MEDIENSPIEGEL 21.7.10
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Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Reitschule bietet mehr: Initiativ-Debatte im Stadtrat 24.6.10
- (St)Reitschule: Motion Mozsa-Anfrage Stadtrat 24.6.10
- Wanted: Schräge Todesliste an Berner Hauswänden
- Randstand Biel: Walserplatz-Alkitreff wird geräumt
- Big Brother Video: Überwachungsgesuch aus Thun
- Big Brother Sport: Untersuchungsrichter an Spielen; FCSG-Fans sauer
- 1. Mai ZH: Videoimpressionen
- Anti-Atom: Pro Kernenergie; nuklearer Schatten; Beznau I revidiert

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REITSCHULE
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Do 22.07.10
22.00 Uhr - SLP - CIVET (USA) Rock'n'Roll, Support: Snakebone (CH) - Punkrock

Mi 28.07.10
22.00 Uhr - Vorplatz - SLP-Offene Bühne

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Stadtratssitzung 24.6.10
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2010/2010-06-11.3303642530/gdbDownload

7 Initiative "Schliessung und Verkauf der Reitschule" (Abstimmungsbotschaft)
Geschäftsnummer 10.000143 / 10/138

Vortrag des Gemeinderats an den Stadtrat
Initiative "Schliessung und Verkauf der Reitschule!" (Abstimmungsbotschaft)
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2010/10.000143/gdbDownload

Gemeinderatsantrag
1. Der Stadtrat empfiehlt den Stimmberechtigten mit … Ja- gegen … Nein-Stimmen bei … Enthaltungen, die Initiative abzulehnen.
2. Er genehmigt die Botschaft des Stadtrats an die Stimmberechtigten.

Bern, 12. Mai 2010

Beschlüsse erfolgen unter Namensaufruf. Die Namenslisten zu den Abstimmungen finden sich im Anhang.

Lea Bill (JA!) für die Kommission SBK: Der Wortlaut der Initiative fordert den Verkauf der Berner Reitschule im Baurecht auf den 31. März 2012 an den Meistbietenden. Die Liegenschaft sei auf den 31. Dezember 2011 zu räumen, damit sie nutzungsfrei übergeben werden könne. Es handelt sich also um einen konkreten Auftrag. Die Stimmberechtigten würden darüber abstimmen, und wenn die Initiative angenommen würde, müssten die Stadtbauten Bern die Reitschule an den Meistbietenden verkaufen. Das ist bereits die fünfte Abstimmung über die Reitschule. Der Gemeinderat geht in seinem Vortrag darauf ein. Die Reitschule gibt es seit knapp 120 Jahren, zuerst als städtische Reitschule, in den 60er-Jahren galt sie als Abbruchobjekt, seit 1987 ist sie ein Kultur- und Begegnungszentrum. Laut Gemeinderat kam es verschiedentlich zu Konflikten zwischen der Reitschule und der Stadt, dank der Bereitschaft zu Gesprächen beiderseits konnten sie aber gelöst werden. Es gibt auch einige Verträge zwischen Reitschule und Stadt: Leistungsverträge, ab 1993 einen Nutzungs- und Gebrauchsleitvertrag zwischen IKuR, Verein Trägerschaft Grosse Halle und der Stadt, 2004 abgelöst durch Subventionsverträge, 2008 ergänzt durch einen Subventionsvertrag mit dem Verein Tojo- Theater. Dazu gibt es den Sicherheitsvertrag vom November 2009 mit Vereinbarungen über Abläufe und Kommunikation zwischen IKuR, Grosser Halle und der Stadt und seit 2004 Geschäftsmietverträge. Weitere geltende Bestimmungen sind das kantonale Gastgewerbegesetz, das eidgenössische Lebensmittelgesetz und die eidgenössische Schall- und Laserverordnung.
Die Reitschule ist ein schutzwürdiges Objekt von nationaler Bedeutung, d.h. es darf nicht abgerissen werden und die Nutzung darf nur im Rahmen des bestehenden Gebäudekomplexes und unter Wahrung von Wirkung und Bestand des Gebäudes stattfinden. Die Reitschule befindet sich in einer Dienstleistungszone. Der Gemeinderat gibt als Wert für Land und Gebäude etwas über 7,1 Mio. Franken an.

Der Gemeinderat lehnt die Initiative aus folgenden Gründen ab: Eine Annahme würde das Ende des heutigen Kulturbetriebs bedeuten. Dessen Programm entspreche aber einem grossen Bedürfnis. Zudem habe die Reitschule eine wichtige soziale Funktion, indem sie Erfahrungsmöglichkeiten für unterschiedliche junge Leute biete. Der Gemeinderat spricht auch von Konflikten zwischen den Behörden und den verschiedenen Benutzergruppen, sie würden sich aber bei einem Verkauf nur verlagern. Er bemängelt auch, dass ein Verkauf ohne Nutzungsauflage finanzpolitisch und städtebaulich verantwortungslos wäre. Die Reitschule sei in die eingeleitete Planung Schützenmatte einbezogen, man dürfe sie deshalb nicht isoliert betrachten.
In der Kommission gab es keine grosse Diskussion. Die Argumentation des Gemeinderates hat uns überzeugt. Wir haben zwei Punkte diskutiert: 1. Wäre die Fachhochschule Bern eine mögliche Käuferin? Die Verwaltung verneint, weil die restliche Planung Schützenmatte noch unklar sei und die Fachhochschulplanung in einer ganz anderen Zeitachse ablaufe. 2. Wir haben zur Kommunikation zwischen Stadt und IKuR erkundigt. Die Verwaltung hält fest, dass sie sehr gut laufe.
Die Kommission SBK empfiehlt mit 8:1 Stimmen und einer Enthaltung, die Initiative abzulehnen. Die SBK hat zur Abstimmungsbotschaft drei Anträge: 1. Streichungsantrag SBK: Auf die Konflikte wird schon genügend eingegangen, z.B. auf S. 4. Die SBK hat diesen Streichungsantrag mit 6:4 Stimmen angenommen. 2. Ergänzungsantrag SBK: Die SBK hat den Ergänzungsantrag einstimmig (1 Enthaltung) angenommen. 3. Streichungsantrag SBK: Die Verwaltung rät zur Streichung dieses Satzes, weil er irreführend sei. Der Stadtrat hätte keine Möglichkeit mehr, den Verkauf zu verzögern oder zu verhindern. Die SBK hat den Streichungsantrag einstimmig angenommen.
Zu den Anträgen der GLP und der SVPplus kann ich aus Sicht der SBK nichts sagen, weil wir sie erst als Tischvorlage erhalten haben.

Fraktionserklärungen

Lea Bill (JA!) für die Fraktion GB/JA!: Die Initiative ist ein Zeichen mangelnder Lernfähigkeit, von Ignoranz und Respektlosigkeit der SVP. Sie ist bereits ihr vierter Versuch, die Reitschule zu schliessen. Das ist immer mit deutlicher Mehrheit abgelehnt worden. Natürlich ist die Initiative ein Instrument des Wahlkampfes, aber mittlerweile ein peinliches. Die Ignoranz zeigt sich darin, dass die Meinung der Stadtbevölkerung nicht wahrgenommen wird, dass die kulturelle und soziale Bedeutung der Reitschule nicht erkannt wird und auch nicht, wie viel sich in den letzten Jahren verändert hat. Die Argumente der SVP sind seit Jahren dieselben. Mittlerweile gibt es aber einen permanenten Sicherheitsdienst und regelmässige Kontakte zwischen der Stadt und der IKuR. Nur von Dealern, Gewalttätigen und Terroristen zu sprechen, zeugt von Respektlosigkeit gegenüber all denen, die Tausende von Stunden Freiwilligenarbeit leisten. Die SVP sollte eigentlich froh sein darüber. Die SVP spricht von Millionen von Franken, die jährlich an die Reitschule bezahlt würden. Die Subventionsverträge zeigen aber, dass es knapp 700'000 Franken sind (inkl. Miete und Beitrag an die Nebenkosten). Gegen die Initiative spricht auch die Planung Schützenmatte, die im Gange ist. Der Gemeinderat sagt zu Recht, ein Verkauf ohne Nutzungsauflage wäre verantwortungslos.
Die Fraktion GB/JA! lehnt deshalb die Initiative ab. Die Reitschule bietet sehr viel mehr, als der Meistbietende zu bieten hat.
Wir nehmen die drei SBK-Anträge an und lehnen alle SVP-Anträge ab. Den Antrag der GLP lehnen wir aus formellen Gründen ab. Die Verträge werden in der Botschaft ausführlich erwähnt.

Martin Schneider (BDP) für die Fraktion BDP/CVP: Wir wollen den Standort Reitschule entwickeln und nicht zerstören. Darum lehnen wir die Initiative klar ab. Kultur Ja, Krawalle Nein. Uns ist es wichtig, dass das Bewusstsein um Rechte und Pflichten im Sinne der Motion Mozsa wächst. Mit klaren Ansprechpersonen gegenüber der Stadt und einem permanenten Sicherheitsdienst, den es offenbar geben soll, und einem rechtlichen Körper stellt die Reitschule ein viel kleineres Problem dar als z.B. unser Stadttheater. Für unsere Fraktion muss die Reitschule im Besitz der Stadt bleiben. Ein Verkauf an den Meistbietenden könnte für die SVP fehlschlagen, weil dieser Meistbietende auch die Reitschule selbst sein könnte. Die Initiative ist zu wenig durchdacht, darum lehnen wir sie ab.
Zu den Anträgen: Den ersten Streichungsantrag SBK lehnen wir ab, weil es tatsächlich Konflikte gibt. Das braucht man nicht zu beschönigen. Den zweiten Ergänzungsantrag SBK sowie den dritten Streichungsantrag SBK nehmen wir an.
Den Antrag GLP nehmen wir klar an.
Den ersten Antrag SVPplus lehnen wir ab. Die Reitschule ist ein Objekt von nationaler Bedeutung.
Mit dem zweiten Antrag SVPplus hat unsere Fraktion ein Problem. Für uns ist klar, dass Integrationsarbeit geleistet wird. Aber "zur Hauptsache nicht kommerziell" ist unseres Erachtens die Reitschule nicht. Darum beantragen wir, dass man die Integrationsarbeit stehen lässt, "zur Hauptsache nicht kommerziell" aber streicht. So können wir dem neuen dritten Antrag zustimmen.

Erich J. Hess (JSVP) für die Fraktion SVPplus: Die SBK hat mich enttäuscht. Es kann nicht sein, dass eine Person, die im innersten Kreis der Reithalle mitorganisiert, zugleich die Kommissionsmeinung vertreten darf, weil sie befangen ist.
Wie ist es zu dieser Initiative gekommen? Es gab immer wieder Vorfälle, mehrere Morde im Bereich der Reithalle, viele Demonstrationen, die von dort aus organisiert worden waren, wobei die Reithalle als Rückzugsort missbraucht wurde. Es gab Millionenschäden durch Randalierer. Wir dürfen es nicht akzeptieren, dass es in Bern rechtsfreie Räume gibt, in die sich gewalttätige Demonstrantinnen und Demonstranten zurückziehen können. Die Reithalle ist auch immer wieder ein Rückzugsort für Dealer. Sie kostet uns jährlich Millionen von Franken. Was an Beiträgen direkt in die Reithalle fliesst, ist nur ein Teil der Kosten. Die jährlichen Polizeikosten und die Sachschäden, die sie verursacht, müssen dazugerechnet werden. Darum ist es eine sehr teure "Kultur", die dort betrieben wird. Steuergelder fliessen von dort direkt in den Abstimmungskampf. Bereits jetzt hat sie mit grosser Kelle angerichtet: T-Shirts, Filme, Werbematerial. Die Reithalle ist auch nicht so unkommerziell, wie sie immer wieder behauptet. Am Wochenende wird ein grosser Umsatz gemacht, sonst wäre ein so grosser Abstimmungskampf zu einem so frühen Zeitpunkt auch nicht finanzierbar. Die Reithalle wird auch missbraucht, um linksextremes Gedankengut zu verbreiten. Wenn ich ein denkmalgeschütztes Haus mit politischen Botschaften versehen würde, hätte ich sehr schnell den Denkmalpfleger vor der Türe. Alles Rechtsextreme wird sofort bekämpft, bei der Reithalle spielt alles keine Rolle. Wir haben wohl etwas viele kommunistenfreundliche Leute in der Stadtregierung und Verwaltung.
Die BDP hat wahrscheinlich keine grosse Ahnung, worum es in unserer Initiative geht. Wieso soll sie zu wenig durchdacht sein? Wir wollen die Reithalle zuerst räumen und dann verkaufen. Wir müssen sie zuerst räumen, weil die Leute dort den Marktpreis massiv senken. Ich bin überzeugt, dass etwas Gutes daraus werden kann. Jung und Alt werden sich dort ohne Gefahr aufhalten können.
Der Sprecher der BDP hat die Botschaft nicht gelesen. Es geht nicht um die nationale Bedeutung der Reithalle, sondern um die nationale Bedeutung punkto Denkmalpflege. Die Reithalle ist kein Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, sondern nur ein Gebäude, das im kantonalen Kataster als erhaltenswert aufgeführt ist. Darum der Antrag, "von nationaler Bedeutung" zu streichen.
Was tummelt sich nicht alles in dieser Reithalle! Wir kennen den schwarzen Block, wir kennen dessen Bedeutung. Wir kennen auch die Gruppe 031, vor deren Tätlichkeiten auch ich schon flüchten musste. Es kann nicht sein, dass die Stadt solche Leute in städtisch subventionierten Gebäuden unterbringt. Wenn wir die Reithalle weiter subventionieren, tolerieren wir Gewalt. Ich bitte Sie, im Interesse der Sicherheit der Bernerinnen und Berner, die Initiative anzunehmen.

Kathrin Bertschy (GLP) für die Fraktion GLP: Wir stehen nach wie vor voll und ganz hinter der Kulturinstitution Reitschule. Es ist eine Institution mit langjähriger Tradition und es gelingt ihr immer wieder, internationale Künstler und Musiker zu engagieren. Sie bringt Leben in eine sonst etwas träge Verwaltungsstadt und bietet vielen jungen Stadtbernerinnen und -bernern ein vielfältiges Freizeitprogramm. Das freiwillige Engagement vieler Beteiligter ist immens. Im Vergleich zu vielen anderen alteingesessenen Kulturinstitutionen ist die finanzielle Unterstützung durch die Stadt sehr bescheiden. Nicht zuletzt beherbergt die Reitschule Kleingewerbebetriebe und es kann nicht im Interesse der Initianten sein, diese Entwicklung abzuwürgen. Wir stehen hinter den Betreibern der Reitschule, solange die Verbindlichkeiten, die mit der Überweisung der Motion "Reitschule schützen - Gewaltprobleme lösen" aus dem Jahr 2008 verlangt wurden, eingehalten werden und mit der Stadt kooperiert wird. Das umfasst einen permanenten Sicherheitsdienst und die Auflage, bei Demonstrationen das grosse Tor zu schliessen. Die Antwort des Gemeinderates ist noch nicht vollständig zufriedenstellend, die regelmässig die Reitschule Besuchenden unserer Fraktion sind aber der Ansicht, die Situation in und um die Reitschule habe sich deutlich verbessert. Wir sind darum der Meinung, sie entspreche einem grossen Bedürfnis und müsse unter den erwähnten Bedingungen weitergeführt werden.
Die Initianten giessen Öl ins Feuer, indem sie eine bewährte Kulturinstitution der jungen Stadtbevölkerung angreifen. Wer mit der Reitschule unzufrieden ist, kann verlangen, dass die Leistungsverträge nicht mehr verlängert werden oder dass man im Rahmen der Planung Schützenmatte Alternativen zu ihr andenke. Das wären seriöse Forderungen, auch wenn wir sie nicht teilen würden.
Der Stadtrat hat vor Kurzem einen Planungskredit für die Schützenmatte gesprochen, ein wichtiges Anliegen unserer Fraktion. Dieser Prozess darf nicht mit einem unkontrollierten Verkauf sabotiert werden.
Die GLP-Fraktion lehnt die Initiative aus den genannten Gründen ab.
Zu unserem Antrag: Die Reitschule ist in der Vergangenheit wegen Gewaltproblemen in der Presse verschiedentlich erwähnt worden. Neben einer soziokulturellen, einer bau- und planungsrechtlichen und einer vermögensrechtlichen Betrachtung sollte in der Abstimmungsbotschaft auch noch eine sicherheitspolitische Betrachtung Platz finden. Die Bedingungen sollten erwähnt werden, die zwischen der Stadt und den Betreibenden gelten.
Zu den SBK-Anträgen:
1. Streichungsantrag SBK: Wir lehnen ihn ab. Die anderen beiden Anträge nehmen wir an.
Die ersten zwei Anträge der SVP lehnen wir ab.
Mit der von Martin Schneider (BDP) beantragten Korrektur würden wir dem 3. Antrag der SVP zustimmen.

Ruedi Keller (SP) für die Fraktion SP/JUSO: Der von der SVP-Initiative beantragte Verkauf an den Meistbietenden ohne Nutzungsauflagen ist finanzpolitisch und städtebaulich eine verantwortungslose Strategie. Das ist das Fazit der Botschaft des Gemeinderates und wir sind mit dieser Schlussfolgerung einverstanden. Die Reitschule liegt in einem zentrumsnahen Gebiet mit beträchtlichem Entwicklungspotential. Schützenmatte, Bollwerk und Hodlerstrasse liegen auch in dieser Zone, die längst ein Planungskonzept haben sollte. Wir sind gespannt, was dort entsteht und wie lange es noch dauert, bis etwas realisiert wird.
Das kulturelle Angebot der Reitschule kann sich sehen lassen. Die Form der Selbstverwaltung ist einzigartig und die Leistungen hervorragend. IKuR, die Grosse Halle und das Tojo-Theater sind in der Stadt die einzigen Kulturinstitutionen, die laut Controllingbericht 2008 ihren Leistungsauftrag vollumfänglich erfüllt haben. Sie haben den höchsten Eigenleistungsanteil sämtlicher Institutionen. Jährlich werden etwa 70'000 Freiwilligenstunden geleistet. Das entspricht etwa 37 Vollzeitangestellten. Neben den Mietkosten erhalten die drei Institutionen von der Stadt 30'000 Franken für die Grosse Halle, 50'000 Franken fürs Tojo-Theater und 60'000 Franken für die IKuR. Für 140'000 Franken hat die Stadt einen Gegenwert, der sich sehen lassen kann und in seinem Preis-Leistungsverhältnis wohl einmalig ist. Die Reitschule ist für viele Jugendliche dieser Stadt eine Heimat. Sie können sich dort aufhalten ohne zu konsumieren, sie können die Organisation kultureller Veranstaltungen üben, sie können kulturelle Leistungen entwickeln, entwerfen, planen, proben und zeigen. All das soll an den Meistbietenden ohne Einschränkungen verscherbelt werden. Die SP/JUSO-Fraktion sagt dazu ganz klar "Nein". Die Reitschule gehört zu Bern wie der Bärenpark, das Münster und der Zeitglockenturm.
Zu den Anträgen: Wir lehnen die Anträge der SVP ab. Wir lehnen auch den GLP-Antrag ab.
Er gehört nicht in eine Abstimmungsbotschaft. Wir nehmen die drei Anträge der SBK an.

Conradin Conzetti (GFL) für die Fraktion GFL/EVP: Sie kennen das Verslein "Hoppe hoppe Reiter". Die SVP reitet ihr Steckenpferdchen "Schliessung der Reitschule" weiter und weiter. Wenn kleine Kinder auf ihrem Steckenpferd ausrutschen und hinfallen, üben sie, bis sie es können, und auch das ist eine Art von Reitschule. Unsere Fraktion kann dieser Initiative nicht zustimmen. Wir haben den Vortrag des Gemeinderates gelesen und die Meinung der SBK gehört. Wir können die Argumente des Gemeinderates nicht in den Wind schlagen. Dazu ist schon fast alles gesagt worden. Uns sind drei Dinge besonders wichtig. 1. Der gesamte Kulturbetrieb muss erhalten, weitergeführt und weiterentwickelt werden. Die Reitschule ist eine wichtige Szene für die Jungen und nicht mehr ganz Jungen der Region. In der Bevölkerung gibt es viele verschiedene Milieus, Szenen oder Kulturen. Ihre Gesamtheit macht das Lebendige und Urbane dieser Stadt aus. Das möchten wir beibehalten. 2. Die Gesprächslage zwischen der IKuR und der Stadt und die Sicherheitslage haben sich verbessert. Wir haben vor einiger Zeit die Motion "Reitschule schützen - Gewaltprobleme lösen" eingereicht. Der Rat hat sie als Richtlinie überwiesen und der Gemeinderat ist daran, sie zu erfüllen. 3. Der Gemeinderat erwartet, dass der Verkauf der Reitschule an den Meistbietenden schwierig sein könnte. Sie ist ein Denkmal mit schutzwürdigem Charakter von nationaler Bedeutung und hat eine schlechte Markt- und Imagelage. Das könnte sich auf den Verkaufspreis auswirken. Der Gemeinderat spricht sogar von "verscherbeln". Wir wollen aber mit dem Verkauf der Reitschule kein Verlustgeschäft machen. Wir wollen sie in der heutigen Nutzung erhalten und schützen, damit sie sich weiterentwickeln kann. Wir erwarten, dass sich das Gespräch zwischen Reitschule und Stadt auf stabilem Niveau weiterentwickelt. Wir steigen auf das Steckenpferd der SVP nicht auf und werden auch nicht in den Sumpf fallen.
Zu den Anträgen: Wir unterstützen die drei Anträge der SBK. Bei den andern Anträgen haben wir unterschiedliche Meinungen.  

Bernhard Eicher (JF) für die Fraktion FDP: Der Sprecher der GFL/EVP-Fraktion verspottet all jene, die sich für das Frauenstimmrecht eingesetzt haben. Sie haben auch mehrere Anläufe gebraucht. Wenn man ein Thema nur einmal zur Abstimmung bringen dürfte, hätten wir heute kein Frauenstimmrecht, keine Mutterschaftsversicherung und kein Tram Bern West. Ich bitte, demokratisch und fair zu bleiben.
Die FDP-Fraktion hat seit Langem ein sehr gespaltenes Verhältnis zur Reitschule. Bei der ersten Besetzung 1981/82 und der zweiten 1987 war es noch einfach. Wir standen ihr ablehnend gegenüber. Seither hat sie im kulturellen Bereich eine positive Entwicklung durchlaufen. In der Grossen Halle gibt es Konzerte mit einer erheblichen Ausstrahlung, im Dachstock gibt es Veranstaltungen, die junge Leute ansprechen, das Essen im "Sous le pont" ist erstaunlich gut, das Umfeld der Reitschule hat auch viele Künstlergruppen hervorgebracht, Züri-West, Patent Ochsner usw. Den Personen, die sich dort kulturell engagieren, möchte ich meinen Dank aussprechen. In der kulturellen Entwicklung ist die Reitschule topp, in der gesellschaftlichen Entwicklung aber ein absoluter Flop. Seit 25 Jahren tummeln sich in ihrem Umfeld Gewalttäter (schwarzer Block, Gruppe 031 usw.), es finden immer wieder Demonstrationen statt, die in Gewalt ausarten, und bei denen sie den Demonstranten als Rückzugsort vor der Polizei dient. Was bietet die Reitschule als Lösung an? Man spricht ein bisschen miteinander, man spürt sich gegenseitig ein bisschen, aber eine konsequente Bekämpfung hat in den letzten 25 Jahren nicht stattgefunden. Dasselbe gilt für das Thema Drogendealer und die Attacken auf die Polizei, auf Leute des PINTO und in letzter Zeit auch auf Besucherinnen und Besucher. Seit 25 Jahren antwortet die Reitschule auf Gewaltprobleme mit derselben Leier und kommt keinen Schritt vorwärts. Dieser Vorwurf gilt auch denjenigen, die sich für die Reitschule einsetzen. Für die Gewaltprobleme haben sie keine Lösung und werden wohl auch nie eine haben. Auch der Gemeinderat macht seit Jahrzehnten in Bezug auf Gewaltbekämpfung eine sehr traurige Figur. Man wird die Vermutung nicht los, er habe gar kein Interesse, dieses Problem mit der Reitschule zu lösen. Man hat Verträge und eine Sicherheitsvereinbarung gemacht, aber die Wirkung ist Null, Nichts, Nada. Man hat Verstösse verurteilt, aber geschehen ist nichts. In der Reitschule kann man sich über die Bestimmungen der Denkmalpflege hinwegsetzen, ohne dass der Gemeinderat etwas dagegen tut. Er hat ein Konzept zur Belebung der Schützenmatte angekündigt, geschehen ist nichts. Man hat eine Vermittlerin eingeschaltet, die verschiedene Gespräche geführt hat, die Wirkung war null. Kürzlich haben wir einen Vorstoss der GFL mit einem klaren Auftrag überwiesen, die Reaktion des Gemeinderates war null, nichts, nada. Vielleicht wäre es effektiver, statt die Reitschul-Initiative anzunehmen, um die Gewalt zu bekämpfen, im Gemeinderat keine "Palaferi-Brüder" mehr zu haben, sondern Macher mit "Schneuz und Speuz".
Die FDP-Fraktion ist bezüglich Reitschule geteilter Meinung.

Einzelvoten

Halua Pinto de Magalhães (JUSO): Wir von der JUSO stehen klar hinter der Reitschule. Es ist schon ausgeführt worden, was sie für die Stadt bedeutet und was sie geleistet hat. Wenn die Jugendlichen herumlungern und sprayen, gibt es einen Aufschrei, wenn sie aber etwas für die Kultur tun und etwas Konstruktives leisten, ist man auch dagegen und versucht es zu untergraben. Wenn es diesen Rückzugsort nicht mehr gibt, wo sollen sie dann hingehen? Ist das Problem mit den Demonstranten gelöst, wenn man die Reitschule schliesst? Natürlich ist es ein Problem, wenn gewalttätige Leute die guten Leistungen der Reitschule untergraben und für ihre Zwecke missbrauchen, aber das einfach auf die Leute dort abzuschieben ist nicht schlüssig. Wenn die Polizeieinsätze bei Demonstrationen solche Unmengen von Geld verschlingen, wie viel verschlingen dann die Sportanlässe?
Die JUSO wird diese Initiative ablehnen.

Rolf Zbinden (PdA): Eigentlich wäre mein Kommentar zur Initiative kurz und bündig: null, Nichts, Nada. Kultur ist, was gefällt. Das hören wir hier immer wieder. Was bei den Leuten nicht ankomme, solle man nicht künstlich am Leben erhalten. Wir kennen den Autor solcher Aussagen und seine Konsequenz, wenn es darum geht, Zugewanderte, Unangepasste, Armutsbetroffene, Gewerkschafterinnen und Kulturschaffende mit einem Vokabular einzudecken, das aus dem letzten Jahrhundert stammt oder aus Brehms Tierleben. Er ist auch der Autor der neusten Initiative gegen das Kulturzentrum Reitschule. Der Zuschnitt der Initiative ist von bewundernswerter Klarheit, der Einsatz des Autors tadellos. Aber etwas muss schief gelaufen sein. Was wird da genau aufs Korn genommen? Subventionskultur, Kultur zu erlesenen Preisen aus der Stadtkasse für ein erlesenes Publikum? Fehlanzeige. Wo lebt denn in diesem Land Kultur so wenig exklusiv, so frisch, so vielfältig, so überraschend, so selbstbewusst, so erfolgreich, wenn nicht auf der Schützenmatte? Der Autor der Initiative wollte mit tödlicher Munition schiessen, aber sie landet im Sondermüll und ihr Autor leider im Grossen Rat. Jeder negative Vorfall zwischen Heiliggeistkirche und Eisenbahnbrücke wird von den Initianten in einen ursächlichen Zusammenhang mit der Reithalle gerückt. Was sie stört, sind nicht diese Vorkommnisse, sondern das Funktionieren einer Alternative zur durchkommerzialisierten Freizeit, zur Kultur als Unterhaltungs- und Verblödungsindustrie. Was nicht sein kann, darf nicht sein, weg damit, am liebsten an den Meistbietenden. Eine andere Logik haben diese Kreise nicht. Geld statt Geist.
Hüten wir uns aber davor, noch bei der Ablehnung der Initiative den Initianten auf den Leim zu gehen, indem wir ihre Argumente kurzsichtig kolportieren. Hüten wir uns davor, die Saat der Einschüchterung und Angstmacherei mit zu begiessen. Mit Mutmassungen über die Marktfähigkeit der Liegenschaft bei einer Räumung spielen wir den Initianten den Ball zu. Auf solch simple Initiativen muss man nicht mit Schlaumeiereien und Hintertürchen antworten, wie es der Antrag der GLP versucht, sondern mit einer klaren Antwort. Die PDA Bern sagt ganz einfach Ja zur Reitschule und Nein zu jedem Verscherbeln von Gemeinbesitz. Aber vielleicht nehmen wir damit den Initianten und seine Kasperlefiguren schon zu ernst. Vielleicht versalzen wir ihnen die Suppe am besten, wenn wir sie in ihrer lächerlichen Selbstüberschätzung und Aufgeblasenheit stehen lassen, am besten in einem Gelächter.

Beat Gubser (EDU): Die Reitschule bietet mehr, mehr als Kultur und Soziales. Sie ist gemäss Selbstdeklaration ein "ausserparlamentarisch linkes politisches Zentrum". Dass das im Abstimmungskampf tunlichst verschwiegen wird, ist nichts Neues. In der Öffentlichkeitsarbeit der Reitschule wird die politische Seite immer konsequent ausgeblendet, speziell vor Abstimmungen. Dass der Gemeinderat und die Mehrheit des Stadtrates da jeweils mitmachen, ist ein trauriges Kapitel. Das linke politische Zentrum Reitschule verdient keine Subventionen und auch keinen solch privilegierten Standort. Im Sinne der Trennung von Ideologie und Staat muss sie privat finanziert werden. Deshalb unterstütze ich das Ziel der Initiative, die Reitschule zu schliessen, voll und ganz. Den Weg zu diesem Ziel, den Verkauf an den Meistbietenden, kann ich allerdings nicht unterstützen. Es könnte durchaus sein, dass wir mit diesem Vorgehen vom Regen in die Traufe kämen. Der Verkauf ohne Nutzungsauflagen ist eine riskante Strategie. Da sich aber im Stadtrat eine hohe Ablehnung der Initiative abzeichnet, werde ich sie hier unterstützen. Das heisst allerdings nicht, dass die EDU die Ja-Parole beschliessen wird.

Jimy Hofer (parteilos): Ich habe hier im Rat schon öfters gesagt, was ich von der Reitschule halte. Dass ich für kulturelle Freiräume bin, muss ich nicht wiederholen. Ich finde es nicht richtig, dass man sich hier über 5000 Leute lustig macht, die die Initiative unterschrieben haben. Die sind nicht einfach dumm und fallen von ihrem Steckenpferd herunter, sondern ihre Meinung ist zu respektieren.
Ein Verkauf an den Meistbietenden könnte tatsächlich zu Problemen führen, z.B. wenn ein reicher Saudiaraber den Zuschlag erhielte und eine Moschee hinstellen würde. Es stimmt, dass wir mit dieser Initiative die Kultur angreifen. Ich bin dabei. Ich greife auch das Stadttheater an. Die Leistungsverträge werden wir nicht einfach durchwinken, und das ist in Ordnung so. Die Reithalle wird plötzlich zu einem reinen Kulturverein, man schiebt die Künstler in den Vordergrund, die dort angefangen haben, und lenkt damit etwas von den effektiv vorhandenen Problemen ab. Die Initiative hat auch positive Seiten: 1. Wir sprechen hier darüber. 2. Den Leuten wird gesagt, was es mit der Reithalle auf sich hat. 3. Man erhält eine Plattform für den Abstimmungskampf.
Obwohl offenbar schon immer alles in Ordnung war, hat man doch noch Verbesserungen machen müssen. Immerhin haben über 5000 Leute ihre Bedenken, und Erich Hess hat das demokratische Recht, eine solche Initiative zu starten.
Ich habe gestutzt, als ich in der Botschaft las, Konflikte bei einem Verkauf und der anschliessenden Räumung - wahrscheinlich ist die umgekehrte Reihenfolge gemeint - seien vorprogrammiert. Ist das eine Gewaltandrohung? Sagt der Gemeinderat damit: Wenn wir die Reithalle räumen, wird es zu Krawallen kommen?

Robert Meyer (SD): Ich muss Rolf Zbinden widersprechen. Wir sagen nicht, die Kultur der Reitschule passe uns nicht. Wenn sich das in einem friedlichen Rahmen abspielt, haben wir nichts dagegen. Was die Bevölkerung an der Reitschule stört, ist der Drogenhandel und bei gewalttätigen Demonstrationen die Rückzugsmöglichkeit dorthin. Die Betreiber nehmen sich heraus, dass die Reitschule so etwas wie ein rechtsfreier Raum sei. Es findet dort eine anarchistische Agitation statt. Die Reitschule ist das Hätschelkind der rot-grünen Classe politique. Warum? Es verkehren dort kaum SP-Wähler, vielmehr sind diese Leute auch gegen die rotgrüne Stadtregierung feindlich eingestellt. Ich habe noch nie gesehen, dass eine Regierung ihre eigene gewalttätige Opposition noch finanziell unterstützt. Die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber, sagt das Sprichwort.

Thomas Weil (SVP): Die Reitschule hat bei Demonstrationen immer Hand geboten für Organisation und Rückzug. Man demonstriert unter dem Deckmantel der Grundrechte. Solche Demonstrationen sind aber rechtswidrig. Zum Kulturangebot möchte ich mich inhaltlich nicht äussern. Aber eine Kultur zu subventionieren, die sich nie von der Gewalt distanzieren konnte, das geht nicht. Die Reitschule hat ein schlechtes Image, auch bei unpolitischen Leuten. Sie hat ein Schmuddel-Umfeld, das viele Leute abstösst. Das wirkt sich auch negativ auf den Tourismus aus.

Yves Seydoux (FDP): Null, Nichts, Nada, zu dem ist die Reitschule heute geworden. Wenn man mit dem Zug aus Zürich in Bern einfährt, bietet sich der Anblick einer Sumpfecke und Eiterblase, ein Kulturobjekt ist das nicht mehr. Die Reitschule könnte sehr wohl einen kulturellen Zweck erfüllen, tut es aber heute nicht mehr. Die Kultur in Bern soll vielfältig sein, aber nicht um jeden Preis. Die kulturelle Freiheit entbindet nicht von Pflichten und Rechten, aber bei der Reithalle ist es so. Nach einer 25-jährigen Diskussion glaube ich nicht mehr daran, dass man in ihr etwas Anständiges machen kann. Darum bin ich für den Verkauf an den Meistbietenden oder an Kreise, die etwas Vernünftiges daraus machen könnten.

Michael Köpfli (GLP): Die Reitschule hatte in den letzten Jahren sicher immer wieder Gewaltprobleme, aber das hat sich massiv gebessert. Ich bin ab und zu dort und spüre nicht mehr viel davon. Es gibt andere Ausgangslokale, die deutlich mehr Probleme haben. Ich finde es richtig, dass wir zur Reitschule stehen.
Wir wollen mit unserem Antrag auch Leute ansprechen, die der Reitschule gegenüber Vorbehalte haben. Darum sollte der sicherheitspolitische Aspekt in der Botschaft erwähnt werden.

Peter Wasserfallen (SVP): Die Reithalle ist ein Trauerspiel. Die Stadt hat sie in den 70er- Jahren gekauft, ohne etwas daraus zu machen. 1981/82 hat man sie erstmals besetzt, dann kam eine bürgerliche Regierung, die auch nichts unternahm. Man hätte das Gebäude kaufen und schleunigst etwas damit machen sollen. Spätestens nach den 68er-Jugendrevolten hätte die Stadt ohne sofortige Nutzung gar nichts mehr kaufen sollen. 1987 wurde die Reithalle wieder besetzt und seither hat man diesen Zustand immer wieder "legalisiert" und eingebunden. Wenn das Gebäude von nationaler Bedeutung ist, sollte es nicht derart besprayt sein. An einem weniger exponierten Standort würde man das noch halbwegs tolerieren, aber an einem Eintrittsort der Stadt muss das zu denken geben. Gäbe es in einer andern Stadt ein Zentrum, in dem der nationalen Kultur analog gefrönt würde, gäbe es einen Aufschrei. Die Toleranz der Gesellschaft gegenüber linkem Gedankengut ist extrem hoch und zu Recht ist sie klein, wenn es um rechtsextremes Gedankengut geht. Unter dem Zeichen von Hammer und Sichel sind aber vor und nach dem 2. Weltkrieg Millionen gestorben. Entweder man macht es wie in Amerika, wo jeder tun kann, was er will, solange es nicht gegen den Staat gerichtet ist, oder man macht es wie in Europa, aber dann muss man jegliche extreme Tendenzen gegen links und rechts unterbinden. Ich bevorzuge diese Variante. Nehmen Sie die Initiative an. Wenn die Reitschule die Meistbietende sein sollte, kann sie beweisen, dass sie privatwirtschaftlich arbeiten kann.

Luzius Theiler (GPB-DA): In dieser Diskussion hat jeder seine Meinung schon gemacht. Jedes Votum tut einer Initiative, die solch einen Unsinn anstrebt, zuviel Ehre an. In all den Anwürfen, die zu hören waren, sind Dinge behauptet und zu einer Stimmung zusammengekocht worden, die nicht stimmen. Soll man das Bundeshaus auch räumen und an den Meistbietenden verkaufen, weil es in seinem Umfeld Drogendealer gibt? Es werden keine Steuergelder für die Abstimmungspropaganda eingesetzt, sondern es gibt Bürger, die sich mit ihrem Herzblut und ihrem Geldbeutel gegen diese Initiative engagieren. In einem Freiraum darf Politik gemacht und dürfen neue Formen des demokratischen Zusammenlebens ausprobiert werden. Es hat jetzt in der Reitschule über eine lange Zeit sehr gut geklappt. Unsere Organisationsform klappt bekanntlich auch nicht immer. Sicher gibt es dort mehr Linke als im Casino, aber so vielfältig wir die bürgerliche Seite ist auch die Linke, und das ist gut so.

Hans Peter Aeberhard (FDP): Ich bin in einem Dilemma, was ich stimmen soll, als Bürger und als Stadtrat. "Die 80er-Bewegung lebt", hat man lesen können, und "mehr als 20 Jahre linksautonome Politszene im Reitschulumfeld - eine erstaunlich kontinuierliche Geschichte (…)". Alle haben heute gesprochen, wie wenn die heutige Reitschule nichts mehr mit Linksautonomismus, Anarchismus, Selbstverwaltung und Kommunismus zu tun hätte. Wollen wir Kultur oder Politik oder linksrevolutionäre Gedanken, oder wollen wir das nicht? Wollen wir das subventionieren oder nicht? Man kann auf der linken Seite von Kultur sprechen und die Tradition des autonomen Jugendzentrums, wie es immer noch heisst, verschweigen. Der Gaskessel war auch einmal ein autonomes Jugendzentrum, und dort spricht kein Mensch mehr davon. Heute ist es ein Jugendzentrum, das nicht mehr autonom ist und aus dem die ganze Politsache ausgegliedert worden ist. Man muss zugeben, dass in der Reitschule linke und linksextreme Politik gemacht wird. Wollen wir das oder wollen wir das nicht? Wenn den Bürgerlichen dann einmal der Kragen platzt und in der Reitschule Krawalle ausgeheckt und unterstützt werden, ist das Mass voll. Ist uns die Kultur der Reitschule wichtiger als die Nachteile, die das dortige Traditionsbewusstsein in Anarchosyndikalismus mit sich bringt? Natürlich hat Erich Mozsa mit seiner Disziplinierungsmotion in ein Wespennest gestochen. Wenn die Reitschule aber weiterbestehen soll, müssen wir auch die linksextreme Tradition weiterpflegen und subventionieren. Wenn wir das nicht wollen, müssen wir etwas Neues finden. Ein Anstoss dazu ist die vorliegende Initiative. Ich werde sie wahrscheinlich ablehnen, aber mit dem Vorbehalt, dass das Polittheater der Reitschule irgendeinmal aufhören muss.

Martin Schneider (BDP): Als Vizepräsident der SBK möchte ich festhalten, dass die Sprecherin der SBK unsere Meinung gut vertreten hat. Wer in einer Kommission ist, weiss, dass man eher Geschäfte übernimmt, deren Thematik man kennt. Das ist legitim.

Erich J. Hess (JSVP): Es geht hier nicht um eine dritte oder vierte Schliessungsinitiative, die früheren Initiativen hatten alle einen anderen Inhalt. Die letzte hat gefordert, dass die Reitschule die Kosten selbst übernehmen solle. Bei der vorletzten lag bereits ein fertiges Nutzungskonzept vor. Die heutige Initiative ist die erste seit 15 Jahren, die eine Schliessung fordert. Dieses Anliegen stört nicht viele Leute. Das wird auch ersichtlich aus den wenigen Zuhörern auf der Tribüne. Die Reithalle interessiert niemanden mehr. Sie ist ein Überbleibsel aus der Vergangenheit.
Wir haben genug Kultur in unserer Stadt. Wir haben auch noch den Progr, dessen Kultur ein anderes Thema ist.
Zur Frage, wohin die Jungen gehen sollen, wenn die Reithalle geschlossen wird: Es ist nicht klug, die Jungen an einen Ort zu schicken, wo Drogen konsumiert werden, wo sie linksextrem beeinflusst und zu Gewalttätern erzogen werden. Sie sollten besser in eine privat organisierte Bar gehen oder beim Hornussen, Jodeln, Schwingen oder in einem Turnverein mitmachen. Das ist besser, als in der Reithalle einen Joint zu rauchen. Ich bitte Sie im Interesse der Steuerzahler und deren Sicherheit, die Initiative anzunehmen.

Jimy Hofer (parteilos): Ich stelle den Antrag, dass man den Satz mit der Räumung und dem Verkauf umstellt (Seite 7, rechte Spalte, 3. Abschnitt, Zeile 7).

Stadtpräsident Alexander Tschäppät: Vorurteile kann man nicht ausräumen, die Meinungen sind gemacht. Das ist seit etwa 20 Jahren so. Wenn die Initiative etwas Gutes hat, dann das, dass die Bernerinnnen und Berner einmal mehr sagen können, was sie von der Reithalle halten. Der Gemeinderat ist völlig überzeugt, dass sie auch bei dieser Initiative klar sagen werden, dass die Reithalle ein wichtiger Ort ist für die Jugend und Jugendpolitik, für soziale Entwicklungen und ein entsprechendes Engagement der Jungen. Darum ist der Gemeinderat klar der Meinung, dass man die Initiative ohne Wenn und Aber ablehnen muss. Zu den Anträgen: Als die Reitschule gesamtsaniert wurde, sprach der Bund Subventionen. Als Gegenleistung hat man mit ihm einen Schutzvertrag abgeschlossen, der bestimmt, dass das Gebäude als Ganzes architektonisch erhalten bleiben müsse. Dieser Vertrag ist eigentümerverbindlich, müsste also auf einen allfälligen Käufer übertragen werden. Deshalb der Hinweis auf die nationale Bedeutung des Gebäudes. Er ist wichtig und sollte nicht gestrichen werden.
Den Anträgen der Kommission können wir zustimmen. Über die übrigen Anträge konnte sich der Gemeinderat keine Meinung bilden.

Urs Frieden, Stadtratspräsident: Ich weise Sie darauf hin, dass alle Abstimmungen zu diesemGeschäft unter Namensaufruf erfolgen werden.

Beschluss
Der Stadtrat lehnt die Initiative ab (15 Ja, 53 Nein, 1 Enthaltung). Abst.-Nr. 063

Abstimmungsbotschaft

Bernhard Eicher (JF): Die FDP-Fraktion möchte für die Abstimmungsbotschaft Antrag auf Rückweisung stellen. Eine Botschaft sollte neutral formuliert sein und alle wichtigen Aspekte berücksichtigen. Es gibt deren zwei, den kulturellen und den sicherheitspolitischen. Auf diesen geht die Botschaft nicht ein. Darum unser Antrag, dass wir sie zurückweisen und verlangen, dass der Gemeinderat in ähnlichem Umfang auf diese Frage eingeht, wie er die kulturelle Frage behandelt. So können sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über diese zwei Hauptaspekte aus neutraler Quelle informieren.

Lea Bill (JA!): Diese Kritik ist in der Kommission nie thematisiert worden. Der Rückweisungsantrag liegt auch nicht als Tischvorlage vor. Ich bitte Sie, ihn abzulehnen.

Beschluss
Der Stadtrat lehnt den Rückweisungsantrag ab (21 Ja, 48 Nein). Abst.-Nr. 064

Anträge SBK
1. Antrag SBK zu Seite 3, rechte Spalte, Abschnitt 1: Streichung letzter Satzteil
(…) ein (…) soziokulturelles Angebot für ein breites Spektrum von Gruppen angeboten, wenn
auch nicht immer konfliktfrei.
2. Antrag SBK zu Seite 6, linke Spalte, 1. Abschnitt "Rössli" ist hinter dem "Sous le pont"
ebenfalls zu nennen
Sous le pont / Rössli: Selbstverwaltetes Restaurant als Treffpunkt (…).
3. Antrag SBK zu Seite 8, rechte Spalte: Streichung letzter Satz
Die Initiative (…) die Meistbietende geben. Falls der Verkaufspreis 7 Mio. übersteigt, wäre der
Stadtrat für die Besiegelung des Verkaufs zuständig.

Beschluss
1. Der Stadtrat lehnt den Antrag 1 der SBK ab (33 Ja, 34 Nein, 1 Enthaltung). Abst.-Nr. 065
2. Der Antrag 2 der SBK ist unbestritten.
3. Der Stadtrat stimmt Antrag 3 der SBK zu (57 Ja, 11 Nein, 1 Enthaltung). Abst.-Nr. 066

Ergänzungsantrag Fraktion GLP
Die Abstimmungsbotschaft ist mit folgendem Abschnitt zu ergänzen:

Sicherheitspolitische Betrachtung
Der Berner Stadtrat hat im Jahr 2009 eine Motion mit dem Titel "Reitschule schützen: Gewaltprobleme lösen" gutgeheissen. In dieser bekennt sich der Stadtrat zur Reitschule als einem breit akzeptierten und für die Stadt Bern unerlässlichen Kulturort. Weiter hat der Stadtrat aber auch klare sicherheitspolitische Auflagen beschlossen. So werden die Verhandlungspartner der Reitschule verpflichtet, die in der Leistungs- und Sicherheitsvereinbarung eingegangenen Verpflichtungen einzuhalten. Dies umfasst unter anderem einen permanenten Sicherheitsdienst, der eng mit den Behörden zusammenarbeitet sowie die Auflage, bei Demonstrationen das Tor der Reitschule zu schliessen und zu verhindern, dass die Reitschule als sicherer Rückzugsraum für Gewalttäterinnen und Gewalttäter dient.
Weiter hat der Stadtrat mit dieser Motion beschlossen, dass die Stadt bei Verstössen gegen die Leistungsverträge sowie die Sicherheitsvereinbarung Sanktionen vorsieht (z.B. Kürzungen der Nebenkosten im Subventionsvertrag oder auch eine Vertragskündigung). Der Stadt- und der Gemeinderat stehen nach wie vor zu diesem Entscheid und versichern, diesen umzusetzen.

Beschluss
Der Stadtrat lehnt den Antrag ab (25 Ja, 39 Nein, 2 Enthaltungen). Abst.-Nr. 067
Anträge SVPplus
1. Antrag zu Seite 3, linke Spalte, Absatz 1, Zeile 4
(…) Da die Reitschule in ihrer Gesamtanlage ein schützenswertes Objekt von nationaler Bedeutung ist und nicht abgerissen werden kann, (…).
2. Antrag zu Seite 3, linke Spalte, Absatz 2, Zeile 8
(…) In zahlreichen Vereinen, Genossenschaften und Gruppen wird zudem mit Engagement viel Freiwilligen- und Integrationsarbeit geleistet (…).
3. Antrag zu Seite 3, linke Spalte, Absatz 2, Zeile 8
(…) In zahlreichen Vereinen, Genossenschaften und Gruppen wird zudem (…) und ein zur Hauptsache nichtkommerzielles, soziokulturelles Angebot für ein breites Spektrum von Gruppen angeboten, wenn auch nicht immer konfliktfrei.

Erich J. Hess (JSVP): Die Abstimmungsbotschaft ist ein absoluter Hohn. Das einzig Richtige wäre, sie zurückzuweisen und dem Gemeinderat zu sagen, er solle aus seinen Träumen erwachen. Sie ist ein Märchenbuch und jenseits von Gut und Böse. Im Minimum müssen wir noch ein paar wenige Dinge korrigieren. Zum 1. Antrag SVPplus: Wenn der Bund ein paar Franken an die Renovation des Gebäudes bezahlt hat mit der Auflage, man solle es nicht abreissen, heisst das noch lange nicht, dass es ein Gebäude von nationaler denkmalpflegerischer Bedeutung ist. Darum muss "von nationaler Bedeutung" gestrichen werden. Zudem möchte ich den Antrag von Jimy Hofer unterstützen. Der Gemeinderat gibt die Initiative falsch wider. Die Reithalle soll zuerst geschlossen und dann verkauft werden. Darum muss das abgeändert werden.
Wir stellen den folgenden Ergänzungsantrag: Seite 8, linke Spalte: Auch hier müsste stehen, dass die Reitschule zuerst geschlossen wird, bevor sie verkauft wird. Ich bitte Sie, diese Anträge anzunehmen.

Beschluss
1. Der Stadtrat lehnt den Antrag 1 SVPplus ab (11 Ja, 52 Nein, 1 Enthaltung). Abst.-Nr. 068
2. Der Stadtrat lehnt den Antrag 2 SVPplus ab (17 Ja, 49 Nein). Abst.-Nr. 069
3. Der Stadtrat lehnt den Antrag 3 SVPplus ab (29 Ja, 36 Nein, 1 Enthaltung). Abst.-Nr. 070

Rolf Zbinden (PdA): Ich habe vor Schlaumeiereien gewarnt und Jimy Hofer hat das am Text festgemacht: Seite 7, rechte Spalte, 3. Abschnitt, Zeile 7: "Konflikte bei einem Verkauf und der anschliessenden Räumung wären vorprogrammiert."
Diese verdeckte Drohgebärde ist nicht nötig und nicht sinnvoll. Ich stelle deshalb den Antrag,
von "Konflikte bei der Räumung" bis "Spekulationen Tür und Tor geöffnet würde" zu streichen.

Beschluss
Der Stadtrat stimmt dem Streichungsantrag zu (51 Ja, 11 Nein, 1 Enthaltung). Abst.-Nr. 071

Urs Frieden, Stadtratspräsident: Dadurch wird der Antrag von Jimmy Hofer zu dieser Passage obsolet. Er zieht seinen Antrag zurück. Was soll genau mit diesem Ergänzungsantrag ergänzt werden, Erich Hess?

Erich J. Hess (JSVP): Man muss dem Stimmbürger erklären, was wirklich geschieht, wenn die Initiative angenommen wird. Es muss also auch stehen, was vor dem Verkauf geschieht. Vor dem Verkauf wird die Reitschule geschlossen und geräumt. Das muss auf Seite 8 gesagt werden.

Urs Frieden, Stadtratspräsident: Auf S. 8 soll also "geräumt und geschlossen" ergänzt werden.

Beschluss
Der Stadtrat lehnt den Änderungsantrag SVPplus ab (27 Ja, 35 Nein). Abst.-Nr. 072

Erich J. Hess (JSVP): Ich bin über den Gemeinderat und den Stadtrat enttäuscht. Sie gaukeln dem Volk etwas vor, das nicht wahr ist. Ich bitte Sie, im Namen der SVPplus-Fraktion und im Namen des Berner Stimmvolkes, die Botschaft abzulehnen, damit eine neue ausgearbeitet wird.

Beschluss
Der Stadtrat nimmt die bereinigte Abstimmungsbotschaft an (48 Ja, 18 Nein). Abst.-Nr. 073

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(ST)REITSCHULE
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Stadtratssitzung 24.6.10

6. Kleine Anfrage Martin Schneider (BDP): Wie sieht es mit der Umsetzung der überwiesenen Motion Mozsa "Sicherheit in der Reitschule" aus?
Geschäftsnummer 10.000164

Mehr als ein Jahr ist es nun her, seit die Motion Erik Mozsa "Reitschule schützen, Gewaltprobleme lösen" im Stadtrat  überwiesen wurde. Ich bitte den Gemeinderat zu informieren, auf welchem Stand die Umsetzungsarbeiten sind:

1. Hat die IKUR jetzt verbindliche Strukturen?
2. Hat die Reitschule nun einen permanenten Sicherheitsdienst?
3. Wird das grosse Tor bei Demonstrationen geschlossen?
4. Warum wird die Ansprechperson für die Reitschule seitens der Stadt im Turnus aus allen Direktionen rekrutiert?

Bern, 27. Mai 2010
Kleine Anfrage Martin Schneider (BDP), Jimy Hofer, Claudia Meier, Dolores Dana, Peter Wasserfallen, Kurt Hirsbrunner, Vinzenz Bartlome, Mario Imhof, Vania Kohli, Bernhard Eicher, Edith Leibundgut

Direktor SUE Reto Nause beantwortet die Kleine Anfrage im Namen des Gemeinderats wie folg: Die Motion GFL/EVP "Reitschule schützen: Gewaltprobleme lösen" ist vom Stadtrat am 19.02.2009 als Richtlinie erheblich erklärt worden. Entsprechend erfolgt der Bericht des Gemeinderates per Februar 2011. Er geht auf die Fragen in der Kleinen Anfrage trotzdem kurz ein.

Zu Frage 1: Ja, sowohl der Verein Interessensgemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) wie
auch der Verein Trägerschaft Grosse Halle (Grosse Halle) verfügen über rechtlich verbindliche
Vereinsstatuten. Die Statuten der IKuR sind 2001 letztmals überarbeitet worden. Sie legen
die Vereinsorgane fest: Vollversammlung (Mitgliederversammlung), Delegierte (Vorstand),
Koordinationsgruppe und Arbeitsgruppen. Die aktiv in der Reitschule tätigen Gruppen
und Einzelpersonen verpflichten sich auf die im Manifest (Leitbild) festgehaltenen, gemeinsam
erarbeiteten Vereinbarungen über Haltungs- und Organisationsfragen.

Zu Frage 2: Die Reitschule beschäftigt keine externe Sicherheitsfirma. Weder die Betriebsbewilligung des Regierungsstatthalteramts noch die 2009 unterzeichnete Vereinbarung zwischen der Stadt Bern und der IKuR/Grosse Halle statutieren einen externen Sicherheitsdienst. Hingegen verlangt die Vereinbarung, dass die IKuR und die Grosse Halle einen Sicherheitsbeauftragten bezeichnen und dass die zwei Vereine für die Notfallorganisation und die interne Sicherheit verantwortlich seien. Der Sicherheitsbeauftragte hat seine Aufgaben gemäss Pflichtenheft der Gebäudeversicherung Bern auszuüben. Zudem verpflichtet sich die IKuR im Rahmen ihrer Pflichten als Mieterin, die Sicherheit auf dem Vorplatz und rund um die Reitschule zu gewährleisten. So besteht für den Innenhof, den Vorplatz und bei mittleren und grossen Konzerten im Dachstock ein interner Ordnungsdienst mit dem Hauptziel, den Drogenhandel zu verhindern und allfällige Handgreiflichkeiten nicht eskalieren zu lassen. Im Dachstock gewährleistet er ausserdem die Eintrittskontrolle und die Bewachung der Notausgänge. Ein weiterer Ordnungsdienst könnte im Rahmen einer Verwaltungszwangsmassnahme vom Regierungsstatthalteramt, gestützt auf Art. 40 Lit. i des Gastgewerbegesetzes vom 11. November 1993 (BSG 935.11) verfügt werden.

Zu Frage 3: Die Frage der Torschliessung bei Kundgebungen ist im Rahmen der Gespräche unter der Leitung der damaligen Regierungsstatthalterin diskutiert worden. Die VertreterInnen der Reitschule argumentierten, dass das Tor grundsätzlich während der Öffnungszeiten der Reitschule geöffnet sei und es aus sicherheitstechnischen Gründen nicht möglich und auch nicht erlaubt sei, Fluchtwege verschlossen zu halten. Diese Frage ist nicht weiter erörtert worden und ist deshalb auch nicht in die Sicherheitsvereinbarung mit der Stadt eingeflossen. Nach Angaben der Kantonspolizei ist es in den letzten 12 Monaten im Nachgang von Kundgebungen zu keinen Zwischenfällen gekommen, in denen die Schliessung des "grossen Tors" eine polizeirelevante Rolle gespielt hätte. Allerdings kam es in einzelnen Fällen anlässlich von gezielten Polizeiaktionen gegen Dealertätigkeiten auf dem Reitschul-Vorplatz zu Zwischenfällen, bei denen die Polizeiarbeit gestört und das Tor nicht geschlossen wurde, so dass die flüchtenden Dealer in der Reitschule Zuflucht fanden und sich so einer polizeilichen Identifikation und Festnahme entziehen konnten.

Zu Frage 4: Es handelt sich nicht um die Ansprechperson, sondern um die Koordinationsperson. Ansprechpersonen sind auf beiden Seiten die für die jeweiligen Sachfragen zuständigen Direktionen, Abteilungen, Organe und Personen. Die Aufgaben der Koordinationsperson: Sie hat die Verantwortung für die regelmässigen Gespräche, die Moderation der bilateralen Gespräche und die stadtinterne Koordination. Diese Aufgaben sind direktionsunabhängig. Darum erachtet es der Gemeinderat als sinnvoll, für diese Zuständigkeit einen Turnus vorzusehen.

Martin Schneider (BDP): Ich danke dem Gemeinderat, dass er eine Antwort gibt, obschon die Motion erst im Februar 2011 umgesetzt sein muss.
Zu Frage 2: In der Motion wird kein externer, sondern ein permanenter Sicherheitsdienst gefordert.
Auch bei den Fragen 3 und 4 gibt es noch einiges zu tun.

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WANTED
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20 Minuten 21.7.10
http://www.20min.ch/news/bern/story/Todesliste-beunruhigt-Politiker-21560149

Todesliste beunruhigt Politiker und Promis

 BERN. An Berner Hauswänden prangt eine geheimnisvolle Todesliste. Politiker und andere bekannte Persönlichkeiten werden damit bedroht.

 Unterzeichnet ist die Terrorliste mit "NS Artists". Die Urheber verstehen sich offenbar auch noch als Künstler. Dilettantisch exakt haben sie eine Schablone angefertigt, mit der sie ihre Todesdrohungen auf Fassaden sprayen.

 "Es ist Schluss mit lustig. Ich bin entsetzt", sagt Grossrat Thomas Fuchs (SVP), dessen Name mit 18 weiteren auf der Liste steht. Abgehakt sind die Namen von Menschen, die bereits durch Attentate oder unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben kamen - so etwa John F. Kennedy oder Michael Jackson.

 Als nächste folgen SP-Nationalrätin Evi Allemann, verschiedene SVP-Politiker, Carl Hirschmann und Nicolas Blancho. "Ich war einst stolz darauf, dass sich in der Schweiz selbst Bundesräte ohne Bodyguards bewegen konnten", sagt Fuchs. "Jetzt sind wir schon so weit, dass wir solche Drohungen ernst nehmen müssen."

 Am Sandsteingebäude an der Nägeligasse 1 wurde die Todesliste letzte Woche aufgesprayt. "Mit Rücksicht auf die Betroffenen haben wir noch schneller als bei anderen Sprayereien reagiert und sie innerhalb eines halben Tages entfernen lassen", sagt Brigitte Tschannen von den Stadtbauten Bern. Auch eine Anzeige sei bereits eingereicht. Fuchs will ebenfalls Anzeige erstatten und den Staatsschutz informieren.

Patrick Marbach

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RANDSTAND BIEL
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bielertagblatt.ch 21.7.10

Alkitreff

Der Countdown läuft

Bis Mitte September muss der Alkitreff am Walserplatz in Biel per Regierungsstatthalterbeschluss geräumt sein. Nach den letzten
Eskalationen hat Sozialdirektor Pierre-Yves Moeschler veranlasst, dass
die Polizeipräsenz im Alkitreff verstärkt wird.

(bjg) Zustäzlich zu den Patrouillen ist nun ein- bis mehrmals wöchentlich die Sondereinheit Prävention der Kantonspolizei vor Ort, bestätigt der Bieler Polizeichef Jean Scheiben. Deren Aufgabe sei nicht nur, mit den Leuten im Treff zu reden, sondern auch, bei Verdacht Kontrollen auf Drogenbesitz durchzuführen. Denn beim Treff werde auch immer wieder gedealt, sagt Jim Klossner, einer der beiden Leiter des Treffs.

Seit der Hydrant neben dem Treff abgestellt und damit das "Bassin" abgebaut ist, hat sich die Lage beim Treff etwas beruhigt. Nun würden die Leute halt an den See gehen, meint Klossner. Schlägereien gebe es aber nach wie vor.

Mehr zum Thema im Bieler Tagblatt vom 21. Juli 2010 oder im E-Paper

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BIG BROTHER VIDEO
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Berner Oberländer 21.7.10

Thun: Stadt reicht demnächst das Gesuch beim Kanton ein

 Video-Überwachung ab September?

 Die Stadt Thun will an fünf Standorten Videoüberwachung einführen. Demnächst wird das Gesuch beim Kanton eingereicht, im September könnten die Kameras installiert werden. Die Polizeipräsenz wurde bereits erhöht.

 Für mehr Ruhe und Ordnung in der Innenstadt: Am 19. März hatte der Thuner Gemeinderat Massnahmen vorgestellt - darunter Videoüberwachung an fünf Standorten (siehe Grafik) und vermehrte Polizeipräsenz an den Wochenenden in der Innenstadt (wir berichteten). Bald sollen nun in Sachen Kameras Nägel mit Köpfen gemacht werden: "Die Offerten für die Videoüberwachung sind da. Demnächst reichen wir das Gesuch beim Kanton ein", sagt Erwin Rohrbach, Leiter der Abteilung Sicherheit. Voraussichtlich nach den Sommerferien soll das Gesuch im Amtsanzeiger publiziert werden. "Gibt es keine Einsprachen, können wir die Kameras Ende September montieren", blickt Rohrbach in die Zukunft. Budgetiert sind Kosten von 25 000 Franken pro Standort. Laut Erwin Rohrbach könnte das Einrichten der Videoüberwachung an den neuralgischen Punkten am Ende aber leicht billiger zu stehen kommen.

 Polizei mit mehr Präsenz

 In Sachen Nachtlärm fällt das Halbjahresfazit des Leiters der Abteilung Sicherheit durchzogen aus. "Manchmal rechnen wir mit einem schlimmen Wochenende - und es bleibt komplett ruhig. Manchmal ist es genau umgekehrt. Wovon es abhängt, wissen wir meist nicht genau." Das sei unbefriedigend und erschwere es, die Situation zu verbessern.

 Anwohner bemängeln gegenüber dieser Zeitung, dass von der verstärkten Polizeipräsenz in der Innenstadt kaum etwas zu bemerken sei. Dem widerspricht Rohrbach: "Die Präsenz der Polizei und die zusätzliche Fahrverbotsbewachung bringen etwas." Die Polizei sei in den Wochenendnächten deutlich mehr unterwegs als im letzten Sommer. "Wir erhalten weniger Reklamationen von Anwohnern und Geschäftsleuten", fügt Erwin Rohrbach an. Peter Iseli, Bezirkschef Thun Stadt bei der Kantonspolizei, bestätigt Rohrbachs Einschätzung: "Die vermehrte sichtbare Präsenz ziehen wir pickelhart durch - wie es im Konzept vorgesehen ist."

 Michael Gurtner

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BIG BROTHER SPORT
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Zürichsee-Zeitung 21.7.10

Rapperswil-Jona An Eishockeyspielen wird künftig ein Untersuchungsrichter dabei sein

 Blitzverfahren gegen Hooligans

 Gewalttätigen Hockeyfans gehts an den Kragen. Neu werden auch in Rapperswil-Jona Blitzverfahren durchgeführt. Das wird abschrecken, sagt die Polizei.

 Yannick Nock

 Jetzt setzen Stadt und Polizei ihre langgehegten Pläne gegen Hooligans um. Erstens werden in Rapperswil-Jona die lange angekündigten Überwachungskameras installiert: am Fischmarktplatz, an der Oberseestrasse und in der Nähe der Bahnhofunterführung. Bis Mitte August sollen alle Kameras einsatzbereit sein. Zweitens kündigt die Polizei für die kommende Eishockeysaison ein sogenanntes beschleunigtes Verurteilungsverfahren an, das bereits in der Drogenszene und gegen Fussballhooligans eingesetzt wird. So können Krawallmacher sofort festgenommen und beispielsweise über Nacht in Haft gehalten werden. Der Untersuchungsrichter wird entweder vor Ort oder in der Uzner Staatsanwaltschaft bereitstehen.

 Ein solches Blitzverfahren sei besonders wirkungsvoll, sagt Harald Düring, Chef der Sicherheitspolizei des Kantons St. Gallen. Falls Chaoten eine Inhaftierung - wenn auch nur eine kurze - am nächsten Tag ihrem Arbeitgeber erklären müssten, sei das für viele ein einschneidendes Erlebnis. Bislang ist es in Rapperswil-Jona noch zu keinem solchen Blitzverfahren gekommen. Nachdem allerdings in der vergangenen Saison mehrere Spiele der Lakers wegen möglichen Ausschreitungen als risikoreich eingestuft wurden, kommt das Verfahren in der kommenden Saison "auf alle Fälle" zum Einsatz, sagt Düring. Ausserdem werde die Beweisführung dank den neuen Überwachungskameras einfacher.

 Seite 3

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Rapperswil-Jona Zurzeit werden an verschiedenen Orten der Stadt Kameras aufgestellt

 Jetzt kommt die Überwachung

 Mit neuen Kameras soll die Stadt noch besser überwacht und sicherer werden. Sie sind entscheidend für die Beweisführung gegen Hooligans.

 Yannick Nock

 Der Untersuchungsrichter kommt gleich mit zu den Lakers-Spielen. Was in der vergangenen Saison schon ab und zu der Fall war, soll in der kommenden Spielzeit regelmässig geschehen. Dann wird es neu auch in Rapperswil-Jona zu den sogenannten beschleunigten Verurteilungsverfahren kommen. Dadurch können Hooligans viel schneller belangt werden.

 Für die Untersuchungsrichter bedeutet dies zwar mehr Arbeit, von der Wirkung ist die Polizei aber überzeugt. Der Richter kann sich vor Ort ein Bild über die Situation machen und die Stimmung gleich richtig einschätzen. Das sei effizienter, als dem Untersuchungsrichter die Szenen telefonisch zu beschreiben, sagt Harald Düring, Chef der Sicherheitspolizei des Kantons St. Gallen. Die Wege seien kürzer, und es könne schneller gehandelt werden, sagt auch Elmar Tremp, stellvertretender Leiter des Untersuchungsamtes in Uznach. Er wird selber oft auf Pikett oder vor Ort sein. Das sei notwendig, denn die Szene habe sich radikalisiert.

 Überwachung auf den Strassen

 Ein weiterer Grund, warum es nun vermehrt zu solchen Blitzverfahren kommen wird, sind die neuen Überwachungskameras, welche die Beweisführung vereinfachen sollen. Die Stadt stellt sie bis Mitte August am Fischmarktplatz, in der Nähe des Bahnhofs und entlang der Oberseestrasse auf. Die Installationsarbeiten laufen zurzeit. Insgesamt sind es neun neue Kameras. Vier wurden bereits auf dem Vorplatz des Hockeystadions installiert. Hinzu kommen zwei in der Nähe des Kinderzoos, zwei am Fischmarktplatz und eine kurz vor der südlichen Bahnhofunterführung.

 Roland Meier, Sicherheitschef in Rapperswil-Jona, ist von der Wirkung der Kameras überzeugt. "Sie schrecken ab, und wir können verschiedene Tatbestände besser verfolgen", sagt er. Einsprachen gegen die Videoüberwachung gab es keine. Die Leute hätten positiv auf die Idee reagiert, sagt Meier. Die Kosten der Überwachungskameras belaufen sich auf 234 000 Franken. Ausgewertet werden die Bilder auf der Zentrale der Polizeistation in Rapperswil. Weil es in der vergangenen Saison nach Lakers-Spielen auch am Bahnhof zu Krawallen kam, ist die Stadt in Verhandlungen mit den SBB. Ziel ist es, auch den Bahnhof mit Überwachungskameras zu versehen. Auch verschiedene Tiefgaragen, die bereits über Kameras verfügen, sollen ins Überwachungssystem integriert werden. Hinzu kommen mobile Kameras an den Schutzhelmen speziell ausgebildeter Polizisten. Die Hooligans können sich also immer weniger in der Masse verstecken.

 Verbote gelten schweizweit

 Eine weitere Option gegen Chaoten ist ein Stadionverbot. Die Lakers haben in der vergangenen Saison 30 bis 40 solcher Verbote ausgesprochen, sagt Geschäftsführer Reto Klaus. Teilweise dürfen die Krawallmacher und Chaoten bis zu vier Jahre keinen Fuss mehr in ein Eishockeystadion setzen - dies gilt für die ganze Schweiz. Seit dem 1. Juli gelten Verbote für Eishockeystadien auch für Fussballstadien - und umgekehrt. Das geht hinunter bis in die 5. Liga.

 Beim Bahnhof, am Fischmarktplatz, beim Stadion und in der Nähe des Kinderzoos (im Uhrzeigersinn) werden Kameras die Krawallmacher filmen. (Kurt Heuberger)

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 Lakers verhandeln

 Die Polizei musste in den vergangenen zwei Eishockeysaisons mit einem grösseren Aufgebot ausrücken als früher. Krawallmacher sorgten nach Lakers-Spielen oft für Ärger. Dieses notwendige Mehraufgebot verursacht aber auch höhere Kosten, die grösstenteils vom Kanton getragen werden. Die Lakers bezahlen jährlich 11 000 Franken. Weitere 5000 Franken werden beim Einzug in die Playoffs fällig. Dieser Vertrag ist noch ein Jahr gültig. Zurzeit wird ein neuer ausgehandelt. Die Polizei will, dass sich die Lakers künftig stärker an den Kosten beteiligen. (yno)

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St. Galler Tagblatt 21.7.10

"Verlierer sind die Fans"

 Kurz vor dem Saisonstart hat der Vorstand des FC St. Gallen das Choreo-Verbot aufgehoben. In den Foren äussern sich die Fans kritisch zur neuen Vereinbarung und sehen sich hintergangen.

 Thomas Ammann

 Fussball. Im FCSG-Forum rumort es. Eine Woche vor dem ersten Heimspiel der neuen Fussballsaison hat der Vorstand des FC St. Gallen das Choreo-Verbot in der AFG Arena aufgehoben, dies jedoch mit Auflagen an die Fans. Auf www.fcsgforum.ch, dem offiziellen Fanforum des FC St. Gallen, schwanken die Fans zwischen Euphorie und Skepsis.

 Wie Espenblock-Charta

 Grundsätzlich begrüssen zwar die meisten Fans die Verhaltensgrundsätze, zumal diese grösstenteils bereits Teil der Espenblock-Charta sind, die der Dachverband vor einiger Zeit aufgestellt hat. Viele hegen jedoch Zweifel an der Vereinbarung und kritisieren, dass die Auflagen zu schwammig formuliert, zu ungenau ausgedrückt sind. User "Annemarie" fragt sich: "Wie soll zum Beispiel kontrolliert werden, ob der Schiedsrichter verbal verunglimpft wird? Und: Wird das Choreo-Verbot wieder eingeführt, sobald jemand eine Fackel im Stadion zündet?" Ein Fragezeichen setzen viele Fans hinter jenen Punkt der Abmachung, in dem die Verunglimpfung von Einzelpersonen verboten wird. Der Fankurve werde so die Möglichkeit zur Kritik, beispielsweise an Mitgliedern des Vorstandes, genommen. "Wird so nicht unsere Meinungsfreiheit beschnitten?", fragt einer.

 Positiv werten die meisten die Gesprächsbereitschaft des Vereins. Der Vorstand hat angekündigt, sich in Zukunft regelmässig mit den Fangruppen auszutauschen. Viele interpretieren das als "Schuldeingeständnis" der Vereinsleitung. Der Verein habe erkannt, dass das Choreo-Verbot eine Kurzschlussreaktion gewesen sei. Trotzdem fehlt vielen Anhängern eine konkrete Entschuldigung des Präsidenten. User "Smuggler": "Was mir am meisten fehlt, ist ein klares Statement mit der Wertschätzung gegenüber dem Espenblock." Ein anderer stellt die Frage, wo der Verein kompromissbereit und wo er den Fans entgegengekommen sei. Im Forum sind viele der Ansicht, der Verein gehe als Gewinner hervor: Die Stimmung im Stadion werde zurückkehren, die Fans seien zurechtgewiesen und das Damoklesschwert Choreo-Verbot schwebe weiterhin über den Anhängern.

 Selbstregulierung geht schief

 Mit der Formulierung "Die Vertreter der Fans kontrollieren in Eigenverantwortung" schiebe der Verein die Verantwortung zudem von sich, meinen einige. Dazu schreibt einer im Forum: "In drei Wochen wird das Theater wieder von vorne beginnen, wenn die ersten Pyros gezündet werden." Der Vorstand erwarte eine Selbstregulierung der Szene. Dass diese, vor allem beim Thema Pyro, funktionieren wird, glaubt von den Fans keiner ernsthaft. Dem Vorstand werde dies wieder Argumente für neue Repressionen liefern.

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1. MAI ZH
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wearechange.ch 9.7.10
http://wearechange.ch/main/index.php/Blog/WAC-Switzerland-konfrontiert-Marco-Cortesi-Pressesprecher-Stadtpolizei-Z%C3%BCrich-1erMai2010.html

Konfrontation mit M.Cortesi,Pressesprecher Stadtpolizei,1.Mai2010(Update)

Folgend einige Impressionen zum 1. Mai 2010 in Zürich, eine Konfrontation mit Marco Cortesi (Pressesprecher, Stadtpolizei Zürich) und eine kleine Dokumentation von verdeckten Polizeioperationen gegen Demonstranten. Auch aktuellstes Material wurde verwendet aus Youtube-Clips vom 26. und 27. Juni 2010 von der G20-Demonstration in Toronto/Kanada.
Die Verfälschung der Geschehnisse an Demonstrationen sowie deren öffentlichen Diskreditierung ist hier offensichtlich das Gemeinsame Ziel der Polizei. Die Medien im allgemeinen recherchieren zu oberflächlich und unkritisch um hier die wahren Probleme anzusprechen. Obwohl es überrascht, denn diese polizeilichen Manipulationen sind bereits sehr massiv und kaum zu übersehen, auch in Zürich. Sogar TeleZüri zeigte (versehentlich?) im Beitrag zum 1. Mai 2010 Bilder von zivilen Polizisten unter Demonstranten, jedoch ohne diese zu kommentieren..
 
Natürlich wollen wir hier nicht alle Polizisten verurteilen oder beschuldigen. Es gibt auch vernünftige Polizisten von welchen wir uns mehr wünschen. Die Polizisten sind unsere Väter und Mütter, unsere Brüder und Schwestern, unsere Söhne und Töchter.. und als solche möchten wir sie betrachten. Ein Polizist sollte wieder moralisches Vorbild werden und nicht selbst das Gesetz brechen, welches er vertreten will. Glaubwürdigkeit kann durch konstant korrektes handeln erfolgreich erzielt werden und nicht durch Gewaltausübung, willkürliche Gesetzesauslegung und Korruption.

Teil 1:
Teil 2:

(Inhalt) Einkesselung und Massenverhaftung am Helvetiaplatz in Zürich 1.Mai2010. Marco Cortesi Befreiungsaktion renommierter Journalisten. Kessel, Gewalt und Verhaftungen in Toronto/Kanada anlässlich der Demonstration G20 am 26. und 27. Juni 2010.

Teil 3 Final:

(Inhalt) Eskalations-Taktiken am 1.Mai 2010 in Zürich - und Toronto/Kanada anlässlich der G20 Demonstration vom 26. und 27. Juni 2010.

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ANTI-ATOM
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Bund 21.7.10

Panorama

 Replik Zur Tribüne "Öl ist von gestern" von Peter Bodenmann im "Bund" vom 19. Juli.

 Nukleartechnologie hat Potenzial

Benedikt Jorns

 Nicht alles, was der uns bekannte "Atomkraft? Nein Danke!"-Kämpfer Peter Bodenmann in seinem Beitrag schreibt, ist falsch. Doch insgesamt entwirft er ein sehr einseitiges und eben doch wirklichkeitsfremdes Bild. Einerseits schätze ich an Leuten wie Bodenmann, dass sie sich für mehr Energieeffizienz und die Nutzung der erneuerbaren Energien einsetzen. Doch andrerseits liebe ich es nicht, wenn sie den Leuten eine Brille aufsetzen wollen, welche nur das erkennen lässt, was in ihre Ideologie passt.

 Unvorstellbar grosser Aufwand

 Es ist sinnvoll, die erneuerbaren Energien zu fördern. Ich selbst setze mich sehr dafür ein. Doch wer sich intensiv mit unserer zukünftigen Energieversorgung befasst, sieht, dass insbesondere bei den sogenannten neuen erneuerbaren Energien der Aufwand unvorstellbar gross ist, um damit auch nur einen ganz kleinen Beitrag an die Energieversorgung abdecken zu können.

 Betrachten wir z. B. die Nutzung der Fotovoltaik. Deutschland steckt direkt und via Quersubventionen sehr viel Geld in diese Technik und verteuert damit leider seinen Strom massiv. Der seit fünf Jahren zu beobachtende jährliche Zuwachs bei der Stromproduktion um zwei Prozent wird in 20 Jahren mit dann fünf Prozent (das entspricht ca. einem Prozent der Primärenergie) das obere Limit erreicht haben (ca. 25 Jahre Lebensdauer der Anlagen). So viel Aufwand, um dereinst ein Prozent des Energiebedarfs decken zu können!

 Natürlich gibts auch die wesentlich effizientere Nutzung der Windkraft. Doch auch hier stösst man an Grenzen. Bald 85 Prozent der weltweit genutzten Energie stammt aus fossilen Quellen. Gemäss Experten wird dieser Anteil in den kommenden Jahrzehnten auf 90 Prozent wachsen. So wird z. B. in China durchschnittlich jede Woche ein neues grosses Kohlekraftwerk in Betrieb genommen.

 Neuartige Reaktoren

 Bodenmann hält nichts von Atomkraftwerken. Die weltweit stattfindende Weiterentwicklung der Nukleartechnologie hat jedoch das Potenzial, uns schrittweise zu einer Nutzung der Kernenergie zu führen, welche zusammen mit den erneuerbaren Energien und einer optimalen Energieeffizienz unsere Energieversorgung auch nach der Zeit der fossilen Energiequellen sicherstellen kann. Brennstoff für den Betrieb von Reaktoren ist auf der Erde mengenmässig und zeitlich praktisch unbegrenzt vorhanden.

 Weit verbreitet ist der irrige Glaube, bei der Nutzung von Kernenergie werde Uran verbraucht. Diese Sicht ist zu einfach und führt zu falschen Vorstellungen. Wir finden zwar den heute gefragten Brennstoff Uran-235 (ein Uran-Isotop) tatsächlich in ganz kleinen Mengen im Natur-Uran, doch finden wir dort ca. 140-mal mehr bisher ungenutztes Uran-238. Etwa ab 2030 werden wir auch dieses in Reaktoren der vierten Generation nutzen können. Solche Kernkraftwerke lassen sich zudem mit dem weltweit in grosser Menge vorhandenen Isotop Thorium-232 betreiben. Diese Brennstoffe stehen uns noch Zehntausende von Jahren zur Verfügung.

 Etwa ab der Jahrhundertmitte wird die Weiterentwicklung der Nukleartechnologie voraussichtlich die Kernfusion in völlig neuartigen Reaktoren (siehe z. B. ITER in Cadarache) für die Energiegewinnung nutzbar machen. Die Brennstoffe Deuterium und Tritium (beides Wasserstoffisotope) können wir aus gewöhnlichem Wasser und Lithium zeitlich und mengenmässig praktisch unbeschränkt gewinnen.

 "Abfall" wird nutzbar

 Den radioaktiven Abfall müssen wir bekanntlich zuerst kontrolliert zwischenlagern und dabei die entstehende Wärme abführen. Erst ab 2040 könnten wir in der Schweiz solchen Abfall in einem Endlager unterbringen. Der Bundesrat verlangte von der Nagra, dass die Entsorgung im Detail geplant wird, inklusive einer Auflistung von möglichen Lagerungsstandorten. Dieser sinnvolle Entsorgungsnachweis wurde vom Bundesrat im Juni 2006 als erfüllt betrachtet.

 Doch wird bis zum Jahr 2040 wohl niemand mehr in Erwägung ziehen, die radioaktiven Abfälle dann auch tatsächlich in ein Endlager zu bringen. Bis 2040 wird, wie oben beschrieben, das im "Abfall" noch in grosser Menge vorhandene Uran-238 und das durch den KKW-Betrieb entstandene Plutonium-239 in Kernkraftwerken der vierten Generation nutzbar sein. Der radioaktive Abfall wird bei wesentlich kürzeren Lagerungszeiten kein grosses Problem mehr darstellen.

 Risiken äusserst klein

 Das Risiko einer Kernschmelze wie in Tschernobyl ist in den heute zur Diskussion stehenden Kernkraftwerken äusserst klein. Sollte es trotzdem einmal so weit kommen, bleiben dank besonderen Vorrichtungen die starken Verstrahlungen auf den Reaktorraum begrenzt. Eine Evakuierung in der Umgebung ist nicht mehr notwendig. Die Weiterentwicklung der Nukleartechnologie wird schliesslich Reaktoren bringen, in welchen eine Kernschmelze nicht mehr möglich ist.

 Der Weg in unsere Energiezukunft verlangt alle drei Optionen: Energieeffizienz, erneuerbare Energie und Kernenergie.

 Benedikt Jorns, geb. 1948 in Bern, Studium der Mathematik, Volkswirtschaft und Physik (inkl. Kernphysik und Reaktorphysik), Unterrichtstätigkeit an verschiedenen Berner Schulen, ab 1985 Mitarbeit in Projekten der Swisscom, frühpensioniert. Schreibt zurzeit an einem Sachbuch: "Brauchen wir neue Kernkraftwerke?"

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La Liberté 21.7.10

L'ombre du nucléaire plane sur la succession de Moritz Leuenberger

 Conseil fédéral - Le ministre de l'Energie a beaucoup temporisé. Un successeur bourgeois pourrait animer le débat, mais l'opposition au nucléaire ne fléchit pas.
 
Christiane Imsand

 "Pour couvrir ses besoins énergétiques, la Suisse sera amenée tôt ou tard à remplacer au moins deux centrales nucléaires, affirme le directeur d'economiesuisse, Pascal Gentinetta. Si le Département fédéral de l'environnement, des transports, de l'énergie et de la communication (DETEC) passe en mains bourgeoises, nous estimons que cela permettra de mieux mettre le problème de l'approvisionnement énergétique sur la table et de faire progresser plus aisément le dossier."

 Le fait est que Moritz Leuenberger a beaucoup temporisé dans ce domaine. Sans écarter formellement l'option du nucléaire, il a tout fait pour réduire son attrait et retarder le moment de la décision. Même le verdict du DETEC autorisant l'exploitation illimitée de la centrale nucléaire de Mühleberg, tombé en décembre dernier, peut être interprété à cette lumière. En prolongeant la durée de vie de la centrale, le socialiste zurichois a retardé d'autant le moment où il faudra remplacer son apport énergétique.

 Les centrales vieillissent

 Le besoin d'énergie est néanmoins bien réel. La demande ne cesse d'augmenter et le vieillissement du petit parc de centrales nucléaires helvétiques constitue l'un des éléments clés du problème. Voilà pourquoi le lobby de l'énergie atomique a repris des couleurs depuis quelques années tandis que Moritz Leuenberger a lancé un plan d'action pour stabiliser la consommation d'électricité d'ici à 2020 et augmenter de 50% la part des énergies renouvelables. "Si ce plan était appliqué intégralement, la Suisse n'aurait pas besoin de nouvelles centrales nucléaires", affirme le ministre.

 Cette obstination amène à relativiser le jugement peu amène de l'ancien chef de l'Office fédéral de l'environnement, Philippe Roch. Selon ce dernier, la politique du conseiller fédéral démissionnaire ne s'est jamais inscrite dans le cadre d'une véritable vision stratégique. Or Moritz Leuenberger a toujours maintenu le cap dans le domaine énergétique. "Je n'ai aucun doute sur ses convictions anti-nucléaires, affirme son homonyme Ueli Leuenberger, président des Verts. Nous aurions aimé parfois des positions plus tranchées, mais nous sommes conscients qu'il fait partie d'un gouvernement pro-nucléaire. Cela limite sa marge de manœuvre."

 Aujourd'hui, le processus est en marche. Les Forces motrices bernoises, Alpiq et Axpo sont tous trois sur les rangs pour construire une nouvelle centrale, respectivement à Mühleberg, Gösgen et Beznau. Le verdict du Conseil fédéral sur la demande d'autorisation générale devrait tomber à la mi-2012, après que les cantons auront émis leur préavis. Le président des Verts craint l'effet d'une éventuelle reprise en main du DETEC par Doris Leuthard. Il rappelle qu'avant son entrée au gouvernement, la conseillère fédérale était membre du conseil d'administration de la compagnie d'électricité de Laufenburg, une filiale d'Axpo.

 Tout projet de centrale peut être combattu par la voie du référendum

 En définitive, c'est pourtant le peuple qui aura le dernier mot. Les cantons directement concernés ont certes perdu leur droit de veto avec la nouvelle loi sur l'énergie nucléaire, mais tout projet de centrale pourra être combattu par la voie du référendum sur le plan national. Ce sera également le cas pour la réalisation de dépôts de déchets radioactifs. La gauche rose-verte n'hésitera pas à provoquer une votation.

 En dépit de l'échec populaire d'un second moratoire nucléaire, en 2003, l'opposition est toujours bien présente. En automne dernier, les Vaudois se sont prononcés à plus de 64% contre la prolongation illimitée de la centrale de Mühleberg. Il s'agissait d'un vote consultatif, mais le résultat est significatif. Les Bernois se prononceront bientôt. La ville de Berne veut renoncer au nucléaire en 2039.

 Cette proposition fait office de contre-projet à l'initiative de l'Alliance verte qui exige un recours exclusif au courant vert dès 2030. Il faut encore rappeler que Genève et Bâle-Campagne sont tenus constitutionnellement de combattre la construction d'une nouvelle centrale. La campagne référendaire ne sera pas une promenade de santé pour les électriciens. La votation devrait avoir lieu en 2013.

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Aargauer Zeitung 21.7.10

Beznau I läuft wieder

 Grosse Revision: 20 Brennelemente ersetzt

 Das Eidgenössische Nuklear- sicherheitsinspektorat Ensi hat dem Kernkraftwerk Beznau nach dem Abschluss der Revision genehmigt, den Block 1 wieder in Betrieb zu nehmen. Die Anlage war seit dem 21. Mai abgeschaltet, um Brennelemente zu wechseln und umfangreiche Prüf- und Instandhaltungsarbeiten durchzuführen.

 Während der Revision wurde rund ein Sechstel, 20 der insgesamt 121 Brennelemente, durch neue ersetzt. Einen Schwerpunkt der Revisionsabstellung bildeten die Instandhaltungs- und Prüfarbeiten an den Hauptkomponenten des nuklearen Teils. Unter anderem wurden Kernumfassungsschrauben (Baffle Bolts) und Führungsbolzen (Split Pins) der inneren Einbauten des Reaktordruckbehälters ausgetauscht. Auch wurden die zwei Ringraumkompressoren durch Aggregate der neuesten Generation sowie die Motoren der Sicherheits-Einspeisepumpen durch neue ersetzt.

 Der Notstandsdieselmotor wurde ausgebaut und wird im Lauf der nächsten Monate einer grossen Inspektion unterzogen. Ersatzweise kommt ein baugleicher Austauschmotor zum Einsatz.

 Ferner wurden diverse Kabel und Leistungsschalter im Rahmen des Alterungsüberwachungsprogrammes ersetzt. (mz)