MEDIENSPIEGEL 31.8.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Reitschule bietet mehr: Solidarität bis Deutschland; Baldachin bietet mehr; CVP-Nein
- Grosse Schanze: City Beaches 2011?
- RaBe-Info 31.8.10
- Drogen: Mildere Strafen für KifferInnen?
- Ausschaffungstoter: Weitere Fragen nach Gutachten
- Sans Papiers: SPK gegen Berufslehre
- Randstand LU: Bussperrons-Knatsch beim Bahnhof
- Wohnnot ZH: Entwicklung Squats 1970-1993; Annaburg
- Anti-Atom: Uran-Abbau verheerend; Beznau-Klage abgewiesen; AKW-Laufzeit; Atomausstieg ZH; Tiefenlager; Zukunftsaussichten

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REITSCHULE
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Mi 01.09.10
19.00 Uhr - SousLePont - Dänemark Spezialitäten

Do 02.09.10
20.30 Uhr - Tojo - "Kurtli VII" Die Trash-Revue zum verflixten Siebten
22.00 Uhr - Rössli - Roy de Roy (SL)

Fr 03.09.10
20.30 Uhr - Tojo - "Kurtli VII" Die Trash-Revue zum verflixten Siebten
22.00 Uhr - Frauenraum - Popshop mit DJ Anouk Amok und Support, Disco
22.00 Uhr - Dachstock - Wax Tailor (Lab?oratoire/FRA). Support: TAKE (Alpha Pup/USA), Studer TM (Bonzzaj/BE) - Hiphop, Triphop, Dub, Electronica

Sa 04.09.10
0-24 Uhr - ganze Stadt - Aktionstag "Reitschule bietet mehr" - siehe Tagespresse und www.reitschulebietetmehr.ch
17.00 Uhr - Reitschule - Öffentliche Führung durch die Reitschule (Treffpunkt beim Tor)
20.30 Uhr - Tojo - "Kurtli VII" Die Trash-Revue zum verflixten Siebten
22.00 Uhr - Dachstock - Benfay Plattentaufe "Hey, what?s wrong baby!" Live: Benfay (MPC, Synths), Simon Baumann (Drums) & Jan Galega (Bassclarinet, Sax, Electronics) + Special Guests. DJs: Round Table Knights & Jay Sanders - Electronica, Techno

So 05.09.10
09.00 Uhr - Grosse Halle - Flohmarkt und Brunch im SousLePont bis 16.00 Uhr
13.30 Uhr - Kino - Kinderfilm am Flohmi-Sonntag: Pippi Langstrumpf, Olle Hellbom, Astrid Lindgren, S/D 1969
17.00 Uhr - Reitschule - Öffentliche Führung durch die Reitschule (Treffpunkt beim Tor)
20.15 Uhr - Kino - TATORT REITSCHULE: Tatort-Direktübertragung (ab 19.00)

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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REITSCHULE BIETET MEHR
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20min.ch 31.8.10

Bern

Baldachin kommt "unter den Hammer"

Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, verkauft: Das Komitee "Reitschule bietet mehr" hat am Dienstag auf dem Bahnhofplatz den Baldachin versteigert - allerdings nur symbolisch.

Die Aktion ist Teil der Mobilmachung gegen den Verkauf der Reitschule. Das Komitee will bis zur Abstimmung am 26. September noch weitere Berner Wahrzeichen wie das Münster oder den Bärenpark versteigern.

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Blick am Abend 31.8.10

Solidarität bis nach Deutschland

 PRO

 Die Reithalle erhält Unterstützung von Politik und Kultur. Auch aus dem Ausland.

 peter.pflugshaupt @ringier.ch

 Am 26. September wird über die Reithallen-Initiative der SVP abgestimmt. Die Rechtsbürgerlichen wollen den Kulturbetrieb an den Meistbietenden verkaufen. Nach vier erfolglosen Versuchen ist es der fünfte Anlauf, die Reitschule zu schliessen. Die Initiative stösst aber auf eine breite Front der Ablehnung. Ausser der SVP und der FDP sind alle politische Parteien in der Stadt Bern dagegen. Doch nicht nur politisch pfeift den Initianten ein eisiger Wind entgegen. Kulturbetriebe aus der ganzen Schweiz und auch aus dem Ausland kämpfen für den Erhalt der Reithalle. So zeigen prominente Konzert-Lokale wie das Fri-Son in Freiburg, das Kiffin Aarau oder die Rote Fabrik in Zürich ihre Solidarität mit der Reithalle. Aus Deutschland bekennen sich die Betreiber des renommierten Club Voltaire (gegründet 1970) aus der Studentenstadt Tübingen zur Reithalle. Und sogar auf himmlischen Beistand dürfen die Freunde der Reithalle zählen: Auch der Kirchgemeinderat und das Mitarbeiterteam der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Paulus haben sich auf der Homepage www.reitschulebietetmehr.ch eingetragen.

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 Ein Baldachin: Zum Ersten ...

 Der Abstimmungskampf wird - wie immer, wenn es um die Reitschule geht - sehr emotional geführt. Und kreativ. Nach der CD "Reitschule beatet mehr" mit dem Müslüm-Hit "Erich, warum bisch du nid ehrlich?" fand heute Mittag die nächste Inszenierung der Initiativ-Gegner statt: Auf dem Bahnhofplatz wurde mit der Aktion "Heute der Baldachin - morgen die Reitschule" theatralisch der Baldachin versteigert. SVP-Politiker Erich Hess konnte der Aktion nichts Gutes abgewinnen. "Ich sehe keinen Zusammenhang mit der Reithalle", sagte er zu Radio Energy Bern.

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bernerzeitung.ch 31.8.10
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Baldachin-fuer-sechs-Milliarden-Franken-versteigert/story/17088712 (mit Fotos + Video)

Baldachin für sechs Milliarden Franken versteigert

Von Guy Huracek

Das Komitee "Reitschule bietet mehr" hat am Dienstagmittag aus Protest den Berner Baldachin versteigert. Geht es nach dem Komitee, darf der Meistbietende für 99 Jahre über das Glasdach verfügen.

Mit der Versteigerung wollten die Reitschulaktivisten auf die unbefriedigende Situation unter dem Baldachin aufmerksam machen. Ziel sei es, den Baldachin zu einem Ort der Begegnung für die ganze Familie und für alle Berner umzugestalten. Jeder solle sich sicher und willkommen fühlen, teilt das Komitee "Reitschule bietet mehr" in einer Medienmiteilung mit.

Die Versteigerung fand unter dem Motto "Heute der Baldachin - morgen die Reitschule?" statt. Das Komitee ersteigerte den Baldachin gleich selber und plant daraus ein überdachtes Mehrzweck-Kultur-und Begegnungszentrum mit Restaurant, Bar, Konzertlokal, Theater, Kino, Bibliothek, Werkstatt, Kampfsportdojo, Bioladen und Schwimmbad zu machen.

SVP-Grossrat nimmts mit Humor

Auch SVP-Grossrat und Reitschule-Gegner Thomas Fuchs hat eine kreative Idee. "Man könnte auf dem Baldachin SVP-Plakate aufhängen." So würden sich die Leute, die aufs Tram warten darüber freuen, sagt Fuchs auf Anfrage und lacht.

Die Aktion der Reitschule wundert den Grossrat jedenfalls nicht. Er hält fest: "Es ist üblich das Reitschulaktivisten Dinge verkaufen, die ihnen gar nicht gehören." Das Komitee lässt sich durch diese Aussagen nicht beeindrucken. Es will in den nächsten Wochen auch Münster, Zytglogge, Bundeshaus, Bärenpark und das Stade de Suisse versteigern.

(Bernerzeitung.ch/Newsnetz)

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Komitee "Reitschule bietet mehr"
Postfach 6874, 3001 Bern
info@reitschulebietetmehr.ch
www.reitschulebietetmehr.ch

Medienmitteilung

Bern, 31.8.10

Grosse Versteigerungsaktion "Heute der Baldachin - morgen die Reitschule?" voller Erfolg - weitere Versteigerungen in Planung.

Sehr geehrte Medienschaffende

Die Versteigerungsaktion "Heute der Baldachin - morgen die Reitschule?" des Komitees "Reitschule bietet mehr" von heute Mittag auf dem Bahnhofplatz war ein grosser Erfolg. Eine grosse Zahl von Bernerinnen und Bernern nutzte die Gelegenheit, um mit ihren Steigerungsgeboten den Baldachin eine neue Zukunft zu führen.

Selbstverwalteter Mehrzweckplatz unter dem Baldachin

Das Komitee "Reitschule bietet mehr" ersteigerte mit dem höchsten Gebot an Herzblut den Baldachin gleich selber und wird in den nächsten Monaten den bisher unwirtlichen Ort in einen selbstverwalteten Mehrzweckplatz für alle umwandeln. Geplant ist ein überdachtes Mehrzweck-Kultur-und Begegnungszentrum ("Baldachin bietet mehr") mit Restaurant, Bar, Konzertlokal, Theater, Kino, Bibliothek, Werkstatt, Kampfsportdojo, Bioladen und Schwimmbad.

Versteigerung von weiteren Berner Wahrzeichen

Das Komitee dankt allen engagierten Teilnehmenden. Aufgrund der grossen Nachfrage und des grossen Erfolges der Versteigerungsaktion wird das Komitee "Reitschule bietet mehr" in den nächsten Monaten die Versteigerung von weiteren Berner Wahrzeichen (Münster, Zytglogge, Bundeshaus, Bärenpark, Stade de Suisse) in Angriff nehmen.


Mit freundlichen Grüssen

Komitee "Reitschule bietet mehr"

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Bund 31.8.10

CVP sagt Nein zur Reitschulinitiative

(pd)

 Die CVP empfiehlt einstimmig ein Nein zur Reitschulinitiative. Ebenso einstimmig bejaht sie die Wankdorf-City-Kreditaufstockung. Im Hinblick auf die Abstimmung zur Kita-Initiative hat sie in einer Konsultativabstimmung eine Alternative mit Betreuungsgutscheinen befürwortet. Schliesslich hat die CVP konsultativ über die Initiative zur Energiewende Bern befunden: Nein zur Initiative und Ja zum Gegenvorschlag.

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PdA Bern für Ausländerstimmrecht

(pd)

 Die Partei der Arbeit des Kantons Bern (Pda) hat ihre Parolen für die Abstimmungen vom 26. September bekannt gegeben. Sie empfiehlt ein Ja zur Initiative "zäme läbe, zäme stimme" und sagt Nein zu der Initiative zum Verkauf der Reitschule und zur Kreditaufstockung Wankdorf City. Auch die nationale Abstimmung zur Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes lehnt die Partei der Arbeit ab.

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BZ 31.8.10

Leserbriefe

 Verantwortung suchen

 Diverse Ausgaben zur Reitschulabstimmung

 All jene Prominente, welche die kulturelle Schaffenskraft der Reitschule betonen, verschweigen deren Schattenseiten. Es gehört genauso zur Geschichte - und auch zur Gegenwart - der Reitschule, dass eine Minderheit von ihr der gewalttätigen, linksextremen Szene angehört. So wird das Jugendkulturzentrum noch immer von Demo-Chaoten als Planungs- und Rückzugsort missbraucht. Auch finden immer noch Attacken aus der Reitschule auf Polizei, Feuerwehr und Sanitätspolizei statt. Die Mehrheit von friedlichen Kulturschaffenden rund um die Reitschule hat es bisher versäumt, sich gegen diese gewalttätigen Gruppierungen zur Wehr zu setzen.

 Insofern bietet die Reitschul-Initiative eine Chance: Die wohlhabenden Prominenten könnten zeigen, dass ihre Begeisterung für die Reitschule über Lippenbekenntnisse hinausreicht. Sie könnten das Jugendkulturzentrum gemeinsam kaufen und damit einen Wendepunkt seiner 20 Jahre langen Geschichte einleiten. Erstens wäre damit die Reitschule als kultureller Freiraum in Bern verankert und die politischen Zankereien beendet. Zweitens könnten die neuen Eigentümer Verantwortung übernehmen und der gewalttätigen Minderheit den Kampf ansagen. Wäre ihr Engagement dabei nur halb so gross wie zurzeit gegen die Initiative, würde wohl schon bald Ruhe einkehren.
Bernhard Eicher Stadtrat FDP

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Komitee "Reitschule bietet mehr"
Postfach 6874, 3001 Bern
info@reitschulebietetmehr.ch
www.reitschulebietetmehr.ch


Medienmitteilung

Bern, 30.8.10

"Heute der Baldachin - morgen die Reitschule"

Grosse Versteigerungsaktion
Dienstag 31.8.10, 12.30 Uhr, Bahnhofplatz Bern

Sehr geehrte Medienschaffende

Nicht nur die Reitschule, der Bärenpark oder das Münster prägen Bern - auch der Baldachin auf dem Berner Bahnhofplatz gehört zu den Wahrzeichen der Hauptstadt. Doch leider ist die heutige Situation unter und um den Baldachin unhaltbar und die momentane Nutzung als bedachter Durchgang und Gratiszeitungen-Depot befriedigt leider nicht.

Höchste Zeit also, diesen Zustand zu beenden und dieses architektonische Monument an den Meistbietenden oder die Meistbietende für 99 Jahre im Baurecht zu verkaufen. Das Komitee "Reitschule bietet mehr" wurde deshalb aktiv und hat eine Versteigerung lanciert.

Die Versteigerung ist öffentlich und findet am Dienstag, 31. August 2010 um 12.30 Uhr auf dem Bahnhofplatz Bern statt.

Mit Ihrer aktiven Teilnahme an der Versteigerung haben Sie die Möglichkeit, die Missstände rund um den Baldachin zu beheben. Ziel ist es, den Baldachin zu einem Ort der Begegnung für die ganze Familie und für alle Bernerinnen und Berner zu machen. Jede und jeder soll sich sicher und willkommen fühlen.

Mögliche bessere und vertretbare Nutzungen des Baldachins gibt es viele: Ein Kultur-und Begegnungszentrum, ein Restaurant, eine Bar, ein Konzertlokal, ein Theater, ein! Kino, eine Bibliothek, eine Werkstatt, ein Kampfsportdojo und vieles mehr.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und Ihre Gebote an der Versteigerung.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an info@reitschulebietetmehr.ch.


Mit freundlichen Grüssen

Komitee "Reitschule bietet mehr"

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cvp-stadtbern.ch 26.8.10

Kultur Ja - Krawalle Nein

CVP: Kultur Ja - Krawalle Nein

Bern, 26. August 2010

Die CVP der Stadt Bern hat an ihrer gestrigen Parteiversammlung folgende Parolen gefasst: Sie empfiehlt getreu der Devise "Kultur Ja - Krawalle Nein" ein einstimmiges Nein zur Reitschulinitiative und setzt stattdessen auf die Durchsetzung klarer Richtlinien, wie sie sie im Stadtparlament erfolgreich durchgesetzt hat. Die CVP sagt auch einstimmig Ja zur WankdorfCity-Kreditaufstockung - die Stadt Bern brauchtdringend Standorte von hoher Qualität, um im diesbezüglichen Wettbewerb bessere Karten zu haben.

Im Hinblick auf die bevorstehende Abstimmung zur Kita-Initiative hat sich die CVP in einer Konsultativabstimmung klar für eine Alternative mit Betreuungsgutscheinen ausgesprochen. Sie hat ihre Fraktion im Stadtrat mit Nachdruck aufgefordert, alle Energie für eine sinnvolle Alternative zur Giesskannen-Initiative einzusetzen. Schliesslich hat die CVP auch konsultativ über die Initiative zur EnergieWendeBern befunden. Die CVP sagt Nein zur Initiative und Ja zum Gegenvorschlag: Ökonomie und Ökologie dürfen keine Gegensätze bilden. Der Gegenvorschlag kombiniert ökonomische Anreize mit ökologischen Forderungen - dies ist der einzig gangbare Weg, um die Umwelt nachhaltig zu schützen.

Für Rückfragen:
Michael Daphinoff, Parteipräsident, 078 805 17 17
Béatrice Wertli, Stadträtin / Co-Präsidentin Fraktion BDP/CVP, 076 319 30 47

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GROSSE SCHANZE
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BZ 31.8.10

Grosse Schanze

 Summer-Beach will Bern treu bleiben

 Die beiden Stadtstrände haben die Grosse Schanze verlassen. Im nächsten Sommer kommts zu mindestens einer Neuauflage.

 Trotz des durchzogenen Wetters in der zweiten Sommerhälfte ziehen die Stadtstrände Summer-Beach und City-Beach eine positive Bilanz. "Wir möchten im nächsten Jahr wiederkommen. Die Gäste haben oft danach gefragt", sagt Beat Hofer, Inhaber des Summer-Beach, der diesen Sommer erstmals auf der Grossen Schanze gastierte. Dass gleichzeitig auf der Einsteinterrasse der City-Beach um Gäste buhlte, habe sich nicht negativ ausgewirkt. "Wir haben andere Kunden angezogen - bei uns waren auch Familien erlaubt."

 Remo Neuhaus von der City-Beach AG sagt: "Wir haben gute Erfahrungen gesammelt." Ob allerdings auch der City-Beach ein weiteres Mal auf die Schanze kommt, hängt laut Neuhaus von den behördlichen Auflagen für 2011 ab: "Wir würden am Wochenende gerne länger offen haben", sagt er.

 Ebenfalls zu Ende ging das Open-Air-Kino. Laut einer Medienmitteilung sahen sich 29 000 Zuschauer die 31 Filme an. Die Besucherzahl liege leicht unter derjenigen des Vorjahres. Das "mehr als durchzogene Wetter" sei der Grund dafür.
 tob

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RABE-INFO
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Di. 31. August 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_31._August_2010.mp3
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_31._August_2010.mp3&song_title=RaBe-%20Info%2031.%20August%202010

- ALV-Revision auf dem Buckel der Jungen und Alten? Gegner melden sich zu Wort
- Suchdienst des Roten Kreuzes: Jede zweite verschwundene Person taucht wieder auf
- Kampfsport und Pole-Dancing: Das Körper-Dojo in der Berner Reitschule

Links:
http://www.redcross.ch/activities/rescue/sea/index-de.php

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DROGEN
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Blick am Abend 31.8.10

Mildere Strafen für Kiffer

 VORSCHLAG

 Wer beim Kiffen erwischt wird, soll künftig mit 200 Fr. Busse davonkommen.

 lea.hartmann@ringier.ch

 Kiffer freuts, Suchtexperten sehen darin einen "Schritt in die richtige Richtung": Die nationalrätliche Subkommission Drogenpolitik unter Präsidentin und SP-Bundesratskandidatin Jacqueline Fehr stellte dem Parlament ein neues, nationales System zur Bestrafung von Cannabis-Konsum vor. Momentan unterscheidet sich die Straf-Handhabung von Kanton zu Kanton. Sie reicht von einer einfachen Busse bis hin zum langwierigen Strafverfahren.

 Das neue Modell sieht gleiche Strafe für Kiffer aller Kantone vor: Polizisten sollen künftig über 15-Jährigen Ordnungsbussen von um die 200 Franken ausstellen dürfen - nur Jüngere sollen noch mit einem Strafverfahren belangt werden können. Ein Modell, wie es in St. Gallen seit 2003 praktiziert wird (siehe Nachgefragt).

 Jürg Niggli, Geschäftsführer der Suchthilfe-Stiftung des Kantons St. Gallen, hält das Bussen-System für einen guten Ansatz: "Nicht der Konsum ist nämlich das Problem, sondern die Wirkung." Und dort liege die Verantwortung bei Eltern und Arbeitgeber, nicht beim Staat.

 Gezieltes Hin- und nicht Wegschauen, das fordert auch Markus Theunert, Generalsekretär des Fachverbands Sucht. "Schlimmer als heute kann es kaum mehr kommen. Das aktuelle System ist überhaupt nicht nachvollziehbar." Die Bestrafung habe ausserdem nachweislich keinen Effekt auf die Zahl von Kiffern. "Unsere Forderung: Weder Strafverfahren noch Busse, sondern gezieltes Intervenieren. Und die Entkriminalisierung bei Erwachsenen", sagt Theunert. Die Sozialpolitische Kommission berät nun über den Vorschlag. Stimmt die Mehrheit dafür, könnte er schon in zwei Jahren Realität werden.

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 NACHGEFRAGT

 Herbert Bamert (58), Beauftragter für Suchtfragen Kanton SG

 "Bussen haben präventive Wirkung"

 Herr Bamert, im Kanton St. Gallen läuft das Bussen-Modell schon seit einigen Jahren.

 Genau. Bei uns wird der Cannabis-Konsum gleich behandelt wie beispielsweise Falschparken. 50 Franken Busse für Kiffer über 15, jüngere kommen zur Staatsanwaltschaft.

 Und es funktioniert?

 Es gibt einfach sehr viele kiffende Jugendliche. Das ist eine Phase - und dann hörts auf. Wenn sie gleich in die Justiz laufen, nur wenn sie einmal kiffen, dann ist der Schaden grösser als der Nutzen. Die Polizei käme gar nicht mehr nach mit all den Verzeigungen. Bei unserem System zahlen Leute, die beim Kiffen erwischt werden, eine Busse - dann ists vergessen. Natürlich: Wird man regelmässig erwischt, wirds teuer. Das kann dann auch eine präventive Wirkung haben

 Sie sind also für eine nationale Ausweitung des Systems?

 Es wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung - zum vernünftigen Umgang mit Suchtmitteln. lha

 "Schlimmer kann es kaum mehr werden."

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20 Minuten 31.8.10

Cannabis: Nur noch eine Busse für Kiffer ab 15 Jahren

 Wer Cannabis konsumiert, soll in Zukunft nur noch eine Ordnungsbusse erhalten, schlägt eine Subkommission des Nationalrats vor. Das Mindestalter von 15 Jahren ist dabei allerdings umstritten.

Lukas Mäder

 Kiffer sollen künftig nicht mehr mit einer Anzeige rechnen müssen. Ein Vorschlag der nationalrätlichen Subkommission Drogenpolitik sieht vor, dass Cannabis-Konsumenten nur noch mit einer Busse bestraft werden, wie Radio DRS berichtete. Kiffer ab 15 Jahren, die von der Polizei erwischt werden, müssten eine Ordnungsbusse von 200 Franken bezahlen. Jüngere Konsumenten würden weiterhin angezeigt. Allerdings sieht das Ordnungsbussenverfahren für über 15-Jährige vor, dass beide Seiten damit einverstanden sind. Der Polizist kann also einen Jugendlichen, den er beispielsweise auf dem Weg zur Schule beim Kiffen erwischt, weiterhin verzeigen, so dass die Jugendstaatsanwaltschaft eingeschaltet wird.

 Mit diesem Vorschlag will die Subkommission beim Cannabis-Konsum in der Schweiz Rechtsgleichheit herstellen. Heute ist die kantonale Handhabung unterschiedlich. Der Kanton St. Gallen kennt bereits ein System mit Ordnungsbussen, wie es der aktuelle Vorschlag vorsieht, den die Subkommission aufgrund einer Parlamentarischen Initiative der CVP-Fraktion erarbeitet hat. Diese reichten die Christdemokraten im Juni 2004 ein, nachdem der Nationalrat eine Revision des Betäubunsmittelgesetzes bachab geschickt hatte. Neben einer klaren Rechtssituation forderte die CVP damals mit ihrem Vorstoss auch eine Stärkung des Jugendschutzes. Genau diesen sieht sie jetzt mit der Altersgrenze von 15 Jahren in Gefahr. Sogar für den Alkoholverkauf liege die Altersgrenze bei 16 Jahren, sagt CVP-Nationalrätin Ruth Humbel (AG). "Ich tendiere für eine Altersgrenze von 18 Jahren", sagt Humbel. Falls es gute Argumente gebe, könne sie sich auch ein Mindestalter von 16 Jahren vorstellen.

 Ab welchem Alter Kiffer mit einer Ordnungsbusse davonkommen, wird noch zu reden geben. Der Basler SVP-Nationalrat und Arzt Jean Henri Dunant hatte sich bereits in der Subkommission für eine Altersgrenze von 18 Jahren eingesetzt, fand aber keine Mehrheit. "Ich werde auch in der Gesundheitskommission für ein Mindestalter von 18 Jahren plädieren", sagt Dunant, der grundsätzlich dagegen ist, die Strafe für den Cannabis-Konsum zu senken. Die Gesundheitskommission des Nationalrats wird im November über den Vorschlag ihrer Subkommission beraten, bevor das Geschäft in die Grosse Kammer kommt.

 Nicht nur Mitte-Rechts-Parteien wollen eine Altersgrenze von 18 Jahren, sondern auch die Suchtfachleute — obwohl diese eigentlich beim Cannabis für eine Entkriminalisierung des Konsums und eine Regulierung des Marktes einstehen. "Die Triage, welchen Jugendlichen ein Polizist eine Busse geben soll, ist eine hochanspruchsvolle Tätigkeit", sagt Markus Theunert, Generalsekretär des Fachverbands Sucht. Er will dort zielgerichtete Frühinterventionen, wo es wirklich Probleme gibt. "Es geht nicht darum, einfach alle Jugendlichen zu bestrafen", sagt Theunert. Bei Jugendlichen sei ein Gespräch oft wirksamer als eine Strafe.

 Jacqueline Fehr, Zürcher SP-Nationalrätin und Präsidentin der Subkommission, kann zwar mit einer Altersgrenze von 18 Jahren leben, befürwortet aber eine von 15 Jahren. Denn auch die tiefere Grenze verstärke den Jugendschutz, sagt Fehr. Denn die heutige Praxis habe Lücken. "Wenn jemand beim Kiffen erwischt wird, ist es gut möglich, dass das Verfahren eingestellt wird", sagt sie. Deshalb sei eine neue Regelung mit Ordnungsbussen ab 15 Jahren nicht unbedingt eine Verharmlosung. "Vielleicht bekommt so ein Jugendlicher eine Busse, der bisher straflos davongekommen wäre."

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AUSSCHAFFUNGEN
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NZZ 31.8.10

Fragen nach Tod bei Ausschaffung

 Weitere Stellungnahmen verlangt

 -yr. · Nach dem Tod eines nigerianischen Ausschaffungshäftlings im vergangenen März auf dem Flughafen Zürich hatte das Zürcher Institut für Rechtsmedizin (IRM) ein Gutachten zur Todesursache erstellt. Darin wurde eine schwere, zuvor nicht erkannte Herzkrankheit festgestellt, die ebenso zum Tod geführt habe wie der akute Erregungszustand des 29-jährigen Nigerianers und sein vorausgegangener Hungerstreik. Nachdem Kritik am Gutachten laut geworden war, hat der untersuchende Staatsanwalt Christian Philipp am Montag vom IRM eine Stellungnahme verlangt. Wie Philipp auf Anfrage sagte, entscheide er anhand dieser Stellungnahme, ob er ein Zweitgutachten in Auftrag geben werde.

 Der Rechtsvertreter der Angehörigen hatte zuvor bemängelt, die Diagnose des IRM und insbesondere dessen daraus gezogene Schlüsse seien keineswegs gesichert. Der Rechtsvertreter stützte sich dabei auf mehrere Ärzte, die er kontaktiert habe. Laut Staatsanwalt Philipp ist die Eingabe allerdings sehr knapp gehalten und wenig begründet. Trotzdem wolle er auf die massive Kritik reagieren und das IRM damit konfrontieren. Am Wochenende zitierte die "NZZ am Sonntag" aus dem umfangreichen IRM-Gutachten. Daraus geht insbesondere hervor, dass der verstorbene Nigerianer vor seiner geplanten Ausschaffung zwischen eineinhalb und zweieinhalb Monaten keine Nahrung zu sich genommen hatte. Laut Staatsanwalt Philipp ist die Dauer des Hungerstreiks strittig, weil das Personal angibt, der abgewiesene Asylbewerber habe zwischendurch gegessen. Fest steht, dass der Nigerianer 33 Kilogramm und damit mehr als ein Drittel seines Körpergewichts verlor.

 Gesetzlich ist in einem solchen Fall vorgesehen, dass der Gefängnisarzt die Transportfähigkeit abzuklären hat. Nun lehnte der Hungerstreikende aber ab, sich ärztlich untersuchen zu lassen. Daraufhin attestierte ihm der Gefängnisarzt, ohne ihn untersucht zu haben, Transportfähigkeit. Die Frage, ob der Gefängnisarzt seine Verantwortung genügend wahrgenommen hatte, stellt sich laut Staatsanwalt Philipp aber erst dann, wenn ein kausaler, ausschliesslicher Zusammenhang zwischen den Folgen des Hungerstreiks und dem Tod hergestellt werden könne. Bei weiteren möglichen Todesursachen, wie im IRM-Gutachten angeführt, könne es sein, dass zwar eine Verletzung der Sorgfaltspflicht vorliege, diese aber strafrechtlich nicht verfolgt werde.

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Tagesanzeiger 31.8.10

Nigerianer wurde nicht ärztlich untersucht

 Bei dem tödlich verlaufenen Versuch der Ausschaffung eines Nigerianers wurden möglicherweise gesetzliche Pflichten verletzt.

 Zürich - Der Nigerianer, der im vergangenen März am Flughafen Zürich starb, ist vor seiner Zwangsausschaffung nicht medizinisch untersucht worden. Damit wurden eventuell gesetzliche Vorschriften verletzt. Allerdings verweigerte sich der Nigerianer einer Untersuchung.

 Dies geht aus dem rechtsmedizinischen Gutachten hervor, das für die Zürcher Staatsanwaltschaft erstellt wurde. Christian Philipp, der zuständige Staatsanwalt, bestätigte am Montag einen entsprechenden Bericht der "NZZ am Sonntag". Es werde nun untersucht, ob der Gefängnisarzt oder andere mit der Ausschaffung betraute Personen ihre Pflichten verletzt hätten.

 Gemäss Zwangsanwendungsgesetz muss eine Person, bei der die Polizei Gewalt anwendet, medizinisch untersucht werden, wenn eine "erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigung nicht ausgeschlossen werden kann". Da der Ausschaffungshäftling in Hungerstreik war, wäre eine Untersuchung angezeigt gewesen, sagte Philipp. Allerdings habe der Nigerianer eine medizinische Untersuchung abgelehnt. Auch das gelte es zu berücksichtigen, sagte Philipp.

 Todesursache umstritten

 Eventuell wird bald noch ein zweites rechtsmedizinisches Gutachten auf dem Schreibtisch von Philipp liegen. Denn ein solches verlangt der Anwalt der Familie des verstorbenen Nigerianers. Der Anwalt kritisiert, dass das erste Gutachten des Instituts für Rechtsmedizin der Uni Zürich die Todesursache falsch beurteile. Von ihm kontaktierte Ärzte seien nicht zum Schluss gekommen, dass der Nigerianer an einer schweren Vorerkrankung des Herzens gelitten habe, hatte der Anwalt mitteilen lassen. (SDA)

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20 Minuten 31.8.10

Zwangsausschaffung: Vorschriften verletzt?

 ZÜRICH. Der Nigerianer, der im März am Zürcher Flughafen starb, ist vor seiner Zwangsausschaffung nicht medizinisch untersucht worden. Damit wurden eventuell gesetzliche Vorschriften verletzt. Allerdings verweigerte sich der Ausschaffungshäftling einer Untersuchung. Dies geht aus dem rechtsmedizinischen Gutachten hervor. Der zuständige Staatsanwalt Christian Philipp bestätigte gestern einen entsprechenden Bericht der "NZZ am Sonntag".

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SANS-PAPIERS
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sf.tv 31.8.10

Kommission gegen Ausbildungsmöglichkeiten von Sans Papiers

 Die Staatspolitische Kommission des Ständerates (SPK) will jugendlichen Sans Papiers keine Berufslehre ermöglichen. Sie beantragt ihrem Rat, Motionen aus dem Nationalrat mit diesem Anliegen abzulehnen.

sda/horm

 Die Ständeratskommission vollzieht damit eine Kehrtwende: Im Frühjahr hatte sie sich noch für ein Ja zu den Motionen ausgesprochen.

 Der Entscheid fiel äusserst knapp: Die eine Motion lehnte die Kommission mit 6:5 Stimmen ab, die andere mit 7:4.

 Nur Verlagerung des Problems

 Die Mehrheit der Ständeratskommission vertritt die Auffassung, dass das Problem nur verlagert würde, wenn Jugendliche ohne Rechtsstatus eine Berufslehre absolvieren könnten. Diese Jugendlichen befänden sich weiterhin illegal in der Schweiz und hätten nach der Lehre keinen Zugang zum Arbeitsmarkt, geben die Gegner zu bedenken.

 Die Befürworter machen geltend, die gegenwärtige Situation sei ungerecht. Jugendliche ohne gesetzlichen Status könnten studieren, aber keine Berufslehre absolvieren. Es gehe nicht an, Jugendliche, die keinerlei Schuld an ihrer Situation hätten, zu bestrafen und auf die Strasse zu schicken, hält die Minderheit der Kommission fest.

 Anerkennung bei Geburt

 Das Thema in die eidgenössischen Räte gebracht hatten die Nationalräte Luc Barthassat (CVP/GE) und Antonio Hodgers (Grüne/GE). Beide verlangen mit ihren Motionen, dass Jugendliche ohne Rechtsstatus eine Berufslehre absolvieren können. Hodgers möchte zusätzlich, dass Kinder von Sans Papiers bei ihrer Geburt in der Schweiz formell anerkannt werden.

 Im Frühjahr stimmte der Nationalrat beiden Motionen zu. Der Ständerat wollte sich in der Sommersession nicht festlegen: Er wies die Staatspolitische Kommission an, die Sache vertieft abzuklären. Die Kommission krebste nun zurück.

 Auch Bundesrat dagegen

 Auch der Bundesrat stellt sich gegen eine Änderung der heutigen Praxis. Die Kantone hätten heute schon die Möglichkeit, in Härtefällen den Status von Sans Papiers zu regeln, argumentiert Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf. "Einzelfallregelungen" seien "Globallösungen" vorzuziehen.

 Die Frage der Berufslehre für jugendliche Sans Papiers gab im März in der Westschweiz zu reden: Die Stadt Lausanne kündigte an, papierlosen Jugendlichen eine Lehre ermöglichen zu wollen - und löste damit eine Debatte aus.

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RANDSTAND LU
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20 Minuten 31.8.10

Besetzter Perron: Pendler von Randständigen genervt

 LUZERN. Die Busperrons am Bahnhof sind ein beliebter Randständigen-Treffpunkt. Pendler fühlen sich massiv belästigt.

 Der Busperron 2 am Bahnhof wirft kein gutes Licht auf die Touristenstadt Luzern: "Es riecht nach Urin, Hunde versperren den Weg, es kommt zu Prügeleien, und Passanten werden um Geld angehauen", ärgert sich Alfred Wermelinger, der regelmässig von Luzern nach Zürich pendelt. "Es hinterlässt einen schlechten Eindruck, wenn man aus dem Bahnhof kommt und gleich auf solche Zustände trifft." Er ist nicht der Einzige, der die Randständigen nicht am Bahnhof haben will. Die VBL haben bereits mehrere Beschwerden von Passagieren erhalten. "Die Leute sind immer betrunken", beklagt sich Monika Gassmann, die regelmässig mit dem Bus unterwegs ist. Pendler Thomas Müller dagegen nervt sich darüber, dass die Bänke ständig besetzt und der Boden oft verdreckt sei. Andere Passagiere befürchten gar Angriffe.

 Diese Gefahr sei gering, sagt Fridolin Wyss von der Gassenarbeit. "Zu den Passanten sind unsere Klienten meist freundlich - wenn Konflikte entstehen, dann untereinander." Die aufsuchende Sozialarbeit ist dreimal pro Woche vor Ort.

 Der Polizei ist die Situation bekannt. "Wenn Leute angepöbelt werden, greifen wir ein", versichert Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Polizei. Aber: "Dort zu sitzen und ein Bier zu trinken ist nicht illegal." Weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass dort auch mit Drogen gedealt wird, führt die Polizei mehrmals täglich Kontrollen durch.  

Lena Berger

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WOHNNOT ZH
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Indymedia 31.8.10

Wohnungsnot und Hausbesetzungen in Zürich, Teile 1-3 ::

AutorIn : Nick W.: http://fm5ottensheim.blogspot.com/2010/08/wohnungsnot-und-hausbesetzungen-in_30.html     

In einer mehrteiligen Serie widmet sich der Blog "FMO - Freies Medium Ottensheim" der Entwicklung der Hausbesetzerszene in Zürich. Primäre Quelle für diesen Überblick ist die als Buch erschienene Dissertation von Thomas Stahel, "Wo-Wo-Wonige", von 2005. Jüngere Entwicklungen werden primär auf Basis von Medienberichten (Zeitungen) sowie eigenen Recherchen nachgezeichnet.

Ziel dieser unentgeltlichen Arbeit ist, grundlegende (bereits publizierte) Informationen über die Entwicklung der Hausbesetzerszene auch im Internet verfügbar zu machen, um darauf aufbauend gegenwärtige Entwicklungen besser verstehen oder reflektieren zu können. Ziel ist ebenso, die Geschichte der Hausbesetzungen, die bei Thomas Stahel aufgrund des Veröffentlichungstermins bei 2005 endet, über dieses Jahr hinaus auf Basis persönlicher Recherchen weiterzuzeichnen und trotz größtmöglicher Wahrung der Interessen der HausbesetzerInnen (Anonymität etc.) Anknüpfungspunkte für die Fortschreibung der Geschichte der Hausbesetzungen in Zürich zur Verfügung zu stellen.

Die mehrteilige Serie startete im August und wird voraussichtlich im September abgeschlossen sein.     
    
Bisher in der Serie "Wohnungsnot und Hausbesetzungen in Zürich"veröffentlicht:

- Teil 1: Wohnungsnot als Tradition
( http://fm5ottensheim.blogspot.com/2010/08/wohnungsnot-und-hausbesetzungen-in.html)

- Teil 2: Am Anfang war: Die Krise der Stadt
( http://fm5ottensheim.blogspot.com/2010/08/wohnungsnot-und-hausbesetzungen-in_23.html)

- Teil 3: Hausbesetzungsbewegung 1970 bis 1993
( http://fm5ottensheim.blogspot.com/2010/08/wohnungsnot-und-hausbesetzungen-in_30.html)

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Indymedia 31.8.10

Räumungspraxis in Zürich vor und nach 1990 (Teil 4) ::

AutorIn : Nick W.         

Mit der Räumung der Wohlgroth endet laut Stahel (Wo-Wo-Wonige) die dritte Besetzungswelle in Zürich (nach der 80er-Bewegig 1980-1983, der Netz-Zeit 1986-1987 und die Wohnungsnot-Bewegung 1989-1993, der letzten und stärksten Besetzungswelle). In die dritte Besetzungswelle fällt auch ein entscheidender Paradigmenwechsel, der die HausbesetzerInnen-Szene nachhaltig verändert hat: nämlich der grundlegende Wandel der städtischen Räumungspraxis ab Ende 1989 und dem Stadtregierungswechsel von 1990, als die Freisinnige (FDP) und Christlichsoziale Mehrheit durch eine der Sozialdemokraten (SP) und Grüne abgelöst wurde.     
    
Zu Teil 4 der Serie "Wohnungsnot und Hausbesetzungen in Zürich":
-->  http://fm5ottensheim.blogspot.com/2010/08/wohnungsnot-und-hausbesetzungen-in_31.html

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Tagesanzeiger 31.8.10

"Haued ab, das ist unser Haus!"

 Das Hotel-Restaurant Annaburg war das einzige Berggasthaus der Stadt Zürich auf dem Uetliberggrat. Für kurze Zeit von Aktivisten besetzt, blieb letztlich nur ein simpler Picknickplatz mit Feuerstelle übrig.
 
Von Silvio Temperli

 Zürich - Die Burg fällt im April 1990, gebodigt von den Stadtzürcher Stimmberechtigten. Diese verwerfen am 5. März 1989 die Volksinitiative der Sozialdemokraten zur Rettung der Annaburg - hauchdünn: 42 384 Nein gegen 41 125 Ja. Damit ist das Schicksal des populären Berghauses nach einem schier endlosen Kampf für immer besiegelt. Die Sieger sind namentlich bürgerliche Kreise. Sie haben davor gewarnt, mit Steuermillionen eine baufällige Ruine zu einem unrentablen Ausflugsrestaurant umzubauen. Mindestens 6 Millionen hätte die Renovation gekostet. Rettungsversuche einer privaten Stiftung sind zuvor gescheitert.

 Unweit vom Uto Staffel stösst der Wanderer auf die Überreste der Annaburg. Der biedere Picknickplatz mit Feuerstelle und WC-Häuschen lässt kaum vermuten, dass hier einst ein romantisches Chalet im typisch helvetischen Holzbaustil des 19. Jahrhunderts stand.

 Ein gewisser Jacob Meier errichtet im Jahr 1876 die Annaburg als Sommerresidenz für seine kränkliche Frau Anna. 1894 erwirbt Klara Gerber die Liegenschaft. Sie lässt einen Wirtschaftstrakt anbauen und eröffnet ein Ausflugsrestaurant mit 40 Zimmern samt Gartenwirtschaft, Panoramaterrasse und Veranda. Und gibt dem Hotel den Namen Annaburg - im Gedenken an das Erbauerehepaar. 1963 kauft die Stadt Zürich für 453 000 Franken die Gaststätte. Man will der Bevölkerung an schönster Lage eine Beiz mit Gemütlichkeit ohne Luxus bieten. Mit der Zeit vergammelt das Haus. Und steht ab 1979 leer.

Polizei-Einsatz am Berg

 Acht Jahre lang, bis die Annaburg im Spätherbst 1987 besetzt wird. Es ist die Zeit des Häuserkampfs. Aktivisten, die selbstbestimmten Wohn- und Lebensraum fordern, richten sich im alten Hotel ein. Die Stadt befiehlt aus feuerpolizeilichen Gründen die Räumung.

 Am 6. November 1987, einem goldenen Herbsttag, ist eine Kolonne von Polizeifahrzeugen unterwegs auf den Uetliberg. Der Angriff dauert weniger als eine halbe Stunde. Es donnern Gummigeschosse durch die Luft. Tränengas nebelt den Berg ein, Wanderer husten und fliehen den Wald hinunter. Hinter den Polizisten beobachtet der damalige Finanzminister Willy Küng die Szene. Die Besetzer, etwa 150 an der Zahl, rufen: "Haued ab, die Annaburg ist unser Haus!" Beim Einsatz seien sieben Menschen am Kopf verletzt worden, lassen die Aktivisten verlauten. Nach Angaben der Polizei gibt es keine Verletzten. Doch die Annaburg steht wieder leer und bröckelt vor sich hin. Bis 1990, als sie auf Geheiss der Zürcherinnen und Zürcher der Spitzhacke zum Opfer fällt. Abbruch und Gestaltung des Rastplatzes kosten über 1 Million Franken.

 Seither besitzt die Stadt Zürich keine Gaststätte mehr auf ihrem Hausberg. Sie schlägt später das Angebot der UBS in den Wind, das Gipfelrestaurant zu erwerben. Als die Grossbank den Uto Kulm 1999 abstossen will, nimmt sie das Vorkaufsrecht nicht wahr. Zu jener Zeit schnürt man unten im Rathaus Sparpakete. Oben auf dem Uetliberg herrscht fortan Hotelier Giusep Fry.

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 Viele Grüsse aus Zürich

 Fotochrom-Postkarten (6)

 Jetzt werden sie wieder prominent in die Auslagen gerückt: die Ansichtskarten von Zürich. Die schönsten sind bis heute die Fotochromkarten geblieben. Der TA zeigt diesen Sommer die gelungensten Fotochromkarten von Zürich. Die meisten entstanden um das Jahr 1900. Sie zeigen das Bild einer Kleinstadt, die sich anschickte, eine Wirtschaftsmetropole zu werden. (TA)

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ANTI-ATOM
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Bund 31.8.10

Uran-Abbau hat verheerende Folgen

 In US-Bundesstaaten, in denen Uran abgebaut wird, leidet vor allem die indianische Bevölkerung. Um dies zu illustrieren, lud gestern die Organisation Fokus Anti Atom, die an vorderster Front gegen das Atomkraftwerk (AKW) in Mühleberg kämpft, Charmaine White Face nach Bern ein. Die Sprecherin der Tetuwan-Indianer hat rund um die Black Hills in South Dakota unvorstellbar hohe radioaktive Werte gemessen - es erkranken dort denn auch überdurchschnittlich viele Indianer an Krebs. Der bernische Energieversorger BKW hält indes fest, dass er schon seit Jahren ausschliesslich mit Firmen zusammenarbeite, die sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst seien. (sn) - Seite 25

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Der Abbau von Uran verseucht Wasser, Boden und Luft

 Heuer benötigt das AKW Mühleberg 7 Tonnen des problematischen Rohstoffs.

 Sarah Nowotny

 Die indianischen Einwohner des Städtchens Red Shirt im US-Bundesstaat South Dakota wollten das Wasser des Flusses Cheyenne nutzen, um ihre Felder zu bewässern. Denn ihr Grundwasser ist schon lange radioaktiv verseucht. Also baten sie Charmaine White Face, das Nass zu untersuchen. Die Biologin und Sprecherin der Tetuwan-Indianer nahm Proben - und liess, kaum lagen die Ergebnisse vor, Warnschilder am Fluss aufstellen. "Es wäre völlig unverantwortlich, Wasser aus diesem Gewässer zu benutzen oder darin zu baden. Der Fluss ist praktisch tot, es gibt dort kaum Fische oder Insekten", sagte White Face gestern in Bern. An manchen Stellen übersteige die radioaktive Strahlung die natürliche Radioaktivität um den Faktor 140 000. Die Menschen seien akut gefährdet durch Lungenkrebs und Leukämie. "Bemerkt haben wir das Ausmass der Katastrophe vor sieben Jahren."

 Tatsächlich steht im Gesundheitsbericht des Bundesstaats South Dakota von 2003, dass Menschen indianischer Herkunft - rund zehn Prozent der Bevölkerung - signifikant häufiger an Krebs sterben als Weisse. Zudem sind die Todesfälle wegen der Krankheit bei der weissen Bevölkerung rückläufig, während sie bei der indianischen zunehmen. "Daran ist der Abbau von Uran schuld", sagte White Face. Über tausend verlassene Uran-Minen und Tausende Bohrlöcher durchziehen das Indianerreservat - auch in den für die Menschen heiligen schwarzen Hügeln. Meistens warnt kein Schild vor der strahlenden Gefahr.

 Freilich dürfte es nicht leicht sein, einen wissenschaftlich einwandfreien Zusammenhang zwischen dem Abbau von Uran und gesundheitlichen Problemen herzustellen, denn die Indianer leben auch sonst in prekären Verhältnissen, haben kaum Arbeit und wenig Bildung. Dennoch sind die Werte, die White Face in Flüssen, im Boden und in der Luft gemessen hat, besorgniserregend. Und es ist kein Zufall, dass die engagierte Frau in Bern haltmacht, bevor sie ihren Kampf mithilfe der UNO weiterführt und in New York vorspricht. Eingeladen hat sie nämlich die Organisation Fokus Anti Atom, die an vorderster Front für die Abschaltung des Atomkraftwerks (AKW) in Mühleberg und gegen dessen Ersatz kämpft.

 Der Sohn sitzt im Gefängnis

 "Der Abbau von Uran verseucht ganze Landstriche für lange Zeit. Von einer sauberen Technologie zu sprechen, ist absurd", sagte Jürg Joss von Fokus Anti Atom. Nicht nur im Fall von South Dakota leiden grösstenteils arme Menschen ohne Lobby unter dem Hunger des Westens auf Energie: 85 Prozent der weltweiten Uranvorkommen befinden sich in Gebieten, die von Ureinwohnern besiedelt werden. Deshalb kann auch der bernische Energieversorger BKW die Probleme der Menschen in South Dakota nicht ignorieren.

 Im Moment läuft im AKW Mühleberg die alljährliche Revision, Brennstäbe werden ausgetauscht und 7,2 Tonnen Uran neu angeschafft. "Rund um die Uranminen bedeutet dies, dass weitere 36 Tonnen strahlende Abfälle während Jahrtausenden liegen bleiben werden", sagte Joss. BKW-Sprecher Antonio Sommavilla betonte auf Anfrage, dass die BKW nicht im Detail wissen könne, woher ihr Uran stamme. Sie sei ein kleiner Fisch auf dem Weltmarkt. "Ausserdem arbeiten wir seit Jahren mit Unternehmen zusammen, die gemäss anerkannten Standards handeln und ihre soziale Verantwortung wahrnehmen." Es sind dies die amerikanische Usec und die französische Areva - Letztere ist im Moment allerdings in den Schlagzeilen wegen der Folgen des Uranabbaus für Mensch und Natur in Afrika.

 Charmaine White Face lässt sich nicht durch internationale Abkommen und Zertifikate besänftigen: "Früher versuchten uns die Weissen zum Schweigen zu bringen, indem sie uns mit Pocken infizierten, heute geschieht es über den Abbau von Uran", sagt sie. Ihre drastische Sicht der Dinge dürfte nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass ihr Sohn seit anderthalb Jahren im Gefängnis sitzt - unter einem Vorwand, wie sie sagt. "Zuerst haben die Unternehmen, die Uran abbauen und mit dem Bundesstaat unter einer Decke stecken, mich bedroht, jetzt haben sie ihn als Geisel genommen. Aber ich kämpfe weiter."

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Oltner Tagblatt 31.8.10

Beznau AKW-Gegner sind abgeblitzt

 AKW-Gegner sind beim Bund mit einer Aufsichtsbeschwerde gegen das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) abgeblitzt. Sie hatten gefordert, das Kernkraftwerk Beznau sei sofort ausser Betrieb zu nehmen, weil bei einem Zwischenfall die Notstromversorgung der Reaktoren nicht gewährleistet sei und notwendige Nachrüstungen erst in zwei bis vier Jahren stattfinden würden. Das Uvek wies die Eingabe ab, wie die Gruppe "Fokus Anti-Atom" gestern mitteilte. Das Ensi sei seiner Überwachungspflicht nachgekommen. Eine Pflicht zur Nachrüstung habe nicht automatisch zur Folge, dass die Anlage bis zur Umsetzung der als notwendig anerkannten Nachrüstungen ausser Betrieb zu nehmen wäre. Die Gruppe "Fokus Anti-Atom" kritisiert, das Uvek habe "nicht die geringsten Risikoabklärungen" gemacht. (sda)

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Blick 31.8.10

Wie lange laufen die AKW noch?

 Bis zu 15 Jahre länger sollen die AKW in Deutschland am Netz bleiben. Taugt diese Lösung auch bei uns?

 Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat entschieden: Statt bereits im Jahr 2022 aus der Kernenergie auszusteigen, sollen die deutschen Atomkraftwerke 10 bis 15 Jahre länger laufen als geplant. Also maximal bis 2037.

 Bei uns hingegen drehen sich die Fantasien der Stromkonzerne bereits jetzt um neue AKW. Gleich drei Gesuche wurden eingereicht. Sonst gehen die Lichter aus, droht die Lobby. "Wenn aus Sicherheitsgründen ein AKW vorzeitig vom Netz muss, haben wir ein Versorgungsproblem", warnt Urs Näf vom Wirtschaftsverband Economiesuisse.

 Die fünf Schweizer Kernkraftwerke gingen zwischen 1969 und 1984 ans Netz. Wie lange sie Strom produzieren werden, ist nicht festgelegt. Sie haben eine unbefristete Betriebsbewilligung. Die Anlagen werden regelmässig vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) überprüft. Das Ensi fällt auch den Entscheid, ob ein AKW aus Sicherheitsgründen vom Netz muss.

 Beim Stromkonzern Axpo geht man davon aus, dass das ab 2020 so weit sein könnte, weil Beznau bereits jetzt über 40 Jahre in Betrieb sei. "Die sehr hohen Ersatzinvestitionen in einzelne Komponenten sind ab einem gewissen Zeitpunkt wirtschaftlich nicht mehr rentabel", so die Erklärung.

 Anders argumentieren die AKW-Gegner gegen eine Verlängerung der Laufzeit. "Das Risiko eines Strahlenunfalls wird mit jedem Jahr grösser", sagt Jürg Buri, Geschäftsleiter der Schweizerischen Energie-Stiftung. Und für SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner ist der Zeitpunkt da, um auf Windkraft und Sonne zu setzen: "Bis 2019 können wir die AKW Mühleberg und Beznau problemlos mit Strom aus erneuerbarer Energie ersetzen."

 Matthias Pfander

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Tagesanzeiger 31.8.10

Atomausstieg: Linke bodigt sich selber

Schneebeli Daniel

 Weil linke Kantonsräte zu früh heimgingen, gab es zu wenig Stimmen für einen Umweltschutzvorstoss.

 Zürich - Gestern Abend nach 17 Uhr gab es im Kantonsrat nach einem ganztägigen Sitzungsmarathon Ärger auf der linken Ratsseite und Schadenfreude auf der anderen Seite. Es ging um eine parlamentarische Initiative (PI) aus der SP-Fraktion, die eine Änderung des Energiegesetzes verlangte. Die PI hätte die Kantonsregierung verpflichtet, sich gegen neue Atomkraftwerke, Aufbereitungsanlagen und vor allem gegen Tiefenlager für radioaktive Abfälle einzusetzen, solange der Bund nicht den Atomausstieg beschlossen hat. Die Initianten begründeten das Moratorium damit, es mache keinen Sinn, Endlager zu bauen, wenn nicht klar sei, wie viel radioaktiver Abfall einst anfallen werde. Vor allem aber hätte der Vorstoss Druck auf die Behörden machen sollen, mit dem Atomausstieg vorwärtszumachen. Als abgestimmt wurde, gab es nur 54 Stimmen für die PI, 60 wären zur vorläufigen Unterstützung nötig gewesen. Wären alle Sozialdemokraten, Grünen und Grünliberalen da gewesen, hätte es problemlos gereicht (67 Stimmen). So hiess es am Ende: "Die PI ist abgelehnt, das Geschäft ist erledigt." Die Gegner aus SVP, FDP, CVP und EVP hatten moniert, die Nutzung der Atomkraft sei demokratisch legitimiert, umweltfreundlich und nötig. Den Vorstoss bezeichneten sie als "marktschreierisch, verantwortungslos und erpresserisch". (sch)

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NZZ 31.8.10

Nein zu nuklearem St. Florian

 Kantonsrat gegen Anti-Tiefenlager-Initiative aus der SP

 ark. · Im Kantonsrat besteht derzeit wenig Interesse an kritischen Stellungnahmen zur Atomkraft. Am Montag ist einer parlamentarischen Initiative (PI) aus den Reihen der SP die vorläufige Unterstützung verwehrt worden. Das links-grün-liberale Lager brachte bei gelichteten Reihen nur 54 der nötigen 60 Stimmen zusammen, als es um die Frage ging, ob der Kanton Zürich die Zustimmung zu Endlager-Abklärungen im Kanton Zürich so lange verweigern solle, bis der Ausstieg aus der Atomenergie beschlossene Sache sei. Co-Initiant Marcel Burlet (sp., Regensdorf) erklärte, dass ein allfälliges neues AKW dort stehen werde, wo man sich nicht wehrt. Unterland und Kanton Zürich müssten in dieser Frage lauter werden, meinte er. Mehreren bürgerlichen Votanten geriet diese Argumentation in den falschen Hals. Sie deklarierten das Ansinnen der PI als wahlweise "unmoralische", "verwerfliche", "unredliche", "hochnotpeinliche" oder "erpresserische" St.-Florians-Politik.

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Landbote 31.8.10

Tiefenlager auch ohne Atomausstieg

 Zürich - Die SP strebte in einer Parlamentarischen Initiative den Atomausstieg des Kantons Zürich an. Zumindest sollte die Ausstiegsabsicht Bedingung sein für den Bau eines Tiefenlagers für Atomabfälle. Die Initianten wollten das Zürcher Energiegesetz entsprechend ändern und verwiesen auf die Städte Zürich, Bern und Schaffhausen sowie die Halbkantone Basel-Stadt und Baselland, welche den Ausstieg befürworten oder gar in ihre Verfassungen geschrieben haben. Doch der Kantonsrat verweigerte der Initiative die vorläufige Unterstützung. Gestern konnte das Anliegen nur 54 Stimmen auf sich vereinigen. Nötig gewesen wären 60. (red)

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Zürichsee-Zeitung 31.8.10

Atom-Tiefenlager

 Keine Mehrheit für Atomausstieg

 Der Kantonsrat ist gegen einen Atomstopp als Bedingung für ein Zürcher Atom-Tiefenlager.

 Marcel Burlet (SP, Regensdorf) zeigte sich nach der Abstimmung über seinen Vorstoss enttäuscht. Das Geschäft wurde nach der Monsterdebatte über das Pflegegesetz und als Letztes vor Ratsschluss diskutiert. Die Reihen im Rat präsentierten sich gelichtet - auch bei SP, Grünen und Grünliberalen, auf deren Unterstützung Burlet zählte. Und so gab es statt der nötigen 60 nur 54 Stimmen für seine parlamentarische Initiative (PI).

 So ist der Regierungsrat nun nicht beauftragt, das Energiegesetz abzuändern. Gemäss Burlet hätte der Kanton damit verpflichtet werden sollen, sich so lange gegen neue AKW und Atom-Endlager auf seinem Gebiet und in den Nachbarkantonen einzusetzen, bis der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen ist. Burlets Vorstoss war insofern sehr aktuell, als am 1. September die dreimonatige Anhörung zu den möglichen Standorten für ein Schweizer Atom-Tiefenlager beginnt. Im Kanton Zürich stehen das Weinland und das Gebiet Nördlich Lägern als Standorte zur Diskussion.

 Wissen, wie viel Müll anfällt

 Wenn man nicht wisse, wie viel Atom- müll noch anfalle, wisse man auch nicht, wie gross ein Endlager sein müsse, argumentierte Burlet. Ein Atomstopp würde die CO2-Ziele der Schweiz unterlaufen, hielt ihm Gabriela Winkler (FDP, Oberglatt) entgegen. Der Kanton Zürich dürfe sich nicht aus der Verantwortung stehlen, sagte Inge Stutz (SVP, Marthalen). Wichtig sei, dass alle Endlager-Standorte sorgfältig geprüft würden. (tma)

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La Liberté 31.8.10

L'avenir du nucléaire suisse dans le brouillard

 énergie ● Alors que les deux réacteurs de Beznau viennent d'obtenir un sursis, l'arrêt des trois "vieilles" centrales suisses reste programmé à 2020. De quoi inquiéter les entreprises électriques qui craignent la pénurie. Deux ou trois nouvelles centrales s'imposent pour garantir l'approvisionnement. Mais les antinucléaires montent au front. Des études confortent leur combat, démontrant que la Suisse gagnerait à investir dans les énergies renouvelables et l'efficacité électrique. Les cantons sont divisés en la matière. > 3

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Un avenir nucléaire plus qu'incertain

 Alors que trois nouvelles centrales sont en projet en Suisse, les avis défavorables au nucléaire se multiplient. Le peuple aura le dernier mot. Les vieux réacteurs sont en sursis.

 Pascal Fleury

 Après la levée de la limitation d'exploitation de Mühleberg (BE) en décembre dernier, c'est au tour des deux réacteurs de Beznau (AG) d'obtenir un sursis. La Confédération vient de rejeter une demande d'arrêt immédiat, déposée par le PS et les Verts des cantons d'Argovie et de Soleure, ainsi que par cinq organisations antinucléaires, comme l'a annoncé hier le Fokus Anti-Atom. Pour les trois "vieilles" centrales suisses, le répit ne sera cependant que de courte durée: leur arrêt définitif est programmé dès 2020. Un état de fait qui inquiète les entreprises électriques, qui craignent le "blackout".

 "Course contre la montre"

 L'an dernier, la production électrique net de Beznau I, Beznau II et Mühleberg (8,9 térawattheures) correspondait à 15,4% de la consommation d'électricité en Suisse, rappelle Roland Bilang, du Forum nucléaire suisse. La pénurie sera encore plus grande avec l'expiration, à partir de 2018, des contrats d'importation d'électricité d'origine nucléaire conclus avec la France. Globalement, selon l'Association des entreprises électriques suisses (AES), la Suisse aura alors perdu près de la moitié de ses capacités nucléaires.

 L'AES craint des goulots d'étranglement au niveau de l'alimentation électrique dès l'hiver 2012. Le Conseil fédéral s'attend à des ruptures entre 2018 et 2020, si une nouvelle centrale n'est pas construite. Le défi est de taille. C'est une "course contre la montre", a souligné en juin Rudolf Hug, président de la Commission de l'énergie et de l'environnement auprès d'Economiesuisse.

 Pour garantir un approvisionnement "fiable, écologique et compétitif", Swisselectric - l'organisation des entreprises du réseau suisse -, prône un mix électrique incluant la construction de deux ou trois centrales d'ici à 2035, capables d'assurer 20 térawattheures. Les sociétés Alpiq (ex-Atel), Axpo et les Forces motrices bernoises ont lancé toutes trois, en 2008, des projets de centrales de remplacement. Les demandes d'autorisation générale seront assujetties au référendum facultatif. La votation pourrait avoir lieu en 2013. En cas d'acceptation, il faudra encore compter une bonne décennie jusqu'à leur mise en fonction.

 En mai dernier, la présidente du Forum nucléaire suisse, Corina Eichenberger, a tiré la sonnette d'alarme. Insistant sur la disparité entre la "perception publique et la réalité des faits", elle a exhorté les autorités à prendre plus nettement position et à engager le débat public.

 L'opposition s'organise

 Le nucléaire restera-t-il donc incontournable à l'avenir en Suisse? Non, répondent les antinucléaires, qui montent au front. Le lundi de Pentecôte, 4000 à 5000 opposants ont manifesté dans les environs de la centrale de Gösgen (SO). La rencontre, soutenue par 83 organisations de Suisse, France, Autriche et Allemagne, visait à mettre en branle "un nouveau mouvement antinucléaire" avant le référendum de 2013, comme l'a expliqué à l'ATS Leo Scherrer, de Greenpeace Suisse.

 Une alliance "Non au nucléaire", forte de plus de trente organisations et partis, s'engage aussi depuis trois ans. Elle organise des forums, lance des pétitions, dépose des plaintes et oppositions, publie un journal en ligne. Selon elle, la Suisse possède le savoir-faire ainsi que les ressources naturelles, économiques et financières nécessaires pour assurer sur le long terme son approvisionnement énergétique, sans centrales nucléaires.

 Etudes défavorables

 Plusieurs études récentes viennent conforter le combat des antinucléaires. En juin, une enquête menée par les instituts Infras et TNC pour le compte des cantons de Bâle-Ville et Genève, d'Energie Wasser Bern et d'organisations de protection de l'environnement, a démontré, chiffres à l'appui, que la Suisse gagnait à investir dans les énergies renouvelables et l'efficacité électrique, plutôt que dans le nucléaire.

 Le rapport souligne aussi que des investissements dédiés aux mesures écologiques créeraient davantage d'emplois que le nucléaire et une plus grande dynamisation du secteur. Ce résultat est corroboré par une étude McKinsey commandée par l'Office fédéral de l'énergie: elle affirme que les techniques d'efficacité énergétique et les énergies renouvelables font partie des principaux marchés de croissance des prochaines décennies, et qu'elles seront génitrices de milliers d'emplois. I

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 Les autorités aussi divisées

 Le lobby de l'énergie atomique peut compter sur le soutien du Conseil fédéral, qui estime que la Suisse ne peut se passer du nucléaire pour pallier la pénurie d'électricité attendue. Le ministre de l'Energie sortant Moritz Leuenberger, minorisé au sein du gouvernement, a cherché à temporiser (lire "La Liberté" du 21 juillet). Selon lui, en stabilisant la consommation d'électricité par des mesures d'efficacité énergétique et en augmentant de 50% la part des énergies renouvelables,on éviterait de devoir construire de nouvelles centrales.A l'échelle des cantons, les autorités sont aussi divisées. Plusieurs cantons se sont déjà clairement déclarés pour un abandon du nucléaire. A commencer par Genève, dont la Constitution oblige les autorités à s'opposer à l'installation de centrales et dépôts de déchets radioactifs dans le canton et les environs, "par tous les moyens juridiques et politiques à leur disposition". Les deux Bâles ont aussi ancré dans leurs Constitutions respectives ce refus du nucléaire. Bâle-Ville y précise que l'Etat "s'oppose à l'utilisation de l'énergie nucléaire et ne prend pas de participation dans des centrales nucléaires". Le demi-canton a en outre déposé une initiative cantonale au parlement pour des "énergies renouvelables et une efficacité énergétique à la place de nouvelles centrales nucléaires". Il y demande que plus aucune centrale ne soit édifiée.

 Plusieurs villes également, comme Zurich, Saint-Gall ou Berne, veulent sortir du nucléaire à l'horizon 2040 ou 2050. A Zurich - qui détient des participations dans plusieurs centrales -, plus des trois quarts de la population ont voté en 2008 un nouvel article du Règlement municipal excluant de nouvelles participations ou souscriptions dans des installations nucléaires et encourageant le modèle de société à 2000 watts. Cette fronde antinucléaire s'est encore renforcée lors de la demande de levée de la limitation d'exploitation de Mühleberg par les Forces motrices bernoises, jusque-là fixée à fin 2012. Les Gouvernements fribourgeois et neuchâtelois, ainsi que la ville de Berne s'y sont opposés, de même que les Vaudois, en votation populaire. Le Département fédéral de l'énergie a toutefois donné son accord en décembre dernier. Les antinucléaires ont déposé un recours auprès du Tribunal administratif fédéral. PFY