MEDIENSPIEGEL 10.5.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (DS)
- Weather Underground: Ex-Aktivist Bill Ayers liest im Rössli
- FDP vs Stadttauben & Mader
- Big Brother Video auf der Monbijou-Brücke; Video-Nutzen BS
- Big Brother Sport: Keller-Sutter gegen Hooligans
- LU: Zick & Zwerg schauen "Allein machen sie dich ein"
- AG: Hausbesetzung für Kunst & Kultur
- Action autonome: Die Romandie und das "Collectif guerre sociale"
- Kantone für Zwangsausschaffungen
- Griechenland: Anarchie ist Kampf für das Leben, nicht für den Tod
- Anti-Atom: GP gegen AKWs

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REITSCHULE
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Mi 12.05.10
19.00 Uhr - SousLePont - Was der Bauer nicht kennt... Spezialitäten
21.00 Uhr - Rössli - Bill Ayers feat. Daniel Ryser und Goran: "Flüchtige Tage".
22.00 Uhr - Dachstock - DAAU - Die Anarchistische Abend Unterhaltung (Radical Duke/B)

Do 13.05.10
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter mit DJ Xylophee, DJ Dunch, DJ FRATZ, Isabelle, Mike, Nadja & DJ ELfERich
20.30 Uhr - Kino - A Road not Taken, Christina Hemauer, Roman Keller, CH 2010
21.00 Uhr - Rössli - Navel & Lombego surfers

Fr 14.05.10
19.30 Uhr - Frauenraum - "FLEURT" - Die Buchvernissage
21.00 Uhr - Kino - A Road not Taken, Christina Hemauer, Roman Keller, CH 2010
22.00 Uhr - Frauenraum - "FLEURT" - Die Party mit The Agentur. (Querbeet-Disko)
23.00 Uhr - Dachstock - Cool & Deadly: Moya (More Fire/BE) ls. Boss Hi-Fi(ZH) ls. Nick Widmer (Our Sound/ZH)

Sa 15.05.10
13.00 Uhr - Frauenraum - "FLEURT" - Die Ausstellung (bis 18.00 )
21.00 Uhr - Kino - Empire St. Pauli - von Perlenketten und Platzverweisen, Irene Bude und Olaf Sobczak, Mini-DV, 2009
22.00 Uhr - Dachstock - Wild Wild East: Besh O Drom (HUN) & Mad Manoush - The Gypsy R-Evolution (A/CH), DJ Rane

So 16.05.10
13.00 Uhr - Frauenraum - "FLEURT" - Die Ausstellung (bis 18.00 )
20.00 Uhr - Rössli - Unbunny (USA). - Konkret

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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kulturstattbern.derbund.ch 10.5.10

Von Manuel Gnos am Montag, den 10. Mai 2010, um 07:00 Uhr

Kulturbeutel 19/10

Herr Gnos empfiehlt:
Eine Band aus Belgien mit dem gänzlich irreleitenden Namen Die anarchistische Abendunterhaltung, kurz DAAU, denkt man dabei doch an wild dreschende Punks. Die vier Herren aus Antwerpen tun aber das Gegenteil: sie musizieren elegisch, ausufernd, subtil, schwärmerisch. Das tönt nach Post-Rock, ist es aber nicht. Mit Klarinette, Akkordeon und Streichern ist die Sache der Kammermusik näher als dem Pop. Jedenfalls abolut betörend. Diesen Mittwoch im Dachstock der Reitschule Bern. Dann kann ich auch noch das Genfer Trio Take Me Home empfehlen. Für mich eine der aktuell interessantesten Indie-Bands der Schweiz. Am Samstag im Sous-Soul in der unteren Altstadt.

(...)

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WEATHER UNDERGROUND
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roessli.be

Mittwoch, 12.05.2010  21:00

Bill Ayers
Untergrundliteratur

Bill Ayers feat. Daniel Ryser und Goran
Flüchtige Tage
Multimediale Lesung

Sympathisiert Obama mit einem "Terroristen"? Das zumindest unterstellte Sarah Palin im Wahlkampf 2008 dem jetzigen US-Präsidenten. Ihr Vorwurf: Obama hat Kontakt zu Bill Ayers, ehemals Aktivist der "Weathermenn" ...

In seiner im Ventil Verlag / Quiet Books erschienen Autobiographie erzählt "Flüchtige Tage" Bill Ayers von der Zeit des Kriegs in Vietnam, vom Kampf der Schwarzen gegen Rassendiskriminierung und von dem eigenen Versuch, eine neue politische Praxis zu begründen. Er schildert sehr persönlich seine ersten Gehversuche in der US-Bürgerrechtsbewegung und sein Abtauchen in den Untergrund, von dem aus die "Weathermen" mit spektakulären aber unblutigen Bombenattentaten die Gesellschaft wachrütteln wollte. Bill Ayers, der heute Pädagogik in Chicago lehrt, verzichtet hierbei auf jegliche Nostalgie und gibt dem "anderen" Amerika eine neue Stimme.

Begleitet wird Ayers von Daniel Ryser (Übersetzung, Einführung) und Goran, der für Bilder, Musik und Geräusche sorgt.

Ein wilder und schmerzhafter Ritt durch die grausamen Jahre der späten Sechziger. Ein sehr gutes Buch über eine erschreckende Zeit in Amerika.
Hunter S. Thompson

http://ventil-verlag.de
http://www.quiet.ch

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http://de.wikipedia.org/wiki/Weathermen
http://en.wikipedia.org/wiki/Weather_Underground_(organization)
http://en.wikipedia.org/wiki/Bill_ayers

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STADTTAUBEN
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Bund 10.5.10

"Stadttaube" attackiert Leistpräsidenten

 Streit zwischen der Stadt Bern und dem Quartierleist Bümpliz eskaliert in Attacke durch eine "Stadttaube".

 Am Donnerstag soll ein Mann von einem Mitglied der alternativen Wohngruppe "Stadttauben" zusammengeschlagen worden sein. Der Vorfall ereignete sich in Bern-Brünnen, wohin die "Stadttauben" Mitte März zogen, nachdem sie den Centralweg in der Lorraine verlassen hatten müssen. Der Mann sei dabei gewesen, das "illegale Tun" der "Stadttauben" zu fotografieren. Danach sei er attackiert und auch von einem Hund gebissen worden. Das geht aus einer Mitteilung der FDP Stadt Bern hervor.

 Beim Opfer handelt es sich allerdings um keinen Unbekannten, sondern um Martin Reist. Er ist Präsident des Nordquartierleists Bümpliz und hat sich gegen die "Stadttauben" gewehrt, sobald sie sich in Bümpliz niedergelassen hatten. "Der Täter hatte meines Wissens keine Ahnung, wer ich war", schreibt Reist in einem Mail an den Berner Gemeinderat. Es sei ein Zufall, dass er angegriffen worden sei. Nach eigenen Aussagen musste sich Reist nach dem Vorfall medizinisch versorgen lassen. Er erstattete Anzeige bei der Polizei. Diese bestätigte auf Anfrage den Vorfall. Weitere Informationen konnte Polizeisprecher Stefan von Below nicht machen, die Abklärungen seien aber im Gang.

 Mader in der Kritik

 Im Konflikt zwischen der Stadt Bern und dem Nordquartierleist Bümpliz, der mit dem Umzug der Stadtnomaden erneut ausgebrochen ist, soll die ehemalige Regierungsstatthalterin Regula Mader vermitteln und eine Lösung für mobile alternative Wohnformen finden. Sie begab sich nach dem Vorfall vor Ort, um mit den "Stadttauben" zu sprechen. Ihr gegenüber gab der angebliche Täter an, Reist habe fotografiert, wie er einen Wagen eines anderen Mitglieds der "Stadttauben" auf den Platz zog. Er habe von Reist verlangt, das Foto zu löschen, und dann versucht, ihm die Kamera wegzunehmen. Dabei sei er gegen einen Zaun gestolpert und habe um Hilfe gerufen. Bauarbeiter eilten zu Hilfe, und die Polizei wurde beigezogen.

 In diesem Zusammenhang kritisiert die FDP Stadt Bern Mader als unglaubwürdig. Sie sei als Vermittlerin nicht mehr tragbar, weil sie in einer Aktennotiz an den Gemeinderat klar Stellung für die "Stadttauben" beziehe, schreibt Fraktionschef Philippe Müller. (ba)

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BZ 10.5.10

Stadttauben

 Mediatorin schaltet sich ein

 Die frühere Regierungsstatthalterin Regula Mader hat die "Stadttauben" auf dem besetzten Gelände in Bümpliz besucht. Dies, um sich nach der Rauferei zwischen einem Besetzer und dem Leistpräsidenten ein Bild zu machen.

 Der Leistpräsident des Bümplizer Nordquartiers erhebt schwere Vorwürfe: Ein Mitglied der alternativen Wohngruppe Stadttauben habe ihn verprügelt, sagt Martin Reist (Ausgabe vom Samstag). Reist wohnt neben dem besetzten Gelände an der Winterholzstrasse, auf das die "Stadttauben" Anfang März gezogen sind. Wie es genau zu der Rauferei zwischen der "Stadttaube" und Reist gekommen ist, ist unklar. Reist hat seine Sicht der Dinge geschildert, die "Stadttauben" haben bis jetzt nicht auf eine entsprechende Anfrage dieser Zeitung reagiert.

 Am Wochenende haben sich nun auch nicht direkt Betroffene in den Disput eingeschaltet: FDP-Fraktionschef Philippe Müller kritisierte in einer Medienmitteilung den Stadtberner Gemeinderat, welcher die "Stadttauben" und ihr illegales Tun beschütze. "Der Gemeinderat muss endlich seiner Kernaufgabe nachkommen und das Gesetz durchsetzen", schreibt Müller. Er stört sich auch an der vom Gemeinderat eingesetzten Mediatorin, der früheren Regierungsstatthalterin Regula Mader. Als SP-Mitglied sei Mader sowieso auf der Seite des rot-grünen Gemeinderats und damit als Vermittlerin nicht geeignet, findet Müller.

 Wie aus einem dieser Zeitung vorliegenden Brief hervorgeht, war Mader vor Ort, um sich nach dem Zwischenfall ein Bild zu machen. In einem Mail an den Gemeinderat schildert sie ihre Eindrücke. Auch für sie scheint allerdings nicht klar zu sein, wie der Streit zwischen "Stadttauben" und Nachbar Reist abgelaufen ist. Regula Mader war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
 mm

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20 Minuten 10.5.10

FDP: Stadttauben und Mader sollen weg

 BERN. Die alternative Gruppe Stadttauben soll endgültig wegfliegen: Dies fordert die SVP nach einer "Stadttauben-Attacke". Zudem kritisiert sie die Vermittlerin Regula Mader scharf.

 "Es reicht! Mader ist nicht mehr tragbar", so Philippe Müller, Fraktionschef der FDP Stadt Bern. Grund ist eine angebliche Attacke der Stadttauben auf Martin Reist, Präsident Nordquartierleist Bümpliz, vom Donnerstag. Reist habe auf dem Stadttauben-Areal einen Wohnwagen fotografieren wollen und sei dabei ohne Vorwarnung von einem Mitglied und dessen Hunden angegriffen und leicht verletzt worden.

 Regula Mader, Ex-Regierungsstatthalterin und vom Gemeinderat als Vermittlerin zwischen der Stadt und den Stadttauben engagiert, schaltete sich daraufhin ein. Mader hat mit dem Täter gesprochen und entlastet ihn von den Vorwürfen. Es habe noch nie einer der Hunde einen Menschen gebissen. Mader war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

 Für die FDP ist das Vorgehen Maders unverschämt und unprofessionell. "Als Juristin sollte sie doch neutral sein", so Müller, "sie hat aber nicht einmal mit dem Opfer gesprochen." Dieses Vorgehen sei wieder mal typisch Bern: "Illegales wird einfach gewährt. Und dann werden die Stadttauben auch noch übermütig."

 Für Müller ist klar: "Sie müssen weg und Mader darf keine solchen Mandate mehr erhalten."

Nora Camenisch

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BIG BROTHER VIDEO
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Langenthaler Tagblatt 10.5.10

Langenthaler Tagblatt Bern

Nicht alle Augen schauen auch wirklich zu

Neue Videokameras auf der Berner Monbijoubrücke filmen nicht, sondern leiten und kontrollieren lediglich den Verkehr

Samuel Thomi

 Als die Videoüberwachung des öffentlichen Raumes im Kanton noch verboten war, wurde Big Brother oft als Heilmittel für alle möglichen Probleme herangezogen. Seit bald einem Jahr haben bernische Gemeinden nun aber die Möglichkeit, bei der Kantonspolizei Gesuche zur Überwachung öffentlicher Gebäude oder ausgewählter Orte zur Kriminalprävention einzureichen. Laut Kapo-Sprecher Franz Märki wurden bisher noch keine Kameras bewilligt. Verschiedene Gesuche seien allerdings in Bearbeitung. Ansonsten müssten die Standorte auch bereits auf der PolizeiHomepage publiziert werden.

 Videoüberwachung ist auch in der Stadt Bern ein immer wieder heiss diskutiertes Thema. Nach Jahren des Widerstands sprach sich der Stadtrat erst kürzlich dafür aus, Videoüberwachung nun grundsätzlich doch in Betracht zu ziehen. Entsprechend hat Sicherheitsdirektor Reto Nause den Auftrag, ein Reglement auszuarbeiten. Die Chancen stehen gut: Inzwischen wehrt sich sogar die städtische SP - innerhalb der kantonalen Genossen in dieser Frage sonst das Widerstandsnest - in einer Mitteilung nicht mehr a priori gegen Kameras.

 Fragt sich allerdings, was das Tamtam in der Bundesstadt soll, lugen einem seit kurzem auf der Monbijoubrücke doch zwei Kameras zu. Oder: Wie ists möglich, dass Kameras montiert sind, die Polizei aber nichts weiss?

 In solchen Themen liefert meist eine Rückfrage beim städtischen Datenschützer die Antwort. Und siehe, Mario Flückiger weiss sofort, um was es geht: "Bereits vor einigen Wochen wurde ich von einem aufmerksamen Bürger auf die Kameras im Bereich Monbijoubrücke aufmerksam gemacht", lautet seine Antwort. "Darauf habe ich persönlich einen Augenschein genommen." Flückigers beruhigende Antwort: Alles befinde sich im grünen Bereich, nach Rücksprache mit dem städtischen Tiefbauamt gehe er davon aus, "dass die Kameras nicht zur Identifikation von Personen oder Fahrzeugen angebracht sind". Soll es sich dabei doch um eine Installation zur Kontrolle und Steuerung des Verkehrsflusses handeln.

 Beim Tiefbauamt bestätigt Mediensprecher Dieter Arnold, die so genannten "TrafiCams" dienten demselben Zweck wie die in den Strassenbelag eingelassenen Induktionsschlaufen: "Die Kameras auf der Monbijoubrücke sind die ersten dieser Art in Bern." In der Westschweiz dagegen seien bereits über 400 Anlagen im Einsatz; in der Deutschschweiz sei diese Technologie bisher aber noch weniger verbreitet. Zwar sind die Kameras etwas weniger zuverlässig als Bodenschlaufen, auf der Berner Monbijoubrücke setze das städtische Tiefbauamt jedoch aus einem anderen, praktischen Grund auf die Kameras: Würden die Schlaufen in den Asphalt gefräst, bestehe die Gefahr, dass der Belagsaufbau der Brücke beschädigt werde. Das könne mit der Videotechnologie verhindert werden.

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Sonntag 9.5.10

Neue Studie beunruhigt Basler Behörden gar nicht

 Studien zeigen: Gewalt wird trotz Videoüberwachung verübt. Die Basler Verwaltung zweifelt dennoch nicht am geplanten Grossprojekt in der Innenstadt

Von Daniel Ballmer

 Immer mehr Stadtzentren, Banken, Bahnhöfe, Parkhäuser und öffentliche Verkehrsmittel werden videoüberwacht. Laut aktuellen Studien ist der Nutzen aber beschränkt.

 Sie haben mit unfassbarer Brutalität zugeschlagen. Ihr Opfer ist für immer gezeichnet. Der Übergriff von Zürcher Schülern auf einen Geschäftsmann in München hat die Öffentlichkeit erschüttert. Bei ihrer Tat sind die Jugendlichen von Überwachungskameras gefilmt worden. Davon abgehalten hat sie das nicht. Offensichtlich keine Ausnahme: Laut internationalen Studien lassen sich Körperverletzungen und Raub - Delikte, welche die Bevölkerung besonders beunruhigen - mit Kameras nicht verhindern.

 Littering, Vandalismus oder Diebstahl dagegen liessen sich durch Überwachungskameras tatsächlich einschränken. Dies führte der Studienverantwortliche Manfred Bornewasser kürzlich in Zürich aus. Die Prävention funktioniere aber nur, wenn die Kameras intensiv betreut werden, und die Polizei bei jedem einzelnen Vorkommnis sofort ausrückt. Eine Kamera könne aber nur Delikte von Tätern verhindern, die rational ansprechbar sind. Täter also, die begreifen, dass sich ein Diebstahl nicht lohnt, wenn man gefilmt wird. Affektive Taten dagegen werden trotz Überwachung verübt.

 "Die Studien sind uns bekannt", zeigt sich Klaus Mannhart vom Basler Sicherheitsdepartement gelassen. "Es lassen sich wie bei jedem Thema allerdings auch Studien finden, die das Gegenteil aussagen." Im vergangenen Sommer war bekannt geworden, dass die Basler Regierung plant, in der Innerstadt bis zu 70 Überwachungskameras zu installieren (die bz berichtete). Allerdings hatte Justiz- und Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass von Beginn weg betont, dass es nicht Ziel sei, "die Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr zu überwachen".

 Die Kameras vom Bahnhof SBB bis zum Messeplatz sollen nur bei Grossanlässen angeschaltet werden dürfen. Oder aber wenn es an einem Ort Seriendelikte gibt, zum Beispiel Schlägereien oder Einbruchsserien. Gass: "Die totale Überwachung, das wollen wir nicht." Die Kameras könnten ansonsten nur im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens auf Anordnung der Staatsanwaltschaft in Betrieb genommen werden. Über die Einschaltungen werde dann ein lückenloses Protokoll geführt, das jederzeit vom Datenschutz einzusehen sein wird.

 Die Regierung hat die nötigen Gelder von 680000 Franken gesprochen. Auch der Grosse Rat hat die Investition abgesegnet. Derzeit werde ein detaillierter Bericht an das Kantonsparlament erarbeitet, der möglichst noch vor den Sommerferien im Rat behandelt werden soll. Auf technischer und datenschützerischer Ebene laufe nun das "Feintuning", sagt Mannhart. "Die Umsetzung soll noch im laufenden Jahr erfolgen."

 Kritische Stimmen waren aber auch in Basel zu hören: So ist SP-Grossrätin Tanja Soland zwar nicht grundsätzlich gegen Videoüberwachung. Die Juristin warnt aber vor zu hohen Erwartungen und verweist auf Erfahrungen aus Olten, wo die Überwachung eines Drogenstrichs nur zur Verlagerung des Problems geführt habe. Auch in London, das eine flächendeckende Videoüberwachung einführte, wurde keine Reduzierung von Verbrechen verzeichnet. "Die Kameras verlieren mit der Zeit ihre präventive Wirkung."

 Davon ist auch Studienverantwortlicher Bornewasser überzeugt. Doch auch wenn sich Gewalttäter durch die präventive Massnahme nicht aufhalten lassen - einen repressiven Nutzen haben die Aufzeichnungen dennoch. So konnten im Fall München die Schläger auch dank der Aufnahmen überführt werden. Dies ist laut Strafrechtsprofessor Christian Schwarzenegger einer der Gründe dafür, weshalb die Videoüberwachung vom überwiegenden Teil der Bevölkerung akzeptiert wird. "Man will, dass die Täter geschnappt werden", so Schwarzenegger.

 Klaus Mannhart ist denn auch davon überzeugt, dass die 680000 Franken in Basel kein rausgeworfenes Geld sind: "Die Kameras werden primär als Führungsinstrument eingesetzt", betont er wiederholt. "Es war ohnehin nie die Absicht, eine Überwachungsanlage à la ‹Big Brother› zu installieren."

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 Hier sollen Kameras hin

 Insgesamt 20 Standorte

 Plätze: Centralbahnplatz, Heuwaage, Umgebung Waaghof, Aeschenplatz, Bankverein, Theaterplatz, Barfüsserplatz, Lyss, Münsterplatz, Marktplatz, Schifflände, Claraplatz, Messeplatz, ums Stadion St. Jakob-Park.

 Strassenzüge: Steinen-Vorstadt, Freie Strasse, Spiegelgasse, Mittlere Brücke

 Innenräume: Bahnhof-Passerelle, Schalterhalle Bahnhof SBB. (bz)

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BIG BROTHER SPORT
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Schweizer Illustrierte 10.5.10

Gerade her aus

 Text  SASCHA BUCHBINDER  Fotos FABIENNE BÜHLER

 Die FDP laviert? Nicht so KARIN KELLER-SUTTER. Die St. Galler Sicherheitsdirektorin bekennt Farbe: bei Fussballkrawallen, Burka-Verbot und gegen Hooligans in Nadelstreifen.

 Diese Woche mit Fussball-Finalissima wird teuer: Über eine Million Franken werden die Polizeieinsätze die Steuerzahler kosten. Karin Keller-Sutter will das nicht hinnehmen. Sie geht konsequent gegen Krawallmacher vor. Für militante Fans ist die FDP-Frau die meistgehasste Politikerin. Für ihre Partei hingegen ist die geradlinige St. Gallerin ein Glücksfall. Falls Bundesrat Hans-Rudolf Merz zurücktritt, ist sie die heisseste Favoritin für die Nachfolge.

 Frau Keller, eigentlich wollten wir Sie zum Match YB - St. Gallen einladen. Warum haben Sie abgelehnt?

 Das war mir leider nicht möglich.

 Der FC St. Gallen interessiert Sie nicht?

 Natürlich bin ich ein Fan unserer Mannschaft! Ich gehe gerne an Spiele. Die Stimmung im Stadion gefällt mir. Ich bin auch ein Fan des FC Wil - ein kämpferischer "Underdog"!

 Sie wollten nicht mit Presse ins Stadion, weil Sie von Chaoten bedroht werden?

 Stimmt. Es gibt massive Drohungen und auch Pöbeleien. Dem will ich nicht zusätzlichen Raum geben.

 Eigentlich sind wir stolz, dass sich in der Schweiz Politiker frei bewegen können. Aber gegen Sie wird im Internet zu Mord und Gewalt aufgerufen.

 Das ist leider so. Aber der Protest zeigt auch, dass unsere Massnahmen die richtigen Leute treffen.

 Muss man diese Drohungen wirklich ernst nehmen?

 Wenn man betrachtet, wie sich die Szene der sogenannten Ultras in den letzten drei, vier Jahren entwickelt hat, dann sind die Drohungen sehr ernst zu nehmen. Die Polizei schätzt, dass es etwa 1500 gewaltbereite Personen gibt. Im harten Kern sind etwa 200 bis 300 Leute, die teils lange Listen von Vorstrafen wegen Drohung, Landfriedensbruch und Körperverletzung haben.

 Aber ist das neu? Schon lange verabreden sich Hooligans zu Schlägereien.

 Typischerweise bekämpfen sich Hooligans gegenseitig. Das gibt es tatsächlich schon lange. Aber wir reden nicht von Hooligans, sondern von Ultras, und die gehen auf alle los: die Polizei, Vereinsfunktionäre, Behörden … Die wirken richtig zersetzend.

 Was treibt diese Leute an?

 Frühere Jugendbewegungen hatten ein Ziel, eine Agenda. Aber wenn man sieht, wie diese Ultras aus den Zügen aussteigen, geschlossen zum Stadion marschieren und dann gleich Zäune niederreissen und Polizisten angreifen, Leute niederschlagen, Beamten brennende Zigaretten unter den Helm schieben - dahinter steht totale Leere.

 Die Ultras sagen, sie kämpfen gegen den Kommerz im Sport. Es stimmt doch, dass in den Stadien Cüpli und Scampi das Bier und die Bratwurst verdrängen …

 … und dass die Ultras davon als Erste profitieren. Weil die Professionalisierung auch mediale Aufmerksamkeit bedeutet, und genau das suchen die Ultras. Warum gehen die nicht zu Spielen der 1. Liga? Weil da keine Fernsehkameras sind. Wenn es ihnen um den ursprünglichen, nicht kommerziellen Sport ginge, dann könnten sie 1.-Liga-Spiele besuchen, die kleinen Mannschaften anfeuern statt der grossen Klubs. Diesen Leuten geht es gar nicht um die Klubs, es geht ihnen um sich selbst, um die eigene Gruppe.

 Braucht die Gesellschaft nicht einen Ort, wo man auch Wut rauslassen kann?

 Gegen Rufen und Pfeifen hat niemand etwas einzuwenden oder besser noch: wenn man mitgeht mit dem Spiel! Aber nur weil man bei der Arbeit unter Druck steht, kann man sich doch nicht auf Kosten anderer ausleben und fremdes Eigentum zerstören.

 Mit der steigenden Gewalt geht eine sinkende Toleranz gegenüber anderen einher - und die Einstellung, dass der Staat überall eingreifen und alles regeln muss. Schaukelt sich das gegenseitig hoch?

 Es gibt tatsächlich die Tendenz zum Wegschauen. Wenn jemand im Bus die Füsse aufs Polster legt, dann ist man nicht mehr in der Lage, ihn zurechtzuweisen. Die Leute verlernen, Regeln selbst durchzusetzen, und delegieren alles an den Staat. Zugleich wird man unheimlich intolerant und ruft schon nach der Polizei, wenn der Rauch vom Grill des Nachbarn rüberzieht. Aber Straftaten müssen verfolgt werden. Ein Fussballfan, der jemanden verprügelt, gehört bestraft. Da hat der Staat einen klaren Auftrag.

 Und am Ende der Entwicklung stehen Stadien wie Hochsicherheitstrakte: ohne Fahnen, ohne Bier, dafür mit Arrestzellen und Schnellrichtern im Keller?

 Tatsächlich brauchen wir mehr Zivilcourage, eine Selbstregulierung. Das kommt auch: In St. Gallen wurden unanständige Fahnen vom Klub verboten, und das Publikum pfeift inzwischen, wenn Ultras unflätig werden.

 Wir stehen am Scheideweg?

 Ja und ausdrücklich nicht nur im Fussball: Die ganze Gesellschaft steht am Scheideweg. Wir müssen uns überlegen, ob wir bereit sind, wieder Regeln und Werte einzufordern. Selbst einzufordern - und nicht immer nur nach dem Staat und nach einem neuen Gesetz zu rufen!

 Der Gemeinsinn ist bedroht?

 Die Gesellschaft steht nicht am Abgrund. Wir haben weniger soziale Spannungen als andere Länder, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist intakt, wir haben kleinräumige Strukturen und ein lebendiges Vereinswesen. Die Chancen stehen gut, dass wir wieder Werte einfordern können.

 Die Boni-Mentalität untergräbt aber genau diese Werte.

 Ich sage schon seit Jahren: Das ist zutiefst antiliberal. Liberal heisst nicht: alle Freiheiten nur für mich und möglichst viel Geld in die eigene Tasche! Liberal heisst, auf die Vernunft der Menschen vertrauen und für eine möglichst freie Gesellschaft eintreten. Dazu gehört auch die Eigenverantwortung. Die wenigen, die die Freiheit überbeanspruchen, gefährden die Tragfähigkeit der Gesellschaft.

 Die FDP gerät zwischen Hammer und Amboss: Eine Grossbank zu begrenzen, ist nicht liberal, aber eine Gratis-Staatsgarantie ebenso wenig.

 Die grösste Gefahr im Moment ist, dass zu viele Vorschläge gemacht werden, dass wir uns verzetteln. Ich glaube beispielsweise nicht, dass es möglich ist, die Grösse einer Bank zu begrenzen. Vielmehr muss ein geordnetes Konkursverfahren ermöglicht werden. Zentral ist zudem, die Eigenmittelvorschriften zu verschärfen. Dann stehen auch automatisch weniger Mittel für Boni zur Verfügung. Da macht strenge Regulierung Sinn. Das wäre sogar ein Standortvorteil für die Schweiz, denn damit werden die Risiken für Staat und Gesellschaft und damit für den Steuerzahler begrenzt.

 In der Diskussion über ein Burka-Verbot fehlt bisher Ihre Stimme. Ist die St. Galler Sicherheitsdirektorin für ein Verbot?

 Ein neues Gesetz ist überflüssig. Die meisten Kantone kennen ein Vermummungsverbot, damit lässt sich auch gegen eine Burka vorgehen. Es gibt kein religiöses Gebot einer Burka, die Vermummung ist ein Instrument zur Unterdrückung der Frau.

 Ist das Problem überhaupt real?

 Mir ist nicht bekannt, dass wir nennenswert Probleme mit verschleierten Frauen hätten. Die Diskussion ist Ausdruck einer Malaise, nicht die Folge eines realen Problems. Was mich daran ärgert: Das Thema wird uns aufgezwungen von ein paar radikalen Konvertiten, von Schweizern, die damit den muslimischen Ausländern schaden. Einmal mehr sind es ein paar wenige, die die freie Gesellschaft ad absurdum führen.

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SQUAT LU
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Indymedia 10.5.10

Di 11. Mai 2010 Strassenkino Luzern

AutorIn : Zick & Zwerg        

Zick & Zwerg zeigen den zweiten Film aus der Reihe "ALLEIN MACHEN SIE DICH EIN"über die Zürcher Häuserbewegung von 1979 bis 94.
Treffpunkt: Pünktlich 20.00 Triumpfbogen beim BH Luzern.    

Flyer: http://ch.indymedia.org/images/2010/05/75665.jpg

Zick & Zwerg suchen zur Zeit eine neue Bleibe in Luzern. Seit sie das von ihnen belebte Geissmättli verlassen haben, müssen sie ihre Weideplätze auf der Strasse finden. Jeden Dienstag suchen sie sich nun einen geeigneten Ort, um gemeinsam ein Kino zu betreiben. Programmschwerpunkt ist "ALLEIN MACHEN SIE DICH EIN" eine filmische Dokumentation in 8 Teilen, über die Zürcher Häuserbewegung von 1979 - 94.

Bevorzugte Kinoschauplätze sind die gähnenden Baubrachen, zerstörter lebendiger Freiräume. Die im Film dokumentierte Zeit ist vergangen, die erwähnten Freiräume verschwunden oder umgezogen.
Doch keine Angst - Wir sind Hier und machen uns breit! - Und...

...laden alle ein, dabei zu sein!!!

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SQUAT AG
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Sonntag 9.5.10

Jugendliche besetzen ein Haus

 Besetzer wollen, dass die kantonale Liegenschaft in Aarau für kulturelle Zwecke genutzt wird

 "Besetzt", steht auf einer Stofffahne, die am Haus an der Buchserstrasse 60/62 in Aarau hängt. Seit Freitagabend haust eine Gruppe Jugendlicher aus der linken Szene in der leerstehenden Liegenschaft. "Wir wollen, dass das Haus genutzt wird, solange es unbewohnt ist. Es wäre ein idealer Ort für Kunst oder kulturelle Veranstaltungen. So etwas fehlt in Aarau", sagt einer der Hausbesitzer: "Bis das Ziel erreicht ist, wollen wir bleiben." Sie seien aber friedlich und würden keine Sachen beschädigen: "Zudem lassen wir nicht jeden in das Gebäude."

 Ein Grund für die Hausbesetzung ist der gestrige Aktionstag "Wirken Sie mit!", an dem die Stadt Aarau den Dialog mit der Bevölkerung suchte, um so über die Nutzung von öffentlichen Räumen zu diskutieren und informieren. In einem Brief an den Stadtrat schrieben die Hausbesetzer: "Es freut uns, dass wir jetzt offiziell mitwirken können. Da wir es wirklich ernst meinen, haben wir Eigeninitiative gezeigt und die leerstehende städtische Liegenschaft besetzt. Das Anwesen an der Buchserstrasse soll ein neuer Freiraum für uns sowie alle anderen sein, welche ein anderes Leben anstreben. Wir fordern den Stadtrat auf, uns diese Liegenschaft zur Verfügung zu stellen."

 Die Stadt wird aber nicht viel ausrichten können, da die Liegenschaft dem Kanton gehört. Der derzeitige Mieter ist das Kantonsspital Aarau. "Wir haben uns eben geirrt. Aber unsere Forderungen bleiben gleich. Wir hoffen jetzt, dass kantonale Liegenschaftsverwalter mit uns den Dialog suchen", sagen die jungen Hausbesetzer. Ziel sei, dass wir ein Zwischennutzungsvertrag aushandeln können: "Wir würden auch für Strom und Wasser aufkommen."

 Ob der Kanton auf die Forderungen der Jugendlichen eingeht, ist derzeit unklar. Gestern erhielten sie jedenfalls von der Polizei Besuch. "Sie verhielten sich unkooperativ und wollten nicht mit uns reden", sagt Rudolf Woodtli, Mediensprecher der Kantonspolizei Aarau. Jetzt warte die Polizei auf konkrete Anweisungen der Besitzer: "Sie müssen entscheiden, ob das Haus geräumt werden soll oder die Besetzer bleiben können. Zudem müsste der Kanton allenfalls Strafanzeige einreichen." (som)

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ACTION AUTONOME
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Le Temps 10.5.10

Les "autonomes" romands défient l'autorité
 
Le portrait des troupes encagoulées montre une constellation incontrôlable qui cherche cependant à se coordonner. Il révèle également, en filigrane, les attitudes contradictoires de la gauche à son égard

Marco Danesi

 Comme un îlot au milieu de la ville, des banques, des vitrines barricadées sur la place Saint-François à Lausanne, libérée des voitures, une centaine de personnes, répondant à l'appel du "Collectif guerre sociale", accusaient jeudi dernier "une Suisse qui tue". Le rassemblement condamnait la police, "coupable" du décès de Skander Vogt dans le pénitencier de Bochuz, de celui de Umüt, le jeune Français abattu à bord d'une voiture volée, sans oublier la mort de Sébastien à l'aéroport de Zurich alors qu'il devait être renvoyé au Nigeria. Une vitrine brisée a ensuite sonné le glas de la manifestation qui s'est épuisée sous la pression des policiers.

 Le "Collectif guerre sociale" renvoie à la mouvance des "autonomes", déjà protagonistes du 1er   Mai où après un cortège "festif et radical", ils ont commis des déprédations, puis occupé le siège du PS vaudois. Car le recours à la "guérilla urbaine", à la confrontation physique avec l'autorité marque clairement l'action de ces groupes. "Autonome" et "casseur" finissent même par devenir synonymes au regard du monde extérieur. Les "autonomes" refusent bien sûr d'être traités en délinquants. L'"action directe", au cœur de la lutte sans médiation ni bénédiction qu'ils mènent, légitime la violence quand c'est nécessaire. Juste réponse à la répression étatique et policière, clament-ils.

 Comme toute mouvance au profil fluctuant et au périmètre indéchiffrable, elle n'a rien d'une organisation structurée, hiérarchisée. Elle écarte tout leadership. Le collectif y règne en souverain. L'action directe, l'insoumission et l'autonomie en sont les valeurs indépassables. Du coup, cela ressemble à une nébuleuse, au mieux à une constellation volatile. Qui, aux yeux distraits et éloignés de l'opinion publique, risque de se confondre avec d'autres mouvements aux pratiques et aux objectifs distincts: squats, espaces autogérés, altermondialistes, black blocs, street-parades, notamment. En réalité, les "autonomes" lausannois, voire romands, sont allergiques à tout rapprochement avec des entités existantes.

 Un activiste distribuant des tracts sur la place revendiquait cet éclatement. "Qu'importe qui fait quoi, ce qui compte c'est d'être là". Pas de signature, pas d'adresse. L'anonymat est une posture. Jusqu'au port de la cagoule et de vêtements noirs. Doublé d'une prolifération sans pareille d'étiquettes, fruits aussi de divorces et dissensions. Mais qui servent à brouiller les pistes et à déjouer la surveillance policière.

 Par conséquent, il est difficile de dresser le portrait en chair et en os des "camarades". On peut à peine l'esquisser, à gros traits. Plutôt jeunes, entre 18 et 25 ans, voire mineurs, selon les interpellations de la police de Lausanne, mais pas exclusivement. Il y aurait des noyaux politisés, vivant avec cohérence leur condition, suggèrent des observateurs. Cesla Amarelle, présidente du PS vaudois, penche plutôt pour "des étudiants petits-bourgeois radicalisés". Des sympathisants, aux origines bigarrées, graviteraient à proximités de ces noyaux. Des "opportunistes", note la police lausannoise, en quête de sensations fortes viendraient grossir leurs rangs lors des manifestations. Sans parler d'une frange de "marginaux" ou de "marginalisés" prêts également à se joindre à la troupe. La consommation d'alcool et de drogues accompagne leurs forfaits.

 Or, depuis 2007, Action Autonome (AA) - basée dans le canton de Vaud, à Genève et en Valais - cherche à coordonner ce métabolisme désordonné. AA tisse d'ailleurs un réseau qui dépasse la Suisse romande et s'étend à des mouvements alémaniques - à l'image des "Antifa" actifs dans plusieurs cantons outre-Sarine - voire à la France.

 Bruyants, cassants, déclamatoires dans la rue, les "autonomes" se font plus discrets, méfiants quand on cherche à les connaître. C'est qu'ils honnissent les "journalistes bourgeois". Dans l'immédiat, malgré quelques échanges via e-mail, AA a décidé ne pas répondre à nos questions. Impossible de dégager une position commune dans la dispersion des groupes qui s'y réfèrent, se justifient-ils.

 Il faut se rabattre sur leur site internet. Comme d'autres "alternatifs", AA exploite la toile à merveille. Sur le Web, on découvre un discours radical, révolutionnaire, farci d'anarchie et de marxisme. Ces irréductibles - avec des mots qui crachent, pourfendent, persiflent - évoquent un autre monde qu'ils veulent ici et maintenant, vidé du capitalisme, de l'oppression d'Etat, de l'esclavage du salariat. La démocratie ne peut être que directe. Le fédéralisme passe la rampe, mais pétri d'autogestion. Quant à la Suisse, elle est l'instrument de l'économie mondiale, accusent les autonomes. Il faut donc provoquer son "arrêt cardiaque".

 La gauche romande en prend pour son grade. Socialistes, syndicats et l'extrême gauche aussi sont taxés de "réformistes" par AA. C'est l'insulte suprême. Il faut dire que la gauche entretient un rapport schizophrénique à l'égard de ces "autonomes" de dernière génération qu'elle ne maîtrise pas.

 Les uns, intransigeants, leur reprochent l'intolérance, le côté sectaire, le refus du dialogue, une rage instinctive incontrôlable. C'est qu'ils craignent l'amalgame. Ils dénoncent une conscience politique sommaire. Ils déplorent la stérilité des "échauffourées", gage en revanche de visibilité. En gros, le spectacle de la lutte prime sur son efficacité. Exemple parlant, Action Autonome a transmis aux médias récits et photos de l'occupation du siège des socialistes vaudois le 1er   Mai.

 D'autres évitent de les criminaliser, de les condamner. Pragmatiques, ils attendent le jour où ces "autonomes" viendront renforcer le camp des "résistants" non violents au système.

 Pour l'heure, "c'est (encore) la guerre" - théâtrale, parfois réelle quoique en miniature -, comme le répétaient et le promettaient les haut-parleurs sur la place Saint-François.

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AUSSCHAFFUNG
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NZZ 10.5.10

Kantone für Zwangsausschaffungen

 (sda) ⋅ Die Kantone drängen den Bund dazu, die seit Mitte März gestoppten Zwangsausschaffungen mit Sonderflügen wieder aufzunehmen. Der Druck sei "sehr gross", sagte Justizministerin Widmer-Schlumpf. Es herrschten Platzprobleme, erklärte sie in einem Interview in der "Südostschweiz". Die Sonderflüge waren nach dem Tod eines Nigerianers bei einer Zwangsausschaffung gestoppt worden. Im Kanton Waadt wurden nun sieben Personen aus der Ausschaffungshaft entlassen, weil es zurzeit unmöglich sei, die Leute zurückzuschicken.

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GRIECHENLAND
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linksunten.indymedia.org 10.5.10

Anarchie ist Kampf für das Leben, nicht für den Tod

Verfasst von: Anarchists from Greece (Benutzerkonto: PS). Translated by: PS (Benutzerkonto: PS). Verfasst am: 09.05.2010 - 14:55. Geschehen am: Mittwoch, 05. Mai 2010.

Während der Ereignisse in Folge des Mordes an Alexandros Grigoropoulos im Dezember 2008 antwortete die anarchistisch-antiautoritäre Bewegung auf den faschistoiden Ruf der Massenmedien nach Rückkehr zu "Sicherheit, Ruhe und Ordnung" mit dem entwaffnenden Slogan: "Ihr redet von Schaufensterscheiben, wir sprechen von Menschenleben".

 Welche gefährliche Scheinheiligkeit lässt manche nun über fehlende Feuerlöscher im Bankgebäude sprechen, anstatt von den Leben, die ausgelöscht wurden? Welche orwelleske Realitätsverdrehung lässt sie von dieser Tragödie sprechen, als hätte es sich um eine Kurzschlusshandlung gehandelt?
 Verstehen wir nicht, dass uns diese Doppelmoral auf eine Stufe mit den NATO-Mördern stellt, die von "Kollateralschäden" sprechen?
 Verstehen wir nicht, dass auch der zugegeben offensichtliche Zynismus und die kriminelle Handlung eines Großkapitalisten, der seine Angestellten dazu zwang, im Bankgebäude zu bleiben, niemanden von der Schuld an dem Tod freispricht?
 Verstehen wir nicht, dass wir eins werden mit der Bestie, die wir bekämpfen, sobald wir ihre Methoden übernehmen?

 Wenn Anarchisten um etwas kämpfen, wenn es es etwas gibt, für dass es sich zu kämpfen lohnt, dann sind dies Leben, Freiheit und Würde. Für eine Welt, in der der Tod über keine Macht mehr verfügt…

 Während der Demo am 6. Mai im Zentrum von Thessaloniki, zu der die Gewerkschaft der Krankenhausangestellten sowie Basisgewerkschaften ausgerufen hatten, skandierten viele Teilnehmer, überwiegend Anarchist_innen und Antiautoritäre aus dem hintersten Block: "Das war Mord, daran haben wir keinen Zweifel. Der Staat und Vgenopoulos (der Bankier  d.Übers.) ermorden Arbeiter". Sicher mag diese Erklärung für viele beruhigend sein. Aber verstehen sie wirklich, was sie da sagen und dessen Konsequenzen?

 Wir wissen nicht genau, was am Nachmittag des 5.5.2010 in der Marfin-Bank passierte. Was wir wissen ist, dass in dem Moment, als uns die Nachrichten von dem tragischen Vorfall erreichten, niemand um uns herum kategorisch ausschließen konnte, dass die von der Massenmedien verbreitete Version tatsächlich wahr ist. Und das ist ebenso tragisch.
 Denn wenn es unser Handeln nicht erkennbar verunmöglicht, dass eine solche Tat von Menschen aus unserem eigenen politischen Spektrum ausgeht, ist der Weg für solche Tragödien bereits vorgezeichnet (sei es aus mörderischer Verantwortungslosigkeit, aus blinder Wut oder Vorsatz).

 In generalisierten Aufständen kommt es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen - wie etwa in Los Angeles oder Argentinien. Niemand kam aber auf die Idee, diese Toten einer organisierten politischen Strömung anzulasten.
 Die Tatsache, dass die drei getöteten Angestellten der Marfin-Bank der anarchistischen Bewegung angelastet werden, zieht eine enorme Verantwortung nach sich. Wer kann die Toleranz gegenüber elitär-avantgardistischem Denken oder die Missachtung von Menschenleben ignorieren?

Gleich ob Ihr darauf hinweist, wie viele Banken erfahrene Anarchisten in all den Jahren angezündet haben ohne jemanden dabei in Gefahr gebracht zu haben. Oder ob Ihr auf Vgenopoulos' Schuld besteht, da er seine Mitarbeiter zur Arbeit in einem Bankgebäude zwang, das nicht einmal Brandschutz hatte usw.

Ihr könnt die Verantwortung nicht abschütteln.

 Und wenn es nur einige wenige Menschen sind, die sich als Anarchist_innen verstehen und in ihrer Verantwortungslosigkeit so weit gehen, Gebäude anzuzünden, in denen sich noch Menschen aufhalten, dann wurde sich diese Verantwortungslosigkeit doch in gewisser Weise kultiviert.
 Wenn Ihr nun, schlimmer noch, der Weg für die folgenreichste Aktion von Agent Provocateurs im Nachkriegs-Griechenland bereitet habt, werden die langfristigen Konsequenzen sogar noch den Tod der drei Menschen übertreffen.

 Die Antwort darauf ist nicht, dass der "Feind skrupellos ist". Wir wissen sehr wohl von der Piazza Fontana in Mailand (zum Hintergrund: http://en.wikipedia.org/wiki/Piazza_Fontana_bombing) und der Scala in Barcelona (zum Hintergrund, d. Übers.: http://vabaltona.blogsport.de/2010/01/14/der-fall-scala-1978-2/).
 Die Antwort ist eine erstarkende, vereinte Opposition, die sich in alle sozialen Bereiche und über das ganze Land ausbreitet - mit Durchhaltevermögen und durch harte Arbeit, mit Freundschaft, Respekt und Solidarität. Die Antwort ist der Kampf für das Leben, nicht für den Tod.


Am 8. May 2010 unterzeichnet von den folgenden Kollektiven:
    •     Panopticon publications/journal (Εκδόσεις-περιοδικό Πανοπτικόν)
    •     The Foreigners' Publications (Εκδόσεις των Ξένων)
    •     Stasei Ekpiptontes Publications (Εκδόσεις Στάσει Εκπίπτοντες)
    •     Exarcheia Publications (Εκδόσεις Εξάρχεια)
    •     Black Peper of the Evian Gulf (Μαύρο Πιπέρι του Ευβοϊκού)
    •     Nixtegersia Magazine (Περιοδικό Νυχτεγερσία)

Übersetzt aus der englischen, vom eZine Occupied London veröffentlichten Fassung.
http://www.occupiedlondon.org/blog/2010/05/08/284-anarchy-is-struggle-for-life-not-death/

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ANTI-ATOM
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Tagesanzeiger 10.5.10

Grüne Partei will keine neuen Atomkraftwerke

 Die Grünen verabschiedeten das Aktionsprogramm "Grüner Strom - Kein Atom".

 Dem dreiköpfigen Präsidium unter der Führung von Ueli Leuenberger sprachen die 130 Delegierten einstimmig ihr Vertrauen aus. Zusammen mit dem Genfer Nationalrat sollen die Berner Nationalrätin Franziska Teuscher und Aline Trede als Vizepräsidentinnen die Partei ins Wahljahr 2011 führen.

 "Die Schweizer Grünen müssen weiterhin ökologisch konsequent, wirtschaftlich nachhaltig, sozial engagiert und global solidarisch politisieren", forderte Parteipräsident Leuenberger. Auch müsse sich die Partei weder nach rechts noch nach links bewegen, sondern in die Tiefe. "Unter dem breiten grünen Dach hat es genügend Platz, um inhaltliche Debatten zu führen", sicherte er den Delegierten zu. Der Berner Nationalrat Alec von Graffenried hatte Leuenberger mangelnde Offenheit für neue Ideen vorgeworfen.

 Nur erneuerbare Energie

 Einigkeit herrschte bei den Grünen beim Kerngeschäft. Sie fordern in einem Aktionsprogramm eine Abkehr vom Atomstrom. Laut ihren Vorstellungen soll sich die Schweiz zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgen. Die Delegierten verabschiedeten einstimmig ein entsprechendes Aktionsprogramm. "Die Grünen müssen die Atomdebatte wieder neu lancieren", forderte Vizepräsidentin Franziska Teuscher. "Der Bau neuer Atomkraftwerke ist kein Konzept für die Zukunft. Es ist ein überholtes Konzept aus der Vergangenheit", sagte sie. In den Pumpspeicherseen der Schweiz könne Sonnen- und Windenergie statt Atomstrom gespeichert werden, sagte Nationalrat Bastien Girod (ZH). Die Grünen unterstützen die Beschwerde gegen die Bewilligung für den unbefristeten Weiterbetrieb des AKW Mühleberg. In den Kantonsparlamenten wollen sie Motionen gegen öffentliche Beteiligungen an neuen AKW einreichen.

 Die Grüne Partei will sich zudem gegen jegliche Atommülllager in der Schweiz wehren, solange die Sicherheit solcher Anlagen und die Rückholbarkeit des Atommülls nicht gewährleistet und das Lagervolumen nicht bekannt seien. (SDA)