MEDIENSPIEGEL 9.6.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Rössli, Kino, Tojo, GH, Frauenraum)
- Wegweisungen BE: 8. Juni-Aktion
- Demo-Recht: Entfernungs-Artikel unnötig
- RaBe-Info 7.+.8.6.10
- Knast-Demo Thun
- Ausschaffungshaft: Nationalrat will kürzen
- Sans-Papiers: Portrait BL; Romandie-Appell
- Big Brother Video: Regelungen in BL; Scheinsicherheit in LU
- Big Brother Sport: Löffel will Geld sehen
- Police Ost: Kripo Ostschweiz in Prüfung
- Police CH: 2000 BeamtInnen fehlen; Bunker-Verweigerung; Gewalt
- Randstand SG: Toleranter
- Neonazis: Buchtipp zum braunen Sumpf
- Homohass: Import aus dem Westen
- Drogen: Schwarzer Afghane - Kriegsshit für KifferInnen
- Anti-Atom: Zwangs-Pro-Mühleberg; Keine Task Force für Anti-AKW-Demos; Endlager SH; trügerische Gorleben-Ruhe; Stromeffizienz

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REITSCHULE
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Mi 09.06.10
17.00 Uhr - Tojo - "Fische in Griechenland" von Sans Cible. Jugendtheater Festival Spiilplätz 2010
20.30 Uhr - Kino - Luftdrum von Margrit Rieben

Do 10.06.10
17.00 Uhr - Tojo - "Die Insel" Theaterclub U18 - I, Junge Bühne Bern. Jugendtheater Festival Spiilplätz 2010
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter - elektronische Leckerbissen zu lesbisch-schwulem Chillen mit DJ Xylophee, DJ Dunch, DJ FRATZ, Isabelle, Mike, Nadja & DJ ELfERich
20.30 Uhr - Kino - Südafrika jenseits des WM-Taumels Shosholoza Express, Beatrice Möller, D 2010
21.00 Uhr - Rössli-Bar - BUMshankar (CH) Support: Collie herb backed by: max rubadub

Fr 11.06.10
17.00 Uhr - Tojo - "Die fetten Jahre sind vorbei" Jugend-Club U21, Junges Theater Solothurn. Jugendtheater Festival Spiilplätz 2010
Uhr - SousLePont - Anpfiff zur WM-Beiz im HOF (bis 11. Juli)
22.00 Uhr - Rössli-Bar - Uz Jsme Doma (CZ) und Blackthread (F). Support: DJ's SCB (Senioren Club Brachland)

Sa 12.06.10
14.00 Uhr - Frauenraum - AMIE - Frauenkleidertauschbörse "women only" (bis 17.00h)
17.00 Uhr - Tojo - "Trüffelschweine" Jugendclub momoll Theater, Schaffhausen. Jugendtheater Festival Spiilplätz 2010
19.30 Uhr - Frauenraum - Emanzengala: Vernissage des Sammelalbums "Zehn Berner Heldinnen". Mit Duo Jenny Popper & Jess Honey und Steff la Cheffe
22.00 Uhr - Frauenraum - Disko mit DJ Sister Knister

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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kulturagenda.be 10.6.10

Bumshankar zündet den Spacedubstilmix im Rössli

In der Musik von Bumshankar ist alles drin, was Backpacker glücklich macht. Was abschätzig klingen könnte, ist als Kompliment gemeint. Die drei Berner Stefano, Dave und Speedee zogen als Strassenmusiker bis nach Granada, erhielten Zuwachs und mussten die erste Version ihrer Band wegen Personalüberfluss aufgeben. Jetzt mischen sie in schlankerer Besetzung gekonnt: Didgeridoo-Ethno, Clubbeats und Samples, Metalakkorde, Rap, indische Spacegitarren, politische Kommentare und viel Dub.
Rössli in der Reitschule, Bern. Do., 10.6., 21 Uhr

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kulturagenda.be 10.6.10

Shosholoza-Express im Kino der Reitschule

In seiner Filmreihe "Südafrika jenseits des WM-Taumels" zeigt das Kino in der Reitschule unter anderem "Shosholoza Express" der deutschen Filmerin Beatrice Möller (2010). 27 Stunden dauert die Fahrt im Zug der kleinen Leute. Auf der Reise zeigt sich: 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid ist in Südafrika nichts mehr, wie es war, aber auch nichts, wie es sein sollte.

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kulturagenda.be 10.6.10

Spiilplätz (I): "Trüffelschweine" im Tojo

Am Festival Spiilplätz zeigen Jugendtheaterclubs von freien Bühnen und Theaterhäusern der Deutschschweiz während vier Tagen ihre Stücke der vergangenen Saison. Sie tun dies im Schlachthaus, in der Grossen Halle der Reitschule und im Tojo. Dort spielt der Jugendclub momoll Theater aus Schaffhausen das Stück "Trüffelschweine": Saskia hält Melanie in Grossmutters Wohnwagen gefangen, um ihren straffällig gewordenen Freund freizupressen.
Tojo in der Reitschule, Bern. Sa., 12.6., 17 Uhr

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Spiilplätz (II): "fiLim" in der Grossen Halle

Von der Aarauer Gruppe Szenart kommt das Projekt "fiLim" ans Jugendtheatertreffen. In diesem Stück mit projizierten Filmszenen dreht sich alles um den Alltag der zehn Darstellerinnen und Darsteller zwischen 17 und 25 Jahren, die meisten von ihnen Secondos. Sie betrachten ihr Leben, als wäre es ein Film. Oder umgekehrt, sie betrachten Filme, als wären sie ihr Leben. Und das wirft die Frage auf: Wie persönlich ist eine Biografie?
Grosse Halle der Reitschule, Bern. Do., 10.6., 19 Uhr

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20 Minuten 8.6.10

Berner Sammelalbum für zehn "Star-Emanzen"

 BERN. Feministinnen statt Fussballer: Anstatt Star-Kicker landen im neuen Emanzen-Sammelalbum Bilder berühmter Frauen.Unter ihnen ist auch Rapperin Steff la Cheffe.

 Nicht nur Fussballfans können im WM-Jahr 2010 Bildchen sammeln und tauschen: In Bern gibt es neu ein Sammelalbum extra für Frauen. In das Heft können zehn Fotos von "Heldinnen" mit Bezug zu Bern eingeklebt werden, im Album gibt es weiterführende Infos zu den einzelnen Personen. "Wir wollen damit Frauen ehren, die sich in einem Gebiet besonders hervortun oder -getan haben", so Mitinitiantin Barbara Schmid vom feministischen Netz Dafne. Als Foto-Sticker gibt es unter anderem Ruth Dreifuss, die zweite Bundesrätin der Schweiz, und Anny Klawa-Morf, Kämpferin für das Frauenstimmrecht.

 Präsentiert wird das Album am Samstag an der ersten Berner Emanzengala in der Reitschule - unter anderem mit der bekannten Berner Rapperin und Beatboxerin Steff la Cheffe, die auch im Album vertreten ist. Der Event im Frauenraum bietet ab 19.30 Uhr einen Apéro, eine Filmvorführung und diverse Konzerte mit anschliessender Party.

 Wer mitsammeln möchte, kann ab diesem Wochenende loslegen: Album und Aufkleber sind im Q-Laden (Quartierhof 1 im Berner Lorrainequartier) erhältlich oder können unter frauen@gmx.ch bestellt werden.  

Nina Jecker

http://www.frauenraum.ch

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WEGWEISUNGEN BE
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Indymedia 9.6.10

Bern: 8. Juni-Aktion gegen Wegweisungen ::

AutorIn : Gassennahe Institutionen Bern         

Seit Jahren erinnern und protestieren in Bern die Gassennahen Institutionen - ein Zusammenschluss verschiedener unabhängiger Gruppen mit Schwerpunkt "Gasse" - am 8. Juni an die kantonale Abstimmung über das Polizeigesetz am 8. Juni 1997. Mit der Annahme des Gesetzes wurde auch der schweizweit erste Wegweisungsartikel eingeführt und 1998 in Kraft gesetzt, mit dem die Obrigkeit der Polizei ermöglicht, "Störende", die evtl. die flanierenden und konsumierenden PassantInnen verschrecken könnten, wegzuweisen und bei Nichtbefolgung zu büssen.

Dieses Jahr bekamen ebendiese PassantInnen, die Möglichkeit selbst zu bestimmen, wer weggewiesen werden soll. Mittels thematischer Pingpong-Ball-Entsorgung in bereitgestellte Behälter konnte mensch die Wegweisung auch gleich selbst vornehmen.

Top 3 der Wegweisungen: PolitikerInnen, BankerInnen und Uniformierte. Ein interessantes Resultat, wenn mensch bedenkt, dass in Bern seit 1998 im Namen ebendieser PassantInnen ein paar Tausend DrogenkonsumentInnen, Punks, BettlerInnen, Jugendliche und DemonstrantInnen weggewiesen und gebüsst wurden.

Die Obrigkeit sollte wohl nochmals über ihre Wegweisungsfeindbilder nachdenken...

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Flugi 8.6.10

Die Gassennahen Institutionen erinnern jährlich der grundrechtsfeindlichen Praxis, die mit der Einführung des Wegweisungsartikels geschaffen wurde. Auch 2010 gehen wir am 8. Juni wieder auf die Strasse um die Willkür der polizeilichen Praxis aufzuzeigen. Die Aktion beginnt um 17 Uhr vor der Heiliggeistkirche. Dieses Jahr beschäftigt uns: Wer stört wirklich und wer soll weg? PassanteInnen erhalten die Möglichkeit zu dieser Frage ehrlich Stellung zu beziehen.

...und weg bist Du

Seit 1998 kennt die Stadt Bern den umstrittenen Wegweisungsartikel. Er dient als gesetzliche Grundlagen zur Beschneidung von Grundrechten. Diese garantieren zum Beispiel, dass "jeder Mensch das Recht auf persönliche Freiheit, [...] inbesondere auf Bewegungsfreiheit" und das Recht hat "Versammlungen zu organisieren und an Versammlungen teilzunehmen". Im Widerspruch dazu besagt das berner Polizeigesetz im Artikel 29:

"Die Polizei kann Personen von einem Ort vorübergehend wegweisen oder fern halten, wenn [...] der begründete Verdacht besteht, dass sie oder andere, die der gleichen Ansammlung zuzurechnen sind, die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährden oder stören"

In der Praxis bedeutet das konkret, dass die Polizei an Ort und Stelle und auf eigenes Ermessen Menschen für bis zu drei Monate von öffentlich zugänglichen Orten wegweisen kann. Als Begründung reicht es aus, wenn die Beamten die betroffene Person zu einer Gruppe rechnen, von der sie denken, dass sie stört, oder stören könnte. Die Befürworterinnen und Befürworter behaupten, dies sei vernünftig, damit sich alle möglichst frei im öffentlichen Raum bewegen können.

Doch was heisst stören? Die meisten stören sich an den Werbemenschen, die regelmässig den Bahnhoftreffpunkt verbarrikadieren. Oder es stören Leute, die breitbeinig durch die Gassen bummeln, so dass Andere den Kleiderladen nicht mehr vor Ladenschluss erreichen. Es gibt sicher auch solche, die sich über Touristen nerven, die die Kramgasse beim fotografieren des Zytgloggens blockieren. Sollen die nun alle weggewiesen werden, bis nur noch eine Hand voll Personen, die keinen Menschen in Bern stören, durch die Stassen zieht? Natürlich nicht!

Trotzdem wurden letztes Jahr 438 Personen weggewiesen. Sie haben nichts illegales getan, nichts, dass irgendwo verboten wäre. Sie haben einfach einige andere Menschen, vielleicht auch nur die Polizei, gestört. Sie wurden von der Polizei aus allen Störenden ausgewählt und ohne Vergehen bestraft. Damit hat die Polizei eine Waffe erhalten, die sie gezielt nur gegen gewisse Menschen einsetzt.

Der Wegweisungsartikel ist sehr allgemein gehalten. Aber angewendet wird er gegen die Menschen, die in den prekärsten Lebensumständen leben. Wegweisungen tilgen unpopuläre Probleme, wie  Sucht und Armut, aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit und verstärken dadurch die gesellschaftliche Isolation. Damit kann suggeriert werden, dass solche Probleme nicht existieren und der gemeinschaftliche Zusammenhalt der Menschen untergraben. Die Betroffenen werden gleichzeitig weiter an den Rand gedrängt. Offensichtlich wird damit der öffentliche Raum kein bisschen öffentlicher.

Gassennahe Institutionen Bern 2010

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DEMO-RECHT BE
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Bund 8.6.10

Meinungen

 Tribüne Der Entfernungsartikel ist unverhältnismässig, unnötig und nicht praxistauglich.

 Sinnvollstes Mittel bleibt die Deeskalation

Corinne Mathieu

 Das Initiativ-Komitee "Keine gewalttätigen Demonstranten!" begründet das Begehren mit den Krawallen vom 6. Oktober 2007 in Bern. Diese hätten gezeigt, dass die Polizei eine Demonstration, die in Gewalt auszuarten drohe, frühzeitig auflösen müsse. Anderenfalls würden Schäden an Personen und Sachen entstehen. Die Initiative solle die rechtlichen Voraussetzungen für eine frühzeitige Auflösung von eskalierenden Kundgebungen schaffen.

 Indem die Polizei die Teilnehmenden an einer Kundgebung unter Strafandrohung auffordern könne, die Örtlichkeit zu verlassen, könne sie "die Chaoten isolieren". Sobald unbeteiligte Personen wie Frauen mit Kindern, Passanten usw. den Ort verlassen und den Gewalttätern keinen indirekten Schutz mehr gewähren würden, könne die Polizei Tränengas und Gummischrot gezielt gegen Gewaltbereite einsetzen.

 Unterschiede zu Thun

 In der Schweiz verfügt bisher nur Thun über einen Entfernungsartikel. Dort kam er bislang aber noch nicht zur Anwendung, weil gegen den Artikel Beschwerde eingereicht wurde. Am 17. März 2009 hat das Bundesgericht entschieden, dass der Entfernungsartikel zulässig ist, das heisst, dass er keinen unverhältnismässigen Eingriff in die Grundrechte darstelle.

 Im Gegensatz zu jenem in Thun richtet sich der Stadtberner Entfernungsartikel aber sowohl gegen bewilligte wie unbewilligte Demonstrationen und stellt damit einen grösseren Eingriff in die Grundrechte dar. Der zweite Unterschied zu Thun ist, dass in Bern die Teilnehmenden einer Demonstration mit einer Busse von bis zu 5000 Franken belangt werden könnten. Bestraft werden diejenigen, die sich auch dann nicht entfernen, wenn sie von der Polizei aufgefordert werden. Bis jetzt gab es nur für die Organisierenden eine Strafbestimmung.

 Kein neuer "Papiertiger"

 Die Argumente gegen die Initiative lassen sich mit "unverhältnismässig", "unnötig" und "nicht praxistauglich" zusammenfassen:

 ¬ Die Initiative ist unverhältnismässig. Sie stellt alle Demonstrierenden unter Generalverdacht. Mit einer Massnahme, die sich gegen gewalttätige Demonstrierende richtet, werden alle anderen friedlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihrer Versammlungsfreiheit beschnitten.

 Der Entfernungsartikel ist eine unverhältnismässige Einschränkung der Meinungs- und der Versammlungsfreiheit.

 ¬ Die Initiative ist unnötig. Bereits heute kann die Polizei nach Art. 29 des kantonalen Polizeigesetzes unfriedliche Kundgebungen, die die Sicherheit und Ordnung gefährden, auflösen und Demonstrierende wegweisen. Mit Artikel 292 des Strafgesetzbuches besteht die Möglichkeit, jemanden zu strafen, der einer amtlichen Aufforderung zuwiderhandelt. Die Polizei verfügt demnach über genügend Mittel, eine Demonstration aufzulösen, und an der Strafbarkeit von Randalierern würde ein Entfernungsartikel nichts ändern.

 Zudem richtet sich die Polizei beim Entscheid, ob eine Demonstration aufzulösen sei - ob unbewilligt oder nicht - nicht nach Instrumenten, wie dem Entfernungsartikel, sondern einzig und allein nach der Frage der Verhältnismässigkeit.

 ¬ Die Initiative ist nicht praxistauglich. Wie sollen Teilnehmende einer Demonstration, die aufgelöst werden soll, von Unbeteiligten unterschieden werden? Die Polizei muss nachweisen können, dass die Teilnehmenden einer Kundgebung die Aufforderung zum Verlassen der Kundgebung verstanden haben oder verstanden haben müssten. Ausserdem kann es im Einzelfall für die Polizei schwierig sein, den exakten Zeitpunkt festzulegen, an welchem eine Kundgebung als aufgelöst gilt. Erst ab diesem Zeitpunkt können Personen, die sich von der Kundgebung nicht entfernt haben, strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.

 Fazit: Die Schaffung eines neuen "Papiertigers", wie es der Entfernungsartikel wäre, ist völlig unnötig. Der einzige sinnvolle Weg bei Demonstrationen ist nach wie vor das Mittel der Deeskalation.

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 Corinne Mathieu

 Die Autorin ist Stadträtin SP und Mitglied des überparteilichen Komitees "Nein zum Entfernungsartikel". Die Erziehungswissenschafterin arbeitet als Studienkoordinatorin für den Bereich Weiterbildung an der Fernuni Schweiz.

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RABE-INFO
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Di. 8. Juni 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_8._juni_2010.mp3
- Vom Labor in den Salatteller: Tomaten von Chemiekonzernen
- Von Bern nach Kenia: CH - Solaranlage überträgt Fussball WM für Slum-BewohnerInnen
- Von leeren Versprechen: Neues um den Illisu Staudamm

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Mo 7. Juni 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_7._juni_2010.mp3
- Selbstmord-Serie beim Elektronik Hersteller Foxconn: nur die Spitze des Eisbergs
- Buch über Tabuthema "Salonheirat" wird ägyptischer Bestseller- die Schriftstellerin Ghauda Abdelaail ist unser Kopf der Woche

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KNAST-DEMO
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Indymedia 8.6.10

Freiheit für Billy - Knastspaziergang in Thun ::

AutorIn : some thuner         

Um ihre Solidarität mit Billy auszudrücken, haben sich am Freitag 4. Juni 50 Personen zum Knastspziergang in Thun zusammengefunden.
    
Mit Feuerwerk und Leuchtpetarden wurde Billy begrüsst und mit lautstarken Parolen und Transparenten bekundeten wir unsere Anliegen. Damit setzten wir ein starkes Zeichen, dass wir unseren Widerstand nicht verbieten und kriminalisieren lassen. Die wahren Vebrecher sitzen immernoch hinter ihren Schreibtischen und Menschen die für eine besseren Welt kämpfen werden eingeknastet. Nach der Auflösung kontrollierte die Polizei einzelne Personen, verhaftet wurde jedoch niemensch.

Klangheimlich wurde im Thuner Amtsgefängnis ein Ausschaffungsknast intergriert, was jedoch nicht von den Medien kommentiert wurde. Daneben sitzen auch Minderjährige, welche keinen Platz in unsere Gesellschaft finden und in kein Heim passen, in den Zellen. Deshalb fordern wir konstruktive Lösungen und ein Umdenken in der Gesellschaft, statt repressive Massnahmen und Kriminalisierung.

Freiheit für Billy, Silvia und Constatin
Freiheit für alle politischen Gefangenen
Freiheit für alle Meschen in Ausschaffungshaft

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AUSSCHAFFUNG
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Bund 9.6.10

Schengen

Ausschaffungshaft nun doch auf 18 Monate verkürzen

 Der Nationalrat will die Höchstdauer der Ausschaffungshaft für abgewiesene Asylsuchende nun doch auf 18 Monate verkürzen. Angesichts der eindeutigen Haltung des Ständerats hat der Nationalrat seinen Widerstand gegen diese Anpassung ans Schengen-Recht aufgegeben. Entscheidend war die Kehrtwende der FDP-Fraktion. Materiell sei die FDP zwar nach wie vor der Meinung, dass es richtig wäre, an einer maximalen Ausschaffungshaftdauer von 24 Monaten festzuhalten, sagte Kurt Fluri (FDP, SO) namens der FDP. Wegen der klaren Haltung des Ständerats sei weiterer Widerstand aber sinnlos. (sda)

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SANS-PAPIERS
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Basler Zeitung 9.6.10

"Ich würde jede Chance ergreifen"

 Eine 17-jährige Papierlose - und mit ihr viele weitere - hofft, dass die Politik ihr eine Berufslehre erlaubt
 
Susanna Petrin

 Herumsitzen, fernsehen, warten, warten, warten. So sieht das Leben von Nana* aus, einer Papierlosen in einem Baselbieter Asylheim. Sie würde gern eine Lehre machen, doch das darf sie von Gesetzes wegen nicht. Am Montag entscheidet der Ständerat, ob sich dies bald ändert.

 "Princeton, Harvard und Yale - das sind die besten Universitäten in Amerika." Das sagt Nana spontan, als im Gespräch das Thema Ausbildung in Amerika fällt. Sie weiss zudem Bescheid über die Entstehung der USA, über Louis XIV. oder die einzige Päpstin, die es je gab. Woher? Sie tippt sich an den Kopf: "Ich interessiere mich für Geschichte und kann mir das alles gut merken." Sie kenne auch "die schwierigsten Wörter". Eine Lehrerin habe ihr einmal gesagt, sie habe "viel Potenzial".

 Doch für die 17-jährige Nana ist nicht nur Harvard unerreichbar, sondern auch der Stuhl hinter der Migros-Kasse um die Ecke oder die Schere im nahen Coiffeurgeschäft. Nana lebt mit ihrer Familie illegal im Baselbiet. Seit zwölf Jahren schon, seit ihre Eltern sie und ihre älteren Brüder via Deutschland hierherbrachten. Die Sekundarschulzeit hat sie vor anderthalb Jahren beendet, eine Lehre hingegen darf sie nicht machen, Geld hat sie sowieso keines. Nun sitzt sie täglich zu Hause herum und schaut fern. "Man kann mir irgendeine Uhrzeit nennen, und ich weiss, was dann auf welchem Kanal läuft." Einmal konnte sie in der Migros schnuppern, als Detailfachhändlerin. "Die hätten mich als Lehrling genommen", sagt sie, "aber das Amt für Migration sagte Nein."

Basel-Stadt hilft nach.

Geht es nach dem Willen des Nationalrats, so dürfte sich Nanas Situation bald ändern. Am 3. März hat die grosse Kammer überraschend dem Vorstoss des CVP-Nationalrats Luc Barthassat zugestimmt, der fordert, dass jugendliche Sans-Papiers in der Schweiz eine Lehre machen dürfen. Ganz knapp ist auch die Staatspolitische Kommission des Ständerats auf das Anliegen eingetreten. Nun hat am Montag der Ständerat das letzte Wort. Sagt er Ja, so würde Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf eine Vorlage ausarbeiten, die Lehren für Sans-Papiers legalisiert.

 Zu einem Ja zu diesem Begehren verhelfen möchte unter anderem der Kanton Basel-Stadt. Der Grosse Rat hat sich für eine entsprechende Standesinitiative ausgesprochen; heute oder morgen soll das Parlament nun den regierungsrätlichen Entwurf dazu absegnen. Zögerlich verhält sich dagegen Baselland. Hier möchte die Regierung abwarten, was sich national tut. Das geht aus einer Antwort auf eine Interpellation von EVP-Landrätin Elisabeth Augstburger hervor. Sie verstehe, dass der Kanton ans Gesetz gebunden sei, sagt Augstburger, doch angesichts der menschlichen Tragödien, die sich hier abspielten, wünsche sie sich etwas mehr Einsatz.

 Was für eine Lehre würde Nana gerne machen? "Ich würde jede Chance ergreifen." Ihre Brüder möchten gerne auf dem Bau arbeiten. Einer betritt die Stube und nickt. "Ich bin 20 und gesund, man nähme mich überall. Einmal habe ich auf dem Friedhof Tote begraben; das war viel besser, als nichts zu tun."

Verlorene Jugend.

"Diese Sans-Papiers können ihre Jugendzeit nicht für etwas Sinnvolles nutzen. Das ist ein unwiederbringlicher Verlust", sagt die Menschenrechtsaktivistin Anni Lanz. "Dabei haben sich diese Jugendlichen nicht selbst dafür entschieden, hierherzukommen, sie können nichts dafür." Wie viele in der Schweiz betroffen sind, ist schwer abzuschätzen. Bei der Basler Anlaufstelle für Sans-Papiers geht man von rund 10 000 Papierlosen im Raum Basel aus, zehn Prozent seien unter 18.

 Auf ihrer Seite haben die illegal hier Lebenden für einmal nicht nur Menschenrechtler und Linke, sondern auch viele Bürgerliche, an vorderster Stelle den Basler Gewerbedirektor und FDP-Nationalrat Peter Malama, der alle Ständeräte angeschrieben hat. "Sie können nichts für ihr Schicksal!", sagt auch er. Die Situation sei ungerecht.

 Papierlose dürfen die Schule bis zur Uni besuchen, weil ihnen die Bundesverfassung das Recht auf Bildung garantiert und weil sie dort ihren Status nicht offenlegen müssen. Aber die Berufslehre bleibt ihnen verwehrt, da ein Lehrvertrag rechtlich ein Arbeitsvertrag ist. Wer einen Papierlosen als Lehrling anstellt, macht sich strafbar. "Es ist weder fair noch macht es volkswirtschaftlich Sinn, gute Bewerber um Lehrstellen abweisen zu müssen", sagt Malama. "Ich bin für gleich lange Spiesse."

 Ganz anders sieht das sein Baselbieter Pendant, Wirtschaftskammer-Direktor und FDP-Nationalrat Hans Rudolf Gysin. Papierlose seien illegal hier und "verhalten sich somit gegenüber dem Gastland rechtswidrig". Ermögliche man für deren Kinder mit der Zulassung zu einer Lehre "eine Art Pseudo-Legalität", so werde "letztlich der Rechtsstaat ausgehöhlt". Hinzu komme, dass es für die Lehrlingsbetreuung einen intensiven Kontakt zu den Eltern brauche.

 Klar gegen Sans-Papiers-Lehrlinge ist die SVP. Im Baselbiet fordert SVP-Landrat Thomas de Courten gar eine Standesinitiative, die das Gegenteil der städtischen verlangt. Es könne nicht sein, dass der illegale Aufenthalt zunehmend über die Hintertüre und auf dem Buckel der Kantone legalisiert werde, schreibt er. Das belohne rechtswidriges Verhalten und sende ein "komplett falsches Signal an illegale Einwanderer".

 härtefall. Nana wird bald 18. Dann kann sie versuchen, ein Härtefallgesuch einzureichen. Wird es akzeptiert, darf sie fortan legal hier sein, einer Lehre stünde nichts mehr im Weg. Einfach ist das aber nicht. Der Kanton Baselland gilt als restriktiv, ein Nein bedeutet meistens die Ausschaffung. Immerhin bietet das Amt für Migration die Möglichkeit, ein Gesuch zunächst anonym abzuklären. "Es wäre schön, wieder eine Perspektive zu haben", sagt Nana.

 *Name der Redaktion bekannt

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Tribune de Genève 9.6.10

Apprentis sans papiers: sept Villes en appellent au Conseil d'Etat

Frédéric Julliard

 RÉSOLUTIONDes élus, dont la maire de Genève, demandent à l'Etat d'"assouplir sa pratique".

 Sept communesse portent au secours des apprentis sans papiers. La Ville de Genève, Carouge, Onex, Vernier, Meyrin, Lancy et Plan-les-Ouates viennent d'adresser une résolution au président du Conseil d'Etat, François Longchamp.

 Dans cette lettre, dont la Tribunea pris connaissance, la maire de Genève, Sandrine Salerno et six autres élus communaux demandent au Conseil d'Etat "d'assouplir sa pratique", en délivrant aux jeunes sans-papiers "des autorisations temporaires de travail pour la durée de leur apprentissage", puis en "signant les contrats d'apprentissage y relatifs".

 "Il ne s'agit en aucun cas de braver la loi", explique Sandrine Salerno, qui avait suscité la polémique en mars en annonçant que la Ville était prête à engager des apprentis sans titre de séjour. "Le canton dispose d'une marge de manœuvre légale: il peut délivrer des permis de travail provisoires à des adultes, notamment pour leur éviter de tomber à l'assistance en attendant une décision sur leur statut. Nous demandons simplement qu'il applique cette mesure aux apprentis. " Pas question non plus de recourir à la discrimination positive: "On ne peut pas obliger un maître d'apprentissage à choisir le jeune X, car il est sans-papiers, au détriment du jeune Z. En revanche, si un ou une jeune est doué(e) et peut faire un apprentissage, et si le maître est d'accord, la question du statut légal ne doit pas devenir un frein. "

 Les communes signataires rappellent que de nombreux enfants sans papiers suivent déjà leur formation dans les écoles genevoises. Seuls ceux qui visent un apprentissage en entreprise restent exclus, car il leur faut un contrat de travail. "Pour moi, c'est une évidence qu'un jeune sans-papiers a le droit d'être formé comme les autres, que ce soit à l'école ou en apprentissage", estime Jeannine de Haller, magistrate A gauche toute! de Carouge.

 Selon les chiffres du syndicat SIT, 30 à 40 adolescents resteraient sur le carreau chaque année dans le canton. Le Département de la solidarité et de l'emploi, par la voix de son secrétaire général adjoint Bernard Favre, conteste ces chiffres: "A ce jour, nous n'avons pas connaissance de candidats à l'apprentissage se voyant refuser une formation pour cette raison. "

 Car l'Etat dispose déjà d'une arme: la régularisation. "Lorsque nous avons connaissance d'un jeune bien intégré à Genève et qui vise un apprentissage, nous sollicitons et nous obtenons de Berne sa régularisation. " Selon l'Etat, cette méthode permet de régler les cas difficiles tout en évitant de "brouiller le message" sur le travail au noir.

 "Démarches trop longues"

 Pourquoi ne pas s'en tenir à ce système? "La régularisation reste un processus lourd, répond le Vert Yvan Rochat, magistrat de Vernier. L'outil que nous évoquons dans notre lettre permet de régler les cas plus rapidement. "

 Autre défaut des procédures de régularisations: "Elles ne fonctionnent qu'au cas par cas", déplore Sandrine Salerno.

 Sur ce dernier point au moins, le canton approuve: "Nous soutenons les démarches visant à créer des bases légales plus claires, permettant de régulariser les jeunes bien intégrés de façon plus systématique", indique Bernard Favre.

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BIG BROTHER VIDEO
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Basellandschaftliche Zeitung 9.6.10

Klarere Regelung für Videokameras

 Der Grosse Rat beschliesst heute eine neue Regelung für Kameras. Das Baselbiet verzichtet

 Das neue Basler Datenschutzgesetz sorgt für mehr Klarheit im Umgang mit Videokameras. Die bisherige Lösung war mangelhaft.

 Andreas Maurer

 Über 1500 Kameras des Staats und von staatsnahen Betrieben sind in Basel-Stadt bewilligt. Diese Auszählung des Basler Datenschutzbeauftragen Beat Rudin veranlasst die Basler Jungfreisinnigen zu Kritik: Der "Überwachungskanton" Basel-Stadt stelle einen traurigen Rekord auf.

 In anderen Kantonen benötigen staatliche Kameras keine Bewilligung. Daher wisse man dort oft nicht genau, wie viele Kameras im Einsatz sind, relativiert Rudin. "Basel ist keine überwachte Stadt", betont er. Dies zeige eine Aufschlüsselung der 1500 Kameras. Weit über die Hälfte davon macht die Videoüberwachung der BVB-Fahrzeuge aus. Ein weiterer grosser Teil besteht aus Kameras von Gefängnissen. Übrig bleiben rund 400 weitere staatliche Kameras.

 Neues Gesetz ändert nicht viel

 Der Einfluss des neuen Basler Informations- und Datenschutzgesetzes auf die Anzahl Kameras ist schwer abzuschätzen. Heute wird es im Grossen Rat behandelt. Zwei von 55 Paragrafen regeln die Videoüberwachung in der Öffentlichkeit. Bisher war diese nur mit einer speziellen gesetzlichen Grundlage möglich. Neu stellt das Informations- und Datenschutzgesetz diese Grundlage dar. Es verlangt für jedes Videosystem ein Reglement, das den konkreten Zweck, die Verantwortlichkeit und die Löschfrist festlegt.

 Die neue Regelung erleichtert dem Staat theoretisch die Installation neuer Kameras. In der Praxis ändert sich aber wenig, da das bisherige Gesetz nicht konsequent umgesetzt wurde. So bewilligte der Datenschützer auch Kameras für Schwimmbäder, obwohl die rechtliche Grundlage dazu sehr dürftig war.

 "Die bisherige Lösung war gut gemeint, aber sie hat nicht funktioniert", verteidigt Rudin seinen Vorgänger. Mit der Bewilligungspflicht durch den Datenschützer wurden die Verantwortlichkeiten verwischt. Es wurde Druck ausgeübt. "Wenn Ihr keine Kameras bewilligt, seid Ihr schuld, wenn einem kleinen Mädchen deshalb etwas passiert", hiess es etwa. Neu liegt die Verantwortung bei den Departementen der Regierung. Sie erlassen die Reglemente. "Der Datenschutz wird aber nicht geschwächt, weil wir die Reglemente vorher prüfen", sagt der Basler Datenschützer.

 Alle Parteien signalisieren Zustimmung zum Gesetz. Auch die überwachungsskeptische SP-Fraktionschefin Tanja Soland begrüsst die klarere Regelung: "Ich hoffe, dass die Videoüberwachung dadurch etwas eingeschränkt wird." Die Überwachungspläne des Sicherheitsdirektors Hanspeter Gass lehnt sie entschieden ab. Diese stehen jedoch nicht in direktem Zusammenhang zum neuen Gesetz.

 Andere Lösung im Baselbiet

 Im Gegensatz zu Basel-Stadt ist im Baselbiet keine kantonale Regelung der Videoüberwachung geplant. Jede Gemeinde erlässt eigene Reglemente. "Man kann mit beiden Lösungen leben. Für uns in der Stadt ist die vorgesehene Lösung mit klaren Leitlinien auf Gesetzesstufe besser", findet Rudin. Die 86 Baselbieter Gemeinden seien mit der Situation in Basel nicht vergleichbar.

 Eine kantonale Lösung im Baselbiet hätte den Vorteil, dass sie einheitlicher wäre. Andererseits hat die Regelung auf Gemeindeebene den Vorteil, dass sich die Gemeinden selber mit ihren Videokameras befassen.

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 Öffentlichkeitsprinzip

 Die bedeutendste Neuerung des Informations- und Datenschutzgesetzes stellt die Verankerung des Öffentlichkeitsprinzips dar. Heute sind Informationen der Basler Verwaltung grundsätzlich geheim. Nur auf begründeten Wunsch hin erteilen die Behörden Auskunft. Neu ist es umgekehrt: Die Öffentlichkeit erhält ein durchsetzbares Recht für Informationen der Verwaltung. Nur in begründeten Fällen können diese verweigert werden. So wird die Polizei vor einer Demonstration wohl auch weiterhin keine Auskunft über ihren Einsatz erteilen. Zum Beispiel über eine durchgeführte Studie muss die Verwaltung neu aber grundsätzlich Auskunft geben. Heute unterscheidet sich die Auskunftsfreudigkeit je nach Departement. (öpf)

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NLZ 9.6.10

Sicherheit

 Bahnhofplatz Luzern: Kurs wird beibehalten

Dave Schläpfer

 Die Stadt ist zufrieden mit der Entwicklung am Bahnhofplatz. Nicht zuletzt wegen der Videoüberwachung.

 Visitenkarte für die Stadt, Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs und Ort der Information: Der Stadtrat möchte, dass der Bahnhofplatz in erster Linie diese drei Funktionen erfüllt. Um dies sicherzustellen, werden die bereits im letzten Jahr umgesetzten Massnahmen auf unbefristete Zeit weitergeführt.

 Mehr Polizeipatrouillen

 "Die Situation hat sich seither merklich verbessert", sagt Maurice Illi von der Stelle für Sicherheitsmanagement. "Dies bestätigen uns alle involvierten Partner." Das sind die Massnahmen:

 • Von April bis Oktober wird der Bahnhofplatz im Dreischichtbetrieb geputzt.

 • Im selben Zeitraum ist eines der drei Zweierteams der SIP (Sicherheit Intervention Prävention) jeweils an den Wochenenden bis 4 Uhr morgens präsent.

 • Seit der Anfang Jahr erfolgten Polizeifusion gibt es gemäss Mediensprecher Urs Wigger von der Luzerner Polizei "spürbar" mehr Patrouillen beim Bahnhof und im Zentrumsgebiet. Für Notfälle hat es im Untergeschoss neben dem Ticketschalter der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) einen Polizeiposten.

 • Die mobile Bar "Stadtlounge" des Jugendradios 3fach steht von Juni bis September jeweils mittwochs bis samstags ab 17 Uhr beim Torbogen. Wer Abfall auf den Boden werfe, werde via Liveschaltung auf den Fauxpas aufmerksam gemacht, teilt der Sender mit. Bis jetzt habe dieses "ungenierte Blossstellen" Erfolg gezeigt.

 • Im Herbst wird eine zusätzliche WC-Anlagebeim Ticketschalter der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) realisiert.

•  Der Luzerner Polizei zufolge hat die Möglichkeit, Littering-Bussen auszusprechen, in der Öffentlichkeit zu einer Sensibilisierung geführt. Bis Mitte Mai wurden innert Jahresfrist im Kanton 264 Abfallsünder gebüsst, die meisten davon auf städtischem Gebiet. Vom Mittel der Wegweisung hat die Polizei in Luzern 17 Mal Gebrauch gemacht. Die meisten davon erfolgten auf dem Bahnhofplatz.

 • "Die Videokamerashaben sicher auch ihren Teil zum verbesserten Zustand beigetragen", sagt Urs Wigger von der Luzerner Polizei. Auswertungen der Bilder zur Verbrechensbekämpfung fänden statt, es wird jedoch keine Statistik geführt, wie viel Mal dieses Mittel zur Anwendung kommt. Illi zufolge werden auf Ende Jahr die Resultate einer Studie erwartet, die den Effekt der Videoüberwachung aufzeigen sollen.

 • Die Zusammenarbeit mit den Anrainern KKL, SGV, VBL und der SBB wird weiterhin gepflegt. Seit Mai läuft das Bahnhofpaten-Projekt der SBB.

 Dynamische Entwicklung

 Trotz der erreichten Situation ist Maurice Illi der Überzeugung, dass eine laufende Beobachtung der Entwicklung und Anpassung der Massnahmen notwendig ist: "Der Bahnhofplatz ist der meist frequentierte Ort in der Stadt und muss unterschiedlichsten Nutzungsansprüchen genügen." Zudem sei die Dynamik gross: "Generell kann man eine kontinuierliche Zunahme der Personen im öffentlichen Raum feststellen - auch das Ausgangsangebot wird immer vielfältiger."

 david.schlaepfer@neue-lz.ch

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BIG BROTHER SPORT
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BZ 9.6.10

Grosser Rat

 Polizei kostet nicht mehr

 Die Sicherheit im Sport bringt dem Kanton keine Mehrkosten. Dennoch möchte er die Veranstalter zur Kasse bitten.

 Sportveranstaltungen wie die "Finalissima" zwischen YB und dem FC Basel verursachen enorme Sicherheitskosten. Grossrat Ruedi Löffel (EVP) wollte in der Fragestunde vom Regierungsrat wissen, wie viel der Kanton 2009 zusätzlich an die Sicherheitskosten in der Stadt Bern bezahlt habe. Bern hat mit der Kantonspolizei einen Ressourcenvertrag über 28 Millionen Franken pro Jahr.

 Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) antwortete, dass der Kanton darauf hinarbeite, diese Kosten an die effektiven Verursacher abzuwälzen. Dem Kanton seien aber 2009 keine zusätzlichen Kosten entstanden. Die Mehrkosten würden kompensiert, was zu weniger Polizeipräsenz in der Stadt führe.
 ats

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Langenthaler Tagblatt 9.6.10

"Die Gemeinden müssen drücken"

 Hooligan-Kosten Polizeichef gibt den Ball weiter

 Nach neuerlichen Ausschreitungen bei der Fussball-"Finalissima" zwischen Bern und Basel gaben die Sicherheitskosten im Grossen Rat gestern einmal mehr zu reden. Zu den Zahlen, ja nicht einmal im Verhältnis zum gesamten Leistungsvertrag zwischen der Kantonspolizei und der Stadt Bern, wollte sich der kantonale Polizeidirektor Hans-Jürg Käser nicht äussern. Ausser: Dass das ausgehandelte Polizei-Kostendach von jährlich 28 Millionen Franken für die Bundesstadt für 2009 nicht überschritten wurde.

 Vielmehr betonte Käser in der Fragestunde, dass es nicht er oder die Konferenz der kantonalen Polizeidirektoren sei, welche Druck auf YB oder SCB machen müssten: "Es sind die Gemeinden, die Druck machen müssen, um laut Bundesgericht bis zu 80 Prozent der anfallenden ausserordentlichen Polizeieinsatzkosten weiterverrechnen zu können." Insbesondere der städtische Polizeidirektor Reto Nause verwahrte sich bisher mit Verweis auf den Image-Gewinn der Stadt durch die Berner Fussball- und Hockeyclubs, mehr Druck auszuüben. Diese beteiligen sich bisher mit einer jährlichen Pauschalabgeltung von je 80000 Franken. Käser dagegen sagte gestern klipp und klar: "Der verstärkte Einbezug der Clubs wird sie auch zum Handeln zwingen." (sat)

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20 Minuten 9.6.10

Sport-Krawalle: Löffel hakt nach

 BERN. Die explodierenden Sicherheitskosten an Sportveranstaltungen lassen EVP-Grossrat Ruedi Löffel keine Ruhe: Nachdem die Finalissima zwischen YB und dem FCB die Steuerzahler eine Viertelmillion Franken kostete, soll Polizeidirektor Hans-Jürg Käser endlich die Verursacher und die Stadt Bern in die Pflicht nehmen.

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POLICE OST
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Südostschweiz 9.6.10

Kripo Ostschweiz? Im Prinzip ja, aber ...

 Die St. Galler Sicherheitschefin Karin Keller-Sutter kann sich eine Kripo für die ganze Ostschweiz vorstellen. Ihr Glarner Amtskollege Andrea Bettiga will zuerst eine verstärkte Zusammenarbeit prüfen.

 Von Stefan Tschudi

 Glarus/St. Gallen. - Der Schweiz fehlt es an 1000 bis 2000 Polizisten. Die St. Galler Regierungsrätin Karin Keller-Sutter sagte in der "Südostschweiz am Sonntag", sie sehe die Zukunft der inneren Sicherheit in vermehrter Kooperation. So könnten Steuergelder effizienter eingesetzt werden. Etwa könne sie sich eine Kriminalpolizei für die ganze Ostschweiz vorstellen.

 Eine einzige Kripo für die Ostschweiz sei erst einmal eine politische Idee, die es zu prüfen gelte, bevor die Kooperation ins Leben gerufen werde. So der Kommentar des Glarner Sicherheits- und Justizdirektors Andrea Bettiga zu Keller-Sutters Idee gegenüber dem Regionaljournal von Schweizer Radio DRS.

 Eine grenzübergreifende Kripo müsste verschiedenen Herren dienen, was viele Fragen aufwerfe, die bei einer praktischen Umsetzung auf politischer Ebene geklärt werden müssten, sagt Bettiga auf Anfrage. Etwa, wo die Stützpunkte lägen, oder wer über Doktrin, Mittel und Schwerpunktlegung entscheide.

 "Glarner Polizei ist gut aufgestellt"

 Ob durch einen Zusammenschluss der Kriminalpolizeien tatsächlich eine Effizienzsteigerung möglich sei, könne heute noch nicht beurteilt werden. Aufgrund der Aufgaben, welche über die letzten Jahrzehnte bei den Kantonspolizeien angewachsen seien, habe man in vielen Kantonen versucht, mit Reorganisationen den erhöhten Anforderungen gerecht zu werden. Er bezweifle, dass diese Spirale weitergedreht werden könne, so Bettiga. "Insbesondere im Kanton Glarus hat die Kantonspolizei mehrere Reorganisationen durchlebt und ist heute gut aufgestellt."

 Zudem habe man bereits im Verbund Ostschweiz in vielen kleineren Aufgabenbereichen den Weg zur Zusammenarbeit gefunden. "Ich denke da an gemeinsame Präventionsprojekte im Strassenverkehr, an Ausbildung von Sondergruppen wie Grenadieren oder im Hundewesen sowie das kriminaltechnische Kompetenzzentrum Ostschweiz." Dagegen werde es schwieriger bei der Zusammenlegung von gesamten Kriminalpolizeien über die Kantonsgrenzen hinweg, da dieses Mittel stark kantonale Aufgaben und Interessen verfolge.

 Mehr Potenzial im Konkordat?

 Die Glarner Kriminalpolizei arbeite schon heute, ab nächstem Jahr noch enger, mit den Staatsanwaltschaften zusammen. "Hier sind weitere Schnittstellen zu kantonalen Stellen." Diese Zusammenarbeit müsse ebenfalls diskutiert und auf Möglichkeiten der Umsetzung abgeklopft werden.

 Vorteile sehe er etwa darin, dass man der Idee einer Ostschweizer Kripo die heutige Lösung gegenüberstellen und prüfen könne. "Etwa in der Frage, ob in der Zusammenarbeit innerhalb des Polizeikonkordates weiteres Potenzial liegt", sagt Andrea Bettiga.

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Stadtpolizei ist neu Mitglied der OPK

 Chur. - Die Stadtpolizei Chur und deren Polizeikommandant Ueli Caluori wurden vor kurzem in die Ostschweizer Polizeikommandanten-Konferenz (OPK) aufgenommen. Schwerpunkt der Konferenz ist die fachspezifische professionelle Aus- und Weiterbildung der beteiligten Korps, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Seit dem Jahr 2003 ist die Stadtpolizei bereits assoziiertes Mitglied im Ostschweizer Polizeikonkordat Ostpol.ch. (so)

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POLICE CH
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Le Temps 9.6.10

Il manque 2000 agents en Suisse

 Proportionnellement à sa population, la Suisse est moins bien dotée en policiers que les pays voisins, estime le syndicat des forces de l'ordre, qui dénonce les injures et violences croissantes que subissent ses membres

Jean-Claude Péclet

 La Fédération suisse des fonctionnaires de police (FSFP) demandera une substantielle augmentation des effectifs lors de l'assemblée des délégués qui se tient jeudi et vendredi à Lucerne. Selon le syndicat, qui fédère 95% des 16 000 policiers actifs en Suisse, le pays dispose, en comparaison européenne, "des forces de police les plus réduites par rapport à sa population". L'Italie compte 4,7 représentants de l'ordre   pour   1000 habitants, l'Allemagne 3,3, l'Autriche 3,1, et la Suisse 2,3 seulement. "Il manque 2000 agents", affirme la FSFP.

 Le ton de l'invitation à l'assemblée est combatif: "Avec le slogan "Cela suffit!", nous pouvons aborder de nombreux aspects de l'activité de police ayant atteint, à notre avis, un niveau intolérable pour le personnel impliqué." Et de citer, outre les effectifs insuffisants, les injures et assauts subis par les agents (lire ci-dessous) et la perte d'attractivité de la profession.

 "La crise de recrutement tient moins au salaire - qui est correct, sauf dans le Jura et au Tessin - qu'aux heures supplémentaires ou à la violence qui augmente. Nous ne sommes pas un punching-ball!" dit Max Hofmann, secrétaire général de la FSFP.

 Président de la Conférence des commandants de police cantonaux, le Fribourgeois Pierre Nidegger confirme les sous-effectifs. Une étude menée l'an dernier par cette organisation les estime entre   1000 et   1500 agents manquants. En Suisse romande, Genève est le canton le plus touché, avec un déficit de 200 policiers, que le Conseil d'Etat a promis lundi de combler au cours de la législature. "En 2008 et 2009, nous avons rempli tous les cours de formation, grâce à une politique promotionnelle plus active, dit Patrick Puhl, porte-parole de la police genevoise. L'attrait de la profession revient gentiment, mais cela reste difficile, d'autant plus qu'il faut environ 150 candidats pour constituer une volée de 25 nouveaux agents."

 "Les difficultés de recrutement seront très importantes ces prochaines années, pour toute la Suisse romande", dit Jean-Christophe Sauterel, porte-parole de la police vaudoise, où le déficit sera de 200 à 300 postes.

 Plusieurs mesures ont déjà été prises pour élargir le bassin de recrutement - relèvement de l'âge maximum d'engagement; suppression de la limite de taille; ouverture aux étrangers disposant d'un permis C, comme à Genève - mais "elles sont d'ordre cosmétique", estime Max Hofmann, pour qui la crise des vocations repose sur des causes plus profondes, dont le respect lié aux forces de l'ordre.

 La FSFP, qui avait des relations informelles avec les députés fédéraux, a intensifié son lobbying politique en constituant récemment un groupe parlementaire "police et sécurité" présidé par le conseiller national socialiste Max Chopard-Acklin (AG). "Nous cherchons plutôt la discussion et le consensus, dit Max Hofmann, mais nous voyons aussi que la situation ne s'améliore pas."

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 La situation se détériore

 Le syndicat des forces de l'ordre demande des sanctions plus sévères
 
J.-C. P.

 Parce qu'il avait un appareil photo autour du cou, Jean-Marie Bornet, chef de l'information et de la prévention à la police valaisanne, a été assailli et roué de coups par une trentaine de hooligans lors d'un match Sion-Young Boys. "Il faut des sanctions plus dissuasives, comme en Grande-Bretagne", dit-il au Temps.

 A Echallens, un agent frappé et étranglé par un homme ivre a subi quinze jours d'arrêt de travail. A Nyon, un de ses collègues a été blessé à la tête lors d'un contrôle dans une entreprise. A Genève, il y a trois jours, un agent a été insulté et menacé de mort par un manifestant pro-palestinien.

 Chronique ordinaire de l'agressivité. Selon la statistique fedpol, on est passé de 774 violations de l'article 285 du Code pénal (violence contre l'autorité) en 2000 à 2350 en 2009. La FSFP a adressé une pétition à la conseillère fédérale Eveline Widmer-Schlumpf pour réclamer des mesures, dont l'augmentation de la peine minimale prévue par l'article 285 du CPS et le doublement de la quotité de la peine en cas de récidive, comme c'est le cas en France.

 "Si nous n'arrivons pas à faire comprendre à la justice ce qu'elle doit faire, nous demanderons aux politiciens de lui mettre un instrument plus efficace entre les mains, dit Max Hofmann, secrétaire général de la FSFP. Certains cantons, comme Saint-Gall, ont déjà donné un signal dans ce sens." A Fribourg, "nous demandons aux agents de dénoncer les agressions dont ils sont victimes, dit le commandant de la police, Pierre Nidegger. Nous sommes assez suivis par l'autorité judiciaire."

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Bund 8.6.10

Müde Polizisten wollen nach dem Grosseinsatz besser schlafen

 Nicht nur Personalknappheit und zunehmende Gewalt gegen Beamte bereiten Schweizer Polizisten Sorgen. Bei Grosseinsätzen müssen sie auch noch in Bunkern übernachten. Jetzt fordern sie anständige Betten.
 
Erwin Haas

 Dem Verband Schweizerischer Polizeibeamter, der die Interessen von 23 000 Mitgliedern vertritt, ist der Kragen geplatzt. "Wie Kaninchen im Käfig" müssten sie bei Grossanlässen nächtigen, klagt der Verband in der neusten Ausgabe seiner Zeitung "Police". Bei interkantonalen Einsätzen hausten die Polizisten "oft unter misslichen Bedingungen, erhalten ungenügende Verpflegung und arbeiten zu viele Stunden am Stück".

 Die Polizisten fordern ihre Kommandanten deshalb auf, zumindest bei planbaren Einsätzen wie am Weltwirtschaftsforum WEF in Davos oder an Politikertreffen wie dem G-8-Gipfel 2003 in Evian für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen.

 Was Polizisten "erdulden"

 Auslöser des Begehrens war laut der "Neuen Luzerner Zeitung" ein direkter Vergleich an der Fussball-Europameisterschaft Euro 08, als die Schweizer mit deutschen Kollegen zusammenarbeiteten. Diese verbrachten ihre Ruhezeit in Hotels, während die einheimischen Ordnungskräfte - der militärischen Tradition entsprechend - in Massenlagern von Zivilschutzanlagen einquartiert waren. Und das ist nicht der Ort, den sie sich nach anstrengenden und langen Diensten wünschen. In der Folge erarbeitete der Verband einen Forderungskatalog, den der Zentralvorstand soeben verabschiedet hat. Die Liste "gibt auch Aufschluss darüber, welche Umstände bislang erduldet werden mussten", schreibt "Police".

 Die Polizisten verlangen Unterkünfte in Hotels oder Kasernen an ruhiger Lage, in 4- bis 6-Bett-Zimmern mit Tageslicht, die aber verdunkelt werden können, damit die Mannschaften nach Nachteinsätzen auch tagsüber Schlaf kriegen, und sie sollen höchstens 30 Kilometer vom Einsatzort entfernt sein. Die Polizisten pflegen das Detail. Der Verband wünscht etwa "normale Matratzen (kein Camping)" mit Leintuch, Kissen und Duvet, einen Ruheraum, gute sanitäre Anlagen, einen Stuhl und eine Steckdose pro Polizist, drei Mahlzeiten pro Tag, Lunchpakete für 8-Stunden-Einsätze ("mit mindestens folgendem Inhalt: 2 Getränke, 1 Frucht, 2 Sandwiches, 1 Schokoladen-Riegel, evtl. 1 gekochtes Ei") sowie Kühlschränke mit Snacks.

 Schlaflos durch die Nacht

 Der nationale Verband möchte, dass Politik und Polizeichefs die teils missliche Unterbringung als Problem anerkennen und ihm ein Mitspracherecht bei der Vorbereitung von Einsätzen zugestehen. Der Katalog umfasst aber auch Verbesserungen der Arbeits- und Ruhezeitregeln: höchstens 9 Arbeitstage am Stück, täglich maximal 15 Stunden Arbeit und 9 Stunden durchgehende Pause sowie die doppelte Anrechnung von Überstunden an Wochenenden.

 "Nach anspruchsvollen Einsätzen in der Kälte, bei denen die Polizisten nur zwischendurch verpflegt wurden, kommen sie zum Beispiel am WEF in eine Unterkunft, wo ein dauerndes Hin und Her herrscht", sagt der Präsident des Verbands der Kantonspolizei Zürich und EVP-Kantonsrat Peter Reinhard. "Sie kommen einfach nie zur Ruhe und können nicht einmal richtig einschlafen."

 Es müssten keine 5-Sterne-Hotels sein, sagt Generalsekretär Max Hofmann vom Schweizer Verband. "Und wir sind nicht so stur, dass wir nicht ausrücken, wenn alle Hotelbetten ausgebucht sind", fügt er an. Doch die Schweizer Polizisten seien Profis und möchten als solche behandelt werden: "Es käme keiner Firma in den Sinn, einen ihrer Vertreter oder Monteure in einer Zivilschutzanlage übernachten zu lassen."

 Für Markus Meyer, den Präsidenten des Berner Polizeiverbands, ist die Frage der Unterkünfte Teil eines grundsätzlichen Problems: "Polizist ist zu einem unattraktiven Beruf geworden. Das führt zu massiven Schwierigkeiten bei der Rekrutierung." In den 70er-Jahren habe ein Polizist noch 1000 Franken mehr verdient als in seinem angestammten Beruf als Mechaniker oder Bäcker, heute sei es gleich viel.

 139 neue Stellen für Berner Korps

 Der Berner Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) hat zwar vom Unterkunftsproblem noch nie gehört, teilt aber die Kritik: "Die Berner Regierung will das Korps von heute 2300 Polizisten bis 2015 um 139 Stellen aufstocken." Um die nötigen Leute zu finden, sei auch im Gespräch, die Polizisten in eine höhere Lohnklasse einzureihen.

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NZZ 8.6.10

Polizeigewerkschaft schlägt Alarm

 Unterbestände in den kantonalen Korps und zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte

 met. ⋅ "Es reicht!" - so ist eine Resolution überschrieben, die am Donnerstag und Freitag an der Delegiertenversammlung des Verbandes Schweizerischer Polizeibeamter (VSPB) verabschiedet werden soll. Die Gewerkschaft will damit auf Probleme aufmerksam machen, die in Polizistenkreisen zunehmend für Unmut sorgen: einerseits das Überstundenproblem, anderseits die zunehmende Bereitschaft zur Gewalt gegenüber den Ordnungshütern. Diese habe in den letzten zehn Jahren um über 170 Prozent zugenommen.

 Max Hofmann, Generalsekretär des VSPB, in dem knapp 23 000 Polizeibeamte aus 69 Sektionen organisiert sind, spricht von einem schweizweiten Unterbestand von 1500 bis 2000 Einsatzkräften, gut 10 Prozent des gegenwärtigen Polizeibestandes. Diese Zahl werde von der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten (KKPKS) bestätigt, sagt Hofmann. Sie sei einer der Hauptgründe für das Problem mit den Überstunden - hochgerechnet rund eine Million pro Jahr -, die in vielen Korps schlicht nicht mehr abgebaut werden könnten. Vor einigen Jahren habe sich die Konferenz der Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) für eine Aufstockung der Bestände um gut 900 Polizeibeamte ausgesprochen; im Zug der Finanzkrise sei dann aber nichts daraus geworden. Der heutige Zustand sei nicht länger haltbar, die Politik müsse zu einer Lösung Hand bieten.

 Hofmann verweist auf die stark gewachsenen Belastungen der Polizeikorps. So müssten während der Fussball- und der Eishockeysaison Woche für Woche etwa 900 Polizisten für den Ordnungsdienst im Umfeld der Stadien aufgeboten werden. Die gewachsene Mobilität der Bevölkerung, die "24-Stunden-Gesellschaft" an Wochenenden und immer mehr Strafbestimmungen in neuen Gesetzen mit dem entsprechenden administrativen Aufwand verschärften die Problematik zusätzlich. Diese werde auch von der Bevölkerung zunehmend wahrgenommen: Wenn Leute für die Fronteinsätze fehlten, werde zuerst bei der polizeilichen Präventionstätigkeit gespart - zum Beispiel bei der Präsenz in den Quartieren. Das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung hat laut dem Forschungsinstitut GfS-Zürich im letzten Jahr denn auch um 0,6 auf 5,6 Punkte abgenommen.

 Das Problem der Unterbestände sei auch bei der Polizeikommandanten-Konferenz ein Thema, bestätigt deren Generalsekretär Vladimir Novotny. Auf ihre Agenda gesetzt haben das Problem ferner die Justiz- und Polizeidirektoren. Sie wollen im kommenden Herbst nach einer Analyse des Aufgabenspektrums der Polizei dazu Beschlüsse fassen.

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RANDSTAND SG
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St. Galler Tagblatt 8.6.10

Intoleranz trotz mehr Dialog

 Die Probleme mit Randständigen, namentlich im Kantipark und auf Drei Weieren, haben sich letztes Jahr merklich entschärft. Dafür hat laut Jürg Niggli, Leiter der Stiftung Suchthilfe, die Intoleranz in der Bevölkerung zugenommen.
 
Helena Gunsch

 Die Situation zwischen Randständigen und anderen Einwohnern der Stadt hat sich in bezug auf die einschlägig bekannten Drogenumschlagsplätze verbessert. Dies geht aus dem Jahresbericht 2009 der Stiftung Suchthilfe hervor. Auf Nachfrage bestätigt deren Leiter, Jürg Niggli, diesen Trend zur Entspannung im öffentlichen Raum. So hätten die Randständigen beispielsweise im Kantipark die Ordnungsregeln vorbildlich beachtet. Ebenso hielten sie sich an die ihnen "zugewiesenen Plätze". Zudem erhalte er oft positive Rückmeldungen von Anwohnern, der Polizei und Parkbesuchern, sagt Jürg Niggli. "Der Park ist besser als sein Image."

 Verbote für die Gassenküche

 Ganz glatt lief trotzdem nicht alles. 651 Tagesverbote mussten die Verantwortlichen der Gassenküche 2009 aussprechen, das sind knapp 100 mehr als noch 2008. Insgesamt hätten 60 Personen verwarnt werden müssen, 40 davon einmalig, 20 mehrmalig. Wer ein Tagesverbot kassiert, darf sich während eines Tages nicht in der Gassenküche aufhalten. Eine solche Massnahme sei dann notwendig, wenn beispielsweise gedealt oder körperliche und verbale Gewalt angewendet werde, erklärt Jürg Niggli.

 Intoleranz und Übernutzung

 Während der Arbeit im letzten Jahr hat Jürg Niggli zwei Hauptprobleme ausmachen können. So werde die Bevölkerung einerseits intoleranter gegenüber anders lebenden Menschen, namentlich den Randständigen. Schaue man objektiv hin, gebe es auf Stadtgebiet nur wenige "heikle" Orte, an denen Drogen eine grössere Rolle spielten. Auf Drei Weieren zum Beispiel sei das Verhalten der Suchthilfe-Klienten nicht auffälliger gewesen als jenes der anderen Besucher. "Wir müssen aufpassen, dass wir keine intolerante Stadt werden und alles Andersartige ausgrenzen." Ebenfalls ein Problem im öffentlichen Raum sei die Tendenz zu dessen Übernutzung. Die Haltung der Stiftung Suchthilfe zu dieser Problematik ist klar: "Der extremen Beanspruchung des öffentlichen Raumes mit all ihren unerwünschten Begleiterscheinungen dürfen wir nicht tatenlos zusehen."

 Mehr öffentliches Engagement

 Ein Schritt zur Bekämpfung ebendieser Überbeanspruchung war, wie schon in den Jahren zuvor, der "Runde Tisch Brühlgasse". Da wurde gemeinsam mit Betroffenen beispielsweise über die Lärmbelastung am Wochenende diskutiert und versucht, Lösungen zu finden.

 Während des ganzen Jahres 2009 stand das öffentliche Engagement im Fokus der Stiftung Suchthilfe. Neben einem mobilen Infostand zur Alkoholprävention wurde auch ein Alkoholkonzept entwickelt, um Jugendliche vor Alkoholexzessen zu schützen.

 "Wir möchten unsere Leistung und unsere Angebote aufrechterhalten", sagt Jürg Niggli zur Frage, welches die Ziele der Stiftung Suchthilfe für das laufende Jahr seien. Die Bemühungen bei den Themen Jugendschutz und öffentlicher Raum sollen ebenfalls weitergeführt werden.

 Fast gleich bleibende Zahlen

 Die Zahlen für die Heroin- und Methadon-Abgabe haben sich im Vergleich zu 2008 nicht massgeblich verändert. In der Medizinisch-sozialen Hilfsstelle (MSH) 1, in der heroinabhängige Patienten betreut werden, lag die durchschnittliche Belegung bei knapp 96 Prozent, zwei Prozent weniger als im Vorjahr. 68 Klienten befanden sich dort Ende Jahr in der heroingestützten Behandlung. In der MSH 2, der Hilfsstelle für Klienten in der methadongestützten Behandlung, wurden 93 Personen betreut. Der Altersdurchschnitt stieg im Vergleich zum Vorjahr kaum an, er liegt weiterhin bei knapp 41 Jahren.

 Die Gassenküche hat 2009 nach langem Rechtsstreit die offizielle Betriebsbewilligung erhalten. Auf die Zahl der ausgegebenen Mahlzeiten hatte das keinen Einfluss. Diese ging sogar leicht zurück. Täglich wurden durchschnittlich 33 Essen abgegeben, 34 waren es noch im Vorjahr.

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NEONAZIS
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Buchtipp 9.6.10

Alexander Nyffenegger
 
Brauner Sumpf - Bekenntnisse eines Aussteigers
 
Es ist ein beachtliches Manuskript, was die einstige Führungskraft der Schweizer Neonaziszene Alexander Nyffenegger (geboren 1971) dem Greifenverlag zur Veröffentlichung angeboten hat. Der Rückblick des vor 10 Jahren ausgestiegenen Mannes vermittelt einen tiefer Einblick in die Wirkungsmechanismen der rechten Szene.
 
Nyffenegger über die Beweggründe und zum Inhalt des Buches: "Ich führe die Leserin und den Leser auf eine Reise voller persönlicher Eindrücke und Erlebnisse, die mir in meinen etwa anderthalb Jahren Zugehörigkeit zum Neonazi-Milieu widerfahren sind. Es spielen dabei entscheidende Situationen in meiner Jugendzeit genauso eine Rolle wie die Tatsache, dass ich nicht zuletzt im Zuge meines damaligen Arbeitsplatzes auf eine politische Rechtsaussenpartei gestossen bin, innerhalb derer ich binnen kurzer Zeit Karriere und en passant die Bekanntschaft zu den schlimmsten Figuren der Nazi-Szene machen konnte. Ich schildere unter anderem auch, wie ich besagte Kleinpartei, die im Jahre 2000 noch über ein Nationalratsmandat verfügte, sowohl von innen wie aussen völlig umstrukturieren und radikalisieren wollte, die alten Kaderleute mittel- bis langfristig durch stramme junge Rechtsextremisten zu ersetzen gedachte und auf schleichende Art und Weise den Nationalsozialismus hoffähig zu machen wünschte.
Gleichzeitig gleise ich auf, wie ich mich dabei, auch unter dem Einfluss meines anhaltenden Kokainkonsums in kriminelle Machenschaften verstrickte, so etwa Gelder im kleinen Rahmen veruntreute, meine Pensionskassengelder durch die Bildung einer Scheinfirma flüssig machen konnte und auf dem Höhe- bzw. Tiefpunkt auf Vorschlag meines Vorgesetzten in der Partei (!) die Scheinheirat mit einer ukrainischen Animierdame einging.
Diese stetige Entwicklung nach abwärts führte schliesslich dazu, dass ich die Parteiarbeit quittierte und zum krönenden Abschluss meiner rechten Laufbahn für einige Wochen bei der damals gerade neu gegründeten ‚Partei National Orientierter Schweizer' PNOS als Pressechef waltete und sogar deren allererstes Parteiprogramm verfasste.
Irgendwann jedoch kehrte die Vernunft zurück, und ich musste mich zwischen zwei Möglich-keiten entscheiden: Entweder würde ich jetzt gerade noch die Kurve kriegen und auf einen Schlag mein Leben ändern oder meine Zukunft für eine Ideologie auf's Spiel setzen, die nur den weiteren sozialen Abstieg bedeuten konnte.
Die unterstützenden Gespräche mit Samuel Althof von der ‚Aktion Kinder des Holocaust' verhalfen mir dazu, die richtige Entscheidung zu treffen."
 
Alexander Nyffenegger
Brauner Sumpf - Bekenntnisse eines Aussteigers
Greifenverlag zu Rudolstadt & Berlin
ISBN 978-3-86939-008-6
Ca. 130 Seiten
Preis: 12,90 EUR

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HOMOHASS
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Radio Corax (Halle) 7.6.10

Homophober Moslem - Toleranter Westen

Islamische Staaten geraten durch die Verfolgung "Homosexueller" immer wieder in den Blickpunkt der Medien. Und wenn sich hierzulande deklassierte Halbstarke aggressiv gegenüber Schwulen zeigen, fragt man reflexhaft nach ihrem " kulturellen Hintergrund" . Dabei ist die klassische türkische und arabische Liebeslyrik voll von gleichgeschlechtlichen Motiven. Die sucht man hingegen in der Literatur des "aufgeklärten" Abendlands zumeist vergeblich. Georg Klauda stellt in seinem Buch "Die Vertreibung aus dem Serail" die Frage nach dem historischen Anteil des Westens an der Formierung antihomosexueller Diskurse in der islamischen Welt.
http://www.freie-radios.net/mp3/20100607-homophoberm-34452.mp3

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DROGEN
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NZZ 8.6.10

Der Schwarze Afghane breitet sich aus

 Während die Opiumproduktion am Hindukusch sinkt, nimmt der Anbau von Cannabis zu

Raul Jordan

 Afghanistan ist nicht nur weltweit der grösste Erzeuger von Opium. Wegen der Bekämpfung des Mohnanbaus ist Cannabis eine einträgliche Alternative für die Landbevölkerung.

 Laut der Uno-Drogenbehörde (UNODC) bauen afghanische Farmer auf einer Gesamtfläche von 10 000 bis 24 000 Hektaren Cannabis an. Aus dem Harz der Pflanzen stellen sie jährlich zwischen 1500 und 3500 Tonnen Haschisch her. Damit hat Afghanistan mittlerweile Marokko überholt, das lange Zeit grösster Erzeuger dieses Rauschmittels war. Laut dem UNODC-Sprecher Walter Kemp ist Afghanistan so der weltgrösste Produzent gleich zweier illegaler Drogen geworden: Heroin und Haschisch.

 Einseitige Drogenpolitik

 In 17 der 34 Provinzen wächst Hanf zur Drogengewinnung. Während die Opiumproduktion im Norden zurückgeht und auf den Süden und Südwesten Afghanistans konzentriert ist, streuen sich die Anbauflächen beim Cannabis breiter über das Land. Auch in den östlichen Provinzen Paktia und Kunar etwa oder im Norden in Badakshan gibt es grosse Felder. "Ein Trend, den wir sehen können, ist die Verlagerung des Cannabis-Anbaus nach Süden", so Martin Raithelhuber von UNODC. "Vor drei, vier Jahren wurde noch mehr Cannabis im Norden angebaut. Jetzt tauchen auch südliche Provinzen wie Kandahar und Helmand deutlich auf."

 Eine Ursache für die Ausbreitung sieht Walter Kemp in der zu einseitigen Drogenpolitik. Die Aufmerksamkeit sei in Afghanistan so stark auf das Opium gerichtet, dass sich der Cannabis-Anbau daneben habe vergrössern können. Viele Bauern reagierten auf das Vorgehen gegen den Opiumanbau, indem sie stattdessen Cannabis anpflanzten. "Wir sind beunruhigt, dass wegen des Cannabis Provinzen auch dann nicht drogenfrei sind, wenn dort kein Opium mehr angebaut wird", sagt Kemp.

 Während spezielle Teams viele Opium-Felder zerstören, lassen sie die Cannabis-Pflanzungen häufig stehen. Der Fokus der internationalen Öffentlichkeit spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. "Die Ausländer stören sich nicht so sehr am Cannabis-Anbau", behauptet ein Bauer aus Kandahar. Angesichts der Zerstörung ihrer Mohnfelder fühlen sich die Bauern bei Cannabis auf der sicheren Seite. Denn den afghanischen Behörden fehlen auch häufig die Mittel, um des Problems Herr zu werden. "Solange Opium angebaut wird, hat die Regierung keine Zeit, sich um Cannabis zu kümmern", so der Bauer.

 Lukrativer als Opium

 Doch wie lässt sich eine Strategie gegen Cannabis umsetzen? "Wenn wir die Bauern fragen, die aufgehört haben, Cannabis zu pflanzen, nennen sie als Grund häufig, dass es verboten ist", sagt Martin Raithelhuber. "Das gilt aber nur in Gegenden, wo die Regierung die Kontrolle hat. Und das ist eben der Norden und der Süden." Doch neben dem geringen Verfolgungsdruck hat Cannabis auch weitere Vorteile für die Landbevölkerung. Pro Hektare können mit Cannabis über 3000 Dollar verdient werden. Beim Opium sind es auf der gleichen Fläche 2000 Dollar.

 Während nach Schätzungen etwa 80 Prozent der Einnahmen aus Opium an Händler, Grossgrundbesitzer, lokale Machthaber in den Regionen und nach Kabul fliessen, bleibt vom Cannabis mehr Geld bei den Bauern. Sowohl die Taliban als auch korrupte Regierungsbeamte kassieren hier weniger mit. Die Bauern sind unabhängiger, haben mehr Spielraum. "Während es beim Opium immer wieder Berichte gibt, dass Bauern unter Druck gesetzt werden, das anzupflanzen, konnten wir beim Cannabis so etwas bisher nicht feststellen", so Raithelhuber.

 Der Handel läuft trotzdem zu grossen Teilen über dieselben Netzwerke wie beim Opium. Die Händler kommen in die Dörfer und holen die Drogen direkt beim Bauern. Gegenüber legalen Produkten ist das ein Vorteil. Für Gemüse zum Beispiel fehlen in Afghanistan häufig die Vermarktungsstrukturen. Der Transport ist schwierig, zum Markt müssen die Farmer selber fahren, manchmal durch unsichere Gegenden. Sie riskieren, an Checkpoints aufgehalten zu werden, müssen vielleicht zahlen, um weiterzukommen.

 Es ist daher wichtig, die Absatzstrukturen für legale Produkte besser zu entwickeln. Restriktive Massnahmen wie die Vernichtung von Feldern reichen nicht, um Cannabis zurückzudrängen, denn es gibt zu wenig Alternativen. Dabei ist der Hanf, so Raithelhuber, traditionell in Afghanistan weniger akzeptiert als Opium. "Obwohl die Suchtgefahr bekannt war, wurde Opium immer auch als Medizin angesehen. Ausserdem gab es die Haltung: <Das Opium geht zum grössten Teil in den Westen, das geht uns nichts an, was die Ungläubigen damit machen.> Cannabis dagegen galt immer als Droge, die für den Rausch eingenommen wird."

 Genügsame Pflanze

 Cannabis eignet sich besonders gut für die afghanische Landwirtschaft. Die Bodenbedingungen sind ähnlich wie beim Schlafmohn, doch der Cannabis-Anbau ist, so berichtet Christina Oguz von UNODC in Kabul, noch einfacher als die Kultivierung von Schlafmohn. Die Pflanze braucht wenig Wasser, wenig Dünger, wenig Aufmerksamkeit. Sie ist nicht krankheitsanfällig und gedeiht gut auf den häufig kargen afghanischen Äckern. Bis zu fünf Meter hohe Cannabis-Gewächse wachsen auf den Feldern. Die Wurzeln der Pflanzen dringen tiefer in den Grund als bei vergleichbaren Nutzpflanzen.

 Aus diesem Grund wurde Hanf häufig auf ausgelaugten oder versteppten Böden gepflanzt, um die Erde zu lockern und gegebenenfalls für den späteren Anbau anspruchsvollerer Pflanzen wie Getreide vorzubereiten. Und er gedeiht in der wasserarmen Sommersaison, konkurriert damit nicht mit Weizen, der im Winter wächst. Die Bauern ernten mehrmals im Jahr. Zwei Hauptprodukte stellen sie aus Cannabis her: zum einen Marihuana aus den getrockneten Blättern. Wichtiger für die afghanische Produktion ist jedoch das zu Platten oder Blöcken gepresste Harz - das Haschisch.

 Die Handelsrouten für Haschisch laufen von Afghanistan nach West- und Zentraleuropa. So taucht auch ein alter Bekannter aus Hippiezeiten wieder häufiger in Europa auf: der Schwarze Afghane. Seinen Namen verdankt er dem Harz, das so lange geknetet und gepresst wird, bis es seine tiefdunkle Farbe erhält. Etwa 22,5 Millionen Menschen, schätzt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Lissabon, konsumieren in Europa jährlich Cannabisprodukte. Und auch regional lohnt sich der Handel. In Afghanistans Nachbarländern Iran, Usbekistan, Tadschikistan und China steigt die Nachfrage.

 Raul Jordan ist Journalist in Hamburg.

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ANTI-ATOM
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Bund 9.6.10

Rot-grüne Kantonsregierung muss Mühleberg befürworten

 Der Grosse Rat will, dass sich der Kanton Bern für "sein" AKW einsetzt.

 Sarah Nowotny

 Die bernische Kantonsregierung erhält vom Grossrat den Auftrag, beim Bund eine befürwortende Stellungnahme zu einem neuen Atomkraftwerk (AKW) in Mühleberg abzugeben. Ob in der Schweiz überhaupt ein neues Werk gebaut wird, entscheidet das Volk erst 2013, bereits nächstes Jahr können Bernerinnen und Berner aber konsultativ zu "ihrem" AKW Stellung nehmen.

 Die Ausgangslage im bürgerlich dominierten Parlament war schon vor dem Entscheid klar. Dennoch blieben sich Atomkraftbefürworter und -gegner bei der Diskussion über die Motion von FDP-Grossrat Peter Flück (Brienz), in welcher der Auftrag an den Regierungsrat verpackt war, nichts schuldig. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach den 1990ern noch einmal eine AKW-Debatte führen muss", sagte etwa SP-Grossrätin Irène Marti (Bern). Seit 30 Jahren behaupteten die bürgerlichen Parteien, die erneuerbaren Energien hätten zu wenig Potenzial, aber mehr Geld für ihre Förderung werde nie gesprochen. "Auch die FDP hat keine Freude an AKW, aber in den nächsten 20 bis 30 Jahren führt einfach nichts daran vorbei", erklärte hingegen Hans Baumberger (FDP, Langenthal). Neutraler formulierten es die Grünliberalen, Neulinge im Rat. "Wir können nicht von heute auf morgen aus der Atomenergie aussteigen, aber wir sollten heute die Weichen stellen", sagte Jan Flückiger (Bern).

 Schliesslich nahm das Parlament den Vorstoss mit 92 Ja- zu 63 Nein-Stimmen an. "Die Meinungen gehen diametral auseinander", stellte Energiedirektorin Barbara Egger (SP) fest. - Seite 23

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Grosser Rat will Mühleberg II - und lanciert den Abstimmungskampf

 Der Grosse Rat ist für ein neues AKW - das Bernervolk wird vermutlich am 13. Februar 2011 abstimmen.

 Simon Thönen

 Soll das Kernkraftwerk Mühleberg durch einen neuen, grösseren Atomreaktor am gleichen Standort ersetzt werden? Mit dieser Frage kam die Debatte über die Atomenergie, die zwei Jahrzehnte lang auf kleinem Feuer vor sich hingeköchelt hatte, gestern im Berner Rathaus in alter Schärfe wieder auf die politische Agenda.

 Atomkraftwerke seien eine Belastung für kommende Generationen, warnte SP-Grossrat Andreas Hofmann und klagte an: "In den Geschichtsbüchern werden die Schüler später einmal lesen, dass die drei Atomparteien im Kanton Bern, die SVP, die FDP und die BDP, die Schuld tragen." FDP-Grossrat Peter Flück entgegnete: "Ich möchte nicht in Schulbüchern lesen, dass dieser Grosse Rat eine Stromlücke forciert hat."

 Klare Fronten

 Der kantonale FDP-Präsident Flück hatte zusammen mit Vertretern der SVP, der BDP und der EDU eine Motion eingereicht, die eine positive Haltung des Kantons Bern zu einem neuen "Ersatz-Kernkraftwerk" in Mühleberg verlangt. Der im bürgerlichen Lager breit abgestützte Vorstoss soll die rot-grüne Kantonsregierung dazu zwingen, dem Bundesrat eine positive Stellungnahme zum Projekt Mühleberg II zu übermitteln.

 Wie erwartet stimmte das mehrheitlich bürgerliche Kantonsparlament dem Vorstoss gestern mit 92 gegen 63 Stimmen deutlich zu. Das bürgerliche Lager stimmte weitgehend geschlossen für den Mühleberg-Vorstoss. Ein einziges FDP-Mitglied enthielt sich der Stimme. Nicht weniger geschlossen votierten die rot-grünen Parteien dagegen. In der Mitte führte die Kernfrage zu einer Spaltung entlang den Parteigrenzen: Die BDP votierte ebenso geschlossen für Mühleberg II wie die Grünliberalen dagegen. Einzig in der EVP verlief die Trennlinie innerhalb der Partei. Eine Minderheit sprach sich für ein neues AKW aus, wie der EVP-Sprecher und Solarunternehmer Josef Jenni mit Bedauern bekannt gab.

 Angesichts der klaren Mehrheitsverhältnisse im Grossen Rat wehrte sich die kantonale Energiedirektorin Barbara Egger-Jenzer (SP) nur kurz gegen den Vorstoss. Einzig den Vorwurf, die rot-grüne Regierung betreibe eine verantwortungslose Energiepolitik, wies Egger scharf zurück. "Ist es eine verantwortungslose Politik, wenn man die Leute nicht mehr diesem Risiko aussetzen will?", fragte sie rhetorisch zurück.

 Fast alle wollen Volk befragen

 Breite Einigkeit bestand nur in einem Punkt: Egger hatte im Namen der Regierung eine obligatorische Volksabstimmung im Kanton Bern über die Stellungnahme zu Mühleberg II vorgeschlagen. Dies unterstützten nicht nur die rot-grünen Parteien, sondern auch die Sprecher von FDP, BDP - und sogar der SVP. SVP-Fraktionssprecher Peter Brand dürfte mit seiner Opposition gegen eine Volksabstimmung isoliert dastehen (siehe Interview).

 Sogar wenn eine Mehrheit seiner Fraktion Brand unterstützen sollte, dürften die nötigen 100 Stimmen im Grossen Rat für eine obligatorische Volksabstimmung problemlos zusammenkommen. Das Kantonsparlament wird dies im November entscheiden. Das Bernervolk wird dann am 13. Februar 2011 darüber abstimmen, ob es ein neues AKW in Mühleberg will.

 Obwohl die Berner Volksabstimmung rechtlich unverbindlich ist, dürfte sie politische Fakten schaffen: Stimmt das Bernervolk Nein, dann wäre der Standort Mühleberg erledigt. Darüber hinaus wird die Volksbefragung im grossen AKW-Standortkanton Bern ein Test für die nationale Atomabstimmung sein, die voraussichtlich 2013 stattfinden wird. Start des Abstimmungskampfs

 Die gestrige Ratsdebatte war denn auch bereits das Vorspiel zum kantonalen Abstimmungskampf. Die beiden Lager werden sich über die folgenden Themen streiten.

 Strom- oder "Investitionslücke": Den heutigen Anteil der AKW an der Stromproduktion von 40 Prozent könne man nur durch neue Kernkraftwerke ersetzen, betonten die bürgerlichen Sprecher unisono. Erneuerbare Energien reichten nicht aus. "Der Strom eines Solarpanels im Stade de Suisse reicht nach fast zwei Tagen Produktion für den Lauf eines einzigen ‹Güterzügli› zwischen Basel und Domodossola", meinte etwa der ehemalige BLS-Direktor und BDP-Grossrat Mathias Tromp.

 "Dass es mit erneuerbaren Energien geht, zeigt mir meine Arbeitgeberin Swisscom: Sie bezieht ihren Strom nur aus erneuerbaren Energiequellen", entgegnete SP-Grossrat Patric Bhend. Für den Grünen-Sprecher Christoph Grimm droht nicht eine Strom-, sondern eine "Investitionslücke" für umweltfreundliche Energie.

 Billiger oder teurer Atomstrom: Die Bürgerlichen kritisierten die hohen Kosten der erneuerbaren Energien. Das rot-grüne Lager wies auf die Kostensteigerungen bei neuen AKW hin.

 Nutzen für kantonale Wirtschaft:

 Die bürgerlichen Motionäre erwarten eine jährliche Wertschöpfung von 500 Millionen Franken und 1000 Arbeitsplätze von Mühleberg II. Erneuerbare Energien nützten Gewerbe und auch Randregionen stärker, entgegneten die AKW-Kritiker.

 Risiko vertretbar? "Weshalb braucht es Jod-Tabletten, wenn AKW so sicher sind?", fragte die Grüne Natalie Imboden. Diesbezüglich fiel in der gestrigen Debatte auf, dass die bürgerlichen Sprecher zwar die wirtschaftlichen Vorteile von Mühleberg II engagiert lobten, die Atomtechnologie an sich jedoch kaum. "Auch wir von der FDP haben keine Freude an der Kernkraft", sagte etwa FDP-Grossrat Hans Baumberger. Und EDU-Sprecher Erwin Burn war sogar grundsätzlich pessimistisch: "Persönlich habe ich meine Zweifel, ob es jemals wieder gelingt, ein Atomkraftwerk zu bauen."

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 Peter Brand, SVP-Fraktionschef im Grossen Rat

 "Volksabstimmung ist keine gute Idee"

 Sie sind gegen eine kantonale Volksabstimmung über ein neues AKW in Mühleberg. Weshalb?

 Ich bin zwar überzeugt, dass das Volk für Mühleberg II stimmen würde. Persönlich halte ich es aber nicht für eine gute Idee, diese Frage einer Volksabstimmung zu unterstellen. Denn diese wäre rechtlich nur unverbindlich. Über Mühleberg II entscheidet das Bundesparlament. Und danach kann das Schweizer Volk in einer Referendumsabstimmung Ja oder Nein zum AKW sagen.

 Mit dieser Haltung stehen Sie ziemlich alleine da. Sogar der SVP-Fraktionssprecher hat sich für eine Volksabstimmung ausgesprochen.

 Das war seine persönliche Ansicht. Wir haben die Frage, ob es eine kantonale Volksabstimmung geben soll, in der SVP-Fraktion noch nicht diskutiert. Nach meiner Einschätzung sind die Meinungen dazu geteilt.

 Die Regierung will kein Mühleberg II, der Grosse Rat schon. Da ist das Berner Volk doch der logische Schiedsrichter.

 Da haben Sie recht. Aber in dieser Frage kann sich das Volk ja später ohnehin äussern - einfach auf schweizerischer Ebene.

 Hat ausgerechnet die Volkspartei Angst vor dem Berner Volk?

 Das ist überhaupt nicht so. Ich finde aber, dass Volksentscheide endgültig sein müssen. Eine bloss konsultative Volksabstimmung ist unverbindlich.

 Der Bund könnte sich wohl kaum über das Berner Volk hinwegsetzen.

 Er hat diese Möglichkeit. Vielleicht käme der Bund zum Schluss, dass es trotz einem allfälligen negativen Volksentscheid des Berner Volkes ein AKW in Mühleberg braucht. Wir riskieren wirklich eine gravierende Stromlücke. (st)

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 Neue AKW in der Schweiz

 Ein langer und steiniger Weg

 Die Energiekonzerne Axpo, BKW und Alpiq haben sich wenigstens ein Stück weit geeinigt: Sie würden in der Schweiz zusammen ein neues Atomkraftwerk bauen, sollte es überhaupt jemals dazu kommen. Hinsichtlich des Standorts sind sie hingegen immer noch uneins. Nicht einig geworden sind sich auch die drei potenziellen Standortkantone Bern, Solothurn und Aargau. Sie wollten sich die von einem neuen Werk zu erwartenden Steuereinnahmen, teilen - der Steuerdeal scheiterte indes unter anderem daran, dass die Einnahmen lediglich auf groben Schätzungen basieren. Der nächste Schritt Richtung AKW besteht nun aus konsultativen Volksabstimmungen in mehreren Kantonen (siehe auch Text oben). Allerdings reicht dazu in vielen Fällen kaum die Zeit - eine längere Frist für die Kantone hat der Bundesrat unlängst abgelehnt. 2012 will das Departement von Bundesrat Leuenberger entscheiden, wo ein Energiekonzern zum Zug kommen soll. 2013 kann dann das Schweizer Volk mitreden, und frühestens 2025 könnte ein neues Werk ans Netz gehen. (sn)

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Kommentar

 Eine Frage des Willens

Sarah Nowotny

 Der Bau des neuen Atomkraftwerks in Mühleberg steht auch nach dem gestrigen Tag nicht unmittelbar bevor. Der Grosse Rat hat bloss die rot-grüne Regierung beauftragt, sich - gegen ihren Willen - im Namen des Kantons beim Bund für Mühleberg auszusprechen. Dies überrascht nicht. Schon 2006 hatte sich das Parlament für Atomenergie ausgesprochen und die Regierung gezwungen, ihre Energiestrategie anzupassen. Dennoch ist der gestrige Tag wichtig, begann doch auf dem politischen Parkett die heisse Phase im Ringen um ein AKW im Kanton Bern.

 Die Diskussion im Parlament lässt indes im Hinblick auf kommende Debatten nichts Gutes vermuten, denn es fand keine echte Konfrontation statt, Argumente wurden nicht aufgenommen. Stattdessen zählten Atomenergie-Gegner und -Befürworter Studien und Zeitungsartikel auf, um ihre jeweiligen Thesen zu untermauern. So erwähnten die Befürworter, dass sich Umweltschützer gegen jedes neue Wasserkraftwerk wehrten. Die Gegner wiederum zitierten eine neue nationale Studie, an der sich auch Energie Wasser Bern (EWB) beteiligt hat. Es brauche in der Schweiz in Zukunft nur erneuerbare Energien und effiziente Energienutzung, steht darin.

 Beide Argumentationslinien klingen für Laien überzeugend, dies müssten eigentlich auch die Ideologen im Rat anerkennen. Tatsächlich kann der künftige Strombedarf mit AKW gedeckt werden - sofern Kosten und Bauzeit nicht aus dem Ruder laufen, wie es bei verschiedenen Projekten weltweit zurzeit der Fall ist. Mit grossen Anstrengungen könnte die drohende Stromlücke aber auch mit erneuerbaren Energien gefüllt werden, mit dem Import von Windstrom etwa: An den nordeuropäischen Küsten ist dieser heute schon fast rund um die Uhr verfügbar. Welche Variante gewählt wird, um unseren Strombedarf künftig zu decken, ist nun eine Frage des politischen Willens. So oder so werden die Beschlüsse für Mensch, Natur und Landschaft spürbar sein.

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BZ 9.6.10

Grosser Rat

 Votum für neues AKW

 Der bernische Grosse Rat hat sich gestern für den Bau eines neuen Atomkraftwerks ausgesprochen. Die bürgerliche Mehrheit überwies mit 92 zu 63 Stimmen bei 1 Enthaltung eine Motion, welche eine positive Stellungnahme zum Gesuch der BKW Energie AG fordert. Somit muss die rot-grüne Kantonsregierung das Gesuch gegen ihren Willen befürworten. Das letzte Wort wird wohl aber das Bernervolk haben. Und zwar voraussichtlich im Februar 2011.drh

 Seite 5

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Der Grosse Rat ist für neue AKW

 Gegen ihren Willen muss die rot-grüne Regierung zum Gesuch der BKW für ein neues AKW in Mühleberg positiv Stellung nehmen. So will es der bürgerlich dominierte Grosse Rat. Das letzte Wort soll aber das Volk haben.

 "Der Kanton Bern befürwortet das Rahmenbewilligungsgesuch für das Ersatzkernkraftwerk Mühleberg": Diese Forderung brachten SVP, BDP, FDP und EDU gestern im Grossen Rat locker durch. Die seit den Wahlen vom März klar bürgerliche Mehrheit überwies die Motion mit 92 zu 63 Stimmen bei 1 Enthaltung. SVP, BDP, FDP, EDU, CVP und Teile der EVP stimmten dafür. SP, Grüne, Grünliberale, PSA und die Mehrheit der EVP lehnten die Motion ab. Als Einziger enthielt sich Hans-Jörg Pfister (FDP, Zweisimmen) der Stimme. Er ist gegen AKW, berücksichtigte aber die "Interessen der Partei".

 Somit muss der Regierungsrat, dessen rot-grüne Mehrheit gegen den Bau neuer AKW ist, eine positive Stellungnahme zum Gesuch der BKW ausarbeiten. Der Bund wird die Kantone gemäss dem aktuellen Zeitplan im Januar 2011 einladen, zu den drei Rahmenbewilligungsgesuchen für den Bau neuer AKW in der Schweiz Stellung zu nehmen. Sie werden dafür drei Monate Zeit haben.

 Wohl Ja zu Urnengang

 Diese Frist ist knapp. Denn die Regierung möchte die Stellungnahme dem Volk vorlegen. "Diese Frage ist von so grosser Tragweite, dass das Volk das letzte Wort haben soll", sagte Energiedirektorin Barbara Egger (SP). Ob der Grosse Rat das auch so will, wird er im November entscheiden. Gestern sprachen sich alle Fraktionen dafür aus.

 Die Regierung wird jetzt eine positive Stellungnahme vorbereiten. Darüber und über den Antrag der Regierung auf Volksabstimmung wird der Grosse Rat in der Novembersession befinden. Die kantonale Volksabstimmung würde am 13.Februar 2011 stattfinden.

 Diese hätte rein formal zwar nur konsultativen Charakter und wäre für den Bund nicht bindend. Denn es ginge nur um eine Stellungnahme und nicht um einen Entscheid wie in der späteren nationalen Abstimmung. Weil es sich bei Bern aber um einen möglichen Standortkanton handelt, käme der Abstimmung wegweisende Bedeutung zu. Der abgetretene BDP-Regierungsrat und neue BKW-Präsident Urs Gasche sagte kürzlich, dass Mühleberg bei einem Nein "wohl ziemlich chancenlos" wäre.

 Die bekannten Argumente

 Neue Argumente gab es gestern in der fast zweistündigen Debatte nicht zu hören. Die AKW-Gegner verwiesen insbesondere auf die atomaren und finanziellen Risiken von Atomkraftwerken. Keine Versicherung sei bereit, diese Risiken zu versichern, argumentierten SP, Grüne und Grünliberale. Daher sei klar, dass neue AKW ohne staatliche Gelder nicht finanzierbar seien. Das erinnere an die Grossbanken, die im Schadensfall eine faktische Staatsgarantie genössen. Die Atomkraftgegner befürchten zudem, dass die für den Bau neuer AKW notwendigen Milliarden fehlen würden für die Förderung der erneuerbaren Energien.

 Die AKW-Befürworter warnten vor allem vor der drohenden "Stromlücke". Es sei unverantwortlich, einen Stromversorgungsengpass zu riskieren. Die atomaren Risiken negiere niemand, sagten die Bürgerlichen. Aber neue AKW seien ein notwendiges Übel, weil kurz- und mittelfristig keine genügenden Alternativen in Sicht seien, die den Wegfall des Atomstroms rechtzeitig kompensieren könnten.

 Dominic Ramel

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 O-Ton

 "Nicht nur bei der Atomenergie gibt es Risiken, sondern zum Beispiel auch bei den Staumauern."

 Erwin Burn (EDU, Adelboden)

 "Beim Super-GAU im Golf von Mexiko gelingt es nicht, das Ölbohrloch zu stopfen. Wie würden wir uns bei einem atomaren Super-GAU verhalten?"

 Christoph Grimm (Grüne, Burgdorf)

 "Ein AKW bleibt immer ein Risiko. Aber dieses müssen wir heute nicht mehr eingehen, es gibt Alternativen."

 Nadine Masshardt (SP,

 Langenthal)

 "Es ist unverantwortlich, nachfolgenden Generationen einen strahlenden Atomabfallberg zu hinterlassen."

 Jan Flückiger (GLP, Bern)

 "Auch wir haben keine Freude an der Atomkraft. Aber es führt kurzfristig kein Weg daran vorbei."

 Hans Baumberger (FDP, Langenthal)

 "Wenn neue Kernkraftwerke gebaut werden, soll eines im Kanton Bern stehen. Das Risiko wäre nicht kleiner, wenn es im Aargau stünde."

 Peter Flück (FDP, Brienz)

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Langenthaler Tagblatt 9.6.10

"Jede Technik hat Risiken"

 Kernkraftwerk Kanton muss sich für neues Atomkraftwerk in Mühleberg aussprechen

 Gestern stellte der Grosse Rat die Ampel "Ersatz-Kernkraftwerk Mühleberg" auf Grün: Er beauftragte den Regierungsrat, sich positiv zum Rahmenbewilligungsgesuch der BKW zu äussern. Doch das letzte Wort werden die Berner Stimmbürger am 13.Februar 2011 haben.

 Bruno Utz

 Die von Peter Flück (FDP/Brienz) und vier Mitvorstössern von SVP, BDP und EDU eingereichte Motion "Der Kanton Bern befürwortet das Rahmenbewilligungsgesuch für das Ersatz-Kernkraftwerk Mühleberg" löste einmal mehr eine Grundsatzdebatte zur Energiezukunft aus. Diese fasste Adrian Kneubühler (FDP/Nidau) nach mehr als zwei Stunden so zusammen: "Erneut wurden vor allem Glaubensbekenntnisse aufgetischt. Ich mache mir Sorgen, wenn die Energiediskussion in dieser Art weitergeht."

 Die Befürworter eines neuen Kernkraftwerkes auf Berner Boden argumentierten vor allem mit der Versorgungssicherheit. Peter Flück: "Ein neues Atomkraftwerk leistet einen sehr grossen Beitrag dazu." Wenn schon ein neues KKW nötig sei, dann müsse dieses im Kanton Bern stehen. "Bezüglich des Risikos besteht keine grosser Unterschied ob das neue Grosskraftwerk in Mühleberg steht oder im Kanton Aargau." Flück hob auch die "grosse volkswirtschaftliche Bedeutung" eines neuen KKW hervor. Mit mehr oder weniger denselben Argumenten fochten die Mitmotionäre Fritz Freiburghaus (SVP/Rosshäusern) und Erwin Burn (EDU/Adelboden). Sie mahnten, dass der anzustrebende und zu fördernde Ersatz fossiler Energien unweigerlich zu einer grösseren Nachfrage von Strom führe. Der langjährige BLS-Direktor Mathias Tromp (BDP/Bern) ergänzte an die Adresse der öV-Lobby im Rat, "die von den SBB bestellten neuen IC-Doppelstockwagen benötigen tatsächlich wesentlich weniger Strom. Doch der Mehrverkehr und die Komfortsteigerung fressen den Vorteil rasch wieder auf." Die Befürworter eines neuen KKWs sprachen sich zur Förderung der erneuerbaren Energien und für mehr Energieeffizienz aus. Doch diese müsse parallel zum Atomstrom geschehen. Sonst werde die aufgezeigte Stromlücke Realität.

 Regionale Wertschöpfung

 Die KKW-Gegner strichen die "höhere regionale Wertschöpfung und die grosse Zahl zusätzlicher Arbeitsplätze im Kanton heraus", welche mit der Förderung der erneuerbaren Energien verbunden seien, so etwa Nadine Masshardt (SP/Langenthal). Christoph Grimm (Grüne/Burgdorf) erinnerte an die immer noch fehlende Lösung für ein Atomabfall-Endlager: "Die Motion ist verantwortungslos und nicht nachhaltig." Jan Flückiger (glp/Bern) mahnte, "keine Versicherung ist bereit, ein AKW-Risiko zu versichern." Werde in die "veraltete Atomtechnologie investiert, so blockiere das die Investitionen in erneuerbare Energien auf viele Jahre hinaus. Energiedirektorin Barbara Egger (SP) betonte, wie sich der Grosse Rat auch entscheide, aus Sicht des Regierungsrates müsse die Standortfrage unbedingt vors Volk. "Das ist unsere demokratische Pflicht."

 Die Abstimmung nach mehr als zwei Stunden Diskussion ergab ein Ja zur Motion mit 92 zu 63 Stimmen bei einer Enthaltung. SVP, BDP, FDP und EDU sowie drei EVP-Räte hatten sich dafür ausgesprochen, SP, Grüne, glp geschlossen dagegen. Demnach wird der Regierungsrat dem Parlament im November eine Stellungnahme zuhanden des Bundes vorlegen, die den Ersatz von "Mühleberg" befürwortet. Diese soll der Grosse Rat gemäss Antrag der Regierung dem obligatorischen Referendum unterstellen. Angesichts der gestern im Parlament gehörte Voten, wird dieses dem Antrag mit Bestimmtheit Folge leisten. Um die vom Bundesrat den Kantonen eingeräumte Anhörungsfrist einhalten zu können, kündigte Egger die Volksabstimmung am 13. Februar 2011 an. Egger: "Dieser Volksentscheid wird für den Kanton Bern verbindlich sein."

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 Näf will 400 Windturbinen

 Bis 2015 soll sich die BKW an mindestens 400 Windturbinen im In- und Ausland beteiligen oder langfristige Windstrom-Bezugsverträge von gleichwertigem Umfang er-werben. Dieses Begehren wollte Roland Näf (SP/Muri) per Motion durchsetzen. Zu Näfs Forderungskatalog gehörte auch eine von der BKW zu leistende kostendeckende Einspeisevergütung für Strom von 40000 Solardächern im Kanton Bern. Das Geld dafür solle sich die BKW durch die Verrechnung eines Stromrappens pro verkaufter Kilowattstunde Atomstrom beschaffen. Für einen Achtungserfolg reichte es Roland Näf, zu mehr aber nicht: Die einzelnen Punkte wies das Parlament im Verhältnis von rund 45 zu 55 Prozent zurück. In seiner schriftlichen Antwort hatte bereits der Regierungsrat auf die fehlende gesetzliche Grundlage zur Durchsetzung der Forderungen hingewiesen. Die Gegner reklamierten, es gehe nicht an, in die Unternehmensstrategie der BKW einzugreifen. Die Befürworter strichen die Aktienmehrheit des Kantons an der BKW als Eingriffsmöglichkeit hervor. (uz)

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Oltner Tagblatt 9.6.10

"Wir brauchen keine Task Force"

 Anti-AKW-Demos Der Solothurner Regierungsrat sieht keine Notwendigkeit für die Schaffung von Sonderstäben

 Auf die Demonstration "MenschenStrom gegen Atom" vom Pfingstmontag war die Solothurner Polizei vorbereitet. Auch im Blick auf künftige Auseinandersetzungen um ein zweites Kernkraftwerk im Niederamt hält der Regierungsrat die Sicherheitsstrukturen für ausreichend.

 Was unternimmt der Regierungsrat zur Gewährleistung der Sicherheit bei künftigen Auseinandersetzungen um ein zweites Kernkraftwerk im Niederamt? Und wer trägt die Kosten bei solchen Ereignissen? Diese Fragen stellte Kantonsrat Daniel Mackuth (CVP, Trimbach) zwei Wochen vor dem "MenschenStrom gegen Atom" mit einer Interpellation. Der Kantonsrat lehnte damals eine dringliche Behandlung ab. Gestern hat der Regierungsrat die Fragen beantwortet.

 "Auf die am Pfingstmontag durchgeführte Demonstration hat sich die Polizei Kanton Solothurn adäquat vorbereitet und die gewählte Taktik hat sich bewährt; bekanntlich verlief der Anlass friedlich", kann die Regierung nun melden.

 Normale Haftungsregeln

 Was die Kosten von Polizei, Feuerwehr, Sanität oder von allfälligen Personen- und Sachschäden betrifft, so seien diese bei einem Strafverfahren grundsätzlich von den Verurteilten zu tragen. Wo kein Straftatbestand erfüllt sei, könnte Schadenersatz auf dem Zivilweg eingeklagt werden. Die Regierung verweist darauf, dass im Zusammenhang mit Demonstrationen die allgemeinen Haftungsregeln gemäss Obligationenrecht gelten: "Der Umstand, an einer Kundgebung teilgenommen zu haben, genügt demnach nicht, um einem Teilnehmer Kosten aufzuerlegen." Dies würde die Versammlungsfreiheit verletzen.

 Auf die Frage, ob eine künftige Standortgemeinde an den Kosten beteiligt werden könnte, lässt sich die Regierung nicht ein: Solche Punkte seien Gegenstand der Bau- und Betriebsbewilligung künftiger Kernkraftwerke.

 Die Solothurner Regierung zeigt sich in der Antwort überzeugt, dass mit dem Polizeikonkordat der Nordwestschweiz und der Möglichkeit zu interkantonalen Polizeieinsätzen die nötigen Optionen zur Bewältigung von Grossveranstaltungen mit möglichen gewalttätigen Auseinandersetzungen vorhanden seien. Soweit sie derzeit voraussehbar seien, liessen sich solche Anlässe mit den ordentlichen Strukturen bewältigen. Eine Vorbereitung mit Sonderstäben werde der derzeitigen Ausgangslage nicht gerecht: "Es bedarf keiner <Task Force>", schreibt der Regierungsrat in seiner Antwort auf die Interpellation.

 Bei der Demo vom Pfingstmontag hätten sich die Absprachen mit den Gemeindebehörden bewährt, "was zum problemlosen Ablauf beigetragen hat", wie der Regierungsrat festhält. (cva)

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Schaffhauser Nachrichten 9.6.10

"Gefragt sind jetzt kühle Köpfe für diese heisse Fracht"

 Die Endlagerung von Atommüll lässt viele Fragen offen. Diese sind am Montag an einer Veranstaltung in Schaffhausen diskutiert worden.

Von Erwin Künzi

 Gleich zwei Standorte - der Südranden und Benken - sollen in der Region Schaffhausen für die Lagerung von radioaktiven Abfällen geeignet sein, meint die Nationale Genossenschaft für die Lagerung von radioaktiven Abfällen (Nagra). Doch diese Meinung ist stark umstritten, wie am Montagabend der Aufmarsch im Hombergerhaus in Schaffhausen zeigte: Klar! Schaffhausen, die IG Lebensraum Klettgau sowie die Schweizerische Energiestiftung (SES) hatten unter dem Titel "Atommüll XY ungelöst - offene Fragen und Risiken" zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Im Mittelpunkt stand ein Referat von Sabine von Stockar, Umweltnaturwissenschaftlerin und Projektleiterin "Atom und Strom" bei der SES. Sie nahm das Entsorgungskonzept der Nagra kritisch unter die Lupe. Entsorgt werden müssen 100000 m3 radioaktives Material, das nach dem Ende der Laufzeit der fünf Schweizer Atomkraftwerke anfällt. Laut Nagra soll der Abfall in Fässer verpackt und dann, geschützt vom Opalinuston, in rund 400 Metern Tiefe gelagert werden. Mit diesem Vorgehen, so der Bundesrat, sei der Entsorgungsnachweis erbracht.

 Stimmt nicht, erklärte von Stockar da verschiedene Probleme nicht gelöst seien: Wie wirkt sich das Tiefenlager auf die Geologie aus? Welches Material soll für die Behälter gewählt werden? Was geschieht mit der Abwärme?- Wie genau soll das unterirdische Lager aussehen? Die Herausforderung ist gewaltig: Eine Million Jahre lang sollen Mensch und Umwelt vor dem giftigen Material geschützt werden. "Das ist nicht plan- und beherrschbar", meinte von Stockar. Im Laufe der Tausende von Jahren könnte vieles geschehen: Das Lager könnte per Zufall angebohrt werden, die Radioaktivität könnte an die Oberfläche dringen, eine neue Eiszeit könnte das Lager zerstören. Die Suche nach einem Standort mache heute keinen Sinn, da noch zu viele Fragen offen und nicht alle möglichen Standorte gleich gut erforscht seien, so von Stockar~ und "die Gefahren werden verharmlost, da die Politik unter Druck ist, Lösungen zu finden". Zum Schluss forderte von Stockar Folgendes: Der Abfall muss rückholbar~ die Forschung über die Lagerung unabhängig und die Finanzierung gesichert sein.

 Aus regionaler Sicht nahmen Stadtpräsident Thomas Feurer und Regierungspräsident Erhard Meister Stellung. Feurer kritisierte das Partizipationsverfahren für die Gemeinden, bei denen es lediglich um Bauten an der Oberfläche gehe, und forderte: "Gefragt sind jetzt kühle Köpfe für die heisse Fracht." Meister verwies auf die sozio-ökonomische Studie, die die Regierung in Auftrag gegeben hatte und die die negativen Effekte für die Region im Falle eines Endlagerbaus aufzeigt. Wenig anfangen konnte Meister mit der Kritik aus Bern am Vorgehen der Regierung: "Wir haben das gleiche Recht zu informieren wie die Nagra." In der Diskussion, an der sich auch Vertreter der Nagra und des Bundesamtes für Energie beteiligten, war vor allem die Frage der Endlagerung des Atommülls im Ausland ein Thema. Den Schlusspunkt der Veranstaltung setzte die Slam-Poetin Lara Stoll, die sich einen Text zum Thema hatte einfallen lassen und damit viel Applaus erntete.

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Frankfurter Allgemeine 9.6.10

Trügerische Ruhe in Gorleben

 Der Widerstand der Wendländer gegen die Einlagerung von Atommüll in Gorleben geht über dumpfe Ablehnung hinaus.

Von Robert von Lucius

 GORLEBEN/DANNENBERG, im Juni.

 In einem halben Jahr werden in Gorleben wieder viele Hundertschaften Polizei die Straßen zwischen dem Verladebahnhof in Dannenberg und dem Atommülllager in Gorleben sperren. Ihnen gegenüber werden mehrere tausend Demonstranten, die meisten friedlich, versuchen, sie zu überlisten und den Transport der Castoi-Behälter zu verzögern. Derzeit ist der Verladebahnhof ebenso abgesperrt und menschenleer wie die in der Nähe aufeinandergestapelten grauen Großcontainer, die den Polizisten als Unterkünfte dienen. Benutzt werden sie nur wenige Tage im Jahr - die aber kosten Niedersachsen jeweils geschätzte 25 Millionen Euro. Im November 2008 standen sich auf dem Weg nach Gorleben jeweils um die 15 000 Demonstranten und Polizisten gegenüber. Nun aber kleben statt der Plakate mit dem X, dem Signum des Widerstandes, Einladungen zu Abi-Feiern oder zu Kunstausstellungen in Hofgalerien an den Wänden.

 Vom Ausnahmezustand ist im Wendland wenig zu spüren, wenn man die gereizte Tonlage mancher Bewohner überhört.
 Schon jetzt aber kündigt sich an, dass die Demonstrationen gegen den Castor-Transport in diesem November noch größer und heftiger ausfallen werden als sonst - nicht nur, weil der Transport im Vorjahr ausfiel.
 Die im März verkündete Wiederaufnahme der Erkundung des Salzstocks und der Ende April einberufene Gorleben-Untersuchungsausschuss des Bundestag haben den Streit über die Atomenergie auch außerhalb des Wendlandes neu entfacht. Zudem wird neuerdings auf dem Gelände des Atommüllzwischenlagers eine Anlage geplant, in der schwach- und mittelradioaktiver Müll für den Transport ins Endlager Schacht Konrad verpackt werden soll. Sollte die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke im Herbst beschlossen werden, würde das alles zusammen für einen unruhigen Herbst sorgen - nicht nur, aber vor allem im nordöstlichen Winkel Niedersachsens.

 Das Wendland - benannt nach der westlichsten Ansiedlung eines slawischen Stammes - und seine rund hunderttausend Einwohner haben eine einzigartige Bürgerbewegung hervorgebracht. Langlebiger als die Friedensbewegung oder die Proteste gegen Atomanlagen in Brokdorf, Kalkar oder Wackersdorf wird sie seit 35 Jahren von einer ländlich wertekonservativen Bevölkerung getragen. Tonangebend sind Bauern, Waldbesitzer, Arzte, Künstler, Lehrer.
 Sichtbar wird das nicht zuletzt an den Treckerzügen der Landwirte. Das Wendland war traditionell CDU-Stammland, drei Viertel der Bevölkerung hatten diese gewählt.

 So bunt wie ihre Basis sind auch die Formen, die ihr Protest angenommen hat.  Mal lud der größte Landbesitzer der Region, Andreas Graf von Bernstorff, zur Jagd in ein Revier neben der Transportstrecke des anrollenden Zugs, und die Polizei wagte nicht einzuschreiten. Mal fällte er Kiefern in seinem Wald, die kurz vor dem Transport auf die Landstraße fielen.
 Die nächste Bernstorff-Generation ist entschlossen, diese Familientradition fortzusetzen. Das bekundet jedenfalls ein Sohn des Grafen, Fried, bei einem Gang durch den Wald von Gartow. Dass der Landkreis Lüchow-Dannenberg Modellbeispiel ist für regenerative Energienutzung, sei "eine ganz tolle Sache", sagt Andreas Graf von Bernstorff - das habe sehr viel mit Gorleben zu tun. So ist der nach dem Zwischenlager größte Arbeitgeber in Gorleben ein Familienbetrieb, der energieeffiziente Blockheizkraftwerke zur Verstromung von Biogas baut.

 Auch die Familie Bernstorff betreibt eine Biogasanlage für nachwachsende Rohstoffe, vor allem Silomais, der im Faulbehälter vergoren wird. Bei der Erzeugung von Biogas ist Niedersachsen führend und entschlossen, diesen Vorsprung auszubauen, so die neue Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen (CDU). 4,5 Prozent des Stroms wird im Land durch Biogas erzeugt - im Bundesgebiet sind es nur 1,5 Prozent. Im Wendland-Elbetal liegt der Anteil schon bei 8,5 Prozent und damit fast so hoch wie der Stromanteil aus der Windenergie - eine Spitzenstellung in Deutschland. Damit wollen die Bewohner zeigen, dass es zumindest mittelfristig auch anders geht als mit Atomenergie. Zudem soll damit demonstriert werden, dass es nicht nur um Protest gehe, sondern auch um einen anderen Umgang mit Energie und der Umweit.

 Die vor vier Jahren eröffnete erste Biogastankstelle Deutschlands mit Biomethan in Jameln südlich von Dannenberg stößt bereits an ihre Kapazitätsgrenzen.
 Zweihundert Autobesitzer nutzen sie regelmäßig. An manchen Nachmittagen komme es schon zu Stauungen vor der Tankstelle, berichtet der Betreiber Hans-Volker Marklewitz, der auch die örtliche Raiffeisengenossenschaft leitet. Der Anteil von Neuzulassungen von Erdgasfahrzeugen liege im "Projektgebiet" tausendmal so hoch wie im übrigen Bundesgebiet. Solange die Steuerfreiheit für Biogas bleibe, bringe der Betrieb von Erdgasfahrzeugen deutliche Kostenvorteile. Ein Kilogramm Biogas kostet in Jameln 92,9 Cent und bringt mehr Fahrleistung als die entsprechende Menge Benzin. Beim Biodiesel hatte der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück vor knapp vier Jahren "über Nacht" die Steuerbefreiung aufgehoben und damit das Ende der meisten Biodieselzapfsäulen eingeleitet. Marklewitz befürchtet, dass es auch bei Bio- und Erdgas einmal so kommen könne, sobald sich diese durchgesetzt haben. Das verleitet auch einen bodenständig-gediegenen Geschäftsführer wie Marklewitz zu dem Satz, Politiker seien "mittlerweile alles Strolche".

 Schon sinnen die Wendländer auf eine neue List: Eine zweite Tankstelle mit einer Biogaszapfsäule wird im Herbst in Betrieb gehen. Sie liegt direkt neben der Verladestation in Dannenberg, dem sensibelsten Ort beim Castor-Transport. Dort laden Kräne die Castorbehälter von der Bahn auf Lastwagen für die letzte Strecke bis Gorleben um. Die Anlage zur Herstellung des Biogases liegt wenige hundert Meter entfernt auf der anderen Seite der Bahnstrecke - auf halbem Weg zwischen dem Verladebahnhof und den Polizeicontainern. So wird die zweite Biogaszapfsäule Deutschlands mit dem Motto "vom Acker in den Tank" wenige Wochen nach ihrer Inbetriebnahme die bestbewachte Zapfsäule der Nation sein - eine bessere Werbung kann sich Biogas für Autos kaum vorstellen, zumal im November jeder Fotograf und jeder Journalist auf Besuch im Wendland an dieser Tankstelle Halt einlegt.

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20 Minuten 8.6.10

Studie: Schweiz fährt ohne AKW wirtschaftlich besser

 ZÜRICH. Die Schweiz kann ihren Energiebedarf laut einer Studie ohne neue AKW decken. Sie würde volkswirtschaftlich sogar besser dastehen.

 Die Energiebranche warnt immer wieder vor einer Stromlücke. Der Hintergrund: Die Bewilligungen der AKW Beznau und Mühleberg laufen aus; die Stromlobby will sie ersetzen. Swisselectric, der Verband der grossen Stromunternehmen, geht davon aus, dass im Jahr 2035 gegen 30 Terawattstunden Strom fehlen werden. Nun zeigt eine neue Studie von Umweltorganisationen und drei Städten: Dieser Energiebedarf lässt sich auch mit erneuerbaren Energien wie Solar- und Windkraft sowie sparsamen Geräten erreichen. Der Wechsel hin zu mehr erneuerbaren Energien ist laut Studie aber mit Investitionen von 65 Milliarden Franken verbunden, neue AKW kosten hingegen nur 39 Milliarden. Trotzdem: "Auf Alternativenergien zu setzen, ist volkswirtschaftlich sinnvoller", so Studienautor Rolf Iten. Weil von den Investitionen hauptsächlich Schweizer KMU profitierten, sei mit 60 Prozent mehr Arbeitsplätzen zu rechnen. Auch Hans-Peter Fricker, CEO WWF Schweiz, sieht Atomstrom als ökonomische Sackgasse. "Berücksichtigt man alle volkswirtschaftlichen Kosten, macht die Schweiz mit neuen AKW Verluste. Mit dem Alternativenergie-Szenario stehen wir hingegen per Saldo 12 Milliarden Franken besser da." Für den Konsumenten bliebe ein Systemwechsel indes nicht ohne Folgen: Der Strom dürfte wegen Lenkungsabgaben doppelt so teuer werden.

 Kritisiert wird die Studie von der Aktion für vernünftige Energiepolitik: Es sei ein Irrtum zu glauben, dass der Ausstieg aus der Kernenergie ohne Probleme möglich sei. Beat Moser von Swisselectric sagt: "Massnahmen der Energieeffizienz führen in der Regel zu einem höheren Stromverbrauch."  Sandro spaeth

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BZ 8.6.10

Energiepolitik

 Studie gegen AKW

 Das Stadtberner Energieunternehmen EWB hat zusammen mit Umweltverbänden eine Energiestudie mitfinanziert.

 Die Schweiz soll zur Sicherung ihres Strombedarfs auf erneuerbare Energien und Stromeffizienz setzen. Das sei sicherer, umweltverträglicher und auch wirtschaftlicher als der Bau neuer Atomkraftwerke, heisst es in einer neuen Studie. In Auftrag gegeben haben diese die Kantone Basel-Stadt und Genf gemeinsam mit Umweltorganisationen. Mit von der Partie war auch das Stadtberner Energieunternehmen EWB, das über seinen Ökofonds ein Fünftel der Kosten getragen hat.

 Um die sich ab dem Jahr 2035 abzeichnende Stromlücke zu vermeiden, schlagen die Autoren vor, den Stromverbrauch gegenüber heute zu senken - mit mehr Effizienz. sny/hpg

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Energiepolitik

 Stadtwerke suchen Weg ohne Atom

 Die Energieunternehmen, die im Besitz der Städte sind, gehen im Poker um die künftigen Grosskraftwerke in Stellung.

 Neben den Umweltverbänden hat die Stadt Bern über ihr Energieunternehmen EWB die Erarbeitung der gestern veröffentlichten Energiestudie unterstützt. Mit dabei waren auch die Kantone Basel-Stadt und Genf. Zudem war das Elektrizitätsunternehmen der Stadt Zürich in der Begleitgruppe vertreten.

 Dieses Engagement kommt nicht von ungefähr: Links-grün regierte Städte und Kantone wollen im Poker um den Bau von Atom- und allenfalls Gaskraftwerken ihre Argumente früh in die Diskussion einbringen. Aber auch mit Taten zeigen, dass es ohne Atomstrom geht.

 EWB zahlte ein Fünftel

 Das Stadtberner Energieunternehmen EWB hat als einer von fünf Partnern aus seinem Ökofonds 20 Prozent der Kosten für die Studie bezahlt. Den genauen Betrag will EWB-Chef Daniel Schafer nicht nennen. Es handle sich um mehrere Zehntausend Franken, lässt er sich bloss entlocken. In den Ökofonds fliessen 10 Prozent des Gewinnanteils, den EWB an die Stadt Bern ausschüttet. Für das Jahr 2009 sind dies vier Millionen Franken. Damit werden erneuerbare Energien und Energieeffizienz in der Stadt Bern gefördert.

 Das Engagement von EWB hat einen strategischen Hintergrund: Die Stadt hat ihrem Energieunternehmen die Auflage gemacht, bis ins Jahr 2039 ohne Atomstrom auszukommen. Heute stammen 44 Prozent des Stroms, den EWB produziert, von AKW.

 Die Studie ist für EWB-Chef Schafer eine "Möglichkeit, unser Szenario mit den Überlegungen, die auf nationaler Ebene angestellt werden", in Einklang zu bringen. Die Studie zeige auf, dass es sehr wohl möglich sei, einen Weg zu beschreiten, der nicht auf AKW basiere. Bei der Frage, ob man ganz auf Grosskraftwerke werde verzichten können, werde es entscheidend sein, wie man die Geothermie werde nutzen können.

 Da viele Stadtwerke oder Kantone ähnliche Ziele verfolgen wie das Stadtberner Energieunternehmen, ist im Jura bereits ein Kampf um die besten Standorte für Windparks entbrannt (wir berichteten). EWB hat daraus die Konsequenzen gezogen: Den Grossteil des zusätzlichen Strombedarfs will das Stadtwerk mit neuen erneuerbaren Quellen im Ausland decken.
 sny

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Landbote 8.6.10

Mehr Stromeffizienz statt AKWs

 Hanspeter Guggenbühl

 Eine Stromversorgung, die auf Effizienz und erneuerbare Energie baut, ist wirtschaftlicher als der Bau von neuen AKWs. Das zeigt eine von Umweltverbänden und Städten bezahlte Studie.

 BERN - "Wenn die Schweiz zur Stromversorgung bis 2035 in Stromeffizienz und erneuerbare Energie investiert, fährt sie wirtschaftlich deutlich besser als mit neuen Atomkraftwerken." Mit diesem Satz fassen die Auftraggeber das Fazit der gestern veröffentlichten Studie "Stromeffizienz und erneuerbare Energien" zusammen. Auftraggeber sind die Schweizer Umweltverbände, die antinuklearen Stadtkantone Basel und Genf sowie die Stadt Bern, und ihre Nennung ist wichtig. Hätte die Stromwirtschaft die Vergleichsstudie bezahlt, wäre das Ergebnis wohl umgekehrt herausgekommen. Denn das Resultat eines Szenarios hängt immer von den Annahmen ab.

 Szenario der Stromlobby

 Basis für den Vergleich bildet die 2007 veröffentlichte Strategie des Stromverbandes Swisselectric. Demnach steigt der Strombedarf von 2005 bis 2035 um 15 Milliarden Kilowattstunden oder um 25 Prozent. Im gleichen Zeitraum sinkt das Angebot, weil alte Atomkraftwerke stillgelegt werden. Bis 2035 öffnet sich damit eine Versorgungslücke von 30 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Diese will Swisselectric mit zwei neuen AKWs, etwas Gaskraft sowie neuen erneuerbaren Energien stopfen. Den Investitionsbedarf bezifferte sie auf maximal 24 Milliarden Franken (exklusive Netzausbau und Pumpspeicherkraftwerke).

 Die Studie der Umweltverbände und Städte übernimmt die prophezeite Stromlücke. Die Kosten für neue AKWs korrigieren die Autoren aber nach oben. Damit steigt der Investitionsbedarf für das Swisselectricszenario von 24 auf 44 Milliarden Franken. Das ist mit ein Grund, dass dieses Atomszenario wirtschaftlich schlechter abschneidet.

 Szenario der Umweltlobby

 Das Szenario der Umweltlobby verzichtet auf neue Grosskraftwerke. Um die Stromlücke von 30 Milliarden Kilowattstunden zu schliessen, sollen 19 Milliarden durch zusätzliche Steigerung der Stromeffizienz eingespart werden. Statt zu steigen würde damit der Strombedarf bis 2035 um sechs Prozent sinken. Die verbleibende Lücke von 11 Milliarden Kilowattstunden wird durch die zusätzliche Verstromung von erneuerbaren Energien gedeckt, vor allem mit Solarkraft im Inland oder Windkraft im Ausland.

 Die Investitionen für das Szenario "Effizienz und erneuerbare Energien" beziffert die neue Studie auf 57 bis 65 Milliarden Franken. Beim unteren Betrag wird ein Teil des erneuerbaren Stroms im Ausland erzeugt. Das Alternativszenario erfordert also mehr Investitionen als das - auf 44 Milliarden Franken nach oben korrigierte - Szenario der Swisselectric. Trotzdem ist es laut Studie wirtschaftlicher. Hauptgrund: Die durch Effizienzsteigerung eingesparten Stromkosten fallen stärker ins Gewicht als die höheren Investitionen. Zudem bringt das investitionsintensivere grüne Szenario mehr Arbeitsplätze, mehr nationales Wirtschaftswachstum und wird von den Autoren obendrein als risikoärmer und umweltfreundlicher beurteilt.

 Optimistische Annahmen

 Von 1990 bis 2009 stieg der Stromverbrauch um 23 Prozent, während der Anteil des Stroms aus Solar- und Windkraft unter einem Promille blieb. Um das Szenario der Umweltlobby zu erfüllen, braucht es also eine radikale Trendwende. Dazu setzt dieses Szenario unter anderem Folgendes voraus:

 • Die Verbrauchsnormen für elektrische Geräte und Anlagen werden massiv verschärft. Massstab dafür ist die beste verfügbare Technik.

 • Auf Elektrizität wird eine Lenkungsabgabe eingeführt, die zusammen mit dem steigenden Marktpreis den Strompreis in der Schweiz bis 2018 verdoppelt. Anfangs soll ein Teil des Abgabeertrags abgezweigt werden, um Effizienz und erneuerbare Energie - zusätzlich zur bestehenden Einspeisevergütung - zu subventionieren.

 • Die Kosten für Strom aus Fotovoltaik und anderen erneuerbaren Energien sinken bis 2035 unter die Schwelle von 20 Rappen pro Kilowattstunde.

 Diese Annahmen sind optimistisch. Denn bisher verschärfte der Bundesrat die Verbrauchsnormen nur minim. Zudem haben Regierung und Parlament eine Lenkungsabgabe auf Druck der Stormlobby stets abgelehnt. Vorbehalte gegenüber dem neuen Umweltszenario sind deshalb ebenso nötig wie gegenüber den Szenarien der Stromwirtschaft.

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Nachgefragt

 Christoph Brutschin - Regierungsrat Basel-Stadt, SP

 Glauben Sie echt, dass der Stromverbrauch sinkt?

 Die von Basel-Stadt mitfinanzierte Studie "Energieeffizienz und erneuerbare Energien" rechnet, dass der Stromverbrauch bis 2035 um sechs Prozent abnehmen wird und ohne neue AKWs gedeckt werden kann. Glauben Sie wirklich daran?

 Ich glaube, dass es möglich ist. Aber es braucht dazu den politischen Willen. Es gilt also, die politischen Mehrheiten zu finden, um die in der Studie genannten Massnahmen umzusetzen, zum Beispiel die Lenkungsabgabe auf Strom.

 Basel-Stadt hat eine solche Abgabe schon vor zehn Jahren eingeführt. Trotzdem ist der Stromverbrauch in Basel nicht gesunken, sondern seit 1999 um neun Prozent gestiegen.

 Das stimmt, aber unser Stromverbrauch ist trotz stärkerem Wirtschaftswachstum weniger stark gestiegen als im Schweizer Durchschnitt. Die Lenkungsabgabe hat also gewirkt. Zudem setzt die Studie eine nationale Lenkungsabgabe voraus, die den Strompreis verdoppelt, während unsere kantonale Abgabe den Strom lediglich um einen Drittel verteuert.

 Basel-Stadt ist heute schon auf zehn bis zwanzig Prozent Importstrom angewiesen, und die kantonale Energiebehörde rechnet trotz Effizienzsteigerungen mit einem weiteren Verbrauchswachstum von jährlich einem Prozent. Wie wollen Sie das ohne Atom- oder Kohlekraftwerke decken?

 Erstens hoffen wir, dass unsere Politik den Stromverbrauch weniger anwachsen lässt, als es die Energiebehörde aus Sicherheitsgründen kalkuliert. Zweitens investieren wir, als Ergänzung zur Wasserkraft, gezielt in die Nutzung von neuen erneuerbaren Energien. Wir betreiben in Basel ein Holzkraftwerk, haben eine Beteiligung an einem thermischen Solarkraftwerk in Spanien und prüfen zurzeit auch Beteiligungen an Windparks.