MEDIENSPIEGEL 7.5.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Centralweg Lorraine: Eröffnung Pärkli
- RaBe-Info 7.5.10
- Kino-Leben: Quo vadis CinéBar?
- AJZ Solothurn: Bisher kein Haus
- Lausanne: Autnome Demo(s)
- Uni von unten ZH: Aktion gegen Ueli Maurer-Besuch
- 30 Jahre Rote Fabrik ZH
- 1. Mai ZH: Knast nach dem Punk-Konzert
- Police BL: Harassenlauf-Polizeiaufgebot im Landrat
- BfM vs Nigeria: Präzisierungen + Verharmlosungen
- Facebook: Chat-Sicherheitspanne
- Krieg: Sexuelle Gewalt der Wehrmacht gegen Frauen
- Gipfelsoli 7.5.10
- Anti-Atom: Stadtberner Atomausstieg; Risiken; Endlager; Uranabbau-Skandal

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REITSCHULE
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Fr 07.05.10
10.15 Uhr - Grosse Halle - Frühlings Erwachen, von Ensemble U18 I, Junge Bühne Bern (Schulvorstellung)
19.30 Uhr - Grosse Halle - Frühlings Erwachen, von Ensemble U18 I, Junge Bühne Bern (Première)
20.30 Uhr - Tojo - "Kosmose" Butoh-Tanztheater von Cie Elektra.
21.00 Uhr - Kino - Schwarz auf Weiss, Günter Wallraff, Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger, Gerhard Schmidt, D 2009
22.00 Uhr - Frauenraum - POPSHOP "Women only". Mit Madame Léa und Miss Brownsugar
22.00 Uhr - SousLePont - Killa Instinct (Rap/Britcore, Naked Ape Records) & Support
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox: Alex Smoke live(Vakant,Soma/SCO), Tobias live (non standart prod/D), Crowdpleaser live (Third Ear,Wagon Repair/CH), Fabien (Midilux/be).

Sa 08.05.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Frühlings Erwachen, von Ensemble U18 I, Junge Bühne Bern
20.30 Uhr - Tojo - "Kosmose" Butoh-Tanztheater von Cie Elektra.
21.00 Uhr - Kino - Schwarz auf Weiss, Günter Wallraff, Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger, Gerhard Schmidt, D 2009
22.00 Uhr - SousLePont - Tobin Taxi (Mundart Ska) & Support: DJ Le Président. LETZTES KONZERT!
23.00 Uhr - Dachstock - Liquid Session: Bungle (Soul:R/BRA), B-Complex (Hospital/SK), Support: TS Zodiac (Liquid Sessions), Rollin John (Liquicity), MC Matt (Vocalbreath), MC Stone (Neurocide)

So 09.05.10
14.00 Uhr - Frauenraum - "Sie kam und blieb" Stube, Vol. 2. Lieder von Krikela (D)
18.00 Uhr - Rössli - DJ Stunti.
18.30 Uhr - Grosse Halle - Frühlings Erwachen, von Ensemble U18 I, Junge Bühne Bern

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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CENTRALWEG
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Bund 7.5.10

Pärkli am Centralweg in der Lorraine wird heute eröffnet

 Hausordnung und Quartierarbeit sollen für eine konfliktfreie Nutzung sorgen.

 Bernhard Ott

 Das seit Mai 2009 leer stehende Gelände am Centralweg in der Lorraine sorgte jüngst durch eine Besetzung der "Stadttauben" für Schlagzeilen. Seitdem diese ihre Wohnwagen abgezogen haben, hat der Verein Brachland in Zusammenarbeit mit dem Verein Läbigi Lorraine und dem Lorraine-Breitenrain-Leist ein Konzept erarbeitet. Zentraler Bestandteil des Konzeptes ist die sogenannte Brachenordnung. "Wir haben eine Hausordnung verlangt, damit es klare Regeln gibt", sagt Marcel Mischler von der städtischen Liegenschaftsverwaltung, der das Gelände gehört. Die Brachenordnung beinhaltet unter anderem eine Einschränkung der Nutzungszeiten von neun Uhr morgens bis 22 Uhr sowie Vorschriften betreffend Sauberkeit. Sie ist an drei Anschlagtafeln auf dem Gelände einsehbar.

 Auf den Tafel sind auch die Koordinaten der Quartierarbeit Bern Nord verzeichnet. Deren Leiter, Max Singer, ist die Anlaufstelle bei Konflikten und entscheidet über organisierte Veranstaltungen, "die den Rahmen einer normalen Nutzung übersteigen", wie es auf der Webpage www.centralweg.ch heisst. "Das Brachland Centralweg ist ein Pärkli wie das Lorraine-Pärkli, aber mit einer speziellen Philosophie", sagt Martin Beutler vom Verein Brachland. Am Centralweg sei alles erlaubt, was niemanden gefährde oder störe. So würden für Kinder Werkzeuge zur Verfügung gestellt, damit diese eine Bike-Strecke bauen könnten, sagt Beutler.

 Ab November soll der Velokurierladen in einer Baracke auf einem Teil des Geländes eine provisorische Bleibe finden. Aus den Mieteinnahmen will die Stadt die Kosten für die Zwischennutzung abdecken, sagt Marcel Mischler von der Liegenschaftsverwaltung. Für die geplante Überbauung sei zurzeit ein Architekturwettbewerb in Gang. Läuft alles nach Plan, beginnen die Bauarbeiten im Frühling des Jahres 2012, sagt Mischler.

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20 Minuten 7.5.10

Centralweg: Offenes Brachland für alle

 BERN. Heute wird das Brachland am Centralweg in der Lorraine eröffnet. Auf dem kürzlich noch von den Stadttauben besetzten Areal gibt es jede Menge Platz, um sich auszutoben. "Jeder darf das Gelände nutzen - zum Fussballspielen, BMX-Fahren oder einfach zum Verweilen", sagt Martin Beutler vom Verein Brachland.

 Am Eröffnungsapéro ab 16.30 Uhr werden der Verein Läbigi Lorraine, der Lorraine-Breitenrain-Leist und der Verein Brachland etwas über das Areal erzählen. Zudem wartet noch eine Überraschung auf die Besucher: "Es wird ein Ritual mit Pflanzen geben", verrät Beutler. Das Projekt dauert bis zum Beginn der Bauarbeiten für eine Wohnüberbauung voraussichtlich 2012.  
FW  
http://www.centralweg.ch

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RABE-INFO
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Fr. 7. Mai 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_7._Mai_2010.mp3
- Todesfälle bei den Protesten in Griechenland: Die Gerüchteküche brodelt
- Neue Studien zeigen: Abgabe von sterilen Spritzen an Drogenabhängige war ein  Meilenstein in der Bekämpfung von AIDS
- Konzertante Bildbetrachtung "Mondschein und Rampenlicht": Kunst, Musik und Bild vereint

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KINO-LEBEN
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20 Minuten 7.5.10

CinéBar: Die Zukunft ist ungewiss

 BERN. Mit einem Kulturprogramm künden die CinéBar und das Kino CinemaStar ihren letzten Monat unter der Betreiberkette Quinnie an. Ein Rettungsprogramm besteht. Doch ob dieses umgesetzt werden darf, ist ungewiss.

 Das nennt sich Galgenhumor: Die bei Kulturtätigen beliebte CinéBar und das Arthouse-Kino CinemaStar feiern mit einem bunten Party- und Konzertprogramm ihren letzten Monat. Donnerstag bis Samstag treten hier nach der Hauptvorstellung DJs und Musiker auf. Heute etwa legen die DJs Sugi und M@2 auf. Morgen erklingt dann die Stimme der Berner Sängerin Nadja Stoller. Enden soll es dann am 28. Mai mit dem "Letzten Akt im Actualis".

 Ob das tatsächlich der letzte Akt im ehemaligen Sex-Kino ist, steht jedoch noch in den Sternen. Denn Barchef Micha Dietschy und die ehemalige Mitarbeiterin Katharina Denier wollen die CinéBar von der Kinokette Quinnie übernehmen und weiterführen. "Wir wissen aber zurzeit nicht, ob wir das dürfen", sagt Denier zu 20 Minuten. "Die Liegenschaftsverwaltung hätte uns Anfang Woche mitteilen sollen, ob sie uns als neue Mieter will oder nicht", erklärt sie. Bis Mössinger Immobilien ihren Entscheid nicht bekannt gibt, wollen sie die Kosten einer Betriebsbewilligung nicht auf sich nehmen. Das heisst, die Bar könnte ab Juni höchstens für eine Weile als Zwischenlösung genutzt werden.  

Pedro Codes

 Fr, 7.5. und Sa, 8.5., 22.30 Uhr, Abschlusspartys, CinéBar und CinemaStar, Bern.

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AJZ SOLOTHURN
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Grenchner Tagblatt 7.5.10

"Das ist doch Sache der Stadt"

Autonomes Jugendzentrum Die Suche nach einer Liegenschaft bleibt ergebnislos

 Die Forderung nach einem Autonomen Jugendzentrum AJZ ist nicht neu. Im Januar erlosch die Hoffnung der Autonomen Freiraumbewegung Solothurn auf die Villa Schürch in Biberist. Seither geht das Geduldspiel weiter - ohne Erfolg.

Martin Affolter

 Es sei ein langer Kampf und man habe das Gefühl, nirgends hinzukommen. Dieser Meinung ist Karina Schönmann, die seit Beginn in der Autonomen Freiraumbewegung (AFB) aktiv ist. Sie meint damit die bisher ergebnislose Suche nach einem Autonomen Jugendzentrum (AJZ) für die Stadt Solothurn. "Wir suchen eine Liegenschaft, in deren Umgebung wenige Nachbarn sind, die wir stören könnten. Das AJZ sollte möglichst keinen Eintritt kosten." Es gehe nicht darum, Gewinn zu erwirtschaften, sagt Schönmann. "Mit einer Nullrechnung wären wir zufrieden." Laut Konzept zum gescheiterten Projekt "Villa Kunterbunt", in der Biberister Villa Schürch, stellt sich die AFB einen Ort vor, der die vielfältigsten Interessen abdecken kann. Geplant ist: ein Atelier, mehrere Bastelräume und Proberäume für Bands, eine Volksküche und eine Bibliothek einzurichten.

 Mehrere Sitzungen

 Im Zuge der Suche nach einem AJZ wurden bereits mehrere Sitzungen mit der Jugendkommission und Jugendförderung Solothurn, dem alten Spital, der Regionalplanungsgruppe Solothurn und Umgebung (Repla), einem Vertreter der Kulturfabrik Kofmehl und Stadtpräsident Kurt Fluri abgehalten. Robine Müller von der AFB hält fest: "Mit unseren Bemühungen sind wir beim absoluten Maximum angelangt. Im Januar haben wir alle Häuser vorgestellt, die wir abgeklärt haben. Im Ganzen sind es mittlerweile 38." Die Vorschläge, welche den Jungen an der Sitzung unterbreitet wurden, hätten sich vor allem auf den Kauf von Immobilien bezogen. "Ich kann nicht verstehen, weshalb wir für die ganze Jugend von Solothurn ein Gebäude mieten sollen. Das ist doch eigentlich Sache der Stadt", ergänzt Karina Schönmann. Sie seien allerdings bereit, einen Anteil beizutragen und könnten viele Renovationsarbeiten selbst übernehmen. Die anderen Sitzungsteilnehmer würden zwar mithelfen bei der Suche, doch nicht in dem Masse, wie sich die AFB dies erhoffe. Nach der Sitzung im Januar sei erst am 23. März wieder ein Mail eingegangen. Darin der Hinweis auf zwei Liegenschaften, die in einem Gebäude mit Büros liegen und daher ungeeignet seien. Ausserdem sei bei der Villa Schürch die Rede von drei anderen Kaufinteressenten gewesen, als das Konzept erarbeitet wurde. Dies habe nicht der Wahrheit entsprochen.

 Vorsichtige Verkäufer

 "Ein solches Objekt wird nicht einfach vom Himmel fallen. Die Suche nach einem AJZ ist nur eine meiner Aufgaben unter ganz vielen. Wenn man niemanden findet, der selbst ein ähnliches Gedankengut hat, wird es sehr schwierig", antwortet Eva Gauch vom Alten Spital. Sie bestärkt die Jugendlichen darin, nicht aufzugeben.

 Genauso Johannes Friedli von der Repla. "Die Suche von Liegenschaften in diesem Bereich ist nicht einfach. Es ist klar, dass die Verkäufer vorsichtig sind, wenn sie sich sicher sind, ein Objekt anderweitig verkaufen zu können. Es wurden keine Unwahrheiten verbreitet, aber solche Verhandlungen können sich lange hinziehen." Johannes Friedli sucht zusammen mit den Präsidenten der Regionsgemeinden weiter, bis jetzt noch ohne Resultat.

 Die beiden Mitglieder der Freiraumbewegung weisen darauf hin, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung gross sei und sie bewiesen hätten, saubere und friedliche Veranstaltungen durchführen zu können. Den ganzen April über war die AFB in den Aktionsmonat "Jugend Macht!" eingebunden. Noch immer sei Hoffnung vorhanden und man suche neue Wege zum Ziel: "Wahrscheinlich werden wir die Stadt mit etwas Neuem überraschen. Was nicht heissen muss, dass es etwas Schlimmes wird", sagt Robine Müller. Mehr will sie nicht verraten.

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LAUSANNE AUTONOME
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24 Heures 7.5.10

La manifestation bloque le centre-ville

Alain Détraz

AUTONOMES - Un "rassemblement anti-carcéral et antirépression" a bloqué le centre de Lausanne, hier soir à l'heure de pointe. Un important dispositif policier a été mis en place.

 "Flics porcs assassins!" "La Suisse tue. " Les banderoles étaient claires. C'est à la police et aux milieux carcéraux qu'en avaient les manifestants qui se sont réunis hier dès 18 h à la place Saint-François. Issus des milieux alternatifs et autonomes, une centaine de manifestants entendait dénoncer la mort d'un détenu à Bochuz, ainsi que celle du jeune Lyonnais abattu par un policier alors qu'il circulait à bord d'une voiture volée.

 Dès 17 h 30, certains commerces, prévenus par la police, ont choisi de fermer boutique. D'abord calme, la place s'est peu à peu animée. Un groupe de contestataires s'est frotté à la police, qui se tenait à l'écart. Insultes, quelques jets de pierres et de bouteilles… Le bruit d'une vitrine publicitaire brisée a donné le feu vert à l'intervention. Les cordons de policiers en armure ont peu à peu transformé la place Saint-François en souricière.

 Vers 20 h 30, il ne restait plus qu'une poignée de résistants, piégés. L'étau s'est resserré de plus en plus. Seule issue possible: un contrôle d'identité, alors que les manifestants sortaient un par un entre les boucliers de la police. A 21 h 30, les contrôles se poursuivaient encore, dans le calme.

 A. DZ

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La Liberté 7.5.10

L'inflation des manifs cache une crise des milieux contestataires

 Lausanne - Les défilés officiels sont domestiqués. Les "autonomes" préfigurent-ils un nouvel essor de la rue? Rien n'est moins sûr. Eclairage.

 Michaël Rodriguez

 Moins d'une semaine après le 1er Mai, la mouvance dite "autonome" manifestait à nouveau hier soir à Lausanne. Il s'agissait cette fois de protester contre les dérives répressives et leurs dernières victimes: le détenu mort asphyxié dans sa cellule à Bochuz (lire-ci-dessous) et le voleur de voitures abattu sur l'autoroute par un policier.

 Festival de manifs

 Demain à 14 h à la place Saint-Laurent, c'est à l'appel de l'Organisation socialiste libertaire, de SolidaritéS et de La Gauche qu'un rassemblement doit avoir lieu en signe de solidarité avec le peuple grec, menacé par le rouleau compresseur de la rigueur budgétaire. Des manifs, il y en a ces jours pour toutes les fractions - institutionnelles ou anarchistes - de la gauche et pour toutes sortes de raisons louables, ou du moins défendables.

 Cette inflation démonstrative traduit-elle une montée en puissance de la rue? Cela ne saute pas aux yeux. On rappellera que le rituel du 1er Mai s'est décliné cette année à Lausanne en trois liturgies différentes: le "1er Mai révolutionnaire" des autonomes, aussitôt mis en boîte par des policiers en plus grand nombre, le cortège "bon enfant" de l'extrême gauche officielle et le stand raclettes des socialistes. Vexés de s'être fait marginaliser dans le comité d'organisation de la manif, les roses - et avec eux le syndicat Unia - avaient claqué la porte, arguant que les garanties de sécurité n'étaient pas suffisantes.

 Le manifestant-policier

 L'exquise correction de la gauche modérée illustre une fois de plus la victoire remportée par le pouvoir sur la rue: il a réussi à faire admettre, à force de lavage de cerveau sécuritaire, que la fonction policière doit être assumée par les manifestants eux-mêmes, via les "services d'ordre" internes.

 L'esprit de Mai 68 doit se retourner dans sa tombe. Une manif où les manifestants sont aussi des flics: il fallait y penser. Sans compter qu'il aura fallu au préalable demander une autorisation pour manifester sa colère en public, avec programme détaillé des festivités. Bref, on glisse peu à peu du registre de la manif vers celui du carnaval - sauf que dans ce dernier, le port du masque est encore autorisé. Cela reste assez sympathique, mais l'esprit n'en est pas moins radicalement différent. Au fond, le stand raclettes des socialistes lors du 1er Mai n'était peut-être pas dénué de cohérence et de lucidité. Tout ceci illustre la crise des mouvements sociaux traditionnels, dont ne subsiste quasiment que l'emballage - les appareils de partis, de syndicats et d'associations. La mouvance autonome peut-elle contribuer à un nouvel essor de la contestation? Rien n'est moins sûr. Jusqu'ici, ses modalités d'action ont surtout consisté à bouter le feu à des containers, à jeter des projectiles sur des pandores solidement caparaçonnés et à briser quelques vitrines selon un rituel presque aussi éculé que celui des défilés traditionnels.

 Recherche de visibilité

 Zéro effet de surprise, des cibles choisies le plus souvent parmi les enseignes de luxe, comme si c'était là que se joue l'oppression exercée par le capitalisme actuel, aucune opération visant à influer même modestement sur le cours des événements ou à bloquer localement l'appareil de production. Alors que la logique révolutionnaire de leur discours nécessiterait l'invention de nouvelles formes d'actions, discrètes et inopinées, les contestataires de la mouvance autonome semblent rechercher avant tout la visibilité.

 Par les "échauffourées" qui se produisent presque invariablement avec la police, par les belles images de poubelles en feu, ils s'assurent une vitrine dans les médias. S'affichant en rupture avec le monde politico-médiatique, ils s'insèrent au contraire plutôt bien dans la société du spectacle. I

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 Bochuz: Le syndicat des polices romandes accuse les autorités

 Le président de l'Union des syndicats des polices romandes (USPRO) accuse les autorités d'être responsables du décès d'un détenu à Bochuz, en raison des sous-effectifs policiers et pénitentiaires. Raymond Cosandey rappelle que depuis des années, les syndicats soulignaient ce problème. Dans "Police", l'organe officiel de la Fédération suisse des fonctionnaires de police, Raymond Cosandey pointe du doigt les autorités politiques "qui poussent après coup des cris d'orfraie et s'indignent du comportement des lampistes que nous sommes".

 En cause selon Raymond Cosandey, le sous-effectif dont souffrent les établissements pénitentiaires. "Il est inadmissible que le nombre de gardiens soit insuffisant pour qu'une cellule puisse être ouverte en tout temps." Dans sa tribune, Raymond Cosandey rappelle que "depuis des années, nous attirons l'attention (des autorités) sur le fait que la police manque d'effectif". L'USPRO pointe du doigt l'inertie des autorités: "Vous saviez et vous n'avez rien fait! Vous n'avez rien fait et vous n'assumez rien!", tonne son président. Skander Vogt, interné aux Etablissements de la plaine de l'Orbe, est décédé en mars après avoir mis le feu à sa cellule. Une polémique s'en est suivie concernant la lenteur de l'intervention des forces de police. ATS

 Saint-François assiégée par la police

 Une vitrine publicitaire brisée, quelques bières lancées et des insultes proférées envers les forces de l'ordre ont suffi hier soir pour que la police antiémeute mène une intervention musclée. En quelques minutes, la place Saint-François à Lausanne était bouclée par plus d'une centaine d'agents, une dizaine de fourgonnettes et deux camions lance-eau. Il était 20 heures.

 Plus tôt, un groupe d'autonomes s'était donné rendez-vous sur la place. En début de soirée, ils manifestaient leur colère suite à plusieurs drames récents: la mort de Skander Vogt dans sa cellule de Bochuz, celle du passager d'une voiture volée, abattu par un policier sur l'autoroute A1, et celle d'un Nigérian lors d'un renvoi forcé à l'aéroport de Kloten. Alors qu'ils étaient un peu plus d'une cinquantaine réunis devant l'église Saint-François vers 18 h 10, la police a coupé la circulation sur Saint-François, point névralgique des trolleybus lausannois. Sur une place désertée par les véhicules, musique et ambiance détendue animaient le groupe d'anarchistes. Les badauds écarquillaient les yeux face à cette ambiance surréaliste pour une fin de journée au centre de Lausanne.

 "On aimerait bouger, lance un autonome. Mais la police a tout bouclé. Elle dérange plus la population que nous, si nous avions pu défiler."

 "Ce rassemblement n'a pas été annoncé, ni autorisé", commente Jean-Philippe Pittet, porte-parole de la police lausannoise. "Mais nous agirons en conséquence." Cinq fourgons attendaient sur la rue Centrale, d'autres sur la rue du Grand-Chêne. Après une brève altercation, la police s'est déployée, encerclant la place. Quelques manifestants ont tenté d'en sortir, sans succès. D'autres, restés en dehors, hurlaient leur incompréhension face à ce déploiement démesuré. Les forces de l'ordre et leurs véhicules ont ensuite refermé le cercle sur les manifestants restants. Loin des regards, la police procédait à des contrôles d'identité et a effectué quelques interpellations.

 Il s'agit de la seconde intervention de la police antiémeute en moins d'une semaine. Samedi 1er mai, le défilé d'Action Autonome au départ de la place de Milan n'avait pas pu dépasser le quartier Sous-Gare. La police antiémeute avait bloqué les autonomes sur la place de la Navigation, au bord du lac, avant d'interpeller et de contrôler une cinquantaine de personnes.

 Le comité d'organisation du 1er Mai leur avait apporté leur soutien. Concernant le rassemblement d'hier, "les sujets de mobilisation sont légitimes", estime Eladio Huentemilla, du comité d'organisation. "Mais il ne faudrait pas que la forme desserve leurs causes." ANTONINO GALOFARO

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UNI VON UNTEN ZH
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20 Minuten 7.5.10

Maurer sprach trotz Protesten an der Uni

 ZÜRICH. "Keine Plattform für Ueli Maurer": Diese Parole skandierten Vertreter der Bewegung "Uni von unten" gestern Abend vor der Uni Zürich. Denn der SVP-Bundesrat sehe zwar "drollig" aus, seine Politik sei aber alles andere als gemütlich, hiess es auf Flugblättern. Verhindern konnten die Demonstranten Maurers Auftritt nicht, seine Rede musste aber kurzfristig in einen anderen Saal verlegt werden, dessen Eingänge die zahlreichen Polizisten besser überwachen konnten. In seiner Ansprache räumte Maurer ein, dass er für seine Vision, die Schweizer Armee müsse die beste sein, "mitleidiges Lächeln" ernte. Weil man sich von der "Weltfriedenshoffnung" lösen müsse, sei es besorgniserregend, dass die Armee über "huere wenig" Mittel verfüge. Zu seinen Gegnern sagte er: "Die Armeeabschaffer sind die Kalten Krieger der Gegenwart."  
lüs

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Indymedia 6.5.10
http://ch.indymedia.org/de/2010/05/75523.shtml (mit Fotos)

Protest gegen SIAF-Vortrag von Ueli Maurer ::

AutorIn : Uni von Unten         

200 Personen protestierten an der Uni ZH gegen den SIAF-Vortrag von Ueli Maurer.     

Heute Donnerstag haben ca. 200 Personen gegen den vom Schweizerischen Institut für Auslandforchung (SIAF) durchgeführten Vortrag von Verteidigungsminister Ueli Maurer an der UZH mit einer Kundgebung protestiert. Mit Reden, Musik und einem antimilitaristischen Fussballspiel brachten sie ihre Empörung über die SIAF-Veranstaltung zum Ausdruck.

Worüber Ueli Maurer sprach, ging klar aus der Ankündigung hervor: Ressourcenknappheit und soziale Unruhen werden nicht als soziale Probleme diskutiert, sondern als Sicherheitsprobleme, die nach militärischen Antworten verlangen. Doch welche Sicherheit ist da gemeint? Wie von einem rechtsbürgerlichen Politiker nicht anders zu erwarten, geht es nicht etwa um Sicherheit am Arbeitslpatz, bei der medizinischen Versorgung oder bei der Altersvorsorge. Sicherheit ist bei Maurer wie überhaupt bei der SVP eine Konstruktion, ein politischer Kampfbegriff, mit dessen Hilfe der Boden bereitet werden soll für eine verstärkte Militarisierung und eine Ausdehnung der Repression im Inland. Zentrales Stichwort ist dabei der Islamismus, der zur Hauptbedrohung der westlichen Welt stilisiert wird. Die SVP ist sich da nicht zu schade, urplötzlich Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und Frauenrechte zu verteidigen. Aus dieser Verlogenheit wird deutlich, dass es den bürgerlichen Politikern nicht um die Bigotterie oder die Frauenverachtung des politischen Islam geht, sondern einzig um ein Feindbild und ein Bedrohungszenario, welche den Ausbau der staatlichen Repression legitimieren sollen, sei es die Bespitzelung (nicht nur) von muslimischen MigrantInnen oder die massive Erhöhung der Polizeipräsenz mit willkürlichen Wegweisungen usw. Wir wollen nicht zuschauen, wenn an der Uni Werbung gemacht wird für eine derartige "Sicherheitspolitik".

Das SIAF hat an einer öffentlichen Bildungseinrichtung nichts verloren. Dieses "Institut" ist keine wissenschaftliche Einrichtung, sondern ein durch und durch befangener, von Grossunternehmen direkt bezahlter Elitezirkel, der an der Universität schamlos grossspurige Propaganda im Interesse seiner Sponsoren betreibt. Dass die Uni dies zulässt und damit der Privatwirtschaft pflichtschuldigst eine Plattform bietet, ist ein Skandal. Der öffentliche Auftritt der Universität soll von der kritischen Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse geprägt sein und nicht von privat alimentierten Prestigeveranstaltungen. Eine frei Debatte an der Uni ist nur denkbar ohne derlei Macht- und Interessenpolitik. Wir fordern eine kritische Bildung, die frei zugänglich ist und eine Uni, die sich nicht an private Geldgeber verludert. Mit der heutigen Kundgebung haben wir dafür ein starkes Zeichen gesetzt.

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ROTE FABRIK ZH
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Limmattaler Tagblatt 7.5.10

Treff für Punks und Anzugträger

 Zum 30.Geburtstag ein Blick hinter die Kulissen des Kulturzentrums Rote Fabrik

 Erobert in den Zürcher Jugendunruhen von 1980, kämpft die Rote Fabrik 30 Jahre später gegen das Erstarren und um ihre Eigenständigkeit. So bleibt sie in Bewegung.

 Matthias Scharrer

 Hinter einer Tür trommelt ein Schlagzeuger, hinter der nächsten tanzen Kinder. Im Treppenhaus mischen sich Reste von abgestandenem Rauch mit dem Geruch von Sprayfarben. Graffitis schmücken die Wände. Wir schauen ins Atelier eines Bildhauers, in die Velowerkstatt, in die Segelschule, kommen vorbei am Kindergarten und am Stuhl, auf dem Nirvana-Sänger Kurt Cobain vor seinem Auftritt in der Roten Fabrik 1989 sass, blicken in den Theatersaal, die Aktionshalle, den Clubraum und hinüber zur Shedhalle, wo zeitgenössische Kunst gezeigt wird. Juan Widmer, Vorstandsmitglied des Vereins IG Rote Fabrik, führt mich durch Zürichs wohl vielseitigstes Kulturhaus: die Rote Fabrik, die dieses Jahr ihr dreissigjähriges Bestehen feiert. Entstanden aus den Zürcher Jugendunruhen von 1980, versucht sie sich heute in einem völlig anderen kulturellen Umfeld zu behaupten.

 "Du konntest machen, was du wolltest, und hattest die Hütte voll"

 "In den Achtziger- und Neunzigerjahren war die Rote Fabrik der einzige regelmässige Ort für Low-Budget-Kultur. Du konntest machen, was du wolltest, und hattest die Hütte voll", sagt Widmer und betont, dies keineswegs abwertend zu meinen. Man ging in die Rote Fabrik, weil dort etwas lief. Dann erfasste der kulturelle Aufbruch ganz Zürich. Das Westend wurde zum Trendquartier, nach den illegalen Bars kamen die Clubs, Polizeistunde und Wirtepatent fielen - und die einstige Zwinglistadt strotzte plötzlich vor Nachtleben. "Heute geht man in die Rote Fabrik, weil man genau das will, was im Programm steht", sagt Widmer.

 Die Fabrik reagierte auf die zunehmende Konkurrenz und versuchte, sich weiterzuentwickeln. So fand vor zwei Jahren in ihren Gemäuern das Dock18 seine Heimat, ein Veranstaltungsort und Netzwerk für elektronische Kultur. Auch mit der Gehörlosendisco erschloss sie neues Publikum. "Das Jugendfilmfestival wurde hier aufgebaut und die Zusammenarbeit mit dem Theaterspektakel verstärkt", fährt Widmer fort. Und seit zwei Jahren ist ein Atelier der Fabrik für Artists in Residence aus dem Ausland reserviert.

 Ateliers seit Urzeiten von den gleichen Künstlern besetzt

 Trotzdem erlangte die Rote Fabrik ein Stück weit den Ruf, zu erstarren - nicht zuletzt, weil einige ihrer 60Ateliers und acht Übungsräume seit Urzeiten von den gleichen Künstlern und Musikern besetzt blieben. Junge Künstler aus dem Umfeld der Hausbesetzerszene brachten ihren Unmut darüber zum Ausdruck, indem sie die Rote Fabrik weiss bemalten. Widmer streitet nicht ab, dass manche Kulturschaffende schon seit Jahrzehnten in der Fabrik eingemietet sind. Und dass dies in einer Stadt, die jährlich mehr als 70 neue Kunsthochschulabsolventen auf der Suche nach Ateliers hervorbringt, zum Problem werden kann.

 Die Nutzung der acht noch unbefristeten Ateliers in der Roten Fabrik zu befristen, werde derzeit debattiert. Wie die neue Lösung aussehen und umgesetzt werden soll, entscheidet sich demnächst. "Dass mit den Artists in Residence und dem Dock 18 neue Leute kommen, bringt bereits etwas", sagt Widmer.

 "Hier ist alles sehr organisiert, aber man merkt es nicht so"

 Wenig später sitzen wir mit der Konzeptkünstlerin Anuradha Pathak, die derzeit Artist in Residence der Roten Fabrik ist, im "Ziegel oh Lac" zum Mittagessen. Pathak kommt aus der indischen Metropole Neu-Delhi. Nach den Besonderheiten der Roten Fabrik gefragt, meint sie: "Es ist ein Ort, der sehr offen für Ideen ist. Ich kriege hier alles, was ich brauche." Dann sagt sie einen Satz, der aufschlussreich ist über den gegenwärtigen Zustand der (einstigen) Alternativkultur: "In der Schweiz ist alles sehr organisiert. Auch in der Roten Fabrik ist alles sehr organisiert, aber man merkt es nicht so."

 Am Nebentisch speist Hans X. Hagen, Fotograf und von Anfang an in der Roten Fabrik dabei. Der 54-Jährige ist einer derer, die die Fabrik vor 30Jahren für unkonventionelle Kultur "eroberten", wie er es nennt. "Die Fabrik ist mittlerweile ein etablierter Betrieb, der versucht, irgendwie unkonventionell zu bleiben", sagt Hagen. Angesichts des rundum gewachsenen Kulturangebots sei es schwierig, die Eigenständigkeit zu wahren. Einmalig sei - nebst der Lage am See in Zürich Wollishofen - die 30-jährige Erfahrung, die technische und organisatorische Infrastruktur sowie die Vielfalt der Leute. "Für kulturelle Produktion gibts hier alles: Tänzer, Schauspieler, Musiker, Künstler, Techniker", schwärmt Hagen. Im "Ziegel" gelinge die Durchmischung querbeet durch die Szenen am besten.

 Juan Widmer bringt es auf den Punkt: "Theaterpublikum in Anzügen und Besucher eines Punkkonzerts stehen hier gemeinsam für ein Bier an."

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1. MAI ZH
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Tagesanzeiger 7.5.10

Ein Konzert besucht und abgeführt: Die andere Sicht auf den 1. Mai

 Drei 16- und 17-jährige Jugendliche aus Zürich schildern, wie sie am Tag der Arbeit von der Polizei verhaftet, gefesselt und sechs Stunden lang festgehalten wurden.

 Von Ruedi Baumann

 Zürich - Wer glaubt schon drei Jugendlichen, die am 1. Mai an einem Punkkonzert im Kanzleiareal verhaftet wurden, dass sie nur Musik im Kopf hatten? Dass sie trotz Springerstiefeln und schwarzen Jeans nicht zum schwarzen Block gehören? Meret (16), Andreas (16) und Mathieu (17), Kantischüler aus Wiedikon, erzählen dem TA von ihren Erlebnissen. Motiviert für das Gespräch hat sie der Vater eines Schulkollegen. Sie möchten mit Rücksicht auf ihre Eltern und die Schule anonym bleiben.

 Die drei Schüler gehören zu den 353 Verhafteten und zu den 269, denen keine Straftat nachgewiesen werden konnte. Stadtrat Andres Türler (FDP) bezeichnete die Verhaftungen und Wegweisungen als "gutes Mittel" (TA vom Montag). Krawalle und hohe Sachschäden sind weitgehend ausgeblieben.

 Meret: Ich machte am Morgen zusammen mit Mathieu am 1.-Mai-Umzug mit, weil ich mich für die Rechte der Arbeiter engagieren wollte.

 Mathieu: Um 14 Uhr haben wir im Kanzlei abgemacht. Wir wollten ans Konzert von zwei Ska- und Punkbands. Wir spielen alle Gitarre und sind in Bands.

 Bei der Punkgruppe handelt es sich um die vor über 30 Jahren gegründete Formation D.O.A. aus Kanada, die unter Musikkennern als Kultband gilt.

 Andreas: Es waren etwa 200 Leute im Areal und 50 am Konzert. Um 15 Uhr hörten wir einen Knall vom Helvetiaplatz her. Leute rannten weg, andere strömten herein, es gab einen Tumult.

 Meret: Wir wollten raus, das Tor wurde aber von der Polizei bewacht. Ich fragte, was los sei. Der Polizist sagte: Ihr könnt raus, wenn die Kontrolle fertig ist.

 Mathieu: Am Anfang war die Stimmung gut, es gab einen Rap-Contest und genügend Bier.

 Andreas: Mit der Zeit gab es kleine Provokationen, gegenseitig. Die Polizei drohte mit dem Wasserwerfer. Und jene, die dringend urinieren mussten und hinter den Baum gingen, wurden mit Pfefferspray vertrieben.

 Meret: Wir hatten drei Stunden lang keinen blassen Schimmer, was vor sich ging. Um 18 Uhr machte die Polizei den Kreis immer enger und drängte uns gegen das Tor. Ein Mädchen mit Rock liessen sie laufen. Bei mir sagte einer: Die nehmen wir. Ich musste meine ID abgeben und mit den Händen überm Kopf an eine Wand stehen. Alle Gegenstände, die ich auf mir trug, wurden mir abgenommen und in einem Plastiksack verstaut. Mit einem Kabelbinder fesselten sie mir die Hände auf den Rücken. Die Polizisten waren recht nett. Damit die Schnur des Plastiksacks am Hals nicht einschnitt, stopften sie mir die Kapuze darunter.

 Mathieu: Als ich an der Wand stand, fragte ein Polizist den andern: Was soll ich auf den Zettel schreiben? Schreib "Verhaftung wegen Einkesselung".

 Andreas: Als Grund für meine Verhaftung meinte der Polizist: "Teilnahme an einer unbewilligten Demo." Als ich sagte, ich hätte gar nicht demonstriert, wusste er keine Antwort.

 Die drei Jugendlichen mussten eine halbe bis anderthalb Stunden beim Kanzleiareal oder in einem Bus warten. Dann wurden sie auf den Polizeiposten bei der Kaserne gebracht.

 Meret: Am meisten eingefahren ist mir, dass man uns wie Vieh nummerierte, uns mit Filzstift eine Zahl auf die Hand geschrieben wurde und wir dann mit einem Zettel und einer Nummer um den Hals fotografiert wurden. Mit 30 anderen Frauen wurde ich in eine Zelle gesperrt, ungefesselt. Trinken konnten wir nur Wasser aus der Spüle eines Plumpsklos.

 Mathieu: Ich war mit etwa 100 anderen in einer Zelle. Die Minderjährigen kamen zuerst dran. Ein freundlicher älterer Herr, der sich als Kriminalpolizist vorstellte, fragte mich aus. Ich habe gespürt, dass er die ganze Übung ziemlich sinnlos findet. Immer wieder habendie Beamten untereinander getuschelt, was sie aufschreiben sollten. Dann haben sie mit meiner Mutter telefoniertund gefragt, ob ich allein nach Hause kommen dürfe. Meine Mutter war schockiert. Später aber vor allem sauer auf mich.

 Andreas: Bei mir hatte es in der Zelle keinen Platz mehr. Wir wurden im Hof in einen improvisierten Käfig gesperrt. Beim Verhör habe ich gefragt, was das Ganze soll. Antwort: Das Kommando habe beschlossen, das Kanzleiareal früh abzuriegeln, weil sich dort immer der schwarze Block formiere.

 Meret: Als sie mich aus der Zelle abholten, haben sie mir Handschellen angelegt und mich wie eine Schwerverbrecherin zur Befragung geführt. Der Polizist war dann aber nett, und wir haben Smalltalk gemacht, dann durfte ich selber die Eltern anrufen. Die waren nicht besonders überrascht, weil sie TeleZüri geschaut hatten. Dann musste ich einen Wegweisungsbefehl unterschreiben.

 Meret, Mathieu und Andreas gingen zwischen 21 und 21.30 Uhr nach Hause, sechs Stunden nach der Einkesselung. Auf den Wegweisungen stehen verschiedene Begründungen: "Nach einem Konzert eingekesselt" bei Mathieu. "Sich trotz Aufforderung der Polizei nicht entfernt" bei Meret. Andreas bekam keine Wegweisung, und seine Eltern wurden telefonisch nicht verständigt. Seine Vermutung: "Ich habe beim Interview sehr nett dreingeschaut."

 Was ist den dreien geblieben?

 Meret: Man kann der Polizei zugutehalten, dass es kaum zu Ausschreitungen kam. Was mir passiert ist, betrachte ich aber als Freiheitsberaubung, als gestohlene Zeit.

 Mathieu: Ich habe schon meiner Mutter gesagt, dass ich nichts gelernt habe und nächstes Jahr wieder ans Fest gehen werde. Ich hatte bisher noch nie mit der Polizei zu tun. Die Erfahrung, verhaftet zu werden, hat mich am Anfang schockiert. Dann ist in mir eine Wut aufs System hochgestiegen. Ich begreife nicht, dass alle Polizisten robotermässig mitmachen und, ohne zu studieren, ausführen, was ihnen befohlen wird.

 Andreas: Ich habe gelesen, dass der ganze Stadtrat in den Ferien war bis auf diesen Türler. Der war offensichtlich überfordert. Das war eine Aktion mit einer Fehlerquote von 98 Prozent. Die Polizei war auf so viele Verhafteten nicht vorbereitet. Wenn ich Steuern zahlen müsste, würde ich der Polizei keinen Rappen abliefern.

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POLICE BL
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Basellandschaftliche Zeitung 7.5.10

Erneut rote Köpfe wegen Harassenlauf

 Baselbieter Landrat kritisiert Polizei-Einsatz

 Das Grossaufgebot der Polizei am Reinacher Harassenlauf, bei dem 400 Polizisten aus der Nordwestschweiz 200 Jugendlichen gegenüberstanden, hat im Landrat für heftige Kritik gesorgt. "Verschwendung von Steuergeldern" und "deplatzierte Machtdemonstration" wurde Sicherheitsdirektorin Sabine Pegoraro vorgeworfen. Diese wehrte sich, man habe das Ziel erreicht und Ausschreitungen vermeiden können. Dass wegen des schlechten Wetters nur 200 statt wie bisher 3000 Jugendliche kamen, habe man nicht wissen können.

 Der Einsatz kostete insgesamt 469000 Franken - real muss Baselland davon 145000 Franken bezahlen. (big) Seite 19

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Pegoraro kommt wegen Bierlauf an Kasse

 Baselbieter Landrat kritisiert Verhältnismässigkeit des Polizei-Einsatzes der Sicherheitsdirektorin gegen die Harassenläufer

 Von links bis rechts gab es Schelte für den "überdimensionierten" Polizei-Aufmarsch beim Harassenlauf. Im Gegenzug forderte Sicherheitsdirektorin Sabine Pegoraro die Landräte auf, statt zu kritisieren den nächsten Bierlauf zu organisieren.

 Birgit Günter

 In einem Jahr steht traditionsgemäss am 1. Mai der nächste Harassenlauf an. Damit dann nicht wieder ganze Polizistenscharen inklusive Militär-Helikopter - wie in diesem Jahr - aufgeboten werden müssen, soll nun definitiv ein Organisator des Anlasses gefunden werden. "So würde der Harassenlauf viel geordneter ablaufen", hofft die Baselbieter Sicherheitsdirektorin Sabine Pegoraro.

 Im Unterschied zu bisher wollen die Behörden aber nicht einfach warten, bis sich Jugendliche dafür melden. Eine Arbeitsgruppe soll geeignete Jugendliche kontaktieren und mit ihnen bis zu den Sommerferien ein Konzept auszuarbeiten, wie der Bierlauf das nächste Jahr über die Bühne gehen soll.

 In der gestrigen Landratsdebatte forderte Pegoraro gar die anwesenden Politiker auf, bei der Organisation mitzuhelfen. "DAS wäre ein konstruktiver Beitrag", meinte sie leicht erbittert in Richtung des Parlaments, und sie doppelte nach: "Kritik zu üben ist einfach - Verantwortung zu übernehmen aber etwas anderes."

 Grund für diesen Seitenhieb war die vorangegangene, 55-minütige Diskussion über die Verhältnismässigkeit des von Pegoraro initiierten Polizeieinsatzes am Bierlauf. 400 Polizisten waren 200 Jugendlichen gegenübergestanden; und am Himmel kreiste zusätzlich noch ein Armeehelikopter. "Dieser Einsatz war eine pure Machtdemonstration", kritisierte Regula Meschberger (SP, Birsfelden) in ihrer dringlichen Interpellation. Ruedi Brassel (SP, Pratteln) ist die Aktion vorgekommen wie der "hilflose Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln". Er hätte sich stattdessen im Vorfeld mehr Präventionsarbeit gewünscht.

 Auch von bürgerlicher Seite gab es harsche Worte. Pegoraros Parteikollege Siro Imber (FDP, Allschwil) bemängelte, dass mit diesem Einsatz die überwiegende Mehrheit der friedlichen Teilnehmenden vom Staat kriminalisiert wurde. "Es stört mich, dass alle Jugendliche in den gleichen Topf geworfen werden", fand sogar SVP-Landrat Thomas de Courten. Beide forderten, dass die Polizei konsequent gegen die Vandalen und Gewalttäter vorgehe, die Bierläufer aber in Ruhe lasse.

 Der Polizei-Aufmarsch sei "weiss Gott keine Machtdemonstration" gewesen, gab Pegoraro zurück. "Wir mussten schliesslich mit allem rechnen, mit 0 bis 3000 Personen", erklärte sie. Die Polizei sei deeskalierend aufgetreten; es sei alles entsprechend friedlich geblieben.

 Neben der Kritik erhielt die Sicherheitsdirektorin und die Polizei auch Lob, vor allem aus dem EVP-/CVP-Lager. Ausserdem bedankten sich Anwohner in Briefen. Ein Münchensteiner erinnert sich "mit Schrecken" an die vergangenen Jahre mit pöbelnden Jugendlichen und an den Frust, dass die Behörden nichts unternommen hatten - bis in diesem Jahr.

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 Bierlauf: Die Bilanz

 - Drei Jugendliche verhaftet (zwei wegen Vandalismus, einer wegen Renitenz)

 - Kosten des Polizeieinsatzes: 469000 Fr. Davon übernimmt der Kanton BL 145000 Fr.; die beiden Gemeinden Münchenstein und Reinach zahlen je 50000 Fr. Das Budget werde deswegen nicht überzogen. Und der Armeehelikopter sei als Trainingsflug für den Kanton gratis gewesen.

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Basler Zeitung 7.5.10

Landrat

Berichterstattung aus dem Baselbieter Parlament

Pegoraro verteidigt den Polizeieinsatz

Die Verhältnismässigkeit wird von links bis rechts infrage gestellt

Thomas Gubler

 Das Polizeiaufgebot und der Helikoptereinsatz am Harassenlauf vom 1. Mai beschäftigte gestern auch den Landrat. Die meisten Votanten übten kaum Kritik an der Polizei, wohl aber am Grosseinsatz.

 Eigentlich lag es auf der Hand, dass der Grosseinsatz der Polizei mit Armeehelikopter am Harassenlauf vom 1. Mai ein politisches Nachspiel im Landrat haben würde. Und so wurde eine entsprechende Interpellation von SP-Landrätin Regula Meschberger, in welcher die Birsfelderin Auskunft über Umstände, Konzeption und Kosten des Einsatzes verlangt hatte, wenig überraschend für dringlich erklärt.

 Sicherheitsdirektorin Sabine Pegoraro (FDP) hatte etwelche Mühe, die Landrätinnen und Landräte vom Sinn des Aufgebots, bei dem schliesslich zwei Polizisten auf einen Teilnehmer kamen, zu überzeugen. "Sollten wir zuwarten, bis es Tote gibt?", fragte sie rhetorisch und wies auf die Ausschweifungen im Jahr zuvor hin, als die Situation eskalierte und Verletzte zu beklagen waren. Es sei bewusst keine Strategie des Verbotes, sondern eine der geordneten und sicheren Durchführungen des Bierlaufes gewählt worden. Deshalb habe man den Anlass der Bewilligungspflicht unterstellt. Die Polizei sei mit der Durchsetzung der Bestimmung beauftragt worden - mit dem Resultat, dass dem Baselbiet Bilder wie in Basel erspart geblieben seien.

 Die Kosten bezifferte Pegoraro auf insgesamt 469 000 Franken, wovon aber nur 145 000 cash zu begleichende Drittkosten seien. Für den Armeehelikopter müsse der Kanton Baselland nichts bezahlen. Zu überzeugen vermochte Pegoraro damit aber nur teilweise. "Mein Problem ist die Verhältnismässigkeit des Einsatzes", sagte Interpellantin Regula Meschberger. Verhältnismässig sei dieser Einsatz ja wohl kaum gewesen.

 Wunder Punkt

Damit schien die frühere SP-Präsidentin vielen aus dem Herzen gesprochen zu haben; quer durch das politische Spektrum war man sich darin praktisch einig. Auch wenn die Bürgerlichen nicht so weit gehen wollten wie SP-Sekretär Ruedi Brassel, der von einer "Machtdemonstration" der Polizei sprach. Vertreter von CVP und SVP, aber auch von Pegoraros FDP lobten zwar die Arbeit und das Fingerspitzengefühl der Polizei vor Ort, setzten aber ein Fragezeichen hinter die Notwendigkeit eines solchen Grosseinsatzes. Urs von Bidder (EVP) dankte gar dem Wetter, welches dem repressiven Dispositiv die Nagelprobe erspart habe.

 SVP-Fraktionschef Thomas de Courten fasste das Unbehagen schliesslich wie folgt zusammen: "Die Polizei hat einen guten Job gemacht, aber sie hatte den falschen Auftrag." Statt alle Jungen in einen Topf zu werfen, sollte inskünftig gezielt die Festnahme der Unruhestifter angestrebt werden.

 Sicherheitsdirektorin Sabine Pegoraro wehrte sich in ihrem abschliessenden Votum vehement gegen den Begriff Machtdemonstration und forderte die Kantonsparlamentarier zur Mitarbeit bei der Abwicklung des nächsten Harassenlaufes auf.

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BFM VS NIGERIA
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Landbote 7.5.10

"Das Problem sind die vielen Illegalen"

 Karin Landolt

 In der Schweiz werden "die Nigerianer" oft als Drogendealer wahrgenommen. Es gibt Probleme, bestätigt das Bundesamt für Migration (BfM), auch was den oft illegalen Aufenthaltsstatus betrifft. Das BfM gibt Auskunft auf fünf offene Fragen.

 Der Chef des Bundesamtes für Migration (BfM) hat sich letzte Woche beim nigerianischen Staatssekretär für die Aussage, 99,5 Prozent der nigerianischen Migranten kämen in die Schweiz, um illegale Geschäfte zu machen, entschuldigt. Bei den Kantonen, etwa in Schaffhausen, heisst es aber, dass Nigerianer vor allem als Drogen- oder Kügelidealer bekannt seien. Hat sich das BfM zu Recht entschuldigt?

 Da die Zahl der ständigen Wohnbevölkerung und jene der Asylgesuche 2009 sehr ähnlich seien, sei es zu Missverständnissen gekommen, heisst es im BfM. Es gelte zu unterscheiden zwischen der ständigen nigerianischen Wohnbevölkerung in der Schweiz (Personen mit Aufenthalts- und Niederlassungsbewilligung) und Asylsuchenden aus Nigeria. Zur ständigen Wohnbevölkerung zählen 1744 Personen aus Nigeria. "Diese Personen sind mehrheitlich gut integriert", so das BfM. Zu den Asylbewerbern: 2009 haben 1786 Personen aus Nigeria ein Asylgesuch eingereicht. Von diesen hat nur eine Person letztes Jahr Asyl erhalten. Die Anerkennungsquote liegt bei unter 0,1 Prozent. Zum Problem der Illegalität seien aber nicht nur illegale Geschäfte wie etwa der Drogenhandel (Grafik unten) gemeint, sondern auch der illegale Aufenthalt in der Schweiz oder Schwarzarbeit, präzisiert das BfM die Aussagen seines Direktors von vergangener Woche.

 Warum ist der Zuwachs der Asylgesuche aus Nigeria 2009 sprunghaft angestiegen (Grafik oben)?

 Das BfM vermutet, dass wirtschaftliche Gründe die Zahl der Asylgesuche in die Höhe trieben. Viele bereits früher nach Europa eingewanderte Nigerianer hätten durch die Wirtschaftskrise ihre Arbeit beispielsweise in Italien oder Spanien verloren und seien weiter Richtung Norden gewandert. Im Rahmen der Task-Force Nigeria soll nun die Attraktivität der Schweiz für nigerianische Asylsuchende genauer untersucht werden.

 Es heisst, viele abgewiesene Asylbewerber könnten nicht ausgeschafft werden, weil es zwischen Nigeria und der Schweiz an einem guten Rücknahmeabkommen mangelt.

 Die Zusammenarbeit mit Nigeria im Bereich der Rückkehr funktioniere sehr gut, sagt das BfM. Das Rückübernahmeabkommen wurde 2003 unterzeichnet und werde von den nigerianischen Behörden angewendet. In fünf Jahren wurden 20 Sonderflüge nach Nigeria durchgeführt mit insgesamt 372 Personen. Dabei sei zu betonen, so das BfM, dass Sonderflüge nur als letztes Mittel eingesetzt werden. Abgewiesene Asylbewerber erhalten die Gelegenheit, freiwillig auszureisen. Sie können dabei auch Rückkehrhilfe in Anspruch nehmen. Wenn die abgewiesenen Asylbewerber nicht freiwillig ausreisen, werden sie in einem zweiten Schritt aufgefordert, die Schweiz kontrolliert zu verlassen, sie werden bis zum Flughafen begleitet. Falls sie sich weigern, ins Flugzeug einzusteigen, wird ein begleiteter Linienflug organisiert. Laut BfM wird erst dann ein Sonderflug organisiert, wenn alle diese Stufen durchlaufen wurden.

 Wie viele abgewiesene Asylbewerber kehren freiwillig zurück?

 Im Jahr 2009 sind 143 abgewiesene Asylbewerber freiwillig und mit Rückkehrhilfe nach Nigeria zurückgekehrt, 215 wurden zurückgeführt, also bis zum Flughafen begleitet oder mittels eines begleiteten Linienflugs nach Hause geschickt. 70 abgewiesene Asylbewerber mussten mittels fünf Sonderflügen zurückgeführt werden. Dazu kommen auch viele "Dublin-Fälle": 2009 wurden 350 nigerianische Asylsuchende in einen anderen Dublin-Staat, der für das Asylverfahren zuständig ist, überstellt.

 Amnesty International betont, in Nigeria herrsche Repression gegen Menschen. Entscheidet das BfM zu hart?

 Gemäss Art. 3 des Asylgesetzes sind Flüchtlinge Personen, die in ihrem Heimatstaat oder im Land, in dem sie zuletzt wohnten, wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Anschauungen ernsthaften Nachteilen ausgesetzt sind oder begründete Furcht haben, solchen Nachteilen ausgesetzt zu werden. Als ernsthafte Nachteile gelten namentlich die Gefährdung von Leib und Leben oder der Freiheit sowie Massnahmen, die einen unerträglichen psychischen Druck (Folter) bewirken. Den frauenspezifischen Fluchtgründen, beispielsweise wegen Genitalverstümmelung, Zwangsheirat, häuslicher Gewalt oder Angst vor Ehrenmord wird laut BfM Rechnung getragen. Doch über 90 Prozent der Asylbewerber sind junge Männer. Fast alle nigerianischen Asylsu- chenden erfüllen die Voraussetzungen für eine Aufnahme nicht. Die Probleme, die im Land herrschen, etwa interreligiöse Konflikte, lösen eher eine Migration im Inneren des Landes oder in die Nachbarländer aus.

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 Todesfall - nur der Extremfall

 Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International registriert eine Häufung kritischer Fälle in Polizei- und in Ausschaffungshaft, insbesondere bei der Behandlung von Nigerianern. "Doch muss man solche Wahrnehmungen vorsichtig beurteilen", sagt ihr Sprecher Daniel Graf.

 Die wenigsten Fälle seien miteinander vergleichbar. "Im einen Fall scheint das Schlucken von in Plastik abgefüllten Drogen die Ursache zu sein, im anderen Fall ist ein Gefangener vermutlich durch Rauchentwicklung in der Zelle umgekommen. Und beim Todesfall eines Ausschaffungshäftlings im vergangenen März wird vermutet, dass eine unverhältnismässig harte Behandlung durch die Polizei die Ursache ist." Amnesty International betont, dass es sich bei einem Todesfall um einen Extremfall handelt. Wegen des hohen Risikos sei aber von weiteren Verletzungen von Ausschaffungshäftlingen auszugehen, die sich weigerten, ins Flugzeug zu steigen.

 Seit 1999 ist es zu drei Todesfällen bei der Ausschaffung gekommen: Damals kam ein Palästinenser ums Leben. Die Zwangsmassnahmen verunmöglichten ihm das Atmen, und er erstickte. 2001 starb ein Nigerianer im Wallis in der Folge von Gewalteinwirkung durch die Polizei. Am 18. März diesen Jahres starb ein weiterer Nigerianer. Ein Schlussbericht zur genauen Todesursache liegt noch nicht vor. Bis die Untersuchung beendet ist, hat das BfM sämtliche Sonderflüge für Zwangsausschaffungen gestoppt.

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FACEBOOK
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20 Minuten 7.5.10

Panne bei Facebook-Chat

 Facebook hat wegen einer schweren Sicherheitslücke seinen Live-Chat für eine kurze Zeit geschlossen, wie das soziale Netzwerk in einer Mitteilung einräumte. Wegen des Fehlers konnte man die Chats aller Freunde verfolgen. Ausserdem waren ihre Freundschaftsanfragen an andere Mitglieder zu sehen. Mittlerweile ist dies nicht mehr möglich. Der Blog TechCrunch hat die Sicherheitslücke in einem Video dokumentiert. In einer Vorschau kann man sich auf Facebook anschauen, wie andere User das eigene Profil sehen, indem man den Namen eines Freundes eingibt. In der dahintersteckenden Technologie soll der Fehler gelegen haben, der einem gerade laufende Konversationen des Mitglieds anzeigte, schreibt TechCrunch. Facebook hat dies bislang nicht kommentiert. Erst Ende April hatte Google-Entwickler Ka-Ping Yee publik gemacht, dass man dank Facebooks Open-Graph-API problemlos herausfinden kann, an welchen Veranstaltungen ein User teilnehmen wird (20 Minuten Online berichtete).

 Pannen-Video: http://www.panne.20min.ch

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KRIEG
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Tagesanzeiger 7.5.10

Was die Wehrmacht Frauen antat

 Rotarmisten haben bei Kriegsende in Deutschland massenhaft Frauen vergewaltigt. Doch die sexuellen Gewaltverbrechen der Wehrmacht wurden bis jetzt verschwiegen. Die Historikerin Regina Mühlhäuser hat sie nun erforscht.

 Von Claudia Kühner

 Eins wussten die Deutschen schon bald nach Kriegsende. Sie waren nicht nur Täter, sondern auch Opfer: des "Bombenterrors der Alliierten", der "Vertreibung aus dem Osten", der Sowjets, "die unsere Frauen vergewaltigten". Sie schwiegen durchaus nicht schamvoll angesichts eigener Untaten, wie bis heute gern behauptet wird. Besonders was Rotarmisten 1945 und danach deutschen Frauen angetan haben, hat zum sich jährenden Kriegsende am 8. Mai Konjunktur: Der "Spiegel" lässt alte Damen zu Wort kommen, und das Fernsehen inszeniert das Thema.

 Kaum wurde bis jetzt gefragt, wie es den Frauen in den eroberten Ostgebieten ergangen ist. Dass auch die Forschung noch nicht allzu viel vorweisen kann, hat mit einer schwierigen Quellenlage zu tun. Die deutschen Soldaten selber haben begreiflicherweise wenig dazu hinterlassen. In aller Regel wollten sie das Bild des treuen Familienvaters aufrechterhalten (während sich viele mit den Gewaltverbrechen an Juden und Kriegsgegnern sogar brüsteten). Die NS-Ideologie wiederum sah in den Slawen die Untermenschen und verbot Vertretern der "Herrenrasse" aufs Schärfste, sich mit ihnen einzulassen, vollends nicht mit Juden, um nicht "Rassenschande" zu begehen. Zur Propaganda - die bis in die 90er-Jahre und zur Wehrmachtsausstellung weiterwirkte - gehörte das Bild von der "sauberen Wehrmacht". Und solche "Ehrenhaftigkeit" verbot Übergriffe auf Frauen. Die weiblichen Opfer ihrerseits schwiegen oft aus Scham.

 Das "Ausleben der Triebe"

 Was sich in Realität abgespielt hat, zeigt nun die gründliche Untersuchung von Regina Mühlhäuser. Die Hamburger Historikerin stützt sich auf private Zeugnisse wie Tagebücher, Briefe, Augenzeugenberichte, aber auch auf offizielle Dokumente der Wehrmacht. Über das Ausmass kann auch sie nichts Endgültiges sagen, aber dass sexuelle Gewalt zum Besatzungsalltag gehörte, belegt sie auf über 400 Seiten. Was 1945 geschah, hat also eine Vorgeschichte von "zwar nicht legalen, aber erlaubten Taten". Diese Unterscheidung hat Jan Philipp Reemtsma, in dessen Institut die Historikerin arbeitet, zur Erklärung der NS-Verbrechen insgesamt herangezogen.

 Bei allem Rassenwahn sah sich die oberste Heeresführung in einem Dilemma. Ihr war bewusst, dass man den Männern das "Ausleben ihrer Triebe" zugestehen musste, um ihre volle Kampfeskraft zu erhalten. Sie wusste auch, dass der massenhafte Missbrauch von Frauen die gesellschaftliche Lebensgrundlage der eroberten Länder mit zerstörte. Man hat freilich keine Belege für eine breit angelegte Strategie gefunden. Notzucht war sogar ein Straftatbestand, aber es sind kaum mehr als 5000 Männer verurteilt worden - und dies bei 17 Millionen Soldaten.

 Die Erscheinungsformen sexueller Gewalt waren vielfältig. Sie reichten von brutalen Massenvergewaltigungen - die oft auch in der Ermordung der Opfer endeten - bis hin zu vergleichsweise harmlos erscheinenden Vergnügungen im Casino-Stil. Was in Äusserungen von Soldaten oder SS-Männern immer wieder zum Vorschein kam, war ihre grenzenlose Verachtung für diese Frauen, "leckere Mädchen, wenngleich durch MG-Feuer leicht beschädigt". Die Wehrmacht betrieb schliesslich eigene Bordelle mit einheimischen Frauen, manchmal auch weiblichen KZ-Häftlingen. Das war eine Methode, die Kontrolle zu wahren, auch über Geschlechtskrankheiten, die die Führung insgesamt mehr zu besorgen schien als die "Rassenschande".

 Auf der Seite der Frauen gab es erhebliche Unterschiede, die ein Schicksal mitbestimmten. Waren sie Jüdinnen, war ihr Leben ohnehin nichts wert. Entgegen des Verbots wurden sie nicht nur in den KZ und Vernichtungslagern, sondern auch ausserhalb Opfer männlicher Gewalt. Jüdinnen, die das überlebten, haben aber später meist geschwiegen, weil sie nicht von der eigentlichen Katastrophe des Holocaust ablenken wollten, wie die Autorin schreibt.

 "Eingedeutschte" Kinder

 Rotarmistinnen und Partisaninnen wiederum hatten als Kämpferinnen einen anderen "Status". Doch gerade die "Partisanenbekämpfung" artete oft in sexuelle Gewalt aus. Schon gar nicht behandelte die Wehrmacht solche Frauen als reguläre Kriegsgefangene.

 Nicht wenige Frauen versuchten andererseits, durch sexuelle Kollaboration oder Prostitution sich und ihre Familien vor Schlimmerem zu bewahren. Das mussten viele nach dem Krieg büssen, weil das stalinistische Regime sie als Verräterinnen brandmarkte. Schliesslich gab es auch jene Frauen, die in den Deutschen sogar die Befreier vom sowjetischen Joch erblickten. Das war besonders im Baltikum der Fall, aber auch in der Ukraine.

 Wie viele Kinder solchen Verbindungen entsprungen sind, weiss man nicht zu beziffern. Manche Kinder wurden "eingedeutscht", sofern man sie für rassisch verwertbar hielt. Und schliesslich gab es auch das: Liebesbeziehungen und Heiratsgesuche.

 In Deutschland sahen sich Frauen, die sich bei Kriegsende vor allem mit alliierten Soldaten einliessen, im Rahmen einer "verschobenen Moraldebatte" (Mühlhäuser) ebenfalls des Verrats bezichtigt: Die Heimkehrer wurden als Opfer untreuer Frauen bemitleidet. Regina Mühlhäuser rückt mit ihrem Buch auch diese Debatte von einst zurecht.

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 Das Kriegsende im Fernsehen

 "Anonyma - eine Frau in Berlin"

 Das ZDF strahlt am Montag, 10. Mai, und Mittwoch, 12. Mai, den Zweiteiler "Anonyma - eine Frau in Berlin" mit Nina Hoss (Regie Max Färberböck) mit anschliessender Dokumentation aus. Es ist die Verfilmung des gleichnamigen Buchs der 2001 verstorbenen Marta Hiller über ihre Erfahrungen in Berlin 1945. Ihr Buch fiel besonders durch seinen ungewohnt nüchtern-sachlichen Ton auf und wurde zum Grosserfolg.

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 Regina Mühlhäuser

 Eroberungen. Sexuelle Gewalttaten und intime Beziehungen deutscher Soldaten in der Sowjetunion 1941-1945. Hamburger Edition, Hamburg 2010. 416 S., ca. 51 Fr.

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GIPFELSOLI
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gipfelsoli.org/Newsletter 7.5.10

7.5.2010 Ontario -- Seoul -- Cannes -- Heiligendamm

- Police State Canada 2010 and the G20 Summit
- Tausende Augen für kanadische Polizei
- Police monitoring social media in anticipation of G20 protests
- G8 protesters to get list of dos and don'ts
- Queer G20 Call-Out
- CLAC 2010 Anti-capitalist Reader
- Pictures protest and police Halifax 26-28th April 2010
- G20 summit Toronto: Heightened security zone worries prompts help for homeless
- Stop the repression on migrants in the name of G-20 summit
- G20-Gipfel in Cannes im Juni 2011
- G-8-Gipfel in Heiligendamm - Wurden die Bushs in Deutschland vergiftet?
Mehr: http://gipfelsoli.org/Newsletter/8367.html

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ANTI-ATOM
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Bund 7.5.10

Berner Gemeinderat will mehr Zeit für Atomausstieg

 Laut dem Gemeinderat soll die Stadt Bern erst 2039 auf AKW-Strom verzichten. So lautet sein Gegenvorschlag zur Energiewende-Initiative.

 Der Gemeinderat der Stadt Bern will der städtischen Volksinitiative "Energiewende Bern" einen Gegenvorschlag gegenüberstellen. Die Initiative fordert, dass der städtische Stromversorger EWB innerhalb von 20 Jahren den AKW-Strom durch erneuerbare Elektrizität ersetzt. Dem Gemeinderat geht dies zu schnell: Er möchte, so sein Gegenvorschlag, erst 2039 auf Atomstrom zur Versorgung der Stadt Bern verzichten.

 Auch mit einem Atomausstieg bis 2039 "würde Bern im schweizerischen Städtevergleich noch zu den Spitzenreitern gehören", argumentiert der Gemeinderat in einer Medienmitteilung. Konkret könnte Energie Wasser Bern mit dem Gegenvorschlag noch bis 2039 Strom aus dem KKW Gösgen beziehen. Dieser Zeitpunkt dürfte ungefähr mit dem Ende der Laufzeit von Gösgen zusammenfallen. Die Fristverlängerung beschere EWB, so der Gemeinderat, total 351 Millionen Franken zusätzliche Einnahmen.

 Initianten für Doppelabstimmung

 Obwohl der Gemeinderat den Atomausstieg hinauszögern will, fiel die erste Reaktion aus Kreisen der Initianten positiv aus: "Endlich wird der konkrete Fahrplan für den Atomausstieg der Stadt Bern festgelegt", schreibt das Grüne Bündnis (GB) in einer Mitteilung.

 Dennoch will das GB an der Volksinitiative festhalten: Dem Volk sollen sowohl die Initiative wie auch der Gegenvorschlag vorgelegt werden, fordert die Partei. So könnten die Stimmberechtigten entscheiden, ob und wie schnell die Stadt Bern aus der Atomkraft aussteigt.

 Natalie Imboden, GB-Präsidentin und Grossrätin, wirbt mit wirtschaftlichen Argumenten für den ehrgeizigeren Fahrplan der Initiative: "Die Stadt Bern tut gut daran, Investitionen in erneuerbaren Strom nicht hinauszuschieben. Sonst könnten uns andere Stromversorger die interessanten Projekte wegschnappen." Parks mit Windkraftwerken zum Beispiel seien momentan sehr begehrt, argumentiert GB-Präsidentin Imboden. (st)

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BZ 7.5.10

Atomausstieg

 Regierung will mehr Zeit

 In einem Gegenvorschlag zur Initiative "Energiewende Bern" fordert der Gemeinderat mehr Zeit bis zum Atomausstieg.

 Die Initiative "Energiewende Bern" will Energie Wasser Bern (EWB) verpflichten, die Produktion sowie den Kauf und Verkauf von Strom innert 20 Jahren - also bis 2030 - auf erneuerbare Energien umzustellen. "Die Initianten stossen mit ihren Forderungen bei der Stadt Bern auf offene Türen", schreibt der Gemeinderat in einer Medienmitteilung. Auch die Regierung habe sich zum Ziel gesetzt, aus der Atomenergie auszusteigen.

 "Millionen sparen"

 Allerdings fordert der Gemeinderat in einem Gegenvorschlag zur Initiative neun Jahre mehr Zeit zur Vollendung des Atomausstieges. "Bei Annahme der Initiative hätte EWB neun Jahre weniger Zeit - mit beträchtlichen finanziellen Auswirkungen", argumentiert die Regierung. Konkret liessen sich laut Regierung durch den Gegenvorschlag 351 Millionen Franken sparen. Denn bei einem Ausstieg im Jahr 2030 müsste EWB auf die Energiebezugsrechte des AKW Gösgen verzichten. "Das würde zu einem Margenverlust von jährlich 39 Millionen Franken führen", schreibt die Stadtregierung.

 Zudem müssten die Produktionskapazitäten, die als Ersatz für die Atomenergie nötig sind, erst noch aufgebaut werden. Bevor der Gegenvorschlag der Regierung dem Stimmvolk vorgelegt wird, darf zuerst der Berner Stadtrat darüber abstimmen.
 pd

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Le Temps 7.5.10

Le nucléaire prend de l'âge… et des risques

 Doit-on s'inquiéter du vieillissement des centrales atomiques suisses, alors que l'Inspection fédérale de l'énergie nucléaire a dégradé la note de deux d'entre elles?

Yves Petignat, Berne

 Deux notes seulement "satisfaisantes" pour la sécurité des centrales nucléaires de Beznau et Gösgen, les sites de production atomiques en Suisse ont rarement été aussi mal notés que l'an dernier par l'Inspection fédérale de la sécurité nucléaire.

 Même si la protection de la population a toujours été assurée, doit-on s'inquiéter du vieillissement des installations suisses? Beznau   1, la plus ancienne usine nucléaire de Suisse, a été mise en service en 1969, elle a donc plus de 40   ans. Elle est l'une des plus vieilles du monde encore en service. Mühleberg, la plus petite, a démarré sa production en 1972, Gösgen en 1979 et la plus jeune, Leibstadt, en 1984.

 Pour l'organisation écologiste Fondation suisse de l'énergie, nos installations ne sont pas sûres. "Chaque année, le potentiel de danger d'un réacteur croît."

 Ce n'est évidemment pas la conclusion de l'Inspection fédérale de la sécurité nucléaire (IFSN) dans son rapport annuel 2009. Il y a quelques années, disent ses experts, Beznau et Gösgen auraient sans doute reçu, comme Leibstadt ou Mühleberg, la note "bon" basée sur l'état technique des installations. Mais depuis 2005, rappelle Ulrich Schmocker, directeur de l'IFSN, la loi a intégré dans les critères d'évaluation la culture d'organisation orientée sur la sécurité, le principe HTO (Homme-Technique-Organisation).

 Or ce sont des incidents dus à l'organisation, et non à des défaillances techniques, que l'inspection fédérale reproche à Beznau et à Gösgen. A Beznau, en été 2009, deux collaborateurs travaillaient encore au-dessous de l'enceinte de confinement du réacteur lorsque leurs collègues ont entrepris de retirer des sondes et tuyaux irradiés juste au-dessus. Les deux techniciens ont reçu une dose d'irradiation de 37,8 millisievert (mSv) et de 25, 4 mSv, supérieures à la limite de 20 mSv. L'incident ne devrait pas avoir de suites médicales pour eux. Mais la centrale a été sanctionnée d'une note 2, qualifiée d'"incident", pour sa mauvaise gestion. Une action pénale a été engagée.

 A Gösgen, lors du redémarrage du réacteur en juin 2008, quatre redresseurs alimentant des appareils de sécurité ont grillé. Mais, alors que les techniciens ignoraient d'où venait la panne, les installations ont été relancées sans rechercher les causes. Sanction, une note 1, "anomalie". "Dans ces deux cas, l'âge des centrales n'a rien à voir. Il s'agit de problèmes dans l'organisation", assure Anton Treier, responsable de l'information de l'IFSN.

 Il n'y a pas de limite légale pour la durée de fonctionnement des centrales en Suisse. Au début, on imaginait 25 ou 30   ans, mais, sur son site Internet, Gösgen espère exister pendant 60   ans.

 "Ce qui détermine la poursuite d'exploitation, c'est l'inspection annuelle de nos experts et leur rapport, dit Anton Treier. Chaque année, ils listent les travaux de maintenance ou les améliorations à apporter." Les sites nucléaires suisses sont bien notés par l'Agence internationale de l'énergie atomique (AIEA) à Vienne.

 "Il y a un lien entre le vieillissement d'une centrale et la culture du risque", oppose le conseiller national Roger Nordmann (PS/VD). Plus une centrale vieillit, plus elle s'use rapidement. Les choix deviennent alors toujours plus cruciaux entre risquer la santé d'un collaborateur pour changer une pièce défaillante ou accepter des risques supplémentaires.

 Les antinucléaires dénoncent ainsi les fissures apparues depuis des années dans le confinement de la centrale de Mühleberg. Cela justifierait, selon eux, sa mise hors service. L'IFSN, dans son dernier rapport, note que la progression de ces microfissures a été stabilisée.

 "C'est un risque inacceptable, juge le physicien et conseiller national Christian van Singer (Verts/VD), car on a constaté des fissures sur d'autres éléments et, selon le rapport, c'est le rythme de leur progression qui a été ralenti, pas la poursuite du phénomène." Autre problème, selon lui, la conception dépassée des anciennes centrales du point de vue sécuritaire, comme l'absence de séparation physique de certains systèmes de secours.

 Le remplacement des centrales vieillissantes est l'un des arguments du lobby pro-nucléaire pour justifier les demandes des fournisseurs d'électricité Alpiq, Axpo et FMB de construire de nouvelles centrales respectivement à Gösgen, Beznau et Mühleberg. Le peuple pourrait être appelé à voter en 2013. Selon Roger Nordmann, si on investissait les sommes prévues dans l'efficacité énergétique et les énergies renouvelables, on n'aurait pas besoin de nouvelle centrale.

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NZZ 7.5.10

Nagra soll Tiefe des Tiefenlagers neu prüfen

Kommission für eine allfällige Modifizierung der Standortgebiete wegen Erosion

 Die Kommission für nukleare Sicherheit bemängelt die anvisierte Tiefe zur Endlagerung radioaktiver Abfälle. Eine Veränderung dieses Parameters hätte Auswirkungen auf die Ausdehnung der Standortgebiete.
 
Davide Scruzzi

 Die Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) hat am Donnerstag zum Gutachten des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) Stellung genommen, das seinerseits die Standortvorschläge der Nagra (eine Genossenschaft von AKW-Betreibern und dem Bund) bewertet hatte. Dieser bisherige Diskurs über Geologie und Technik stützt insgesamt das Vorgehen der Nagra zur Auswahl eines Standorts für die Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle. Doch mit dem Argument, dass die Begrenzung der Tiefe auf 900 Meter "weder notwendig noch zweckmässig" sei, leitet die KNS zu Überlegungen, welche die bisherige Definition der vorgeschlagenen Standortgebiete in Frage stellen. Die Kommission erwarte davon eine grössere Flexibilität im Hinblick auf die Standortwahl, so Beat Hollenstein vom KNS-Sekretariat. Hauptargument für dieses Streben in die Tiefe ist insbesondere die Tiefen-Erosion - wenn sich also in ferner Zukunft ein Fluss oder ein Gletscher gefährlich nah an die Endlager-Zone eingraben würde. Die KNS ortet "beträchtliche" Unsicherheiten bezüglich der Effekte dieser erdgeschichtlichen Vorgänge. Grössere Tiefen sind erreichbar, wenn man der Opalinuston-Schicht jeweils Richtung Süden folgt, ausserhalb der vorgeschlagenen Standortgebiete für hochaktive Abfälle.

 Laut der Nagra stösst man aber bei den Standortgebieten Nördlich Lägeren und Bözberg rasch auf geologische Störungszonen (Überschiebungen), die eine Realisierung verunmöglichten - laut KNS ist indes durchaus etwas Spielraum vorhanden. Südlich der Standortregion Zürcher Weinland kommt man hingegen mit keiner solchen Problemzone in Berührung. Doch Nagra-CEO Thomas Ernst wehrt sich dagegen, daraus eine Bevorzugung jener Standortregion abzuleiten, denn man gerate dort unter das Gebiet der Thur, wo just Fluss- und Gletscher-Erosionen am ehesten zu erwarten seien.

 Die Nagra will aber auch aus bautechnischen Gründen an der geplanten Tiefe zwischen 400 und 900 Metern für hochaktive Abfälle festhalten. Für tiefere Lager wäre die Entwicklung von speziellen Beton-Abstützungen, aus denen keine chemischen Reaktionen mit der Bentonit-Verfüllung resultieren würden, bedeutend schwieriger. Als Alternative dazu wären kleinere Stollen denkbar. Allerdings führe das zu bau- und betriebstechnischen Problemen, und die Bentonit-Barrieren würden verkleinert, was der Langzeitsicherheit abträglich sei. Schliesslich steige in tieferen Lagen auch die Temperatur auf ein unerwünschtes Niveau. Zweifellos werde aber bei den Sicherheitsanalysen in den nächsten Jahren das Thema Tiefen-Erosion weiter bearbeitet und die verschiedenen Regionen würden dabei verglichen, heisst es bei der Nagra.

 Die derzeit vorhandene Auswertung lasse jedenfalls keine Priorisierung einzelner Standortregionen zu, betont Thomas Ernst. Doch genau solche Ranglisten werden aus den bisherigen behördlichen Berichten leicht interpretiert. So freute sich die Nidwaldner Regierung am Donnerstagmorgen in einer Medienmitteilung, dass der Opalinuston von der KNS als bestes Wirtgestein betrachtet werde und so der Wellenberg als Standort wohl aus dem Verfahren für schwach- und mittelaktive Abfälle ausscheide. Aus dem Ensi-Bericht waren zudem auch für den Jurasüdfuss (schwach- bis mittelaktive Abfälle) negative Urteile zu entnehmen.

 Das Bundesamt für Energie bereitet nun eine Anhörung vor, die im Spätsommer gestartet werden soll. Kantone, Nachbarstaaten, Parteien und Organisationen sind dazu eingeladen. Der Bundesrat soll Mitte 2011 entscheiden, welche Gebiete im weiteren Auswahlverfahren verbleiben. In den kommenden Jahren erfolgt auch die systematische Abschätzung der sozioökonomischen Auswirkungen in den einzelnen Regionen. Nach einer Einengung der Auswahl erfolgt dann Ende dieses Jahrzehnts der politische Entscheid über den Lagerort - ob schwach- und mittelaktive sowie hochaktive Abfälle an einem Standort oder getrennt gelagert werden, ist noch unklar.

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Oltner Tagblatt 7.5.10

Vorbehältlich neuer Erkenntnisse ...

Atom-Endlager Kommission für nukleare Sicherheit folgt bei den Nagra-Vorschlägen der Ensi

 Die Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) schliesst sich der Zustimmung des Ensi zu den von der Nagra vorgeschlagenen Standortgebieten für Tiefenlager an. Sie hält aber fest, dass der Wissensstand bei einzelnen Standortgebieten noch beschränkt sei und dass nach Vorliegen neuer Erkenntnisse plötzlich alles anders aussehen könnte.

 Ueli Wild

 Die Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) bestätigt in ihrem gestern erschienenen Bericht im Grundsatz die Standortvorschläge der Nagra für geologische Tiefenlager in der Schweiz. Die Vorschläge umfassen die Gebiete Südranden, Zürcher Weinland, nördlich Lägeren, Bözberg, Jura-Südfuss und Wellenberg für die Lagerung schwach- und mittelaktiver Abfälle (SMA). Die Standorte Zürcher Weinland, nördlich Lägeren und Bözberg kommen aus Nagra-Sicht auch für ein Tiefenlager mit hochaktiven Nuklearabfällen (HAA) in Frage.

 In ihrem Bericht attestiert die KNS zudem dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi), in seinem sicherheitstechnischen Gutachten vom 26. Februar 2010 "das Vorgehen der Nagra detailliert nachvollzogen und die vorgeschlagenen Standortgebiete umfassend bewertet" zu haben. Die KNS schliesst sich denn auch der Zustimmung des Ensi zu den von der Nagra vorgeschlagenen Standortgebieten an.

 Vorbehaltlos stimmt die KNS der Beurteilung des Ensi zu, wonach der Opalinuston das am besten geeignete Wirtgestein ist und als einziges alle verschärften Anforderungen an ein HAA-Lager erfüllt. Für das SMA-Lager können nach Ansicht der KNS hingegen verschiedene weitere Wirtgesteine in Frage kommen. Gegenüber dem Opalinuston, heisst es im Bericht, wiesen jedoch alle Nachteile auf.

 Auf Ensi- statt Nagra-Linie

 Beim potenziellen SMA-Standort Jurasüdfuss fiel die Beurteilung durch das Ensi bei den Kriterien "Platzangebot untertags", "lagerbedingte Einflüsse" und "Nutzungskonflikte" weniger günstig aus als jene der Nagra. Das Ensi ist deshalb der Auffassung, dass die beiden von der Nagra ins Standortgebiet einbezogenen möglichen Standorte im Raum Winznau-Obergösgen-Däniken und Gretzenbach-Entfelden-Kölliken nur bedingt geeignet sind (vgl. Ausgabe vom letzten Samstag). Hier wie auch bei allen andern Standortgebieten schliesst sich die KNS nun der abweichenden, meist kritischeren Beurteilung des Ensi an.

 Nördlich des Faltenjuras ideal

 Wie Nagra und Ensi beurteilt die KNS das Zürcher Weinland als geeignetsten Standort für ein HAA-Lager. Alle drei Standorte nördlich des Faltenjuras, heisst es weiter im KNS-Bericht, lägen im Randbereich oder ausserhalb des alpinen Fernschubs und erfüllten somit eine wesentliche Voraussetzung für ein HAA-Lager.

 "Gemäss aktuellen Erkenntnissen", heisst es im KNS-Bericht weiter, "bestehen aber bei allen diesen Gebieten hinsichtlich Gefährdung der Langzeitsicherheit eines HAA-Lagers infolge Tiefenerosion Unsicherheiten." Auch aus dieser Sicht, so die KNS, sei "die Einschränkung der maximalen Tiefenlage für das HAA-Lager zu überprüfen".

 Teils beschränkter Wissensstand

 Die Frage, ob die provisorischen Sicherheitsanalysen mit dem unterschiedlichen, teils recht beschränkten Wissensstand zu den einzelnen Standorten möglich ist, hält die KNS einstweilen für nicht beantwortet. Die Kommission geht davon aus, dass für vergleichbare provisorische Sicherheitsanalysen zusätzliche erdwissenschaftliche Untersuchungen erforderlich sind.

 Dabei bestehe "die Gefahr, dass aufgrund neuer Erkenntnisse kaum oder keine Alternativen für Standorte mehr verbleiben". Gemäss Konzeptteil des Sachplans würden in solchen Fällen frühere Entscheide überprüft und gegebenenfalls revidiert, "und es kann auf zurückgestellte Standortgebiete oder Standorte zurückgegriffen werden".

 Die Empfehlungen der KNS

 Im Hinblick auf das weitere Vorgehen empfiehlt die KNS unter anderem, homogene dichte Wirtgesteine zu bevorzugen, den Wissensstand zu den vorgeschlagenen Standortgebieten frühzeitig zu ergänzen und die Lagerkonzepte im Hinblick auf die lagerbedingten Einflüsse zu überprüfen. Dies, nachdem schon das Ensi die vorgeschlagenen Standorte hinsichtlich des Kriteriums "lagerbedingte Einflüsse" durchwegs ungünstiger beurteilt hat als die Nagra. Punkto Erosion, schreibt die KNS, bestünden noch offene Fragen, weshalb die Option offen gehalten werden sollte, das HAA-Lager tiefer zu legen.

 Gasentwicklung und Korrosion

 Grosse Bedeutung misst die KNS, wie sie in ihrer gestern Donnerstag veröffentlichten Medienmitteilung schreibt, der durch Metallkorrosion und den Abbau organischer Stoffe verursachten Gasentwicklung zu. Die Gasentwicklung dürfe die Barrierenwirkung des Wirtgesteins nicht gefährden und sei deshalb zu vermeiden oder zumindest auf ein unbedenkliches Mass zu reduzieren.

 Behördengutachten komplett

 Mit der Stellungnahme der KNS liegt die letzte sicherheitstechnische Beurteilung der Behörden zu den Standortvorschlägen der Nagra vor. Das Bundesamt für Energie BFE bereitet nun alle Unterlagen für eine dreimonatige Anhörung vor, die im Spätsommer gestartet wird. Kantone, Nachbarstaaten, Parteien und Organisationen erhalten Gelegenheit, sich unter anderem zu den Nagra-Vorschlägen und den Behördengutachten zu äussern.

 Der Bundesrat wird voraussichtlich Mitte 2011 entscheiden, welche Standortgebiete in den Sachplan aufgenommen werden und damit im weiteren Auswahlverfahren verbleiben. Diese zweite Etappe des Verfahrens wird voraussichtlich von Mitte 2011 bis 2014/2015 dauern.

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Endlager "droht weiter"

 "Das Atom-Endlager im Niederamt droht weiter, unsere Region ist nicht aus dem Spiel." - Zu diesem Schluss kommt die SP Amtei Olten-Gösgen in einer Medienmitteilung, die sich auf die Stellungnahme der Eidgenössischen Kommission für nukleare Sicherheit bezieht (siehe Hauptartikel links). Die Kommission gebe mit ihrer Einschätzung die gleiche Erklärung ab wie vor ihr bereits das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi). Die SP Olten-Gösgen zeigt sich in ihrem Communiqué "mehr als erstaunt, dass eine <unabhängige> Behörde nach der anderen" zum gleichen Schluss komme - nämlich, dass alle Standortvorschläge im grünen Bereich lägen. Es sei deshalb offensichtlich keineswegs so, wie in der Region teilweise verkündet werde, dass der Standort Jurasüdfuss weg vom Fenster sei. Dies obwohl ein von den Gemeinden der Region beauftragter Experte habe aufzeigen können, dass die Kenntnisse für einen Standort hier nicht ausreichend vorhanden seien. Die SP Amtei Olten-Gösgen vermutet deshalb, "dass eben nicht nur sicherheitstechnische Aspekte eine Rolle spielen". Berücksichtige man die Belastungen des Standorts Niederamt - Gösgen 1, das oberirdische Nasslager, das geplante Gösgen 2 -, so sei das Fass allerdings schon längstens voll. Mit der Aussicht auf ein Atomendlager könne die Gegend als Wohn- und Erholungsregion einpacken. Die SP Amtei Olten-Gösgen zeigt sich deshalb weiterhin überzeugt, "dass aktiver politischer Widerstand unabdingbar ist." - In ihrer Stellungnahme sieht die Partei auch das Mitwirkungsverfahren der betroffenen Bevölkerung in Gefahr, denn "die Verfahren können nur noch für Insider nachvollzogen werden." (otr)

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Zürichsee-Zeitung 7.5.10

Uranabbau verseucht Wasser

 Boden, Luft und Wasser rund um die Uranminen im Niger sind stark radioaktiv belastet. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Greenpeace, die gestern in Genf vorgestellt wurde. Die Umweltorganisation fordert Minenbetreiberin Areva, ein französischer Nuklearkonzern, zum Handeln auf. Die Belastung des Bodens mit Radioaktivität in der Umgebung der Minen sei zum Teil 110 Mal höher als regional üblich. Zudem würden die spärlichen Wasservorräte durch den Abbau verschwendet und vergiftet. "In vier von fünf Wasserproben überstieg die Urankontamination die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO)", sagte Atomphysiker Bruno Chareyron vor den Medien. "Die Proben enthielten Uran, gelöstes Radon und Chemikalien", führte er aus. "Und dieses Wasser wird von der Bevölkerung und den Minenarbeitern getrunken!" (sda)

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greenpeace.ch 6.5.10

Uranabbau im Niger gefährdet die Bevölkerung

 6.05.2010  In der Umgebung der Uranerzminen im Niger ist die Bevölkerung erhöhter radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Messungen von Greenpeace in den Städten Arlit und Akokan zeigen, dass die Urankontamination in vier von fünf Wasserproben die Richtwerte der WHO übersteigt.

© Greenpeace / Philip Reynaers

Strahlendes Abraummaterial aus den Minen wurde verwendet, um Strassen auszubessern und Häuser zu bauen, Metallteile landen auf den lokalen Märkten und werden zu Gebrauchsgegenständen verarbeitet. "Die Radioaktivität fordert Opfer und verschlimmert die Armut, weil wir jeden Tag der Strahlung ausgesetzt sind. Wir sind umgeben von kontaminierter Luft, vergiftetem Wasser und vergifteten Böden", sagt Almoustapha Alhacen, Präsident der nigrischen NGO Aghir in'Man. Der französische Atomkonzern AREVA verdiene mit dem Uranerz des Landes hunderte von Millionen.

 Greenpeace im November 2009  in den Städten Arlit und Akokan, die ein paar Kilometer von den Uranminen weg liegen, die Radioaktivität im Boden, im Wasser und der Luft gemessen. In Zusammenarbeit mit der französischen Organisation CRIIRAD wurden die Proben analysiert. "Unsere Analysen zeigen, dass die Urankontamination in vier von fünf Wasserproben die Richtwerte der WHO übersteigt. Die Proben enthielten Uran, gelöstes Radon und Chemikalien. Dieses Wasser wird von der Bevölkerung und den Minenarbeitern getrunken", sagt Bruno Chareyron, Atomphysiker von CRIIRAD.

 Zum Kundenstamm von AREVA gehören auch vier der fünf Schweizer Atomkraftwerke. Bereits in den 90er Jahren wurde in der Schweiz afrikanisches Uran von AREVA eingesetzt. Wieviel Uran aus dem Niger heute und in Zukunft in den schweizerischen Reaktoren verbrannt wird, ist nicht bekannt. Anfragen haben die Betreiber unter Berufung auf das Geschäftsgeheimnis nicht beantwortet.

 "Der Niger-Bericht von Greenpeace zeigt, dass die Produktion von Atomstrom nicht sauber und umweltfreundlich ist wie die Atomindustrie behauptet", sagt Greenpeace-Atomspezialist Stefan Füglister. "Die Verstrahlung von Menschen beginnt bereits beim Abbau des Uranerzes."

Weitere Infos sowie Bild- und Video
http://www.greenpeace.ch/de/themen/atom/atommuell/atommuell-aus-dem-niger/

Uranstory: Was die Atomindustrie gerne verschweigt.
http://www.uranstory.ch/