MEDIENSPIEGEL 24.8.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Rössli, DS, GH)
- Reitschule bietet mehr: sf.tv in tha house
- Orte der Wut: Biennale unterwegs
- RaBe-Info 24.8.10
- Police BE zum Anfassen
- Big Brother Sport BE: Biel unterzeichnet Verträge
- Squat Biel: Escargot Noir in Räumungsgefahr
- Agassizhorn bleibt (Telebärn)
- 1. Mai ZH: Hohe Bussen
- Zwischengeschlecht: "Drittes Geschlecht" in Indien und Pakistan
- Stop Murder Music: gegen Homophobie + Sexismus auf dem Chiemsee Reggae Summer
- Anti-Atom: BE-Ausstieg 2039; Endlager-Debatte; ReaktoroperateurInnen

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REITSCHULE
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Do 26.08.10
20.00 Uhr - Rössli - Solifest für die kirchliche Gassenarbeit Bern. Lesung von Matto Kämpf, Konzerte von The Frozen Pony & The Hot Skirts, Reverend Beat-Man, u.v.a.
21.30 Uhr - Hofkino - "Allein machen sie dich ein!" Filmzyklus über die Zürcher Häuserbewegung Teil 7 & 8

Fr 27.08.10
20.30 Uhr - Kino - Tatort Reitschule: "Die Falle" - der letzte Ehrlicher!
23.00 Uhr - Dachstock - C'est Berne. Your local Techno-Heroes!

Sa 28.08.10
23.00 Uhr - Dachstock - Liquid Session: London Elektricity & MC Wrec (UK/Hospital), Flowrian & LaMeduza, Lockee, TS Zodiac, MC Matt

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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kulturagenda.be 26.8.10

Beat-Man am Solifest für Gassenarbeit im Rössli

Seine Stimme hat schon alles erlebt, sein Gospel ist schwarz wie die Nacht. Mit anderen Worten: Reverend Beat-Man (Bild) ist die perfekte Besetzung fürs Solifest der kirchlichen Gassenarbeit. Als Ministranten mit ihm unterwegs: Mario Capitanio, Matto Kämpf, The Rock'n'Roll Terrorists, Frozen Pony & The Hot Skirts, Opium Boys und DJ Vasek.
Rössli Reitschule, Bern. Do., 26.8., 20 Uhr

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kulturagenda.be 26.8.10

"C'est Berne" eröffnet die Saison im Dachstock

Mit DJs aus der lokalen Techno-Szene lädt der Dachstock zur Eröffnung der neuen Club- Saison. Zum Tanz auffordern wird Kellerkind (Bild), der sich mit Veröffentlichungen auf dem Label Stil-vor-Talent international einen Namen gemacht hat. Mit dabei sind zudem Lukas Kleesattel von Beam Records, La fée verte vom Festmacher-Kollektiv und Dauwalder von N.E.A.T.
Dachstock in der Reitschule, Bern. Fr., 27.8., 23 Uhr

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presseportal.ch 24.8.10

Weltpremiere mit Jugendchor im Berner Münster
Musikalischer Brückenschlag zwischen Kuba und der Schweiz

Bern (ots) - In einer Weltpremiere führen Kinder und Jugendliche der Musikschule Escuela Paulita Concepción aus Havanna zusammen mit dem multinationalen Sextett Travesías am Freitag, 10. September 2010, um 10.00 Uhr im Berner Münster Kompositionen von Simon Ho auf. Das Konzert ist öffentlich, der Eintritt ist frei. Im Rahmen der 100-Jahrfeierlichkeiten der Interkantonalen Rückversicherungsverbandes (IRV) ist es unter dem Thema "Insel der Solidarität" gelungen, dieses aussergewöhnliche musikalische und völkerverbindende Projekt zu realisieren.

Die Premiere von Travesías 2010, bei der in einer völkerverbindenden Weltpremiere erstmals Schülerinnen und Schüler aus Kuba in Europa auftreten, findet im Rahmen der Jubiläumsfeier "100 Jahre Interkantonaler Rückversicherungsverband (IRV)" am 10. September im Berner Münster statt.

Das Sextett Travesías - eine Gruppe eng befreundeter Musikerinnen und Musiker aus verschiedenen Kulturkreisen - hat im Juli 2010 mit 34 Schülerinnen und Schülern (9- bis 15-jährig) und sechs Lehrkräften der Escuela Paulita Concepción (Reparto Serro, Havanna) unter dem Titel Travesías 2010 Kompositionen des Travesías-Pianisten Simon Ho erarbeitet. Rund zehn Tage wurden die Arrangements, die Simon Ho für den Chor und das Orchester der Schule geschrieben hatte, eingeübt.

Es zählt das gemeinsame Erlebnis

Die Musik und Texte unter dem Leitspruch "Daheim in der Fremde" erzählen von Geborgenheit und Verlassenheit, von Vergangenheit und Neuzeit. Neben der Erfahrung, welche die Kubaner zweifellos in der Schweiz machen werden, wird das Thema auch in den Liedertexten behandelt. Als Grundlage dienen Gedichte von Lyrikern wie Josef Reinhard, Erica Pedretti, Mascha Kaléko und Nicolás Guillén u.a. Das rund 70-minütige Programm bringt das Publikum teils zum Tanzen, teils zum Nachdenken. "In dem Moment, in dem die Kinder zusammen singen, werden sie merken, dass es nicht darauf ankommt, welche Sprache man spricht oder welche Hautfarbe man hat - es zählt das gemeinsame Erlebnis", sagt Lorenz Hasler, Initiant des völkerverbindenen Projekts und musikalischer Leiter von Travesías.

Während ihres Aufenthaltes in der Schweiz wohnen die jungen Gäste aus Kuba im Pfadiheim Büschigrube in Köniz. Der Aufenthalt wird mit Begegnungen und Ausflügen bereichert: Die Primarschule Buchsee in Köniz gestaltet einen gemeinsamen Musiktag mit Chorsingen und Schulkonzert mit kubanischer Musik im Lichthof des Gemeindehauses   (20. September, 18.30 Uhr).

Der Musicalchor des Gymnasiums Bern Kirchenfeld bereitet ein Programm mit 'Salsa' vor - zur Einstimmung auf das Projekt haben die verantwortlichen Musiklehrer die jungen Kubaner eingeladen, in der Aula ihr Programm "Sones y Danzones" zu spielen (13. September, 17.00 Uhr). Im Rahmen des Festivals 'Musik und Film 2010" in der Grossen Halle der Reitschule Bern findet ein spezieller Auftritt statt (15. September, 20.00 Uhr) - die beiden Programmteile "Sones y Danzones" und "Travesîas 2010" werden mit visuellen Eindrücken der Probephase in Havanna ergänzt (Foto- und Filmprojektion). Weitere Konzerte sind bis zum 20. September 2010 in der Region Bern und in Solothurn geplant.

Das Travesías Sextett:

- Simon Hostettler (Schweiz), Komposition und Klavier - Susanne Rydén (Schweden), Sopran- Victor Pellegrini (Argentinien,   Kuba), Gitarre - Amparo del Riego Vidal (Kuba), Cello - Lukas Hasler (Schweiz), Kontrabass - Lorenz Hasler (Schweiz),Violine, musikalische Leitung und Produzent

Escuela Elemental de Música Paulita Concepción

Die Schule " Paulita Concepción " wurde 1981 gegründet. Anfänglich wurde sie von 30 Schülern in bildender Kunst besucht. In den folgenden Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt auf Musik und Tanz. Heute studieren rund 140 Schülerinnen und Schüler an der vom Staat finanzierten Schule. Nebst den allgemein bildenden Fächern und dem Chorgesang werden die Instrumente Klavier, Gitarre, Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass, Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Trompete, Posaune, Horn, Saxophon und Perkussion unterrichtet. Die Schule erhielt ihren Namen zu Ehren der Pädagogin Paulita Concepción, deren grosses Anliegen die Vermittlung der Ideen von José Marti, Félix Varela und José de la Luz y Caballero war. In der kurzen Zeit ihres Bestehens hat die Schule mehrere lokale, nationale und internationale Preise sowie Auszeichnungen erhalten.

Auftritte Travesías / Escuela Paulita Concepcion

- Freitag, 10. September 2010, 10.00 Uhr im Münster Bern
- Mittwoch, 15. September 2010, 20.00 Uhr in der Grossen Halle, Reitschule Bern
- Donnerstag, 16. September 2010, 20.00 Uhr im grossen Konzertsaal,  Solothurn
- Freitag, 17. September 2010, 16.00 Uhr in der Kirche St. Josef, Köniz
- Sonntag, 19. September 2010, 20.00 Uhr Mühle Hunziken, Rubigen
- Montag, 20. September 2010, 18.30 Uhr, Landorfstrasse 1, Lichthof, Köniz

Weitere Informationen: http://www.travesias.ch
ots Originaltext: IRV / UIR
 Internet: www.presseportal.ch

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REITSCHULE BIETET MEHR
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Schweiz Aktuell 23.8.10

Berner Zankapfel: Die Reitschule

Der Kampf um die Reitschule geht in die nächste Runde: Schon viermal musste die Stadtbevölkerung über das alternative Kulturzentrum in den ehemaligen Rossstallungen abstimmen; immer gingen die Urnengänge zugunsten der Reithallen-Betreiber aus. Jetzt fordert die SVP mit einer Initiative abermals die Schliessung der Reitschule.
http://videoportal.sf.tv/video?id=f4f4c442-9637-43cc-be67-79a5832f7c38&referrer=http%3A%2F%2Fwww.sf.tv%2Fsendungen%2Fschweizaktuell%2Findex.php

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tagesschau.sf.tv 23.8.10

Das Berner Rössli-Spiel geht in die fünfte Runde

Die Reitschule, das alternative Kultur-Zentrum Berns, teilt die Gemüter. Ob Schandfleck oder Bereicherung: Bereits vier Mal haben die Hauptstädter abgestimmt, ob die Reitschule weg soll. Jetzt hat die SVP eine fünfte Abstimmung erzwungen. Die Partei will, dass die Stadt das Kultur-Zentrum schliesst und an den Meistbietenden verkauft.

Ein Kino, ein Restaurant, eine Druckerei - die Reitschule in Bern ist eine kunterbunte Mischung aus Kultur, Gastronomie und Kleingewerbe. Jedermann - ob Banker oder Drögeler - ist herzlich willkommen. Das Zentrum wird demokratisch geführt und ist politisch links ausgerichtet.

Einem passt das Treiben gar nicht. Erich Hess ist Lastwagenchauffeur und SVP-Politiker und er will, dass die Reitschule verschwindet. Drogendealer gebe es da, sagt er gegenüber "Schweiz aktuell".

Immer wieder gab's Krawalle

Tatsächlich war die Situation rund um die Reitschule in der Vergangenheit schwierig. Drogen und Gewalt herrschten vor und die Polizei hatte Mühe, das Gesetz durchzusetzen. Trotzdem: Die Berner lieben offenbar ihre Reitschule. Eine Schliessung wurde an der Urne bislang vier Mal abgeschmettert.

Die SVP wagt jetzt den fünften Versuch. Die Reitschule muss verschwinden. Bislang wird das Vorhaben von keiner weiteren Partei unterstützt. Am 26. September muss sich die Reitschule erneut an der Urne behaupten - dann ist klar, ob sie weiterhin ihren Platz in Bern einnehmen darf oder ob ihr letztes Stündlein geschlagen hat.

(sf/gern)

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ORTE DER WUT
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kulturagenda.be 26.8.10

Wütendes Bern

Der neue Rundgang von StattLand führt in mehreren Etappen an Orte wo Berner stinksauer gewütet haben. An "Orten der Wut" erfährt man, was für verschiedene Gesichter Wut haben kann. Immer mit dabei: Die rote Figur.

Ausser Rand und Band muss das Volk gewesen sein, als es 1528 im Zuge der Reformation die Skulpturen aus dem Berner Münster entfernt hat. 1986 wurden unter der Münsterplattform die Überreste der zerstörten Figuren gefunden. "Viele hatten keinen Kopf mehr. Sie wurden symbolisch hingerichtet", schildert Rundgangleiterin Franziska Fankhauser den Bildersturm. Gewalt ist das Thema der ersten Etappe der neuen Stadtführung von StattLand. Sie führt an Orte, wo Menschen Wut erzeugten oder zum Ausdruck brachten. Der Rundgang wurde im Auftrag der Biennale Bern konzipiert, die vom 10. bis zum 18. September stattfindet.

Strippender Ritter

Ein anderes Gesicht der Wut ist die Provokation. Der Künstler Carlo E. Lischetti machte mit einem zwinkernden Auge auf Missstände aufmerksam und provozierte damit die konservativen Kreise. Eines seiner Werke ist "Keine Brunnenfigur ", ein Brunnen mit Rednerplattform und Treppe - gedacht als bernische Variante zum Speaker's Corner im Londoner Hyde Park. Trotz Einsprache des Vereins "Heit Sorg zu Bärn" wurde 1992 der Brunnen ohne Brunnenfigur realisiert. Bei der Übergabe an die Öffentlichkeit stieg Lischetti in Ritterrüstung hinauf und zog sich aus. "Abrüstung oder Ritterstripper", kommentierte er die Aktion.
Zurück zum Rundgang: Eine ganz in Rot gekleidete Figur unterbricht die Anekdoten und springt auf das Publikum zu. "Zickzacken Sie, dreivierteltakten Sie", ruft sie und mimt die Aufforderung Lischettis, sich dem gesellschaftlichen Zwang, immer gerade aus zu gehen, zu widersetzen. Weiter führt der Rundgang zum Kornhaus und anschliessend zum Käfigturm, wo Fankhauser von Hungerperioden und Arbeiterkrawallen erzählt. An allen Standorten bereichert die "Rote Figur" mit szenischen Interventionen die Ausführungen: etwa als Stadtpräsident Eduard Müller, der bei den Käfigturmkrawallen mit harter Hand durchgriff.

Wenn der FC Basel gewinnt

Weiter gehts zum Meret Oppenheim Brunnen, der bei seiner Einweihung laute Buhrufe provozierte. Gegenüber ist das Waisenhaus, das seit 1942 als Hauptquartier der Berner Stadtpolizei fungiert und Ausnüchterungszellen beherbergt. Aus einem Rekorder hört das Publikum von Polizeisprecher Franz Märki so einige Geschichten über Hitzköpfe, die diese Zellen von innen kennen: Etwa wie YB-Fans nach einem veryoungboysten Match beruhigt werden müssen, erst recht wenn der Gegner FC Basel hiess. Die letze Etappe führt zur Reithalle, wo Wut auch kreative Impulse auslöst. Das Kulturzentrum hat sich aus einer Hausbesetzung im Rahmen der Schweizer Jugendunruhen der 80er- Jahre entwickelt. Bis heute muss es für seine Existenz kämpfen: Die nächste Abstimmung steht am 26. September an. Sicher ist: Das Resultat wird auf einer Seite wütende Gemüter zurücklassen.

Regine Gerber

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Münsterplatz, Bern. Sa., 28.8. 18 Uhr
http://www.stattland.ch

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Langenthaler Tagblatt 24.8.10

Unterwegs die Wut entdecken

 Bern Neuer StattLand-Rundgang zum Thema 2010 "Orte der Wut" der Biennale Bern

 Wo die Bernerinnen kratzbürstig werden oder es den Bernern den Hut lupft: Der neueste geführte Rundgang des Vereins StattLand lädt dazu ein, verschiedenste "Wutschichten" der Hauptstadt zu erkunden. Quasi als roter Faden führt eine rote Figur mit szenischen Interventionen durch den Rundgang. Thema ist beispielsweise das Münster. Die Nischen der Seitenportale - einst mit bunten Skulpturen geschmückt - sind heute leer. Während der Reformation 1528 wurden sie vom Volk entfernt und zerstört. Anders der Lischetti-Brunnen: Einem Ventil ähnlich können auf der Brunnen-Säule vor dem Rathaus alle "Luft ablassen". Ein paar Treppenstufen hoch - und jedermann findet als temporäre Brunnenfigur einen Moment lang Beachtung.

 Und noch ein Brunnen gab in Bern in jüngerer Zeit einiges zu reden: Der Stadtrat erteilte der deutsch-schweizerischen Künstlerin und Lyrikerin Meret Oppenheim 1982 den Auftrag, in ihrer Wahlheimat ein Bauwerk zu gestalten. Zu dessen Einweihung auf dem Waisenhausplatz erntete sie aus dem Publikum sogar Buhrufe.

 Wut herrschte auch 1893, als 300 arbeitslose Bauarbeiter trotz Bauboom am Käfigturm-Krawall Dampf ablassen.

 Auf den Spuren von Berns "Orten der Wut" kommt man selbstverständlich auch um die Reitschule nicht herum. Das alternative Kulturzentrum, über dessen "Verkauf an den Meistbietenden" Ende September einmal mehr abgestimmt wird, sorgt seit einem Vierteljahrhundert immer wieder für Gespräche. Ist "Berns Schandfleck", wie die Bürgerlichen das während der 80er-Unruhen besetzte Areal auf der Schützenmatte bisweilen bezeichnen, doch immer wieder Ursprung von "Wutausbrüchen" aller Art. Sei es wortwörtlich als praktische Rückzugsmöglichkeit für linksextreme Demo-Aktivisten, sprichwörtlich als vielseitiges alternatives Experiment oder einfach als Projektionsfläche rechtsbürgerlicher Politik aller Art. (sat/mgt)

 "Orte der Wut" 28. 8. und 1. 9. je um 18 Uhr; 10. bis 18. 9. im Rahmen der Biennale Bern ebenfalls je um 18 Uhr. Dauer: ca. 90 Minuten. Infos/Anmeldungen: http://www.stattland.ch

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 Biennale vs. Musikfestival

 Die Biennale Bern und das Musikfestival wechseln sich jährlich ab. Die aktuelle Biennale zum Thema "Wut" läuft vom 10. bis 18. September. Festivalzentrum ist das Foyer des Stadttheaters (täglich ab 21.30 Uhr). Während sich im Rahmen der Biennale grosse und viele kleinere Kulturinstitutionen dem zeitgenössi- schen und interdisziplinären Schaffen verschreiben, ist das Musikfestival Bern auf alle Epochen ausgerichtet. Das nächste findet vom 8. bis 18. Oktober 2011 zum Thema "Flucht" statt. (sat)

 Detailprogramm: http://www.biennale-bern.ch

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20 Minuten 24.8.10

Berns Kulturtäter lassen ihrer Wut bald freien Lauf

 BERN. Nichts als Ärger in den Berner Kulturtempeln: Unter dem Motto "Wut" ziehen sie gemeinsam ein Riesenspektakel auf.

 Für rote Köpfe haben die Berner Kulturinstitutionen zuletzt mit ihren Budgets gesorgt. Nun greifen sie das Thema "Wut" vom 10.-18. September künstlerisch auf. Über 30 Veranstaltungen an 17 Orten - unter anderem im Casino, Kornhaus, Klee-Zentrum, Progr und der Dampfzentrale - widmen sich der Aggression in all ihren zügellosen und unterdrückten Formen.

 Als Festivalzentrum wird das Stadttheater-Foyer hergerichtet, als hätten sich Vandalen darin ausgetobt. Einer der Blickfänge ist die "Anger Release Machine". Sie funktioniert wie ein Verpflegungsautomat. Statt Snacks fällt Porzellangeschirr ins Ausgabefach - und wird dadurch zerschmettert. "Dass wir treue Stadttheaterbesucher vor den Kopf stossen und tatsächlich wütend machen, nehmen wir in Kauf", sagt Mitorganisatorin Barbara Stocker.

 Die nächste Provokation wartet im Kunstmuseum: Dort kann man verhassten Machthabern wie Silvio Berlusconi ins Gesicht kicken - zumindest symbolisch mit Fussbällen, denen Masken übergezogen sind. Auf dem Programm der Wut-Biennale stehen zudem eine Opernpremiere, Konzerte, Theater, Ausstellungen, Stadtrundgänge sowie eine Live-Vertonung des Stummfilms "Nosferatu" durch das Symphonieorchester. Sogar der BoGa macht mit und zeigt "wütende" Pflanzen.  

Patrick Marbach

http://www.biennale-bern.ch

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RABE-INFO
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Di. 24. August 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_24._August_2010.mp3
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_24._August_2010.mp3&song_title=RaBe-%20Info%2024.%20August%202010
- Hände weg vom öffentlichen Verkehr: Petition gegen die Sparmassnahmen des Bundes
- Schweizerisches Arbeiterhilfswerk startet neue Kampagne und nimmt die SVP auf den Arm
- Buntes Treiben auf dem Flohmarkt der Reitschule

Links:
http://www.volks-befragung.ch

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POLICE BE
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Blick am Abend 23.8.10

Polizei zum Anfassen

 GEWALT

 Seit heute Montag laufen die Präventionstage 2010 der Kantonspolizei.

 Während den nächsten zwei Wochen führt die Polizei im ganzen Kanton Bern verschiedene Aktionen zur Gewaltprävention durch. Das Motto lautet: "Häreluege - nid wägluege". Heute finden in verschiedenen Schulhäusern der Region die ersten Workshops zum Thema "Gewalt" oder "Neue Medien" statt, in denen schon den Unterstufenschülern richtiges Verhalten in heiklen Situationen oder der Umgang mit dem Internet gezeigt wird. Höhepunkte der Präventionstage sind der Tag der offenen Tür in der Kaserne auf dem Waisenhausplatz in Bern am 28. August und der Stand an der Thuner Herbstmesse OHA vom 27. August bis 5. September.

 Auch die Vereine YB und SCB beteiligen sich am Mittwoch und am Samstag am Präventionsmärit auf dem Waisenhausplatz mit eigenen Ständen, wo die Fanarbeit vorgestellt wird. Jeweils zwischen 13.30 und 15.30 Uhr sind auch Autogrammstunden geplant. pp

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http://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien/aktuell.meldungNeu.html/police%20de%20meldungen%20police%20news%202010%2008%2020100817_1526_kanton_bern_praeventionstage2010derkantonspolizeibern

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BIG BROTHER SPORT BE
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bzonline.ch 24.8.10

Gewalt: Biel unterzeichnet Verträge mit Sportklubs

sda / mau

 Die Stadt Biel bündelt im Kampf gegen Gewalt an Sportanlässen die Kräfte: Am Dienstag unterzeichnete Sicherheitsdirektorin Barbara Schwickert mit den Präsidenten des EHC und des FC Biel entsprechende Verträge.

 Demnach beteiligt sich der EHC Biel mit 30'000 Franken pro Jahr an den Sicherheitskosten, wie die Bieler Gemeinderätin am Dienstag vor den Medien sagte. Auf den FC Biel entfallen 3000 Franken pro Saison.

 Über die Höhe der Beträge könne man diskutieren, sagte Schwickert. Manchen seien sie wohl zu tief. Aber es gehe hier nicht nur um Geld, sondern auch um die Koordination von Massnahmen bei der Bekämpfung der Ursachen für die Gewalt an Sportanlässen.

 Die Beiträge der beiden Sportklubs würden auch nicht einfach in der Gemeindekasse verschwinden, betonte Schwickert. Der Gemeinderat habe beschlossen, drei konkrete Projekte damit zu unterstützen: Die Fanarbeit, ein Alkoholpräventionsprojekt sowie das allgemeinere Projekt "Stattgewalt".

 Die Verträge enthalten Grundsätzliches zu Themen wie Videoüberwachung, Alkoholausschank, Sicherheitskonzept oder Stadionverbote. Nicht zuletzt geht es darum, die Massnahmen der Beteiligten zu koordinieren.

 Die Bieler Vereinbarungen richten sich nach dem Massnahmenpaket, das die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und - direktoren ausgearbeitet hat. Orientiert habe man sich überdies an entsprechenden Verträgen in der Stadt Bern, wie Schwickert ausführte. Die Details wurden dann an die Bedürfnisse der Stadt Biel angepasst.

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SQUAT BIEL
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Inymedia 23.8.10

Polizei-Cowbobys vs. Escargot Noir ::

AutorIn : escargot noir         

Dem Wagenplatz Escargot Noir wurde gedroht geräumt zu werden -ohne Gerichtsentscheid.     
    
Am 8. Juni 2009 wird das Squat an der Quellgasse in Biel, besetzt von der Familie Von Allmen, evakuiert. Den Bewohnern wird von der Polizei unter Zwang die DNA entnommen. Für das ganze Vorgehen besteht keine richterliche Verfügung. Es ist offensichtlich, dass die Polizei an diesem Tag nicht in ihren Rechten gehandelt hat.
Nach der vorläufigen Verhaftung der Familie Von Allmen wurde von einem Mitglied der Stadtverwaltung ein Ratschlag eingereicht; es kam heraus, dass die Polizei alles der Stadt Biel mitteilen muss, was das Eingreifen bezüglich der Squats in Biel betrifft.

Ein Jahr später widerholt sich der Vorfall!
Der Verein Escargot Noir besetzt am 2. Juli mit ihren Wagen ein Platz am Längfeldweg in der bieler Industriezone. Es ist ein hübscher nicht gebrauchter Platz, der von Bäumen umringt ist. Der Besitzer, eine mysteriöse Immobilienfirma, hat uns in Begleitung der Polizei am 6. Juli ein Besuch abgestattet. Dieser teilte uns mit, dass er nicht mit uns diskutieren wolle und wir ohnehin nicht die gleiche Schulung haben wie er. Er teilte uns den Termin vom 17. Juli mit, um den Platz zu verlassen.
Wir haben uns geweigert zu gehen.

Am 22. Juli wurden einige Mitglieder von uns mit auf den Polizeiposten genommen für eine Befragung. Dort wurde ihnen mittgeteilt, dass die Polizei alle Rechte für die Entscheidung habe, wann wir das Brachland zu verlassen haben und dass sie uns bei nicht Befolgen evakuieren. Es wurde das Datum vom 3. August festgelegt.
Da wir an der Kapazität der Polizei stark zweifeln, eine solche Situation objektiv richten zu können, haben wir unseren Anwalt, die Sicherheitsdirektorin der Stadt Biel und einige Politiker kontaktiert. Dabei kam heraus, dass die Polizei in so einem Fall kein Recht hat, ohne Gerichtsbeschluss zu handeln.

Daraus schliessen wir, dass die Cow-Boys in blau ein Mal mehr versucht haben, von dem in ihrer Macht stehenden zu übertreiben, indem sie uns Angst machen, vor dem Wagenplatz regelmässig vorbei fahren oder uns Rechtsartikel angeben, bei denen sie anscheinend das Recht haben uns zu evakuieren. Glücklicherweise haben wir noch rechtzeitig reagiert.

Mittlerweile hat der Besitzer ein Gerichtsprozess eingeleitet und weigert sich weiterhin mit uns in Kontakt zu treten.

Wir geben nicht auf mit der Bekämpfung gegen die übertreibungen der Polizei.
Dass jeder das Recht hat so zu leben, wie er will.
Für mehr alternative Freiräume und Aktivtäten.

Dass der Kampf weitergeht

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AGASSIZHORN
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Telebärn 22.8.10

Agassizhorn behält seinen Namen
http://www.kyte.tv/ch/telebaern/agassizhorn-behalt-seinen-namen/c=84713&s=1007173

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1.MAI ZH
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Tagesanzeiger 24.8.10

Empfindliche Strafen für 1.-Mai.-Chaot und Fussball-Hooligan

 Zürich - Wer sich wiederholt an Demos oder in Chaotengruppen strafbar macht, muss mit happigen Strafen rechnen. Das zeigen zwei jüngst veröffentlichte Urteile. Ein Student aus dem "Antikapitalistischen Kollektiv Zürcher Oberland" ist zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 30 Franken, also 3600 Franken, verurteilt worden. Er hatte an einer 1.-Mai-Nachdemo über Megafon zum Widerstand gegen die Polizei aufgerufen. Der Student hatte an der Gerichtsverhandlung im Mai dieses Jahres die Tat bestritten: Es handle sich um eine Verwechslung. Das Gericht glaubte ihm nicht, wie das schriftliche Urteil zeigt. Grund ist unter anderem, dass er bereits einmal wegen einer 1.-Mai-Demo verurteilt worden war.

 Ein 26-jähriger Automonteur, der zufällig am gleichen Tag vor Gericht stand, wurde zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 50 Franken, insgesamt also 6000 Franken, verurteilt. Er hatte sich zweimal in einer Gruppe randalierender Hooligans aufgehalten. Zwar übte er nicht aktiv Gewalt aus, aber er rannte einmal auf der Flucht einen Polizisten über den Haufen, der sich dabei verletzte. Das reichte für die happige Strafe, denn der Mann ist einschlägig vorbestraft. Sein Verschulden sei nicht mehr leicht, heisst es im gestern veröffentlichten Urteil, denn die Taten wären "sehr leicht vermeidbar gewesen". Beide Männer müssen die Strafe zur Hälfte sofort bezahlen. Die zweite Hälfte ist zur Bewährung aufgeschoben.(leu)

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ZWISCHENGESCHLECHT
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http://siekamundblieb.blogspot.com/2010/08/drittes-geschlecht-in-indien-juristisch.html

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NZZ 24.8.10

Eigenartige Begebenheiten der dritten Art

 Indien und Pakistan erkennen juristisch ein "drittes Geschlecht" an

 Nicht nur der Oberste Gerichtshof Indiens, sondern - erstaunlicherweise - auch derjenige Pakistans erkennt seit einiger Zeit ein "drittes Geschlecht" an. Damit erfüllt sich die Forderung der "Hijras" genannten Transgenders nach Gleichberechtigung.

 Renate Syed

 In Indien lebt etwa eine Million von ihnen, in Pakistan einige Hunderttausende, genaue Zahlen gibt es nicht: Hijras - anatomisch männliche Personen, welche die männliche Geschlechtsrolle ablehnen und Sexualität nur mit ihresgleichen und Männern pflegen - sind geduldet, aber diskriminiert. Die Gesellschaft begegnet ihnen mit Scheu und Abscheu, mit einem Gemisch aus Furcht und Ehrfurcht, verfügen sie doch, wie man glaubt, über die Kraft des Segnens und des Verfluchens. Gemäss modernen westlichen Definitionen sind sie weder Homo- noch Transsexuelle, sondern eben "Mann-zu-Frau-Transgenders".

 Stolz aufs Anderssein

 Tatsächlich bekannten sich Indien und Pakistan durch die gesetzlich verankerte Anerkennung eines dritten Geschlechtes zu ihrer Tradition: Im Gegensatz zu westlichen Gesellschaften kennt die Kultur des Subkontinents seit Jahrtausenden drei Geschlechter. Quellentexte in Sanskrit belegen dies zweifelsfrei; unter den islamischen Herrschern Indiens dienten Hijras an Höfen und in Harems. Erst die Verfassungen, die zu Ende der Kolonialzeit unter dem Einfluss britischer Gesetzgebung entstanden, übernahmen das westliche "Zwei-Geschlechter-Modell", und Hijras, die nach ihrer eigenen Definition "weder Mann noch Frau", sondern "von dritter Art" sind, wurden - weil als Knaben geboren - juristisch als männlich betrachtet.

 Das hat nun ein Ende: Wer jetzt in Indien oder Pakistan einen Pass beantragt oder ein behördliches Formular ausfüllt, kann wählen zwischen "male", "female" und "other" bzw. "E" für "eunuch", was seit den Briten eine Bezeichnung für die Angehörigen des "dritten Geschlechts" ist.

 "Other", anders, sind die Hijras ohnehin, und das durchaus mit Stolz. Sie haben eine eigene Sozialstruktur aufgebaut und leben unter Führung einer Meisterin in eigenen Häusern mit Generationenvertrag; sie tragen Frauenkleider und langes Haar, schminken und schmücken sich wie Frauen. Sie leben am Rande der Gesellschaft, auch das soll nun ein Ende haben: In Pakistan gab der Oberste Richter, Iftikhar M. Chaudhry, einer Petition für die Anerkennung ihres dritten Geschlechtes statt und wies Behörden und Institutionen an, Hijras einzustellen, um ihnen "ein Leben in Schande zu ersparen". Ausserdem sollen sie in den Genuss staatlicher Förder- und Wohlfahrtsprogramme kommen, denn viele Hijras können ihr Überleben nur durch Betteln und homosexuelle Prostitution sichern. Chaudhry, der vom vormaligen Präsidenten Pervez Musharraf des Amtes enthoben und drei Jahre lang unter Hausarrest gehalten wurde, gilt spätestens seit 2009, als Massenproteste der Juristen und der Bevölkerung ihn wieder ins Amt brachten, als Galionsfigur der Demokratiebewegung.

 Der Anwalt, der im Auftrag der pakistanischen Hijras für ihre Sache kämpfte und gewann, ist niemand anders als Dr. M. Aslam Khaki, ein islamischer Jurist, der ein drittes Geschlecht keinesfalls als unvereinbar mit den Gesetzen des Islam versteht. In der pakistanischen Tageszeitung "The News International" sagte er, die Hijras seien Kinder Allahs wie alle anderen Menschen und ihre Diskriminierung in Schulen, Spitälern und Colleges müsse ein Ende haben. In der Tat ist die Kultur eines dritten Geschlechtes in der islamischen Welt nicht unbekannt, etwa in Oman, Nordafrika und in der Türkei; in Pakistan gab es gegen die staatlich verordnete Akzeptanz der Hijras - soweit bekannt - keinerlei Proteste, auch nicht von Islamisten. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass die Liebe zum dritten Geschlecht (oder zu Knaben) auch unter den sittenstrengen Taliban weit verbreitet ist; jedenfalls verkehrten in den Hijra-Häusern, die die Autorin vor einigen Jahren in Pakistan besuchte, häufig Taliban als Freier.

 In Indien fiel die Anerkennung des dritten Geschlechtes, die als eine weitere Abkehr von britischen Einflüssen der Kolonialzeit verstanden werden kann, mit der Abschaffung des Paragrafen 377 des Strafgesetzbuches zusammen, der Homosexualität unter Strafe stellte. Während Indiens Initiativen von internationalen Medien besprochen und begrüsst wurden, wurde das pakistanische Gesetz kaum kommentiert: Passte möglicherweise die Tatsache, dass der "islamistische" Staat einer Minorität derartige Rechte einräumt (während die USA und Europa ihren Transgenders und Transsexuellen eine dritte Geschlechtskategorie verweigern), nicht ins vorab mit Terror, Tod und Taliban assoziierte Bild, das sich der Westen von Pakistan macht?

 Ein Weg aus dem Schatten

 Indiens und Pakistans Hijras kämpfen um ihre Rechte. In Indien übernehmen sie zunehmend politische Ämter, und auch in Pakistan treten sie aus dem Schatten; das Internet und die Vernetzung mit Gleichgesinnten in der ganzen Welt eröffnen ihnen Perspektiven und Kontakte. In Pakistan ist es unter anderen die Hijra Bobby, die mit ihrer Organisation SheMaleAssociation für die Rechte der Gemeinschaft kämpft. Es darf aber auch nicht übersehen werden, dass die Registrierung als "E" (eunuch) bzw. "other" auch die Möglichkeit einer Kontrolle durch den Staat bedeutet, der seine Hijras nun genauer kennt als zuvor. Der alle zehn Jahre in Indien wie in Pakistan erhobene Zensus zählte die Hijras bisher nicht gesondert, sondern führte sie entsprechend ihrem bei der Geburt registrierten Geschlecht als "male". Ab 2021 wird das "dritte Geschlecht" voraussichtlich in den Erhebungen erscheinen, und das erste Mal in ihrer Geschichte werden Indien und Pakistan wissen, wie viele Hijras in ihren Ländern leben.

 Renate Syed ist Indologin und Privatdozentin an der Universität München und schreibt zurzeit an einem Buch über die Hijras Indiens und Pakistans.

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zwischengeschlecht.info 24.8.10

Protest gegen Zwittergenitalverstümmler Potsdam 16. und 18.9.

zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!

R U N D M A I L

Liebe Freund_innen der Zwitterbewegung

Eine Vorankündigung:

Mitte September treffen sich die Standesorganisationen der deutschen GenitalabschneiderInnen und weiterer PädiaterInnen in Potsdam zu einer mehrtägigen Jahrestagung.

Zwischengeschlecht.org wird 2x vor Ort gegen ihre menschenverachtenden Praktiken protestieren.

Do 16.9. 12:30-15:30 h
Kundgebung beim Haupteingang vor und während der Medizyner-Pressekonferenz

Sa 18.9. 15:30-18:30 h
Mahnwache während der Kinderchirurgen-Jahrestagung (Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie DGKCH)

Bitte merkt euch die Daten vor.

Über tatkräftige solidarische Unterstützung würden wir uns sehr freuen!

Die Bewilligung ist eingereicht, weitere Infos in Kürze.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!".


Liebe Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Inters*x.ch
Mitglied Inters*xuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse@zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

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STOP MURDER MUSIC
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linksunten.indymedia.org 23.8.10
http://linksunten.indymedia.org/de/node/24511

Bash Back!- gegen Homophobie und Sexismus auf dem Chiemsee Reggae Summer

Gegen Sexismus und Homophobie

Die Kritik am geplanten Auftritt des extrem schwulenfeindlichen "Künstlers" Sizzla am Chiemsee Reggae Summer reisst nicht ab. Linke Gruppen aus Oberbayern, Salzburg und Tirol werden in unmittelbarer Nähe zum Festival deshalb Infostände und eine Kundgebung durchführen und dabei auch die Problematik sexueller Übergriffe und sexualisierter Gewalt bei derartigen Großveranstaltungen thematisieren.

Eine breite Medien- und Internet-Debatte über Reggae und Homophobie, also den Hass auf Schwule und Lesben, hat sich am Fall Sizzla entwickelt. Weitgehend unbeeindruckt davon zeigte sich bislang die veranstaltende CRP-Konzertagentur GmbH. Sie hatten vor einigen Monaten sogar erklärt den "Künstler", der in seinen Liedern auch zum Mord an Schwulen aufruft, ganz bewusst gebucht zu haben - obwohl es bereits in den Vorjahren massive Kritik an Sizzla und anderen Acts mit verlgeichbaren Botschaften gegeben hatte.
 
Auch das rabatz-bündnis linker Gruppen aus der Region hatte 2009 in einem "Offenen Brief" (http://91.90.148.244/rabatz/2009/08/chiemsee-reggae-hetze-gegen-schwule/) darauf hingewiesen. "Unsere Anfragen und Apelle an die Veranstalter_innen blieben allerdings nicht nur unerhört, sondern auch unbeantwortet," so Anna Jade, Sprecherin der Bündnisses. "Deshalb sehen wir uns genötigt dieses Jahr den direkten Kontakt zu Publikum und Festival zu suchen und über die Schattenseiten des Festivals aufzuklären."
 
Zu diesen zählt ihrer Ansicht auch die sexualisierte Gewalt am Festival. Deren Ausprägung liese sich zwar schwer beziffern. Doch die vergleichsweise vielen angezeigten Vergewaltigungen und Sexualdelikte am Chiemsee Reggae deuten darauf hin, dass die Problematik dort sehr verbreitet ist. Deshalb forderte das Bündnis auch ein "Konzept zur umfassenden Information im Vorfeld und für eine qualifizierte Unterstützung Betroffener sexualisierter Gewalt". Bereits 2009 brachte das RABATZ-Bündnis die "Sichere Wiesn" aus München als mögliche Strategie ins Gespräch. "Die fachlichen Konzepte existieren und die CRP Konzertagentur hätte jetzt ein Jahr Zeit gehabt zu reagieren. Schlussendlich wäre es wohl nur eine Frage des Geldes, das den Veranstalter_innen wohl wichtiger ist als aktiv etwas gegen sexuelle Übergriffe zu unternehmen," beschwert sich Jade.
 
Bei den Veranstalter_innen sei das Bündnis bislang lediglich auf absolute Ignoranz gestoßen. Deshalb wurde in diesem Jahr der Weg aktiver Präsenz am Reggae Festival gewählt und zwar für das gesamte Wochenende. Ein Aktionskonzept aus Infoständen, Vorträgen und einer Kundgebung am Samstag, den 28. August, soll die Besucher_innen direkt erreichen. Jade gibt sich zuversichtlich: "In den letzten Monaten haben wir schon viele bislang uninformierte Reggae Fans erfolgreich sensibilisieren können." Auch eingefleischte Fans seien sich der Problematik oft durchaus bewusst. Doch auch unterschiedliche Ansichten gebe es: "Uns geht es nicht primär darum, dass auf Gewaltaufrufe verzichtet wird. Die Ablehnung von Homosexualität und die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, "Bis" und Transgender sind eben keine Meinung, sondern schlicht ein menschenverachtendes Ressentiment. Dagegen und für eine befreite Gesellschaft jenseits von Heteronormativität und Patriarchat treten wir ein," ergänzt Jade.

Wer sich dem Wunsch nach einer Reggae-Szene ohne Homophobie und Sexismus anschließen könne, ist deshalb aufgerufen, am Samstag, den 28. August, ab 12.00 Uhr zur Kundgebung zu kommen. Angemeldet ist diese nahe dem Haupteingang des Chiemsee Reggae Summers. Von Freitag bis Sonntag wird dort täglich von mittags bis in die Abendstunde eine Kundgebung mit Infostand stattfinden.

http://www.rabatz-buendnis.net

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ANTI-ATOM
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BZ 24.8.10

Atomausstieg

 2039 ist machbar

 Die Stadt Bern soll den Atomausstieg erst 2039 vollziehen. Die stadträtliche Kommission lehnt die radikalere Initiative ab.

 Die von linksgrüner Seite lancierte Initiative Energiewende Bern verlangt, dass die Stadt Bern ab 2030 ohne Atomstrom auskommt. Der städtische Energieversorger Energie Wasser Bern (EWB) solle die vom Atomkraftwerk Gösgen bezogene elektrische Energie bis dahin durch andere Energiequellen ersetzen und seine Beteiligung veräussern. Dazu soll eine Ökoabgabe ermöglicht werden.

 Die vorberatende Kommission des Stadtrats spricht sich zwar für die Zielsetzung der Initianten aus, bevorzugt aber den Fahrplan des Gemeinderats. Dieser hat in einem Gegenvorschlag den Ausstieg bis ins Jahr 2039 formuliert, was auch der Strategie von EWB entspricht (wir berichteten). Dem geordneten Ausstieg, der Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit berücksichtigt, stimmte eine Mehrheit der Kommissionsmitglieder zu, wie einer gestern versandten Medienmitteilung zu entnehmen ist.

 Der Gegenvorschlag der Jungfreisinnigen, welcher von EWB ein Fokussieren auf Wasserkraft verlangt und keine Ökoabgabe vorsieht, wurde von der Kommission abgelehnt.

 Der Stadtrat wird das Thema voraussichtlich am 9. September behandeln. Zur Abstimmung gelangt das Volksbegehren am 28. November.
 cab

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st.tv 24.8.10

Tauziehen um Atommüll-Lager geht weiter

sda/schl

 Für die Lagerung radioaktiver Abfälle kommen weiterhin alle sechs zur Diskussion stehenden Standorte in Frage. Diesen Schluss ziehen die Behörden aus den Sicherheitsgutachten. In der nächsten Phase des Auswahlverfahrens spielen auch andere Kriterien eine Rolle.

 Voraussichtlich Mitte 2011 entscheidet der Bundesrat, welche Standortgebiete im Auswahlverfahren verbleiben. Das Bundesamt für Energie empfiehlt ihm, vorläufig keine Regionen auszuschliessen. Zur Diskussion stehen die Regionen Bözberg (AG), Jura-Südfuss (AG), Nördlich Lägeren (AG und ZH), Südranden (SH), Wellenberg (NW und OW) und Zürcher Weinland (ZH und TG).

 Sowohl das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) als auch die Kommission für Nukleare Sicherheit (KNS) waren zum Schluss gekommen, dass alle Standorte die Kritierien erfüllen. Allerdings sind gemäss den Gutachten nicht alle gleich gut geeignet: Der Wellenberg ist wegen des Gesteins deutlich weniger geeignet, und auch der Jura-Südfuss schnitt etwas schlechter ab.

 Mehr als 200 Gemeinden betroffen

 In der nächsten Phase geht es nicht mehr nur um das Gestein. Berücksichtigt werden auch wirtschaftliche, ökologische, raumplanerische und gesellschaftliche Aspekte. Das Bundesamt für Energie hat die Grundlagen dafür erarbeitet.

 Unter anderem legte es fest, welche Gemeinden besonders betroffen sind. Insgesamt sind dies 202 Gemeinden, davon 12 in Deutschland. Die Gemeinden einer Standortregion sollen ihre Interessen künftig mittels "regionaler Partizipation" ins Verfahren einbringen können. Zu diesem Zweck seien bereits Arbeitsgruppen gebildet worden, hält das BFE fest.

 Möglicherweise bald Bohrungen

 Nun können die betroffenen Regionen offiziell dazu Stellung nehmen: Die Unterlagen gehen bis Ende November in die Anhörung. Ab September führt der Bund für die Bevölkerung in den Regionen Informationsveranstaltungen durch.

 Ob es in nächster Zeit auch zu Bohrungen kommt, ist noch offen. Allenfalls seien Probebohrungen schon in der zweiten Etappe nötig, sicher aber in der dritten, schreibt das BFE. Die Nagra müsse aufzeigen, welche Untersuchungen notwendig seien.

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Bund 24.8.10

Wo die Schweiz den Atomabfall lagern will

 Für die Lagerung radioaktiver Abfälle kommen weiterhin alle sechs zur Diskussion stehenden Standorte infrage: die Regionen Bözberg (AG), Jura-Südfuss (AG), Nördlich Lägeren (AG/ZH), Südranden (SH), Wellenberg (NW/OW) und Zürcher Weinland (ZH/TG). Diesen Schluss ziehen die Behörden aus den Sicherheitsgutachten. Allerdings sind gemäss den Gutachten nicht alle Standorte gleich: Der Wellenberg eignet sich wegen des Gesteins deutlich weniger, und auch der Jura-Südfuss schnitt etwas schlechter ab.

 Nun können die betroffenen Regionen offiziell dazu Stellung nehmen. Ab September führt der Bund für die Bevölkerung in den Regionen Informationsveranstaltungen durch. Nidwalden will im Februar einmal mehr über den Wellenberg abstimmen. Voraussichtlich Mitte 2011 entscheidet dann der Bundesrat, wer im Auswahlverfahren bleibt.

 In der kommenden Phase geht es nicht mehr nur ums Gestein. Berücksichtigt werden auch wirtschaftliche, ökologische, raumplanerische und gesellschaftliche Aspekte. (sda)

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Tagesanzeiger 24.8.10

Hinnen moderiert Atommüll-Rat

 Das Gebiet Nördlich Lägern sei geeignet, um Atommüll zu vergraben, findet der Bund. Eine Art Parlament soll den Entscheidungsprozess in der Region begleiten. Die Vorbereitungen leitet ein Regensberger.

 Von Fahrettin Calislar

 Eglisau - Mitte 2011 startet die Phase der "regionalen Partizipation" in Sachen Atommüll. Vertreter verschiedener Kreise sitzen zusammen und beraten über diese oder jene Frage rund um das geplante Endlager. So auch im Gebiet Nördlich Lägern, welches neben weiten Teilen des Zürcher Unterlands auch Gemeinden in den Kantonen Aargau und Schaffhausen sowie im grenznahen Deutschland umfasst. Das Gremium soll bis Mitte 2011 aufgebaut werden. Dies ist die Vorgabe des Bundesrates im entsprechenden Sachplan.

 Richtig entscheiden darf das Gremium aber nicht. "Es geht um Mitsprache, nicht um Mitbestimmung", schränkt Hanspeter Lienhart ein. Der Bülacher Stadtrat ist als Präsident des Forums Lägern Nord (FLN, siehe Kasten) der Geburtshelfer der vorgesehenen regionalen Plattform. Über die wichtigste Frage, nämlich wo das Endlager dereinst - voraussichtlich in rund 30 Jahren - einmal hinkommen soll, entscheidet der Bund. Ein Vetorecht haben die Standortgemeinden nicht.

Atommüll im Schweizer Boden

 Über eine Frage herrsche weitgehende Einigkeit, hielt Lienhart gestern vor den lokalen Medien fest. Schweizer Atommüll soll im Schweizer Boden verbuddelt werden - solange der Standort sicher sei. Uneins seien sich die Schweizer vor allem über die Frage nach dem Standort. "Ja, aber bitte nicht bei uns", sagten viele dazu, so Lienhart. Es gebe durchaus auch Befürworter des Endlagerbaus, beispielsweise in lokalen Wirtschaftskreisen, stellt Hannes Hinnen fest. Der Regensberger "moderiert" das Startteam, das für die Vorbereitung des Mitspracheprozesses zuständig ist.

 Die angedachte Plattform soll der Ansprechpartner des Bundes in der Region sein. Es sei vergleichbar mit einem Parlament, so Hinnen. Über Einzelheiten wie das Auswahlverfahren konnte er sich nicht äussern, da die Konzepte noch nicht vorliegen. Verantwortlich für die Zusammensetzung sei das Bundesamt für Energie (BFE), "aber es gibt Druck von unten", breite Kreise der Bevölkerung einzubinden, sagte Hinnen.

 Vorgesehen ist der Einbezug von Interessengruppen. Hinnen nannte als Beispiel Naturschutzorganisationen, Vertreter des Gesundheitswesens oder Jugendliche. Doch auch Ungebundene sollen ihre Meinung einbringen können. Sie werden vor allem im Rahmen von verschiedenen Informationsveranstaltungen bestimmt. Die Gesamtzahl der Vertreter ist noch unbekannt, das BFE sieht 30 bis 80 Personen vor. Hinnen vermutet aufgrund der Vielschichtigkeit der Interessen im Zürcher Unterland eine hohe Zahl. "Das ist eine heterogene Geschichte hier." Dies auch, weil die Diskussion sehr emotional geführt werde. Bezahlt werden die Schritte im Verfahren übrigens durch den Bund und letztlich durch die Strombezüger.

 Zeitplan geht über viele Jahre

 Am 9. September lädt das BFE zu einer Informationsveranstaltung nach Glattfelden. Der Kanton, das FLN und das Startteam stellen ihre Positionen und Aufgaben dar. Denn die erste Etappe des Verfahrens neigt sich jetzt dem Ende zu. Anfang September beginnt die Anhörung der betroffenen Parteien. Der Bundesrat entscheidet im ersten Halbjahr 2011, ob Nördlich Lägern und die anderen Standorte noch immer infrage kommen. Dies sei anzunehmen, sagte Lienhart. Mit Beginn der zweiten Etappe Mitte 2011 soll eine Studie die sozioökonomischen Strukturen der Region untersuchen. "Wir wissen dann, was wir alles berücksichtigen müssen", so Hinnen. Dazu gehöre die Frage, welche Interessengruppen für den Einsitz in die regionale Plattform angefragt werden müssten. Nach Abschluss der zweiten Etappe etwa 2014 ist eine dritte Runde vorgesehen. Dabei wird über Begehrlichkeiten und Kompensationen verhandelt.

 Irgendwann am Ende dieses Prozesses steht der Entscheid über den Standort. Doch erst dann kommt eine Diskussion über eine Rahmenbewilligung in Gang. Und erst dann wäre der Kampf um das Endlager richtig eröffnet. Die Langfristigkeit sei das eigentliche Problem, ist sich Lienhart im Klaren. Es sei schwierig, die Bevölkerung während mehrerer Jahre bei der Stange zu halten.

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 Akteure Forum und Startteam

 Das Forum Lägern Nord (FLN) ist die Vereinigung der Behörden von 49 durch ein mögliches Endlager betroffenen Gemeinden in der weiteren Umgebung. Mitglieder des FLN sind auch im Startteam aktiv. Der Unterschied zwischen den beiden Organisationen liegt darin, dass das FLN Partei ist und sich "dezidiert" - so Präsident Hanspeter Lienhart - gegen den Bau eines Endlagers im Zürcher Unterland stellt. Das Startteam indes hat sich der "Allparteilichkeit" verpflichtet, will also ein Dach für alle Meinungen sein. Seine Aufgabe ist die Vorbereitung und die Durchführung des Mitspracheprozesses im Zürcher Unterland. (fca)

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NZZ 24.8.10

Breite Mitwirkung bei Suche nach Atommülllager erwünscht

 Beginn der Anhörung zu den Standortgebieten für geologische Tiefenlager

 hof. Bern · Bis Standorte für Tiefenlager, in die radioaktive Abfälle entsorgt werden können, bestimmt sind, werden voraussichtlich 10 bis 12 Jahre vergehen. Der Startschuss für das entsprechende Verfahren war 2008 erfolgt, die erste von insgesamt drei Etappen ist bald abgeschlossen. Sechs potenzielle Standortgebiete wurden ausgeschieden: Bözberg, Jurasüdfuss, nördlich Lägern, Südranden, Wellenberg sowie Zürich Nord-Ost. Es wurden Sicherheitsgutachten eingeholt und Grundlagen zur Raumplanung und zur Betroffenheit in den Gebieten erarbeitet.

 Die gesammelten Ergebnisse der ersten Etappe gelangen ab dem 1. September für drei Monate in eine breite Anhörung, wie das Bundesamt für Energie (BfE) am Montag vor den Medien mitteilte. Mitte kommenden Jahres wird dann der Bundesrat entscheiden, welche vier Standorte für schwach- und mittelaktive bzw. hochaktive Abfälle im weiteren Auswahlverfahren verbleiben.

 Die betroffenen Regionen werden nun immer stärker in das Verfahren mit einbezogen. So laufen jetzt Vorbereitungen, um die sogenannte regionale Partizipation aufzubauen, wie Michael Aebersold, Leiter Sektion Entsorgung radioaktive Abfälle beim BfE, sagte. Die daran beteiligten Personen sollten das Verfahren zur Auswahl der Standorte kennen und über "technisches Basiswissen" verfügen.

 Markus Kägi, Zürcher Regierungsrat und Vorsitzender des Ausschusses der Kantone, des politischen Leitgremiums des Sachplans geologische Tiefenlager, begrüsste das auf breite Partizipation ausgerichtete Verfahren. Diese wirke auf den Prozess vielleicht nicht gerade vereinfachend, aber ohne sie sei ein erfolgreicher Abschluss des Auswahlverfahrens nicht zu haben, sagte er. Kägi verlangte Zusatzuntersuchungen in allen möglichen Standortgebieten. Nur so werde der für die kommende Etappe vorgesehene Standortvergleich "zu einem echten und fundierten Vergleich". Weitere zusätzliche erdwissenschaftliche Untersuchungen müssten die noch bestehenden Ungleichheiten in Sachen Wissensstand und Datenqualität beseitigen helfen, sagte Kägi.

 In den Regionen finden Informationsveranstaltungen statt, so am 8. September in Trüllikon. Weitere Daten siehe: http://www.bfe.admin.ch/radioaktiveabfaelle.

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20 Minuten 24.8.10

Atom: Seilziehen um Tiefenlager

 BERN. Die Diskussion um die Schweizer Standorte von Atomendlagern geht in eine neue Runde. Dabei ist laut Atomgegnern nicht einmal klar, wie der radioaktive Müll gelagert werden soll.

 "Die Schweiz hat radioaktive Abfälle und muss diese im eigenen Land entsorgen", sagt Michael Aebersold vom Bundesamt für Energie (BFE). Dies ist selbst bei den Atomgegnern unbestritten - im Gegensatz zur Frage nach dem Wie und Wo. Gestern hat der Bund die Standortdebatte neu angefacht: Alle sechs zur Diskussion stehenden Tiefenlager kommen weiterhin in Frage. Die 202 betroffenen Gemeinden rund um die Standorte Bözberg, Jura-Südfuss, Nördlich-Lägeren, Südranden, Wellenberg und Zürcher Weinland können bis Ende November offiziell Stellung nehmen.

 Der Entscheid erstaunt: Gemäss den vom BFE ausgewerteten Gutachten sind nicht alle Standorte geologisch gleich gut geeignet. Sabine von Stockar von der Schweizerischen Energie-Stiftung vermutet, dass diese primär deshalb nicht ausgeschlossen worden sind, um den politischen Widerstand zu zersplittern. "Die Gefahr ist, dass das Tiefenlager am Ende dort gebaut wird, wo der Widerstand am geringsten ist."

 Für die Stiftung ist die Standortdiskussion ohnehin zweitrangig. "Wenn in der nächsten Million Jahre ein Unfall passiert, sind sowieso alle in der Schweiz betroffen, egal wo das Lager steht", sagt von Stockar. Zudem lenke die Standortfrage nur von den technischen Problemen ab: "Statt Lösungen werden nur Standorte gesucht." Dabei sei zurzeit etwa noch völlig unklar, wie tief die Atomendlager sein müssen und wie der radioaktive Abfall für Tausende Jahre sicher gelagert werden könne.  hal

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NLZ 24.8.10

Wellenberg

 Regierung bleibt ihrer Linie treu

 red. Als Standort für ein Lager von radioaktiven Abfällen kommen in der Schweiz sechs Standorte in Frage, so auch der Wellenberg bei Wolfenschiessen. Kanton, Gemeinden und Interessierte können sich nun vom 1. September bis Ende November zu sämtlichen bisherigen Berichten der Standortsuche äussern. Der Nidwaldner Regierungsrat bekräftigte gestern, dass für ihn nach dem zweimaligen Volksnein ein Tiefenlager Wellenberg nicht in Frage kommt. Dies werde er in der Stellungnahme an den Bund nochmals unterstreichen.

 Seite 5

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Endlager für radioaktive Abfälle

 Jetzt kann das Volk mitreden

Von Marcello Odermatt, Bern

 Alle möglichen sechs Gebiete für ein Endlager bleiben im Rennen. Nun können Kantone, Gemeinden, Parteien Stellung nehmen - ein erster Prüfstein für den Bund.

 Anfang Jahr schränkte die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) die Standorte für ein geologisches Tiefenlager auf deren sechs ein. Sowohl das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) als auch die Kommission für Nukleare Sicherheit (KNS) stützten diese Analyse, stuften aber zwei, nämlich den Wellenberg in Nidwalden sowie den Jura-Südfuss im Kanton Aargau, in einigen zentralen Punkten als "bedingt günstig" ein. Sofort frohlockten die dortigen Lager-Gegner, und der Fokus richtete sich auf Nördlich Lägeren (ZH/AG), Südranden (SH), Bözberg (AG) und aufs Zürcher Weinland (ZH/TG).

 Gestern hingegen machten das Bundesamt für Energie (BFE) sowie der für die Begleitung des Verfahrens mitverantwortliche Ausschuss der Kantone (AdK) klar, dass weiter alle Standorte für die Lagerung radioaktiver Abfälle in Frage kommen. Der Vorsitzende des AdK, der Zürcher Regierungsrat Markus Kägi, warnte vor einer "Eigendynamik": Nur weil einige Standorte "weniger attraktiv" erschienen, dürften sie nicht rausfallen. Es sei wichtig, dass alle Standorte für die zweite Etappe des Sachplans weiter berücksichtigt würden. Wichtig sei, dass am Schluss Studien vorliegen, die miteinander vergleichbar seien, sodass Kantone und Gemeinden transparent das Auswahlverfahren mittragen könnten. Michael Aebersold vom Bundesamt für Energie sagte zudem: "Die Schweiz hat radioaktive Abfälle und muss diese im eigenen Land entsorgen."

 Schaffhausen schert aus

 AdK-Chef Kägi kritisierte das Vorgehen Schaffhausens, das im April eine eigene sozioökonomische Studie erarbeiten liess, um die Auswirkungen eines Lagers auf den Kanton abzuschätzen. Am Schluss müssten sich aber alle Kantone auf dieselben Unterlagen und Fakten stützen. Daher lobte er den Sachplan des Bundes als "zielführend". Auch der Bund plant für eine dritte Etappe Studien zu den sozioökonomischen Folgen eines Endlagers. Bisher ging es nur um die sicherheitstechnische Klärung.

 Die Vernehmlassung beginnt

 Und diese erste Etappe ist kurz vor dem Ende. Die Unterlagen, die über Sicherheit sowie über Raumplanung und Betroffenheit der Gemeinden Auskunft geben (siehe Box), werden bis Ende November in eine öffentliche Anhörung geschickt. Kantone, Parteien, Organisationen sowie interessierte Bevölkerungskreise können Stellung nehmen. Welche Bedeutung die Stellungnahmen haben, konnte Michael Aebersold vom BFE nicht sagen. Es gehe darum, zu prüfen, wie robust die Unterlagen in einer öffentlichen Anhörung seien. Welche Argumente berücksichtigt werden, müsse sich noch zeigen. Zentral wird in dieser Anhörung das Verhalten der Kantone sein. Die meisten betroffenen Kantone dürften allerdings die Untersuchungen des Bundes früher oder später ohnehin mit eigenen Studien begleiten wollen. Im Gegensatz zu Schaffhausen halten sich die anderen Kantone indes noch an die Spielregeln des BFE.

 Der Entscheid fällt in einem Jahr

 Aufgrund der Ergebnisse der Anhörung will der Bundesrat Mitte 2011 entscheiden, welche der sechs Gebiete weiterverfolgt werden und welche nicht. Dann folgt die zweite Etappe, in der die Abschätzung der sozioökonomischen Auswirkungen in den Regionen erfolgt. Dabei wird die Bevölkerung der betroffenen Gemeinden, es sind derzeit deren 202, einbezogen. Bis etwa im Jahr 2015 wird sich der Bundesrat auf zwei Regionen pro Abfallkategorie entscheiden, also ein Lager für leicht und mittelradioaktive sowie ein Lager für hochradioaktive Abfälle. Für Letzteres kommen nur das Weinland, Nördlich Lägeren und Bözberg in Frage. Bis 2019 werden die verbliebenen Standorte mit Sonderbohrungen vertieft untersucht. Dann folgt das Rahmenbewilligungsgesuch, zu dem Parlament und, im Falle eines Referendums, das Volk zustimmen müssen.

 auf www.zisch.ch/bonus finden Sie einen Link zu Unterlagen und Infobroschüren des Bundesamts für Energie zum geplanten Tiefenlager.
http://www.bfe.admin.ch/energie/00588/00589/00644/index.html?lang=de&msg-id=34690

 schweiz@neue-lz.ch

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 Nid- und Obwalden

 Acht Gemeinden wären betroffen

 Das Bundesamt für Energie (BFE) hat festgelegt, welche Gemeinden provisorisch von einem Endlager betroffen sein könnten. Betroffen sind Gemeinden, wenn das Endlager direkt unter ihnen gebaut wird, wenn auf ihrem Gebiet Oberflächenbauten für das Endlager erstellt werden und wenn sie zu den direkt betroffenen Gemeinden einen engen Kontakt pflegen. In der Innerschweiz sind dies für die Standortregion Wellenberg in Nidwalden Dallenwil, Oberdorf, Wolfenschiessen sowie Beckenried, Buochs, Ennetmoos, Stans; in Obwalden Engelberg.

 Hinweis: Am 20. September um 19 Uhr findet im Schulzentrum Turmatt in Stans eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung statt.

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Aargauer Zeitung 24.8.10

Nun kommt Bevölkerung zu Wort

 In der nächsten Etappe des Tiefenlager-Auswahlverfahrens werden Betroffene einbezogen

 Für die Lagerung radioaktiver Abfälle kommen weiterhin sechs Standorte infrage - auch "Nördlich Lägern". Nun wird eine Diskussionsplattform für Betroffene gebildet.

Martin Rupf

 Seit Jahrzehnten nutzt die Schweiz Kernenergie zur Stromproduktion. Dabei fallen radioaktive Abfälle an. Wenn die Betriebszeit der bestehenden Kernkraftwerke (KKW) dereinst abgelaufen ist und die Anlagen abgebrochen werden, muss rund 100000 Kubikmeter radioaktives Material sicher entsorgt werden. Grundsätzlich soll das im Inland, und zwar in einem geologischen Tiefenlager, passieren.

 Zurzibieter Gemeinden tangiert

 In einem dreistufigen Auswahlverfahren wird der Bundesrat bis 2016 ein oder zwei neue Tiefenlager bestimmen (siehe Update). Einer der sechs möglichen Standorte ist "Nördlich Lägern". Dieser umfasst im engeren Kreis die Zurzibieter Gemeinden Fisibach, Schneisingen und Siglistorf - dort könnte einst das Tiefenlager zu liegen kommen (siehe Karte).

 Das Forum Lägern-Nord ist besorgt über die Aussicht eines möglichen geologischen Tiefenlagers. "Diese Region trägt mit Fluglärm und Kiesabbau schon genügend Lasten für die Allgemeinheit", sagt Hanspeter Lienhart, Präsident des Forums und Stadtrat von Bülach.

 Startteam ergreift keine Partei

 Grundsätzlich anerkenne man aber, dass eine nationale Lösung gefunden werden müsse. Nächsten Monat werden Betroffene der Standorte angehört, danach entscheidet der Bundesrat, welche Standorte in der Etappe 2 übrig bleiben. "Es gibt leider keine Anzeichen, dass wir in der nächsten Etappe nicht mehr dabei sind", sagt Lienhart.

 Deshalb gehe es jetzt darum, sich für die in der Etappe 2 vorgesehene regionale Mitwirkung vorzubereiten, so Lienhart. In dieser können sich Kantone, Gemeinden und Interessierte einbringen. Auf Wunsch des Forums übernimmt Starmoderator Hannes Hinnen diese Vorbereitung. Hinnen wird als Erstes das "Startteam Nördlich Lägern" zusammenstellen.

 Dieses Team soll die regionale Plattform aufbauen, auf der sich Interessengruppen ab Mitte 2011 einbringen können. Wichtig: "Das Team wird nicht Partei gegen oder für den Standort ergreifen, sondern sorgt lediglich dafür, dass Information und Meinungsaustausch gewährleistet sind", betont Hinnen.

 Ängste und Sorgen platzieren

 Die regionale Plattform - Regionalkonferenz genannt - könne man sich wie ein Parlament vorstellen, sagt Hinnen. "Sie soll allen Beteiligten die Gelegenheit bieten, ihre Sorgen und Ängste zu platzieren", ergänzt Lienhart. "Wir können zwar nicht mitbestimmen, wo das Tiefelager zu liegen kommt, aber immerhin mitsprechen." Nach welchen Kriterien Mitglieder der Plattform ausgewählt würden, stehe noch nicht fest, sagt Hinnen.

 Lienhart hofft, dass die Plattform und die im September anstehende Anhörung dazu beitragen, die Bevölkerung zu sensibilisieren. "Ich stelle fest, dass das Tiefenlager in der Bevölkerung noch kein grosses Thema ist."

 Das Bundesamt für Energie führt eine Info-Veranstaltung zu den Ergebnissen der Etappe 1 durch: Für Bözberg, am 1. September in der Turnhalle Unterbözberg, für Lägern Nord am 9. September in der Mehrzweckhalle Glattfelden (19 bis 21 Uhr).

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 Update

 Anfang 2008 hat das dreistufige Auswahlverfahren für zwei neue Tiefenlager begonnen. Im Frühling 2009 schlugen das Bundesamt für Energie (BFE) und die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) sechs Regionen dafür vor: Das Zürcher Weinland (ZH/TG), Nördlich Lägern (AG/ZH), Bözberg (AG), Jurasüdfuss (AG), Wellenberg (NW/OW) und Südranden (SH). Im Kanton Aargau sind 85 Gemeinden tangiert - Bözberg 44, Nördlich Lägern 13 und am Jurasüdfuss 28 Gemeinden. Die Auswahl geschah gestützt auf die Geologie im Untergrund. Die Etappe 1 wird mit dem Anhörungsverfahren der Standorte beendet. Mitte 2011 entscheidet der Bundesrat, welche Standorte weiter untersucht werden. Diese haben dann die Möglichkeit, in der Etappe 2 bei der Konkretisierung der Lagerprojekte sowie den Untersuchungen der sozioökonomischen und raumplanerischen Auswirkungen mitzuarbeiten. Voraussichtlich 2016 wird der Bundesrat die Standorte festlegen. (mru)

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Endlager: Bund startet Anhörung

 Informationsanlässe für die Bevölkerung

 Am 1. September startet das Bundesamt für Energie die Anhörung zu den Resultaten der Etappe 1 des Auswahlverfahrens für ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle. Die entsprechenden Dokumente werden während dreier Monate öffentlich aufgelegt, so auch in sieben Aargauer Gemeinden: Aarau, Brugg, Ehrendingen, Frick, Lenzburg, Oftringen und Rekingen. In jeder der möglichen Standortregionen "Bözberg", "Nördlich Lägeren" und "Jura-Südfuss" werden Informationsveranstaltungen durchgeführt, am 6. September in der Mehrzweckhalle Niedergösgen (19 bis etwa 21 Uhr) mit Landammann Peter C. Beyeler. (mz)

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Kommentar

 Kein Dürfen, ein Müssen!

Martin Rupf

 Erstaunlich: Da plant der Bund nördlich der Lägern ein neues Tiefenlager für radioaktive Abfälle, doch die öffentliche Diskussion in diesem Gebiet bleibt aus. Gut, es dauert noch ein paar Jahre, bis sich der Bundesrat auf den Standort festlegt. Trotzdem tun die betroffenen Gemeinden und deren Bevölkerung gut daran, sich schon jetzt in die Diskussion einzubringen.

 Dies aus zwei Gründen. Erstens werden Tragweite und Auswirkungen eines allfälligen Tiefenlagers erst durch eine Diskussion sichtbar. Zweitens sollen dem Bund dadurch gute Argumente gegen ein Tiefenlager in der Region Zurzach - und auch Brugg - zugespielt werden.

 Und solche gibt es genug. Zu Recht hält das Forum Lägern-Nord fest: "Mit Fluglärm und Kiesabbau tragen wir schon genug Lasten für die Allgemeinheit." Selbstverständlich muss der in der Schweiz produzierte radioaktive Abfall in der Schweiz entsorgt werden. Ebenso selbstverständlich ist es aber, anfallende Lasten so gut als möglich auf verschiedene Regionen aufzuteilen.

 Die geplante Regionalkonferenz bietet die ideale Gelegenheit, diesen Standpunkt darzulegen. Deshalb: Das Mitspracherecht ist nicht in erster Linie ein Dürfen, sondern ein Müssen!

 martin.rupf@azag.ch

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Oltner Tagblatt 24.8.10

"Eignung beschränkt"

 Tiefenlager Vorbehalte zum Jura-Südfuss

 Das Bundesamt für Energie (BFE) setzt nach der 1. Etappe des Auswahlverfahrens für ein Atommüll-Tiefenlager Fragezeichen zum Standort Jura-Südfuss. Die teilweise unruhige Geologie führe zu grösseren Unsicherheiten über das Platzangebot für ein Lager. Die bautechnische Eignung sei eingeschränkt und das Gebiet zu dicht besiedelt, um von der Oberfläche her gut erkundet werden zu können. Trotzdem soll es im Rennen bleiben. (cva) Seiten 5 und 17

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Andere Gebiete sind geeigneter

Tiefenlager Bundesamt für Energie ortet "grössere Unsicherheiten" am Jura-Südfuss

 Zwar empfiehlt das Bundesamt für Energie (BFE), alle sechs von der Nagra vorgeschlagenen Standortgebiete für Tiefenlager für radioaktive Abfälle in der Etappe 2 weiterzubearbeiten. Doch den Jura-Südfuss und den Wellenberg beurteilt das BFE weniger günstig als die andern; am besten schneiden Zürcher Weinland und Südranden ab.

 Christian von Arx

 Gestern Montag hat das BFE den Ergebnisbericht mit seiner Gesamtbeurteilung zur Etappe 1 des Tiefenlager-Auswahlverfahrens veröffentlicht (vgl. Bericht Seite 5). Darin empfiehlt das BFE, sämtliche von der Nagra vorgeschlagenen Standortgebiete in Etappe 2 weiterzuverfolgen.

 Zwar gelten alle 6 von der Nagra vorgeschlagenen Standortgebiete - Bözberg (AG), Nördlich Lägern (AG/ZH) und Zürcher Weinland (ZH/TG) für hochaktive wie auch schwach- und mittelaktive Abfälle, dazu Jura-Südfuss (AG/SO), Südranden (SH) und Wellenberg (NW/OW) ausschliesslich für schwach- und mittelaktive Abfälle - weiterhin als "geeignet". Doch in der Bewertung gibt es deutliche Unterschiede.

 Je östlicher, desto besser

 Am besten schneiden die beiden (nord-)östlichsten Gebiete ab: Zürcher Weinland und Südranden. Zur geologischen Charakteristik dieser beiden Standortgebiete heisst es im Ergebnisbericht des BFE, sie lägen in einem "tektonisch wenig beanspruchten Bereich" (östlicher Tafeljura). Generell sei das Wirtgestein "ruhig" (Weinland) oder gar "sehr ruhig" (Südranden) gelagert. Mit wenigen Ausnahmen würden alle sicherheitstechnischen Kriterien als "günstig oder sehr günstig" bewertet.

 Gewisse Einschränkungen im Aargau

 Die beiden aargauischen Gebiete Bözberg und Nördlich Lägern liegen laut Ergebnisbericht in einem "von der Jurafaltung teilweise tektonisch überprägten Bereich (Vorfaltenzone)". Aus diesem Grund weise das Wirtgestein neben weitgehend ruhig gelagerten Bereichen auch "Zonen mit tektonischer Zergliederung" auf. In Nördlich Lägern sei deshalb und aufgrund der grossen Tiefenlage der Wirtgesteine "mit bautechnischen Erschwernissen" und eingeschränkten Platzverhältnissen zu rechnen; ausserdem könnten lokale Vorkommen von Kohlenwasserstoffen zu Nutzungskonflikten führen. Am Bözberg hält das BFE mögliche Nutzungskonflikte mit dem Abbau von Rohstoffen zur Zementherstellung, der zu einer Beeinträchtigung der Langzeitsicherheit führen könne, sowie ebenfalls mit potenziell vorhandenen Kohlenwasserstoffen fest.

 Grössere Unsicherheiten am Jura

 Noch eine Spur deutlicher sind die Vorbehalte beim Jura-Südfuss. Dieses Gebiet liege "in einem von der Jurafaltung teilweise tektonisch stark überprägten Bereich (östliche subjurassische Zone". Es gebe hier "regionale Störungszonen" und "Zonen mit Anzeichen erhöhter tektonischer Zergliederung". Die Wirtgesteine wiesen neben Bereichen ruhiger Lagerung auch solche mit stärkerer tektonischer Überprägung auf. "Dies schränkt die Flexibilität zur Anordnung der Lagerkammern ein", hält das BFE fest.

 Die komplexe tektonische Situation im Gebiet Jura-Südfuss führe zu "grösseren Unsicherheiten hinsichtlich des tatsächlich vorhandenen Platzangebotes". Und: "Zudem besteht eine eingeschränkte Explorierbarkeit (Erkundbarkeit) von der Oberfläche her aufgrund der quartären Überde-ckung und der dichten Besiedelung." Auch die bautechnische Eignung sei eingeschränkt. Ferner lägen mögliche Nutzungskonflikte in einem gewissen Potenzial für Geothermie wie auch für Kohlenwasserstoffe.

 Insgesamt nennt der Ergebnisbericht also mehrere und deutliche Vorbehalte zur Eignung des Gebiets Jura-Südfuss. Allerdings heisst es auf dem Objektblatt auch fettgedruckt: "Kein betroffenes Nachbarland in unmittelbarer Nähe des Standortgebiets." Bei Bözberg, Nördlich Lägern, Weinland und Südranden wird hingegen Deutschland (Landkreise Waldshut und Konstanz) als betroffenes Nachbarland erwähnt.

 Wellenberg am wenigsten geeignet

 Noch schlechter als beim Jura-Südfuss fällt die Bewertung beim Wellenberg aus. Dessen Lage in den "tektonisch sehr stark beanspruchten Alpen" führe zu "komplexen geologisch-tektonischen räumlichen Verhältnissen". Diese stellten "Nachteile im Hinblick auf die Langzeitbeständigkeit, die Prognostizierbarkeit der Langzeitveränderungen und die Explorierbarkeit der räumlichen Verhältnisse" dar. Die extrem starke tektonische Überprägung führe zu "bedingt günstigen felsmechanischen Eigenschaften und zu einer bedingt günstigen Bewertung der bautechnischen Eignung". Angesichts solcher Vorbehalte fragt sich der Laie, warum ein solches Gebiet überhaupt vorgeschlagen wird - und noch mehr, warum es auch in den weiteren Etappen noch näher geprüft werden soll.

 Jetzt Anhörung - dann Bundesrat

 Das BFE eröffnet nun eine dreimonatige öffentliche Anhörung zu seinem Ergebnisbericht und den dazu gehörenden Unterlagen. Diese Anhörung dauert vom 1. September bis 30. November.

 Zum Abschluss von Etappe 1, voraussichtlich Mitte 2011, und in Kenntnis aller Ergebnisse und Stellungnahmen aus der Anhörung wird der Bundesrat entscheiden, welche Standortgebiete im Sachplan aufgenommen und damit im weiteren Auswahlverfahren verbleiben. Die Bevölkerung wird vom BFE in den nächsten Wochen an Informationsveranstaltungen in den betroffenen Regionen informiert.

 Für die aargauisch-solothurnische Standortregion "Jura-Südfuss" findet diese Veranstaltung am Montag, 6. September, 19 bis 21 Uhr, in der Mehrzweckhalle Niedergösgen statt.

 Anhörungsunterlagen im Internet: http://www.bfe.admin.ch/radioaktiveabfaelle/anhoerung

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Basler Zeitung 24.8.10

Bözberg bleibt ein Favorit für Endlager

 Sicherheitsgutachten belässt alle Standorte für radioaktive Abfälle im Rennen

 Franziska Laur

 Die Fachgremien beurteilen alle sechs potenziellen Standorte für die Lagerung von radioaktiven Abfällen als befriedigend. Allerdings kommen im Sicherheitsgutachten nicht alle Standorte gleich gut weg. Der Bözberg gehört weiterhin zu den Favoriten.

 Michael Aebersold vom Bundesamt für Energie (BFE) stellte gestern in Bern das Sicherheitsgutachten für die potenziellen Standorte zur Lagerung radioaktiver Abfälle vor: "Die Schweiz hat radioaktive Abfälle und muss diese im eigenen Land entsorgen", sagte er. Etwa Mitte 2011 entscheidet der Bundesrat, welche Gebiete im Auswahlverfahren verbleiben. Das Bundesamt für Energie empfiehlt, vorläufig keine Regionen auszuschliessen. Zur Diskussion stehen die Gebiete Bözberg (AG), Jura Südfuss (AG/SO), Nördlich Lägeren (AG/ZH), Südranden (SH), Wellenberg (NW/OW) und Zürcher Weinland (ZH/TG).

 "Drei der sechs möglichen Standorte für ein Atommülllager liegen in Teilen des Aargaus", gibt Ursula Nakamura, Geschäftsführerin von "Nie wieder Atomkraftwerke" (NWA) Aargau zu bedenken. Doch das Projekt Endlager sei unausgereift und wissenschaftlich unsolide. Allerdings sind sowohl das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) als auch die Kommission für Nukleare Sicherheit (KNS) zum Schluss gekommen, dass alle Standorte die sicherheitstechnischen Kriterien erfüllen. Eine Einschränkung macht das Gutachten allerdings: Der Wellenberg ist wegen des Gesteins deutlich weniger geeignet, und auch der Jura-Südfuss schnitt etwas schlechter ab.

 Widerstand

"Alles deutet darauf hin, dass der Bund und die Nagra den Bözberg als Standort für ein Atommüll-Lager bevorzugen", sagt Elisabeth Burgener, Co-Präsidentin der kürzlich gegründeten Gruppe Kaib (Kein Atommüll im Bözberg). Da der Kanton Aargau als atomfreundlich gelte und der Bözberg nur schwach besiedelt sei, wäre es eine politische und nicht die wissenschaftlich beste Lösung, ist die SP-Grossrätin aus dem Fricktal überzeugt. Doch die Bevölkerung habe keine Lust, Versuchskaninchen zu sein. Schliesslich seien weltweit noch keine Erfahrungen mit der sicheren Lagerung von radioaktivem Abfall gemacht worden. "Wir verlangen, dass neutral geforscht wird. Dies ist bis anhin nicht geschehen", sagt Burgener. Die Gruppe Kaib wie auch NWA planen Aktivitäten, wenn am 1. September die öffentliche Mitwirkung zum Tiefenlager im Kanton Aargau beginnt.

 Während die Gegner des Endlagers im Bözberg argumentieren, dass die Partizipation am Sachplanverfahren eine Farce sei, sieht dies das Startteam der Plattform Bözberg anders. Die Behördendelegation der Region Bözberg unterstützt das BFE im Rahmen des regionalen Partizipationsverfahrens. "Wir werden uns an der Vernehmlassung nicht beteiligen, da wir neutral bleiben müssen", sagt Gerry Thönen von der Plattform. Man werde nun kontinuierlich die Stimmen aus dem Volk sammeln, die sich an der regionalen Partizipation beteiligen wollen. Dieser Beteiligungsprozess wird im kommenden Jahr beginnen.

 Die Plattform Bözberg organisiert auch die Informationsveranstaltung zu den Ergebnissen der Etappe 1 des Auswahlverfahrens, die am 1. September in der Turnhalle Unterbözberg mit Vertretern des Bundes, des Kantons Aargau und regionalen Behördenorganisationen stattfindet. An diesem Tag startet das BFE die Anhörung zu den Resultaten der Etappe 1. In sieben Aargauer Gemeinden, darunter in Frick, werden die Ergebnisse öffentlich aufgelegt. Die Etappe 2 beginnt im kommenden Jahr. Dann erfolgt auch die Einengung möglicher Standortgebiete auf zwei konkrete Tiefenlagerprojekte pro Abfallkategorie.

 Sorge in Waldshut

Gestern meldete sich auch das Landratsamt Waldshut zu Wort. Die Waldshuter beobachten die Tiefenlagersuche in der Schweiz aufmerksam. Landrat Tilman Bollacher wies darauf hin, dass sich von den vorgeschlagenen sechs Standortregionen vier in unmittelbarer Grenznähe zu Deutschland befinden. "Mit Blick auf die bereits vorhandene Konzentration kerntechnischer Anlagen hegt der Landkreis Waldshut Sorge wegen eines grenznahen Endlagers und hat dies schon mehrfach in ablehnenden Stellungnahmen zum Ausdruck gebracht", schreibt er. > Seite 22

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Ein Nutzungskonflikt zeichnet sich ab

 Thermische Anlagen wie Heilbäder oder Geothermie könnten ein Endlager Bözberg stören

 Franziska Laur

 In der Region Bözberg befinden sich mehrere Thermenbäder. Potenzielle Nutzungskonflikte mit einem Endlager für atomare Abfälle werden in der Etappe 2 des Sachplanverfahrens untersucht.

 In der ersten Etappe bei der Suche nach einem Endlager für atomare Abfälle wurden die sicherheitstechnischen Aspekte untersucht. In der Etappe 2 ab kommendem Jahr werden auch die sogenannten weichen Faktoren wie beispielsweise Nutzungskonflikte zur Sprache kommen.

 Die sicherheitstechnischen Zwischenprüfungen hat der potenzielle Standort Bözberg mittlerweile bestanden. Einziger Wermutstropfen für die Verantwortlichen auf der Suche eines Endlagers: die Jura Cement Fabriken liebäugeln schon seit Jahren mit einem Kalkabbau beim Bözberg. Und dieser verträgt sich nicht mit einem Endlager.

 Denn in den Tiefen von rund 600 Metern soll der Atommüll für mindestens 10 000, ja gar bis zu einer Million Jahre in allergrösster Ruhe in den Tonschichten lagern können. So befanden denn die Nagra, die mit der Suche nach geeigneten Standorten in der Schweiz betraut ist, und die Sicherheitsbehörden, dass zwischen dem Endlager im und einem Kalkabbau am Bözberg ein Nutzungskonflikt besteht.

 Thermen. An dieser Stelle hakt Oskar Baldinger ein. Er hat lange als Ingenieur in der Elektrizitätsbranche gearbeitet. Als Anwohner des Bözbergs hat er viele Fragen zum Thema Endlager für atomare Abfälle. Doch weder Vertreter des Eidgenössischen Nuklearinspektorats (Ensi) noch der zuständige Regierungsrat Peter C. Beyeler hätten ihm bisher seine drängenden Fragen beantworten können, sagt er. Der Nutzungskonflikt sei schon mit bestehenden Anlagen programmiert, ist seine Meinung. Mehrere Thermalbäder im Umkreis des Bözbergs würden ihr Wasser aus hunderten Metern Tiefe gewinnen. "Alle diese Thermalbäder können nach dem Bau eines Endlagers zumachen", sagt Baldinger. Ausserdem wäre auch die Gewinnung von Geothermie zwischen Basel und Schaffhausen für die kommenden Zehntausenden von Jahren ausgeschlossen.

 Irène Keller-Richner, Geschäftsführerin des Verbandes Schweizer Heilbäder, erklärt, dass das heilende Thermalwasser tatsächlich aus grösster Tiefe gewonnen wird. Die uralten Wasser stehen konstant unter eine Wärme von über zwanzig Grad Celsius und sind mit Mineralien durchsetzt.

 Zauberlehrlinge

Wo genau diese alten Wasserläufe durchfliessen und wo sie herkommen, wisse kaum jemand, sagt Irène Keller-Richner. "Wir sind ja alles Zauberlehrlinge. Was man hervorruft, wenn man sie anzapft, weiss man nicht so genau."

 Bei jeder Tiefenbohrung existiere tatsächlich die Gefahr, dass das Wasser von einer Führung in die andere laufe, sagt Anton Treier, Pressesprecher vom Nuklearinspektorat Ensi. Allerdings sei es technisch machbar, die Schichten abzudecken. Nutzungskonflikte aber seien detailliert erst in der Etappe 2 Thema. Diese beginnt im kommenden Jahr.

 Guter Schutz geplant.

Das Bundesamt für Energie legt auf jeden Fall Wert darauf, dass ein geologisches Tiefenlager gut vor Verletzungen geschützt wird. Es schreibt in seinem gestern veröffentlichten Ergebnisbericht deutlich: "Mögliche Gefährdungen bestehen durch Bohrungen (ab 200 m Tiefe unter Terrain) sowie die Abtragung überlagernder Schichten." Der Perimeter des Schutzbereiches sei noch nicht definitiv festgelegt, führt Michael Aebersold, Projektleiter Sachplan geologisches Tiefenlager, auf Anfrage aus.

 "Doch wir müssen diese Anlage natürlich schützen, damit es nicht nachträglich zu Verletzungen kommt, welche die Sicherheit eines Lagers beeinträchtigen können", sagt der Projektleiter. Dies werde in Etappe 2 noch konkreter Thema sein. Zusätzlich könnten sich dann auch die Kantone dazu äussern.

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St. Galler Tagblatt 24.8.10

Endlagersuche wird knifflig

 Alle möglichen sechs Gebiete für ein Endlager bleiben im Rennen. Nun können Kantone, Gemeinden und Parteien dazu Stellung nehmen - ein erster Prüfstein für den aufwendigen Sachplan des Bundes.

 Marcello Odermatt

 bern. Anfang Jahr schränkte die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) die Standorte für ein geologisches Tiefenlager auf deren sechs ein.

 Gestern nun machten das Bundesamt für Energie (BFE) sowie der für die Begleitung des Verfahrens mitverantwortliche Ausschuss der Kantone (AdK) klar, dass weiter alle Standorte für die Lagerung radioaktiver Abfälle in Frage kommen. Der Vorsitzende des AdK, der Zürcher Regierungsrat Markus Kägi, warnte vor einer "Eigendynamik": Nur weil einige Standorte "weniger attraktiv" erschienen, dürften sie nicht rausfallen. Wichtig sei, dass am Schluss Studien vorliegen, die miteinander vergleichbar seien.

 Kägi kritisierte in diesem Zusammenhang das Vorgehen Schaffhausens, das im April eine eigene Studie erarbeiten liess, um die Auswirkungen eines Lagers abzuschätzen. Schaffhausen könne zwar machen, was es wolle, sagte Kägi. Am Schluss müssten sich aber alle Kantone auf die selben Fakten stützen.

 Nächster Entscheid 2011

 Die erste Phase der Evaluation ist nun beendet. Die Unterlagen, die über Sicherheit sowie über Raumplanung und Betroffenheit der Gemeinden Auskunft geben, werden bis Ende November in eine öffentliche Anhörung geschickt. Kantone, Parteien, Organisationen sowie interessierte Bevölkerungskreise können Stellung nehmen. Welche Bedeutung die Stellungnahmen haben, konnte Michael Aebersold vom BFE nicht sagen. Es gehe darum, zu prüfen, wie robust die Unterlagen in einer Anhörung seien. Welche Argumente berücksichtigt werden, müsse sich noch zeigen. Zentral wird das Verhalten der Kantone sein.

 Aufgrund der Ergebnisse der Anhörung will der Bundesrat Mitte 2011 entscheiden, welche der sechs Gebiete weiterverfolgt werden. Dann folgt die zweite Etappe, in der die Abschätzung der sozioökonomischen Auswirkungen in den Regionen erfolgt. Dabei wird die Bevölkerung der betroffenen Gemeinden, es sind derzeit deren 202, einbezogen. Bis ca. 2015 wird sich der Bundesrat auf zwei Regionen pro Abfallkategorie entscheiden, also ein Lager für leicht- und mittelradioaktive sowie ein Lager für hochradioaktive Abfälle.

 Drei Gemeinden im Thurgau

 Bis 2019 werden die verbliebenen Standorte mit Sonderbohrungen vertieft untersucht. Dann folgt das Rahmenbewilligungsgesuch, welchem Parlament und, im Falle eines Referendums, das Volk zustimmen müssen.

 Das BFE hat festgelegt, welche Gemeinden provisorisch von einem Endlager betroffen sein könnten. Betroffen sind Gemeinden, wenn das Endlager direkt unter ihnen gebaut wird, wenn auf ihrem Gebiet Oberflächenbauten für das Endlager erstellt werden und wenn sie zu den direkt betroffenen Gemeinden einen engen Kontakt pflegen. Für den Kanton Thurgau sind dies sowohl in der Standortregion Südranden wie auch in der Standortregion Zürcher Weinland die Gemeinden Schlatt, Diessenhofen, Basadingen-Schlattingen.

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Aargauer Zeitung 24.8.10

"Wir sind der Bevölkerung schuldig, uns weiterzubilden"

 Reaktoroperateure eines Kernkraftwerks haben nicht den besten Ruf in der Arbeitswelt - sie werden oftmals mit Faulenzern verglichen

 Das Kernkraftwerk Gösgen durchlebt einen Generationenwechsel und sucht deshalb per Zeitungsinserat Reaktoroperateure: Mitarbeiter, die täglich acht Stunden das Kraftwerk auf seine Sicherheit überwachen. Ein Tag zu Besuch im Überwachungsraum.

 Silvan Hartmann

 Die Beine hochlagern, Zeitung lesen und hie und da einen Kaffee trinken: So sieht der Arbeitstag eines Reaktoroperateurs aus - zumindest in der Zeichentrickfilm-Serie "Simpsons". Der Beruf geniesst deswegen keinen sonderlich guten Ruf in der Arbeitswelt. Das wissen auch die Reaktoroperateure Fredy Wingeier und Antonio Oliva nur zu gut. Sie würden oftmals von Freunden angestichelt, sie seien Faulenzer und hätten sich nur deshalb für diesen Beruf entschieden. Wingeier gibt zwar schmunzelnd zu, dass es ein "einzigartiger" Beruf sei und man "der Typ dazu sein muss", rechtfertigen würde er sich aber nie.

 Reaktoroperateur, ein Traumjob für Faulenzer? "Überhaupt nicht", wehren sich alle Arbeitenden im Kanon. Vielmehr sei es ein herausfordernder Beruf. Rund 20 Prozent der Arbeitszeit gehe auf die Kosten der Aus- und Weiterbildung, erklärt Ausbildungschef Paul Ackermann. "Ich kenne wirklich keine Branche, in der sich die Mitarbeiter mehr weiterbilden lassen als in derjenigen von uns", sagt er.

 6½ Jahre Ausbildung

 Um den Beruf zu erlernen, wird eine technische Erstausbildung vorausgesetzt. Dann soll es möglich sein, in 6½ Jahren zum Reaktoroperateur-Diplom zu kommen. "Viele haben allerdings länger", sagt Ackermann. Nach der Ausbildung ist auch vor der Weiterbildung, denn die Arbeitslizenz des Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) läuft nach zwei Jahren wieder aus. Dann muss der Operateur eine Prüfung ablegen, um die Lizenz für weitere zwei Jahre zu erhalten. Damit die Operateure die wirklich wichtigen Griffe am Fahrpult, das mit Tausenden Knöpfen und Lämpchen versehen ist, nicht vergessen, müssen sie auf Simulatoren im Schulungsraum trainieren. Darauf wird jedes mögliche Szenario - auch ein Super-GAU - durchgearbeitet, um im Ernstfall seriös, ruhig und gekonnt zu reagieren.

 Motiviert und gut entlöhnt

 Bei den Mitarbeitern kommen die strengen behördlichen Auflagen gut an. "Wir sind der Bevölkerung schuldig, uns ständig weiterzubilden", sagt Betriebsleiter Hans-Ulrich Beutler. Wer die lange Ausbildungszeit durchhält, wird gut entlöhnt: Ein junger Operateur verdient rund 6500 Franken plus Schichtzulagen von 600 bis 900 Franken pro Monat. Ein erfahrener Schichtchef kommt auf gut 12200 Franken plus Zulagen.

 In den letzten Jahren hat Gösgen pro Jahr drei bis fünf Operateure ausgebildet. "Wir versuchen, dieses Level nun zu halten", sagt Ackermann. Zudem würden sie zurzeit zwangsläufig einen Generationenwechsel vollziehen. Denn die meisten hätten als 30-Jährige mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks 1979 begonnen und stünden nun vor der Pensionierung. 46 Jahren beträgt heute das Durchschnittsalter der Operateure. Dieser Wert ist bereits tiefer als früher und wird bald noch weiter fallen, erklärt Ackermann.

 Zuverlässige Anlage

 24 Stunden pro Tag, 365 Tage im Jahr wird im Kommandoraum im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet und der Reaktor, wo die radioaktiven Brennelemente vor sich hin strahlen, überwacht. Dafür zuständig sind jeweils acht Operateure. Die Behörden schreiben sieben Mitarbeiter pro Schicht vor. "Wir haben immer mindestens acht eingeteilt. Falls mal etwas passieren sollte und einer nicht mehr arbeiten kann, würden wir noch immer die Vorschriften erfüllen", sagt Operateur Norbert Huber.

 Montagmorgen, 6 Uhr: Im Kommandoraum des Kernkraftwerks herrscht Hochbetrieb. Die Früh- löst die Nachtschicht ab. In einer kurzen Sitzung wird orientiert, was in der Nacht vor sich ging. Es gab keine Zwischenfälle, keine Pannen, weshalb nach wenigen Minuten die Sitzung beendet ist. Am 11. Dezember 1990 musste die Anlage letztmals ungeplant abgeschaltet werden. Zwei von drei Hauptkühlpumpen des Reaktors stiegen damals aus.

 Seit 20 Jahren läuft die Reaktoranlage nun also reibungslos - ein im Vergleich zu anderen Werken bemerkenswerter Lauf: "Wir staunen selber immer wieder, wie rund die Anlage läuft. Das ist eine Bestätigung für unsere Arbeit und macht uns stolz", so Huber. Geschieht weiterhin nichts, so kann das Kraftwerk acht Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen - das reicht für 1,5 Millionen Haushalte.

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 Tiefenlager: Alle Standorte möglich

 Für die Lagerung radioaktiver Abfälle kommen - theoretisch - weiterhin alle sechs zur Debatte stehenden Standorte infrage. Zu diesem Schluss kommen sowohl das Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) als auch die Kommission für Nukleare Sicherheit (KNS) in ihren gestern vorgestellten Sicherheitsgutachten. Ab September wird der Bund diese Resultate der Bevölkerung in den betroffenen Regionen in einer Art "Road-Show" erläutern. Voraussichtlich Mitte 2011 entscheidet dann der Bundesrat, welche Gebiete im Auswahlverfahren verbleiben. Das Bundesamt für Energie empfiehlt der Landesregierung, vorläufig keine Regionen auszuschliessen. Zur Diskussion stehen damit die Regionen Bözberg (AG), Jura-Südfuss (AG), Nördlich Lägeren (AG und ZH), Südranden (SH), Wellenberg (NW und OW) und Zürcher Weinland (ZH und TG). Allerdings sind der Wellenberg und der Jura-Südfuss bereits so gut wie aus dem Schneider: Gemäss den Gutachten von Ensi und KNS erfüllen zwar beide Standorte die minimalen Sicherheitskriterien - im Vergleich zu den anderen Gebieten ist ihr Gestein allerdings weniger geeignet.

 In der nächsten Phase ab Mitte 2011 geht es dann nicht mehr bloss um das Gestein. Berücksichtigt werden auch wirtschaftliche, ökologische, raumplanerische und gesellschaftliche Aspekte. Das Bundesamt für Energie hat die Grundlagen dafür erarbeitet und gestern vor den Medien skizziert. Unter anderem legte das Bundesamt fest, welche Gemeinden besonders betroffen sind. (MZ)

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Tagesschau 23.8.10

Atommüll-Lager: Mitspracherecht für Bevölkerung

Die Bevölkerung der sechs ausgewählten Regionen kann nun mitbestimmen, ob und wo das Material bei ihnen gelagert werden soll. Das Bundesamt für Energie wird Infoveranstaltungen durchführen, bei denen die Anwohner über die Umstände informiert werden.
http://videoportal.sf.tv/video?id=4922ca44-655e-43d1-a916-a7a051c2d541