MEDIENSPIEGEL 23.7.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Müslüm bietet mehr
- Pnos BS/BL: Nach dem Prozess
- Sempach: Volksfeststreit
- Obdachlos in SG
- Bahnpolizei GL
- Big Brother: Fichenselbstkontrolle ZH; Fichen 2. WK in SG
- Stop Murder Music: Volker Beck im reggae-town.de-Interview
- Transsexualität: Alltags-Hindernisse
- Storch Heinar vs Thor Steinar
- G20-Toter: keine Anklage gegen Polizisten
- Anti-Atom: Tiefenlager ZH + AG

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REITSCHULE
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Mi 28.07.10
22.00 Uhr - Vorplatz - SLP-Offene Bühne

Do 01.08.19
09.00 Uhr - Grosse Halle  - Flohmarkt und Brunch im SousLePont
19.00 Uhr - Vorplatz - Aktion lebendiger Vorplatz "Ping-Pong-Turnier"

Fr 20.08.10
20.30 Uhr - Tojo - Bern Retour - 6 Choreographien von 6 Berner TänzerInnen.

Sa 21.08.10
20.30 Uhr - Tojo - Bern Retour - 6 Choreographien von 6 Berner TänzerInnen.

So 22.08.10
19.00 Uhr - Tojo - Bern Retour - 6 Choreographien von 6 Berner TänzerInnen.

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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MÜSLÜM
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20 Minuten 23.7.10

Müslüm sucht Leute

 BERN. Vom Radiomann zum Musiker: Für seinen ersten Videoclip (20 Minuten berichtete), sucht Scherzkeks Müslüm nun Statisten. Der Dreh findet am 31.7. in Bern statt. Interessierte können sich melden unter muesluemtv@gmail.com.

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20 Minuten 8.6.10

Radiojob weg: Müslüm will nun in die Charts

 BERN. Mit seinen Telefonscherzen wurde Müslüm zur Kultfigur. Nun muss er beim Radio den Hut nehmen - und will stattdessen die Charts erobern.

 Er ruft mit ulkigem Secondo-Slang bei der Polizei wegen eines Jobs an oder fragt beim Waffenhändler nach, ob er eine Pistole haben dürfe: Die türkisch-bernerische Kunstfigur Müslüm hat sich in den letzten Jahren mit forschen Telefonsketches einen Namen gemacht. Nach verschiedenen Stationen war Müslüm zuletzt beim Zürcher Radio 105 tätig - muss sich jetzt aber neu orientieren. Das Arbeitsverhältnis wurde gekündigt, ab Ende Juni werden Müslüms Aktionen nicht mehr ausgestrahlt. "Wir waren uns vertraglich nicht einig", meint Müslüm gegenüber 20 Minuten. 105-Chef Giuseppe Scaglione hingegen erklärt, es habe einfach nicht mehr gestimmt. Der wahre Grund soll gemäss Radio-Insidern sein, dass der Müslüm-Darsteller, Semih Yavsaner, seine Rechte an seiner Kunstfigur nicht an den Sender abtreten wollte, deshalb habe es Streit gegeben.

Müslüm lässt den Kopf aber nicht hängen. Im Gegenteil, er hat Grosses vor. "Ich werde ein Albüm aufnehmen und de ganze Schwaiser Müsikszene auf de Chopf schtelle", so Müslüm zu 20 Minuten. Tatsächlich sollen ihm bereits mehrere Angebote von diversen Plattenfirmen vorliegen. Damit nicht genug: Müslüm könnte sich auch vorstellen, fürs Fernsehen zu arbeiten. Wichtig sei bei einem neuen Engagement vor allem eines: "Ich war nie eine Chapitalischt, de einsige das zählt, isch de Herzen."  

David Cappellini

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Youtube:
http://www.google.ch/search?hl=de&source=hp&q=youtube+m%C3%BCsl%C3%BCm&aq=f&aqi=&aql=&oq=&gs_rfai=

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PNOS BS/BL
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Basellandschaftliche Zeitung 23.7.10

Zeit im Jugendparlament ist für Philippe Eglin abgelaufen

 Dem verurteilten Ex-Vorsitzenden der Basler Pnos-Sektion droht der Ausschluss

Loris Vernarelli

 Das vom Basler Strafgericht am Mittwoch wegen Rassendiskriminierung verurteilte Mitglied der rechtsextremen Partei Pnos, Philippe Eglin, riskiert den Ausschluss aus dem Baselbieter Jugendparlament.

 Eine der internen Regeln des Parlaments besagt nämlich, dass ein Mitglied ausgeschlossen werde, falls eine rechtskräftige Verurteilung aufgrund einer unerlaubten politischen Äusserung oder Handlung vorliegt. Eine solche Entscheidung trifft einzig der neunköpfige Jugendrat, der das Jugendparlament aufgebaut und danach die Schirmherrschaft übernommen hat. Für einen definitiven Ausschluss ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig.

 Keine Sorge muss sich hingegen Philippe Eglins Partei machen. Die Pnos existiere und sei nicht verboten, ein Ausschluss könne deswegen nicht in Betracht gezogen werden, sagt Philippe Mangold, der Präsident der Jungfreisinnigen. Dies sehen die Jungsozialisten und die Grünen allerdings anders. Seite 17

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Pnos darf bleiben, Eglin nicht

 Verurteiltes Pnos-Mitglied muss Jugendparlament wohl verlassen

 Eine interne Regel des Baselbieter Jugendparlaments besagt, dass rechtskräftig verurteilte Mitglieder ausgeschlossen werden müssen. Philippe Eglin riskiert deshalb den Bann, seine Partei Pnos allerdings nicht.

Loris Vernarelli

 Die Verurteilung am letzten Mittwoch des früheren Vorsitzenden der Basler Pnos-Sektion, Philippe Eglin, hat national hohe Wellen geschlagen. Im Juni 2009 hatte der 22-Jährige einen Artikel unter dem Titel "Die Lügen um Anne Frank" auf der Website der Partei National Orientierter Schweizer publiziert, worin er das Tagebuch des jüdischen Mädchens als eine geschichtliche Lüge bezeichnete. Der Schuldspruch wegen Rassendiskriminierung hat für Eglin nicht nur eine unbedingte Geldstrafe von knapp 11000 Franken zur Folge. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er auch aus dem Baselbieter Jugendparlament ausgeschlossen.

 Nach zwei Sessionen des Jugendparlaments sind im Mai dieses Jahres die internen Regeln ausgearbeitet worden. Aus dem Dokument, das der bz vorliegt, geht hervor, dass das Pnos-Mitglied den Verhaltenskodex verletzt hat. Unter Punkt 3, der den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gewidmet ist, heisst es: "In Extremfällen entscheidet der Jugendrat mit einer Zweidrittel-mehrheit über den sofortigen Ausschluss von Jugendparlamentariern aus dem Jugendparlament." Dies sei beispielsweise der Fall, wenn eine rechtskräftige Verurteilung aufgrund einer unerlaubten politischen Äusserung vorliegt.

 Das letzte Wort über den Ausschluss Philippe Eglins hat demnach der neunköpfige Jugendrat. Er ist eine regierungsrätliche Kommission des Kantons Baselland, die unter anderem das Jugendparlament aufgebaut und danach die Schirmherrschaft übernommen hat. Die Entscheidung des Gremiums wird aber nicht so rasch erwartet. "Bevor wir über den Fall beschliessen, müssen wir das rechtskräftige Urteil abwarten", sagt Jugendrat-Mitglied Patricia Kaiser. Eglin habe nach der Urteilseröffnung angekündigt, er wolle Berufung einlegen. Kaiser legt Wert auf die Feststellung, dass die Entscheidung über den Ausschluss Eglins den Verbleib seiner Partei im Jugendparlament nicht beeinflussen werde. "Der Jugendrat als neutrales Gremium hat von Anfang an klargemacht, dass er sich bei solchen Angelegenheiten zurücknimmt. Nur die Parteien selber können über den Ausschluss anderer Parteien aus dem Jugendparlament befinden", erklärt Kaiser.

 Auch Philippe Mangold, Präsident der Jungfreisinnigen Baselland, ist für eine strikte Trennung von Person und Partei. Die Pnos existiere und sei nicht verboten, ein Ausschluss könne deswegen nicht in Betracht gezogen werden. Diese Auslegung, die von allen bürgerlichen Jungparteien unterstützt wird, hat die Verurteilung Philippe Eglins keineswegs verändert. Lediglich die Position des Pnos-Mitglieds ist nicht mehr dieselbe. "Die Regeln des Jugendparlaments haben alle Parteien unterschrieben, also auch die Pnos. Falls Philippe Eglin auch in letzter Instanz verurteilt werden sollte, ist ein Ausschluss die Folge", betont Mangold.

 Der Präsident der Jungfreisinnigen hofft, dass Eglin eine "vernünftige Entscheidung" treffe und selber zurücktrete. Ansonsten sei es die Aufgabe der Parteien, die Konsequenzen zu ziehen.

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 Ohne die Linken

 Das Baselbieter Jugendparlament ist nicht einmal ein Jahr alt, doch hat es schon eine bewegte Geschichte hinter sich. An der Vorbereitungssitzung zur Konstituierung des Parlaments im September 2009 beschlossen JEVP, JSD, JCVP, Pnos, Juso, Jungfreisinnige, Junges Grünes Bündnis und GLP, dass auch die rechtsradikale Partei die Möglichkeit haben soll, am Jugendparlament teilzunehmen. Dies gefiel der Juso und den Grünen nicht - sie beschlossen, dem Jugendparlament fernzubleiben. Wie Juso-Präsident Florian Schreier einräumt, finden unterdessen aber Annäherungsversuche statt. Nach den Sommerferien wollen sich alle Parteien ausser der Pnos zu einem Gespräch treffen. (lv)

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Basler Zeitung 23.7.10

Unorthodoxe Ansichten über böse Äusserungen

 Anlässlich der Verurteilung ihres Ex-Präsidenten protestiert die Pnos Basel gegen das Antirassismusgesetz

 Susanna Petrin

 Zum Spannungsfeld zwischen Antirassismusartikel und Meinungsfreiheit hat Staatsrechtsprofessor Markus Schefer seine eigene "unorthodoxe Meinung".

 Philippe Eglin, Ex-Präsident der Pnos-Sektion beider Basel, ist am Mittwoch vom Basler Strafgericht wegen Rassendiskriminierung verurteilt worden (BaZ von gestern). Der Rechtsextreme hatte die sogenannte Holocaustlüge verbreitet. Nach dem Prozess sagte Eglin vor laufenden Kameras, es sei "traurig für die Schweizer Eidgenossenschaft, dass man die freie Meinung unterdrücken lässt". Er werde das Urteil anfechten.

 Gestern doppelte die Pnos in einer Mitteilung nach: Eglin sei zu einer unbedingten Geldstrafe "verdonnert" worden, weil er "von seiner Meinungsfreiheit anscheinend zu exzessiv Gebrauch gemacht hat und es gewagt hat, die Echtheit der Tagebücher von Anne Frank infrage zu stellen".

 Grenzen der Freiheit

Die Pnos versuche "mit dieser Widerstandshaltung ihre Klientel zu festigen", sagt der Rechtsextremismus-Experte Samuel Althof. Es sei zudem ein Ablenkungsmanöver: "Mit der Holocaustleugnung wird klar die Strafnorm verletzt. Die Pnos probiert, ein anderes Problem daraus zu konstruieren."

 "Wo die Grenzen der Meinungsäusserung liegen, hat unsere Gesellschaft demokratisch bestimmt", sagt auch Strafgerichtspräsidentin Liselotte Henz. Das Antirassismusgesetz ist 1996 von 55 Prozent der Schweizer Stimmbürger angenommen worden.

 Seit der Artikel 261bis in Kraft ist, protestieren nicht nur Rechtsextreme dagegen. Auch Vertreter des rechtskonservativen Lagers, etwa Christoph Blocher und Roger Köppel, setzen dem Antirassismusartikel das Recht auf freie Meinungsäusserung entgegen.

 Dafür etwas Verständnis hat der Basler Staatsrechtprofessor Markus Schefer. Zum Antirassismusartikel habe er eine "unorthodoxe Meinung". Zwar sei es "einfach nur dumm und böse", etwa einen historisch belegten Völkermord zu leugnen, sagt Schefer, "aber der Staat kann nicht historische Wahrheiten rechtlich schützen". Der Schutz gewisser Bevölkerungsgruppen gehe zu stark auf Kosten der Meinungsfreiheit.

 Handlungen ahnden

Schefer wünscht sich, dass der Schweizer Rechtsstaat mehr in der Hand hätte, um diskriminierende Handlungen zu verfolgen anstatt Äusserungen. Denn an verbalen Angriffen müsse man sich mehr gefallen lassen als an Taten.

 Bei der Holocaustlüge sieht Schefer eine Ausnahme - im Gegensatz zur Leugnung des Völkermordes an den Armeniern. Der lange offen existente Antisemitismus sei latent weiterhin vorhanden, deshalb sei es sinnvoll, die Holocaustlüge unter Strafe zu stellen - um zu verhindern, dass der Antisemitismus wieder offen aufflackere. Althof sieht den Grund für das Verbot drastischer: "Die Leugnung retraumatisiert die Opfer, sie ist eine Form psychischer Gewalt."

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20 Minuten 23.7.10

Text von Pnos-Homepage weg

 BASEL. Die Pnos-Sektion Basel hat den vom Ex-Vorsitzenden Philippe Eglin (22) publizierten Text "Die Lügen um Anne Frank" von ihrer Site genommen. Dies, nachdem Eglin am Mittwoch vor dem Strafgericht angehalten wurde, dies unverzüglich zu tun. Bei Unterlassung hätte ihm eine weitere Strafverfolgung gedroht (20 Minuten berichtete). Für Yves Kugelmann vom Anne-Frank-Fonds hat die Gerichtspräsidentin damit ein Zeichen gesetzt. "Trotzdem trauen wir keiner Organisation wie der Pnos, die Grundrechte und historische Tatsachen anzweifelt. Wir werden weiter wachsam bleiben", so Kugelmann. Eglin erklärte nach dem Urteil, dass er die Geldstrafe von rund 11 000 Franken anfechten werde.  DD

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SEMPACH
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Bund 23.7.10

Künftig soll es in Sempach ein Volksfest anstelle von Schlachtfolklore geben

 Statt dem Schlachtumzug in Sempach will die Luzerner Regierung künftig ein Fest ausrichten, das Rechten und Linken die Lust auf Demos vergällt. Das sorgt für Kritik.

 Erwin Haas

 Vor einem Jahr kam es am Rande der Schlachtfeier in Sempach LU zu bedrohlichen Szenen. Rechtsextreme hatten den Anlass, mit dem die Luzerner jeden Juni des Sieges gegen die Habsburger 1386 und ihrer Kantonsgründung gedenken, als politische Plattform missbraucht. Die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) marschierte mit rund 250 Anhängern auf. Bei vier Personen wurden eine Pistole, zwei als Hosengurt getarnte Töffketten und ein Schlagstock gefunden.

 Instrumentalisierte Feier

 Die Luzerner Jungsozialisten wollten nicht weiter tolerieren, dass die Sempacher Feier "zur grössten Neonazi-Veranstaltung des Landes" verkommt, und führten eine bewilligte Gegendemonstration durch, bei der auch Vermummte auftraten. Nur ein massives Polizeiaufgebot, das 300 000 Franken kostete, vermochte handfeste Konfrontationen zu verhindern.

 Der Luzerner Regierung missfiel schon lange, dass die Sempacher Schlachtfeier "verpolitisiert und instrumentalisiert wird". Dieses Jahr führte sie statt des historischen Kostümzugs zum Denkmal, wo Winkelried einst eine Gasse in die Speerphalanx des Habsburger Heeres gerissen haben soll, nur einen schlichten Gedenkgottesdienst in der Stadtkirche durch - sehr zum Missfallen der bürgerlichen Parteien CVP und der SVP. Letztere sprach von einem Kniefall vor vermummten Chaoten. Nur die Sozialdemokraten begrüssten den Entscheid, weil er "der rechtsradikalen Ersatzveranstaltung fürs Rütli" einen Riegel schob.

 "Multikulti-Veranstaltung"

 2011 jährt sich der Gedenktag zum 625. Mal. Im Gegensatz zu den Organisatoren der 1.-August-Feier auf dem Rütli, die ihr Extremistenproblem mit Tickets und Zutrittskontrollen entschärft haben, schwebt der Luzerner Regierung ein Volksfest vor. Gemäss dem Staatsschreiber Markus Hodel soll es "das Wir-Gefühl der Luzerner stärken". Der Kantonsrat unterstützt die Idee.

 Der Umzug in Sempach könnte etwa zu einem Mittelalter-Fest mit Seebühne, Markt und zahlreichen Musikdarbietungen werden - eine Grossveranstaltung, die sich als Plattform für politische Gruppierungen weniger eignet. SVP-Kantonsrat Marcel Omlin fordert allerdings in einem dringlichen Postulat, dass der traditionelle Teil der Schlachtfeierlichkeiten wieder in die Planung aufgenommen wird. Mit einer "Multikulti-Veranstaltung" werde man der historischen Bedeutung der Feier nicht gerecht, moniert er.

 Hinter den Kulissen geben sich derweil die verfeindeten Gruppierungen - vor allem die Junge SVP und die Jusos - so unversöhnlich, dass auch für nächstes Jahr Unruhe zu befürchten ist. Sie schieben in einem öffentlichen Grabenkampf jede Schuld an den Missständen von sich und bezichtigen sich gegenseitig der Verunglimpfung.

 Verspraytes Denkmal

 Nachdem das Winkelried-Denkmal im Juni mit dem Schriftzug "No Nazis" verunziert worden war, drohte die Pnos Willisau den von ihr verdächtigten Linken Vergeltungsschläge und "Sprengfallen" an. Das wegen "Schreckung der Bevölkerung" eröffnete Verfahren hat der Untersuchungsrichter aber mittlerweile eingestellt. Der Tatbestand sei nicht erfüllt, sagte der Sprecher der Luzerner Strafverfolgungsbehörden, Simon Kopp. Eine Begründung konnte er nicht angeben, weil der Untersuchungsrichter in den Ferien ist.

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OBDACHLOS
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St. Galler Tagblatt 23.7.10

Die Strasse als Wohnzimmer
 
Heute seien mehr Jugendliche obdachlos als noch vor zwei Jahren - heisst es. Jugendforscher Christian Reutlinger warnt vor einer "Skandalisierung". Es gebe keine aktuellen Untersuchungen, wie viele junge Menschen auf der Strasse lebten.

 Regula Weik

 St. Gallen. Sie bewegen die Gemüter von Passanten und Anwohnern: die Jugendlichen auf der Strasse, ihre Treffen an Bahnhöfen, ihre Gelage in Parks und Fussgängerpassagen. Eine temporäre Erscheinung? Oder leben heute mehr Jugendliche auf der Strasse? Gibt es mehr junge Obdachlose? Und wie lassen sich Jugendliche, die sich mit Kollegen auf der Strasse treffen, von jenen ohne festen Wohnsitz abgrenzen?

 Aktuelle Untersuchungen dazu gibt es nicht - in keiner Schweizer Stadt. Fakt ist dennoch: In der Notschlafstelle St. Gallen ist jeder dritte Obdachlose jünger als 25. Dieser Anteil ist heute sechsmal höher als noch vor zwei Jahren. Die Notschlafstelle war vergangenes Jahr zu 90 Prozent ausgelastet; im Vorjahr war sie lediglich zu 40 bis 50 Prozent belegt gewesen. Auch die Vermisstenstatistik der Polizei spricht für eine Zunahme. Ebenso die Aussagen von Gassenarbeitern.

 Freiwillig oder unfreiwillig

 Christian Reutlinger, Jugendforscher und Professor an der Fachhochschule St. Gallen, warnt vor voreiligen Schlüssen und einer "Skandalisierung". Er spricht vielmehr von einer Tendenz - davon, dass sich "derzeit mehr und immer jüngere Heranwachsende den öffentlichen Raum als Lebensmittelpunkt wählen". Ob sie freiwillig oder unfreiwillig ohne festen Wohnsitz im Freien oder in Notschlafstellen übernachteten, sei jedoch kaum auszumachen. "Dazu fehlen verlässliche Abklärungen", sagt Reutlinger, "es müssten Gespräche mit den Jugendlichen geführt werden."

 Keine homogene Gruppe

 Denn für ihn ist klar: "Wir müssen von der Vorstellung wegkommen, dass eine homogene Gruppe auf der Strasse lebt." Er spricht von "Strassenkarrieren" und davon, dass die biographischen Einflüsse und individuellen Lebenslagen viel stärker berücksichtigt werden müssten. "Es gibt keinen typischen Fall. Obdachlosigkeit bei Kindern und Jugendlichen lässt sich nicht einseitig erklären." Und: "Obdachlosigkeit in diesem Alter ist kein fixer Zustand."

 Die Hintergründe der Obdachlosigkeit von jungen Menschen mögen individuell verschieden sein; dennoch gibt es einige "generelle" Gefahren und Gründe dafür: Schule sausen gelassen, Ausbildung abgebrochen, zerrüttete Familienverhältnisse, Ablösung vom Elternhaus. "Und", sagt Reutlinger, "die Situation für Jugendliche hat sich verschärft." Nicht alle hätten mehr die Chance, geschweige denn die Garantie, über Bildung und Arbeit in die Gesellschaft integriert zu werden - wegen der Wirtschaftskrise, des Lehrstellenmangels, des Konkurrenzdrucks.

 Ordnung herstellen

 Umgekehrt nutzten Jugendliche den öffentlichen Raum heute verstärkt als Bühne, um sich zu inszenieren, etwa am Hauptbahnhof St. Gallen - "oft ein Schritt in ihrer Entwicklung", sagt Reutlinger. Dies erlebten die einen als "Teil der Urbanität", die anderen als Verunsicherung oder gar Bedrohung. Die Gesellschaft sei heute sensibilisierter für den öffentlichen Raum - und damit auch für die Frage, wie "die Ordnung" darin wiederhergestellt werden kann. "Das ist in fast allen Städten ein Thema", sagt Reutlinger. "In der Ostschweiz ist beinahe ein Wettbewerb um behördliche Massnahmen entstanden." Vermehrte Polizeipräsenz, Jugendpolizisten, Bürgerwehren, Ausgehverbote, Videoüberwachung, Littering-Bussen, Spuckverbot.

 Was ist auf Dauer effizienter: ein Polizist auf Patrouille oder zwei zusätzliche Videokameras? Reutlinger schüttelt den Kopf. Solche Antworten gibt es von ihm nicht - "obwohl damit wohl gut Geld zu machen wäre". Massnahmen, die nur auf Ordnungspolitik zielten, führten dazu, dass sich die jungen Menschen in abgelegene, nicht sichtbare Bereiche zurückzögen. Für Jugendliche ohne festen Wohnsitz rücke damit "eine Beendigung ihrer Strassenkarriere in die Ferne".

 Ausstiegshilfen

 Reutlinger will daher hinter das Phänomen schauen, Erklärungen dafür finden, weshalb mehr junge Leute vorübergehend als Obdachlose leben - und ihnen Perspektiven aufzeigen für den Ausstieg vom Leben auf der Strasse. Als erste Schritte dazu erwähnt er die aufsuchende Jugendarbeit sowie niederschwellige, betreute Wohngemeinschaften für Jugendliche - "ein professionalisiertes Kumpel-Modell", wie er es von Deutschland kennt. "Solche Angebote können die verdeckten Bedürfnisse der Jugendlichen aufnehmen und sie in ihrem belasteten Alltag begleiten."

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 Person

 Christian Reutlinger

 arbeitete während zehn Jahren an verschiedenen europäischen Forschungsinstituten. Heute ist er Professor in der Abteilung Forschung des Institutes für Soziale Arbeit der Fachhochschule St. Gallen; er leitet dort das Kompetenzzentrum Soziale Räume. (rw)

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BAHNPOLIZEI
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Südostschweiz 23.7.10

Auf Nachtzügen fährt neu Bahnpolizei mit

 Ab diesem Wochenende begleiten abends Transport- polizei und Securitas die Züge im Glarnerland. Dies teilen die SBB mit. Ab 2012 sollen alle Glarner Regionalzüge videoüberwacht sein.

 Glarus. - Die SBB und der Kanton Glarus haben genug von Vandalenakten, Pöbeleien und Schlägereien in Zügen. Ab sofort soll in den Nächten von Freitag und Samstag in den Zügen und Bahnhöfen für "Ruhe und Ordnung" gesorgt werden, wie die SBB in einer Medienmitteilung schreiben. Transportpolizei- und Securitas-Mitarbeiter begleiten ab heute die Nachtzüge im Kanton. In einem ersten Schritt sind die Patrouillen bis Ende 2010 unterwegs.

 Videoüberwachung geplant

 Damit werden die "erweiterten Sofortmassnahmen", wie es im SBB-Jargon heisst, ausgebaut. Diese leitete die Transportpolizei bereits 2009 ein. Sie führte vermehrte Schwerpunkteinsätze durch und setzte Securitas-Mitarbeiter an verschiedenen Bahnhöfen ein.

 "Eine permanente Begleitung ist im ländlichen Raum zwar eher unüblich", sagt SBB-Sprecher Roman Marti. Aber im Glarnerland sei es im Vergleich zu anderen Regionen in letzter Zeit vermehrt zu Vorfällen gekommen. "Dem wollen wir einen Riegel schieben."

 Ab 2012 sollen zudem alle Regionalzüge im Kanton Glarus videoüberwacht sein, wie die SBB in ihrer Mitteilung ankündigen.

 Für die Kosten der Massnahmen kommt übrigens der Glarner Steuerzahler auf. Denn bezahlen muss sie der Kanton. (so)

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BIG BROTHER
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Basler Zeitung 23.7.10

Zürich will Fichen selbst kontrollieren

 Dass der Bund dies nicht erlaubt, weiss Polizeivorsteher Daniel Leupi (Grüne) gar nicht

 TIMM EUGSTER, Zürich

 Mit dem grünen Gemeinderat Balthasar Glättli hat auch Zürich ein prominentes Opfer des übereifrigen Staatsschutzes. Trotzdem trifft die neue Fichenaffäre die Zürcher Politik unvorbereitet.

 Daniel Leupi ist nicht zu beneiden. Da hat der frisch gewählte grüne Velolobbyist das unbeliebte Stadtzürcher Polizeidepartement übernommen, um neue Velostreifen zu realisieren. Und nun muss er in der Fichenaffäre Stellung beziehen. Dabei greift er gleich zu drei Kommunikationsstrategien, wie Zitate aus dem "Tagesanzeiger" von gestern belegen.

 Erstens redet er schön: "Die Stadtpolizei bespitzelt keine Parlamentarier", sagt Leupi - obwohl sein Parteikollege, Stadtparlamentarier Balthasar Glättli, 2005 wegen einer Palästina-Demo in der Isis-Datenbank des Inlandgeheimdienstes gelandet war. Für Leupi ein "Grenzfall im Ermessensspielraum der Polizei", die nur die gesetzliche Amts- und Vollzugshilfe für den Bund leisteten.

 Zweitens beruhigt er: "Die Weitergabe der Daten würde heute wohl mit erhöhter Sensibilität geprüft."

 Drittens delegiert er: "Ich gehe davon aus, dass der Bund die Probleme löst, indem er die Qualität künftig gesammelter Daten gewährleistet."

 GESPRÄCHE. Doch es gibt auch noch den zupackenden Daniel Leupi: Dieser führt persönlich Gespräche mit Vertretern des 17-köpfigen Kommissariats Sicherheitsdienst, wo der Bund fünf der Staatsschutzstellen finanziert. Er findet heraus, warum genau Glättli damals fichiert worden war. Er lässt neu eine Statistik anfertigen, wie viele Daten nach Bern geschickt werden. Er wolle sich der Sache annehmen, richtet Leupi der BaZ über seinen Sprecher Reto Casanova aus.

 Hat Basel also doch einen Zürcher Verbündeten im Kampf mit dem Bund um das Recht für eine lokale, unabhängige Kontrolle der Staatsschützer? Leupi lässt ausrichten: "Wir sind der Meinung, dass die Geschäftsprüfungskommission (GPK) diese Kontrolle wahrnehmen darf - aber sicher sind wir nicht." Weiter sagt Casanova: "Stadtrat Leupi wird auch persönlich unangemeldet beim Staatsschutz vorbei gehen."

 Eine Aussage, welche die selbst fichierte Basler Grossrätin und Juristin Tanja Soland amüsiert: "Aus Sicht des Bundes darf er höchstens kontrollieren, ob das Büro schön aufgeräumt ist." Dennoch macht sie ihm Mut, auch die Computer zu durchforsten: "Ich wundere mich schon lange, warum sich das der Basler Regierungsrat Hanspeter Gass nicht traut - eine solche Machtprobe mit dem Bund wäre interessant."

 BERICHT. Die politische Diskussion stehe in Zürich noch ganz am Anfang, sagt SP-Gemeinderat Kyriakos Papageorgiou, der eine dringliche Anfrage zur Fichenaffäre eingereicht hat: "Ich habe die notwendigen Unterschriften nur mit Mühe zusammengebracht - man interessiert sich mehr für die Randstein-Verordnung als für elementaren Persönlichkeitsschutz." Für den Politiker, dessen Vater in Griechenland wegen Daten von Polizeispitzeln fast gehängt worden wäre, ist klar: "Unsere GPK-Subkommission Polizeiakten muss den Staatsschutz beaufsichtigen können." Diese will dem Thema jetzt ohne Auftrag des Parlaments auf den Grund gehen und einen Bericht verfassen.

 Im Kantonsrat hat der gebürtige Inder Jean-Philippe Pinto (CVP) einen Vorstoss eingereicht - er fürchtet, dass er seit seiner Einbürgerung fichiert ist und der Kanton keinerlei Kontrolle ausübt. Die Sicherheitsdirektion will sich dazu nicht äussern, weil der Vorstoss hängig sei - und verweist auf eine zwei Jahre alte Antwort ans Parlament auf dieselben Fragen. Damals referierte der Regierungsrat allerdings bloss die Gesetzeslage. Pinto: "Ich bin gespannt, ob er das Problem diesmal erkennt."

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St. Galler Tagblatt 23.7.10

St. Gallen fichierte schon einmal

 Ein eifriger St. Galler Beamter legte im Zweiten Weltkrieg über zehntausend Fichen an. Vorbild war ihm die Effizienz der Gestapo in Österreich.

 Ralph Hug

 St. Gallen. Die "Fichenaffäre II" ist in aller Munde. Bei aller Aufregung um den Skandal geht vergessen, dass just St. Gallen zu den Pionieren der Fichiererei gehörte. Dies geht auf die 1930er-Jahre zurück, als der Extremismus und namentlich die Nazi-Grüppchen der Frontenbewegung aufblühten. 1935 schuf der Bundesrat in eigener Kompetenz eine Bundespolizei zur Verfolgung von politischen Delikten. Mangels Personal war die Bupo auf die Zusammenarbeit mit den Kantonspolizeien angewiesen, die Observationen durchführen mussten.

 8485 Dossiers angelegt

 Ohne dass es die Öffentlichkeit bemerkte, entstand so eine Politische Polizei. In St. Gallen war der Rheintaler Wachtmeister Martin Spirig (1884-1978) mit der Beobachtung politischer Vorgänge betraut. Erst 1938 gab der Regierungsrat bekannt, dass schon seit mehreren Jahren eine Politische Polizei bestand. Spirig widmete sich seiner Aufgabe mit grossem Eifer. Er baute eine umfangreiche Registratur mit Personen- und Sachdossiers und dazugehörigen Karteikarten (Fichen) auf.

 In Spirigs Visier waren rechts- und linksextreme Gruppen sowie die damals grosse Emigrantenszene mit vielen politischen Flüchtlingen aus dem Hitlerreich. Dabei arbeitete er eng mit der Bundesanwaltschaft zusammen. Bis 1939 hatte er schon 1263 Personen- und 270 Sachdossiers erstellt. Während der Kriegszeit explodierte seine Sammlung: 1945 bestand sie aus 12 000 Registerkarten und 8485 Dossiers. Es dürfte sich um eine unter den Kantonen einzigartige Fichensammlung gehandelt haben.

 Spirigs Vorbild war die systematische Datensammlung der Gestapo in Bregenz. Auf Besuchen im Nachbarland bemerkte er, wie effizient die Nazis mit Hilfe ihrer Karteien die Repression gegen Regimegegner organisierten. Das beeindruckte ihn, wie er in seinen unveröffentlichten Memoiren festhielt, und das spornte ihn zusätzlich an.

 Spirig bezeichnete sich selbst als "grundsatztreuen Christen" und "patriotischen Hüter des Vaterlands". Er wähnte sich auch als Kämpfer gegen alles "Fremdländische". Sein übersteigerter Tatendrang und sein Weltrettungswahn liessen ihn alle Dimensionen sprengen.

 Dabei agierte er ohne Mitarbeiter und war im Polizeikorps isoliert. Kollegen mieden ihn, da er sich im Bundesauftrag und damit höheren Stellen verantwortlich fühlte. Um den Mangel an Mitarbeitern wettzumachen, brach er selbst zu abendlichen Streifzügen durch die Politszene auf und setzte sich ungeniert in KP- und Naziversammlungen, wo ihn natürlich schon alle kannten. "Man versuchte mich hinauszuekeln, doch ich blieb bei Anödereien ruhig sitzen", tröstete er sich trotzig.

 Spitzelnetz aufgebaut

 Aus Personalnot setzte er zuweilen auch seine Ehefrau für Observationen ein. Zudem baute er ein Spitzelnetz aus "Patrioten christlicher Observanz" auf. Damit waren Mitglieder des Schweizerischen Vaterländischen Verbands gemeint, einer antikommunistischen und paramilitärisch organisierten Vereinigung, die nach dem Generalstreik von 1918 aus dem Zusammenschluss von Bürgerwehren entstanden war.

 Als vermutlich einzige zeitgenössische Kartei aus den Kantonen blieb Spirigs Dossiersammlung erhalten. Sie wurde 1989 in einem Schrank aufgefunden, als die Fichenaffäre platzte.

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STOP MURDER MUSIC
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scribd.com 21.7.10

http://www.scribd.com/doc/34632420/iView-Volker-Beck-Zu-Homophobie-Im-Reggae

HOMOPHOBIE IM REGGAE

Sizzla ist kein Unschuldslamm

Volker Beck, MdB, menschenrechtspolitischer Sprecher und parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen hat sich seit Jahren dem Kampf gegen die Homophobie - nicht nur im Reggae und Dancehall - verschrieben. Mit spürbarem Erfolg: Im Laufe der Jahre des aktiven Protestes gegen Konzerte der üblichen jamaikanischen Verdächtigen konnten rechtskräftige Auftrittsverbote und zeit-weilige Einreisesperren in den Schengen-raum erwirkt werden. Einige Reggaefans werfen Beck jedoch blinden Aktionismus und mangelnde Sachkenntnis vor, sehen in ihm gar den Erzfeind des Reggae. In einem Interview mit Malte Mackenrodt, Moderator der Internetplattform reggae-town.de, gibt er Einblicke in seine Sichtweisen und macht Hoffnung auf einen Fortschritt im weiterhin andauernden Konflikt.

Malte Mackenrodt (mm):  Herr Beck, in vielen Diskussionen über das Thema Homophobie im Reggae und Dancehall tauchen  die Vorwürfe "Eurozentrismus" beziehungsweise "Kulturrelativismus" als ewige Gegenpole auf. Kann es aus Ihrer Sicht mit Blick auf das textliche Gebaren einiger zahlenmäßig unterlegener Künstler so etwas wie "mildernde Umstände" wegen kultureller Herkunft und Sozialisation geben?

Volker Beck (vb): Zunächst einmal: Es ist wichtig festzustellen, dass es tatsächlich nur um eine Handvoll Sänger bzw. Gruppen innerhalb des jamaikanischen Reggaes geht. Die übergroße Mehrheit der deutschen und auch der jamaikanischen Künstler ist nicht homophob. Genau genommen sind die strafrechtlichen Vorschriften ja erst in der Kolonialzeit nach Jamaika importiert worden. Die Homophobie in Jamaika hat dieselben Wurzeln wie in anderen Entwicklungsländern: mangelnde Auf-klärung und Eliten, die ihre eigene Vormachtstellung auch aus der Stimmungsmache gegen Minderheiten legitimieren. Nein: Sizzla und Co. nutzen Klischees und Vorurteile, um daraus Prominenz und Gewinn zu ziehen. Es handelt sich hier um Großverdiener, die auf dem Rücken von Minderheiten Geld machen. Das darf man ihnen nicht durchgehen lassen.

mm:  Neben der viel zitierten "Bun Battyboy"-Metaphorik gibt es ja auch andere, meist subtilere und mit übereifrig zur Schau gestellter Heterosexualität gepaarte Formen der Homophobie in  jamaikanischen Texten.  Das Spektrum reicht von Gleichgültigkeit über nüchternes Unverständnis bis hin zu offenkundiger, aggressiver Ablehnung und zumindest verbalen Mordgelüsten. Wo hört für Sie künstlerische Meinungsfreiheit auf, wo fängt Volksverhetzung an?

vb:  In Deutschland ist der Straftatbestand der Volksverhetzung klar definiert: Da wo in der Öffentlichkeit zu Gewalt gegen Minderheiten aufgerufen wird oder der Hass gegen Minderheiten geschürt wird. Ich unterscheide auch: wenn auf Konzerten schwulenfeindliche Witze gemacht werden, dann verurteile ich das und fordere eine Entschuldigung. Der Aufruf zu Mord und Gewalt ist aber in keinem Fall von der Meinungs- und Kunstfreiheit gedeckt.

mm: Manche nennen den derzeitigen Konflikt und die öffentlichkeitswirksamen Mittel, mit denen er ausgetragen wird, ein ungleiches Duell, von einer "mächtigen Schwulenlobby" ist die Rede, die sich vor dem Hintergrund des global existierenden Problems der Homophobie einen fast wehrlosen Gegner als Projektionsfläche ihrer Anliegen ausgesucht hat. Stimmen Sie dem zu: Sind jamaikanische "Hasssänger", wie Sie sie gerne und häufig bezeichnen, leichte mediale Beute für einen Berufspolitiker im Kampf um mehr Rechte für LGBT?

vb: Das stellt die Realität auf den Kopf. Sizzla ist kein Unschuldslamm - seine und andere homophobe Lieder  führen in Ja-maica nach Berichten von Amnesty International oder Human Rights Watch zu ganz realen Treibjagden auf schwule Männer oder Männer, die für schwul gehalten werden. Diese Menschen haben in Jamaika nicht nur keine Lobby, sondern werden sogar vom Staat verfolgt. Darauf aufmerksam zu machen ist auch unsere Aufgabe - getreu dem Motto: Marching for those, who can't!

mm: Einreiseverbote für den Schengen-raum und indizierte Tonträger - ist damit diese hässliche Sache christlich-kolonialen Ursprungs für Europa vom Tisch?

vb: Sicherlich nicht - wir müssen Aufklärungsarbeit leisten. Homosexualität ist keine freiwillige Entscheidung, sondern unveränderliches Persönlichkeitsmerkmal. Dazu arbeiten Stiftungen und Menschen-rechtsorganisationen - ich würde mir aber auch mehr Engagement der Botschaften wünschen. Wir stärken die Gruppen vor Ort, so dass ihr Engagement nachhaltig wirken kann. Leider ist es häufig so, dass prominente Kämpfer für die Menschenrechte der Lesben und Schwulen ermordet werden oder das Land verlassen müssen. Die generelle Gewalt in Jamaika ist extrem hoch - da müsste die Bundesrepublik und die Europäische Union sehr viel aktiver helfen.

mm: Sizzla hat sich im Februar 2010 mit seinem Interview in Zimbabwe quasi selbstständig ins europäische Karriere-abseits befördert und wird auch von der hiesigen Reggaeszene nicht erst seit diesem Vorfall kritisch beäugt. Viele schätzen ihn dennoch weiterhin für seine zahlreichen friedfertigen Lieder. Was meinen Sie müsste passieren, damit ein Sänger wie Sizzla wieder rehabilitiert und glaubwürdig wird, oder hat er seine Chancen endgültig verspielt?

vb: Sizzla hat mehrere Angebote ausgeschlagen und Chancen vertan. Mit dem "Reggae Compassionate Act" hat man versucht eine Brücke zu bauen. Sizzla hat sich wiederholt davon distanziert und zuletzt - ausgerechnet in Zimbabwe! - betont, dass er die homophoben Lieder aus Überzeugung singt, weil "die Botschaft darin gehört werden müsse". Andere Künstler haben sich glaubwürdiger von ihren früheren Songs verabschiedet. T.O.K. zum Beispiel hat umgedacht, nachdem der Bruder eines Bandmitgliedes durch Gewalt ums Leben kam. Daraufhin hat T.O.K. den RCA neu unterschrieben und sich nach meiner Kenntnis bis heute daran gehalten.

mm: Im Rahmen des verhinderten Auftritts in Berlin kam es auch zu der gemeinsam von Künstlermanagement, Veranstalter und LSVD erarbeiteten Idee, Sizzla könne sich mit einer ad hoc unterschriebenen, zwölf-monatigen Kampagne auf Jamaica gegen Homophobie samt Akzeptanzbroschüre und Videostatement einen Auftritt im Kesselhaus ermöglichen. Halten Sie das für eine wirksame Erziehungsmaßnahme oder glauben Sie, die Akteure waren sich im Voraus darüber bewusst, dass diese Forderung zu diesem Zeitpunkt zum Scheitern verurteilt war?

vb: Die Idee folgt den Grundsätzen des Täter-Opfer-Ausgleichs und setzt direkt an den Problemen an. Ich finde den Ansatz, dass mehr für die Aufklärung vor Ort in Jamaica getan werden müsste, sehr richtig. Ich würde mir wünschen, dass andere Künstler ein solches Engagement zeigen - von Sizzla erwarte ich hier nichts mehr. Ich fand es aber zum Beispiel beeindruckend, dass Shaggy bei seinem großen Benefiz-konzert im Januar in Kingston seinen Kollegen Bounty Killer der Bühne verwies, als der mal wieder zum Schwulenbashing ansetzte. Das zeigt Zivilcourage und macht auch deutlich, dass nicht "der Reggae" schwulenfeindlich ist, sondern nur einige wenige Interpreten.

mm: Und Aktionen, wie zum Beispiel der Buttersäureanschlag im Wuppertaler U-Club - gerechtfertigt?

vb: Gewalt ist nie eine Lösung. Ich setze auf Argumente und auf rechtsstaatliche, präventive Mittel.

mm: Schriftliche Vereinbarungen wie der Reggae Compassionate Act haben sich in der Vergangenheit einige Male als zahnlose Tiger erwiesen. Könnten Sie sich in Zukunft noch einmal ein neues Dokument vorstellen, maßgeschneidert für den reibungslosen europäischen Konzertbetrieb?

vb: Es kann keinen "reibungslosen" Konzertbetrieb in Europa geben für Interpreten, die in Jamaika zu Hass und Gewalt aufrufen. Wo wäre da die "Anteilnahme" und das Mitleid am Schicksal der Schwulen und Lesben in Jamaika? Nur eine glaubwürdige Distanzierung, die auch mit einem dokumentierten inneren Einstellungswandel einhergeht, könnte Grundlage eines neuen Reggae Com-passionate Actes sein.

mm: Auf ein eindeutiges Signal aus Jamaica wird man vermutlich noch länger warten müssen. Dennoch hat der Anteil extremer Songs am musikalischen Gesamtoutput der Karibikinsel spürbar nachgelassen. Ist das, was Sie unlängst in der taz als Verdienst Ihres Engagements bezeichneten, tatsäch-liches Umdenken oder ist das eher die Geschäftsstrategie eines sich im finan-ziellen Überlebenskampf befindlichen Nischenmarktes?

vb: Die Künstler und die Verantwortlichen in Jamaika fürchten um den guten Ruf ihres Landes und ihrer Musik. Es gibt ja in dieser Frage eine breite internationale Kritik, die weit über Deutschland und mein Engagement hinaus geht. Mittlerweile kommt keine Tagung über die Zukunft der Reggaebranche ohne entsprechende War-nungen aus. Jetzt müssen die Ver-antwortlichen aber auch die richtigen Konsequenzen ziehen und von sich aus klarstellen, dass Gewalt und Mordaufrufe gegen Minder-heiten kein Teil des Reggaes sein können.

mm: Was muss sich Ihrer Meinung nach langfristig an der Situation auf Jamaica verbessern und wie weit reicht da der Arm der europäischen und amerikanischen LGBT-Verbände und sonstigen Menschen-rechtsorganisationen? Gibt es auf dieser Ebene Verbindungen und aktives Enga-gement vor Ort, beispielsweise in Koope-ration mit JFLAG?

vb: Es ist leider so, dass viele der Aktivistinnen und Aktivisten mittlerweile Asyl in den Vereinigten Staaten oder Kanada gesucht haben, weil sie in ihrer Heimat nicht sicher sind. Etliche der Menschenrechtler sind in der Vergangenheit selbst Opfer von homophober Gewalt geworden. Es ist aber ermutigend, dass in diesem Jahr zum ersten Mal ein "Walk for Tolerance" stattfinden konnte, den verschiedene AIDS-Hilfe-Gruppen gemein-sam mit JFLAG organisiert hat. Es tut sich was in Jamaica - das macht Mut.

mm: Bei den wenigsten Mitgliedern der deutschen Fanszene ist davon auszugehen, dass sie homophober wären als der gesamtgesellschaftliche Durchschnitt. Vielen dient diese Selbsteinschätzung aber auch als vermeintlich sicherer Schutz vor der eigenen sozialen Verantwortung. Oft ist zu hören, hierzulande sei schließlich noch nie etwas Schlimmeres passiert. Herr Beck, ist Deutschland wirklich ein Schwulen-paradies? Wie beurteilen Sie den Ist-Stand der latenten und/oder offenen Homophobie in Deutschland?

vb: Allein in Berlin sind im Juni mindestens drei Vorfälle von homophober Gewalt bekannt geworden. Auch in anderen Großstädten kommt es leider häufig zu gewalttätigen Übergriffen auf Lesben und Schwule - oder auf Menschen die für lesbisch oder schwul gehalten werden. Die Mitte der deutschen Gesellschaft ist toleranter geworden in den letzten Jahren - dafür steigt offenbar an den Rändern wieder die Gewaltbereitschaft. Reggaefans in Deutschland sind gewiss nicht homophober als andere Menschen - auch wenn ich schon schockiert bin über manche Äußerungen auf Podiumsdiskussionen zum Thema oder E-Mails und Facebook-Kommentare. Da äußert sich dann mehr als nur latente Homophobie.

mm: Ein großer Teil der deutschen Reggaefans scheint mittlerweile anerkannt zu haben, dass man gewisse Texte nicht kritiklos hinnehmen sollte, die Dauerdiskussion hat wieder an Fahrt aufgenommen. Viele zeigen zudem zu-nehmendes Verständnis für die Kritik-punkte der LGBT-Community. Zu einer einheitlichen und deutlichen Positionierung gegen homophobe Tendenzen im Reggae und Dancehall hat man sich hingegen noch nicht durchringen können. Gleichwohl scheint sich der Wille zu einem gemeinsamen gleich-berechtigten Werteverständnis abzu-zeichnen, oder zumindest der Wunsch nach einer pragmatischen Lösung für die Zukunft. Wie beurteilen Sie den Fortschritt in der hiesigen Debatte und inwieweit verfolgen sie diese?

vb: Ich habe mich gefreut, dass "Gentleman" sehr schnell seine missverständlichen Aussagen zurückgenommen hat. Wir versuchen gerade einen Termin für einen Runden Tisch zu finden, an dem auch Vertreter des LSVD  und - das wäre mein Wunsch - Branchenvertreter teilnehmen können. Bei einem Fachgespräch hier im Bundestag waren zwei sehr engagierte Reggaekünstler aus Bayern, die her-vorragend mit Jugendlichen gegen Homophobie und Rassismus arbeiten. Umso mehr ärgert mich dann eine Presseerklärung des "Reggae Chiemsee Summer", die Sizzla "bewusst eingeladen" haben, gerade weil er wegen seiner homophoben Äußerungen kritisiert werde. Dies ist eine Solidarisierung mit dem Falschen.

mm: Mit der Dauer des Konflikts wächst angesichts des arg angeschlagenen Images der Reggae- und Dancehallszene seitens derselbigen auch das Bedürfnis nach einer Entspannung der Situation. Was würden Sie einem jungen Fan heute raten, wie er sich konstruktiv an einer Lösung des Problems beteiligen kann?

vb: Ich hoffe, dass die Fanszene selbst Aktionen startet um sich mit den homophoben Künstlern auseinander zu setzen - und Druck macht auf unverantwortliche Veranstalter wie dem "Chiemsee Summer". Hier könnt Ihr glaubwürdig Stellung beziehen und deutlich machen, dass Eure Musik nicht durch einige Wenige in Verruf gebracht werden soll. Und: Beschäftigt Euch mit der Situation in Jamaika und helft den Menschen dort!


Malte Mackenrodt  im Juli 2010

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Zwischen Homo- und Dancehallphobie in Deutschland
http://www.reggae-town.de/module-pnForum-viewtopic-topic-5431.html

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TRANSSEXUALITÄT
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Rundschau 21.7.10

Schwieriger Geschlechterwechsel

Keine Krankenkassendeckung für Geschlechtsumwandlungen, fordert die SVP. Keine Zivilstandsänderung ohne den Nachweis der vollständigen Fortpflanzungsunfähigkeit, sagt das Zivilstandsamt. Transsexuelle kämpfen in der Schweiz um soziale und behördliche Anerkennung. Die Rundschau besucht zwei Frauen und einen Mann, die ihr Geschlecht gewechselt haben. Sie erzählen vom neuen Leben und dem Kampf um ihre neue Identität.
http://videoportal.sf.tv/video?id=37d07d68-a18c-46d1-a041-e210e3a720c5

Dossier Transsexuell:
http://www.sf.tv/sfwissen/dossier.php?docid=17310&navpath=men

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STORCH HEINAR
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Radio Z (Nürnberg) 22.7.10

Federn lässt Thor Steinar, nicht Storch Heinar

Dieser Beitrag enthält mehrere Teile          

Thor Steinar klagt gegen Storch Heinar. So hieß es gestern vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. Die Bekleidungsmarke, die unter Nazis en vogue ist, fühlt sich nämlich von Störchen mit Hitlerbärtchen auf T-Shirts verunglimpft und sieht darin eine Markenrechtsverletzung.
ACHTUNG: schön wäre es, das kurze storch-heinar-lied (teil 2) vor der anmoderation zu spielen!!!

ANMOD: "Storch Heinar", das ist ein dümmlich dreinblickender Vogel mit Seitenscheitel und Hitlerbärtchen. Als sogenannter "Führerstorch" prangt er auf T-Shirts und Pullis. Die Satire-Marke "Storch Heinar" gießt ihren Spott über Nazis in viele Klamotten und Sticker. Da gibt's den "Eisernen Knopf Storchkraft" und das Babylätzchen aus der "Kollektion Lebensborn" mit dem Namen "Schussweste".
Das war der Kleidungsmarke Thor Steinar, die vornehmlich von Rechtsextremen getragen wird, jetzt zu viel. Und so hieß es: Thor Steinar verklagt Storch Heinar. Stattgefunden hat dieses Stück über Satire im Landgericht Nürnberg-Fürth und zwar gestern. Doch nicht der Storch musste Federn lassen.... Heike Demmel erfuhr von Mathias Brodkorb, einem der Väter der trotteligen Satirefigur,
was genau ihm die Firma Mediatex, die hinter Thor Steinar steckt, vorwirft:

Interview (Hauptteil:
http://www.freie-radios.net/mp3/20100722-federnlsst-35184.mp3
Storchenlied:
http://www.freie-radios.net/mp3/20100722-federnlsst-35185.mp3

ABMOD:
Alles über Storch Heinar und auch die ganze Produktpalette findet ihr im Netz unter: http://www.storchheinar.de
Und mehr Infos und auch Hintergründigeres gibt's unter:
http://www.endstation-rechts.de

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G20
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Zürichsee-Zeitung 23.7.10

G-20-Gipfel

 Keine Anklage gegen Londoner Polizisten

 Der Tod eines Mannes am Rande der Proteste gegen den G-20-Gipfel in London wird für den beteiligten Polizisten kein juristisches Nachspiel haben. Laut der britischen Staatsanwaltschaft gibt es keine realistische Aussicht auf eine strafrechtliche Verurteilung wegen Totschlags.

 Der Polizist hatte den 47-jährigen Zeitungsverkäufer Ian Tomlinson während des Gipfels im April des vergangenen Jahres geschlagen und zu Boden gestossen, weniger später starb der Mann. Tomlinson war während des G-20-Gipfels auf dem Heimweg von der Arbeit durch das von einem massiven Polizeiaufgebot abgeriegelte Bankenviertel in London gegangen. Die Polizei hatte nach einer ersten Obduktion erklärt, der Zeitungsverkäufer sei an einem Herzinfarkt gestorben. Nach Angaben des Anwalts der Familie ergab eine zweite Obduktion hingegen, dass Tomlinson an einer Unterleibsblutung starb.

 Viele Widersprüche

 Es gebe einen "scharfen Widerspruch" zwischen den medizinischen Expertisen zur Todesursache des Mannes, argumentierte die Staatsanwaltschaft gestern. Deshalb sei es nicht möglich, über alle begründeten Zweifel hinaus zu belegen, dass Tomlinsons Tod durch den Polizisten verursacht worden sei. Auch eine Verurteilung wegen Körperverletzung oder Fehlverhaltens im Amt sei nicht realistisch. (afp)

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ANTI-ATOM
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Tagesanzeiger 23.7.10

Atommüll

 Kanton verzichtet auf Studie für Tiefenlager im Unterland

 Kloten/Regensdorf/Feuerthalen - Der Regierungsrat sieht keine Notwendigkeit, neben den laufenden Untersuchungen noch eine eigene, unabhängige Studie zur Sicherheit eines Atommüll-Endlagers im Zürcher Unterland in Auftrag zu geben. Der Schutz der Bevölkerung stehe in allen Verfahren im Vordergrund, und der Kanton Zürich sei über verschiedene Organe in diese Prozesse eingebunden. Das schreibt der Regierungsrat als Antwort auf eine Motion der SP-Kantonsräte Marcel Burlet (Regensdorf), Markus Späth (Feuerthalen) und Priska Seiler Graf (Kloten). Ein möglicher Standort für ein Endlager für Atommüll ist das Zürcher Unterland. (fca)

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Aargauer Zeitung 23.7.10

Endlager Auf keinen Fall im Aargau

 Wie die Schweizer Demokraten (SD) des Kantons Aargau ankünden, werden sie "alle demokratischen Möglichkeiten ausschöpfen", um ein Endlager für radioaktive Abfälle auf dem Territorium des Kantons Aargau zu verhindern. Es sei geradezu fahrlässig, dem Atom-Kanton Aargau noch mehr Risiken aufzudrängen. (mz)