MEDIENSPIEGEL 4.6.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- RaBe-Info 4.6.10
- 40 Jahre Schwarzenbach-Initiative: Erlebnisse
- Nazirock: Geldstrafen für Todesdrohungen
- Big Brother Sport: 10 Fr pro Ticket für Polizeieinsätze
- Bibliothek des Widerstands
- Palästina-Soli: Demos in BS + ZH
- Knast: Info-Flugi
- Anti-Atom: Zonenpoker; Richtplan Gösgen II; 30 Jahre Gorleben-Widerstand

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REITSCHULE
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Fr 04.06.10
20.30 Uhr - Tojo - "Run very far to come very close to say very little" Choreographie: Manuela Imperatori.
21.00 Uhr- Vorplatz - SFS, Heads, Parzival, MC Dask (Shiva Records) - Style:Rap und Hip Hop

Sa 05.06.10
17.00 Uhr - GrossesTor - Führung durch die Reitschule (öffentlich, ohne Anmeldung)
Sa 05.06.10
20.30 Uhr - Tojo - "Run very far to come very close to say very little" Choreographie: Manuela Imperatori.
22.00 Uhr - Dachstock - Brass & Hip Hop Explosion: Youngblood Brass Band (Layered/USA) - Style: Brass, Funk, Hip-Hop

So 06.06.10
09.00 Uhr - Grosse Halle - Flohmarkt
13.30 Uhr - Kino - Kinderfilme am Flohmi-Sonntag: Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen, Steve Box/Nick Park, GB 2005

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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RABE-INFO
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Fr. 4. Juni 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_4._Juni_2010.mp3
- Bad Bonn in finanziellen Nöten- der Kult Club kämpft ums Überleben
   http://www.badbonn.ch
   Petition: http://www.uploadarea.de/files/z85fhynbyolji8z3se84up9r8.pdf
- Kick for your future- 999 Fussballschuhe für Liberia
- "der Tourist zerstört das was er sucht in dem er es findet"

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40 JAHRE SCHWARZENBACH
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Basler Zeitung 4.6.10

Sie sahen sich an den Pranger gestellt

Wie Italiener in Basel die Schwarzenbach-Überfremdungskampagne erlebt haben

Willi Herzig

 Hunderttausende Italiener bangten vor der Abstimmung von 1970 um ihren Job und befürchteten ihre Ausschaffung.

 Carlo Alberto di Bisceglia (68) und Armando Bee (69) haben die Überfremdungskampagne in Basel hautnah erlebt. Die beiden Italiener lebten damals erst seit wenigen Jahren in der Schweiz. Der aus der Provinz Veneto stammende Bee, gelernter Elektriker, kam 1960 als Saisonnier nach Basel, erhielt 1961 eine Aufenthaltsbewilligung und heiratete 1964 eine Schweizerin. "Meine Frau wurde von Freunden und Bekannten eindringlich vor einer Heirat gewarnt. Italienern könne man nicht trauen, sie würden die Familie eines Tages im Stich lassen. All die Klischees, die man heute noch Migranten anhängt, wurden aufgelistet."

Verunsichert

Di Bisceglias Frau aus dem Berner Oberland machte ähnliche Erfahrungen. Er war in Mailand aufgewachsen und kam 1967 nach Basel, nachdem er in Hannover gearbeitet und Deutsch gelernt hatte. 1970 begann er, 28-jährig, mit einem Stipendium ein Jurastudium, das er später mit der Promotion abschloss. Gross sei in jenem Abstimmungsjahr die Verunsicherung unter den zugewanderten Italienern gewesen, erzählen die beiden. "Alle stellten sich die bange Frage: Wen wird es bei einem Ja treffen?" Die Befürworter der Initiative hätten oft verletzend gegen "die Italiener" polemisiert. "Wir wurden an den Pranger gestellt, mussten als Sündenböcke herhalten."

 Überwiegend "technisch" sei der Diskurs in der Schweizer Öffentlichkeit und in den Medien geführt worden. Dominiert hätten Zahlen, Statistiken und Begriffe wie Arbeitskraft, Ausländerbestand, Ausländerproblem, Überfremdung. Erst in den Wochen vor der Abstimmung seien auch die Menschen thematisiert worden und die ihnen drohende Entwurzelung. Sein Arbeitgeber habe angekündigt, bei einem Ja müsse er zehn Prozent der ausländischen Angestellten entlassen, erinnert sich Bee. Er und di Bisceglia machten sich allerdings weniger Sorgen als viele ihrer Landsleute: "Da wir mit Schweizerinnen verheiratet waren, hatten wir gute Karten."

Umdenken

Die Abstimmung habe unter den Migranten zu einem Umdenken geführt. Stand lange die Perspektive einer Rückkehr nach Italien im Vordergrund, so wurde es jetzt die Integration im Gastland. Di Bisceglia: "Wir mussten etwas tun gegen die antiitalienischen Vorurteile und wollten den Beweis erbringen, dass wir uns anpassen können." Jedoch habe man sich auch vorgenommen, nicht mehr alles, selbst Missstände, einfach zu erdulden; bis dahin habe man nach der Devise "nur nicht auffallen" gelebt.

 Bee arbeitete später als Sekretär der Gewerkschaft Unia und war Präsident der Colonia Libera Italiana di Basilea (CLI). Di Bisceglia, der als Amtsvormund tätig war, präsidiert in Basel die "Schweizerische Gesellschaft zur Pflege der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Italien". Zum 40. Jahrestag der Abstimmung organisieren unter anderem diese Vereine eine Tagung. "Es soll eine Art Standortbestimmung sein", sagt di Bisceglia. "Wir stellen die Frage, was wir seit der Abstimmung erreicht haben und was uns zu tun bleibt. Es geht auch darum, wie wir Migranten helfen können, die sich heute in einer ähnlichen Situation befinden wie wir vor 40 Jahren."

 40 Jahre Schwarzenbach-Initiative: Was geschah und was sich seither verändert hat. Samstag, 5. Juni, 10-17.30 Uhr, Aula der Universität Basel.

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NAZIROCK
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NLZ 4.6.10

Todesdrohung

 Geldstrafen für eine Musikband

 cb. Die Neonaziband Amok hat in einem Lied einen Luzerner Journalisten mit dem Tod bedroht. Zudem verstossen Songtexte gegen die Rassismus-Strafnorm. Das Amtsstatthalteramt Luzern hat die vier Bandmitglieder im Alter zwischen 22 und 29 Jahren nun mit unbedingten, einkommensabhängigen Geldstrafen in der Höhe zwischen 1200 und 10 800 Franken verurteilt. Die Urteile sind laut einer Mitteilung der Strafuntersuchungsbehörden rechtskräftig.

 "Mildes Urteil"

 Die Todesdrohungen im Lied richteten sich gegen den Journalisten Hans Stutz. Er erachtet das Urteil als milde. "Allein die Rassismus-Strafnorm sieht Strafen bis zu drei Jahren vor, jetzt wurden die Bandmitglieder zu Geldstrafen verurteilt, die einem Strafmass von vier Monaten entsprechen. Angesichts des Umstands, dass sie weitere Delikte begangen haben und vorbestraft sind, erachte ich das Strafmass als tief", sagt Stutz. Wäre ein Strafmass über sechs Monate verhängt worden, hätte sich die Luzerner Justiz mit einem gerichtlichen Verfahren beschäftigen müssen. Hans Stutz hat schon mehrfach Drohungen erhalten, per Liedtext war es allerdings das erste Mal. Von seiner Arbeit im Kampf gegen den Rechtsextremismus lässt er sich aber deswegen nicht abbringen. "Drohungen hindern mich nicht an meiner Arbeit."

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20 Minuten 4.6.10

Neonazi-Band drohte mit dem Tod: Urteil zu mild?

 LUZERN. Die Neonazi-Band Amok hat den Luzerner Politiker Hans Stutz in einem Lied mit dem Tod bedroht. Nun wurden die vier jungen Musiker zu unbedingten Geldstrafen verurteilt - für ihr Opfer ist das Urteil zu milde.

 "Hans Stutz, hast du es gecheckt? Du musst dich nicht wundern, wenn einst ein Messer in deinem Rücken steckt": Mit diesem Refrain bedrohte die Neonazi-Band Amok vor drei Jahren den Luzerner Journalisten und Grossstadtrat Hans Stutz (Grüne). Ende 2007 reichte Stutz Strafanzeige ein. Wegen der Todesdrohung und weil mehrere Texte gegen das Antirassismusgesetz verstossen, hat das Amtsstatthalteramt Luzern die vier Bandmitglieder (zwischen 22 und 29 Jahre alt) aus den Kantonen Zürich und Aargau jetzt zu unbedingten Geldstrafen von 120 bis 125 Tagessätzen bestraft. Sie müssen je nach Einkommen insgesamt zwischen 1200 und 10 800 Franken bezahlen.

 Das Urteil stösst beim involvierten Politiker auf Kritik: "Die Strafbefehle sind am untersten Limit des noch Vertretbaren", sagte Hans Stutz gestern auf Anfrage. Anderer Ansicht ist Band-Anwalt Valentin Landmann. Die Geldstrafen seien relativ hoch, aber nicht unangemessen. "Die Höhe der Strafen ist für die jungen Männer aber schmerzhaft, weil sie nicht vermögend sind", so Landmann. Die Bandmitglieder seien einsichtig und würden die Geldstrafen akzeptieren, weil ein "paar grobe Schnitzer" passiert seien.  

Daniela Gigor

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Aargauer Zeitung 4.6.10

29-jähriger Neonazi verurteilt

 Suhrentaler muss Geldstrafe bezahlen

 Die Mitglieder der Neonazi-Band Amok sind im Kanton Luzern zu unbedingten Geldstrafen verurteilt worden. Zum Quartett gehört auch ein 29-jähriger Suhrentaler, der Bassist der Gruppe. Mit dem rechtskräftigen Urteil des Amtsstatthalteramts Luzern müssen die Bandmitglieder wegen Drohung, öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen und Rassendiskriminierung einkommensabhängige Strafen zwischen 1200 und 10800 Franken bezahlen. Zudem haben Sänger, Gitarrist, Bassist und Schlagzeuger die Verfahrenskosten zu tragen. Zwei Mitglieder wurden ausserdem der Widerhandlungen gegen das Waffengesetz schuldig gesprochen.

 Journalisten mit Tod bedroht

 Hintergrund des verhängten Verdikts: Die einschlägig vorbestraften Bandmitglieder aus den Kantonen Zürich, Schwyz und Aargau hatten 2007 ein Lied veröffentlicht, in dem sie den Luzerner Politiker und Journalisten Hans Stutz mit dem Tod bedrohten. Auf dem gleichen Musikträger fanden sich weiter mehrere Stücke, die gegen die Anti-Rassismus-Strafnorm verstossen haben. Der bedrohte Journalist war es schliesslich, der Ende 2007 mit einer Strafanzeige intensive Ermittlungen auslöste. Im Herbst 2008 wurden die vier jungen Musiker schliesslich enttarnt. (SPI)

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BIG BROTHER SPORT
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Basellandschaftliche Zeitung 4.6.10

Die Basler Finanzkommission ist zufrieden

 Sicherheitskosten der Polizei bei Spielen des FCB müssen überprüft werden

Esther Jundt

 Die Basler Staatsrechnung weist trotz Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrisen schwarze Zahlen auf (bz vom 12. März). Jammern wäre angesichts eines Überschusses von 101 Millionen Franken und einem grossen Schuldenabbau fehl am Platz, findet die Finanzkommission des Grossen Rates. "Basel hatte keine Rezession", sagte Kommissionspräsident Baschi Dürr bei der Präsentation des Berichts.

 Kein Kaderwildwuchs

 Die Kommission kritisiert weder den um fünf Prozent gestiegenen Personalaufwand noch die Zunahme der Kaderstellen. Beides sei mit der Integration der Sozialhilfe zu erklären, sagte Dürr. "Die Finanzkommission kann die verschiedentlich geäusserte These nicht bestätigen, wonach das Kader des Kantons unkontrolliert wächst", heisst es im Bericht. Mit 12,7 Prozent Kaderquote liege der Kanton im Bereich der Grossunternehmen der Privatwirtschaft.

 Etwas eingehender befasste sich die Kommission mit den Kosten der Spiele des FC Basel. Pro Besucher muss der Club 1.20 Franken für die Aufwendungen der Polizei abgeben. Zudem verrechnet sie die effektiven Drittkosten, die aus dem Zuzug von Personal aus anderen Kantonen resultieren. Laut Kommissionsbericht müssten die Besucher 10 Franken bezahlen, um die Kosten der Polizei effektiv zu decken. Derzeit liegt der Kostendeckungsgrad bei 13 Prozent. Die Finanzkommission erachtet diese Situation als unbefriedigend. Sollten sich die steigenden Kosten nicht durch eine andere Einsatztaktik reduzieren lassen, müsse der Kostenverteilschlüssel überdacht werden, schreibt die Kommission. Es sei an der Politik zu entscheiden, in welcher Höhe sich der FCB als kommerzieller Veranstalter an den Sicherheitskosten seiner Spiele beteiligen und was die Allgemeinheit tragen soll.

 Was die Finanzkommission nicht schreibt, ist die Tatsache, dass die Polizei bei jedem Spiel den eigenen Aufwand bestimmt. Es kommt deshalb vor, dass ein riesiges Polizeiaufgebot bei Nullrisiko-Spielen viele Matchbesucher ärgert und Zweifel an der Polizeitaktik aufkommen lässt. Sie lehnen deshalb eine höhere Beteiligung an den Polizeikosten ab.

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 Kosten im Asylwesen plausibel

 Die Fiko ist der Meinung, dass das Budget der Kantonspolizei nicht dauerhaft durch Sonderaufwände strapaziert werden könne. Vor einer Budgeterhöhung für die Polizei müsste das Justiz- und Polizeidepartement detailliert aufzeigen, weshalb dies nötig sei, sagte Dürr.

 Unter die Lupe nahm die Kommission auch das Asylwesen. Dieses verursache dem Kanton einen Nettoaufwand von 7 bis 9 Millionen Franken. Die Departemente konnten jedoch der Kommission alle Ausgaben plausibel machen.

 Untersucht wurde auch die Belegung der Allmend durch Baustellen. Vor allem Strassen werden mit Materialien und Maschinen belegt. Derzeit können im Kanton rund vier Prozent der Allmend nicht so genutzt werden, wie dies ursprünglich vorgesehen war, weil sie eine Baustelle sind. Mit einem neuen Geschäftsmodell für den Unterhalt der Anlagen soll dieser Wert gesenkt werden. (ju)

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BIBLIOTHEK DES WIDERSTANDS
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Newsnetz 4.6.10

Geschichtslektionen eines ehemaligen RAF-Mitglieds

ah

 Karl-Heinz Dellwo veröffentlicht die DVD-Reihe "Bibliothek des Widerstands" mit 100 Dokumentarfilmen über weltweite Protestbewegungen - auch zwei Werke aus der Schweiz sind dabei.

 Stockholm im April 1975: Sechs Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) besetzen die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland. Einer davon ist Karl-Heinz Dellwo. Das "Kommando Holger Meins" will Andreas Baader, Ulrike Meinhof und andere Mitglieder aus der Haft freipressen.

 Zwei Gefangene werden erschossen. Nachdem die Terroristen versehentlich einen Sprengsatz zünden, eskaliert die Situation und die Polizei stürmt das Gebäude. Karl-Heinz Dellwo wurde für seine Beteiligung zu zweimal lebenslänglich verurteilt und sass mehr als 20 Jahre in Haft.

 Der Gewalt hat Dellwo nach seiner RAF-Zeit öffentlich abgeschworen, seinen linken Idealen ist er treu geblieben. Im Gespräch mit "3Sat" sagt er: "Ich würde immer den Satz zitieren: "Die Revolte ist gerechtfertigt. Ich würde aber sofort die Einschränkung machen und sagen: Sie ist gerechtfertigt. Aber nicht alles, was in ihr passiert, ist richtig."

 Und so geht für den 58-Jährigen der Kampf mit der "Bibliothek des Widerstands" weiter - ohne Waffen, aber mit einer gigantischen Dokumentationsreihe über den "Kampf des linken Widerstands". Die Serie des Laika Verlag, die einmal 100 DVDs umfassen soll, zeigt Filme der Protestbewegungen seit den 1960er Jahren. Für sein Werk hat Dellwo auf der ganzen Welt nach Material des internationalen linken Widerstands gesucht. Die Aufnahmen waren teilweise nur noch in Fragmenten vorhanden und mussten aufwändig restauriert werden. Die Welt sei ungerecht, das sei ein Tatbestand, sagt Dellwo zur Motivation der Filmreihe. Wer nur schon die Nachrichten verfolge und sich mit Fragen von Arm und Reich beschäftige, sehe das. Dagegen müsse man ankämpfen.

 Schweizer Filme "Krawall"...

 Jeden Monat erscheint eine neue Folge, die neben der DVD auch ein Begleitbuch enthält. Den Anfang machte eine Dokumentation über den Besuch des Schahs von Persien in Deutschland am 2. Juni 1967. Bei den Ausschreitungen stirbt Benno Ohnesorg. Dieses Ereignis hat zur Radikalisierung der Studentenbewegungen geführt. In der 100-teiligen Reihe spannt Dellwo den Bogen bis zu den Strassenkämpfen in Athen 2008.

 Zuletzt ist die Schweizer Politdokumentation "Krawall" aus dem Jahr 1970 erschienen. Jürg Hassler zeigt darin, wie Ende 1968 junge Menschen in der Schweiz beginnen sich zu verweigern, zu organisieren und zusammenzuschliessen. Autor Jürg Hassler gehörte selber zu diesen Jugendlichen, die sich aufbäumten.

 "...und "Züri brännt"

 Als zweite Schweizer Produktion wird in der Reihe auch "Züri brännt" aus dem Jahr 1981 erscheinen. Aktivisten des 1977 gegründeten Videoladens filmten im Sommer 1980 unter anderem die Proteste vor dem Zürcher Opernhaus, mit denen Jugendliche gegen einen Millionenkredit von 62 Millionen Franken an die Hochkultur protestierten.

 Der "Opernhauskrawall" war nur eine von zahlreichen Demonstrationen, Besetzungen und weiteren Aktionen, mit welchen die Jugendlichen gegen "die Behäbigkeit und den verstaubten Mief des konservativen Bürgertums in der Zwinglistadt" aufbegehrten. Beharrlich forderten sie Raum und Geld für ihre Anliegen. "Züri brännt" wurde an den Solothurner Filmfesttagen und anausländischen Filmfestivals gezeigt. Der schwarz-weisse Streifen wurde 2005 restauriert.

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PALÄSTINA-SOLI
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Basler Zeitung 4.6.10

Demonstration angekündigt

 Bisher ohne Bewilligung

Für Palästinenser.

Die Gruppe Revolutionärer Aufbau Basel hat für morgen Samstag zu einer "Spontandemo" aufgerufen. Die Aktion soll auf dem Claraplatz stattfinden. Geplant ist ab 13 Uhr eine Solidaritätskundgebung für das palästinensische Volk. Die Veranstaltung soll einen Protest gegen die Erstürmung des Schiffes mit Gaza-Aktivisten durch die israelische Armee darstellen, heisst es in einer Medienmitteilung von gestern.

 Die Kantonspolizei Basel-Stadt kennt den Aufruf, hat aber bislang keine Bewilligung erteilt. Mediensprecher Klaus Mannhart: "Noch ist von den Veranstaltern kein Gesuch eingegangen."

 Nach den Saubannerzügen in der Innenstadt meinen die Kleinbasler Gewerbetreibenden zwar, eine solche Demonstration zur Haupteinkaufszeit am Samstagnachmittag könnte heikel sein. Dennoch halten sie es für besser, die Veranstaltung zu bewilligen. Peter Winiker, Präsident der Interessengemeinschaft Kleinbasel: "Es ist besser, die Veranstalter oder einige Teilnehmer nicht zu provozieren." Die Behörden sollen alles tun, um Ausschreitungen zu verhindern. Von der Polizei verlangt er, die Lage unter Kontrolle zu halten.

 Am 1. Mai und am 21. Mai kam es zu massiver Gewalt in der Innenstadt mit in der Folge über einer halben Million Franken Sachschaden (BaZ berichtete). Autonome sollen dafür verantwortlich sein.  hws

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5.6.2010, Basel: Demo gegen den israelischen Überfall ::

AutorIn : Revolutionärer Aufbau Basel         

Spontandemo gegen den Überfall der Israelischen Armee auf die internationale Freiheits-Flotte am

Samstag 5. Juni, 13 Uhr, Claraplatz, Basel.     
    
Am Montag den 31. Mai griff ein Elitekommando der Israelischen Armee einen Hilfskonvoi von Schiffen an, die mit humanitären Gütern nach Gaza unterwegs waren um die dortige Militärblockade zu umgehen. Diese Blockade des israelischen Staates verschärft die prekäre humanitäre Lage noch, die durch den Krieg Israels in Gaza 2009 bedingt ist. So sind viele Häuser noch immer zerbombt und Invalide erhalten keine ausreichende medizinische Versorgung, weshalb die Schiffe unter anderem Fertighäuser und Rollstühle geladen hatten. An Bord der Schiffe waren auch Hunderte Aktivisten aus verschiedensten Länder. Die Israelische Armee erschoss bei ihrem Überfall auf die Schiffe mindestens neun Zivilisten, 50 weitere Personen wurden teils schwer verwundet.

Damit hat der israelische Staat gezeigt, dass sie den Krieg nicht nur gegen die PalästinenserInnen führen, sondern auch gegen die internationale Solidaritätsbewegung für Palästina. Die Krokodilstränen, die die US-Regierung, Merkel usw. diese Tage in die Kameras heulen, können uns dabei nicht täuschen: sie alle gehören zu den ganz grossen Verdienern und Auftraggebern von Israels Krieg. Wirkliche Solidarität für das palästinensische Volk kann nur von unten kommen.

Lassen wir diese Solidarität praktisch werden. Wir treffen uns am Samstag, dem 05.06.2010 um 13:00 auf dem Claraplatz in Basel um unsere Solidarität mit Palästina und der Besatzung der Freiheits-Flotte zum Ausdruck zu bringen.

Schluss mit dem Krieg gegen Palästina und seine Solidaritätsbewegung!

Schluss mit der Blockade von Gaza!

Free Palestine!

Hoch die internationale Solidarität!

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Indymedia 3.6.10

Spontandemo gegen den Überfall der Israelischen Armee! ::

AutorIn : quelq'un         

Spontandemo gegen den Überfall der Israelischen Armee auf die internationale Freiheits-Flotte: Wir treffen uns am Samstag, dem 05.06.2010 um 13:00 auf dem Helvetiaplatz im Zürich um unsere Solidarität mit Palästina und der Besatzung der Freiheits-Flotte zum Ausdruck zu bringen.     
    
Am Montag den 31. Mai griff ein Elitekommando der Israelischen Armee einen Hilfskonvoi von Schiffen an, die mit humanitären Gütern nach Gaza unterwegs waren um die dortige Militärblockade zu umgehen. Diese Blockade des israelischen Staates verschärft die prekäre humanitäre Lage noch, die durch den Krieg Israels in Gaza 2009 bedingt ist. So sind viele Häuser noch immer zerbombt und Invalide erhalten keine ausreichende medizinische Versorgung, weshalb die Schiffe unter anderem Fertighäuser und Rollstühle geladen hatten. An Bord der Schiffe waren auch Hunderte Aktivisten aus verschiedensten Länder. Die Israelische Armee erschoss bei ihrem Überfall auf die Schiffe mindestens neun Zivilisten, 50 weitere Personen wurden teils schwer verwundet.

Damit hat der israelische Staat gezeigt, dass sie den Krieg nicht nur gegen die PalästinenserInnen führen, sondern auch gegen die internationale Solidaritätsbewegung für Palästina. Die Krokodilstränen, die die US-Regierung, Merkel usw. diese Tage in die Kameras heulen, können uns dabei nicht täuschen: sie alle gehören zu den ganz grossen Verdienern und Auftraggebern von Israels Krieg. Wirkliche Solidarität für das palästinensische Volk kann nur von unten kommen.

Lassen wir diese Solidarität praktisch werden. Wir treffen uns am Samstag, dem 05.06.2010 um 13:00 auf dem Helvetiaplatz im Zürich um unsere Solidarität mit Palästina und der Besatzung der Freiheits-Flotte zum Ausdruck zu bringen.

Schluss mit dem Krieg gegen Palästina und seine Solidaritätsbewegung!

Schluss mit der Blockade von Gaza!

Free Palestine!

Hoch die internationale Solidarität!

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KNAST
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Flugi Mai 2010

der knast ist eine todesmaschine, sabotieren wir sie!
solidarität mit den kämpfenden gefangenen!

mindestens sechs tote seit märz 2010

am 10. märz...
...zündete im knast bochuz (orbe/vd) skander vogt in seiner zelle die matratze an. seit fünf jahren vegetierte er in totalisolation vor sich hin. die wärter liessen ihn wissentlich verrecken und hatten ihren spass dabei. erst ende april gelangte die geschichte an die öffentlichkeit, als eine französische radiostation belastende tonaufnahmen veröffentlichte. wäre das nicht geschehen, hätten die behörden den tod verheimlicht: business as usual. als reaktion darauf rebellierten am 26. april 20 gefangene im knast bois-mermet (lausanne/vd). sie weigerten sich, nach dem spaziergang in ihre zellen zurückzukehren. und verlangten, mit einem journalisten zu sprechen (das hatte vor zwei jahren auch skander gefordert, als er auf das gefängnisdach stieg, um gegen die miesen haftbedingungen zu protestieren). ohne erfolg: eine sondereinheit der bullen wurde mobilisiert, die gefangenen bedroht, fünf noch am selben tag verlegt. allen drohen harte
 disziplinierungsstrafen.

am 17. märz...
...wurde alex uzowulu bei einem ausschaffungsversuch am flughafen zürich von bullen getötet. die gefangenen im ausschaffungsknast bei kloten/zh traten daraufhin in den hungerstreik. das bundesamt für migration und seine menschenjäger setzten das gerücht im umlauf, das sei ja bloss ein dealer gewesen. alles kein problem. der oberschreibtischtäter des bundesamtes doppelte nach: nigerianer/innen kämen doch eh nur für kriminelle geschäfte in die schweiz und gab sie damit zum abschuss frei - sabotiert die rassistische ausschaffungsmaschinerie, bleiberecht für alle flüchtlinge!

am 17. april...
...wurde ein 18-jähriger bei einer strassensperre im kanton fribourg von einem bullen erschossen. weil er in einem geklauten auto sass, heisst es. der bulle schoss siebenmal, eine kugel traf den jugendlichen tödlich. nun wird der schützenkönig auch noch psychologisch betreut, weil er doch so ein armer sei. und die medien verbreiten die üblichen zynischen rechtfertigungen. soviel zur hiesigen werteordnung: teure autos sind mit allen mitteln zu verteidigen. eigentum kommt vor leben. und die killer im staatsdienst werden geschützt.

am 29. april...
...wurde ein 25-jähriger im knast bachtel/zh tot in seiner zelle gefunden. sofort wurde jede "fremdeinwirkung" ausgeschlossen. der knast an sich ist jedoch pure fremdeinwirkung.

am 30. april...
...starb ein 42-jähriger nigerianer auf dem bullenposten in schaffhausen. die bullen spekulieren in der presse sofort über geplatzte drogen-säcklein in seinem magen als todesursache, ohne auch nur eine untersuchung abzuwarten. weil in der logik der bullen der tod eines dealers wenn nicht wünschenswert, dann zumindest gerechtfertigt ist.

am 19. mai...
...erhängte sich ein 40-jähriger pole, der wegen diebstahl in u-haft sass. wie lange er schon schmoren gelassen wurde für simple eigentumsdelikte, darüber schweigen die medien. für leute ohne schweizer pass kann die u-haft jahre dauern. oft so lange, dass die zu erwartende strafe bereits bei gerichtstermin abgesessen ist.

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für die freilassung von marco camenisch!

marco camenisch, bekannt durch seine aktive rolle in der anti-akw-bewegung der 1970er jahre, sitzt seit bald zwanzig jahren im gefängnis (derzeit in pöschwies/regensdorf bei zürich). als kämpferischer grün-anarchist hat er in all diesen jahren immer wieder an kämpfen, kampagnen und protesten innerhalb und ausserhalb der knastmauern teilgenommen.

im letzten jahr versuchte die knastleitung von pöschwies erneut, die rechte der gefangenen zu beschneiden. sie verbot von einem tag auf den anderen das tragen langer unterhosen unter den shorts während des sports. begründung: das sei unschicklich. nun war das aber seit jahrzehnten üblich (weil die knastkleidung scheisse ist und nicht reicht, um sich im winter warm zu halten). einige gefangene - darunter auch marco - wehrten sich gegen die schikane und wurden dafür bestraft. einer kam mehr als einen monat in isolationshaft und wurde dann per helikopter verlegt. alle gefangenen bekamen vor gericht schliesslich recht. die knastleitung wurde zurückgepfiffen.

ende 2009 fand ein internationaler hungerstreik politischer gefangener statt, der von dem in deutschland unter miesen bedingungen einsitzenden anarchisten gabriel pombo da silva initiiert wurde. marco hat sich daran ebenso beteiligt wie viele gefangene in spanien, argentinien und chile. auch wenn hier nur wenig davon zu hören war, gab es weltweit viele solidaritätsaktionen für die kämpfenden gefangenen.  

eine internationale solidaritätskampagne fordert seit jahren die freilassung von marco camenisch, der ungewöhnlich hart bestraft und im knast immer wieder schikaniert wird. der schweizer staat hat gar (erfolglos) versucht, ihn zu verwahren, weil er sich weiterhin als anarchist versteht und politisch verhält. 2012 wird die zürcher vollzugskommission über seine bedingte freilassung befinden, die ihm an sich zusteht, denn dann hat er 2/3 der strafe abgesessen. doch es ist zu befürchten, dass sie ihn nicht rauslassen werden - so wie in europa und den usa viele politische gefangene aus linken und fortschrittlichen bewegungen in den knästen lebendig begraben werden.
das müssen wir verhindern - marco libero!

freund/innen und unterstützer/innen von marco camenisch, mai 2010

schreibt marco, er freut sich über post (absender nicht vergessen):
marco camenisch - postfach 3134 - ch-8105 regensdorf

unterstützt ihn: pc-konto 87-112365-3 (PAN-IG - ch-8000 zürich)

infos im internet zu knastkämpfen:
http://www.rote-hilfe.de
http://www.info-libertad.de
http://www.political-prisoners.net
http://www.rhi-sri.org
http://www.brightonabc.org.uk
http://www.schnews.org.uk
http://irishbasquecommittees.blogspot.com
http://irpwa.blogspot.com
http://www.autprol.org
http://www.informa-azione.info
http://www.freiheitx3.ch.vu

wichtig!
am 15. april wurden drei anarchistische genoss/innen in der nähe von zürich verhaftet. ihnen wird vorgeworfen, sie hätten sprengstoff transportiert und versucht, diesen einzusetzen. sie sitzen derzeit in thun, biel und bern:

* luca bernasconi - c/o regionalgefängnis thun - allmendstr. 34 - ch-3600 thun
* silvia guerini - c/o regionalgefängnis biel - spitalstr. 18 - ch-2502 biel
* costantino ragusa - c/o regionalgefängnis bern - genfergasse 22 - ch-3001 bern

solidarität ist eine waffe - informiert euch, unterstützt die gefangenen!

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ANTI-ATOM
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work 4.6.10

Gefährlicher Atomstrom

 Wie sicher ist Ihr Wohngebiet?

 Die Stromkonzerne verkaufen Atomstrom als "saubere" Energie. Greenpeace und die Allianz der AKW-Gegner haben eine Gegenkampagne gestartet.

 Erinnern Sie sich noch an den April 1986? Nach der Explosion in einem Atomreaktor im russischen Tschernobyl wurde sogar in der weit entfernten Schweiz davor gewarnt, frische Milch zu trinken oder Früchte zu essen. Nach ein paar Jahren ging die Katastrophe wieder vergessen.

 Derart vergessen, dass die Schweizer Stromhersteller nun wieder locker vom Hocker über den Bau neuer Atomkraftwerke reden. Und den Atomstrom als "sauberen Strom" verkaufen. Aber Atomenergie ist nicht so sicher, wie uns die Stromkonzerne und AKW-Betreiber gerne glauben lassen wollen: Etwa einmal im Monat gibt es in der Schweiz einen Störfall, der gemeldet werden muss.

 Sichere Zone

Die Allianz "Nein zu neuen AKW" will diese Sicherheitsmassnahmen thematisieren. Und fragt: "Wissen Sie eigentlich, in welcher Zone Sie leben?" Gemäss den Angaben des Bundes leben Sie nämlich sicher, wenn Sie mehr als 20 Kilometer von einem Atomkraftwerk entfernt wohnen. In dieser "sicheren Zone 3" sind denn auch keinerlei besondere Schutzmassnahmen vorgesehen.

 Auf der Website von Greenpeace finden wir eine andere Antwort. Wer dort auf den Knopf "Zur Realität" klickt, erfährt: Radioaktivität macht nicht nach 20 Kilometern Halt. (sib)

 Mehr über Ihre Wohnzone finden Sie auf http://www.sichererstrom.ch

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bernerzeitung.ch 4.6.10

Kanton legt Richtplan für AKW Gösgen II auf

sda / rdb

 Im Kanton Solothurn kann jetzt die Bevölkerung ihre Meinung zur Anpassung des Richtplans für das vom Stromkonzern Alpiq geplante Atomkraftwerk Gösgen II im Niederamt äussern.

 Das Verfahren bildet die Grundlage für die Stellungnahme des Kantons zuhanden des Bundes.

 Jede Person könne Einwendungen zum Standort des geplanten AKW und zu den räumlich relevanten Auswirkungen formulieren, teilte die Staatskanzlei des Kantons Solothurn am Freitag mit. Ob ein neues AKW gebaut werden solle oder nicht, werde jedoch im Rahmenbewilligungsverfahren auf Bundesebene entschieden.

 Die Unterlagen zur Anpassung des kantonalen Richtplans "Neues Kernkraftwerk im Niederamt" liegen ab dem kommenden Montag für die Dauer eines Monats in den betroffenen Gemeinden Däniken, Gretzenbach und Niedergösgen sowie beim Kanton auf.

 Damit erfüllt der Regierungsrat einen überparteilichen Auftrag des Kantonsparlamentes. Der Kantonsrat hatte 2007 beschlossen, dass sich der Regierungsrat im Rahmen seiner Kompetenzen "aktiv bei allen Beteiligten aller Ebenen für den raschen Bau" eines AKW im Niederamt einsetzen muss.

 Gemeinden gespalten

 In einem Vorverfahren für die Richtplanänderung hatte sich im Mai der Gemeinderat Dulliken grundsätzlich gegen ein neues AKW gestellt. Andere Gemeinden der Region forderten eine gerechtere finanzielle Abgeltung der Standortgunst.

 Im Juni 2008 hatte der Stromkonzern Alpiq beim Bund das Rahmenbewilligungsgesuch für das AKW Gösgen II eingereicht. Das Projekt sieht einen Leichtwasserreaktor mit einer Leistung zwischen 1100 und 1600 Megawatt vor.

 Zudem soll das AKW einen so genannten Hybridkühlturm erhalten. In diesem rund 60 Meter hohen Turm soll der feuchte Luft warme Luft zugemischt werden, so dass fast keine Schwaden mehr entstehen sollen. Der Nasskühlturm des bestehenden Kraftwerks Gösgen auf dem Gemeindegebiet von Däniken misst 150 Meter.

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Süddeutsche Zeitung 4.6.10

Unruhe im Wald

 Nach 30 Jahren flammt der Protest in Gorleben wieder auf

 Erst trugen sie die 2000 Demonstranten weg, dann walzten die Polizisten mit Bulidozern das Hüttendorf platt. Am 4. Juni vor 30 Jahren hörte die "Freie Republik Wendland" im Wald von Gorleben auf zu existieren. Umweltschützer hatten dort einen Monat lang gegen das geplante Atomendlager protestiert.

 Nun rücken sie wieder an, die Demonstranten. Unweit ihres alten Dorfes wollen sie an diesem Freitag eine Schutzhütte errichten sowie bis zum Sonntag ein Rockkonzert und Diskussionsrunden veranstalten. Sie wollen daran erinnern, dass auch drei Jahrzehnte nach ihrem Protest noch immer niemand weiß, wo der strahlende Abfall aus den Atornkraftwerken lagern soll. Wie damals kommen auch die Polizisten. Mehr als 1000 Beamte sollen im Einsatz sein. Und auch sonst scheint die Uhr zurückgedreht worden zu sein: Seit Wochen wird der Zaun rund um das Erkundungsbergwerk verstärkt, auf der Betonmauer soll demnächst Stacheldraht befestigt werden, die Halterungen sind schon montiert. Hinter dem Zaun liegt zwar kein Atommüll, doch die Polizei will es so. Jahrelang hatte sich der Gorleben-Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), bemüht, Vertrauen in der Bevölkerung aufzubauen.
 BfS-Präsident Wolfram König ließ die alten Wasserwerfer von den Mauern nehmen, den Stacheldraht abbauen, veranstaltete Kunstaktionen und errichtete eine Infostelle. Nun drohen diese Errungenschaften zunichte gemacht zu werden, kritisieren Umweitschützer.

 Sie sind wieder misstrauisch geworden: Zehn Jahre lang galt ein Moratorium der rot-grünen Bundesregierung, der Salzstock in Niedersachsen wurde nicht weiter erkundet. Obwohl in der Zwischenzeit die Zweifel an dem Standort nicht ausgeräumt werden konnten, hatte Bundesumweitminister Norbert Röttgen (CDU) im März angekündigt, die Grube von Herbst an wieder untersuchen zu lassen. An der Erkundung sollten die Bürger stärker beteiligt werden, hatte Röttgen versprochen. Die Genehmigung für die Erkundung ließ er dann aber nach dem alten Bergrecht. beantragen, das keine Beteiligung der Offentlichkeit vorschreibt. Außerdem hieß es zunächst, die neue Erkundung solle "ergebnisoffen" sein. Nach einem Alternativstandort wird nun aber nicht gesucht.

 Für Unmut sorgen wird an diesem Wochenende im Wald von Gorleben wohl auch ein Entwurf aus dem Bundesumweltministerium zu Sicherheitsregeln in einem Endlager: Ursprünglich hatte sich Röttgen dafür ausgesprochen, dass der hoch radioaktive Müll so gelagert werden soll, dass man ihn später im Notfall wieder aus dem Endlager herausholen kann - eine Lehre aus dem Atomlager Asse, in das täglich Tausende Liter Wasser eindringen. In dem Entwurf ist jedoch keine Rede mehr von Rückholung, ein Teil der Abfälle könnte ohne einen abschirmenden Zusatzbehälter im Salz gelagert werden, fürchten Atomrechtsexperten. Für die Industrie wäre das billiger - bergen ließen sich die Abfälle im Ernstfall aber nur schwer. Im Ministerium spricht man von einem informellen Papier, noch sei nichts entschieden, die Rückholung solle gewährleistet bleiben.

 Unter den Umweitschützern glaubt mittlerweile kaum einer mehr, dass das wahr ist. Für den Samstag haben sie angekündigt, das Bergwerk zu umzingeln. Demonstrationen planen sie auch für den Herbst, wenn nach einjähriger Pause ein Castor-Transport wieder Atonirnüll ins nahe gelegene Zwischenlager bringt. Der Wald von Gorleben kommt nicht zur Ruhe.

Martin Kotynek