MEDIENSPIEGEL 25.10.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (willkommen-im-paradies.ch, DS)
- Antifa: Bash back!
- RaBe-Info 25.10.10
- Stadtrats-Sitzung 28.10.10
- Rauschknast BE: Kantonsregierung dagegen
- Verdingkinder: Lesung
- Squat ZH: Kulturort in Luxushotel
- Anti-Antifeminismus-Kongress: den Machos einheizen
- Lausanne: Autonome gegen Polizei
- Rechtsextrem: Fremdenhass auf Fotopapier
- Migration Control: EU-Truppen; Grenzkontrollen
- Gay Pride Moskau: Sieg in Strasburg
- Anti-Atom: Energieabstimmungen; Beznau3

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REITSCHULE
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Di 26.10.10
20.00 Uhr - Frauenraum   - "WILLKOMMEN IM PARADIES" Queer Refugees - Menschenrechte für verfolgte sexuelle Minderheiten in der Schweiz?! Veranstaltung mit Queeramnesty
20.30 Uhr - Kino - Uncut - Warme Filme am Dienstag: Ha-Sodot, The Secrets, Avi Nesher, ISR 2007
20.30 Uhr - Tojo - "Lustiger Dienstag 48" LuDi-Crew und Gäste. Mehr als Variété!

Mi 27.10.10
19.30 Uhr - Rössli - "WILLKOMMEN IM PARADIES" Kriminelle Ausländer oder kriminalisierte Ausländer? Veranstaltung mit Solidarité sans Frontières

Do 28.10.10
20.30 Uhr - Kino - "MUSLIM/A" - La guerre est finie | Mitko Panov, CH 2009
21.00 Uhr - Rössli - All Ship Shape

Fr 29.10.10
21.00 Uhr - Kino - "WILLKOMMEN IM PARADIES" & "MUSLIM/A" - Ya Sharr Mout | Sabine Gisiger, Dok, CH 2008. In Anwesenheit der Protagonisten Mahmout Turkmani & Michael Spahr sowie der Regisseurin
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock & Midilux present: MAX COOPER (UK) live, Live-Act tba & Racker (be) " techno, minimal, house

Sa 30.10.10
19.30 Uhr - Kino - "MUSLIM/A" - Beirut, New Film, Disco | Kurzfilme von Raed Yassin
20.30 Uhr - Tojo - "Also mich interessiert mein Sexualleben mehr als der Israel-Palästina-Konflikt" ZhdK Zürich.
21.00 Uhr - Kino - "MUSLIM/A" - Ya Sharr Mout | Sabine Gisiger, Dok, CH 2008
22.00 Uhr - Dachstock - BAZE Plattentaufe "D' Party isch verbi" & Support: tba & Afterparty! " hiphop, electronica

So 31.10.10
18.00 Uhr - Kino - "MUSLIM/A" - Allah Made Me Funny | Musliminnen machen Standup-Comedy.
19.00 Uhr - Tojo - "Also mich interessiert mein Sexualleben mehr als der Israel-Palästina-Konflikt" ZhdK Zürich.
21.00 Uhr - Rössli - TROTTEL (HUN). " psychedelic, folk, rock, electronica

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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BZ 25.10.10

Reitschule

 Kriminalität und Menschenrechte

 Im Rahmen ihrer Reihe "Willkommen im Paradies?" führt die Reitschule diese Woche drei Veranstaltungen durch. Morgen Dienstag, 20 Uhr: "Queer Refugees - Menschenrechte für verfolgte sexuelle Minderheiten in der Schweiz"; am Mittwoch, 27. Oktober, 19.30 Uhr: "Kriminelle Ausländer oder kriminalisierte Ausländer?", sowie am Freitag, 29. Oktober, 19.30 Uhr, der Film "La guerre est finie - ein Kriegsfilm ohne Krieg, ein Flüchtlingsfilm ohne Flüchtlinge". Detailliertere Informationen unter http://www.willkommen-im-paradies.ch.

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kulturstattbern.derbund.ch 25.10.10

Von Manuel Gnos am Montag, den 25. Oktober 2010, um 06:30 Uhr

Kulturbeutel 43/10

Herr Gnos empfiehlt:
Dass Sie sich schon frühzeitig mit dem Programm für nächsten Samstag beschäftigen. Sie müssen sich nämlich zwischen mindestens vier Konzerten entscheiden. Es sind dies: Die Plattentaufe von Baze im Dachstock, das Konzert der deutschen Mardi Gras Brass Band in der Mahogany Hall an der Aare, die Tessiner Formation mit dem sperrigen Namen The Lonesome Southern Comfort Company im Ono sowie Delaney Davidson im St. Gervais in Biel. - Zu Baze kann ich Ihnen leider nicht viel sagen, da ich in dieser Sache ein totaler Banause bin. Aber da haben sich ja schon andere recht euphorisch geäussert. Wer sich also für den Dachstock entscheidet, sollte sich frühzeitig um ein Ticket kümmern. Was die Mardi Gras BB angeht, bin ich etwas gespalten: Einerseits haben Sie auf Konserve immer wieder grosse Songs abgeliefert, live haben sie mich aber nicht überzeugt bei ihrem letzten Besuch in Bern. Vielleicht sind ja dieses Mal mehr Leute da und der Sänger hat bessere Laune. Die vier Luganesi, die im Ono einkehren, habe ich noch nie live gesehen, ihre Songs auf Myspace gefallen mir aber ausserordentlich. Und Delaney Davidson, ja, den kann ich Ihnen absolut vorbehaltlos empfehlen (siehe hier).

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ANTIFA
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Indymedia 25.10.10

Zum medialen "Antifa-Bashing" der letzten Wochen in Bern

AutorIn : Berner AnarchistInnen         

Dass die "vierte Gewalt" im Staate nicht auf der Seite derer steht, die letzteren als Garant der herrschenden wirtschaftlichen Verhältnisse und des nationalistischen Blödsinns erkennen und überwinden wollen, ist nicht weiter erstaunlich. Die Intensität mit der die SpeichelleckerInnen und Bluthunde der demokratischen, marktwirtschaftlichen Herrschaft ihre Anti-Antifa-Berichterstattung in den letzten Wochen betrieben haben ebensowenig; erstaunlich ist nur wie plump die AgentInnen der publikativen Gewalt ihr Werk verrichten. Wir greifen die Berichterstattung kurz auf, weil sie beispielhaft demonstriert wie parteiliches Denken und freiwillige Hofberichterstattung gehen.     
    
Dass die antifaschistische Bewegung mit dem 10. Antifaschistischen Abendspaziergang und dem Anti-SVP-Tag, gleich zweimal hintereinander in aller Öffentlichkeit ihre Ablehnung von Staat und Kapital manifestieren konnte - und dies erst noch einmal mit und einmal ohne staatliche Erlaubnis, hatte die demokratische Propagandaabteilung in Rage versetzt. Dass die beiden Veranstaltungen friedlich über die Bühne gingen, spielte dabei keine Rolle mehr, obwohl ihnen dies im Vorfeld als wichtigstes Kriterium galt.

Denn für eineN guteN DemokratIn ist "Ungleichbehandlung" (Bund 29.09.10) unerträglich - besonders dann, wenn es sich z.B. um geschenkte* oder um fehlende Bewilligungen bei "selbst ernannten Antifaschisten" handelt, während anständige BürgerInnen für jeden Scheiss eine Genehmigung einholen müssen. (Bei Gebetstürmen einer fremden Glaubensrichtung und bei der Bestrafung von in- und ausländischen VerbrecherInnen sieht die Sache dann zwar etwas anders aus - aber das ist ein anderes Thema.) Behauptet wurde jedenfalls, dass wenn "dieses Antifa-Pack macht, was es will" der "Rechtsstaat schrittweise abgeschafft" wird (Wasserfallen im Bund vom 09.10.10). Schön wär der Gedanke ja, aber daran glaubt nichteinmal der Nationalrat selber, geschweige denn die Bund Redaktion. Die Aussagen wurden trotzdem abgedruckt, um öffentlich daran zu zweifeln, ob der fest im Sattel sitzende Rechststaat mit seinem Verhältnissmässigkeitsprinzip seinen Feinden genenüber nicht doch etwas zu tolerant auftritt - gemeine Hetze vom Feinsten!

Am Montag nach dem Antifaschistischen Abendspaziergang und dem Brand in der Berner Altstadt, wusste der Bund vom 04.10.10 auch schon einen Zusammenhang herzustellen: Obgleich der Brand erst am Sonntag Morgen ausbrach, kein Bekennerschreiben oder sonstige Hinweise vorlagen und die Polizei in alle Richtungen ermittelte, verwies der Bund auf Fakten wie die gezündeten Petarden am Abendspaziergang und die fremdenfeindliche Sortierung am Eingang der im Haus untergebrachten Bar. Weitere Spekulationen über die Täterschaft wurden nicht angestellt: Rufmord, bzw. politische Brandstiftung!

Mit demselben geschulten, parteiischen Blick erkannten die Medienschaffenden sofort, um was für eine gefährlichen Gegenstand es sich bei einer Paintball-Pistole handelt (BZ 8.10.10)**. Um allfällige Zweifel daran auszuräumen wurde die Leserschaft informiert, dass es sich bei der Gotcha-Pistole nicht um "ein Spielzeug", sondern um "eine Waffe" handle, mit der gar ein Auge verletzt werden könne. Da ist man geneigt zu sagen: Gottseidank haben die "dummen" Antifas am 6.Oktober auf den Einsatz von noch gefährlicheren Waffen wie z.B. Dartpfeilen verzichtet. Nicht dass die Polizei noch wegen akuter Gefährdung von BürgerInnen-Augen Gummischrotsalven oder im weiteren (De-)Eskalationsfall einen Warnschuss aus der Dienstwaffe hätte abgeben müssen - wie z.B. nach dem Eishockey Spiel Bern-Lugano (Bund 18.10.10)...

Aber solches wusste der Polizeidirektor zu verhindern, in dem er seine Mannen und Frauen zurückhielt. Gar nicht zurück hielt er sich jedoch auf Nachfrage bei der Bewertung der Aktion im Bund und in der BZ vom 8.10.10: "Die Demo war nervig, blöd und kontraproduktiv", "Dumm" sei "das Verhalten der Antifaschisten", weil sie mit solchen Aktionen "beste Wahlwerbung für die SVP" machen würden. Argumente dazu wie eine Aktion, welche die Schädlichkeit der rassistischen SVP-Politik für die ProletarierInnen aus allen Herren Ländern nachweist, der SVP helfen soll, blieb der CVP-Politiker schuldig. Genauso wie die JournalistInnen nicht nach einer Erklärung fragten. Offenbar war ihnen alles klar.
Vergebens wiesen wir darauf hin, dass man, um die SVP zu wählen, schon deren Grundsätze befürworten muss; die Aufteilung von Menschen in In- und AusländerInnen, in arm und reich, in EigentümerInnen an Produktionsmitteln und LohnarbeiterInnen, den Kampf gegen Missbrauch der edlen staatlichen Institutionen für Elendsverwaltung (IV, ALV...) und für Law and Order***. Und dafür haben wir - im Gegensatz zu Anderen - mitnichten geworben, denn es braucht schon eine gehörige Portion Dummheit dafür zu werben seine Stimme abzugeben, um seine eigenen Metzger zu wählen.

* Das Bündnis Alle gegen Rechts hatte nicht um eine Bewilligung gebeten.
** Naja, die Qualitätszeitung "der Bund" hat zwar ein Luftgewehr erkannt (Bund 08.10.10), aber wer wird denn bei solch akuter Gefahr im Verzug schon kleinlich sein.
*** Genau wie die Partei von Herr Nause z.B.

Berner AnarchistInnen

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RABE-INFO
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Mo. 25. Oktober 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_25._Oktober_2010.mp3
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_25._Oktober_2010.mp3&song_title=RaBe-%20Info%2025.%20Oktober%202010
- Integration von Migranten: ein Hauptziel des neuen Verbandsleiters der Jugendorganisation JUBLA
- Kopf der Woche: der schweizerisch-libanesische Musiker und Komponist Mahmoud Turkmani

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STADTRAT 28.10.10
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Stadtratssitzung (Traktanden)
Donnerstag, 28. Oktober 2010 17.00 Uhr und 20.30 Uhr
Sitzungssaal im Rathaus

NEUE LISTE///////Die Stadtratssitzungen sind öffentlich zugänglich (Besuchertribüne)
Traktanden

(...)
 
8. Reglement über die Videoüberwachung auf öffentlichem Grund sowie zum Schutz öffentlicher Gebäude (Videoreglement; VR) (FSU: Bahnan / SUE: Nause)///// Fortsetzung Verhandlung Sitzung vom 21.10.2010 10.000187
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2010/10.000187/gdbDownload

9. Motion Henri-Charles Beuchat (CVP)/Claude Grosjean (GLP)/Dolores Dana (FDP): Reduktion der Sicherheitskosten und bessere Gewaltprävention (SUE: Nause) verschoben vom 21. Oktober 2010 10.000103
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2010/10.000103/gdbDownload

10. Postulat Fraktion SP/JUSO (Leyla Gül/Giovanna Battagliero, SP): Keine übereilte Einführung der Videoüberwachung im öffentlichen Raum, sondern Lancierung eines dreijährigen Pilotprojekts (SUE: Nause) verschoben vom 21. Oktober 2010 10.000130
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2010/10.000130/gdbDownload

(...)
 
12. Motion Jimy Hofer (parteilos): Sofortiger Rückzug der Infoblätter "Rassistische Diskriminierung am Bar-, Club- und Discoeingang" (SUE: Nause) 09.000439
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2010/09.000439/gdbDownload

(...)

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RAUSCHKNAST BE
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bernerzeitung.ch 25.10.10

Zentrale Ausnüchterungsstelle für Jugendliche stösst auf Skepsis

sda / vh

 Die Berner Kantonsregierung steht der Einrichtung einer zentralen Ausnüchterungsstelle bei der Polizei skeptisch gegenüber.

 Die betroffenen, zumeist jugendlichen Alkohol- und Drogenkonsumenten gehörten stattdessen in medizinische Obhut.

 Wichtig sei in solchen Fällen eine ärztliche Erstdiagnose. Häufig sei eine ärztliche Behandlung und Überwachung solcher Patienten nötig, schreibt der Regierungsrat in einer Antwort auf zwei entsprechende Vorstösse.

 Bewachungsstation ausbauen?

 Im Vordergrund steht für die Kantonsregierung deshalb die Prüfung, ob allenfalls bestehende Einrichtungen wie die Bewachungsstation am Berner Inselspital ausgebaut werden sollten.

 Prüfen will der Regierungsrat indessen, welche Kosten den Verursachern weiterverrechnet werden können. Bei der Kantonspolizei seien entsprechende Abklärungen im Gang.

 Kosten werden in Rechnung gestellt

 Die Vorstösser beriefen sich auf ein Pilotprojekt in der Stadt Zürich mit einer derartigen Zentralen Ausnüchterungsstelle. Dort werden die Kosten von 600 bis 950 Franken den Verursachern in Rechnung gestellt.

 Mit einer solchen Ausnüchterungsstelle könnten die Notfallaufnahmen der Spitäler entlastet werden, argumentieren die Motionäre. Insebsondere an Wochenenden sind die Notfallaufnahmen der Spitäler mit zahlreichen schwer Betrunkenen belastet. Oft seien diese Menschen aggressiv und randalierten. Das letzte Wort wird das Berner Kantonsparlament haben.

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gr.be.ch 20.10.10

Schluss mit Komasaufen und Drogenrausch auf Kosten der Allgemeinheit // Mit einer ZAS Spitäler und Prämienzahlende entlasten
http://www.gr.be.ch/etc/designs/gr/media.cdwsbinary.acq/184e197726444747b4ce4155f0ccdf83-332/5/PDF/2010-8921-Vorstossantwort-D-30412.pdf

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VERDINGT
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Thuner Tagblatt 25.10.10

 Verdingkinder erzählen

 Um das unrühmliche Thema "Verdingkinder" dreht sich ein Anlass am nächsten Mittwoch in der Stadtbibliothek.

 Am Mittwoch, 27. Oktober, organisiert der Verein "netzwerk-verdingt" eine Lesung in der Stadtbibliothek Thun. Die Geschichten der ehemaligen Verdingkinder Dora Stettler, Albrecht Zaugg und Godi Brunner werden dabei näher vorgestellt.

 ♦ Dora Stettler wurde mit ihrem Buch "Im Stillen klagte ich die Welt an" einer breiteren Öffentlichkeit bereits 2004 bekannt. Sie verbrachte nach der Scheidung der Eltern vier schwere Jahre als Verdingkind, zuerst in Oberdiessbach, später in Zäziwil. Dank dem Einsatz ihres Vaters und der neuen Stiefmutter wurde Dora Stettler zusammen mit der Schwester Elsbeth vom schlimmen Hof weggeholt. Die beiden jungen Mädchen, 11 und 12 Jahre alt, waren aber für ihr Leben geprägt.

 ♦ Das autobiografische Buch "Der steinige Weg vom Verdingkind zum Fachdozenten" von Albrecht Zaugg ist im März dieses Jahres erschienen. Weil Zaugg dieses Jahr verstorben ist, wird seine Tochter Brigitte Zaugg aus dem Buch lesen. Albrecht Zaugg wurde als zehntes von dreizehn Kindern 1933 geboren. Sein Vater wurde lungenkrank und von da an nie mehr wirklich gesund; da schaltete sich die Gemeinde gegen den Willen der Mutter ein und verdingte die Kinder an unterschiedliche Orte. Sein ältester Bruder übernahm später die Vormundschaft, was Albrecht Zaugg eine Ausbildung als Krankenpfleger ermöglichte. Er wurde am Regionalspital Thun Leiter des OP- und Gipszimmer-Fachpersonals, wo er bis zu seiner Pensionierung tätig war.

 ♦ Auch Gottlieb Brunner wird aus seiner Lebensgeschichte erzählen. In Zürich geboren, kam er durch diverse Umzüge der Eltern ins Berner Oberland. Die Ehe der Eltern war nicht einfach, sein Vater kam öfters in Konflikt mit dem Gesetz, seine Mutter gab Godi Brunner schliesslich zu einem Bauern. Später kam er auf Intervention der Behörden zu unterschiedlichen Familien und an verschiedene Orte als Verdingbub, bis er als 20-Jähriger seine Lehre abschloss und aus der Vormundschaft entlassen wurde.

 Nach der Pause wird ein kurzer Einblick in die Geschichte des Verdingens gegeben. Die Vortragenden selber, der Verein wie auch weitere Mitglieder des Vereins "netzwerk-verdingt" werden Fragen beantworten. Zum Verkauf stehen Bücher zum Thema sowie von ehemaligen Verdingkindern selbst gestrickte Handpuppen.

 Der Verein ist 2009 mit der Ausstellung "Enfance volée - Verdingkinder reden" im Käfigturm in Bern bekannt geworden. Die Ausstellung tourt nun von Kanton zu Kanton, gleichzeitig organisiert der Verein in diversen Regionen Veranstaltungen, um die Geschichte der Verdingkinder aufzuarbeiten.
 pd

 Lesung des Vereins "netzwerk-verdingt": Mittwoch, 27. Oktober, Beginn um 19.45 Uhr (Türöffnung um 19.30 Uhr). Eintritt frei, Kollekte zur Deckung der Unkosten.

http://www.netzwerk-verdingt.ch

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SQUAT ZH
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20 Minuten 25.10.10

Atlantis: Besetzer planen "Ort für alternative Kultur"

 ZÜRICH. Die Besetzer des Atlantis wollen aus dem früheren Luxushotel einen friedlichen Ort für Kultur- Experimente machen. Bei einem Besuch gestern knallte es aber plötzlich.

 Ein Smiley- und ein "Besetzt"-Transparent am Gebäude zeugen derzeit von der Besetzung des ehemaligen Luxushotels Atlantis oberhalb des Triemli-Spitals. "Wir schaffen hier Lebensraum für nichtkommerzielle Kultur und Experimente", sagten Vertreter der "Familie Donovan", die hinter der Aktion steckt, gestern vor Ort zu 20 Minuten. Möglich sei im Atlantis vieles - von Ateliers über günstige Backpacker-Angebote bis hin zu Kunstausstellungen. Zudem versicherten sie: "Wir haben im Gebäude keine Schäden verursacht." Dass die Besetzer trotzdem nicht nur Freunde haben, zeigte sich beim Besuch gestern: Plötzlich fuhr auf dem Hotelvorplatz ein Auto vor, jemand warf aus diesem einen gezündeten Knallkörper in Richtung Lobby, dann rasten die Unbekannten mit Gejohle davon.

 Laut Stadtpolizei Zürich ist am Wochenende im Atlantis nichts Aussergewöhnliches vorgefallen: "Deshalb gab es auch keinen Grund, einzuschreiten", so Sprecher Marco Bisa. Man werde Anfang Woche die Gespräche mit den Besetzern und der Hotelbesitzerin wieder aufnehmen.

 Das Atlantis gehört der Luxemburger Rosebud Hotels Holding und steht seit 2004 leer. Zuletzt hatte die Stadt Zürich darin Asylbewerber untergebracht. Gemäss "Limmattaler Zeitung" plant die Holding Eigentumswohnungen oder ein Luxushotel. Roman Hodel

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ANTI-FEMINISMUS
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Radio LoRa 25.10.10

Antifeminismuskongress Zürich Uitikon 30.10.2010

Amn 30.10. rufen reaktionäre Männergruppen aus der Schweiz und Deutschland zum sogen. "Antifeminismuskongress" in Zürich-Uitikon auf. Der Beitrag informiert über die Hintergründe dieses Treffens und die Gegenaktivitäten vom antisexistischen Frauenbündnis, welches am 30.10. zur Gegendemo aufruft.
http://www.freie-radios.net/mp3/20101025-antifeminism-36838.mp3
http://www.freie-radios.net/portal/streaming.php?id=36838

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Tagesanzeiger 25.10.10

Feministen wollen den Machos eins auf den Latz geben Feministen wollen Machos einheizen

 Die Antifeministen des ehemaligen Luzerner SVP-Politikers René Kuhn müssen bei ihrem Treffen in Uitikon mit handfestem Widerstand rechnen.

 Von Daniel Schneebeli

 Zürich/Uitikon - Um 10 Uhr solls im Giardino Verde in Uitikon am Samstag losgehen. Auf diesen Zeitpunkt hat der ehemalige Luzerner SVP-Grossstadtrat René Kuhn im Restaurant von Hotelier Giusep Fry das erste internationale Antifeminismustreffen angesagt. Eine Anmeldung zu dem Anlass ist zwingend, denn jeden will die von Kuhn gegründete Interessengemeinschaft Antifeminismus nicht einlassen. Wie Kuhn gestern erklärte, haben sich bisher rund 150 Personen angemeldet. Sie erwarten sechs Referate zum Thema Gleichstellung aus männlicher Sicht, sagt Kuhn.

 Im Kontakt mit der Polizei

 Ein Thema wird am Samstag auch die Sicherheit sein. Die Antifeministen sind "seit Wochen" in Kontakt mit der Polizei. Und diese könnte nun wirklich Arbeit bekommen, denn am Samstag hat sich in Zürich erstmals ein "Bündnis gegen das Antifeminismus-Treffen" geoutet. An einer Bretterwand bei der Sihlpost haben rund 50 weibliche und männliche Aktivisten eindeutige Parolen aufgemalt und -geklebt: "Gegen Sexismus und Antifeministen" oder "Männerpartei verpisst euch" oder "Keine Fussbreite dem reaktionären Rollbäck". Dazu ruft das Bündnis in Flugblättern zu einer Kundgebung gegen das Treffen auf - am nächsten Samstag um 11 Uhr in Uitikon.

 In einem anonymen Begleitschreiben wird davor gewarnt, den Kongress als Kuriosität abzutun. Die Veranstaltung sei Teil eines grossräumigen ideologischen Angriffs auf die feministischen Errungenschaften. Das passe bestens ins derzeitige politische Hetzklima gegen Migranten, "Sozialschmarotzer" und Muslime. Das Bündnis will in Uitikon gegen die besonders "ekligen Formen der patriarchalen Geschlechterideologie" antreten. "Haut den Chauvinisten vor den Latz!", heisst es da.

 René Kuhn wollte gestern zur angekündigten Demonstration keinen Kommentar abgeben. Seine Interessengemeinschaft setze sich für die wahre Gleichberechtigung ein. Im Sorge- und im Scheidungsrecht oder für das gleiche Rentenalter der Geschlechter oder für die Dienstpflicht für Frauen. Man wolle den Frauen nichts wegnehmen und sie auch nicht hinter den Herd zwingen: "Solche Vorwürfe sind Schwachsinn."

 Die Interessengemeinschaft Antifeminismus wurde Anfang April dieses Jahres gegründet und hat inzwischen rund 800 Mitglieder, gemäss eigenen Angaben auch Frauen.

 In der Wortwahl gegen die Frauenbewegung war vor allem das 43-jährige Vorstandsmitglied René Kuhn in der Vergangenheit nicht zimperlich. Er bezeichnete Feministinnen als "zerlumpte Vogelscheuchen" und als "Gruselkabinett". Mit solchen Äusserungen hat er sich auch bei der eigenen Partei unbeliebt gemacht. Im letzten Jahr hängte er deshalb seine politische Karriere an den Nagel. Angeeckt ist auch schon die IG Antifeminismus. Zum Beispiel beim Zürcher Restaurant Waid. Es weigerte sich, das Antifeminismus-Treffen durchzuführen. Probleme gab es auch mit der Zürcher Kantonalbank. Die hat es im September abgelehnt, mit der IG eine Geschäftsbeziehung einzugehen und für sie ein Bankkonto zu führen.

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20 Minuten 25.10.10

Linke planen Krawall gegen Anti-Feministen

 ZÜRICH. Linksaktivisten drohen mit Kundgebungen und Gewalt gegen das erste internationale Anti-Feminismus-Treffen am nächsten Samstag in Uitikon ZH. In Flugblättern rufen sie dazu auf, den "Anti-Feministen aufs Maul zu geben" und "den Chauvis vor den Latz zu hauen". Die Initianten nehmen die Drohungen ernst: Sie haben eine private Sicherheitsfirma engagiert und erarbeiten mit der Polizei einen Sicherheitsplan.

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Anti-Feminismus-Treffen: Security soll für Ruhe sorgen

 ZÜRICH. Linksaktivisten drohen dem ersten Anti-Feminismus-Treffen in Uitikon mit Gewalt: Sie wollen am 30. Oktober den Anti‑Feministen "aufs Maul geben" und "den Chauvis vor den Latz hauen".

 Noch bevor das erste internationale Anti-Feminismus-Treffen im Giardino Verde in Uitikon überhaupt stattgefunden hat, müssen die Veranstalter schon um ihre Sicherheit bangen. Das "Bündnis gegen das Anti-Feminismus-Treffen" ruft mit der Parole "Gemeinsam gegen Sexismus - den Anti-Feministen aufs Maul geben!" zur Kundgebung in Uitikon auf. Rund fünfzig Personen aus linksextremen Kreisen haben am Freitag die Bauwand gegenüber der Sihlpost in Zürich mit Bildern, Symbolen und Texten beklebt. Auch Flugblätter wurden verteilt, worin dazu aufgerufen wird, "den Chauvis vor den Latz zu hauten" und "Radau zu machen". "Kämpfen wir gemeinsam gegen das Patriarchat und für echte Gleichberechtigung", schreiben die Aktivisten.

 Der Initiant des Anti‑FeminismusTreffens, René Kuhn, ist besorgt. "Wenn man sieht, mit welcher Zerstörungswut diese Leute am 1. Mai wüten, muss man diese Drohungen sehr ernst nehmen", sagt Kuhn. Gemeinsam mit der Kantonspolizei Zürich werde ein Sicherheitskonzept erarbeitet. Ausserdem wurde eine private Sicherheitsfirma engagiert. Kuhn prüft jetzt, eine Anzeige gegen die Aktivisten einzureichen. Weniger Bedenken hat Markus Haubensak, Besitzer der Liegenschaften des Giardino Verde: "Man sollte sich nicht von Drohungen einschüchtern lassen." Er bedauert, dass solche Drohungen einem respektvollen Dialog vorgezogen wurden. Dennoch hofft er, dass sich einige kritische Gegner zum Anlass einfinden werden. Am Anti-Feminismus-Treffen werden 150 Gäste erwartet. Darunter 30 Frauen.  

Désirée Pomper

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NZZ 25.10.10

Protest gegen Antifeministen

 bai. · "Gemeinsam gegen Sexismus und Antifeministen!" lautet die Parole, mit der das Bündnis gegen das Anti-Feminismus-Treffen am Freitagabend in einer Aktion in Zürich auf seine Kundgebung gegen das Anti-Feminismus-Treffen am Samstag, 30. Oktober, aufmerksam gemacht hat. Die Bauabsperrung gegenüber der Sihlpost im Kreis 1 wurde hierzu mit Protesttexten beklebt. Die vom Luzerner SVP-Politiker gegründete Interessengemeinschaft Antifeminismus will am 30. Oktober in Uitikon im Giardino Verde das "1. Internationale Anti-Feminismus-Treffen" durchführen. Am selben Tag wird um 11 Uhr auf dem Uitikoner Dorfplatz gegen dieses umstrittene Vorhaben demonstriert.

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LAUSANNE AUTONOME
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20 Minuten 25.10.10

Aufgebrachte Menge trat Polizisten spitalreif

 LAUSANNE. Die Kontrolle von Sprayern ist drei Polizisten zum Verhängnis geworden. Ein Mob warf Pflastersteine auf die Beamten und traktierte diese mit Fusstritten.

 Die Jugendlichen hatten am Freitagabend in der Nähe des Bahnhofs Lausanne tagsüber an die Wände gesprayt. Als die Polizei eintraf, flüchteten sie und mischten sich unter das Publikum des in der Nähe stattfindenden Underground Film and Music Festival. Als die Ordnungshüter dann eine Person befragen wollten, kam es zu einem Handgemenge mit Umstehenden. Ein Polizist verteidigte sich mit einem 30 Zentimeter grossen Mega-Pfefferspay mit einer Sprühweite von bis zu vier Metern. Doch Ruhe kehrte dadurch nicht ein - im Gegenteil: Ein zu Boden gestürzter Beamter wurde von der aufgebrachten Menge mit Fusstritten und Schlägen traktiert. Eine junge Frau kickte dem am Boden Liegenden gar ins Gesicht. Ein Kollege des Beamten setzte darauf seinen Schlagstock ein, um die Angreifer in Schach zu halten - doch die Jugendlichen, die inzwischen Verstärkung erhalten hatten, bewarfen die Polizisten mit allem, was nicht niet- und nagelfest war. Ein Polizist wurde von einem acht Kilogramm schweren Pflasterstein am Genick getroffen.

 Insgesamt drei Polizisten wurden verletzt, drei Jugendliche im Alter von 20 bis 25 Jahren konnten festgenommen werden - darunter die junge Frau. "Solch rohe Gewalt gegen Polizisten kommt glücklicherweise sehr selten vor", so Polizei-Sprecher Hervé Kaufmann.  nm

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24 Heures 25.10.10

Coup de pied en pleine tête et pavé dans la nuque

 Trois policiers lausannois ont été blessés vendredi soir lors d'une échauffourée en ville

 Vendredi soir, le bras de fer a mal tourné. Il a opposé les forces de l'ordre lausannoises et un groupe de jeunes qui taguaient le symbole de l'anarchie en plusieurs endroits de la ville. Tout s'est passé très vite - en même pas cinq minutes - dès que les policiers ont identifié sur l'esplanade de Montbenon une personne correspondant au signalement reçu. Usant du spray au poivre, les forces de l'ordre ont plaqué au sol le jeune autonome d'environ 25 ans qui se débattait. L'interpellation s'est déroulée aux abords du Lausanne Underground Film Festival (LUFF), où plusieurs dizaines de personnes se restauraient. Toutes n'ont pas compris ce qui se passait, et certains festivaliers, venus de toute la Suisse assister à un concert Punk hardcore, ont pris le parti du jeune homme en s'attaquant aux agents de police. Sollicité, le groupe d'intervention est arrivé en renfort alors que les agents essuyant des tirs de projectiles avaient dû se replier. Au final, deux personnes ont été interpellées et trois policiers ont été blessés, dont deux qui ont été conduits à l'hôpital. Au sol, l'un a été roué de coups de pied et de coups de poing alors qu'un collègue tentait d'intervenir en faisant usage de son bâton tactique. Un autre a été touché à la nuque par un pavé de 8 kilos lancé depuis la foule. Une enquête pénale a été ouverte.

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Echauffourées

 De jeunes anarchistes affrontent les policiers lausannois venus les arrêter

 Vendredi soir, des "autonomes" ontsemé la zizanie avantde se rendre à un festival. La police les a interpellés.

 Laurent Grabet Textes,  Patrick Martin Photos

 Un policier qui se prend un coup de pied en pleine tête et qui finit avec deux semaines d'arrêt. Un autre qui reçoit un pavé de 8   kilos sur la nuque, sans dommage cette fois. Et des dizaines de participants au Lausanne Underground Film & Music Festival (LUFF) atteints par des "mégasprays" au poivre utilisés par les policiers pour se défendre contre un groupe de jeunes "autonomes" noyés dans la foule.

 Ces violences ont duré cinq minutes. Porte-parole du LUFF, Patrick Suhner était présent: "En nous interposant entre la foule et la police, nous avons sans doute évité bien pire. " Vers 23 h, deux agents ont débarqué au milieu des 150 personnes aux abords du Casino. Parmi elle, une cinquantaine de "punks hardcore" venus de toute la Suisse écouter un groupe pionnier du genre. Les policiers cherchent une dizaine de jeunes "autonomes" qui, dès 20 h 30, s'étaient fait remarquer à la gare. "En taguant le A d'anarchie sur les murs du parking puis en essayant de voler des marchandises à la Coop voisine à 22 h 35", explique l'employé du parking tout en nous montrant la vidéo. C'est lui qui a alerté la police.

 Laquelle retrouve les fauteurs de troubles à Montbenon vingt minutes plus tard. Là, tout va très vite. Luc Müller manque d'en avaler sa brochette de crevettes. "Un type avec une capuche sur la tête est passé tout près de moi en marchant très vite, raconte-t-il. Les policiers lui ont dit de s'arrêter, puis l'ont violemment plaqué au sol et ont utilisé leur spray. " Indignés, les festivaliers leur crient de le laisser tranquille. Une petite minorité se montrent agressifs. Des projectiles, dont des cailloux, volent en direction des agents. Deux hommes en noir donnent des coups de poing à l'un d'eux. Le gros nuage blanc poivré qu'il libère achève de semer la confusion.

 "C'était surréaliste!"

 Soudain, une femme vêtue de cuir déboule comme une flèche et décoche un coup de pied dans la tête du policier qui immobilise son ami. Les renforts arrivés, une vingtaine d'agents - dont le groupe d'intervention -, les deux "autonomes", des Romands d'environ 25 ans, sont arrêtés et avec eux un Jurassien(lire ci-dessous). "Ces robocops faisaient face à la foule, matraque à la main. C'était surréaliste!" commente Corine Theisen. La discussion qui s'ensuit avec les organisateurs du LUFF calme les esprits. "Certains policiers avaient vraiment l'air de vouloir en découdre. Leur intervention était disproportionnée. J'avais l'impression d'être au G8", conclut Patrick Suhner, ravi que la soirée ait finalement pu suivre son cours malgré tout. Une enquête pénale a été ouverte.

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Témoignage

 Menotté, molesté, mais serein

 Laurent Grabet

 "Bien sûr que je reviendrai à Lausanne!" Une interpellation musclée, quelques "beignes" et une heure au poste n'ont pas dégoûté Mathieu. Ce Jurassien de 25 ans n'aurait jamais imaginé que sa soiréeserait aussi"hardcore". Il était venu avec "quelques potes" écouter les concerts proposés vendredi au LUFF. "Lorsque la police a interpellé le premier gars et a commencé à lui défoncer l'arcade à coups de poing, je leur ai dit d'arrêter. " Mathieu n'est alors pas le seul. Les policiers demandent aux mécontents de ne pas s'en mêler, mais il insiste. "Poliment", précise-t-il. Le jeune homme est menottéet embarqué avec les fauteurs de troubles. "Dans le véhicule qui nous emmenait, le gars pissait le sang et sa copine gueulait sur les flics qui n'arrêtaient pas de nous mettre des baffes. On aurait dit un film. " Au poste, le Jurassien est fouillé, mis hors de cause et relâché. Sans se démonter, il demande aux agents de le ramener à Montbenon. "Ils ont refusé, alors j'ai marché et je suis arrivé juste à temps pour le dernier concert. "

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 Police interpellée
 
Laurent Grabet

 Pourquoi les policiers ont-ils opéré dans une foule qu'ils pouvaient deviner hostile à leur intervention? "Les suspects n'ont pas pu être localisés avant, explique Hervé Kaufmann, porte-parole de la police lausannoise. L'idée de départ était davantage de les identifier que de les interpeller, mais les circonstances en ont décidé autrement. " Que répondre aux nombreux témoins qui jugent l'intervention disproportionnée? Le porte-parole laisse répondre son commandant, injoignable hier.    

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RECHTSEXTREM
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Bund 25.10.10

Fremdenhass in beschaulicher Kulisse

 Wie sieht Deutschland dort aus, wo der Rassismus zuschlägt? Als erstes Haus in der Schweiz zeigt das Bieler Photoforum PasquArt Bilder der deutschen Fotografin Eva Leitolf. Sie porträtiert die Tatorte von Fremdenhassern und Rechtsextremen - nach dem Abzug der Schaulustigen. Übrig bleiben lauter Szenen, in denen sich ein Land von seiner normalsten, ja banalsten Seite zeigt: Auf den Spuren der Schläger und Mörder entdeckt man Picknickplätze, Vorgärten, Fussgängerzonen. Leitolfs Bilder zeigen nicht nur, wie erschreckend alltäglich der Fremdenhass ist - sie sind, so schnell sie ins Unheimliche kippen, auch ein Experiment mit der Wahrnehmung ihrer Betrachter und den Möglichkeiten der Fotografie.
(ddf) - Seite 29

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"Tote Türken stören nicht"

 Wie sieht Deutschland dort aus, wo der Fremdenhass zuschlägt? Unheimlich banal. Das Photoforum PasquArt zeigt die hinterhältigen Tatortbilder von Eva Leitolf.

 Daniel Di Falco

 Auf Anhieb ist nichts verdächtig an diesem Deutschland. Die blauen Latzhosen auf der Wäscheleine verraten währschafte Arbeit und Hausfleiss, daneben stehen die Sonnenblumen Spalier, und selbst die Satellitenschüsseln am alten Fachwerkhaus stören die Beschaulichkeit nicht. Am Kreisel wärmt eine dezente Sonne das Pflaster, hinter der Kirche sind die Autos zwischen Blumenkisten und Strassenlaternen parkiert, am Eingang zum Bahnhof hängt ein Plakat von "Brot für die Welt", am Dorfteich haben zwei Tafeln das Sagen: Bitte verlassen Sie nicht die Wegeflächen! Angeln und füttern verboten! Und weit und breit niemand, der sich darüber hinwegsetzen wollte.

 Aber eben: weit und breit niemand. Es ist diese Leere auf den Fotos von Eva Leitolf, die für Unruhe sorgt. Unaufgeregter, stiller, banaler kann man Deutschland kaum zeigen, und doch befällt einen bald das ungute Gefühl, dass das, was man hier sieht, nicht alles ist. Tatsächlich hat die Fotografin ihre Bilder geschickt auf eine leere Mitte hin komponiert, und sie hat ihnen damit etwas eingepflanzt: eine Art visuelles Vakuum, eine Unvollständigkeit. Leitolfs Kunststück: Diese Bilder zeigen, dass sie nicht alles zeigen, ohne dass man wüsste, was fehlt.

 Ein Gedenkstein, sonst nichts

 "Deutsche Bilder. Eine Spurensuche" heisst die Arbeit der deutschen Fotografin, die das Bieler Photoforum PasquArt jetzt erstmals in der Schweiz zeigt. Schon Anfang der Neunzigerjahre beschäftigte sich Leitolf mit der fremdenfeindlichen Gewalt in ihrem Land; sie zeigte Opfer, Täter, Sympathisanten und Schaulustige, dazu ausgebrannte Asylbewerberheime und Wände mit Nazisymbolen. Das war der erste Teil der "Deutschen Bilder"; Leitolf schloss damit ihr Studium ab, warf dann einen lakonischen Blick auf Beirut nach dem Bürgerkrieg und auf die Zeugnisse der deutschen Kolonialzeit in Namibia - und kam auf den Rassismus in Deutschland zurück. Zwischen 2006 und 2008 entstand Kapitel 2 der "Deutschen Bilder", und das ist nun in Biel zu sehen.

 Diesmal hat sich Leitolf ganz auf die Schauplätze beschränkt. Strassenecken, Fussgängerzonen, Picknickplätze, ein Biergarten: alles menschenleer. Hinweise auf die Verbrechen sucht man vergebens, und auch an der Wand unter den Fotos steht bloss "Schöna/Sächsische Schweiz", "Schweriner See" oder "Althaldensleben". Im Schatten der Bäume im Stadtpark von Dessau entdeckt man zwar den Gedenkstein für Alberto Adriano, den Mosambikaner, der hier in der Nacht auf den 11. Juni 2000 von drei jungen Männern zusammengeschlagen und nackt herumgeschleift wurde, worauf ihm noch drei Tage im Spital blieben, bevor er im Krankenhaus starb. Aber sonst: nur dieses merkwürdige Vakuum.

 Experiment mit dem Betrachter

 Was die Bilder schliesslich zum Kippen bringt, ist das gestapelte Papier in der Mitte des Ausstellungssaals - ein Stoss Faltblätter, auf denen Leitolf nüchtern die Geschehnisse rapportiert. Berlin-Friedrichshafen: Von jungen Deutschen in die Spree geworfen und daran gehindert, ans Ufer zu kommen, ertrinkt ein Bauarbeiter aus Polen. Weihenlinden: Bei einem Autounfall sterben fünf Türken, zwei Tage später hängt neben der Strasse ein Plakat mit einem Hakenkreuz und dem Satz "Tote Türken stören nicht". Oder Braunschweig: In einer Disco greift ein Dutzend Jugendlicher einen Schwarzen an; trotz umfangreichen Ermittlungen wird kein einziger Angreifer identifiziert.

 Beschaulich sind die Szenen auch jetzt noch, aber mit einem Schlag hat die Beschaulichkeit ihre Unschuld verloren. Das gemauerte Ufer der Spree, das Papierfetzchen am Strassenbord in Weihenlinden, das Gitter beim Ausgang der Braunschweiger Disco - plötzlich sieht man das alles, und man sieht es mit anderen Augen. So sind Leitolfs "Deutsche Bilder" nicht nur der frappante Beweis dafür, dass man sogar die Abwesenheit von Realitäten fotografieren kann. Sie sind auch ein Experiment mit ihrem Betrachter. Einmal mehr wird hier klar, wie wenig jedes Bild selber aussagt; was es bedeutet, verändert sich mit den Texten und Kontexten ab, die es begleiten.

 Darin liegt die künstlerische Intelligenz von Leitolfs Projekt. Seine politische Brisanz: dass man gerade auf den Spuren der Schläger und Mörder die normalsten Seiten Deutschlands entdeckt. Umgekehrt wird daraus eine böse Pointe: Der Fremdenhass wohnt mitten im Alltag. Er ist hier daheim.

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 "En Filigrane" Studenten auf Spurensuche

 Wie entsteht Bedeutung in der Fotografie? Wie viel kann ein Bild sagen? Und heisst "Bildsprache" auch Text? Das waren die Fragen, mit denen sich eine Klasse der Fachhochschule für Fotografie in Vevey über mehrere Monate beschäftigt hat. Die deutsche Fotografin Eva Leitolf hat den Workshop "Spurensuche" durchgeführt; aus ihm entstand eine Reihe fotografischer Recherchen, von denen das Photoforum jetzt sieben zeigt - unter dem Titel "En Filigrane" parallel zu Leitolfs "Deutschen Bildern" (siehe oben). Ihre Methode, Abwesendes ins Bild zu rücken, hat ein starkes Echo hinterlassen: Die Studenten suchten die im Waadtländer Jura versteckten politischen Grenzen von gestern und heute (Bérénice Mercier) oder die Erinnerung an die eigene Kindheit in den Sachen auf dem Estrich (Alizé Hafner). Am überzeugendsten um eine Leerstelle kreist Filipe Borges, der auf der Suche nach dem Wolf im Wallis keinen Wolf zu Gesicht bekommt, aber lauter andere, die der grosse Unsichtbare in seinen Bann geschlagen hat: Beamte, Jäger, Politiker, Hirten. (ddf)

 Bis 21. November. http://www.evaleitolf.de, http://www.photoforumpasquart.ch. Der Bildband "Deutsche Bilder" ist 2008 bei Snoeck in Köln erschienen.

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MIGRATION CONTROL
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sf.tv 25.10.10

Grenzschutz: Griechenland fordert EU-Eingreiftruppe an

 Griechenland wird von illegalen Einwanderern aus der Türkei förmlich überrannt. Nun schlägt der Mittelmeerstaat Alarm und fordert von der EU die Entsendung eines Eingreifteams.

reuters/sda/muei

 Griechenland habe die Experten des schnellen Eingreifteams der EU-Grenzschutzagentur Frontex angefordert, teilte die EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström am Sonntag mit.

 Die Grenzschützer sollten Griechenland bei der Überwachung der Landgrenze zur Türkei unterstützen. Die für die EU Aussengrenze zuständige Agentur Frontex überwacht bereits seit fast einem Jahr die Meerengen zwischen Griechenland und der Türkei in der Ostägäis mit Erfolg.

 Dort konnte der Flüchtlingsstrom nach Angaben des griechischen Ministeriums für Bürgerschutz stark reduziert werden. Die Frontex hat sich auf die neue Mission vorbereitet: Sie eröffnete im Oktober ein Regionalbüro in der Hafenstadt Piräus.

 Neue Hauptroute

 Nach der strengeren Überwachung der im Meer verlaufenden Grenze versuchen in den letzten Monaten immer mehr Flüchtlinge - die zumeist aus Afrika oder Afghanistan kommen - auf dem Landweg über die türkisch-griechische Grenze die Europäische Union zu erreichen.

 Die Situation werde immer besorgniserregender, erklärte Malmström. Griechenland sei offensichtlich nicht fähig, der Lage alleine Herr zu werden. Fast 90 Prozent der illegalen EU-Einwanderer kämen inzwischen über Griechenland. Dies gelte vor allem für den 12,5 Kilometer langen Abschnitt am Grenzfluss Evros in der Nähe der Stadt Orestiada.

 Warnung vor humanitärer Krise

 Die EU-Innenkommissarin zeigte sich "sehr besorgt" über die humanitären Bedingungen der Flüchtlinge. Durch den Einsatz der Frontex-Teams solle diese Notlage "so schnell und effektiv" wie möglich unter Kontrolle gebracht werden. Zum ersten Mal nehme ein EU-Land die Eingreiftruppe - die es seit 2007 gibt - in Anspruch.

 Die Vereinten Nationen hatten kürzlich angesichts der starken Zunahme der illegalen Einwanderer in Griechenland vor einer humanitären Krise gewarnt. Die Aufnahmelager für Immigranten und Asylsuchende entlang der Grenze zur Türkei seien völlig überfüllt.

 Griechenland in der Kritik

 Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl hatte Griechenland in Bezug auf den Umgang mit Flüchtlingen der massiven Menschenrechtsverletzung beschuldigt. Flüchtlinge würden systematisch zurückgewiesen und auf dem Landweg über den Grenzfluss in die Türkei zurückgetrieben, kritisierte Pro Asyl in einem Bericht.

 Immer wieder würden Menschen ertrinken, wenn sie schwimmend versuchten, das griechische Ufer des Flusses zu erreichen. Ausserdem sind dutzende Flüchtlinge in Minenfeldern der Region des Grenzflusses ums Leben gekommen.

 Trotz der deutlichen Verbesserung ihrer Beziehungen haben Athen und Ankara es noch nicht geschafft die meisten der Minenfelder am Grenzfluss Evros (türkisch: Meric) zu beseitigen.

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Sonntagszeitung 24.10.10

Zu lockere Grenzkontrollen

 Studie: Schweiz ein Magnet für Asylbewerber - weil Politik zu langsam reagiert

Von Martin Stoll

 BERN Wegen ihrer zögerlichen Asylpolitik ist die Schweiz mehr als andere europäische Länder ein Magnet für Asylbewerber: Zu diesem Schluss kommt eine der SonntagsZeitung vorliegende Studie des Internationalen Zentrums für Migrationspolitikentwicklung in Wien. Die zwischenstaatliche Organisation überprüfte die Schweizer Asylpraxis im Auftrag des Bundesamtes für Migration (BFM).

 In den letzten drei Jahren schnellten die Asylantragszahlen in der Schweiz förmlich in die Höhe - vor allem Personen aus Eritrea, dem Irak und Somalia strandeten hierzulande. Anders als in Dänemark oder Grossbritannien, welche ihre Zahlen nach einem Antragsboom massiv senken konnten, habe es nach dem Anstieg in der Schweiz keine einschneidenden Änderungen bei der Asylpraxis gegeben, heisst es im 140 Seiten starken Papier. Mit Reformen im Bereich Asyl- und Ausländerpolitik werde in der Schweiz im Vergleich zum Ausland "relativ spät" begonnen.

 Grossbritannien kontrolliert auch auf ausländischem Boden

 Die Wiener Organisation, welche die Studie erarbeitete, befasst sich im Auftrag von neun EU-Staaten und der Schweiz mit der Harmonisierung der Migrationspolitik. Das BFM liess von den Forschern der zwischenstaatlichen Organisation Asylmassnahmen der Schweiz mit solchen Grossbritanniens und Dänemarks vergleichen. Mit 2,08 Anträgen pro 1000 Einwohner verzeichnet die Schweiz deutlich höhere Werte als Grossbritannien (0,74 Anträge) und Dänemark (0,84 Anträge). Im Fokus der Analyse standen Asylströme aus Somalia, dem Irak und Eritrea, welches die aktuelle Asylstatistik anführt.

 Rigide Grenzkontrollen haben vorab im Nicht-Schengen-Staat Grossbritannien in den vergangenen Jahren zu einem deutlichen Rückgang der Asylanträge geführt. Britische Grenzbehörden führen gemeinsam mit Franzosen und Belgiern schon auf französischem oder belgischem Territorium Kontrollen durch. In einem einzigen Jahr wurden so 17 500 Migranten beim Einreiseversuch aufgegriffen. Das Schweizer Grenzwachtkorps (GWK), das für die Migrationskontrolle zuständig ist, führt an der von Schleppern stark genutzten Schweizer Südgrenze keine Kontrollen mit italienischen Beamten durch. Eine entsprechende Rechtsgrundlage dazu fehlt.

 Rechte Migrationspolitiker wollen jetzt mehr Kontrollen

 Ein effektives Mittel gegen irreguläre Einwanderung ist laut der Studie auch der Einsatz von Verbindungsbeamten, die das Personal von Fluggesellschaften für die Dokumentenkontrolle schulen. Solche Massnahmen hätten "ein grosses Mass an Kontrollkraft", hält die Studie fest, beinhalteten aber auch eine grosse Gefahr der Verletzung internationalen Flüchtlingsrechts. Während Grossbritannien und Dänemark mit Verbindungsbeamten in fremden Flughäfen längst wichtige Zuwanderungslinien kappen, gibt es in der Schweiz erst ein Projekt dazu. Auch hier fehlen die nötigen Abkommen noch.

 Ein ganzes Bündel von Massnahmen führte in Dänemark zu einem Abfall der Antragszahlen von 12 512 auf 2380. Unter anderem schaffte Dänemark ein "sehr beschleunigtes" Asylverfahren, das nur eine Woche dauert, senkte die Strafgrenze, die zu einer Aberkennung der Flüchtlingseigenschaft führt, und verfolgt Straftaten, die ausserhalb Dänemarks begangen wurden.

 Zentrale Aussagen der Studie liegen auf der Linie bürgerlicher Politiker. Auch der Aargauer FDP-Nationalrat Philipp Müller kritisiert, dass bei den Asylbehörden eine rasche Reaktion auf Entwicklungen fehle: "Nach zwei Jahren ist die Revision des Asyl- und Ausländergesetzes noch immer nicht spruchreif." SVP-Nationalrat Hans Fehr fordert jetzt eine bessere Kontrolle der Südgrenze. Vor rigorosen Grenzkontrollen warnt der Schwyzer SP-Nationalrat Andy Tschümperlin: "Es geht auch darum, eine verantwortbare Asylpolitik zu betreiben, welche der Gefährdungssituation der betroffenen Menschen effektiv Rechnung trägt."

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GAY PRIDE MOSKAU
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Sonntagszeitung 25.10.10

Schwuler besiegt Russland

 Seit Jahren verhindert der Staat Paraden - zu Unrecht, urteilt Strassburg

 Von Claudia Stahel

 Strassburg Seit 2006 versucht Nikolai Alexejew, in Moskau Jahr für Jahr eine Schwulenparade zu organisieren. Bisher scheiterte er am Widerstand der russischen Be hörden und des kürzlich abgesetzten Bürgermeisters von Moskau, Juri Luschkow.

 Jetzt hat der Schwulenaktivist, der mit einem Schweizer verheiratet ist, vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg einen Teilsieg errungen. Am Donnerstag entschied der Gerichtshof erstinstanzlich, dass das wiederholte Verbot der Schwulenparade gegen das Recht auf Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sowie gegen das Diskriminierungsverbot verstösst. Russland muss Alexejew 12 000 Euro Wiedergutmachung und 17 510 Euro an seine Anwaltskosten zahlen.

 Es ist der erste Entscheid des EGMR zum Demonstrationsrecht der Homosexuellen in Russland. "Der Fall hat Signalwirkung - auch für die Opposition", hofft Alexejew. Auch Bürgerrechtler und Oppositionelle werden in Russland daran gehindert, zu demonstrieren, und werden regelmässig verhaftet.

 Im Mai 2006 hatte Alexejew trotz Verbots eine Moscow Pride durchgeführt. Er wurde zusammen mit etlichen Demonstranten verhaftet. Moskaus Bürgermeister sagte mehrmals öffentlich, solange er "auf dem Posten sitze", werde er "unter keinen Umständen eine Schwulenparade erlauben". Alexejew klagte gegen das Verbot, doch die russischen Gerichte schützten Luschkow.

 Als im Mai erneut eine Kundgebung verboten wurde, einigten sich die Aktivisten erstmals auf eine Geheimaktion. "Wegen der Verhaftungen und der Gewalt am Rande der Demo wollten wir dieses Jahr nur ein Transparent entfalten", erzählt Alexejew. Er verabredete sich mit Journalisten, die er persönlich kannte, am 29. Mai im Norden von Moskau.

 Hoffnung auf neue Ära für die russischen Homosexuellen

 Die Aktivisten fuhren mit den Journalisten quer durch die Stadt zum geplanten Ort. "Innerhalb einer Viertelstunde entrollten wir unser Transparent und demonstrierten", sagt Alexejew. Woher die Polizei davon Wind bekam, weiss der 33-Jährige nicht. Doch als die Beamten auftauchten, waren die Aktivisten schon weg. "Das war die erste Moscow Pride, bei der es nicht zu Verhaftungen kam", sagt Alexejew.

 Ende Juli 2010 waren in Strassburg rund 37 000 Verfahren hängig gegen Russland, das die Europäische Menschenrechtskonvention ratifiziert hat. Bis dahin fällte der Gerichtshof gegen 140 Urteile. In über 95 Prozent der Fälle stellte er eine Verletzung von mindestens einem Grundrecht fest.

 Russland kann gegen das Urteil Berufung einlegen. Alexejew hofft, "dass jetzt für uns Homosexuelle in Russland eine neue Ära anbricht". Das Gericht wies rügend auf den Zusammenhang zwischen Stadtpräsident Luschkows Vorurteilen gegen Homosexuelle und den Verboten hin.

 Inzwischen wurde der Politiker Sergei Sobjanin zum neuen Präsidenten der Stadt Moskau gekürt. Alexejew plant bereits die sechste Moscow Pride für Mai 2011. "Es wird ein Test für Sobjanin sein, wie er damit umgeht", sagt der bekannte Oppositionelle Anton Orech. "Ein Test für ihn und die russische Obrigkeit überhaupt."

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ANTI-ATOM
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Langenthaler Tagblatt 25.10.10

Gewitter am Polithimmel

 Abstimmen Im Kanton Bern stehen Energievorlagen zum Entscheid an

Bruno Utz

 Gleich dreimal werden sich die Bernerinnen und Berner Anfang nächsten Jahres zu Energiefragen äussern können: Am 13. Februar steht die Konsultativbefragung zum Ersatz des Kernkraftwerks Mühleberg ins Haus. Und am 15. Mai kommen der Volksvorschlag zum Energiegesetz und die Initiative "Bern erneuerbar" an die Urne. Bei einem Ja zu dem von bürgerlichen Kräften lancierten Volksvorschlag würden die Hauseigentümer nicht gezwungen, einen Gebäudeenergieausweis erstellen zu müssen. Ebenfalls vom Tisch wäre die Förderabgabe auf Strom. Mit den Erträgen aus der Förderabgabe von 20 bis 40 Millionen Franken jährlich möchte der Kanton energetische Sanierungen von Gebäuden subventionieren. Das Geld flösse also an einen Teil der Hausbesitzer zurück. Was der nach den Erneuerungswahlen vom vergangenen März stärker von den Bürgerlichen dominierte Grosse Rat vom Volksvorschlag hält, wissen wir nach der Januarsession.

 Bis zum gleichen Zeitpunkt bleibt auch die Haltung des Parlaments zu "Bern erneuerbar" offen. "Bei uns könnte es knapp werden", sagt Patric Bhend (SP/Thun), Präsident der die Initiative vorberatenden grossrätlichen Kommission. Der Kommissionsentscheid hänge wohl von der Haltung der beiden FDP-Mitglieder ab. "Bern erneuerbar", die Initiative der Grünen, will verbindliche Termine in der Kantonsverfassung verankert haben. So soll der gesamte Energiebedarf für Heizung und Warmwasser von Gebäuden bis 2025 zu mindestens 75 Prozent und ab 2035 zu 100 Prozent grundsätzlich durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Damit geht die Initiative deutlich weiter als die kantonale Energiestrategie.

 Trotzdem unterstützt der Regierungsrat "Bern erneuerbar". "Weil sie einheimische und erneuerbare Energien fördern will und die allgemeine Stossrichtung stimmt", erklärt Regierungsrätin Barbara Egger (SP) auf Anfrage. Damit stehe sie auch im Einklang mit der Energiestrategie. "Unser Entscheid ist aber nicht unbedingt eine Wertungsfrage", räumt Egger ein. Der Regierungsrat habe einfach keine Gründe für eine Ablehnung gesehen. "Die Haltung der rot-grünen Regierung überrascht mich nicht", sagt Adrian Kneubühler (FDP/Nidau), der ehemalige Präsident der grossrätlichen Kommission Energiestrategie. Im Grossen Rat werde es für "Bern erneuerbar" schwierig, eine Mehrheit zu finden. Die Grünen hätten wohl bei der SVP abgeguckt, wie man Schlagzeilen machen könne. "Die Initiative tönt zwar gut, sie ist aber kaum umsetzbar. Das ist nicht lösungsorientiert."

 Kneubühler und Regierungsrätin Egger hätten es begrüsst, wenn alle drei Vorlagen gleichzeitig an die Urne kommen würden. Kneubühler: "So müsste das Volk am gleichen Tag A und B sagen." Der Regierungsrat habe erfolglos um eine Fristverlängerung für die Stellungnahme des Kantons zum "Mühleberg"-Ersatz nachgesucht, erklärt Egger. Der Volksvorschlag und "Bern erneuerbar" hätten wegen der gesetzlich einzuhaltenden Fristen nicht vorgezogen werden können.

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 Vorstösse: "Müssten BKW-Verwaltungsräte nicht haften?"

 Der Grosse Rat wird in den nächsten beiden Sessionen während mehrerer Tage über Atomstrom, ein neues KKW Mühleberg, Windenergie und Geothermie streiten. Neben der Volksinitiative Bern erneuerbar (vergleiche Hauptartikel) und dem Volksvorschlag zum neuen Energiegesetz warten derzeit nämlich bereits sechs Motionen, ein Postulat und neun Interpella-tionen zum Thema Energie auf die Beantwortung durch den Regierungsrat und die Debatte im Parlament. Am stärksten beschäftigt die Grossrätinnen und -räte der von der BKW gewünschte Ersatz des KKW Mühleberg, zu dem sich das Berner Stimmvolk am 13. Februar äussern kann.Räte von EVP, SP, Grünen und glp erkundigen sich gemeinsam nach der Rechtsgrundlage für eine persönliche Haftung der BKW-Verwaltungsräte im Falle von Atom-Umweltschäden. Kathy Hänny (Grüne/Kirchlindach) verlangt konkret Auskunft, was bei einem Atomunfall mit den davon betroffenen Häusern, Einrichtungen und Ländereien passiert. Die SP fordert einen Bericht, der das Potenzial für neue Arbeitsplätze dank erneuerbarer Energien und Energieeffizienz aufzeigt. Markus Grimm (Grüne/Burgdorf) will wissen, ob eine Brennelementesteuer den Ausstieg aus der Atomenergie ermöglichen würde. Die glp verlangt, mehr erneuerbare Energie für die Pumpspeicherung zu verwenden. Und die FDP fordert die Erstellung eines kantonalen Windrichtplanes. Ebenfalls die Freisinnigen rufen nach Abklärungen zum Potenzial der tiefen Geothermie im Kanton Bern. (uz)

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Sonntag 24.10.10

Axpo meldet "Ja zu Beznau III"

 Laut einer Axpo-Umfrage würden im Aargau 55 Prozent dem Bau eines Ersatz-KKW in Beznau zustimmen

 Im Wettrennen von Alpiq, Axpo und BKW um den Bau neuer Kernkraftwerke hat Axpo diese Woche mit einer Meinungsumfrage aufgetrumpft: Laut dieser hätte das Axpo-Projekt Beznau im Kanton Aargau eine Mehrheit von 55 Prozent hinter sich.

 Von Christian von Arx

 "Umfrage: Mehrheit im Kanton Aargau für Ersatz des Kernkraftwerks Beznau". So lautet der Titel der Medienmitteilung, mit der die Axpo am Donnerstag die Ergebnisse ihrer Meinungsumfrage bekanntgab. Die Umfrage war von Februar bis März 2010 vom Institut Demoscope im Auftrag der Axpo durchgeführt worden. Befragt wurden 1077 Personen: 601 im Kanton Aargau und 476 in der "Kernregion" rund um das bestehende Kernkraftwerk Beznau, das heisst in den sieben Gemeinden Böttstein, Döttingen, Klingnau, Leuggern, Tegerfelden, Villigen und Würenlingen.

 Veröffentlicht hat die Axpo die Auswertung von 14 Fragestellungen zur Präferenz für unterschiedliche Energiequellen, zur Versorgungslücke, zum Ersatz der Kernkraftwerke generell, zu den Standorten, aber auch spezifisch zur Sicherheit des KKW Beznau und zur Akzeptanz eines Ersatzkraftwerks.

 Zum "Aufhänger" ihrer Meldung gemacht hat Axpo die Antwort auf die so genannte "Sonntagsfrage": Wie würden Sie stimmen, wenn am nächsten Sonntag über den Bau eines Ersatz-KKW am Standort Beznau abgestimmt würde? Auf diese Frage antworteten von den 601 Befragten der Gruppe "Kanton Aargau" 55 Prozent mit Ja, 38 Prozent mit Nein, 7 Prozent "weiss nicht". Von den 476 aus dem Gebiet um Beznau sagten gar 77 Prozent Ja, nur 19 Prozent Nein und 4 Prozent "weiss nicht". Das ergibt die eingangs zitierte Umfrage-Mehrheit für den Ersatz des KKW Beznau.

 Differenzierter waren die Antwortmöglichkeiten auf die Frage "Wie beurteilen Sie die Pläne von Axpo, das KKW Beznau am gleichen Standort zu ersetzen?" Darauf antworteten im Aargau 13 Prozent "sehr positiv" und 30 Prozent "eher positiv" - zusammen also keine positive Mehrheit. Ganze 25 Prozent wählten die Antwort "geht so", während 16 Prozent "eher negativ" und 11 Prozent "sehr negativ" ankreuzten. Dazu gabs 6 Prozent "weiss nicht".

 Positiver für Axpo fielen die Antworten im Kerngebiet aus: Hier sagten 32 Prozent "sehr positiv" und 36 Prozent "eher positiv" - ein Zweidrittelmehr für ein Ersatz-KKW. Rund um Beznau gabs noch 17 Prozent "geht so", 9 Prozent "eher negativ", 5 Prozent "sehr negativ" und nur 1 Prozent "weiss nicht".

 Der Zeitpunkt der Umfrage war kaum zufällig: Nächstes Frühjahr nehmen alle Kantone Stellung zu den Gesuchen für neue KKW in Beznau (Axpo), Mühleberg (BKW) und Niederamt (Alpiq).

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Und im Niederamt?

 Auch im Niederamt ist eine Stichprobe der Bevölkerung zur Kernenergie und zum Alpiq-Projekt eines neuen Kernkraftwerks befragt worden, das (anders als in Beznau und Mühleberg) nicht das bestehende KKW Gösgen ersetzen, sondern im Parallelbetrieb zu diesem betrieben werden soll. Diese Bevölkerungsbefragung durch das Berner Institut Polyquest fand im Mai 2010 im Rahmen der sozioökonomischen Studie zu den Auswirkungen neuer Kernanlagen im Niederamt statt, welche die Gemeindepräsidentenkonferenz Niederamt (GPN) in Auftrag gegeben hat und von Alpiq lediglich mitfinanziert wird. Die Präsentation der ganzen Studie (mit der Umfrage) war ursprünglich auf Anfang November angekündigt, ist nun aber nach Auskunft des GPN-Beauftragten Hanspeter Jeseneg auf Mitte Januar 2011 verschoben worden. (cva)