MEDIENSPIEGEL 6.1.11
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Kino, Norient, RaBe)
- Hunde-Soli: Miss Earth an Flohmi Reitschule
- Club-Leben: Keine Überüberzeit für Cuba-Bar
- RaBe-Info 4-6.1.11
- Müslüm: Internet-Top, Radio-Zensur
- Genossenschaft Kreuz Nidau löst sich auf
- Nothilfe-Zentrum Brünig: Ex-Wachmann lästert
- Heiratsverbot: Tatort Südostschweiz
- Sans-Papiers: Herrgott; Denunzierung; per AHV + Schule
- Ausschaffungen: Sri Lanka; Elfenbeinküste
- Migration Control: Griechenland - Gefängnisschiffe + Grenzzaun
- Homophobie: Sportprofis; Ausgangs-Gewalt
- Obdachlos: ÖV-Schlaf
- Demorecht LU: Spontane Juso
- Ruhe & Ordnung: Wädenswil; Frauenfeld; Luzern
- Rechtsextremismus: Sprayer BS; Satiriker GE; Prozess BE; Auflösung Noie Werte
- Big Brother Video BS
- Knast: Fotoausstellung; Soliaktion in Bochuz
- Gefangene: Italienische  Justiz bei Verhören dabei
- WEF: Informations- & Aktionswochen Davos 2011
- Gaza Youth Breaks out: Fuck them!
- Anti-Atom: Unternehmerische Anti-AKW-Pläne; BKW-Info-Welle; Mitsprache GL; Mühleberg

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REITSCHULE
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Fr 07.01.11
22.00 Uhr - Frauenraum - Popshop "women only". Mit DJ Anouk Amok

Sa 08.01.11
18.00 Uhr - SousLePont - Wiedereröffnung 2011

Di 11.01.11
20.30 Uhr - Kino - Uncut - Warme Filme: DAKAN - Schicksal, Guinea 1997

Mi 12.01.11
19.00 Uhr - SousLePont - Elsässer Spezialitäten
20.00 Uhr - Rössli - Capital Slam

Infos:
http://www.reitschule.ch

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WoZ 6.1.111

Lesbischwul

 "Dakan - Schicksal" von Mohamed Camara (Guinea 1997) erzählt die Liebesgeschichte von Manga und Sory, zwei jungen Männern aus Guinea. Der erste Film aus Westafrika mit einem schwulen Thema ist heute, wo Homosexualität von vielen afrikanischen PolitikerInnen und Geistlichen als "unafrikanisch" gegeisselt wird, umso aktueller.

 Bern Kino in der Reitschule, Di, 11. Januar, 20.30 Uhr.

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WoZ 6.1.11

Festival

Norient in Bern

 Ekim Savaran, ein Lektor, der im Film "Arabesk - Gossensound und Massenpop" zu Wort kommt, meint: "In einem typischen Arabesk-Film widerfährt einem in nur einer halben Stunde alles erdenklich Schlechte dieser Welt."

 Der Dokumentarfilm von Cem Kaya eröffnet das zweite Musikfilmfestival Norient in Bern im Progr. Die als "Arabesk" bezeichnete türkische Popmusik wurde von anatolischen Landflüchtlingen in die Städte gebracht und anfangs entsprechend belächelt. Nach der Sound- und Videoperformance von Serhat Köksal - einem Mix aus Actionfilmen und Propagandareden - erläutert Kaya das Massenphänomen aus seiner Sicht. Er verbindet "Noiriental" mit "Schweizerbesque" und zollt auch dem lokalen Star Müslüm Tribut.

 Die folgenden drei Tage im Kino der Reitschule halten weitere Köstlichkeiten bereit. Der österreichische Regisseur Sebastian Brameshuber ist in "Muezzin" dem neuen Phänomen des Gebetsrufwettbewerbs nachgegangen. Dabei sind kontroverse Fragen aufgetaucht: "Sind Muez zine grosse Künstler oder ‹nur› Instrumente Gottes?" oder "Lässt sich im Wettbewerb dieselbe Emotionalität erreichen wie auf dem Minarett?"

 Im Dokfilm "Taqwacore: The Birth of Punk Islam" von Omar Majeed schliesst der Sänger der US-Band The Kominas (vgl. Bild oben) nahtlos an die Sex Pistols an, wenn er "I am an Islamist! I am the Antichrist!" ins Mikrofon schreit. Die bulgarische Filmemacherin Adela Peeva versucht in "Whose Is This Song?" die Herkunft von Liedern des Balkans zu ergründen, die meist verschiedene Nationen als "ihre" Songs bezeichnen.

 Norient überrascht mit weiteren Perlen aus der globalisierten Musikwelt und lädt am Freitag nach den Filmen in den Club Bonsoir zur Tanznacht mit Musik aus Jamaika, Angola und Brasilien. ibo

 Norient-Festival in: Bern Turnhalle Progr, Mi, 12. Januar, 20 Uhr, Arabesk-Nacht. Kino in der Reitschule, Do bis Sa, 13. bis 15. Januar, 20 Uhr. http://www.norient.com

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Bund 6.1.11

Sounds 2. Norient-Musikfilm-Festival

 "Unsere Sicherheit gründet auf Unrecht"

 Ein Film dokumentiert den Aufstieg der südafrikanischen Band Fokofpolisiekar von der Punkband zur politischen Instanz, die schonungslos mit der Apartheid abrechnet. Begegnung mit Hunter Kennedy, dem Kopf der Band.

 Christian Gasser

 Es war eine geradezu surreale Szene: Auf der Bühne rockte eine Heavy-Metal-Band, im überfüllten Saal brüllten rund tausend junge Menschen sämtliche Texte mit Wut und Begeisterung mit. Surreal, ja gespenstisch war, dass dieses Konzert in Kapstadt stattfand, dass das Publikum - bis auf etwa ein Dutzend Ausnahmen - weiss war und dass die Band ihre Songs in Afrikaans, der Sprache der burischen Minderheit, sang. Ohne den Namen der Band, der genau das bedeutet, was man vermutet, und ohne die Beteuerungen meiner Freunde, Fokofpolisiekar seien eine eminent wichtige und subversive Band, hätte ich den unguten Eindruck gewinnen können, die weisse Jugend probe den Aufstand wider die im heutigen Südafrika herrschende Ordnung.

 "Wir singen afrikaans, weil man nur in seiner Muttersprache authentisch und ehrlich sein kann", sagte Hunter Kennedy, der Gitarrist und Songschreiber von Fokofpolisiekar, zwei Tage später im Gespräch. "Zunächst wurden wir von der kommerziellen afrikaansen Musikszene trotz unseres Namens mit offenen Armen aufgenommen - bis sie unsere Texte verstanden. Eine Sprache steht nicht per se für ein politisches oder moralisches Weltbild - letztlich sind die Sprechenden für die Inhalte verantwortlich."

 Das Schweigen der Eltern

 Die fünf Mitglieder von Fokofpolisiekar kamen in den frühen 1980er-Jahren zur Welt. Hunter war acht, als Nelson Mandela befreit wurde, er war zwölf, als die ersten freien Wahlen stattfanden. Die Apartheid hat ihn sozusagen nur gestreift, es wäre ein Leichtes für ihn, seine Hände in Unschuld zu waschen. Ausgelöst wurde seine Auseinandersetzung mit der Apartheid paradoxerweise durch das Schweigen seiner Eltern: "Kannst du dir vorstellen, dass ich die Gräuel der Apartheid erst lange nach ihrem Ende entdeckt habe? Dass meine Eltern auch später nie mit mir über die Vergangenheit sprechen wollten? Man kann aber nicht einfach in die Regenbogennation reinlatschen, als wäre nichts geschehen. Ich glaube an die unbedingte Ehrlichkeit. Gerade für Leute wie mich - jung, weiss, männlich und afrikaans sprechend - ist es extrem wichtig zu verstehen, was während der Apartheid geschah."

 Fokofpolisiekar stiften Unruhe innerhalb der burischen Minderheit. In ihren Texten nehmen sie Bezug auf die Vergangenheit, ihre fehlende Verarbeitung und das gegenwärtige Unbehagen der weissen Minderheit. "Weisse Kinder Afrikas / Seid dankbar, dass ihr noch lebt", singen sie etwa in "Brand Suid Afrika", "Was macht ihr hier / Und wo kommt ihr bloss her?" Und: "Landminen und Schuldgefühle / In einem KZ für jeden einzelnen / Du beklagst dich über den Zustand unseres Landes / Also, tu verdammt noch mal was / Brenn Südafrika nieder!" Dieser Text sei natürlich sarkastisch, sagte Hunter Kennedy, "aber das Publikum brüllt ihn mit. Und später werden die Leute über den Text nachdenken - und es sich hoffentlich zweimal überlegen, ob sie sich wieder leichtfertig über die Lage in Südafrika beklagen wollen."

 In ihren Videos arbeiten Fokofpolisiekar mit Symbolen der weissen Lebensweise und brechen gerne Tabus: Mit dem leidenschaftlichen Kuss zweier stämmiger burischer Männer im Video zu "Brand Suid Afrika" lösten sie einen Sturm der Entrüstung aus. Homosexualität ist im weissen Südafrika nach wie vor ein Tabu. In einem anderen Video zeigten sie Ausschnitte aus Super-Acht-Filmen aus dem privilegierten weissen Alltag der 70er- und 80er-Jahre. Angst, mit solchen Bildern nostalgische Gefühle zu wecken, haben Fokofpolisiekar nicht. "Es war ja alles sicher damals und hübsch und ordentlich, und alle Weissen waren reich. Das wollen wir gar nicht bestreiten. Diese Sicherheit gründete aber auf fundamentalem Unrecht. Dass bis heute nicht wenige Afrikaander den guten alten Zeiten nachhängen, ist völlig krank."

 Die Wagenburg im globalen Dorf

 Über die Texte hinaus spiegeln Fokofpolisiekar auch die Aufbruchsstimmung in der afrikaansen Jugendkultur: Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bedeutet eine kulturelle Öffnung. "Wir wollen beweisen, dass Afrikaans nicht nur eine ignorante Bauernsprache ist", brachte es Hunter Kennedy auf den Punkt. "Afrikaans kann auch cool, scharf und sarkastisch sein. Während die anderen sich in ihre Wagenburg zurückziehen, wollen wir uns im globalen Dorf integrieren." Über das internationale Potenzial von Fokofpolisiekar machte sich Hunter Kennedy indes keine Illusionen. Fokofpolisiekar sind eine Band von höchster lokaler Dringlichkeit, musikalisch aber zu wenig interessant für ein Publikum ausserhalb Südafrikas. Umso wichtiger sind sie in ihrer Heimat. Sie werfen Fragen auf, die viele betreffen - "aber wir geben keine Antworten", betonte Hunter, "wir benennen nur das Problem."

 Reitschule KinoFreitag, 14. Jan., 20 Uhr.

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 Das Festival-Programm

 Das Berner Netzwerk Norient zeigt Dokumentarfilme zu alternativer, experimenteller, populärer und neuer Musik in Afrika, Asien und Osteuropa.

 AmMittwoch, 12. Jan., wird mit einem Dokumentarfilm und einer Audio-Performance in der Progr-Turnhalle auf die Arabesk- Musik fokussiert, die Subkultur der türkischen Landflüchtlinge in den 70er- und 80er-Jahren. Danach gibts psychedelische Tanzboden-Hits aus dem Iran vor der Revolution.

 AmDonnerstag, 13. Jan., wird im Kino der Reitschule der Film "Muezzin" gezeigt, der der Frage nachgeht, ob die islamischen Gebetssänger wahre Künstler sind oder doch bloss Instrumente Gottes. Etwas ruppiger geht es im Streifen "Taqwacore: The Birth of Punk Islam" zu und her; er begleitet radikale muslimische Punkbands auf Tourneen durch die USA und nach Pakistan.

 Im Film "Whose Is This Song", der am

 Freitag, 14. Jan., im Reitschulkino gezeigt wird, lässt sich beobachten, wie die Filmemacherin Adela Peeva auf einer Reise durch Osteuropa die Urheberschaft eines Liedes aufdecken will und dabei einen kleineren Volksaufstand provoziert. Im Anschluss an die Filme findet am Freitag im Bonsoir eine Clubnacht statt. Mit dabei das Münchner Kollektiv Schlachthofbronx.

 AmSamstag, 15. Jan., steht im Kino der Reitschule der Film "Full Metal Village" auf dem Programm, der aus der Sicht der koreanischen Regisseurin Cho Sung-Hyung zeigt, wie die Bewohner des deutschen Dorfes Wakken sich mit dem alljährlich stattfindenden Metal-Festival arrangieren, während "We Don't Care About Music Anyway . . ."die japanische Noise-Szene durchleuchtet. (ane)

 Infos: http://norient.com

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Kulturagenda.be 6.1.11

"Aarabesk wird zum neuen Trend"

Zum zweiten Mal findet im Kino in der Reitschule das Norient Musikfilm Festival statt. Ein cineastisch-musikalischer Genuss für alle, die auf der Suche nach neuen Klängen aus aller Welt sind.

"Die Filme sollen nahe an den Protagonisten über die jeweilige Musikszene berichten und gleichzeitig eine Geschichte mit Tiefgang erzählen", erläutert Thomas Burkhalter die Hauptkriterien für die Filmauswahl am Norient-Festival. Der Musikethnologe und Journalist gründete vor knapp neun Jahren das Netzwerk Norient. Auf der Internet- Plattform norient.com berichten diverse Autoren aus Europa, Asien und Afrika über aktuelle musikalische Strömungen aus aller Welt. So kommt nicht bloss die eurozentrische Sichtweise auf die sogenannte Weltmusik zum Zug, sondern es wird klischeefrei aufgezeigt, was sich auf dem Globus tut in Sachen Musik. Für dieses Engagement wurde Norient 2009 mit dem Kulturvermittlungspreis von Stadt und Kanton Bern belohnt.
Zum zweiten Mal veranstalten die Betreiber des Netzwerks nun in Bern das Musikfilm-Festival. Gezeigt werden sieben Dokumentarfilme zu experimenteller, alternativer und populärer Musik aus Afrika, Amerika, Asien und Osteuropa. Dass das Festival eine Nischenveranstaltung sei, lässt Burkhalter nicht gelten. Mit einem solchen Anlass und den Dokumentarfilmen könne man eben gerade schwer zugängliche Musik einem breiteren Publikum präsentieren. Ungewohnt für unsere Ohren klingt etwa die Musik der japanischen Noise-Szene, die Cédric Dupire und Gaspard Kuentz in ihrem Dokumentarfilm "We don't care about music anyway" beleuchten.

Arabisch-türkische Sehnsuchtsmelodien

Im Zentrum des Festivals steht dieses Jahr aber die Türkei. Nicht ohne Grund: "Türkische Arabesk-Musik wird zum neuen Trend", ist Michael Spahr, Co-Leiter des Festivals, überzeugt. In Deutschland, wo viele Türken leben, habe dieser Stil schon vermehrt Eingang in das Musikschaffen gefunden, und werde etwa mit Rap und Hip-Hop vermischt. Arabesk manifestierte sich ursprünglich nicht nur in der Musik. Es war die kulturelle Bewegung der Menschen, die in den 70er-Jahren auf der Suche nach Arbeit vom Land in die türkischen Metropolen flüchteten. Die Filmemacher Cem Kaya und Gökhan Bulut machen sich in "Arabesk - Gossensound und Massenpop " auf die Suche nach dem Ursprung dieses Phänomens und dokumentieren seine Entwicklung. Zahlreiche Ausschnitte aus Arabesk-Filmen und Interviews mit Musikern zeigen auf, was es mit den arabisch-türkischen Melodien und den sehnsuchtsvollen Texten auf sich hat und wie sie heute mit modernem Sound kombiniert werden.

Die Musik des Muezzins

Auch in der Türkei spielt der Film "Muezzin ", der in Bern als Schweizer Premiere in Anwesenheit des österreichischen Regisseurs zu sehen ist. Sebastian Brameshuber porträtiert vier Muezzins, die in Istanbul fünfmal pro Tag zum Gebet rufen. Der Filmemacher begleitet sie bei ihren Vorbereitungen auf den Wettbewerb der Gebetsrufer. In einer Art Casting sucht jede Region einmal im Jahr den Super-Muezzin. Die Gewinner messen sich anschliessend im nationalen Wettsingen. Im Zentrum des kritischen und eindrücklichen Films steht die Frage, ob es sich bei den Muezzins primär um Gottesmänner im Dienste des Islam oder doch um Künstler handelt. Halit Aslan hat eine klare Antwort, die wohl für die Musiker auf der ganzen Welt gilt: "Ich bin ein Musiker, denn das, was ich tue, kommt aus meinem tiefsten Herzen."

Simone Tanner

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Programm

Turnhalle im Progr, Mi., 12.1., 20.30 Uhr (Verlosung):
Grosse Arabesk-Nacht mit Sound und Videoperformance und dem Dokumentarfilm "Arabesk-Gossensound und Massenpop" (Türkei/Deutschland, 2010)

Kino in der Reitschule, Do., 13.1., 20 Uhr:
Zwei Schweizer Premieren mit den Dokumentarfilmen "Muezzin" (Türkei/Österreich, 2009) und "Taqwacore. The Birth of Punk Islam " (USA/Pakistan, 2009)

Kino in der Reitschule, Fr., 14.1., 20 Uhr:
"Whose is this song?" (Bulgarien, 2003) und als Schweizer Premiere "Fokofpolisiekar. Fuck-off-policecar " (Südafrika, 2009)

Club Bonsoir, Fr., 14.1., 23 Uhr:
Norient-Club-Nacht mit Schlachthofbronx (DE), Wildlife! (CH) und Radiorifle (CH)

Kino in der Reitschule, Sa. 15.1., 20 Uhr:
"Full Metal Village" (Deutschland, 2006) und "We don't care about music anyway" (Frankreich/Japan, 2009)

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http://www.norient.com

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kulturstattbern.derbund.ch 5.1.11

RaBe-TV am RaBe-Fest

Von Gisela Feuz am Mittwoch, den 5. Januar 2011, um 06:04 Uhr

Bereits in zwei Monaten steht einmal mehr das Radio-RaBe-Fest vor der Türe (am 25. und 26. Februar in der Reitschule). Bezüglich der Bands, die dort auftreten werden, will Organisator und RaBe-Papi Tinu Schneider die Katze noch nicht so recht aus dem Sack lassen. Wenn aber alles klappt, dann werden Freunde der gepflegten Stromgitarrenmusik so richtig auf ihre Kosten kommen. Also bitte die Daumen drücken.

Was hingegen bereits klar ist: Während des RaBe-Festes sollen im Kino der Reitschule Musik-Videoclips gezeigt werden. Dies sollen aber nicht teure und überproduzierte Videoclips sein, wie man sie auf MTV (zeigen die überhaupt noch Musik-Clips?), VIVA oder GO TV zu sehen bekommt, sondern eben die verborgenen Perlen von Schweizer Künstlern und Künstlerinnen, die vielleicht nicht in HD-Qualität daherkommen (also die Clips, nicht die KünstlerInnen), dafür aber mit sehr viel Liebe, Einfallsreichtum und Herzblut produziert wurden. Schauen Sie sich als Bespiel doch einmal Boobs "Flatsplasher Blues" an.

http://www.youtube.com/watch?v=607zcQ17D_k&feature=player_embedded

Selbstgebastelte Videos können bis am 4. Februar bei Radio RaBe eingereicht werden. Die Clips sollten im MPEG-2-Format daherkommen (Format PAL, Ton- und Bildspur können auch separat sein) und nicht als fertige DVD, sondern einfach als Daten (auf einer Daten-DVD oder CD) eingereicht werden.

Niceland gehen mit mutigem Schritt voran, Fischers Liebling Madame von Horsten, Frau Copy & Paste, meine Mono-Buben und der unverwüstliche Beat-Man zeigen schon mal Interesse, wobei bei letzterem zu hoffen ist, dass der seinen Junior Chet ins Rennen schickt. Viel schlechter als Papa ist der nämlich auch nicht. Weitere Video-Beiträge werde hoffentlich noch folgen. Los Hopp!

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HUNDE-SOLI
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Blick am Abend 3.1.11

Frieren für die Hunde

 SCHÖNHEIT LEIDET

 "Was für ein Hundewetter", dachte sich die Lysser Miss Earth Liza Andrea Kuster gestern. Bereits um 5 Uhr in der Früh stellte sie einen Marktstand bei der Reithalle auf und verkaufte am monatlichen Flohmärit Antiquitäten zugunsten des Vereins Schweizer Hunde Engel. "Es war sehr, sehr kalt", sagt Kuster. "Bereits nach 30 Minuten schmerzten meine Füsse. Aber was tut man nicht alles für Tiere? Ich würde noch viel mehr machen." Schon im letzten Jahr unterstützte Kuster den Verein. Damals half sie beim Verladen von Tierfutter für ein Hundetierheim in Ungarn. ehi

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http://www.hundehilfe-ungarn.ch/

02.01.2011 Flohmarkt in Bern

Unser heutiger Flohmarkt, zusammen mit den Schweizer Hunde Engeln war ein voller Erfolg. Trotz der enormen Kälte blieb die Kundschaft nicht aus und wir konnten einen schönen "Batzen" von CHF 730.00 verbuchen. Liza Andrea Kuster - Miss Earth Schweiz 2010 und 3 Flohmarkt-Missen ;-))) Andrea hat uns besucht und auch tatkräftig mit angepackt... DANKE ♥

http://www.hundehilfe-ungarn.ch/images/36255_1775844124545_1492596465_2805500_17354_n.jpg

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http://www.schweizer-hunde-engel.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=263:flohmarkt-reithalle-bern-2111&catid=20:aktuell&Itemid=9

Flohmarkt Reithalle Bern 2.1.11

Helen und Karin betreiben wiederum einen Flohmarktstand, diesmal zusammen mit der Hundehilfe Ungarn.   

Sie würden sich über viele Besucher freuen Grinsen

Miss Earth Schweiz, Andrea Kuster, wird als Ehrengast anwesend sein.

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CLUB-LEBEN
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BZ 5.1.11

Cuba Bar blitzt ab vor Gericht

 AltstadtDie Cuba Bar darf auch künftig in der Nacht auf Freitag nicht länger als bis um halb vier Uhr morgens geöffnet haben. Das Verwaltungsgericht lehnt eine Beschwerde ab.

 Unter der Woche müssen die Lichter in der Cuba Bar auf dem Kornhausplatz um 3.30 Uhr gelöscht werden. Im Sommer 2009 profitierte der Club von einem Pilotprojekt mit genereller Überzeitbewilligung bis um fünf Uhr morgens. Dieser Versuch wurde von Lärmmessungen begleitet, welche das Regierungsstatthalteramt zusammen mit der Kantonspolizei veranlasst hatte.

 Daraufhin erteilte das Statthalteramt die gewünschte Überzeitbewilligung nur in den Nächten auf Samstag und Sonntag. Es gewichtete die Anwohnerinteressen höher als die Wirtschaftsfreiheit des Clubs. Dieser Entscheid wurde im Mai von der kantonalen Baudirektion gestützt. Sie lehnte die Beschwerde der Clubbetreiber ab, mit der diese längere Öffnungszeiten für Donnerstagnacht erwirken wollten. Nun folgte auch das Verwaltungsgericht der erstinstanzlichen Argumentation, wie dem Anfang Monat publizierten Urteil zu entnehmen ist: "Die Beschränkung der Öffnungszeiten der Cuba Bar gemäss dem für die ganze Berner Innenstadt geltenden Überzeitkonzept liegt im öffentlichen Interesse", schreibt das Gericht.

 Es räumt aber ein, dass die Anwohner der oberen Altstadt bis in die Nacht dauernde Störungen zu dulden hätten. Diese dürfen an Wochenenden länger sein als unter der Woche, aber selbst dann nicht während der ganzen Nacht.

 Laut dem Rechtsvertreter der Beschwerdeführer ist noch nicht entschieden, ob das Urteil vor Bundesgericht angefochten wird.
 cab

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Bund 4.1.11

Nachtlokale müssen unter der Woche früher schliessen

 Die Cuba Bar ist vor Verwaltungsgericht abgeblitzt: An Wochentagen ist um halb vier Uhr Schluss.

 Martin Zimmermann

 Schlechte Nachrichten für Nachtschwärmer: Die Cuba Bar am Kornhausplatz muss ihre Tore am Freitagmorgen auch weiterhin spätestens um 3.30 Uhr schliessen. Das Verwaltungsgericht des Kantons Bern hiess in einem gestern publizierten Urteil einen entsprechenden Entscheid des Regierungsstatthalteramts Bern-Mittelland gut.

 Die Beschwerde der Cuba-Bar-Betreiber wurde hingegen abgewiesen. Diese wollten erreichen, dass sie den Betrieb am Freitag bis um 5 Uhr in der Früh aufrechterhalten dürfen. Laut Statthalteramt gilt diese Überzeitbewilligung aber nur jeweils in der Nacht von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag. Unter der Woche ist spätestens um halb vier Schluss.

 "Grünes Licht" für Statthalter

 Der Entscheid dürfte einige der Anwohnerinnen und Anwohner des Nachtlokals freuen. Sie haben unter der Woche nun weiterhin etwas länger Ruhe. Für Christoph Lerch, Regierungsstatthalter Bern-Mittelland, stellt das Urteil des Verwaltungsgerichts einen guten Kompromiss dar: Die Woche hindurch sei der Schutz der Nachbarschaft vor dem Betriebslärm der Bar wichtiger als die ökonomischen Interessen der Bar-Betreiber, sagt er auf Anfrage. "Am Wochenende aber müssen die Anwohnerinnen und Anwohner mit einer höheren Lärmbelastung leben."

 Der Streit zwischen Statthalter und Cuba Bar stellt einen Präzedenzfall dar in der Stadt Bern. Das Gericht habe mit seinem Entscheid nun "grünes Licht" für das Überzeitbewilligungskonzept des Statthalteramts gegeben, so Lerch. Zur Erinnerung: Dieses Konzept wurde noch unter Lerchs Vorgängerin Regula Mader erarbeitet. Im Rahmen eines Pilotversuchs erteilte die Statthalterin im Mai 2009 der Cuba Bar und anderen Etablissements in der Altstadt eine befristete Überzeitbewilligung bis um 5 Uhr - für die ganze Woche. Parallel dazu vorgenommene akustische Messungen ergaben jedoch, dass die Lärmbelastung für die Anwohner zu gross war. Mader beschränkte die Bewilligungen daraufhin im September 2009 in den meisten Fällen auf das Wochenende. Zudem muss der Schallpegel in den Lokalen nach 3.30 Uhr auf 85 Dezibel beschränkt werden. Gegen diesen Entscheid rekurrierten die Cuba-Bar-Betreiber. Ob sie das Urteil ans Bundesgericht weiterziehen wollen, ist laut ihrem Rechtsvertreter noch nicht entschieden.

 "Betrachten jeden Fall einzeln"

 Wenig Freude am Urteil hat Christian Pauli, Präsident von Bekult, dem Dachverband der Berner Kulturveranstalter. Das revidierte Gastgewerbegesetz aus dem Jahre 2008 sehe grundsätzlich Öffnungszeiten bis um 5 Uhr früh vor, sagt er. "Dass für Lokale nun solche Auflagen gemacht werden, ist fragwürdig."

 Müssen denn die Bars in der Altstadt jetzt generell mit einer restriktiveren Bewilligungspraxis rechnen? Grundsätzlich wolle man schon für gleich lange Spiesse sorgen und die Öffnungszeiten der Altstadt-Bars angleichen, sagt Statthalter Lerch - und schränkt sogleich ein: "Wir betrachten aber natürlich auch weiterhin jeden Fall einzeln."

 Freilich: Das Interesse der Altstadt-Bars an überlangen Öffnungszeiten scheint nicht besonders gross zu sein. "Momentan sind keine Gesuche für eine Überzeitbewilligung hängig", erläutert Lerch. Derzeit darf nur das Leopard II, unweit der Cuba Bar gelegen, auch unter der Woche die Tore bis um 5 Uhr öffnen. Doch davon macht die Bar laut Lerch keinen Gebrauch. An Wochentagen sei schon um 0.30 Uhr morgens Schluss, am Wochenende zwischen 2 und 3 Uhr. Auch Bekult-Präsident Pauli sagt: "Das Bedürfnis für längere Öffnungszeiten unter der Woche ist in Bern wohl gering."

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RABE-INFO
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Do. 6. Januar 2011
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_6._Januar_2011.mp3
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_6._Januar_2011.mp3&song_title=RaBe-%20Info%206.%20Januar%202011
- Nein zum neuen AKW: Berner Unternehmer mobilisieren gegen "Mühleberg II"
- Erdbeben, Wirbelstürme, Cholera und politische Unruhen: Haiti hat ein  Katastrophenjahr hinter sich
- Lagebericht aus Honduras: Trotz Menschenrechtsverletzungen formiert sich der Widerstand

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Mi. 5. Januar 2011
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_5._Januar_2011.mp3
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_5._Januar_2011.mp3&song_title=RaBe-%20Info%205.%20Januar%202011
- Dioxin-Skandal in Deutschland zeigt auf, wie Schweiz punkto Konsumentenschutz gegenüber EU-Mitgliedstaaten benachteiligt ist
- Schweizer Hochschulen benachteiligen Studierende mit Behinderung
- PNN statt CNN - palästinensische Medienschaffende betreiben unabhängige Nachrichtenagentur

Links:
http://www.agile.ch/home
http://german.pnn.ps

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Di. 4. Januar 2011
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_4._Januar_2011.mp3
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_4._Januar_2011.mp3&song_title=###TITLE###
- Neues Mediengesetz in Ungarn: Musikzensur, Quoten, weniger Gewalt in den Nachrichten
- Kleines Tier ganz Gross: der Regenwurm ist eines der stärksten Tiere und das Tier des Jahres
- Schlittelplausch mit Nebenwirkungen: die Gefahren rund um den Wintertrend

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MÜSLÜM
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Bund 6.1.11

Müslüm: Hit auf Youtube, Flop im Radio

 Im Internet ist Müslüms "Samichlaus" ein Erfolg. Doch die Radios lassen die Finger davon - teilweise aus politischen Gründen.

 Christoph Lenz

 Ende November hat der Berner Rapper Müslüm seine Single "Samichlaus" veröffentlicht, eine eingängige Popnummer mit politischem Subtext. In der Hitparade stiess der Song bis auf Platz 18 vor. Noch beeindruckender ist die Statistik des Videoportals Youtube: Fast 600 000 Mal wurde der Clip bereits abgerufen. Das macht pro Tag fast 20 000 Plays.

 Umso erstaunlicher, dass Semih Yavsaner, der Mann hinter Müslüm, kürzlich seinem Ärger via Facebook Luft verschaffte. Der Grund: Während sein Song im Internet durch die Decke ging, wurde "Samichlaus" seit Anfang Dezember nur sechs Mal von einer Schweizer Radiostation gespielt. "Ich vermute, dass die Redaktionen sich vor dem Bundesamt für Kommunikation fürchten", sagt Yavsaner. Schon bei Müslüms Sommerhit "Erich, warum bisch du nid ehrlich?" drohte SVP-Grossrat Thomas Fuchs Radiostationen mit einer Beschwerde, sollten sie das Stück spielen und Befürwortern des Reitschule-Verkaufs nicht gleich viel Sendezeit einräumen.

 Ist "Samichlaus" also zu politisch? "Ja", sagt Sandro Meli, Musikchef beim Berner Capital FM. "Wir legen Wert auf politische Neutralität - auch bei der Musik." Hinzu komme, dass Müslüms Song der Zielgruppe von Capital FM zu wenig entspreche, "zu jugendlich". Anders sieht es bei DRS 3 aus: Nicht jeder Song, der auf Youtube viele Views erziele, funktioniere auch am Radio, sagt der Leiter der Musikredaktion, Michael Schuler. "Ab Mitte Dezember hat die Redaktion wegen‹Jeder Rappen zählt› keine neuen Songs mehr ins Programm aufgenommen - und jetzt ist es zu spät für ‹Samichlaus›."

 Ein kleiner Trost für Müslüm: Beinahe täglich erhält Semih Yavsaner derzeit Fanpost von Schülern, die ihm berichten, ihre Musiklehrer hätten "Samichlaus" in den Musikunterricht aufgenommen. Politische Inhalte hin oder her.

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Blick am Abend 5.1.11

Alle wollen Müslüm - nur die Radios nicht

 BOYKOTT

 Trotz Youtube-Erfolg und Hitparade: Die Radios bringen den Müslüm-Song nicht. Zufall?

 peter.pflugshaupt@ringier.ch

 In der Sendung "Club Extra" von SF 1, die am 7. Dezember live aus dem Kulturzentrum Progr in Bern gesendet wurde, empfing Moderatorin Christine Maier den Samichlaus Müslüm mit den Worten: "Der Song wird landauf, landab auf allen Radiostationen gespielt." Nicht ganz. Der Song wird ausser von ein paar alternativen Stationen gar nicht gesendet.

 "Samichlaus" kam seit seinem Release Ende November bei den auf Airplay.ch erfassten Sendern auf fünf "Plays". Zum Vergleich: Andere Lieder werden mehrere Hundert Mal pro Woche durch die Äther der Schweiz gejagt.

 Interessant: In der letzten offziellen Hitparade des Jahres 2010 war "Samichlaus" der bestplatzierte Schweizer Song. Vor Bligg, Baschi oder Adrian Stern. Und auf der Videoplattform Youtube wurde der Song in einem Monat fast 600 000- mal angeklickt. Doppelt so oft wie zum Beispiel der Bligg-Hit "Musig i de Schwiiz", der seit über einem Jahr online ist. Müslüm, der "Mani Matter der Migranten" hat mit seinem Song den Nerv der Zeit und den Geschmack der Jugend getroffen. Gespielt wird "Samichlaus" an den Schweizer Radiostationen trotzdem nicht. Warum? DRS-3-Musikchef Michael Schuler sagt: "Es gibt einen einfachen Grund. Kurz nach dem Release von ‹Samichlaus› ging bei uns ‹Jeder Rappen zählt› auf Sendung. In diesem Zeitraum machen wir keine Playlist-Sitzungen. Den Song haben wir in der Hitparadensendung vorgestellt." Beim Berner Sender Capital FM wird man schon deutlicher. "Es sind inhaltliche Gründe, der Song ist politisch klar positioniert. Wir wollen neutral bleiben", sagt Musikchef Sandro Meli. "Dazu passt der Song weniger zu unserer erwachsenen Zielgruppe." Ein Insider meint aber, die Sender hätten nicht den Mut, den Song zu spielen.

 Der einzige Berner Sender, der "Samichlaus" in der Tagesrotation hat, ist Radio Rabe. Martin Schneider, Programmleiter des alternativen Radios: "Es geht nicht nur um die politische Aussage, der Song ist auch musikalisch gut."

 Und was sagt eigentlich Müslüm dazu? "Man kann vielleicht meine Musik boykottieren, aber man kann dem Volk die Liebe nicht nehmen." Die Samichlausen-Zeit ist jetzt vorbei. Der Song nicht mehr aktuell. Ob es sich tatsächlich um einen Radio-Boykott handelt, sieht man, wenn im April das Müslüm-Album erscheint.

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KREUZ NIDAU
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BZ 4.1.11

Die Genossenschaft Kreuz Nidau löst sich auf

 Nidau. Es ist das Ende einer Ära: Im Februar löst sich die Genossenschaft Kreuz Nidau auf. Die Eigentümer suchen nun einen neuen Pächter für das Restaurant mit Kultur.

 Was in Nidau schon länger gemunkelt wird, bestätigt Uwe Zahn, Vorstandsmitglied der Genossenschaft Kreuz Nidau: "Die Genossenschaft wird auf Ende Februar aufgelöst." Damit verschwindet auch der Restaurationsbetrieb. Die Stiftung Wunderland als Besitzerin des Hauses sucht aber jetzt nach einem Pächter oder einer Pächterin für den Restaurantbetrieb. "Wichtig ist, dass der künftige Pächter mit dem Verein Kultur Kreuz Nidau zusammenarbeitet", sagt Zahn.

 Letzteres ist für alle Beteiligten wichtig. Denn der Verein Kultur Kreuz Nidau (VKKN) hat einen Leistungsvertrag mit der Stadt Nidau und erhält für seine Leistungen 20 000 Franken pro Jahr. Dazu kommen 10 000 Franken vom Kanton Bern. Die Stadt Biel garantiert pro Anlass ein maximales Defizit in Höhe von 8000 Franken. Könnte der Verein keine Veranstaltungen mehr durchführen, könnte auch der Vertrag nicht eingehalten werden, und die Subventionen wären wohl für längere Zeit verloren.

 Das ist jedoch nicht der Fall. Auch während der Übergangszeit ohne Restaurant werden die kulturellen Veranstaltungen durchgeführt. Derzeit arbeiten die Verantwortlichen an einer Übergangslösung für den Betrieb der Bar während der Anlässe.

 Betrieb schrieb Verluste

 Obwohl die Genossenschaft in den letzten Jahren praktisch immer einen kleinen Verlust schrieb, kann die Organisation, die 1982 gegründet wurde, ohne Konkurs aufgelöst werden. "Wir werden alle ausstehenden Löhne, Rechnungen und sonstigen Verpflichtungen begleichen und die Genossenschaft dann auflösen", sagt Zahn. Aber wieso sollte jemand Pächter werden, wo doch das Restaurant defizitär war? "Ich bin überzeugt, dass ein innovativer Pächter das Restaurant gewinnbringend führen kann", sagt Zahn. Denn die Stiftung verlange verglichen mit Gebäuden, die ähnliche Räumlichkeiten bieten, relativ wenig Mietzins. Voraussetzung für ein erfolgreiches Restaurant sei aber, dass der neue Wirt langjährige Erfahrung im Gastgewerbe habe.

 Nebst der Bedingung für den neuen Pächter, mit dem VKKN zusammenzuarbeiten, wünschen sich die Stiftungsverantwortlichen auch, dass weiterhin eine hochwertige Küche geboten wird, machen dies allerdings in der Ausschreibung zur Pacht nicht zur Bedingung. Mit diesem Schritt vollzieht auch das Kreuz in Nidau, was schweizweit zu beobachten ist: Viele aus der Selbstverwalterszene der 1980er-Jahre hervorgegangene Genossenschaftsrestaurants befinden sich mittlerweile wieder in privater Hand, oder das Restaurant wird von Pächtern auf eigene Rechnung geführt.

 Ausnahmen dieses Trends sind beispielsweise die Stammbeiz von Peter Bichsel - das älteste Genossenschaftsrestaurant der Schweiz, das Kreuz in Solothurn − oder das Restaurant Brasserie in Bern.

 Die Anfänge gehen zu Ende

 Res Balzli, Genossenschaftsmitgründer und heutiger Präsident des Stiftungsrates der Stiftung Wunderland, erinnert sich noch gut an die Anfänge 1982: "Wir waren sieben Leute aus Bern, die ein Lokal mit Saal in einem städtischen Gebiet im Kanton Bern suchten." In Nidau wurden die Berner fündig und gründeten die Genossenschaft.

 Nur ein Jahr vor dem 30-Jahre-Jubiläum geht diese Geschichte nun zu Ende. "Es ist keine Katastrophe, aber doch ein Abschied von alten Prinzipien und Idealen, die wir damals hatten", sagt Balzli. Er wünscht sich, dass das Restaurant Kreuz weiterhin offen für alle bleibt und auch die Vereine wieder einkehren. "Seit dem Defilee der Armee durch Nidau im Januar 1991 kommen diese nicht mehr." Die Genossenschaftsmitglieder hatten sich damals ihre Sympathien in den gestandenen Nidauer Vereinen mit ihrer Haltung zum Defilee verspielt.

 Joel Weibel

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NOTHILFE
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Berner Oberländer/BZ 6.1.11

"Man kann gut riechen, dass Drogen abgepackt werden"

 Brünigpass. Florierender Drogenhandel, Schlägereien unter Asylanten, Personalintrigen: Ein ehemaliger Nachtwächter nimmt kein Blatt vor den Mund und erzählt Schockierendes.

 Thomas Imbach war bis vor einer Woche Nachtwächter im Sachabgabezentrum "Casa Alpina". Jetzt gelangt er mit brisanten Aussagen an die Öffentlichkeit. So soll auf dem Brünig vor allem nachts ein reger Drogenhandel herrschen. Der Mann berichtet auch von Intrigen unter dem überforderten und mangelhaft ausgebildeten Personal. Militär- und Polizeidirektor Hans-Jürg Käser wehrt sich: "Es kann keine Rede davon sein, dass im ‹Casa Alpina› Drogenhandel toleriert würde." Gerade deshalb führe die Kantonspolizei in den Sachabgabezentren immer wieder Razzien durch. Geschäftsleiter Philipp Rentsch bestreitet die Aussagen des Exnachtwächters: "Dessen Wahrnehmungen und Interpretationen sind eine Sache, die Realität ist eine andere." Von der Gemeinde Meiringen, auf deren Gebiet das Asylzentrum steht, wollte sich bisher niemand zur Sache äussern. bpmSeite 3

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"In der Nacht läuft der Drogenhandel"

 BrünigpassEin ehemaliger Nachtwächter des Sachabgabezentrums berichtet von Drogenhandel im grossen Stil. Der zuständige Regierungsrat Hans-Jürg Käser nimmt dazu Stellung: "Es kann keine Rede davon sein, dass im ‹Casa Alpina› Drogenhandel toleriert würde."

 Thomas Imbach arbeitete in den letzten zweieinhalb Jahren seit der Eröffnung des Durchgangszentrums "Casa Alpina" auf dem Brünigpass als Nachtwächter und Wochenendbetreuer in diesem Betrieb. Jetzt wurde ihm gekündigt - angeblich, weil er sich zu sehr in die Drogengeschäfte der Bewohner eingemischt habe und nicht teamfähig sei: "Ich weiss, dass jetzt seitens der Betreiber verlauten wird, ich würde mich mit dem Schritt an die Presse rächen für diese Kündigung. Dem ist aber nicht so, denn ich bezwecke damit einzig, dass endlich dem Drogenhandel auf dem Brünig ein für allemal ein Ende gesetzt wird", sagt Imbach.

 Drogen und Bargeld

 Vor drei Wochen führte die Sondereinheit "Enzian" der   Kantonspolizei Bern im Sachabgabezentrum auf dem Brünig eine gross angelegte Razzia durch. Von 40 Bewohnern wurden 13 angezeigt und deren sechs verhaftet; dies wegen Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz. Bei der Hausdurchsuchung kamen verschiedene Drogen im Wert von 18000 Franken sowie diverses Bargeld zum Vorschein (wir haben berichtet). Jetzt erhebt Thomas Imbach schwere Vorwürfe gegen die Betreiber des Asylzentrums: "Vor allem nachts läuft der Drogenhandel da oben schon lange auf Hochtouren. In den Räumlichkeiten des Zentrums werden auch Drogen abgepackt, was man gut riechen kann. Und auf den Plätzen vom Bahnhof über den ‹Schwingerplatz› bis zum Aussichtspunkt auf der Passhöhe werden die verschiedenen Drogen dann gehandelt."

 "Soll mich nicht einmischen"

 Er habe die Zentrumsleitung mehrmals darüber informiert, "aber es hiess dann jeweils, ich würde übertreiben und ich soll mich nicht so sehr in die Drogenszene einmischen." Imbach bestätigt aber, sogar persönlich schon auswärtige Drogenhändler aus dem Kanton Bern aus dem Haus vertrieben zu haben: "Und wenn ich mal auf den Parkplätzen rund ums Haus bei Verdacht ein Autokennzeichen notiert und der Polizei gemeldet habe, kam im Nachhinein auch schon die Nachricht an mich oder die Zentrumsleitung, das sei ein Volltreffer gewesen." Von den drei Nachtwächtern des Asylzentrums ist jede Nacht einer im Dienst. Um Mitternacht begibt sich dieser im Dienstzimmer im Dachgeschoss des Gebäudes zur Nachtruhe. "Von dort oben hört man während der ganzen Nacht immer wieder Lärm - ein stetiges Ein und Aus, Auf und Ab. Und eine Eingangskontrolle zu führen, ist selbst tagsüber unmöglich, weil die Bewohner das Haus über vier Türen verlassen können", sagt Thomas Imbach.

 Überfordertes Personal

 Ausser dem Haupteingang verfügt das Gebäude über drei Notausgänge, die weder verschlossen noch überwacht sind und von den bis zu 62 Zentrumsinsassen rege benützt werden. Dazu komme, dass das Personal des Zentrums mangelhaft ausgebildet und permanent überfordert sei. Imbach lieferte der Redaktion dieser Zeitung auch weiteres Delikates. So auch von Intrigen unter dem Personal, dass eine Betreuerin des Zentrums von einem Asylanten geschwängert worden sein soll und dass sich immer wieder wüste Auseinandersetzungen und Schlägereien zwischen den Bewohnern abspielten. Auch habe eine ehemalige Mitarbeiterin Strafanzeige gegen einen Mitarbeiter eingereicht, dabei sei sie selber die Täterin gewesen, was schliesslich durch eine gefälschte Unterschrift zutage gekommen sei. Der Bernische Polizei- und Militärdirektor Hans-Jürg Käser nimmt zu den Vorwürfen ausführlich Stellung: "Es kann keine Rede davon sein, dass im ‹Casa Alpina› Drogenhandel toleriert würde. Aber es gibt leider keine drogenfreie Gesellschaft. Viele abgewiesene Asylbewerber - namentlich Nigerianer - haben Kontakt zu entsprechenden illegalen Organisationen." Gerade darum führe die Kantonspolizei Bern immer wieder Razzien in den Durchgangszentren und den Sachabgabezentren durch. Und: "Ziel der Razzia vom 14.Dezember war eben gerade, die gesetzlichen Bestimmungen durchzusetzen, die Ängste der Bevölkerung ernst zu nehmen und Straftäter dingfest zu machen."

 Weitere Kontrollen

 Laut Käser finden seit der Razzia teilweise mehrere weitere Kontrollen pro Woche statt: "So wurden beispielsweise in der vergangenen Woche zwei weitere kleinere Aktionen durchgeführt, bei denen mehrere Personen wegen Widerhandlungen gegen das Ausländergesetz verzeigt wurden. Um eine möglichst grosse Wirkung zu erzielen, sind im Vorfeld solcher Kontrollen oft lange Beobachtungen, Abklärungen und Ermittlungen unumgänglich." Der Militär- und Polizeidirektor stellt in Aussicht, dass in den nächsten Wochen das Thema Brünigpass gemeinsam mit den Gemeindebehörden von Meiringen gezielt thematisiert werde. Philipp Rentsch, Geschäftsleiter der Asyl Biel und Region (ABR) kennt Thomas Imbach: "Dessen Wahrnehmungen und Interpretationen sind eine Sache - die Realität ist eine andere." Rentsch weist darauf hin, dass Drogenhandel nicht nur ein regionales oder nationales Problem sei. Deshalb sei man beim ABR "froh um die gute Zusammenarbeit mit der Polizei in den von uns im Kanton Bern betriebenen drei Sachabgabezentren. Wir als Betreiber übernehmen selber keine Polizeiaufgaben, unterstützen die Polizei aber bei der Erfüllung ihrer nicht einfachen und häufig undankbaren Aufgaben." Zu den vier offenen Ausgängen im Asylzentrum auf dem Brünigpass angesprochen, sagt Philipp Rentsch: "Notausgänge dürfen nicht abgeschlossen werden. Wir halten uns an die Brandschutzvorschriften."

Bruno Petroni

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 Problem der Migration

 Asylzentren Vor drei Jahren trat das vom damaligen Bundesrat Christoph Blocher ausgearbeitete Asylgesetz in Kraft. Dieses sieht vor, dass rechtskräftig abgewiesene Asylbewerber, die die Schweiz eigentlich verlassen müssten, in unserem Land nur noch Nothilfe bekommen: Unterkunft, Kleidung, Verpflegung und medizinische Notfallversorgung. "Den Verantwortlichen in den Kantonen war immer klar, dass die Umsetzung dieses Gesetzes alles andere als einfach sein würde", sagt der zuständige Berner Regierungsrat Hans-Jürg Käser, "denn wenn es dem Bund nicht oder nur unvollkommen gelingt, mit den Herkunftsländern Rückübernahmeabkommen abzuschliessen, werden abgewiesene Asylbewerber in vielen Fällen nicht freiwillig ausreisen, sondern hier bleiben." Die Erfahrung aus den letzten drei Jahren zeigt, dass die Ausreisepflichtigen oft in den von den Kantonen geschaffenen Institutionen verbleiben, was die Kantone laut Hans-Jürg Käser schon immer befürchtet haben. Der Kanton Bern bietet in Aarwangen, in Eschenhof und auf dem Brünigpass sogenannte Sachabgabezentren für Nothilfe an. Militär- und Polizeidirektor Hans-Jürg Käser: "Solche Zentren sind nirgends wirklich begehrt. Sie sind für die Umsetzung des Asylgesetzes aber schlicht nötig. Hier geht es um die Erfüllung einer Verbundaufgabe zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden." Die Völkerwanderung aus den ärmeren Gegenden des Südens in den reichen Norden (Migration) ist ein Phänomen, "das uns alle beschäftigt und deren Auswirkungen mittelfristig kaum abschätzbar sind", sagt Käser. "Bisher war und ist man aber der Meinung, mit den geltenden Gesetzen lasse sich die Situation einigermassen bewältigen - nicht ideal, aber passabel." Und der Regierungsrat blickt bereits in die Zukunft: "Eine nächste Eskalationsstufe wären dann wohl ‹Internierungslager›. Aber auch solche Einrichtungen müssten dann irgendwo stehen. Irgendjemand müsste sie betreiben und irgendjemand für die Kosten aufkommen …"bpm

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HEIRATS-VERBOT
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Südostschweiz 6.1.11

Strengere Regeln gegen Scheinehen

 Im Kampf gegen Scheinehen gilt ab diesem Jahr ein strengeres Regime: Neu darf nur noch heiraten, wer in der Schweiz ein Bleiberecht hat. Gefordert sind vor allem die Standesbeamten - sie müssen die Fälle abklären und Fehlbare den Ausländerbehörden melden. Bei den Zivilstandesämtern in der Region stösst die Regelung auf Zuspruch. Sie unterbinde, dass jemand mittels Trauschein eine Aufenthaltsbewilligung bekomme. Seite 4

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Ohne Schein keine Ehe mehr

 Seit Anfang Jahr darf nur noch heiraten, wer sich rechtmässig in der Schweiz aufhält - um Scheinehen zu verhindern. Die Zivilstandskreise in der Region begrüssen die neue Regelung.

 Von Sibylle Speiser

 Die Gesetzesänderung sei nicht schlecht, sagt Bea Weidmann, Leiterin des Zivilstandskreises See-Linth. Dieser ist für die Stadt Rapperswil-Jona und die Gemeinden Eschenbach, St. Gallenkappel und Goldingen zuständig.

 Mit der entsprechenden Änderung des Zivilgesetzbuches "liegt uns nun eine klare Regelung vor", sagt Weidmann. Vorher sei das Durchführen von Trauungen hie und da fraglich gewesen. Man hätte es von Fall zu Fall mit dem Kanton anschauen müssen.

 "Sinnvolle Regelung"

 Das neue Gesetz schreibt vor, dass zwei Personen, von denen eine keine rechtmässige Aufenthaltsbewilligung für die Schweiz vorweisen kann, nicht getraut werden dürfen. Auch Rita Diethelm, stellvertretende Leiterin des Zivilstandskreises Uznach, dem die restlichen zehn Linthgebiet-Gemeinden angehören, findet die neue Regelung "sehr sinnvoll". Denn damit werde unterbunden, dass jemand durch Heirat zur Aufenthaltsbewilligung kommen könne.

 Das Gesetz soll helfen, Scheinehen vorzubeugen. Auf diese angesprochen, sagen Weidmann wie Diethelm, dass man solche bis jetzt im Linthgebiet niemandem habe nachweisen können. Zu Verdachtsfällen käme es aber immer wieder einmal.

 Ohne es belegen zu können, "schien mir eine Heirat manchmal fast erzwungen", blickt Diethelm zurück. Ein Kriterium dafür sei zum Beispiel, wenn sich die künftigen Eheleute sprachlich nicht einmal richtig verständigen könnten.

 Mit solchen Fällen hatte auch Weidmann schon zu tun gehabt. "Bei einem Pärchen musste ich auf Englisch Dolmetscherin spielen, damit die zwei überhaupt wussten, was sie einander sagten. Ich fragte mich, wie es bei solchen Sprachproblemen mit den beiden wohl weitergehen wird", erzählt sie.

 Weitere Kriterien, bei denen die Alarmglocken läuten, sind gemäss den beiden Zivilstandsbeamtinnen, wenn die Heiratswilligen kaum Daten voneinander wissen oder sich erst sehr kurz kennen.

 Kann nun einer der Verlobten keinen rechtmässigen Aufenthalt in der Schweiz nachweisen, "wird auf das Gesuch um Vorbereitung der Eheschliessung erst gar nicht eingetreten", sagt Diethelm.

 Sie vermutet, dass es durch die neue Regelung weniger Arbeit für die Zivilstandskreise geben könnte: "Wer nicht legal hier ist, wird erst gar nicht zu uns kommen, um zu heiraten, weil er oder sie sonst dem Ausländeramt gemeldet wird."

 Neu muss im Zweifelsfall von den Zivilstandsämtern die Gültigkeit vorliegender Aufenthaltspapiere abgeklärt werden. Ob das zu einem grösseren Mehraufwand führen wird, können weder Weidmann noch Diethelm zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen.

 Zuerst Botschaft, dann Standesamt

 Das kantonale Ausländeramt St. Gallen wird neu bei schwierigen Fällen involviert, wenn auch via ZEMIS, dem zentralen Migrationsinformationssystem, kein gültiges Aufenthaltspapier gefunden werden kann.

 "Kaum jemand, der keine Aufenthaltsbewilligung vorweisen kann, wird riskieren, bei uns gemeldet zu werden", sagt Bruno Zanga, Leiter des Ausländeramtes.

 Denn das Amt müsste die Wegweisung verfügen. Zanga hält fest, dass Heiraten wollen ohne eine gültige Aufenthaltsbewilligung "nicht mehr als ein Indiz für eine Scheinehe" sei. Wirklich verhindert werden könnten Scheinehen mit der Gesetzesänderung nicht.

 Dieser Meinung ist auch Diethelm. Das fehlende Aufenthaltspapier zum Heiraten könne im Heimatland bei der Schweizer Botschaft beantragt werden - bevor man den Weg zum Standesamt unter die Füsse nimmt.

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SANS-PAPIERS
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WoZ 6.1.11

Ausserdem

 Herrgott: Hilf den Sans-Papiers!

 Von Dinu Gautier

 Fast, Ruedi Lustenberger, könnte man neidisch werden: Sie wohnen in einem stattlichen, nicht zu knapp mit Geranien bepflanzten Haus im schönen Entlebuch, besitzen eine Schreinerei mit fünf Angestellten und trinken mit Ihren Jägerkollegen in lustiger Atmosphäre gerne auch mal ein randvolles Glas Wein. Als Nationalrat dürfen Sie das Luzerner Volk (bzw. die KMU) in Bern oben vertreten. Und weil Sie das für die CVP tun, sind Sie zusätzlich mit einem guten Draht nach ganz oben gesegnet ("Danken wir dem Herrgott, der unser Land verschont hat vor Krieg und innerer Zwietracht", hiess es in Ihrer letzten 1.-August-Rede).

 Das Problem: Der Herrgott scheint Sie doch nicht ganz von der Zwietracht dispensiert zu haben. Und so beschäftigen Sie sich gerne mit Ausländerpolitik. Ein Thema, das in Ihrer Gemeinde (Romoos LU) geradezu unter den Nägeln des Volks brennen muss, gibt es dort doch ganze sieben Ausländer (0,9 Prozent der Bevölkerung). Vor einigen Monaten haben Sie sich dem Kampf gegen Sans-Papiers verschrieben, als Sie erfuhren, dass es Illegale gibt, die einen AHV-Ausweis besitzen. Der Bundesrat hat Ihnen noch im September sehr deutlich geantwortet, dass es kein Problem sei, wenn die in die Sozialversicherungen einzahlten, da sie in den meisten Fällen später daraus gar keine Leistungen beziehen können.

 Auf publizistischen Druck eines Scharfmachers aus der "Tages-Anzeiger"-Redaktion will der Bundesrat jetzt aber doch prüfen, ob die AHV Sans-Papiers bei den Migrationsbehörden denunzieren soll. Und weil er gerade dabei ist, will er auch "vertieft" prüfen, ob die Schulen nicht Kinder von Sans-Papiers verpfeifen sollen, was Sie laut "Zentralschweiz am Sonntag" wiederum sehr begrüssen würden. Sie allein wissen, wieso Sie so beflissen auf dem Buckel der Schwächsten Politik betreiben, wieso es Ihnen so wichtig ist, Kindern das Recht auf Bildung zu nehmen.

 Fast wünschte man sich da, der liebe Herrgott würde die Zwietrachtsprävention wieder ernsthafter verfolgen und Ihnen einen Mob mutierter Riesenborkenkäfer in die Schreinerei nach Romoos schicken, auf dass Sie dort wieder Probleme anzugehen hätten, die den Namen verdienen.

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Le Temps 5.1.11

L'idée de dénoncer les enfants sans-papiers scolarisés dérange

 A Berne, un groupe de travail interdépartemental envisage de nouvelles mesures pour dépister les sans-papiers

Valérie de Graffenried

 Le casse-tête des sans-papiers qui, bien que sans statut légal, cotisent parfois à l'AVS agite la Berne fédérale. En mars, Eveline Widmer-Schlumpf, alors cheffe du Département de Justice et Police, s'était élevée contre cette situation devant le parlement. "Je ne tolère pas cela", avait-elle déclaré au National, après avoir rappelé que, dans certains cantons, une carte AVS était délivrée à des sans-papiers. A l'époque, l'Office fédéral des assurances sociales (OFAS) n'avait pas réagi. Mais voilà que, comme l'a rappelé le Tages-Anzeiger mardi, un groupe de travail interdépartemental s'est mis en quête d'une solution. "Il y a en fait eu jusqu'ici deux séances entre l'Office fédéral des migrations et l'OFAS", tempère l'ODM.

 Pour l'instant, les autorités responsables des migrations et celles chargées des assurances sociales n'échangent pas leurs informations. Et le formulaire d'inscription permettant de bénéficier de l'AVS ne demande pas si l'étranger est en situation irrégulière ou non: l'employeur doit juste exiger d'eux des documents d'identité. Voilà deux choses qui pourraient changer.

 Le Conseil fédéral a évoqué ce dossier lors d'une séance le 22 décembre et un rapport est prévu pour fin 2011. Il réfléchirait aussi à d'autres moyens pour dépister les sans-papiers, notamment en serrant l'étau du côté des écoles, a relevé la Zentralschweiz am Sonntag. Ce point est plus controversé et délicat. Peut-on exiger des écoles qu'elles se muent en polices des étrangers pour dénoncer les enfants sans-papiers, et prendre ainsi le risque de provoquer leur déscolarisation? Ou de dissuader des parents en situation illégale d'envoyer leurs enfants se former?

 Pour le conseiller national UDC Oskar Freysinger, la réponse est clairement oui. "Cette mesure me semble parfaitement légitime. J'avais d'ailleurs envisagé une intervention parlementaire en ce sens. Il est intolérable que l'Etat ne soit pas informé des personnes résidant de manière illégale sur notre territoire", commente-t-il. Lui-même enseignant dans le secondaire, il n'a encore jamais été confronté à la problématique.

 Depuis 1991, la Conférence des directeurs cantonaux de l'Instruction publique recommande à tous les cantons de scolariser les enfants de sans-papiers. La Suisse a aussi ratifié la Convention relative aux droits de l'enfant, en 1997: son article 28 prévoit que les enfants ont droit à une formation, qu'ils soient clandestins ou pas. Le Conseil fédéral a aussi précisé en février, dans une réponse à une motion d'Antonio Hodgers (Verts/GE), que "les enfants peuvent fréquenter l'école de base en Suisse, quel que soit leur statut. […] Les cantons sont tenus en vertu de l'article 62 de la Constitution fédérale de pourvoir à un enseignement de base suffisant ouvert à tous les enfants en évitant la discrimination". Autant d'obstacles qui pourraient dissuader le gouvernement d'aller plus loin.

 "Concernant l'AVS, je ne pense pas que la mesure envisagée changerait grand-chose: les employeurs sont déjà hors-la-loi en recourant à des illégaux et ces derniers cotisent sans toucher les rentes, sauf exception. Ce sont donc surtout les caisses de l'AVS qui y perdraient", commente Antonio Hodgers. Il juge par contre la proposition concernant l'école "bien plus grave". "Comme dans les années 60 et 70, on se retrouverait avec des enfants enfermés chez eux et non scolarisés. Car la plupart des sans-papiers préféreraient cacher leur enfant plutôt que quitter le pays. La Suisse engagerait clairement sa responsabilité internationale vis-à-vis de la Convention des droits de l'enfant. Ce serait un retour en arrière inacceptable."

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Le Matin 5.1.11

Traqués jusqu'à l'école?

 Clandestins. Le Conseil fédéral pourrait demander aux enseignants de dénoncer les élèves sans papiers pour renvoyer leurs familles. Les associations de soutien aux étrangers sont choquées.

 La chasse aux sans-papiers se fera-t-elle bientôt sur le dos des enfants? Les autorités fédérales veulent serrer la vis aux étrangers qui séjournent illégalement en Suisse. Parmi les pistes explorées figure l'obligation pour les écoles de signaler la présence d'élèves sans papiers aux autorités compétentes en matière d'asile.

 Le Département fédéral de justice et police a jusqu'à fin 2011 pour ficeler un rapport sur le sujet. "Il s'agit de faciliter l'application des lois sur l'asile et les étrangers grâce à une meilleure circulation de l'information", explique Dieter Biedermann, de l'Office fédéral de la justice (OFJ).

 "Catastrophe humaine"

 Si le projet n'en est qu'à ses balbutiements, il fait déjà bondir les milieux proches des sans-papiers, qui redoutent que des élèves en situation irrégulière ne soient plus scolarisés. "S'attaquer aux enfants est ignoble. Ils ne sont pas responsables du statut juridique de leurs parents et ne devraient pas en subir les conséquences", s'indigne le municipal lausannois Oscar Tosato qui s'est engagé l'an passé pour l'apprentissage des sans-papiers créant une vive polémique. "Imaginez le poids qui pèsera sur les épaules d'un enfant si sa famille est expulsée après une dénonciation intervenue dans le cadre de l'école. C'est une véritable catastrophe humaine", renchérit le responsable des Ecoles et de la Jeunesse.

 Disproportion

 "Les parents auront peur d'envoyer leurs enfants à l'école, s'inquiète Simone Prodolliet, cheffe du secrétariat de la Commission fédérale pour les questions de migration. Il est impensable qu'ils vivent cachés dans leur chambre, par peur d'être dénoncés. "

 La section suisse d'Amnesty International juge pour sa part disproportionnée la traque des sans-papiers à l'école. "Séjourner illégalement dans un pays est une infraction à la loi, mais pas un crime", rappelle Manon Schick, porte-parole de l'ONG. Pour elle, la méthode envisagée par l'administration est totalement inacceptable. "Elle irait à l'encontre du droit des enfants. "

 Cette chasse aux enfants de clandestins est-elle compatible avec le droit suisse et la Convention de l'ONU sur les droits de l'enfant? La Constitution garantit pour l'heure la scolarisation de chaque enfant, quel que soit son statut juridique. "C'est une question qu'il faudra éclaircir, confirme Dieter Biedermann à l'OFJ. Nous sommes conscients que le sujet est délicat. "

 Dénonciation via l'AVS

 La Confédération a d'autres projets pour serrer la vis aux sans-papiers. Elle envisage d'obliger les assurances sociales (AVS, AI, etc. ) à dénoncer les travailleurs clandestins qui paient des cotisations. Pour l'heure, l'Office fédéral des migrations n'a pas accès à ces données. La section suisse d'Amnesty y voit une démarche en contradiction avec les campagnes fédérales contre le travail clandestin. "Il est évident que les étrangers en situation irrégulière ne s'annonceront plus auprès des assurances sociales s'ils risquent d'être expulsés, prédit Manon Schick. Voulons-nous vraiment pousser les gens vers le travail au noir?"

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Bund 4.1.11

Arbeitgeber sollen der AHV Sans-Papiers melden

 Die AHV und die Migrationsbehörden wollen ihre Informationen austauschen.

 Iwan Städler

 So paradox es klingen mag: In der Schweiz gibt es Sans-Papiers mit AHV-Ausweis. Sie sind zwar illegal im Land, rechnen aber über die staatliche Altersvorsorge ab. Die Gefahr, erwischt zu werden, hat sich bisher in Grenzen gehalten. Denn die AHV und die Migrationsbehörden tauschen ihre Daten nur im Ausnahmefall aus. Und das AHV-Anmeldeformular fragt nicht danach, ob ein Ausländer legal im Land ist.

 Das soll nun ändern. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der AHV, der Bundesämter für Migration und für Sozialversicherungen erwägt, das AHV-Anmeldeformular anzupassen. Heute muss ein Arbeitgeber lediglich mit einem Kreuzchen bestätigen, dass die angegebenen Personalien des Angestellten "mit dem amtlichen Ausweispapier" übereinstimmen. Dabei braucht der Patron nicht zu lügen - selbst wenn er weiss, dass sein Mitarbeiter illegal im Land ist. In der Regel verfügen Sans-Papiers nämlich trotz ihrer Bezeichnung über irgendein amtliches Papier (etwa ihrer Heimat).

 Arbeitslosigkeit als Abschreckung

 Schwieriger würde es, wenn die Arbeitgeber den ausländerrechtlichen Status ihrer Angestellten angeben müssten. Dann blieben ihnen bei einem Sans-Papiers nur drei Möglichkeiten: 1. Lügen, was beim Auffliegen Folgen hätte. 2. Schwarzarbeit, was ebenfalls strafbar ist. 3. Den illegal Anwesenden gar nicht erst einstellen. Marianne Kilchenmann von der Berner Anlaufstelle für Sans-Papiers geht davon aus, dass deutlich weniger Papierlose angestellt würden. Genau dies beabsichtigen die Bundesbehörden. Denn wer keine Arbeit hat, verlässt eher das Land - oder kommt gar nicht erst illegal hierher.

 Der Bundesrat hat in einem Bericht überdies angekündigt, einen verstärkten Datenaustausch zwischen der AHV und den Migrationsbehörden zu prüfen. Selbst die Schulen will er allenfalls einspannen, um den Sans-Papiers auf die Schliche zu kommen. Darunter leiden würden allerdings vor allem die Kinder, die unter solchen Umständen wohl nicht mehr zur Schule geschickt würden. Der Widerstand dürfte daher gross sein. Auch der Bundesrat ist skeptisch.— Seite 7

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Die AHV soll künftig helfen, Sans-Papiers ausfindig zu machen

 Der Bundesrat will illegalen Ausländern das Leben erschweren. Um ihnen auf die Schliche zu kommen, erwägt er gar, die Schulen einzuspannen. Sie sollen Kinder von Sans-Papiers melden.

 Iwan Städler

 Heute weiss beim Staat oft die Linke nicht, was die Rechte tut. Dies kann dazu führen, dass die AHV Beiträge für Ausländer abrechnet, welche die Migrationsbehörden für illegal anwesend erklärt haben. Wie oft dies vorkommt, weiss niemand, weil die Ämter ihre Daten nicht abgleichen. Bekannt ist nur, dass in der Schweiz 50 000 bis 300 000 Menschen illegal leben.

 Jahrelang ging niemand das Problem an. Ex-Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf verkündete zwar im Nationalrat: "Ich toleriere das nicht." Doch sie liess ihren Worten vorerst keine Taten folgen. Das Lösen des Problems überliess sie dem Bundesamt für Sozialversicherung, das gar kein Problem sah. Es stellte sich auf den Standpunkt, die Verfassung verbiete einen Datenaustausch zwischen der AHV und den Migrationsbehörden. Man müsse "den Bürger vor nicht vorgesehener staatlicher Tätigkeit schützen".

 Kein zusätzliches Gesetz nötig

 Tempi passati. Nachdem der "Bund" den Missstand im letzten Juni angeprangert hatte, bewegte sich die Bundesverwaltung im Auftrag von Widmer-Schlumpf doch noch und stellte eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der AHV sowie der Bundesämter für Migration (BFM) und Sozialversicherungen (BSV) zusammen. Inzwischen sind sich die beteiligten Ämter laut BFM-Sprecher Michael Glauser "einig, dass die bestehenden Inkonsistenzen (illegaler Aufenthalt hier, Versicherungsbeiträge da) beseitigt werden müssen".

 Die Gruppe hat auch bereits Vorstellungen, wie dies geschehen könnte. Etwa, indem die Arbeitgeber künftig den ausländerrechtlichen Status ihrer Mitarbeiter angeben müssen, wenn sie diese bei der AHV anmelden (siehe Frontseite). Darüber hinaus strebt die Gruppe den automatischen Datenaustausch zwischen der AHV und den Migrationsbehörden an, damit Letztere die Sans-Papiers einfacher ausfindig machen können. Zurzeit klären die Ämter ab, ob der dafür notwendige Aufwand vertretbar wäre. Eine zusätzliche gesetzliche Grundlage ist laut BSV-Sprecher Rolf Camenzind - entgegen der ursprünglichen Haltung des Bundesamts - nicht nötig.

 Der Bundesrat hat sich in der letzten Sitzung vergangenes Jahr mit dem Thema befasst, ohne dass dies von der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen worden wäre. Die Landesregierung erwägt, auch die Schulen einzuspannen, um den Sans-Papiers auf die Schliche zu kommen, wie die "Zentralschweiz am Sonntag" in der jüngsten Ausgabe berichtete. Die Ausbildungsstätten sollen den Migrationsbehörden Kinder von Sans-Papiers melden.

 Kinderrechte betroffen

 Ganz wohl scheint dem Bundesrat dabei aber nicht zu sein. Führt er doch in seinem am 22. Dezember verabschiedeten Bericht explizit an, die "Rechte der Kinder" müssten berücksichtigt werden. Was dies konkret bedeutet, deutscht Gabriela Fuchs von der Konferenz der Erziehungsdirektoren (EDK) aus: "Es ist Aufgabe der Schule,alle Kinderzu schulen." Dazu seien die Kantone per Verfassung verpflichtet. Verpfeift nun aber die Schule die Kinder von Sans-Papiers, dürften die illegal anwesenden Ausländer ihre Sprösslinge kaum mehr zum Unterricht anmelden. Die EDK empfiehlt daher seit 1991 allen Kantonen, auch Kinder aus Sans-Papiers-Familien zu unterrichten. Dass die Erziehungsdirektoren von dieser Position abrücken, ist unwahrscheinlich.

 Beat Zemp, Zentralpräsident des Lehrerverbands, ist ebenfalls "skeptisch". Kinder von Sans-Papiers hätten wie alle anderen Kinder ein Recht auf Ausbildung. Das betont auch Marianne Kilchenmann von der Berner Anlaufstelle für Sans-Papiers. Sie sei "sprachlos" ob des bundesrätlichen Prüfungsauftrags. Sowohl die Zusammenarbeit von AHV und Migrationsbehörden als auch der Einbezug der Schule würden das Leben der Sans-Papiers massiv erschweren.

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Kommentar

 Die Schule ist kein Denunziant

Daniel Friedli

 Wo immer es um das Schicksal der Sans-Papiers geht, zeigt sich exemplarisch, worauf Politik vielfach hinausläuft: auf die undankbare Aufgabe, aus zwei schlechten Lösungen die weniger schlechte auszuwählen. Entweder man pocht auf den Rechtsstaat, weist den Illegalen strikt die Tür und riskiert dabei, über Einzelschicksale hinwegzusehen. Oder man gibt sich tolerant, drückt im Härtefall ein Auge zu, nimmt dabei aber in Kauf, dass sich das Problem eher verstärkt statt entschärft.

 Der Bundesrat hat auf dieser Gratwanderung nun zu zwei umstrittenen Schritten angesetzt. Er gedenkt, die AHV stärker einzuspannen, um Papierlose ausfindig zu machen. Und er prüft, ob man nicht auch den Schulen noch im Nebenamt den Job der Fremdenpolizei übertragen soll.

 Zumindest bei diesem zweiten Schritt bewegt sich die Regierung zu nahe am Abgrund. In der Schule gilt das Prinzip: Ein Kind ist zuerst ein Kind und nicht ein ausländerrechtlicher Status. Darum wird das ABC allen gelehrt, auch jenen Schülern, die kein B oder C auf dem Ausweis tragen. Diesen Grundsatz infrage zu stellen, ist gefährlich. Denn wenn sich die Schule zum Denunzianten wandelt, wird dies primär eine Folge haben: Die Papierlosen schicken ihre Kinder einfach nicht mehr hin. Gedient wäre niemandem, am allerwenigsten den Kindern.

 Weit sinnvoller erscheint es, dort anzusetzen, wo die illegale Einwanderung vielfach ihren Ursprung hat: bei der Arbeit. Dass der Staat heute jemanden für illegal erklärt, ihm eine Türe weiter aber freundlich die Lizenz zum Arbeiten erteilt, ist unsinnig. Denn damit belohnt er jene, die ihn austricksen - und verspielt so die eigene Glaubwürdigkeit.

 Mit einer strengeren Informationspflicht liesse sich diese Inkonsequenz beheben. Zudem würden die Arbeitgeber stärker in die Pflicht genommen - jene also, die von der Arbeit ohne Ausweis am meisten profitieren. Es wäre ein kleiner Schritt, das Problem der illegalen Einwanderung an der Wurzel anzugehen. Und einer, der es vielleicht erlaubte, mit den Papierlosen, die schon hier sind, dereinst kulanter umzugehen.

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20 Minuten 4.1.11

Juso setzt sich für Sans-Papiers ein

 LUZERN. Schulen sollen künftig dem Kanton zwingend melden müssen, wenn Kinder von Sans-Papiers den Unterricht besuchen: Dies fordert der Luzerner CVP-Nationalrat Ruedi Lustenberger. Heute sind die Schulen nicht zu einer Meldung verpflichtet. "Wenn die Schulen Kinder von Sans-Papiers nicht den Ausländerbehörden melden, besteht Handlungsbedarf, damit diese Meldung auch tatsächlich erfolgt", so Lustenberger in der "Zentralschweiz am Sonntag".

 Bei der kantonalen Juso stösst diese Forderung auf heftige Kritik. "Diese Massnahme hätte zur Folge, dass Sans-Papiers-Kinder aus Angst, entdeckt zu werden, die Schule nicht mehr besuchen würden", sagt Juso-Präsidentin Priska Lorenz. Was Lustenberger verlange, laufe darauf hinaus, dass sich diese Kinder nicht mehr im Freien aufhalten und ein Leben im Verborgenen führen müssten.
 MFE

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Blick am Abend 3.1.11

LUZERN/ZUG

 Lehrer sollen Kids verpfeifen

 HEIKEL

 Der Unternehmer und CVP-Nationalrat Ruedi Lustenberger fordert in der Sonntagspresse eine Meldepflicht durch Lehrpersonen, welche Kinder von Sans-Papiers unterrichten. Nicht einverstanden damit ist die Juso Kanton Luzern. Die Partei befürchtet, dass bei einer solchen Meldepflicht Sans-Papier-Kinder, aus Angst, entdeckt zu werden, die Schule nicht mehr besuchen. "Dies ist ein Verstoss gegen die Errungenschaften unserer aufgeklärten Gesellschaft, die allen Kindern unabhängig der Herkunft ihrer Eltern grundlegende Rechte zugesteht", sagt Juso-Präsidentin Priska Lorenz. web

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AUSSCHAFFUNGEN
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WoZ 6.1.11

Sri Lanka
 
Auf dem Flughafen wartet der Geheimdienst

 Auch eineinhalb Jahre nach dem Bürgerkrieg drohen Flüchtlingen, die nach Sri Lanka zurückreisen, Verhöre, Folter und Gefängnis. Dennoch steigt der Druck, dass sie ihre Fluchtländer verlassen.

 Von Lee Yu Kyung, Colombo (Text und Fotos)

 "Mutter ist tot." Mit diesen Worten begrüsst uns ein trauriger Sujendran Gunesekaram. Seine Mutter starb nur wenige Tage vor unserem Besuch an einem Herzinfarkt, nachdem sie drei Jahre lang krank gewesen war.

 Gunesekaram ist ein 27-jähriger Tamile, der ursprünglich aus dem Osten Sri Lankas stammt. Seine Heimatstadt Muttur war während des Kriegs zwischen der Armee und der tamilischen Befreiungsorganisation LTTE Schauplatz blutiger Kämpfe. Er verliess im Juni 2009 Sri Lanka in Richtung Malaysia, weil er die vielen Kontrollen und Schikanen im Land, speziell gegen junge Männer der tamilischen Minderheit gerichtet, nicht mehr ertrug und hoffte, im Ausland eine Arbeit zu finden. Im Mai 2009 hatte die sri-lankische Armee die LTTE vernichtend geschlagen und die von ihr besetzten Gebiete erobert. Hunderttausende von TamilInnen wurden während Monaten in abgesperrten Lagern festgehalten. Über 20 000 sind bis heute noch in diesen Lagern inhaftiert, Tausende von angeblichen Mitgliedern der LTTE werden darüber hinaus in Sonderlagern festgehalten, zu denen nicht einmal das Internationale Komitee vom Roten Kreuz Zugang hat.

 Im Herbst 2009 befand sich Gunesekaram auf dem Flüchtlingsboot Jeya Lestari, das von Indonesien aus auf die australische Weihnachtsinsel übersetzen wollte. Auf Intervention Australiens hin wurde es von den indonesi schen Behörden abgefangen. Die 254 Flüchtlinge im Boot wurden verhaftet.

 Gunesekaram wollte um jeden Preis nach Australien. Doch schliesslich entschied er sich im November 2009, wegen seiner kranken Mutter nach Sri Lanka zurückzukehren. Die Internationale Organisation für Migration finanzierte ihm den Rückflug von Indonesien. Was ihm bei seiner Einreise in sein Heimatland widerfahren sollte, konnte er nicht ahnen.

 Beschuldigungen und Schläge

 Es war ein Uhr morgens, als Gunesekaram am 26. November 2009 am internationalen Flughafen Bandaranaike nördlich von Colombo ankam. Nachdem der zuständige Einwanderungsbeamte Gunesekarams Pass überprüft hatte, rief er drei Agenten des sri-lankischen Geheimdiensts Criminal Investigation Department (CID). Diese führten Gunesekaram in einen Vernehmungsraum und beschuldigten ihn, Mitglied der LTTE zu sein. Er stritt das ab. Daraufhin verliessen die drei Agenten den Raum. Kurze Zeit später trat ein tamilischer Mann ein. Er schrie Gunesekaram an, er wisse, dass er zur LTTE gehöre. Der Mann habe mit einem Akzent aus der Provinz Batticaloa gesprochen, sagt der Zurückgekehrte. Der Mann habe auf ihn eingeschlagen und ihn immer wieder beschuldigt, mit der LTTE zusammengearbeitet zu haben. Danach setzte man Gunesekaram in einen grünen Jeep und verband ihm die Augen. "Ich dachte, jetzt werde ich ermordet", sagt er, "doch man brachte mich in den vierten Stock."

 Der vierte Stock ist das Befragungs- und Folterzentrum des CID. Gunesekaram sah dort Dutzende von Inhaftierten, denen Mitgliedschaft in der LTTE vorgeworfen wird. Nach einer Woche wurde er ins Boosa-Camp verlegt, eine Haftanstalt der Armee, die auch als Sri Lankas Guantánamo bezeichnet wird. Er sei dort an den Beinen aufgehängt worden, während ein Offizier mit einer Eisenstange auf ihn eingeschlagen habe. Im Januar 2010 wurde er zusammen mit dreissig Mitgefangenen aus der Anstalt entlassen.

 Gunesekarams linkes Auge schmerzt von den Folterungen noch heute. In Spitalbehandlung will er sich jedoch deswegen nicht begeben. Er traut den öffentlichen Krankenhäusern Sri Lankas nicht, und die Behandlung in einem privaten Spital kann er sich nicht leisten. Gunesekaram muss eine erneute Verhaftung befürchten. Im Juli versuchten CID-Beamte, ihn an seinem Arbeitsplatz festzunehmen. "Ich lief weg, als ich die Männer sah." Später wechselte er die Sim-Karte seines Mobiltelefons.

 Kurze Zeit nach unserem Besuch ist Gunesekaram mithilfe einer Menschenrechtsorganisation in eine andere Provinz gezogen. Dort versucht er, ein unauffälliges Leben zu führen, ist jedoch arbeitslos. Er hat bei der Schweizer Botschaft in Colombo ein Asylgesuch gestellt.

 Systematische Verhöre

 Gunesekaram ist kein Einzelfall. Zurückkehrende TamilInnen werden am Flughafen sys tematisch verhört. So wurde am 17. November der britisch-tamilische Journalist Karthigesu Thirulogas am Flughafen von Colombo verhaftet. Auch er war zurückgekehrt, um seine kranke Mutter zu besuchen. Geheimdienstleute fragten ihn über einen Radiosender aus, bei dem er kurze Zeit gearbeitet hatte und der mit der LTTE in Verbindung stehen soll.

 Der Geheimdienst versucht, mit seinen Befragungen mehr über die Strukturen der LTTE im Ausland zu erfahren. Wer verdächtigt wird, der LTTE anzugehören, muss mit Repressalien, Haft und Folter rechnen.

 Amnesty International berichtete im September 2010 von den Brüdern Sumith und Indika Mendis, die im Herbst letzten Jahres nach ihrer zwangsweisen Rückschaffung durch die australischen Behörden bei der Einreise nach Sri Lanka von der CID inhaftiert und anschliessend gefoltert wurden. Während Sumith Mendis bald freikam, wurde Indika Mendis acht Monate lang festgehalten. Beide sind am 14. August dieses Jahres erneut festgenommen worden.

 "Die CID sagte, die LTTE versuche, ihre Kader nach Australien zu bringen, um dort die Organisation neu aufzubauen", sagt die ­Mutter der beiden, als wir sie aufsuchen. Den Brüdern wird vorgeworfen, erneut die Flucht nach Australien angestrebt zu haben. Bei seiner Verhaftung sei Sumith Mendis von CID-Offizieren geschlagen worden, berichtet seine Ehefrau. "Auch unser vierjähriger Sohn musste das mitansehen."

 Sumith Mendis ist nach seiner Verhaftung erneut gefoltert worden, wie Amnesty International schreibt. Er musste daraufhin in einem Spital gepflegt werden. Sumith Mendis' Anwalt hat den zuständigen Arzt um einen medizinischen Rapport ersucht, bis heute jedoch vergeblich.

 Flüchtlinge werden zurückgeschafft

 Auch der Singhalese Lasantha Wijeratne wurde nach seiner Rückschaffung aus Australien im November 2009 von sri-lankischen Beamten verhört, später festgenommen und gefoltert. Gemäss einer schriftlichen Erklärung von Wijeratne ist er am Flughafen vom CID über seine "Beziehungen mit den tamilischen Asylsuchenden im Flüchtlingslager der australischen Weihnachtsinsel" befragt worden. Er fürchtete um sein Leben und stellte bei der Schweizer Botschaft in Colombo ein Asylgesuch. Im März 2010 wurde er verhaftet. Laut Amnesty International wurde er ins Gefängnis Negombo gebracht, wo auch die Brüder Mendis einsitzen sollen. Auch Wijeratne musste nach Folterungen ins Spital gebracht werden.

 "verbesserten Menschenrechtssituation seit dem Ende des Bürgerkriegs" schreibt. Allerdings hält das UNHCR in seinem Bericht auch fest, dass es schwierig sei, die Lage abschliessend zu beurteilen. Dennoch scheinen die Behörden in den Fluchtländern immer weniger Scheu vor Rückschaffungen zu haben. In Australien haben auch Razzias gegen Migrant Innen aus Sri Lanka zugenommen. Neuankömmlinge werden nicht mehr als Flüchtlinge gesehen, sondern als Menschenschmuggelopfer, die zurückgeschafft werden müssen. Die Rate der positiv beurteilten Asylgesuche hat drastisch abgenommen.

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 Asylsuchende aus Sri Lanka

 Auch die Schweiz schafft aus

 "Viele Flüchtlinge aus Sri Lanka haben Angst und sind verzweifelt", sagt Barbara Frei. Die Leiterin der Freiplatzaktion Basel unterstützt Asylsuchende aus Sri Lanka und hilft ihnen bei ihren Anträgen beim Bundesamt für Migra tion (BfM). Während zur Zeit des Kriegs Asylgesuche öfter positiv beurteilt wurden oder die Asylsuchenden zumindest den Status der "vorläufigen Aufnahme" zugesprochen erhielten, sei jetzt die Aufnahmepraxis viel restriktiver geworden. Flüchtlingen mit einem Negativentscheid droht die sofortige Ausschaffung. Da­rüber befürchten viele, dass ihre "vorläufige Aufnahme" aufgehoben werden könnte. Eine Rückschaffung könnte auch jene mit Aufenthaltsbewilligung B treffen, die von der Sozialhilfe abhängig sind.

 Laut Angaben des BfM sind in den ersten elf Monaten dieses Jahres 39 Asylsuchende aus Sri Lanka nach Ablehnung ihres Asylgesuchs "freiwillig, selbständig oder mit Rückkehrhilfe" zurückgereist. Sieben Personen seien "rückgeführt" worden. Die Zahl der Asylsuchenden aus Sri Lanka ist in den letzten Jahren stark gestiegen. 2009 stellten 1415 Personen einen Asylantrag. Von den in dieser Zeit behandelten rund 850 Asylgesuchen wurden nur 170 bewilligt.

 Derzeit befinden sich über 4000 Menschen aus Sri Lanka im Asylverfahren, 2200 sind im Status "vorläufig aufgenommen". Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) fordert einen Rückführungsstopp für sämtliche Flüchtlinge aus Sri Lanka. Die SFH kritisiert zudem, dass Personen, die einen negativen Entschied erhalten haben und nicht zurückgeführt werden, nur noch Nothilfe erhalten. Die Hilfsorganisation verlangt für diese Personengruppe den Status "vorläufige Aufnahme". Barbara Frei sagt, dass viele nach einem negativen Asylentscheid untertauchen oder ihr Glück in einem anderen Land versuchen.

 Wer in der Schweiz Asyl will, kann auch auf einer Schweizer Botschaft ein Asylgesuch stellen, wie das Lasantha Wijeratne und Sujendran Gunesekaram in Colombo (vgl. Haupttext) getan haben. Letztes Jahr sind dort über 1900 und in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres bereits 1974 Asylgesuche eingegangen. Allerdings sind auf diesem Weg die Chancen auf Asylgewährung noch viel kleiner. Laut BfM sind von Januar bis Ende November letzten Jahres 2191 Asylanträge sri-lankischer Staatsangehöriger auf Schweizer Botschaften entschieden worden - nur gerade 44 Menschen durften daraufhin in die Schweiz einreisen.

 Barbara Frei sagt, dass unter denjenigen, die auf Schweizer Botschaften ein Asylgesuch stellen, auch viele Frauen sind, deren Ehemänner sich bereits in der Schweiz befinden. Ihre Chancen auf eine Einreise in die Schweiz seien jedoch minimal.  

Daniel Stern

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20 Minuten 5.1.11

Ivorer: Keine Ausschaffungen

 BERN. Die Schweiz hat seit Ausbruch der schweren Unruhen in der Elfenbeinküste keine abgelehnten Asylbewerber mehr in das westafrikanische Land zurückgeschickt. Von dem vorläufigen Rückschaffungsstopp sind 112 Personen betroffen. Der Entscheid sei zu Beginn der Unruhen vor fünf Wochen gefallen, wie Marie Avet vom Bundesamt für Migration Medienberichte bestätigte.

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Bund 4.1.11

Schweiz stoppt Rückschaffungen in die Elfenbeinküste

 Die Schweiz setzt aufgrund des Machtkampfs in der Elfenbeinküste die Rückschaffung von abgelehnten Asylbewerbern in das westafrikanische Land bis auf weiteres aus. Man verfolge jetzt, wie sich die Lage im Land entwickle, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Migration (BFM) gestern auf Anfrage. Die praktische Bedeutung des Ausweisungsstopps wird in Bern als gering eingestuft, da die Schweiz kein bevorzugtes Zielland für Asylbewerber aus der Elfenbeinküste ist. Gemäss der letzten Statistik befanden sich im November 2010 insgesamt 122 Ivorer im Asylverfahren; 63 von ihnen waren aus anderen Gründen bereits vorläufig aufgenommen worden.(fri)

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MIGRATION CONTROL
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Newsnetz 6.1.11

Athen prüft Gefängnisschiffe für Asylbewerber

sda / jak

 Um den Ansturm illegaler Flüchtlinge zu bewältigen, erwägt Griechenland den Einsatz schwimmender Gefängnisse. Ausserdem soll ein Zaun entlang der Grenze zur Türkei gebaut werden.

 Die Anmietung solcher Lager für illegal Eingewanderte werde im Zusammenhang mit weiteren Massnahmen geprüft, sagte der Minister für öffentliche Ordnung, Christos Papoutsis. Dabei müssten aber auch Probleme bedacht werden wie die hohen Kosten für den Transfer eines solchen Schiffs und die Frage, unter welchen Bedingungen es wo andocken könnte.

 Zu den weiteren Massnahmen gehört vermutlich der Bau eines Zauns entlang eines Teils der Grenze zur Türkei sowie die Nutzung alter Einrichtungen der Streitkräfte als Internierungslager. Laut Amnesty International nutzen die Niederlande seit 2007 schwimmende Lager. Nach Angaben der griechischen Regierung gelangten 2010 insgesamt 128'000 Flüchtlinge illegal nach Griechenland. Dies wäre die höchste Zahl in der EU.

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24 Heures 6.1.11

Reportage

 Sur les traces des clandestins en Grèce

Gabrielle Danzas

 Dans une Europe cadenassée, la frontière gréco-turque enregistre désormais le plus gros flux de migrants

 Gabrielle Danzas

 Serrés dans un van pour se protéger de la bise glaciale qui souffle sur la Thrace, deux policiers hongrois et un collègue grec trouent la nuit avec une caméra thermique à la recherche de clandestins. Les arbres, les champs, les miradors apparaissent en négatif. La route qui marque la frontière entre la Turquie et la Grèce se détache, rectiligne, à deux kilomètres. Pour l'heure, aucune silhouette blanche n'apparaît dans la campagne de la région d'Orestiada. La lune est pleine, il n'y a pas de brouillard, "c'est une mauvaise nuit, les migrants ne viendront pas", assure Laslo Hostyançzki. Ce dispositif nocturne fait partie de l'opération mise place par l'agence européenne Frontex à la frontière terrestre entre la Turquie et la Grèce pour tenter de freiner le flot de migrants. 205 policiers des pays de l'UE et un Suisse, déployés depuis fin octobre et dont la mission est prolongée jusqu'en mars, y ont intercepté des centaines de migrants ces dernières semaines. Plus particulièrement aux alentours d'Orestiada. Sur 12,5 km, l'entrée sur le territoire grec est aisée: il suffit de traverser des champs.

 Athènes a appelé à la solidarité européenne cet automne, débordée par l'arrivée de plus en plus importante de migrants sur son sol. La Grèce est devenue le maillon faible de l'Europe, la porte d'entrée pour tous les candidats à l'eldorado européen. Selon Frontex, plus des trois quarts des 40 977 personnes interceptées aux lisières de l'UE au premier semestre 2010 sont entrées via la Grèce, majoritairement par la frontière entre la Turquie et la Grèce. Un mois après l'installation des "équipes d'intervention rapide aux frontières", les "Rabits" selon l'acronyme anglais, l'agence s'est félicitée d'une diminution drastique des passages. Une baisse de 44% des arrestations a été enregistrée.

 Noyades en série

 Les migrants ont-ils renoncé à franchir la frontière? Contournant les Rabits, les routes migratoires se sont en fait adaptées et se sont déjà déplacées plus au sud, là où le fleuve Evros sert de frontière. La traversée est donc plus dangereuse. Quarante et une personnes se sont noyées en 2010.

 "On nous a mis dans une barque, et on a ramé à l'aveuglette, c'était dur, le temps semblait interminable, raconte un Congolais qui ne sait pas nager et a payé 300 euros à des passeurs turcs cette périlleuse aventure. Ensuite, j'ai couru comme un fou. " Avant d'être arrêté. Après quelques jours au centre de rétention de Filakio, plein à craquer, le jeune homme vient d'être relâché: il faut faire de la place pour ceux qui ont été interceptés dans la nuit par les Rabits. Il est muni d'un papier administratif qui lui permet de rester un mois en Grèce, de quoi lui laisser assez de temps pour reprendre son voyage ou venir grossir les rangs des centaines de milliers de migrants coincés à Athènes par la crise économique.

 La Turquie peu active

 La Grèce se retrouve à supporter à elle seule le poids de l'immigration vers l'Europe à cause des contrôles mis en place par Frontex dans la Méditerranée: les patrouilles ont rendu les passages par l'Espagne ou l'Italie beaucoup plus difficiles. Les migrants d'Afrique transitent donc désormais par la Turquie, rejoignant les réfugiés afghans, pakistanais ou irakiens qui empruntent traditionnellement l'axe Turquie-Grèce. Malgré la pression de Bruxelles, Ankara est peu pressée de jouer le rôle de gendarme d'une Union européenne qui rechigne à l'intégrer dans son sein, et craint d'être à son tour débordée par les migrants.

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 Athènes veut ériger un mur

 Athènes a annoncé son intention d'édifier une clôture le long de sa frontière avec la Turquie, par où transite la majorité des migrants. "La société grecque a dépassé ses limites en matière de capacité d'accueil des migrants clandestins", a déclaré Christos Papoutsis, ministre de l'Immigration, en rendant public son projet, samedi. Le mur anticlandestins serait édifié sur un tronçon terrestre de 12,5 km et ne couvrirait pas la totalité de la frontière gréco-turque, longue de 206 kilomètres et majoritairement délimitée par le cours du fleuve Evros. Ce dispositif a été critiqué en Grèce et accueilli avec réserve par l'Union européenne. Le parti communiste grec a dénoncé "un projet inhumain et inefficace". "Les murs ou les grillages sont des mesures à court terme qui ne permettent pas de s'attaquer de manière structurelle à la question de l'immigration clandestine", a déclaré un porte-parole de la Commission européenne.

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Radio Dreyeckland 5.1.11

Frontex und Grenzzaun in Griechenland

ANMOD:
Die griechisch-türkische Grenze führt durch flaches Land am Fluss Evros und dem Flussdelta entlang. Doch die grüne Idylle soll ein Ende haben: Der angebliche Ansturm sogenannter illegaler Flüchtlinge aus der Türkei müsse eingedämmt werden, so das griechische Ministerium für Bürgerschutz.
Zu diesem Zweck hatte Griechenland schon vor zwei Monaten die Hilfe der EU-Grenzagentur Frontex angefordert. Seit November steht nun die erste Frontex-Eingreiftruppe an Griechenlands Grenze, bestehend aus 200 Beamten, darunter auch deutschen Polizisten.
Doch damit nicht genug. Am vergangenen Samstag kündigte Bürgerschutzminister Christos Papoutsis vollmundig den Bau einer insgesamt 206 Kilometer langen Barriere zur Türkei an. Nach heftiger internationaler Kritik ruderte die griechische Regierung nun zurück. Neuerdings ist nur noch von er 12,5 Kilometer langen Sperre die Rede.

Wir sprachen mit dem Journalisten Matthias Monroy über die geplante Grenzsicherung und die Rolle, die EU und ihre Agentur Frontex dabei spielen.
Zunächst wollten wir wissen, ob seiner Meinung nach mit dem Bau eines realen Zauns zu rechnen ist. Oder geht es eher um eine virtuelle Mauer?

BEITRAG
http://www.freie-radios.net/mp3/20110105-frontexund-38255.mp3
http://www.freie-radios.net/portal/streaming.php?id=38255

ABMOD:
Wir sprachen mit dem Journalisten Matthias Monroy

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Bund 4.1.11

Griechenland

 Athen streicht geplanten Grenzzaun zusammen

 Griechenland krebst nach heftiger Kritik beim Grenzzaun, der die illegale Migration aus der Türkei aufhalten soll, zurück. Der Zaun soll nun doch nicht entlang der gesamten 206 Kilometer langen Grenze mit der Türkei gebaut werden. Die griechische Regierung liess gestern verlauten, vorerst solle ein 12,5 Kilometer langer und 3 Meter hoher Zaun entlang der "Schwachstelle" des Grenzflusses Evros errichtet werden.(sda)

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NZZ 4.1.11

Athen plant Sperrzaun

 Die EU-Kommission kritisiert die griechische Migrationspolitik

 elh. Athen · Griechenland plant drastische Massnahmen zur Abwehr illegaler Einwanderer. An der nordöstlichen Grenze zur Türkei soll ein 12,6 Kilometer langer Sperrzaun errichtet werden. In Griechenland sei bezüglich der illegalen Immigranten die Grenze der Belastbarkeit überschritten, sagte Zivilschutzminister Christos Papoutsis. Wer kein Recht zum Bleiben habe, müsse das Land entweder freiwillig oder durch Zwangsabschiebung verlassen.

 Die Pläne Athens stiessen nicht nur bei Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International auf Kritik, sondern auch im eigenen Land. Der Pressesprecher der grössten Oppositionspartei Nea Dimokratia bezeichnete den geplanten drei Meter hohen Zaun, der mit Bewegungsmeldern und Wärmebildkameras gesichert werden soll, als Flickwerk, mit dem keine Probleme gelöst werden könnten. Noch schärfer formulierten es die beiden im Parlament vertreten Linksparteien, die von einem rassistischen Crescendo sprachen und die Pläne als unmenschlich bezeichneten. Kritik übte auch die EU-Kommission: Dies könne kein Beitrag zur Bewältigung der Einwanderungsströme sein.

 Der nur ein Dutzend Kilometer lange Grenzabschnitt, an dem der Zaun gebaut werden soll, ist der am schwersten zu bewachende Teil der insgesamt 206 Kilometer langen griechisch-türkischen Landgrenze. In einem Bogen führt der Evros-Fluss hier durch das türkische Hinterland bis nach Edirne. In diesem Territorium sind seit November Grenzschützer der EU-Agentur Frontex im Einsatz. Mit Hilfe der derzeit noch 200 Mann starken Truppe konnte die illegale Einwanderung um 42,6 Prozent zurückgedrängt werden. In den ersten neun Monaten im Jahr 2010 wurden in der Grenzregion zur Türkei 31 219 Personen verhaftet. Im gleichen Zeitraum 2009 waren es lediglich 6615.

 Anna Dalara, Staatssekretärin im Arbeitsministerium, bezifferte die Zahl der täglichen Ankömmlinge trotzdem auf etwa 350. Diese Zahl könnte bald grösser werden, denn das bereits einmal verlängerte Mandat der Frontex-Truppe läuft nur noch bis März. Wenn in Griechenland illegale Einwanderer aufgegriffen werden, erhalten sie von den Behörden provisorische Papiere, mit denen sie einen Monat lang im Lande bleiben dürfen. Bis dahin müssten sie theoretisch ausgereist sein, was in der Praxis aber kaum zu kontrollieren ist. Laut Schätzungen von Frontex kommen inzwischen bis zu 90 Prozent der in Mitteleuropa eintreffenden illegalen Einwanderer über Griechenland.

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HOMOPHOBIE
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20min.ch 5.1.11

Schlechte Erfahrungen: Homosexuelle Profis sollen sich nicht outen

 Die deutsche Nationaltorhüterin Ursula Holl ist bekennende Homosexuelle. Sie würde den Schritt in die Öffentlichkeit aber keinem Fussballer empfehlen.

 Statistisch gesehen hätte es im jeden Fussballteam mindestens einen homosexuellen Kicker. Von den hunderten Profis in den grössten Ligen der Welt, ist aber kaum einer bekannt. Zu hoch scheint die Angst vor negativen Schlagzeilen.

 Diese Befürchtungen sind gemäss der deutschen Nationaltorfrau und Spielerin des FCR Duisburg berechtigt. Die 28-Jährige steht nach ihrem Outing zu ihrer Lebenspartnerin und hat diese geheiratet. Sie empfiehlt in der "Bild" trotzdem: "Ich würde keinem Fussballer raten, sich zu outen. Je mehr du von deinem Privatleben bekannt gibst, desto verletzlicher bist du. Und der Fan im Stadion kann sehr, sehr grausam sein. Diese öffentlichen Anfeindungen wären nur schwer auszuhalten."

 Auch Philipp Lahm äusserte sich im letzten Jahr ähnlich: "Der Spieler, der sich jetzt outen würde, der geht jedes Wochenende vor zigtausend Zuschauern seinem Job nach. Ein Guido Westerwelle spielt nicht jedes Wochenende vor 60.000 Zuschauern Fussball." Schmährufe im Stadion wären fast vorprogrammiert. (fox)

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Blick am Abend 3.1.11

Viel Gewalt gegen Schwule im Ausgang

 INTOLERANZ

 Immer wieder werden Schwule angegriffen. Die wenigsten melden es der Polizei.

 andrea.schmits@ringier.ch

 Schwule leben im Zürcher Ausgang gefährlich: Oft werden sie Opfer homophober Gewalt. "Besonders im Niederdorf und Kreis 4 kommt es immer wieder zu Übergriffen auf Schwule", sagt Uwe Splittdorf von der Schwulenorganisation Pink Cross. "Zum Teil werden Schwule von Dreier- oder Vierergruppen sogar krankenhausreif geschlagen." Pink Cross arbeitet deshalb bereits mit der Stadtpolizei zusammen.

 "Das Amt für Sexualdelikte hat ständigen Kontakt mit Pink Cross", bestätigt Stapo-Sprecher Marco Cortesi. "Wir hoffen, dadurch mehr solcher Delikte aufklären zu können." Wie viele Delikte es genau sind, weiss die Polizei nicht. "Wir fragen die Opfer ja nicht nach ihrer sexuellen Ausrichtung", so Cortesi. Zudem sei es schwierig, Opfer von Gewalt gegen Schwule zu einer Anzeige zu bewegen, sagt Splittdorf. "Den meisten ist es peinlich und unangenehm."

 Dieses Problem kennt auch Rainbowline. Die telefonische Meldestelle für homophobe Gewalt macht Werbung mit Slogans wie "Homophobe Gewalt? 88 Prozent der Fälle werden nie angezeigt" oder "Was nicht gemeldet wird, ist nie geschehen".

 Nicht ganz so schwarz sieht die Lage Spyros Petridis vom Gay-Magazin "display". "Homophobe Gewalt hat im Gegensatz zu anderen Gay-Metropolen wie Rom, London oder Amsterdam in der Schweiz nicht zugenommen. Zürich ist für Gays relativ sicher. Es ist aber wichtig, dass Schwule und Lesben homophobe Übergriffe sofort melden."

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OBDACHLOS
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tagesanzeiger.ch 5.1.11

Ich bin auch ein Pfusbus

Tina Fassbind

 Bei Minustemperaturen nutzen Obdachlose und Partygänger die öffentlichen Verkehrsmittel von Zürich gerne als Notschlafstelle. Im schlimmsten Fall holt sie die Polizei im Tramdepot ab.

 Stosszeit in der Zürcher City. Alle Plätze im Tram sind belegt, die Leute stehen dicht gedrängt. Nur ein Mann in Sandalen und löchriger Jacke hat jede Menge Platz um sich herum. Er schwingt eine Bierdose durch die Luft und wettert lauthals über die Polizei, den Staat, die Politiker - einfach alles. Und das auf der ganzen Strecke vom Stauffacher bis zum Bahnhofquai.

 Szenen wie diese häufen sich im Winter. "Wenn die Temperaturen tief sind, hat es vermehrt Obdachlose in den Trams und Bussen der Stadt, wie auch an anderen Orten, wo es warm ist", sagt VBZ-Sprecherin Daniela Tobler auf Anfrage. So zum Beispiel an grösseren Haltestellen wie am Bahnhofplatz, beim Bellevue und am Stauffacher. "Dort schauen unsere Troubleshooter regelmässig vorbei und weisen die Leute freundlich weg, wenn die anderen Passagiere durch sie gestört werden. Schliesslich soll es an den Haltestellen angenehm sein, auf die VBZ-Fahrzeuge zu warten."

 Die SIP kommt zum Schlichten

 Die Situation sei zwar nicht akut, so Tobler weiter, trotzdem wird eingegriffen, wenn sich Passagiere durch Obdachlose in Tram oder Bus gestört fühlen. "Die Fahrgäste können sich an den Chauffeur oder die Wagenführerin wenden, welche die Leitstelle informieren. Dann wird ein Troubleshooter zur betroffenen Linie geschickt." Manchmal reiche es auch, wenn der Chauffeur die Leute zur Ruhe aufrufe. Kommt es an den Haltestellen zu grösseren Problemen, dann wird die SIP (Sicherheit Intervention Prävention) hinzugezogen. "Sie schlichten im Notfall", erklärt Tobler die Massnahme.

 "Wir mussten bereits ausrücken, weil Leute das Tram oder den Bus als Notschlafstelle missbraucht haben", sagt SIP-Betriebsleiter Christian Fischer gegenüber Tagesanzeiger.ch. Darin würden sich die Obdachlosen allerdings nicht von den Partygängern unterscheiden. "Am Sonntagmorgen sehe ich immer wieder junge Leute im Tram, die offensichtlich nach einer Party gestrandet sind und einfach ein wenig schlafen." In der Silvesternacht musste ein SIP-Team sogar ins Tramdepot ausrücken. "Ein Mann hatte so viele Drogen eingeworfen, dass er das Tram nicht mehr verlassen wollte", erinnert sich Fischer. "Er war so ausser sich, dass wir die Polizei benachrichtigen mussten."

 Ist Alkohol im Spiel, kann die Situation leicht kippen

 In den meisten Fällen reagieren die anderen ÖV-Benutzer laut Fischer nicht negativ auf Obdachlose. Es kann höchstens sein, dass sie einen halben Meter Abstand nehmen. "Einige Obdachlose riechen halt sehr stark, da wird schon mal die Nase gerümpft." Die Situation kann allerdings schnell kippen, wenn die anderen Passagiere auch unter Alkoholeinfluss stehen. "Zum Beispiel an den Wochenenden. Dann kann es schon mal zu Pöbeleien zwischen Partyvolk und Obdachlosen kommen."

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DEMORECHT LU
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20 Minuten 6.1.11

Juso: Spontane Demos sollen legalisiert werden

 LUZERN. Weil er an einer illegalen Demo teilnahm, ist Juso-Politiker David Roth angezeigt worden. Jetzt will er, dass spontane Kundgebungen in der Stadt ohne Bewilligung möglich werden.

 Als Reaktion auf die Annahme der Ausschaffungsinitiative fand in Luzern am 28. November eine spontane Kundgebung statt. Mit dabei war auch Juso-Grossstadtrat David Roth (25), der auf dem Pilatusplatz eine Rede hielt. Dies hatte allerdings Folgen: Einen Monat später wurde er von der Polizei wegen Teilnahme an einer unbewilligten Demo verzeigt. Für ihn sei dies völlig überraschend gekommen. Dass die Demo unbewilligt und damit illegal war, will der Jungpolitiker nicht gewusst haben: "Immerhin hat die Polizei, die den Umzug begleitete, während meiner Rede sogar den Verkehr blockiert." Dieser Version widerspricht Simon Kopp von der Luzerner Polizei: "Vereinzelt wurden Autofahrer von Demonstranten an der Weiterfahrt gehindert. Um tätliche Auseinandersetzungen zu verhindern, war die Polizei vorsorglich vor Ort."

 Roth prüft jetzt einen Vorstoss, damit spontane Demos legal durchgeführt werden können. "Eine mögliche Regelung könnte sich am Beispiel von Bern orientieren", so Roth. Dort dürfen Spontankundgebungen als Reaktion auf ein unvorhergesehenes Ereignis durchgeführt werden.  

Markus Fehlmann

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RUHE & ORDNUNG
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Tagesanzeiger 6.1.11

Unmut wegen Avec-Shop statt Polizeiposten im Bahnhofgebäude

 SP- wie SVP-Politiker fürchten, dass der geplante Avec-Shop im Bahnhof die Sicherheitslage im Wädenswiler Zentrum weiter verschärft.

 Von Elio Stamm

 Wädenswil - Der Bahnhof gilt im grundsätzlich sicheren Wädenswil als Brennpunkt. Vor allem in warmen Sommernächten kommt es am meistfrequentierten Ort der Stadt zu Lärmbelastungen und Pöbeleien von oft stark alkoholisierten Jugendlichen. Anwohner fühlen sich in ihrer Nachtruhe gestört, Passanten unsicher. Die Politik hat sich des Themas bereits angenommen: Verschiedene parlamentarische Vorstösse von SVP und SP fordern, die Sicherheit rund um den Bahnhof zu verbessern.

 Dass im nächsten Sommer im alten, zurzeit leer stehenden Stationsgebäude ein Avec-Shop einzieht, stimmt die Postulanten nachdenklich. Der von der Valora Retail betriebene Convenience-Shop wird sieben Tage die Woche bis mindestens abends um 21 Uhr geöffnet haben. Und er verkauft alkoholische Getränke.

 Polizeiposten als Alternative

 SVP-Gemeinderat Albert A. Stahel, der in einem Postulat vorschlägt, neuralgische Punkte per Video zu überwachen, beurteilt den neuen Avec als Verschärfung der Sicherheitssituation: "Der Alkoholverkauf kann zu Exzessen führen. Es braucht wohl künftig mehr Kontrollen." Man kenne das Problem ja bereits vom Avec-Shop beim Bahnhof Au.

 Sein SP-Ratskollege Thomas Hartmann bedauert vor allem, dass die "einmalige Chance", den Polizeiposten von der Schönenbergstrasse in den südlichen Teil des Bahnhofgebäudes zu verlegen, nun nicht wahrgenommen wird. Hartmann hat dies in einem Postulat vorgeschlagen, das der Gemeinderat im Oktober an die Exekutive überwiesen hat. Am Bahnhof würde der Posten besser wahrgenommen und so das Sicherheitsempfinden der Bürger verbessern. "Heute liegt er vollkommen abseits", sagt Hartmann. Deshalb habe er sein Postulat, auf das er noch keine stadträtliche Antwort erhalten habe, auch offen formuliert. Die Wädenswiler Sicherheitszentrale könne auch in einem der umliegenden Gebäude zu liegen kommen.

 Den Entscheid der SBB, die freien Räume für einen Shop und nicht für einen Polizeiposten zur Verfügung zu stellen, findet Hartmann widersprüchlich. "Die Bundesbahnen sollten ein ureigenes Interesse an einem sicheren Bahnhof haben." Sie seien schliesslich selbst für die Ordnung auf Perrons, in Unterführungen und Bahnhofgeschäften verantwortlich. Dies bestätigt auch Sicherheitsvorstand Thomas Largiadèr (SP). Man sei sich der Alkoholproblematik bewusst und habe die Situation mit den SBB besprochen. "Die SBB werden künftig ihren eigenen Sicherheitsdienst vermehrt patrouillieren lassen."

 Mehr soziale Kontrolle

 Um Jugendliche, die abseits des SBB-Geländes trinken, kümmern sich laut Largiadèr künftig die SIP-Patrouillen aus Zürich, die Wädenswil in einem Pilotversuch ab dem Frühjahr testet. "Als wir sie lanciert haben, wussten wir bereits Bescheid über die Pläne der SBB", sagt Largiadèr. Für einen Polizeiposten habe es im Stationsgebäude überdies zu wenig Platz. Neben den negativen kann Largiadèr dem Avec auch positive Seiten abgewinnen. Mehr Leute bedeuteten auch mehr soziale Kontrolle. Gleicher Meinung ist auch der Wädenswiler Jugendkoordinator Michael Bänninger, der in der Belebung und Durchmischung des Bahnhofgeländes einen positiven Effekt sieht: "Das Avec-Personal muss die Alterskontrollen strikt einhalten, dann kommt es auch nicht zu mehr Exzessen."

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St. Galler Tagblatt 6.1.11

Junge vom Bahnhof wegholen

 Linke meinen, es sei gut, dass SBB und Polizei etwas gegen die Probleme am Frauenfelder Bahnhof unternehmen. Sie bezweifeln jedoch, dass Nulltoleranz eine langfristig gute Lösung sei. Die Stadt müsse präventiv handeln.

 Thomas Ammann

 Frauenfeld. "Im grossen und ganzen musste etwas geschehen", ist sich Andreas Eggenschwiler bewusst. Der Präsident der Frauenfelder SP möchte die Probleme am Bahnhof Frauenfeld nicht beschönigen oder verharmlosen. "Aber die Nulltoleranz- Linie ist zu hart. Frauenfeld hat es verpasst, bereits vorher Alternativen zu suchen und nicht erst einzugreifen, wenn das Problem akut ist." Eggenschwiler spricht den Nachholbedarf in Sachen Jugendarbeit an. "Man hätte den Jugendlichen früher eine andere Option bieten sollen als Herumhängen am Bahnhof."

 Problem verschiebt sich nur

 Mittlerweile sei es zu spät für einen anderen Weg. "Jugendliche müssen präventiv angegangen werden. Sie im nachhinein zu massregeln, führt zu nichts." Der SP-Präsident sieht in der Nulltoleranz-Politik keine langfristige Lösung. "Wohin gehen die Leute, wenn sie vom Bahnhof vertrieben werden?"

 Das gleiche Problem sieht Markus Keller. "Mit Wegweisungen und Rayonverboten verschiebt sich das Problem einfach an andere Orte. Denn vertreiben kann man niemanden." Keller ist Präsident der Vereinigung "Chrampfä & Hirnä" (CH), welche sechs Sitze im Frauenfelder Gemeinderat hält. "Die repressiven Massnahmen sind Symptombekämpfung par excellence." Die Probleme werden zurückkehren, sobald es wieder wärmer wird, glaubt der CH-Präsident.

 Eine Patentlösung kann der Frauenfelder nicht präsentieren. Aber: "Es braucht eine sozialverträgliche Lösung." Ein Rentner solle sich auf alle Fälle wieder sicher fühlen, wenn er abends durch die Unterführung gehe.

 "Areal lädt zum Hängen ein"

 SP-Kantonsrätin Sybille Kaufmann meint, das Problem werde unnötig hochgekocht. "Die Gewaltprobleme müssen sicher im Auge behalten werden. Aber die Jugendlichen brauchen auch Orte, um sich auszutauschen." Als viel problematischer betrachtet sie den Alkoholkonsum und das damit verbundene Littering. Sie begrüsst deshalb die Massnahmen der Kantonspolizei und der Bahnpolizei Securitrans. "Wenn sich Personen unangebracht verhalten, ist eine Wegweisung absolut in Ordnung."

 Kaufmann sieht die baulichen Massnahmen auf dem Bahnhofplatz als Ursache für die Probleme mit Hängergruppen (siehe befragt). Das Areal lade zum Herumhängen ein, meint sie. Die Sozialdemokratin schlägt vor, Jugendarbeiter am Bahnhof einzusetzen, welche die meist sozial benachteiligten Personen vor Ort betreuen.

 Jugendarbeiter am Bahnhof?

 "Leute vom Bahnhof wegzubringen, ist ein schwieriges Unterfangen", sagt dazu Christa Thorner, ebenfalls SP-Kantonsrätin und im Frauenfelder Stadtrat Vorsteherin der Abteilung Soziales. "Am Bahnhof treffen sich Leute von den verschiedensten Orten mit den verschiedensten Motivationen. Die meisten wollen sich nicht irgendwo einbinden lassen." Erfahrungen in anderen Städten hätten dies gezeigt. In Frauenfeld läuft derzeit ein Projekt, um Sozialhilfebezügern und sozial Benachteiligten eine Tagesstruktur zu geben und sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Dafür Personen auf dem Bahnhofareal aufzugabeln, sei bislang nicht geplant. Klar scheint: Mit verbieten und vertreiben löst die Stadt das Problem nicht.

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 Befragt

 Sybille Kaufmann

 SP-Kantonsrätin

 "Der Bahnhof lädt zum Hängen ein"

 Wieso ist der Bahnhof Frauenfeld zu einem beliebten Platz für pöbelnde Jugendliche und Randständige geworden?

 Ein Grund sind die baulichen Massnahmen am Bahnhof. Als mit dem Umbau des Bahnhofplatzes begonnen wurde, wollte man einen Ort für alle Bevölkerungsgruppen schaffen. Dies ist nicht gelungen. Für einen Grossteil der Bevölkerung wirkt er nicht sehr einladend.

 Was würden Sie an der Gestaltung verändern?

 Der Bahnhofplatz ist sehr gross. Trotzdem fehlen genügend Sitzgelegenheiten. Es hat zwar einige Bänkli bei den Bushaltestellen. Aber wer will schon die ganze Zeit einen Bus vor sich haben. Der Bahnhofplatz ist vor allem für den öffentlichen Verkehr und für Taxis konzipiert. Es hat kaum Grünanlagen und zudem auch keine einzige richtige Gartenbeiz, wo etwas getrunken werden kann.

 Sind nicht gerade auch die trinkenden und raufenden Jugendlichen ein Grund, warum die Leute am Bahnhof nicht gerne verweilen?

 Das Gewalt- und Littering-Problem ist sicher vorhanden. Aber grundsätzlich darf sich jeder am Bahnhof aufhalten. Nur zieht der Bau aus meiner Sicht vor allem Hängertypen an. Und Verkaufsstellen von Alkohol gibt es genügende in der nahen Umgebung. (tam)

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St. Galler Tagblatt 5.1.11

"Das waren keine Zustände mehr"

 Nulltoleranz auf dem stark frequentierten Bahnhof Frauenfeld: Vermehrte Patrouillen von Polizei und Securitrans sollen der Gewalt und dem Littering ein Ende setzen. Wie präsentiert sich das Areal einen knappen Monat nach der Lancierung? Ein Augenschein.

 Thomas Ammann

 Frauenfeld. Hängergruppen oder Randständige sind keine auszumachen am Bahnhof Frauenfeld. Ob das mit der Nulltoleranz-Linie des Stadtrats seit Anfang Dezember zusammenhängt? Oder doch eher mit den -6 Grad um 16 Uhr nachmittags? Der Schein trüge, meint ein Passant. "Wenn ich in der Stosszeit durch die Unterführung gehen will, muss ich mich durch Gruppen biertrinkender Jugendlicher zwängen, die den Weg versperren. Die warten nur darauf, dass man sie versehentlich anrempelt." Also nützen die Massnahmen (siehe Kasten links) doch nichts? "Es ist nicht mehr so schlimm wie früher", meint eine Kioskverkäuferin. Sie sei früher selbst schon bedroht worden. "Wenn vor dem Kiosk irgendwelche Leute herumhängen, bekomme ich schon ein mulmiges Gefühl, wenn ich den Laden schliesse", sagt sie. Aber die erhöhte Polizeipräsenz sorge doch für etwas mehr Sicherheit.

 Securitrans weist weg

 Werner Dickenmann, im Stadtrat Vorsteher der Abteilung Öffentliche Sicherheit, sagt: "Die Situation war nicht mehr tragbar im November. Nun bekommen wir sehr viele positive Reaktionen aus der Bevölkerung." Entscheidend für eine Verbesserung der Zustände sind für Dickenmann die Zugriffsrechte der Bahnpolizei Securitrans. "Sie können auf dem ganzen Areal rund um den Bahnhof Wegweisungen und Rayonverbote aussprechen. Das wirkt." Die Securitrans hat bereits Wegweisungen erteilt. Mit genauen Zahlen hält sich die Tochterfirma der SBB jedoch bedeckt.

 Hohe Bussen statt zureden

 Für die Kantonspolizei ist der Bahnhof Frauenfeld "ein Schwerpunkt der Arbeit". Sie betont jedoch, dass es in Frauenfeld nicht schlimmer sei als in anderen Orten. "Betrachtet man die grosse Frequenz von Leuten, ist die Anzahl der Zwischenfälle verhältnismässig gering", schreibt die Kapo. Also war die Verschärfung der Kontrollen gar nicht nötig?

 "Das waren keine Zustände mehr", sagen zwei Busfahrer beim Kaffee. "Alles war voller Dreck. Überall lungerten sie um die Bänkli herum, pöbelten Fahrgäste an und liessen sie nicht einsteigen. Wir konnten teilweise gar nicht mehr an den Bordstein heranfahren", erzählen sie. "Es musste dringend etwas geschehen." Mittlerweile sei es zwar etwas besser geworden, aber "es ist auch zu kalt, um draussen herumzuhängen". Obwohl es in den Fahrzeugen selbst - auch in der Nacht - nur äusserst selten zu Zwischenfällen oder Vandalismus kommt, fordern die Chauffeure härtere Massnahmen gegen Pöbler. "Die Leute der Bahnpolizei versuchen es mit zureden. Hohe Bussen würden viel mehr bringen."

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 Nulltoleranz am Bahnhof

 Anfang Dezember kündete SVP-Stadtrat Werner Dickenmann Massnahmen gegen die steigende Gewaltbereitschaft und das Littering am Bahnhof Frauenfeld an. Denn im September und Oktober seien fast 30 Anzeigen eingegangen. Auffallend viele Randständige, Hängergruppen und Kleindealer hätten sich am Bahnhof aufgehalten. Es gelte jetzt "Nulltoleranz". Die Kantonspolizei weitete ihre Patrouillen auf das SBB-Areal aus. Auch die Bahnpolizei Securitrans hilft mit. Diese ist befugt, auf dem gesamten Gelände Wegweisungen und Rayonverbote auszusprechen. (tam)

 Frau fast vergewaltigt

 Eine schlimme Tat am Bahnhof Frauenfeld geschah am 27. November 2010: Ein 32jähriger Zürcher fiel eine Frau an, riss sie zu Boden und nötigte sie sexuell. Als sich Passanten näherten, flüchtete der Täter. Er konnte nach kurzer Fahndung gestellt werden und gestand die Tat. Der Mann kannte sein Opfer nicht und hatte es laut Polizei zufällig ausgewählt. Die Frau wurde leicht verletzt. Seitdem regiert vor allem bei den am Bahnhof arbeitenden Frauen die Angst. (tam)

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NZZ 5.1.11

Der Weg zu einer sicheren Stadt

 Die Sicherheit von Städten verändert sich laufend. Verändertes Ausgehverhalten, gesteigerte Mobilität oder technologische Neuerungen führen zu einer hohen Dynamik. Die Stadt Luzern hat darauf reagiert. Von Maurice Illi und Tillmann Schulze

Maurice Illi und Tillmann Schulze

 Zürich, März 2010: Der sogenannte Saubannerzug zieht nach einem Fussballspiel durch den Kreis 4. Rund 200 Fussballfans und junge Leute, spontan mobilisiert mit Hilfe von SMS und Handzetteln, sind unterwegs. Sie beschädigen Autos, Scheiben gehen zu Bruch. Der Krawall überrascht die Sicherheitsverantwortlichen und geht als neue Form urbaner Unsicherheit durch sämtliche Schweizer Medien. Das Ereignis steht stellvertretend für ein insgesamt sich rasch wandelndes Sicherheitsumfeld: Gestiegene Mobilität, verändertes Freizeit-, Konsum- und Ausgehverhalten, längere Öffnungszeiten, demografischer Wandel, technologische Innovationen oder soziale Entmischung sind allesamt Trends, die die Sicherheitssituation in den Schweizer Städten verändern.

 Die für die Sicherheit verantwortlichen Behörden sind stark gefordert. Sie müssen permanent auf Veränderungen reagieren. Doch oft ist gar nicht klar, auf welche Unsicherheit und in welchem Umfang es zu reagieren gilt. Was ist wichtiger - der Kampf gegen Raub und Diebstahl oder der Schutz vor Hochwasser? Gilt es auf Gefährdungen zu fokussieren, die regelmässig in den Medien auftauchen, wie etwa die Jugendgewalt? Sind die wenig wahrgenommenen Gefährdungen, wie sie beispielsweise von einem möglichen Erdbeben ausgehen, nicht genauso bedeutsam?

 Luzern betritt Neuland

 Um solche Fragen beantworten zu können, muss eine Stadt die Sicherheitslage möglichst objektiv beurteilen. Ein Vorgehen dafür hat die Stadt Luzern entwickelt: Am Anfang stand die Überzeugung, dass in Luzern ein fundiertes Risikomanagement erforderlich ist, um auf die zentralen sicherheitsrelevanten Herausforderungen vorbereitet zu sein. Im Jahr 2007 erstellte die Stadt dann einen umfassenden Sicherheitsbericht, der das gesamte Spektrum relevanter Gefährdungen analysierte: von Verstössen gegen die Hunde-Verordnung über Verkehrsunfälle bis hin zu Grossveranstaltungen. Ziel war eine integrale Betrachtung der Sicherheit auf dem Stadtgebiet. Ausserdem sollte der Bericht die Beziehungen der möglichen Ereignisse untereinander deutlich machen und aufzeigen, welche Massnahmen die Unsicherheiten auf dem Stadtgebiet wirksam reduzieren können.

 Gemeindebehörden, Polizei, Feuerwehr und Strasseninspektorat prüften gemeinsam das Gefahrenspektrum und entwickelten Kriterien zu dessen Beurteilung. Die Arbeiten hatten einen positiven Nebeneffekt: Der Feuerwehrmann setzte sich auch mit der Pandemievorsorge auseinander, und der Beauftragte für die Sauberkeit im öffentlichen Raum bekam Einblick in die Polizeiarbeit. Sie lernten die Aufgaben und Bedürfnisse ihrer Kolleginnen und Kollegen und damit auch die zentralen Ansprechpartner kennen. Wenn es zu einem Notfall kommt, wissen die Einsatzkräfte sofort, an wen sie sich wenden müssen und welche Unterstützung sie erwarten können.

 Diese Gefährdungsanalyse zeichnete ein differenziertes Bild der Sicherheit in der Stadt Luzern. Damit die Gefährdungsanalyse jedoch zu einer Planungsgrundlage werden konnte, mussten zusätzlich für alle Gefährdungen die objektiven Risiken bestimmt werden. Aber auch eine Bevölkerungsbefragung floss in die Arbeiten ein; denn Statistiken und Expertenurteile sind das eine, die "gefühlte" (Un-)Sicherheit der Bevölkerung ist jedoch ebenso wichtig. Schliesslich galt es konkrete Massnahmen zu bestimmen. Für alle wurde ein Nutzwert bestimmt anhand von Kriterien wie Kosten, Akzeptanz in der Bevölkerung und Realisierbarkeit. Der Sicherheitsbericht empfiehlt über fünfzig kleinere und grössere Massnahmen zur Umsetzung. Beispielsweise die definitive Einführung der SIP Luzern, einer kriminalpräventiven Einsatztruppe an der Schnittstelle von Ordnungsdienst und Sozialarbeit, die städtebauliche Aufwertung eines Stadtparks oder die Erneuerung des Wehrs der Reuss als Massnahme gegen Hochwasser. Vermehrte Polizeipatrouillen im Stadtzentrum sollen das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung stärken. Die Stelle für Sicherheitsmanagement koordiniert die Umsetzung der Massnahmen.

 Eine Sicherheitskultur entsteht

 Die Stadtregierung beobachtet kontinuierlich die Sicherheitslage in der Stadt. Sie beschloss aber zusätzlich, alle drei Jahre die Entwicklungen zu überprüfen und alle sechs Jahre eine neue Erhebung durchzuführen. 2010 wurde erstmals seit dem Sicherheitsbericht von 2007 Bilanz gezogen: Eine erfreuliche Erkenntnis war, dass sich in Luzern mittlerweile eine Sicherheitskultur etabliert hat. Die wichtigsten Köpfe der für die Sicherheit wichtigen Stellen kennen sich und ihre Bedürfnisse. Neben den städtischen beteiligten sich auch private Akteure wie etwa die Verkehrsbetriebe, ein privater Sicherheitsdienst oder Vertreter der Quartiere an der Überprüfung des Sicherheitsberichts.

 Verhindert so ein Sicherheitsbericht allein künftig in Städten einen Saubannerzug? Vermutlich nicht, aber er sensibilisiert für neue Entwicklungen und vermittelt Übersicht bei den relevanten Gefährdungen. Sicherheit ist für die Städte ein entscheidender Standortfaktor. Die Verantwortlichen müssen dabei viele unterschiedliche Anliegen berücksichtigen. Zudem verlangen beschränkte öffentliche finanzielle Mittel einen sorgsamen Einsatz. Klar ist auch: Totale Sicherheit kann es nicht geben. Doch negative Folgen lassen sich deutlich verringern, wenn sie nicht überraschend kommen.

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 Maurice Illi ist Verantwortlicher der Stelle für Sicherheitsmanagement der Stadt Luzern. Tillmann Schulze leitet das Tätigkeitsfeld "Sicherheit im Gemeinwesen" bei der Firma Ernst Basler + Partner in Zollikon.

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RECHTSEXTREMISMUS
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Basler Zeitung 6.1.11

Polizei schnappt Hakenkreuz-Sprayer

sda / amu

 Zwei junge Männer hatten Basel an rund 20 Orten mit Hakenkreuzen und Tags verunstaltet. Gestern Abend wurden sie auf frischer Tat ertappt.

 Nachdem am Kleinbasler Rheinufer Hakenkreuze an Wände gesprayt worden waren, hat die Polizei am Mittwochabend zwei junge Männer festgenommen. Die 21 und 22 Jahre alten Schweizer hatten noch Spraydosen bei sich, wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte.

 Ein Passant hatte ein Polizeipatrouillenfahrzeug angehalten und auf das Treiben des Duos bei der Dreirosenbrücke aufmerksam gemacht. Eine Fahndung führte darauf zur Festnahme der dringend Tatverdächtigen am Unteren Rheinweg.

 Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft ist das Duo den Behörden bereits bekannt. Es sei indes bisher nicht im Neonazi- Kontext aufgefallen. Die beiden hatten Spraydosen und -Köpfe bei und Farbspuren an sich. Insgesamt werden ihnen Hakenkreuze und Tags an rund 20 Orten zur Last gelegt. Die Schadensumme ist noch offen. Ermittlungen laufen; Zeugen werden gesucht.

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NZZ 4.1.11

Maulkorb für umstrittenen Komiker

 Stadt Genf verletzt die Redefreiheit

 jop. Lausanne · Die Stadt Genf hat das Recht auf freie Meinungsäusserung verletzt, als sie sich vor einem Jahr geweigert hatte, dem umstrittenen französischen Komiker Dieudonné einen Saal zu vermieten. Den abschlägigen Entscheid hatte der Kulturverantwortliche damit begründet, dass der französisch-kamerunische Satiriker sich in klarer Weise antisemitisch äussere. Die Stadt wolle sich nicht zu seinem Komplizen machen, indem sie ihm die Bühne des Alhambra vermiete. Die I. Öffentlichrechtliche Abteilung des Bundesgerichts hat die Beschwerde der Stadt gegen den Entscheid des kantonalen Verwaltungsgerichts nun abgewiesen.

 Laut den Richtern in Lausanne handelt die Stadt bei der Vermietung des Alhambra in Ausübung hoheitlicher Gewalt und kann sich damit nicht auf privatrechtliche Vertragsfreiheit berufen. Vielmehr sei sie zur Einhaltung der Grundrechte verpflichtet. Mit ihrer Weigerung habe die Stadt eine Art vorgängiger Zensur ausgeübt, was nicht mit dem Recht auf freie Meinungsäusserung vereinbar sei. Zulässig wäre die Haltung der Stadt dann gewesen, wenn im Stück die Grenze zur Strafbarkeit überschritten worden wäre, etwa durch eine Verletzung des Verbots der Rassendiskriminierung oder eine Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit.

 Aus den vom Verwaltungsgericht festgestellten Fakten gehe solches aber nicht hervor. Dass sich der umstrittene Komiker in der Vergangenheit mehrfach provokativ oder gar in stossender Weise geäussert habe, rechtfertige kein Auftrittsverbot. Schliesslich lasse sich die Einschränkung der Redefreiheit auch nicht damit rechtfertigen, dass die öffentliche Sicherheit gefährdet worden wäre. Entsprechende Befürchtungen der Stadt vor Aktionen gegen die Aufführung seien rein hypothetischer Natur gewesen. Um dieser Gefahr zu begegnen, wäre sie denn real gewesen, hätte es laut Gericht im Übrigen ausgereicht, auf Kosten des Saalmieters den Ordnungsdienst im Alhambra zu verstärken.

 Urteil 1C_312/2010 vom 8. 12. 2010.

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Langenthaler Tagblatt 4.1.11

Kreisgericht Brüderpaar akzeptiert Strafen

 Das wegen diverser Schlägereien im Oberaargau zu empfindlichen Freiheitsstrafen verurteilte Brüderpaar akzeptiert das Urteil, das am 13. Dezember das Kreisgericht Aarwangen/Wangen mit Einzelrichter Fritz Aebi gefällt hatte. Der Jüngere kassierte 8 Monate Freiheitsstrafe bei einer Probezeit von drei Jahren und der Ältere 6 Monate ebenfalls bei einer Probezeit von drei Jahren. Das Brüderpaar, das in der rechtsextremen Szene verkehrte, war sowohl an einer Schlägerei am Weihnachtstag 2007 in Oberbipp als auch an einer Schlägerei am 6. Juli in Niederwil aktiv. Der Jüngere wurde auch noch wegen eines Raufhandels in Derendingen (SO) belangt. Nicht nachweisen konnte das Gericht die Beteiligung der Brüder an einer Schlägerei 2007 am Waldrock-Open-Air in Röthenbach. (uby)

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linksunten.indymedia.org 4.1.11
http://linksunten.indymedia.org/de/node/31436

Und Tschüss! Naziband "Noie Werte" löst sich auf.

Verfasst von: Love Music, Hate Fascism!.

Auf ihrer Homepage verkündet die dienstälteste Neonazi-Band Baden-Württembergs unter der Überschrift "NOIE WERTE verabschieden sich!" im Dezember 2010 nach 23 Jahren ihre Auflösung.

In ihrer Auflösungserklärung stilisieren sich "Noie Werte" in gewohnt pathetischer Weise als Märtyrer:

"Von deutschfeindlicher Seite wurde immer wieder versucht, uns mundtot zu machen. Es ist ihnen nicht gelungen. Wir haben zu jeder Zeit unser Recht auf Meinungsfreiheit wahrgenommen und in unseren Liedern die Liebe zu unserem Deutschland und unsere Verbundenheit zu einem Europa nach unserem Sinne zum Ausdruck gebracht. Und nun haben wir uns aus freien Stücken entschieden, die Band NOIE WERTE aufzulösen. […] Von den politisch korrekten Gleichsprechterroristen haben wir uns nie erpressen lassen, denn wir waren und sind freie Menschen."

Die Rechtsrockband "Noie Werte" ist die älteste Band dieser Art in Baden-Württemberg. Sie wurde 1987 gegründet. Bei der Band haben seit der Gründung mindestens zehn Personen mitgewirkt, darunter Michael Wendland, der zeitweise Vorsitzender der NPD in Baden-Württemberg war. Im Jahr 1988 kommt der heutige Bandleader Steffen Hammer als Bassist zur Band. In seiner Anfangszeit als Nazi-Skinhead gab Steffen Hammer in Stuttgart mit "Noie Werte" das Nazi-Skinzine "Vereinte Kräfte" heraus. Später macht er in Tübingen seinen Jura-Abschluss und lebt heute als Rechtsanwalt in Reutlingen.

"Bimbomusik und Discoklänge kotzt uns alles an. Es ist doch klar, daß echten Deutschen so ein Dreck nicht gefallen kann. Unsere Texte sind deutsch, der Rhythmus ist schnell, das ist die Musik, die uns gefällt...!"

Noie Werte
 
Im Jahr 1990 entsteht die erste LP, "Kraft für Deutschland" (inzwischen indiziert), bis heute kommen über ein Dutzend weitere eigene Tonträger, bzw. Beteiligungen an solchen hinzu. Auch auf der ersten Schulhof-CD sind "Noie Werte" vertreten.

"Noie Werte" beteiligten sich an den Projekten "German-British Friendship", "Lieder der Hoffnung", "Exxtrem", "Faktor Widerstand" und "Faust".

Von 1988 bis 2009 spielten "Noie Werte" nach eigenen Angaben angeblich auf über 200 Konzerten in der Bundesrepublik oder im Ausland (u.a. Schweiz, Frankreich, Österreich, Italien). Einige dieser Konzerte sind europaweit besuchte Großveranstaltungen mit bis zu 2.000 Besuchern.

Die letzten bekannt gewordenen Konzerte von "Noie Werte" fanden in der Schweiz (23.04.10), im "Großraum Hamburg" (07.05.10), in der Nazi-Location in Söllingen in der Gemeinde Rheinmünster (08.05.2010), in Sachsen (14.05.10) und in Ostdeutschland (15.05.10) statt.

*** Das Label ***

In England lernte "Noie Werte" die berüchtigte Kult-Naziband "Skrewdriver" kennen und erlangte durch ihre Kontakte zur britischen "White-Power-Szene schnell in Deutschland Bekanntheit. Aus dieser Begegnung und dem Kontakt mit dem Blood&Honour-Netzwerk (in Deutschland verboten) entsteht 1994 (anderen Angaben nach 1991) das Label German-British-Friendship-Records (GBFR). Leiter des Labels waren Steffen Hammer und Oliver Hilburger. GBFR organisierte zuerst den Austausch zwischen den Bands beider Länder und produzierte auch gemeinsame Tonträger. In dem Label werden  rechtsextremistische Tonträger und das dazugehörigen Merchandising vertrieben, davon wurden sieben rechte Tonträger speziell von GBFR produziert in Zusammenarbeit mit folgenden Bands: "Faktor Widerstand", "German British Friendship", "Noie Werte", "Skullhead", "Stigger", "Triebtäter" und "Ultima Ratio". Insgesamt sind bei GBF zehn CDs erschienen.

Daneben gründeten Steffen Hammer und der Gitarrist Michael auch die Initiative Identität durch Musik (IDM), die rechte Nachwuchsbands fördert. 2003 löste sich IDM auf.

Seit 2009 werden die Produkte von "Noie Werte" ausschließlich über "Hrungnir Records" mit Sitz in Frickenhausen vertrieben. Offizieller Inhaber ist ein Christoph Ozanna (alias "stormleader88"; Ozanna stand 2008/09 zeitweilig auf der "Schwarzen Liste" der "Hilfsorganisation für nationale Gefangene").

"Hrungir Records" soll parallel zum offiziellen Geschäft ein Geschäft mit illegalen CDs betreiben, die aus Deutschland über Skandinavien und Polen an die Besteller in Deutschland geschickt werden.
"Hrungir Records" wird wohl weiter die Produkte von "Noie Werte" vertreiben. Auf der Homepage von "Hrungir-Records" findet sich kein Hinweis, dass dieses Label auch aufgelöst werden soll.

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BIG BROTHER VIDEO
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Basellandschaftliche Zeitung 5.1.11

 Installation der Videokameras kommt zu spät

Andreas Maurer

 Überwachung Eigentlich sollten in der Basler Innenstadt bereits heute überall Videokame- ras hängen. Die Installation verzögert sich aber um ein Jahr. Der Detailhandel ist enttäuscht.

 An der Euro 08 installierte die Polizei in der Basler Innenstadt erstmals Videokameras - jedoch nur vorübergehend. Damit überwachte die Einsatzleitung das Geschehen in den Fanzonen. Die Live-Bilder in den Führungsräumen der Polizei brachten Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass auf den Geschmack: Er plant, die Kameras an zwanzig neuralgischen Orten der Innenstadt dauerhaft zu installieren. Die schwarzen Augen sollen aber nur bei Grossveranstaltungen eingeschaltet werden. Ein weiterer Kompromiss an den Datenschutz: Personen dürfen nicht allein aufgrund der Aufnahmen identifizierbar sein.

 Die Investitionen von 680000 Franken hat der Grosse Rat bewilligt. Somit steht der Videoüberwachung der Basler Innenstadt eigentlich nichts mehr im Weg. Richtig populär ist das Vorhaben nach den Saubannerzügen vom letzten Mai geworden: Geschäftsbesitzer der Innenstadt forderten lauthals, dass die Kameras endlich installiert werden.

 Technische Probleme als Grund

 Die Sicherheitsdirektion hat stets eine rasche Umsetzung versprochen. Im Frühling vor einem Jahr kündete Direktionssprecher Klaus Mannhart an, dass sämtliche Kameras nach den Sommerferien 2010 betriebsbereit sein sollten. Bis heute ist jedoch keine einzige dieser Kameras aufgehängt worden. Mannhart korrigiert den Zeitplan. Heute sagt er: "Wir hoffen, dass wir die Kameras noch vor den Sommerferien 2011 installieren können." Das Projekt verzögert sich also um fast ein Jahr, falls denn der neue Plan eingehalten wird.

 Als Grund für die Verspätung gibt Mannhart technische Details an: "Es ist schwieriger als gedacht, jede Kamera optimal zu platzieren, sodass es keine toten Punkte gibt." Näher geht er auf die Probleme nicht ein: "Ich kenne diese technischen Details nicht genau, sie sind aber auch nicht so relevant." Der Polizeisprecher bedauert die Verzögerung: "Es wäre schön gewesen, die Kameras zum Beispiel an der nächsten Anti-WEF-Demo einsetzen zu können. Wir können die Sicherheit aber auch mit anderen Mitteln gewährleisten."

 Urs Welten: "Das ist tragisch"

 Noch stärker drückt Pro-Innerstadt-Präsident Urs Welten sein Bedauern aus: "Das ist tragisch." Er glaubt fest daran, dass sich die Leute automatisch anständig verhalten würden, sobald sie Videokameras sehen: "Es braucht sie dringend, um chaotische Anlässe zu verhindern." Welten ist sehr erstaunt, dass technische Details für fast ein Jahr Verzögerung sorgen sollen: "Das kann ich schwer glauben. Ich habe aber keine Ahnung, was die wahren Gründe sein könnten."

 Auch Gewerbeverbands-Sprecher David Frey bedauert die Verspätung: "Die Anti-WEF-Demo wäre ein interessanter Testlauf gewesen." Er reagiert aber gelassener als der Pro-Innerstadt-Präsident: "Entscheidend ist doch, dass die Kameras überhaupt kommen."

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 Urs WELTEN: "Polizei soll mutiger sein"

 Noch hat die Basler Polizei für Ende Januar kein Gesuch für eine Anti-WEF-Demonstration erhalten. Für Polizeisprecher Klaus Mannhart ist aber schon jetzt klar: "Wir machen keinen Kurswechsel. Basel-Stadt garantiert die Versammlungsfreiheit." Das bezeichnet Pro-Innerstadt-Präsident Urs Welten als "eine Katastrophe". Die Demo vertreibe die Einkaufsfreudigen an diesem Tag aus der Innenstadt. "Nach Gesetz verhält sich die Polizei richtig", räumt Welten ein, "aber sie sollte mutiger sein." Das verlangt auch David Frey vom Gewerbeverband: "Die Taktik der Verhältnismässigkeit hat bisher nicht funktioniert. Die Polizei muss deshalb schon bei ersten Eskalationsanzeichen sofort eingreifen." (öpf)

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KNAST
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BZ 6.1.11

Häftlinge fotografieren ihren Alltag

 Ausstellung. Über 300 Fotos hat Mohammed N., Häftling im Regionalgefängnis Thun, geschossen. Eine kleine Auswahl seiner Dokumentation des öden Gefängnisalltags ist ab morgen in der Ausstellung "photo10" zu sehen.

 Wer im Regionalgefängnis Thun seine Strafe absitzt, muss in der Regel 23 Stunden pro Tag in der Zelle verbringen. Häftling Mohammed N. hat da schon mehr Glück. Weil er laut Gefängnisleiter Ulrich Kräuchi "anständig ist", darf der Gambier neben der täglichen Spazierstunde im Hof dreimal wöchentlich in den Fitnessraum und hin und wieder zur Arbeit. In einem Arbeitsraum mit Zellentür, aber immerhin mit anderen Mitinsassen.

 Trotzdem ist das Leben in Haft trist - "huere langwylig", wie der 34-Jährige selber sagt. Ebendiese Monotonie, die Öde seines Alltags, kann Mohammed N. im Rahmen der Schweizer Werkschau "photo10" dokumentieren. "Ich habe über 300 Fotos gemacht", sagt der Häftling, für den dies die ersten Schnappschüsse seines Lebens waren. An der Ausstellung wird nur eine kleine Auswahl zu sehen sein.

 Neben Mohammed N. haben auch 19 weitere Häftlinge aus fünf Berner Gefängnissen ihren Alltag fotografiert. Dafür wurden sie während 48 Stunden mit einer Kompaktkamera ausgerüstet. An der "photo10" werden ihre Bilder den Werken von Profifotografen gegenübergestellt. Auch sie hatten den Auftrag, ein Gefängnis von innen zu zeigen.

 Die Zelle auf einen Blick

 Das Schönste, was man im Knast fotografieren könne, so Mohammed N., sei der Fitnessraum. Ihm gehe es aber vor allem darum, die Eintönigkeit und die Leere des Gefängnisalltags zu zeigen. So hat der Kurzzeitfotograf mitunter graue Mauern fotografiert oder die Essensklappe in seiner Zellentür. "Viele Leute denken, dass wir hier wie in einem Hotel leben", sagt der Häftling. "Ich will zeigen, dass dem nicht so ist."

 Mohammed N. lebt auf wenigen Quadratmetern, die durch eine kleine Trennwand in ein WC und eine Schlafecke geteilt sind. Um den kleinen Wohnraum mit den kargen weissen Betonwänden, dem schmalen Bett und den wenigen persönlichen Gegenständen einzufangen, reicht ein einziger Schnappschuss aus.

 Beten und abwarten

 Für Mohammed N. werden seine Fotos noch lange Zeit Realität bleiben. Nach zweieinhalb Jahren in U-Haft wurde er kürzlich wegen eines Betäubungsmitteldelikts zu 80 Monaten Gefängnis verurteilt. "Ich denke immerzu nur an die Freiheit", so der Häftling. "Am meisten vermisse ich meine Frau und meine beiden Kinder." Nicht bei ihnen sein zu können, "ist sehr, sehr schwierig".

 Mohammed N. ist gläubiger Muslim. Er betet fünfmal pro Woche, das hilft ihm. Bringt aber nicht die Abwechslung, die er sich so sehnlichst wünscht. Jeder Tag gleicht dem anderen. "Hier kann man nicht einmal etwas lernen." Und trotzdem lacht der Häftling oft, während er von seinem Alltagstrott berichtet.

 "Mut geben mir die Briefe meiner Frau und die regelmässigen Treffen mit meiner Familie", sagt der Gefangene. Die Kinder - das ältere ist 9 Jahre alt - wissen mittlerweile, dass ihr Vater noch sehr lange hinter Gitter bleiben wird. "Als sie noch kleiner waren, habe ich ihnen gesagt, ich sei am arbeiten."
 Miriam Lenz

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 "photo10"

 Werkschau Bereits zum sechsten Mal findet die Werkschau der Schweizer Fotografie statt. Über hundert professionelle Fotoschaffende aus den Bereichen Presse-, Werbe- und Kunstfotografie stellen vom 7. bis am 10. Januar in der Maag-Event-Hall (Hardstr. 219, Zürich) ihre Werke der Öffentlichkeit vor. Ergänzt wird das Programm unter anderem durch Vorträge und die Sonderausstellung "Im Gefängnis" (siehe Haupttext). Alle Informationen rund um die "photo10" und das ganze Programm: http://www.photo-schweiz.ch.stc

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Indymedia 5.1.11

Aktion vom 31. Dezember Bochuz (VD) ::

AutorIn : Quelques une quelques un  |  übersetzt von : der Wind     

Während der Sylvesternacht verabredeten wir uns vor dem Gefängnis von Bochuz, in Solidarität mit Marco Camenisch und den anderen Gefangenen, aber auch um an den Tod von Skander Vogt zu erinnern, den die Wärter von Bochuz in seiner Zelle ersticken liessen, nachdem er seine Matratze als Zeichen des Protestes angezündet hatte.     
    
Damit versuchten wir, die Isolation der Gefangenen, und im speziellen von Marco Camenisch, zu durchbrechen mit Hilfe von Feuerwerk, Raketen, Musik, einem grossen Feuer und vor allem durch unsere Präsenz, unsere Solidarität, unsere Worte und unsere Schreie, was auch gelang: mehrere Gefangene antworteten mit Schreien aus ihren Zellen und grüssten uns.

Wir werden zurückkommen!
Zerstören wir die Gefängnisse und die Welt, die sie produziert!

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Telebärn 4.1.11

Sträflinge dokumentieren den Alltag
http://www.kyte.tv/ch/telebaern/straflinge-dokumentieren-den-alltag/c=84713&s=1126059

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20 Minuten 4.1.11

"Zeigen, wie das Leben hier ist"

 THUN. In fünf Berner Gefängnissen haben Häftlinge Fotos geschossen. Die bewegenden Bilder aus der Welt hinter Gittern werden nun an der grössten Fotoausstellung der Schweiz gezeigt.

 48 Stunden Zeit und eine Kompaktkamera: Mit diesen Vorgaben hat Mohammed N.* seinen Alltag im Regionalgefängnis Thun in einer Fotoserie dokumentiert. "Ich wollte zeigen, wie das Leben hier wirklich ist", sagt der 34-Jährige. Er ist einer von 20 Gefangenen, die ihre Werke ab Freitag an der Photo10 in Zürich ausstellen. Eine neue Erfahrung für Mohammed N.: "Ich habe vorher noch nie fotografiert."

 Seit zweieinhalb Jahren sitzt er in U-Haft und wartet auf seinen Prozess wegen Drogendelikten. Auf einem Foto hat er das Essensritual festgehalten: "Die Klappe in meiner Zellentür geht auf, jemand schiebt einen Teller rein, die Klappe geht wieder zu."

 Über 300 Bilder hat Mohammed N. geknipst. Die besten werden an der Photo10 Aufnahmen von Berufsfotografen gegenübergestellt. Unter anderem hat Fotografin Sally Montana Mohammed N. im Gefängnishof abgelichtet. "Die Aussensicht der Profis prallt auf die Innenperspektive der Häftlinge. Ähnlich haben wir im Vorjahr mit Blinden gearbeitet", erklärt Photo10-Produzent Michel Pernet. In der riesigen Ausstellung sind neben den Knast-Bildern Werke von 120 weiteren Fotografen zu sehen. Der Thuner Anstaltsleiter Ulrich Kräuchi sieht das Projekt als Chance: "Die Bilder zeigen, dass bei uns alles andere als Kuscheljustiz herrscht." Noch ist unklar, ob auch Gefangene an der Vernissage teilnehmen. Das entsprechende Gesuch ist gestellt.  mar  www.photo10.ch

 *Name der Redaktion bekannt

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GEFANGENE
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Tagesanzeiger 6.1.11

Italienische Justiz jagt IBM-Terroristen

 Die drei mutmasslichen Sprengstoffattentäter, die im vergangenen April einen Anschlag auf den IBM-Hauptsitz in Rüschlikon planten, sind nun im Visier der italienischen Justiz. Diese nimmt an Verhören teil.

 Philipp Kleiser

 Rüschlikon/Bellinzona - Die Turiner Staatsanwaltschaft darf in der Schweiz Akten zu drei mutmasslichen Sprengstoffattentätern einsehen sowie bei deren Verhör anwesend sein. Dies hat das Bundesstrafgericht in Bellinzona entschieden.

 Bei den mutmasslichen Sprengstoffterroristen handelt es sich um jene drei Mitglieder der italienischen Öko-Gruppe Il Silvestre, die einen Anschlag auf den IBM-Sitz in Rüschlikon geplant hatten. Die Zürcher Kantonspolizei hatte bei einer Verkehrskontrolle am 15. April letzten Jahres in Langnau die beiden italienischen Staatsangehörigen sowie den in Italien wohnhaften Schweizer festgenommen. Mit der Festnahme haben sie einen möglichen Anschlag vereitelt.

 Der Tipp zur Kontrolle des Fahrzeugs kam wohl von der italienischen Justiz. Gemäss der Zeitung "La Stampa" bestand eine enge Zusammenarbeit zwischen den Turiner Antiterrorspezialisten und der Schweizer Polizei.

 Tatsächlich wurden im Auto Sprengstoff und weitere Materialien sichergestellt, die zur Verübung des Anschlags hätten verwendet werden können. Auch ein Bekennerschreiben stellte die Polizei sicher. Ziel des Anschlags war das 90 Millionen Franken teure neue IBM-Nanotech-Labor an der Säumerstrasse in Rüschlikon, das in Kürze in Betrieb genommen wird.

 Die Bundesanwaltschaft leitete gegen die drei Personen ein Ermittlungsverfahren ein, unter anderem wegen des Verdachts auf versuchte Gefährdung durch Sprengstoffe. Kurze Zeit später ersuchte die Turiner Staatsanwaltschaft die Schweiz um Rechtshilfe. Dies, weil sie gegen die Betroffenen wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung ermittelt.

 Noch in Untersuchungshaft

 Die Betroffenen sitzen nach wie vor in Untersuchungshaft. "Mit Rücksicht auf die andauernden Untersuchungen werden vorderhand keine weiteren Auskünfte erteilt", sagt Jeannette Balmer, Mediensprecherin der Bundesanwaltschaft. Somit bleibt offen, wann die Ermittlungen in diesem Fall abgeschlossen werden können.

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 Rom-Bombe. Gleiche Aktivisten

 Die Verhaftung der IBM-Terroristen war Auslöser des Paketbombenanschlags auf die Schweizer Botschaft in Rom vom 23. Dezember vergangenen Jahres. Die Bekennergruppe Federazione anarchica informale ist laut italienischen Medien dem gleichen Umfeld zuzuordnen wie die Öko-Gruppe Il Silvestre. Das italienische Innenministerium bestätigte, dass die Bombe an die Botschaft eine Strafaktion für die Festnahme der Anarchisten sei.

 Schon im Oktober des letzten Jahres war vor der Schweizer Vertretung in Rom ein Umschlag mit Sprengstoff gefunden worden, der jedoch nicht explodierte. Die Täter hinterliessen damals einen separaten Brief, in dem sie die Freilassung der drei IBM-Terroristen forderten.(pkl)

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NZZ 6.1.11

Bekennerschreiben in Athen

 (ddp) · Die anarchistische Gruppe "Verschwörung der Zellen des Feuers" hat sich zu dem Anschlag auf Athener Gerichtsgebäude kurz vor Jahresende bekannt. In einer Online-Botschaft erklärte sie ausserdem ihre Solidarität mit Jugendlichen, die ab dem 17. Januar wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Beteiligung an einem Bombenanschlag vor Gericht kommen sollen. Weiter rief die Gruppe weltweit zu weiteren Anschlägen im Vorfeld des Prozesses auf. Bei der Explosion am 30. Dezember waren zwei Gebäude sowie etliche Autos beschädigt worden. Verletzt wurde niemand, da die Polizei das Areal nach einer Warnung rechtzeitig hatte evakuieren können. Die "Verschwörung der Zellen des Feuers" hatte sich auch zu den Paketbombenanschlägen auf verschiedene Botschaften im November bekannt.

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NZZ 5.1.11

Bundesstrafgericht

 Erlaubte Anwesenheit italienischer Beamter
 
Keine Missbrauchsgefahr

 (sda) · Beamte der Turiner Staatsanwaltschaft dürfen in der Schweiz noch vor dem rechtskräftigen Abschluss des Rechtshilfeverfahrens Akten zu drei mutmasslichen Sprengstoffattentätern einsehen. Das Bundesstrafgericht verneint die Gefahr eines Missbrauchs.

 Die Zürcher Kantonspolizei hatte bei einer Verkehrskontrolle am 15. April in Langnau am Albis zwei italienische Staatsangehörige und einen in Italien wohnhaften Schweizer festgenommen. Im Auto wurden Sprengstoff und weitere Materialien sichergestellt, die zur Verübung eines Anschlages verwendet werden könnten. Zudem wurde ein Bekennerschreiben gefunden, das auf einen geplanten Anschlag auf die Niederlassung einer internationalen Firma hinweist. Die Bundesanwaltschaft (BA) leitete gegen die drei Personen ein Ermittlungsverfahren ein.

 Die Turiner Staatsanwaltschaft, die gegen die Betroffenen wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung ermittelt, ersuchte die Schweiz um Rechtshilfe. Gleichzeitig wurde darum gebeten, dass italienische Beamte bei der Einvernahme der Verdächtigten und bei der Akteneinsicht zugegen sein dürften. Die BA gab grünes Licht. Die Turiner Staatsanwaltschaft musste die Garantie abgeben, allfällige Erkenntnisse aus der Beweiserhebung bis zum Vorliegen einer Schlussverfügung über die Rechtshilfe nicht zu verwenden.

 Gegen die Anwesenheit italienischer Beamter bei der Akteneinsicht gelangte einer der inhaftierten Verdächtigten ans Bundesstrafgericht, das seine Beschwerde nun abgewiesen hat. Er hatte argumentiert, dass Italien die erlangten Informationen verwenden könnte, bevor über die Rechtshilfe entschieden sei. In der Vergangenheit seien in italienischen Verfahren bereits mehrfach Schweizer Akten aufgetaucht und verwertet worden, obwohl schliesslich keine Rechtshilfe geleistet worden sei. Ob dem wirklich so ist, kann nach Ansicht des Gerichts offenbleiben. Selbst wenn sich Italien in einem Fall nicht an staatsvertragliche Verpflichtungen gehalten haben sollte, bedeute dies nicht, dass sich die Behörden im konkreten Fall nicht an ihre abgegebene Garantie halten würden. Der Beschwerdeführer erleide damit keinen unmittelbaren und nicht wieder gutzumachenden Nachteil.

 Urteil RR.2010.161 vom 1. 12. 2010.

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Zürichsee-Zeitung 5.1.11

Italienische Justiz jagt IBM-Terroristen

 Rüschlikon/Bellinzona. Die drei mutmasslichen Sprengstoff-attentäter, die im vergangenen April einen Anschlag auf den IBM-Hauptsitz in Rüschlikon planten, sind nun auch im Visier der italienischen Justiz. Diese darf an Verhören teilnehmen, wie das Bundesstrafgericht in Bellinzona entschied.

 Philipp Kleiser

 Die Turiner Staatsanwaltschaft darf in der Schweiz Akten zu drei mutmasslichen Sprengstoffattentätern einsehen sowie bei deren Verhör anwesend sein. Dies hat das Bundesstrafgericht in Bellinzona entschieden.

 Bei den mutmasslichen Sprengstoffterroristen handelt es sich um jene drei Mitglieder der italienischen Öko-Gruppe Il Silvestre, die einen Anschlag auf den IBM-Sitz in Rüschlikon geplant hatten. Die Zürcher Kantonspolizei hatte bei einer Verkehrskontrolle am 15. April letzten Jahres in Langnau die beiden italienischen Staatsangehörigen sowie den in Italien wohnhaften Schweizer festgenommen und damit einen möglichen Anschlag vereitelt.

 Der Tipp zur Kontrolle des Fahrzeuges kam wohl von der italienischen Justiz. Gemäss der Zeitung "La Stampa" bestand eine enge Zusammenarbeit zwischen den Turiner Antiterrorspezialisten und der Schweizer Polizei. Tatsächlich wurden im Auto Sprengstoff und weitere Materialien sichergestellt, die zur Verübung des Anschlages hätten verwendet werden können. Auch ein Bekennerschreiben stellte die Polizei sicher. Ziel des Anschlags war das 90 Millionen Franken teure neue IBM-Nanotech-Labor an der Säumerstrasse in Rüschlikon, das in Kürze in Betrieb genommen wird.

 Noch in Untersuchungshaft

 Die Bundesanwaltschaft leitete gegen die drei Personen ein Ermittlungsverfahren ein, unter anderem wegen des Verdachts auf versuchte Gefährdung durch Sprengstoffe. Kurze Zeit später ersuchte die Turiner Staatsanwaltschaft die Schweiz um Rechtshilfe. Dies, weil sie gegen die Betroffenen wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung ermittelt.

 Die Betroffenen sitzen nach wie vor in Untersuchungshaft, erklärt Jean-nette Balmer, Mediensprecherin der Bundesanwaltschaft, auf Anfrage: "Mit Rücksicht auf die andauernden Untersuchungen werden vorderhand keine weiteren Auskünfte in diesem Sachzusammenhang erteilt." Somit bleibt offen, wann die Ermittlungen abgeschlossen werden.

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 Die Rom-Bombe

 Die Verhaftung der IBM-Terroristen war Auslöser des Paketbomben-Anschlages auf die Schweizer Botschaft in Rom vom 23. Dezember. Die Bekennergruppe "Federazione Anarchica Informale" ist laut italienischen Medien dem gleichen Umfeld zuzuordnen wie die Öko-Gruppe Il Silvestre. Das italienische Innenministerium bestätigte, dass die Bombe an die Botschaft eine Strafaktion für die Festnahme der Anarchisten sei.

 Schon im Oktober war vor der Schweizer Vertretung in Rom ein Umschlag mit Sprengstoff gefunden worden, der jedoch nicht explodierte. Die Täter hinterliessen damals einen separaten Brief, in dem sie die Freilassung der drei IBM-Terroristen forderten. (pkl)

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Limmattaler Tagblatt 5.1.11

Italienische Beamte dürfen bei Einvernahme dabei sein

 Geplanter Anschlag Beamte der Turiner Staatsanwaltschaft dürfen in der Schweiz noch vor dem rechtskräftigen Abschluss des Rechtshilfeverfahrens Akten zu drei mutmasslichen Sprengstoffattentätern einsehen. Diese wurden in Langnau am Albis festgenommen.

 Die Zürcher Kantonspolizei hatte bei einer Verkehrskontrolle am 15.April in Langnau am Albis zwei italienische Staatsangehörige und einen in Italien wohnhaften Schweizer festgenommen. Im Auto wurden Sprengstoff und weitere Materialien sichergestellt, die zur Verübung eines Anschlages verwendet werden könnten. Ermittlungen eingeleitet

 Zudem wurde ein Bekennerschreiben gefunden, das auf einen geplanten Anschlag auf die Niederlassung einer internationalen Firma hinweist. Die Bundesanwaltschaft (BA) leitete gegen die drei Personen ein Ermittlungsverfahren ein, unter anderem wegen des Verdachts auf versuchte Gefährdung durch Sprengstoffe.

 Die Turiner Staatsanwaltschaft, die gegen die Betroffenen wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung ermittelt, ersuchte die Schweiz im Mai um Rechtshilfe. Gleichzeitig wurde darum gebeten, dass italienische Beamte bei der Einvernahme der Verdächtigten und bei der Akteneinsicht zugegen sein dürften. Die BA gab grünes Licht. Die Turiner Staatsanwaltschaft musste im Gegenzug die Garantie abgeben, allfällige Erkenntnisse aus der Beweiserhebung bis zum Vorliegen einer rechtskräftigen Schlussverfügung über die Rechtshilfe nicht zu verwenden.

 Beschwerde eingereicht

 Gegen die Anwesenheit italienischer Beamter bei der Akteneinsicht gelangte einer der inhaftierten Verdächtigten ans Bundesstrafgericht, das seine Beschwerde nun abgewiesen hat. Er hatte argumentiert, dass Italien die erlangten Informationen verwenden könnte, bevor über die Rechtshilfe entschieden sei.

 In der Vergangenheit seien in italienischen Verfahren bereits mehrfach Schweizer Akten aufgetaucht und verwertet worden, obwohl schliesslich keine Rechtshilfe geleistet worden sei. Ob dem wirklich so ist, kann nach Ansicht des Gerichts offen bleiben.

 Kein unmittelbarer Nachteil

 Selbst wenn sich Italien in einem Fall nicht an staatsvertragliche Verpflichtungen gehalten haben sollte, bedeute dies nicht, dass sich die Behörden im konkreten Fall nicht an ihre abgegebene Garantie halten würden. Der Beschwerdeführer erleide damit keinen unmittelbaren und nicht wieder gutzumachenden Nachteil. (sda)

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20min.ch 4.1.11

Bundesstrafgericht: Italiener dürfen Öko-Anarchisten verhören

 Drei mutmassliche Sprengstoff-Attentäter, die in der Schweiz in Haft sitzen, sind im Visier der italienischen Justiz. Diese darf nun an Verhören teilnehmen.

Balz Bruppacher

 Der Fall geriet vor Weihnachten in die Schlagzeilen, als eine Anarchistengruppe die Verantwortung für den Paketbomben-Anschlag vom 23. Dezember auf die Schweizer Botschaft in Rom übernahm. Ein Botschaftsangestellter wurde beim Attentat erheblich verletzt. Die Bekenner gehören laut italienischen Medienberichten ins gleiche Umfeld wie die drei seit dem vergangenen 15. April in der Schweiz in Untersuchungshaft sitzenden Öko-Anarchisten.

 Der damaligen Verhaftung in Langnau am Albis (ZH) ist offenbar ein Tipp der italienischen Justizbehörden vorangegangen. Die Staatsanwaltschaft Turin führt nämlich gegen die beiden Männer und die Frau ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Gefährdung durch Sprengstoffe sowie der terroristischen Vereinigung. Dies geht aus einem heute veröffentlichten Urteil des Bundesstrafgerichts in Bellinzona hervor.

 Die beiden italienischen Staatsangehörigen und der in Italien lebende Schweizer im Alter zwischen 28 und 34 Jahren werden verdächtigt, einen Sprengstoffanschlag auf das Forschungszentrum von IBM in Rüschlikon (ZH) geplant zu haben. In ihrem Auto, einem Skoda Octavia, wurden Explosiv-, Brand- und ähnliche Stoffe sowie ein Bekennerschreiben in deutscher Sprache sichergestellt.

 Gemäss einem Bericht der Turiner Zeitung "La Stampa" konnte der Anschlag auf das IBM-Forschungszentrum dank der engen Zusammenarbeit zwischen den Turiner Antiterrorspezialisten und der Schweizer Polizei verhindert werden. Die drei mutmasslichen Öko-Terroristen seien direkt von ihrer Unterkunft im Piemonteser Bergtal Valchiusella in den Kanton Zürich gefahren.

 Keine Auskünfte der Bundesanwaltschaft

 Die Bundesanwaltschaft (BA) will sich nicht zu den Umständen der Verhaftung und dem Ziel des versuchten Anschlags äussern. Sie bekräftigt lediglich, dass die drei Beschuldigten "im Rahmen einer Verkehrskontrolle in Langnau am Albis" angehalten worden seien. "Mit Rücksicht auf die andauernden Untersuchungen werden vorderhand keine weiteren Auskünfte in diesem Sachzusammenhang erteilt", erklärte BA-Sprecherin Jeannette Balmer auf Anfrage von 20 Minuten Online.

 Bereits am 11. Mai stellte die Turiner Staatsanwaltschaft ein Rechtshilfegesuch an die Schweiz und ersuchte um Anwesenheit italienischer Magistraten und Beamter bei der Einvernahme der drei Beschuldigten und bei der Akteneinsicht. Im Juni stimmte die Bundesanwaltschaft diesem Ersuchen in einer Zwischenverfügung zu. Die Italiener mussten zuvor eine Garantieerklärung unterzeichnen, in der sie sich verpflichteten, Erkenntnisse aus der Beweiserhebung bis zum Vorliegen einer rechtskräftigen Schlussverfügung im Rechtshilfeverfahren nicht zu verwenden.

 Die Anwälte der Beschuldigten fochten dieses Vorgehen mit Beschwerden an das Bundesstrafgericht an. Sie machten geltend, die italienischen Beamten könnten die Informationen, die sie bei der Befragung und der Akteneinsicht erhalten, verwenden, bevor über die Zulässigkeit der Rechtshilfe entschieden sei. Die Anwälte verwiesen auf Beispiele, in denen die italienischen Behörden trotz der Unterzeichnung von Garantieerklärungen Informationen verwendet hätten. Sie machten auch darauf aufmerksam, dass die Schweiz auf eine Strafverfolgung wegen krimineller Organisation verzichte.

 Ein politisches Delikt?

 Die Richter in Bellinzona kamen aber zum Schluss, dass den Beschuldigten durch die Anwesenheit der italienischen Beamten kein unmittelbarer und nicht wieder gutzumachender Nachteil entstehe. Weil das Rechtshilfegesetz nur in solchen Fällen eine Beschwerdemöglichkeit gegen Zwischenverfügungen vorsieht, trat das Gericht auf die Beschwerden gar nicht ein. Auch das Argument der Beschwerdeführer, die Rechtshilfe dürfe nicht geleistet werden, weil ein politisches Delikt geltend gemacht werde, stach nicht. Denn solche Fragen werden erst in der Schlussverfügung behandelt.

 Im Internet und in der Öffentlichkeit haben Sympathisanten der Inhaftierten wiederholt die Freiheit für "Silvia, Billy und Costa" gefordert. Auch der Bündner Öko-Terrorist Marco Camenisch, der wegen der Ermordung eines Grenzwächters eine Freiheitsstrafe verbüsst, hatte sich mit den Inhaftierten solidarisiert. Im Oktober wurde laut italienischen Medienberichten zudem bei der Schweizer Botschaft in Rom Sprengstoff mit einem Schreiben deponiert, in dem die Freiheit für die drei Inhaftierten verlangt worden war.

 (Urteile RR.2010.133, RP.2010.32, RP.2010.33, RR.2010.168, RP.2010.42, RP.2010.43, RR.2010.39, RP.2010.39, RP.2010.40 vom 29. Dezember 2010)

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bstger .weblaw.ch 1.12.10

http://bstger.weblaw.ch/cache/pub/cache.faces?file=20101201_RR_2010_133.htm&ul=de
http://bstger.weblaw.ch/cache/pub/cache.faces?file=20101201_RR_2010_161.htm&ul=de

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WEF
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Indymedia 5.1.11

WEF Informations- & Aktionswochen Davos 2011 ::

AutorIn : Wipe out WEF         

WEF Informations- & Aktionswochen Davos 15.01. - 29.01.2011

Davos Dorf, Hotel Montana
Sa 15.Januar / 20 Uhr
ABFLUG (Theater)
Das Stück welches die humantiäre Tragik einer Zwangsauschaffung
aufzeigt, besticht durch das brandaktuelle
Thema und die Inszenierung. ABFLUG geht unter die Haut,
macht tief betroffen und motiviert, sich für eine menschenwürdige
Asylpolitik einzusetzen
http://www.amnesty.ch/
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Davos Laret
Mi 26.Januar / 12 Uhr
WELCOMING COMITEE
Zum Auftakt der WEF-Woche sorgen wir für einen gebührenden
Empfang der Teilnehmer bei deren Ankunft in
der Landschaft Davos
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Davos Dorf, Hotel Montana
Mi 26.Januar / 14 Uhr
PUBLIC EYE AWARDS
Menschen- und umweltverachtende Geschäftspraktiken
haben Konsequenzen! Dem Firmenimage gehts nämlich
spätenstens dann an den Kragen, wenn am mittlerweilen
11. Public Eye, die Schmähpreise für diese üblen Machenschaften
verliehen werden
http://www.evb.ch/
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Davos Platz, Evang. Kirchgemeindehaus
Do 27.Januar / 18 Uhr
MIGRATION Podium
Globalisierung bewegt die Menschen im wahrsten
Sinne des Wortes. Wie man mit diesen Migrationsströmen
umgehen soll, diskutieren Politiker und
Experten unterschiedlicher Couleur an der hitzigen
Podiumsdiskussion
http://www.juso.ch/
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Davos Dorf, Bahnhof
Fr 28.Januar / 18 Uhr
DENK-MAL Prozession
Alec Gagneux führt den Fackelumzug, als interkulturelle
Prozession zum Denk-Stein, um jenen geistigen
Beistand zu zollen, für welche das Auflehnen
gegen das neoliberale Wirtschaftssystem ein
Kampf ums Überleben ist
http://www.fairch.ch/
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Davos Dorf, Walhalla
Fr 28.Januar / 19 Uhr
WEF-PARTY
Fürs grosse Fest in der kleinen Bar erwarten wir auch
dieses Jahr wieder viel Prominenz aus dem In- und
Ausland. Für die nötige Unterhaltung sorgt das omnipräsente
Sicherheitsdispotiv oder Live Musik
http://www.fullmoons.ch/
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Davos Platz, Rathau
Sa 29.Januar / 14 Uhr
DEMO
Eine Gleichschaltung nach dem WEF-Motto gibts nicht
für die Bewegung. Lautstark, farbig und friedlich
tragen wir die Vielfalt auf die Strasse, nach Davos,
das an diesem Tag nicht dem WEf sondern uns
gehört!
http://www.gruene-davos.ch/
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Zu diesen Informations- & Aktionswochen rufen auf:
Amnesty International, Box Davos (Autonome Jugend Davos/AJD), Greenpeace Schweiz, Grüne Davos, Fullmoons, EvB (Erklärung von Bern), JUSO

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GAZA YOUTH
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20min.ch 5.1.11

Gaza Youth Breaks Out: "Fuck Hamas, Israel, Fatah, UNO und USA!"

 Jugendliche im Gazastreifen haben ein mutiges Manifest verfasst, in dem sie ihre Lebensumstände anprangern. Dafür verantwortlich seien alle involvierten Parteien.

 Das Ausmass ihrer Angst, Wut und Frustration wird Zeile um Zeile greifbarer. In ihrem Manifest, das sie vor drei Wochen per E-Mail verschickten, nehmen acht mutige Studenten aus Gaza kein Blatt vor den Mund: Sie prangern die israelische und ägyptische Belagerung Gazas an. Sie haben die zynischen politischen Spiele von Hamas, Fatah, der UNO und der internationalen Gemeinschaft satt. Und sie sprechen über ihre Furcht vor der allgegenwärtigen Kontrolle und vor dem Terror durch religiöse Fanatiker.

 Tausende haben seither darauf reagiert und zurückgeschrieben. Vor einigen Tagen gelang es dem britischen "Guardian", die drei Frauen und fünf Männer in Gaza zu treffen. Geheim, ohne Namen und ohne Fotos. Sie waren aufgeregt, aber auch ängstlich: "Nicht nur unser Leben ist in Gefahr, auch das unserer Familien", sagte einer von ihnen, der sich Abu George nennt.

 Angst ist ein wiederkehrendes Thema in ihrer Klageschrift: "Hier in Gaza haben wir Angst davor, eingesperrt, verhört, geschlagen, gefoltert, bombardiert, getötet zu werden. Wir haben Angst vor dem Leben, denn jeder einzelne Schritt, den wir tun, will genau kalkuliert und überlegt sein. Wir können uns nicht bewegen, wie wir wollen, sagen, was wir wollen, tun, was wir wollen, manchmal können wir nicht mal denken, was wir wollen."

 Auch die UNO enttäuscht die Jugend

 Für ihre ausweglose Situation machen sie alle Parteien im Nahostkonflikt mitverantwortlich. Die ersten Zeilen ihres Manifests lassen diesbezüglich an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: "Fuck Israel. Fuck Fatah. Fuck UN. Fuck UNWRA (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten). Fuck USA." Die Hamas, die im Gazastreifen das Sagen hat, bezeichnen die Jugendlichen als "mächtige Organisation, die sich in ihrer Gesellschaft wie ein Kebsgeschwür ausgebreitet hat, Chaos und Verwüstung produziert und dabei in alle lebendigen Zellen, Gedanken und Träume dringt und sie zerstört, während sie die Menschen unter ihrem Terrorregime lähmt".

 Doch auch die UNO und die internationale Staatengemeinschaft bekommen ihr Fett weg: "Wir haben die Gleichgültigkeit satt, mit der die Internationale Gemeinschaft uns begegnet, die sogenannten Experten in der Formulierung von Betroffenheit und in der Verabschiedung von Resolutionen, aber Feiglinge, wenn es darum geht, irgendwas von dem, was sie beschliessen, auch umzusetzen."

 Explosive Situation in Gaza

 "Das Fass zum Überlaufen" brachte offenbar die Schliessung des international finanzierten Jugendzentrums "Scharek" durch die Hamas vor einem Monat. Die anschliessenden Proteste wurden von der Polizei brutal niedergeschlagen. Neben vielen anderen Jugendlichen waren auch zwei der Verfasser des Manifests verhaftet und misshandelt worden. Ein Sprecher des Innenministeriums der Hamas-Regierung im Gazastreifen machte gegenüber dem "Guardian" übereifrige Polizisten für die Übergriffe verantwortlich.

 Die sozial-demografische Situation der Jugend von Gaza ist explosiv. Über die Hälfte der 1,5 Millionen dort lebenden Palästinenser ist unter 18. Reisen ist durch die israelische und ägyptische Blockade praktisch unmöglich. Das gilt auch für Studenten, die zur Ausbildung an einer ausländischen Universität zugelassen wären. In Gaza selbst gibt es kaum Jobs für die jungen Leute, eine wachsende Zahl nimmt Drogen. Freizeitvergnügen wie Ausgehen oder Freunde treffen betrachtet die Hamas als "westliche Dekadenz", sie werden entsprechend verfolgt.

 Im Manifest der acht Studenten heisst es dazu: "In uns wächst eine Revolution heran, eine riesige Unzufriedenheit und Frustration, die uns zerstören wird, wenn wir keinen Weg finden, diese Energie in etwas umzusetzen, was die aktuelle Situation in Frage stellt und uns irgendeine Art von Hoffnung gibt." (kri)

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ANTI-ATOM
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BZ 6.1.11

AKW-Gegner vertrauen der Sonne

 Unternehmen. 45 Berner Energieunternehmen kämpfen gegen ein neues Atomkraftwerk in Mühleberg. Sie setzen voll auf Sonnen- und Windenergie.

 150 000 Franken setzt die Gruppe Neue Energie Bern dieses Jahr für die drei kantonalen Energie-Abstimmungen ein. Einen Grossteil davon investieren die 45 angeschlossenen Firmen in die konsultative AKW-Abstimmung vom 13. Februar. Zugpferde dieser Energiewirtschaftsgruppierung sind Firmen wie die Sputnik Engineering AG aus Biel oder die Fotovoltaikspezialisten der Tritec AG mit Sitz in Aarberg. Gestern stellte die Gruppe Neue Energie Bern ihre Vision vor: Eine Energieversorgung im Kanton Bern, die künftig ganz ohne Atomstrom auskommt.

 Als Kompensation für die knapp drei Terawattstunden Strom, die nach der Abschaltung des heutigen AKW-Mühleberg jährlich wegfallen würden, sollen innerhalb des Kanton die Anteile von Solar- und Windkraft deutlich erhöht werden.

 Zauberwort Fotovoltaik

 Rein vom Potenzial der Solarenergie her ist es für Solarunternehmer Urs Muntwyler "kein Problem", innerhalb kurzer Zeit die doppelte Leistung des heutigen AKW Mühleberg mit Fotovoltaikanlagen zu erreichen.

 Die heutigen Voraussetzungen in der Schweiz machen Muntwyler allerdings einen Strich durch die Rechnung: Der finanzielle Anreiz, eine Solaranlage zu bauen, ist in der Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern eher klein. Der Vergütungstopf des Bundes ist jeweils schnell leer, die Wartelisten von zunehmend frustrierten Interessenten umso voller.

 Hohe Ziele hat die Gruppe Neue Energie Bern auch bezüglich der Windenergie. Sie erachtet es als realistisch, im Kanton Bern zehn ähnlich grosse Windparks wie jenen auf dem Mont Crosin im Berner Jura zu bauen. Die Windanlage auf dem Mont Crosin ist die grösste in der Schweiz und versorgt 12 000 Haushalte mit Strom.

 Wind: Starker Widerstand

 Dieses Ziel muss als sehr ambitioniert bezeichnet werden vor dem Hintergrund, dass es gegen Windparkprojekte meist starken Widerstand gibt. Nichtsdestotrotz appelliert die Gruppe Neue Energie Bern, am 13. Februar die Weichen in der Energiepolitik neu zu stellen.
 phm

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Bund 6.1.11

Atomkraftwerk Mühleberg II: Debatte um die Stromzukunft

 Stromkonzerne setzen auf Kernkraft, Umweltverbände auf Energieeffizienz.

 Simon Thönen, Hans Galli, Sarah Nowotny

 Wie wird 2035 in der Schweiz Strom produziert? Der Zeitpunkt in einem Vierteljahrhundert ist weit weg, aber die politischen Entscheide fallen bald: Am 13. Februar stimmt das Volk im Kanton Bern über ein neues, viermal so grosses Atomkraftwerk in Mühleberg ab. 2013 oder 2014 entscheidet das Schweizervolk über neue AKW. Der "Bund" zeigt im Rahmen der Serie "Neues AKW in Mühleberg?", wie sich AKW-Befürworter und -Gegner die Stromzukunft vorstellen.

 BKW: "Stromlücke droht"

 "Tun wir nichts, fehlen uns bis ins Jahr 2035 bis zu 30 Terawattstunden (TWh) Strom", warnt die BKW Energie AG - die Stromlücke entspreche der Hälfte des heutigen Verbrauchs der Schweiz. Verursacht werde sie durch das Abschalten der alten AKW in Mühleberg und Beznau, das Auslaufen der französischen Atomstromverträge sowie durch einen steigenden Verbrauch. Zwei neue Kernkraftwerke seien deshalb nötig, betont die BKW im Einklang mit den anderen grossen Stromkonzernen. Das Unternehmen im Kantonsbesitz will seine Sicht der Stromversorgung in einer Zeitung darlegen, die in die bernischen und jurassischen Haushalte verteilt wird, wie die BKW gestern bekannt gab.

 AKW-Kritiker: "Lücke" einsparen

 Elektrizität werde bereits heute verschwendet, obwohl sich "die Technik für effiziente Stromgeräte revolutioniert hat", entgegnet das Komitee "Nein zum neuen AKW Mühleberg". Laut einem Gutachten im Auftrag der Stadtkantone Basel und Genf sowie der Umweltverbände liesse sich die "Stromlücke" zu zwei Dritteln einsparen - falls die Energiepolitik konsequent auf die Förderung der Energieeffizienz ausgerichtet werde. Das restliche Drittel soll zusätzliche erneuerbare Stromproduktion liefern.

 Gestern trat die Gruppe "Neue Energie Bern" vor die Medien und verkündete, der Energiebedarf der Schweiz könne mit Sonnenenergie allein gedeckt werden. Die Unternehmer, die sich zur Gruppe zusammengeschlossen haben, würden alle von einem Atomausstieg profitieren.- Seiten 21, 22, 23

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Unternehmer setzen ganz auf Sonnenenergie

 Solarstrom allein könne das AKW Mühleberg ersetzen, sagen Berner Unternehmer. Die BKW verschickt derweil eine Pro-AKW-Zeitung an 400 000 Haushalte.

 Sarah Nowotny

 Die Frage, woher der Strom künftig in die Steckdosen fliessen soll, provoziert auch überraschende Antworten - zumal es nicht mehr lange dauert bis zum 13. Februar und damit bis zur kantonalen Abstimmung über ein neues Atomkraftwerk in Mühleberg. So sangen Vertreter von "Neue Energie Bern" gestern vor den Medien das Hohelied auf die Sonne, deren Energie die Versorgungsprobleme der Schweiz in Sachen Strom im Alleingang lösen könne. Die Gruppierung besteht aus rund 50 Unternehmern, die von einem Ausstieg aus der Atomenergie profitieren würden, und hat laut eigenen Angaben fast 150 000 Franken für den Abstimmungskampf gesammelt. Die Schweiz, einst Pionierin in Sachen Sonnenenergie, drohe abgehängt zu werden, weil der Markt im Inland nicht gross genug sei, sagte Solarunternehmer Urs Muntwyler. "Dabei verfügt etwa der Kanton Bern über beste Voraussetzungen für eine bezahlbare Energieversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien und Energieeffizienz - ohne neue AKW." Die Solarenergie habe laut der Bank Sarasin 2009 weltweit um 13 Prozent zugelegt, überhaupt stammten 62 Prozent der im Jahr 2009 neu installierten Leistung aus erneuerbaren Energien. Die Renaissance der Atomenergie hingegen sei ein "Märchen". In der Schweiz warteten im Moment über 8000 Solaranlagen auf staatliche Subventionen - würden sie und alle anderen Projekte, die auf der Warteliste seien, realisiert, wäre Mühleberg 2,6 Mal ersetzt. Würde die Schweiz die Solarenergie gar "gleich gut" fördern wie Deutschland, hätte sie 2009 eine Leistung von 900 statt "nur" 206 Megawatt installieren können.

 "Die Subventionen für Solarstrom in Deutschland wurden in den letzten sieben Jahren zudem mehr als halbiert." Dass die Deutschen trotzdem die Laufzeit ihrer AKW entgegen ursprünglichen Absichten verlängert hätten, hänge damit zusammen, "dass die Anlagen halt lukrativ sind". Im Kanton Bern sei Atomenergie aber unnötig, vor allem wenn noch zehn Windparks gebaut werden könnten. Windstrom müsse zumindest im Winterhalbjahr auch importiert werden, räumte Muntwyler ein. Dafür brauche es zuerst neue Leitungen.

 "Keine Propaganda"

 Ebenfalls gestern verkündete der Energiekonzern BKW, der Mühleberg II bauen will, er werde dieser Tage eine "Informationszeitung" an 400 000 Haushalte in den Kantonen Bern und Jura (auch dort wird über Atomenergie abgestimmt) verschicken. Kostenpunkt für Druck und Versand laut BKW: 100 000 Franken. In der Broschüre warnt die BKW vor der "Stromlücke" (Seiten 22 und 23) und erklärt, neue AKW seien unverzichtbar. Noch im September hatte das Unternehmen, dessen grösster Aktionär der Kanton ist, Zurückhaltung in Sachen Abstimmungspropaganda signalisiert - diese hatte ihr auch die Kantonsregierung nahegelegt. "Wir haben immer gesagt, dass wir unsere Kanäle nutzen und unsere Kunden informieren werden. Die Zeitung ist keine Propaganda", sagte gestern nun BKW-Sprecher Antonio Sommavilla.

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Warum die Strombranche zwei und nicht nur ein neues AKW will

 Neben den Werken Beznau und Mühleberg soll auch Importstrom aus Frankreich ersetzt werden.

 Hans Galli

 Strom wird in der Schweiz weitgehend ohne CO2-Emissionen hergestellt: Über die Hälfte stammt aus Wasserkraftwerken, und weitere 40 Prozent liefern die fünf Atomkraftwerke. Erdgas, Kehrichtverbrennungsanlagen sowie Bio-, Sonnen- und Windenergie tragen rund 5 Prozent bei.

 Zusätzlich beziehen die schweizerischen Stromfirmen faktisch die Jahresproduktion von zwei Atomkraftwerken aus Frankreich. Der Grund: Als der Bau der AKW Graben und Kaiseraugst in den 80er-Jahren am politischen Widerstand scheiterte, unterzeichneten sie langfristige Bezugsverträge mit den französischen AKW-Betreibern. Bildlich gesprochen: Sie bauten Graben und Kaiseraugst im Ausland.

 Dank dem inländischen und ausländischen Kraftwerkpark fühlten sich die Schweizer Stromkonzerne in den vergangenen Jahren wie im Schlaraffenland. Die Stromproduktion wurde mit zunehmendem Alter der Kraftwerke immer billiger, weil der Abschreibungsbedarf sank. Der in Frankreich billig eingekaufte Strom floss durch das Schweizer Hochspannungsnetz nach Italien und wurde dort mit Gewinn verkauft, nachdem er in Schweizer Pumpspeicherwerken veredelt worden war.

 Von dieser Konstellation profitierten nicht nur die Stromfirmen, sondern auch die Konsumenten. Die Axpo betont, dass sie während Jahren die Schweizer Strompreise mit Gewinnen aus dem Stromhandel verbilligt habe.

 Ende des Schlaraffenlandes

 Doch nun ist das Schlaraffenland in Gefahr: Die Atomkraftwerke Beznau 1 und 2 sowie jenes in Mühleberg sind seit 40 Jahren am Netz und müssen in rund zehn Jahren abgeschaltet werden. Dadurch wird fast ein Drittel des billigen inländischen Atomstroms wegfallen. Auch die Lieferverträge mit Frankreich laufen aus: Bis 2025 wird sich die zugesicherte Menge halbieren.

 Die Stromwirtschaft reagierte erstaunlich spät auf die sich abzeichnende Entwicklung. Erst im Mai 2005 schlug sie Alarm: Es drohe eine Stromversorgungslücke von 10 bis 30 Terawattstunden, sagte Axpo-Konzernchef Heinz Karrer an einer Medienkonferenz.

 Der Zeitpunkt für die Medienorientierung war nicht zufällig: Im Jahr zuvor hatte das Bundesamt für Energie mit der Erarbeitung der Energieperspektiven für das Jahr 2035 begonnen. Die Axpo wollte erstens öffentlich Druck auf die Bundesbehörden ausüben, das Verfahren zu beschleunigen, und zweitens den Politikern klarmachen, dass die Stromversorgung ohne neue Atomkraftwerke nicht gesichert werden könne.

 Als die Energieperspektiven des Bundes Anfang 2007 veröffentlicht wurden, doppelte Axpo-Chef Karrer im Namen der Branchenorganisation Swisselectric nach: "Im Jahr 2035 werden in der Schweiz zwischen 25 und 30 Terawattstunden des benötigten Stroms von insgesamt 77 Terawattstunden fehlen", sagte er an einer Veranstaltung des Energieforums Schweiz vor National- und Ständeräten. Die Strombranche sei bereit, 25 bis 30 Milliarden Franken zu investieren, um die drohende Stromversorgungslücke zu vermeiden. Diese Summe soll in erneuerbare Energien, neue Atomkraft- und Gaskombikraftwerke, den Ausbau des Übertragungsnetzes und neue Pumpspeicherwerke investiert werden.

 Gas auf Sparflamme

 Karrer verwies erneut auf die Dringlichkeit: "Mit dem Auftreten von Stromengpässen bei besonderen Bedingungen ist bereits ab 2012 zu rechnen", warnte er. Der Zeitpunkt für den nahtlosen Ersatz der alten durch neue AKW sei bereits verpasst: Die Reaktoren in Beznau und Mühleberg müssten abgeschaltet werden, bevor neue AKW bereitstünden. Für die Übergangsphase seien Gaskraftwerke nötig.

 Doch der Aufruf verfehlte seine Wirkung: Das Parlament stellte hohe Anforderungen an die CO2-Kompensation, sodass die Axpo auf den Bau von Gaskraftwerken verzichtete. Auch die meisten andern Projekte für Gaskombikraftwerke sind auf Eis gelegt. Ausnahmen bilden Energie Wasser Bern (EWB) im Zusammenhang mit der neuen Kehrichtverbrennungsanlage sowie das 400-Megawatt-Projekt Chavalon im Wallis: Dessen Chancen sind jüngst wieder gestiegen.

 Zwei neue AKW - aber wo?

 Statt auf Gas- setzen die Elektrizitätswerke umso stärker auf neue Atomkraftwerke. Allerdings sind sie sich nach wie vor nicht einig, wo sie gebaut werden sollen. Alpiq preschte mit dem Gesuch für ein neues AKW in Gösgen vor, Axpo und BKW folgten mit den Standorten Beznau und Mühleberg. Inzwischen haben sich alle drei zu einer gemeinsamen Planungsgesellschaft zusammengefunden und sie sind sich einig, dass sie sich auf zwei Standorte festlegen müssen. Welche es sein werden, ist noch offen. Ein Vorentscheid könnte am 13. Februar fallen: Falls das Berner Stimmvolk Nein zur Rahmenbewilligung sagen sollte, wären die Chancen für Mühleberg massiv geschmälert, obwohl die Abstimmung unverbindlich ist.

 Auch wenn sich Alpiq, Axpo und BKW auf zwei Standorte einigen, ist der Weg bis zur Baubewilligung noch lang. Die politische Diskussion wird sich nicht nur um die Grundsatzfrage drehen, ob überhaupt neue AKW entstehen sollen, sondern auch wie viele. Jeder der geplanten neuen 1600-Megawatt-Reaktoren produziert pro Jahr rund 12 Terawattstunden Strom. Damit kann die Produktion der alten AKW Beznau 1 und 2 sowie Mühleberg von zusammen 9 Terawattstunden mehr als kompensiert werden. Die Stromfirmen wollen aber nicht nur die alten einheimischen AKW ersetzen, sondern auch Ersatz für den Wegfall der gesicherten Stromlieferungen aus Frankreich bereitstellen. Oder um beim oben erwähnten Bild zu bleiben: Die AKW Graben und Kaiseraugst stehen heute im Ausland, aber sie sollen im Inland ersetzt werden.

 "Stromlücke" im Winterhalbjahr

 Die Strombranche argumentiert mit der ganzjährigen Versorgungssicherheit. Bisher konnten die Schweizer Elektrizitätswerke ihre Kunden sowohl im Sommer als auch im Winter mit Strom aus inländischen Werken sowie dem vertraglich gesicherten Importstrom beliefern. Nach dem Abschalten der alten AKW und dem Auslaufen der gesicherten Importe droht nun aber eine "Stromlücke".

 Im Sommerhalbjahr könnte die "Stromlücke" mit einem neuen AKW, erneuerbaren Energien sowie Massnahmen zur Stromeffizienz gefüllt werden. Das zeigen die Energieperspektiven des Bundesamts für Energie (Szenario II, siehe Grafik unten). Im Winterhalbjahr würde es aber knapp, vor allem bei langen Kälteperioden. Nach Meinung der Strombranche ist deshalb der Bau von zwei AKW unumgänglich.

 Der Ersatz der Strombezüge aus Frankreich durch Importe aus andern Quellen ist nach Meinung der Strombranche keine Alternative. Die Aktion für eine vernünftige Energiepolitik Schweiz (Aves) hält fest: "Die Schliessung der Stromlücke mit Importen ist riskant, denn sie setzt voraus, dass das Ausland liefern kann und die Stromautobahnen (Leitungen) ausreichend befahrbar sind." Die Stromversorgung müsse durch die Kombination aller verfügbaren inländischen Stromquellen gesichert werden - von der Wasserkraft über Atomenergie bis zu Solarenergie, Erdwärme, Windenergie und Biomasse.

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 Neue Energieperspektiven Mehr Menschen und andere Preise

 Wie viel Strom der Schweiz bis 2035 fehlen könnte und auf welche Art sich "Lücken" füllen liessen, schätzt das Bundesamt für Energie (BFE) in seinen Energieperspektiven (siehe Texte oben und Grafik rechts). Die heutigen Szenarien stammen aus dem Jahr 2007 und werden Ende 2011 erstmals teilweise überarbeitet und aufdatiert, wie Marianne Zünd vom BFE bestätigt. Nötig wird die Neuauflage, weil sich inzwischen grundlegende Parameter wesentlich verändert haben. Interessant sind vor allem zwei Aspekte: das Bevölkerungswachstum und die Preisentwicklung sowohl bei der Atomenergie als auch bei den erneuerbaren Energien. Die Bevölkerung wächstmassiv stärker als früher prognostiziert - das Bundesamt für Statistik geht davon aus, dass bis 2060 mindestens neun Millionen Menschen in der Schweiz leben und Strom verbrauchen werden. "Gleichzeitig wird Strom aus Atomkraftwerken teurer. 2007 gingen wir noch von einem Preis von vier bis sechs Rappen pro Kilowattstunde Strom aus, heute rechnen wir mit acht bis zehn Rappen", sagt Zünd. Der Grund dafür seien die Investitionen in neue AKW, die höher ausfielen als ursprünglich gedacht. "Andererseits sinken die Preise für Strom aus erneuerbaren Energien seit einigen Jahren sehr schnell." Bei der Solarenergie werde die Netzparität in fünf bis zehn Jahren erreicht - also der Zustand, in dem aus Sicht des Endverbrauchers selbst produzierter Strom gleich teuer ist wie bei einem Netzbetreiber eingekaufter. Der Preis von Windstrom hingegen sei wegen des hohen Stahlpreises im Moment relativ stabil. Wie die Faktoren Preis und Bevölkerungswachstum zusammenhingen und die Stromfrage beeinflussten, lasse sich erst Ende Jahr sagen. Spätestens 2016 werden die Energieperspektiven dann von Grund auf neu erstellt und sollen auch die Entwicklung beim Verkehr berücksichtigen. (sn)

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Der Lösungsmix der AKW-Gegner: Energieeffizienz und grüner Strom

 Strom liesse sich viel effizienter nutzen, betonen die Umweltverbände und fordern eine griffige Energiepolitik.

 Simon Thönen

 Stromversorgung ist auch ein Spiel: Auf der Internetseite des Energiekonzerns Axpo kann man versuchen, den Bedarf mit einem Mix aus Sonne, Wind, Wasser, Gas und AKW zu decken. Die Spielanlage sorgt aber dafür, dass man ohne grosse Gas- oder Atomkraftwerke keine Chance hat - es ist ein Spiel ohne Spielraum.

 Der Spielraum existiert doch, entgegnen AKW-Kritiker. Im Spiel auf der Webseite der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) hat man die Wahl: Man kann AKW oder Gaskraftwerke wählen - doch dann wird ein Kind verstrahlt, oder es schwitzt im erwärmten Klima. Mit kindlichen Freudensprüngen wird belohnt, wer auf Strom aus Wind, Biomasse, Sonne und auf Energieeffizienz setzt.

 Kinderleicht ist die Sache für die Umweltverbände allerdings nicht. Dass ein grosser Spielraum existiert, zeigen zwar die Energieperspektiven des Bundesamtes für Energie (BFE) von 2007 - der entscheidende Faktor ist die Energiepolitik. Je nachdem wie griffig die Sparpolitik ist, betrüge die "Stromlücke" im Jahr 2035 entweder 22 oder nur 5 Terawattstunden (TWh), was zwei neuen AKW entspräche - oder nur einem halben.

 Das Sparszenario des BFE setzt aber eine Energiepolitik voraus, die erst noch beschlossen werden müsste (Grafik 3). Dasselbe gilt für den Lösungsmix ohne AKW, den die Beratungsfirmen Infras und TNC Consulting 2010 skizziert haben (Grafik 4). Die Umweltverbände haben diese Studie gemeinsam mit den Stadtkantonen Basel und Genf in Auftrag gegeben, das Stadtberner Werk EWB finanzierte sie mit. Dies ist kein Zufall: Die grössten Schweizer Städte - inklusive Zürich und St. Gallen - haben den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen und wollen dies mit den eigenen Elektrizitätswerken bis etwa 2040 umsetzen.

 "Den Strom intelligenter nutzen"

 Die Studie ist denn auch ein Gegengutachten zum Szenario von Swisselectric, dem Verband der dominierenden Stromkonzerne. Die dort prognostizierte "Stromlücke" von 30 TWh wird von Infras/TNC nicht infrage gestellt - aber sie wird anders gestopft: Zu einem Drittel soll sie mit erneuerbarer Stromproduktion gedeckt - und zu zwei Dritteln eingespart werden. Gemäss diesem Szenario wäre der Stromverbrauch 2035 sogar leicht tiefer als heute.

 Dabei wird ebenfalls nicht infrage gestellt, dass die Komfortbedürfnisse und elektrischen Geräte weiterhin zunehmen. Ins Visier nehmen die AKW-Gegner die Energieverschwendung. "Ein Drittel des heutigen Stromverbrauchs ist schlicht unnötig", betont das Komitee "Nein zum neuen AKW Mühleberg". Inzwischen sei man in der Lage, Energie "intelligenter einzusetzen", denn in den vergangenen Jahren habe "sich die Technik für effiziente Stromgeräte revolutioniert". In der Tat sind die Fortschritte der Gerätehersteller beeindruckend. Ob Kühlschränke, Waschmaschinen oder Lampen: Neue Modelle kommen mit einem Bruchteil des Verbrauchs der älteren Geräte aus.

 Noch steigt der Verbrauch

 Nur: Am Stromverbrauch ist dieser Fortschritt bisher nicht ablesbar, im Gegenteil. Abgesehen von Krisenjahren steigt der Elektrizitätskonsum Jahr für Jahr an - aus einer Vielzahl von Gründen: Die Erneuerung von Grossgeräten etwa erfolgt nur langsam, und bei der Unterhaltungselektronik fehlt für die Käufer die Transparenz (siehe Box rechts unten). Vor allem aber ist Strom für die meisten Haushalte und Firmen zu günstig, um gross auf den Verbrauch zu achten.

 Oft liegt das Potenzial deshalb brach. Ein Beispiel sind Elektromotoren aller Art, die vor allem in der Gebäudetechnik und in der Industrie breit eingesetzt werden. "Sie verursachen rund vierzig Prozent des Stromverbrauchs der Schweiz", sagt Armin Braunwalder, Sprecher der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz (S.A.F.E). Das Einsparpotenzial wäre gross, wird aber nicht ausgeschöpft. Braunwalder: "Nur etwa ein Zehntel der Elektromotoren genügt hohen Effizienzanforderungen."

 "Königsweg" Lenkungsabgabe

 Um die technisch und wirtschaftlich möglichen Effizienzgewinne in der Zukunft tatsächlich zu nutzen, schlagen Infras und TNC zwei Massnahmen vor:

 Schärfere Vorschriften zum Stromverbrauch von Geräten, Anlagen, Motoren und Beleuchtung. Für die Konsumenten wäre dies finanziell kaum spürbar. Energieeffiziente Geräte kosten in der Regel beim Kauf mehr, der tiefere Verbrauch macht dies jedoch mehr als wett.

 Eine Lenkungsabgabe auf Strom, die zusammen mit dem absehbaren Anstieg der Elektrizitätstarife "schrittweise bis 2018 mindestens zu einer Verdoppelung der heutigen Strompreise führt".

 Gute Noten erteilt diesen Vorschlägen der unabhängige Experte Stefan Rieder vom Luzerner Beratungsbüro Interface: "Die effizientere Nutzung der Elektrizität ist die vernünftigste der energiepolitischen Alternativen." Der Ökonom und Politologe evaluiert seit fünfzehn Jahren energiepolitische Programme.

 "Eine Lenkungsabgabe ist theoretisch das beste Instrument und der eigentliche Königsweg", sagt Rieder. Sie würde dafür sorgen, dass sich Energieeffizienz lohne, ohne die Stromkunden insgesamt stärker zu belasten. Denn die Abgabe würde an Haushalte und Firmen zurückbezahlt. Netto würden nur jene belastet, die überdurchschnittlich viel Strom verbrauchen und nichts unternehmen wollen, um dies zu ändern - also die Richtigen. Allerdings sei die politische Hürde hoch, fügt Rieder an: "Eine Lenkungsabgabe weckt die Opposition unzähliger Interessengruppen - und viele Jäger sind des Hasen Tod."

 Das restliche Drittel der "Stromlücke" wollen Infras/TNC mit 11 TWh zusätzlicher erneuerbarer Stromproduktion stopfen. Dies dürfte am oberen Rand des Möglichen liegen - auch wenn absehbar ist, dass die Schweiz als Preis für ein Stromabkommen mit der EU grüne Energie stärker wird fördern müssen als bisher ("Bund" vom 20. 12.).

 Wärmekraftkopplung als Reserve

 Es stellt sich deshalb die Frage, ob das Szenario der Umweltverbände und grossen Städte eine Übergangslösung braucht. Für Infras/TNC wären Importe von grünem Strom eine Option. Eine weitere Möglichkeit findet sich als Variante in den Energieperspektiven des BFE: Wärmekraftkopplung (WKK) - Anlagen, die zum Beispiel mit Gas gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen. Dabei wird zwar CO2 ausgestossen, dies könnte jedoch kompensiert werden, falls WKK Ölheizungen ersetzen.

 Auch dafür sind die Hürden in der Schweiz jedoch hoch, wie eine aktuelle Studie von Experte Rieder zeigt. "Es ist ein Trauerspiel", bilanziert er. Zwar leuchte es fast allen ein, dass Wärmekraftkopplung sinnvoll sei. "Dennoch setzt sich kaum jemand dafür ein."

 Das Fazit gilt generell: Es gibt Möglichkeiten für eine Stromversorgung ohne AKW, doch sie sind in der Energiepolitik bisher nicht eingeplant. Der "möglicherweise fehlende politische Wille" wird von Infras/TNC denn auch als "grösstes Risiko" für ihr Szenario bezeichnet.

 Dessen Chancen dürften in erster Linie von den kommenden Volksentscheiden über neue AKW abhängen. Falls zuerst am 13. Februar das bernische und 2013 oder 2014 das Schweizervolk neue AKW ablehnen sollten, dann würde auch die Realisierungschance für den energiepolitischen Lösungsmix der Kritiker der Atomenergie steigen.

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 Überfordert im Laden Unübersichtliche Verbrauchsdeklaration

 Wer stets ein energieeffizientes Gerät kauft, sobald das alte aussteigt, kann seinen Stromkonsum erheblich senken. Bei Kühlschränken und Tiefkühlern ist der technische Fortschritt so rasant, dass A-Geräte inzwischen gar nicht mehr besonders gut sind. Die EU und die Schweiz werden deshalb neue Bestnoten bis A+++einführen - was die Konsumenten jedoch verwirren dürfte. Denn die Energieetikette von A (sehr gut) bis G (schlecht) ist gut bekannt. Aber künftig steht A bei einigen Gerätekategorien weiterhin für sehr gut, bei anderen bloss für mässig gut.

 Bei der Unterhaltungselektronik hingegen fehlt eine verbindliche Deklaration. Nur für Fernseher wird sie demnächst eingeführt. Auch dieBeratung im Laden zu Fragen der Energieeffizienz sei oft völlig ungenügend,kritisiert Armin Braunwalder, Sprecher der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz (S.A.F.E). Die Agentur betreibt unter anderem die Website Topten.ch, welche die effizientesten Geräte auflistet. Oft überfordere schon die Frage nach dem Stromkonsum eines Gerätes die Verkäufer komplett, sagt Braunwalder. "Das Personal weiss oft gar nicht, dass neben energetisch schlechten auch sehr gute Geräte im Laden stehen." Beratung wäre wichtig, weil zum Beispiel bei LED-Leuchten die Entwicklung rasch voranschreitet und die Lichtqualität noch sehr unterschiedlich ist. Migros, Coop, Eltop und Luminart kennzeichnen Leuchten, die strenge Kriterien erfüllen, nun mit dem Topten-Logo.

 Nötig seien auch strengere Verbrauchsvorschriften für Geräte, betont Braunwalder. Es sei nicht sehr effizient, die Käufer mit viel Aufwand zum Beispiel über den hohen Stromkonsum von Settop-Boxen für den digitalen TV-Empfang aufzuklären, wenn deren Stand-by-Verbrauch per Vorschrift auf maximal ein Watt beschränkt werden könne, was technisch kein Problem wäre. Momentan gilt ein Wert von drei Watt. (st)

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Kann es in der Stromdrehscheibe eine "Stromlücke" geben?

 Die Schweiz sei als Stromdrehscheibe in Europa in einer komfortablen Position, sagen AKW-Kritiker. Engpässe drohen dennoch, sagen die Stromkonzerne.

 Simon Thönen und Hans Galli

 Kann es überhaupt eine "Stromlücke" geben? Physikalisch ist die Sache klar: Es muss immer so viel Elektrizität ins Netz eingespeist werden, wie verbraucht wird - sonst bricht die Versorgung zusammen. Gehen also die Lichter aus, wenn nicht mehr genügend Kraftwerke in der Schweiz produzieren?

 Dies muss keineswegs so sein. Denn die Schweiz ist das Gegenteil einer Strominsel: Sie importiert und exportiert beinahe so viel Strom, wie im Inland verbraucht wird, wie die unten stehende Grafik zeigt. 2009 führte sie 52 Terawattstunden (TWh) Strom ein und 54 TWh aus. Zum Vergleich: Der Endverbrauch im Inland betrug 57 TWh.

 "Die Schweiz hat als eigentliche Stromdrehscheibe in Europa kein Versorgungsproblem", sagt Jürg Buri, Geschäftsleiter der AKW-kritischen Schweizerischen Energie-Stiftung (SES). Die Stromleitungen in die Schweiz seien derart gut ausgebaut, dass auch an kalten Wintertagen jederzeit Strom im Umfang der Produktion von mehreren Atomkraftwerken importiert werden könne.

 Dank den grossen Wasserspeicher- und Pumpspeicherkraftwerken ist die Schweizer Elektrizitätswirtschaft flexibel und kann relativ viel Strom dann exportieren, wenn die Nachfrage und die Preise in Europa hoch sind - auch im Winter. 2009 erwirtschaftete die Schweizer Elektrizitätswirtschaft netto anderthalb Milliarden Franken im Handelsgeschäft mit den Nachbarländern.

 Dass die Stromkonzerne das Auslaufen der Beteiligungen an französischen AKW zur "Stromlücke" hinzurechnen, lässt die SES nicht gelten. Diese habe sie durch neue Investitionen in ausländische Kraftwerke bereits ersetzt - oft handelt es sich dabei übrigens um Gas-, teilweise auch um Kohlekraftwerke, die CO2 ausstossen.

 Ob es in der Schweiz eine "Stromlücke" gibt oder nicht, ist letztlich eine Definitionsfrage. Für Swisselectric, den Verband der Überlandwerke, ist die "Stromlücke" da, sobald die Schweiz netto Strom importieren muss. Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Avenir Suisse warnt allerdings im soeben erschienenen Buch "Energiesicherheit ohne Autarkie" vor der Illusion, die Schweiz könne ihren Strommarkt durch den Bau neuer AKW autonom gestalten. Buchautor Urs Meister fordert vielmehr, die Schweiz müsse sich gerade wegen der geplanten neuen AKW stärker in den europäischen Strommarkt integrieren. Die vorgesehenen Reaktoren erbringen mit je 1600 Megawatt mehr als die vierfache Leistung des alten AKW in Mühleberg. Entsprechend anspruchsvoller wird die Reservehaltung: Sobald einer dieser Kolosse abgeschaltet wird, sei es wegen einer Störung oder der Revision, muss blitzartig die gleiche Strommenge aus einer andern Quelle zur Verfügung stehen. Da die Schweiz nicht zu jedem neuen AKW noch ein Reservekraftwerk gleicher Grösse bauen kann, muss die Reservehaltung laut Avenir Suisse gemeinsam mit ausländischen Kraftwerkbetreibern geregelt werden.

 Die Auslandinvestitionen der Schweizer Stromproduzenten beurteilt die Denkfabrik skeptisch. Im Gegensatz zu den heutigen Verträgen mit französischen AKW seien die Netzkapazitäten künftig nicht mehr gesichert. Die Gefahr sei gross, dass der Strom aus den ausländischen Beteiligungen gar nicht in die Schweiz fliessen werde. Das Ziel der Stromfirmen sei wohl eher, im Ausland damit Geld zu verdienen. Generell allerdings "stärkt es die Schweiz im europäischen Kontext", falls die Stromversorgung nicht nur auf den Inlandbedarf, sondern auch auf den Stromhandel ausgerichtet bleibe, findet Avenir Suisse: "Das garantiert zwar keine Energieunabhängigkeit, erhöht aber die Sicherheit der Versorgung."

 Neues AKW in Mühleberg? Am 13. Februar 2011 entscheidet das Volk im Kanton Bern. muehleberg.derbund.ch

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Langenthaler Tagblatt 6.1.11

Erneuerbare Energien statt Atom

 Abstimmung 13. Februar Wirtschaftsvertreter wollen kein neues Atomkraftwerk in Mühleberg

Bruno Utz

 "Wir sind Unternehmer und müssen Geld verdienen. Manager können einfach ihre Stelle wechseln", sagte Urs Muntwyler gestern in Bern. Der Solarunternehmer und seit Anfang 2011 Leiter des Forschungslabors für Fotovoltaik-Systemtechnik an der Berner Fachhochschule BFH stellte mit diesem Satz Aussagen von Vertretern von Stromkonzernen ins Abseits, die für die ersten 40 Jahre der geplanten neuen AKW Defizite voraussagten. Der Kanton Bern sei reif für erneuerbare Energien und Effizienz, sagte Muntwyler an der Medienkonferenz, zu der die aus knapp 50 Unternehmungen bestehende Gruppe "Neue Energie Bern" eingeladen hatte (vergleiche separaten Artikel). Das Potenzial sei vorhanden. Ein neues AKW Mühleberg brauche es deshalb nicht. Erneuerbare Energien seien weltweit auf dem Vormarsch. Laut Muntwyler stammten im vorletzten Jahr 62 Prozent der neu installierten Leistung aus erneuerbaren Energien. "Sie sind auf der Überholspur." Es sei ökologisch und ökonomisch klüger, den Trend hin zu erneuerbaren Energien nicht zu verpassen, statt in die "veraltete Atomtechnik" zu investieren. Von den erneuerbaren Energien und Massnahmen zur Verbesserung der Effizienz profitiere die Berner Wirtschaft. In einer letztes Jahr veröffentlichten Studie habe McKinsey vorgerechnet, dass jeder "Subventionsfranken", den die Schweiz zur Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz einsetzt, das Fünf- bis Zehnfache an privaten Energie-Investitionen auslöse. "Das schafft Arbeitsplätze." Unzufrieden zeigte sich Muntwyler, wie der Bund die so genannte Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) handhabt. Der Ausgabendeckel sorge dafür, dass nur ein kleiner Teil der angemeldeten Anlagen realisiert worden sei. "Der grosse Rest versauert in der Warteschlange."

 Nutze der Kanton Bern das grosse Potenzial für einen breiten Strommix aus Wasser, Sonne, Wind, Geothermie, Wärmekraftkoppelung, Kehricht und Biomasse, so könne bereits bis ins Jahr 2020 die Leistung des bestehenden AKW Mühlberg mehr als ersetzt werden.

 Laut Jan Remund, Fachverantwortlicher Sonnenenergie bei Meteotest Bern, gibt es im Kanton viele gute Windstandorte. Machbar seien etwa zehn Windparks in der Grössenordnung von Mont-Croisin. Wegen der Sonneneinstrahlung sei das Berner Oberland für Solaranlagen besonders geeignet. Der Landbedarf für erneuerbare Energien sei bescheiden. "Es gibt keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion", so Remund.

 Starker Heimmarkt ist nötig

 Um im Export Erfolg zu haben, seien die Unternehmen der Solartechnik auf einen starken Heimmarkt angewiesen, betonten Christoph von Bergen, CEO der Bieler Sputnik AG, und Roland Hofmann, Geschäftsleiter der Tritec AG in Aarberg. Beide verwiesen auf das boomende Wachstum seit 2005. Gewachsen sei man wegen des Exports. Seither habe die Tritec den Personalbestand auf über 100 Mitarbeitende versiebenfacht. Laut von Bergen will die derzeit 350 Mitarbeitende beschäftigende Sputnik in diesem Jahr 25 neue Ingenieure anstellen. Die drei bestehenden Standorte in Biel würden bis Ende 2012 in einem Neubau zusammengefasst. Dieser "wird eine Solaranlage auf dem Dach haben" und 500 Mitarbeitenden Platz bieten.

 "Neue Energie Bern" verfügt nach eigenen Angaben über ein Abstimmungsbudget von rund 150 000 Franken. www.aber-sicher.ch

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 Jäggi: "Aus Überzeugung gewechselt"

 Gegen 50 Unternehmen engagieren sich in der Gruppe "Neue Energie Bern", die am 13. Februar ein Nein zu einem neuen AKW Mühleberg empfiehlt. Aus unserer Region sind Aeschlimann Architekten (Burgdorf), Bernhard Polybau AG (Langenthal), Elentex AG (Langnau), Megasol Solar (Aarwangen), Jenni Energietechnik AG (Oberburg) und die EES Jäggi-Bigler AG (Herzogenbuchsee) dabei. "Ich bin von den erneuerbaren Energien überzeugt. Sie ermöglichen uns längerfristig ein Leben ohne Atomkraftwerke", erklärt Thomas Jäggi, Verwaltungsratspräsident der EES, sein Mitmachen. Dass die Solarunternehmen die AKW-Abstimmung lediglich als willkommene Plattform für eigene Zwecke nutzen, verneint Jäggi: "Ich habe aus innerer Überzeugung von der

 Telekom-/IT-Branche in die Solartechnik gewechselt", sagt der Elektroingenieur. Knapp zwei Jahre nach der Gründung beschäftige die EES bereits acht Mitarbeitende. Das Argument, Solarstrom sei noch für lange Zeit zu teuer, widerlegt Jäggi so: "Wir haben bereits Anlagen installiert, die bei einer angenommenen Lebensdauer von 30 Jahren Strom für 19 bis 20 Rappen pro Kilowattstunde produzieren." Als überzeugter Wirtschaftsliberaler hätte er Mühe, die erneuerbaren Energien zu vertreten, wenn sie mit vergleichsweise enorm höheren Kosten verbunden wären, sagt Jäggi. (uz)

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presseportal.ch 5.1.11

Konsultativabstimmungen zum Ersatzkernkraftwerk Mühleberg
BKW informiert die Bevölkerung

Bern (ots) -

Die BKW FMB Energie AG (BKW) informiert dieser Tage die Bevölkerung der Kantone Bern und Jura mittels einer Informationszeitung über die Hintergründe einer zuverlässigen, wirtschaftlichen und umweltschonenden Stromversorgung und zwar sowohl der Gegenwart als auch der Zukunft. Sie will damit Sachinformation zur Entscheidfindung im Hinblick auf die in den Kantonen Bern und Jura bevorstehenden Konsultativabstimmungen zum Ersatz des Kernkraftwerks Mühleberg vermitteln.

Die BKW strebt langfristig eine CO2-freie Stromproduktion an. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt sie im Einklang mit der bundesrätlichen Energiestrategie auf die Förderung von Energieeffizienz und neuen erneuerbaren Energien, auf die Erneuerung ihrer Wasserkraftwerke und auf den Ersatz des Kernkraftwerks Mühleberg.

Mit dem Versand der Informationszeitung an die Stimmbevölkerung der Kantone Bern und Jura erfüllt die BKW die ihr nach geltender Rechtspraxis zustehende Aufgabe zur Vermittlung von Sachinformation im Hinblick auf wichtige, das Unternehmen betreffende Volksabstimmungen. Die Druck- und Versandkosten der Informationszeitung, die eine Auflage von rund 400'000 Stück aufweist, belaufen sich auf rund 100'000 Franken. Mit dieser Zeitung und bereits veröffentlichten Inseraten lädt die BKW interessierte Personen ein, die  Tage der offen Türen in den Anlagen in Mühleberg (Wasser- und Kernkraftwerke), auf dem Mont-Soleil (Sonnen- und Windkraftwerke), in Bern (Sonnenkraftwerk auf dem Stade de Suisse) und in Bassecourt (Unterstation, internationaler Stromverkehr) für einen Besuch zu nutzen. Zudem bietet die BKW Interessierten Anfang Februar die Möglichkeit, das Lager für radioaktive Abfälle im Centre de l'Aube (F) zu besichtigen (Kosten 90 CHF pro Person für Transport und Verpflegung).

Die BKW behält sich zudem vor, in der Zeit vor den Konsultativabstimmungen Falschinformationen richtig zu stellen.

Weitere Informationen:www.bkw-fmb.ch

Kontakt:
Antonio Sommavilla
info@bkw-fmb.ch
031 330 51 07  

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bkw-fmb.ch 5.1.11

Infozeitung 5.1.11

http://www.bkw-fmb.ch/etc/ml/repository/3_0_Ueber_uns/medien/downloads/de/2011/Januar/infozeitung_dt_pdf.Download.pdf

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Südostschweiz 5.1.11

"Volk kann bei AKW genügend mitreden"

 Gestern hat die Regierung eine Interpellation der Grünen beantwortet. Diese verlangte eine Mitsprache der Bevölkerung bei der Stellungnahme des Kantons zu den Bewilligungsgesuchen für neue Atomkraftwerke.

 Glarus. - Laut dem Regierungsrat sind bezüglich der drei Bewilligungsgesuche für neue Atomkraftwerke keine zusätzlichen Instrumente zur Information und Mitsprache der Bevölkerung nötig. Hingegen habe man die Gemeinden und Parteien im Dezember eingeladen, sich zuhanden des Kantons zu den Gesuchen zu äussern.

 Weitergehende Massnahmen - etwa eine kantonale Volksabstimmung oder Beratungen im Landrat - widersprächen der verfassungsrechtlichen Ordnung.

 Nichts Inhaltliches

 Jeder Bürger könne aber während der Einsprachefrist beim zuständigen Bundesamt begründete Einwände gegen die Erteilung von Rahmenbewilligungen für AKW erheben. Diese Frist beginnt nach der Stellungnahme durch die Kantone zu laufen.

 Weiter sei eine Referendumsabstimmung höchst wahrscheinlich. Auch hier hätten die Glarner Stimmberechtigten die Möglichkeit zur Mitsprache.

 Inhaltlich will der Regierungsrat noch keine Stellung zu seiner Stellungnahme nehmen, da die Vernehmlassungsfrist noch laufe. Auch wolle sich die Regierung nicht via Axpo für einen Verzicht auf Beteiligungen an Atomkraftwerken aussprechen. (mitg)

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Le Nouvelliste 5.1.11

Le débat nucléaire se focalise sur Mühleberg

 ÉNERGIE Les Bernois vont donner le ton du débat nucléaire. Ils voteront le 13 février sur la construction d'une nouvelle centrale.

 De Berne

 Deux nouvelles centrales nucléaires: tel est désormais l'objectif officiel des fournisseurs d'électricité Axpo, Alpiq et FMB. Ils n'ont néanmoins pas encore fait leur choix entre les sites de Beznau (AG), Gösgen (SO) et Mühleberg (BE), sans doute parce qu'ils attendent le résultat du vote qui aura lieu le 13 février prochain dans le canton de Berne. En dépit de son caractère purement consultatif, ce scrutin est décisif pour l'avenir du débat nucléaire en Suisse.

 Si les électeurs bernois acceptent le remplacement de leur centrale, le lobby nucléaire peut espérer gagner la bataille nationale qui aura lieu en 2013. Et si les Bernois disent non, cela déplacera la discussion vers les autres sites en discussion, à savoir Gösgen et Beznau. "Nous poursuivrons notre planification quel que soit le résultat du scrutin", assure Sebastian Vogler, porte-parole des Forces motrices bernoises (FMB). Le débat nucléaire a fait son retour sur la scène fédérale en 2003 avec le double rejet des initiatives "Sortir du nucléaire" et "Moratoire plus". Les électriciens ont interprété le résultat du scrutin comme un signe d'ouverture et ils n'ont pas tardé à évoquer la construction de nouvelles centrales. Ces projets se sont concrétisés fin 2009 par le dépôt de trois demandes d'autorisation générale.

 Elles émanent des FMB pour Mühleberg, d'Axpo pour Beznau et d'Alpiq pour Gösgen. Le Conseil fédéral se prononcera mi-2012, après que les cantons auront donné leur préavis. Un référendum étant d'ores et déjà annoncé, la votation populaire aura lieu en 2013. Dans l'intervalle, ce sont les cantons qui donneront le ton. Outre Berne, des votes consultatifs sont aussi prévus dans les cantons de Vaud et du Jura. Pour les anti-nucléaire, ces scrutins permettront de baliser le terrain avant la grande bataille de 2013. Ils ont obtenu un premier succès dans le canton de Vaud, fin 2009, avec le rejet massif d'une prolongation de la durée de vie de la centrale de Mühleberg.

 Aujourd'hui, il n'est plus question de prolongation, mais de construire deux nouvelles centrales. "Ce serait l'erreur du siècle, s'exclame Isabelle Chevalley, présidente d'Ecologie libérale. Cela provoquerait l'effondrement des cleantechs. Il faut continuer à investir dans les énergies renouvelables et prendre des mesures strictes comme le remplacement obligatoire des chauffages électriques".

 Pas suffisant

 Pour les pro-nucléaire, ces mesures ne seront pas suffisantes. Ils prédisent une pénurie d'électricité à l'horizon 2020, du fait de l'expiration des contrats d'importation d'électricité conclus avec la France et de la fin du cycle d'exploitation des centrales de Mühleberg et de Beznau I et II. Ils ne craignent pas une rebuffade à Berne. Pour la conseillère nationale bernoise Christa Marwalder (PLR), il n'y a pas photo: "Nous devons non seulement garantir l'approvisionnement énergétique du pays mais aussi défendre les intérêts de la région. La future centrale garantira 1300 emplois et offrira une plus-value économique de 500 millions de francs par an". Les partisans de l'atome pourront compter sur le soutien discret des FMB. "Nous n'allons pas nous lancer dans une campagne politique mais nous informerons sur les enjeux de la votation", explique Sebastian Vogler.

 D'une façon générale, ils comptent aussi sur le remplacement de Moritz Leuenberger par Doris Leuthard. Avant son entrée au gouvernement, la conseillère fédérale était membre du conseil d'administration de la compagnie d'électricité de Laufenburg, une filiale d'Axpo.

 CHRISTIANE IMSAND

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Bund 5.1.11

Rekordergebnis für unbefristet bewilligtes AKW

 Das AKW Mühleberg hat im letzten Jahr so viel Strom produziert wie noch nie.

 Das Atomkraftwerk Mühleberg hat letztes Jahr erneut einen Produktionsrekord erzielt. Insgesamt lieferte die Anlage 3109 Millionen Kilowattstunden Strom. Das ist leicht mehr als 2009 (3092 Millionen kWh) und 2008 (3088 Millionen kWh), wie die BKW Energie AG gestern mitteilte. Der Betrieb verlief nach Angaben des Energiekonzerns einwandfrei. Einzig für die Jahresrevision wurde das Kernkraftwerk abgeschaltet. Im September und November wurde die Leistung vorübergehend gedrosselt, weil neue Pumpenantriebssysteme in Betrieb genommen wurden, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Das Atomkraftwerk wurde 1972 in Betrieb genommen. Der Bund hat dem AKW 2009 eine unbefristete Betriebsbewilligung erteilt. Dagegen haben Anwohner beim Bundesverwaltungsgericht Beschwerden eingereicht. Diese sind noch hängig.(sda)

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presseportal.ch 4.1.11

Kernkraftwerk Mühleberg
Höchste Stromproduktion seit der Inbetriebnahme

Bern (ots) -

Das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) der BKW FMB Energie AG (BKW) hat im Jahr 2010 mit brutto 3'109 Mio. Kilowattstunden (kWh) die Vorjahresproduktion (2009: 3'092 Mio. kWh) leicht überschritten und somit das beste Ergebnis seit der Inbetriebnahme erzielt. Seit Anfang der 1970er Jahre erzeugte das KKM insgesamt mehr als 102 Milliarden kWh Strom. Damit wurden im Vergleich zur Produktion mit einem modernen Gaskombikraftwerk mehr als 42 Mio. Tonnen CO2 eingespart, davon 1.3 Mio. Tonnen im Jahr 2010. Das Jahreshöchstresultat ist auf den guten Zustand und auf die sehr gute  Betriebssicherheit der Anlage zurückzuführen. Das KKM ist dank ständiger Modernisierung der Anlagekomponenten für den Langzeitbetrieb gerüstet.

Das Kernkraftwerk Mühleberg spies im Betriebsjahr 2010 während 8'172 (8'020) Stunden, d.h. während 93.3% (91.6%) Prozent der Jahreszeit Elektrizität mit höchster Zuverlässigkeit ins Stromnetz ein. Mit Ausnahme der planmässig durchgeführten Revision im August/September und von Leistungskürzungen im September und November, die auf die Inbetriebnahme neuer Pumpen-Antriebssysteme zurückzuführen ist, verlief der Betrieb einwandfrei. Die durchschnittliche Verfügbarkeit seit 1972 beträgt 89.9 %. Dies stellt im internationalen Vergleich einen sehr guten Wert dar.

Die BKW wird auch in Zukunft durch die kontinuierliche Modernisierung der Anlage und die regelmässig stattfindenden gründlichen Überprüfungen der Systeme den sicheren Betrieb des KKM gewährleisten. Die Anlage wird weiterhin einen bedeutenden Beitrag zur Wahrung der Versorgungssicherheit in der Nordwestschweiz leisten.

Kontakt:
Antonio Sommavilla
info@bkw-fmb.ch
031 330 51 07