MEDIENSPIEGEL
24.8.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Rössli, DS, GH)
- Reitschule bietet mehr: sf.tv in tha house
- Orte der Wut: Biennale unterwegs
- RaBe-Info 24.8.10
- Police BE zum Anfassen
- Big Brother Sport BE: Biel unterzeichnet Verträge
- Squat Biel: Escargot Noir in Räumungsgefahr
- Agassizhorn bleibt (Telebärn)
- 1. Mai ZH: Hohe Bussen
- Zwischengeschlecht: "Drittes Geschlecht" in Indien und Pakistan
- Stop Murder Music: gegen Homophobie + Sexismus auf dem
Chiemsee
Reggae Summer
- Anti-Atom: BE-Ausstieg 2039; Endlager-Debatte;
ReaktoroperateurInnen
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REITSCHULE
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Do 26.08.10
20.00 Uhr - Rössli - Solifest für die
kirchliche Gassenarbeit
Bern. Lesung von Matto Kämpf, Konzerte von The Frozen Pony &
The Hot Skirts, Reverend Beat-Man, u.v.a.
21.30 Uhr - Hofkino - "Allein machen sie dich ein!"
Filmzyklus
über die Zürcher Häuserbewegung Teil 7 & 8
Fr 27.08.10
20.30 Uhr - Kino - Tatort Reitschule: "Die Falle" - der
letzte
Ehrlicher!
23.00 Uhr - Dachstock - C'est Berne. Your local
Techno-Heroes!
Sa 28.08.10
23.00 Uhr - Dachstock - Liquid Session: London
Elektricity & MC
Wrec (UK/Hospital), Flowrian & LaMeduza, Lockee, TS Zodiac, MC Matt
Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch
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kulturagenda.be 26.8.10
Beat-Man am Solifest für Gassenarbeit im Rössli
Seine Stimme hat schon alles erlebt, sein Gospel ist schwarz wie
die
Nacht. Mit anderen Worten: Reverend Beat-Man (Bild) ist die perfekte
Besetzung fürs Solifest der kirchlichen Gassenarbeit. Als
Ministranten mit ihm unterwegs: Mario Capitanio, Matto Kämpf, The
Rock'n'Roll Terrorists, Frozen Pony & The Hot Skirts, Opium Boys
und DJ Vasek.
Rössli Reitschule, Bern. Do., 26.8., 20 Uhr
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kulturagenda.be 26.8.10
"C'est Berne" eröffnet die Saison im Dachstock
Mit DJs aus der lokalen Techno-Szene lädt der Dachstock zur
Eröffnung der neuen Club- Saison. Zum Tanz auffordern wird
Kellerkind (Bild), der sich mit Veröffentlichungen auf dem Label
Stil-vor-Talent international einen Namen gemacht hat. Mit dabei sind
zudem Lukas Kleesattel von Beam Records, La fée verte vom
Festmacher-Kollektiv und Dauwalder von N.E.A.T.
Dachstock in der Reitschule, Bern. Fr., 27.8., 23 Uhr
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presseportal.ch 24.8.10
Weltpremiere mit Jugendchor im Berner Münster
Musikalischer Brückenschlag zwischen Kuba und der Schweiz
Bern (ots) - In einer Weltpremiere führen Kinder und
Jugendliche
der Musikschule Escuela Paulita Concepción aus Havanna zusammen
mit dem multinationalen Sextett Travesías am Freitag, 10.
September 2010, um 10.00 Uhr im Berner Münster Kompositionen von
Simon Ho auf. Das Konzert ist öffentlich, der Eintritt ist frei.
Im Rahmen der 100-Jahrfeierlichkeiten der Interkantonalen
Rückversicherungsverbandes (IRV) ist es unter dem Thema "Insel der
Solidarität" gelungen, dieses aussergewöhnliche musikalische
und völkerverbindende Projekt zu realisieren.
Die Premiere von Travesías 2010, bei der in einer
völkerverbindenden Weltpremiere erstmals Schülerinnen und
Schüler aus Kuba in Europa auftreten, findet im Rahmen der
Jubiläumsfeier "100 Jahre Interkantonaler
Rückversicherungsverband (IRV)" am 10. September im Berner
Münster statt.
Das Sextett Travesías - eine Gruppe eng befreundeter
Musikerinnen und Musiker aus verschiedenen Kulturkreisen - hat im Juli
2010 mit 34 Schülerinnen und Schülern (9- bis 15-jährig)
und sechs Lehrkräften der Escuela Paulita Concepción
(Reparto Serro, Havanna) unter dem Titel Travesías 2010
Kompositionen des Travesías-Pianisten Simon Ho erarbeitet. Rund
zehn Tage wurden die Arrangements, die Simon Ho für den Chor und
das Orchester der Schule geschrieben hatte, eingeübt.
Es zählt das gemeinsame Erlebnis
Die Musik und Texte unter dem Leitspruch "Daheim in der Fremde"
erzählen von Geborgenheit und Verlassenheit, von Vergangenheit und
Neuzeit. Neben der Erfahrung, welche die Kubaner zweifellos in der
Schweiz machen werden, wird das Thema auch in den Liedertexten
behandelt. Als Grundlage dienen Gedichte von Lyrikern wie Josef
Reinhard, Erica Pedretti, Mascha Kaléko und Nicolás
Guillén u.a. Das rund 70-minütige Programm bringt das
Publikum teils zum Tanzen, teils zum Nachdenken. "In dem Moment, in dem
die Kinder zusammen singen, werden sie merken, dass es nicht darauf
ankommt, welche Sprache man spricht oder welche Hautfarbe man hat - es
zählt das gemeinsame Erlebnis", sagt Lorenz Hasler, Initiant des
völkerverbindenen Projekts und musikalischer Leiter von
Travesías.
Während ihres Aufenthaltes in der Schweiz wohnen die jungen
Gäste aus Kuba im Pfadiheim Büschigrube in Köniz. Der
Aufenthalt wird mit Begegnungen und Ausflügen bereichert: Die
Primarschule Buchsee in Köniz gestaltet einen gemeinsamen Musiktag
mit Chorsingen und Schulkonzert mit kubanischer Musik im Lichthof des
Gemeindehauses (20. September, 18.30 Uhr).
Der Musicalchor des Gymnasiums Bern Kirchenfeld bereitet ein
Programm
mit 'Salsa' vor - zur Einstimmung auf das Projekt haben die
verantwortlichen Musiklehrer die jungen Kubaner eingeladen, in der Aula
ihr Programm "Sones y Danzones" zu spielen (13. September, 17.00 Uhr).
Im Rahmen des Festivals 'Musik und Film 2010" in der Grossen Halle der
Reitschule Bern findet ein spezieller Auftritt statt (15. September,
20.00 Uhr) - die beiden Programmteile "Sones y Danzones" und
"Travesîas 2010" werden mit visuellen Eindrücken der
Probephase in Havanna ergänzt (Foto- und Filmprojektion). Weitere
Konzerte sind bis zum 20. September 2010 in der Region Bern und in
Solothurn geplant.
Das Travesías Sextett:
- Simon Hostettler (Schweiz), Komposition und Klavier - Susanne
Rydén (Schweden), Sopran- Victor Pellegrini
(Argentinien, Kuba), Gitarre - Amparo del Riego Vidal
(Kuba), Cello - Lukas Hasler (Schweiz), Kontrabass - Lorenz Hasler
(Schweiz),Violine, musikalische Leitung und Produzent
Escuela Elemental de Música Paulita Concepción
Die Schule " Paulita Concepción " wurde 1981
gegründet.
Anfänglich wurde sie von 30 Schülern in bildender Kunst
besucht. In den folgenden Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt auf
Musik und Tanz. Heute studieren rund 140 Schülerinnen und
Schüler an der vom Staat finanzierten Schule. Nebst den allgemein
bildenden Fächern und dem Chorgesang werden die Instrumente
Klavier, Gitarre, Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass, Flöte, Oboe,
Klarinette, Fagott, Trompete, Posaune, Horn, Saxophon und Perkussion
unterrichtet. Die Schule erhielt ihren Namen zu Ehren der
Pädagogin Paulita Concepción, deren grosses Anliegen die
Vermittlung der Ideen von José Marti, Félix Varela und
José de la Luz y Caballero war. In der kurzen Zeit ihres
Bestehens hat die Schule mehrere lokale, nationale und internationale
Preise sowie Auszeichnungen erhalten.
Auftritte Travesías / Escuela Paulita Concepcion
- Freitag, 10. September 2010, 10.00 Uhr im Münster Bern
- Mittwoch, 15. September 2010, 20.00 Uhr in der Grossen Halle,
Reitschule Bern
- Donnerstag, 16. September 2010, 20.00 Uhr im grossen
Konzertsaal, Solothurn
- Freitag, 17. September 2010, 16.00 Uhr in der Kirche St.
Josef,
Köniz
- Sonntag, 19. September 2010, 20.00 Uhr Mühle Hunziken,
Rubigen
- Montag, 20. September 2010, 18.30 Uhr, Landorfstrasse 1,
Lichthof,
Köniz
Weitere Informationen: http://www.travesias.ch
ots Originaltext: IRV / UIR
Internet: www.presseportal.ch
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REITSCHULE BIETET MEHR
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Schweiz Aktuell 23.8.10
Berner Zankapfel: Die Reitschule
Der Kampf um die Reitschule geht in die nächste Runde:
Schon
viermal musste die Stadtbevölkerung über das alternative
Kulturzentrum in den ehemaligen Rossstallungen abstimmen; immer gingen
die Urnengänge zugunsten der Reithallen-Betreiber aus. Jetzt
fordert die SVP mit einer Initiative abermals die Schliessung der
Reitschule.
http://videoportal.sf.tv/video?id=f4f4c442-9637-43cc-be67-79a5832f7c38&referrer=http%3A%2F%2Fwww.sf.tv%2Fsendungen%2Fschweizaktuell%2Findex.php
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tagesschau.sf.tv 23.8.10
Das Berner Rössli-Spiel geht in die fünfte Runde
Die Reitschule, das alternative Kultur-Zentrum Berns, teilt die
Gemüter. Ob Schandfleck oder Bereicherung: Bereits vier Mal haben
die Hauptstädter abgestimmt, ob die Reitschule weg soll. Jetzt hat
die SVP eine fünfte Abstimmung erzwungen. Die Partei will, dass
die Stadt das Kultur-Zentrum schliesst und an den Meistbietenden
verkauft.
Ein Kino, ein Restaurant, eine Druckerei - die Reitschule in
Bern ist
eine kunterbunte Mischung aus Kultur, Gastronomie und Kleingewerbe.
Jedermann - ob Banker oder Drögeler - ist herzlich willkommen. Das
Zentrum wird demokratisch geführt und ist politisch links
ausgerichtet.
Einem passt das Treiben gar nicht. Erich Hess ist
Lastwagenchauffeur
und SVP-Politiker und er will, dass die Reitschule verschwindet.
Drogendealer gebe es da, sagt er gegenüber "Schweiz aktuell".
Immer wieder gab's Krawalle
Tatsächlich war die Situation rund um die Reitschule in der
Vergangenheit schwierig. Drogen und Gewalt herrschten vor und die
Polizei hatte Mühe, das Gesetz durchzusetzen. Trotzdem: Die Berner
lieben offenbar ihre Reitschule. Eine Schliessung wurde an der Urne
bislang vier Mal abgeschmettert.
Die SVP wagt jetzt den fünften Versuch. Die Reitschule muss
verschwinden. Bislang wird das Vorhaben von keiner weiteren Partei
unterstützt. Am 26. September muss sich die Reitschule erneut an
der Urne behaupten - dann ist klar, ob sie weiterhin ihren Platz in
Bern einnehmen darf oder ob ihr letztes Stündlein geschlagen hat.
(sf/gern)
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ORTE DER WUT
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kulturagenda.be 26.8.10
Wütendes Bern
Der neue Rundgang von StattLand führt in mehreren Etappen
an Orte
wo Berner stinksauer gewütet haben. An "Orten der Wut"
erfährt man, was für verschiedene Gesichter Wut haben kann.
Immer mit dabei: Die rote Figur.
Ausser Rand und Band muss das Volk gewesen sein, als es 1528 im
Zuge
der Reformation die Skulpturen aus dem Berner Münster entfernt
hat. 1986 wurden unter der Münsterplattform die Überreste der
zerstörten Figuren gefunden. "Viele hatten keinen Kopf mehr. Sie
wurden symbolisch hingerichtet", schildert Rundgangleiterin Franziska
Fankhauser den Bildersturm. Gewalt ist das Thema der ersten Etappe der
neuen Stadtführung von StattLand. Sie führt an Orte, wo
Menschen Wut erzeugten oder zum Ausdruck brachten. Der Rundgang wurde
im Auftrag der Biennale Bern konzipiert, die vom 10. bis zum 18.
September stattfindet.
Strippender Ritter
Ein anderes Gesicht der Wut ist die Provokation. Der
Künstler
Carlo E. Lischetti machte mit einem zwinkernden Auge auf
Missstände aufmerksam und provozierte damit die konservativen
Kreise. Eines seiner Werke ist "Keine Brunnenfigur ", ein Brunnen mit
Rednerplattform und Treppe - gedacht als bernische Variante zum
Speaker's Corner im Londoner Hyde Park. Trotz Einsprache des Vereins
"Heit Sorg zu Bärn" wurde 1992 der Brunnen ohne Brunnenfigur
realisiert. Bei der Übergabe an die Öffentlichkeit stieg
Lischetti in Ritterrüstung hinauf und zog sich aus.
"Abrüstung oder Ritterstripper", kommentierte er die Aktion.
Zurück zum Rundgang: Eine ganz in Rot gekleidete Figur
unterbricht
die Anekdoten und springt auf das Publikum zu. "Zickzacken Sie,
dreivierteltakten Sie", ruft sie und mimt die Aufforderung Lischettis,
sich dem gesellschaftlichen Zwang, immer gerade aus zu gehen, zu
widersetzen. Weiter führt der Rundgang zum Kornhaus und
anschliessend zum Käfigturm, wo Fankhauser von Hungerperioden und
Arbeiterkrawallen erzählt. An allen Standorten bereichert die
"Rote Figur" mit szenischen Interventionen die Ausführungen: etwa
als Stadtpräsident Eduard Müller, der bei den
Käfigturmkrawallen mit harter Hand durchgriff.
Wenn der FC Basel gewinnt
Weiter gehts zum Meret Oppenheim Brunnen, der bei seiner
Einweihung
laute Buhrufe provozierte. Gegenüber ist das Waisenhaus, das seit
1942 als Hauptquartier der Berner Stadtpolizei fungiert und
Ausnüchterungszellen beherbergt. Aus einem Rekorder hört das
Publikum von Polizeisprecher Franz Märki so einige Geschichten
über Hitzköpfe, die diese Zellen von innen kennen: Etwa wie
YB-Fans nach einem veryoungboysten Match beruhigt werden müssen,
erst recht wenn der Gegner FC Basel hiess. Die letze Etappe führt
zur Reithalle, wo Wut auch kreative Impulse auslöst. Das
Kulturzentrum hat sich aus einer Hausbesetzung im Rahmen der Schweizer
Jugendunruhen der 80er- Jahre entwickelt. Bis heute muss es für
seine Existenz kämpfen: Die nächste Abstimmung steht am 26.
September an. Sicher ist: Das Resultat wird auf einer Seite
wütende Gemüter zurücklassen.
Regine Gerber
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
\ \ \ \
\ \ \ \ \ \ \ \
Münsterplatz, Bern. Sa., 28.8. 18 Uhr
http://www.stattland.ch
---
Langenthaler Tagblatt 24.8.10
Unterwegs die Wut entdecken
Bern Neuer StattLand-Rundgang zum Thema 2010 "Orte der
Wut" der
Biennale Bern
Wo die Bernerinnen kratzbürstig werden oder es den
Bernern
den Hut lupft: Der neueste geführte Rundgang des Vereins StattLand
lädt dazu ein, verschiedenste "Wutschichten" der Hauptstadt zu
erkunden. Quasi als roter Faden führt eine rote Figur mit
szenischen Interventionen durch den Rundgang. Thema ist beispielsweise
das Münster. Die Nischen der Seitenportale - einst mit bunten
Skulpturen geschmückt - sind heute leer. Während der
Reformation 1528 wurden sie vom Volk entfernt und zerstört. Anders
der Lischetti-Brunnen: Einem Ventil ähnlich können auf der
Brunnen-Säule vor dem Rathaus alle "Luft ablassen". Ein paar
Treppenstufen hoch - und jedermann findet als temporäre
Brunnenfigur einen Moment lang Beachtung.
Und noch ein Brunnen gab in Bern in jüngerer Zeit
einiges zu
reden: Der Stadtrat erteilte der deutsch-schweizerischen
Künstlerin und Lyrikerin Meret Oppenheim 1982 den Auftrag, in
ihrer Wahlheimat ein Bauwerk zu gestalten. Zu dessen Einweihung auf dem
Waisenhausplatz erntete sie aus dem Publikum sogar Buhrufe.
Wut herrschte auch 1893, als 300 arbeitslose Bauarbeiter
trotz
Bauboom am Käfigturm-Krawall Dampf ablassen.
Auf den Spuren von Berns "Orten der Wut" kommt man
selbstverständlich auch um die Reitschule nicht herum. Das
alternative Kulturzentrum, über dessen "Verkauf an den
Meistbietenden" Ende September einmal mehr abgestimmt wird, sorgt seit
einem Vierteljahrhundert immer wieder für Gespräche. Ist
"Berns Schandfleck", wie die Bürgerlichen das während der
80er-Unruhen besetzte Areal auf der Schützenmatte bisweilen
bezeichnen, doch immer wieder Ursprung von "Wutausbrüchen" aller
Art. Sei es wortwörtlich als praktische
Rückzugsmöglichkeit für linksextreme Demo-Aktivisten,
sprichwörtlich als vielseitiges alternatives Experiment oder
einfach als Projektionsfläche rechtsbürgerlicher Politik
aller Art. (sat/mgt)
"Orte der Wut" 28. 8. und 1. 9. je um 18 Uhr; 10. bis 18.
9. im
Rahmen der Biennale Bern ebenfalls je um 18 Uhr. Dauer: ca. 90 Minuten.
Infos/Anmeldungen: http://www.stattland.ch
--
Biennale vs. Musikfestival
Die Biennale Bern und das Musikfestival wechseln sich
jährlich ab. Die aktuelle Biennale zum Thema "Wut" läuft vom
10. bis 18. September. Festivalzentrum ist das Foyer des Stadttheaters
(täglich ab 21.30 Uhr). Während sich im Rahmen der Biennale
grosse und viele kleinere Kulturinstitutionen dem zeitgenössi-
schen und interdisziplinären Schaffen verschreiben, ist das
Musikfestival Bern auf alle Epochen ausgerichtet. Das nächste
findet vom 8. bis 18. Oktober 2011 zum Thema "Flucht" statt. (sat)
Detailprogramm: http://www.biennale-bern.ch
---
20 Minuten 24.8.10
Berns Kulturtäter lassen ihrer Wut bald freien Lauf
BERN. Nichts als Ärger in den Berner Kulturtempeln:
Unter
dem Motto "Wut" ziehen sie gemeinsam ein Riesenspektakel auf.
Für rote Köpfe haben die Berner
Kulturinstitutionen
zuletzt mit ihren Budgets gesorgt. Nun greifen sie das Thema "Wut" vom
10.-18. September künstlerisch auf. Über 30 Veranstaltungen
an 17 Orten - unter anderem im Casino, Kornhaus, Klee-Zentrum, Progr
und der Dampfzentrale - widmen sich der Aggression in all ihren
zügellosen und unterdrückten Formen.
Als Festivalzentrum wird das Stadttheater-Foyer
hergerichtet, als
hätten sich Vandalen darin ausgetobt. Einer der Blickfänge
ist die "Anger Release Machine". Sie funktioniert wie ein
Verpflegungsautomat. Statt Snacks fällt Porzellangeschirr ins
Ausgabefach - und wird dadurch zerschmettert. "Dass wir treue
Stadttheaterbesucher vor den Kopf stossen und tatsächlich
wütend machen, nehmen wir in Kauf", sagt Mitorganisatorin Barbara
Stocker.
Die nächste Provokation wartet im Kunstmuseum: Dort
kann man
verhassten Machthabern wie Silvio Berlusconi ins Gesicht kicken -
zumindest symbolisch mit Fussbällen, denen Masken übergezogen
sind. Auf dem Programm der Wut-Biennale stehen zudem eine
Opernpremiere, Konzerte, Theater, Ausstellungen, Stadtrundgänge
sowie eine Live-Vertonung des Stummfilms "Nosferatu" durch das
Symphonieorchester. Sogar der BoGa macht mit und zeigt "wütende"
Pflanzen.
Patrick Marbach
http://www.biennale-bern.ch
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RABE-INFO
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Di. 24. August 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_24._August_2010.mp3
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_24._August_2010.mp3&song_title=RaBe-%20Info%2024.%20August%202010
- Hände weg vom öffentlichen Verkehr: Petition gegen
die
Sparmassnahmen des Bundes
- Schweizerisches Arbeiterhilfswerk startet neue Kampagne und
nimmt die
SVP auf den Arm
- Buntes Treiben auf dem Flohmarkt der Reitschule
Links:
http://www.volks-befragung.ch
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POLICE BE
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Blick am Abend 23.8.10
Polizei zum Anfassen
GEWALT
Seit heute Montag laufen die Präventionstage 2010 der
Kantonspolizei.
Während den nächsten zwei Wochen führt die
Polizei
im ganzen Kanton Bern verschiedene Aktionen zur Gewaltprävention
durch. Das Motto lautet: "Häreluege - nid wägluege". Heute
finden in verschiedenen Schulhäusern der Region die ersten
Workshops zum Thema "Gewalt" oder "Neue Medien" statt, in denen schon
den Unterstufenschülern richtiges Verhalten in heiklen Situationen
oder der Umgang mit dem Internet gezeigt wird. Höhepunkte der
Präventionstage sind der Tag der offenen Tür in der Kaserne
auf dem Waisenhausplatz in Bern am 28. August und der Stand an der
Thuner Herbstmesse OHA vom 27. August bis 5. September.
Auch die Vereine YB und SCB beteiligen sich am Mittwoch
und am
Samstag am Präventionsmärit auf dem Waisenhausplatz mit
eigenen Ständen, wo die Fanarbeit vorgestellt wird. Jeweils
zwischen 13.30 und 15.30 Uhr sind auch Autogrammstunden geplant. pp
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http://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien/aktuell.meldungNeu.html/police%20de%20meldungen%20police%20news%202010%2008%2020100817_1526_kanton_bern_praeventionstage2010derkantonspolizeibern
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BIG BROTHER SPORT BE
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bzonline.ch 24.8.10
Gewalt: Biel unterzeichnet Verträge mit Sportklubs
sda / mau
Die Stadt Biel bündelt im Kampf gegen Gewalt an
Sportanlässen die Kräfte: Am Dienstag unterzeichnete
Sicherheitsdirektorin Barbara Schwickert mit den Präsidenten des
EHC und des FC Biel entsprechende Verträge.
Demnach beteiligt sich der EHC Biel mit 30'000 Franken pro
Jahr
an den Sicherheitskosten, wie die Bieler Gemeinderätin am Dienstag
vor den Medien sagte. Auf den FC Biel entfallen 3000 Franken pro Saison.
Über die Höhe der Beträge könne man
diskutieren, sagte Schwickert. Manchen seien sie wohl zu tief. Aber es
gehe hier nicht nur um Geld, sondern auch um die Koordination von
Massnahmen bei der Bekämpfung der Ursachen für die Gewalt an
Sportanlässen.
Die Beiträge der beiden Sportklubs würden auch
nicht
einfach in der Gemeindekasse verschwinden, betonte Schwickert. Der
Gemeinderat habe beschlossen, drei konkrete Projekte damit zu
unterstützen: Die Fanarbeit, ein Alkoholpräventionsprojekt
sowie das allgemeinere Projekt "Stattgewalt".
Die Verträge enthalten Grundsätzliches zu Themen
wie
Videoüberwachung, Alkoholausschank, Sicherheitskonzept oder
Stadionverbote. Nicht zuletzt geht es darum, die Massnahmen der
Beteiligten zu koordinieren.
Die Bieler Vereinbarungen richten sich nach dem
Massnahmenpaket,
das die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -
direktoren ausgearbeitet hat. Orientiert habe man sich überdies an
entsprechenden Verträgen in der Stadt Bern, wie Schwickert
ausführte. Die Details wurden dann an die Bedürfnisse der
Stadt Biel angepasst.
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SQUAT BIEL
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Inymedia 23.8.10
Polizei-Cowbobys vs. Escargot Noir ::
AutorIn : escargot noir
Dem Wagenplatz Escargot Noir wurde gedroht geräumt zu
werden -ohne
Gerichtsentscheid.
Am 8. Juni 2009 wird das Squat an der Quellgasse in Biel,
besetzt von
der Familie Von Allmen, evakuiert. Den Bewohnern wird von der Polizei
unter Zwang die DNA entnommen. Für das ganze Vorgehen besteht
keine richterliche Verfügung. Es ist offensichtlich, dass die
Polizei an diesem Tag nicht in ihren Rechten gehandelt hat.
Nach der vorläufigen Verhaftung der Familie Von Allmen
wurde von
einem Mitglied der Stadtverwaltung ein Ratschlag eingereicht; es kam
heraus, dass die Polizei alles der Stadt Biel mitteilen muss, was das
Eingreifen bezüglich der Squats in Biel betrifft.
Ein Jahr später widerholt sich der Vorfall!
Der Verein Escargot Noir besetzt am 2. Juli mit ihren Wagen ein
Platz
am Längfeldweg in der bieler Industriezone. Es ist ein
hübscher nicht gebrauchter Platz, der von Bäumen umringt ist.
Der Besitzer, eine mysteriöse Immobilienfirma, hat uns in
Begleitung der Polizei am 6. Juli ein Besuch abgestattet. Dieser teilte
uns mit, dass er nicht mit uns diskutieren wolle und wir ohnehin nicht
die gleiche Schulung haben wie er. Er teilte uns den Termin vom 17.
Juli mit, um den Platz zu verlassen.
Wir haben uns geweigert zu gehen.
Am 22. Juli wurden einige Mitglieder von uns mit auf den
Polizeiposten
genommen für eine Befragung. Dort wurde ihnen mittgeteilt, dass
die Polizei alle Rechte für die Entscheidung habe, wann wir das
Brachland zu verlassen haben und dass sie uns bei nicht Befolgen
evakuieren. Es wurde das Datum vom 3. August festgelegt.
Da wir an der Kapazität der Polizei stark zweifeln, eine
solche
Situation objektiv richten zu können, haben wir unseren Anwalt,
die Sicherheitsdirektorin der Stadt Biel und einige Politiker
kontaktiert. Dabei kam heraus, dass die Polizei in so einem Fall kein
Recht hat, ohne Gerichtsbeschluss zu handeln.
Daraus schliessen wir, dass die Cow-Boys in blau ein Mal mehr
versucht
haben, von dem in ihrer Macht stehenden zu übertreiben, indem sie
uns Angst machen, vor dem Wagenplatz regelmässig vorbei fahren
oder uns Rechtsartikel angeben, bei denen sie anscheinend das Recht
haben uns zu evakuieren. Glücklicherweise haben wir noch
rechtzeitig reagiert.
Mittlerweile hat der Besitzer ein Gerichtsprozess eingeleitet
und
weigert sich weiterhin mit uns in Kontakt zu treten.
Wir geben nicht auf mit der Bekämpfung gegen die
übertreibungen der Polizei.
Dass jeder das Recht hat so zu leben, wie er will.
Für mehr alternative Freiräume und Aktivtäten.
Dass der Kampf weitergeht
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AGASSIZHORN
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Telebärn 22.8.10
Agassizhorn behält seinen Namen
http://www.kyte.tv/ch/telebaern/agassizhorn-behalt-seinen-namen/c=84713&s=1007173
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1.MAI ZH
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Tagesanzeiger 24.8.10
Empfindliche Strafen für 1.-Mai.-Chaot und Fussball-Hooligan
Zürich - Wer sich wiederholt an Demos oder in
Chaotengruppen
strafbar macht, muss mit happigen Strafen rechnen. Das zeigen zwei
jüngst veröffentlichte Urteile. Ein Student aus dem
"Antikapitalistischen Kollektiv Zürcher Oberland" ist zu einer
Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 30 Franken, also 3600
Franken, verurteilt worden. Er hatte an einer 1.-Mai-Nachdemo über
Megafon zum Widerstand gegen die Polizei aufgerufen. Der Student hatte
an der Gerichtsverhandlung im Mai dieses Jahres die Tat bestritten: Es
handle sich um eine Verwechslung. Das Gericht glaubte ihm nicht, wie
das schriftliche Urteil zeigt. Grund ist unter anderem, dass er bereits
einmal wegen einer 1.-Mai-Demo verurteilt worden war.
Ein 26-jähriger Automonteur, der zufällig am
gleichen
Tag vor Gericht stand, wurde zu einer Geldstrafe von 120
Tagessätzen à 50 Franken, insgesamt also 6000 Franken,
verurteilt. Er hatte sich zweimal in einer Gruppe randalierender
Hooligans aufgehalten. Zwar übte er nicht aktiv Gewalt aus, aber
er rannte einmal auf der Flucht einen Polizisten über den Haufen,
der sich dabei verletzte. Das reichte für die happige Strafe, denn
der Mann ist einschlägig vorbestraft. Sein Verschulden sei nicht
mehr leicht, heisst es im gestern veröffentlichten Urteil, denn
die Taten wären "sehr leicht vermeidbar gewesen". Beide
Männer müssen die Strafe zur Hälfte sofort bezahlen. Die
zweite Hälfte ist zur Bewährung aufgeschoben.(leu)
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ZWISCHENGESCHLECHT
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http://siekamundblieb.blogspot.com/2010/08/drittes-geschlecht-in-indien-juristisch.html
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NZZ 24.8.10
Eigenartige Begebenheiten der dritten Art
Indien und Pakistan erkennen juristisch ein "drittes
Geschlecht"
an
Nicht nur der Oberste Gerichtshof Indiens, sondern -
erstaunlicherweise - auch derjenige Pakistans erkennt seit einiger Zeit
ein "drittes Geschlecht" an. Damit erfüllt sich die Forderung der
"Hijras" genannten Transgenders nach Gleichberechtigung.
Renate Syed
In Indien lebt etwa eine Million von ihnen, in Pakistan
einige
Hunderttausende, genaue Zahlen gibt es nicht: Hijras - anatomisch
männliche Personen, welche die männliche Geschlechtsrolle
ablehnen und Sexualität nur mit ihresgleichen und Männern
pflegen - sind geduldet, aber diskriminiert. Die Gesellschaft begegnet
ihnen mit Scheu und Abscheu, mit einem Gemisch aus Furcht und
Ehrfurcht, verfügen sie doch, wie man glaubt, über die Kraft
des Segnens und des Verfluchens. Gemäss modernen westlichen
Definitionen sind sie weder Homo- noch Transsexuelle, sondern eben
"Mann-zu-Frau-Transgenders".
Stolz aufs Anderssein
Tatsächlich bekannten sich Indien und Pakistan durch
die
gesetzlich verankerte Anerkennung eines dritten Geschlechtes zu ihrer
Tradition: Im Gegensatz zu westlichen Gesellschaften kennt die Kultur
des Subkontinents seit Jahrtausenden drei Geschlechter. Quellentexte in
Sanskrit belegen dies zweifelsfrei; unter den islamischen Herrschern
Indiens dienten Hijras an Höfen und in Harems. Erst die
Verfassungen, die zu Ende der Kolonialzeit unter dem Einfluss
britischer Gesetzgebung entstanden, übernahmen das westliche
"Zwei-Geschlechter-Modell", und Hijras, die nach ihrer eigenen
Definition "weder Mann noch Frau", sondern "von dritter Art" sind,
wurden - weil als Knaben geboren - juristisch als männlich
betrachtet.
Das hat nun ein Ende: Wer jetzt in Indien oder Pakistan
einen
Pass beantragt oder ein behördliches Formular ausfüllt, kann
wählen zwischen "male", "female" und "other" bzw. "E" für
"eunuch", was seit den Briten eine Bezeichnung für die
Angehörigen des "dritten Geschlechts" ist.
"Other", anders, sind die Hijras ohnehin, und das durchaus
mit
Stolz. Sie haben eine eigene Sozialstruktur aufgebaut und leben unter
Führung einer Meisterin in eigenen Häusern mit
Generationenvertrag; sie tragen Frauenkleider und langes Haar,
schminken und schmücken sich wie Frauen. Sie leben am Rande der
Gesellschaft, auch das soll nun ein Ende haben: In Pakistan gab der
Oberste Richter, Iftikhar M. Chaudhry, einer Petition für die
Anerkennung ihres dritten Geschlechtes statt und wies Behörden und
Institutionen an, Hijras einzustellen, um ihnen "ein Leben in Schande
zu ersparen". Ausserdem sollen sie in den Genuss staatlicher
Förder- und Wohlfahrtsprogramme kommen, denn viele Hijras
können ihr Überleben nur durch Betteln und homosexuelle
Prostitution sichern. Chaudhry, der vom vormaligen Präsidenten
Pervez Musharraf des Amtes enthoben und drei Jahre lang unter
Hausarrest gehalten wurde, gilt spätestens seit 2009, als
Massenproteste der Juristen und der Bevölkerung ihn wieder ins Amt
brachten, als Galionsfigur der Demokratiebewegung.
Der Anwalt, der im Auftrag der pakistanischen Hijras
für
ihre Sache kämpfte und gewann, ist niemand anders als Dr. M. Aslam
Khaki, ein islamischer Jurist, der ein drittes Geschlecht keinesfalls
als unvereinbar mit den Gesetzen des Islam versteht. In der
pakistanischen Tageszeitung "The News International" sagte er, die
Hijras seien Kinder Allahs wie alle anderen Menschen und ihre
Diskriminierung in Schulen, Spitälern und Colleges müsse ein
Ende haben. In der Tat ist die Kultur eines dritten Geschlechtes in der
islamischen Welt nicht unbekannt, etwa in Oman, Nordafrika und in der
Türkei; in Pakistan gab es gegen die staatlich verordnete
Akzeptanz der Hijras - soweit bekannt - keinerlei Proteste, auch nicht
von Islamisten. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass die
Liebe zum dritten Geschlecht (oder zu Knaben) auch unter den
sittenstrengen Taliban weit verbreitet ist; jedenfalls verkehrten in
den Hijra-Häusern, die die Autorin vor einigen Jahren in Pakistan
besuchte, häufig Taliban als Freier.
In Indien fiel die Anerkennung des dritten Geschlechtes,
die als
eine weitere Abkehr von britischen Einflüssen der Kolonialzeit
verstanden werden kann, mit der Abschaffung des Paragrafen 377 des
Strafgesetzbuches zusammen, der Homosexualität unter Strafe
stellte. Während Indiens Initiativen von internationalen Medien
besprochen und begrüsst wurden, wurde das pakistanische Gesetz
kaum kommentiert: Passte möglicherweise die Tatsache, dass der
"islamistische" Staat einer Minorität derartige Rechte
einräumt (während die USA und Europa ihren Transgenders und
Transsexuellen eine dritte Geschlechtskategorie verweigern), nicht ins
vorab mit Terror, Tod und Taliban assoziierte Bild, das sich der Westen
von Pakistan macht?
Ein Weg aus dem Schatten
Indiens und Pakistans Hijras kämpfen um ihre Rechte.
In
Indien übernehmen sie zunehmend politische Ämter, und auch in
Pakistan treten sie aus dem Schatten; das Internet und die Vernetzung
mit Gleichgesinnten in der ganzen Welt eröffnen ihnen Perspektiven
und Kontakte. In Pakistan ist es unter anderen die Hijra Bobby, die mit
ihrer Organisation SheMaleAssociation für die Rechte der
Gemeinschaft kämpft. Es darf aber auch nicht übersehen
werden, dass die Registrierung als "E" (eunuch) bzw. "other" auch die
Möglichkeit einer Kontrolle durch den Staat bedeutet, der seine
Hijras nun genauer kennt als zuvor. Der alle zehn Jahre in Indien wie
in Pakistan erhobene Zensus zählte die Hijras bisher nicht
gesondert, sondern führte sie entsprechend ihrem bei der Geburt
registrierten Geschlecht als "male". Ab 2021 wird das "dritte
Geschlecht" voraussichtlich in den Erhebungen erscheinen, und das erste
Mal in ihrer Geschichte werden Indien und Pakistan wissen, wie viele
Hijras in ihren Ländern leben.
Renate Syed ist Indologin und Privatdozentin an der
Universität München und schreibt zurzeit an einem Buch
über die Hijras Indiens und Pakistans.
---
zwischengeschlecht.info 24.8.10
Protest gegen Zwittergenitalverstümmler Potsdam 16. und
18.9.
zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!
R U N D M A I L
Liebe Freund_innen der Zwitterbewegung
Eine Vorankündigung:
Mitte September treffen sich die Standesorganisationen der
deutschen
GenitalabschneiderInnen und weiterer PädiaterInnen in Potsdam zu
einer mehrtägigen Jahrestagung.
Zwischengeschlecht.org wird 2x vor Ort gegen ihre
menschenverachtenden
Praktiken protestieren.
Do 16.9. 12:30-15:30 h
Kundgebung beim Haupteingang vor und während der
Medizyner-Pressekonferenz
Sa 18.9. 15:30-18:30 h
Mahnwache während der Kinderchirurgen-Jahrestagung
(Deutsche
Gesellschaft für Kinderchirurgie DGKCH)
Bitte merkt euch die Daten vor.
Über tatkräftige solidarische Unterstützung
würden
wir uns sehr freuen!
Die Bewilligung ist eingereicht, weitere Infos in Kürze.
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein
Verbot von
kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch
für Zwitter!".
Liebe Grüsse
n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe
Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe
Inters*x.ch
Mitglied Inters*xuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse@zwischengeschlecht.info
http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info
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STOP MURDER MUSIC
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linksunten.indymedia.org 23.8.10
http://linksunten.indymedia.org/de/node/24511
Bash Back!- gegen Homophobie und Sexismus auf dem Chiemsee
Reggae Summer
Gegen Sexismus und Homophobie
Die Kritik am geplanten Auftritt des extrem schwulenfeindlichen
"Künstlers" Sizzla am Chiemsee Reggae Summer reisst nicht ab.
Linke Gruppen aus Oberbayern, Salzburg und Tirol werden in
unmittelbarer Nähe zum Festival deshalb Infostände und eine
Kundgebung durchführen und dabei auch die Problematik sexueller
Übergriffe und sexualisierter Gewalt bei derartigen
Großveranstaltungen thematisieren.
Eine breite Medien- und Internet-Debatte über Reggae und
Homophobie, also den Hass auf Schwule und Lesben, hat sich am Fall
Sizzla entwickelt. Weitgehend unbeeindruckt davon zeigte sich bislang
die veranstaltende CRP-Konzertagentur GmbH. Sie hatten vor einigen
Monaten sogar erklärt den "Künstler", der in seinen Liedern
auch zum Mord an Schwulen aufruft, ganz bewusst gebucht zu haben -
obwohl es bereits in den Vorjahren massive Kritik an Sizzla und anderen
Acts mit verlgeichbaren Botschaften gegeben hatte.
Auch das rabatz-bündnis linker Gruppen aus der Region hatte
2009
in einem "Offenen Brief" (http://91.90.148.244/rabatz/2009/08/chiemsee-reggae-hetze-gegen-schwule/)
darauf hingewiesen. "Unsere Anfragen und Apelle an die
Veranstalter_innen blieben allerdings nicht nur unerhört, sondern
auch unbeantwortet," so Anna Jade, Sprecherin der Bündnisses.
"Deshalb sehen wir uns genötigt dieses Jahr den direkten Kontakt
zu Publikum und Festival zu suchen und über die Schattenseiten des
Festivals aufzuklären."
Zu diesen zählt ihrer Ansicht auch die sexualisierte Gewalt
am
Festival. Deren Ausprägung liese sich zwar schwer beziffern. Doch
die vergleichsweise vielen angezeigten Vergewaltigungen und
Sexualdelikte am Chiemsee Reggae deuten darauf hin, dass die
Problematik dort sehr verbreitet ist. Deshalb forderte das Bündnis
auch ein "Konzept zur umfassenden Information im Vorfeld und für
eine qualifizierte Unterstützung Betroffener sexualisierter
Gewalt". Bereits 2009 brachte das RABATZ-Bündnis die "Sichere
Wiesn" aus München als mögliche Strategie ins Gespräch.
"Die fachlichen Konzepte existieren und die CRP Konzertagentur
hätte jetzt ein Jahr Zeit gehabt zu reagieren. Schlussendlich
wäre es wohl nur eine Frage des Geldes, das den Veranstalter_innen
wohl wichtiger ist als aktiv etwas gegen sexuelle Übergriffe zu
unternehmen," beschwert sich Jade.
Bei den Veranstalter_innen sei das Bündnis bislang
lediglich auf
absolute Ignoranz gestoßen. Deshalb wurde in diesem Jahr der Weg
aktiver Präsenz am Reggae Festival gewählt und zwar für
das gesamte Wochenende. Ein Aktionskonzept aus Infoständen,
Vorträgen und einer Kundgebung am Samstag, den 28. August, soll
die Besucher_innen direkt erreichen. Jade gibt sich zuversichtlich: "In
den letzten Monaten haben wir schon viele bislang uninformierte Reggae
Fans erfolgreich sensibilisieren können." Auch eingefleischte Fans
seien sich der Problematik oft durchaus bewusst. Doch auch
unterschiedliche Ansichten gebe es: "Uns geht es nicht primär
darum, dass auf Gewaltaufrufe verzichtet wird. Die Ablehnung von
Homosexualität und die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, "Bis"
und Transgender sind eben keine Meinung, sondern schlicht ein
menschenverachtendes Ressentiment. Dagegen und für eine befreite
Gesellschaft jenseits von Heteronormativität und Patriarchat
treten wir ein," ergänzt Jade.
Wer sich dem Wunsch nach einer Reggae-Szene ohne Homophobie und
Sexismus anschließen könne, ist deshalb aufgerufen, am
Samstag, den 28. August, ab 12.00 Uhr zur Kundgebung zu kommen.
Angemeldet ist diese nahe dem Haupteingang des Chiemsee Reggae Summers.
Von Freitag bis Sonntag wird dort täglich von mittags bis in die
Abendstunde eine Kundgebung mit Infostand stattfinden.
http://www.rabatz-buendnis.net
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ANTI-ATOM
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BZ 24.8.10
Atomausstieg
2039 ist machbar
Die Stadt Bern soll den Atomausstieg erst 2039 vollziehen.
Die
stadträtliche Kommission lehnt die radikalere Initiative ab.
Die von linksgrüner Seite lancierte Initiative
Energiewende
Bern verlangt, dass die Stadt Bern ab 2030 ohne Atomstrom auskommt. Der
städtische Energieversorger Energie Wasser Bern (EWB) solle die
vom Atomkraftwerk Gösgen bezogene elektrische Energie bis dahin
durch andere Energiequellen ersetzen und seine Beteiligung
veräussern. Dazu soll eine Ökoabgabe ermöglicht werden.
Die vorberatende Kommission des Stadtrats spricht sich
zwar
für die Zielsetzung der Initianten aus, bevorzugt aber den
Fahrplan des Gemeinderats. Dieser hat in einem Gegenvorschlag den
Ausstieg bis ins Jahr 2039 formuliert, was auch der Strategie von EWB
entspricht (wir berichteten). Dem geordneten Ausstieg, der
Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit
berücksichtigt, stimmte eine Mehrheit der Kommissionsmitglieder
zu, wie einer gestern versandten Medienmitteilung zu entnehmen ist.
Der Gegenvorschlag der Jungfreisinnigen, welcher von EWB
ein
Fokussieren auf Wasserkraft verlangt und keine Ökoabgabe vorsieht,
wurde von der Kommission abgelehnt.
Der Stadtrat wird das Thema voraussichtlich am 9.
September
behandeln. Zur Abstimmung gelangt das Volksbegehren am 28. November.
cab
---
st.tv 24.8.10
Tauziehen um Atommüll-Lager geht weiter
sda/schl
Für die Lagerung radioaktiver Abfälle kommen
weiterhin
alle sechs zur Diskussion stehenden Standorte in Frage. Diesen Schluss
ziehen die Behörden aus den Sicherheitsgutachten. In der
nächsten Phase des Auswahlverfahrens spielen auch andere Kriterien
eine Rolle.
Voraussichtlich Mitte 2011 entscheidet der Bundesrat,
welche
Standortgebiete im Auswahlverfahren verbleiben. Das Bundesamt für
Energie empfiehlt ihm, vorläufig keine Regionen auszuschliessen.
Zur Diskussion stehen die Regionen Bözberg (AG), Jura-Südfuss
(AG), Nördlich Lägeren (AG und ZH), Südranden (SH),
Wellenberg (NW und OW) und Zürcher Weinland (ZH und TG).
Sowohl das Eidgenössische
Nuklearsicherheitsinspektorat
(ENSI) als auch die Kommission für Nukleare Sicherheit (KNS) waren
zum Schluss gekommen, dass alle Standorte die Kritierien erfüllen.
Allerdings sind gemäss den Gutachten nicht alle gleich gut
geeignet: Der Wellenberg ist wegen des Gesteins deutlich weniger
geeignet, und auch der Jura-Südfuss schnitt etwas schlechter ab.
Mehr als 200 Gemeinden betroffen
In der nächsten Phase geht es nicht mehr nur um das
Gestein.
Berücksichtigt werden auch wirtschaftliche, ökologische,
raumplanerische und gesellschaftliche Aspekte. Das Bundesamt für
Energie hat die Grundlagen dafür erarbeitet.
Unter anderem legte es fest, welche Gemeinden besonders
betroffen
sind. Insgesamt sind dies 202 Gemeinden, davon 12 in Deutschland. Die
Gemeinden einer Standortregion sollen ihre Interessen künftig
mittels "regionaler Partizipation" ins Verfahren einbringen
können. Zu diesem Zweck seien bereits Arbeitsgruppen gebildet
worden, hält das BFE fest.
Möglicherweise bald Bohrungen
Nun können die betroffenen Regionen offiziell dazu
Stellung
nehmen: Die Unterlagen gehen bis Ende November in die Anhörung. Ab
September führt der Bund für die Bevölkerung in den
Regionen Informationsveranstaltungen durch.
Ob es in nächster Zeit auch zu Bohrungen kommt, ist
noch
offen. Allenfalls seien Probebohrungen schon in der zweiten Etappe
nötig, sicher aber in der dritten, schreibt das BFE. Die Nagra
müsse aufzeigen, welche Untersuchungen notwendig seien.
---
Bund 24.8.10
Wo die Schweiz den Atomabfall lagern will
Für die Lagerung radioaktiver Abfälle kommen
weiterhin
alle sechs zur Diskussion stehenden Standorte infrage: die Regionen
Bözberg (AG), Jura-Südfuss (AG), Nördlich Lägeren
(AG/ZH), Südranden (SH), Wellenberg (NW/OW) und Zürcher
Weinland (ZH/TG). Diesen Schluss ziehen die Behörden aus den
Sicherheitsgutachten. Allerdings sind gemäss den Gutachten nicht
alle Standorte gleich: Der Wellenberg eignet sich wegen des Gesteins
deutlich weniger, und auch der Jura-Südfuss schnitt etwas
schlechter ab.
Nun können die betroffenen Regionen offiziell dazu
Stellung
nehmen. Ab September führt der Bund für die Bevölkerung
in den Regionen Informationsveranstaltungen durch. Nidwalden will im
Februar einmal mehr über den Wellenberg abstimmen. Voraussichtlich
Mitte 2011 entscheidet dann der Bundesrat, wer im Auswahlverfahren
bleibt.
In der kommenden Phase geht es nicht mehr nur ums Gestein.
Berücksichtigt werden auch wirtschaftliche, ökologische,
raumplanerische und gesellschaftliche Aspekte. (sda)
---
Tagesanzeiger 24.8.10
Hinnen moderiert Atommüll-Rat
Das Gebiet Nördlich Lägern sei geeignet, um
Atommüll zu vergraben, findet der Bund. Eine Art Parlament soll
den Entscheidungsprozess in der Region begleiten. Die Vorbereitungen
leitet ein Regensberger.
Von Fahrettin Calislar
Eglisau - Mitte 2011 startet die Phase der "regionalen
Partizipation" in Sachen Atommüll. Vertreter verschiedener Kreise
sitzen zusammen und beraten über diese oder jene Frage rund um das
geplante Endlager. So auch im Gebiet Nördlich Lägern, welches
neben weiten Teilen des Zürcher Unterlands auch Gemeinden in den
Kantonen Aargau und Schaffhausen sowie im grenznahen Deutschland
umfasst. Das Gremium soll bis Mitte 2011 aufgebaut werden. Dies ist die
Vorgabe des Bundesrates im entsprechenden Sachplan.
Richtig entscheiden darf das Gremium aber nicht. "Es geht
um
Mitsprache, nicht um Mitbestimmung", schränkt Hanspeter Lienhart
ein. Der Bülacher Stadtrat ist als Präsident des Forums
Lägern Nord (FLN, siehe Kasten) der Geburtshelfer der vorgesehenen
regionalen Plattform. Über die wichtigste Frage, nämlich wo
das Endlager dereinst - voraussichtlich in rund 30 Jahren - einmal
hinkommen soll, entscheidet der Bund. Ein Vetorecht haben die
Standortgemeinden nicht.
Atommüll im Schweizer Boden
Über eine Frage herrsche weitgehende Einigkeit, hielt
Lienhart gestern vor den lokalen Medien fest. Schweizer Atommüll
soll im Schweizer Boden verbuddelt werden - solange der Standort sicher
sei. Uneins seien sich die Schweizer vor allem über die Frage nach
dem Standort. "Ja, aber bitte nicht bei uns", sagten viele dazu, so
Lienhart. Es gebe durchaus auch Befürworter des Endlagerbaus,
beispielsweise in lokalen Wirtschaftskreisen, stellt Hannes Hinnen
fest. Der Regensberger "moderiert" das Startteam, das für die
Vorbereitung des Mitspracheprozesses zuständig ist.
Die angedachte Plattform soll der Ansprechpartner des
Bundes in
der Region sein. Es sei vergleichbar mit einem Parlament, so Hinnen.
Über Einzelheiten wie das Auswahlverfahren konnte er sich nicht
äussern, da die Konzepte noch nicht vorliegen. Verantwortlich
für die Zusammensetzung sei das Bundesamt für Energie (BFE),
"aber es gibt Druck von unten", breite Kreise der Bevölkerung
einzubinden, sagte Hinnen.
Vorgesehen ist der Einbezug von Interessengruppen. Hinnen
nannte
als Beispiel Naturschutzorganisationen, Vertreter des Gesundheitswesens
oder Jugendliche. Doch auch Ungebundene sollen ihre Meinung einbringen
können. Sie werden vor allem im Rahmen von verschiedenen
Informationsveranstaltungen bestimmt. Die Gesamtzahl der Vertreter ist
noch unbekannt, das BFE sieht 30 bis 80 Personen vor. Hinnen vermutet
aufgrund der Vielschichtigkeit der Interessen im Zürcher Unterland
eine hohe Zahl. "Das ist eine heterogene Geschichte hier." Dies auch,
weil die Diskussion sehr emotional geführt werde. Bezahlt werden
die Schritte im Verfahren übrigens durch den Bund und letztlich
durch die Strombezüger.
Zeitplan geht über viele Jahre
Am 9. September lädt das BFE zu einer
Informationsveranstaltung nach Glattfelden. Der Kanton, das FLN und das
Startteam stellen ihre Positionen und Aufgaben dar. Denn die erste
Etappe des Verfahrens neigt sich jetzt dem Ende zu. Anfang September
beginnt die Anhörung der betroffenen Parteien. Der Bundesrat
entscheidet im ersten Halbjahr 2011, ob Nördlich Lägern und
die anderen Standorte noch immer infrage kommen. Dies sei anzunehmen,
sagte Lienhart. Mit Beginn der zweiten Etappe Mitte 2011 soll eine
Studie die sozioökonomischen Strukturen der Region untersuchen.
"Wir wissen dann, was wir alles berücksichtigen müssen", so
Hinnen. Dazu gehöre die Frage, welche Interessengruppen für
den Einsitz in die regionale Plattform angefragt werden müssten.
Nach Abschluss der zweiten Etappe etwa 2014 ist eine dritte Runde
vorgesehen. Dabei wird über Begehrlichkeiten und Kompensationen
verhandelt.
Irgendwann am Ende dieses Prozesses steht der Entscheid
über
den Standort. Doch erst dann kommt eine Diskussion über eine
Rahmenbewilligung in Gang. Und erst dann wäre der Kampf um das
Endlager richtig eröffnet. Die Langfristigkeit sei das eigentliche
Problem, ist sich Lienhart im Klaren. Es sei schwierig, die
Bevölkerung während mehrerer Jahre bei der Stange zu halten.
--
Akteure Forum und Startteam
Das Forum Lägern Nord (FLN) ist die Vereinigung der
Behörden von 49 durch ein mögliches Endlager betroffenen
Gemeinden in der weiteren Umgebung. Mitglieder des FLN sind auch im
Startteam aktiv. Der Unterschied zwischen den beiden Organisationen
liegt darin, dass das FLN Partei ist und sich "dezidiert" - so
Präsident Hanspeter Lienhart - gegen den Bau eines Endlagers im
Zürcher Unterland stellt. Das Startteam indes hat sich der
"Allparteilichkeit" verpflichtet, will also ein Dach für alle
Meinungen sein. Seine Aufgabe ist die Vorbereitung und die
Durchführung des Mitspracheprozesses im Zürcher Unterland.
(fca)
---
NZZ 24.8.10
Breite Mitwirkung bei Suche nach Atommülllager
erwünscht
Beginn der Anhörung zu den Standortgebieten für
geologische Tiefenlager
hof. Bern · Bis Standorte für Tiefenlager, in
die
radioaktive Abfälle entsorgt werden können, bestimmt sind,
werden voraussichtlich 10 bis 12 Jahre vergehen. Der Startschuss
für das entsprechende Verfahren war 2008 erfolgt, die erste von
insgesamt drei Etappen ist bald abgeschlossen. Sechs potenzielle
Standortgebiete wurden ausgeschieden: Bözberg, Jurasüdfuss,
nördlich Lägern, Südranden, Wellenberg sowie Zürich
Nord-Ost. Es wurden Sicherheitsgutachten eingeholt und Grundlagen zur
Raumplanung und zur Betroffenheit in den Gebieten erarbeitet.
Die gesammelten Ergebnisse der ersten Etappe gelangen ab
dem 1.
September für drei Monate in eine breite Anhörung, wie das
Bundesamt für Energie (BfE) am Montag vor den Medien mitteilte.
Mitte kommenden Jahres wird dann der Bundesrat entscheiden, welche vier
Standorte für schwach- und mittelaktive bzw. hochaktive
Abfälle im weiteren Auswahlverfahren verbleiben.
Die betroffenen Regionen werden nun immer stärker in
das
Verfahren mit einbezogen. So laufen jetzt Vorbereitungen, um die
sogenannte regionale Partizipation aufzubauen, wie Michael Aebersold,
Leiter Sektion Entsorgung radioaktive Abfälle beim BfE, sagte. Die
daran beteiligten Personen sollten das Verfahren zur Auswahl der
Standorte kennen und über "technisches Basiswissen" verfügen.
Markus Kägi, Zürcher Regierungsrat und
Vorsitzender des
Ausschusses der Kantone, des politischen Leitgremiums des Sachplans
geologische Tiefenlager, begrüsste das auf breite Partizipation
ausgerichtete Verfahren. Diese wirke auf den Prozess vielleicht nicht
gerade vereinfachend, aber ohne sie sei ein erfolgreicher Abschluss des
Auswahlverfahrens nicht zu haben, sagte er. Kägi verlangte
Zusatzuntersuchungen in allen möglichen Standortgebieten. Nur so
werde der für die kommende Etappe vorgesehene Standortvergleich
"zu einem echten und fundierten Vergleich". Weitere zusätzliche
erdwissenschaftliche Untersuchungen müssten die noch bestehenden
Ungleichheiten in Sachen Wissensstand und Datenqualität beseitigen
helfen, sagte Kägi.
In den Regionen finden Informationsveranstaltungen statt,
so am
8. September in Trüllikon. Weitere Daten siehe: http://www.bfe.admin.ch/radioaktiveabfaelle.
---
20 Minuten 24.8.10
Atom: Seilziehen um Tiefenlager
BERN. Die Diskussion um die Schweizer Standorte von
Atomendlagern
geht in eine neue Runde. Dabei ist laut Atomgegnern nicht einmal klar,
wie der radioaktive Müll gelagert werden soll.
"Die Schweiz hat radioaktive Abfälle und muss diese
im
eigenen Land entsorgen", sagt Michael Aebersold vom Bundesamt für
Energie (BFE). Dies ist selbst bei den Atomgegnern unbestritten - im
Gegensatz zur Frage nach dem Wie und Wo. Gestern hat der Bund die
Standortdebatte neu angefacht: Alle sechs zur Diskussion stehenden
Tiefenlager kommen weiterhin in Frage. Die 202 betroffenen Gemeinden
rund um die Standorte Bözberg, Jura-Südfuss,
Nördlich-Lägeren, Südranden, Wellenberg und Zürcher
Weinland können bis Ende November offiziell Stellung nehmen.
Der Entscheid erstaunt: Gemäss den vom BFE
ausgewerteten
Gutachten sind nicht alle Standorte geologisch gleich gut geeignet.
Sabine von Stockar von der Schweizerischen Energie-Stiftung vermutet,
dass diese primär deshalb nicht ausgeschlossen worden sind, um den
politischen Widerstand zu zersplittern. "Die Gefahr ist, dass das
Tiefenlager am Ende dort gebaut wird, wo der Widerstand am geringsten
ist."
Für die Stiftung ist die Standortdiskussion ohnehin
zweitrangig. "Wenn in der nächsten Million Jahre ein Unfall
passiert, sind sowieso alle in der Schweiz betroffen, egal wo das Lager
steht", sagt von Stockar. Zudem lenke die Standortfrage nur von den
technischen Problemen ab: "Statt Lösungen werden nur Standorte
gesucht." Dabei sei zurzeit etwa noch völlig unklar, wie tief die
Atomendlager sein müssen und wie der radioaktive Abfall für
Tausende Jahre sicher gelagert werden könne. hal
---
NLZ 24.8.10
Wellenberg
Regierung bleibt ihrer Linie treu
red. Als Standort für ein Lager von radioaktiven
Abfällen kommen in der Schweiz sechs Standorte in Frage, so auch
der Wellenberg bei Wolfenschiessen. Kanton, Gemeinden und Interessierte
können sich nun vom 1. September bis Ende November zu
sämtlichen bisherigen Berichten der Standortsuche äussern.
Der Nidwaldner Regierungsrat bekräftigte gestern, dass für
ihn nach dem zweimaligen Volksnein ein Tiefenlager Wellenberg nicht in
Frage kommt. Dies werde er in der Stellungnahme an den Bund nochmals
unterstreichen.
Seite 5
--
Endlager für radioaktive Abfälle
Jetzt kann das Volk mitreden
Von Marcello Odermatt, Bern
Alle möglichen sechs Gebiete für ein Endlager
bleiben
im Rennen. Nun können Kantone, Gemeinden, Parteien Stellung nehmen
- ein erster Prüfstein für den Bund.
Anfang Jahr schränkte die Nationale Genossenschaft
für
die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) die Standorte für
ein geologisches Tiefenlager auf deren sechs ein. Sowohl das
Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) als auch die
Kommission für Nukleare Sicherheit (KNS) stützten diese
Analyse, stuften aber zwei, nämlich den Wellenberg in Nidwalden
sowie den Jura-Südfuss im Kanton Aargau, in einigen zentralen
Punkten als "bedingt günstig" ein. Sofort frohlockten die dortigen
Lager-Gegner, und der Fokus richtete sich auf Nördlich
Lägeren (ZH/AG), Südranden (SH), Bözberg (AG) und aufs
Zürcher Weinland (ZH/TG).
Gestern hingegen machten das Bundesamt für Energie
(BFE)
sowie der für die Begleitung des Verfahrens mitverantwortliche
Ausschuss der Kantone (AdK) klar, dass weiter alle Standorte für
die Lagerung radioaktiver Abfälle in Frage kommen. Der Vorsitzende
des AdK, der Zürcher Regierungsrat Markus Kägi, warnte vor
einer "Eigendynamik": Nur weil einige Standorte "weniger attraktiv"
erschienen, dürften sie nicht rausfallen. Es sei wichtig, dass
alle Standorte für die zweite Etappe des Sachplans weiter
berücksichtigt würden. Wichtig sei, dass am Schluss Studien
vorliegen, die miteinander vergleichbar seien, sodass Kantone und
Gemeinden transparent das Auswahlverfahren mittragen könnten.
Michael Aebersold vom Bundesamt für Energie sagte zudem: "Die
Schweiz hat radioaktive Abfälle und muss diese im eigenen Land
entsorgen."
Schaffhausen schert aus
AdK-Chef Kägi kritisierte das Vorgehen Schaffhausens,
das im
April eine eigene sozioökonomische Studie erarbeiten liess, um die
Auswirkungen eines Lagers auf den Kanton abzuschätzen. Am Schluss
müssten sich aber alle Kantone auf dieselben Unterlagen und Fakten
stützen. Daher lobte er den Sachplan des Bundes als
"zielführend". Auch der Bund plant für eine dritte Etappe
Studien zu den sozioökonomischen Folgen eines Endlagers. Bisher
ging es nur um die sicherheitstechnische Klärung.
Die Vernehmlassung beginnt
Und diese erste Etappe ist kurz vor dem Ende. Die
Unterlagen, die
über Sicherheit sowie über Raumplanung und Betroffenheit der
Gemeinden Auskunft geben (siehe Box), werden bis Ende November in eine
öffentliche Anhörung geschickt. Kantone, Parteien,
Organisationen sowie interessierte Bevölkerungskreise können
Stellung nehmen. Welche Bedeutung die Stellungnahmen haben, konnte
Michael Aebersold vom BFE nicht sagen. Es gehe darum, zu prüfen,
wie robust die Unterlagen in einer öffentlichen Anhörung
seien. Welche Argumente berücksichtigt werden, müsse sich
noch zeigen. Zentral wird in dieser Anhörung das Verhalten der
Kantone sein. Die meisten betroffenen Kantone dürften allerdings
die Untersuchungen des Bundes früher oder später ohnehin mit
eigenen Studien begleiten wollen. Im Gegensatz zu Schaffhausen halten
sich die anderen Kantone indes noch an die Spielregeln des BFE.
Der Entscheid fällt in einem Jahr
Aufgrund der Ergebnisse der Anhörung will der
Bundesrat
Mitte 2011 entscheiden, welche der sechs Gebiete weiterverfolgt werden
und welche nicht. Dann folgt die zweite Etappe, in der die
Abschätzung der sozioökonomischen Auswirkungen in den
Regionen erfolgt. Dabei wird die Bevölkerung der betroffenen
Gemeinden, es sind derzeit deren 202, einbezogen. Bis etwa im Jahr 2015
wird sich der Bundesrat auf zwei Regionen pro Abfallkategorie
entscheiden, also ein Lager für leicht und mittelradioaktive sowie
ein Lager für hochradioaktive Abfälle. Für Letzteres
kommen nur das Weinland, Nördlich Lägeren und Bözberg in
Frage. Bis 2019 werden die verbliebenen Standorte mit Sonderbohrungen
vertieft untersucht. Dann folgt das Rahmenbewilligungsgesuch, zu dem
Parlament und, im Falle eines Referendums, das Volk zustimmen
müssen.
auf www.zisch.ch/bonus finden Sie einen Link zu Unterlagen
und
Infobroschüren des Bundesamts für Energie zum geplanten
Tiefenlager.
http://www.bfe.admin.ch/energie/00588/00589/00644/index.html?lang=de&msg-id=34690
schweiz@neue-lz.ch
--
Nid- und Obwalden
Acht Gemeinden wären betroffen
Das Bundesamt für Energie (BFE) hat festgelegt,
welche
Gemeinden provisorisch von einem Endlager betroffen sein könnten.
Betroffen sind Gemeinden, wenn das Endlager direkt unter ihnen gebaut
wird, wenn auf ihrem Gebiet Oberflächenbauten für das
Endlager erstellt werden und wenn sie zu den direkt betroffenen
Gemeinden einen engen Kontakt pflegen. In der Innerschweiz sind dies
für die Standortregion Wellenberg in Nidwalden Dallenwil,
Oberdorf, Wolfenschiessen sowie Beckenried, Buochs, Ennetmoos, Stans;
in Obwalden Engelberg.
Hinweis: Am 20. September um 19 Uhr findet im Schulzentrum
Turmatt in Stans eine Informationsveranstaltung für die
Bevölkerung statt.
---
Aargauer Zeitung 24.8.10
Nun kommt Bevölkerung zu Wort
In der nächsten Etappe des
Tiefenlager-Auswahlverfahrens
werden Betroffene einbezogen
Für die Lagerung radioaktiver Abfälle kommen
weiterhin
sechs Standorte infrage - auch "Nördlich Lägern". Nun wird
eine Diskussionsplattform für Betroffene gebildet.
Martin Rupf
Seit Jahrzehnten nutzt die Schweiz Kernenergie zur
Stromproduktion. Dabei fallen radioaktive Abfälle an. Wenn die
Betriebszeit der bestehenden Kernkraftwerke (KKW) dereinst abgelaufen
ist und die Anlagen abgebrochen werden, muss rund 100000 Kubikmeter
radioaktives Material sicher entsorgt werden. Grundsätzlich soll
das im Inland, und zwar in einem geologischen Tiefenlager, passieren.
Zurzibieter Gemeinden tangiert
In einem dreistufigen Auswahlverfahren wird der Bundesrat
bis
2016 ein oder zwei neue Tiefenlager bestimmen (siehe Update). Einer der
sechs möglichen Standorte ist "Nördlich Lägern". Dieser
umfasst im engeren Kreis die Zurzibieter Gemeinden Fisibach,
Schneisingen und Siglistorf - dort könnte einst das Tiefenlager zu
liegen kommen (siehe Karte).
Das Forum Lägern-Nord ist besorgt über die
Aussicht
eines möglichen geologischen Tiefenlagers. "Diese Region
trägt mit Fluglärm und Kiesabbau schon genügend Lasten
für die Allgemeinheit", sagt Hanspeter Lienhart, Präsident
des Forums und Stadtrat von Bülach.
Startteam ergreift keine Partei
Grundsätzlich anerkenne man aber, dass eine nationale
Lösung gefunden werden müsse. Nächsten Monat werden
Betroffene der Standorte angehört, danach entscheidet der
Bundesrat, welche Standorte in der Etappe 2 übrig bleiben. "Es
gibt leider keine Anzeichen, dass wir in der nächsten Etappe nicht
mehr dabei sind", sagt Lienhart.
Deshalb gehe es jetzt darum, sich für die in der
Etappe 2
vorgesehene regionale Mitwirkung vorzubereiten, so Lienhart. In dieser
können sich Kantone, Gemeinden und Interessierte einbringen. Auf
Wunsch des Forums übernimmt Starmoderator Hannes Hinnen diese
Vorbereitung. Hinnen wird als Erstes das "Startteam Nördlich
Lägern" zusammenstellen.
Dieses Team soll die regionale Plattform aufbauen, auf der
sich
Interessengruppen ab Mitte 2011 einbringen können. Wichtig: "Das
Team wird nicht Partei gegen oder für den Standort ergreifen,
sondern sorgt lediglich dafür, dass Information und
Meinungsaustausch gewährleistet sind", betont Hinnen.
Ängste und Sorgen platzieren
Die regionale Plattform - Regionalkonferenz genannt -
könne
man sich wie ein Parlament vorstellen, sagt Hinnen. "Sie soll allen
Beteiligten die Gelegenheit bieten, ihre Sorgen und Ängste zu
platzieren", ergänzt Lienhart. "Wir können zwar nicht
mitbestimmen, wo das Tiefelager zu liegen kommt, aber immerhin
mitsprechen." Nach welchen Kriterien Mitglieder der Plattform
ausgewählt würden, stehe noch nicht fest, sagt Hinnen.
Lienhart hofft, dass die Plattform und die im September
anstehende Anhörung dazu beitragen, die Bevölkerung zu
sensibilisieren. "Ich stelle fest, dass das Tiefenlager in der
Bevölkerung noch kein grosses Thema ist."
Das Bundesamt für Energie führt eine
Info-Veranstaltung
zu den Ergebnissen der Etappe 1 durch: Für Bözberg, am 1.
September in der Turnhalle Unterbözberg, für Lägern Nord
am 9. September in der Mehrzweckhalle Glattfelden (19 bis 21 Uhr).
--
Update
Anfang 2008 hat das dreistufige Auswahlverfahren für
zwei
neue Tiefenlager begonnen. Im Frühling 2009 schlugen das Bundesamt
für Energie (BFE) und die Nationale Genossenschaft für die
Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) sechs Regionen dafür
vor: Das Zürcher Weinland (ZH/TG), Nördlich Lägern
(AG/ZH), Bözberg (AG), Jurasüdfuss (AG), Wellenberg (NW/OW)
und Südranden (SH). Im Kanton Aargau sind 85 Gemeinden tangiert -
Bözberg 44, Nördlich Lägern 13 und am Jurasüdfuss
28 Gemeinden. Die Auswahl geschah gestützt auf die Geologie im
Untergrund. Die Etappe 1 wird mit dem Anhörungsverfahren der
Standorte beendet. Mitte 2011 entscheidet der Bundesrat, welche
Standorte weiter untersucht werden. Diese haben dann die
Möglichkeit, in der Etappe 2 bei der Konkretisierung der
Lagerprojekte sowie den Untersuchungen der sozioökonomischen und
raumplanerischen Auswirkungen mitzuarbeiten. Voraussichtlich 2016 wird
der Bundesrat die Standorte festlegen. (mru)
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Endlager: Bund startet Anhörung
Informationsanlässe für die Bevölkerung
Am 1. September startet das Bundesamt für Energie die
Anhörung zu den Resultaten der Etappe 1 des Auswahlverfahrens
für ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle. Die
entsprechenden Dokumente werden während dreier Monate
öffentlich aufgelegt, so auch in sieben Aargauer Gemeinden: Aarau,
Brugg, Ehrendingen, Frick, Lenzburg, Oftringen und Rekingen. In jeder
der möglichen Standortregionen "Bözberg", "Nördlich
Lägeren" und "Jura-Südfuss" werden
Informationsveranstaltungen durchgeführt, am 6. September in der
Mehrzweckhalle Niedergösgen (19 bis etwa 21 Uhr) mit Landammann
Peter C. Beyeler. (mz)
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Kommentar
Kein Dürfen, ein Müssen!
Martin Rupf
Erstaunlich: Da plant der Bund nördlich der
Lägern ein
neues Tiefenlager für radioaktive Abfälle, doch die
öffentliche Diskussion in diesem Gebiet bleibt aus. Gut, es dauert
noch ein paar Jahre, bis sich der Bundesrat auf den Standort festlegt.
Trotzdem tun die betroffenen Gemeinden und deren Bevölkerung gut
daran, sich schon jetzt in die Diskussion einzubringen.
Dies aus zwei Gründen. Erstens werden Tragweite und
Auswirkungen eines allfälligen Tiefenlagers erst durch eine
Diskussion sichtbar. Zweitens sollen dem Bund dadurch gute Argumente
gegen ein Tiefenlager in der Region Zurzach - und auch Brugg -
zugespielt werden.
Und solche gibt es genug. Zu Recht hält das Forum
Lägern-Nord fest: "Mit Fluglärm und Kiesabbau tragen wir
schon genug Lasten für die Allgemeinheit." Selbstverständlich
muss der in der Schweiz produzierte radioaktive Abfall in der Schweiz
entsorgt werden. Ebenso selbstverständlich ist es aber, anfallende
Lasten so gut als möglich auf verschiedene Regionen aufzuteilen.
Die geplante Regionalkonferenz bietet die ideale
Gelegenheit,
diesen Standpunkt darzulegen. Deshalb: Das Mitspracherecht ist nicht in
erster Linie ein Dürfen, sondern ein Müssen!
martin.rupf@azag.ch
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Oltner Tagblatt 24.8.10
"Eignung beschränkt"
Tiefenlager Vorbehalte zum Jura-Südfuss
Das Bundesamt für Energie (BFE) setzt nach der 1.
Etappe des
Auswahlverfahrens für ein Atommüll-Tiefenlager Fragezeichen
zum Standort Jura-Südfuss. Die teilweise unruhige Geologie
führe zu grösseren Unsicherheiten über das Platzangebot
für ein Lager. Die bautechnische Eignung sei eingeschränkt
und das Gebiet zu dicht besiedelt, um von der Oberfläche her gut
erkundet werden zu können. Trotzdem soll es im Rennen bleiben.
(cva) Seiten 5 und 17
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Andere Gebiete sind geeigneter
Tiefenlager Bundesamt für Energie ortet "grössere
Unsicherheiten" am Jura-Südfuss
Zwar empfiehlt das Bundesamt für Energie (BFE), alle
sechs
von der Nagra vorgeschlagenen Standortgebiete für Tiefenlager
für radioaktive Abfälle in der Etappe 2 weiterzubearbeiten.
Doch den Jura-Südfuss und den Wellenberg beurteilt das BFE weniger
günstig als die andern; am besten schneiden Zürcher Weinland
und Südranden ab.
Christian von Arx
Gestern Montag hat das BFE den Ergebnisbericht mit seiner
Gesamtbeurteilung zur Etappe 1 des Tiefenlager-Auswahlverfahrens
veröffentlicht (vgl. Bericht Seite 5). Darin empfiehlt das BFE,
sämtliche von der Nagra vorgeschlagenen Standortgebiete in Etappe
2 weiterzuverfolgen.
Zwar gelten alle 6 von der Nagra vorgeschlagenen
Standortgebiete
- Bözberg (AG), Nördlich Lägern (AG/ZH) und Zürcher
Weinland (ZH/TG) für hochaktive wie auch schwach- und mittelaktive
Abfälle, dazu Jura-Südfuss (AG/SO), Südranden (SH) und
Wellenberg (NW/OW) ausschliesslich für schwach- und mittelaktive
Abfälle - weiterhin als "geeignet". Doch in der Bewertung gibt es
deutliche Unterschiede.
Je östlicher, desto besser
Am besten schneiden die beiden (nord-)östlichsten
Gebiete
ab: Zürcher Weinland und Südranden. Zur geologischen
Charakteristik dieser beiden Standortgebiete heisst es im
Ergebnisbericht des BFE, sie lägen in einem "tektonisch wenig
beanspruchten Bereich" (östlicher Tafeljura). Generell sei das
Wirtgestein "ruhig" (Weinland) oder gar "sehr ruhig" (Südranden)
gelagert. Mit wenigen Ausnahmen würden alle sicherheitstechnischen
Kriterien als "günstig oder sehr günstig" bewertet.
Gewisse Einschränkungen im Aargau
Die beiden aargauischen Gebiete Bözberg und
Nördlich
Lägern liegen laut Ergebnisbericht in einem "von der Jurafaltung
teilweise tektonisch überprägten Bereich (Vorfaltenzone)".
Aus diesem Grund weise das Wirtgestein neben weitgehend ruhig
gelagerten Bereichen auch "Zonen mit tektonischer Zergliederung" auf.
In Nördlich Lägern sei deshalb und aufgrund der grossen
Tiefenlage der Wirtgesteine "mit bautechnischen Erschwernissen" und
eingeschränkten Platzverhältnissen zu rechnen; ausserdem
könnten lokale Vorkommen von Kohlenwasserstoffen zu
Nutzungskonflikten führen. Am Bözberg hält das BFE
mögliche Nutzungskonflikte mit dem Abbau von Rohstoffen zur
Zementherstellung, der zu einer Beeinträchtigung der
Langzeitsicherheit führen könne, sowie ebenfalls mit
potenziell vorhandenen Kohlenwasserstoffen fest.
Grössere Unsicherheiten am Jura
Noch eine Spur deutlicher sind die Vorbehalte beim
Jura-Südfuss. Dieses Gebiet liege "in einem von der Jurafaltung
teilweise tektonisch stark überprägten Bereich (östliche
subjurassische Zone". Es gebe hier "regionale Störungszonen" und
"Zonen mit Anzeichen erhöhter tektonischer Zergliederung". Die
Wirtgesteine wiesen neben Bereichen ruhiger Lagerung auch solche mit
stärkerer tektonischer Überprägung auf. "Dies
schränkt die Flexibilität zur Anordnung der Lagerkammern
ein", hält das BFE fest.
Die komplexe tektonische Situation im Gebiet
Jura-Südfuss
führe zu "grösseren Unsicherheiten hinsichtlich des
tatsächlich vorhandenen Platzangebotes". Und: "Zudem besteht eine
eingeschränkte Explorierbarkeit (Erkundbarkeit) von der
Oberfläche her aufgrund der quartären Überde-ckung und
der dichten Besiedelung." Auch die bautechnische Eignung sei
eingeschränkt. Ferner lägen mögliche Nutzungskonflikte
in einem gewissen Potenzial für Geothermie wie auch für
Kohlenwasserstoffe.
Insgesamt nennt der Ergebnisbericht also mehrere und
deutliche
Vorbehalte zur Eignung des Gebiets Jura-Südfuss. Allerdings heisst
es auf dem Objektblatt auch fettgedruckt: "Kein betroffenes Nachbarland
in unmittelbarer Nähe des Standortgebiets." Bei Bözberg,
Nördlich Lägern, Weinland und Südranden wird hingegen
Deutschland (Landkreise Waldshut und Konstanz) als betroffenes
Nachbarland erwähnt.
Wellenberg am wenigsten geeignet
Noch schlechter als beim Jura-Südfuss fällt die
Bewertung beim Wellenberg aus. Dessen Lage in den "tektonisch sehr
stark beanspruchten Alpen" führe zu "komplexen
geologisch-tektonischen räumlichen Verhältnissen". Diese
stellten "Nachteile im Hinblick auf die Langzeitbeständigkeit, die
Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen und die
Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse" dar. Die extrem
starke tektonische Überprägung führe zu "bedingt
günstigen felsmechanischen Eigenschaften und zu einer bedingt
günstigen Bewertung der bautechnischen Eignung". Angesichts
solcher Vorbehalte fragt sich der Laie, warum ein solches Gebiet
überhaupt vorgeschlagen wird - und noch mehr, warum es auch in den
weiteren Etappen noch näher geprüft werden soll.
Jetzt Anhörung - dann Bundesrat
Das BFE eröffnet nun eine dreimonatige
öffentliche
Anhörung zu seinem Ergebnisbericht und den dazu gehörenden
Unterlagen. Diese Anhörung dauert vom 1. September bis 30.
November.
Zum Abschluss von Etappe 1, voraussichtlich Mitte 2011,
und in
Kenntnis aller Ergebnisse und Stellungnahmen aus der Anhörung wird
der Bundesrat entscheiden, welche Standortgebiete im Sachplan
aufgenommen und damit im weiteren Auswahlverfahren verbleiben. Die
Bevölkerung wird vom BFE in den nächsten Wochen an
Informationsveranstaltungen in den betroffenen Regionen informiert.
Für die aargauisch-solothurnische Standortregion
"Jura-Südfuss" findet diese Veranstaltung am Montag, 6. September,
19 bis 21 Uhr, in der Mehrzweckhalle Niedergösgen statt.
Anhörungsunterlagen im Internet: http://www.bfe.admin.ch/radioaktiveabfaelle/anhoerung
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Basler Zeitung 24.8.10
Bözberg bleibt ein Favorit für Endlager
Sicherheitsgutachten belässt alle Standorte für
radioaktive Abfälle im Rennen
Franziska Laur
Die Fachgremien beurteilen alle sechs potenziellen
Standorte
für die Lagerung von radioaktiven Abfällen als befriedigend.
Allerdings kommen im Sicherheitsgutachten nicht alle Standorte gleich
gut weg. Der Bözberg gehört weiterhin zu den Favoriten.
Michael Aebersold vom Bundesamt für Energie (BFE)
stellte
gestern in Bern das Sicherheitsgutachten für die potenziellen
Standorte zur Lagerung radioaktiver Abfälle vor: "Die Schweiz hat
radioaktive Abfälle und muss diese im eigenen Land entsorgen",
sagte er. Etwa Mitte 2011 entscheidet der Bundesrat, welche Gebiete im
Auswahlverfahren verbleiben. Das Bundesamt für Energie empfiehlt,
vorläufig keine Regionen auszuschliessen. Zur Diskussion stehen
die Gebiete Bözberg (AG), Jura Südfuss (AG/SO), Nördlich
Lägeren (AG/ZH), Südranden (SH), Wellenberg (NW/OW) und
Zürcher Weinland (ZH/TG).
"Drei der sechs möglichen Standorte für ein
Atommülllager liegen in Teilen des Aargaus", gibt Ursula Nakamura,
Geschäftsführerin von "Nie wieder Atomkraftwerke" (NWA)
Aargau zu bedenken. Doch das Projekt Endlager sei unausgereift und
wissenschaftlich unsolide. Allerdings sind sowohl das
Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) als auch die
Kommission für Nukleare Sicherheit (KNS) zum Schluss gekommen,
dass alle Standorte die sicherheitstechnischen Kriterien erfüllen.
Eine Einschränkung macht das Gutachten allerdings: Der Wellenberg
ist wegen des Gesteins deutlich weniger geeignet, und auch der
Jura-Südfuss schnitt etwas schlechter ab.
Widerstand
"Alles deutet darauf hin, dass der Bund und die Nagra den
Bözberg
als Standort für ein Atommüll-Lager bevorzugen", sagt
Elisabeth Burgener, Co-Präsidentin der kürzlich
gegründeten Gruppe Kaib (Kein Atommüll im Bözberg). Da
der Kanton Aargau als atomfreundlich gelte und der Bözberg nur
schwach besiedelt sei, wäre es eine politische und nicht die
wissenschaftlich beste Lösung, ist die SP-Grossrätin aus dem
Fricktal überzeugt. Doch die Bevölkerung habe keine Lust,
Versuchskaninchen zu sein. Schliesslich seien weltweit noch keine
Erfahrungen mit der sicheren Lagerung von radioaktivem Abfall gemacht
worden. "Wir verlangen, dass neutral geforscht wird. Dies ist bis anhin
nicht geschehen", sagt Burgener. Die Gruppe Kaib wie auch NWA planen
Aktivitäten, wenn am 1. September die öffentliche Mitwirkung
zum Tiefenlager im Kanton Aargau beginnt.
Während die Gegner des Endlagers im Bözberg
argumentieren, dass die Partizipation am Sachplanverfahren eine Farce
sei, sieht dies das Startteam der Plattform Bözberg anders. Die
Behördendelegation der Region Bözberg unterstützt das
BFE im Rahmen des regionalen Partizipationsverfahrens. "Wir werden uns
an der Vernehmlassung nicht beteiligen, da wir neutral bleiben
müssen", sagt Gerry Thönen von der Plattform. Man werde nun
kontinuierlich die Stimmen aus dem Volk sammeln, die sich an der
regionalen Partizipation beteiligen wollen. Dieser Beteiligungsprozess
wird im kommenden Jahr beginnen.
Die Plattform Bözberg organisiert auch die
Informationsveranstaltung zu den Ergebnissen der Etappe 1 des
Auswahlverfahrens, die am 1. September in der Turnhalle
Unterbözberg mit Vertretern des Bundes, des Kantons Aargau und
regionalen Behördenorganisationen stattfindet. An diesem Tag
startet das BFE die Anhörung zu den Resultaten der Etappe 1. In
sieben Aargauer Gemeinden, darunter in Frick, werden die Ergebnisse
öffentlich aufgelegt. Die Etappe 2 beginnt im kommenden Jahr. Dann
erfolgt auch die Einengung möglicher Standortgebiete auf zwei
konkrete Tiefenlagerprojekte pro Abfallkategorie.
Sorge in Waldshut
Gestern meldete sich auch das Landratsamt Waldshut zu Wort. Die
Waldshuter beobachten die Tiefenlagersuche in der Schweiz aufmerksam.
Landrat Tilman Bollacher wies darauf hin, dass sich von den
vorgeschlagenen sechs Standortregionen vier in unmittelbarer
Grenznähe zu Deutschland befinden. "Mit Blick auf die bereits
vorhandene Konzentration kerntechnischer Anlagen hegt der Landkreis
Waldshut Sorge wegen eines grenznahen Endlagers und hat dies schon
mehrfach in ablehnenden Stellungnahmen zum Ausdruck gebracht", schreibt
er. > Seite 22
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Ein Nutzungskonflikt zeichnet sich ab
Thermische Anlagen wie Heilbäder oder Geothermie
könnten ein Endlager Bözberg stören
Franziska Laur
In der Region Bözberg befinden sich mehrere
Thermenbäder. Potenzielle Nutzungskonflikte mit einem Endlager
für atomare Abfälle werden in der Etappe 2 des
Sachplanverfahrens untersucht.
In der ersten Etappe bei der Suche nach einem Endlager
für
atomare Abfälle wurden die sicherheitstechnischen Aspekte
untersucht. In der Etappe 2 ab kommendem Jahr werden auch die
sogenannten weichen Faktoren wie beispielsweise Nutzungskonflikte zur
Sprache kommen.
Die sicherheitstechnischen Zwischenprüfungen hat der
potenzielle Standort Bözberg mittlerweile bestanden. Einziger
Wermutstropfen für die Verantwortlichen auf der Suche eines
Endlagers: die Jura Cement Fabriken liebäugeln schon seit Jahren
mit einem Kalkabbau beim Bözberg. Und dieser verträgt sich
nicht mit einem Endlager.
Denn in den Tiefen von rund 600 Metern soll der
Atommüll
für mindestens 10 000, ja gar bis zu einer Million Jahre in
allergrösster Ruhe in den Tonschichten lagern können. So
befanden denn die Nagra, die mit der Suche nach geeigneten Standorten
in der Schweiz betraut ist, und die Sicherheitsbehörden, dass
zwischen dem Endlager im und einem Kalkabbau am Bözberg ein
Nutzungskonflikt besteht.
Thermen. An dieser Stelle hakt Oskar Baldinger ein. Er hat
lange
als Ingenieur in der Elektrizitätsbranche gearbeitet. Als Anwohner
des Bözbergs hat er viele Fragen zum Thema Endlager für
atomare Abfälle. Doch weder Vertreter des Eidgenössischen
Nuklearinspektorats (Ensi) noch der zuständige Regierungsrat Peter
C. Beyeler hätten ihm bisher seine drängenden Fragen
beantworten können, sagt er. Der Nutzungskonflikt sei schon mit
bestehenden Anlagen programmiert, ist seine Meinung. Mehrere
Thermalbäder im Umkreis des Bözbergs würden ihr Wasser
aus hunderten Metern Tiefe gewinnen. "Alle diese Thermalbäder
können nach dem Bau eines Endlagers zumachen", sagt Baldinger.
Ausserdem wäre auch die Gewinnung von Geothermie zwischen Basel
und Schaffhausen für die kommenden Zehntausenden von Jahren
ausgeschlossen.
Irène Keller-Richner, Geschäftsführerin
des
Verbandes Schweizer Heilbäder, erklärt, dass das heilende
Thermalwasser tatsächlich aus grösster Tiefe gewonnen wird.
Die uralten Wasser stehen konstant unter eine Wärme von über
zwanzig Grad Celsius und sind mit Mineralien durchsetzt.
Zauberlehrlinge
Wo genau diese alten Wasserläufe durchfliessen und wo sie
herkommen, wisse kaum jemand, sagt Irène Keller-Richner. "Wir
sind ja alles Zauberlehrlinge. Was man hervorruft, wenn man sie
anzapft, weiss man nicht so genau."
Bei jeder Tiefenbohrung existiere tatsächlich die
Gefahr,
dass das Wasser von einer Führung in die andere laufe, sagt Anton
Treier, Pressesprecher vom Nuklearinspektorat Ensi. Allerdings sei es
technisch machbar, die Schichten abzudecken. Nutzungskonflikte aber
seien detailliert erst in der Etappe 2 Thema. Diese beginnt im
kommenden Jahr.
Guter Schutz geplant.
Das Bundesamt für Energie legt auf jeden Fall Wert darauf,
dass
ein geologisches Tiefenlager gut vor Verletzungen geschützt wird.
Es schreibt in seinem gestern veröffentlichten Ergebnisbericht
deutlich: "Mögliche Gefährdungen bestehen durch Bohrungen (ab
200 m Tiefe unter Terrain) sowie die Abtragung überlagernder
Schichten." Der Perimeter des Schutzbereiches sei noch nicht definitiv
festgelegt, führt Michael Aebersold, Projektleiter Sachplan
geologisches Tiefenlager, auf Anfrage aus.
"Doch wir müssen diese Anlage natürlich
schützen,
damit es nicht nachträglich zu Verletzungen kommt, welche die
Sicherheit eines Lagers beeinträchtigen können", sagt der
Projektleiter. Dies werde in Etappe 2 noch konkreter Thema sein.
Zusätzlich könnten sich dann auch die Kantone dazu
äussern.
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St. Galler Tagblatt 24.8.10
Endlagersuche wird knifflig
Alle möglichen sechs Gebiete für ein Endlager
bleiben
im Rennen. Nun können Kantone, Gemeinden und Parteien dazu
Stellung nehmen - ein erster Prüfstein für den aufwendigen
Sachplan des Bundes.
Marcello Odermatt
bern. Anfang Jahr schränkte die Nationale
Genossenschaft
für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) die Standorte
für ein geologisches Tiefenlager auf deren sechs ein.
Gestern nun machten das Bundesamt für Energie (BFE)
sowie
der für die Begleitung des Verfahrens mitverantwortliche Ausschuss
der Kantone (AdK) klar, dass weiter alle Standorte für die
Lagerung radioaktiver Abfälle in Frage kommen. Der Vorsitzende des
AdK, der Zürcher Regierungsrat Markus Kägi, warnte vor einer
"Eigendynamik": Nur weil einige Standorte "weniger attraktiv"
erschienen, dürften sie nicht rausfallen. Wichtig sei, dass am
Schluss Studien vorliegen, die miteinander vergleichbar seien.
Kägi kritisierte in diesem Zusammenhang das Vorgehen
Schaffhausens, das im April eine eigene Studie erarbeiten liess, um die
Auswirkungen eines Lagers abzuschätzen. Schaffhausen könne
zwar machen, was es wolle, sagte Kägi. Am Schluss müssten
sich aber alle Kantone auf die selben Fakten stützen.
Nächster Entscheid 2011
Die erste Phase der Evaluation ist nun beendet. Die
Unterlagen,
die über Sicherheit sowie über Raumplanung und Betroffenheit
der Gemeinden Auskunft geben, werden bis Ende November in eine
öffentliche Anhörung geschickt. Kantone, Parteien,
Organisationen sowie interessierte Bevölkerungskreise können
Stellung nehmen. Welche Bedeutung die Stellungnahmen haben, konnte
Michael Aebersold vom BFE nicht sagen. Es gehe darum, zu prüfen,
wie robust die Unterlagen in einer Anhörung seien. Welche
Argumente berücksichtigt werden, müsse sich noch zeigen.
Zentral wird das Verhalten der Kantone sein.
Aufgrund der Ergebnisse der Anhörung will der
Bundesrat
Mitte 2011 entscheiden, welche der sechs Gebiete weiterverfolgt werden.
Dann folgt die zweite Etappe, in der die Abschätzung der
sozioökonomischen Auswirkungen in den Regionen erfolgt. Dabei wird
die Bevölkerung der betroffenen Gemeinden, es sind derzeit deren
202, einbezogen. Bis ca. 2015 wird sich der Bundesrat auf zwei Regionen
pro Abfallkategorie entscheiden, also ein Lager für leicht- und
mittelradioaktive sowie ein Lager für hochradioaktive Abfälle.
Drei Gemeinden im Thurgau
Bis 2019 werden die verbliebenen Standorte mit
Sonderbohrungen
vertieft untersucht. Dann folgt das Rahmenbewilligungsgesuch, welchem
Parlament und, im Falle eines Referendums, das Volk zustimmen
müssen.
Das BFE hat festgelegt, welche Gemeinden provisorisch von
einem
Endlager betroffen sein könnten. Betroffen sind Gemeinden, wenn
das Endlager direkt unter ihnen gebaut wird, wenn auf ihrem Gebiet
Oberflächenbauten für das Endlager erstellt werden und wenn
sie zu den direkt betroffenen Gemeinden einen engen Kontakt pflegen.
Für den Kanton Thurgau sind dies sowohl in der Standortregion
Südranden wie auch in der Standortregion Zürcher Weinland die
Gemeinden Schlatt, Diessenhofen, Basadingen-Schlattingen.
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Aargauer Zeitung 24.8.10
"Wir sind der Bevölkerung schuldig, uns weiterzubilden"
Reaktoroperateure eines Kernkraftwerks haben nicht den
besten Ruf
in der Arbeitswelt - sie werden oftmals mit Faulenzern verglichen
Das Kernkraftwerk Gösgen durchlebt einen
Generationenwechsel
und sucht deshalb per Zeitungsinserat Reaktoroperateure: Mitarbeiter,
die täglich acht Stunden das Kraftwerk auf seine Sicherheit
überwachen. Ein Tag zu Besuch im Überwachungsraum.
Silvan Hartmann
Die Beine hochlagern, Zeitung lesen und hie und da einen
Kaffee
trinken: So sieht der Arbeitstag eines Reaktoroperateurs aus -
zumindest in der Zeichentrickfilm-Serie "Simpsons". Der Beruf geniesst
deswegen keinen sonderlich guten Ruf in der Arbeitswelt. Das wissen
auch die Reaktoroperateure Fredy Wingeier und Antonio Oliva nur zu gut.
Sie würden oftmals von Freunden angestichelt, sie seien Faulenzer
und hätten sich nur deshalb für diesen Beruf entschieden.
Wingeier gibt zwar schmunzelnd zu, dass es ein "einzigartiger" Beruf
sei und man "der Typ dazu sein muss", rechtfertigen würde er sich
aber nie.
Reaktoroperateur, ein Traumjob für Faulenzer?
"Überhaupt nicht", wehren sich alle Arbeitenden im Kanon. Vielmehr
sei es ein herausfordernder Beruf. Rund 20 Prozent der Arbeitszeit gehe
auf die Kosten der Aus- und Weiterbildung, erklärt Ausbildungschef
Paul Ackermann. "Ich kenne wirklich keine Branche, in der sich die
Mitarbeiter mehr weiterbilden lassen als in derjenigen von uns", sagt
er.
6½ Jahre Ausbildung
Um den Beruf zu erlernen, wird eine technische
Erstausbildung
vorausgesetzt. Dann soll es möglich sein, in 6½ Jahren zum
Reaktoroperateur-Diplom zu kommen. "Viele haben allerdings
länger", sagt Ackermann. Nach der Ausbildung ist auch vor der
Weiterbildung, denn die Arbeitslizenz des
Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) läuft nach zwei Jahren
wieder aus. Dann muss der Operateur eine Prüfung ablegen, um die
Lizenz für weitere zwei Jahre zu erhalten. Damit die Operateure
die wirklich wichtigen Griffe am Fahrpult, das mit Tausenden
Knöpfen und Lämpchen versehen ist, nicht vergessen,
müssen sie auf Simulatoren im Schulungsraum trainieren. Darauf
wird jedes mögliche Szenario - auch ein Super-GAU -
durchgearbeitet, um im Ernstfall seriös, ruhig und gekonnt zu
reagieren.
Motiviert und gut entlöhnt
Bei den Mitarbeitern kommen die strengen behördlichen
Auflagen gut an. "Wir sind der Bevölkerung schuldig, uns
ständig weiterzubilden", sagt Betriebsleiter Hans-Ulrich Beutler.
Wer die lange Ausbildungszeit durchhält, wird gut entlöhnt:
Ein junger Operateur verdient rund 6500 Franken plus Schichtzulagen von
600 bis 900 Franken pro Monat. Ein erfahrener Schichtchef kommt auf gut
12200 Franken plus Zulagen.
In den letzten Jahren hat Gösgen pro Jahr drei bis
fünf
Operateure ausgebildet. "Wir versuchen, dieses Level nun zu halten",
sagt Ackermann. Zudem würden sie zurzeit zwangsläufig einen
Generationenwechsel vollziehen. Denn die meisten hätten als
30-Jährige mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks 1979 begonnen und
stünden nun vor der Pensionierung. 46 Jahren beträgt heute
das Durchschnittsalter der Operateure. Dieser Wert ist bereits tiefer
als früher und wird bald noch weiter fallen, erklärt
Ackermann.
Zuverlässige Anlage
24 Stunden pro Tag, 365 Tage im Jahr wird im Kommandoraum
im
Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet und der Reaktor, wo die radioaktiven
Brennelemente vor sich hin strahlen, überwacht. Dafür
zuständig sind jeweils acht Operateure. Die Behörden
schreiben sieben Mitarbeiter pro Schicht vor. "Wir haben immer
mindestens acht eingeteilt. Falls mal etwas passieren sollte und einer
nicht mehr arbeiten kann, würden wir noch immer die Vorschriften
erfüllen", sagt Operateur Norbert Huber.
Montagmorgen, 6 Uhr: Im Kommandoraum des Kernkraftwerks
herrscht
Hochbetrieb. Die Früh- löst die Nachtschicht ab. In einer
kurzen Sitzung wird orientiert, was in der Nacht vor sich ging. Es gab
keine Zwischenfälle, keine Pannen, weshalb nach wenigen Minuten
die Sitzung beendet ist. Am 11. Dezember 1990 musste die Anlage
letztmals ungeplant abgeschaltet werden. Zwei von drei
Hauptkühlpumpen des Reaktors stiegen damals aus.
Seit 20 Jahren läuft die Reaktoranlage nun also
reibungslos
- ein im Vergleich zu anderen Werken bemerkenswerter Lauf: "Wir staunen
selber immer wieder, wie rund die Anlage läuft. Das ist eine
Bestätigung für unsere Arbeit und macht uns stolz", so Huber.
Geschieht weiterhin nichts, so kann das Kraftwerk acht Milliarden
Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen - das reicht für 1,5
Millionen Haushalte.
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Tiefenlager: Alle Standorte möglich
Für die Lagerung radioaktiver Abfälle kommen -
theoretisch - weiterhin alle sechs zur Debatte stehenden Standorte
infrage. Zu diesem Schluss kommen sowohl das
Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) als auch die Kommission für
Nukleare Sicherheit (KNS) in ihren gestern vorgestellten
Sicherheitsgutachten. Ab September wird der Bund diese Resultate der
Bevölkerung in den betroffenen Regionen in einer Art "Road-Show"
erläutern. Voraussichtlich Mitte 2011 entscheidet dann der
Bundesrat, welche Gebiete im Auswahlverfahren verbleiben. Das Bundesamt
für Energie empfiehlt der Landesregierung, vorläufig keine
Regionen auszuschliessen. Zur Diskussion stehen damit die Regionen
Bözberg (AG), Jura-Südfuss (AG), Nördlich Lägeren
(AG und ZH), Südranden (SH), Wellenberg (NW und OW) und
Zürcher Weinland (ZH und TG). Allerdings sind der Wellenberg und
der Jura-Südfuss bereits so gut wie aus dem Schneider: Gemäss
den Gutachten von Ensi und KNS erfüllen zwar beide Standorte die
minimalen Sicherheitskriterien - im Vergleich zu den anderen Gebieten
ist ihr Gestein allerdings weniger geeignet.
In der nächsten Phase ab Mitte 2011 geht es dann
nicht mehr
bloss um das Gestein. Berücksichtigt werden auch wirtschaftliche,
ökologische, raumplanerische und gesellschaftliche Aspekte. Das
Bundesamt für Energie hat die Grundlagen dafür erarbeitet und
gestern vor den Medien skizziert. Unter anderem legte das Bundesamt
fest, welche Gemeinden besonders betroffen sind. (MZ)
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Tagesschau 23.8.10
Atommüll-Lager: Mitspracherecht für Bevölkerung
Die Bevölkerung der sechs ausgewählten Regionen kann
nun
mitbestimmen, ob und wo das Material bei ihnen gelagert werden soll.
Das Bundesamt für Energie wird Infoveranstaltungen
durchführen, bei denen die Anwohner über die Umstände
informiert werden.
http://videoportal.sf.tv/video?id=4922ca44-655e-43d1-a916-a7a051c2d541