

Ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle löst zwar laut Aussage von Projektleiter-Stellvertreter Guido Cavelti vor allem in der arbeitsintensiven Bauund Betriebsphase positive Beschäftigungseffekte im Kanton Schaffhausen aus. Diese sind jedoch befristeter Natur und vermögen die entgangenen Zuwächse bei Bevölkerung und Arbeitsplätzen bei Weitem nicht zu kompensieren. Bezogen auf die Steuererträge der juristischen und natürlichen Personen, entginge dem Kanton Schaffhausen -basierend auf den gegenwärtigen Steuererträgen - in den nächsten 50 Jahreil ein Steuerertragswachstum in der Grössenordnung von 24 Millionen.
 Dies entspricht gemäss der auf hypothetischen Annahmen beruhenden Bilanz der gestern publizierten Studie etwa dem 2008 verbuchten Steuerertrag von Kanton und Gemeinden durch natürliche und juristische Personen.

 Verlangsamte Wertschöpfung

Massgebend für die prognostizierte Dämpfung des Wachstums der jährlichen Steuererträge sind ein entgangenes Bevölkerungswachstum bis 2050/65 von 2000 bis 5000 Personen - das entspricht etwa drei bis sieben Prozent der heutigen Wohnbevölkerung von 75000 Personen - sowie ein entgangenes Arbeitsplatzwachstum zwischen 1000 und 2000 Vollzeitäquivalenten. Das entspricht etwa drei bis sieben Prozent der heute vorhandenen 32 000 Vollzeitstellen. Diese Zahlen beruhen zwar laut Aussage der an der Studie beteiligten Fachleuten auf hypothetischen Annahmen. Doch selbst beim bestmöglichen Szenario des von den Fachleuten gewählten Prognosemodells zeigt sich, dass ein atomares Tiefenlager eine echte Gefahr für das Image des Kantons Schaffhausen darstellt. Diese könnte zudem durch unvorhersehbare Störfälle gleichsam über Nacht erheblich vergrössert werden.

 Subjektiv empfundene Gefahren

Sollte der Standort Schaffhausen wiederholt mit Atommüll in Verbindung gebracht werden, wären gemäss den Analysen von Wirtschaftspsychologe Christian Fichter, Professor an der Kalaidos Fachhochschule, bei vielen Menschen unbewusste Assoziationen zu erwarten, wie sie sich heute in der Bevölkerung gegenüber Gösgen, Mühleberg oder Kölliken manifestieren. Die objektive Gefährlichkeit des Tiefenlagers ist zwar nach Ansicht des an der Studie beteiligten Wirtschaftspsychologen als vergleichsweise gering einzuschätzen.
 Wesentlich gewichtiger für die Imagebildung sei jedoch die wahrgenommene Gefährlichkeit. Diese ist bei allem, was mit Atomtechnologie zutun hat, subjektiv gegeben. Zusätzlich können Aktionen inder Offentlichkeit und Berichte in den Medien die Aufmerksamkeit gegen-über der subjektiv empfundenen Gefährlichkeit beeinflussen. Die individuellen und ökonomischen Nachteile, die sich daraus für Schaffhausen und seine Bevölkerung ergeben würden, sind nach Ansicht des Experten darum erheblich, weil sich Menschen sehr oft vom Image beeinflussen lassen.

 Nachhaltige Beeinträchtigung

Wenngleich eine genaue Quantifizierung des Imageschadens schwierig sei, so das Fazit der beauftragten Experten, so müsse doch angenommen werden, dass die negativen Auswirkungen auf das Image des Kantons die Entwicklung des Standortes nachhaltig beeinträchtigen würden.

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Folgerungen des Regierungsrates

Nukleare Tiefenlager schaden dem Ansehen und würgen die unerlässliche Revitalisierung ab

Tiefenlager für nukleare Abfälle würden den unerlässlichen Zuzug von Unternehmen und Einwohnern nach Schaffhausen über mehrere Jahrzehnte markant vermindern. Das stellte Regierungspräsident Erhard Meister aufgrund der Ergebnisse der gestern vorgestellten Studie der Brugger und Partner AG fest. Der Regierungsrat wende sich deshalb entschieden gegen die beiden in unmittelbarer Nähe zu Schaffhausen zur Diskussion stehenden Lagerstandorte. Im Vergleich zu den eher bescheidenen und zeitlich begrenzten positiven wirtschaftlichen Effekte wiege die mutmassliche Entwertung von Immobilien und der gleichzeitig zu erwartende Imageschaden für die Wohnregion und den Wirtschaftsstandort Schaffhausen sehr schwer. Die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckenden mittelbaren Effekte wirken sich auf die von der Regierung angestrebte Zuwanderung von zusätzlichen Einwohnern und die Verjüngung der Bevölkerung sowie auf die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und die Erhöhung der Steuererträge negativ aus. Das gelte in gleicher Weise für den Bau und den Betrieb eines Lagers für schwach-, mittel- oder hochaktive Abfälle. "Der Kanton Schaffhausen würde sich durch ein Tiefenlager im Einzugsgebiet seines regionalen Zentrums einen massiven Standortnachteil einhandeln und den eigentlichen Motor für eine weitere gedeihliche Entwicklung ins Stottern bringen", stellte Regierungspräsident Erhard Meister gestern fest. Die Regierung setze sich nicht aus "Wachstumseuphorikern" zusammen. Für eine gute Zukunft sei der Kanton jedoch auf einen weiteren Zuzug von Einwohnern und Unternehmungen angewiesen.

Die Exekutivmitglieder, die sich gestern äusserten - dazu zählten neben Regierungspräsident Erhard Meister auch die Regierungsräte Reto Dubach und Ursula Hafner-Wipf -, kritisierten ausserdem die einseitige Gewichtung der technischen Aspekte durch die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle. Aus ihrer Sicht werden die volkswirtschaftlichen Aspekte zu wenig und zu spät in das bereits seit mehreren Jahren laufende Verfahren einbezogen. Sie fordern darum die Bundesbehörden zu einer raschen und gleichwertigen Berücksichtigung der sozioökonomischen Effekte auf. Dazu gehören laut Reto Dubach insbesondere auch die Auswirkungen auf die Raumentwicklung und die Energiepolitik. Auch die mit einem Endlager verbundenen emotionalen Aspekte lassen sich laut Ursula Hafner-Wipf nicht einfach ausblenden. Die Radioaktivität sei - so Erhard Meister - keine harmlose Sache. Die persönliche Einschätzung der damit verbundenen Gefahren falle sowohl bei der einheimischen Bevölkerung innerhalb der Region als auch bei potenziellen Zuzügern ausserhalb der Region unterschiedlich aus. Die im Rahmen des laufenden Verfahrens erwogenen einmaligen Entschädigungszahlungen zugunsten der am Standort von atomaren Tiefenlagern befindlichen "Kerngemeinden" betrachtet der Regierungsrat als den falschen Weg. Sie vermögen - so Erhard Meister - die aufgrund der neuen Studie tatsächlich anfallenden negativen Effekte weder hinreichend noch dauerhaft auszugleichen. Für die Mitglieder der Exekutive kommen letztlich nur substanzielle Dauerentschädigungen zugunsten aller in der Standortregion liegenden Gemeinden sowie eine langfristige Solidarhaftung des Bundes im Fall eines Schadenereignisses in Frage. (W. J.)

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 Sozioökonomische Studie aufgrund von Hypothesen

Die im Auftrag der Regierung von der in Zürich niedergelassenen Brugger und Partner AG verfasste und gestern in Schaffhausen vorgestellte Studie - Kostenpunkt: 250 000 Franken - untersucht die sozioökonomischen Auswirkungen eines in der Region erstellten und betriebenen Tiefenlagers für nukleare Abfälle auf den Kanton Schaffhausen. Während die Abschätzung der unmittelbaren Effekte auf den Angaben der Nagra beruhen, basiert die Abschätzung der mittelbaren (Image-)Effekte aus eigenständigen Untersuchungen über die subjektive Wahrnehmung der Gefahren oder der sonstigen Nachteile der Lagerung von atomaren Abfällen. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Einzelpersonen und Geschäftsleitungen befragt.
 Zur Auswertung der hypothetischen Absichtserklärungen wurden mit Urs Bieri und Christian Fichter zwei kompetente Partner einbezogen. (W. J.)

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sh.ch 21.4.10

Erste umfassende wissenschaftliche Studie zu sozio-ökonomischer Langzeitwirkung: Atommüll-Lager gefährden Entwicklung Schaffhausens
http://www.sh.ch/fileadmin/Redaktoren/Dokumente/Medienmitteilungen/2010/2010-04-21-II.pdf

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Thurgauer Zeitung 22.4.10

Atom-Endlager ist schlecht fürs Image

 Schaffhausen - Schaffhausen fürchtet um seinen guten Ruf als Wirtschaftsstandort. Eine Studie hat ergeben, dass die geplanten Atom-Endlager im Zürcher Weinland und im Gebiet Südranden die Entwicklung des Kantons stark bremsen. Der Bericht wurde von der Regierung in Auftrag gegeben. Er kommt zum Schluss, dass in den nächsten 50 Jahren weniger Menschen nach Schaffhausen ziehen und dort weniger Arbeitsplätze entstehen. Jährlich würden dem Kanton damit Steuererträge zwischen 15 und 33 Millionen Franken entgehen. Verglichen mit heute ist das ein Minus von 3 bis 7 Prozent. (tz) lSeite 19

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Atom-Endlager schadet dem Ruf

 Weniger Einwohner, weniger Arbeitsplätze, weniger Steuerertrag: Die Lager für atomare Abfälle im Zürcher Weinland und im Südranden sind schlecht fürs Image von Schaffhausen.

 Schaffhausen - Die Schaffhauser Regierung ist gegen die geplanten Atom-Endlager im Zürcher Weinland und im Südranden. Sie fürchtet dabei weniger um die Sicherheit als um den Wirtschaftsstandort. Denn es sei schlecht fürs Image, wenn keine 15 Kilometer entfernt atomare Abfälle in der Tiefe lagern. Eine von der Regierung in Auftrag gegebene Studie kommt zum Schluss, ein Endlager in der Region bremst das Wirtschaftswachstum in Schaffhausen.

 In den nächsten 50 Jahren würden etwa 2000 bis 5000 Menschen weniger in den Kanton ziehen und es gebe etwa 1000 bis 2000 Arbeitsplätze weniger. Verglichen mit der heutigen Situation ergibt das ein Minus von 3 bis 7 Prozent. Die Studie rechnet damit, dass den Schaffhausern jährlich Steuererträge zwischen 15 und 33 Millionen Franken entgehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob im Randen-Gebiet schwach- bis mittelaktive Abfälle entsorgt werden oder ob im Weinland ein Lager für hochaktive Abfälle entsteht.

 Während die Endlager gebaut werden, gibt es zwar mehr Arbeit und Aufträge für hiesige Firmen. Dieser Aufschwung sei aber nur vorübergehend und wiege die negativen Folgen nicht auf.

 Passt nicht gut zu Bio

 Für die Studie wurden Einwohner und Unternehmen befragt. Dabei haben fünf von 29 Firmen betont, Schaffhausen käme als Standort für sie nicht mehr in Frage, wenn es dort ein atomares Endlager gäbe. Das hat manchmal auch mit der Marketing-Strategie zu tun, zum Beispiel bei Firmen, die mit biologischen Lebensmitteln oder Gesundheitsprodukten handeln. Unternehmen, die bereits in Schaffhausen angesiedelt sind, würden nicht wegziehen. Sie fürchten aber, mit einem Atom-Endlager vor der Haustüre hätten sie es schwerer, hochqualifiziertes Personal zu finden.

 Bitter für die Regierung ist, dass Schaffhausen in den letzten zehn Jahren sehr viel Energie in die Wirtschaftsförderung gesteckt hat. Nun grassiert die Angst, die Aufbauarbeit könnte umsonst gewesen sein.

 Der Bund will einige Gemeinden mit einmaligen Zahlungen entschädigen. Aus Schaffhauser Sicht ist das aber der falsche Weg. Um die Nachteile wett zu machen, brauche es "ei-ne substanzielle Dauer-Entschädigung für die ganze Region", sagt Regierungspräsident Erhard Meier. Zahlen wollte er aber nicht nennen.

 Thurgau bleibt wachsam

 Vom Endlager ist auch die Region um Schlatt betroffen. Darum ist es wertvoll, wenn Schaffhausen eine Studie beisteuert, sagt der Thurgauer Baudirektor Jakob Stark. Noch sei es aber zu früh, um die Ergebnisse zu interpretieren. Der Bund will nächstes Jahr eine Studie zu den sozio-ökonomischen Auswirkungen aller betroffenen Regionen erstellen lassen, auch Zürich hat eine Studie in Auftrag gegeben.

 Wenn die Ergebnisse vorliegen, könne man eine Gesamtschau vornehmen. Stark sagt: "Wir werden die Entwicklung sehr umsichtig und wachsam verfolgen."

Ida Sandl