MEDIENSPIEGEL 18.6.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Holzwerkstatt)
- Bundesterrasse: Unort für SPlerInnen
- Sexwork BE: Laut FrePo nicht mehr Illegale
- Narrenkraut: Hanfdebatte ZH + LU
- Drogen: Marty will legalisieren; Liberté-Dealer
- Knast-Demo FR: Mitten dazwischen drin
- Police ZH: Aufstocken gegen Saubannerzüge; Anti-Polizei-Emotionen
- Security ZH: für Stockschlag verurteilt
- Big Brother Sport SG: mobile Videotrupps
- Sans-Papiers: Uri; Basel
- Antisemitismus: interparlamentarisches Engagement
- Rechtsextremismus: Strategien dagegen
- Anti-Atom: Aufschwung ohne Akw, Endlagern; Meinungen

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REITSCHULE
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Do 17.06.10
20.30 Uhr - Kino - Baskenland - Soliveranstaltung

Fr 18.06.10
21.00 Uhr - Holzwerkstatt - Liz Allbee (t); Päd Conca (cl); Frank Heierli - (cello) - Ob Solo & Trio: It's improvised new/freejazz-experimental-rock

Sa 19.06.10
17.00 Uhr - GrossesTor - Führung durch die Reitschule (öffentlich, ohne Anmeldung)
22.00 Uhr - Frauenraum - Anklang (Programm siehe frauenraum.ch)
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: Noisia (Vision Rec/NL), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic Rec/CH), Kenobi (drumandbass.ch). Style: Drumnbass

So 20.06.10
21.00 Uhr - Dachstock - The Necks (Fish of Milk, ReR/AUS). Style: Eclectic & Ambient Jazz

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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Freitag den 18. Juni um 21.00 Uhr in der Holzwerkstatt der Reitschule in
Bern

Solo: Liz Allbee(t) http://www.lizallbee.net/

Liz Allbee's work spans many genres including improvisation, new music,
electronic composition, noise, weird pop, minimalist/maximalist brawls,
kind-of-free-jazz and experimental rock. She has played with a wide
array of musicians, including Anthony Braxton, Wadada Leo Smith, Hans
Grusel, Gino Robair, Birgit Uhler, Fabrizio Spera, George Cremaschi,
Yugen Noh Theater, SFSound, and with members of Caroliner, Sun City
Girls, and Rova Saxophone Quartet. She lives in Oakland, CA.

"Allbee is no slouch, a sharp and gifted musician with a highly
developed personality and a warped sense of humour……”

Solo: Paed Conca(cl)

Solo: Frank Heierli(cello)

Trio: Liz Allbee(t) and Paed Conca(cl) Frank Heierli(cello)

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BUNDESTERRASSE
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20 Minuten 18.6.10

Bundesterrasse: Die Stadt greift ein

 BERN. Flaschen, Abfall und andere Gegenstände, die von der Bundesterrasse hinuntergeworfen werden, machen den Bewohnern des darunterliegenden Münzrains das Leben schwer. Nun erklärte die Stadt einen entsprechenden Vorstoss der SP (20 Minuten berichtete) für erheblich und will handeln. Gefordert werden regelmässige Kontrollen der Kantonspolizei, um die Sicherheit der Wohnbevölkerung und der Wegbenutzer zu gewährleisten.

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20 Minuten 6.10.09

"Un-Ort" Bundesterrasse: SP redet von Schliessung

 BERN. Wildpinkler, Säufer und Vandalen auf der Bundesterrasse treiben Anwohner und Politiker zur Weissglut. Sie fordern Massnahmen bis hin zur nächtlichen Schliessung des Areals.

 Am Berner Münzrain kochen die Emotionen hoch: "Es ist furchtbar", sagt Carla Thalmann aus dem Haus Nr. 10. Auf ihr Dach hagelt es jedes Wochenende Gegenstände, darunter zahlreiche Bierflaschen. "Ab 22 Uhr beginnen Betrunkene jeweils damit, sie über die Brüstung zu werfen", klagt sie. Regelmässig müsse sie Ziegel auswechseln lassen. "Das ist teuer."

 Das nächtliche Treiben der Vandalen ist ausserdem gefährlich: "Matte-Bewohner auf dem Heimweg müssen extrem aufpassen, um nicht von Flaschen oder Steinen getroffen zu werden", sagt SP-Stadträtin und Anwohnerin Gisela Vollmer. Später in der Nacht zögen die Vandalen dann selbst gen Matte und erleichterten sich unterwegs an Mauern und Hauswänden. "Am Morgen stinkt es grässlich nach Urin", so Vollmer.

 In einem Vorstoss fordert sie jetzt mehr Präsenz von Polizei und Pinto. Nütze das nichts, müsse der "Un-Ort" Bundesterrasse nachts geschlossen werden.

 Bei der Polizei kennt man das Problem bereits: "Reklamationen kommen nicht nur von Anwohnern, sondern auch vom Bund", so Kapo-Sprecher Heinz Pfeuti.

 Nina Jecker

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bern.ch/stadtrat 1.7.10

09.000331 (10/076) Reg. 23/-00
Postulat Fraktion SP/JUSO (Gisela Vollmer, SP): Bundesterrasse in der Nacht schliessen?

Ausgangslage

Die Bundesterrasse ist ein touristischer Publikumsmagnet.
In Bern Wohnende und Arbeitende nutzen diesen Raum für einen Imbiss oder einfach für eine Ruhepause. Der Zugang zur Zuschauertribüne des Parlamentsgebäudes ist nur über die Bundesterrasse erreichbar. Täglich gehen Tausende von Touristen über die Bundesterrasse, denn nirgends kann man von der Altstadt so gut die Landschaft und die Berner Alpen sehen.
Die Bundesterrasse und der darunter liegende Münzrain sind zudem auch die Zugänge für das Marziliquartier. Das Quartier beginnt unmittelbar unter der Bundesterrasse.
Probleme
Die Bundesterrasse ist seit ca. 20 Jahren auch ein Un-Ort. Übermässiger Drogenkonsum und Drogenhandel führten 1999 zur Einführung einer Parkordnung. Dennoch verschärften sich die Probleme an diesem Ort in Bezug auf Alkoholkonsum, Vandalismus und Urinieren. So wurden in letzter Zeit u.a. Verkehrsschilder, Betonelemente und Blumentöpfe über die Brüstung der Bundesterrasse geworfen. Jedes Wochenende fallen Dutzende Flaschen und anderer Abfall in die Grundstücke, auf Wohnhäuser und Strassen. Urinieren auf der Vannazhalde und auf Münzrain sind weder am Tag noch in der Nacht eine Seltenheit.
Als im letzten Juli vor den Wohnhäusern Münzrain 10-14 um 3.00 Uhr früh ein Kinderwagenanhänger brannte, platzte den Anwohnern endgültig der Kragen und sie ersuchten um ein Gespräch mit der Kantonspolizei. Diese machte einmal mehr geltend, dass sie nicht über genügend Kapazitäten zur Gewährleistung der Sicherheit der Bevölkerung verfüge!
In diesem Gebiet sind sich alle über den dringenden Handlungsbedarf einig.

Der Gemeindrat hat sich bei der Kapo dafür einzusetzen, dass sie die bestehende Parkordnung auf der Bundesterrasse durchgesetzt und die Sicherheit der Wohnbevölkerung und der Wegbenutzer ins Marzili gewährleistet.

Der Gemeinderat wird gebeten dem Stadtrat einen Bericht mit folgendem Inhalt vorzulegen

1. Anzahl und Zeit der durchgeführten Kontrollen auf der Bundessterrasse
2. Anzahl der erteilten Bussen wegen Verstössen gegen die Parkordnung
3. Aufnehmen von adäquaten baulichen und anderen Massnahmen (z.B. PINTO) als Beitrag zur Lösung der Probleme, damit eine Schliessung des ganzen Bereichs in der Nacht als letzte Möglichkeit verhindert werden kann.

Bern, 10. September 2009
Postulat Fraktion SP/JUSO (Gisela Vollmer, SP), Ursula Marti, Nicola von Greyerz, Lea Kusano, Annette Lehmann, Hasim Sönmez, Miriam Schwarz, Ruedi Keller, Corinne Mathieu, Giovanna Battagliero  

Antwort des Gemeinderats

Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat, das Postulat erheblich zu erklären.

Bern, 3. März 2010
Der Gemeinderat

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SEXWORK BE
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Bund 18.6.10

Fremdenpolizei: Nicht mehr Illegale als bisher

 Laut der Fremdenpolizei der Stadt Bern drängt die Verschärfung des Anmeldeverfahrens für selbstständige Sexarbeiterinnen nicht in die Illegalität. Sie widerspricht der Einschätzung der Leiterin der Beratungsstelle Xenia, Martha Wigger (s. "Bund" von gestern). "Viele Frauen, die früher legal gearbeitet haben, arbeiten unter den neuen Bedingungen schwarz", hatte Wigger gesagt.

 "Bei unseren Kontrollgängen in der Stadt Bern haben wir das nicht festgestellt", sagte Alexander Ott, Leiter der Fremdenpolizei der Stadt Bern, gestern auf Anfrage. Regelmässig, aber in unregelmässigen Abständen kontrolliert die Fremdenpolizei Lokale, wo Prostituierte ihre Dienste anbieten. "Wir treffen dabei nicht mehr illegal anwesende Personen an als bisher." Zu beziffern sei die Zahl der Illegalen nicht. Laut der Fremdenpolizei registrierten sich im Jahr 2009 mehr als 300 Frauen aus EU- und Efta-Staaten für die 90-Tage-Regelung, welche ihnen die selbstständige Sexarbeit erlaubt. Seit September 2009 müssen sich diese persönlich anmelden und einen Business-Plan vorweisen. (mra)

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NARRENKRAUT
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Limmattaler Zeitung 18.6.10

Cannabis-Verkauf geprüft

 Zürcher Stadtparlament beschäftigte sich mit der Hanf-Legalisierung

 Der Cannabis-Verkauf in der Stadt Zürich soll legal werden. Das Stadtparlament überwies am Mittwoch nach einer emotionalen Debatte ein Postulat für einen Pilotversuch. Die Regierung hat nun zwei Jahre Zeit dieses zu prüfen.

 Das Postulat von zwei Gemeinderäten der Jungen Grünen aus dem Jahr 2006 fordert den kontrollierten Verkauf von Cannabis in Zürich. Das Pilotprojekt soll wissenschaftlich begleitet und von einem Präventionsprogramm für Jugendliche flankiert werden.

 Kein "Kiffer-Eldorado"

 Einer der beiden Postulanten sprach von "einem politischen Signal Richtung Bern". Die Drogenpolitik in der Schweiz sei blockiert. Die Stadt Zürich solle einen Schritt weiter gehen und eine Pionierrolle übernehmen, forderte er. Ein "Kiffer-Eldorado" soll Zürich aber nicht werden.

 Unterstützt wurden die Grünen von der SP, der AL und den Grünliberalen: Für die GLP ist das Kiffen "ein Laster und kein Verbrechen". Die SP hingegen sagte "sehr pragmatisch Ja". Die Partei sieht bei der Umsetzung des Postulates rechtliche und wissenschaftliche Probleme, wie ihre Sprecherin sagte. Die Beschaffung wäre sehr wahrscheinlich illegal, der Verkauf aber legal.

 Gegen einen legalen Cannabis-Verkauf waren FDP, SVP, EVP, CVP und SD. "Es ist kein Bedürfnis, dass Kiffen in diesem Land legal wird", sagte der SVP-Sprecher am Mittwoch mit Blick auf das Nein gegen die nationale Initiative zur Legalisierung von Cannabis im Jahr 2008.

 Zu grosse Nebenwirkungen

 Die FDP fragte, ob es gerechtfertigt sei, dass der Staat Drogen verkaufe. Eine staatliche Alkoholabgabe gebe es auch nicht. Die EVP zeigte sich zwar an wissenschaftlichen Fakten interessiert - aber nicht auf diesem Weg. Und gemäss CVP würde Cannabis als Medikament nicht zugelassen - weil es zu grosse Nebenwirkungen hätte.

 Das Parlament überwies das Postulat schliesslich mit 67Ja- zu 49Nein-Stimmen. Der Stadtrat nimmt das Postulat entgegen, wie die zuständige Stadträtin Claudia Nielsen sagte. Das heisst aber noch nicht, dass der Cannabis-Verkauf in der Stadt Zürich auch wirklich legal wird. Die Regierung hat nun zwei Jahre Zeit, das Postulat zu prüfen, und kann es auch ablehnen, wie etwa das Beispiel der Stadt Bern zeigt.

 Das Berner Stadtparlament hatte im Juni 2006 ein ähnliches Postulat überwiesen. Ein Jahr später lehnte die Regierung den Pilotversuch ab. Der Cannabis-Verkauf wäre nur als wissenschaftliches Forschungsprojekt möglich, gab sie damals als Begründung an.

 Auf nationaler Ebene forderten die Gesundheitskommissionen von National- und Ständerat im Januar dieses Jahres, dass der Cannabis-Konsum zwar verboten bleiben soll, aber künftig nicht mehr zur Anzeige gebracht wird. Stattdessen sollen Cannabis-Konsumenten Ordnungsbussen erhalten. (sda)

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20 Minuten 18.6.10

"Dank Pilotversuch würde Cannabis an Reiz verlieren"

 ZÜRICH. Die Stadt Zürich soll künfitg Hasch verkaufen und kontrolliert abgeben. Ein Experte findet die Idee gut - doch er hebt den Mahnfinger.

 Das Zürcher Stadtparlament hat am Mittwochabend Ja gesagt zur Prüfung eines legalen und wissenschaftlich begleiteten Cannabis-Verkaufs durch die Stadt Zürich (20 Minuten berichtete). "Positiv daran wäre, dass Cannabis durch die Legalität an Reiz verlieren würde", sagt Michael Schaub vom Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung der Universität Zürich. "Das primäre Ziel dieses Pilotversuchs muss aber sein, den Verkauf von Cannabis über die Gasse einzuschränken." Dabei müsse sich die Stadt genau überlegen, wie sie das Cannabis verkaufen möchte: "Gibt es ein Mindestalter? Wie werden die Personen wissenschaftlich begleitet? Solche Fragen muss die Stadt beantworten", sagt Schaub. Auch dürfe die Ware auf keinen Fall günstiger sein als auf der Strasse. Schaub: "Ich frage mich allerdings, ob wirklich jemand etwa in eine Apotheke gehen würde, dort einen Ausweis zeigt und Cannabis kauft."

 Bei den Apotheken winkt man schon jetzt ab: "Wir sind nicht da, um Genussmittel, die Suchtpotenzial haben, zu verkaufen", sagt Verbandspräsident Lorenz Schmid. Die Apotheken würden schliesslich auch einen Rauchstopp propagieren, "das wäre ein grosser Widerspruch", so Schmid. "Wir verkaufen ja auch keinen Alkohol."  

David Torcasso

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20 Minutes 18.6.10

Zurich vote la vente légale de cannabis: stupéfaction

 suisse. Le parlement de la ville approuve un projet de distribution de hasch contre la volonté des Suisses.

 "Cette décision est pour le moins... stupéfiante!" Anti-drogue farouche, le conseiller national vaudois Claude Ruey est abasourdi. Mercredi soir, le Parlement zurichois a accepté un projet ultracontroversé des Verts. Ce texte demande la mise en place d'un système de vente légale de cannabis en ville: des guichets, sous contrôle de scientifiques, permettraient de s'approvisionner légalement en cannabis. Le Conseil exécutif, instance politique suprême de la ville, a deux ans devant lui pour examiner la faisabilité du projet. "Des demandes de libéralisation ont été refusées à deux reprises au Conseil national, puis en votation populaire en 2008. Cette décision contredit la volonté des Suisses", peste Claude Ruey.

 Le politicien peut dormir tranquille. La décision zurichoise trouve un accueil glacial en Suisse romande: "A Genève, on trouve plus facilement un pétard qu'un appartement. Nous avons plus important à résoudre", lâche Alexandre Wisard, chef du groupe vert au Conseil municipal de la Cité de Calvin. Quant à Jean-Christophe Bourquin, municipal de la Sécurité sociale à Lausanne, il ajoute que l'alcool cause déjà assez de problèmes pour éviter qu'un nouveau psychotrope ne devienne légal. "L'autorisation de la vente de cannabis dans une seule ville pourrait créer un effet d'appel, mais il faudrait plutôt réfléchir sur un plan national", conclut Corine Kibora, d'Addiction Info Suisse (ex-ISPA). -  Raphaël Pomey

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Süddeutsche Zeitung 18.6.10

Die Stadt als Dealer

 Zürcher Gemeindeparlament will Cannabis verkaufen

Thomas Kirchner

 Es gab enormen Widerstand damals, als Zürich anfing, Schwerabhängige unter kontrollierten Bedingungen mit Heroin zu versorgen. Der Staat als Dealer? Das erschien vielen weder statthaft noch sinnvoll. Doch der Erfolg gab Zürich recht. Das Heroin-Programm läuft immer noch, inzwischen gehört es zur offiziellen Schweizer Drogenpolitik. Es wurde weltweit kopiert, und Zürich bekam damit nicht zuletzt eines seiner gravierendsten Probleme in den Griff: die offene Drogenszene an der Limmat, wo Süchtige vor aller Augen im Elend versanken.

 Das war 1994. Nun steht Zürich womöglich vor einer weiteren drogenpolitischen Pioniertat. Der rot-grün dominierte Gemeinderat, das Stadtparlament, stimmte am Mittwoch dem Antrag grüner Abgeordneter zu, die Stadt künftig Cannabis verkaufen zu lassen. Im Rahmen eines wissenschaftlich begleiteten Pilotversuchs könnte das duftende Kraut an einem Schalter bezogen werden, etwa im Rathaus. Man bekäme es ab 18 Jahren und müsste sich registrieren lassen, damit ein "Käuferprofil" erstellt werden kann. Besitz und Konsum von Hanf würden dann in Zürich zu Versuchszwecken geduldet, gleichzeitig solle die Stadt intensiver über Suchtmittel aufklären.

 "Das Cannabisverbot hat versagt", meint der Grüne Matthias Probst, "es erhöht nur den Preis, aber konsumiert wird so viel wie eh und je." Es sei Zeit, endlich etwas anderes auszuprobieren, und dazu bräuchte es wissenschaftliche Erkenntnisse, wie sich ein legaler Markt für weiche Drogen entwickeln würde. Mit der Legalisierung würde dem Schwarzmarkt Geld entzogen, das in die Prävention fließen könnte. Außerdem sei dann Schluss mit der Dealer-Taktik, gleich noch ein paar harte Drogen dazuzuverkaufen.
 Das Cannabis, empfiehlt Probst, sollte von einem Bio-Bauernhof der Stadt stammen, je nach Gehalt des benebelnden Wirkstoffes THC in Stufe 1 bis 5, "da weiß man, was man hat". Ob auch Ausländer kaufen dürften, müsste man klären, er selbst sei eher dagegen.

 Also Hanf vom Rathaus? Die Zürcher Regierung hat zwei Jahre Zeit, den Vorschlag zu prüfen. Zieht sie mit, wäre das ein kultureller Einschnitt, schließlich ist der THC-Rausch, anders als der Suff, fest mit der Illegalität verbunden. Die Frage ist, wie viele Kiffer sich staatlich registrieren lassen wollen, wenn auch nur zu Versuchszwecken. "Da kommen schon welche", sagt Probst, gerade für etwas Altere sei es gar nicht so leicht, sich den Hanf zu besorgen. Tatsächlich sind die einschlägigen "Jeans" - und "Ayurveda"-Läden aus der Gegend hinter dem Bahnhof verschwunden, wo sich früher jedermann ein " Duftkissen" besorgen konnte. Die Polizei hat sie geschlossen.
 Inzwischen läuft die Versorgung fast ausschließlich über den Eigenanbau oder private Netzwerke. Das funktioniert offenbar gut, wie die Hanf-Schwaden zeigen, die über Fluss- und Seeufer wabern.

 Der Pilot-Versuch wäre auch ein Bruch mit dem offiziellen Schweizer Drogenkurs. Anbau und Besitz großer Mengen von Cannabis werden ziemlich streng verfolgt, vor allem im Westen und Süden des Landes. Allerdings wollen die Behörden gegen Kiffer künftig nicht mehr mit Anzeigen, sondern nur noch mit Ordnungsstrafen vorgehen. Der Vorschlag, Verkauf und Konsum von Hanf komplett zu legalisieren, scheiterte 2008 in einer Volksabstimmung deutlich.

 Für Zürichs bürgerliche Parteien steht deshalb fest: Der "wissenschaftliche Versuch" ist ein Vorwand, den Grünen gehe es um eine Legalisierung durch die Hintertür.

Thomas Kirchner

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NLZ 18.6.10

Grüne fordern Cannabis-Verkauf

 ssr. Gibt es in Luzern künftig einen staatlich kontrollierten Verkauf von Cannabis? Diese Idee lancieren die Grünen der Stadt Luzern in einem Postulat. Darin wird der Stadtrat aufgefordert, ein wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt zu prüfen. Hintergrund des gestern eingereichten Vorstosses ist ein Entscheid im Zürcher Stadtparlament. Dieses überwies am Mittwoch eine gleich lautende Forderung der Zürcher Grünen.

 Gras aus der Apotheke?

 Wie das im Detail aussehen soll, ist noch unsicher. Für die Grünen ist klar: "Der Vorstoss lehnt sich an den Zürcher Entscheid an, allenfalls wäre auch eine Zusammenarbeit der Städte denkbar", erklärt Grossstadtrat und Mitunterzeichner Hans Stutz. In Zürich wird unter anderem diskutiert, Cannabis künftig in ausgewählten Apotheken zu verkaufen. Die Kunden müssten sich registrieren lassen, und das Projekt würde wissenschaftlich begleitet. "Wie die Registrierung aussehen würde, hängt auch von den wissenschaftlichen Methoden ab", sagt Stutz.

 Im gleichen Vorstoss fordert die Partei auch eine Strategie zur Aufklärung und Beratung von Jugendlichen und Schülern. "Im Vordergrund steht dabei nicht das unerreichbare Ziel der Abstinenz, sondern die pragmatische Vermittlung der belegbaren Gefahren eines übermässigen Konsums von Rauschmitteln", schreibt die Partei.

 Volk sagte 2008 Nein

 Neben einem effizienteren Jugendschutz könne mit einem solchen Vorstoss auch der Schwarzmarkt zurückgebunden und die Vermischung von harten und weichen Drogen verhindert werden. Zudem werde durch eine "offenere Hanfpolitik" auch die Luzerner Polizei entlastet, argumentieren die Grünen.

 Auf nationaler Ebene ist eine Hanflegalisierung zurzeit kein Thema. 2008 lehnte das Volk die so genannte Hanf-Initiative deutlich ab.

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20 Minuten 18.6.10

Nach Zürich: Grüne fordern Cannabis-Verkauf in Luzern

 LUZERN. Kiffer sollen ihr Gras in der Stadt Luzern künftig legal kaufen können: Die Grünen fordern einen Versuch, wie er am Mittwoch in Zürich beschlossen worden ist.

 "Der legale Verkauf von Cannabis ist besser als ein Verbot", sagt Hans Stutz, Grossstadtrat der Grünen. Zusammen mit Parteikollegin Stefanie Wyss hat er ein Postulat eingereicht, das den legalen Verkauf von Cannabis in der Stadt fordert. Dies hätte laut Stutz mehrere Vorteile: "Der Schwarzmarkt und somit die mögliche Vermischung von Cannabis mit harten Drogen wie Kokain und Heroin würde verschwinden", ist er überzeugt. Zudem sei eine gewisse Kontrolle über die Konsumenten möglich. Der Pilotversuch soll wissenschaftlich begleitet werden. Ein praktisch identischer Vorstoss wurde am Mittwoch in Zürich angenommen - dort hat die Stadtregierung jetzt zwei Jahre Zeit, die Legalisierung zu prüfen. "Wir wollen in Luzern nachdoppeln und erreichen, dass die Cannabispolitik wieder zu einem eidgenössischen Thema wird", so Stutz.

 Bei CVP, FDP und SVP wird der Vorstoss es schwer haben, wie eine Umfrage bei den Parteien gestern ergab. "Ende 2008 wurde die Hanfinitiative klar abgelehnt - man sollte Volksentscheide auch mal respektieren", sagt etwa SVP-Grossstadtrat Urs Wollenmann. Die SP dagegen unterstützt das Anliegen. Die Grünliberalen waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Markus Fehlmann

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DROGEN
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Blick 18.6.10

Ex-Staatsanwalt und FDP-Ständerat Dick Marty

 Legalisiert ALLE Drogen!

 Von  Hubert Mooser

 Zürich will Cannabis legalisieren, FDP-Ständerat Dick Marty auch die harten Drogen wie Kokain und Heroin.

 Als Staatsanwalt jagte er Drogenhändler und Geldwäscher. Heute sagt FDP-Ständerat Dick Marty: "Der Kampf gegen die Drogenkriminalität und das organisierte Verbrechen ist die totale Pleite." Grosse Fische gingen den Fahndern fast keine ins Netz, sagt Marty. "Und die Drogenmilliarden fliessen in die legale Wirtschaft, in Fussballklubs und Luxushotels und Pizzerias."

 Doch mit dem Drogengeld breite sich auch eine mafiöse Kultur aus. "Wir hatten noch nie so viel Korruption wie heute", warnt der Tessiner. Marty will darum einen Paradigmawechsel in der Drogenpolitik. Ein fixfertiges Konzept hat er aber nicht. "Vorläufig ist das nur eine Idee." Die Schweiz müsse aufhören, den Kampf für eine drogenfreie Gesellschaft zu führen. "Eine drogenfreie Gesellschaft hat es in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben. Wir müssen lernen, mit den Drogen umzugehen." Die Schweiz habe Regeln für den Umgang mit Tabak und Alkohol geschaffen. "Wir sollten solche Regeln auch für Cannabis, Kokain und Heroin aufstellen", sagt Marty. Das Alkoholverbot in den USA in den 1930er-Jahren habe das organisierte Verbrechen hervorgebracht.

 Den Drogenbaronen den Boden unter Füssen wegziehen, das ist das Ziel von Dick Marty. Statt der Drogenkartelle soll der Staat den Markt kontrollieren und die happigen Gewinne aus dem Drogengeschäft kassieren. "Das Geld soll der Bund dann in die Drogen-Prävention investieren." Man müsse bei Jugendlichen schon in frühem Alter das Bewusstsein für die Schädlichkeit von Drogen schärfen. Dick Marty glaubt nicht, dass die Zahl der Süchtigen mit einer solchen Drogenpolitik ansteigen würde.

 Der Staat als Drogendealer! "Wie soll das gehen?", fragt Martys Fraktionskollege Felix Gutzwiller, der die bisherige Drogenpolitik des Bundes mitprägte. "Es wäre sicher das falsche Konzept, wenn man beispielsweise in einer Drogerie oder Apotheke Heroin oder Kokain posten könnte. Diese hochaktiven Substanzen machen sehr schnell abhängig."

 Für CVP-Parteipräsident Christophe Darbellay wäre die Legalisierung von Heroin und Kokain "ein Wahnsinn". SP-Gesundheitspolitiker Stephane Rossini ist anderer Meinung: "Das ist ein neuer Ansatz in der Drogenpolitik. Wir sollten jedoch ein solches Projekt international aufgleisen und abstützen." Dick Marty hätte dafür auch die notwendigen internationalen Beziehungen.

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La Liberté 18.6.10

Trafic de stupéfiants

 Les Nigérians nient en bloc

 De Lagos à Chiasso, ils sont toujours plus nombreux à demander l'asile en Suisse. Et se défendent énergiquement de vendre de la cocaïne. Reportage.

 Nicole della Pietra, Chiasso

 Gravement malade, entre la vie et la mort, une petite Afghane de 14 ans a été livrée in extremis récemment par les douaniers de Chiasso aux responsables du CEP (Centre d'enregistrement et de procédure), situé à quelques pas de la frontière italo-suisse. Face à la gravité de son état, une équipe médicale tessinoise a ordonné son transfert d'urgence au Kinderspital de Berne, où l'a accompagnée son frère âgé de 15 ans, qui faisait route avec elle. Un cas humanitaire dramatique, déchirant, et fort heureusement, plutôt rare aux frontières helvétiques.

 Tuer l'attente

 Ce qui est nettement moins rare par contre, ce sont les arrivées - parfois massives - de jeunes Nigérians, pour demander l'asile en Suisse. En cette fin d'après-midi, ils sont plusieurs dizaines réunis aux abords d'un petit parc, coincé entre des immeubles locatifs d'un quartier populaire de Chiasso. Certains sont arrivés il y a quelques jours, parfois une semaine ou deux. Pour passer le temps et faute de places suffisantes dans les programmes d'occupation et de bénévolat organisés par la direction du CEP de Chiasso, ils attendent, bavardent, certains en sirotant des canettes de bière achetées au supermarché, juste en face.

 Quelques passants leur jettent un coup d'œil furtif. Seul un vieux monsieur s'arrête un instant pour les saluer avant de repartir. Pendant ce temps, non loin de là, à la gare internationale, d'autres requérants se sont installés par petits groupes, çà et là à l'entrée de l'édifice et le long du perron.

 Afflux massif

 L'heure du souper, servi au CEP à 18 h, approche. L'enceinte du centre se trouve à l'extrémité sud de l'aire de la gare et surplombe la douane routière, elle-même située à quelques centaines de mètres de l'autoroute A2. Les requérants affluent vers le grand portail de fer, à commande électrique, surveillé en permanence par des agents de sécurité du CEP.

 Passage obligé au détecteur de métal et à la fouille des poches. Un jeune maghrébin à l'œil vitreux et à l'haleine chargée, doit consigner sa canette à un agent. Parfois, les surveillants découvrent de petites quantités de marijuana ou de cocaïne à l'intérieur du centre. De la drogue qui n'est pas forcément liée aux requérants nigérians. D'ailleurs, ces derniers ne posent pas plus de problèmes que les demandeurs d'asile d'autres nationalités. "Au contraire. C'est surtout leur nombre qui pose plutôt problème. L'augmentation des arrivées est importante", relève Antonio Simona, directeur du CEP.

 De Lampedusa à Chiasso

 Sur les quelque 190 requérants hébergés à Chiasso, plus de la moitié provient du Nigeria. Tous sont des hommes âgés entre 20 et 35 ans environ. Les autres sont originaires du Maghreb, de Géorgie, quelques-uns du Moyen-Orient. "Avant-hier, près d'une quarantaine d'entre eux sont arrivés à la frontière en moins de 48 heures. Ils ont spontanément demandé l'asile aux gardes-frontières", explique Antonio Simona.

 Cet épisode illustre l'afflux exponentiel de requérants nigérians à la frontière sud du pays. Actuellement, c'est au Tessin, que la pression migratoire se fait le plus sentir. "Hormis une baisse des arrivées aux alentours de Noël, l'arrivée de Nigérians n'a pratiquement pas cessé d'augmenter ces derniers mois. Ils arrivent sans papiers mais connaissent apparemment mieux que nous ne le pensons, les rouages de l'asile en Suisse", estime Antonio Simona.

 Tous ont suivi le même parcours: "Nous sommes allés en Libye pour prendre un bateau à destination de Lampedusa. Je suis resté près de deux ans en Italie. Mais là-bas, on refusait systématiquement de me fournir des papiers et du travail et la police n'arrêtait pas de nous harceler", explique Kingsley, 24 ans, vêtu de blanc, look de rappeur, ostentatoire croix de cristal "Swarowski" autour du cou et gros "diamant" accroché à l'oreille.

 "La Suisse, c'est mieux"

 Il affirme avoir pris sa décision de quitter l'Italie pour la Suisse après avoir appelé l'un de ses "brothers", installé en Romandie. "Il m'a dit: viens, tu verras que c'est mieux ici! On te traitera comme il faut, tu recevras de la nourriture, de l'argent et tu pourras t'arranger pour rester quelques mois ou quelques années."

 Comme lui, ses compatriotes ont séjourné parfois plusieurs mois, voire plusieurs années en Italie, avant d'arriver à la frontière italo-suisse. "J'en avais assez de vendre des fazzoletti (mouchoirs en papiers à 5 euros le sachet), et de passer mes nuits à dormir parterre dans la gare de Rome", explique Melwin, 23 ans. "Maintenant, je veux un vrai travail et une belle maison. En Italie, tu peux crever, personne ne te donne rien. Ici, nous avons tout, et c'est dans ce pays que je veux rester", renchérit son ami, avec lequel il est arrivé à Chiasso quatre jours plus tôt.

 Lorsqu'on leur fait remarquer que la Suisse soupçonne les requérants nigérians de venir en Suisse pour vendre de la cocaïne, certains se fâchent: "Est-ce que les gens qui nous accusent de vendre de la drogue savent faire la différence entre un Nigérian et un autre Africain? Et tous les Blacks ne sont pas des dealers: comment se permettent-ils de dire des choses pareilles?" I

 La loi sur l'asile inapplicable

 "Pourquoi ce pays ne voudrait-il pas nous venir en aide, nous donner de l'espoir, une meilleure vie? Nous souffrons, vous savez. Nous n'avons pas choisi de vivre ainsi. Mais si on abandonne quelqu'un à son propre sort, si on le laisse dans la rue, il faut bien qu'il fasse quelque chose pour se nourrir, pour survivre...", lâche Lawrence, 26 ans.

 Une allusion lourde de sens. Mais comme lui, ses camarades rejettent les soupçons de trafic de stupéfiants. Tous assurent vouloir seulement "un bon travail et une belle maison". Dans leurs témoignages, la notion de "péril" revient souvent.

 "Ma vie est en danger, je n'ai pas eu d'autre choix que de quitter le Nigeria", affirme Daniel, 29 ans, qui se déclare footballeur professionnel. Quel genre de danger? Les explications sont vagues et peu cohérentes.

 "D'après ce que nous racontent ces gens, ils seraient persécutés par des rites vaudous ou autres dangers de cette nature. Il est clair qu'ils n'entrent pas dans le champ d'application de la loi sur l'asile, comme ce serait le cas pour d'autres candidats provenant de zones en crise de l'Afrique de l'Est", constate Antonio Simona, directeur du Centre d'enregistrement et de procédure (CEP) de Chiasso.

 Aucun des Nigérians accueillis à Chiasso ne veut entendre parler de retour au pays. "J'ai un diplôme en comptabilité et en informatique. Je suis capable de travailler. Il faut seulement que l'on me donne une chance, pour que j'aie une vie meilleure", supplie Martin, 28 ans.

 Ces prochains jours, ils quitteront le Tessin pour rejoindre d'autres cantons en attendant leur très probable rapatriement et pendant ce temps, de nouveaux candidats arriveront à Chiasso. NDP

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KNAST-DEMO FR
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La Liberté 18.6.10

"J'ai eu la peur de ma vie"

 Fribourg - Samedi, une jeune femme s'est retrouvée malgré elle entre la police et les casseurs. Elle témoigne et accuse les autorités de laxisme.

Pierre Rottet

 Non, cela n'arrive pas qu'aux autres! Laura* en sait quelque chose, elle qui s'est trouvée samedi au mauvais moment, au mauvais endroit, prise entre les casseurs cagoulés de la manif à Fribourg ("La Liberté" du 14 juin) et les tirs de la police. "J'ai eu la peur de ma vie, un traumatisme qui me vaut aujourd'hui une semaine d'arrêt de travail, pour un choc post-traumatique", témoigne la jeune femme de 35 ans.

 Il était 16 h 45, samedi, à proximité de l'Espace Jean Tinguely, Laura pensait à l'apéro qui l'attendait pour l'inauguration du café Le Tunnel. En fait d'apéro, ce sont des balles en caoutchouc qu'elle va déguster, tirées contre les casseurs infiltrés dans la cohorte d'une centaine de personnes venues à Fribourg pour manifester contre les violences policières.

 Ce moment-là, Laura le revit à chaque instant depuis. Les casseurs tout de noir cagoulés s'enfuyaient dans sa direction, entourant sa voiture, et les forces de police, qui tiraient sans distinction, en face, de l'autre côté de la route. "J'ai pensé que ma dernière heure était arrivée, entre cette furie et ce bruit contre la taule de ma voiture, des impacts de balles, qui s'avéreront par la suite être en caoutchouc. Mais comment le savoir sur le moment? J'étais paralysée, prisonnière de ma voiture, avec la crainte de me voir encerclée par les casseurs. Franchement, je ne savais pas ce qui m'arrivait, ce qui se passait", raconte celle qui travaille dans le domaine médical.

 Pas de plainte

 Contrairement à ce qu'affirmait dès le lendemain la police, la manifestation a donc bien fait au moins une victime parmi la population civile qui ne participait pas à la manifestation. Une victime qui a été dans l'obligation de recourir à un médecin. Le surlendemain, Laura est allée faire enregistrer sa version des faits au poste de police et établir un constat des dégâts causés à sa voiture. "Comme j'ai été très bien reçue, j'ai renoncé à porter plainte contre les forces de l'ordre, d'autant plus que cela ne ferait que raviver dans le temps le mauvais souvenir vécu samedi à Fribourg".

 Laura a néanmoins du mal à accepter la notion de hasard, qui la fera se trouver là, juste à ce moment de violence, victime d'un fait divers aux conséquences qui auraient pu être bien pires encore. "J'ai tellement eu peur qu'une balle ne me transperce. Cinq jours après les faits, j'ai encore le bruit des explosifs qui résonnent à mes oreilles". I

 * prénom d'emprunt

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 "Je suis fâchée contre le préfet"

 Laura, comment expliquez-vous les tirs de la police?

 Certains agents m'ont avoué qu'ils se sont retrouvés dépassés par les événements. Car il faut dire que les "encagoulés" n'y sont pas allés de main morte pour s'en prendre à eux. Je crois que les policiers qui ont tiré tous azimuts, sans discernement, y compris sur ma voiture, l'ont fait pour se défendre, défendre leurs collègues. Autrement dit, qu'ils faisaient leur boulot.

 Etes-vous en colère contre la police?

 Non. J'éprouve plutôt de la compréhension à son égard, puisqu'elle a également à déplorer deux blessés. Assurément, les policiers ne font pas un travail facile, surtout dans ces situations très délicates. En revanche, je suis fâchée contre le préfet Ridoré. En donnant l'autorisation de manifester, j'estime qu'il a sous-estimé les risques de débordements. Il aurait fallu sécuriser le périmètre. Si toutes les mesures avaient été prises pour protéger les civils, je ne me serais pas retrouvée dans cette situation.

 D'où votre envie de témoigner...

 Si je témoigne aujourd'hui, c'est pour que de tels dérapages ne se reproduisent plus. Pour qu'à l'avenir, des civils, voire des enfants ne soient pas pris dans une telle tourmente traumatisante. Autoriser les gens à manifester au nom de la liberté d'expression est une chose, mais le résultat en est une autre. Le pire est que cette manif était censée dire non à la violence policière. Et qu'elle a failli tourner au drame pour moi, pourtant simple passante.

 Propos recueillis par Pierre Rottet

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POLICE ZH
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Tagesanzeiger 18.6.10

Die Lehren aus dem Saubannerzug vom Februar

 Der Stadtrat will das Polizeikorps aufstocken und das Alarmierungsystem verbessern.

 Von Janine Hosp

 Nach der illegalen Demonstration vom 6. Februar geriet die Polizei unter Beschuss: 400 bis 500 vorwiegend jugendliche Demonstranten hatten sich gegen 22 Uhr beim Carparkplatz zu einer "Reclaim the Streets"-Party versammelt und waren randalierend durch die Stadtkreise 4 und 5 gezogen. Bilanz der Aktion: kaputte Scheiben, demolierte Autos, versprayte Wände - Schäden von mehreren Hunderttausend Franken. Die Polizei aber hatte keinen einzigen Randalierer festnehmen können.

 Nun ist auch bekannt, weshalb: Bis 1 Uhr morgens kamen nur gerade 26 Polizisten zusammen, die sich der demonstrierenden Masse gegenüberstellten. Dies schreibt der Stadtrat in der Antwort auf zwei Vorstösse von SVP- und FDP-Gemeinderäten. Bei dieser Übermacht war nicht daran zu denken, Randalierer zu verhaften. Auch Sachbeschädigungen konnten die wenigen Polizisten kaum verhindern. Da sich ihre Widersacher ungewohnt aggressiv verhielten, waren sie zuweilen voll damit beschäftigt, sich selber zu schützen.

 Kantonspolizei kam zu spät

 Erst um 1 Uhr morgens, als sich die Demonstration bereits aufzulösen begann, stiessen die Polizisten von den Wachen hinzu, womit das Polizeiaufgebot auf über 50 Personen anwuchs. Die Kantonspolizei hatte zwar begonnen, Mannschaften aus den Gemeinden zu mobilisieren, aber auch diese kamen nicht rechtzeitig. In jener Nacht waren in ganz Zürich 113 Stadtpolizistinnen und -polizisten im Dienst. Aus einsatztaktischen Gründen gibt der Stadtrat aber nicht bekannt, wo und in welcher Funktion. Um die Aktion im Keim zu ersticken und die Masse einzukesseln, hätten mindestens 100 Polizisten zur Verfügung stehen müssen.

 Nach der Demonstration wurde der Polizei auch vorgeworfen, sie habe sich von den Demonstranten überrumpeln lassen. Wie der Stadtrat schreibt, hat diese erst eine Stunde vor deren Beginn davon erfahren; auf dem öffentlichen Teil von Facebook hatten sich zuvor keine Hinweise darauf gefunden; auf dem nicht öffentlichen Bereich oder gar auf private SMS-Nachrichten darf die Polizei aus rechtlichen Gründen nicht zurückgreifen. Zudem habe beim Carparkplatz noch nichts auf die massive Gewaltbereitschaft hingewiesen.

 Nach Ansicht des Stadtrats wäre es allerdings völlig unverhältnismässig und kaum finanzierbar, rund um die Uhr ein so grosses Polizeiaufgebot in Einsatzbereitschaft zu halten, dass Ausschreitungen dieser Art verhindert werden können. Stattdessen prüft er folgende Massnahmen, um sich künftig besser für ähnliche Vorfälle zu wappnen:

 Die Polizisten auf den Wachen sollen in Notfällen schneller zusammengezogen werden können, etwa indem ständig Fahrzeuge und Ausrüstungen bereitstehen.

 Polizisten auf Pikett müssen schneller am Einsatzort stehen; der Prozess vom Alarmieren bis zum Einrücken und Ausrüsten soll optimiert werden.

 Die Stadtpolizei prüft, wie die Kantonspolizei und andere Korps rasch beigezogen werden können.

 Auch eine Aufstockung des Polizeikorps steht zur Diskussion. Die Stadtpolizei wird die Situation analysieren und dem Stadtrat einen Antrag stellen. Bereits beschlossen ist, dass die Polizei ihre Präsenz an Wochenenden erhöht.

 Schliesslich will die Polizei auch prüfen, wie sie schon zum Voraus Informationen über illegale Veranstaltungen beschaffen kann, ohne gegen das Gesetz zu verstossen.

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NZZ 18.6.10

Stadtrat will mehr Polizisten

 Saubannerzüge als Auslöser

 Am 6. Februar fand in Zürich eine unbewilligte Demonstration statt, bei der es zu Gewalt und Sachbeschädigungen kam. Die Stadtpolizei war überrumpelt - was nun Folgen hat: Der Zürcher Stadtrat will die Aufstockung des Polizeikorps prüfen.

 ak. ⋅ Unter dem Titel "Reclaim The Streets" hatte sich am 6. Februar ein wahrlich explosiver Personenmix zusammengefunden: Partygänger, Hooligans und Linksautonome zogen gemeinsam durch die Strassen, zerstörten Autos, Restaurants und Läden und richteten dabei einen Schaden von mehreren hunderttausend Franken an. Für die Stadtpolizei war das ein neues Phänomen, sie wusste im Voraus von nichts und war zudem von der hohen Gewaltbereitschaft überrascht. Dies ist der Antwort des Zürcher Stadtrats auf eine SVP-Anfrage und eine FDP-Interpellation zu entnehmen.

 Weil viel zu wenige Polizisten im Einsatz waren, konnte niemand verhaftet werden, und auch die Verhinderung von Sachbeschädigungen gelang kaum. Die wenigen verfügbaren Polizeikräfte hätten in erster Linie versucht, weitere Schäden zu verhindern, hätten sich aber "angesichts der ungewohnten Aggression letztlich auch auf den Eigenschutz konzentrieren" müssen, heisst es in der Antwort. Für den Stadtrat sei dies "eine höchst unbefriedigende Situation", weshalb er mehrere Massnahmen prüfe, um ähnliche Vorkommnisse in Zukunft vermeiden zu können.

 Neben Optimierungen bei der Alarmierung steht auch die Aufstockung des Korps zur Debatte. Die Stadtpolizei soll die Lage analysieren und einen begründeten Antrag stellen. Doch auch wenn die Aufstockung bewilligt wird, geht diese nur schrittweise vonstatten, weil die Leute zuerst ausgebildet werden müssen. Am 6. Februar standen bis 1 Uhr früh 26 Polizisten im Spezialeinsatz, danach waren es über 50, wie es in der Antwort heisst. Für eine Einkesselung der Demonstranten beim Start am Carparkplatz hätte es dagegen rund 100 gebraucht. Der Saubannerzug bestand zeitweilig aus 400 bis 500 Personen.

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20 Minuten 18.6.10

Die ganze Schweiz feierte friedlich - nur Zürich nicht

 ZÜRICH. Sobald in Zürich viele Menschen zusammenkommen, sind Krawalle nicht weit: Die Wut gegen die Polizei sei in Zürich besonders gross, sagt Soziologe Ueli Mäder.

 Nach dem historischen Sieg der Schweizer Nati am Mittwochabend gegen Spanien befand sich das ganze Land in einem einzigen Freudentaumel. Nur in Zürich kam es rund um die Langstrasse und den Hauptbahnhof zu teils wüsten Szenen: Polizisten wurden mit Flaschen beworfen und mit Fäusten traktiert, sogar Tränengas und Gummischrot waren nötig. Die Bilanz: zwei verletzte Polizisten, ein verletzter Fan und Sachbeschädigungen.

 "Fussball birgt viel Explosives in sich - da kommen Emotionen hoch, die sich mit dem Alltagsfrust vermischen", erklärt Soziologe Ueli Mäder von der Universität Basel. Besonders in Zürich äussere sich das mehr als in anderen Schweizer Städten: "Zürich ist eine Binnenstadt, eine Art Kessel mit mehr aufgestauter Aggression und Hektik als anderswo", sagt Mäder. Da habe Gewalt eine Ventilfunktion. "Die Polizei hat beispielsweise am 1. Mai unnötig provoziert und friedfertige Personen verhaftet. Irgendwann fällt das auf die Polizei zurück", erklärt Mäder. Daher sei die Wut auf die Gesetzeshüter in Zürich wohl grösser als in anderen Städten, vermutet der Soziologe. Hooligan-Experte Maurice Illi sagt zu den Ausschreitungen: "Es sind nicht Fussballfans oder Hooligans, sondern betrunkene Leute, die im überbordenden Freudentaumel zu Aggressionen neigen - und da ist die Polizei halt die erste Zielscheibe."  

David Torcasso

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 Freinacht am 25. Juni

 ZÜRICH. Falls die Schweizer Nati weiterhin Erfolg hat, können die Fans am Freitag, 25. Juni nach dem Spiel Schweiz - Honduras in der Stadt Zürich feiern ohne Ende: "Sollte sich die Schweiz für den WM-Achtelfinal qualifizieren, gewährt Polizeivorsteher Daniel Leupi eine Freinacht", sagt sein Sprecher Robert Soós auf Anfrage von 20 Minuten. Doch was, wenn die Schweiz sich bereits am Montag gegen Chile qualifiziert? "Auch dann eignet sich der Freitag mit dem Abendspiel besser für eine Freinacht."

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Saubannerzug hat Folgen

 ZÜRICH. Der Saubannerzug von Anfang Februar durch die Zürcher Stadtkreise 4 und 5 hat Konsequenzen: Die Polizeipräsenz am Wochenende wird erhöht. Zudem werden Verbesserungen der Abläufe bei der Stadtpolizei geprüft. In der Nacht vom 6. auf den 7. Februar waren mehrere hundert Personen unter dem Motto "Reclaim the Streets" durch die Stadt gezogen. Bei der Demo entstand ein Sachschaden von mehreren hunderttausend Franken.

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SECURITY
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Tagesanzeiger 18.6.10

Auf den Oberschenkel gezielt und fahrlässig das Knie getroffen

 Ein Sicherheitsmann hatte an der Euro einen Zuschauer mit dem Stock geschlagen. Der Einzelrichter sprach ihn frei, das Obergericht sah das gestern anders.

 Von Marcel Reuss

 Fussball beschäftigte gestern auch das Obergericht. Nicht die WM und der Sieg gegen Spanien, sondern die Euro 08 und die Niederlage gegen die Türkei. Insbesondere ein Vorfall während des Spiels im Public Viewing beim Bellevue. Ein Angestellter einer privaten Sicherheitsfirma hatte dort einem Zuschauer mit seinem Mehrzweckstock einen Schlag aufs Knie verpasst. Das Obergericht verurteilte ihn dafür gestern wegen fahrlässiger Körperverletzung - und kippte damit den Entscheid des Bezirksgerichts. Der Einzelrichter hatte den Mann freigesprochen, weil er sich aus Notwehr gegen einen Randalierer verteidigt habe. Dass der Richter gleichzeitig die Anklageschrift als ungenügend kritisierte, liess wiederum der Staatsanwalt nicht auf sich sitzen. Er legte Berufung ein.

 Der Ärger des Staatsanwaltes

 Er bedaure das, aber letztlich sei ein Mensch verletzt worden, der nicht hätte verletzt werden dürfen, sagte der Staatsanwalt gestern. Und dass man einzelne Zeugen diskreditiere, empfinde er als ungeheuerlich. War der Randalierer also doch nur normaler Zuschauer? Ein etwas betrunkener zwar, der zwischen die Fronten geriet und mit gebrochener Kniescheibe zu Boden sank? Richtig klar wurde das auch an der gestrigen Verhandlung nicht. Zu widersprüchlich sind die protokollierten Aussagen der Zeugen in der Anklageschrift.

 Sicher ist: Zugeschlagen hatte der Angeklagte. Einmal. Das räumte der 34-Jährige, der seit 1997 im Geschäft ist, gestern auch ein. Und gezielt habe er auf den Oberschenkel, aber "leider Gottes" das Knie getroffen. Es tue ihm leid. Sicher ist auch: Die Stimmung an diesem düsteren Abend war geladen und der Sicherheitsdienst gefordert. Fünf Randalierer hatte die Interventionsgruppe des Angeklagten bereits abgeführt, als sie den Stewards zu Hilfe eilen musste. Bald sahen sie sich mit 10 bis 20 Fans konfrontiert. Die Sicherheitsleute formierten sich zu einer Linie, zogen ihre Stöcke und verschafften sich mit einem Scheinangriff Luft. Es wurde getreten, gepöbelt, Bierbecher flogen. Auch der Geschädigte hatte seinen geworfen. Aus Ärger, weil er gerempelt worden sei und das Bier über sich verschüttet habe. Aus dem Nichts dann der Schlag.

 Der vergessene Stockstich

 Man habe den Mann mehrmals verwarnt, sagt der Angeklagte. Statt aber wegzugehen, habe der ihn plötzlich mit einem Kübel oder PET-Container bedroht. Sein Einsatzkollege hatte die Version bestätigt. Zeitgleich mit dem Schlag aufs Knie will er dem (vermeintlichen) Randalierer mit seinem Stock noch einen Stich in den Bauch verpasst haben. Doch an diesen Stockeinsatz können sich weder der Angeklagte, der Geschädigte noch andere Zeugen erinnern. Anders als die Vorinstanz wertete das Obergericht diese Version als weniger glaubhaft, weil man einen solchen Stich doch spüre. Auch auf den Versuch des Verteidigers, den Geschädigten als Hooligan abzustempeln, ging es nicht ein. Es verurteilte den 34-Jährigen wie beantragt auf zwei Jahre bedingt zu 90 Tagessätzen à 100 Franken, auf die 1500 Franken Busse verzichtete es aber.

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NZZ 18.6.10

Mit Security-Stock das Knie zertrümmert
 
Schuldspruch für Sicherheitsangestellten wegen Körperverletzung in der Fan-Zone der Euro 08 in Zürich

 Muss ein Sicherheitsmann damit rechnen, dass er mit seinem Schlagstock in einem Gerangel das Ziel verfehlt und einen Fussballfan schwer am Knie verletzt? Das Obergericht meint Ja.

 fri. ⋅ Es ist Fussball-Weltmeisterschaft, doch vor Gericht werden noch immer die Nachwehen der Europameisterschaft 2008 verhandelt. Am Donnerstag hat das Obergericht eine wüste Szene in der Public-Viewing-Zone am Zürcher Bellevue beurteilen müssen. Es spricht einen Sicherheitsangestellten der Firma Delta der fahrlässigen schweren Körperverletzung schuldig und verurteilt ihn zu einer bedingten Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 100 Franken.

 Mit Schlagstock Ziel verfehlt

 Der 34-jährige Ostschweizer hatte bei einem Gerangel einen heute 32-jährigen, alkoholisierten Festbesucher mit einem Stock am Knie verletzt. Gezielt hatte er jedoch auf den Oberschenkel, weil dieses Ziel viel geringere Auswirkungen gehabt hätte. Dies habe er in der Ausbildung bei Delta so gelernt.

 Die Sicherheitsfirma ist eine der grössten ihrer Branche. Sie arbeitet im Auftrag diverser Sportverbände. An der Euro 08 übertrug ihr die Stadtpolizei Aufgaben von Eingangskontrollen bis hin zur Mithilfe bei Festnahmen in den Menschenmengen. Auf einen solchen Einsatz geht der Vorfall zurück, der zu einem Strafverfahren führte. Während des Spiels zwischen der Schweiz und der Türkei am 11. Juni 2008 musste der Angeklagte mit Schutzausrüstung in der Fan-Zone in einer Achtergruppe vorrücken, um bedrängte Kollegen zu beschützen. Im Verlauf eines Gerangels zückte der Sicherheitsangestellte seinen sogenannten Polizeimehrzweckstock, schwenkte ihn zur Warnung und schlug dann mit einem Schlag auf sein Gegenüber. Dabei traf er "leider Gottes", wie er betont, dessen Kniescheibe derart heftig, dass sie zerbrach und der Mann einige Monate lang arbeitsunfähig war.

 Dieser Teil der Anklage war unbestritten. Doch was rundherum genau geschah, bleibt wohl für immer ungeklärt. Zu stark driften die Schilderungen der Zeugen auseinander. Das Bezirksgericht Zürich hatte im September noch die für den Angeklagten günstigste Auslegeordnung vorgenommen, als es den Security von sämtlichen Vorwürfen freisprach. Es stützte sich dabei ausgerechnet auf die Aussagen eines Arbeitskollegen, der am Einsatz beteiligt war. Dieser sagte, der Fussballfan habe einen Abfallkübel hochgehoben und die Sicherheitsleute angegriffen. Das Bezirksgericht attestierte dem Angeklagten darum, in Notwehr gehandelt zu haben.

 Bloss ein dummer Zufall?

 Zudem vertrat die erste Instanz noch die Meinung, es liege entgegen der Anklage keine Fahrlässigkeit vor. Der Security habe nicht voraussehen können, dass der zweite Sicherheitsmann just im selben Moment ebenfalls auf den Mann schlagen und dieser deshalb sein Bein hochheben würde, wodurch sein Schlag das Ziel verfehlte. Diese Version war von dem gleichen Arbeitskollegen ins Spiel gebracht worden.

 Das Obergericht aber bezweifelt diese Schilderungen, zumal sie von keinem der übrigen Zeugen bestätigt wurden. Auch der angebliche Angriff durch den Fussballfan sei in den Zeugenaussagen nicht ersichtlich, sagt der Gerichtsvorsitzende an der Urteilseröffnung. Zudem verweist er auf die Bundesgerichtspraxis, wonach keine Notwehr geltend gemacht werden kann, wenn zwei Gruppen sich gegenüberstehen. "Als gut ausgebildeter Delta-Mann wusste der Angeklagte, dass er nicht mehr Rechte hat als jeder andere", so der Richter.

 "Nicht einfach dreinschlagen"

 Das Gericht geht zwar davon aus, dass sich das Gerangel in einer aufgeheizten, aggressiven Stimmung zugetragen hatte. Doch auch wenn man sich in einer solchen Situation befinde, dürfe man nicht einfach dreinschlagen, sagt der Richter. Tue es ein Sicherheitsangestellter trotzdem, so handle er fahrlässig. Noch nicht abzuschätzen ist, welche Folgen der Schuldspruch und damit die Vorstrafe für den 34-jährigen Angeklagten hat, der seit 13 Jahren Sicherheitsangestellter ist und sich vor kurzem auch zum eidgenössisch diplomierten Fachmann für Sicherheit ausbilden liess.

 Urteil SB100195 vom 17. 6. 10, nicht rechtskräftig.

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BIG BROTHER SPORT
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Zürichsee-Zeitung 18.6.10

Rapperswil-Jona Kantonspolizei St. Gallen setzt an Eishockeyspielen mobile Videokameras ein

 Hooligans aus der Nähe filmen

 Die Kantonspolizei St. Gallen geht mit einer neuen Taktik gegen Hooligans und Chaoten vor. Polizisten werden mit mobilen Kameras ausgerüstet.

 Matthias Dörig

 Seit Oktober setzt die Stadtpolizei St. Gallen ein innovatives Hilfsmittel ein, um im Rahmen der Fussballspiele in der AFG Arena gewaltbereite Fans an die Kandarre zu nehmen. Das sogenannte Beweissicherungs- und Festnahmeelement (BFE) ist eine mobile Videokamera, die am Schutzhelm speziell ausgebildeter Polizisten befestigt ist und das Geschehen aus nächster Nähe filmt. Dank der eindeutigen Tätererkennung und Beweissicherung bei der Festnahme können Chaoten direkt vor Ort durch einen Untersuchungsrichter vernommen und verurteilt werden. In St. Gallen konnten auf diese Weise seit letztem Herbst 18 Haftfälle ausgesprochen werden. Das System scheint sich zu bewähren.

 Nun will auch die Kantonspolizei BFE einführen, wie die "Südostschweiz" berichtete. Die 20-köpfige Spezialeinheit wird unter anderem während Eishockeyspielen der Rapperswil-Jona Lakers eingesetzt, wo es in Vergangenheit wiederholt zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen ist. Laut Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen, werden die Frauen und Männer in diesem Sommer für die neue Aufgabe geschult. Wie er bestätigt, handelt es sich um einen heiklen Job. Das Sonderkommando filmt die Ausschreitungen nicht nur, es soll die Chaoten herauspicken und dingfest machen.

 Schnellgericht auch in Rapperswil

 Die Spezialeinheit wird nur zu Spielen aufgeboten, die erfahrungsgemäss gewaltbereite Anhänger anziehen. Der Personalbedarf an solchen Partien fällt entsprechend grösser aus. Eine "Investition in die Zukunft", nannte es Hanspeter Krüsi. "Wir gehen davon aus, dass wir das Hooligan-Problem durch die zusätzlichen Massnahmen in den Griff kriegen und dafür später weniger Personal aufbieten müssen."

 Die neue Taktik bringt mit sich, dass wie bei den Fussballspielen in St. Gallen neu auch in Rapperswil-Jona sogenannte beschleunigte Verurteilungsverfahren durchgeführt werden. Dank BFE erhoffen sich Polizei und Staatsanwaltschaft genügend stichhaltiges Beweismaterial, um Chaoten gleich vor Ort den Prozess zu machen.

 Nicht auszuschliessen ist laut Krüsi allerdings, dass dann und wann auch unbeteiligte Personen ins Visier der Kameras geraten. Filmmaterial, das nicht als Beweismittel taugt, werde jedoch wieder gelöscht. So, wie es auch mit den Aufnahmen geschehe, die von fix montierten Kameras gemacht werden. Solche wurden bereits letzte Saison im und um die Diners Club Arena montiert.

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SANS-PAPIERS
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NLZ 18.6.10

Kleine Anfrage

Sans-Papiers sind in Uri kein Problem

Bruno Arnold

 Die Urner Regierung sieht in der Frage von Ausweisen für so genannte Sans-Papiers keinen Handlungsbedarf.

 "Wissentlich gibt die Ausgleichskasse/IV-Stelle Uri weder AHV-Versicherungsausweise noch andere Ausweise an Sans-Papiers ab" (siehe Box). Dies hält die Urner Regierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage von Landrat Gusti Planzer (SVP, Bürglen) fest. Die Ausgleichskasse/IV-Stelle Uri kenne auch keinen Fall, in dem sie Leistungen an eine Person ausrichte, die einmal papierlos gewesen sei.

 Auf Vertrauen basierend

 Bestätige ein Arbeitgeber im Anmeldeformular für einen Versicherungsausweis unterschriftlich, dass die Personalien mit dem amtlichen Ausweispapier übereinstimmten, stelle die Ausgleichskasse/IV-Stelle den beantragten Versicherungsausweis im Vertrauen auf die im Anmeldeformular gemachten Angaben aus. "Wird durch den Arbeitgeber die Bestätigung für einen Sans-Papiers abgegeben, kommt auch er oder sie wider besseres Wissen der Ausgleichskasse/IV-Stelle in den Besitz eines Versicherungsausweises", schreibt der Regierungsrat weiter. "Erfolgt die Anmeldung für einen Versicherungsausweis ausnahmsweise nicht über den Arbeitgeber, sondern durch die anmeldende Person selber - wie etwa im Falle von Nichterwerbstätigen, beispielsweise Studenten - , stellt die Ausgleichskasse/IV-Stelle Uri keine Versicherungsausweise aus, ohne die Staatsangehörigkeit vorgängig je geprüft zu haben."

 Arbeitgeber prüfen selber

 Stelle die Ausgleichskasse/IV-Stelle Uri fest, dass einer Person, die sich für einen Versicherungsausweis anmelde, noch nie eine Versichertennummer zugeteilt worden sei, werde die Staatsangehörigkeit geprüft. Bei Anmeldungen via Arbeitgeber erfolge die Prüfung durch die Arbeitgeber selber. Die Ausgleichskasse/IV-Stelle Uri kontrolliere in diesen Fällen, ob alle Angaben auf dem Anmeldeformular vorhanden seien und ob dieses durch den Arbeitgeber unterzeichnet sei. "Meldet sich eine Person direkt für einen Versicherungsausweis an, prüft die Amtsstelle ihre Staatsangehörigkeit anhand eines amtlichen Dokuments, bevor sie Ausweise ausstellt. Einer papierlosen Person gibt sie keinen Versicherungsausweis ab."

 Bundesamt ist zuständig

 Die Gesamtaufsicht des Regierungsrats über die Ausgleichskasse/IV-Stelle Uri beschränke sich zudem nur auf die administrativ-organisatorischen Belange. Die Ausstellung von Versicherungsausweisen sei in der Verordnung über die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHVV) und somit bundesrechtlich geregelt. Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) erteile dazu Weisungen und überprüfe, ob diese eingehalten würden.

 Und schliesslich schreibt die Regierung: "Wir sehen aufgrund dieser Ausgangslage und der vorgenommenen Abklärungen keinen Handlungsbedarf in der Frage der Sans-Papiers."

 bruno.arnold@neue-uz.ch

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Sans-Papiers

 Bewilligung für Aufenthalt fehlt

 Unter dem Begriff Sans-Papiers versteht man Personen ohne Aufenthaltsbewilligung. Die Definition bezieht sich insbesondere auf Migranten ohne gültige Ausweispapiere, deren genaue Herkunft und Staatsbürgerschaft nicht sicher feststellbar sind. Der Verlust der Ausweispapiere kann ungewollt sein, zum Beispiel durch entsprechende Umstände auf der Flucht. Sans-Papiers können ihre Ausweispapiere aber auch absichtlich vernichtet haben, und zwar mit dem Ziel, die Rückschaffung in ihre Heimat zu erschweren. Der ausländerrechtliche Status einer Person kann sich im Verlaufe eines Lebens mehrfach ändern. Wer heute als Sans-Papiers in der Schweiz lebt und arbeitet, hält sich später möglicherweise legal hier auf.

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Work 18.6.10

Endlich hat Leonardo Cedeno Papiere und ist auf dem Weg zu seinem Traumjob.

 "Am Anfang war es sehr hart"

 Eine Lehrstelle zu finden ist für die meisten Jugendlichen schwierig. Aber wie soll einer eine finden, der als Sans-papier keinen Lehrvertrag unterschreiben darf?

Fredi Lerch | Fotos Roland Schmid

 Postkarten-Basel: Oberhalb der Wettsteinbrücke biegt der Rhein von Osten kommend in breitem Schwung Richtung Nordsee ab. Hier, am Fuss des Mühlenbergs, liegen hinter Milchglasscheiben im Tiefparterre die Räume des Architekturbüros Guetg. An einem der grossen Mac-Computer der neusten Generation sitzt Leonardo Cedeno, zwanzigjähriger Ecuadorianer und Hochbauzeichner im ersten Lehrjahr. Viele Jugendliche kämpfen um eine Lehrstelle, aber kaum einer hat härter gekämpft als er.

 Eingesperrt in Basel.

Leonardo Cedeno kommt im Frühjahr 2002 als Zwölfjähriger in die Schweiz. Nach Jahren der Trennung trifft er in Basel seine Mutter wieder. Sie arbeitet schwarz, als Papierlose, um ihre Kinder durchzubringen, die in Ecuador leben. Für Leonardo beginnt ein Leben in der Illegalität. "Unzählige Kollegen" habe er zuvor gehabt, in den Strassen der Stadt, aus der er kommt. Jetzt, während der ersten sechs Monate in Basel, darf er die Wohnung nicht verlassen.

 Dann bringt sein Onkel, ein Aktivist in der Basler Sans-papier-Bewegung, eine Neuigkeit nach Hause: Kinder von Papierlosen dürfen ohne Aufenthaltsbewilligung die obligatorische Schule besuchen. Also kommt Leonardo für ein halbes Jahr in eine fremdsprachige Klasse der Orientierungsschule. Unterrichtssprache ist Deutsch. Zuerst versteht er kein Wort. "Meine Mutter hatte immer Angst, dass etwas passieren könnte." So geht er von der Schule stets auf direktestem Weg nach Hause. Kollegen findet er so keine. "Es war sehr hart."

 Im Herbst 2003 steht eines Tages die Polizei vor der Wohnungstür. Niemand hat Papiere. Die Erwachsenen werden mitgenommen, Leonardo bleibt mit einem Cousin zu Hause. Die Zeit, bis Stunden später seine Mutter zurückkommt, hat er als "schrecklich" in Erinnerung. Seither ist er mit seiner Mutter mehrmals umgezogen: "Via Sans-papier-Anlaufstelle mussten wir uns regelmässig bei der Polizei melden. So wusste sie, dass wir noch in der Stadt sind, ohne aber unsere genaue Adresse zu kennen." Der Halbwüchsige beisst sich durch; lernt Deutsch; findet erste, spanischsprechende Kollegen. In der Berufswahlschule (BWS), die er danach besucht, ist er der einzige Sans-papier. Aus Rücksicht auf ihn, der keine Reisepapiere hat, beschränkt die Klasse ihre Reiseziele für die Sommerlager. "Klar, das Tessin ist auch schön. Aber ich war eingesperrt in der Schweiz."

 Berufseinstieg

Nach dem Abschluss der BWS wird's schwierig. Cedeno träumt davon, Architekt zu werden. Aber ohne gültige Papiere kann er keinen Lehrvertrag unterschreiben. So macht er ein zehntes Schuljahr. Danach ist er immer noch Sans-papier. So macht er ein weiteres zehntes Schuljahr.

 2007 nimmt sich seine Mutter einen Anwalt und versucht, sich und ihren Sohn zu legalisieren. Der Antrag wird abgelehnt. Rekurs. Abgelehnt. Am 28. April 2008 wird Cedeno 18 und damit volljährig. Er und seine Mutter beschliessen, nun je einzeln ein Gesuch für eine Aufenthaltsbewilligung zu stellen. Um die Zeit zu überbrücken, macht er Schnupperwochen: als Schreiner, als Kellner, als Kindererzieher, als Bankangestellter, in einem Architekturbüro. Am Schluss dieser Wochen darf er nie nach einer Lehrstelle fragen: Statt einen Lehrvertrag zu bekommen, würde er eine Anzeige riskieren. Er ist in einer Sackgasse.

 Mitte Oktober 2008 ist in Lugano der Unia-Kongress: Die Gewerkschaft hat das Problem der Sans-papiers traktandiert. Zwei jugendliche Papierlose berichten. Einer ist Leonardo Cedeno. Unterdessen spricht er so gut Deutsch, dass er vor grossem Publikum reden kann. Nun wird er gefördert von Rita Schiavi, Mitglied der Geschäftsleitung der Unia und zuständig für die Migrationspolitik. Sie ermutigt ihn, sich für Lehrstellen zu bewerben, obschon er keine Papiere hat. Er folgt dem Rat und hat durchschlagenden Erfolg: Schliesslich kann er zwischen vier Lehrstellen auswählen. Er entscheidet sich für Hochbauzeichner. Es ist jenes Angebot, das am nächsten bei seinem Traumberuf liegt. Ein kluger Entscheid. Jetzt, wo er den Lehrvertrag des renommierten Architekturbüros Diener & Diener vorweisen kann, erhält er den B-Ausweis.

 Im August hat er die Lehrstelle angetreten, im Februar 2010 hat er für einen Monat Ecuador besucht, Ende April wechselte er die Lehrstelle. Das Arbeitszeugnis ist ausgezeichnet, und vom Weg abgebracht hat ihn der Wechsel nicht: Nach der Lehre will er in Zürich an die Fachhochschule gehen. Dort gibt es Bachelor- und Masterstudiengänge für Architektur.

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 LEONARDO CEDENO

 Nie mehr Sans-Papier!

 Geboren ist Leonardo Cedeno am 28. April 1990 in Santo Domingo de los Colorados in Ecuador. Hier wächst er mit vier Geschwistern bei der Grossmutter auf. Seine Mutter ist alleinerziehend und geht nach Europa, um als Sans-papier den Unterhalt für die Kinder zu verdienen. Nach sechs Jahren Primarschule holt ihn seine Mutter 2002 nach Basel, wo er bis 2009 ebenfalls ohne Papiere lebt. Fast gleichzeitig wie er kommt auch seine Mutter zu einer Aufenthaltsbewilligung. Unterdessen ist der Nachzug der Geschwister geplant.

 Cedeno steht kurz vor dem Abschluss des ersten Lehrjahrs als Hochbauzeichner im Architekturbüro von Lorenzo Guetg. Er lebt in Basel, ist Unia-Mitglied und hat eine Freundin. Er spricht neben Spanisch und Deutsch auch Portugiesisch und Italienisch und hat Kollegen aus Südamerika, Sri Lanka, China, Afrika, England und der Schweiz.

 Neben Lehre und Gewerbeschule zeichnet er in jeder freien Minute, insbesondere Details an Fassaden. Daneben engagiert er sich für die Sans-papiers und in der evangelischen Kirche Deus e Amor.

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 workinfo

 Freiheit. Gleichheit. Würde.

 Demonstration zur Legalisierung von Sans-papiers:

 Samstag, 26. Juni, 14.30 Uhr,

 Waisenhausplatz Bern

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ANTISEMITISMUS
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Tacheles 18.6.10

INTER-PARLAMENTARISCHER KAMPF GEGEN ANTISEMITISMUS

Das Ziel ist ein globales Engagement

Während sich europäische und nordamerikanische Parlamentarier zu einer Koalition gegen den Antisemitismus formieren, hinkt die Schweiz in Bezug auf Teilnahme und Interesse noch hinterher.

Rachel Manetsch

 Den Kampf gegen Antisemitismus haben sich weltweit Organisationen, Gruppierungen und Vereinigungen auf die Fahne geschrieben. Meist sind sie lokal oder national tätig, ihre Wirkungskraft beschränkt sich demzufolge oft auf lokale oder nationale Ebenen. Seit 2008 existiert eine Koalition, die sich dem weltumspannenden Kampf gegen Antisemitismus verschrieben hat.
 Ihre Mitglieder sind ausschliesslich Parlamentarier, Abgeordnete und Minister.
 Also Menschen, die Mitglieder einer Regierung sind und somit andere Möglichkeiten zur Bekämpfung haben. Die Eröffnungskonferenz der Interparliamentary Coalition for Combating Antisemitism (ICCA) fand im Februar 2009 in Partnerschaft mit dem britischen Parlament und Aussenministerium in London statt (vgl. Kasten). Über 120 Parlamentarier aus 40 Ländern wohnten dieser Zeremonie bei und unterzeichneten abschliessend die London Declaration on Combating Antisemitism, um die Ernsthaftigkeit ihres Vorhabens zu untermauern. Bis heute wurde die Deklaration von weltweit 400 Politikern unterzeichnet.

 Unter den in London anwesenden Politikern weilte auch der damalige Nationalratspräsident und SVP-Politiker André Bugnon VD. "Ich war von der Konferenz beeindruckt, vom Umgang mit der Thematik", erinnert sich Bugnon gegenüber tachles. Nebst Bugnon war lediglich CVP-Ständerat Eugen David SG in London zugegen, obwohl die Organisation gemäss eigenen Angaben über 100 Einladungen an Schweizer Parlamentarier versandt hatte. "Das ist schon beschämend", sagt Jardena Lande zu tachles, Direktorin der ICCA und selbst Schweizerin, "ich frage mich, ob die Schweizer kein Problem im Antisemitismus sehen, oder kein Interesse an einer Zusammenarbeit haben." Jene zwei Schweizer, also Bugnon und David, seien nicht nur an der Konferenz sehr engagiert gewesen. Wieder in der Schweiz, reichte Bugnon etwa im März 2009 in einer Fragestunde dem Bundesrat die Frage ein, auf welche Weise der Bundesrat auf nationaler und internationaler Ebene an Bemühungen zur Verstärkung des interreligiösen Dialogs teilnehmen werde, um das Verständnis zwischen den Religions gemeinschaften zu fördern. "Die Antwort", so Bugnon, "steht bis heute aus."

Erste Erfolge verzeichnet

Während der Bekanntheitsgrad der ICCA in der Schweiz noch zu wünschen übrig lässt, trägt die Arbeit der Koalition in anderen Ländern Früchte. Messbare Erfolge sind etwa in Grossbritannien zu verzeichnen. Dort wurde die erste überparteiliche Gruppe, die sogenannte All-Party Parliamentary Group, ins Leben gerufen. Ihr eport mit 35 Empfehlungen an die Regierung, das Parlament und andere Organisationen, wie Antisemitismus zu bekämpfen sei, stiess auf fruchtbaren Boden. Als Reaktion gründete die britische Regierung eine Task Force, die sich um die Implementierung der Empfehlungen zu bemühen hat und regelmässig Bericht erstatten muss - bis heute. Auch in anderen Ländern wie Kanada, Deutschland und Italien wurden mittlerweile solche Parteien umfassenden Gruppen ins Leben gerufen.

 Nun versucht die ICCA eine überparteiliche Gruppe im Europaparlament zu gründen. Bis dies in die Tat umgesetzt werden kann, engagiert sich die Koalition im Europaparlament dafür, dass etwa Steuergelder nicht für Hass schürende Schulbücher verwendet werden. Zudem organisiert die Koalition eine globale Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Antisemitismus und Rassismus im Internet.

 Eine einzigartige Koalition

Irwin Cotler ist ehemaliger Justizminister von Kanada und gemeinsam mit John Mann aus Grossbritannien ICCA-Initiant.
Es brauche diese interparlamentarische Koalition, so Cotler gegenüber tachles, "die London Declaration on Combating Antisemitism wird derzeit als führendes Dokument im internationalen Kampf gegen den Antisemitismus angesehen". Zudem, unterstreicht der ICCA-Vorsitzende, sei die Koalition einzigartig, weil sie nicht die Bevölkerung als solche oder Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) sondern Parlamentarier vereine, um den Antisemitismus global zu bekämpfen. Cotler hat keine Bedenken, dass die ICCA oder ihre Ziele von einzelnen Parlamentariern missbraucht werden könnten, um sich - etwa politisch - zu profilieren. Auch glaubt er nicht, dass die Bemühungen theoretisch respektive auf irgendwelchen Parlamentspapieren festgehalten bleiben. Er ist der festen Uberzeugung, dass die Parlamentarier die Ernsthaftigkeit der Sache erkennen und vereint "für diese zwingende und gemeinsame Sache" einstehen.

 Für die Zukunft wünscht sich Cotler, dass sich insbesondere Parlamentarier aus Lateinamerika, Asien und Afrika anschliessen und sich die Koalition somit voll und ganz als global bezeichnen kann.
 Zu den bisher grössten Errungenschaften der noch jungen ICCA zählt Cotler nicht nur das Zusammenbringen von Parlamentariern aus so vielen verschiedenen Ländern. Es sei auch wichtig, dass eine breit gefächerte repräsentative und pluralistische Vorgehensweise an den Tag gelegt werde. Obwohl die Koalition hauptsächlich mit anderen Parlamenten und Regierungen zusammenarbeitet, unterhält sie gute Beziehungen zu NGOs und Organisationen wie dem American Jewish Committee oder der Anti-Defamation League und Universitäten. "Wir sind in erster Linie eine unabhängige Koalition von Parlamentariern und arbeiten mit und in den Parlamenten", unterstreicht Lande abschliessend. Die nächste Konferenz findet im November in Kanada statt.

 Aus Schweizer Sicht bleibt zu hoffen, dass das Interesse und Bewusststein der Schweizer Parlamentarier bis dahin aus dem Dornröschenschlaf erwacht.

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Hintergrund

 DIE ICCA

Die Inter-parliamentary Goalition for Combating Antisemitism (ICCA) wurde Anfang 2008 von Parlamentariern aus verschiedenen Ländern ins Leben gerufen. 2009 fand eine Eröffnungskonferenz in London statt, deren Resultat die Unterzeichnung der London Declaration on Combating Antisemitism (http://www. antisem.org/london-declaration) war. Das ICCA-Komitee besteht aus sechs Parlamentariern: Fiamma Nirenstein (Italien), Gert Weisskirchen (Deutschland), John Mann (Grossbritannien), Chris Smith (USA), Yuli Edelstein (Israel). Vorsitzender ist Irwin Cotler, ehemaliger Justizminister Kanadas. Ziel der ICCA ist es, die einmalige Stellung der Mitgliedsparlamentarier zu nutzen, um Antisemitismus, Rassismus und jegliche Form von Intoleranz zu bekämpfen. Einerseits soll die Koalition Führungsverhalten demonstrieren, andererseits Bemühungen aus der Bevölkerung und Zivilgesellschaft mit jenen der Regierungen vereinen. Die ICCA hat 400 Mitglieder aus 50 Staaten. Die Mitgliedschaft ist Parlamentsabgeordneten, Senatoren, Ministern und Präsidenten vorbehalten. Als NGO ist die ICCA auf Spendengelder angewiesen. [RM}

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RECHTSEXTREMISMUS
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NZZ 18.6.10

Reaktionen auf Rechtsextreme

 Publikation der Fachstelle für Rassismusbekämpfung

 C. W. ⋅ In Wellen hat sich die Aufmerksamkeit für Rechtsextremismus seit den 1990er Jahren erhöht. Auf Entwicklungen am politischen Rand und einen internationalen Trend zu Gegenmassnahmen hat der Bund mehrfach regiert. So hat er die Rassendiskriminierung strafbar erklärt, die Kommission gegen Rassismus eingesetzt, die eine rege Aktivität entfaltet, und wissenschaftliche Studien in Auftrag gegeben. Die im Anschluss an die Weltkriegsdebatte errichtete Fachstelle für Rassismusbekämpfung im Innendepartement bietet nun in einer Publikation einen Überblick über das Phänomen und Gegenstrategien.

 Damir Skenderovic, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Freiburg, stützt sich in seinem sachlich gehaltenen Text auf Resultate des Nationalen Forschungsprogramms "Rechtsextremismus" und auf weitere Materialien, auch Forschungen aus dem europäischen Ausland. Nach einer summarischen Darstellung der rechtsextremen Akteure und des Umfelds der fremdenfeindlichen Bewegungen seit den 1960er Jahren beschreibt er die Rechtsnormen, denen er eine eindämmende Wirkung zuerkennt, und konkrete Massnahmen, speziell auch einzelner Gemeinden und mehrerer privater Organisationen.

 Dem Autor ist es wichtig, dass Rechtsextremismus als multidimensionale, ideologische, soziale und subkulturelle Erscheinung in ihrem ganzen Kontext und nicht nur unter einzelnen Aspekten wie Antisemitismus, Abgrenzung von Jugendgruppen oder Gewalt wahrgenommen wird. Dementsprechend plädiert er für ein koordiniertes und kontinuierliches Vorgehen, wie es erst in Ansätzen zu erkennen sei. Demgegenüber mag man die bisherigen Bemühungen angesichts einer auf etwa 1200 Personen beschränkten Szene für beträchtlich halten. Dabei geht es aber letztlich um die Verteidigung von Werten wie Gleichheit in der Menschenwürde, Pluralität und Demokratie.

 Strategien gegen Rechtsextremismus in der Schweiz: Akteure, Massnahmen und Debatten. Fachstelle für Rassismusbekämpfung, 3003 Bern. 130 S. Gratis.

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Basler Zeitung 18.6.10

Publikation zum Thema Rechtsextremismus

 Bern. Die Fachstelle für Rassismusbekämpfung hat eine Broschüre über den Rechtsextremismus in der Schweiz herausgegeben. Das Ziel der Publikation sei es, der Öffentlichkeit wissenschaftliche Studien verständlich zu präsentieren. Die Broschüre bietet eine Übersicht über die Geschichte der rechtsextremen Gruppierungen in der Schweiz und zeigt auf, in welcher Form diese auftreten.  SDA

 Die Broschüre kann gratis bestellt werden. Per Telefon unter 031 324 10 33 oder per Mail ara@gs-edi.admin.ch

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ANTI-ATOM
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Work 18.6.10

Energie-Zukunft

 Ohne AKW floriert die Wirtschaft

 Wenn die Schweiz in effiziente und erneuerbare Energie investiert, fährt sie deutlich besser als mit neuen Atomkraftwerken. Dies ergab eine Studie, finanziert von Kantonen, Umweltverbänden und der Energieversorgerin der Stadt Bern EWB. Die Fachleute gingen davon aus, dass der Strombedarf in der Schweiz weiter zunimmt. Zwei Drittel des Bedarfs könnten durch Effizienzsteigerung abgedeckt werden, der Rest durch erneuerbare Energien wie Photovoltaik, Windkraft, Biomasse und Geothermie. Autor Rolf Iten vom Büro Infras: "Investitionen in die Effizienz und in erneuerbare Energien sind wirtschaftlich, bringen eine höhere Wertschöpfung und schaffen mehr Arbeitsplätze in der Schweiz." Das Szenario AKW hingegen habe sich als unwirtschaftlich herausgestellt.

 Die Studie kann unter http://www.wwf.ch heruntergeladen werden. Bis Ende Jahr will das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) dazu ein Handbuch vorlegen.

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Landbote 18.6.10

Den Atommüll kontrollier- und rückholbar lagern

 lü

 Benken - Zwar sei aus der Sicht der Nagra die sichere Lagerung des radioaktiven Abfalls heute technisch machbar, aus der Sicht der Schweizerischen Energiestiftung (SES) dagegen sei das Atommüllproblem nicht gelöst. Das erklärte die SES-Vertreterin Sabina von Stockar an der neulich durchgeführten Jahresversammlung der atomkritischen Organisation Klar-Schweiz.

 Nicht gelöst sei das Atommüllproblem unabhängig von der Standortwahl. Hochradioaktive Abfälle, welche die Halle des Zürcher Hauptbahnhofs bis unter das Dach füllen würden, müssten für die Dauer von einer Million Jahre sicher gelagert werden. Dafür gebe es bisher weltweit kein funktionierendes System. Als Favorit für ein Endlager - und als Wundergestein - gelte bei der Nagra heute der Opalinuston. Von Stockar: "Die Geologie ist jedoch über so lange Zeit nicht voraussehbar."

 Um korrigieren zu können

 Die Wärmeentwicklung des Atommülls könne den Opalinuston ungünstig verändern. Auch könnte sich im Laufe der Zeit explosives Gas bilden. Der Atommüll müsse deshalb kontrollier- und rückholbar eingelagert werden. Der Menschheit müssten Handlungsmöglichkeiten offenstehen, um Fehlentwicklungen zu korrigieren oder um mit neu gewonnenen Erkenntnissen eine bessere Lösung zu treffen.

 Die Versammlung von Klar-Schweiz war auch dieses Jahr gut besucht. Der Schaffhauser Stadtrat Peter Käppler (SP) gab seiner Befürchtung Ausdruck, sein Kanton oder das Zürcher Weinland könnte "zum atomaren Abfallkübel der Schweiz werden". Er forderte, dass sich der Bund für ein internationales Endlager stark mache. Der Feuerthaler Gemeinde- und Kantonsrat Markus Späth (SP): "Ich befürchte, dass ein Endlager am Schluss in jener Region gebaut wird, die sich am wenigsten dezidiert wehrt - und nicht am bestgeeigneten Ort." (um)

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24 Heures 18.6.10

Opinions

 FAUT-IL RENONCER À L'ÉNERGIE NUCLÉAIRE?

 Dangereuse, coûteuse et obsolète

 Mocchi Alberto

 Le peuple suisse sera ame- né dans un avenir proche à se prononcer sur la construction de nouvelles centrales nucléaires, censées remplacer celles qui arrivent gentiment en fin de vie.

 Les risques liés à l'énergie atomique sont extrêmement importants et présentent un danger réel pour l'ensemble du pays. Ainsi, selon l'Office fédéral de la protection civile (rapport Katanos), en cas d'accident majeur, une bonne partie du territoire national se verrait fortement irradiée et devrait être évacuée durablement. Les coûts pour l'économie se chiffreraient en milliers de milliards de francs.

 Même si l'on pouvait exclure le risque d'accidents (ce qui n'est pas le cas, et ne le sera jamais), le nucléaire pose d'au-tres problèmes majeurs, comme la gestion de déchets, qui restent extrêmement dangereux pendant des dizaines de milliers d'années et dont on ne sait toujours pas quoi faire, ou les risques pour la santé des personnes habitant à proximité des centrales.

 Selon certains, ce serait le prix à payer pour garantir la sécurité énergétique du pays…

 Pourtant, il y a de bien meilleures façons de la garantir! Si un tel argument pouvait être éventuellement discuté il y a quarante ans, aujourd'hui les choses ont beaucoup changé et nous sommes en mesure de faire face à nos besoins en électricité sans passer par la dangereuse et obsolète industrie atomique.

 Comme vient de le montrer une étude du WWF et des cantons de Genève et de Bâle, la combinaison des énergies renouvelables (géothermie, éolien, photovoltaïque, etc. ) et de la chasse au gaspillage - omniprésent, tant dans l'industrie que dans les ménages - pourrait sans problème remplacer l'électricité produite aujourd'hui en Suisse par les centrales nucléaires.

 Le seul remplacement des chauffages électriques par des pompes à chaleur ou des chaudières à pellets permettrait de réduire de l'équivalent de la production d'une centrale nucléaire la consommation totale d'électricité dans le pays. La substitution progressive des ampoules à incandescence et des appareils électroménagers très gourmands en électricité par des modèles moins énergivores permettrait également d'obtenir des économies substantielles sans altérer le mode de vie et le confort de la population.

 Le potentiel de l'énergie solaire, thermique ou photovoltaïque est énorme et, contrairement à l'uranium, dont les réserves sont destinées à s'épuiser rapidement, nous pouvons disposer à l'infini du soleil et du vent, que nous ne devons par ailleurs pas aller acheter au prix fort à l'étranger.

 Ces mesures, bonnes pour l'environnement, permettraient également de créer des milliers d'emplois en Suisse et de dynamiser un secteur extrêmement prometteur, plutôt que de verser des milliards à des entreprises étrangères pour la conception de centrales nucléaires.

 Nous avons donc tout à gagner d'une sortie de la Suisse du nucléaire, et le seul prix à payer pour la sécurité énergétique du pays, c'est le courage d'abandonner un système dangereux, coûteux et obsolète, pour se tourner résolument vers l'avenir!

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 Un mal (actuellement) nécessaire

 Lopez Barry

 Ces derniers temps, le débat autour de l'énergie a souvent opposé pro- et antinucléaires. Ce sujet nécessite davantage une réflexion qu'une confrontation partisane.

 Aujourd'hui, la production totale d'électricité en Suisse s'élève à 70 000 GWh. Sur ces 70 000 GWh, 39% proviennent du nucléaire, 55% de l'hydraulique, 4% de l'énergie thermique et 2% de l'énergie solaire et éolienne.

 Si la situation ne change pas d'ici à 2020, notre consommation sera supérieure à notre production. Et la tendance n'ira pas en s'améliorant. Plusieurs facteurs expliquent ces prévisions.

 Dans le combat que nous menons contre la pollution, un des objectifs est de réduire le CO2rejeté dans la nature. Les moyens déployés pour le faire passent par une augmentation de la consommation d'électricité. Par exemple à travers les voitures électriques, les pompes à chaleur, les transports en commun.

 En outre, nous avons atteint la limite de notre production hydraulique. Il est difficile d'augmenter la productivité des barrages sans endommager l'écosystème.

 L'énergie éolienne apparaît comme un moyen de réduire notre dépendance au nucléaire. Des sites sont en train de voir le jour, mais, comme toujours, il y a des oppositions. Et il faut savoir que, pour remplacer une seule centrale nucléaire, plus de 1000 éoliennes seraient nécessaires…

 L'énergie solaire ne représente que 0,054% de la production électrique. Nous devrons donc attendre que l'efficience énergétique de ces installations augmente.

 Etre contre la construction de centrales nucléaires, peut-être. Mais il n'est pas responsable d'en demander le démantèlement. Si cela arrivait, nous nous trouverions dans la même situation que l'Allemagne, qui importe une partie de son énergie, produite par le nucléaire…

 Nous devons être réalistes: remplacer les 40% provenant du nucléaire par des énergies propres n'est pas encore possible. En tant que libéral-radical, je ne peux donc qu'encourager la diversification des sources énergétiques.

 Il n'en demeure pas moins que les gouvernements, les producteurs d'électricité et les fabricants d'appareils électroniques doivent prendre leurs responsabilités, lutter contre le gaspillage dans les ménages et les entreprises. Au travers de la prévention, de la responsabilisation, de l'éducation, et en construisant des produits consommant moins.

 Si les 3,5 millions de ménages suisses arrivaient à économiser 88 watts, on pourrait fermer la centrale de Mühleberg. Quand on sait que les lampes halogènes consomment quelques dizaines de watts, l'effort demandé n'est pas insurmontable.

 Ainsi, c'est en pratiquant une politique responsable et réfléchie que nous pourrons nous séparer de l'énergie nucléaire.

 Je crois aux énergies renouvelables et en leur évolution. Mais, par-dessus tout, je crois aux faits qui nous sont présentés par l'Office fédéral de l'énergie: ils démontrent clairement, au vu des performances des énergies propres, qu'éliminer aujourd'hui l'énergie nucléaire serait contraire au désir d'autosuffisance et à une politique de responsabilisation.