MEDIENSPIEGEL 26.7.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Randstand Burgdorf: Treffpunkt Butterzentrale
- Nothilfe: SVP ZH gegen Asyl-Sozialhilfe
- Ausschaffungen: Knastis gegen Abschiebung
- Pnos BS/BL: raus aus dem Jugendparlament
- Rütli: Friedliches Fest geplant
- Big Brother Sport: Hysterie; Szene Rappi
- Protestformen sozialer Bewegungen
- Eva Herman + Sodom & Gomorrha
- Anti-Gentech: Sabotage in Pully
- Anti-Atom: Hohentengen; Axpo-Konter; Weinland

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REITSCHULE
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Mi 28.07.10
22.00 Uhr - Vorplatz - SLP-Offene Bühne

Do 01.08.19
09.00 Uhr - Grosse Halle  - Flohmarkt und Brunch im SousLePont
19.00 Uhr - Vorplatz - Aktion lebendiger Vorplatz "Ping-Pong-Turnier"

Mi 18.08.10
20.00 Uhr - Dachstock - Portugal. The Man (USA)

Fr 20.08.10
20.30 Uhr - Tojo - Bern Retour - 6 Choreographien von 6 Berner TänzerInnen.

Sa 21.08.10
20.30 Uhr - Tojo - Bern Retour - 6 Choreographien von 6 Berner TänzerInnen.

So 22.08.10
19.00 Uhr - Tojo - Bern Retour - 6 Choreographien von 6 Berner TänzerInnen.

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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RANDSTAND BURGDORF
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BZ 24.7.10

Burgdorf

 Alkiszene: alles in Butter

 Die Burgdorfer Alkoholiker- und Drogenszene hat einen neuen Standort - bei der alten Butterzentrale. Die Stadt störts nicht.

 Die Ansage war klar: "Wer sich auf öffentlichem Grund trifft und in Gruppen Alkohol oder andere Drogen konsumiert, wird weggewiesen", teilte die Stadt Burgdorf der Alkoholiker- und Drogenszene im Bahnhofquartier Anfang Juni mit. Wer sich der Wegweisung widersetze, müsse mit einer Strafanzeige und einer Busse rechnen.

 Zwei Monate später ist klar: Die Zielgruppe lässt sich von den Drohungen des Gemeinderates nicht davon abhalten, sich billigbiertrinkend im Innenstadtbereich aufzuhalten. An ihren früheren Stammplätzen vor dem Coop und im Entenpark sind die Süchtigen zwar kaum mehr zu sehen. Dafür treffen sie sich nun auf dem Areal der alten Butterzentrale, um die Zeit totzuschlagen.

 Quer durch die Beiz

 Gross stören würde die Gruppe dort "eigentlich nicht", sagt Martin Maeder. Er führt in Sichtweite der Butterzentrale das "Warteck". Auseinandersetzungen unter den Szenegängern habe er keine beobachtet, sagt der Wirt. Nur: "Durch meine Gartenwirtschaft laufen jetzt dauernd Leute, um im Coop Bier zu holen. Nachher spazieren sie wieder zurück. Das ist nicht besonders angenehm."

 Als die Stadt ihren Wegweisungsartikel verfügte, legte sie einen Perimeter fest, in dem sich die Süchtigen nicht mehr aufhalten dürfen. Dieses Gebiet umfasst das Bahnhofquartier und den Entenpark. Die alte Butterzentrale liegt ausserhalb der verbotenen Zone.

 Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch weiss, dass sich die Suchtkranken an diesem Ort aufhalten. Dagegen habe sie keine Einwände, sagt sie. "Solange sich die Leute anständig verhalten und der Kanton als Grundbesitzer damit einverstanden ist, können sie bleiben."

 "Wenn sie nicht stören…"

 Anfang November hat der Gemeinderat der Szene einen Unterstand bei der Markthalle als Treffpunkt zugewiesen. Doch diesen frequentieren die Betroffenen kaum. Für die Stadt sei das kein Grund zur Aufregung, sagt Zäch. "Irgendwo müssen diese Menschen ja sein. Wenn jetzt ein Plätzchen gefunden haben, auf dem sie niemanden stören, ist das in Ordnung."

 Johannes Hofstetter

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NOTHILFE
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Tagesanzeiger 24.7.10

Gegen Sozialhilfe für abgewiesene Asylbewerber

 Die SVP will die Zürcher Bevölkerung darüber entscheiden lassen, wie viel Geld abgewiesene Asyl- bewerber erhalten sollen.

 Von Stefan Hohler

 Zürich - Die SVP hat gestern begründet, warum sie gegen den Kantonsratsbeschluss zur Änderung des Sozialhilfegesetzes das konstruktive Referendum ergreift. Wie Parteipräsident und Kantonsrat Hans Frei an einer Medienkonferenz sagte, sollen Personen mit dem Status "vorläufig Aufgenommene" - also abgewiesene Asylbewerber, die nicht ausgeschafft werden können - nicht noch zusätzlich mit einer grosszügigen Sozialhilfe belohnt werden. Es sei äusserst fragwürdig, diese Leute bei der Sozialhilfe den Schweizern und Ausländern, die seit Jahren in der Schweiz leben, gleichzustellen, wie die Mehrheit des Kantonsrats beschlossen hat.

 Kantonsrätin Barbara Steinemann erläuterte anhand der Barauszahlungen an Sozialhilfebezüger, die finanziellen Konsequenzen der Gesetzesrevision: So erhält bis jetzt eine Person im Asylverfahren in der Gemeinde Regensdorf monatlich knapp 400 Franken. Wird nun der gleiche abgewiesene Asylbewerber neu nach den Skos-Richtlinien (Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe) bezahlt, erhält er 960 Franken. "Es ist nicht einzusehen, weshalb ‹vorläufig Aufgenommene› bessergestellt werden als Personen, die im Asylverfahren sind", sagte Steinemann. Für Kantonsrat Claudio Schmid würde die Gewährung der Sozialhilfe im Kanton Zürich eine Sogwirkung erzeugen. Jetzt schon erfolge die Zuwanderung in die Schweiz häufig direkt in den Sozialstaat. Alle Kantone ausser Basel-Stadt und Luzern würden Barauszahlungen an "vorläufig Aufgenommene" nach Asylrichtlinien und nicht nach Skos-Richtlinien ausrichten.

 Die SVP muss nun innert 60 Tagen 3000 Unterschriften im Kanton Zürich für das konstruktive Referendum sammeln. Frei ist überzeugt, die Unterschriften schnell zusammenbringen zu können, auch wenn die Sammlung in die Sommerferien fällt.

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Limmattaler Tagblatt 24.7.10

Bescheidene Finanzhilfe genügt

 SVP will Volksabstimmung über die Ausdehnung der Sozialhilfe auf vorläufig Aufgenommene

 Die SVP sammelt 3000Unterschriften gegen den Kantonsratsbeschluss, den vorläufig aufgenommenen Asylbewerbern Sozialhilfe gemäss den Skos-Richtlinien zu gewähren. Die SVP findet, eine finanziell bescheidenere Hilfe genüge.

 Alfred Borter

 "Die 3000Unterschriften haben wir rasch beisammen", sagte Hans Frei, Präsident der SVP-Kantonsratsfraktion, zum Start der Unterschriftensammlung. Sie müssen innerhalb von 60Tagen zusammenkommen.

 Die SVP findet es falsch, dass künftig auch vorläufig aufgenommene Asylbewerber die gut ausgebauten Sozialhilfeleistungen gemäss den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (Skos) erhalten. Das hat der Kantonsrat bei der Teilrevision des Sozialhilfegesetzes beschlossen. Damit aber wachse das Problem, dass Fremde aus weit entfernten Ländern animiert würden, in die Schweiz zu kommen, um hier ein Asylgesuch zu stellen, sagte Frei.

 "Falsche Flüchtlinge"

 Heute erhalten abgewiesene Asylbewerber, die aus irgendeinem Grund nicht ausgeschafft werden können und daher einen Ausweis F als vorläufig Aufgenommene bekommen, eine um rund 30Prozent geringere Hilfe.

 Bei den vorläufig Aufgenommenen handle es sich um "falsche Flüchtlinge", gab Frei zu verstehen. Sie seien aufgefordert, die Schweiz zu verlassen, und wenn sie das, aus welchen Gründen auch immer, nicht täten, dürfe man ihr Verhalten nicht noch dadurch belohnen, dass sie von der Sozialhilfe in der gleichen Höhe wie Schweizer und langjährig ansässige Ausländer profitieren könnten.

 Kantonsrätin Barbara Steinemann (SVP, Regensdorf) erklärte, heute erhalte eine vorläufig aufgenommene Person in ihrer Wohngemeinde 396Franken im Monat. Würde man die Skos-Richtlinien anwenden, käme sie auf 960Franken plus Integrationszulage von 100 bis 300Franken, und sogar dann, wenn sich die Person als renitent erweise, habe sie immer noch 816Franken zugute. Eine kinderreiche Familie erhalte sogar Leistungen von bis zu 6000Franken, ein Betrag, den sie mit Arbeit nie erzielen könnte, schon gar nicht in ihrem Herkunftsland.

 Die meisten der abgewiesenen, aber nicht ausschaffbaren Asylbewerber stammten aus Schwarzafrika, fügte Kantonsrat Claudio Schmid (SVP, Bülach) bei, andere grössere Gruppen kämen aus Sri Lanka, Irak, Afghanistan, Kosovo, Georgien, Serbien oder der Türkei. Es handle sich um rund 5000Personen. Die seien eine Hypothek für die Schweiz, vor allem diejenigen, welche ein deliktisches Talent an den Tag legten.

 Im Kantonsrat abgeblitzt

 Die SVP hatte schon während der Beratung im Kantonsrat versucht, die Ausdehnung des Anspruchs auf Sozialhilfe auf vorläufig Aufgenommene zu verhindern, vermochte für ihr Anliegen allerdings keine Mehrheit zu gewinnen.

 Die übrigen Neuerungen im Sozialhilfegesetz hingegen unterstützt auch die SVP, etwa die vermehrte Information zwischen den Amtsstellen, die dazu führen soll, den Sozialhilfemissbrauch einzudämmen. Diese Bestimmungen werden durch das Referendum nicht tangiert.

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 Vorläufig Aufgenommene ausländer

 Vorläufig Aufgenommene sind gemäss EJPD Personen, die aus der Schweiz weggewiesen wurden, wobei sich aber der Vollzug der Wegweisung als unzulässig (Verstoss gegen Völkerrecht), unzumutbar (konkrete Gefährdung des Ausländers) oder unmöglich (vollzugstechnische Gründe) erwiesen hat. Die vorläufige Aufnahme stellt demnach eine Ersatzmassnahme dar. Die vorläufige Aufnahme kann für 12Monate verfügt werden und vom Aufenthaltskanton um jeweils 12Monate verlängert werden. Vorläufig Aufgenommene erhalten den AusweisF. Sie werden nicht nach den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe unterstützt, sondern rund 30Prozent unterhalb der dort vorgesehenen Ansätze. (abr.)

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Landbote 24.7.10

Sozialhilfe: SVP startet Kampf

 Zürich - Die Zürcher SVP will verhindern, dass vorläufig aufgenommene Flüchtlinge Sozialhilfe beziehen können. Es wäre äusserst fragwürdig, wenn "falsche Flüchtlinge" mit der übrigen Bevölkerung gleichgestellt würden, sagte SVP-Fraktionschef Hans Frei gestern. Die SVP will das revidierte Sozialhilfegesetz mit Hilfe des Volks teilweise kippen. Regierung und Parlament wollen die vorläufig Aufgenommenen besser integrieren. (flu) lSeite 25

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Zürcher SVP bekämpft eine Blocher-Idee
 
flu

 Vorläufig aufgenomme Flüchtlinge sollen keine Sozialhilfe erhalten. Die SVP lanciert darum ein Referendum gegen das revidierte Sozialhilfegesetz. Sie stellt sich gegen eine Idee, die unter alt Bundesrat Christoph Blocher ins Bundesrecht kam.

 Zürich - "Wir wollen die vorläufig aufgenommenen Personen nicht integrieren", sagt SVP-Kantonsrätin Barbara Steinemann. Ganz im Gegensatz zum Regierungsrat, der genau dies anpeilt. Das ist der Grund, weshalb die SVP den einen Teil des revidierten Sozialhilfegesetzes bekämpfen will. Seit gestern sammelt sie Unterschriften für ein konstruktives Referendum.

 Es geht um rund 4200 vorläufig aufgenommene Frauen, Männer und Kinder (siehe Kasten). Wie die Erfahrung zeigt, bleiben die allermeisten dauerhaft in der Schweiz. Gemäss Kanton ist aber nur eine Minderheit erwerbstätig. Diejenigen ohne Stelle sollen künftig Sozialhilfe beziehen können. Dies beschloss der Kantonsrat kürzlich gegen die Stimmen von SVP, EDU und Grünliberalen.

 Die Idee dahinter: Diese Personen sollen mit sanftem Druck dazu gebracht werden, sich besser zu integrieren. Der Staat kann sie nach dem Prinzip "Leistung und Gegenleistung" drängen, einen Deutschkurs zu besuchen oder einen Job in einem Beschäftigungsprogramm anzunehmen. Wenn sie sich weigern, wird ihnen die Sozialhilfe gestrichen. Heute beziehen sie Asylfürsorge, und der Staat kann keinen Druck ausüben.

 Für Steinemann sind die möglichen Sanktionen aber bloss "Schall und Rauch". Wenn für die vorläufig aufgenommenen Personen einmal die Ansätze der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (Skos) gälten, stünden sie in jedem Fall besser da - selbst wenn ihnen die Sozialhilfe um 15 Prozent gekürzt würde. "Es wäre nur eine Minderung der Belohnung", findet Steinemann. Unter dem Strich bliebe ein wirtschaftlicher Aufstieg.

 Bund zahlt für Integration

 Im Kantonsrat bekam die SVP von anderen Parteien neben Kritik auch Spott zu hören, als sie die Neuregelung angriff. Der Grund: Es war ausgerechnet Christoph Blocher, der als Justizminister das neue Ausländergesetz beim Volk durchbrachte. Seither zahlt der Bund eine "Integrationspauschale" von 6000 Franken pro Person.

 Steinemann sagt dazu, Blocher habe nur eine berufliche, aber keine soziale Integration gewollt. "Die Skos-Richtlinien sind aber für Leute gedacht, die sich den hiesigen Lebensstandard gewohnt sind." Sie wie auch ihr Kantonsratskollege Claudio Schmid sprechen von einer "Sogwirkung", die vom neuen Gesetz ausgehen werde. "Die Zahl der Asylsuchenden würde sprunghaft ansteigen", fürchtet Schmid.

 Auch SVP-Fraktionschef Hans Frei wehrt sich dagegen, dass vorläufig aufgenommene Flüchtlinge mit Schweizern oder ansässigen Ausländern gleichgestellt werden sollen. Denn nur eine "juristische Nuance" trenne sie von den Leuten, auf deren Gesuch der Bund gar nicht eingetreten war.

 Die SVP will aber nicht die ganze Gesetzesrevision kippen. Die Stärkung der Verwaltung im Kampf gegen den Sozialhilfemissbrauch will sie schonen. Sie verbucht diesen Teil als Erfolg. Gegen die Sozialhilfe ergreift sie das konstruktive Referendum. Pikant: Im Frühling unterstützte sie einen Vorstoss aus den eigenen Reihen, der dieses Volksrecht abschaffen will. "Wir nutzen es trotzdem", sagt Frei. "Denn wir haben uns von Anfang an gegen die Sozialhilfe für vorläufig Aufgenommene gewehrt." Eine allfällige Abstimmung würde im nächsten Frühjahr stattfinden. lRETO FLURY

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 Sie sollten gehen, dürfen bleiben

 Vorläufig aufgenommene Flüchtlinge sind Menschen, deren Asylgesuch abgelehnt wurde, die aber nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Zum Beispiel, weil das Völkerrecht es nicht zulässt; oder weil die Personen durch einen Bürgerkrieg gefährdet sein könnten. Für ihre Zeit in der Schweiz erhalten sie den F-Ausweis. Die vorläufig aufgenommenen Personen dürfen arbeiten, und zwar unabhängig von der Lage am Arbeitsmarkt. Sie zahlen aber zusätzlich zu den normalen Steuern eine Sondersteuer von zehn Prozent des Einkommens. Wer nicht arbeitet, soll in Kanton Zürich neu der Sozialhilfe unterstehen. Die Verwaltung schätzt, dass dies den Kanton jährlich rund zwei Millionen Franken kostet; für die Gemeinden sind es rund 400 000 Franken. (flu)

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NZZ 24.7.10

Zwei Kompromissvorlagen sollen doch vors Volk

 Referenden gegen Sozialhilfegesetz und gegen neuen Finanzausgleich angekündigt

 Die SVP will per Referendum verhindern, dass vorläufig Aufgenommene Sozialhilfe erhalten. Und die Junge SVP, die Jungfreisinnigen sowie der Bund der Steuerzahler möchten den Finanzausgleich für Zürich und Winterthur reduzieren.

 Dorothee Vögeli, Kuno Gurtner

 Seit dem 1. Januar 2006 gibt es im Kanton Zürich die Möglichkeit des Referendums mit Gegenvorschlag, des sogenannten konstruktiven Referendums. Parteien und Gruppierungen nutzen es, wenn sie nicht eine ganze Vorlage bekämpfen wollen, sondern nur einzelne Teile. Bisher gab es vier konstruktive Referenden, jetzt kommen zwei weitere dazu. Gemeinsam ist beiden, dass sie sich gegen im Kantonsrat breit abgestützte Kompromissvorlagen richten.

 Brennpunkt Ausländerpolitik

 Eine solche Kompromissvorlage ist die Mitte Juli verabschiedete Teilrevision des Sozialhilfegesetzes. Sie hat einerseits die Regelung des Informationsaustausches zwischen Ämtern und Behörden zur Eindämmung von Sozialhilfemissbrauch zum Inhalt. Andrerseits gewährt sie vorläufig aufgenommenen Flüchtlingen Sozialhilfe. Mit ihrem Antrag auf Streichung des entsprechenden Passus war die SVP gescheitert. Auch ihr Vorschlag, dem Stimmvolk zwei Gesetzesvarianten - eine mit und eine ohne den umstrittenen Passus - zu unterbreiten, fand keine Zustimmung. Wie bereits damals angekündigt, hat die Partei nun unter dem Titel "Keine Sozialhilfe für abgewiesene Asylbewerber" die Unterschriftensammlung für das konstruktive Referendum gestartet.

 Vorläufig Aufgenommene seien wie Personen mit einem Nichteintretensentscheid "falsche Flüchtlinge", sagte SVP-Fraktionspräsident Hans Frei am Freitag vor den Medien. Dass diese bloss Nothilfe, jene aber Sozialhilfe erhalten sollen, sei stossend. Vorläufig Aufgenommene würden in der Regel den Grund für die nicht vollziehbare Ausschaffung - etwa durch Verschleierung der Identität - gleich selber schaffen. Kantonsrätin Barbara Steinemann sprach von "knallhart kalkulierenden Asylrechts-Hintertreibern", für die es nach der Gewährung der Sozialhilfe keinen Grund mehr zur Ausreise gebe. Eine 15-prozentige Kürzung der Unterstützungsgelder für jene, welche die berufliche Integration verweigern, sei bloss etwas weniger Belohnung. Und Kantonsrat Claudio Schmid warnte davor, einfach abzuwarten, ob die geringe Zahl der rund 5000 vorläufig Aufgenommenen im Kanton Zürich nach der materiellen Besserstellung tatsächlich gleich bleibe. Die Gewährung von Sozialhilfe erzeuge eine Sogwirkung und fördere automatisch die ungesteuerte Zuwanderung, ist er überzeugt.

 Gegen Zürich und Winterthur

 Während die "alte" SVP mit dem Sozialhilfegesetz unzufrieden ist, will die Junge das neue Finanzausgleichsgesetz vors Volk bringen, und zwar zusammen mit den Jungfreisinnigen und dem Bund der Steuerzahler. Den drei Gruppierungen geht es um die Beiträge für Zürich und Winterthur. Die beiden Städte erhalten aus dem Zentrumslastenausgleich - einem der fünf Töpfe des Systems - künftig 412 und 86 Millionen Franken pro Jahr. Das Referendumskomitee will die Beträge auf 360 und 65 Millionen Franken reduzieren. Es begründet dies damit, dass Zürich und Winterthur mit dem neuen Ausgleich "massiv mehr Finanzmittel als bisher" erhielten. Und das, obwohl die rot-grünen Stadtregierungen eine "verschwenderische Ausgabenpolitik" betrieben.

 "Massiv mehr Finanzmittel"? Die Aussage erscheint angesichts der Tatsachen einigermassen gewagt, vor allem im Fall Zürichs. Im neuen Finanzausgleich erhalten die beiden Städte etwa gleich viel wie bisher. Was Zürich angeht, schwankt der Betrag zudem je nach Steuerkraft. Denn die Kantonshauptstadt bezahlt neu in den Ressourcenausgleich, jenes Ausgleichsgefäss, über das Geld von finanzkräftigen zu armen Gemeinden fliesst. Diesen Beitrag in den Ressourcenausgleich gilt es von den oben erwähnten 412 Millionen Franken abzuziehen - netto hätte Zürich mit dem neuen System in den Jahren 2004 bis 2007 zwischen 45 und 148 Millionen Franken bekommen.

 Alain Schreiner, der Präsident der Jungfreisinnigen, argumentiert, Grossbanken würden in Zürich wegen der Finanzkrise noch jahrelang "kaum Steuern bezahlen". Das habe zur Folge, dass die Stadt weniger in den Ressourcenausgleich bezahlen müsse und deshalb unter dem Strich eben besser fahre als heute. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang, dass das Gesetz einen Paragrafen enthält, wonach die Auswirkungen des Ausgleichs alle vier Jahre überprüft und einzelne Bestimmungen allenfalls korrigiert werden.

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AUSSCHAFFUNGEN
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Südostschweiz 25.7.10

Insassen verurteilen eine Ausschaffung

 Chur. - Bei der Ausschaffung einer sechsköpfigen Kurdenfamilie aus Syrien soll übertrieben Gewalt angewendet worden sein: Diesen Eindruck erweckt ein offener Brief von 15 Insassen der Churer Strafanstalt Sennhof. Doch laut den kantonalen Behörden ist bei dem von den Insassen geschilderten Fall alles mit rechten Dingen zu- und hergegangen. Seite 5

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Proteste wegen Ausschaffung einer syrischen Kurdenfamilie

 Von Hansruedi Berger

 Chur. - "Wir wurden durch das Geschrei von mehreren Kindern, einer Frau und einem Mann aus der Ausschaffungsabteilung aufmerksam." So heisst es in einem Brief an die Redaktion der "Südostschweiz", den 15 Insassen der Churer Strafanstalt Sennhof unterzeichnet haben. Geschildert wird darin, wie letzte Woche eine Kurdenfamilie aus Syrien mit vier Kindern aus dem Sennhof per Bus nach Zürich zur Ausschaffung gebracht wurden. Die Frau sei mit einem Helm, Fussketten und Handschellen, der Mann ebenfalls in Handschellen in den Bus verfrachtet worden.

 "Freundschaften sind entstanden"

 Auch in einem Leserbrief wird mit Vorwürfen an das Amt für Polizeiwesen und Zivilrecht nicht gespart (Ausgabe von gestern). Der Mann habe zwar in die Ausschaffung eingewilligt. Ob dies freiwillig geschehen sei, bleibe dahingestellt. Die Mutter sei überhaupt nicht über die Ausschaffung informiert gewesen. "In diesem Jahr sind Freundschaften entstanden. Zwischen Einheimischen, Asylsuchenden und Kindern", heisst es in dem Leserbrief.

 Beda Egger, Abteilungsleiter Massnahmenvollzug beim Amt für Polizeiwesen und Zivilrecht, weist die Vorwürfe von sich, es sei bei der Ausschaffung der sechsköpfigen Familie nicht rechtmässig verfahren worden. Dass der Kanton schliesslich als Vollzugsbehörde die Ausschaffung habe vornehmen müssen, habe sich der Familienvater selbst zuzuschreiben, so Egger weiter.

 Asylgesuch und Rekurs relativ schnell abgelehnt

 Zu den Fakten: Die Familie reichte am 8. März 2008 ein Asylgesuch ein. Relativ schnell, am 18. Dezember 2008, wurde dieses vom Bundesamt für Migration abgelehnt. Den Rekurs lehnte das Bundesverwaltungsgericht am 18. März 2009 ab. Sowohl das Bundesamt wie auch die Beschwerdeinstanz kamen zum Schluss, dass die Familie an ihrem Wohnort in Syrien nicht gefährdet sei. Dies bestätigt auch der Rechtsvertreter der Familie, Dieter Marty. Der Kanton setzte darauf eine Aus- reisefrist bis zum 3. April 2009 fest. Der Familienvater weigerte sich jedoch in der Folge, die für die Aus- reise nötigen Papiere zu beschaffen. Dies, obwohl er in früheren Gesprächen gegenüber den Behörden und auch seinem Anwalt versichert hatte, er und seine Frau verfügten über Ausweisdokumente.

 Die Familie hätte genügend Zeit gehabt, die nötigen Formalitäten innerhalb der gesetzten Frist zu erledigen und freiwillig auszureisen, sagt Egger. Weil sich der Ehemann jedoch geweigert habe, habe sich der Kanton Graubünden selbst um die Papiere kümmern müssen. Allerdings dauere dies bedeutend länger. Weil die Papiere in der Regel nur kurze Zeit gültig seien, habe man den Ehemann und Vater in Ausschaffungshaft nehmen müssen. Denn dieser habe wiederholt gesagt, dass er und seine Familie nicht ausreisen würden, so Egger weiter. Es habe daher die Gefahr bestanden, dass er untertauchen würde, was eine Ausschaffung wieder massiv verzögert hätte.

 Anfang dieses Monats war es dann soweit, der Ehemann wurde polizeilich der syrischen Botschaft überführt. Die Papiere konnten beschafft werden, und vergangene Woche wurde die sechsköpfige Familie ausgeschafft.

 Gegen seinen Willen?

 Die Ausschaffung sei nur wenige Tage vor der Gerichtsverhandlung über eine Haftverlängerung des Ehemanns vorgenommen worden, meint Anwalt Marty. Er ist der Meinung, dass der Familienvater in gewissen Punkten plötzlich mit den Vollzugsbehörden zusammengearbeitet haben dürfte. Denn gegen seinen Willen wären die Behörden wohl nicht an die Ausreisepapiere herangekommen, glaubt Marty.

 Nach 18 Monaten wäre die Ausschaffungshaft zu Ende gewesen. Dann hätte der Ehemann wieder mit seiner Familie zusammenziehen können. Im Anschluss hätten sich dann wohl gemeinnützige Institutionen und Private der Familie angenommen. Damit hätte die Familie gute Chancen gehabt, in der Schweiz zu bleiben. Dafür gebe es verschiedene Beispiele, meint er.

 Egger: "Es ist nur eine Frage der Zeit"

 Doch dem widerspricht Egger: "Die benötigten Papiere bekommen wir immer, es ist nur eine Frage der Zeit." Die Familie wäre dann eben später ausgeschafft worden.

 Dass der Ehemann plötzlich eingelenkt hat, dementiert Egger ausdrücklich. Dieser habe zu keiner Zeit mit den Behörden kooperiert, betont er auch gegenüber den Andeutungen im Leserbrief. Ausserdem sei die Ehefrau immer wieder darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Familie nicht in der Schweiz bleiben könne. Dass die Frau mit Helm sowie Hand- und Fussschellen in den Bus gebracht wurde, begründet Egger mit Vorsichtsmassnahmen. Damit würde dafür gesorgt, dass sich die Betroffenen nicht Verletzungen zufügen könnten, was die Ausreise verhindern würde. Denn im vorliegenden Fall habe man die Betroffenen nicht mit einem Linienflug ausreisen lassen können, sondern es habe ein teurer Privatjet gemietet werden müssen, erklärt Egger weiter. Daher dürfe die Ausschaffung nicht im letzten Moment scheitern.

 Dass es schliesslich zu einer polizeilichen Ausschaffung gekommen sei, sei auch dem Verhalten gewisser Helfer aus dem Umkreis der Familie zuzuschreiben, betont Egger weiter. Der sechsköpfigen Familie sei immer wieder weisgemacht worden, sie müsste nicht ausreisen, wenn sie sich wehren und keine Bereitschaft zur Beschaffung der Papiere leisten würde. Nicht zuletzt deshalb habe sich der Ehemann so wenig kooperativ gezeigt, meint Egger.

 Kommentar 5. Spalte

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Kommentar

 Wasser auf die Mühlen der Scharfmacher

 Von Hansruedi Berger

 Schnell und ohne Wenn und Aber hat das Bundesamt für Migration das Asylgesuch der syrischen Kurdenfamilie abgelehnt. Der Grund: Von einer Gefährdung in ihrer Heimat kann nicht ausgegangen werden. Sogar der Rechtsvertreter der Familie ist vom Entscheid aus Bern nicht überrascht. Denn wiederholt hat der Asylgesuchsteller erklärt, er wolle seinen Kindern in der Schweiz eine sorgenfreie Zukunft ermöglichen. Wäre der Ehemann ohne seine Familie in die Schweiz eingereist, wäre die Angelegenheit längst vorbei und vergessen, doch immer wenn Kinder im Spiel sind, gehts um die Frage: Menschlichkeit oder Gesetz?

 Viele gutmeinende Helferinnen und Helfer sind der Überzeugung, in solchen Fällen sollten andere Massstäbe zur Anwendung gelangen, sollte die Menschlichkeit das harte Gesetz aufweichen können. Sie appellieren an die Behörden, beraten die Asylsuchenden und helfen ihnen, juristische Tricks einzusetzen, dass doch noch eine Hintertür offen bleibt, im gelobten Land zu bleiben. Der Kinder wegen, heisst es jeweils als Begründung. So wünschbar es im Einzelfall für die Betroffenen auch wäre, so wichtig ist es, dass im Asylrecht nicht verschiedene Massstäbe angewendet werden. Denn wenn plötzlich Asylbewerber mit Kindern höhere Chancen hätten als solche ohne, wird sich das in den Herkunftsländern schnell herumsprechen und die Zahl der Asylsuchenden sprunghaft ansteigen lassen.

 Im Sinne einer glaubwürdigen Schweizer Asylpolitik ist es deshalb wünschbar, dass negative Entscheide gegen Asylbegehren nach einem erfolglosen Rekurs auch vom Umfeld der Betroffenen akzeptiert werden. Im vorliegenden Fall wurde der kurdischen Familie von den gutmeinenden Helferinnen und Helfern immer wieder Hoffnungen gemacht, sie müssten die Schweiz nicht verlassen, wenn sie nur lange genug Widerstand leisten würden. Allein die dadurch provozierte polizeiliche Ausschaffung durch einen Privatjet nach Syrien hat weit mehr als 50 000 Franken gekostet. Mit derartigen "Hilfeleistungen" spielt man vor allem den Asylgegnern den Ball zu. Das ist Wasser auf die Mühlen der Scharfmacher, dies haben Wahlen und Abstimmungen in letzter Zeit deutlich gezeigt.

 hberger@suedostschweiz.ch

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PNOS BS/BL
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Blick am Abend 23.7.10

BASEL

 Der Extreme ist zu extrem

 PNOS

 Holocaust-Lügner Philippe Eglin fliegt wohl aus dem Jugendparlament - die Partei darf bleiben.

 Am Mittwoch verurteilte das Basler Strafgericht den ehemaligen Vorsitzenden der regionalen Pnos-Sektion Philippe Eglin zu einer Geldstrafe von knapp 11 000 Franken. Eglin hatte auf der Pnos-Homepage die Echtheit des Tagebuchs der Anne Frank in Frage gestellt. Bis gestern war der Artikel auf der Webseite abrufbar.

 Das Basler Gericht hat Eglin zurückgepfiffen. Im Baselbiet darf er jedoch weiter politisieren. Mit seine Partei sitzt er im Jugendparlament. Ob dieses den verurteilten Rechtsextremisten ausschliesst, ist offen. "Bevor wir über den Fall beschliessen, warten wir das rechtskräftige Urteil ab", sagte Patricia Kaiser, Mitglied des Jugendrates, das dem Parlament vorsteht, heute in der "bz". Eglin kündigte an, in Berufung zu gehen.

 Ein Ausschluss der Partei zieht Philippe Mangold, Präsident der Jungfreisinnigen, nicht in Betracht. Die Pnos sei nicht verboten. Die Partizipation der Pnos im Jugendparlament ist seit dessen Gründung letzten Herbst umstritten. Juso und Jung-Grüne weigern sich, an den Sessionen teilzunehmen. Das Parlament tagt nächstmals im September. ps

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RÜTLI
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Aargauer Zeitung 24.7.10

"Es wird ein friedliches Fest geben"

 Das Organisationskomitee der Rütlifeier erwartet und hofft auf einen ruhigen 1. August

 Silvan Hartmann

 2008 und 2009 blieb es am 1. August ruhig auf dem Rütli. Es kreuzten keine Rechtsextremen auf, welche die offizielle Feier störten. Und genau so ruhig soll es weitergehen. "Ich hoffe und erwarte auch, dass nichts passiert. Die Festbesucher dürfen sich auf jeden Fall sicher fühlen", sagt Martin Hofer, Sprecher der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG).

 Mister Schweiz auf dem Rütli

 Ein friedliches Fest prophezeit auch Dominic Lüthard, Sprecher der Partei national orientierter Schweizer (Pnos) gegenüber dieser Zeitung: "Wir haben nichts geplant am 1.August. Wir gehen allerdings am 8.August aufs Rütli und feiern dann unser Fest. Wir erwarten je nach Witterung gegen 300 Personen".

 In diesem Jahr kommt es zu einer Premiere. Festredner wird, ganz apolitisch, zum ersten Mal ein Mister Schweiz sein. Jan Bühlmann wird den Bundesbrief mit eigenen Gedanken dazu verlesen. Ob man mit dem Mister Schweiz einer Anheizung aus dem Weg gehen wollte? "Das war nicht mal ein Hintergedanke. Wir wollten einen Zentralschweizer und eine junge Person, die daran Interesse zeigt. Da hat Jan Bühlmann sofort zugesagt. Aber es ist klar, es bleibt eine Ausnahme. Nächstes Jahr kommt bestimmt nicht die Miss Schweiz", sagt Hofer.

 2006 stand das Fest auf der Kippe

 So ruhig wie in den letzten zwei Jahren war es nicht immer auf dem Rütli. "Hau ab, du Schwein" oder "Lügner haben kurze Beine, zeig uns deine, Sämi Schmid", skandierten Rechtsextreme, als der Festredner und damalige Bundespräsident Samuel Schmid auf die Integration von Ausländern zu sprechen kam. Das war am 1.August 2005. Seither wird dem jährlichen Anlass auf dem Rütli besonders grosse Beachtung geschenkt. Vor fünf Jahren haben mehr als 700 Rechtsextreme an der 1.-August-Feier auf dem Rütli teilgenommen. Schon ein Jahr zuvor gab es vereinzelte Konfrontationen in der Stadt Luzern im Zusammenhang mit dem Rütlifest. Aufgrund dieser Vorkommnisse stand das Fest 2006 lange auf der Kippe. Man entschied sich dann aber zugunsten einer Durchführung - jedoch kamen zum ersten Mal in der Geschichte nur Leute auf das Rütli, die sich ein kostenloses Ticket ergattern konnten. Dank den rigorosen Zutrittskontrollen und einem massiven Polizeiaufgebot blieb das Fest ruhig, obwohl 147 Personen der Zutritt verweigert wurde. 2007 dann der Skandal: Am Ende der Feier detonierte ein Knallkörper, der vom "Rütli-Bomber" gelegt worden war. Zudem hatten Rechtsextreme versucht, über den See mit Gummibooten aufs Rütli zu kommen. Sie wurden von der Polizei daran gehindert.

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 Wo die Bundesräte am 1.August 2010 sprechen

 Doris Leuthard: per TV; Feier der Gotthard-Regionen im Gotthard-Hospiz

 Eveline Widmer-Schlumpf: Grimentz VS (31.7.), Eiken AG (1.8.)

 Micheline Calmy-Rey: Turtmann VS

 Didier Burkhalter: Posieux FR

 Moritz Leuenberger: Uster ZH

 Hans-Rudolf Merz: per Video-Botschaft im Internet

 Ueli Maurer: verzichtet auf eine Rede

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pnos.ch 20.7.10

Alle aufs Rütli!  (20.07.2010)
Auch dieses Jahr wird die PNOS - in Zusammenarbeit mit dem Waldstätterbund - eine eigene Rütlifeier organisieren. Diese wird am Sonntagnachmittag, 8. August, stattfinden. Zwei Redner der PNOS sowie ein Redner des Waldstätterbundes werden den Rahmen des Anlasses bilden. Im Anschluss wird die Möglichkeit bestehen, gemeinsam zu bräteln und sich auszutauschen. Auch die auf dem Rütli gelegene Gaststätte wird natürlich geöffnet sein.

 Details werden rund eine Woche vor dem Anlass auf der Hauptseite der PNOS bekannt gegeben.

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BIG BROTHER SPORT
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Basler Zeitung 26.7.10

"Die Debatte hat fast schon hysterische Züge"

 Basel. Fanarbeiter Thomas Gander glaubt nicht, dass die Gewalt rund um Fussballspiele zugenommen hat

 Interview: Patrick Künzle

 Vergangene Woche begann die Fussballsaison 2010/11 - mit verschärften Massnahmen zur Eindämmung der Fangewalt. So gibt es beispielsweise im St.-Jakob-Park nur noch Leichtbier. Thomas Gander (34), Co-Leiter der Fanarbeit Basel, äussert sich im Interview kritisch zur aktuellen politischen Debatte über Fussballfans.

 BaZ: Thomas Gander, der Auftakt zur Fussballsaison ist friedlich verlaufen. Werten Sie dies als gutes Zeichen für die Saison?

 Thomas Gander: Sicher ist es ein gutes Signal, aber natürlich keine Garantie, dass die Saison ohne Zwischenfälle verlaufen wird. Wichtig scheint mir aber der Blick auf die vergangene Spielzeit. Da gab es in Basel drei Vorfälle bei Spielen: Gegen Rom, als gegnerische Fans hinter die Basler Kurve kamen, und zweimal gegen Zürich, als die Gästefans in ihrem Sektor randalierten und es Auseinandersetzungen bei der Abfahrt des Zuges gab. Ansonsten hatten wir punkto Gewalt eine ruhige Saison.

 Sie sprechen von einer ruhigen Saison. Der politische Diskurs zum Thema lässt jedoch einen anderen Eindruck entstehen: Dass Fangewalt eines der grössten Sicherheitsprobleme der Schweiz darstellt.

 Stimmt, ich nehme den politischen Diskurs auch so wahr. Ich behaupte jedoch, dass dieser Diskurs von subjektiven Wahrnehmungen geprägt wird. Ich vermisse die verlässlichen, objektiven Anhaltspunkte, dass die Gewalt im Schweizer Fussball zugenommen hat. Es ist kein Zufall, dass immer wieder Einzelfälle zitiert werden wie die Ausschreitungen vom 13. Mai 2006. Die Debatte zum Thema hat sich verselbstständigt, mittlerweile hat sie fast hysterische Züge.

 Wie ist denn Ihre Wahrnehmung: Hat die Gewalt rund um Fussballspiele zugenommen?

 Nein. Ich kann aber auch nicht behaupten, dass sie abgenommen hat. Gewalt ist im Fussball eine Realität, so wie sie es bereits in den 80er- und 90er-Jahren war. Innerhalb der Stadien haben wir derzeit kaum Gewaltprobleme. Es gibt aber Konfrontationen im Eingangsbereich, wo Fans mit privaten Sicherheitskräften aneinandergeraten. Zudem kommt es zu Konflikten ausserhalb des Stadions zwischen Fanlager und Polizei. Letztere haben in den letzten Jahren zugenommen.

 Sie sagen, dass es innerhalb der Stadien keine Gewalt gibt. Es fällt aber auf, dass die meisten neu eingeführten Massnahmen vor allem die Sicherheit innerhalb des Stadions erhöhen wollen: zum Beispiel das Leichtbier. Zielen solche Massnahmen ins Leere?

 In der Tat ist dies ein Fehler der Debatte: Es wird zu wenig darüber nachgedacht, wo und weshalb die Gewalt stattfindet. Mir fällt zudem auf, dass die meisten Massnahmen gar nicht darauf abzielen, die Gewalt einzudämmen, sondern in erster Linie darauf, die Pyros zu bekämpfen - beispielsweise die Kameraüberwachung oder die verstärkten Eingangskontrollen.

 Allzu erfolgreich scheint dieser Kampf gegen Feuerwerkskörper jedoch nicht zu sein. In den Stadien brennen die Leuchtfackeln wie eh und je. Warum?

 Es gibt gewisse Protestbewegungen innerhalb der Fanszene gegen die zunehmende Repression. Die Ultra-Bewegung beispielsweise betrachtet Pyros als zentralen Bestandteil ihrer Fankultur. Diese Fans wollen zeigen, dass sie sich ihre Fankultur nicht zerstören lassen. Eine Folge davon: Es wird noch mehr gezündet. Das ist durchaus als politische Äusserung zu verstehen.

 Haben die Fankurven generell Angst davor, dass die repressiven Mittel des Staats ihre Kultur zerstören?

 Ja, es sind in den letzten Jahren immer wieder Fans auf uns zugekommen, die solche Ängste äusserten. Dies birgt die Gefahr, dass es zu einer Radikalisierung der Fankurven kommt, weil die Fans ihre Kultur verteidigen wollen - nach dem Motto: Wenn überall Kameras hängen, vermummen wir uns, wenn jemand von uns festgenommen wird, gehen wir notfalls mit Gewalt gegen Sicherheitskräfte vor. Wir müssen verhindern, dass Fans Gewalt mit der Verteidigung ihrer Fankultur legitimieren. Gleichzeitig möchte ich aber betonen, dass die Fans auch ihre Verantwortung wahrnehmen müssen. Sie müssen ihr Verhalten ebenfalls kritisch hinterfragen.

 Tun sie das denn - funktioniert die Selbstregulierung der Fankurve?

 Die Selbstregulierung ist das Wichtigste, was in einer Fankurve gefördert werden muss. Mein Eindruck ist, dass sie in Basel ganz gut funktioniert. Dafür gibt es Beispiele. Vor den Heimspielen gehen die Fans der Kurve nicht mehr auf die Kreuzung vor dem Stadion, um dort die gegnerischen Fans zu provozieren. Auch in den Extrazügen zu den Auswärtsspielen funktioniert die Selbstkontrolle. Man glaubt es kaum, aber die FCB-Fans haben, neben den Fans des FC Luzern, in der letzten Saison die geringste Schadenssumme aller Fans verursacht. Die Saubannerzüge durch Städte gibt es nicht mehr, es werden keine Pyros mehr aufs Spielfeld geworfen. Auch Rassismus wird nicht mehr toleriert. Was die Fans aufregt: Nirgendwo wird anerkannt, was sie in den letzten Jahren erreicht haben. Stattdessen erhalten sie stets gespiegelt: Die Kurve wird immer schlimmer und krimineller.

 Was Sie aber selber erwähnt haben: Die Konfrontationen zwischen Fans und Polizei haben zugenommen. Was sind die Gründe dafür?

 Es ist ein Wechselspiel. Die Polizei würde vermutlich sagen: Wir sind stärker vor den Stadien präsent, weil die Gewalt zugenommen hat, und wir treten härter auf, weil auch die Fans härter auftreten. Die Fans sagen das Umgekehrte: Sie sind der Meinung, dass sie als potenziell kriminell angeschaut werden. Da sind Feindbilder entstanden. Ich finde, hier sollten die Fans einen Schritt zurück machen, denn bei diesem Kampf gibt es nichts zu gewinnen.

 Müsste auch der Staat einen Schritt zurück machen?

 Ja, eindeutig. Ich traf mich vor einigen Tagen mit einer Person aus der englischen Delegation im Hinblick auf das Länderspiel Schweiz-England vom September. Die Delegation schaute sich den Polizeieinsatz beim Spiel FCB-FCZ an - und selbst die englische Polizei sagte danach: Das ist ja extrem, wie bewaffnet die Polizei den Fans gegenübertritt. Die Engländer hoffen, dass die Schweizer Polizei zurückhaltender auftrete, wenn die englischen Fans nach Basel kommen. Ich finde auch, dass es in der Schweiz ein Umdenken braucht, auf welche Art die Polizei den Fans gegenübertritt. Wir müssen zur Normalität zurückfinden.

 Es fällt auf, dass zumindest in Basel die Debatte zum Thema Fangewalt in einem gelasseneren Tonfall geführt wird als in der restlichen Schweiz. Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass hat etwa davon abgesehen, die Sicherheitskosten für den FCB zu erhöhen.

 Stimmt, die Debatte wird in Basel anders geführt. Dies ist nicht zuletzt das Verdienst von FCB-Vizepräsident Bernhard Heusler. Er hat stets klar signalisiert, dass die Muttenzer Kurve wichtig für den Verein ist, und er hat sich auf einen gegenseitigen Dialog mit den Fans eingelassen. Dabei hat sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt, das enorm wertvoll ist. Dieses Verhältnis sorgt mit für eine gute Atmosphäre in der Kurve. Bernhard Heusler ist es nun offenbar gelungen, auch der Basler Politik zu vermitteln, dass es neben repressiven Mitteln auch präventive gibt, welche die Gewalt eindämmen können.

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 Zur Person

 Fanarbeiter. Thomas Gander (34) ist ausgebildeter Sozialarbeiter. Er ist seit 2005 Co-Leiter von Fanarbeit Basel, einer Organisation, die vom FC Basel sowie den Kantonen Basel-Stadt und Baselland getragen wird. Zudem ist er Geschäftsleiter von Fanarbeit Schweiz, der Dachorganisation der sozioprofessionellen Fanarbeit. Er lebt in Basel.

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Südostschweiz 24.7.10

Aus für Rot-Weiss-Blau? Szene Rappi kapituliert

 Überraschende Wende im Fanzwist rund um die Rapperswil-Jona Lakers. Die Szene Rappi hat genug von den Querelen und löst sich per sofort auf.

 Rapperswil-Jona. - "Die Fanszene Rappi wird in der Saison 2010/11 nicht mehr im Stadion in Erscheinung treten, die Struktur der Szene wird aufgelöst", schreibt die Fangruppe auf der Homepage www.rotwissblau.ch. Der Rückzugs-Grund ist kein Geheimnis: Seit fünf Jahren haben sich die Anhänger der Szene Rappi nie mit der Namensänderung (von SCRJ zu Lakers) abgefunden und die eisblaue Farbe boykottiert. Die ultra-orientierten Fans traten meist in den früheren Vereinsfarben Rot-Weiss-Blau auf und lagen mit der Klubführung im Clinch.

 Verordnetem Maulkorb nicht beugen

 Damit soll nun Schluss sein. Die Fan-gruppe streicht die Segel. Der Klub habe der Fanszene punkto Auftreten und Meinungsfreiheit einen Maulkorb verpassen wollen und den Namen der Gruppe mehrfach durch den Dreck gezogen.

 "Diese Zensur kommt für uns nicht in Frage", so ein Mitglied der Szene. Unter diesen Umständen sehe man keine Zukunft mehr und ziehe sich zurück. Die Klubführung der Lakers wollte sich zur Auflösung der grössten Fanvereinigung (vorerst) nicht äussern. (rol) Bericht Seite 3

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"Irgendwann hat man es satt, immer den Kopf hinzuhalten"

 Nach fünfjährigem Knatsch ist die Szene Rappi Geschichte: Die ultra-orientierte Fangruppe der Lakers zieht einen Schlussstrich. Was sind die Gründe? Kehrt nun Ruhe ein im Fanstreit? Bleiben die Anhänger dem Stadion fern? Ein Szene-Mitglied packt aus.

 Von Roland Lieberherr

 Rapperswil-Jona. - "Wir haben genug. Der Klub wollte unsere Fankultur so massiv einschränken, dass wir uns zurückziehen - auch wenn es bedauerlich ist", erklärt S. B.*, ein langjähriges Mitglied der Szene Rappi, das anonym bleiben will. Während fünf Jahren wehrte sich die Fangruppe gegen das Marketingkonzept des Klubs.

 Der Name "Lakers", die neue Vereinsfarbe Eisblau, das Logo und die Klubstrategie waren den Fans der Szene ein Dorn im Auge. Sie wollten sich nicht damit abfinden, feuerten das Team auf dem Eis jeweils weiterhin mit Fahnen, Shirts und Schals in alten Vereinsfarben an und verärgerten damit die Chefetage des Klubs. Jetzt löst sich die grösste Fanvereinigung des Eishockeyklubs auf. Das Fass zum Überlaufen brachten Aussagen und Forderungen der Vereins-Verantwortlichen. "Der Klub wollte uns vorschreiben, welche Motive und Farben auf unseren Fahnen sein dürfen und uns kritische Kommentare zur Lakersstrategie verbieten - sogar im Internetforum. Das ist ein Witz, die Fankurve lebt von der Kreativität der Mitglieder", schildert B. weiter.

 Alles Negative zur Last gelegt

 Die gefordete Zensur und die stetigen Anschuldigungen seitens des Vereins will sich die Szene nicht länger bieten lassen. "In Interviews von Klubverantwortlichen und dem letzten Aktionärsbrief der Lakers Sport AG wurde die Szene Rappi für fast sämtliches Unheil (Gewalt, Zuschauerschwund), das dem Klub widerfahren ist, verantwortlich gemacht. Das war einfach zu viel. Irgendwann hat man es satt, immer den Kopf hinhalten zu müssen", so das Szene-Mitglied.

 Im Aktionärsbrief, der der "Südostschweiz" vorliegt, heisst es unter anderem: Die Szene Rappi trete nur unter SCRJ-Farben auf, spalte mit ihrer Anti-Lakers-Haltung die Fans, verärgere Sponsoren, fördere die Aggression unter Jugendlichen, betreibe einen eigenen Fanartikelhandel und mache so den Klub in der Schweiz unbeliebt.

 Deshalb suche der Verein mit der Szene den Dialog, um eine gemeinsame Basis zu finden und die Fans in den Klub einzubinden. Vor allem müsse die Fangruppe gewaltbereite Anhänger rigoros ausschliessen. Falls der Dialog scheitere, sei die Szene Rappi bei Spielen nicht mehr erwünscht und erhalte keine Bewilligungen mehr für Mikrofone, Fahnen und Transparente. Ein Treffen zwischen den Streitparteien fand in jüngster Zeit aber nicht statt.

 Weder Chorknaben noch Hooligans

 Sind diese Anschuldigungen so an den Haaren herbeigezogen? Wohl kaum, schliesslich waren bei diversen Ausschreitungen und Krawallen rund um die Lakers-Spiele oft auch Mitglieder der Szene Rappi involviert. "Die Szene war sicher kein Klub von heiligen Chorknaben. Sie war vielmehr ein Teil der Jugendkultur mit all ihren Ecken und Kanten. Aber ein Haufen gewaltbereiter Chaoten und Hooligans, wie der Öffentlichkeit stets erzählt wurde, waren wir ebenso wenig", so S. B.

 Der Klub habe es jedoch verpasst, sich die guten Seiten der lautstarken, kreativen und farbigen Fankurve zu Nutze zu machen. Unverständlich sei, warum bei den Lakers der Kunde - der zahlende Zuschauer - schuld sei, wenn ihm das Produkt nicht gefalle.

 Ende der Fanausschreitungen?

 Offiziell will die Szene bei Spielen nicht mehr in Erscheinung treten. Verschwinden die Farben Rot-Weiss-Blau aus dem Stadion? Bleiben die Fans den Partien fern und verstauen ihre SCRJ-Fanartikel im Mottenschrank? "Das muss jedes Mitglied für sich selbst entscheiden", lässt S. B. offen. Aber die Szene Rappi werde im Stadion nicht mehr aktiv präsent sein.

 Hat damit der Klub nun sein Ziel erreicht? "Wir wissen noch nicht im Detail, was Sache ist", gibt sich Lakers-Geschäftsführer Reto Klaus wortkarg. Er wolle den Rückzug der Fangruppe vorerst nicht kommentieren.

 Dass mit der Auflösung der Szene Rappi nun auch die Fankrawalle sowie Ausschreitungen plötzlich ausbleiben und der Knatsch zwischen Lakers- und SCRJ-Fans abrupt endet, bleibt wohl Wunschdenken. Viele ehemalige Anhänger der Fanvereinigung werden vermutlich weiterhin im Stadion das Team in gewohnter Manier und traditioneller Kluft anfeuern - einfach nicht mehr unter dem Namen der Szene Rappi.

 *Name der Redaktion bekannt.

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BEWEGUNG(EN)
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Freies Sender Kombinat (Hamburg) 23.7.10

Protestformen sozialer Bewegungen

Klaus Schönberger als Herausgeber, zusammen mit Ove Sutter, und Karoline Boehm haben sich mit der Geschichte der Protestformen von 1848/49 bis heute beschäftigt. Aus Anlaß des Erscheinens ihres Buches "Kommt herunter, reiht euch ein… Eine kleine Geschichte der Protestformen sozialer Bewegungen" stellen wir ihnen die Frage nach der Wirksamkeit derselben.

Teil 1: http://www.freie-radios.net/mp3/20100723-protestforme-35203.mp3 (41.09)
Teil 2: http://www.freie-radios.net/mp3/20100723-protestforme-35206.mp3 (09.59)

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EVA HERMAN
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Newsnetz 26.7.10

Strafe Gottes für die "Sex- und Drogenorgie"

Michèle Binswanger

 Während sich die deutschen Medien fragen, was die Katastrophe von Duisburg für die Technokultur bedeutet, weiss Eva Herman bereits die Antwort: Gott habe die Raver für ihre verluderten Sitten bestraft, sagt sie.

 Als sich 1989 erstmals ein paar Freaks in Berlin um einen VW-Bus mit Soundsystem versammelten und unter dem Motto "Friede Freude Eierkuchen" tanzend in ihre Trillerpfeifen bliesen, ahnte wohl niemand, dass sich die Loveparade, zunächst noch als politische Demonstration deklariert, innert weniger Jahre zur Millionenparty entwickeln würde. Woran jedoch niemand zweifelte war, dass die Loveparade mit Politik etwa so viel zu tun hatte, wie Disneyland. Man zelebrierte sich selbst, den Hedonismus und die Konsumfreude der Partykultur. 2001 wurde das offiziell: Die Loveparade fand nicht mehr als politische Demonstration statt, was bedeutete, dass die Veranstalter nun selber für Sicherheit und Reinigung sorgen mussten, die Parade also durchgehend kommerzialisiert wurde. Für viele war das der Anfang vom Ende, dennoch pilgerte die grosse Masse weiter alljährlich zu der Tanzveranstaltung, die bis vergangenen Samstag von gravierenderen Zwischenfällen verschont blieb.

 Das Ende der Party

 Noch wird abgeklärt, was am Samstag genau geschehen ist und wer für die Katastrophe die Verantwortung übernehmen muss. Sicher ist, dass es in den lokalen Zeitungen im Vorfeld warnende Stimmen gab und dass ein alternatives Sicherheitskonzept von Polizei und Feuerwehr von der Stadt und vom Veranstalter abgelehnt wurden. Wahrscheinlich aus Kostengründen. Damit ist eines klar: Die Veranstalter nahmen zugunsten finanzieller Überlegungen zumindest in Kauf, dass die Sicherheit der Raver gefährdet würde. Das Ereignis markiert das Ende der Party, das Ende der Unschuld.

 So oder ähnlich wird das Ereignis auch in den deutschen Medien gedeutet. "Spiegel.de" etwa vergleicht Duisburg mit dem Altamont-Festival, bei dem 1969 ein Festivalbesucher erstochen wurde, was das Ende der Hippie-Ära markierte. Vom ursprünglichen Spirit der Loveparade, so heisst es im Spiegel, sei nur der Glaube an das grenzenlose Wachstum des Events geblieben - und damit an die grenzenlose kommerzielle Ausbeutung der Technobewegung. Andere Zeitungen wie der "Berliner Tagesspiegel" wundern sich, dass es nicht längst zu einer Katastrophe gekommen ist, bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sieht man die Verantwortung ganz klar bei den Organisationen und der Stadtverwaltung Duisburg: "Die Verantwortlichen sind ihrer Grossmannssucht erlegen", heisst es: "Denn was erwartet man denn von jungen Leuten, die zu einer solchen Mega-Veranstaltung kommen? Dass sie sich brav anstellen?" Beim Nachrichtenportal "Der Westen" wird kritisch festgestellt, dass die Loveparade zwar bislang friedlich verlaufen sei, es aber immer wieder zu vielleicht nicht erfassten Todesfällen durch Drogen und deren Nachwirkungen gekommen sei, und stellt die Frage, ob nicht vielleicht der Drogenkonsum bei der Loveparade latent verharmlost worden sei.

 Absturz einer ganzen Generation

 Während die grossen deutschen Tageszeitungen die Vorfälle historisch einzuordnen versuchen und die Frage stellen, wie so etwas passieren konnte, weiss man beim auf Verschwörungstheorien spezialisierten deutschen "Kopp Verlag" die Antwort bereits. Bereits wenige Stunden nach der Katastrophe wurde dort ein eifriges Pamphlet der ehemaligen Nachrichtensprecherin Eva Herman veröffentlicht. Herman deutet die Ereignisse als Strafe Gottes für die "Sex- und Drogenorgie", welche in Duisburg veranstaltet worden sei. In der Verantwortung stünde die Generation der Achtundsechziger, welche die Gesellschaft enthemmt hätten. "Die Loveparade in Duisburg ist zu einem Sodom und Gomorrha mit katastrophalen Folgen geworden", heisst es in dem Pamphlet, das die ganze Technobewegung in toto verdammt und als eine Art Hölle auf Erden sieht, die für den "kulturellen und geistigen Absturz einer ganzen Generation" stehe: "Viele Mädchen haben den Busen blankgezogen, manche sind fast völlig nackt. Sie wiegen sich in ekstatischer Verzückung im ohrenbetäubenden Lärm, Begriffe wie Sittlichkeit oder Anstand haben sich in den abgrundtiefen Bassschlägen in nichts aufgelöst."

 Der Kommentar sorgte in anderen Foren für Empörung. Immerhin behauptet Herman, die Todesopfer seien selber schuld, ihr Tod die Strafe für ihr sündiges Verhalten. Ja, sie gewinnt der Katastrophe sogar etwas Positives ab, zumal dem sündigen Treiben nun ein Ende bereitet sei. Nach einigen heftigen Reaktionen im Netz wurde Hermans Artikel am Sonntag vom Portal des Verlags entfernt. Heute Montag ist er aber wieder offiziell auf der Website des Kopp-Verlags zu finden. Was der Verlag damit beabsichtigt ist nicht bekannt, er war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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info.kopp-verlag.de 26.7.10

Große Resonanz auf "Loveparade"-Artikel

Eva Herman

Liebe Besucher von KOPP-Online,

der gestern von mir veröffentlichte Artikel "Sex- und Drogenorgie Loveparade" hat eine große Resonanz ausgelöst. Mehrere Male konnte der Server des Kopp Verlags dem Ansturm der Seitenzugriffe kaum noch standhalten. Bei mir trafen zahlreiche E-Mails ein, die ich seit gestern Mittag zu beantworten versuche. Es gab Ablehnung, ebenso auch Zustimmung.

Einige junge Leute waren ärgerlich, weil sie die Menschen, die bei dem Unglück in Duisburg ums Leben kamen, durch einige meiner Worte diskriminiert sahen. Mir ist es wichtig, klarzustellen, dass dies nicht geschehen ist, sondern dass ich im Gegenteil in dem Artikel mein tiefstes Beileid ausgesprochen habe. Sollten sich dennoch vor allem Familienangehörige, Freunde und Solidargemeinschaften in ihrem Pietätsgefühl verletzt sehen, so tut mir dies aufrichtig leid.

Die Reaktionen auf die Katastrophe sind im ganzen Land und über die Grenzen hinaus verständlicherweise sehr emotional. Das bekommen die Veranstalter ebenso wie die Polizei und das Sicherheitspersonal derzeit zu spüren. Dennoch muss man mit Schuldzuweisungen jeglicher Art - gerade in dieser ersten Phase nach dem Unglück besonders vorsichtig sein. Meine Kritik richtet sich in erster Linie gegen die Einrichtung Loveparade und gegen den allgemeinen Umgang mit ihr. Es ist bekannt, dass hier von Beginn an (seit über 20 Jahren) außerordentlich viele Drogen und Alkohol konsumiert wurden, was mir übrigens von Kritikern und Insidern gestern immer wieder bestätigt wurde, und was den meisten von ihnen ebenso wenig gefällt. Die Loveparade ist, bzw. war keine harmlose Veranstaltung, wenngleich viele Leute ihren Spaß dabei hatten. Nicht wenige junge Menschen wurden hier zu Drogen- und Alkoholmissbrauch verleitet. Ich kenne einige Eltern jener Kinder, und die sind bis heute alles andere als versöhnlich auf diese Party zu sprechen. Es ist nur schwer verständlich, dass eine solche Veranstaltung von Politik, Gesellschaft und Medien nahezu kritiklos schöngeredet und verharmlost wird, ohne dabei auch nur den Versuch zu unternehmen, auf die damit verbundenen Gefahren hinzuweisen.

Selbstverständlich ist mir auch klar, dass bei 1,4 Millionen Besuchern in Duisburg nicht alle betrunken oder zugedröhnt waren. Aber leider sind es eben auch nicht wenige gewesen. Diese Kritik müssten sich die jungen Leute eigentlich ebenso gefallen lassen, wie sie derzeit ihrerseits alle möglichen Institutionen, ob Polizei, Sicherheitskräfte, Veranstalter etc. angreifen, um die Schuldigen für das Unglück finden. Die meist ungeprüften Vorwürfe insbesondere auch gegen Polizisten und Helfer fallen teilweise nicht gerade zimperlich aus.

Natürlich übe ich in dem Artikel, wie immer übrigens, Kritik an den Urhebern des allgemeinen Sittenverfalls, wozu meines Erachtens hauptsächlich die sogenannten Achtundsechziger gehören. Sie haben Werte wie moralischen Anstand nahezu abgeschafft.

Auch wenn es für junge Menschen verstaubt klingen mag, so ist meine Generation (ich werde dieses Jahr 52 Jahre alt) noch weitgehend ohne diese gesellschaftliche Entfesselung ausgekommen, die heute als "normal" gilt. Natürlich ist mir klar, dass alle jungen Leute zu allen Zeiten sich anhören mussten, dass es "früher ganz anders und viel besser war". Nur mit dem Unterschied, dass die gesellschaftlichen Strukturen - übrigens nicht nur in Deutschland alleine, sondern in nahezu ganz Europa - sich derzeit bereits in der Komplettauflösung befinden. Und kaum jemand tut etwas dagegen! Dass alle Menschen, vor allem auch die älteren, die Loveparade nun toll finden, ist wohl auch nicht anzunehmen.

Die Kinder und Jugendlichen liegen mir sehr am Herzen. Unserer Generation und auch den älteren Leuten wird einst die Verantwortung für das ganze Desaster der derzeitigen Entwicklungen, von denen die Loveparade ja nur ein Thema ist, übertragen werden. Mein Herz ist schwer, wenn ich die vielen Fehlentwicklungen mit ansehen muss, die heutzutage bereits als völlig normal gelten. Jeder, der es noch wagt, dagegen zu sprechen, wird als Ewiggestriger oder als Störenfried der Gesellschaft bezeichnet. Aber sei es drum, mit dieser Zuweisung lebe ich inzwischen ganz gut. Denn es ist klar, dass man sich heutzutage nicht jedermann zum Freund machen kann mit diesen Ansichten. Dennoch wäre es wünschenswert, dass man wenigstens Diskussionen über Wert und Unwert solcher Partys zuließe.

Wer meinen Weg und meine Bücher kennt, der weiß, dass ich seit Jahren für meine Äußerungen angegriffen werde. Doch es macht mir mittlerweile nicht mehr so viel aus. Denn allzu deutlich ist, dass die Anregungen alleine, über diese Dinge wenigstens zu diskutieren, eigentlich noch die einzigen Chancen sind, um Missstände wenigsten zu beleuchten und bestenfalls zum Denken anzuregen.

Ich habe nämlich einen Traum:

Den Traum eines Landes mit glücklichen Menschen, ohne Drogen, ohne übermäßigen Alkohol, ohne eine sexualisierte Gesellschaft, sondern eines Landes, in dem Menschen leben, denen Verlässlichkeit und gegenseitiger Respekt wichtig sind. Wünschenswert wäre ein Land, in dem die Menschen sich füreinander verantwortlich fühlen, ein Land, in welchem Politiker nicht mehr die Unwahrheit sagen dürfen, ein Land mit Medien, die wahr berichten. Ein Land mit geistiger Freiheit und Hilfe sowie Liebe für den Nächsten.

Für diesen Traum kämpfe ich. Manchmal vielleicht zu ungestüm. Zum Glück bin ich jedoch nicht ganz alleine, sondern es gibt zunehmend mehr Menschen, die jene Gefahren erkennen, die uns jetzt schon lähmen, und die uns abstürzen lassen werden, wenn wir nicht entgegenlenken.

Mir persönlich hilft dabei die Überzeugung von der Anwesenheit unseres Schöpfers, in dessen Gesetzen und Geboten wir nun einmal leben. Dazu gehört auch, dass man sich mit dem Thema der Saat und Ernte befasst. Dass ich damit in dem Zusammenhang des Artikels nicht etwa die verstorbenen jungen Menschen persönlich meine, versteht sich von selbst. Vielmehr geht es darum, generell über den Wert oder Unwert solcher Veranstaltungen zu sprechen. Natürlich spreche ich hin und wieder über den Glauben, das gehört zur Religionsfreiheit in unserem Land ebenso wie die Meinungsfreiheit.

Man verändert NICHTS, wenn man nichts tut und nichts sagt.

Vielleicht macht einigen von Ihnen die Entwicklung, um die ich mich seit Längerem sorge, ja auch gar nichts aus. Und möglicherweise empfinden Sie die Kritik zum Beispiel an der Einrichtung Loveparade ja tatsächlich als unzulässig? Selbst dann werde ich Ihre Meinung sicher respektieren. Genauso erwarte ich, dass ich meine Zukunftssorgen künftig weiterhin äußern kann.

Wir werden hier bei KOPP-Online das Thema weiterverfolgen. Dazu suchen wir das Gespräch mit jungen Leuten. In einem Studio wollen wir Ihre Meinung hören, wollen zu einem Austausch kommen. Im Gespräch miteinander findet man die besten Chancen, unterschiedliche Positionen, die vielleicht gar nicht so unterschiedlich sind, auszutauschen.

Herzliche Grüße

Eva Herman

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info.kopp-verlag.de 25.7.10

http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/eva-herman/sex-und-drogenorgie-loveparade-zahlreiche-tote-bei-sodom-und-gomorrha-in-duisburg.html

Sex- und Drogenorgie Loveparade: Zahlreiche Tote bei Sodom und Gomorrha in Duisburg

Eva Herman

Die Loveparade in Duisburg ist zu einem Sodom und Gomorrha mit katastrophalen Folgen geworden: Mindestens neunzehn Tote, über 340 Verletzte. Bei einer Massenpanik wurden die jungen Menschen zertrampelt, stürzten von meterhohen Gerüsten herunter, über die sie sich hatten retten wollen, sie fielen bewusstlos um und gingen in den wildgewordenen Massen unter. Zu Recht werden die Toten und Verletzten nun beklagt, ein derartiges Unglück hatte es noch nie zuvor gegeben. Der frischgebackene Bundespräsident Wulff stellte in einer eiligen Reaktion schon kurz darauf "bestürzt" fest, dass eine solche Katastrophe, die während eines friedlichen Festes fröhlicher junger Menschen aus vielen Ländern Tod, Leid und Schmerz verursacht, furchtbar sei. Friedliches Fest fröhlicher junger Leute? Wer die Loveparade kennt und wer der Berichterstattung am Samstagabend über mehrere Stunden im Fernsehen gefolgt ist, kommt allerdings zu einem völlig anderen Ergebnis:

Dieses "friedliche Fest fröhlicher junger Menschen" ist in Wahrheit eine riesige Drogen-, Alkohol- und Sexorgie, geplant, genehmigt und zum Teil finanziert von der Stadt Duisburg und NRW. Als handele es sich um eine Kultur-Veranstaltung auf höchstem Niveau, waren Politik und Medien, allen voran der öffentlich-rechtliche WDR, schon im Vorfeld um eine lückenlose Berichterstattung bemüht. Schließlich ist das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt 2010 geworden. Und die größte Tanzparty der Welt, die Loveparade, ist einer der absoluten Höhepunkte des Jahres! Stolz heißt es in den Vorankündigungen: "Die maximale Tongesamtleistung auf dem Gelände beträgt 750 000 Watt. Es handelt sich um eins der größten Beschallungssysteme, das je in Europa zum Einsatz kam."

Doch was ist das in Wahrheit für eine "Kulturveranstaltung"? Wer sich die Bilder der Loveparades aus den zurückliegenden Jahren ansieht, glaubt, in der Verfilmung der letzten Tage gelandet zu sein, wie sie in der Bibel beschrieben werden. Viele der Partygäste wirken auch in diesem Jahr bereits lange vor dem Unglück wie ferngesteuert. Betrunken oder vollgekifft, mit glasigen Blicken, wiegen sich die dünn bekleideten Körper in rhythmischem Zucken wie in Trance.

Das ohrenbetäubende, stereotype Rave-Gehämmere, das nicht mehr im Geringsten etwas mit dem einstmaligen Begriff von Musik zu tun hat, zerschmettert ihnen über zahllose Stunden Trommelfelle und Nervenkostüme. Doch das scheint den 1,4 Millionen Partygästen nichts auszumachen. Sie wussten, was sie erwartet, haben sich freiwillig dazu entschieden, hierher zu kommen. Viele Mädchen haben den Busen blank gezogen, manche sind fast völlig nackt. Sie wiegen sich in ekstatischer Verzückung im ohrenbetäubenden Lärm, Begriffe wie Sittlichkeit oder Anstand haben sich in den abgrundtiefen Bassschlägen ins Nichts aufgelöst.

BILD hatte im Internet schon lange zuvor getrommelt für die "geilste Party der Welt"! Und überträgt im Internet die Veranstaltung mit prominenten Moderatoren: Oliver Pocher und Lebensgefährtin Sandy Meyer-Wölden melden sich immer wieder aus dem "geilen Getümmel", sie interviewen Promis wie die Klitschko-Brüder oder DSDS-"Stars", und wollen diesem Sodom und Gomorrha damit das Flair einer "normalen Veranstaltung" verleihen. Viele anderen Medien wiederholen ständig das Motto der diesjährigen Loveparade: "The Art of Love".

Nachdem die Ausmaße des Unglücks deutlich werden, sprechen die betroffen wirkenden Moderatoren dann gebetsmühlenartig davon, dass die jungen Leute doch ganz friedlich und nur unter dem Motto der Liebe zusammengekommen seien. Liebe? Oder Triebe? Man muss nicht ausgesprochen prüde sein, um sich hier nach kurzer Zeit mit Grausen abzuwenden. Riesige dunkle Wolken der Enthemmung und Entfesselung treiben über dem Geschehen, die jungen Menschen wirken, als hätten sie jegliche Selbstkontrolle abgegeben, ekstatisch und wie im Sog folgen sie dem finsteren Meister der sichtbaren Verführung.

Zudem, das wird auch schnell deutlich, birgt das "friedliche Fest fröhlicher, junger Menschen" in Wirklichkeit eine Menge Aggressionspotential. Der Alkohol und die Drogen wirken schnell, viele kommen bereits am Nachmittag in völlig verglastem Zustand an. Unkalkulierbar reagieren sie teilweise, als die Sicherheitskräfte eingreifen. Später wird sich herausstellen, dass an dem eingedrückten Zaun, an dem die "geilen Raver" (O-Ton BILD) von den Sicherheitskräften vorbeigeleitet werden sollten, die Wut sich entlud. Denn die Partygäste wollten sich eben nicht umleiten lassen, sondern sie wollten direkt und schnell Party machen, waren sie doch extra hergekommen, um so richtig die Sau raus zu lassen. Die Polizei und die Sicherheitskräfte, die ihr Bestes tun, werden von den Vollgedröhnten bepöbelt, beleidigt und angegriffen.

Das ist die Kehrseite der Medaille über die Loveparade, die laut dem neuen Bundespräsidenten Wulff ein "friedliches Fest fröhlicher, junger Menschen" sein sollte. Man fragt sich, welche Veranstaltung der Mann wirklich meint? Den Musikantenstadl vielleicht? Niemand wird jetzt natürlich, angesichts der Zahl von nahezu zwanzig Toten und den weiteren zahlreichen, zum Teil schwerverletzten jungen Leuten, über die entfesselten Auswüchse der "geilsten Party der Welt" berichten, die symbolisch doch nur für den kulturellen und geistigen Absturz einer ganzen Gesellschaft steht. Kritik an dieser Veranstaltung war schließlich auch schon in den letzten Jahren politisch unkorrekt. Denn wir alle, die Jungen wie die Alten, sind doch "total cool", oder? Wir, die Älteren, wollen doch nicht etwa als verstaubt gelten, indem wir eine solch witzige, lässige, total tolerante Veranstaltung schlechtreden, oder? Im Ruhrguide, dem Online-Magazin des Ruhrgebiets heißt es: Mit dem Motto "The Art of Love" stehen auch dieses Jahr alle Zeichen auf Liebe. Der ehemalige WDR-Intendant, Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Geschäftsführung Ruhr.2010, betonte im Vorfeld die positive Auswirkung der Loveparade auf die Metropole Ruhr. Weiter heißt es: "Die massenhaften Pre- und Afterpartys, die wahrscheinlich das ganze Wochenende andauern, ergänzen, was an diesem Tag geschaffen wird: Eine riesige Party mit dem zwar inflationär gebrauchten, aber niemals zu vergessenen Wort Liebe."

Selten wurde ein Begriff mehr durch den Dreck gezogen als bei der Loveparade. Man fragt sich verzweifelt, welche Definition von "Liebe" die jungen Menschen durch derartige und leider selbstverständlich gewordene Falschbezeichnungen für das eigentlich Schönste und Höchste in dieser Schöpfung erhalten müssen? Die unheilvollen Auswüchse der Jetztzeit sind, bei Licht betrachtet, vor allem das Ergebnis der Achtundsechziger, die die Gesellschaft "befreit" haben von allen Zwängen und Regeln, welche das "Individuum doch nur einengen". Wer sich betrunken und mit Drogen vollgedröhnt die Kleider vom Leib reißt, wer die letzten Anstandsrnormen feiernd und tanzend einstürzen lässt, und wer dafür auch noch von den Trägern der Gesellschaft unterstützt wird, der ist nicht weit vom Abgrund entfernt. Die Achtundsechziger haben ganze Arbeit geleistet!

Viele sind durch das ausgeuferte Unglück ernüchtert und wach geworden, herausgerissen aus der falschen Traumwelt. Etliche der jungen Leute werden sich das nächste Mal genau überlegen, ob sie sich noch einmal auf eine solche "Massenparty" einlassen. Den Familien und Angehörigen der Toten gebührt tiefstes Beileid, sie haben schwerste Zeiten vor sich.

Für die Zukunft wurden jedoch Weichen gestellt: Denn das amtliche Ende der "geilsten Party der Welt", der Loveparade, dürfte mit dem gestrigen Tag besiegelt worden sein! Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen! Grauenhaft allerdings, dass es erst zu einem solchen Unglück kommen musste.

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ANTI-GENTECH
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Indymedia 25.7.10

Sabotage gegen das GVO-Feld in Pully (VD) ::

AutorIn : les voisinEs de Pully  |  übersetzt von : der Wind         

Communiqué

Das nationale Forschungsprogramm NFP59 musste einmal mehr die Konsequenzen einer "Sabotage von Öko-Aktivisten, radikalen Gentechgegnern" [1] oder gar "von militanten Anti-Gentech-Gegnern" [2] gegen das Versuchsfeld in Pully hinnehmen. Mit diesem Herbizidangriff auf den Freiluftversuch wollten wir unseren Willen zeigen, keine Forschung über GVP (genetisch modifizierte Pflanzen) zu akzeptieren, sei es im Labor oder auf offenem Feld. Die Resultate dieser Forschungen, ob sie nun von Privaten oder vom Staat durchgeführt werden, interessieren uns nicht. Sie werden schliesslich hauptsächlich den Multis nützen und den lokalen Kleinbauern schaden, während radikal andere Wege nötig wären um den aktuellen Problemen der Landwirtschaft zu begegnen. Deshalb werden wir die GVO nie akzeptieren. Man kann uns vorwerfen, wir verweigern den Dialog, allerdings, liebeR LeserIn, informieren Sie sich [3], und Sie werden sehen, dass der Dialog mit den Multis und den verschiedenen Regierungen, die den Bauern und der Bevölkerung die GVO aufzwingen wollen, sinnlos ist.
Im Gegensatz zu 2008 und 2009 entschieden die Verantwortlichen von NFP59 dieses Jahr, den stattgefundenen Angriff auf das Gentechweizenfeld nicht direkt zu kommunizieren [4]. Die vorhergehenden Jahre wurde nämlich genau um 15.30 Uhr am Tag nach den verschiedenen Anti-GVO-Angriffen ein Pressecommuniqué auf der Homepage der Forscher publiziert. Die Verantwortlichen von NFP59 hofften womöglich, der Angriff vom 23.-24. Juni werde nicht wahrgenommen? Die Öffentlichkeit wurde jedoch trotzdem durch einige Medien informiert, die einen "anonym auf dem Internet publizierten Text" [5] zitieren. Die Neuigkeit verbreitete sich und es ist klar, dass dieser Angriff die Debatte zur GVO-Problematik wieder animiert hat.
Die Zerstörung des Feldes zeigt auch die Möglichkeit für jedeN, direkt gegen diese Art von Forschung zu intervenieren. Dieses Feld in Pully sollte eine wahre Festung inmitten eines Wohnquartiers sein. Aber trotz den Sicherheitsmassnahmen rund ums Versuchsfeld (Protectas 24 Std. präsent, doppeltes Absperrgitter, Überwachungskameras, Präsenz von Zivis in den Nebenstrassen etc.) konnte der Angriff mit bescheidenen Mitteln durchgeführt, eine beträchtliche Zerstörung des Feldes erreicht werden und es gibt keine Verhaftung zu vermelden.
Arnold Schori, von Agroscope Changins-Wädenswil, verantwortlich für die Versuche, flucht zwar über solche Akte der Zerstörung, doch der Kampf gegen die GVO geht weiter und kennt diverse Formen. Die Bevölkerung ist sich immer mehr bewusst, dass die GVO nichts weiter als schädlich sind. Darum kann das NFP59 seine Versuche, die Fragen beantworten soll wie "Sind gentechnisch manipulierte Pflanzen nützlich für die Schweizer Bauern?, "Können gentechnische und nachhaltige Landwirtschaft in der Schweiz koexistieren?", beenden, denn wir kennen die Antworten, sie sind durchwegs negativ. Die 2.2 Millionen Schweizer Franken [6], die dem Modul politische, soziale und ökonomische Aspekte gewidmet sind, zeigen einen zentralen Aspekt dieses nationalen Forschungsprogramms: die Akzeptanz der Schweizer Bevölkerung, und auch der SchülerInnen gegenüber GVO in der Landwirtschaft zu evaluieren. Wir hoffen, dass wir zur Verstärkung der Ablehnung beigetragen haben.

[1]  http://www.nfp59.ch/
[2]  http://www.20min.ch/ro/news/vaud/story/31259440 und  http://letemps.ch/Page/Uuid/5359ec36-893e-11df-af12-1334fccb1280/Un_chercheur_poursuivi_par_des_militants_anti-OGM
[3]  http://rebellyon.info/-Biotek-OGM-.htmlhttp://www.infogm.org/lesogmendebat/sommaire.html
[4] Sie haben den Angriff schliesslich am 7. Juli verurteilt ( http://www.nfp59.ch/).
[5] Es handelt sich um das auf Indymedia erschienene Communiqué  https://ch.indymedia.org/frmix/2010/06/76566.shtml
[6]  http://www.nfp59.ch/f_portrait_details.cfm

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ANTI-ATOM
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Sonntag 25.7.10

Menschen

 Hohentengen - ein Dorf gegen die Schweiz
 
Erst der Fluglärm, jetzt das Atommülllager: Ein kleines Dorf auf der anderen Seite des Rheins übt den Widerstand gegen ein ganzes Land. Wieder will Hohentengen einen Sieg gegen die Schweiz davontragen.

Von Martin Meier (Text und Fotos)

 Hohentengen am Hochrhein. Ein beschauliches Nest gegenüber dem mittelalterlichen Städtchen Kaiserstuhl AG. Neben dem Zollhaus trotzt das Schloss Rötteln. An den sanft abfallenden Hängen entwickeln die Trauben von Deutschlands südlichstem Weingut ihre Öchslegrade.

 Weit öffnet sich hier das Rheintal. Der Strom glitzert in der Ebene und von weit her, am fernen Horizont, grüsst die Alpenkette. Hier, am Tor zum Schwarzwald, machen viele Touristen Halt. Im Ort gibts 3 Campingplätze und 13 Restaurants.

 Beim Griechen, im Restaurant Saloniki, sitzen siebzig Prozent Eidgenossen. Schweizer Kennzeichen überwiegen auch vor der Aldi-Filiale. Schweizerdeutsch spricht man in Boller's Kaufhüsle. "Grüezi" sagt man im "Edeka" oder im "Schlecker". Und wer beim Metzger Müller ein halbes Kilo Rindshuft wünscht, bekommt, anders als in der Schweiz, lieber ein paar Gramm weniger. Denn weniger ist in diesem Fall mehr. Man will ja nicht, dass die Schweizer Kundschaft an der Grenze angehalten und wegen Fleisch-Schmuggel gebüsst wird.

 Hohentengen am Hochrhein. Hier werden seit kurzem die Schweizer Gäste nicht mehr ganz so herzhaft begrüsst wie auch schon. Denn in Hohentengen regt sich Widerstand. Widerstand gegen die Schweiz.

 "Atommülllager nördlich Lägern. Nicht mit uns", warnt das unübersehbare Banner am Dorfeingang. Das Bundesamt für Energie hat das an Hohentengen angrenzende Schweizer Gebiet als möglichen Standort für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erklärt. Infrage kommen zwölf Gemeinden des Zürcher Unterlands - zwischen Eglisau und Niederweningen. Zusätzlich die Aargauer Gemeinden Schneisingen, Siglistorf und Fisibach. Denkbare Standortgebiete für hoch radioaktive Abfälle sind auch das Zürcher Weinland und der Bözberg. Für schwach- und mittelaktive Abfälle kämen der Südranden SH, der Wellenberg OW sowie der Jura-Südfuss SO/AG infrage.

 Aufgestellt hat das riesige Plakat nicht irgendeine Bürgerwehr. Sondern zwei SPD-Gemeinderäte: Christof Amann und Rosi Drayer. "Nicht mit uns", sagt die engagierte Lokalpolitikerin. "Wir tragen schon genug Lasten für die Schweiz. Zudem ist das Thema Endlager nicht lösbar." Der Widerstand geht quer durch die Parteilandschaft. CDU-Bürgermeister Martin Benz: "Wir machen jetzt Druck auf die Bundesregierung. Wir wollen kein Endlager vor unserer Haustür. Wir fordern einen Staatsvertrag."

 Die Schweizer Behörden tun gut daran, den Bürgermeister ernst zu nehmen. Nur allzu gut erinnert man sich an den Lärmstreit - zwischen Hohentengen und dem Flughafen. Die Hohentengener wehrten sich gegen die stetig steigenden Anflüge auf Kloten über ihr Gemeindegebiet.

 Doch das Brüllen des Pfarrers und das Schimpfen des Bürgermeisters blieben unerhört. "Die Deutschen kommen mit ihren Forderungen nicht durch", war die damalige Swissair-Sprecherin Beatrice Tschanz überzeugt. Die Flughafen-Lobby verunglimpfte Hohentengen gar als "Asterix-und-Obelix-Dörfchen". Und die Anliegen der Deutschen wurden ins Lächerliche gezogen.

 Doch zuletzt lachten die Hohentengener. Deutschland zwang der Schweiz einen Staatsvertrag auf. Dieser legt seitdem fest, wie viele Jets über Hohentengen hinwegdonnern dürfen. Hohentengen zwang Zürich letztlich den Südanflug auf.

 Unterstützung erhält das aufmüpfige Dorf vom Kreis Waldshut. Der Slogan lautet: "Ein starkes Stück Land". Dessen Landrat Tilman Bollacher sagt: "Ein grenznahes Endlager macht uns Sorge, denn es wird mit seinen strahlenden Abfällen unsere nachfolgenden Generationen in bis nach menschlichem Empfinden unvorstellbare Zeiträume beschäftigen." Der Landkreis hege starke Vorbehalte gegen ein grenznahes Lager, "denn das Hochrheingebiet ist dicht besiedelt, verfügt über bedeutende Grundwasservorkommen und ist heute schon erheblich mit kerntechnischen Anlagen vorbelastet."

 Befürchtet würden, so Bollacher weiter, auch gravierende negative Auswirkungen auf den ländlich strukturierten Raum des Landkreises und für den Tourismus. Und diplomatisch fügt er hinzu: "Ich darf in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass von sechs Standortregionen, die die Nagra benannt hat, sich vier in unmittelbarer Grenznähe zu Deutschland befinden."

 "Wir werden dagegen ankämpfen", verspricht Martin Benz. "Der Regionalverband Hochrhein-Bodensee, der sämtliche Gemeinden zwischen Konstanz und Weil am Rhein umfasst, wird mitkämpfen."

 Hohentengen am Hochrhein: Das kleine Nest kämpft zum zweiten Mal gegen Goliath. Der David, der so beschaulich wirkt wie eh und je. Ein Dorf, das zu seinen Schweizer Nachbarn ein friedliches Verhältnis pflegt. So bezieht Kaiserstuhl Trinkwasser aus Hohentengen. So reinigt die deutsche Gemeinde das Abwasser des Schweizer Kleinstädtchens. Und so werden auch in Zukunft Hohentengener Jugendliche die Schulbank auf der anderen Seite des Rheins in der Schweiz drücken.

 Eigentlich mögen die Hohentengener die Schweizer. Aber bei Lärm und Müll hört die Liebe auf.

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 Wohin mit Abfall?

 Seit 1978 sucht die Nagra Standorte für die Endlagerung radioaktiver Abfälle. Sechs Regionen wurden jetzt ausgewählt. Vier davon liegen in Grenznähe zu Deutschland. Doch der zeitliche Horizont ist noch lang. Erst 2019 wird der Bundesrat den genauen Standort bestimmen, 2040 soll das Lager für die hoch aktiven, 2030 das für schwach und mittel aktive Abfälle in Betrieb genommen werden.

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Sonntag 25.7.10

Wirtschaft

 Die Axpo kontert AKW-Kritiker

 Der Strom aus Ersatz-Kraftwerken sei günstiger als behauptet

 Hans-Peter Stöckl, der ehemalige Manager der Axpo-Tochter EGL, übte vergangene Woche scharfe Kritik an den Plänen für neue Atomkraftwerke. "Ein neues AKW zu bauen, macht keinen Sinn. Es gibt international gesehen keine Stromlücke", sagte er - und löste damit heftige Reaktionen und Widerspruch aus. Auch in der Axpo.

 Die Berechnungen der zu erwartenden Preise für Strom aus Ersatz-AKW seien falsch, schreibt Rainer Meier, Kommunikationschef der Axpo. Denn es werde unterstellt, die Axpo würde nur die Hälfte des Stroms eines neuen AKW verkaufen können, was den Preis verdopple. Man könne aber nicht die Leistung eines neuen AKW in Beznau (rund 1600 MW) mit jener der vom Netz gehenden Reaktoren Beznau I und Beznau II (730 MW) vergleichen - "und dabei übersehen, dass neben den Beznau-Reaktoren auch das AKW Mühleberg (370 MW) vom Netz gehen wird". Zudem würden die 2000 MW Leistung, die der Schweiz heute aus französischen AKW zur Verfügung stehen, schrittweise reduziert und nach 2020 komplett ausfallen. Meier: "Wer diese Zahlen addiert, sieht schnell, dass die Schweiz sogar die Energie von zwei Ersatz-AKW brauchen wird, wie sie von BKW und Axpo in Mühleberg und Beznau geplant werden." Dies sei nicht nur die klimafreundlichste und zuverlässigste, sondern auch die günstigste Massnahme gegen die Stromlücke.

 Die Axpo legt in ihrem Schreiben an den "Sonntag" offen, von welchem Preis sie ausgeht: "Für die Ersatz-AKW rechnet Axpo mit einem Preis von 7 bis 8 Rappen pro Kilowattstunde." Das sei zwar mehr als bei den heutigen Reaktoren und Wasserkraftwerken - aber immer noch viel weniger als bei jeder anderen Technologie. Meier: "So werden Ersatz-AKW dereinst nicht nur dem Klima nützen, sondern auch einen wichtigen Beitrag an die Leistungsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft und damit zum Erhalt von Arbeitsplätzen leisten." Letztlich wird das Schweizervolk über die Frage abstimmen können, ob es neue AKW braucht oder nicht. In einer nicht repräsentativen Umfrage von "Sonntag Online" stimmten 52 Prozent mit Ja. (pmü)

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Landbote 24.7.10

"Unabhängige Sicherheitsstudie" gefordert

 Christian Weiss

 Drei SP-Kantonsräte fordern in einer Motion den Regierungsrat dazu auf, eine eigene Studie über Atomendlager in die Wege zu leiten.

 WEINLAND - Der Zürcher Regierungsrat soll einen Kreditbeschluss vorlegen, "damit eine unabhängige Studie zu den potenziellen atomaren Tiefenlagern auf dem Gebiet des Kantons Zürich in Auftrag gegeben werden kann". Das fordert eine Motion der SP-Kantonsräte Marcel Burlet, Markus Späth und Priska Seiler Graf.

 Als Grund nennen die drei Parlamentarier unter anderem bisherige Erfahrungen mit dem deutschen Endlager in Asse und bei anderen Anlagen. Diese hätten gezeigt, dass die Sicherheit der Bevölkerung vor atomarer Verstrahlung nicht gewährleistet werden könne. Zudem habe das Eidgenössische Amt für Nuklearsicherheit (ENSI) in einem Bericht zugegeben, dass es schwierig sein werde, in 900 Metern Tiefe in Benken ein Endlager zu bauen. Es sei unverständlich, dass das ENSI am Standort Weinland festhalte. Es brauche deshalb ein neutrales, unabhängiges Gutachten, das weder das ENSI noch die Nagra selbst in Auftrag gegeben habe.

 Der Regierungsrat beantragt die Abweisung dieser Motion. So sei die Entsorgung der radioaktiven Abfälle Bundessache, wobei der Kanton über verschiedene Gremien seine Interessen direkt einbringen könne. Eine eigene, "unabhängige Studie" könne die Kompetenzen und Mittel der bestehenden Fachinstanzen nicht ersetzen, habe doch allein die Nagra 2008 für wissenschaftliche Arbeiten 20 Millionen Franken ausgegeben. Der Fachdiskurs werde zudem durchaus offen geführt und sei noch nicht abgeschlossen. Der Regierungsrat bezeichnet den Vergleich mit dem Endlager Asse überdies als "nicht statthaft", da im Fall von Asse ein ehemaliges Salzbergwerk in ein Endlager umfunktioniert wurde, während im Weinland im Opalinuston ein eigens für radioaktive Abfälle geplantes und zu bauendes Lager das Ziel ist. (cwe)

z.B.