MEDIENSPIEGEL 25.9.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo)
- Reitschule bietet mehr: Mit 20'000 Franken gegen die Reitschule und die "Hauptstadt der Anarchie"
- Party People: Showdown im Wiliwald
- Antifa: Lautstark Nr. 18
- Knast-Kampf: Soli-Spaziergang zum Regionalgefängnis
- Kreuzritter: Rechte gegen Minarett in Langenthal
- Big Brother Sport: Hilfssheriffs + Taskforce gegen Pyros + Gewalt
- Sicherheitsdienst: Arbeitskampf im Basler St. Jakobspark; Goldach sichersauber
- Kalter Krieger: Regli gegen Gutmenschen
- Rassismus: Grünliberale schmeissen Wagner raus; Fair Clubbing
- Drogen: 25 Jahre Suchtprävention ZH
- Widerstand: Keine Bühnenkunst für Kampfsiedlung Ariel

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REITSCHULE
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Sa 25.09.10
20.00 Uhr - Frauenraum - Östrosteronia Part 1 "Trans dich glücklich", Gründungsparty Transgendernetzwerk Schweiz mit "n?importe quoi" & "Drumilia", danach Disco
20.30 Uhr - Tojo - Plan B ist tot Das erste Musical von Sans Cible!
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: CAUSE4CONCERN (C4C Rec/UK), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic Rec), Oliv (Loccomotion), Lewin (drumandbass.ch) - Drumnbass

So 26.09.10
0-24 Uhr - ganze Stadt - Abstimmungssonntag "NEIN" zur Anti-Reitschule-Initiative der jSVP - siehe Tagespresse und www.reitschulebietetmehr.ch
11.00 Uhr - SLP/Vorplatz - Abstimmungsfest Reitschule: Konzis & more
19.00 Uhr - Tojo - Plan B ist tot Das erste Musical von Sans Cible!
20.00 Uhr - Rössli - Ira lee & Mattr aka little eskimo jesus (Can/CH)

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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BZ 25.9.10

Theatergruppe Sans Cible

 Vier Möchtegern-Künstler suchen krampfhaft den Ruhm

 Das Musical "Plan B ist tot" der Theatergruppe Sans Cible thematisiert das Streben nach Ruhm von vier Möchtegern-Underground-Künstlern: Berlin, als Mekka solcher Gestalten, bekommt dabei auch sein Fett ab.

 Die 1988 geborene Noo Steffen hat bis vor kurzem noch in Berlin gelebt und dort Regie studiert. Ein Traum? Die junge Autorin und Regisseurin, die in ihrem aktuellen Stück "Plan B ist tot" eine affektierte Möchtegernschriftstellerin mimt, winkt ab. Der Berliner Zwang, möglichst verrückt zu sein, sei ihr gehörig auf die Nerven gegangen. Sie ist froh, zurück in der Schweiz zu sein, wo sie nun ihr Studium abschliesst.

 Etwas Gutes hatte die Berliner Zeit aber doch: Die Ego-Kunstwerke, die ihr in Berlin noch und noch begegnet sind, haben sie zu einem Musical inspiriert, das augenzwinkernd mit der Szene abrechnet. Das Stück ist etwas lang geraten, das lautstarke ständige Umgestalten der aus Kästen bestehenden Bühne, erweist sich als funktionslos. Und die Akustik der eingespielten Youtube-Videos ist nicht immer perfekt. Doch das sind Kleinigkeiten: Bemerkenswert ist die Scharfsicht, mit der die junge Autorin ihr Umfeld beobachtet und entlarvt sowie die kreativen Einfälle der ganzen Gruppe.

 Mühsame Gäste

 Schauplatz ist ein Berliner Radiostudio, das über Clubkultur und Kunst berichtet. Die Moderatorin (Anna Katharina Diener) empfängt einmal mehr eine Schar von mühsamen Gästen: Matthi (Nicolas Streit) tut so, als wäre er ein tiefsinniger Fotograf, träumt aber heimlich davon, eine Muse zu sein. Cleopatra (Sibel Hartmann), die natürlich einen Künstlernamen trägt, kann nicht wirklich singen, dafür wahnsinnig gut darüber schwadronieren, wie sie die Leute berühren möchte. Dann gibt es noch einen eitlen Schauspieler (Claudio Gatzke), der weiss, dass er austauschbar ist, und eine pseudotraurige Autorin (Noo Steffen), die ihr problemloses Leben beklagt.

 Die Situation im Radiostudio wird zunehmend gehässig. Keiner scheint hier lebend rauszukommen: Man gönnt dem anderen die Sendezeit nicht und versucht krankhaft, auf sich aufmerksam zu machen. Dabei gilt es gleichzeitig möglichst unambitioniert zu wirken, denn schliesslich ist der Kommerz für alle Feindbild Nummer eins. Man merkt, dass Autorin und Regisseurin Miriam Walther die von ihnen veräppelte Szene bestens kennen.

 Spinat und Ölpest

 Manche Phrase, die da gedrescht wird, kommt einem bekannt vor: "Ich fahre in die Dritte Welt, da weiss man wieder, was wirklich wichtig ist", labert die Autorin. "Ich mache Fotos. Aber nicht so Fashion. Es geht mehr so um das Innere", schwadroniert der angebliche Künstler. Andere geben narzisstische Statements von sich, die keiner braucht: "Was ich nicht mag? Spinat und die Ölpest." Oder: "Die richtig hellen Köpfe sind nicht glücklich." Trotzdem sind diese Möchtegerns nicht einfach nur unsympathisch. Sie sind Kinder ihrer Zeit, und wenn die Fassaden erst mal fallen, offenbaren sie ihre zerbrechlichen Seiten und tragisch-komischen Hintergründe ihres Strebens nach Ruhm.

 Helen Lagger

 Nächste Vorstellungen: heute Sa, 20.30 Uhr, und So, 19 Uhr, im Tojo-Theater, Reitschule, Bern.

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REITSCHULE BIETET MEHR
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Reitschule-Initiative

 Die Kosten des Abstimmungskampfes

 Die Initianten haben nach eigenen Angaben zwischen 15 000 und 20 000 Franken für ihre Kampagne ausgegeben - die Reitschule hält sich bedeckt. — Seite 29

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Reitschule-Initiative: Wer gab mehr Geld aus?

 Ja-Kampagne kostete bis 20 000 Franken - Reitschule nennt noch keine Zahlen.

 Martin Zimmermann

 "Reithalle Bern an Investor zu verkaufen. Besenrein!", titelte ein Inserat des Initiativkomitees im gestrigen "Bund" - "Jetzt abstimmen für die kulturelle Vielfalt in Bern", liessen in der Dienstagsausgabe die Gegner der Reitschule-Initiative verlauten. Über das rechtsbürgerliche Begehren, das den Verkauf der umstrittenen Kulturinstitution fordert, wird morgen Sonntag abgestimmt. Wie die Abstimmung ausgehen wird, hängt nicht zuletzt mit der jeweiligen Kampagne zusammen. Geht man nach den oben genannten Inseraten, so betrieben die Gegner den aufwendigeren Abstimmungskampf: Während das kleine SVP-Inserat (Kostenpunkt: 450 Franken) etwas versteckt in einer Ecke im Lokalteil platziert war, prangte das Gegenstück der Gegner als grosser Streifen (5300 Franken) auf der Front.

 Gewiss, dies ist nur ein Beispiel - aber es vermittelt wohl kein komplett falsches Bild: Neben Inseraten leistete sich das gegnerische Komitee einen Spot auf den Grossbildschirmen im Bahnhof, Flaggen und sogar eine eigene CD ("Reitschule beatet mehr"). Deren Verkauf lief anscheinend so gut, dass inzwischen eine zweite Pressung erhältlich ist, wie die Mediengruppe der Reitschule gestern auf Anfrage schrieb. Wie viele CDs konkret verkauft oder im Internet heruntergeladen wurden, wollte die Gruppe nicht sagen. Überhaupt gibt man sich bei der Reitschule schmallippig zu den Kosten der Nein-Kampagne. Vor der Abstimmung wolle man keine Zahlen veröffentlichen, heisst es dazu.

 Beim Ja-Komitee ist das Bild klarer: "Unsere Kampagne hat etwa 15 000 bis 20 000 Franken gekostet", sagte Initiant Erich Hess auf Anfrage. Die Befürworter des Verkaufs führten einen eher konventionellen Abstimmungskampf. Neben Zeitungsinseraten habe man Flyer verteilt und sich einen Internetauftritt geleistet, erklärte der SVP-Grossrat. "Für eine Plakatkampagne hat das Geld leider nicht gereicht." Der grösste Teil der Gelder sei über Spenden von Privaten zusammengekommen, so Hess. Meist habe es sich um Beträge im Bereich zwischen 50 und 200 Franken gehandelt. Grössere Spenden seien eher selten gewesen. Hess sieht die Initiativ-Gegner im Vorteil, weil die Reitschule als Kulturinstitution von Subventionen der Stadt profitiert: "Man hat quasi Steuergelder für den Abstimmungskampf eingesetzt."

 Bei der Reitschule widerspricht man dieser Auffassung: Die Kampagne sei zu etwa einem Drittel über Spenden und zu zwei Dritteln über den Verkauf von Merchandising-Artikeln wie der CD finanziert worden. Die involvierten Musiker hätten ohne Gagen mitgemacht, und die Reitschule selbst habe "null Franken" in den Abstimmungskampf gesteckt.

 Am Sonntagnachmittag sind die lokalen und nationalen Abstimmungsresultate unter www.derbund.ch abrufbar.

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Lautstark Nr. 18 Sept/Okt 2010

Mehr Herzeli für die "Hauptstadt der Anarchie"

Liebe TerroristInnen, Mörder-Innen und AntifaschistInnen: Eigentlich könnte man sich ja angesichts der Furzidee von Erich Hess gemütlich zurücklehnen und den "Reitschule bietet mehr"-Sommerherbst geniessen. Mit einer Annahme der SVP-Initiative "Schliessung und Verkauf der Reitschule an den Meistbietenden" ist kaum zu rechnen (trotzdem Nein stimmen gehen, gell!), und selbst dann würden "wir" die Reitschule kaufen. Und notfalls würde sich ja Genosse Gaddafi mit Blocher eine milliardenschwere Gebote-Schlacht um die Reitschule liefern...

Freiraumschwund und Menschenhatz

Doch was beim ganzen "Reitschule bietet mehr"-Hype ein wenig untergeht, ist die Erkenntnis, dass die Attacken der SVP-Prinzen Erich Hess und Thomas Fuchs auf das autonome Kultur- und Begegnungs-zentrum nur die Spitze des Eisbergs sind. Die Angriffe (teilweise übrigens oft heftiger von Linksgrünmitte-Bürgerlichen) auf andere Freiräume, alternative Projekte und Begegnungsorte in dieser Stadt - also auf Gassenbeizen, besetzte Häuser und Wagenplätze sowie auf den öffentlichen Raum (Heiliggeistkirche, Bahnhof(platz), Bundesterrasse, Kleine und Grosse Schanze, Innen- und Altstadtgassen etc.) - sind zum Wohle der "flanierenden PassantInnen" schon lange am Laufen (repressive Drogen-, Vertreibungs- und Sozialpolitik, Überuniformierung, Gesetzes- und Reglementierflut, Privatisierung, Gentrifizierung etc.). Und damit natürlich auch die Dämonisierung und Kriminalisierung (zum Beispiel Wegweisungen) ihrer Benützer-Innen und anderer Unliebsamer (Haus-/PlatzbesetzerInnen, DemonstrantInnen, Drogenkonsumierende, DealerInnen, Punks, BettlerInnen, Sans-Papiers, Antifas, Jugendliche etc.). Hinzu kommen die Angriffe gegen die auf nationaler Ebene Angefeindeten (AusländerInnen, SozialhilfebezügerInnen, Muslime, Ausschaffungshäftlinge etc.).

Amok-Ritter gegen die linksgrüne Weltverschwörung

Hinter den Angriffen von Rechtsaussen - immer im "Interesse" aller "Opfer" der linksgrünen Weltverschwörung gegen die "BürgerInnen" - steckt in der Region Bern meist das Dream-Team Hess & Fuchs. Ihr Motto: Egal mit welchem Thema, egal mit welchem Nonsens, egal auf wessen Kosten - Hauptsache, wir sind in den Schlagzeilen. Diese Strategie geht unter anderem dank der "20-Minuten"-Gesellschaft und guter "Blick am Abend"-Connections auf: Die beiden Stadtberner SVP-Politiker (leitende SVP- und JSVP-Posten sowie etliche sonstige Parteiämtli) stiegen und steigen das Karriereleiterli hinauf und sitzen demnächst zusammen im Berner Grossen Rat. Beide berichten und hetzen seit Jahren mit ihrem Kampfblatt "Bern Aktuell" (Vereinsblatt der "überparteilichen" Vereinigung "Bern Aktiv", "(...) bald die einzige neutrale Zeitung, die nicht mit linkslastiger Berichterstattung die Meinung und Gunst ihrer Leser manipuliert") im Geiste Blochers über und gegen alles, alles was nicht recht(en)s ist in der "Hauptstadt der Anarchie"*.

Während Hess, unterstützt von Fuchs, gerade mit seiner üblen Hetzkampagne die Anti-Reitschule-Initiative forciert, agitiert Fuchs gegen das Bleiberechts-Camp auf der Kleinen Schanze ("Sans-Papiers und Linksextremisten"), gegen die Wagenplätze-Stadttauben ("Plage") und Zaffaraya ("illegale Bauten") im Einzelnen und Wohnexperimentzonen im Generellen.Beide sind in etlichen Vereinen und Gruppierungen aktiv: So leitet etwa Thomas Fuchs als Vereinspräsident zusammen mit Hess-Loverin, Shawn-Fielding-Busenfreundin und neu auch SVP-Mitglied Sylvia Lafranchi die Geschäfte von "Pro Libertate", einem Zusammenschluss von ehemaligen Kalten KriegerInnen und jetzt "freiheitlichen" SchweizerInnen. Auch für das leibliche Wohlergehen ist das Duo aktiv: Fuchs amtet als Präsident der Samaritervereinigung der Stadt Bern und managt zusammen mit Hess den Samariterfahrdienst Bern-Biel-Thun - was einem angesichts von Erich Hess leidlich bekanntem Umgang mit Alkohol am Steuer nur ungeheuer vorkommen kann...Neuestes "seriös" wirkendes Vehikel im Kampf gegen alles ist der "Bund der Steuerzahler" (BDS), bei dem Fuchs als "Geschäftsleiter" amtet und gegen Zaffaraya und Reitschule hetzt.

"No pasaran!" heisst, dem was entgegenzusetzen

Also ihr TerroristInnen, MörderInnen und AntifaschistInnen: Es ist wie immer - machen statt motzen: Anstatt ständig bei Bier und Wein in und vor der Reitschule zu hocken und die neuesten Räubergeschichten über SVP-Amok-RitterInnen auszutauschen und nur für YB mal aus der Reitschule-Burg zu gehen, wird es endlich wieder Zeit, ausserhalb aktiv zu werden. Denn es gibt neben der Reitschule in dieser Stadt noch andere Freiräume und Begegnungsorte, die erkämpft, verteidigt und wiedererobert werden müssen. Und auch wenn die Reitschule mehr bietet: Manchmal ist es schön, hie und da auch woanders hingehen zu können, um sich dort mit anderen SVP-Hassobjekten auszutauschen und gemeinsame Aktionen zu planen. Und überhaupt: Der Kampf gegen Rassismus, Sexismus, Ausbeutung und gegen andere Unterdrückungsformen und für Freiräume und Begegnungsorte aller Art findet nicht (nur) an Abstimmungssonntagen statt, sondern in unseren Herzen und Köpfen und auf den Strassen und Plätzen dieser Stadt! Und letztere braucht dringend wieder 1, 2, 3, .... viele EdelweisspiratInnen!

Mehr Herzeli - weniger SVP!
Bleiberecht für alle!
Hopp Reitschule, Hopp Züri West, Hopp YB!
Müslüm for Stadtpresident!

Hans Dampf 2010

 
* "Hauptstadt der Anarchie. Die Chaoten gingen nicht nach Bern - sie leben da." (Sonntagszeitung, 14. Oktober 2007, Headline nach dem 1. Anti-SVP-Tag vom 6. Oktober 2007)

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PARTY-PEOPLE
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BZ 25.9.10

Kritik

 Abfall, Lärm, Autoverkehr

 Die Party im Wiliwald im Grauholz endet vor einer Woche am Samstagmorgen um halb zwei mit einem Verbrechen. Sechs Besucher berauben einen 28-Jährigen und verletzen ihn mit Messern schwer. Sein Zustand sei stabil, erklärt die Kantonspolizei, die Täter habe man noch nicht gefasst.

 Diese Zeitung ergänzte den Bericht über das Verbrechen mit einem Überblick über Waldpartys in der Region Bern. Förster Michel von Fischer, bei der Berner Burgergemeinde zuständig für die Stadtwälder, beurteilte die Organisatoren unterschiedlich. Er anerkannte, dass es Partys gebe, die problemlos verliefen. Daneben kritisierte von Fischer Abfallberge, rücksichtslose Autofahrer und den Lärm, der den Tieren zusetze.

 Waldpartys sind seit einigen Jahren im Trend. Unterdessen finden von Mai bis Ende September an jedem Wochenende solche Feste statt. In der Region Bern sind unter anderem der Thormannboden-, Bremgarten- und Steinhölzliwald beliebt. Für solche Anlässe müssten die Organisatoren eigentlich die Erlaubnis der Waldbesitzer und des kantonalen Amts für Wald einholen. "Die meisten Veranstaltungen kümmern sich aber nicht darum", so Förster von Fischer.
 pst

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Messerstecher an der WALDPARTY

 "Verbrecher zerstörten unser Fest"

 Eine Bande hat den Besucher einer Technoparty im Wiliwald im Grauholz niedergestochen. Der Organisator des illegalen Treffens will anonym bleiben. Er ist schockiert: "Dieses Verbrechen ist eine abscheuliche Tat."

 Herr X, Partys im Wald sind also friedliche Treffen in der Natur?

 X: Nicht alle, aber jene, die unser Veranstaltungskollektiv organisiert. Unter anderem waren wir auch für die Party im Wiliwald im Grauholz verantwortlich.

 Dort hat eine Bande einen Mann niedergestochen und beraubt.

 Wir sind schockiert und wütend über diese abscheuliche Tat. Da haben ein paar Verbrecher eine schöne Party mit rund 300 Gästen auf grauenhafte Weise zerstört.

 Wer war es?

 Wir kennen diese Leute nicht. Sie haben noch nie eine unserer Veranstaltungen besucht.

 Wieso wissen Sie das?

 Weil wir unsere Gäste auswählen. Wir laden über SMS, Mails und Flyer nur Personen ein, denen wir vertrauen.

 Wollen Sie anonym bleiben, weil Sie diese Bande fürchten?

 Nein. Wir haben für die Veranstaltung keine Bewilligung eingeholt. Wenn ich mich zu erkennen gebe, muss ich mit juristischen Konsequenzen rechnen.

 Was geben Sie über sich preis?

 Ich studiere und bin linksalternativ.

 Warum umgehen Sie für Ihre Partys die Behörden?

 Weil wir für unsere Anlässe keine Bewilligungen bekommen.

 Andere erhalten dieses Papier.

 Aber die Erlaubnis ist stets mit vielen Bedingungen verbunden. Diese schränken unsere Gestaltungsräume zu sehr ein.

 Zum Beispiel?

 Um 24 Uhr muss Schluss sein. Für eine Technoparty eine unrealistische Vorstellung.

 Sie wollen bloss den Kopf aus der Schlinge ziehen und nicht für die Abfallberge verantwortlich sein.

 Bei unseren Veranstaltungen achten wir pingelig darauf, das Gelände so zu verlassen, wie wir es angetroffen haben.

 Von wem ist denn der Ghüder?

 Wohl von den Partys der anderen Organisatoren.

 Sie selbst und Ihr Team sind also die lieben Netten?

 Nicht bloss wir, sondern auch weitere Veranstalter handeln verantwortungsbewusst.

 Ach was, Waldparty heisst Lärm, Abfall und erzürnte Anwohner.

 Bei uns nicht. Wir respektieren die Umwelt. Benützen heisst nicht verwüsten, feiern bedeutet nicht, andere zu stören. Bei der Party im Wiliwald gab es keine Reklamationen, und der Platz befand sich nahe bei der Autobahn, wo die Lärmbelastung für Tiere eh schon hoch ist.

 Partyveranstalter sind Leute mit Stretchlimousinen und dicken Portemonnaies.

 Wir arbeiten alle gratis. Bei unseren Partys legen die Besucher für die Unkosten und die Getränke freiwillig etwas in ein Kässeli.

 Friede, Freude, Technomusik. Und nebenan stechen Verbrecher einen Besucher nieder. Brachen Sie die Party im Wiliwald ab?

 Wir haben die Musik zurückgedreht und die Besucher informiert. Formell beendet haben wir den Anlass nicht. Wir wollten nicht mitten in der Nacht um halb drei die Leute durch einen stockdunklen Wald heimschicken. Das hätte Chaos bedeutet.

 Was muss ich tun, damit Sie mich zu Ihrer nächsten Party einladen?

 Darüber reden wir bei einer anderen Gelegenheit.
 
Interview: Peter Steiger

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ANTIFA
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Indymedia 24.9.10

Neues lautstark#18 erschienen ::

AutorIn : Antifa Bern: http://www.antifa.ch     
http://antifa.ch/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=332&Itemid=406
    
lauststark!#18
http://ch.indymedia.org/media/2010/09//77700.pdf

Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser

Wer mit Unwahrheiten eine Bühne betritt, dem sei Misserfolg gegönnt. Diese Erfahrung machte richtigerweise auch der profilierungssüchtige Rechtsaussen-Politiker Erich Hess mit der Lancierung der fünften Anti-Reitschule-Initiative. Er wollte einmal mehr die politische Bühne aufmischen und sich als Winkelried der angeblich von der Reitschule bedrohten Bernerinnen und Berner präsentieren. Seine Bühnenpräsenz ist und bleibt jedoch kümmerlich. Müslüm beatet Hess im Rahmen der "Reitschule bietet mehr"-Kampagne Paroli und stiehlt ihm gekonnt die Show. Über 280'000 Mal wurde das Musikvideo zum Song "Erich, warum bisch Du nid Ehrlich" bereits über "YouTube" aufgerufen. Zusätzlich gelang Müslüm temporär der Einzug in der "Top 10" der iTunes-Single-Charts. Von Klickraten dieser Art ist "TeleHESS" weit entfernt.

In der aktuellen Ausgabe des "lautstark!" geben wir dir erneut spannende Einblicke in Machenschaften der Extremen Rechten. Du erfährst, was Rechtspopulisten in den Niederlanden treiben und warum 2009 für Schweizer Neonazis nicht das beste Jahr gewesen ist. Zudem zeichnen wir schlaglichtartig die Entwicklung der SVP nach und veranschaulichen deren immer fremdenfeindlich und rassistisch werdenden Auftritt.

Viel Spass beim Lesen!

Antifa Bern

Wenn Du die nächsten Ausgaben des lautstark! in deinem Briefkasten haben willst, schreibe uns eine E-Mail.     

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KNAST-KAMPF
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Indymedia 24.9.10

Knastspaziergang vor Regionalgefängnis Bern ::

AutorIn : Solidarität mit den Gefangenen         

Heute am 24.09.10 haben gut 40 Menschen vor dem Regionalgefängnis Bern (Amthaus) in Bern ihre Solidarität mit den politischen Gefangenen Costa, Silvia, Billy und Marco ausgedrückt.     

10 Personen drangen dazu in den Gefängnisvorhof ein. Lautstark wurde Costa, der im Amthaus im Knast sitzt gegrüsst. Parolen wurden gerufen und Knall- und Leuchtpetarden gezündet. Diverse Gefangene antworteten mit Klopfzeichen und zündeten hinter den getrübten scheiben ihrerseits Feuerzeuge.

Die Aktion erfolgte im Rahmen der Aktionstage für unsere GenossInnen, die sich im Moment im Hungerstreik befinden. Trotz der Gitterstäbe und Knastmauern führen sie ihren Kampf gegen Herrschaft, Umweltzerstörung und Kapital weiter.

Zusammen sind wir stark, Solidarität ist unsere beste Waffe!

Drinnen und draussen - ein Kampf!

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Hintergrund-Infos:
http://ch.indymedia.org/de/2010/09/77495.shtml

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KREUZRITTER
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BZ 25.9.10

Minarett

 Demo in Langenthal

 In einer Woche wollen die Minarettgegner in Langenthal demonstrieren. Rechtsextreme Kreise stecken womöglich dahinter.

 Der Entscheid der bernischen Baudirektion hat nicht allen gepasst: Die islamische Glaubensgemeinschaft Langenthal darf das geplante Minarett auf der Moschee bauen. Die Juristen haben die hängige Beschwerde abgewiesen. Überraschend ist der Entscheid vor allem deshalb, weil das Volk im November 2009 Ja zur Anti-Minarett-Initiative gesagt hatte. Die Reaktionen fielen denn auch heftig aus.

 Doch jetzt verschärft sich der Ton merklich. Im Internet rufen die Minarettgegner zu einer Demonstration vor der Moschee in Langenthal auf. Die Aktion soll in einer Woche stattfinden. Zudem haben die Gegner eine Petition lanciert, die bisher von rund 200 Personen unterschrieben wurde. Einiges deutet darauf hin, dass der Initiant rechtsextremen Kreisen nahesteht.

 Auch der St. Galler SVP-Nationalrat Lukas Reimann exponiert sich. Er will in Langenthal eine Sitzblockade organisieren, falls das Minarett tatsächlich gebaut werden sollte.
 baz

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Langenthal

 Minarett-Gegner rufen zur Demo auf

 Scharfer Streit ums Minarett in Langenthal: Die Gegner wollen vor der Moschee demonstrieren. Stecken Rechtsextreme dahinter?

 Das Minarett sorgt weiter für Zündstoff: Diese Woche hat der Kanton das Baugesuch der islamischen Glaubensgemeinschaft Langenthal bewilligt. Und nun kündet das Komitee Stopp Minarett an, den Entscheid ans Verwaltungsgericht weiterzuziehen - falls die Muslime nicht auf den Moscheeturm verzichten.

 Der Streit ist aber nicht nur eine Paragrafenreiterei: Die Minarett-Gegner verschärfen jetzt den Ton. Auf der Internetplattform Facebook rufen sie gar zur Demonstration vor der Moschee an der Bützbergstrasse in Langenthal auf. Heute in einer Woche soll diese stattfinden. Verantwortlich ist die Facebook-Gruppe "Stopp dem Minarett in Langenthal". Die knapp 250 Mitglieder stören sich daran, dass nach dem Ja zur Anti-Minarett-Initiative vom November 2009 trotzdem noch ein Minarett gebaut werden kann. So zumindest argumentieren die Juristen des Kantons (wir berichteten).

 Kein Gesuch eingereicht

 Wie ernst es den Organisatoren ist, bleibt unklar. Bis gestern haben sich knapp drei Dutzend Personen für die Demonstration angemeldet. Bei der Stadt Langenthal ist allerdings bisher kein Gesuch eingegangen.

 Teilweise machen die Gegner ihrem Ärger auf der Facebook-Seite mit fragwürdigen Aussagen Luft: Wenn das "Spieli" mit dem Minarett so weitergehe, schreibt eine Frau, dann könne durchaus einmal etwas passieren. In anderen Ländern hätte es "scho lang Toti geh". Ein anderer Nutzer schlägt vor, bei der Moschee in Langenthal ein totes Schwein zu vergraben, so werde der Boden für die Muslime unrein "und kommt als Standort nicht mehr in Frage".

 Mit dem Aufruf zur Demo haben die Minarett-Gegner gleichzeitig eine Onlinepetition lanciert, die bis gestern Abend von knapp 200 Personen unterschrieben worden ist. Gestartet hat die Aktion ein "Domi Stucki" aus Zürich. Es deutet einiges darauf hin, dass der Mann gewisse Sympathien für die rechtsextreme Szene hegt. So outet er sich auf einer Profil-Seite im Netz als Fan der Gruppe Halgadom. Die deutsche Rechtsrock-Band ist wegen ihrer zweifelhaften Symbolik auch schon ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Eine Anfrage per Mail beantwortete der Petitionär gestern nicht.

 Blockade: "Nur lächerlich"

 Das Geschütz, das die Minarett-Gegner auffahren, ist selbst für Daniel Zingg zu grob. "Das sind Trittbrettfahrer", sagt der Sprecher des Stopp-Minarett-Komitees, "wir distanzieren uns."

 Ein anderer Trittbrettfahrer ist in den Augen Zinggs der St. Galler SVP-Nationalrat Lukas Reimann. Im "Tages-Anzeiger" kündete er an, er wolle in Langenthal eine Sitzblockade organisieren, falls das Minarett gebaut werden sollte. An der Demonstration wird er aber nicht teilnehmen, wie er auf Anfrage sagte: "keine Zeit". Wer hinter dem Demo-Aufruf steckt, weiss er nicht: "keine Ahnung".

 Mutalip Karaademi, Präsidenten der Glaubensgemeinschaft, ist enttäuscht: "Wir sind Opfer schmutziger Propaganda." An der Demo und der Sitzblockade stört er sich aber nicht. "Wir leben in einem freien Land." Jeder könne seine Meinung äussern.

 Dezidierter äussert sich Daniel Kettiger, der Anwalt der Muslime. Falls jemand vor der Moschee demonstrieren wolle, sei das sein Recht. Wer aber das private Gelände betrete, begehe Hausfriedensbruch. Und die "illegale Aktion", wie Kettiger die Sitzblockade Reimanns nennt, findet der Anwalt "einfach nur lächerlich".

 Dominik Balmer

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BIG BROTHER SPORT
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Bund 25.9.10

Berner Fanarbeiter sollen Pyro-Zünder zur Räson bringen

 Über 100 000 Franken Busse musste YB in der letzten Saison insgesamt bezahlen, weil Anhänger Fackeln zündeten und Gegenstände auf das Feld warfen. Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) hat nun mit der Fanarbeit Bern einen Leistungsvertrag vereinbart, in dem diese sich verpflichtet, "aktiv darauf hinzuarbeiten, dass an den Spielen kein pyrotechnisches Material abgebrannt wird." Die Fanarbeiter sind in der Zwickmühle. "Wir arbeiten in erster Linie für die Fans, und für die gehören Pyros dazu", sagt Adrian Werren, der Co-Präsident der Fanarbeit Bern. Wie gefährlich die Fackeln sind, ist umstritten. Nause sagt, Pyros seien "einfach gefährlich". Im YB-Stadion ist es bisher allerdings nie zu nennenswerten Zwischenfällen mit Fackeln gekommen. (tik) — Seite 27

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Fanarbeit zwischen den Fronten

 Die Berner Fanarbeiter haben sich gegenüber der Stadt Bern verpflichtet, gegen Pyros vorzugehen. Ändern wird sich nichts. Die Meinungen, wie man das Problem angehen sollte, gehen weit auseinander.

 Timo Kollbrunner

 "Berner Blödmänner" hätten im Stadion "Böller und Bengalos" gezündet, schrieb die deutsche "Bild"-Zeitung letzte Woche auf ihrer Homepage nach dem Europa-League-Spiel des VfB Stuttgart gegen die Young Boys. Bei YB erwartet man, von der Uefa eine Busse "in der Grössenordnung von 20 000 Euro" zu erhalten, wie Pressesprecher Albert Staudenmann auf Anfrage schreibt.

 Da kam die Mitteilung des Berner Sicherheitsdirektors Reto Nause (CVP) gerade recht. Er informierte am Donnerstag über eine Leistungsvereinbarung, die der Gemeinderat vor etwa einem Monat mit der Fanarbeit Bern abgeschlossen hat (siehe "Bund" von gestern). Damit die Stadt die Fanarbeiter auch im laufenden Jahr mit 30 000 Franken unterstützt, haben sie sich im Gegenzug zu bestimmten Leistungen verpflichtet. Die Parteien haben vereinbart, den Inhalt der Vereinbarung nicht zu veröffentlichen. Ein Aspekt scheint der Stadt allerdings derart am Herzen zu liegen, dass sie ihn in der Pressemitteilung explizit aufführt. Dort steht, die Fanarbeiter hätten sich verpflichtet, "aktiv darauf hinzuarbeiten, dass an den Spielen kein pyrotechnisches Material abgebrannt wird." Doch was heisst das konkret? Was wird sich nun ändern?

 Pyros als Teil der Fankultur

 "Die Fanarbeit ist auf die finanzielle Unterstützung der Stadt angewiesen", sagt Adrian Werren, Co-Präsident der Fanarbeit Bern. Um den städtischen Beitrag nicht zu gefährden, hätten sich die Fanarbeiter bei den Verhandlungen um den städtischen Beitrag entschieden, die Abmachung inklusive des Passus zu pyrotechnischem Material zu unterschreiben. Es ist nicht zu überhören, dass sie den entsprechenden Absatz lieber nicht in der Vereinbarung gehabt hätten. Das ist verständlich. "Wir arbeiten in erster Linie für die Fans", sagt Werren, "und für die gehören Pyros dazu."

 Genau das sei das Problem, findet Reto Nause. Er erwarte, dass die Fanarbeiter die Grundhaltung in die Fankurve transportierten, "dass Pyros eben nicht selbstverständlicher Teil der Fankultur sind". "Wir können nicht mehr tun, als die Fans darauf hinzuweisen, dass Pyros verboten sind", sagt Werren. Das hätten sie seiner Meinung nach im Rahmen ihrer Möglichkeiten schon bisher getan und würden es auch zukünftig tun. Ändern wird sich also nichts. "Bei dem, was wir präventiv machen können, schöpfen wir unseren Rahmen aus. Wir arbeiten aber nicht repressiv", erklärt Werren. Das sieht auch Reto Nause so: "Natürlich kann die Fanarbeit nicht in einen Denunziantenstatus gedrängt werden", sagt er. "Wir erwarten aber, dass dieser Passus von der Fanarbeit gelebt wird."

 Nur ein Zwischenfall in Bern

 Werren kann Nauses Erwartung nicht ohne weiteres gerecht werden. Er ist nicht nur Fanarbeiter, sondern als Vorstandsmitglied des Fanclub-Dachverbands Gäubschwarzsüchtig auch Fanvertreter. Er findet es nicht richtig, dass das Anzünden von bengalischem Feuerwerk in den Medien immer wieder mit Gewalt in Verbindung gebracht wird. Ihn stört, dass wegen der ständigen Diskussion um Fackeln vergessen geht, was die Fanarbeit alles erreicht hat und dass das Verhältnis zwischen Fans und Verein heute hervorragend ist. Aber darf er das gemäss Vereinbarung jetzt noch sagen? Darf er sagen, dass es in der Fanarbeit eigentlich grössere Probleme als Pyros gibt und dass er eigentlich den Eindruck hat, die Fankurve gehe verantwortungsbewusst mit bengalischem Feuerwerk um? Eine Wahrnehmung, die von YB zumindest nicht widerlegt wird. Nur einmal sei es im Stade de Suisse bisher zu einem kleinen Zwischenfall gekommen, schreibt Staudenmann: "Vor drei Jahren zog sich ein Fan im Gästesektor beim Zünden von Pyro leichte Verbrennungen zu". Nause dagegen sagt: "Pyros sind gefährlich. Wir sollten nicht zuwarten, bis in Bern etwas passiert." Wie gefährlich sie auch immer sein mögen: Bei der Ahndung von Pyro-Vergehen hat YB keinen Spielraum: "Jede Zündung führt zu Stadionverbot und Anzeige wegen Verstoss gegen das Sprengstoffgesetz durch die Polizei, weil es sich um ein Offizialdelikt handelt", schreibt der Pressesprecher.

 Österreich als Vorbild?

 Ein weniger repressiver Umgang mit bengalischen Fackeln wird derzeit in Österreich ausprobiert. Eine Verschärfung des Pyrotechnikgesetzes hätte dort eigentlich zu Beginn dieses Jahres dafür sorgen sollen, dass Pyros aus Stadien verschwinden. Doch nach breitem, klubübergreifendem Widerstand der Fans unter dem Motto "Pyrotechnik ist kein Verbrechen" wurde schliesslich eine Ausnahmebestimmung in das Gesetz aufgenommen, dank der nun seit dieser Saison in den österreichischen Bundesliga-Stadien in enger Absprache mit Behören und Vereinen eine bestimmte Anzahl bengalische Fackeln kontrolliert gezündet werden darf.

 Die Frage, ob der österreichische Weg auch hierzulande ein gangbarer wäre, stellt sich für Nause nicht: "Wir haben eine geltende Rechtsgrundlage, nach der wir uns richten müssen." In der Schweiz ist das Pyro-Zünden ein Verbrechen. Und was hält man bei YB von einer kontrollierten Zulassung von pyrotechnischem Material im Stadion? "Die Frage stellt sich aus unserer Sicht derzeit nicht, weil es sich um ein Offizialdelikt handelt", schreibt Staudenmann. Und weiter: "Kommt die Polizei zum Schluss, dass die kontrollierte Form eine Verbesserung der Lage brächte, wäre YB bestimmt nicht dagegen."

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Limmattaler Tagblatt 25.9.10

Eine Taskforce für den Kampf gegen Hooligans

Sidonia Küpfer

 Gewalt Stadt und Kanton Zürich und die drei Sportklubs FCZ, GC und ZSC wollen enger zusammenarbeiten. Eine Taskforce setzt sich für gewaltfreie Sportanlässe ein.

 Eine operative Taskforce und ein strategischer Steuerungsausschuss - das sind die Neuerungen, für deren Einführung sich die Mitglieder des runden Tisches für Sport ohne Gewalt an ihrer letzten Sitzung entschieden.

 Unter der Leitung der Zürcher Stadtverwaltung bilden der Kanton und die Sportklubs FCZ, GC und ZSC einen Steuerungsausschuss. Dieser besteht aus dem bisherigen Gremium und ist zuständig für die strategische Ausrichtung aller Anstrengungen zur Vermeidung und Bekämpfung von Gewalt rund um Sport- anlässe. Er koordiniert diese Aktionen auch mit den nationalen Gremien, wie aus der Mitteilung der Stadt Zürich hervorgeht.

 Taskforce entwickelt Massnahmen

 Die Sportklubs hatten die Gründung einer Taskforce angeregt. Diese wird aus Fachleuten der Stadtpolizei, des Sportamts, der Fanarbeit und der Staatsanwaltschaft bestehen sowie aus Vertretern der Klubs und der Fans. Diese wird im Auftrag des Steuerungsausschusses konkrete Massnahmen zur Vermeidung und Bekämpfung von Gewalt bei Sportanlässen entwickeln und umsetzen.

 Die Taskforce solle insbesondere einen Massnahmenkatalog erstellen zur Koordination der privaten Sicherheitsdienste mit der Polizei. Die Taskforce soll sich aber auch der Fanarbeit und dem Thema Abfall rund um die Stadien annehmen. Sie werde sich auch mit Präventionsarbeit befassen, dabei seien Alkohol und Pyrotechnik ein Thema, hiess es in der Mitteilung. Der runde Tisch wurde 2004 gegründet.

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Zürichsee-Zeitung 25.9.10

Hooliganismus

 Gemeinsam gegen Gewalt

 Stadt, Kanton und Sportclubs verstärken ihre Anstrengungen gegen Hooliganismus.

 Der "Runde Tisch für Sport ohne Gewalt" in der Stadt Zürich wird neu strukturiert. Unter der Leitung der Stadtverwaltung wird zusammen mit dem Kanton und den Fussballclubs FC Zürich und Grasshopper Club sowie dem Eishockeyclub ZSC Lions aus dem seit 2004 bestehenden runden Tisch ein Steuerungsausschuss gebildet sowie eine operative Task-Force eingesetzt.

 Der Steuerungsausschuss ist zuständig für die strategische Ausrichtung aller Anstrengungen zur Vermeidung und Bekämpfung von Gewalt rund um Sportanlässe. Die Task-Force ist hingegen für die Entwicklung und Umsetzung konkreter Massnahmen verantwortlich.

 Alkohol und Pyrotechnik im Fokus

 Sie wird insbesondere einen Massnahmenkatalog erstellen zur Koordination der privaten Sicherheitsdienste mit der Polizei, Fan-Arbeit sowie Sicherheit und Abfall um die Stadien. Sie wird sich auch mit Prävention befassen und dabei die Themen "Alkohol" und "Pyrotechnik" behandeln. Für einzelne Themen kann sie bei Bedarf Arbeitsgruppen einsetzen.

 In der Task-Force arbeiten Fachleute der Stadtpolizei, des Sportamts, der Fan-Arbeit, der Staatsanwaltschaft sowie Vertreter der drei Clubs und ihrer Fans zusammen. (sda)
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Tagesanzeiger 25.9.10

Zürcher Taskforce

Tages-Anzeiger

 Stadt und Kanton Zürich sowie die grossen Vereine FCZ, GC und ZSC Lions wollen sich stärker für gewaltfreie Sportanlässe engagieren. Der runde Tisch für Sport ohne Gewalt in der Stadt Zürich wird deshalb neu formiert und in einen Steuerungsausschuss und eine Taskforce aufgeteilt. In der neu geschaffenen operativen Taskforce arbeiten Fachleute der Stadtpolizei, des Sportamts, der Fanarbeit der Staatsanwaltschaft sowie Vertreter der Klubs zusammen. Sie ist für die Entwicklung und Umsetzung konkreter Massnahmen zur Vermeidung von Gewalt bei Sportveranstaltungen verantwortlich. Sie wird zudem Präventionsarbeit zu Themen wie Alkoholmissbrauch und Pyrotechnik leisten. (TA)

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NZZ 25.9.10

Jetzt spielt auch der Kanton mit

 Verstärkte Anstrengungen gegen die Gewalt bei Sportanlässen

 mbm. · Zufall oder nicht. Einen Tag vor dem Hochrisikospiel FC Zürich gegen den FC Basel, am Freitag, ist darüber informiert worden, wie im Kanton Zürich in Zukunft dem Problem der Gewalt rund um Sportanlässe begegnet werden soll. Aus dem seit 2004 bestehenden runden Tisch, an dem neben der Stadt Zürich der FCZ, GC und der ZSC sassen, wird ein Steuerungsausschuss gebildet. Ab sofort ist auch der Kanton mit von der Partie. Zusätzlich wird neu eine operative Task-Force ins Leben gerufen. Wie es in einer Medienmitteilung heisst, sind vonseiten der Stadt das Sportamt, die Stadtpolizei und die Fan-Arbeit sowie vonseiten des Kantons die Sicherheitsdirektion und die Staatsanwaltschaft beteiligt.

 Die Leitung des Steuerausschusses obliegt der Stadtverwaltung. Zuständig ist der Ausschuss für die strategische Ausrichtung von allen Anstrengungen zur Verhinderung und zur Bekämpfung von Gewaltausbrüchen im Zusammenhang mit Fussball- und Eishockeyspielen. Ausserdem ist er für die Zusammenarbeit mit den nationalen Gremien verantwortlich. Wie Reto Casanova, der Mediensprecher des Polizeidepartements, auf Anfrage sagte, wird der Steuerungsausschuss aus 10 bis 12 Personen bestehen, die sich pro Jahr zwei- bis dreimal treffen, zum ersten Mal im nächsten Frühling.

 Die Gründung einer Task-Force war von den Sportklubs angeregt worden. Sie wird im Auftrag des Steuerungsausschusses für die Entwicklung und Umsetzung von konkreten Massnahmen eingesetzt. Ihre Hauptaufgabe wird es zunächst sein, einen Massnahmenkata log zusammenzustellen, in dem die Koordination der privaten Sicherheitsdienste mit der Polizei, die Fan-Arbeit, die Sicherheit, das Abfallproblem rund um die Stadien und die Prävention punkto Alkoholkonsum und Pyrotechnik geregelt werden. Laut Casanova gehören der Task-Force 10 bis 12 Fachleute aus den verschiedensten Bereichen an. Sie wird schon vor dem Steuerungsausschuss erstmals zusammensitzen und sich dann mehr als dreimal pro Jahr treffen. Falls nötig, können auch noch Arbeitsgruppen eingesetzt werden.

 Die FCZ-Fans, welche die Heimspiele ihrer Mannschaft in der Südkurve verfolgen und dabei lieber stehen statt sitzen, sammeln am Basel-Match Geld. Damit wollen sie sich an den Kosten beteiligen, die entstehen, wenn die Sitze für Fussballspiele abmontiert würden.

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stadt-zuerich.ch 24.9.10

Runder Tisch für Sport ohne Gewalt

Stadt, Kanton und Sportclubs gemeinsam gegen Gewalt bei Sportanlässen

Der Runde Tisch für Sport ohne Gewalt in der Stadt Zürich wird neu formiert. Unter der Leitung der Stadtverwaltung wird zusammen mit dem Kanton und den Clubs FC Zürich, Grasshoppers Club Zürich und ZSC Lions aus dem bisherigen Gremium ein Steuerungsausschuss gebildet und neu eine operative Taskforce etabliert. Damit schaffen die Beteiligten die strukturellen Voraussetzungen, um ihre Zusammenarbeit zu verbessern und wirksame Massnahmen zur Vermeidung und Bekämpfung von
Gewalt rund um Sportveranstaltungen zu entwickeln und umzusetzen.

Stadt, Kanton und Sportclubs wollen sich noch stärker gemeinsam für gewaltfreie Sportanlässe engagieren. An der letzten Sitzung des seit 2004 bestehenden Runden Tischs für Sport ohne Gewalt, die Ende September unter der Co-Leitung von Polizeivorsteher Daniel Leupi und Schul- und Sportvorsteher Gerold Lauber stattfand und an der erstmals auch der Kanton teilnahm, einigten sich die Vertreter der Stadt (Sportamt, Stadtpolizei, Fanarbeit), der drei grossen Sportclubs (FCZ, GC, ZSC Lions) und des Kantons (Sicherheitsdirektion, Staatsanwaltschaft) darauf, aus dem bisherigen Gremium einen Steuerungsausschuss zu bilden und neu eine operative Taskforce zu etablieren.

Der Steuerungsausschuss ist zuständig für die strategische Ausrichtung aller Anstrengungen zur Vermeidung und Bekämpfung von Gewalt rund um Sportanlässe sowie die Koordination mit den entsprechenden nationalen Gremien. Im Auftrag des Steuerungsausschusses ist die von den Sportclubs angeregte Taskforce für die Entwicklung und Umsetzung konkreter Massnahmen zur Vermeidung und Bekämpfung von Gewalt bei Sportanlässen verantwortlich. Die Taskforce wird insbesondere einen Massnahmenkatalog erstellen bezüglich Koordination der privaten Sicherheitsdienste mit der Polizei, Fanarbeit sowie Sicherheit und Abfall um die Stadien. Sie wird sich auch mit Präventionsarbeit befassen und dabei die Themen Alkohol und Pyrotechnik behandeln. In der Taskforce arbeiten Fachleute der Stadtpolizei, des Sportamts, der Fanarbeit der Staatsanwaltschaft sowie Vertreter der Clubs und ihrer Fans zusammen. Zur vertieften Behandlung einzelner Themen kann die Taskforce bei Bedarf Arbeitsgruppen einsetzen.

Die Vertreter der Stadt, des Kantons und der Clubs sind überzeugt mit der Erweiterung, der neuen Organisation und der klaren Aufgabenverteilung gute strukturelle Voraussetzungen geschaffen zu haben, um ihre Zusammenarbeit zu verbessern und wirksame Massnahmen zur Vermeidung und Bekämpfung von Gewalt bei Sportanlässen zu entwickeln und umzusetzen.

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SICHERHEITSDIENST
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Basler Zeitung 25.9.10

Es rumort bei Basel United

 Basel. Mitarbeiter des Joggeli-Stadiondienstes wollen gegen Kündigungen protestieren

 Patrick Künzle, Ralph Schindel

 Bei Basel United, der Betreiberin des St.-Jakob-Parks, sind derzeit Umstrukturierungen im Gange. Dies sorgt für einige Unruhe.

 Rund 300 Frauen und Männer sind im Stadiondienst des St.-Jakob-Parks tätig. Sie sorgen für einen reibungslosen Ablauf der Fussballspiele - insbesondere im Sicherheitsdienst. Unter den meisten dieser Mitarbeiter kursiert derzeit ein E-Mail. Darin werden sie aufgefordert, sich Gedanken zu machen, auf welche Weise man gegen die Stadion-betreibergesellschaft Basel United protestieren könne.

 Ein Mitarbeiter des Stadiondiensts, der sich bei der BaZ meldete, geht noch einen Schritt weiter: "Die Stimmung bei uns ist derzeit so schlecht, dass man sich sogar einen Streik vorstellen kann." Die Rede ist vom FCB-Heimspiel am Sonntag, 3. Oktober, gegen den FC Sion.

Strukturanalyse

Grund für die schlechte Stimmung sind Umstrukturierungen bei Basel United. Auf Ende Oktober tritt der langjährige Geschäftsführer Christian Kern ab. Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Basler Jurist Thomas Ulrich seine Nachfolge antritt. In diesem Zusammenhang hat gemäss BaZ-Informationen die Firma ISS, bekannt als Reinigungsunternehmen, in den vergangenen Monaten eine Studie verfasst, um die Strukturen von Basel United zu überprüfen.

 Resultat der Strukturüberprüfung scheinen Personalrochaden zu sein. Platzwart Andreas Knöpfli wurde vor dem Spiel gegen die Grasshoppers freigestellt (die BaZ berichtete). Zudem wurde einer Logistikmitarbeiterin gekündigt, die für die Arbeitspläne im Bereich Stadiondienst zuständig war. Ungewiss ist die Zukunft von Sicherheitschef Beat Meier, der in der Hierarchie zurückgestuft werden soll. Und es ist von Änderungskündigungen die Rede.

 Die Personalrochaden bei ihren Vorgesetzten haben beim Sicherheitspersonal des St.-Jakob-Parks zu Verunsicherung geführt. Die Mitarbeiter wurden am Mittwoch nach dem GC-Spiel darüber informiert. Dies sei eine "Schocknachricht" gewesen, heisst es aus ihren Kreisen. Im E-Mail, das kursiert, wird kritisiert, dass ein funktionierendes Team auseinandergerissen werde, dass Leuten mit jahrelanger Erfahrung gekündigt worden sei. In diesem Mail werden jedoch gleichzeitig Bedenken geäussert, ob ein Streik ein gutes Mittel sei. Denn man wolle in keinem Fall dem FC Basel schaden, da der Club mit den Änderungen bei Basel United nichts zu tun habe. Was ebenfalls gegen einen Streik spricht: "Viele unserer Leute sind auf das Geld dieser Teilzeitarbeit angewiesen", vermutet ein Stadiondienst-Mitarbeiter.

 Schlechte Stimmung herrscht gemäss BaZ-Recherchen nicht nur im Fussballstadion: In der St.-Jakob-Arena, die ebenfalls von Basel United betrieben wird, hätten die Eismeister neue, schlechter dotierte Verträge erhalten.

"Keine Unruhe".

Bei Basel United gibt man sich bedeckt. Personalchef Patrick Eberle sagt lediglich: "Es gibt keine Unruhe." Der abtretende Geschäftsführer Christian Kern äussert sich nicht zum Thema. Stephan Musfeld, Präsident der Stadiongenossenschaft, war nicht erreichbar.

 Wie die neuen Strukturen von Basel United aussehen, bleibt unklar. Aus einer Pressemitteilung, die gestern veröffentlicht wurde, geht lediglich hervor, dass eine Abteilung Facility Management geschaffen wurde. Sie wird von Dominique Huber geleitet, der gleichzeitig zu 50 Prozent bei ISS angestellt bleibt. Jener Firma, welche die Strukturanalyse vorgenommen hat.

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Basellandschaftliche Zeitung 25.9.10

St. Jakob Security droht mit Streik vor FCB-Spiel

 Die Sicherheitsleute von Basel United, der Betreiberin des St.-Jakob-Parks, überlegen sich einen Streik vor dem Spiel des FC Basel gegen den FC Bayern München am nächstem Dienstag. Das Internet-Portal Online-News berichtete gestern über entsprechende Gerüchte, die in der Stadt zirkulierten. Beat Meier, Sicherheits-Chef von Basel United, bestätigte gegenüber "OnlineReports", dass er dieses Gerücht auch gehört habe. Grund für die Unruhe unter den 300 Sicherheitsleuten des St.-Jakob-Parks sind Restrukturierungen bei Basel United. So wurde der Platzwärter sofort freigestellt. Sicherheits-Chef Meier erhielt eine Änderungskündigung. Basel United teilte gestern mit, dass die Geschäftsleitung mit Dominique Huber, einem langjährigen Facility-Management-Spezialisten, ergänzt wurde. Im Bereich Stadion-Sicherheit habe es Stellenanpassungen gegeben, um die Leis- tungsfähigkeit dieses Bereichs zu optimieren. Andere personelle Entscheidungen würden nicht kommentiert. (bz)

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St. Galler Tagblatt 25.9.10

Überwachen und wegweisen?

 Ein Reglement zu Ruhe, Ordnung und Sicherheit mit Bestimmungen wie in Goldach untersteht in Rorschacherberg dem Referendum und wird in Rorschach von der SP bekämpft.

 FRITZ BICHSEL

 RORSCHACH. Den Anstoss gab in Rorschach die CVP mit der Petition zur Prüfung von verstärktem Einsatz privater Sicherheitsleute und von Videoüberwachung. Dazu solle der Stadtrat auch eine Studie über "neuralgische, sicherheitsrelevante Orte" in Auftrag geben. Er liess gemeinsam mit Rorschacherberg ein Reglement erarbeiten. Darin sind bisher auf mehrere Erlasse verteilte Regeln (auch zu Lärmschutz oder Parkierkontrolle) zusammengefasst und neue enthalten. Wie in Goldach bereits in Kraft, soll die Behörde Überwachungskameras einsetzen und dem Sicherheitsdienst mehr Kompetenz geben können. Wo Kameras installiert würden, ist noch nicht beantwortet. In Goldach hat der Gemeinderat die möglichen Standorte in einer Verfügung festgelegt.

 CVP mahnt zu Vorsicht

 In Rorschach unterstellte der Stadtrat den Entwurf der Vernehmlassung. Stellung genommen haben die CVP und die SP.

 Die CVP will nun "Taten sehen", warnt aber (Tagblatt vom 2. September) bei Befugnissen für Sicherheitsleute vor zu viel Einschränkung der Freiheit der Bürger. Der Entwurf sieht unter anderem vor, dass der Sicherheitsdienst neu Leute wegweisen oder auf den Polizeiposten führen darf.

 SP lehnt praktisch alles ab

 Die SP beteiligte sich nicht an der Diskussion. Den Entwurf gingen SP-Leute nun aber Paragraph für Paragraph durch. Dann machte die Partei, die mehr Transparenz in der Stadtpolitik fordert, einen Winkelzug: Das Ergebnis leitete sie an das Gratisblatt "Bodensee Nachrichten". Dieses machte daraus "Änderungsvorschläge der Redaktion". Die so gesteuerte Botschaft lautet: Die SP ist grundsätzlich gegen einen privaten Sicherheitsdienst, sagt Nein zu mehr Kompetenzen für diesen, will auch die Kontrolle des Parkierens bei der Polizei belassen, sagt Nein zu Überwachungskameras, sagt Nein zu einem Suchtmittelverbot auf einzelnen Plätzen.

 Die SP lehnt also praktisch jede Neuerung ab. Hingegen macht sie einen Vorschlag: Für die gesetzliche Nachtruhe ab 22 Uhr sollen Gartenrestaurants nicht mehr um 22 Uhr schliessen müssen.

 Am Schluss nur Kosten?

 Das Vorgehen der SP erinnert an früher: Eine Partei greift ein Thema auf. Verwaltung und Stadtrat bearbeiten es. Wenn das Resultat vorliegt, kämpft aber eine andere Partei dagegen. Wegen gegenseitiger Blockade wird am Schluss nichts verwirklicht, sind nur Kosten entstanden oder andere Arbeit liegengeblieben.

 So ging es in der Stadtpolitik oft. Das war der Hauptgrund, dass die Rorschacher die Departemente in Stadtrat und Verwaltung und das Parlament abschafften.

 Der Stadtrat prüft die Einwände

 Nach Auskunft von Stadtschreiber Bruno Seelos wird der Stadtrat die Einwände nun prüfen und das gegenüber dem Entwurf möglicherweise geänderte Reglement voraussichtlich am 5. Oktober verabschieden und dem fakultativen Referendum unterstellen. Einzelne Änderungen sind auch denkbar wegen Fragen um übergeordnetes Recht. Zum Beispiel, ob die Stadt Abfallsünder verpflichten kann, selber aufzuräumen - oder das mindestens bei Jugendlichen Sache der Justiz ist.

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 Rorschacherberg schon weiter

 Die Gemeindebehörden streben an, in Rorschach und Rorschacherberg gleichlautende Regeln für Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu erlassen. Weil der Stadtrat nun Änderungen prüft, der Gemeinderat Rorschacherberg das Reglement aber bereits dem Referendum unterstellte, gelingt das möglicherweise nicht. Aber auch ohne Änderung sind abweichende Massnahmen möglich. Ob sie Überwachungskameras einsetzt und Sicherheitsleuten mehr Kompetenz gibt, kann die einzelne Behörde entscheiden. Der Gemeinderat Goldach nutzt die Möglichkeit für Kameras vorerst nicht - gleich wie in Flawil. Andere Gemeinden - wie Wittenbach oder Rheineck - setzen Kameras nur ein, wo viel Abfall deponiert wird. (fbi.)

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 KOMMENTAR

 Kameras nur als Möglichkeit

 Dass er Überwachungskameras einsetzen und dem privaten Sicherheitsdienst mehr Befugnisse geben kann: Das schlägt der Stadtrat vor für mehr Ordnung und Sicherheit in Rorschach. Es klingt nach wenig, öffnet aber ein weites Feld.

 Wer nachts durch Rorschach geht, muss sich nicht unsicher fühlen, ist meistens nur einsam. Die Stadt hat bisher kein Sicherheitsproblem. Es gibt Gerangel, Beschädigungen, Dreck und Lärm. Darüber entrüstet sich die Bevölkerung zu Recht. Die CVP griff das vor eineinhalb Jahren auf mit dem Antrag, Kameras und mehr Sicherheitsleute zu prüfen. Die SP lehnt diese Neuerungen ab. Erst jetzt, nachdem Verwaltung und Stadtrat ein Reglement erarbeitet haben, und im Rahmen von Sticheleien gegen den Stadtrat, was SP-Leute derzeit intensivieren. Das gehört zwar zur Politik. Freiheit und Sicherheit der Bürger eignen sich aber nicht für Geplänkel.

 Was in Rorschach geschieht, rechtfertigt mehr Sicherheitsleute. Aber nicht, alle Bürger zu überwachen. Das kann sich jedoch ändern. Wer zur Sache beitragen will, akzeptiert das Reglement mit der Kann-Formel und achtet darauf, dass der Stadtrat erst bei dringendem Bedarf Kameras einsetzt. Wer auffallen will, zieht das Thema weiter mit dem Referendum, kann so Skepsis gegen "die da oben" nutzen. Um den Preis, Leute zu stärken, die nach mehr Repression rufen. Ein Ja der Bürger zu "kann" - was zu erwarten ist - könnten diese umdeuten als Auftrag, schon ohne Not und dauernd Kameras einzusetzen.

Fritz Bichsel
 f.bichsel@tagblatt.ch

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KALTER KRIEGER
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Solothurner Zeitung 25.9.10

Aufgeschnappt

 Zum brisanten Thema Staatsschutz weiss Peter Regli, früherer Chef des Schweizerischen Nachrichtendienstes, immer aus dem Vollen zu schöpfen. So auch am "Tag Gesellschaft und Armee" der Kantonalen Offiziersgesellschaft (KOG) in Solothurn (Seite 27). Konkret benannte er dort, wer heute die "bösen Feinde" sind: Linke, Gutmenschen und die Medien. Dieses Insiderwissen verriet er nicht nur den Offizieren, sondern auch den eingeladenen Politikern aller Couleurs. Wie es sich gehört, waren diese Gäste zuvor von KOG-Präsident René Wernli gebührend und auch namentlich begrüsst worden. So zum Beispiel FDP-Ständerat Rolf Büttiker. Ganz im Gegensatz zum ebenfalls anwesenden "linken" Ständerat, SP-Mann Roberto Zanetti. Man darf davon ausgehen, dass der ehemalige kantonale Militärdirektor diese Schmach wegstecken konnte. Dennoch: Wie muss man sich den Affront erklären? Wars einfach ein Versehen? Oder hat Ex-Geheimdienstler Regli in den alten Staatsschutz-Fichen gekramt und den Organisatoren verraten, wie Zanetti in jungen Jahren als Soldat seine Offiziere jeweils zur Weissglut getrieben hatte: mit dem Tragen eines roten Halstüchleins. (ums.)

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Grenchner Tagblatt 25.9.10

Den Feind sichtbar gemacht

 Offiziersgesellschaft Ex-Geheimdienstchef Peter Regli sprach in Solothurn

Samuel Misteli

 Umrahmt von militärischem Zeremoniell beging die Kantonale Offiziersgesellschaft (KOG) ihren "Tag Gesellschaft und Armee". Die berittene Artilleriemusik Solothurn erschien zwar gestiefelt und teilweise mit umgeschnallten Sporen, aber zu Fuss: "Die Pferde haben sie im Stall gelassen", stellte ein Anwesender fest. Es wäre auch etwas eng geworden im Landhaussaal am Donnerstagabend, wären die Musiker hoch zu Ross erschienen - auch wenn rund zwei Drittel der Stühle besetzt waren. Darin sassen zahlreiche Uniformierte, einige Kantonsräte samt Präsident Hans Abt, einige Gemeinderäte und zwei Ständeräte - von denen nur einer, Rolf Büttiker, sich über eine Begrüssung freuen konnte.

 Die Artilleriemusik durfte rund eine Viertelstunde länger spielen als vorgesehen, weil die Offiziersgesellschaft mit dem Feind Technik kämpfte. Die versammelten Zuhörer trugen die unmilitärische Unpünktlichkeit mit Fassung.

 "Prophet" polemisierte lustvoll

 Nach einleitenden Worten des scheidenden KOG-Präsidenten René Wernli überbrachte Rolf Leuthard, Vorsteher des kantonalen Amtes für Militär- und Bevölkerungsschutz, die Grüsse der Solothurner Regierung. Leuthard nutzte die Gelegenheit auch gleich, um die Vorfreude auf den Hauptreferenten zu schüren: Ein "Feuerwerk" erwarte die Zuhörer beim Vortrag von Ex-Geheimdienstchef Peter Regli, versprach der AMD-Chef. "Klare Sprache, provokative Aussagen, aber unterlegt mit immensem Wissen."

 Das sollte sich tatsächlich als zutreffende Charakterisierung der rund einstündigen Ausführungen des Mannes erweisen, der dem Schweizer Nachrichtendienst von 1990 bis 1999 vorgestanden war. Regli, von Rolf Leuthard als "Prophet" angekündigt, polemisierte lustvoll, teilweise mit einer guten Portion Sarkasmus, dann wieder mit der Ernsthaftigkeit des "besorgten Bürgers", als den er sich selber bezeichnete.

 Gegen Medien und Links-Grüne

 "Der Gegner ist unsichtbar", sagte der Ex-Geheimdienstler zu Beginn, um den unsichtbaren Feind danach sichtbar zu machen - und so den Beweis zu führen, dass die Schweiz ihren Staatsschutz nötiger braucht denn je. Regli warnte vor Islamisten, vor Parallelgesellschaften, vor der "Krake" Mafia, vor linkem Terror, vor Cyber-Terrorismus - allgemein vor den "Akteuren im Schatten". Er setzte mitunter Spitzen gegen ewig miesepetrige Medien, gegen Links-Grüne, gegen "Frau Calmy" im Bundesrat, gegen Zivildienstleistende. "Die Gutmenschen haben Überhand", rief Regli in den Saal. In den letzten zehn Jahren sei die nationale Sicherheit sträflich vernachlässigt worden.

 "Wir müssen in diesem Land wieder vermehrt das sicherheitspolitische Bewusstsein schärfen", lautete sein Fazit. Das war durchaus im Sinn der versammelten Offiziere: Regli erntete Applaus und Zuspruch vom neuen KOG-Präsidenten Beat Muralt, bevor der offizielle Akt mit dem Abspielen der Nationalhymne beschlossen wurde.

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RASSIMUS
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sf.tv 25.9.10

Grünliberale Zürich schliessen höchsten Opfiker aus

 Urs Wagner, der Gemeinderatspräsident der Zürcher Gemeinde Opfikon, ist wegen parteischädigendem Verhalten aus der Grünliberalen Partei des Kantons Zürich ausgeschlossen worden. Grund dafür war die 1.August-Rede von Wagner.

sda/buet

 Die in der Rede zum Ausdruck gebrachten, teilweise rassistischen Positionen seien nicht mit den grundlegenden Wertvorstellungen und Leitlinien der Grünliberalen vereinbar, teilte die Kantonalpartei mit. Zudem seien weitere Fakten bekannt geworden, welche für die Grünliberalen nicht mit einem Mandat vereinbar seien. Die Partei nannte allerdings keine weiteren Einzelheiten.

 Keine einvernehmliche Lösung

 In der in Opfikon gehaltenen Rede zum diesjährigen 1. August hatte der 43-Jährige Wagner unter anderem wegen rassistischer Aussagen für Aufregung gesorgt. So sprach sich der Physiker und ETH-Absolvent zum Beispiel gegen die Ansiedlung nichtweisser Menschen auf dem europäischen Territorium aus.

 Die Partei habe sich um eine einvernehmliche Lösung bemüht, welche auch der schwierigen persönlichen Situation gerecht geworden wäre, heisst es im Communiqué weiter. Trotz diesen Bemühungen im Rahmen von persönlichen Gesprächen sei eine einvernehmliche Lösung nicht möglich gewesen.

 Ausschluss war letzte Möglichkeit

 Wagner habe eine klare Entschuldigung sowie einen Rücktritt von seinem Amt als Gemeinderatspräsident und Gemeinderat abgelehnt. Deshalb, so die Partei, sei dem Vorstand einzig der Weg des Ausschlusses übrig geblieben.

 Der Opfiker Ortspolitiker hat nun 30 Tage Zeit, den Entscheid des Parteivorstands anzufechten, wie Co-Präsidentin Tiana Moser sagte. Falls er sich dazu entschliesst, entscheide die Mitgliederversammlung am 9. November abschliessend über den Verbleib Wagners in der Partei.

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Tagesanzeiger 25.9.10

GLP wirft Opfiker Gemeindepräsident aus der Partei

Temperli Silvio

 Zürich - Reiner Tisch bei den Grünliberalen des Kantons Zürich: Sie haben gestern Freitagabend an ihrer Vorstandssitzung Urs Wagner, Gemeindepräsident und Gemeinderat von Opfikon, aus der Partei ausgeschlossen. Der Entscheid sei einstimmig ausgefallen, heisst es in einer Medienmitteilung. Urs Wagner selber habe an der Sitzung nicht teilnehmen wollen, präzisierte die Partei auf Anfrage. Als Grund für den Rauswurf gibt die GLP "parteischädigendes Verhalten" an. Ausschlaggebend seien seine "teilweise rassistischen Positionen" gewesen. Wagner hatte namentlich an seiner 1.-August-Rede vor dem Rathaus in Opfikon für Irritation gesorgt. Damals sprach der Grünliberale in glitzernden weissen Schuhen davon, dass die Ansiedlung nicht weisser Menschen in die Schweiz abgelehnt werden müsse. Hinzu kamen weitere Vorfälle wie Drohungen und Ausraster des 44-jährigen Physikers, welche zu einem Verhör bei der Polizei geführt hatten (TA vom 20. September).

 Nach Angaben der GLP sei eine einvernehmliche Lösung, die auch der "schwierigen persönlichen Situation" Wagners gerecht geworden wäre, nicht möglich gewesen. Er habe sich von seinen Äusserungen inhaltlich nicht distanzieren wollen und einen Rücktritt aus eigenem Antrieb stets abgelehnt. Wagner gilt als eigenbrötlerisch und verschlossen. Angeblich befindet er sich in einer Lebenskrise, Job und Wohnung hat er kürzlich verloren. Ob Wagner weiterhin das 36-köpfige Stadtparlament präsidieren wird, bleibt vorderhand offen. (sit)

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Aargauer Zeitung 25.9.10

Grassiert unter Nachtschwärmern der Rassismus?

 Fair Clubbing Der Kanton soll gegen die Diskriminierung von Ausländern in Aargauer Discos einschreiten

Urs Moser

 So regelmässig, wie entsprechende Meldungen auftauchen, werden sie von den Clubbetreibern dementiert: Es soll Discos geben, die systematisch Angehörigen bestimmter Völkergruppen - namentlich Jugendlichen aus dem Balkan - den Zutritt verweigern.

 Regierung soll eingreifen

 Dieser Thematik soll sich im Aargau nun die Regierung annehmen. Kaum in den Grossen Rat nachgerutscht, deponierte SP-Vertreter Ivica Petrusic, Präsident von second@s plus, ein entsprechendes Postulat. Der Regierungsrat soll Massnahmen ergreifen, damit "in Aargauer Clubs nicht mehr Zutrittsverweigerungen aufgrund rassistischer Motive praktiziert werden können".

 Solche Eintrittsverweigerungen würden verfassungs- und strafrechtliche Bestimmungen verletzen, dennoch hätten Betroffene kaum eine Chance, sich dagegen zu wehren. Die Regierung müsse deshalb ein Zeichen setzen und jedwelchen Diskriminierungen entgegenwirken. Petrusic spricht in seinem Postulat zum Beispiel vom Entzug der Bewilligung für Betriebe, in denen eine diskriminierende Praxis herrscht - "für bestimmte Zeiten oder allenfalls für immer".

 Jeder Fall ist einer zu viel

 Auf Nachfrage zeigt sich, dass das Problem überschaubare Dimensionen hat. Über die neu eingerichtete Internetplattform fairer-clubbing.ch sind laut Ivica Petrusic konkret "fünf oder sechs" Meldungen zu drei Clubs im Aargau eingegangen, in welchen sich Jugendliche aufgrund ihrer ausländischen Herkunft diskriminiert behandelt vorkamen, weil ihnen der Zutritt verweigert wurde. Ist da der Ruf nach regierungsrätlichem Eingreifen nicht etwas übertrieben? Petrusic sieht das keineswegs so. Grundsätzlich sei jeder Fall einer zu viel. "Wir haben im Aargau auch keine Burkas und führen trotzdem eine Burka-Debatte", rechtfertigt er den Ruf nach staatlichem Eingreifen. Auch die Ausländerkriminalität sei wegen einer kleinen Minderheit in aller Munde, dass weit mehr unbescholtene Migranten unter ungerechtfertigten Diskriminierungen leiden, sei aber kein Thema. Es gehe darum, eine Sensibilisierung dafür zu erreichen und die Problematik auf die politische Ebene zu heben. Ein ähnlich lautender Vorstoss wurde auch schon im Luzerner Kantonsparlament eingereicht, ein nächster ist im Kanton Zürich in Planung.

 Clubs nicht an Pranger stellen

 Bekannt ist, dass sich im Aargau schon ausländische Jugendliche darüber beklagt haben, sie würden nur wegen dem "-ic" im Namen nicht in die "Kettenbrücke" in Aarau eingelassen. Die Betreiber bestreiten dies allerdings. Die Ausweiskontrollen mache man, weil man das Alter kontrollieren müsse und weil es der Sicherheit diene: Wer davon ausgehen müsse, dass der Türsteher seinen Namen kenne, verhalte sich eher anständig. Wo die übrigen Klagen herkommen, will Petrusic nicht verraten. Man habe das Forum fair-clubbing.ch nicht eingerichtet, um Clubs an den Pranger zu stellen, sondern wolle den Dialog suchen. Einen Widerspruch zur Forderung nach staatlichem Durchgreifen und dem Entzug von Betriebsbewilligungen sieht er darin nicht. Der Grossrat zieht einen Vergleich zum Mehrsäulenprinzip zum Beispiel in der Drogenpolitik: Es brauche eben beides, Prävention und Repression.

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DROGEN
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Zürichsee-Zeitung 25.9.10

Zürcher Suchtprävention Seit 25 Jahren im Einsatz für einen intelligenteren Umgang mit Drogen

 Risiko mindern statt abschrecken

 Die Drogenprävention hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Statt den Teufel an die Wand zu malen, setzt man heute vor allem auf einen risikoarmen Umgang mit Betäubungsmitteln.

 Alfred Borter

 1969 lag die Drogenprävention noch in den Händen der Stadtpolizei, wie Schulvorstand Gerold Lauber zum 25-Jahr-Jubiläum der Suchtpräventionsstelle ausführte. Eine Plakatkampagne arbeitete mit dem Mittel der Abschreckung: Dargestellt war eine halb zum Skelett gewordene Frau, und als Warnung war das Wort "Rauschgift" gross hingeschrieben.

 Als die Fachleute darauf hinwiesen, die Adressaten der Botschaft könnten sich davon auch angezogen fühlen, änderte man die Taktik. Sozial-, Schul- und Polizeidepartement arbeiteten Hand in Hand, und 1985 wurde aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses die Drogenpräventionsstelle geschaffen. 1986 versuchten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, als Hasen verkleidet, die Aufmerksamkeit der Passanten zu wecken. Heute, meinte Lauber, gäben sich die Angestellten wohl nicht mehr dazu her.

 Vorbild für die Schweiz

 Es stehen auch nicht mehr Abschreckung und Abstinenz im Vordergrund. Vielmehr geht es heute darum, die jungen Menschen zu einem risikoarmen Umgang mit allenfalls zur Abhängigkeit führenden Mitteln zu bringen. "Suchtmittel lassen sich nicht aus der Welt schaffen", meinte Lauber. Aber es sei möglich, auf die Gefahr der Übertreibung hinzuweisen.

 Die Stadt Zürich, in der manche Probleme früher als andernorts und mit grösserer Heftigkeit aufträten, habe mit ihrer Präventionsarbeit die Drogenpolitik in der Schweiz massgeblich geprägt, sagte Lauber. So setzt man jetzt überall auf die vier Säulen Prävention, Therapie, Schadenminderung und Repression.

 Die Entkriminalisierung des Cannabiskonsums ist von den eidgenössischen Räten verworfen worden, das Problem harrt noch einer Lösung. Und neu geht es auch darum, die vom Gemeinderat aufgeworfene Frage zu prüfen, ob es Vorteile mit sich brächte, wenn die Stadt Cannabis abgeben würde. Wie von Eveline Winnewisser, Leiterin der Suchtpräventionsstelle, zu erfahren war, ist eine Arbeitsgruppe daran, eine Auslegeordnung vorzunehmen. Längst hat die Stelle übrigens nicht mehr allein klassische Drogen im Visier, sondern auch anderes Suchtverhalten, etwa Kaufsucht oder Internetsucht.

 Beratung für Rauschtrinker

 Und natürlich ist der Alkoholmissbrauch ein Thema. So haben die in Zusammenarbeit mit der Stadtpolizei und dem Blauen Kreuz durchgeführten Testkäufe durch Jugendliche etwa dazu geführt, dass am Knabenschiessen der Verkauf alkoholischer Getränke an unter 16-Jährige markant zurückgegangen ist. Er liegt jetzt bloss noch bei 13 Prozent.

 Zur Prävention gehört auch, dass seit gut einem halben Jahr die jugendlichen Rauschtrinker, welche ins Stadtspital Waid zur Ausnüchterung eingewiesen werden, gefragt werden, ob sie sich nicht von der Präventionsstelle beraten lassen wollten. "Etwa die Hälfte ist bereit für ein Gespräch", erklärt Winnewisser, junge Frauen eher als Burschen. Das Gespräch dreht sich dann um die Frage, was die Jungen dazu führe, einiges über den Durst zu trinken, und um Alternativen.

 Eine Herausforderung ist auch die Tatsache, dass immer mehr junge Leute in zunehmendem Mass leistungsfördernde Substanzen einnehmen. Ob sich das auch zu einer Sucht auswächst, weiss man noch nicht.

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WIDERSTAND
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NZZ 25.9.10

Bühnenkunst als Bürgerpflicht?

 Israelische Schauspieler protestieren gegen Auftritte in den Siedlungen

 Die Weigerung von Schauspielern grosser israelischer Bühnen, in der Siedlerstadt Ariel aufzutreten, hat zu einer hitzigen Debatte geführt. Das Kulturministerium droht mit rechtlichen Konsequenzen.

 Joseph Croitoru

 Israels Kulturbetrieb erlebt derzeit einen der dramatischsten Streitfälle in seiner Geschichte. In der südlich von Nablus gelegenen Siedlerstadt Ariel soll Anfang November ein Kulturhaus eingeweiht werden. Bei der bereits jetzt vorgenommenen Zusammenstellung seines Veranstaltungsprogramms ist es den Verantwortlichen gelungen, auch Gastauftritte einiger der wichtigsten Theater im Land zu buchen - so etwa des Nationaltheaters Habimah und des Cameri-Theaters, beide aus Tel Aviv. Als diese Vereinbarung, die ohne Wissen der Ensemblemitglieder beider Häuser getroffen worden war, bekanntwurde, reagierten die Schauspieler mit Bestürzung. Und tatsächlich ist der Fall präzedenzlos: Die angesehenen Bühnen Israels haben bisher in Siedlungen in den von Israel besetzten Gebieten keine Gastspiele gegeben - allerdings vor allem deshalb, weil die Räumlichkeiten dazu fehlten.

 Kultur - abseits der Politik?

 Nun aber regte sich in der Theatergemeinde aus anderen Gründen Widerstand. An die sechzig Schauspieler, Regisseure und Dramaturgen taten sich zusammen und wandten sich mit einem offenen Protestbrief an die Leitungen aller grösseren Theaterhäuser im Land. Die Schauspieler, denen namhafte Mitunterzeichner wie die Theaterautoren Edna Maziya und Jehoschua Sobol zur Seite sprangen, bekundeten ihre Weigerung, in Ariel oder anderen Siedlungen aufzutreten. Die Siedlungstätigkeit, schrieben sie, richte sich gegen den Frieden und man werde sie mit der eigenen künstlerischen Arbeit nicht auch noch unterstützen.

 Von der Forderung der Signatare, keine Verträge über Gastaufführungen ausserhalb der Grenzen von 1967 abzuschliessen, liessen sich allerdings die Intendanten der Tel Aviver Häuser nicht sonderlich beeindrucken. Bei Habimah vertritt man die Position, als Nationaltheater sei man dazu verpflichtet, das eigene Ensemble überall dort gastieren zu lassen, wo Israeli lebten. Und beim Cameri-Theater steht man auf dem Standpunkt, dass die Erweiterung des Wirkungskreises des Hauses oberste Priorität besitze. Der Protest der Theaterschaffenden wurde schnell zum Politikum und beschäftigte auch die politische Führung des Landes. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu liess wissen, man werde ein solches Verhalten, zumal die Theater vom Staat subventioniert würden, keinesfalls tolerieren. Kunst dürfe nicht mit Politik vermischt werden, sekundierte ihm seine Parteigenossin und Kulturministerin Limor Livnat, während einige ihrer Parteifreunde bekanntgaben, Künstler demnächst per Gesetz zu Auftritten in den besetzten Gebieten zwingen zu wollen. Diese Drohungen stiessen in der rechtsorientierten Presse auf Beifall - hier verunglimpfte man die Aufmüpfigen als "linksradikale Volksverräter".

 Die Gegenreaktion liess nicht lange auf sich warten. Über 300 Universitätsdozenten und die israelische Friedensbewegung "Peace Now" schlossen sich daraufhin dem Protest der Theaterleute an, mit denen sich mittlerweile auch prominente israelische Schriftsteller und Künstler, darunter Abraham B. Jehoschua und David Grossman, solidarisieren. Gegenüber der linksliberalen Zeitung "Haaretz" ergriff Jehoschua für die Schauspieler Partei. Sie hätten ein Recht auf politische Meinungsäusserung, die umso relevanter sei, als Ariel einen "problematischen Ort im Hinblick auf den Frieden" darstelle. Die junge israelische Schriftstellerin Klil Zisapel ging noch einen Schritt weiter. Die Stadt Ariel, erklärte sie, zu der "Apartheid-Strassen" führten, hätte überhaupt nicht gebaut werden dürfen. Siedlungen wie diese zementierten die israelische Besetzung palästinensischen Bodens nur weiter.

 Zuschüsse als Druckmittel

 Kulturministerin Livnat reagierte prompt und berief eine Sondersitzung des parlamentarischen Erziehungsausschusses ein, zu dem Intendanten, Vertreter der Schauspieler sowie hochrangige Kulturfunktionäre eingeladen wurden. Sie nutzte das Forum, um die Protestierenden zu einer "kleinen Minderheit" zu degradieren, die, verglichen mit der breiten Kritik an ihrem Verhalten, völlig unbedeutend sei. Die Stadt Ariel sei auf "legalem Wege" entstanden, man werde einen Boykott seitens von Kulturinstitutionen, die vom Staat bezuschusst würden, nicht dulden. Daraufhin erhitzten sich die Gemüter. Knesset-Abgeordnete von rechts und links stritten über das Recht auf kulturelle Angebote in den Siedlungen. Die aufgebrachte Kulturministerin drohte, bald die Kriterien für den Erhalt staatlicher Zuschüsse zu verschärfen und die Empfänger zu verpflichten, ihre Kulturveranstaltungen überall im Land anzubieten. Zusätzlich könnten durch ein Punktesystem Anreize geschaffen werden, gerade auch in der "Peripherie" aufzutreten.

 Die anwesende Tel Aviver Bühnenautorin Anat Gov wandte sich gegen den von rechten Diskussionsteilnehmern erhobenen Vorwurf, "Verweigerer" zu sein: "Wir Theaterleute sind keine Soldaten und somit auch keine Befehlsempfänger." Man werde wohl das Gewissen der Künstler respektieren müssen, so wie man auf die Gefühle religiöser Kollegen Rücksicht nehme, wenn sie am Sabbat nicht auftreten wollten. Selbstverständlich, antworteten die Gegner aus dem Likud im Chor, aber staatliche Gelder werde man dann nicht mehr in Anspruch nehmen dürfen.

 Noch ist nicht klar, ob und wie die Drohungen der regierenden Politiker rechtlich umgesetzt werden. Das rechte Lager setzt aber jetzt schon auf Einschüchterung. So störte nur wenige Tage später eine Gruppe von Siedlern, angeführt von dem rechtsradikalen Abgeordneten Michael Ben-Ari, mit lauten Rufen eine Theateraufführung des Cameri-Theaters. Sie beschimpften die protestierenden Schauspieler als "linke Rassisten" und wurden vom Sicherheitspersonal aus dem Saal entfernt. Draussen drohten die Störer, derartige Aktionen bald zu wiederholen. Seitdem hat sich der Streit weiter zugespitzt. Mittlerweile hat sich der Betriebsrat des Habimah-Theaters gegen die protestierenden Schauspieler aus dem eigenen Haus gewandt. Man dürfe Politik und künstlerische Arbeit nicht miteinander verquicken, verkündete die Belegschaft und stellte sich damit hinter Ministerin Livnat.

 Unterstützung aus dem Ausland

 Indessen forderte die Architekturpublizistin Esther Sandberg in "Haaretz" auch die israelischen Architekten auf, sich dem Protest der Intellektuellen und Künstler anzuschliessen und Bauprojekte in den besetzten Gebieten zu boykottieren. Dass jemand diesem Aufruf gefolgt ist, ist nicht bekannt. Aber nun erhält die Protestaktion Unterstützung auch aus dem Ausland. Über 150 amerikanische Schauspieler, Theater- und Filmautoren haben in den letzten Tagen eine diesbezügliche Petition der amerikanisch-jüdischen Organisation "Jewish Voice for Peace" unterzeichnet. Man begrüsse die mutige Entscheidung der israelischen Kollegen, schreiben die Signatare, zu denen illustre Personen wie der Folk-Sänger und Mitbegründer des Cameri-Theaters Theodore Bikel, der Dramatiker Tony Kushner und die Schauspielerinnen Vanessa Redgrave und Cynthia Nixon gehören.