MEDIENSPIEGEL 26.1.11
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo, GH, Rössli)
- RaBe-Info 24.-26-1.11
- 1. August: SVP-Feier?
- Squat FR: Fribourg squatt toujours!
- Squat ZH: Quartierrundgang Kreis 4
- Alkohol: Ausnüchterungszellen LU + BE
- Big Brother Video: Thun vs Police BE
- Anti-SVP: Polit-Promis vs Linksautonome
- Bombenstimmung: Hardbrücke-Anschlag
- Gefangene: Marco Camenisch verlegt
- Anti-WEF: Revolutionäre Perspektive gegen Uni SG; Davos-Demo bewilligt; Vehgatter; Festungsbau; Public Eye; Armee; Demo SG
- Knast: Regionalgefängnis Thun
- Ruhe & Ordnung: Bahnhofspräsenz Kapo TG
- Rechtsextremismus: EDU-Grossrat pro Lipkin; Pnos vs Online-Reports
- Anti-Feminismus: "Kinder ohne Rechte"; Kaktus für Kuhn
- Migration Control: Ausschaffungsstopp Griechenland; Ausschaffungen Sri Lanka; Schengenraum + Menschenrechte
- Undercover: Eurospitzel; Indymedia-Falschmeldungen
- Genua G8 2001: VolXtheaterkarawane; Appello Genova 2001
- Anti-Atom: Mühleberg; Endlager; BKW-Halbwahrheiten; Niederamt/Gösgen II; Wellenberg; Solare Alternativen; Krebsregister

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REITSCHULE
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Mi 26.01.11
16.00 Uhr - Grosse Halle - Ungleichheiten: Ausstellung der Künstlergruppe Stan's Cafe (bis 19.30 h)
19.00 Uhr - SousLePont - Käse Spezialitäten
22.00 Uhr - SousLePont - Offene Bühne

Do 27.01.11
16.00 Uhr - Grosse Halle - Ungleichheiten: Ausstellung der Künstlergruppe Stan's Cafe (bis 19.30 h)
19.00 Uhr - Vorplatz - Public Viewing: Eiskunstlauf EM (Paare Kür) mit Glühwein & Feuerstelle
21.00 Uhr - Rössli - 1000 Robota, IMAGINARY CITIES + Greg Macpherson

Fr 28.01.11
16.00 Uhr - Grosse Halle - Ungleichheiten: Ausstellung der Künstlergruppe Stan's Cafe (bis 19.30 h)
19.00 Uhr - Vorplatz - Public Viewing: Eiskunstlauf EM (Eistanz Kür) mit Glühwein & Feuerstelle
20.30 Uhr - Tojotheater - 4. Secondo Theatertournée. Vier ausgezeichnete Kurzstücke zum Thema "Heimat"
21.00 Uhr - Frauenraum - Tanzbar mit DJ Zardas: Standard und lateinamerikanische Tänze und Disco für Frau und Frau, Mann und Mann und Friends.
23.00 Uhr - Dachstock - WAT (We Are Terrorists/FRA) live!, We Love Machines (be) live!, DJ Kidkuts (GER)

Sa 29.01.11
12.00 Uhr - Grosse Halle - Ungleichheiten: Ausstellung der Künstlergruppe Stan's Cafe (bis 18.00 h) 20.30 h Tojotheater 4. Secondo Theatertournée. Vier ausgezeichnete Kurzstücke zum Thema "Heimat"
22.00 Uhr - Frauenraum - Normal Love (Berlin); Fred Hystère & Ginger Drops Downstairs (Züri)
23.00 Uhr - Dachstock - Liquid Session: TOTAL SCIENCE (C.I.A./UK), CYANTIFIC (Hospital/UK), Lockee (RaBass 95.6), TS Zodiac (Liquid Sessions), MC Fava (DeepSoulMusic), Badboy MC (FMI)

So 30.01.11
12.00 Uhr - Grosse Halle - Ungleichheiten: Ausstellung der Künstlergruppe Stan's Cafe
19.00 Uhr - Grosse Halle - Ungleichheiten - Finissage Ausstellung der Künstlergruppe Stan's Cafe

Infos:
http://www.reitschule.ch

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Kulturagenda.be 27.1.11

Das Secondo-Theaterfestival im Tojo

Jedes Jahr werden vier kurze Theaterstücke ausgezeichnet, die das Leben von Secondas und Secondos in der Schweiz zum Thema haben. Die prämierten Stücke gastieren nun in Bern: "Finalmente Dihei" von I Pelati delicati (Bild), "Gekämpft wie Löwen" von den Theaterkids der Stadt Luzern, "Galaxy World" der Compagnia i Baloss und "Mein Leben - Mein Film" von Szenart.
Tojo Theater, Bern. Fr., 28., und Sa., 29.1., 20.30 Uhr

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BZ 26.1.11

Reiskörner machen Zahlen zu Geschichten

 Reithalle. Reishaufen hauchen statistischen Zahlen Leben ein. In der Grossen Halle vermitteln Körner, Häufchen und Berge von Reis überraschende Erkenntnisse über Reiche und Arme, Katastrophenopfer und Arztdichte.

 Auf einigen weissen A4-Blättern auf dem Teerboden liegt ein einziges Reiskorn, auf anderen Plakaten nebenan sind wohl 50 oder gar 100 Kilo Reis aufgeschüttet. Gruppiert sind die Blätter und Plakate in der Grossen Halle der Reitschule, wo die britische Theaterkompanie Stan's Café aus Birmingham trockene Statistik sinnlich zugänglich macht.

 "Of all the People in all the World" heisst das Projekt. Jedes Reiskorn ist ein Mensch, ein Kilo Reis entspricht 60 000 Menschen. Für die Darstellung der Weltbevölkerung wären 115 Tonnen nötig. "Wir wollen diese Zahlen als Geschichten erzählen", sagt Performer Jack Trow zu dieser Installation - ein Mix von Gegenwartskunst und sozialem Engagement.

 Anleitung zum Fragen

 Damit der trockene Reis kein trockener Stoff bleibt, haben sich die Performer eine interaktive Methode ausgedacht. Besucher, insbesondere Schulklassen, können sich anmelden und im Vorfeld Fragen formulieren. Antwort erhalten sie dann beim Besuch in Form von Reishäufchen. Mit den neuen Fragen und den neuen Antworten verändert sich die Reislandschaft in der Grossen Halle laufend. Fast täglich kommen Schülerinnen und Schüler vorbei, wie in diesen Tagen jene aus der Gewerbeschule. Jack Trow verweist auf Geburten- und Sterberaten weltweit. Was bedeuten sie?   "Überbevölkerung", "Armut", "Arbeitslosigkeit" lauten einige Antworten, "Kriege" und "Tunesien" folgen. Und schon haben die Aussteller ein Ziel erreicht. "Es ist genau unsere Absicht, dass sich die Jugendlichen die Antworten auf ihre Fragen selbst suchen", sagt Trow.

 Berliner Mauer und Pakistan

 Die weitläufige Halle lädt zum Spazieren ein. Zwei grosse Haufen, etwa gleich hoch, verraten, dass es weltweit etwa gleich viele Millionäre wie Flüchtlinge nach UN-Definition gibt. Der Millionärshügel der Schweiz ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass die Schweizer Bevölkerung ein Promille der Weltbevölkerung ausmacht. Die Schweiz hat etwa dieselbe Dichte an Ärzten wie Kuba und Weissrussland, eine Prise Reis pro Arzt. Das Häufchen bei Somalia könnte eine ganze Tasse füllen. Oder ein Stück Geschichte: Im Jahr 2008 allein wurden an der amerikanisch-mexikanischen Grenze gleich viele Menschen getötet wie zwischen 1961 bis 1985 bei der Berliner Mauer. Der mit Abstand grösste Haufen umfasst etwa 20 Millionen Körner. So viele Menschen waren letztes Jahr betroffen vom Hochwasser in Pakistan. Schlangendick windet sich ein Reiswurm über eine andere Plakatfläche. Er zeigt die Menschenmenge, die 2004 in Bangladesh zum Protest eine 1000 Kilometer lange Menschenkette gebildet haben. Für lokal Interessierte illustrieren zwei Häufchen die Gegner und Befürworter der Reitschule-Initiative vom letzten November.

 Die Ausstellung von Stan's Café existiert seit 2003. Nach den ersten Jahren in Grossbritannien wurde sie inzwischen in mehreren Dutzend Städten Europas und Nordamerikas gezeigt. Die Berner Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Cesci entstanden, welcher in Südindien die Ekta Parishad, eine Bewegung von Landlosen, unterstützt.

 Hannah Einhaus

 Die Ausstellung in der Grossen Halle dauert noch bis kommenden Sonntag. Montag bis Freitag jeweils 16 bis 19.30 Uhr, Samstag/Sonntag jeweils 12 bis 18 Uhr. Finissage: Sonntag 30. Januar, ab 19 Uhr.

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kulturstattbern.derbund.ch 24.1.11

Kulturbeutel 4/11

Von Gisela Feuz am Montag, den 24. Januar 2011, um 06:00 Uhr

(...)

Herr Sartorius empfiehlt:
Die jugendliche Hamburger "Krawalltruppe" 1000 Robota im Rössli am Donnerstag. Auch wenn ich mir diese Band noch nicht angehört habe, kann nicht schlecht sein, wer mit den Goldenen Zitronen, F.S.K. und Kristof Schreuf gemeinsam durch Deutschland touren darf.

(...)

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RABE-INFO
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Mi. 26. Januar 2011
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_26._Januar_2011.mp3
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_26._Januar_2011.mp3&song_title=RaBe-%20Info%2026.%20Januar%202011
- Wieviel Lohn braucht der Mensch? Der Gewerkschaftsbund SGB lanciert die Mindestlohn-Initiative "für faire Löhne"
- Wo steht die Schweizer Gleichstellungspolitik? Das Nationale Forschungsprogramm "Gleichstellung und Geschlechter" sucht nach Antworten
- Wer erobert den frei gewordenen Sitz von Bundesrätin Simonetta Sommaruga? Zweite Fragerunde an die Berner Ständerats-Kandidierenden

Links:
http://www.sgb.ch
http://www.nfp60.ch/D/Seiten/home.aspx

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Di. 25. Januar 2011
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_25._Januar_2011.mp3
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_25._Januar_2011.mp3&song_title=RaBe-%20Info%2025.%20Januar%202011
- Warum wurde die Ausschaffungsinitiative angenommen? Ein Politologe analysiert die Abstimmung
- Welche Vorteile hat das Wohnen in einer Genossenschaft? In Ostermundigen entsteht die Minergie P Genossenschaft Oberfeld
- Wer bekommt den freien Berner Ständeratssitz? Die KandidatInnen beantworten Fragen zu urbanen Anliegen und Frauenthemen

Links:
http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/news/2011/vox_analyse/
http://www.wohnen-im-oberfeld.ch/Siedlung_F.htm

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Mo. 24. Januar 2011
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_24._Januar_2011.mp3
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_24._Januar_2011.mp3&song_title=RaBe-%20Info%2024.%20Januar%202011
- Mehr Unterstützung für günstiges Wohnen: Kanton Bern schafft Förderstelle fpr gemeinnützigen Wohnbau
- Vom Waffennarr zum engagierten Befürworter der Waffeninitiative: Hauptmann a.D. Ebo Aebischer ist unser Kopf der Woche

Links:
http://www.svw-beso.ch/sektion/aktuell.php

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1. AUGUST 2011
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Bund 26.1.11

Wenn Bern nichts organisiert, sitzt die SVP in den Startlöchern

 Die SVP macht Ernst: Für den 1. August reicht sie ein Gesuch für eine Bundesfeier auf dem Münsterplatz ein.
 
Markus Dütschler

 Die SVP nimmt den Steilpass an, den ihr die Stadt Bern zugespielt hat: Die Junge SVP des Kantons und die SVP-Stadtpartei haben laut einem Communiqué bei der Gewerbepolizei ein Gesuch für eine Bundesfeier auf dem Münsterplatz eingereicht. Das Gesuch sei mit A-Post abgeschickt worden und sei heute beim Empfänger, sagte Thomas Fuchs, Grossrat und Vizepräsident der SVP Stadt Bern, gestern auf Anfrage.

 Kantonalpräsident Rudolf Joder hatte anlässlich des Neujahrsapéros der Partei angekündigt, dass die SVP den Anlass ausrichten werde, falls die Stadtregierung, die so gerne eine "Metropolitanregion" wäre, aus Spargründen keine Feier zustande bringe ("Bund" vom 19. 1.).

 Fuchs nutzt die Funkstille aus, die derzeit zwischen Stadtkanzlei und Stadtratspräsidentin herrscht. Stadtschreiber Jürg Wichtermann hatte das Ratspräsidium Ende 2010 schriftlich angefragt, ob der Stadtrat "seine" Feier auf dem Münsterplatz mitfinanzieren könne, da die Stadt wegen eines Sparauftrags des Parlaments Einsparungsmöglichkeiten suchen müsse. Er warte immer noch auf eine schriftliche Antwort von Stadtratspräsidentin Vania Kohli-Fusina (BDP). Sie hatte den Sparvorschlag an ihrem Wahltag öffentlich gemacht. Kohli war gestern nicht zu erreichen.

 Laut Fuchs hofft die SVP, die Stadt so unter Druck zu setzen, dass sie die Feier doch noch durchführt. Andernfalls sei die SVP-Alternative weit gediehen: mit einem Redner, der "keine Kontroverse" auslöse, und einer traditionellen Blasmusik. Ein rappendes "Greis-Gfotz" wie letztes Jahr wolle man nicht mehr, sagte Fuchs.Er gehe davon aus, dass die SVP die Lautsprecheranlage der Theatertruppe benutzen könne, die auf dem Platz "Les Misérables" aufführt. Alles werde bloss rund 5000 Franken kosten. "Wie die Stadt auf 20 000 Franken kommt, ist mir schleierhaft", sagt Fuchs.

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20 Minuten 26.1.11

SVP will 1.-August-Feier ohne Linke

 BERN. In der Hauptstadt ist die offizielle Bundesfeier gefährdet. Nun plant die SVP ein eigenes Fest mit Marschmusik - und ohne Rapper-"Gfotz" und linke Redner wie im letzten Jahr.

 Riesenposse in Bern um die 1.-August-Feier: Die Stadtregierung will den Event ausfallen lassen, weil das Parlament im Budget den Posten Beziehungspflege und Repräsentation um 100 000 Franken gekürzt hat. Daraus wurde bislang die 20 000 Franken teure Feier bezahlt.

 Nun versucht die SVP in die Bresche zu springen: Sie will das Fest auf dem Münsterplatz in eigener Regie veranstalten und reichte gestern das Gesuch bei der Gewerbepolizei ein. Gefestet werden soll laut SVP-Grossrat Thomas Fuchs mit Bier, Bratwurst und mit Gratis-Glace für die Kinder. Dazu ertönt "Marschmusik und Volksmusik" - jedenfalls "nicht so Gfotz wie letztes Jahr", als auch ein Rapper auftrat. "Das will das 1.-August-Publikum doch nicht hören", so Fuchs. Wer ans Rednerpult treten werde, sei noch offen. "Jedenfalls kein Linker", so der Präsident der Jungen SVP, Erich Hess. Die Unkosten sollen aus der Parteikasse bezahlt werden. "5000 Franken sollten reichen", rechnet Fuchs.

 Die SP schüttelt den Kopf: "Die SVP hat den Sinn des 1. August offenbar missverstanden - es ist ein Fest des Miteinander und nicht des Gegeneinander", so SP-Fraktionschefin und Ständeratskandidatin Ursula Wyss. Ob das Gesuch bewilligt wird, ist indes höchst ungewiss: Bei der Regierung hiess es bereits, dass der Münsterplatz am 1. August nicht für eine politische Veranstaltung zur Verfügung stehe.  sda/nm

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jsvpbern.ch 25.1.11

Junge SVP und SVP Stadt Bern geben Gesuch für 1.-August- Feier in Bern ein!

Autor: Junge SVP Kanton Bern
Datum: 25.01.2011

Die Junge SVP des Kantons Bern und die SVP der Stadt Bern reichen heute das Veranstaltungsgesuch für die 1. August-Feier auf dem Münsterplatz ein.

Nachdem der Stadtberner Gemeinderat entschieden hatte, auf die traditionelle Bundesfeier auf dem Münsterplatz zu verzichten, springen nun die Junge SVP Kanton Bern und die SVP Stadt Bern ein. Sie werden deshalb heute beim Veranstaltungsmanagement bei der städtischen Gewerbepolizei ein entsprechendes Gesuch einreichen.

Damit reagieren SVP und JSVP auf den unverständlichen Entscheid des Gemeinderats, welche die 20‘000 Franken für die 1. August-Feierlichkeiten in der Bundesstadt nicht mehr aufbringen will.

Für die SVP und JSVP ist es beschämend, dass sich der Gemeinderat eine Luxusreise in die Vereinigten Staaten zum Stadtjubiläum von New Berne leistet, jedoch bei der Bundesfeier für die Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr willens ist, einen bescheidenen finanziellen Beitrag leisten zu wollen.

Die Junge SVP Kanton Bern und die SVP Stadt Bern hoffen nun, dass die städtische Gewerbepolizei ihr Veranstaltungsgesuch rasch und unbürokratisch bewilligen wird, damit die Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste und Freunde der Schweizer Hauptstadt eine würdige Bundesfeier erleben dürfen.


Für weitere Informationen:
Grossrat Erich Hess, Präsident JSVP Bern, Telefon 079 328 77 86
Grossrat Thomas Fuchs, Vizepräsident SVP Stadt Bern, Tel. 079 302 10 09

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SQUAT FR
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Indymedia.ch 26.1.11
http://ch.indymedia.org/fr/2011/01/79751.shtml

FRIBOURG SQUATT TOUJOURS!      

Auteur : ((i))
 
Depuis fin septembre 2010, quatre bâtiments ont été occupés par le collectif Raie Manta. Toutes les maisons se trouvaient à Fribourg (CH) et convenaient parfaitement aux différents projets du jeune collectif. Historique des occupations, Projets du collectif Raie Manta.
http://ch.indymedia.org/fr/2011/01/79788.shtml

Dernier gros titre des médias sur cette affaire : Une accusation contre le collectif d'avoir occasionné pour plus de 100'000 francs de dégâts lors de leur quatrième occupation. Occupation qui dura en tout et pour tout deux heures.
http://mantasquat.wordpress.com/2010/12/20/concerne%C2%A0-article-paru-dans-la-liberte-du-15-12-2010-squat-de-la-chassotte-%C2%AB%C2%
A0une-facture-estimee-a-100000-francs%C2%A0%C2%BB/

L'occupation le 8 décembre de l'internat abandonné "La Chassotte" s'est déroulée différemment des trois autres fois. http://ch.indymedia.org/demix//2010/12/79213.shtml
Le squat de La Chassotte fut évacué après seulement deux heures par le Groupe d'Intervention Rapide Fribourgeois (GRIF). Les squatteur_euses eurent tout juste le temps de barricader les entrées principales ainsi que l'accès à la Chapelle de l'internat où illes se sont réfugiés.e à l'arrivée de l'unité d'intervention. Il est maintenant reproché au collectif d'avoir endommagé le toit de la chapelle de manière à avoir créé des dégâts de 100'000 francs. Cette affirmation est un mensonge de Réné Schneuwly, syndic de la commune de Granges-Paccot, copropriétaire des lieux. La commune laisse sciemment se délabrer le bâtiment et son entourage afin de le revendre à un quelconque investisseur lorsque La Chassotte ne sera plus qu'un tas de ruine. Pour ce faire, tous les moyens sont bons. Entre autres, laisser exploser les conduites d'eau, ne pas chauffer le bâtiment ou ne pas entreprendre de travaux de réparation. Les accusations de René Schneuwly sont absurdes et cachent bien mal le sabotage qu'a mis en place la commune de Granges-Paccot à l'encontre d'un bâtiment classé monument historique.

Site du collectif
http://mantasquat.wordpress.com/
Historique des articles parus
http://ch.indymedia.org/fr/2011/01/79786.shtml
Mail: raiemanta@riseup.net

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SQUAT ZH
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QUARTIERRUNDGANG KREIS 4 ::

AutorIn : http://www.stadtlabor.ch/         

gefunden auf  http://www.stadtlabor.ch/     
    
Gloorreiches und unerfreuliches im Langstrassenquariter

Sa, 29. Januar, 15.00
Helvetiaplatz, Zürich
QUARTIERRUNDGANG KREIS 4

Mit dem für Anfang Februar geplanten Abbruch des Tessinerkellers an der Neufrankengasse würde der Gentrifizierung und der Gewinnmaximierung auf dem Immobilienmarkt ein symbolträchtiges Gebäude im Kreis 4 zum Opfer fallen. Es wäre nicht das Erste und nicht das Letzte. Auf einem Streifzug durch das Quartier folgen wir den Spuren der sogenannten "Aufwertung", die vor allem eine Verdrängung und Zerstörung der gewachsenen Quartierstrukturen
bedeutet. Anhand bereits realisierter und zukünftiger Projekte soll aufgezeigt werden, wie die Entscheide einiger Weniger den Kreis 4 verändern, wer die wichtigsten Immobilienbesitzer und Aufwertungsmotoren und wer die Verlierer sind. Schlafen können wir morgen, heute geht es um unser Quartier, unsere Wohnungen, Beizen, um unseren Lebens- und Freiraum.

Organisiert wird der Rundgang von verschiedenen Gruppierungen im Kreis 4; im Anschluss gibt es an der Neufrankengasse Suppe, warme Getränke und Musik

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ALKOHOL
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NLZ 26.1.11

Ausnüchterungszelle: Warten auf Zürich

 Betrunkene

nus.

 Die Regierung würde Ausnüchterungszellen begrüssen, will aber die Erfahrungen aus Zürich abwarten.

 nus. In Zürich stehen seit März 2010 zwölf Ausnüchterungszellen bei der Hauptwache Urania der Stadtpolizei bereit, in denen Betrunkene ihren Rausch ausschlafen können. Damit werden die Notfallstationen in den Spitälern entlastet.

 Eine ähnliche Stelle könnte sich die Luzerner Regierung auch hier vorstellen, wie sie in ihrer Ende November veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage von Lathan Suntharalingam (SP, Luzern) schrieb. Von einer Einführung sieht die Regierung vorläufig jedoch ab. Man wolle zuerst den Schlussbericht des einjährigen Pilotprojekts aus Zürich abwarten.

 "Nicht auf Zürich warten"

 Gestern nun war der Vorstoss ein Thema im Kantonsrat. Suntharalingam zeigte sich mit der regierungsrätlichen Antwort aber nur teilweise zufrieden. "Wir müssen doch nicht auf Zürich warten, sondern können selber handeln", sagte er. Für Peter Bucher (CVP, Horw) dagegen ist es richtig, erst die Erfahrungen aus Zürich abzuwarten, auch für Katharina Meile (Grüne, Luzern). Bucher plädierte dafür, die Kosten dereinst den Betrunkenen zu übertragen.

 Eine Nacht kostet 950 Franken

 So einfach dürfte dies nicht sein: In Zürich gilt das Verursacherprinzip bereits, doch viele Betrunkene zahlen ihren "Aufenthalt" nicht. Eine Nacht in der Ausnüchterungszelle kostet 950 Franken, die Kurzzeit-Pauschale (bis zu drei Stunden) 600 Franken. Die Verantwortlichen erwarten bei jährlich etwa 600 Personen, welche die Zellen besetzen, ein Defizit von rund 350 000 Franken.

 Der Luzerner Regierung scheint es gemäss Antwort auf den Vorstoss von Lathan Suntharalingam richtig, die Kosten den Betrunkenen in Rechnung zu stellen.

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BZ 25.1.11

Komasäufer sollen selber zahlen

 Komasäufer. Leute mit exzessivem Alkoholkonsum sollen die medizinisch überwachte Ausnüchterung selber bezahlen, wie das in der Stadt Zürich zum Teil geschieht. Das fordern eidgenössische und kantonalbernische Politiker.

 Es wäre gescheiter, schreibt Heinz Balmer in einem Leserbrief, die Finanzierung von Brillen beizubehalten und die Kosten für die Reanimation von Alkoholjunkies aus der obligatorischen Krankengrundversicherung zu streichen (Ausgabe vom 6. Januar 2010). Mit dieser Aussage spricht der Leserbriefschreiber aus Gümligen manchen aus dem Herzen.

 Vorstoss in der Schweiz

 Politisch sind auf eidgenössischer wie auch auf kantonaler Ebene Bestrebungen im Gang, diesem Ansinnen Genüge zu tun. Im März vergangenen Jahres hat der Zürcher SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi eine parlamentarische Initiative eingereicht, wonach das Gesetz dahingehend anzupassen sei, "dass die medizinische Notversorgung, welche aufgrund von exzessivem Alkohol- und Drogenmissbrauch notwendig wird, durch die Verursacher oder ihre gesetzlichen Vertreter in vollem Umfange abgegolten werden muss". Eine Verrechnung über die solidarische Krankenversicherung soll nicht mehr möglich sein. "Der Entscheid, in übermässigem Masse Alkohol zu konsumieren, ist vermeidbar und liegt in der Eigenverantwortung eines jeden Bürgers", schreibt der Schreinermeister und Sozialpolitiker der SVP. "Es ist eine Zumutung für die Allgemeinheit, die dann diese massiven Kosten zu tragen hat."

 Vorstösse im Kanton Bern

 Zwei Motionen im Grossen Rat des Kantons Bern zielen in die gleiche Richtung. Sabina Geissbühler (SVP, Herrenschwanden) möchte die in den Polizeistützpunkten betriebenen Wartezimmer so einrichten, "dass berauschte, gewalttätige Jugendliche dort so lange untergebracht und medizinisch betreut werden können, wie es aus Sicherheitsgründen angezeigt ist".

 Und Ruedi Löffel-Wenger (EVP, Münchenbuchsee) macht sich für eine Zentrale Ausnüchterungsstelle (ZAS) stark, wie sie derzeit in der Stadt Zürich als Pilotversuch in Betrieb ist. Im ZAS werden Betrunkene von Sicherheits- und medizinisch geschultem Personal überwacht und betreut. Bis 950 Franken müssen die Alkoholleichen in Zürich selber berappen, wobei die Zahlungsmoral äusserst schlecht zu sein scheint.

 Der Regierungsrat des Kantons Bern will überprüfen, "ob und welche Kosten den Verursachern von alkoholbedingten Sanitäts- und Polizeieinsätzen sowie Spitalaufenthalten zusätzlich weiterverrechnet werden können", wie er in seiner Antwort schreibt. Von ausgebauten Wartezimmern bei Polizeistützpunkten oder einer ZAS nach Zürcher Art hält er dagegen nichts. Eher will er die bestehende Notfallaufnahmen ausbauen. Die medizinische Beurteilung, Überwachung und allfällige Behandlung von Personen mit exzessivem Alkohol erfordere ärztliche Fachkompetenz und adäquate Strukturen. "Für eine sorgfältige und professionelle medizinische Begutachtung sind die Notfallstationen bereits heute eingerichtet, weswegen die Schaffung von zusätzlichen Strukturen bei der Polizei abwegig erscheint", schreibt der Regierungsrat in seiner Antwort. Der Grosse Rat wird diese Woche über diese beiden Motionen debattieren.
 
Claude Chatelain

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 Die Kosten

 Komasäufer Laut einer Studie des Inselspitals behandelte der Notfall in acht Jahren 1763 Patienten mit Alkoholvergiftung. 2007 waren es 373, Tendenz steigend. Das Privatspital Lindenhof zählt pro Jahr rund 100 Notfallpatienten mit übermässigem Alkoholkonsum, schätzt der Notarzt Peter Rupp. In Thun sind es 120 bis 150.

 Muss der Komasäufer die Nacht im öffentlichen Spital in Thun verbringen, verrechnet das Spital 1140 Franken, wie die Spital STS erklärt. Der Einsatz einer Ambulanz kostet zusätzliche 800 bis 1100 Franken, bestätigt Peter Salzgeber, Kommandant der Sanitätspolizei der Stadt Bern. Wobei der grösste Teil dieser Kosten der Transportierte schon heute selber zu bezahlen hat. Die Grundversicherung vergütet für Transportkosten pro Transport 50 Prozent; maximal 500 Franken pro Jahr.

 Rechnet man mit jährlich 1000 Personen, welche sich im Kanton Bern übermässig die Lampe füllten und Kosten von je 1400 Franken zulasten der Grundversicherung verursachen, so addiert sich die Summe zulasten des Prämienzahlers auf 1,4 Millionen Franken - allein im Kanton Bern.cch

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BIG BROTHER VIDEO
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Thuner Tagblatt 24.1.11

Videoüberwachung: Thun lässt nicht locker

 Kameras. Der Thuner Gemeinderat interveniert bei Regierungsrat Hans-Jürg Käser gegen einen Entscheid der Kantonspolizei.

 Die Bilder der geplanten Videoüberwachung in Thun sollten nach dem Willen des Gemeinderates in die Einsatzzentrale der Polizei übertragen und dort gespeichert werden (wir berichteten). Weil die Kantonspolizei dies jedoch ablehnt, interveniert der Gemeinderat jetzt bei Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP). Dies geht aus der Antwort auf Fragen der SVP-Fraktion im Thuner Stadtrat hervor. Der Gemeinderat erklärt zudem, warum das zentrale Speichern der Daten auf einem Server Vorteile bringt. Wann die Kameras installiert werden, ist unklar.mikSeite 2

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Videoüberwachung: Gemeinderat interveniert bei Käser

 Thun. Der Gemeinderat wollte die Bilder der geplanten Videoüberwachung in die Einsatzzentrale der Kantonspolizei übertragen und sie dort speichern. Dass die Polizei dies nicht will, verzögert das ganze Projekt. Jetzt interveniert der Thuner Gemeinderat bei Polizeidirektor Hans-Jürg Käser.

 Dass sich die Installation von Kameras für die Videoüberwachung an neuralgischen Stellen in Thun weiter verzögert, rief im Thuner Stadtrat die SVP-Fraktion auf den Plan. In der Fragestunde wollte sie zusätzliche Informationen zum Stand des Projekts. Zur Erinnerung: Eigentlich plante die Stadt, die Videobilder in die Einsatzzentrale der Kantonspolizei an der Allmendstrasse zu übermitteln und sie dort speichern zu lassen. Die Polizei lehnt dies aber ab. Sie befürchtet, dass weitere Gemeinden mit dem gleichen Begehren auf sie zukommen würden. "Ist es möglich, dass der Gemeinderat mit der Kantonspolizei noch einmal das Gespräch sucht, um den Übermittlungs- und Serverstandort wie geplant bei der Polizei zu stationieren?", wollte die SVP wissen. Der Gemeinderat betont in der Antwort, er habe jetzt beschlossen, schriftlich beim Polizeidirektor des Kantons Bern, Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP), zu intervenieren.

 Hilfe bei Straftaten

 Weiter präzisiert der Gemeinderat, dass das Thuner Projekt sowohl eine zentrale Bildaufzeichnung wie auch die Möglichkeit zur Echtzeitüberwachung vorsieht. "Bei weitem im Vordergrund steht die Bildaufzeichnung, damit bei Straftaten im überwachten Gebiet den Strafverfolgungsbehörden ein weiteres Mittel zur Identifizierung und Verfolgung der Täterschaften zur Verfügung steht", heisst es in der schriftlichen Antwort des Gemeinderats. Dieser ist überzeugt: Würde nur gefilmt und nicht aufgezeichnet, könnte nur in seltensten Fällen dank der Videoüberwachung eine Bestrafung erfolgen - und die präventive Wirkung wäre rasch verpufft. Das Speichern der Daten kann lokal am Überwachungsort erfolgen - oder an einem unabhängigen Ort, an den die Bilder übermittelt werden. "Da im Rahmen des Thuner Pilotprojekts fünf Standorte mit total acht Kameras vorgesehen sind, ist eine zentrale Speicherung auf einem Server geplant", schreibt der Gemeinderat. Die Vorteile: So müssten nicht an fünf verschiedenen Standorten die Datenschutzanforderungen erfüllt sowie Hitze- und Kälteschutz gewährleistet sein. Wichtig sei zudem, dass die aufgezeichneten Daten für die Auswertung an einer einfach zugänglichen Stelle vorhanden seien - und nicht etwa bei in luftiger Höhe angebrachten Kameras geholt werden müssten. Werden die Bilder an einen zentralen Ort übermittelt, ist von dort laut Gemeinderat eine Echtzeitbetrachtung einfach zu realisieren. Dass die Videoüberwachungsanlage über eine Möglichkeit zur Live-Bildübermittlung verfügen muss, wird zudem von der Kantonspolizei vorgeschrieben.

 Zeitplan mit Fragezeichen

 Einen verbindlichen weiteren Zeitplan kann der Gemeinderat nicht aufstellen. So könne nicht abgeschätzt werden, ob gegen die Kamerastandorte Beschwerden eingereicht würden und wie lange ein allfälliges Beschwerdeverfahren dauern würde. Wann die Kameras an den fünf Standorten Untere Hauptgasse (Bereich Kraftstoffbar), Obere Hauptgasse (Bereich Borsalino/Saint Trop), Coop Kyburg (Bereich Ecke Aare/Kuhbrücke), Stauffergässchen (Bereich Spielplatz) sowie bei der Abdankungshalle des Schorenfriedhofs installiert werden, steht also weiterhin in den Sternen.

 Michael Gurtner

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ANTI-SVP
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Blick 26.1.11

Umfrage-Ergebnis

 Unternimmt die Polizei zu wenig gegen Chaoten?

 76%
 Ja, sie sollte alle Vermummten sofort festnehmen.

 14%
 Nein, die Autonomen sind besser als ihr Ruf.

 10%
 Die Polizei hat zu wenig Personal!

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Tagesanzeiger 26.1.11

Polizei begleitete Rita Fuhrer ins Albisgüetli

 Während Hans Fehr von Demonstranten verprügelt wurde, erhielt Rita Fuhrer Polizeischutz.

 Von Benno Gasser

 Zürich - An der Albisgüetli-Tagung der SVP vom vergangenen Freitag hat die ehemalige Regierungsrätin Rita Fuhrer (SVP) Polizeischutz erhalten. Sie sei an diesem Tag alleine in ihrem Auto auf dem Weg zur Tagung gewesen und um 18.35 Uhr von Beamten beim Strassenverkehrsamt auf einen Parkplatz eingewiesen worden, sagte Fuhrer gegenüber TeleZüri. Diese boten ihr an, sie ins Schützenhaus zu begleiten. "Ich war sehr froh über diese Hilfe, da die Situation durch die linksautonomen Demonstranten sehr bedrohlich war." Am gleichen Abend wurde Nationalrat Hans Fehr (SVP) auf dem Weg zum Albisgüetli von den Demonstranten verprügelt und verletzt.

 Die Polizei schätzte die Gefahrenlage an diesem Abend offenbar unterschiedlich ein. Walter Anken, Vizepräsident der SVP Kreis 8, erkundigte sich bei Beamten nach dem Gefahrenpotenzial. Diese erklärten, er könne am Rande der Demo zu Fuss ins Albisgüetli gelangen. Anschliessend wurde Anken von gewalttätigen Demonstranten bedroht. Nur Minuten später verprügelten die Chaoten Hans Fehr.

 Die Stadtpolizei Zürich lancierte gestern einen Zeugenaufruf. Personen, die Angaben zur Prügelattacke vom letzten Freitag, 18.45 Uhr, nahe der Tramhalte-stelle Uetlihof machen können, werden gebeten, sich bei der Stadtpolizei Zürich, Telefon 0 444 117 117, zu melden.

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NZZ 26.1.11

Im Fall Fehr sucht die Polizei Zeugen

 -yr. · Mit einem Zeugenaufruf sucht die Stadtpolizei Zürich Personen, die Angaben zum tätlichen Angriff auf Hans Fehr machen können. Der SVP-Nationalrat war am vergangenen Freitag auf dem Weg zur Albisgütli-Tagung von Demonstranten niedergeschlagen worden. Der Vorfall ereignete sich laut Stadtpolizei gegen 18 Uhr 45 auf der Üetlibergstrasse, Höhe Frauentalweg, wo die Teilnehmer der unbewilligten Demonstration Barrikaden errichteten und Container anzündeten. Fehr sei nach eigenen Angaben zu Fuss auf dem linken Trottoir in Richtung Albisgütli unterwegs gewesen, als er von mehreren Personen angegriffen worden sei. Zeugen sind gebeten, sich bei der Stadtpolizei zu melden (Telefon 044 411 71 17). Auf Tele Züri hat am Dienstag die ehemalige Regierungsrätin Rita Fuhrer berichtet, ihr sei beim Parkplatz beim Strassenverkehrsamt von der Polizei Begleitung angeboten worden, die sie sehr gerne angenommen habe.

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20 Minuten 26.1.11

Nach Attacke auf Fehr: Zeugen gesucht

 ZÜRICH. Vier Tage nach der Prügel-Attacke auf SVP-Nationalrat Hans Fehr hat die Stadtpolizei Zürich gestern einen Zeugenaufruf veröffentlicht: Sie sucht nach Personen, die Angaben zum Vorfall machen können. Dieser habe sich am letzten Freitag um 18.45 Uhr auf dem linken Trottoir Richtung Albisgüetli in der Umgebung der Tramhaltestelle Üetlihof ereignet. Hinweise nimmt die Stapo unter Telefon 044 411 71 17 entgegen. Während Fehr sich allein auf den Weg zur Tagung im Schützenhaus Albisgüetli machte, hatte die ehemalige SVP-Regierungsrätin Rita Fuhrer Begleitschutz: Die Polizisten hätten ihr einen Parkplatz zugewiesen und ihr Begleitung angeboten, so Fuhrer gestern zu Tele Züri: "Ich war sehr froh über diese Hilfe, da die Situation durch die Demonstranten sehr bedrohlich war."

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20min.ch 25.1.11

Attacken auf Politiker: Freysinger lässt sich von Polizei eskortieren

 Mit dem Angriff auf SVP-Nationalrat Hans Fehr hat die Gewalt gegen Politiker eine neue Dimension erreicht. Parteikollege Oskar Freysinger hat längst vorgesorgt.

 Für einmal sind sich SVP, SP, FDP und CVP einig gewesen. "Gewalt hat in der Politik nichts zu suchen", hiess es in einem gemeinsamen Communiqué der Parteien vom Montag. Scharf verurteilten sie darin den Angriff auf SVP-Nationalrat Hans Fehr als "Attacke auf die Demokratie". Angriffe auf Politiker gab es immer schon (siehe Infobox). Die Parteien rauften sich deshalb in der Vergangenheit kaum zusammen, um einen solchen Akt der Solidarität auszusprechen. Mit dem physischen Angriff auf Hans Fehr hat die Gewalt aber eine neue Dimension erreicht.

 Während Hans Fehr trotz des Angriffes auch in Zukunft auf Polizeischutz oder Leibwächter verzichten will, lassen sich andere SVP-Exponenten längst zu Veranstaltungen eskortieren. "Ich muss meistens Polizeischutz haben", sagt Oskar Freysinger. Der Walliser Nationalrat hat in den vergangenen Jahren eine ganze Liste von Vorsichtsmassnahmen erarbeitet, wie er sagt. Im Vorfeld eines Anlasses klärt er mit dem Veranstalter genau ab, wie er zum Saal kommt, wo er parkieren kann und wo sein Weg durchführt. "Fahre ich mit dem Zug hin, holen mich teilweise auch Polizisten ab", sagt Freysinger. An der Veranstaltungen selbst bleibt er nie länger als nötig, damit er nicht nach Mitternacht unterwegs ist. Das sei der Schweiz unwürdig, aber er versuche Konfrontationen zu vermeiden.

 Blocher verschärft Sicherheitsmassnahmen nicht

 Nicht weniger vorsichtig geht SVP-Vizepräsident Christoph Blocher vor. Tritt der alt Bundesrat auf, ist die Polizei immer informiert, sagt sein Sprecher Livio Zanolari. Für die Sicherheit bei seinen Anlässen sei der Veranstalter verantwortlich, der gemeinsam mit der Polizei das Sicherheitsdispositiv stelle. Eigene Leibwächter hat Blocher nicht - und das wird sich auch nach dem Angriff auf Hans Fehr nicht ändern, wie Zanolari sagt. Die Sicherheitsstrategie habe sich während seiner Amtszeit als Bundesrat und auch danach bewährt. "Wir werden das auch weiterhin so handhaben", so Zanolari.

 Gelassen sieht auch Juso-Präsident Cédric Wermuth der Zukunft entgegen: "Physische Gewalt gegen Politiker ist immer noch sehr selten, das sind zum Glück Einzelfälle." Wermuth glaubt nicht, dass die Sicherheit für Politiker jetzt erhöht werden müsse. "Ich werde auch in Zukunft nicht bewaffnet in den Ausgang gehen." (amc/meg)

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Blick am Abend 25.1.11

SP-Jositsch stärkt Fehr den Rücken

 DURCHGREIFEN

 Vermummte sollen härter bestraft werden. Das fordert Strafrechtler Daniel Jositsch.

 sidonia.kuepfer@ringier.ch

 Der Angriff auf SVP-Nationalrat Hans Fehr bewegt noch immer die Gemüter. Nach dem SP-internen Knatsch um die Attacke spricht SP-Nationalrat Daniel Jositsch jetzt klare Worte: "Diesen gewaltinteressierten Menschen muss man einen Riegel schieben." Und weiter: "Ich verstehe nicht, dass diese Leute immer wieder auftreten können. Sie werden teilweise identifiziert und verhaftet und kommen gleich wieder raus."

 Das Problem liegt dabei laut Jositsch bei den Gerichten: Bei kleineren Delikten könnten Richter höhere Strafen verhängen. Jositsch: "Sie schöpfen aber erwiesenermassen das mögliche Strafmass nicht aus." Ein Autonomer müsse einmal merken, dass eine Reaktion folge, "sonst macht er immer weiter", so Jositsch auf "Tele Züri".

 Jositsch vertritt dabei eine diametral andere Linie als seine SP-Kollegin Beatrice Reimann. Noch gestern sagte die Co-Präsidentin der Stadtzürcher SP im "Tages-Anzeiger", Fehr habe verantwortungslos gehandelt, weil er glaubte, einfach so an der Demonstration vorbeigehen zu können. Fehr soll also quasi selber schuld gewesen sein? Jositsch: "Das ist sicher eine falsche Reaktion. Das Opfer ist nicht schuld."

 Warum aber greifen die Justiz und die Polizei - wie von Fehr und Jositsch gefordert - gegen die Vermummten nicht durch?

 "Das Vermummungsverbot kann an einer unbewilligten Demo nicht immer umgesetzt werden", sagt René Ruf von der Stadtpolizei Zürich. Oftmals würden es die Gegebenheiten nicht zulassen und die Polizei muss in erster Linie die Sicherheit Aussenstehender gewährleisten.

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 GUT ZU WISSEN

 2000 Links-Autonome

 Das Fedpol bezeichnet den "Revolutionären Aufbau" als "wichtigste gewaltextremistische Organisation der Schweiz". Auf rund 2000 Personen schätzt der Nachrichtendienst des Bundes die gesamte Szene der Linksextremen. 1000 davon werden als gewaltbereit eingestuft. 2009 waren sie für 127 gewalttätige Aktionen verantwortlich. Zum Vergleich: Der etwa gleich grossen Szene der Rechtsextremen wurden im selben Jahr lediglich 32 gewalttätige Ereignisse angelastet. fr

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Fehr hat Anzeige erstattet

 KONSEQUENT

 Stadtpolizei bestätigt gegenüber Blick am Abend Anzeige von Fehr.

 Nach der Prügelattacke vom Freitag hat Nationalrat Hans Fehr (SVP/ ZH) die Konsequenzen gezogen. Er hat gestern bei der Stadtpolizei Zürich Anzeige gegen Unbekannt erstattet. "Die Anzeige kann ich bestätigen", sagt Marco Bisa von der Stadtpolizei Zürich zu Blick am Abend.

 Bezüglich der Zeugenaussagen lässt sich die Polizei noch nicht in die Karten blicken: "Die Ermittlungen laufen."

 Fehr hat inzwischen den Kampf gegen Chaoten an Demonstrationen aufgenommen. "Sie müssen jeweils eingekesselt, gepackt und verhaftet werden", sagte der Nationalrat gegenüber "Tele Züri".

 Es sei wichtig, dass die Polizei schon zu Beginn von Gewaltexzessen eingreift. "Gleichzeitig muss auch das Vermummungsverbot konsequent durchgesetzt werden."

 Vorwürfe gegenüber den Polizisten macht er aber nicht: "Das sind arme Teufel." Anders nimmt er jedoch den Stadtzürcher Polizeivorsteher Daniel Leupi (Grüne) an die Kandare: "Nicht nur das Albisgüetli, sondern auch die Zufahrt hätte die Polizei ins Sicherheitskonzept miteinbeziehen sollen." fr

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tagesanzeiger.ch 25.1.11

Linksextreme greifen immer wieder Polizisten an

sda / fsc

 Die linksextreme Szene in der Schweiz umfasst rund 1000 gewaltbereite Chaoten - und diese nehmen immer wieder Zürcher Stadtpolizisten ins Visier.

 Nach der Attacke auf SVP-Nationalrat Hans Fehr wird bekannt, dass Chaoten auch immer häufiger Stadtpolizisten angreifen. Gegenüber Radio 24 sagt Polizeisprecher Marco Cortesi: "Wir hatten diverse Vorfälle, wo Polizisten Opfer von Linksautonomen geworden sind. Man hat ihre Hausfassaden mit Farbbeuteln verschmiert, Fensterscheiben eingeworfen oder Autos angezündet."

 Auch die NZZ berichtet heute Dienstag von politisch motivierter Gewalt aus linksautonomen Kreisen. Linksautonome hätten im Jahr 2009 rund 127 gewalttätige Aktionen begangen - im selben Jahr würden Rechtsextremen nur 32 gewalttätige Ereignisse angelastet. Der Nachrichtendienst des Bundes gehe davon aus, dass in der Schweiz rund 1000 Linksextreme auch gewaltbereit sind. Diese würden bei ihren Aktionen auch die Gefährdung Unbeteiligter in Kauf nehmen.

 Neben der Attacke auf Hans Fehr erachtet es die NZZ als wahrscheinlich, dass ein weiterer, spektakulärer Fall auf das Konto von Linksextremen geht. Im September hatte ein Brandstifter ein Feuer auf der Hardbrücke gelegt. In einem Bekennerschreiben wurde anschliessend Bezug auf inhaftierte Öko-Anarchisten aus Italien genommen. Der mutmassliche Täter sitzt seit zwei Wochen in Untersuchungshaft.

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Tagesanzeiger 25.1.11

Streit um Opfer und Täter

 Die Attacke auf SVP-Nationalrat Hans Fehr beim Albisgüetli am letzten Freitag hat bei der SP eine Kontroverse ausgelöst. Angestossen hat sie Beatrice Reimann, Co-Präsidentin SP Stadt Zürich. Sie sagte, Fehr habe verantwortungslos gehandelt, als er versuchte, an den Demonstranten vorbei ins Albisgüetli zu gelangen (TA von gestern). Der ehemalige SP-Präsident Helmut Hubacher kritisiert Reimann nun: "Man darf Opfer nicht zu Tätern machen."

 Auch andere SP-Politiker nehmen Fehr in Schutz. Die Organisatoren der Demonstration zeigen derweil wenig Unrechtsbewusstsein. In einer Mitteilung schreiben sie, Fehr habe eine "Abreibung erhalten".(bg) - Seite 11, 13, 17

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Instrumentalisierung Wie ein paar Vermummte der Partei zudienen, die sie am meisten hassen.

 Prügel und Politik

Von Jean-Martin Büttner

 Am Freitagabend wird Hans Fehr von Vermummten zusammengeschlagen. Er habe Todesängste durchlitten, sagt der Zürcher SVP-Nationalrat, bevor er im Spital behandelt wird. Das ganze Wochenende über gibt er Interviews. Auch seine Frau lässt sich zitieren.

 In der Folge verlangt die SVP ein landesweites Vermummungsverbot und schnelleres Einschreiten der Polizei bei unbewilligten Demonstrationen. Hans Fehr kündigt eine Strafanzeige an und schwächt seine Aussage vom Freitag etwas ab, er hätte mit einer Waffe "keine Sekunde gezögert". Er weist auch darauf hin, dass sich Demonstrantinnen für ihn eingesetzt hätten.

 SVP-Präsident Toni Brunner relativiert nicht, sondern behauptet: Wäre zum Beispiel SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr von Rechtsextremen verprügelt worden, sagt er unwidersprochen, "stünden wir am Rande einer Staatskrise, und in den Medien wäre es das Thema Nummer eins". Bis zum Montagmorgen sind über hundert Artikel zum Thema erschienen.

 Darin verurteilen auch die anderen Parteien den Angriff unmissverständlich, der Kritik der SVP setzen sie wenig entgegen. Einzelne Politologen thematisieren die polarisierende Politik der SVP als Nährboden für Übergriffe. Das Revolutionäre Bündnis Zürich spricht von einer "Abreibung" des "rechten Hardliners Fehr".

 So weit einige Reaktionen. Sie demonstrieren mustergültig die Mechanik der politischen Instrumentalisierung: die hocheffiziente Strategie einer Partei, aufwühlende Ereignisse als Bestätigung bereits bezogener Positionen einzusortieren. Diese mit anderen Fällen zu verknüpfen und dann als Ausdruck krasser Missstände zu generalisieren. Um daraus die Forderung abzuleiten, jetzt müsse dringend etwas passieren. Auch wenn vor Ort bereits passiert ist, was landesweit verlangt wird: Im Kanton Zürich herrscht bei Demonstrationen Vermummungsverbot.

 Wie schlimm sich die Attacke für Hans Fehr angefühlt hat, kann jeder nachvollziehen, der je einer Übermacht von Gewaltbereiten ausgeliefert war. Etwas trösten dürfte ihn der Brief, den ihm ein "Blick"-Leser schrieb: "Gute Besserung, Herr Fehr! Und Dank an die Idioten für die gute Werbung zugunsten der SVP - die nächsten Wahlen kommen schon bald."

 Weitere Berichte Seite 17

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SP-Politiker streiten sich nach Prügelattacke auf Hans Fehr

 Helmut Hubacher kritisiert seine Parteikollegin Beatrice Reimann. Man dürfe Opfer nicht zu Tätern machen, sagt der frühere SP-Präsident.

 Von Benno Gasser und Mario Stäuble

 Zürich - Trifft SVP-Politiker Hans Fehr eine Mitschuld, als er am Freitag auf dem Weg zur Albisgüetli-Tagung seiner Partei von linken Chaoten verprügelt wird? Mit ihrer Aussage, Fehr habe verantwortungslos gehandelt, als er versucht habe, an den Demonstranten vorbei ins Albisgüetli zu gelangen, sorgt Beatrice Reimann, Co-Präsidentin SP Stadt Zürich, in ihrer Partei für Kopfschütteln. "Man darf Opfer nicht zu Tätern machen", sagt der ehemalige SP-Präsident Helmut Hubacher. Was Hans Fehr widerfahren sei, dürfe nicht geschehen. Für die gewalttätigen Demonstranten findet er klare Worte: "Diese Chaoten sind Dummköpfe." Eine solche Attacke stärke am Ende die SVP noch. SP-Gemeinderätin Jacqueline Badran nimmt Fehr in Schutz. Er habe nicht damit rechnen müssen, auf dem Weg zum Albisgüetli verprügelt zu werden. Sie könne sehr gut verstehen, dass er bei der Attacke Todesängste ausgestanden habe.

 Koni Loepfe, Ex-Präsident der SP Stadt Zürich, mag die Aussage seiner Nachfolgerin nicht qualifizieren. Die Attacke auf Fehr zeige, dass etwas nicht gut gelaufen sei. Die Tat sei kriminell gewesen und müsse bestraft werden. Gemeinderat Guido Trevisan (GLP) sagt, Fehr treffe überhaupt keine Schuld. Jeder habe das Recht, selber einen Weg von A nach B zu wählen. SP-Gemeinderat Andrew Katumba nimmt den SVP-Nationalrat nur teilweise in Schutz. Fehr habe sich richtig verhalten, als er das Auto parkiert habe. Er hätte jedoch im Auto bleiben sollen. Jeder Normalbürger laufe nicht frontal auf einen wütenden Mob zu. "Herr Fehr musste somit eine Konfrontation in Kauf nehmen." Noch schärfer verurteilt der frühere SP-Präsident Peter Bodenmann Fehrs Verhalten: "Fehr hat ganz einfach den praktischen Intelligenztest nicht bestanden." Beim nächsten Mal werde er wohl einen anderen Weg wählen. Er verstehe die ganze Aufregung um diese Attacke nicht, sagt Bodenmann.

 Polizeivorsteher Daniel Leupi (Grüne) wollte sich nur in einer Medienmitteilung zur Attacke äussern. Er verurteile den tätlichen Angriff auf Nationalrat Hans Fehr scharf. Das Vorgehen der Linksextremisten sei fundamental undemokratisch, das Recht auf politische Integrität sei nicht verhandelbar. Auch die vier grossen Bundesratsparteien SVP, SP, FDP und CVP verurteilen den gewalttätigen Übergriff aufs Schärfste, wie sie in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben. Eine solche Attacke sei immer auch ein Angriff auf die Demokratie. Die Schweiz sei zu Recht stolz darauf, dass sich selbst höchste Amtsträger ohne Personenschutz im ganzen Land frei bewegen könnten. Dieses hohe Gut dürfe nicht verloren gehen.

 Autonome: "Abreibung" für Fehr

 Bei den Organisatoren der Kundgebung ist kein Unrechtsbewusstsein zu spüren. In einem auf der Website Aufbau.ch publizierten Communiqué spricht das Revolutionäre Bündnis Zürich von einer "Abreibung", welche Fehr erhalten habe. Dazu gebe es nur Folgendes zu sagen: "Auf seiner Seite der Barrikaden steht der rechte Hardliner Fehr an vorderster Front bei der Durchsetzung von immenser Gewalt von oben gegen unten." Für eine direkte Stellungnahme gegenüber dem TA standen die Autonomen nicht zur Verfügung.

 Selbst bei der rebellischen Juso stösst die Argumentation der Linksradikalen auf Unverständnis. Fabian Molina, Co-Präsident der Zürcher Juso, sagt, dass die Juso zwar auch die Gesellschaft verändern wollten - dies aber mit politischen Mitteln. "Die Leute vom revolutionären Aufbau wollen mit Gewalt einen Umsturz herbeiführen. Solche Rambomethoden unterstützen wir nicht", so Molina.

 Die SVP konstatiert derweil eine Laisser-faire-Politik der links-grünen Stadtregierung. In einer gestern veröffentlichten Erklärung fordert die Kantonsratsfraktion, dass gegen die Linksradikalen "präventiv vorgegangen" werden müsse. Konkret solle die Polizei ihr Augenmerk auf die Häuserbesetzerszene richten, wo die Chaoten seit Jahren ungestört ihre Aktionen planten. Fraktionspräsident Hans Frei: "Es geht uns nicht darum, die Polizei an den Pranger zu stellen. Vielmehr fordern wir von der Stadtregierung, dass sie sich endlich voll und ganz hinter die Polizei stellt."

 Prügel und Politik, Seite 11

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Umstrittene Aussage zu Schusswaffen-Gebrauch

Fehr hätte sich wohl strafbar gemacht

Minor Liliane

 Zürich - "Hätte ich eine Waffe dabeigehabt - ich hätte keine Sekunde gezögert", sagte Hans Fehr, kurz nachdem ihn Chaoten verprügelt hatten. Tags darauf relativierte er: Er hätte natürlich in die Luft geschossen. Aber auch damit hätte er sich wohl strafbar gemacht. Dies nur schon, weil Fehr kaum eine Bewilligung fürs Waffentragen erhalten hätte: Diese gibt es nur, wenn eine Person sich vor einer realen Gefahr schützen muss. Das trifft auf Fehr nicht zu. Weiter darf eine Schusswaffe nur ungeladen transportiert werden. So hätte Fehr im konkreten Fall gar nicht schiessen können. Und selbstverständlich ist es verboten, auf der Strasse zu schiessen.

 Ein Schuss in einer Menschenmenge - selbst gezielt in die Luft - könnte vor Gericht ohne weiteres als Gefährdung des Lebens gewertet werden, was bis zu fünf Jahre Gefängnis nach sich ziehen kann. Je nach Umstand käme sogar eine Verurteilung wegen versuchter schwerer Körperverletzung (bis zu zehn Jahre Gefängnis) oder versuchter vorsätzlicher Tötung (Gefängnis nicht unter fünf Jahren) infrage.

 Notwehr anerkennen die Gerichte höchst selten. Sie haben in den letzten Jahren die Strafen für Schiessereien eher verschärft. Argument: Waffen gehören nicht in die Öffentlichkeit. So erhielt ein Sportschütze, der einem Mann, von dem er sich bedroht fühlte, ins Ohrläppchen schoss, viereinhalb Jahre Gefängnis wegen versuchter vorsätzlicher Tötung und unerlaubten Waffentragens. Der Schützenmeister hatte vergeblich Notwehr geltend gemacht und beteuert, er habe gar nicht gezielt, und der Schuss habe sich versehentlich gelöst. (leu)

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NZZ 25.1.11

Gemeinsam gegen Gewalt in der Politik

 Appell der Bundesratsparteien

 fsi. · Die Bundesratsparteien verurteilen die Attacke auf Nationalrat Fehr im Vorfeld der SVP-Tagung im Zürcher Albisgütli scharf. In einem gemeinsamen Communiqué vom Montag bezeichnen SVP, SP, FDP und CVP den Vorfall als Angriff auf Demokratie, Meinungsäusserungsfreiheit und Bewegungsfreiheit. Auch der Zürcher Polizeivorstand Leupi und Polizeikommandant Hotzenköcherle sprechen sich dezidiert gegen Gewalt in der Politik aus.

 Zürich und Region, Seite 15

 Meinung & Debatte, Seite 21

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Die lange Spur linksextremer Gewalt

 Die Militanz von sogenannten autonomen Kreisen wird häufig unterschätzt

 Die Spur von Gewalt durch linksextreme Kreise ist lang. Zuletzt waren vor allem sogenannte Öko-Anarchisten aktiv. Dabei wird auch die Gefährdung Unbeteiligter in Kauf genommen.

 -yr. · In einer Stellungnahme hat sich am Montag der "Revolutionäre Aufbau Schweiz" von einem Eintrag auf der Website von Indymedia distanziert. Darin hatte es am Wochenende zum tätlichen Angriff auf SVP-Nationalrat Hans Fehr geheissen, man habe eigentlich gehofft, dass er nicht überlebe. Dies war einer von mehreren Einträgen, in denen die Anwendung von Gewalt explizit gutgeheissen beziehungsweise angedroht wurde. Unabhängig von der Authentizität der Kommentare kann dies in einem Umfeld nicht erstaunen, in dem mit dem Slogan "Ganz fest gegen die rassistische Hetze" oder "WEF angreifen!" für illegale Demonstrationen geworben wird.

 Linksextreme gewalttätiger

 Auf rund 2000 Personen schätzt der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) die Szene der Linksextremen in seinem Jahresbericht von 2009; davon werden etwa 1000 als gewaltbereit eingestuft. Sie werden in jenem Jahr für 127 gewalttätige Aktionen verantwortlich gemacht. Zum Vergleich: Der etwa gleich grossen Szene der Rechtsextremen wurden im selben Jahr 32 gewalttätige Ereignisse angelastet. Gemäss Erkenntnissen des NDB ist der Linksextremismus vor allem ein urbanes Phänomen. Er zeichne sich dadurch aus, dass bei Gewaltaktionen die Gefährdung Unbeteiligter in Kauf genommen werde.

 So wurde beim Paketbombenanschlag auf die Schweizer Botschaft in Rom kurz vor Weihnachten ein Angestellter an den Händen schwer verletzt. In einem Bekennerschreiben wurde auch Bezug genommen auf drei in der Schweiz inhaftierte Aktivisten aus Italien. Sie werden verdächtigt, im vergangenen April einen Sprengstoffanschlag auf ein Forschungszentrum von IBM in Rüschlikon geplant zu haben. Selber bezeichnen sie sich als "Öko-Anarchisten", häufig werden sie in einem Atemzug mit Marco Camenisch genannt. Camenisch ermordete 1989 auf der Flucht im Puschlav einen Grenzwächter, als er heimlich das Grab seines Vaters besuchen wollte. Zwei Jahre später machte Camenisch erneut von der Schusswaffe Gebrauch, als er sich in Italien der Verhaftung entziehen wollte.

 Dass Camenisch im Kanton Zürich seine langjährige Freiheitsstrafe verbüsst, wurde Justizdirektor Markus Notter zum Verhängnis. Als vor drei Jahren an dessen Wohnort das Auto seiner Ehefrau angezündet und vollständig zerstört wurde, nahmen die Täter in einem Bekennerschreiben Bezug auf Camenisch und die angebliche Verantwortung des SP-Regierungsrats für dessen Schicksal. Das Strafverfahren gegen Unbekannt ist schon längst eingestellt worden, die Verantwortlichen befinden sich auf freiem Fuss.

 Hingegen wurde vor zwei Wochen in einem anderen spektakulären Fall eine Festnahme gemeldet. Ein 33-jähriger Schweizer sitzt in Untersuchungshaft, dem die Brandstiftung auf der Hardbrücke vom vergangenen September angelastet wird. Dabei soll der Tatverdächtige auf einer Baustelle einen Tank angezapft und den ausfliessenden Dieseltreibstoff entzündet haben. Auch in diesem Fall gingen Bekennerschreiben mit Bezug auf die inhaftierten Öko-Anarchisten aus Italien und Camenisch ein. Seit der Festnahme des Tatverdächtigen kursieren zudem Solidaritätsbekundungen in einschlägigen Internetforen.

 Auch SP schon betroffen

 Dass es sich beim Tatverdächtigen um einen Linksaktivisten aus der Zürcher Hausbesetzerszene handelt, wie dies der "Blick" am Montag gemeldet hat, ergibt somit durchaus Sinn. Ob das Ziel des Brandanschlags war, die Hardbrücke zum Einstürzen zu bringen und damit neben dem Strassen- auch den Bahnverkehr in Mitleidenschaft zu ziehen, müssen die weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zeigen.

 Wenn sich Brand- oder Farbanschläge aus der linksextremen Ecke gegen Politiker richten, ist in der Mehrheit die SVP betroffen. So zum Beispiel in Aarau, wo zwei jungen Schweizern, welche die Polizei der linksautonomen Szene zuordnet, angelastet wird, 2009 mehrere Autos in Brand gesetzt zu haben. Oder zuletzt Ende Dezember in Winterthur, als die Hausfassaden von mehreren SVP-Politikern versprayt wurden. Auch die SP bleibt vor Angriffen nicht verschont. Neben Justizdirektor Notter war auch Moritz Leuenberger schon betroffen. An den 1.-Mai-Feierlichkeiten 2006 musste der damalige Bundesrat seine Ansprache in der Zürcher Bäckeranlage wegen Störmanövern des schwarzen Blocks abbrechen.

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 Polizeivorstand und Polizeikommandant verurteilen Angriff auf Fehr

 fsi. · Daniel Leupi, Vorsteher des Polizeidepartements der Stadt Zürich, hat am Montag in einem Communiqué den Angriff auf Nationalrat Fehr im Vorfeld der Albisgütli-Tagung der SVP scharf verurteilt. Er betonte, dass dass Vorgehen der prügelnden Linksextremisten fundamental undemokratisch sei. Er lehne jede Gewaltanwendung ab. Leupi rief alle politischen Kräfte dazu auf, die politische Debatte sachlich zu führen. Politisch tragfähige Lösungen würden weder mit Gewalt noch mit Polemik erzielt.

 Einen Kommentar zum Polizeieinsatz und zu Aussagen irgendwelcher Dritter im Zusammenhang mit den Ereignissen vom Freitagabend wollte der Polizeivorstand am Montagnachmittag nicht abgeben. Auf telefonische Anfrage hin erklärte er, dass er mit seiner Medienmitteilung ein politisches Zeichen setzen und dieses nicht durch eine Wertung des Vorfalls verwässern wolle.

 Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei Zürich, wehrte sich namens des am Montag nicht in Zürich weilenden Polizeikommandanten Philipp Hotzenköcherle gegen Vorwürfe, dass dieser Fehr des Leichtsinns bezichtigt habe. Die von mehreren Medien zitierte Aussage seines Chefs gegenüber Tele Züri, Fehrs Versuch, an den Demonstranten vorbei zum Albisgütli zu gehen, sei "einfach etwas mutig" gewesen, sei aus dem Zusammenhang gerissen worden. In den beiden insgesamt über 5 Minuten dauernden Beiträgen vom Samstag habe der Kommandant trotz mehreren längeren Aussagen nur gerade 12 Sekunden Sprechzeit erhalten. Hotzenköcherle hat laut Cortesi in einem längeren Gespräch mit der Reporterin klar betont, dass er jede Form von Gewalt verurteile. Er habe festgehalten, dass nur der Schutz der Veranstaltung der Auftrag der Stadtpolizei gewesen sei und dass gar nie eine Anfrage nach Personenschutz von Besuchern des Albisgütli eingegangen sei.

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Argumente statt Faustrecht

 In Zürich wird ein Nationalrat verprügelt, in Bern und Basel wird randaliert. Es ist höchste Zeit, die Langmut gegenüber den Tätern abzulegen.

Von Markus Spillmann

 Es sind nur Symptome, aber sie geben zu denken. Denn die wahren Ursachen wiegen schwer. Auch hierzulande wird Politik ruppiger, der Stil härter, die Auseinandersetzung gereizter. Und im Schlepptau dieser Verfrostung erhalten Hitzköpfe Auftrieb, die mit demokratischen Spielregeln und vom Ringen um das bessere Argument überfordert sind. Ihr Beitrag zum Diskurs ist der Vandalismus - gegen Scheiben, Autos, Tramhäuschen oder Fassaden. Hauptsache, es kracht und splittert, geht kaputt und fordert einen möglichst hohen Preis.

 Ein schmaler Grat beim Kaputtschlagen

 Dass politisch begründetes Chaotentum auch vor Menschen nicht haltmacht, erfuhr am Freitagabend der Zürcher SVP-Nationalrat Hans Fehr. Auf dem Weg zur Albisgütli-Veranstaltung seiner Partei wurde er von Demonstranten übel verprügelt. Er kam mit Blessuren davon, es hätte aber durchaus auch schlimmer ausgehen können.

 Der Zwischen- ist hierzulande noch ein Einzelfall. Darauf aber sollte niemand mehr bauen. Denn oft ist meist wenig Verstand im Spiel, wenn Vermummte zum Halali blasen. Scharf trennen zu wollen zwischen "reiner" Sachbeschädigung und Angriffen auf Leib und Leben, ist naiv. Als wenn jene unter den Roger-Staub-Mützen überhaupt noch fähig wären, ihren Testosteronspiegel zu regeln. Wer eine aus den Fugen geratene Demonstration schon miterlebt hat, weiss, dass der Grat beim Kaputtschlagen ein sehr schmaler ist.

 Umso mehr irritiert immer wieder, mit welcher Langmut, ja Einfühlsamkeit Hooliganismus und Chaotentum noch immer hingenommen werden. Exekutivpolitiker äussern für klirrende Scheiben ein "gewisses Verständnis", weil sie sich mit den Motiven der Steinewerfer wesensverwandt fühlen. Sie marschieren an vorderster Front in der Demonstration mit, auch wenn sie genau wissen, dass diese irgendwann ins Unfriedliche kippen wird. Eskaliert die Lage, zeigt man sich schockiert, sieht aber keine Veranlassung, mit aller rechtsstaatlich zulässigen Härte gegen die Täter vorzugehen.

 Und so wiederholt sich in schöner Regelmässigkeit ein Ritual. Ende Dezember wurden in Winterthur Häuser von Politikern mit Schmierereien bedacht, nach dem letzten nationalen Abstimmungssonntag zogen Saubannerzüge durch Zürich, Bern und Basel, diese Woche dürften weitere Ausschreitungen folgen - und schon bald ist wieder 1. Mai.

 Aggression - verbale und tätliche - ist seit je eine besonders hässliche Begleiterscheinung von politischen Prozessen. Die Schweiz mag in dieser Hinsicht lange Zeit als eine Insel der Glückseligkeit wahrgenommen worden sein; sie war es freilich nie, und sie ist es definitiv nicht mehr.

 Auch hierzulande ist die Hemmschwelle, auf Scheiben oder auf einen Körper einzuschlagen, zunehmend niedriger. Ob Rütli-Feier, 1.-Mai-Reden oder Albisgütli, politische Akteure müssen inzwischen ernsthaft damit rechnen, zur Zielscheibe wüster Beschimpfungen, Drohungen oder gar von Tätlichkeiten zu werden. Die Parteizugehörigkeit spielt dabei nur bedingt eine Rolle. Exponierter scheint derzeit die SVP, doch auch rechtsextreme Kreise haben schon grosse Mühe bekundet, sich gegenüber Andersdenkenden an die Spielregeln demokratischer Prozesse zu halten.

 Man wird, äusserst widerwillig und mit Abscheu, im Einzelfall damit leben müssen. Gewaltbereitschaft und Zerstörungswut lassen sich weder polizeilich noch juristisch gänzlich aus einer Gesellschaft verbannen, es sei denn, man fordere eine Sicherheit, die nur durch ein Höchstmass an Unfreiheit des Einzelnen erwirkt werden kann. Das aber ist weder wünschenswert noch ein tragfähiges Konzept für eine freiheitliche Gesellschaftsordnung.

 Täter und Opfer klar benennen

 Sehr wohl aber liesse sich klipp und klar beim Namen nennen, wer bei diesen nihilistischen Exzessen Opfer und wer Täter ist. So gleicht es einer dialektischen Vernebelung, wenn dem am Freitag Verprügelten im Nachgang von polizeilicher Seite Fahrlässigkeit vorgeworfen und vom politischen Gegner "Selber schuld!" nachgerufen wird. Völlig fehl am Platz ist auch jede Form von Schadenfreude, die hie und da angesichts der wahrlich nicht in Watte verpackten Rhetorik der SVP aufblitzte. Es ist inakzeptabel, dass auf öffentlichem Grund ein Bürger verdroschen wird und es dann seine Schuld sein soll, weil er halt die falsche Person am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt gewesen sei. Es war an der Bundespräsidentin, hier unzweideutig eine Linie zu ziehen: Gewalt ist kein zulässiges Mittel im demokratischen Diskurs.

 Die vier grossen Bundesratsparteien haben am Montag nachgezogen und in einem gemeinsamen Communiqué den Vorfall in scharfen Worten als Angriff auf die Demokratie und die Meinungsfreiheit verurteilt. Wohlan: Das allein wird den Tätern wenig Eindruck machen. Analog zur Bekämpfung des Hooliganismus bei Sportanlässen ist politisches Chaotentum konsequent zu ahnden. Die Täter gehören identifiziert, und sie gehören bestraft.

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Blick 25.1.11

Hans Fehr hat 4 Tage nach der Chaoten-Attacke satanische Schmerzen

 "Wo leben wir eigentlich?"

 Hans Fehr (64) leidet noch immer unter den Folgen der Prügelattacke. "Ich habe satanische Schmerzen", sagt der SVP-Politiker vier Tage danach. Wenn er tief einatme oder sich zu schnell bewege, tue es an den Rippen sehr weh.

 Gestern machte Fehr bei der Zürcher Stadtpolizei eine Aussage gegen die linksextremen Schläger und erstattete Anzeige. Chaoten hatten ihn auf dem Weg zur Albisgüetli-Tagung angegriffen (BLICK berichtete).

 Die Aussage des Nationalrats ist extrem wichtig. Denn die Uniformierten selber waren nicht rechtzeitig am Tatort. Doch eine genaue Personenbeschreibung wird schwierig. Fehr: "Ich kann sie praktisch nicht beschreiben, die hatten ja Mützen oder Kapuzen an. Ausserdem versuchte ich die ganze Zeit, mein Gesicht vor den Tritten zu schützen, als ich am Boden lag. Ich schaute die Angreifer nicht an, schaute nicht hoch, weil ich Angst um meine Zähne hatte."

 Der SVPler aus Eglisau ZH beschreibt, wie er in die Hölle geriet: "Ich ging links an denen vorbei. Dann schrie auf einmal einer: ‹SVP! SVP-Fehr!›, und schon stürzten sie auf mich los."

 Er wehrt sich gegen die Kritik der SP, er habe verantwortungslos gehandelt: "Ich habe die Situation als unbedenklich beurteilt. Wo leben wir eigentlich? Kann man sich jetzt nicht mehr frei bewegen, ohne zusammengeschlagen zu werden?"

 Die Kritik von der politischen Konkurrenz findet Hans Fehr "saudumm": "Das ist typisch für gewisse SP-Exponenten. Sie machen das Opfer zum Täter!"

 Bundesrat Johann Schneider-Ammann (FDP) sagte gestern: "Sehr unschön, was passiert ist. Da kann man nur versuchen, die Lehren daraus zu ziehen." Die Sicherheit in der Schweiz sei nicht gefährdet. "Wenn man vorsorgt, ist die Schweiz nach wie vor äusserst sicher."

 Bis jetzt haben sich bei der Polizei noch keine Zeugen gemeldet. Sprecher Marco Cortesi: "Ich bitte die Bevölkerung, sich zu melden. Wir setzen alles daran, die Täter zu finden."

 Ann Guenter  ,  Henry Habegger

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Autonome greifen Hans Fehr an
 
"Ausschaffen!"

 Die Attacke auf Hans Fehr (SVP) gibt weiterhin Anlass zu intensiven Diskussionen.

 Wen wunderts, dass die Zürcher Stadtregierung oder die Polizei überrascht wurden von der Gewaltbereitschaft dieser Chaoten? Die Stadtregierung ist auch rotgrün, wie in Basel oder Bern (SVPDemo von Bern lässt grüssen).
 Hans-Peter Schläfli, Solothurn

 Die Gewalt, die angewendet wurde, ist unentschuldbar. Da gibt es kein Aber.
 Adrian Meier, Zürich

 Polizeikommandant Philipp Hotzenköcherle hat die Situation anders erlebt: "Herr Fehr hätte sich erkundigen können, ob es sicher sei, dort durchzugehen." Jetzt sind wir also schon so weit, dass wir zuerst fragen müssen, wenn wir aus dem Haus wollen.
 Sepp Hitz, Würenlingen AG

 Die Polizei und der Staat machen eher bei den Nazi-Kreisen die Augen zu und lassen sie gewähren, während sie bei den Ultralinksautonomen hart zuschlagen.
 Uriel Berlinger, Flüelen UR

 Wenn es so weitergeht in diesem Land, werden die SVP-Exponenten tatsächlich mit der Waffe an Versammlungen oder auf die Strasse gehen müssen. Weil nämlich die Polizei, vielfach unter der Führung von linken Politikern, nicht mehr für den Schutz dieser Personen sorgen darf!
 Daniel Meyer, Zug

 Ein kleiner Wasserwerfereinsatz hätte an diesem Tag wohl gereicht, um die Bubis nach Hause zu schicken!
 Dominic Bächtold, Zürich

 Da die Polizei scheinbar nicht fähig ist, eine unbewilligte Demonstration von fünfzig Personen zu verhindern, sollte die SVP den Schwingerverband um Hilfe anfragen. Wetten, dass sich kein einziger dieser feigen Bürschchen mehr in die Nähe des Albisgüetli getrauen würde.
 Turi Gubler, Zürich

 Diese Links-Autonomen gehören verboten und aus unserem Land ausgeschafft. Die haben in der Schweiz nun wirklich nichts zu suchen.
 Nadja Rossi, Uster ZH

 Es ist gang und gäbe, die Schuld den Opfern in die Schuhe zu schieben. Das Problem ist die mangelnde Kommunikation mit und die fehlende Akzeptanz gegenüber den Andersdenkenden. Hüben wie drüben!
 Christian Matthys, Zürich

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20 Minuten 25.1.11

Leupi verurteilt Attacke auf Fehr

 ZÜRICH. Der Stadtzürcher Polizeivorsteher Daniel Leupi (Grüne) verurteilt die Prügelattacke auf Hans Fehr (SVP) scharf. Doch Fragen dazu wollte er nicht beantworten.

 Erstmals nahm Polizeivorsteher Daniel Leupi (Grüne) gestern Stellung zur Prügelattacke auf SVP-Nationalrat Hans Fehr im Vorfeld der Albisgüetli-Tagung: "Ich verurteile den tätlichen Angriff scharf - das Vorgehen der Linksextremisten ist undemokratisch", teilte Leupi mit. Er lehne jede Gewaltanwendung ab und appelliere zudem an alle politischen Kräfte, die politische Debatte sachlich zu führen. Am Telefon allerdings gab sich Leupi nicht mehr sehr auskunftsfreudig: "Weitere Fragen zum Vorfall beantworte ich nicht", sagte er zu 20 Minuten. Weder zum Polizeieinsatz noch zu Fehrs Verhalten, das von Stapo-Kommandant Philipp Hotzenköcherle kritisiert wurde. Einzig auf die Frage, wieso er sich erst gestern zu Wort meldete, sagte Leupi: "Am Samstag war es klar Aufgabe des Kommandanten, sich zu äussern - und am Sonntag will ein Polizeivorsteher vielleicht auch mal etwas mit der Familie unternehmen." Kommunikationsexperte Marcus Knill schüttelt den Kopf: "Herr Leupi hat zu spät reagiert - alle warten auf seine Stimme nach einem solchen Vorfall." Gar kein Verständnis hat er für sein Schweigen: "Das ist unprofessionell."

 Derweil hat Prügelopfer Fehr gestern Anzeige gegen unbekannt erstattet. "Damit will ich die Sache abschliessen", sagt er. Für seine Partei hingegen ist noch lange nicht Schluss: In einer Erklärung im Kantonsrat erwartet die SVP-Fraktion vom links-grünen Stadtrat "endlich ein entschiedenes Vorgehen" gegen Chaoten. Sonst müsse der Kanton die Sache "an die Hand nehmen".  

Roman Hodel

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 Polizei erlaubte Fussmarsch

 ZÜRICH. Eine brisante Aussage machte Walter Anken, Vizepräsident der SVP Zürich 7, gestern auf Tele Züri: "Ich habe am Freitag vier Polizisten gefragt, ob ich ins Albisgüetli laufen könne. Die Beamten erlaubten dies." Danach sei er von Vermummten verfolgt und bedroht worden. Anken: "Es war brandgefährlich." Auch Fehr war zu Fuss unterwegs, als er attackiert wurde. Die Stapo wollte Ankens Vorwürfe nicht kommentieren.

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Limmattaler Tagblatt 25.1.11

Das Schweigen des Polizeivorstehers

 Prügel-Attacke auf Hans Fehr SVP fordert entschiedenes Vorgehen gegen Chaoten

Matthias Scharrer

 Die unbewilligte Demonstration linksautonomer Kreise gegen die Albisgüetli-Tagung der SVP vom vergangenen Freitagabend war angekündigt. Hätte die Stadtpolizei Zürich nicht verhindern müssen, dass SVP-Nationalrat Hans Fehr auf dem Weg zum Albisgüetli von Demonstranten verprügelt wurde? Zum Beispiel mit einer frühzeitigen Einkesselung der Demonstranten, wie sie am 1.Mai erfolgte? Fehlte es am politischen Willen des Stadtzürcher Polizeivorstehers Daniel Leupi (Grüne), die SVP-Veranstaltung vor Übergriffen zu schützen? Welche Haltung hat Leupi zu Polizeieinsätzen bei Demonstrationen mit hohem Gewaltpotenzial? Und welche Lehren zieht er aus den Vorfällen vom Freitagabend? Fragen über Fragen an Leupi. Doch er wollte gestern dazu keine Antworten geben. Obwohl er noch am Mittag per Communiqué angekündigt hatte, für "weitere Auskünfte" zur Verfügung zu stehen.

 Im Communiqué hiess es, der Polizeivorsteher lehne jede Gewaltanwendung ab und appelliere an alle politischen Kräfte, die politische Debatte sachlich zu führen. Leupi hielt fest, "dass das Vorgehen der Linksextremisten vom letzten Freitag fundamental undemokratisch ist." Auf weitere Stellungnahmen verzichte er, um das Bekenntnis gegen Gewalt nicht zu verwässern, wie er am Telefon erklärte. Auch wolle er dem "Schwarzen Block" keine Anhaltspunkte über das künftige Vorgehen der Stadtpolizei am 1.Mai geben.

 Leupi verwies zudem auf Stellungnahmen des Stadtpolizei-Kommandanten Philipp Hotzenköcherle. Dieser hatte gegenüber der "Sonntags-Zeitung" erklärt, Fehr hätte besser Polizeinotruf117 angerufen, statt so nahe an den Demonstranten vorbeizulaufen. Die SVP habe zudem keine Anfrage für Personenschutz gestellt. Die Polizei habe keine Kenntnis davon gehabt, dass ein SVP-Nationalrat alleine an den Linksautonomen vorbeimarschiere. Fehr wurde dabei mit Faustschlägen und Fusstritten traktiert und zog sich eine Rissquetschwunde am Kopf und Prellungen zu. Gegenüber "20Minuten" erklärte Fehr, im weiteren Umkreis seien viele Polizisten gestanden. Er habe die Lage als unproblematisch eingeschätzt.

 Die SVP-Kantonsratsfraktion erklärte gestern in einer Mitteilung, es sei "kein Zufall, dass der tätliche Übergriff in der Stadt Zürich erfolgen konnte". Die links-grüne Regierung habe mit ihrer "Laissez-faire-Politik" den Boden dafür geschaffen. Und: "Die SVP erwartet von der links-grünen Stadtregierung, dass endlich systematisch und entschieden gegen den harten Kern der Chaoten vorgegangen wird." Andernfalls sei der Kanton Zürich aufgefordert, "diese Arbeit mit der Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft selber an die Hand zu nehmen".

 SVP-Kantonalpräsident Alfred Heer erklärte hingegen im "Tages-Anzeiger", man könne die Polizei nicht dafür verantwortlich machen, dass Fehr verprügelt wurde. Die Stadtzürcher SP-Co-Präsidentin, Beatrice Reimann, sagte: "Als Politiker sollte man wissen, dass man solchen politisch motivierten Ausschreitungen besser aus dem Weg geht." FDP-Präsident Michael Baumer kritisierte die Kommunikation zwischen den Sicherheitskräften und den Organisatoren der Albisgüetli-Tagung.

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 Attacken auf Politiker: SVP-Nationalrat Hans Fehr erstattet Anzeige

 SVP-Nationalrat Hans Fehr erstattet am Montag Nachmittag Anzeige gegen unbekannt. Der Politiker war am Freitag von Autonomen zusammengeschlagen und verletzt worden, als er auf dem Weg zur Albisgüetli-Tagung war. Die Anzeige bei der Polizei mache er noch, dann wolle er die Sache aber abschliessen und keine weiteren Kommentare mehr dazu abgeben, sagte Fehr am Montag. Man solle ihm nicht vorwerfen können, dass er aus dem Vorfall politisches Kapital schlage. Dass Linksextreme gewalttätig werden und einen Politiker verletzen, ist im Raum Zürich eine Seltenheit. Bis anhin machten Autonome meist nur mit Schmierereien oder Sachbeschädigungen Schlagzeilen. Erst im Dezember wurden im Raum Winterthur die Häuser mehrerer SVP-Politiker mit Farbe verschmiert. Die Täter hatten es auf die Nationalräte Natalie Rickli und Jürg Stahl sowie alt Kantonsrat Rainer Heuberger abgesehen. Angriffe auf Politiker gibt es im Kanton Zürich immer wieder - nicht immer sind aber SVP-Exponenten das Ziel. So besprayten Unbekannte Ende Februar 2008 das Haus der damaligen Zürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer (SP). Wenige Tage später wurde in Dietikon das Auto der Frau des Zürcher Justizdirektors Markus Notter (SP) angezündet. Im darauffolgenden Juli besprayten Unbekannte dann das Haus des damaligen Zürcher Stadtpräsidenten Elmar Ledergerber (SP). Ein Bekennerschreiben im Internet deutete damals darauf hin, dass die Täter aus der linksautonomen Szene stammten, wie nun auch bei der Attacke auf Nationalrat Fehr. Die vier grossen Bundesratsparteien SVP, SP, FDP und CVP haben die Attacke auf SVP-Nationalrat Hans Fehr in Zürich "aufs Schärfste" verurteilt. Gewalt habe in der Politik nichts zu suchen. (sda)

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sf.tv 25.1.11

Gewalt und Drohungen gegen SVP nehmen zu

sf

 Nach der Attacke gegen Nationalrat Hans Fehr wird klar: Die SVP muss sich vermehrt mit Gewalt und Drohungen gegen die eigene Partei auseinandersetzen. Seit letztem Oktober kam es zu 17 Gewaltakten gegen SVP-Parteisekretariate und Störungen von Parteiveranstaltungen. Das haben Recherchen von "10vor10" ergeben.

 Im letzten November und an Neujahr kam es beim SVP-Parteisekretariat in Bern zu drei Farbanschlägen mit Sachbeschädigungen. Seither ist das Sekretariat mit grossen Brettern verbarrikadiert. Insgesamt verzeichnet die SVP Schweiz seit letztem Oktober 17 Sachbeschädigungen und Drohungen gegen Politiker.

 Präsident Toni Brunner weist gegenüber "10vor10" den Vorwurf weit von sich, dass die SVP die Gewalt durch verbale Angriffe provoziert habe: "In einem freien Land, in einer Demokratie muss auch zuweilen hart diskutiert werden", sagt Toni Brunner. "Aber das rechtfertigt überhaupt nicht, dass Antworten in Form von Schlägereien oder sogar tätlichen Übergriffen auf Personen stattfinden."

 Parteien fordern Politik ohne Gewalt

 Für einmal stellen sich alle grossen Bundesratsparteien hinter die SVP. In einer gemeinsamen Erklärung haben sie heute den Angriff auf Nationalrat Hans Fehr scharf verurteilt.

 "Wir müssen heute sagen: Stopp. So geht es nicht mehr weiter", sagte etwa SP-Parteipräsident Christian Levrat zu "10vor10". "Wir wollen, dass das nicht mehr vorkommt. Wir wollen, dass mit Argumenten und Positionen, die auch meilenweit voneinander liegen, gefochten wird und nicht mit Fäusten."

Fehr erstattet Anzeige

 Nationalrat Hans Fehr hat nach dem Angriff vor der Albisgüetli-Parteitagung  Anzeige bei der Stadtpolizei Zürich erstattet  . "Ich hoffe, dass man ein paar von diesen Chaoten packen kann und dass sie eine gerechte Strafe bekommen", sagt Fehr. Gesundheitlich gehe es ihm recht gut. Doch er habe nach wie vor Schmerzen in der linken Brust wegen geprellter Rippen.

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10vor10 sf.tv 24.1.11

Gewalt gegen Politiker

Der Angriff auf SVP-Nationalrat Hans Fehr von letzter Woche gibt zu denken. Die vier grossen Bundesrats-Parteien haben heute in einer gemeinsamen Erklärung den Angriff verurteilt. Drohungen und Angriffe auf die Parteien haben in den letzten Monaten zugenommen.
http://videoportal.sf.tv/video?id=2abc5c6b-fdc8-4375-ba03-a9803f9f4e36

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Tagesschau sf.tv 24.1.11

Gewalt hat in der Politik nichts zu suchen

Die SVP, SP, FDP und CVP verurteilen den gewalttätigen Übergriff auf Nationalrat Hans Fehr vom vergangenen Freitagabend aufs Schärfste. Denn Meinungsäusserungs- und Bewegungsfreiheit seien Grundrechte der Schweiz.
http://videoportal.sf.tv/video?id=78f865d2-8627-410b-9aa2-3d7508464849

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telezueri.ch 24.1.11

TalkTäglich

Gäste:

 * Hans Fehr; SVP-Nationalrat
* Daniel Jositsch; SP-Nationalrat

TalkTäglich jetzt auch auf Twitter: www.twitter.com/talktaeglich

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Indymedia.ch 24.1.11

Zeitungen zitieren Fälschung: Stellungnahme ::

AutorIn : Revolutionärer Aufbau Schweiz         

Hier folgt eine Stellungnahme des Revolutionären Aufbau Schweiz. Zur Authentifizierung, siehe unter:
 http://www.aufbau.org/index.php?option=com_content&task=view&id=968&Itemid=1     

Zeitungen zitieren Fälschung

Blick-online und die NZZ vom 24.01. zitieren aus einer angeblichen Stellungnahme des Revolutionären Aufbaus Schweiz auf der website Indymedia, wonach wir an der Mobilisierung gegen die Albisgütli-Tagung vom 21.01. gegen Hans Fehr zugeschlagen und eigentlich gehofft hätten, dass er dies nicht überlebt.

Bei der Stellungnahme handelt es sich um eine Fälschung mit dem Ziel, Stimmung gegen unsere Organisation zu machen und die Bewegung zu spalten. Stellungnahmen von uns posten wir in erster Linie auf unsere eigene website. Was hier nicht zu finden ist, stammt nicht von uns.

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1 Inhaltliche Ergänzung

Indymedia: Britische Polizei postet undercover Falschin

Die Medien habens aber noch nie kapiert oder wollen es ganz einfach nicht...

Alle anderen Wissen mittlerweile, dass alles was der Aufbau postet zuerst bei sich postet, was auch richtig ist.

http://annalist.noblogs.org/post/2011/01/23/indymedia-britische-polizei-postet-undercover-falschinformationen/

AutorIn: nichts neues

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20min.ch 24.1.11

Attacke auf Hans Fehr: Tritte gegen die Demokratie

 Die Schläge gegen Hans Fehr sind mehr als der Angriff auf einen SVP-Nationalrat. Für Experten sind sie Zeichen der Verrohung Schweizer Politik.

M. Egger/A. Mustedanagic

 Die Attacke von Samstagabend würde Hans Fehr gerne schnell vergessen. Eine Anzeige gegen Unbekannt will er noch machen, dann will er sich nicht mehr dazu äussern. "Ich will mich nicht selbst inszenieren", sagt der SVP-Nationalrat. Erledigt ist der Fall für ihn damit aber nicht. "Mir geht es nicht um die Schrammen im Gesicht oder die geprellte Rippe - es geht hier um die Werte unseres freiheitlichen Landes", sagt Fehr, "es geht darum, ob ein Politiker seine Meinung äussern kann oder ob er schweigen muss, weil er um sein Leben fürchtet."

 Schützen will sich der Nationalrat in Zukunft nicht mit einer Waffe oder Leibwächtern, sondern mit politischen Mitteln. Er will die Aargauer Standesinitiative mit der Forderung nach einem "Nationalen Vermummungsverbot" sowie die Motion von Oskar Freysinger "Runter mit den Masken!" unterstützen. "Gegen Chaoten muss konsequent vorgegangen werden, dann kommt es auch nicht zu diesen Übergriffen", ist er überzeugt (siehe auch Video). "Meinen Schutz müssen nicht Leibwächter gewährleisten, sondern der Staat."

 Juso-Präsident: "SVP nicht alleine für politisches Klima verantwortlich"

 Dass die politische Stimmung in der Schweiz roher und aufgeheizter geworden ist, wird in der Öffentlichkeit gerne der SVP zugeschrieben. Mit ihrer populistischen Politik und ihrer brutalen Rhetorik schüre sie ein aufgeheiztes Politklima, finden viele Beobachter. "Wer das sagt, deklassiert sich selber", findet Fehr, "man entschuldigt damit diese Chaoten." Eine Meinung, die auch Parteikollege Oskar Freysinger teilt: "Unsere Rhetorik mag deutlich und provokativ sein, aber es ist einerseits die Rhetorik der modernen Werbung, anderseits ist und bleibt es Rhetorik."

 Unterstützung erhalten die SVPler von unerwarteter Seite: "Das politische Klima ist aufgeheizter und die Polarisierung hat zugenommen", sagt auch Juso-Präsident Cédric Wermuth, "aber dafür ist nicht alleine die SVP verantwortlich." Diese Ansicht teilt auch Gewaltexperte und Psychologe Dieter Bongers: "Es geht deftig zu, deftiger, als vor 20 Jahren, als ich in die Schweiz kam", so Bongers. In den letzten ein, zwei Jahren habe eine Verrohung stattgefunden. "Das politische Klima in der Schweiz nähert sich immer stärker jenem der Amerikaner an", ist der Psychologe überzeugt. Beispiele seien die Kampagnen zur Minarettabstimmung und nun auch zur Waffeninitiative, in welcher sich Politiker mit ihrer Waffe in den Medien präsentieren oder Plakate mit Vergewaltigern und erschossenen Teddybären gezeigt würden. "Auf der Symbolebene steckt heute viel Gewalt drin", sagt Bongers und dafür sei nicht nur die SVP verantwortlich: "Polarisierung wird von beiden Seiten betrieben."

 Parteien hauen verbal zu fest auf den Putz

 Wie gross der Zusammenhang zwischen den Kampagnen und der Gewaltbereitschaft ist, lässt sich laut Bongers allerdings schwer sagen. "Die Gewalt wird nicht durch ein einziges Bild ausgelöst, aber der aggressive, manchmal nahezu religiöse politische Diskurs fördert die Gewalt." Die Heftigkeit, mit der heute in Worten und Bildern "auf den Putz" gehauen werde, habe durchaus ihre Wirkung in Bezug auf die Gewaltbereitschaft.

 "Diese Heftigkeit wird von Jugendlichen und psychisch labilen aufgenommen", glaubt Bongers. Freysinger sieht auch vor allem bei den Jungen ein Problem: Viele könnten sich nicht mehr verbal ausdrücken. "Aus Studien weiss man, dass Leute, die ihre Realität nicht mehr beschreiben können, zu Gewalt neigen", sagt Freysinger. Deshalb brauche es nicht einen Polizisten an jeder Ecke, sondern die Befähigung der Jugend: "Wer sich verbal verteidigen kann, braucht keine Gewalt." Unterstützung erhält er vom Psychologen: Bongers findet, dass die Gewalt heute weniger geächtet sei als früher. "Es bräuchte einen politischen Konsens, dass Fäuste keine Argumente sind."

 Die Attacke auf Hans Fehr hat für Freysinger nun eine neue Dimension erreicht und eine Grenze überschritten. Was passiert ist, sei Einschüchterung, sagt Freysinger. "Wenn Politiker aus Angst vor Gewalt nicht mehr äussern können, was sie wollen, ist der Grundpfeiler der Demokratie nicht meh

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Blick am Abend 24.1.11

SVP-Fehr wehrt sich gegen Schuldzuweisung

 BRUTAL

 SP-Politikerin will Prügel-Opfer Hans Fehr die Schuld am Überfall zuschieben.

 ann.guenter@ringier.ch

 Ich habe satanische Schmerzen", sagt Hans Fehr. Kein Wunder: Der SVP-Nationalrat hat eine Quetschung der linken Rippe. Jede Bewegung, jedes tiefe Einatmen schmerzt ihn. Dieses Leid haben ihm Linksautonome zugefügt: Mehrere von ihnen gingen am Freitagabend auf den 60-Jährigen los, verprügelten und traten ihn.

 Hans Fehr war auf dem Weg zur Albisgüetlitagung der SVP. Stattdessen musste er ins Spital.

 Auch drei Tage nach der Attacke zeigte er sich schockiert über den brutalen Angriff . Er will heute in Zürich eine Anzeige gegen Unbekannt aufgeben. "Das ist mir wichtig. Danach will ich mit der Sache abschliessen", sagte Fehr zu Blick am Abend. Beschreiben kann er die Täter nur schwer. Er habe seinen Kopf vor ihren Tritten schützen müssen. Bevor sie sich auf ihn stürzten, hätten die Angreifer "SVP, SVP-Fehr!" geschrien. Einen speziellen Dialekt habe er aber nicht herausgehört. Die ebenfalls vermummten Frauen, die ihn vor weiteren Schlägen schützten, hätten Zürichdeutsch gesprochen.

 Die Reaktionen auf die Attacke: Wer so etwas tut, greift die Demokratie an! Doch es gibt auch Stimmen, die Fehrs Verhalten an jenem Abend kritisieren: Er sei viel zu dicht an den Demonstranten vorbeispaziert.

 "Als Politiker sollte man wissen, dass man solchen politisch motivierten Auseinandersetzungen besser aus dem Weg gehen sollte", meint SP-Co-Präsidentin Beatrice Reimann im "Tages-Anzeiger".

 "Saudumm!", meint Hans Fehr zu dieser Aussage. "Das ist typisch für gewisse SP-Exponenten: Sie machen das Opfer zum Täter." Und: "Kann man sich jetzt nicht mehr frei äus sern, ohne von Chaoten zusammengeschlagen zu werden?"

 Daniel Frei, Sprecher der SP Zürich, stellt klar: "Die Schuld darf sicher nicht dem Attackierten zugeschoben werden." Frei will festgehalten haben: "Es darf in der Politik keine Gewalt geben, egal ob das jetzt einen Hans Fehr oder jemand anderen betrifft."

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 Gewalt gegen CH-Politiker

 Haus verschmiert

 Im Dezember 2010 wurde die Wohnung von Natalie Rickli (SVP) mit Farbe attackiert.

 Auto angezündet

 Im Februar 2008 fackelten Unbekannte das Auto von Markus Notters (SP) Gattin ab.

 Stiefel-Attacke

 Im Oktober 2009 wird Bundesrätin Doris Leuthard von Bauern mit Stiefeln beworfen.

 Kot im Briefkasten

 1999 fand Ueli Maurer (SVP) menschliche Fäkalien in seinem Briefkasten.

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 Kurz gefragt

 Was halten Sie von diesem Angriff ?

 Jörg Neef (63) Kommunikationsberater aus Küsnacht

 Es ist bedenklich, dass man sich in unserer Stadt nicht mehr frei bewegen kann. Mit Chaotentum, ob von links oder rechts, habe ich Mühe.

 Thomas Vetsch (21) Student aus Jona

 Jemanden zusammenschlagen ist nie gescheit. Aber Hans Fehr hätte sicher Wege gefunden, um unbeschadet ins Albisgüetli zu kommen.

 Peter Süess (50) Bankangestellter aus Zürich

 Es ist ein Blödsinn, wenn unsere Politiker nicht mehr auf offener Strasse unterwegs sein können. Das muss möglich sein.

 Ursula Kern (62) Erwachsenenbildnerin aus Meilen

 Ich finde das unmöglich. Das ist eine kriminelle Tat einer Randgruppe. Ein sozial gut eingebetteter Mensch tut doch so etwas nicht.

 Nik Eschmann (36) Bankangestellter aus Zürich

 Hans Fehr muss sich nicht wundern. Die Proteste waren angekündigt und da war er natürlich ein gefundenes Fressen.

 Susanne Rasper (52) Fitness-Instruktorin, Zürich

 Hans Fehr trifft keine Schuld. Es ist der falsche Weg, wenn man mit so einem Übergriff rechnen und sich verstecken muss.

 Judith Isler (52) Wohnberaterin aus Schaffausen

 Ich komme aus der heilen Welt in Schaffhausen, da kommt das nicht so vor. Es ist nicht in Ordnung, einfach dreinzuschlagen.

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blick.ch 24.1.11
http://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/ich-habe-satanische-schmerzen-165232

SVP-Fehr geht nach Prügel zur Polizei

"Ich habe satanische Schmerzen"

ZÜRICH - Auch drei Tage nach dem Übergriff von linksautonomen Schlägern geht es Hans Fehr schlecht. Der SVP-Nationalrat erzählt, was ihn schmerzt und was er bei der Polizei aussagen wird.

Von Ann Guenter

Sie schrien "SVP! SVP-Fehr!" - dann prügelten sie auf ihn ein.

"Ich habe satanische Schmerzen", sagt Hans Fehr am Telefon zu Blick.ch. Vor allem auf der Rippe. Immer wenn er tief einatme oder sich zu schnell bewege, tue es sehr weh. "Der Rest sind blaue Mosen, das ist nicht so schlimm.

Heute im Verlauf des Tages oder morgen will Fehr bei der Zürcher Stadtpolizei Anzeige gegen Unbekannt einreichen.

Die Polizei ist angewiesen auf Fehrs Angaben und Zeugenaussagen. Denn die Uniformierten selber waren nicht rechtzeitig am Tatort.

"Ich hatte Angst um mein Gesicht und meine Zähne"

Doch eine genaue Personenbeschreibung wird schwierig, weil die Schläger vermummt waren. Fehr zu Blick.ch: "Ich kann sie praktisch nicht beschreiben, die hatten ja Mützen oder Kapuzen an. Ausserdem versuchte ich die ganze Zeit, mein Gesicht vor den Tritten zu schützen, als ich am Boden lag. Ich schaute die Angreifer nicht an, schaute nicht mehr hoch, weil ich Angst um mein Gesicht und meine Zähne hatte", sagt Fehr.

Sie schrien: "SVP! SVP-Fehr!"

Der SVP-Nationalrat aus Eglisau beschreibt noch einmal den Moment des Angriffs: "Ich ging links an denen vorbei, sie standen rechts auf der anderen Strassenseite. Völlig bewegungslos und ohne einen Laut von sich zu geben. Dann schrie auf einmal einer: ‹SVP! SVP-Fehr!› und schon stürzten sie auf mich los."

"Frauen sprachen Zürichdeutsch"

Einen Dialekt habe er aber nicht raus hören können: "Wissen Sie, SVP, das tönt ja international", sagt Fehr mit einem Augenzwinkern. Aber: Frauen der linksautonomen Szene hätten sich schützend vor ihn gestellt, als die anderen auf ihn einprügelten. Sie forderten ihre Kampfgenossen auf, aufzuhören. "Diese Frauen sprachen Zürideutsch", ist sich Fehr sicher.

"Saudumme" SP-Kritik

Kritik von Seiten der Zürcher SP, Fehr habe verantwortungslos gehandelt, so nahe bei den Demonstranten vorbeizulaufen, weist der SVPler entschieden von sich: "Ich war beim Militär. Ich habe die Situation als unbedenklich beurteilt. Ich war nicht in Eile und auch nicht allein. Wo leben wir eigentlich? Kann man sich jetzt nicht mehr frei äussern oder bewegen, ohne von Chaoten zusammengeschlagen zu werden?"

Die Kritik von der politischen Konkurrenz findet Fehr "saudumm": "Das ist typisch für gewisse SP-Exponenten. Sie machen das Opfer zum Täter!"

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Glogger mailt …

 … Daniel Leupi Zürcher Polizeivorstand

 Von: glh@ringier.ch

 An: daniel.leupi@velobuero.ch

 Betreff: Nix hören, nix sehen

 Werter Daniel Leupi

 Sie sind der grüne Chef der Zürcher Stadtpolizei, nicht Kommandant Philippe Hotzenköcherle. Sie haben den Angriff des "Schwarzen Blocks" auf SVP-Politiker Hans Fehr vor dem Albisgüetli zu verantworten. Sie wissen genau: Es ist ein Wunder, dass der Schwarze Block noch niemand getötet hat. Sie ahnen aber auch: Würde einer der Chaoten sterben - die Szene hätte ihren Märtyrer. Wie umgekehrt die SVP ihren Märtyrer hätte, wäre Fehr mehr passiert. Die Zürcher Polizei kennt die Chaoten. Ihre Namen, ihre Biograffien. Nur: Verhaftet werden sie nur kurz. Was einem auf Dauer doch recht seltsam vorkommt.

 Helmut-Maria Glogger

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svp-zuerich.ch 24.1.11

24.01.2011 Erklärung der SVP Kantonsratsfraktion vom 24. Januar 2011

Die Saat der Gewalt geht auf

Linke Kreise terrorisieren die SVP und ihre Exponenten seit Monaten. So verhinderten Linke im Kanton Waadt erfolgreich, dass die wählerstärkste Schweizer Partei ihre Delegiertenversammlung in Lausanne abhalten konnte. Wir haben dem Druck Stand gehalten und eine würdige Versammlung auf freiem Felde abgehalten. Farbanschläge auf SVP-Exponenten im Kanton Zürich und das Abfackeln von privaten Automobilen von SVP-Exponenten im Kanton Aargau sind weitere "Höhepunkte" der linken Chaoten. Mindestens im Kanton Aargau steht fest, dass es sich um Exponenten handelte, welche auch in der Juso aktiv waren.

Mit dem tätlichen Angriff auf einen gewählten Nationalrat am vergangenen Freitag wurde nun eine neue Eskalationsstufe gezündet.

Es ist hinlänglich bekannt, dass viele Chaoten aus der Häuserbesetzerszene stammen, welche seit Jahren illegal Häuser besetzen und ihre Aktionen von dort aus planen, ohne dass die politische Führung der Stadt Zürich dagegen präventiv einschreiten würde.
Es ist kein Zufall, dass der tätliche Übergriff in der Stadt Zürich erfolgen konnte. Die links-grüne Regierung hat mit ihrer jahrelangen laissez-faire Politik den Boden geschaffen, wo sich Extremisten, Meinungsterroristen und Gewalttäter frei entfalten und entwickeln konnten.
Wenn links-grüne Politiker meinen, dass es sich ja lediglich um einen Angriff auf den ungeliebten politischen Gegner namens SVP handle, erkennen sie die Tragweite solcher Aktionen nicht! Es handelt sich um nichts weniger als den Angriff auf unsere direkte Demokratie, auf die verfassungsmässig garantierten Grundrechte der Meinungsäusserungsfreiheit und der Versammlungsfreiheit, also letztendlich um eine Attacke gegen die Grundsäulen unseres Staatswesens. Anzumerken bleibt, dass mit dem Angriff gegen die Albisgüetli-Tagung auch die Bundespräsidentin am Reden gehindert werden sollte.

Die SVP des Kantons Zürich erwartet von der Polizeiführung der Stadt Zürich, dass gegen diese gewalttätigen Chaoten präventiv vorgegangen wird. Diese feigen, vermummten Staatsfeinde gehören enttarnt und demaskiert, bevor sie ein nächstes Mal aktiv werden können. Letztendlich sind in der Regel zwar SVP-Exponenten betroffen. Aber, sie erinnern sich, dass es auch einen Brandanschlag gegen Regierungsrat Markus Notter gegeben hatte.

Gegen Feinde unseres Staatswesens gilt es mit allen Mitteln voranzugehen. Die SVP erwartet von der links-grünen Stadtregierung, dass endlich systematisch und entschieden gegen den harten Kern der Chaoten vorgegangen wird und das mit aller Härte des Gesetzes. Sollte die Stadtregierung die Kraft dazu nicht aufbringen, ist der Kanton Zürich aufgefordert, diese Arbeit mit der Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft selber an die Hand zu nehmen.

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Tagesanzeiger 24.1.11

SP wirft Prügel-Opfer Hans Fehr fahrlässiges Verhalten vor

 Zürcher SP-Präsidentin nimmt die Polizei in Schutz und kritisiert den SVP-Nationalrat für sein Verhalten.

 Von Philipp Albrecht

 Hans Fehr handelte fahrlässig, als er vor der Albisgüetli-Tagung in die Demonstration lief - zumindest in den Augen von Beatrice Reimann, der Co-Präsidentin der Stadtzürcher SP. Als Politiker wisse man aus Erfahrung, dass man solche Ausschreitungen umgehen müsse: "Wer glaubt, bei Demonstrationen einfach so durchlaufen zu können, muss sich nicht wundern, wenn etwas passiert." Damit stützt Reimann die Aussage von Polizeikommandant Philipp Hotzenköcherle, der Fehr indirekt für den Vorfall mitverantwortlich macht.

 An der Taktik des Polizeieinsatzes hat es in den Augen von Hotzenköcherle und Reimann nicht gelegen. Auch der grüne Gemeinderat Balthasar Glättli sieht beim Einsatz der Sicherheitskräfte keinerlei Fehler. Bei der SVP selber ist man uneinig darüber, ob die Strategie der Polizei richtig war, die Demonstranten lediglich vom Tagungsort fernzuhalten. Der Präsident der Kantonalpartei, Alfred Heer, lobt den Einsatz: "Die Demonstration wurde relativ zügig aufgelöst. Da kann man sich nicht beklagen." Anders sieht das Mauro Tuena, SVP-Fraktionschef im Zürcher Gemeinderat. Er kritisiert vor allem Hotzenköcherle und dessen politischen Vorgesetzten, Stadtrat Daniel Leupi (Grüne). "Warum gab es keine Einkesselung der Demonstranten wie am 1. Mai?", fragt Tuena.

 Wer Hans Fehr am Freitagabend angriff, ist nach wie vor nicht bekannt. Zwar wurden sieben Personen vorübergehend festgenommen, aber es ist nicht klar, ob sich unter ihnen die Prügler befinden.

 Attacke auf Hans Fehr

 Kommentar: Nicht die SVP, sondern die Demokratie wurde angegriffen. -Seite 2

 Hans Fehrs Aussage mit der Waffe sorgt für Diskussionen. - Seite 15

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Kommentar Reporter Thomas Knellwolf über den Angriff auf den SVP-Politiker Hans Fehr.

 Nicht die SVP, sondern die Demokratie attackiert

Thomas Knellwolf

 Da hat es den Richtigen getroffen! Das dürfte sich manch einer gedacht haben, als er hörte, dass Vermummte Hans Fehr auf dem Weg hinauf zum Zürcher Albisgüetli zusammengeschlagen haben. Hat es nicht auch die erste Reaktion des SVP-Nationalrats bestätigt? "Hätte ich eine Waffe dabeigehabt", sagte Fehr, "ich hätte keine Sekunde gezögert."

 Sogar die Zürcher Polizei scheint zu finden, dass die stärkste Partei der Schweiz und ihr Wahlkampfleiter Fehr zumindest mitschuldig sind am Vorfall. Anders lassen sich die Worte von Kommandant Philipp Hotzenköcherle kaum deuten: Die SVP habe für ihre Tagung keinen Personenschutz angefordert. Der oberste Ordnungshüter der Stadt lobte, Hans Fehr habe sich "sehr mutig" verhalten, als er an den Gewaltbereiten vorbeiging. Zynischer gehts kaum.

 Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dreingeschlagen haben Linksextreme. Mit Ansage. Ihr Aufruf "Albisgüetli angreifen!" dürfte auch jenen nicht entgangen sein, welche die Sicherheit aller Zürcher garantieren sollten. Ebenso wenig, dass in einschlägigen Foren bereits über Aktionen "wie in Griechenland" diskutiert wird, wo Paketbomben beinahe an der Tagesordnung sind.

 So weit ist es in der Schweiz noch nicht. Am Freitag beim Eindunkeln aber hat die politische Gewalt im Land eine neue Dimension erreicht. Farb- und Brandanschläge gab es schon öfter. Doch direkte Angriffe auf Leib und Leben politischer Akteure sind eine Seltenheit. Unser Kleinstaat zeichnet sich auch dadurch aus, dass sich selbst höchste Amtsträger wie alle anderen ohne Personenschutz bewegen können. Dieses hohe Gut wird nun angegriffen.

 Die Kommentatoren der Sonntagsblätter schwiegen trotzdem - bis auf den "SonntagsBlick", der behauptete, Micheline Calmy-Rey habe nach der Tat gefordert, dass mit den Chaoten diskutiert werde. Das ist infam. Alle SVPler im Albisgüetli haben die Bundespräsidentin richtig verstanden, als sie dazu aufrief "mit Worten, nicht mit Fäusten zu kämpfen". Sie haben kräftig applaudiert. Denn Calmy-Rey stellte sich gegen die Gewalt. Gegen eine Tat, die nicht etwa den Richtigen getroffen hat, sondern unsere Demokratie. Und damit uns alle.

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Hans Fehr fordert nach Attacke härteres Vorgehen gegen Chaoten

 Den Polizisten seien bei unbewilligten Demos die Hände gebunden, kritisiert der SVP-Nationalrat. Seine Parteikollegen sind sich aber im Urteil über den Einsatz am Albisgüetli uneinig.

 Von Philipp Albrecht

 Eglisau - Hans Fehr wird nicht müde, seine Geschichte immer und immer wieder zu schildern. Auch gestern Sonntag musste er zahlreichen Journalisten nochmals erzählen, wie er am Freitagabend auf dem Weg zur Albisgüetli-Tagung von Linksaktivisten verprügelt wurde. In der Zwischenzeit hat sich auch der Kommandant der Stadtpolizei, Philipp Hotzenköcherle, zum Vorfall geäussert. Der "SonntagsZeitung" sagte er, Fehr sei sehr mutig gewesen, so nahe an den Demonstranten vorbeizulaufen. Es wäre besser gewesen, wenn sich der SVP-Nationalrat von der Polizei hätte abholen lassen.

 "Herr Hotzenköcherle will sich so nur aus der Situation herausreden", kontert nun Hans Fehr. Es sei doch absurd, davon ausgehen zu müssen, dass man von Demonstranten verprügelt werde. Das sieht Beatrice Reimann, Co-Präsidentin der SP Stadt Zürich, ganz anders: "Als Politiker sollte man wissen, dass man solchen politisch motivierten Ausschreitungen besser aus dem Weg geht."

 Reimann wirft Fehr vor, verantwortungslos gehandelt zu haben: Wer glaubt, bei Demonstrationen einfach so durchlaufen zu können, muss sich nicht wundern, wenn etwas passiert. Bei der letzten 1.-Mai-Demonstration in Zürich habe sie sich auch zuerst bei der Polizei erkundigt, welcher Weg der sicherste sei.

 Kein Personenschutz auf Vorrat

 Unter Stadtzürcher Politikern ist man geteilter Meinung über das Verhalten der Polizei am letzten Freitag. Für den Grünen-Gemeinderat Balthasar Glättli ist klar, dass es "keinen Personenschutz auf Vorrat" gebe. Der Polizeieinsatz lasse seiner Meinung nach "keine Fragenzeichen offen". Michael Baumer, Präsident der Stadtzürcher FDP, lobt zwar die Polizei dafür, dass sie die Demonstranten erfolgreich vom Tagungsort fernhielt. Gleichzeitig kritisiert er aber die Kommunikation zwischen den Sicherheitskräften und den Organisatoren der Albisgüetli-Tagung: "Man hätte doch vorher abklären müssen, ob und wann Leute von unten kommen."

 Die SVP ist sich für einmal uneinig. Alfred Heer, Präsident der Zürcher Kantonalpartei, lobt den Einsatz: "Die Polizei konnte die Demonstration relativ zügig auflösen." Dafür, dass Hans Fehr von Chaoten verprügelt wurde, könne man die Polizei nicht verantwortlich machen. Mauro Tuena, SVP-Fraktionsschef im Zürcher Gemeinderat, kritisiert derweil den Stapo-Kommandanten: "Die Polizeiführung hat die Demonstration klar unterschätzt, obwohl sie seit Wochen angekündigt war." Tuena fragt sich, wieso man die Chaoten nicht einkesselte wie am 1. Mai.

 "Zusehen funktioniert nicht"

 Für Tuena liegt das Problem beim verantwortlichen Stadtrat: "Das Gremium soll klare Devisen für Einsätze bei Demonstrationen geben. Das ist die Aufgabe von Daniel Leupi: Zusehen und dulden funktioniert nicht. Das müsste er wissen." Hans Fehr verlangt nun, dass der Polizeieinsatz vom Freitag genau analysiert werde: "Den Polizisten vor Ort mache ich keinen Vorwurf. Ich höre immer wieder Einsatzkräfte jammern, dass ihnen die Hände gebunden seien. Dieses Problem muss von der Politik gelöst werden." Zumindest bei der Analyse ist Beatrice Reimann mit Fehr einig: "Ich gehe davon aus, dass die Polizei den Vorfall untersucht und bald informiert."

 Was auf die sieben verhafteten und inzwischen wieder freigelassenen Demonstranten zukommt, ist noch nicht klar. Laut Polizeisprecherin Susann Birrer wird nun abgeklärt, ob gegen die sieben Personen genügend Beweismittel vorhanden sind, um weitere Untersuchungen vorzunehmen. Als mögliche Delikte kommen Landfriedensbruch oder die Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration infrage. Im Moment habe man noch keinen Hinweis darauf, wer Hans Fehr angegriffen habe.

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 Das umstrittene Zitat

 "Ich bin kein Rambo-Fehr"

 "Glauben Sie bloss nicht, ich nehme das wieder zurück! Ich wusste nicht, ob ich da lebendig wieder rauskomme." Mit diesen Worten rechtfertigte Hans Fehr gestern gegenüber dem "Tages-Anzeiger" seine Aussage, die er unmittelbar nach der Attacke gemacht hatte. Sichtlich unter Schock stehend hatte er einem Polizisten gesagt: "Hätte ich eine Waffe dabeigehabt - ich hätte keine Sekunde gezögert."

 Den Satz habe er unter höchster Anspannung geäussert, erklärte er. Trotzdem stehe er dazu: Natürlich habe er damit aber nicht sagen wollen, er hätte auf einen Menschen geschossen, sondern in die Luft. Ausserdem: "Wahrscheinlich hätte auch ein Pfefferspray oder ein Elektroschock geholfen." Er verstehe, dass im Nachhinein ein falscher Eindruck entstanden sei: "Aber glauben Sie mir, ich bin kein Rambo-Fehr."

 Das sieht auch sein Parteikollege Alfred Heer so. Er ist froh, hatte Fehr keine Waffe dabei: "Eine Schiesserei kann ja nicht das Ziel sein." Gemeinderat Balthasar Glättli (Grüne) zeigt Verständnis für Fehrs Aussage: "Ich weiss nicht, ob ich in so einer Ausnahmesituation fähig gewesen wäre, ein vernünftiges Statement abzugeben." Glättli bringt die Waffenschutzinitiative ins Spiel: "Es ist wohl besser, wenn Waffen in solchen Extremsituationen nicht allzu nahe sind. Im Nachhinein ist Herr Fehr wohl froh, dass er keine Waffe dabeihatte."

 Wie es zur Attacke kam

 Hans Fehr war am Freitag zum Verhängnis geworden, dass er etwas später als die meisten anderen zur Albisgüetli-Tagung kam. Weil die Demonstranten die Uetlibergstrasse unterhalb des Strassenverkehrsamts blockierten, musste Fehr umkehren und sein Auto mehrere Hundert Meter unterhalb des Tagungsortes parkieren. Zu Fuss machte er sich auf den Weg zum Albisgüetli. Obwohl er die vermummten Chaoten sah, kehrte er nicht um und suchte keinen anderen Weg. Dann kam es zur verhängnisvollen Begegnung.(alb)

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nzz.ch 24.1.11

Der "Fall Fehr" gibt zu reden

 Tätlicher Angriff auf den SVP-Nationalrat als Novum

 Auch drei Tage nach dem tätlichen Übergriff auf SVP-Nationalrat Hans Fehr sorgt der Vorfall für Gesprächsstoff. Beobachter reden von einem Einzelfall. Ein Rückblick zeigt, dass es schon immer Übergriffe auf Politiker gab, jedoch praktisch nie gegen die körperliche Integrität.

 Auch am Montag wird der   gewalttätige Angriff   auf SVP-Nationalrat Hans Fehr vom Freitagabend heftig diskutiert. Nicht einig ist man sich über das Verhalten der Zürcher Stadtpolizei, hier gibt es sogar innerhalb der SVP unterschiedliche Haltungen. Auch wird Hans Fehr von einigen Personen vorgeworfen, dass es nicht sehr klug war, den Chaoten zu Fuss quasi "ins offene Messer" zu laufen. Beatrice Reimann, Co-Präsidentin der SP Stadt Zürich sagt dazu im "Tages-Anzeiger", dass man als Politiker wissen sollte, "dass man solchen politisch motivierten Ausschreitungen besser aus dem Weg geht".

 Häme lässt nicht auf sich warten

 Natürlich fehlte es am Wochenende auch nicht an Häme und unappetitlichen Äusserungen in einigen Internet-Foren, welche der SVP die Schuld für solche Übergriffe selbst zuschiebt, weil sie seit Jahren (verbal) auf den Mann spielt. Etwas differenzierter sagt es Politologe Adrian Vatter in der "Neuen Luzerner Zeitung". Er erwartet   , dass es im Wahljahr zwar heftige politische Auseinandersetzungen geben wird, weitere gewalttätige Übergriffe hält er hingegen eher für unwahrscheinlich.

 Vatter ist jedoch der Meinung, dass die zunehmende Polarisierung in der Schweizer Politik den Nährboden schaffe für solche Übergriffe wie auf Hans Fehr. Für den Politologen ist es kein Zufall, dass ein SVP-Politiker angegriffen wurde und kein Mann der Mitte. Denn: "Die SVP arbeitet mit Schwarz-Weiss-Mustern und versucht das Trennende zwischen der Bevölkerungsmehrheit und bestimmten Minderheiten herauszustreichen, ob bei ihren Plakaten oder ihren Auftritten".

 Auch Bundesräte sollen sich frei bewegen können

 Das offene System der Schweiz zeichnete sich bis anhin auch dadurch aus, dass sich Politiker - bis auf die Stufe Bundesrat - meist frei bewegen konnten, sei es im Amt oder in der Freizeit.   Personenschutz ist eher die Ausnahme als die Regel. Angriffe auf Politiker gab es zwar schon etliche, mit den Stiefeltritten gegen den Zürcher Nationalrat wurde eine bis anhin aber unbekannte Stufe erreicht. Dies zeigt auch ein kleiner, unvollständiger, Rückblick auf die letzten Jahre:

 ‹ul› ‹li›In der Nacht auf Montag, 27. Dezember 2010, wurden die Häuser von drei Winterthurer SVP-Politikern mit Sprayereien und Parolen verschmiert. Betroffen waren die Nationalräte Natalie Rickli und Jürg Stahl sowie alt Kantonsrat Rainer Heuberger.‹/li› ‹li›Am 23. Oktober 2009 trat Bundesrätin Doris Leuthard an der Käse-Olympiade in Saignelégier auf. Leuthard war damals noch Volkswirtschaftsministerin und damit für das Landwirtschaftsdossier zuständig. Um ihrem Zorn über die ihrer Ansicht nach verfehlte Landwirtschaftspolitik Luft zu verschaffen, warfen einige Bauern Stiefel Richtung Bühne. Leuthard wurde nicht getroffen, brach die Rede aber ab.‹/li› ‹li›Ende Februar 2008 wurde auf das Auto der Ehefrau des Zürcher SP-Regierungsrats Markus Notter ein Brandanschlag verübt. Der Schaden am Fahrzeug und Haus betrug etwa 100'000 Franken. Die Täter konnten nicht gefasst werden. Ein Bekennerschreiben stellte eine Verbindung zum "Öko-Terroristen" Camenisch her.‹/li› ‹li›Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf musste nach der Annahme ihrer Wahl als Bundesrätin während Wochen und Monaten heftige Anfeindungen erdulden. Weil es Todesdrohungen gegeben hatte, verzichtete sie im April 2008 auf eine Teilnahme am Zürcher Sechseläuten.‹/li› ‹li›Im Oktober 2007 wurde die grosse Wahlkampf-Veranstaltung der SVP in Bern von Chaoten   massiv gestört. Exponenten der Partei mussten von Bodyguards geschützt   werden. Während   Chaoten   in der Berner Innenstadt der Polizei ein Katz-und-Maus-Spiel lieferten, sind Teile der SVP-Infrastruktur auf dem Bundesplatz zerstört worden.   ‹/li› ‹li›Am 1. August 2007 detonierte nach der Bundesfeier auf dem Rütli ein Sprengsatz. Verletzt wurde   niemand, Bundesrätin Calmy-Rey war an der Feier dabei. Der Urheber der Tat konnte verhaftet werden. Es scheint sich um einen Einzeltäter zu handeln.‹/li› ‹li›Am 1. Mai 2006 trat Moritz Leuenberger an der Zürcher Mai-Feier auf. Er musste seine Rede aus Sicherheitsgründen abbrechen, weil linke Chaoten den Auftritt massiv störten. Unter anderem wurde auch Feuerwerk abgebrannt.‹/li› ‹li›In der Nacht auf den 7. August 1984 detonierte beim Haus des damaligen FDP-Bundesrats Rudolf Friedrich eine Bombe. Der Schaden blieb unter 20'000 Franken, verletzt wurde niemand. Das juristische Verfahren zog sich danach über Gebühr in die Länge. Ende Juli 1998 brannte das Winterthurer Wochenendhaus von Friedrich bis auf die Grundmauern nieder. Die Ermittler gingen von Brandstiftung aus.‹/li› ‹li›Im September 1984 gab es einen Anschlag auf das Haus der damaligen Zürcher SP-Regierungsrätin Hedi Lang. Sie kam mit den Schrecken davon. Möglicherweise stand der Anschlag im Zusammenhang mit dem Projekt Pöschwies.‹/li› ‹li›Auch die Entstehung des Kantons Jura war von Gewalt begleitet. Die Béliers als Jugendorganisation der jurassischen Separatisten verübten mehrere Sprengstoffanschläge und Brandstiftungen, holten Denkmäler vom Sockel und entwendeten symbolträchtige Gegenstände. 1993 verstarb ein Separatist in Bern, weil   ein Sprengsatz vorzeitig   detonierte.‹/li› ‹/ul›

 Politiker, die sich auf den unterschiedlichsten Stufen des Gemeinwesens engagieren und damit exponieren, können ein Lied davon singen, dass sie öfter Drohungen, Schmähbriefen und Beleidigungen in Kauf nehmen müssen. Von solchen Aktionen ist es aber doch noch einmal ein grosser Schritt zu einem gewalttätigen Übergriff wie demjenigen auf Fehr. Er ist letztlich auch ein Angriff auf das offene Schweizer Politsystem.

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NZZ 24.1.11

Säbelrasseln nach Attacke auf Fehr

 Gehässige Diskussion um Waffen

 -yr. · Der tätliche Angriff auf SVP-Nationalrat Hans Fehr vor der Albisgütli-Tagung am Freitagabend hat am Wochenende zu teilweise gehässigen Stellungnahmen geführt. Auf der Website von Indymedia heisst es in einem Kommentar zum Überfall auf Fehr, man habe zugeschlagen und "eigentlich gehofft, dass er dies nicht überlebt". Unterzeichnet ist der Beitrag mit "Revolutionärer Aufbau Schweiz". Wer im Internet nach dieser Organisation sucht, landet beim "Revolutionären Bündnis Zürich", das zur unbewilligten Demonstration aufgerufen hat. Im selben Kommentar heisst es weiter, eine mutige Genossin habe noch ihre Pistole auf seinen Kopf - jenen von Fehr - gerichtet.

 Hans Fehr sagte am Sonntagabend auf Anfrage, an eine solche Szene könne er sich nicht erinnern. Allerdings habe er tatsächlich Todesangst ausgestanden beziehungsweise befürchtet, invalid geschlagen zu werden. Einige Chaoten hätten blindwütig und mit dumpfer Brutalität auf ihn eingeprügelt, als er bereits am Boden lag. Als wundersame Rettung habe er das Eingreifen einiger unbekannter Frauen erlebt, welche die Schläger zum Aufhören bewogen hätten. Seine spontane Aussage, er hätte geschossen, wenn er eine Waffe bei sich gehabt hätte, wollte Fehr am Sonntag nur leicht relativieren. Er wisse nicht, wie er in dieser Extremsituation reagiert hätte, hoffe aber, er hätte zuerst in die Luft geschossen.

 Am Montag will Fehr Strafanzeige gegen Unbekannt einreichen. Neben den äusserlichen Schrammen sei bei einer Untersuchung im Triemlispital eine Rippenprellung diagnostiziert worden, die ihm vorderhand schmerzhafte Atembeschwerden bereite.

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Blick 24.1.11

Nach dem brutalen überfall auf SVP-Nationalrat Hans Fehr beim Albisgüetli

 Unterschätzt die Polizei die Gewalt der Links-Autonomen?

 Von  Jessica Francis

 Container anzünden war gestern. Chaoten in Zürich nehmen den Tod von Menschen in Kauf.

 Diese Nachricht schockiert die Schweiz. Links-Autonome verprügeln vor der Albisgüetli-Tagung der SVP Nationalrat Hans Fehr (64). Schlagen ihn mit Fäusten nieder, treten ihm mit Springerstiefeln ins Gesicht. Dass die Chaoten des Schwarzen Blocks gerne Farbbeutel werfen und Autos kaputt schlagen, überrascht niemanden mehr. Die Polizei war vorbereitet auf die unbewilligte Demonstration. Doch dieses Jahr setzen die Vermummten nicht nur Container in Brand. Dieses Jahr nehmen sie den Tod eines Menschen in Kauf.

 "Jetzt weiss ich, was Todesangst ist", sagt Fehr zwei Tage nach dem Angriff. Auf dem einschlägigen Forum "Indymedia.org" prahlen Linksextremisten mit ihrer Tat: "Fehr haben wir das Fürchten gelehrt (...) und gehofft, dass er dies nicht überlebt", schreibt der "Revolutionäre Aufbau Schweiz". Auch von einer Pistole ist die Rede, die auf den Kopf des Nationalrats gerichtet gewesen sei. Daneben steht: "Leider drückte die Schützin aber zu spät ab."

 Waffen hat Hans Fehr keine gesehen, doch er glaubt, dass die Mordabsichten ernst gemeint sind. "Sie schlugen mit dunkler Gewalt auf mich ein, sie wollten mich umbringen." Er kommt mit einer geprellten Rippe und einer Schramme an der Stirn davon.

 Unterschätzt die Polizei die Gewalt der Links-Autonomen? Kommandant Philipp Hotzenköcherle will Fehr keinen Vorwurf machen, dass er allein den Weg vom Auto zum Albisgüetli zurücklegen wollte. Er sagt aber: "Es wäre zumutbar gewesen, dass Nationalrat Fehr die 117 angerufen oder sich bei einem Polizisten erkundigt hätte, ob es sicher sei, dort durchzulaufen. Jeder Polizist hätte ihm abgeraten." Die Polizei gäbe jedem Parlamentarier Personenschutz.

 Weil Fehr spät dran ist, parkiert er beim Strassenverkehrsamt und passiert den Mob auf der gegenüberliegenden Seite der Üetlibergstrasse. Kein Polizist bemerkt den Überfall.

 Personenschutz lehnt Fehr strikt ab: "Der Staat muss den Schutz in der Schweiz gewährleisten. Personenschutz ist realitätsfremd. Die Schweiz ist ein freies Land." Trotz des brutalen Angriffs würde er noch einmal genau gleich handeln.

 Für den Zürcher SVP-Generalsekretär Yves Gadient ist klar: "Für die nächste Albisgüetli-Tagung muss die Stadtpolizei das Sicherheitskonzept auf dem öffentlichen Grund überdenken." Er bemängelt, dass die Polizei die Demonstranten vom Albisgüetli wegtrieb, auf die eintreffenden Gäste zu. "Das hätte sie vorhersehen müssen."

 Was macht Hotzenköcherle? "Wir warten die Anzeige von Herrn Fehr ab und hoffen, dass sich Zeugen melden."

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Kommentar

 Verprügelter Demokrat

 Clemens Studer  Stv. Chefredaktor

 clemens.studer@ringier.ch

 Hans Fehr spult jährlich Zehntausende von Autokilometern herunter. Er kämpft in Sälen für seine Überzeugungen, er lehrt in Säli andere ihre (und seine) Meinung in Leserbriefen kundzutun. Er verteilt Flugblätter und sammelt Unterschriften für Initiativen und Referenden. Der SVP-Mann geht keiner politischen Diskussion aus dem Weg und meidet kein Podium mit politischen Gegnern. Von ihm sind keinerlei Anbiederungen an die anti-demokratische Rechte bekannt.

 Kurzum: Hans Fehr ist ein Direkt-Demokrat wie aus dem Staatskunde-Buch.

 Am Freitagabend wurde Hans Fehr zusammengeschlagen. Noch als er am Boden lag, traten "Revolutionäre" auf ihn ein.

 Wer nach diesem Vorfall als Erstes darüber schwadroniert, ob allenfalls das Opfer nicht doch selber schuld sein könnte, hat nichts begriffen von demokratischen, auch harten demokratischen Auseinandersetzungen.

 Dies trifft auf den Zürcher Polizeikommandanten Philipp Hotzenköcherle genauso zu wie auf Hans Grunder, Ex-Parteikollege von Fehr und jetziger BDP-Präsident.

 Denn Hotzenköcherle irrt, wenn er meint, ein demokratisch gewählter Politiker müsse sich bei der Notruf-Nummer melden, wenn er eine Parteiveranstaltung besuchen will.

 Und Grunder vertut sich, wenn er den Angriff "missbilligt, auch wenn die SVP oft unter der Gürtellinie provoziert".

 Es ist ganz einfach: Wer Demokraten verprügelt, greift die Demokratie an!

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SVP-Nationalrat verprügelt

 "Gewalt ist nie eine Lösung!"

 Die Attacke der Zürcher Autonomen auf SVP-Nationalrat Hans Fehr bietet viel Diskussionsstoff.

 Ich denke selber links und mag das Trio infernale Mörgeli, Schlüer und Fehr nicht riechen. Trotzdem legitimiert das niemanden, körperliche Gewalt anzuwenden und vor allem, sich noch damit zu brüsten. Das ist reine Dummheit. Auf der anderen Seite erntet die SVP immer mehr das, was sie sät. Und das ist vor allem Hass.
 Daniel Nater, Wiesendangen ZH

 Wurden diese kriminellen Vermummten verhaftet? Wenn nein, wieso nicht? Dies müssen die bürgerlichen Politiker angehen. Wenn das Vermummungsgesetz rigoros durchgesetzt wird, dann sind die Extremen viel netter, weil schnell identifizierbar.
 Theo Zimmermann, Luzern

 Wo war denn das Massenaufgebot der Polizei? Diese ist scheinbar unfähig, fünfzig Demonstranten zu verjagen - das gibt zu denken.
 Turi Gubler, Zürich

 Leider geht es vielen so. Mein Sohn wurde an einem Gymerfest von hinten angegriffen und zusammengeschlagen. Er hat bis heute gesundheitliche Folgeschäden. Hier muss die Politik endlich handeln; auch die Linke muss nun politisch reagieren. Mein Sohn hat niemanden provoziert. Fehr hingegen provoziert mit seinen Aussagen in der Presse dauernd und hat somit einen Anreiz für die Gewaltaktion mitverursacht. Er sollte seine Verhaltensweisen gelegentlich überdenken.
 Fredy Wymann, Bern

 Wer Hass und Intoleranz sät, wird Hass und Intoleranz ernten.
 Heinz Kremsner, Zumikon ZH

 Als überzeugte Links-Wählerin bin ich schockiert über solche Aktionen. Wer Gewalt einsetzt, ist einfach strohdumm und schadet der eigenen Seite. Es sind Grundwerte der Schweiz, dass jeder für seine Meinung einstehen kann und sei sie noch so falsch. Dass man andere Meinungen mit Gewalt zu unterdrücken versucht, ist daneben.
 Diana Stutz, Wetzikon ZH

 Gute Besserung, Herr Fehr! Und Danke an die Idioten für die gute Werbung zugunsten der SVP - die nächsten Wahlen kommen schon bald!
 Christian Bernhardt, Läufelfingen BL

 Solche Typen müssten ins Zeughaus gesperrt werden, nicht die Armeewaffe. Dort könnten sie mit der Faust Waffen reinigen, statt reinzuhauen.
 Thomas Sinner, Strengelbach AG

 Versuchen jetzt die Linken und Gutmenschen, auf diese Art auf Stimmenfang zu gehen? Oder versuchen sie nun Menschen, die anders denken, solcherart einzuschüchtern? Gewalt ist nie eine Lösung.
 Lori Jud, Zürich

 Es ist ein Justizskandal erster Güte: Linksautonome können bieten, was sie wollen, sie bleiben unbehelligt. Wären es Rechtsradikale (die ebensolche Deppen sind) gewesen, würde mit aller Härte vorgegangen und ermittelt.
 Rolf Gurtner, Münsingen BE

 Wie viele Menschen werden grundlos zusammengeschlagen? Und gemacht wird nichts. Jetzt ist das Opfer ein Politiker - und plötzlich erwachen genau diejenigen, denen solche Fälle sonst am Arsch vorbeigehen.
 Peter Kälin, Seewen SZ

 Die Linksautonomen beschimpfen gerne jeden, der nicht ihre Meinung teilt, undifferenziert als "Fascho". Aber die wahren Faschos sind sie selber. Demokratie und andere Meinungen zählen bei diesen armseligen Kreaturen rein gar nichts.
 Simon Vonlanthen, Zürich

 Das war ja das Schöne in der Schweiz: Sogar Bundesräte konnten ohne Schutz auf der Strasse gehen. Nun müssen sich Nationalräte mit Bodyguards umgeben, bald auch Gemeinderäte und alle, die gegen die Linken sind.
 Ueli Kaiser, Gasel BE

 So kann es nicht weitergehen. Sowohl Linke als auch Rechte schüren Gewalt und Hass. Die Schweiz war mal ein friedliches Land und jetzt verletzen die einen mit Fäusten und die anderen mit Worten.
 Eric Baumgartner, Lupsingen BL

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Aargauer Zeitung 24.1.11

Polizei wehrt sich gegen Vorwürfe von Hans Fehr

 Prügel-Attacke Der SVP-Nationalrat kritisiert lasche Umsetzung des Vermummungsverbot und fordert nationales Gesetz

Sarah Weber

 Der Zürcher SVP-Nationrat Hans Fehr lässt sich nicht unterkriegen. Ihm gehe es nach der Prügel-Attacke vor dem Albisgütli vom Freitag wieder bestens: "Ich lasse mich doch von diesen Chaoten nicht ins Bockshorn jagen", sagte er gestern der az. Fehr wehrt er sich: Nebst einer Strafanzeige, die Fehr heute einreicht, will er auch politisch handeln. "Ich fordere ein nationales Vermummungsverbot", bestätigt der Zürcher eine Meldung des "SonntagsBlicks". Weiter fordert er, dass die Polizei bei unbewilligten Demonstrationen schneller einschreitet und konsequent handelt: "Wenn die Polizei einen dieser Chaoten verhaftet, dann muss die Maske runter und es braucht ein Schnellverfahren vor Gericht."

Fehr will ein nationales Vermummungsverbot, obwohl im Kanton Zürich bereits ein kantonales Vermummungsgesetz besteht. Das Problem: Das Verbot werde nicht umgesetzt, ärgert sich Fehr. Und macht dafür den Zürcher Polizeivorsteher Daniel Leupi (Grüne) verantwortlich.

 Verhaften für Vermummung

 "Das Vermummungsverbot anlässlich einer unbewilligten Demo kann nicht immer umgesetzt werden", entgegnet René Ruf, Sprecher der Stadtpolizei Zürich. "Bei einer Vermummung handelt es sich um eine Übertretung, ähnlich einer Parkbusse", sagt René Ruf. "Dafür kann man noch niemanden verhaften." Aber: Werden vermummte Personen anlässlich einer unbewilligten Demo verhaftet, wird der Verstoss gegen das Vermummungsverbot zusätzlich angelastet, so Ruf weiter. Aber gerade im Winter sei es umstritten, was alles unter Vermummung laufe oder als Schutz gegen die Kälte gelte. Zum Angriff auf Hans Fehr sind die Ermittlungen am laufen.

 Unterstützung aus allen Parteien

 Trotz der Schwierigkeiten bei der Umsetzung stossen die Forderungen des SVP-Nationalrats nach einem nationalen Verbot bei den Mitgliedern der Staatspolitischen Kommission auf Zustimmung. "Ich unterstütze ein Vermummungsverbot", sagt FDP-Nationalrat Philipp Müller. Nur müsse man die Leute aktiver verhaften und nicht einfach auseinander treiben, so Müller. "Das braucht genügend Polizeikräfte, die man bei angekündigten Demonstrationen wie am Freitag auch mobilisieren soll", sagt Müller.

 Ähnlich tönt es bei der CVP: Nationalrätin Ruth Humbel (AG) befürwortet Fehrs Idee. Sie fordert zudem höhere Strafen: "Wenn die Vermummung härter sanktioniert würde, schreckt das ab und die Hemmschwelle zum Randalieren wird möglicherweise höher", so Humbel. Die Polizei müsse die Umsetzung eines Vermummungsverbots bewältigen können, findet Humbel. Weiter: "Gesetze ohne die konsequente Umsetzung bringen nicht viel." Ähnlich tönt es auf linker Seite. "Solche Attacken sind gegen unse- re Demokratie", sagt SP-Nationalrat Andy Tschümperlin. Demonstrationen müssten so ablaufen, dass man mit seinem Gesicht hinstehen kann, sagt der Schwyzer. Darum unterstützt er die Forderung von Fehr. Trotzdem will er nicht alle in denselben Topf werfen. "An vielen Demonstrationen sind es nur wenige, die ihre Aggressionen gewalttätig ausleben", so Tschümperlin. Denn: "Es gab am Freitag auch Demonstranten, die sich schützend vor Fehr stellten, und das ist ein gutes Zeichen."

 Silvia Schenker, Basler SP-Nationalrätin, ist aber von Fehrs Idee nicht überzeugt: "Ich glaube nicht, dass ein Vermummungsverbot das Problem löst. Diese Leute hätten das auch sonst gemacht." Schenker verurteilt die Attacke: "Es ist stossend, was Hans Fehr passiert ist." Und sie ärgert sich: "Es ist absolut kontraproduktiv, weil die Täter Fehr so zum Opfer gemacht haben, und das ist nicht klug."

 "Überflüssige Forderung"

 Unnötig hält Fehrs Forderung auch SVP-Ständerat Maximilian Reimann: "Die Forderung ist überflüssig", sagt Reimann. Er verweist auf die Aargauer Standesinitiative "Nationales Verhüllungsverbot". Diese wurde letzte Woche von der Staatspolitischen Kommission des Ständerats abgelehnt. Reimann hofft nun, dass nun der Entscheid umgestossen wird. Das Geschäft kommt in der Frühlingssession in den Ständerat.

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 Das sagen die Demonstranten

 Auf der Website indymedia.org publizierten die Demonstranten eine Erklärung zur Attacke auf den SVP-Nationalrat Hans Fehr: "Auf seiner Seite der Barrikaden steht der rechte Hardliner Fehr an vorderster Front bei der Durchsetzung von immenser Gewalt von oben gegen unten." Doch der Tenor der Kommentare zur Erklärung war eindeutig: Die Gewalt sei Gratispropaganda für die SVP und schade der Aktion. Die Attacke wird als "feige" und "kontraproduktiv" bezeichnet. Auch von Eisenstangen und einer Pistole beim Angriff war die Rede. Es ist aber unklar, ob diese Informationen richtig sind. Die Website-Administratoren wurden deshalb im Forum aufgefordert, provokative Einträge zu löschen, um der Sache nicht weiter zu schaden. (swe)

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Kommentar

 Verbot ist der falsche Weg

Sarah Weber

 Die gewalttätige Attacke auf den Zürcher SVP-Nationalrat Hans Fehr ist inakzeptabel. Wie auch Bundesrätin Micheline Calmy-Rey kurz nach dem Angriff sagte: In unserer Demokratie soll mit Worten gekämpft werden und nicht mit Faustschlägen. Denn: Auch wer auf der politischen Bühne mit seinen Aussagen polarisiert und provoziert, hat diese gewalttätige Antwort in keiner Art und Weise verdient.

 Nun hat sich Hans Fehr bereits vom ersten Schreck erholt, reicht Strafanzeige ein und stellt politische Forderungen: Fehr plädiert für ein nationales Vermummungsverbot. Damit will er gewalttätigen Demonstranten wie jenen, die ihn am Wochenende verprügelten, an den Kragen.

 Dass der SVP-Nationalrat nach seinem Schreckenserlebnis nicht untätig bleibt, ist verständlich. Ebenfalls, dass er nach diesen Vorfällen mit seiner Forderung in allen Parteien auf breite Zustimmung stösst. Niemand hat Verständnis für Gewalt und teure Sachschäden von vermummten Radikalen.

 Nur: Der Kanton Zürich kennt bereits ein solches Vermummungsverbot - und Nationalrat Hans Fehr wurde trotzdem zum Opfer. Auch gelingt es trotz Vermummungsverbot selten, die Täter für Sachbeschädigungen zur Kasse zu bitten. Das Problem ist also kaum ein fehlendes nationales Verbot, sondern dessen konsequente Umsetzung.

 Es spricht für die Schweiz, dass sich Politiker unbehelligt im öffentlichen Raum bewegen können. Dieser Angriff auf Fehr hat erschreckt. Aber als Antwort Verbote zu fordern, welche die Probleme nicht lösen können, macht wenig Sinn und ist kontraproduktiv.

 sarah.weber@azmedien.ch

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Landbote 24.1.11

Fehr verlangt politische Unterstützung

 Karin Landolt

 zÜRICH. Nach der Attacke von linken Extremisten auf den Zürcher SVP-Nationalrat Hans Fehr am vergangenen Freitag brüsten sich Autonome im Internet mit der Tat. Bei der Stadtpolizei Zürich ist man der kritischen Ansicht, Fehr sei auf seinem Weg zur Albisgüetli-Tagung "sehr mutig gewesen, so nahe an den Demonstranten vorbeizulaufen".

Fehr, der einen starken Schlag am Kopf und eine Rippenprellung erlitt, nimmt im Interview Stellung. Er fordert "politischen Sukkurs", wenn es darum gehe, das Vermummungsverbot und Schnellgerichte einzuführen und Schläger in sofortigen Gewahrsam zu nehmen. Dass die Attacke, die als Angriff auf die Politik der SVP zu verstehen ist, einen Einfluss auf das Abstimmungsresultat der Waffeninitiative haben könnte, sei durchaus möglich, sagt Fehr. "Sie wird wohl uns Gegnern zusätzliche Stimmen bringen." (kal) Seite 3

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"Demonstrantinnen boten mir Schutz"

 Karin Landolt  INTERVIEW: KARIN LANDOLT

 ZÜRICH. Trotz ausgestandener Todesangst bei einer Attacke von Linksextremen am letzten Freitag lässt sich SVP-Nationalrat Hans Fehr nicht einschüchtern.

 Wie geht es Ihnen?

 Hans Fehr: Es geht mir gut. Ich spüre zwar Schmerzen beim Atmen, weil meine Rippen durch einen Schlag auf die Brust geprellt sind, und muss darum Schmerzmittel nehmen. Aber ich war bereits am Wochenende wie gewohnt aktiv und gehe heute zur Arbeit. Eins ist klar: Ich lasse mich von diesem Gesindel sicher nicht unterkriegen.

 Im Internet prahlen die linken Aktivisten mit der Gewaltattacke gegen Sie.

 Das zeigt gerade, was das für Leute sind: beschränkt, gewalttätig und dumm. Das sind blindwütige Chaoten. Gegenüber solchen Leuten darf es nur eines geben: Nulltoleranz.

 Die Zürcher Stadtpolizei sagt, Sie seien etwas gar mutig gewesen, weil Sie auf dem Weg ins Albisgüetli so nahe an den Anti-SVP-Demonstranten vorbeigelaufen sind. Was sagen Sie dazu?

 Da versucht sich jemand herauszureden. Hätte ich denn über den Üetliberg marschieren sollen? Ich ging meinen Weg wie viele andere auch. Die Polizei war in Sichtweite. Ich konnte doch nicht erwarten, dass jemand zuschlägt. Plötzlich rief jemand "SVP, SVP - Fehr", dann spürte ich einen dumpfen Schlag am Kopf, dann weitere Schläge. Ich lag schon am Boden, als ich Schuhe oder Stiefel auf mich treten spürte. Ich hatte Todesangst.

 Was tat die Polizei in Sichtweite?

 Nichts. Irgendwann riefen ein paar schwarz gekleidete Frauen, die wohl auch zur Demogruppe gehörten: "Seid ihr wahnsinnig!" Sie bildeten einen schützenden Ring um mich. Dann hörte das Schlagen auf. Ich stand auf und lief los, hinauf zum Schützenhaus. Dort informierte ich Polizisten über den Vorfall. Die Täter aber blieben unbehelligt. Dass sich die Einsatztruppe in der Nähe des Tatorts nicht einmischte, will ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht verurteilen, das muss analysiert werden. Sie hatten ja einen anderen Auftrag, nämlich den Austragungsort zu beschützen.

 Werden Sie künftig vorsichtiger sein, wenn Sie sich im öffentlichen Raum bewegen?

 Ich werde gar nichts ändern. Natürlich sollte man sich nicht unnötig in Gefahr bringen. Doch ich meine, wir leben in einem sicheren Land, wo sich jeder frei bewegen kann. Ich erwarte vom Staat, dass er diese Sicherheit durchsetzt. Und ich erwarte, dass sich die linken Parteien unmissverständlich von dieser Tat distanzieren. Solche Gewalttaten dürfen nicht toleriert werden.

 SP-Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey hat den Angriff scharf verurteilt. Linke Politiker sind hoffentlich kaum dagegen, wenn die Polizei gegen Gewalt vorgeht?

 Aber wir brauchen auch ihren Sukkurs, wenn wir im Parlament mit Vorstössen ein Vermummungsverbot fordern, wenn wir Schnellgerichte wollen und den sofortigen Gewahrsam von Schlägern.

 Glauben Sie, dass der Vorfall auch Einfluss auf das Abstimmungsresultat der Waffeninitiative haben wird?

 Das weiss ich nicht. Aber wenn er Einfluss hat, dann wohl eher zugunsten der Initiativgegner, also vor allem zugunsten der SVP.

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St. Galler Tagblatt 24.1.11

Zur Sache

 Vermummten steht der Sinn nicht nach Politik

 Die Folgen des Angriffs von vermummten Chaoten schmerzen das Opfer, SVP-Nationalrat Hans Fehr, wohl noch einige Tage. Die Partei und auch Fehr selbst werden aber bald auch aus dieser Episode Kapital schlagen können.

 Für die feige Attacke gibt es nicht den Hauch einer Legitimation. Auch wenn Fehr ein Züsler und die Ausländerhetze der Auns-Galionsfigur unappetitlich ist. Auch wenn es dumm war, den Vermummten direkt in die Arme zu laufen. Fehr hat als freier Bürger das Recht, diesen Weg zum SVP-Hochamt im Albisgüetli zu nehmen; intelligenter wäre es gewesen, den Angreifern die Chance auf den Rechtsbruch nicht zu geben. Fehr dagegen bedauert bezeichnenderweise, dass er nicht selbst an der Gewaltspirale drehen konnte, weil er keine Waffe dabei hatte.

 Welche Gesinnung steckt unter den schwarzen Kapuzen, die am Wochenende auch an der Anti-WEF-Demo in St. Gallen zum Bild gehörten? Es greift zu kurz, den Schwarzen Block und seine Mitläufer einfach als "Linke" zu bezeichnen. Schweizer Linke neigen dazu, den Sozialismus romantisch zu verklären, sie tun dies in aller Regel aber friedlich. Die Linke würde sich deshalb einen Gefallen tun, wenn sie sich dauerhaft von den Chaoten distanzierte. Die nämlich haben offenbar keine Gesinnung, zu der sie stehen könnten und die eine politische Auseinandersetzung lohnten. Es handelt sich ganz banal um Kriminelle, deren Delikte mit dem Strafgesetzbuch geahndet werden könnten. Ein Ärgernis, dass dies kaum geschieht.

 Philipp Landmark

 p.landmark@tagblatt.ch

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NLZ 24.1.11

Polizeischutz bei Polit-Anlässen
 
Albisgüetli-Attacke

mm. Nach dem Übergriff auf den SVP-Nationalrat Hans Fehr fordern Experten, dass solche Anlässe künftig besser geschützt werden. "Bei gewissen Veranstaltungen wie am Albisgüetli könnte man künftig einen Treffpunkt für Politiker und Prominente ausmachen", sagt der Luzerner Sicherheitsexperte und CVP-Nationalrat Pius Segmüller. Unter Polizeischutz könnten die Politiker dann zum Gebäude gelangen. Auch Politologe Adrian Vatter regt an, dass bei Polit-Anlässen, bei denen Demonstrationen zu befürchten sind, künftig grössere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Vatter sagt, die derzeitige Polarisierung der Politik begünstige es, dass es zu Attacken wie jüngst auf Fehr komme.

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"Die Polarisierung schafft den Nährboden"
 
Albisgüetli

Interview Hans-Peter Hoeren

 Rechte und linke Politiker seien eher von Attacken bedroht als jene der Mitteparteien, sagt Politologe Adrian Vatter. Einen stärkeren Personenschutz für Politiker lehnt er gleichwohl ab.

 Interview Hans-Peter Hoeren

 nachrichten@luzernerzeitung.ch

 Adrian Vatter, die Übergriffe auf SVP-Nationalrat Hans Fehr haben die Schweiz schockiert. Müssen wir uns im Wahljahr vermehrt auf solche Vorkommnisse einstellen?

 Adrian Vatter*: Das glaube ich nicht. Der Albisgüetli-Fall ist etwas Aussergewöhnliches. Wir werden in diesem Jahr heftige politische Auseinandersetzungen erleben, aber weitere gewalttätige Übergriffe auf Politiker halte ich für eher unwahrscheinlich.

 Was macht Sie da so sicher?

 Vatter: Gewalttätige Auseinandersetzungen gibt es in einer Demokratie zwar immer wieder. Auseinandersetzungen zwischen Rechts- und Linksradikalen sind auch in der Schweiz nicht neu, zum Beispiel in Bern, Lausanne oder Zürich. Aussergewöhnlich ist, dass ein einzelner Politiker zur Zielscheibe der Gewalt geworden ist. Ich gehe aber davon aus, dass das ein Einzelfall bleibt.

 Können bekannte Politiker künftig noch ohne Personenschutz öffentlich auftreten?

 Vatter: Dass man beispielsweise einem Bundesrat auf der Strasse in Bern oder auch im Zug öffentlich begegnen und ihn ansprechen kann, gehört zum Selbstverständnis unseres politischen Systems, das von unten gewachsen ist. Das ist eine äusserst hohe Qualität der schweizerischen politischen Kultur gegenüber dem Ausland. In unserem Milizsystem gibt es keine Kaste der Berufspolitiker, der Bürger ist Politiker. Deshalb ist die Nähe des Bürgers zu den politischen Eliten eng. Würde ein umfassender Personenschutz eingeführt, würde diese Bürgernähe der Politik stark einbüssen.

 Aber gibt es denn nicht Situationen, in denen man prominente Schweizer Politiker künftig besser schützen sollte?

 Vatter: Es mag allenfalls einzelne Anlässe geben, zum Beispiel bei Staatsbesuchen. Vielleicht sollte man künftig bei jeder Albisgüetli-Tagung oder anderen Veranstaltungen, bei denen Demonstrationen zu befürchten sind, grössere Sicherheitsvorkehrungen treffen. Dass aber künftig jeder Parlamentarier mit Bodyguards herumläuft, würde dem Selbstverständnis der Schweizer Politik diametral widersprechen. Die Bürgernähe ist eine Qualität unseres politischen Systems, die wir beibehalten sollten.

 Gibt es das sonst noch irgendwo in Europa, dass Regierungsmitglieder ohne Personenschutz auskommen?

 Vatter: Bei Ländern von der Grösse der Schweiz gibt es das nicht. Da sind wir eine Ausnahmeerscheinung.

 Inwieweit könnten die Übergriffe auf Hans Fehr Ausdruck eines veränderten politischen Klimas sein?

 Vatter: Die Schweizer Politik hat sich immer ausgezeichnet durch machtteilende Institutionen wie Konkordanz, Föderalismus, das Proporzwahlsystem und das breit abgestützte Aushandeln von politischen Lösungen und Kompromissen. Hier hat es in den letzten Jahren Risse in den politischen Institutionen gegeben, sowohl im Bundes- als auch im Nationalrat. Es gibt in beiden Institutionen eine relativ schwache Mitte und starke Pole. Im Nationalrat wurden beispielsweise lange beratene Vorlagen durch Allianzen von SP und SVP abgeschmettert. Die zunehmende Polarisierung in der Schweizer Politik schafft den Nährboden für solche Übergriffe wie am vergangenen Freitag auf Hans Fehr.

 Es hat bereits beim Abstimmungskampf um die Ausschaffungsinitiative Übergriffe auf die SVP gegeben. Was sind die Gründe?

 Vatter: Die SVP arbeitet mit Schwarz-Weiss-Mustern und versucht das Trennende zwischen der Bevölkerungsmehrheit und bestimmten Minderheiten herauszustreichen, ob bei ihren Plakaten oder ihren Auftritten. Insofern ist es sicher kein Zufall, dass ein SVP-Politiker angegriffen wurde und kein Mann der Mitte. Gewalt gegen Politiker scheint eher ein Phänomen des linken und des rechten Spektrums zu sein. Es gab in den 80er-Jahren beispielsweise eine Reihe Sprengstoffanschläge in der Schweiz, in einigen Fällen waren SP-Politiker die Opfer. Zum Beispiel die Zürcher Regierungsrätin Hedi Lang. In den letzten Jahren wurde beispielsweise der Gewerkschafter und SP-Nationalrat André Daguet tätlich angegriffen.

 Stärkt die Attacke vom Freitag die Position der SVP im Wahljahr?

 Vatter: Zu einem gewissen Grad ist das Wasser auf die Mühlen der SVP. Die Sicherheit ist ein Kernthema der Partei. Sie kann jetzt optimal ihre Position in die öffentliche Diskussion einbringen. Meiner Meinung nach wäre eine sicherheitspolitische Diskussion aber verfrüht. Man sollte den Übergriff als Einzelfall betrachten, ohne daraus politische Schlüsse zu ziehen.

 Sie haben die stärkere Polarisierung als möglichen Nährboden für den Übergriff bezeichnet. Welche Lehren sollte die Politik daraus ziehen?

 Vatter: Unsere Politik des gegenseitigen Anhörens und Aushandelns sollte wieder stärker in den Vordergrund treten und nicht das gegenseitige Desavouieren. Gewalt kann nicht der Preis für eine immer grössere Polarisierung sein.

 * Adrian Vatter (45) ist Professor für Schweizer Politik an der Universität Bern.

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 Polizei-Chef kritisiert die SVP

 Albisgüetli-Attacke

 hoe. Zwischen der Polizei und der SVP ist ein Streit über das Sicherheitskonzept an der Albisgüetli-Tagung vom vergangenen Freitag entbrannt. Kurz vor der Veranstaltung war SVP-Nationalrat Hans Fehr von Linksautonomen tätlich angegriffen worden. "Die Polizei muss ihr Sicherheitskonzept auf dem öffentlichen Grund überdenken", forderte SVP-Generalsekretär Yves Gadient gestern auf der Internetseite "blick.ch". Die Polizei habe die Demonstranten vom Albisgüetli weggetrieben, die Gäste seien damit unweigerlich in die Arme der Linksautonomen gelaufen.

 Segmüller verteidigt die Polizei

 Das widerspricht diametral der Schilderung der Zürcher Stadtpolizei: Fehr hätte den Polizeinotruf 117 wählen und sich von der Polizei abholen lassen sollen, so Kommandant Philipp Hotzenköcherle gegenüber der "Sonntagszeitung". Die SVP habe keine Anfrage für Personenschutz gestellt, und die Polizei sei nicht informiert gewesen, dass ein SVP-Nationalrat alleine an den Linksautonomen vorbeimarschiere.

 Der Luzerner Sicherheitsexperte und CVP-Nationalrat Pius Segmüller ist überzeugt, "dass die Polizei ihre Aufgabe am Albisgüetli korrekt gemacht hat". Der Personenschutz sei nicht die Aufgabe der Polizei gewesen. Sie habe den Veranstaltungsort sichern sollen. "Bei gewissen Veranstaltungen wie am Albisgüetli könnte man künftig einen Treffpunkt für Politiker und Prominente ausmachen", schlägt Segmüller vor. Die Betroffenen könnten dann unter dem Schutz der Polizei in das Gebäude gehen.

 Auch SP Opfer von Chaoten

 Laut SVP-Parteipräsident Toni Brunner haben Übergriffe auf Personen und Einrichtungen der SVP zugenommen. Bereits bisher habe die SVP mehrere zehntausend Franken für Sicherheitsvorkehrungen ausgegeben, nun werde der entsprechende Budgetposten nochmals um bis zu 30 000 Franken erhöht, sagte Brunner der "Sonntagszeitung".

 Laut Generalsekretär Thomas Christen wird auch die SP immer wieder Opfer von gewalttätigen Übergriffen. "Am Albisgüetli waren die gleichen Chaoten aus der Zürcher Szene am Werk wie am 1. Mai bei unseren Kundgebungen", sagte Christen auf Anfrage. Die Autonomen könnten nichts mit den etablierten Parteien anfangen. Der Übergriff auf Hans Fehr habe nichts mit der politischen Auseinandersetzung zu tun.

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 Attacken auf Schweizer Politiker

 Chronologie

 red. 21. Januar 2011: SVP-Nationalrat Hans Fehr (Zürich) wird am Rande der Albisgüetli-Tagung von Linksautonomen zusammengeschlagen. Er verletzt sich am Kopf und muss ins Spital.

 Dezember 2010: SVP-Nationalrätin Natalie Ricklis Haus wird mit einer Hassparole beschmiert. Farbanschläge gibt es auch bei SVP-Nationalrat Jürg Stahl und alt-SVP-Kantonsrat Rainer Heuberger.

 23. Oktober 2010: CVP-Bundesrätin Doris Leuthard wird an einem Anlass im Jura von Bauern mit Stiefeln beworfen. Sie muss ihre Rede abbrechen.

 März 2010:CVP-Nationalrat Jakob Büchler (St. Gallen), SVP-Ständerat Hannes Germann (Schaffhausen) und FDP-Nationalrat Christian Lüscher (Genf) werden schriftlich auf übelste Weise beschimpft, nachdem die Tierschutzanwalt-Initiative abgelehnt wurde.

 April 2008: Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (BDP) reist nicht nach Zürich ans Sechseläuten, obwohl sie dies vorhatte. Sie erhielt ernsthafte Todesdrohungen.

 Oktober 2007: Bundesrat Christoph Blocher (SVP) und seine Frau müssen an einer SVP-Kundgebung in Bern von Bodyguards abgeschirmt werden. Hunderte Chaoten stören die Kundgebung der SVP.

 1. August 2007: SP-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey ist an der Rütlifeier. Kurz danach detoniert dort ein Sprengsatz, der im Boden vergraben war.

 1. Mai 2006: SP-Bundesrat Moritz Leuenberger muss am Tag der Arbeit von Bodyguards von einem Rednerpult weggebracht werden, weil vermummte Linksautonome den Anlass massiv stören.

 1. August 2005: SVP-Bundesrat Samuel Schmid wird von 700 Rechtsextremen auf dem Rütli mit persönlichen Beleidigungen niedergeschrien.

 April 2004: FDP-Bundesrat Pascal Couchepin wird im Tessin bei einem Anlass der Handelskammer von Malern und Gipsern beschimpft und mit Bier übergossen.

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20 Minuten 24.1.11

Prügel-Opfer Fehr wehrt sich gegen Kritik von Stapo

 ZÜRICH. Der Kommandant der Stadtpolizei kritisiert SVP-Nationalrat Hans Fehr, der vor der Albisgüetli-Tagung verprügelt wurde. Dieser weist den Vorwurf als "lachhaft" zurück.

 "Es war sehr mutig von Herrn Fehr, so nahe an den Demonstranten vorbeizulaufen - wir können nicht auch noch allfällige VIPs erkennen und Schutz bieten", kritisierte Stapo-Kommandant Philipp Hotzenköcherle in Medienberichten SVP-Nationalrat Hans Fehr (64). Dieser war am Freitag vor der Albisgüetli-Tagung von Linksautonomen spitalreif geprügelt worden. Hotzenköcherle sagte weiter: "Er hätte besser die 117 angerufen und sich abholen lassen." Fehr findet dies "lachhaft" und sagt zu 20 Minuten: "Das wäre überhaupt nicht situationsgerecht gewesen - im weiteren Umkreis standen viele Polizisten und die Lage schien mir unproblematisch." Daher habe er wegen der Demo die letzten 300 Meter bis zum Schützenhaus wie andere auch zu Fuss absolviert. "Herr Hotzenköcherle muss sich ja rechtfertigen", sagt Fehr und fordert, dass man den Einsatz überprüft. "Die Polizisten vor Ort haben gute Arbeit geleistet, aber bei der Taktik seitens Polizeiführung gibt es Verbesserungspotenzial."

 Das sieht der Stadtzürcher SVP-Fraktionschef Mauro Tuena gleich: "Die Führung, namentlich der grüne Polizeivorsteher Daniel Leupi, muss über die Bücher gehen." Abgesehen davon sei der Vorschlag von Hotzenköcherle, die 117 zu wählen, absurd: "Nähme mich wunder, wie das herausgekommen wäre, wenn alle VIPs die Polizei als Chauffeur benötigt hätten."

Roman Hodel

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BZ 24.1.11

Attacken auf die SVP

 AnschlägeDass SVP-Nationalrat Hans Fehr von Linksautonomen verprügelt wurde, war nur ein Beispiel von Attacken gegen die SVP.

 Zu einer Körperverletzung kam es mit dem Angriff auf Hans Fehr am Freitagabend zum ersten Mal. Aber in der Vergangenheit - vor allem seit dem Ja zur Ausschaffungsinitiative Ende November 2010 - hat die SVP immer wieder Angriffe erlebt. Generalsekretär Martin Baltisser führt eine lange Liste mit Beispielen von "Ereignissen gegen die Meinungs- und Versammlungsfreiheit".

 In den Räumen des SVP-Generalsekretariats im Berner Länggassquartier wird seit Wochen hinter mit Brettern zugenagelten Fenstern gearbeitet. Dies, weil laut Baltisser die Storen bei mehreren Anschlägen beschädigt und die neuen noch nicht geliefert worden seien.sgsSeite 15

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Attacken gegen die SVP häufen sich

 Svp SchweizDass der Zürcher SVP-Nationalrat Hans Fehr am Freitag von Linksautonomen verprügelt wurde, war nur ein Beispiel für gewalttätige Aktionen gegen die Partei. Im Generalsekretariat in Bern sind die Fenster seit Wochen verbarrikadiert.

 Für SVP-Politiker ist es zuweilen nicht mehr gemütlich in der Schweiz. Das erlebte der Zürcher Nationalrat Hans Fehr, als er am vergangenen Freitag auf dem Weg zur Albisgüetli-Tagung von Linksautonomen attackiert und verprügelt wurde. Doch das ist nur der unrühmliche Höhepunkt einer ganzen Reihe ähnlicher Vorfälle. "Übergriffe auf Personen und Einrichtungen der SVP haben zugenommen", sagte Parteipräsident Toni Brunner gegenüber der "SonntagsZeitung". Generalsekretär Martin Baltisser führt eine ganze Liste mit "Ereignissen gegen die Meinungs- und Versammlungsfreiheit". Sie beginnt mit einer Delegiertenversammlung, die 2006 im Jura nicht stattfinden konnte, enthält die Wahlveranstaltung vom Oktober 2007, die auf dem Bundesplatz im Chaos endete, erwähnt Farbanschläge auf das Generalsekretariat und Vandalismus gegen SVP-Plakate.

 Seit letztem November scheint die Partei gar nicht mehr zur Ruhe zu kommen: Veranstaltungen wurden gestört oder verhindert, die Nationalratsmitglieder Jürg Stahl und Natalie Rickli erlebten an ihrem Zuhause Vandalismus und Sprayereien, Parteisekretariate wurden besetzt oder zugemauert, und das Generalsekretariat in Bern wurde mehrmals attackiert: In der Nacht nach dem Ja zur Ausschaffungsinitiative wurden Scheiben eingeschlagen und Storen beschädigt. In der Neujahrsnacht ging noch mehr kaputt. Seit Wochen arbeitet der Generalsekretär ohne Tageslicht. Mehrere Büros im Länggassquartier sind mit Brettern verbarrikadiert. "Weil die neuen Storen noch nicht geliefert wurden", so Baltisser.

 Baltisser erwartet, dass die Behörden "solche Vorfälle thematisieren und entschieden dagegen auftreten". Im Fall von Hans Fehr sei richtig reagiert worden, sagt er, aber als der SVP-Parteitag in Lausanne im Dezember wegen Drohungen linker Kreise nicht habe stattfinden können, hätten die Behörden dies bloss halbherzig verurteilt "oder gar gebilligt". "Wir müssen zu unsere Kultur der Meinungs- und Versammlungsfreiheit Sorge tragen", warnt Baltisser.

 "Aufruf zur Vernunft"

 Auch die Jungfreisinnigen des Kantons Bern fordern in einer Pressemitteilung ein "konsequentes Vorgehen" gegen die Schläger. Wie jede andere Partei habe "auch die SVP ein Recht auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäusserung". Gleichzeitig warnen die Jungfreisinnigen: "Die immer wieder auftretenden Verleumdungs- und Hasskampagnen der politischen Parteien sind ein Nährboden für Gewalt." Ihren "Aufruf zur Vernunft" richten sie vorab an SVP und SP.

 Auch andere sehen in der SVP und ihren Exponenten keine unschuldigen Opfer. Der Berner Kommunikationsberater Mark Balsiger sagte am Samstag auf TeleBärn: Im Wissen um die Demonstration hätte Fehr in Begleitung zur Veranstaltung gehen müssen. Balsiger schliesst nicht aus, dass Fehr mit einer Attacke gespielt habe, "im Wissen darum, dass es ihm nützt, wenn er angegriffen wird".

 Susanne Graf

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telezueri.ch 23.1.11

Kein Verständnis
Prügelopfer Fehr wehrt sich gegen Kritik von Polizei
http://www.telezueri.ch/index.php?id=6820&show_uid=9210&yyyymm=2011.01&cHash=9b1533f551

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telezueri.ch 22.1.11

Angriff auf Hans Fehr
Trotzdem spricht Polizei von "perfektem Einsatz"
http://www.telezueri.ch/index.php?id=6820&show_uid=9209&yyyymm=2011.01&cHash=b005ef84cd

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jsvpbern.ch 21.1.11

Junge SVP ist entsetzt über das feige Attentat auf Nationalrat Hans Fehr!

Autor: Junge SVP Kanton Bern
Datum: 21.01.2011

Die Junge SVP des Kantons Bern ist entsetzt über das feige und brutale Attentat auf den verdienten Zürcher Nationalrat Hans-Fehr anlässlich der Albisgüetli-Tagung.

Einmal mehr offenbart sich das hässliche und immer noch gerne unterschätzte Gewaltpotential der linksextremen Szene. Die Täter sind zur Rechenschaft zu ziehen und mit der ganzen Härte des Gesetzes zu bestrafen. Ebenso sind die Organisatoren der Demonstration, welche nicht die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben, zur Verantwortung zu ziehen.

Die an der Albisgüetli-Tagung anwesende Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey verurteilte das Attentat mit deutlichen Worten. Das ist erfreulich. Umso skandalöser ist aber die "Analyse" des Journalisten und Kommunikationsberaters Mark Balsiger. Gegenüber "Telebärn" nannte er Nationalrat Hans-Fehr einen "Brandstifter" und machte ihm den Vorwurf, das Attentat nachgerade provoziert zu haben. Balsiger will dabei explizit nicht ausschliessen, dass Fehr es gesucht habe, zusammengeschlagen zu werden, um dann davon profitieren zu können.

Derartige fiese und niederträchtige Unterstellungen haben in einem zivilisierten Land nichts zu suchen. Balsiger macht das Opfer zum Täter.

Er fördert mit seinen pietätlosen Anschuldigungen genau jene Vergiftung des politischen Klimas, welche er selbst beklagt. Als Kommunikationsberater sollte er eigentlich besser wissen, wie man den richtigen Ton trifft.

Die JSVP verlangt von Mark Balsiger eine deutliche Entschuldigung. Zudem muss Balsiger damit rechnen, für seine Aussagen wegen übler Nachrede angezeigt zu werden.


Für weitere Informationen:
Grossrat Erich Hess, Präsident JSVP Bern, Telefon 079 328 77 86
Stadtrat Patrick Freudiger, Vizepräsident JSVP Bern, Telefon 079 723 29 52

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telezueri.ch 21.1.11

Albisgüetli-Tagung
So metzget sich Micheline Calmy-Rey
http://www.telezueri.ch/index.php?id=6820&show_uid=9208&yyyymm=2011.01&cHash=40499c2bc0

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BOMBEN-STIMMUNG
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Blick 24.1.11

Links-Autonomer nach Brandanschlag auf die Hardbrücke verhaftet!

 So knapp entging Zürich einer Katastrophe

 Wie gefährlich die Autonomen sind, zeigt der Anschlag auf die Zürcher Hardbrücke. BLICK enthüllt Hintergründe.

 Die Hardbrücke ist eine der wichtigsten Verkehrsschlagadern Zürichs. Sie führt über das gesamte Gleisfeld des Hauptbahnhofs. Stürzt die Brücke ein oder wird sie instabil, hätte das gravierende Auswirkungen auf den Zugsverkehr in der halben Schweiz.

 Auf diese Brücke wurde am 18. September ein Anschlag verübt. Die Polizei ist extrem zurückhaltend mit Informationen.

 Anfang Januar teilte sie mit, die Brandstiftung habe einem Schweizer (33) nachgewiesen werden können. Einem Mann, der aus der Hausbesetzerszene polizeilich bekannt sei.

 Das Motiv? Offiziell nicht bekannt. "Der Beschuldigte verweigerte bislang jegliche Aussage", so die Polizei. Er verhält sich also so, wie das politische Aktivisten von den Terroristen gelernt haben.

 Beim am 15. Dezember Verhafteten handelt es um den Linksaktivisten Steven J.* (33). Der grossgewachsene Mann mit der Filzlocken-Frisur lebte bis zu seiner Verhaftung in einer Wohngemeinschaft mit zwei Frauen. An der Hardstrasse, nur wenige Gehminuten vom Tatort entfernt. "Was für eine Dummheit, so nahe bei seinem Wohnort Feuer zu legen", erklärte ein ehemaliger Hausbesetzer gegenüber BLICK.

 Steven J. versteuerte 2009 ein Einkommen von 20 000 Franken. Vermögen hat er keines. Er scheint also offenbar keiner geregelten Arbeit nachzugehen.

 In der Nacht auf Samstag, 18. September, begab er sich auf die Brücke. Er brach einen Baustellentank auf, steckte einen Schlauch rein und liess Diesel auslaufen.

 "Auf dem Schlauch fanden die Spezialisten offenbar seine DNA - vom Ansaugen", verrät ein Insider BLICK. Die DNA konnte zugeordnet werden, weil Steven J. wegen früherer Untaten bereits in der DNA-Datenbank registriert war.

 Steven J. entzündete den Diesel. Weil das brennende Öl auch ins Innere der Brücke lief, wurden teure Installationen zerstört. "Hätte die Brandhitze noch höhere Temperaturen erreicht, wären Teile der Brücke instabil geworden oder hätten einstürzen können", so ein Bauingenieur.

 Steven J. hat Freunde, die mit Öko-Terroristen sympathisieren. Mit Leuten, die hinter dem Anschlag auf das IBM-Nanotechnologie-Labor in Rüschlikon ZH stecken. Mit denen sich die Urheber der Briefbomben-Anschläge von Rom solidarisieren. In der Szene wird Steven J. "S." genannt. Auf "Indymedia.org" forderten seine Gesinnungsgenossen "Freiheit für S.".

 Zum Hardbrücken-Anschlag hat es ein Bekennerschreiben gegeben. "Erstens muss sie weg für eine schöne Stadt - zweitens zur Unterstützung im Kampf gegen die Bonzen für folgende Menschen: Billy, Costa, Silvia und Marco - Hungerstreik in den Knästen", heisst es. Billy, Costa und Silvia sitzen wegen des IBMAnschlags. Marco ist der Öko-Terrorist Marco Camenisch.

 Staatsanwalt Markus Fasano bestätigt: "Wir klären ab, ob der mutmassliche Täter in einem Zusammenhang zur Sympathisantenszene des missglückten Anschlages auf die IBM steht."

 Anwalt von Steven J. ist Marcel Bossonet. Er verwies auf das Anwaltsgeheimnis und beantwortete die Fragen von BLICK nicht.

Viktor Dammann

 *Name der Redaktion bekannt

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GEFANGENE
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Indymedia.ch 25.1.11

Marco Camenisch erneut verlegt

AutorIn : knast-soli         
    
Marco Camenisch erneut verlegt

Der anarchistische Gefangene wurde vor kurzem zum zweiten Mal innert einem halben Jahr verlegt. Diesmal nach Lenzburg im Aargau. Der Grund dafür bleibt unklar. Sicher ist: Verlegungen sind für Gefangene ein grosser Stress - neue Situation, neues Regime, neue Schikanen. Marco braucht unsere Solidarität! Er sitzt seit fast 20 Jahren als ungebrochener politischer Gefangener.

Schickt ihm Soligrüsse:
Marco Camenisch
Justizvollzugsanstalt Lenzburg
Postfach 75
5600 Lenzburg

Für eine Gesellschaft ohne Knäste
Freund/innen und Unterstützer/innen von Marco Camenisch, Januar 2011
 knast-soli@riseup.net

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ANTI-WEF
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sf.tv 26.1.11

Angriff auf Hochschule St. Gallen angekündigt

sda/stom

 In einem Mail an die Pendlerzeitung "20 Minuten" haben WEF-Gegner am Morgen einen Angriff auf die Hochschule St. Gallen (HSG) angekündigt. Sprengstoff-Spezialisten der Polizei entfernten einen Gegenstand an einem Gebäude der Versicherung Helvetia nahe der HSG.

 Hans-Peter Eugster, Sprecher der St. Galler Kantonspolizei, bestätigte entsprechende Berichte in den Online-Ausgaben von "20 Minuten" und des "St.Galler Tagblatt". Zahlreiche Mitarbeiter der Helvetia wurden evakuiert.

 Ob es sich beim verkabelten Kartonrohr, das an einem Bürofenster der Helvetia angebracht wurde, tatsächlich um einen Sprengsatz handelte, wird laut Eugster von Fachleuten untersucht. Eugster nimmt an, dass die WEF-Gegner das Versicherungsgebäude mit der Hochschule verwechselten.

 Das 41.World Economic Forum (WEF) findet vom 26. bis 30. Januar in Davos GR statt.

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20min.ch 26.1.11

St. Gallen: WEF-Gegner hatten die HSG im Visier

 Anti-Wef-Aktivisten haben einen bombenähnlichen Gegenstand an eine Fassade der Helvetia-Versicherung geklebt. Ihr Ziel war eigentlich die benachbarte Uni St. Gallen.

 Schon wieder Bombenalarm in St. Gallen: Die Polizei hat heute morgen in einem Nebengebäude der Helvetia-Versicherungen nahe der Uni St. Gallen einen bombenähnlichen Gegenstand entdeckt. 15 Polizisten rückten aus, sperrten Strassen und evkuierten einen Teil des Gebäudes. Polizeisprecher Hans-Peter Eugster gibt bereits Entwarnung: "Der Gegenstand wurde unschädlich gemacht". Ob es sich um einen scharfen Sprengsatz handelt, will Krüsi nicht sagen.

 Der Gegenstand hatte die Form einer Kartonröhre und war mit gelbem Klebband an der Scheibe vor einem Büro befestigt. Zudem war er verkabelt. Wie 20 Minuten Online weiss, fiel dem Büroinsassen der Gegenstand erst auf, nachdem ihn der Hauspöstler darauf aufmerksam gemacht hatte. Die Sprengexperten haben das Kabel durchtrennt und untersuchen nun den Inhalt des Gegenstands.

 Im falschen Gebäude platziert

 Im Gegensatz zu anderen Bombendrohungen scheint die Täterschaft in diesem Fall klar zu sein: Es dürfte sich um linksradikale Anti-WEF-Gegner handeln. Ein Bekennerschreiben liegt 20 Minuten Online vor. "Pünktlich zur Eröffnung des Weltwirtschaftsforums in Davos haben wir mit einer Rackete die Kaderschmiede des Kapitals (HSG) in St. Gallen angegriffen", heisst es im Schreiben.

 Anscheinend haben die Täter einen Fehler gemacht: Anstatt im Gebäude der Helvetia-Versicherung wollten sie den Gegenstand in der Uni St. Gallen platzieren - und haben das Gebäude verwechselt. (job)

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Indymedia.ch 26.1.11

WEF: Angriff gegen Uni St. Gallen (HSG) ::

AutorIn : Revolutionäre Perspektive

In der Nacht vom 25.01.2011 auf den 26.01.2011, pünktlich zur Eröffnung des Weltwirtschaftsforums in Davos haben wir mit einer Rackete die Kaderschmiede des Kapitals (HSG) in St. Gallen angegriffen.

Die Universität St. Gallen ist die Kaderschmiede des Schweizer Kapitals. Hier, am beschaulich-bonzigen Rosenberg werden seit mehr als 100 Jahren die zukünftigen Bosse geschult und für das Auspressen der ArbeiterInnen fit getrimmt. Denn auch das Ausbeuten und Unterdrücken will gelernt sein, die HSG bietet dafür zahlreiche Studiengängen in den Bereichen Unternehmensführung, Recht und Management an.

Der sogenannte "HSG-Alumni-Beirat" - ein Uni-Beirat von HSG-AbsolventInnen - vereint ein illustres Spektrum des Schweizer Finanz- und Industriekapitals: Unter anderen amtet Raymond J. Bär darin. Er leitet die Privatbank Julius Bär, die all den Geschäften gerne nachkommt, die sogar den Grossbanken Credit Suisse und UBS zu dreckig sind. Stefan Borgas, ein weiteres Mitglied des Beirats ist CEO des Chemie- und Pharmaunternehmens Lonza, das durch seine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen von sich reden gemacht hatte, von den ArbeiterInnen aber zurückgedrängt wurde. Neben weiteren VertreterInnen aus Freisinn (Otto Ineichen), Medien und Industrie- und Finanzkapital gehört auch Franziska Tschudi von der Wicor AG mit zum HSG-Beirat. Tschudi ist eine der wenigen Frauen im "Club zum Rennweg", einem Bonzenclub mit Sitz an der Fortunagasse in Zürich, der aus ausgesuchten CEOs, Medienunternehmern und Politikern zusammengesetzt ist. Tschudi ist nicht die einzige im Club zum Rennweg, die an der HSG studiert hat. Zahlreiche Mitglieder des Bonzenclubs kennen sich von ihrem Studium am St. Galler Rosenberg, so auch die Gründungsmitglieder Thomas Ladner und Pascal Forster. Die Ausbildung der zukünftigen Bonzen funktioniert an der HSG also ausgezeichnet.

Dass die Bonzen das an der HSG gelernte auch vorzüglich umzusetzen verstehen, kriegen immer mehr Menschen zu spüren: Sei es, dass ihre Arbeitsplätze in Billiglohnländer verlagert werden. Sei es, dass ihre Löhne sinken, während sie immer länger arbeiten müssen. Sei es, dass immer mehr Errungenschaften der ArbeiterInnenbewegung in der Mobilisierung von rechts oben wieder angegriffen und zum Teil auch erfolgreich abgeschafft werden. Die "Themenführerschaft" in "Themen von sozialer, politischer und wirtschaftlicher Relevanz", die die HSG anstrebt, bedeutet für die Mehrheit der Menschen, dass der Klassenkampf von oben - durch die HSG sogar vermeintlich wissenschaftlich begründet - immer stärker und einschneidender geführt wird. Denn der Club zum Rennweg in Zürich, die Kaderschmiede Universität St. Gallen und das World Economic Forum in Davos dienen schlussendlich dem selben Ziel: Die Bonzen zusammenzubringen und trotz aller Widersprüche und Konkurrenz untereinander neue Strategien für die weitere Ausbeutung und Unterdrückung der ArbeiterInnenklasse zu entwickeln und sich selbst weiterhin fette Profite auf Kosten der Mehrheit der Menschen zu sichern.

Der "Themenführerschaft" der HSG, die schlussendlich nichts als eine vermeintlich wissenschaftliche Grundlage der Ideologie der Bourgeoisie schafft, stellen wir den Klassenkampf von unten und die Perspektive einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung gegenüber. Der Angriff auf die Universität St. Gallen stellt einen weiteren Beitrag im Widerstand gegen das Jahrestreffen des WEF in Davos dar. Die Bonzen treffen sich nicht nur alljährlich im gut abgeriegelten Davos oder in verschlossenen Hinterzimmern: sie sind samt ihrer Ideologie das ganze Jahr über überall präsent. Greifen wir sie an!

Für eine revolutionäre Perspektive!

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Indymedia 26.1.11

Demo in Davos bewilligt ::

AutorIn : Wipe out WEF         
Quelle: http://www.suedostschweiz.ch/zeitung/die-wef-kritiker-können-wieder-protestieren
    
Wie aus dem Artikel zu lesen ist, wurde die Demo nun vom kleinen Landrat genehmigt. Wie zu erwarten war, führt die Demoroute nicht wie gewünscht auf der Promenade nach Davos Dorf, sonder wie die letzten Jahre über die Talstrasse. In diesem Jahr mit einem Novum. Die Demoroute über die Talstrasse führt direkt am neuen Haupteingang des Kongresshaus vorbei.
Genau dort wurde auch einer von drei Zwischenhalte genehmigt.

Gemeinsam nach Davos! WIPE OUT WEF!
SA 29.11.11 14Uhr
Rathaus Davos Platz

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Südostschweiz 26.1.11

Die WEF-Kritiker können wieder protestieren

 Die Davoser Grüne Partei und die Juso Davos können ihre Demonstration gegen das World Economic Forum (WEF) durchführen. Die Gemeinde Davos hat gestern das entsprechende Gesuch bewilligt - allerdings nicht die gewünschte Route.

 Von Béla Zier

 Davos. - Diesen Samstag, 29. Januar, kann im Landwassertal mit behördlicher Erlaubnis gegen das WEF protestiert werden. Der Davoser Kleine Landrat hat an seiner gestrigen Sitzung nach Rücksprache mit der Kantonspolizei Graubünden das entsprechende Demonstrationsgesuch bewilligt. Als Organisatoren treten die Grüne Partei Davos und die Davoser Regionalgruppe der Juso auf.

 Die von den Demo-Veranstaltern beantragte Route für den Protestmarsch, der über die Promenade und somit direkt am Kongresszentrum vorbeigeführt hätte, wurde analog zu den Vorjahren wiederum nicht bewilligt. Das teilte die Gemeinde Davos mit. Stattfinden kann die Demonstration auf derselben Strecke wie bereits 2010 und in den Jahren zuvor. Dieses Mal allerdings mit dem Novum, dass die Kundgebung am neuen Haupteingang des Kongresszentrums vorbeiführen wird.

 Protest beim Haupteingang

 Die Demo beginnt um 14 Uhr beim Rathausplatz in Davos Platz und wird anschliessend via Bahnhof Platz über die Talstrasse zum Bahnhof nach Davos Dorf führen. Der Abschluss des Protestes wurde auf 17 Uhr festgelegt.

 Während der Kundgebung sind insgesamt drei Zwischenhalte für Reden eingeplant. Ein Marschhalt in der Nähe des Haupteingangs zum Kongresszentrum ist bewilligt.

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Das "Vehgatter" steht wieder bereit

 Fideris. - Die Kontrollschleuse in Fideris kann während des diesjährigen World Economic Forum (WEF) kurzfristig in Betrieb genommen werden. Personenkontrollen gibt es am Samstag, sollte die Sicherheit am Jahrestreffen in Davos gefährdet sein.

 Wird der von WEF-Gegnern als "Vehgatter" bezeichnete Sicherheitsposten aktiviert, müssen Passagiere der RhB den Zug verlassen, die Kontrolle passieren und 300 Meter bis zum Anschlusszug zu Fuss gehen. Die Reise von Landquart nach Davos verlängere sich dadurch um etwa 40 Minuten, teilten SBB und RhB mit.

 Einschränkungen aus Sicherheitsgründen kann es auch im Bahnverkehr nach Davos via Filisur geben. Je nachdem fahren die Züge am Samstag nur bis Davos Glaris und nicht bis Davos Platz oder Dorf. Ansonsten verkehren die Züge während des WEF nach Fahrplan. (sda)

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20 Minuten 26.1.11

Anti-Wef-Demo bewilligt

 DAVOS. Wenn Klaus Schwab ruft, kommen sie alle: der britische Premierminister David Cameron, Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon oder Opernsänger José Carreras. Am Flughafen Kloten stehen etliche Flugzeug-Spotter, die hoffen, spektakuläre Flieger der Promis vor die Linse zu kriegen. Doch nicht alle erfreuen sich an den illustren Gästen. Wie der Davoser Landschreiber Michael Straub bestätigt, wurde die Anti-Wef-Demonstration am Samstag bewilligt. "Wir sind zuversichtlich, dass es eine gesittete Demonstration geben wird", sagt Straub. Dies, obwohl die Route direkt am neuen Haupteingang des Kongresszentrums vorbeiführt. Auch die Kantonspolizei Graubünden steht bereit. Zusätzliche Sicherheitsmassnahmen wegen des Attentats auf den Flughafen Moskau gibt es keine, aber: "Wir analysieren die Lage laufend und träfen allenfalls alle nötigen Vorkehrungen", so Sprecher Thomas Hobi.

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NZZ 26.1.11

WEF-Kontrollen im Prättigau

 (sda) · Die Kontrollschleuse in der Prättigauer Gemeinde Fideris kann während des diesjährigen World Economic Forum (WEF) kurzfristig in Betrieb genommen werden. Personenkontrollen gibt es am Samstag, sollte die Sicherheit am Jahrestreffen in Davos gefährdet sein. Die Fahrgäste der Rhätischen Bahn (RhB) müssten dann den Zug verlassen, die Kontrolle passieren und 300 Meter bis zum Anschlusszug zu Fuss gehen. Die Fahrt nach Davos verlängerte sich dadurch um etwa 40 Minuten.

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Basler Zeitung 26.1.11

Die "Festung Davos" ist bereit

 Stacheldraht, Zäune, Sandsäcke und die Armee - 2500 Vertreter aus Wirtschaft und Politik wollen beschützt werden

 Daniel Schindler, Andreas Schwander, Davos

 Helikopterlandeplätze, Eisenbahn-linien, Wasserversorgung - die wichtige Infrastruktur wird in den kommenden Tagen am WEF von Angehörigen der Armee geschützt.

 Wenn die Helikopter der Armee nachts im Tiefflug über ihren lauschigen Weiler donnern, minutenlang über einem Punkt schweben und mit Scheinwerfern den Boden absuchen, schläft garantiert niemand mehr in Davos Laret. Kontrolliert wird etwa die eiserne Brücke der Rhätischen Bahn über einen Bach oder ein unscheinbares Holzhäuschen, in dem sich eine Trafostation der Elektrizitätswerke Davos befindet; immer wieder, Tag und Nacht.

 Fünf Polizisten waren vor 25 Jahren für die Sicherheit am World Economic Forum (WEF) verantwortlich. Damals ärgerten sich lokale Politiker über die Gelder und es gab im Bündner Kantonsparlament missmutige Vorstösse wegen der Kosten. Heute unterstützen rund 4000 Armeeangehörige die lokale Polizei. Mehr als 90 Prozent seien Milizangehörige, sagt Divisionär Jean-Marc Halter, Chef Führungsstab der Armee. Die WK-Soldaten sind verantwortlich für Bewachung, Überwachung und Sicherung von Energie- und Wasserversorgung, die Strecke der Rhätischen Bahn und nicht zuletzt Helikopterlandeplätze. Zahlreiche Gäste ersparen sich die eher mühsame Strasse. Doch auch der Luftraum über Davos wird überwacht. So müssen sämtliche Flüge vorher angemeldet werden und die Piloten haben sich bis zu drei Tage vorher zu akkreditieren. Überdies fliegt die Schweizer Luftwaffe Überwachungsflüge nicht nur mit Helikoptern, sondern auch mit Kampfflugzeugen.

 Panzerverkehr

Von den Soldaten sah man gestern noch nicht allzu viel. Zwar stillten gleich hinter Landquart drei Piranha-Schützenpanzer der Armee ihren Dieseldurst an einer Shell-Tankstelle, doch am Kontrollpunkt in Fideris war noch nichts los und auch die Kontrolleure an der Davoser Gemeindegrenze winkten die Autos mit Schweizer Nummernschildern mehrheitlich durch, statt sie nach Waffen zu durchsuchen. Rund um das neu erweiterte Kongresszentrum ist dagegen die "Festung Davos" deutlich spürbar: Freundliche Polizisten aus allen Kantonen, Eisenzäune, behängt mit weissen Tüchern - doch bei genauem Hinsehen entdeckt man dahinter Stacheldrahtrollen. Insgesamt verbaute die Armee dieses Jahr rund 18 Kilometer Zaunelemente und 1000 Sandsäcke. Rund 2500 Vertreter aus Wirtschaft und Politik haben sich angemeldet, darunter Staats- und Regierungschefs, wie etwa die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel oder der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Und auch die Schweizer Regierung nutzt das WEF, um hier ihre Kontakte zu pflegen.

 Der russische Präsident Dmitri Medwedew wird wie geplant heute Abend seine Eröffnungsrede halten. Nach dem Terroranschlag am Moskauer Flughafen Domodedowo vom Montag hatte es noch geheissen, Medwedew würde seinen Besuch in Davos absagen. Laut Informationen des WEF wird Medwedew aber gleich wieder abreisen. Diverse Treffen seien abgesagt worden.

 Eines der Top-Themen am diesjährigen WEF ist die wachsende Armutsschere, die sich in den letzten zehn Jahren stärker denn je geöffnet hat - immer weniger Leute besitzen immer mehr. Dazu kommen die anderen latent wichtigen, aber nicht immer ernst genommenen Themen wie Klimawandel und Umweltschutz. Allerdings scheinen viele Forumsteilnehmer diese Ziele nicht wirklich in Verbindung zu setzen zum Helikopterverkehr und den vielen stark motorisierten offiziellen Limousinen, die mit übersetzter Geschwindigkeit von Klosters heranbrausen.

 Freie Pisten

Die Davoser Bevölkerung erträgt all den Lärm, die Einschränkungen, die Kontrollen und Absperrungen mit fatalistischer Gleichgültigkeit. Viele kleinere Geschäfte wie etwa Buchhandlungen oder Fotogeschäfte öffnen während der WEF-Woche gar nicht, weil ohnehin niemand etwas kauft - ausser in den Bijouterien. Besitzer und Angestellte gönnen sich dann oft ein paar freie Tage auf den Skipisten, denn da ist während des WEF ebenfalls wenig los.

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Tagesanzeiger 26.1.11

Kanton am "übelsten Konzern" des Jahres beteiligt?

 Zürich - Sechs Konzerne sind in der Endrunde für den Publikumspreis des "Public Eye Award", den die Erklärung von Bern und Greenpeace am Freitag am Rand des World Economic Forum (WEF) in Davos verleihen werden. Einer davon ist der Stromversorger Axpo, an dem der Kanton Zürich zusammen mit den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) mit 37 Prozent beteiligt ist. Mit den beiden SVP-Regierungsräten Ernst Stocker und Markus Kägi stellt der Kanton Zürich zwei Vertreter im Axpo-Verwaltungsrat.

 Die Vorwürfe der Erklärung von Bern und von Greenpeace wiegen schwer. Der Stromkonzern beziehe Uran aus der russischen Wiederaufbereitungsanlage in Majak, das neben Tschernobyl als verstrahltester Ort der Welt gelte. Diese Praxis habe der Stromkonzern jahrelang verschleiert. Die Axpo ihrerseits zeigt sich befremdet über die Nomination zum "übelsten Konzern" des Jahres. Den Vorwurf der Verschleierung weist sie zurück. Die hohen Belastungswerte würden aus Vorfällen in den 50er- und 60er-Jahren stammen; die Axpo kläre ab, ob die Grenzwerte heute eingehalten würden. Regierungsrat Kägi wird voraussichtlich im ersten Halbjahr nach Majak reisen, um die Lage vor Ort selber zu prüfen.

 Die Online-Abstimmung läuft bis morgen Donnerstag. Die Axpo steht derzeit an fünfter Stelle (3300 Stimmen). Spitzenreiter dieser Negativ-Rangliste war gestern Abend der finnische Energiekonzern Neste Oil (11 500), der unter der irreführenden Bezeichnung "Neste Green Diesel" europaweit Biodiesel aus Palmöl verkaufe - und so zur Zerstörung des Regenwalds beitrage.

 2010 kam Roche dran

 Die "Public Eye Awards" werden seit dem Jahr 2005 jeweils als Jury- und als Publikumspreis vergeben. Im vergangenen Jahr ging der Negativpreis an die Royal Bank of Canada (RBC) und an den Schweizer Chemiemulti Roche.(sth)

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Indymedia.ch 25.1.11

Smash Wef! ::

AutorIn : Revolutionäres Bündnis Zürich         

An der Demo vom Samstag in St. Gallen wurde ein Flyer mit folgendem Inhalt verteilt:     
    
SMASH WEF!
GEMEINSAM GEGEN DEN KAPITALISTISCHEN PROPAGANDAZIRKUS

Es gehört zu den Bewegungsgesetzen des Kapitals, dass es ständig in alle Lebensbereiche hinein expandiert. Wo es nur geht, wird Wert aus menschlicher Arbeitskraft und aus den natürlichen Ressourcen herausgepresst. Aktuell erleben wir in dieser Hinsicht weltweite Offensiven von gewaltigen Ausmassen: Die globalen industriellen Arbeitsmärkte werden immer aggressiver ausgebeutet, soziale Sicherungssysteme zur minimalen Armutsverwaltung reduziert. Daneben investieren private Firmen zunehmend in bislang staatliche Aktionsfelder, seien es soziale Vorsorge, Infrastruktur, Katastrophenhilfe oder die Bewachung des Eigentums. In letzter Konsequenz wird dabei auch der Krieg zum profitablen Geschäft von Söldnerfirmen.
Ein besonders hässliches Beispiel dieser gewaltsamen Verwertung ist die Privatisierung von Trinkwasser. Während Coca-Cola und Pepsi in Lateinamerika oder Indien riesige Mengen von Wasser aus dem Boden pumpen, so dass die Grundwasserspiegel dramatisch sinken und Plantagen und Brunnen austrocknen, treibt Nestlé im Verbund mit McKinsey und der Weltbank private Versteigerungsprogramme für Trinkwasser voran. Die aufs Trockene gesetzte Landbevölkerung soll also das Wasser zu unerschwinglichen Preisen von Privaten zurückkaufen.
Ob nun Softdrinkbetriebe den Kleinbauern das Grundwasser aus dem Boden pumpen; ob Luxushotel-Unternehmen mithilfe des Staates die FischerInnen von den Küsten Sri Lankas und Thailands vertreiben; ob in den USA reiche Stadtteile in privat verwaltete und bewachte Zonen umgebaut werden, während die Armenviertel daneben verelenden; die Privatisierungen setzen sich immer durch als Landnahme, Enteignung, Vertreibung. Mit der immer brutaleren Ausbeutung der Arbeitsmärkte wird jede soziale Sicherheit arbeitender Menschen zerstört, dazu ihre sozialen Beziehungen und ihre Gesundheit. Die Innovationen des Kapitals bedeuten gnadenlosen Klassenkampf von oben, zahllose Angriffe auf die Lebensbedingungen proletarischer Menschen.
Die Propagandisten in Davos versuchen der Welt diese zerstörerischen Offensiven als Fortschritt und schöpferisches Unternehmertum schmackhaft zu machen. Die Wasserprivatisierung verkaufen sie als Kampf gegen die "Verschwendung" von Trinkwasser, als verantwortungsvollen Akt der Ressourcenvorsorge. Die Privatisierung der militärischen Gewalt verkaufen sie als gemeinnützige Massnahme für die globale "Sicherheit". Zur Rechtfertigung der Ausbeutung verbreiten sie die immergleiche Ideologie der Konkurrenz und des Profitzwangs.
Die Schönbeter beim WEF können faseln soviel sie wollen; es bleibt offensichtlich, dass all die ökonomischen Strategien, die sie aushandeln, all ihre Ideologieoffensiven allein den Interessen der herrschenden Klasse und des Kapitals dienen. Lassen wir uns ihr widerliches Gesabber nicht gefallen. Kämpfen wir gemeinsam gegen die unerträgliche Propaganda des Kapitals

Von unten links gegen oben rechts: WEF angreifen!

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Blick am Abend 25.1.11

Kommt es in Davos zum nächsten Eklat?

 DEMONSTRATION

 Morgen startet in Davos GR das World Economic Forum (WEF). Das Treffen ist den Autonomen ein Dorn im Auge. Die WEF-Gegner rufen auf Indymedia.org für Samstag zu einer Demonstration in Davos auf. Ob die Demo wie in den letzten Jahren wieder bewilligt wird, entscheidet die Davoser Exekutive heute Nachmittag. Pikantes Detail: Die bisherige Strecke endet genau vor dem neuen Haupteingang des Kongresszentrums. Die Autonomen wissen, dass die Schneebälle nicht mehr auf den Vorplatz fliegen, "sondern an die Scheiben". Die Polizei gehe von einer friedlichen Demonstration aus, hat aber eine Eventualplanung gemacht, falls es anders kommen sollte, sagt Thomas Hobi, Sprecher der Kantonspolizei Graubünden. Am Samstag fand in St. Gallen eine Anti-Wef-Demo mit Schmierereien und einer Prügelei statt. sik

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Was war los an der Demo?

 VERWIRRUNG

 Erst hiess es am Samstag, die Anti-WEF-Kundgebung mit 200 Demonstranten in St. Gallen sei "weitgehend friedlich" gewesen. Tags darauf zählt das "Tagblatt" dann 400 Demonstranten. Die Stimmung sei "explosiv" gewesen. Auch die Polizei habe die Situation als "provozierend und aggressiv" wahrgenommen. Gestern zieht Polizei-Sprecher Lütolf beim TVO hingegen "eine positive Bilanz" der Demo. Was gilt jetzt? rrt

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nzz.ch 25.1.11

4000 Soldaten in der Festung Davos

 Armee unterstützt Bündner Kantonspolizei am Weltwirtschaftsforum

 Rund 4000 Armeeangehörige kümmern sich in Davos um die Sicherheit der Teilnehmer am diesjährigen World Economic Forum (WEF). Der Armee-Einsatz kostet rund 1,5 Millionen Franken.

 Das 41. Weltwirtschaftsforum findet vom 26. bis 30. Januar in Davos statt. Erwartet werden zahlreiche Grössen aus Politik und Wirtschaft - etwa die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel oder der französische Präsident Nicolas Sarkozy. Auch Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hat seinen Besuch angekündigt.

 Mehrere Grosskonzerne schicken ihre Führungskräfte an den Grossanlass. So viel Prominenz muss beschützt werden. Für deren Sicherheit ist neben den zivilen Behörden auch die Armee verantwortlich.

 Fast alles Milizsoldaten

 Die Verantwortung für deren Sicherheit in Davos und Umgebung liegt   in den Händen der Bündner Polizei. Rund 4000 Armeeangehörige unterstützen sie während des WEF - am Boden und in der Luft. "Davon sind über 90 Prozent Milizangehörige", sagte Divisionär Jean-Marc Halter, Chef Führungsstab der Armee, bei der Präsentation des Sicherheitsdispositivs. Die meisten Soldaten leisten ihren Einsatz im Rahmen eines Wiederholungskurses.

 Sie sind vor allem für die Bewachung, Sicherung und Überwachung von Objekten verantwortlich wie etwa Energie- und Wasserversorgung, die Strecken der Rhätischen Bahn oder die Helikopterlandeplätze. Um die Sicherheit zu gewährleisten, werden auch Zaunelemente von insgesamt 18 Kilometer Länge sowie 1000 Sandsäcke verwendet.

 Berufssoldaten werden nur für den Personenschutz vor Ort und bei den Zutrittskontrollen eingesetzt. "Am WEF selber sind keine Armeeangehörigem im Einsatz, die nicht eine Spezialausbildung haben", betonte Halter aber.

 Immer wieder Zwischenfälle

 Die Sicherung des Luftraums ist dagegen Sache der Armee. In Payerne sind dazu während des Grossanlasses elf FA/18 Kampfflugzeuge stationiert. Unterstützt werden sie von mehreren PC-7-Flugzeugen.

 Aus Sicherheitsgründen dürfen der Luftraum über Davos und die Flugplätze in der Region vom 25. Januar bis 31. Januar von der Zivilluftfahrt nur eingeschränkt genutzt werden.

 Flugzeuge, die unerlaubterweise in den Luftraum eindringen, werden von den Kampfflugzeugen abgefangen - was immer mal wieder vorkommt. 2009 wurden drei und 2010 zwei Fälle registriert.

 Maurer entscheidet im Ernstfall

 Kommt es jedoch zu einem Ernstfall, muss Verteidigungsminister Ueli Maurer über den Einsatz von Waffen entscheiden. Der Befehl für einen allfälligen Abschuss gelangt innerhalb weniger Sekunden zum Piloten.

 Unterstützung erhält die Schweiz bei der Luftraumüberwachung   vom benachbarten Ausland: Deutschland und Frankreich informieren die Schweizer Luftwaffe über ihre Lufträume, Österreich hat gar eigene Flugzeuge während des WEF im Einsatz.

 Neben der Sicherung der Luftraumes führt die Luftwaffe Überwachungsflüge und Lufttransporte zu Gunsten des Kantons Graubünden durch.

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Südostschweiz 25.1.11

Die Armee ist für das WEF gerüstet

 Die Armee hat gestern ihr Sicherheitsdispositiv für das World Economic Forum (WEF) in Davos vorgestellt. Dort stehen 4000 Armeeangehörige im Einsatz. Dieser kostet rund 1,5 Millionen Franken.

 Payerne/Davos. - Zum diesjährigen WEF werden zahlreiche Grössen aus Politik und Wirtschaft erwartet - etwa die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy. Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie der russische Präsident Dmitri Medwedew haben ihren Besuch angekündigt. So viel Prominenz muss beschützt werden. Für deren Sicherheit ist neben den zivilen Behörden auch die Armee verantwortlich.

 Rund 4000 Armeeangehörige werden während des WEF im Einsatz sein - am Boden und in der Luft. "Davon sind über 90 Prozent Milizangehörige", sagte Divisionär Jean-Marc Halter, Chef Führungsstab der Armee, gestern. Die meisten Soldaten leisten ihren Einsatz im Rahmen eines Wiederholungskurses. In erster Linie sind sie für die Bewachung, Sicherung und Überwachung von Objekten verantwortlich wie etwa die Energie- und Wasserversorgung sowie Verbindungen der Rhätischen Bahn und Helikopterlandeplätze.

 Verantwortung bei Bündner Polizei

 Berufssoldaten werden nur für den Personenschutz vor Ort und bei den Zutrittskontrollen eingesetzt. "Am WEF selber sind keine Armeeangehörigen im Einsatz, die nicht eine Spezialausbildung haben", sagte Halter. Der Einsatz der Armee am Boden ist jedoch nur subsidiär, die Verantwortung liegt bei der Kantonspolizei Graubünden.

 Hingegen obliegt die Sicherung des Luftraums alleine dem Militär. In Payerne (Waadt) sind dazu während des Grossanlasses elf FA/18-Kampfflugzeuge stationiert. Unterstützt werden sie von mehreren PC-7-Flugzeugen. Aus Sicherheitsgründen dürfen der Luftraum über Davos und die dortigen Flugplätze von heute Dienstag um 8 Uhr bis kommenden Montag, 31. Januar, spätestens um 18 Uhr von der Zivilluftfahrt nur eingeschränkt genutzt werden.

 Maurer entscheidet über Abschuss

 Flugzeuge, die unerlaubterweise in den Luftraum eindringen, werden von den Kampfflugzeugen abgefangen. Kommt es zu einem Ernstfall, muss Verteidigungsminister Ueli Maurer über einen Einsatz von Waffen entscheiden. Die Entscheidungskette dazu wurde für den Grossanlass reduziert, sodass innerhalb weniger Sekunden der Befehl zum Abschuss beim Piloten ist. (sda)

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WEF-"Vehgatter" wieder aufgebaut

 Die Kontrollschleuse in Fideris kann während des diesjährigen World Economic Forum (WEF) kurzfristig in Betrieb genommen werden.

 Fideris. - Wird der von WEF-Gegnern als "Vehgatter" bezeichnete Sicherheitsposten aktiviert, müssen Passagiere der Rhätischen Bahn (RhB) den Zug verlassen, die Kontrolle passieren und 300 Meter bis zum Anschlusszug zu Fuss gehen. Personenkontrollen gibt es am Samstag, sollte die Sicherheit am Jahrestreffen in Davos gefährdet sein.

 Die Reise von Landquart nach Davos verlängere sich dadurch um etwa 40 Minuten, teilten SBB und RhB am Montag mit.

 Beschränkungen aus Sicherheitsgründen kann es auch im Bahnverkehr nach Davos via Filisur geben. Je nach Situation fahren die Züge am Samstag nur bis Davos Glaris und nicht bis Davos Platz oder Dorf. Ansonsten verkehren die Züge von SBB und RhB während des diesjährigen WEF nach Fahrplan. (sda)

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Blick am Abend 24.1.11

5000 Soldaten am Wef

 DAVOS

 Die Armee setzt bis zu 5000 Soldaten für die Sicherheit rund um das Weltwirtschaftsforum Wef ein, das am Mittwoch beginnt. Verantwortlich ist die Armee vor allem für die Sicherheit im Luftraum. Dringt ein Flugzeug in den gesperrten Luftraum ein, kann Bundesrat Ueli Maurer über einen Waffeneinsatz entscheiden. Dazu hat er einen schwarzen Koffer dabei, das Verbindungs-Mittel in die Einsatz-Zentrale der Luftwaffe. Über diese Verbindung würde Maurer den Befehl zum Abschuss eines Terroristen-Flugzeuges geben. Der Einsatz der Armee verursacht Mehrkosten von 1,5 Millionen Franken.

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Indymedia 24.1.11

400 Personen an Anti Wef Demo in St.Gallen ::

AutorIn : No Wef         

Am Samstag dem 22.01.2011 Demonstrierten in St.Gallen 400 Personen gegen das WEF welches in Davos stattfindet.     
    
Um 14.00 startete die Demo gegen das WEF welches vom Anti WEF Bündnis St.Gallen organisiert wurde am Bahnhofsplatz, führte dann durch die Innenstadt von St.Gallen und am Schluss wieder zurück zum Bahnhof.

Die Demonstration zeigte sich von Anfang an kämpferisch. Auffällig war auch der grosse Revolutionäre Block welcher an der Spitze der Demo lief.

Während der Demo wurden mehrere Reden gehalten und es wurde noch ein Theater aufgeführt, Leuchtfackeln und Rauch zierten den Weg der Demonstration.

Den Kämpferischen Charakter der Demonstration sah man auch, als sich einige Neonazis an den Rand der Demo verirrten. Die beiden Nazis wurden verletzt, einer von ihnen wurde in Spital eingeliefert. In den Bürgerlichen Medien spricht man jedoch nur von zwei Passanten welche die Demonstrationsteilnehmer provoziert hätten. Anscheinend scheint es die Bürgerlichen Medien nicht zu Interessieren, dass es Nazis gewesen sind.

Die Polizei spricht von einer angespannten und aggressiven Stimmung in der Demo, da Flaschen und Schneebälle auf Polizisten geworfen wurden. Zudem hätten die Demonstrierenden Schaufenster und Fassaden mit Sprayereien und Klebern verschönert.
Sie glauben: "nur der ruhige und verhältnismässige Einsatz der Polizei habe Ausschreitungen verhindert".

Die Demo wurde um ca. 16.00 Uhr am Bahnhof St.Gallen aufgelöst.

Es wurde einmal mehr ein deutliches Zeichen gegen das WEF sowie die Kapitalistischen Verhältnisse gesetzt.

Kämpfen wir weiter gegen WEF und Kapital !

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St. Galler Tagblatt 24.1.11

WEF-Demo mit 400 Teilnehmern

 St. Gallen. 400 Globalisierungsgegner haben am Samstagnachmittag an einer von der Polizei bewilligten Anti-WEF-Demonstration in St. Gallen teilgenommen. Der Marsch aus Protest gegen das World Economic Forum (WEF), das Ende Januar in Davos GR stattfindet, verlief aus Sicht der Nachrichtenagentur SDA weitgehend friedlich, während die Stadtpolizei mitteilte, die Stimmung am Umzug sei "provozierend und aggressiv" gewesen. (red.)

 Schauplatz Ostschweiz 40

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400 protestieren gegen WEF

 400 Personen haben am Samstag in St. Gallen lautstark gegen das WEF demonstriert. Beim Umzug durch die Innenstadt kam es zu einer Prügelei, zudem wurden Schaufenster verschmiert.

 Yvonne Bugmann

 St. Gallen. Sie sind schon von Weitem hörbar, die rund 400 teils vermummten Demonstranten, die am Samstagnachmittag durch die St. Galler Innenstadt ziehen. Sie skandieren Sprüche wie "W-E-F, Mördertreff", schlagen auf Pauken, zünden Leuchtpetarden und, dem Geruch nach, Stinkbomben. Die vordersten Demonstranten tragen ein grosses schwarzes Transparent: "Den Kapitalisten die Zukunft nehmen - WEF zerschlagen" steht drauf.

 Eskortiert werden die Gegner des Weltwirtschaftsforums, das diese Woche wieder in Davos stattfindet, von ein paar wenigen Polizisten. Einige Passanten bleiben stehen, betrachten die meist jugendlichen Demonstranten kopfschüttelnd, andere bringen sich schleunigst in Sicherheit. Ladenbesitzer eilen aus ihren Geschäften und tragen ihre auf den Gassen stehenden Anzeige-Tafeln und Waren ins Innere.

 Passanten verprügelt

 Wie explosiv die Stimmung ist, wird auf dem Bärenplatz deutlich. Während einer Ansprache springen plötzlich etwa ein Dutzend Männer aus dem Umzug die Marktgasse hinunter und attackieren zwei Männer. Wie Journalisten vor Ort sagen, hat eines der Opfer die Demonstranten provoziert. Einer der Männer wird offenbar verletzt und muss sich in Spitalpflege begeben, wie die Stadtpolizei später mitteilt.

 Auf der Umzugsroute pappen die Demonstranten Kleber auf Fassaden, verschmieren Schaufenster. Im Eingang des UBS-Gebäudes zünden die Kapitalismus-Gegner eine grüne Rauchpetarde und werfen Schneebälle gegen Polizisten. Einen Sprayer kann die Polizei später anhalten.

 Friedlich oder aggressiv?

 Während sowohl die Nachrichtenagentur sda als auch eine private Fotoagentur von einer - weitgehend - friedlichen Demonstration sprechen, sieht dies die Stadtpolizei anders. Die Stimmung sei während des ganzen Umzugs "provozierend und aggressiv" gewesen, die Teilnehmenden hätten die Sicherheitskräfte mit Schneebällen und Flaschen beworfen. Der ruhige und verhältnismässige Einsatz der Polizei habe jedoch Ausschreitungen verhindert, heisst es in der Mitteilung.

 Mit Schneebällen beworfen wurden auch drei Karaoke-Sänger, die zur Melodie von "Oh du fröhliche" auf einer Bank stehend "Oh du wunderbare, supertolle, segenbringende Marktwirtschaft" sangen. Später schlossen sich die drei dem Umzug an.

 Organisiert wurde die gut einstündige Demonstration vom Anti-WEF-Bündnis St. Gallen. Der "Revolutionäre Aufbau" unterstützte den Anlass und wies im Internet darauf hin. Auch andere Bewegungen schlossen sich an. So stand etwa auf einem Plakat "Bewegung für Amnestie und Menschenrechte in Peru" und auf einem weiteren "United Communist Party of Nepal." Der Umzug durch St. Gallen war eine der grössten WEF-Gegenveranstaltungen in der Schweiz.

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NZZ 24.1.11

Gegenbewegung zum WEF macht mobil

 Kundgebung und Debatte

 (sda) · Wenige Tage vor der WEF-Eröffnung am Mittwoch in Davos haben die Gegner des Forums am Wochenende ihre Anhänger mobilisiert. In Basel trafen sich 450 Globalisierungskritiker zur dreitägigen Debatte "Das Andere Davos 2011", und in St. Gallen demonstrierten rund 200 Personen. Der Marsch aus Protest gegen das World Economic Forum (WEF) durch die St. Galler Innenstadt war von der Stadtpolizei bewilligt worden. Die Kundgebung verlief weitgehend friedlich. Dem Aufruf zum Protest gefolgt sind auch Gruppen aus anderen Landesteilen der Schweiz, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage sagte.

 In Basel konzentrierten sich die Globalisierungskritiker aufs Debattieren: Rund 450 Personen nahmen an der 11. Ausgabe der WEF-Gegenveranstaltung "Das andere Davos 2011" teil. Sie setzten sich unter anderem mit dem internationalen Finanzsystem und mit der Gewerkschaftsbewegung auseinander. Von Freitag bis Sonntag traten in Basel Redner aus Lateinamerika, Russland, Europa oder Ägypten auf.

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20 Minuten 24.1.11

Protestmarsch der Wef-Gegner durch St. Gallen

 ST. GALLEN. Rund 400 Globalisierungsgegner haben am Samstag an einer bewilligten Anti-Wef-Demo in St. Gallen teilgenommen. Während des Umzugs vom Bahnhof in die Innenstadt war die Stimmung aggressiv, wie die Polizei mitteilte. Mehrere Leuchtpetarden wurden gezündet. Auf dem Bärenplatz wurden zwei Passanten attackiert. Einer von ihnen wurde leicht verletzt. Ausserdem bewarfen die Demonstranten die Polizei mit Schneebällen und Flaschen. Nach dem Umzug fasste die Stapo einen 21-Jährigen, der Schaufenster und Fassaden versprayt haben soll.

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Le Nouvelliste 24.1.11

Manifestations anti-WEF

 SAINT-GALL - BÂLE Mobilisations anti-capitalistes de quelques centaines de personnes opposées au World Economic Forum.

 Alors que le Forum économique mondial (WEF) doit s'ouvrir mercredi à Davos, ses opposants se sont mobilisés ce week-end, moins nombreux que par le passé. Ils étaient 450 à débattre pendant trois jours à Bâle dans le cadre de "L'Autre Davos" et près de 200 à défiler samedi dans les rues de Saint-Gall.

 La manifestation, qui avait reçu le feu vert préalable de la police municipale, a été émaillée de quelques incidents. Au nombre des protestataires qui ont répondu présent à l'appel de l'alliance saint-galloise anti-WEF figuraient des personnes issues de toutes les régions de Suisse, a indiqué à l'ATS Benjamin Lütolf, porte-parole des forces de l'ordre de la ville.

 Bravant la bise, les manifestants se sont rassemblés vers 14 heures près de la gare centrale. Après un discours, le cortège s'est mis en marche. Les détracteurs du grand raout économique de la station grisonne ont parcouru les rues du centre-ville, escortés par quelques policiers. Le défilé a évolué sous l'œil étonné des Saint- Gallois venus faire leurs emplettes du week-end.

 Une large banderole rouge placée en tête de la troupe appelait à reprendre possession du futur, en mains capitalistes, et à "démanteler le WEF". Un peu plus loin, un chariot surmonté de slogans était tiré par les membres du cortège. La manifestation était en outre rythmée par le bruit des pétards.

 Les protestataires, des jeunes pour la plupart, ont affiché noir sur blanc leur stratégie anti-globalisation: sur une banderole figurait le slogan "Von unten links nach oben rechts" (d'en bas à gauche vers en haut à droite").

 Escarmouches et déprédations

 Une dizaine de participants ont quitté le cortège et ont agressé deux passants, a indiqué la police municipale. Selon des journalistes sur place, les passants concernés ont provoqué les manifestants.

 Des agents ont été bombardés à coup de boules de neige, a ajouté la police. Des manifestants ont en outre souillé des vitrines et des façades avec des sprays et des autocollants. Un sprayeur a été interpellé. L'engagement calme et approprié de la police a permis d'éviter des débordements, a-t-elle relevé dans un communiqué.

 Discussions à l'Autre Davos

 A Bâle, la 11e édition de "L'Autre Davos" a réuni de vendredi à hier quelque 450 personnes pour des conférences et des séminaires.

 Les orateurs issus des mouvements sociaux d'Amérique latine, de Russie, d'Europe ou encore d'Egypte ont pu constater la similitude des politiques d'austérité et d'atteinte aux droits sociaux pratiquées partout dans le monde, a expliqué Charles-André Udry, l'un des organisateurs de la manifestation.

 Mais les participants ont aussi remarqué qu'il était difficile d'y faire face, le mouvement social étant actuellement au creux de la vague, a reconnu M. Udry.

 Qui impute cette situation aux offensives menées par la droite depuis les années 1980 mais aussi à l'échec des syndicats "qui pensaient qu'on pouvait négocier".

 Il s'agit donc de "sortir de l'altermondialisme général et de trouver des solutions aux problèmes concrets".

 Pour y parvenir, l'appel de "L'Autre Davos" mise notamment sur la mise en réseau des mouvements sociaux, les expériences d'auto-organisation des salariés, le renouvellement du syndicalisme et la remise en question de l'appropriation privée des moyens de production. ATS

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KNAST
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Thuner Tagblatt 24.1.11

Die Häftlinge sind immer öfter psychisch krank

 Thun. Immer mehr Drogenentzüge und Psychischkranke: Dies ist eine der Entwicklungen im Regionalgefängnis. Ein Blick hinter die Kulissen.

 Im Regionalgefängnis Thun sind nicht die mangelnden Plätze wie in den Strafanstalten das Problem, sondern die Zunahme der Intensität der Betreuung. Der Grund: Immer mehr Häftlinge sind psychisch krank, benötigen einen Drogenentzug oder brauchen Methadon. Gefängnisleiter Ulrich Kräuchi hat in den letzten elf Jahren viel erlebt, doch seine Arbeit gefällt ihm noch heute. Jetzt gewährt er einen Blick hinter die Kulissen.

 Gestern vermeldete zudem die Zeitung "Sonntag", dass die als "Parkhausmörderin" bekannt gewordene Straftäterin vorübergehend ins Thuner Gefängnis verlegt wird.sft/mik Seite 2 + 3

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Er wacht über das Leben hinter Betonmauern

 Thun. Kein Ausbruch, ein Suizid, 60 Prozent Ausländer und immer mehr psychisch Kranke: Das Regionalgefängnis Thun betreut Männer, Frauen und Jugendliche - ob Mörder, Pädophile oder Drogenhändler. Doch auch nach zwölf Jahren liebt Ulrich Kräuchi seine Arbeit noch. Der Gefängnisleiter gewährt einen offenen Blick hinter geschlossene Türen.

 Die Betonmauern entlang der Strasse sind hoch, Eisengitter verdecken die Fenster. Der Uniformierte hinter der kugelsicheren Panzerscheibe in der Empfangsloge sitzt vor einem Pult voller Knöpfe und beobachtet das Geschehen auf den Monitoren. An ihm gibts kein Vorbeikommen ohne Kontrolle. Und wem der Sicherheitsbeamte Eintritt gewährt, ist drinnen. In einem Labyrinth mit Gängen und verschlossenen Türen, bewacht von bewaffneten Frauen und Männern.

 Ulrich Kräuchi steht lächelnd hinter dem Meister der Loge und öffnet das Tor in die Welt hinter den Betonmauern. Der Leiter des Regionalgefängnisses in Thun lädt in sein Reich ein.

 Von Alkohol bis Suizid

 Zwei Frauen und fünf Männer sitzen am Tisch im Sitzungszimmer, Ulrich Kräuchi nimmt ebenfalls Platz. Es ist Montag, 10 Uhr. Kaderrapport. Jeden Montag. Alkoholkonsum, Drogenentzug, Medikamentenhandel. Welchen Vertrag braucht es, damit Insasse A am internen   Deutschkurs teilnehmen kann? Fluchtgefahr, Verdunkelungsgefahr, psychotische Zustände. Ist Insasse B suizidgefährdet? Menüportionen, Kaffeemaschine, Alarmsystem. Was sollen wir bei Insasse C gegen sein forderndes Verhalten tun?

 "Der Austausch ist wichtig für unsere Arbeit, damit wir die Sicherheit wie auch das Wohlergehen der Häftlinge gewährleisten können", sagt Ulrich Kräuchi, während er seine Papiere büschelt und sich in sein Büro begibt. Dorthin, wo Dutzende von Schildkröten auf ihn warten. Aus Stein, aus Porzellan, aus Holz. Gezeichnet, gemalt, fotografiert.

 Immer mehr psychisch Kranke

 "Diese Tiere faszinieren mich von jeher", sagt der 48-Jährige, der ebenso gerne Tierwärter geworden wäre, und erkennt durchaus eigene ähnliche Wesenszüge zur Schildkröte: "Sie ist ausdauernd, robust, feinfühlig, geduldig, ausgleichend und pflegeleicht." Diese Eigenschaften brauche es, um den Berufsalltag mit Häftlingen zu verbringen: Immer mehr von ihnen sind psychisch krank, sowohl Drogenentzüge wie Suizidversuche nehmen zu;   es gibt Betagte, Rollstuhlfahrer, Diabetiker - und alle sind verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Geschichten. "Die meisten Häftlinge kommen direkt von der Strasse und werden aus ihrem Alltag, ihrer Sucht und aus allem gerissen, was gerade abläuft", erklärt er. "Unser Auftrag ist, sie zu stabilisieren und dafür zu sorgen, dass ihr Verfahren durchgeführt werden kann und sie später psychisch stabil eine Strafe antreten können", erklärt Ulrich Kräuchi und geht voraus, um durch die Welt hinter den Betonmauern zu führen, in der das Auge einer Kamera überall ist.

 "Es braucht ein natürliches Nähe-Distanz-Empfinden, und eine Abneigung gegen Ausländer und fremde Kulturen darf niemand hier haben", sagt er. Unabhängig vom Grund für die Inhaftierung, solange das Urteil ausstehe, gelte die Unschuldsvermutung. "Ob Raub, Mord, Verkehrsdelikt, Pädophilie, sexueller Übergriff, Asylmissbrauch, Schlägereien, Diebstahl oder Drogenhandel das Thema ist: Unsere Aufgabe ist es nicht, die Menschen zu bestrafen."

 Einige Häftlinge arbeiten

 Der Weg durchs Labyrinth lässt kein rasches Vorankommen zu. Schlüssel einstecken, Code eingeben, Türe öffnen, Türe schliessen. Schlüssel, Code, Schlüssel, Code. "Guten Tag! Ist alles in Ordnung?", fragt Ulrich Kräuchi die Uniformierte im Flur. Sie nickt, er lächelt ihr zu. Ein Mitarbeiter reicht einem Häftling das Mittagessen durch die Öffnung. Die Zellentüren sind geschlossen, in der Bibliothek ist niemand. Doch die Gänge und Räume fühlen sich nicht leer an, sondern belebt. Unsichtbar gefüllt. Als ob sich Ängste, Aggressionen, Wut, Verzweiflung und die Geschichten mit ihren Emotionen von den Betonmauern nicht begrenzen liessen. Die Zimmer, in denen Häftlinge Auftragsarbeiten erledigen, wie etwa Versandgut vorbereiten und Uhrenverpackungen mit Garantiescheinen und Informationspapieren bestücken, werden von einem Häftling gereinigt. Die Disziplinar- und Selbstschutzzellen sind sauber, im Moment unbenutzt. Im Spazierhof halten sich ein paar Häftlinge auf, ein Inhaftierter trainiert allein im Sportraum.

 Waschen, Spazieren im Hof, im Gang, Training, Gesundheitsvisite, Integrationsgruppe, Deutschkurs: "Der Tagesablauf ist für jede Abteilung separat vorgegeben", erklärt Ulrich Kräuchi und zückt ein letztes Mal den Schlüssel und gibt seinen Code ein.

 Ein Suizid, kein Ausbruch

 In der Empfangsloge herrscht Hochbetrieb. Der Techniker will das Alarmsystem kontrollieren, der Anwalt seinen Klienten befragen, die Tochter ihren Vater besuchen. Ulrich Kräuchi hat schon viel erlebt: "Das Aufsehenerregendste war 2004 der Suizid des Waffenläufers Mischa Ebner, der in Bern eine Frau getötet und eine schwer verletzt hatte, und das Schwierigste der Kontakt mit einem muslimischen Vater, der seine Tochter umgebracht und sich im Recht gefühlt hatte." Schwer zu vergessen seien Extremsituationen, wenn zum Beispiel ein Häftling während Wochen mit Kot und Blut die Wände seiner Zelle beschmiere. "Und glücklich bin ich darüber", sagt der 1,97 Meter grosse Gefängnisleiter aus Gümligen, "dass bis jetzt noch niemand aus diesem Neubau entweichen konnte."

 Der Sicherheitsbeamte drückt den Knopf. Die Schiebetüre geht auf. Der Weg aus den Betonmauern an die Freiheit und an die frische Luft ist offen. Ulrich Kräuchi steht hinter der Scheibe in der Loge. Winkt kurz, lächelt zum Abschied und dreht sich um.

 Franziska Streun

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Insassen

 Immer mehr Aufwändige Ulrich Kräuchi, Leiter Regionalgefängnis Thun, führt seit 2005 Statistiken über die Häftlinge. Während sich die durchschnittliche Belegung pro Tag zwischen 75 und 88 Personen bewegt, ist die Zahl der Drogenentzüge dagegen gestiegen: 2005 waren es 34 und 2010 47. Auffällig ist, dass die Zahl der aufwendig zu betreuenden Insassen (zum Beispiel solche mit psychischen Erkrankungen) jedes Jahr ansteigt. 2010 mussten zum Beispiel 75 Methadonbezüger betreut werden. 2009 wurden 826 Personen eingewiesen, 2010 679. Das Total der Hafttage betrug im Jahr 2010 32 344, 2009 30 728.

 Von den insgesamt 679 Häftlingen aus 83 Nationen im vergangenen Jahre waren 83 Frauen und 88 Jugendliche (in der Regel unter 18 Jahren), das Durchschnittsalter betrug 30 Jahre, der Ausländeranteil 64,9 Prozent.

 15 Prozent sind Fälle aus der Region.sft

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Regionalgefängnis

 Das Zweitgrösste Das Regionalgefängnis an der Allmendstrasse ist mit 118 Betten (davon 20 Notbetten) das zweitgrösste und eines von fünf Untersuchungsgefängnissen im Kanton. In ihnen werden vor allem noch nicht Verurteilte untergebracht. Gut 60 Prozent der Häftlinge befinden sich in U-Haft, dazu zählen Formen wie Verdunkelungs-, Flucht- und Wiederholungsgefahr. Die übrigen warten auf ihre Ausschaffung, auf einen Platz in der Anstalt, sitzen einen Polizeigewahrsam ab oder verbüssen eine Kurzstrafe. Die Strafvollzugsanstalten im Kanton befinden sich in Thorberg, Witzwil, St. Johannsen (Massnahmenzentrum) und Hindelbank. In Thun werden Männer, Frauen und Jugendliche betreut. Seit dem Umzug 2001 in den Neubau konnte noch nie ein Eingewiesener ausbrechen. Auf dem Schlossberg hingegen gab es Dutzende von Ausbrüchen und Fluchten, zum Beispiel alleine 1997 bis 1998 beinahe 20.sft

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RUHE & ORDNUNG
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St. Galler Tagblatt 24.1.11

Polizei auf Bahnhöfen im Einsatz

 Die Thurgauer Kantonspolizei zeigt auf Bahnhöfen verstärkt Präsenz. Die Polizisten kontrollieren nach Gespür verdächtige Personen.

 Frauenfeld. Die Thurgauer Kantonspolizei führt vermehrt Kontrollen in Zügen und auf Bahnhöfen durch. Dies bestätigte ein Polizeisprecher gegenüber der TZ. Dabei handle es sich um eine normale Schwerpunktaktion. An Bahnhöfen gebe es immer wieder Streitigkeiten und Reklamationen. Mit der Schwerpunktaktion wolle die Kantonspolizei auch präventiv wirken.

 In den letzten beiden Kontrollen hatte die Polizei ein Dutzend Personen aufgegriffen, die sie wegen Betäubungsmitteldelikten anzeigen konnte. Auch Ladendiebe und eine Person, die eine Einreisesperre missachtet hatte, gingen der Polizei dabei in die Fänge.

 Kontrollieren kann die Polizei jeden. Bei der Auswahl verlassen sich die Polizisten auf ihr Gespür. Im Einsatz seien Polizisten mit langjähriger Erfahrung, sagt der Sprecher. (tz) kanton thurgau 25

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Mehr Polizeikontrollen an Bahnhöfen

 Die Thurgauer Kantonspolizei führt zurzeit vermehrt Kontrollen in Zügen und an Bahnhöfen durch. Es gibt keine Regeln dafür, wer rausgepickt wird. Die erfahrenen Leute der Polizei verlassen sich auf ihr "Gspüri", sagt ein Polizeisprecher.

Marina Winder

 Frauenfeld. Die Beute ist reich: Bei den letzten beiden Kontrollen im Bereich von Bahnhöfen gingen der Kantonspolizei Thurgau insgesamt ein Dutzend Passanten in die Fänge, die sie wegen Besitz oder Konsum von Betäubungsmitteln anzeigen konnte. Zudem wurde eine Person geschnappt, die wegen Missachtung der Einreisesperre polizeilich ausgeschrieben war. Zwei jugendliche Delinquenten - der eine wurde wegen Ladendiebstahls gesucht, der andere trug ein gestohlenes Handy bei sich - wurden ebenfalls im Rahmen dieser beiden Kontrollen gestellt.

 Wie Mediensprecher Ernst Vogelsanger bestätigt, hat die Thurgauer Kantonspolizei die Kontrollen an Bahnhöfen und in Zügen verstärkt. Dies im Rahmen einer normalen Schwerpunktaktion.

 Viele Menschen, viele Probleme

 An den Bahnhöfen würden viele Menschen aufeinander treffen, sagt Vogelsanger, da gebe es immer wieder Probleme. Reibereien, Streitigkeiten, Reklamationen. Das alleine sei aber nicht der Grund für die vermehrten Kontrollen: Die Präsenz der Polizei solle auch präventiv wirken.

 Ein besonderer Grund für die Kontrollen müsse nicht vorliegen, sagt Vogelsanger. Es sei aber weder so, dass die Polizei auf gut Glück kontrolliere, noch würde sie wahllos Menschen rauspicken: "Unser Ziel ist es, allfällige strafbare Handlungen aufzudecken und auch das Sicherheitsempfinden der Menschen an den Bahnhöfen zu verbessern."

 Bei der Auswahl der Passanten, die sich einer Kontrolle unterziehen müssen, verlasse sich die Polizei auf ihr Gespür. "Wir haben Leute mit langjähriger Erfahrung im Einsatz." Es gebe keine festen Regeln dafür, wer kontrolliert wird. Auch die Unauffälligen können verdächtig wirken, sagt Polizeisprecher Vogelsanger.

 Polizisten in Zivil

 Die Polizisten sind in zivil unterwegs. Wenn sie jemanden anhalten, stellen sie sich vor und bitten die Person sich auszuweisen. Die Polizisten überprüfen, ob gegen die Person ein Suchbefehl vorliegt. Ist dies nicht der Fall, wird sie wieder laufengelassen - ausser es kommt zu einem Verdachtsmoment. "Das kann sein, weil die Person nervös wird, weil ihre Pupillen geweitet sind oder weil sie beispielsweise beim Anblick der Polizisten schnell etwas versteckt", sagt Vogelsanger. Dann kann es sein, dass die Person auf den nächsten Polizeiposten mitgenommen und dort durchsucht wird. Ein Recht, sich zu weigern, hätten die kontrollierten Passanten nicht, sagt Vogelsanger. Denn die Polizei habe das Recht, Sach- und Personenkontrollen durchzuführen. Auch wenn im ersten Moment kein begründeter Verdacht vorliegt.

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RECHTSEXTREMISMUS
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Bund 26.1.11

EDU-Grossrat solidarisiert sich mit einem Rassisten

 Gleichzeitig hilft EDU-Präsident Peter Bonsack in Biel, einen muslimischen Friedhof einzurichten.

 Reto Wissmann

 Muslimische Fundamentalisten um den Islamischen Zentralrat Schweiz brachten Biel in den letzten Monaten immer wieder in die Schlagzeilen. Extreme Ansichten existieren aber auch auf der Gegenseite, wie der Fall Peter Bonsack zeigt. Der 62-jährige Leiter der Stadtgärtnerei sowie des Bestattungswesens arbeitet seit Jahrzehnten für die Stadt Biel und engagiert sich ebenso lange für die Eidgenössisch-Demokratische Union. Zehn Jahre war er Vizepräsident der EDU Schweiz, seit zwei Jahren leitet er die bernische Kantonalpartei, zudem sitzt er seit 2010 im Grossen Rat.

 In einem Leserbrief, der gestern im "Bund" erschienen ist, solidarisiert sich Bonsack mit dem israelischen Autor Avi Lipkin, der vor der Minarettabstimmung mit antiislamischen Parolen durch die Schweiz tourte und unterdessen von einem Berner Untersuchungsrichter wegen Rassendiskriminierung und Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit verurteilt worden ist. "Hier wird eine Person verurteilt, welche die Wahrheit beim Namen nennt", schreibt Bonsack. Auf Nachfrage bestätigt der Politiker, er könne hinter Lipkins Aussagen stehen. "Es ist aber so, dass man die Wahrheit nicht mehr hören will", sagt Bonsack. Für ihn sei Lipkin kein Rassist: "Die Rassisten sind anderswo zu suchen."

 Auf Einladung des ehemaligen EDU-Nationalrats Werner Scherrer und seiner Organisation Pro Israel mit Sitz in Thun hielt der Israeli im Herbst 2009 zwischen Kreuzlingen und Freiburg 13 Referate zur Frage "Wie bedroht sind Christen und Juden?". Den ersten Auftritt hatte er am 12. Oktober in Wichtrach. Darin setzte er Allah mit Satan gleich und den Islam mit einer "Psychose". Ausserdem sagte er, der Islam sei dem Nationalsozialismus sehr ähnlich, und forderte ein Verbot. Qaasim Illi, der heutige Sprecher des Islamischen Zentralrats, reichte daraufhin Strafanzeige wegen "rassistischer und volksverhetzerischer Äusserungen" ein, welche zu einer Verurteilung führte ("Bund" vom 19. Januar). Wie Staatsanwalt Thomas Perler gestern auf Anfrage sagte, lag den Untersuchungsbehörden eine Edition der Rede Lipkins "in vollem Umfang und Original" vor. Lipkin, der in Amerika geboren wurde und seit 1968 in Israel lebt, habe das Urteil unterdessen entgegengenommen und einen Anwalt beauftragt, dagegen vorzugehen.

 "Grenzfall" des Zulässigen

 Moralischen Support erhält Lipkin von Peter Bonsack, der das Urteil als falsch bezeichnet. Interessant ist dabei, dass der EDU-Grossrat einerseits einen radikalen Antiislamisten unterstützt, andererseits als Leiter des Bestattungswesens in Biel den Entscheid des Gemeinderats zur Schaffung eines muslimischen Grabfeldes umsetzen muss. "Er ist zwar nicht gerade glücklich, zeigt sich aber kooperativ und arbeitet an der Umsetzung des Moslemfriedhofs aktiv mit", sagt Bonsacks Vorgesetzter, Baudirektor Hubert Klopfenstein (FDP). Solange seine Ansichten nicht die Arbeit beeinträchtigten, gelte die Meinungsfreiheit. Insbesondere als Grossrat müsse sich auch ein städtischer Angestellter politisch äussern können. Kritischer sieht es Stadtpräsident Erich Fehr (SP). Die Solidarisierung Bonsacks mit Lipkin bezeichnet er als "Grenzfall" des Zulässigen. Insbesondere bei Kadermitarbeitern erwarte er Zurückhaltung.

 Strafbar macht sich Bonsack mit seinem Leserbrief nicht, auch wenn er darin rassistische Äusserungen als "Wahrheit" bezeichnet. "Die reine Solidarisierung ist nicht strafbar", sagt der Strafrechtler und Experte für die Rassismusstrafnorm Hans Vest von der Uni Bern. Anders sähe es aus, wenn Bonsack in seinem Leserbrief Äusserungen Lipkins wiederholt hätte. Dies hat der EDU-Politiker jedoch wohlweislich vermieden.

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Bund 26.1.11

Rechtsradikale

 Basler Pnos-Vertreter ist rechtskräftig verurteilt

 Das Urteil des Basler Strafgerichts gegen Philippe Eglin, den ehemaligen Basler Sektionspräsidenten der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos), ist rechtskräftig, wie Onlinereports gestern mitteilte. Der bekennende Rechtsradikale wurde vergangenen Juli wegen Rassendiskriminierung zu einer unbedingten Geldstrafe von 10 800 Franken in 90 Tagessätzen verurteilt. Auf der Pnos-Website hatte er unter anderem das Tagebuch der Anne Frank als "geschichtliche Lüge" bezeichnet.(bin)

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presseportal.ch 25.1.11

Media Service: Stellungnahme 63/2010 (http://www.presserat.ch/28680.htm) Parteien: PNOS Basel c. "OnlineReports" Beschwerde teilweise gutgeheissen

Interlaken (ots) - Thema: Löschung von Online-Inhalten / Unschuldsvermutung

Zusammenfassung

Irreführender Titel

Beschwerde gegen "Online Reports" teilweise gutgeheissen

 Wann gilt ein ins Internet gestellter Artikel als "gelöscht"? Diese Frage stellte sich dem Presserat bei der Beurteilung einer Beschwerde der PNOS Basel gegen das Basler Newsportal. Der Titel - "Immer noch hat die PNOS ihren Hetzartikel nicht aus dem Internet entfernt" - führe die Leserschaft in die Irre, weil er faktenwidrig vortäusche, die PNOS habe sich einer gerichtlichen Anordnung gänzlich widersetzt.

"OnlineReports" berichtete im Juli 2010 über ein Urteil des Basler Strafgerichts gegen den damaligen Präsidenten der Sektion Basel, Philippe Eglin. Dem Bericht ist zu entnehmen, der von Eglin ins Netz gestellte rassistische Text sei zwar noch am Abend des Gerichtsentscheids von der Homepage der PNOS entfernt worden. Zehn Tage später sei der umstrittene Kommentar via Google-Cache allerdings nach wie vor problemlos auffindbar gewesen. Die PNOS Basel beanstandete, der Bericht unterstelle ihr wahrheitswidrig böse Absichten und unterschlage zudem, dass Eglin das erstinstanzliche Urteil weitergezogen habe. Die PNOS habe unverzüglich das ihr Zumutbare unternommen, um der gerichtlichen Anordnung Folge zu leisten, den Text von ihrer Website zu entfernen.

Der Presserat hält den Titel "Immer noch hat die PNOS ihren Hetzartikel nicht aus dem Internet entfernt" für überspitzt, da bei blosser Lektüre von Titel und Lead der fasche Eindruck entstehe, die PNOS habe überhaupt nicht unternommen. Nicht erstellt sei hingegen, dass der Vorwurf von "Online Reports", die PNOS hätte sich nebst der Entfernung des Textes von ihrer Website auch aktiv bei Google um die sofortige Löschung des Caches bemühen müssen, ebenfalls gegen die Wahrheitspflicht verstösst. Das Newsportal wäre jedoch verpflichtet gewesen, im Artikel darauf hinzuweisen, dass Philipp Eglin das Urteil des Strafgerichts Basel an das Obergericht weitergezogen hat.

Kontakt:
SCHWEIZER PRESSERAT
CONSEIL SUISSE DE LA PRESSE
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Martin Künzi, Dr. iur., Fürsprecher
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Fax: 033 823 11 18
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Website: http://www.presserat.ch 

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ANTI-FEMINISMUS
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NLZ 26.1.11

Frauenhaus wird angezeigt

 "Üble Nachrede"

hb.

 hb. Der Streit um den Aufruf zur Veröffentlichung der Adressen von Frauenhäusern geht weiter. Nun hat die Organisation "Kinder ohne Rechte" gegen die Verantwortlichen des Frauenhauses Luzern bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern Strafanzeige wegen "übler Nachrede und falschen Anschuldigungen" eingereicht.

 "Kinder ohne Rechte" war ebenfalls von der superprovisorischen Massnahme betroffen, die das Frauenhaus Luzern beim Bezirksgericht gegen die Interessengemeinschaft Antifeminismus (IGAF) erwirkt hatte. Das bestätigte eine der Frauenhaus-Leiterinnen gestern auf Anfrage: "Die IGAF hat ihren Aufruf zur Veröffentlichung der Adressen aller 18 Frauenhäuser in der Schweiz gemäss ihren eigenen Angaben zusammen mit ‹Kinder ohne Rechte› veröffentlicht. Deshalb gingen wir gegen beide vor."

 Häusliche Gewalt

 Michael Handel von "Kinder ohne Rechte" dementiert die Vorwürfe des Frauenhauses Luzern. Es stimme nicht, dass seine Organisation zu einer Veröffentlichung von Frauenhaus-Adressen aufgerufen habe, teilte Handel gestern mit. In seinem offenen Brief habe er nur die Frage gestellt, "inwieweit das Schutzinteresse der Frauenhäuser noch begründet" sei. "Kinder ohne Rechte" ist eine selbst ernannte Kinderschutzorganisation. Unter anderem wird behauptet, dass Frauen einen Frauenhaus-Aufenthalt oft dazu nutzten, um sich einen Vorteil in scheidungsrechtlichen Fragen zu verschaffen, indem sie ihren Mann der häuslichen Gewalt bezichtigten.

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Schweizer Illustrierte 24.1.11

KAKTUS

 RENÉ KUHN

 Antifeminist, Luzern

 Der Hetzer kanns nicht lassen! René Kuhns Interessengemeinschaft Antifeminismus hat angekündigt, die geheimen Adressen aller 18 Frauenhäuser der Schweiz zu veröffentlichen, samt Fotos. Ein Frauenhaus ist oft der letzte Hort, in dem Frauen Ruhe und Sicherheit finden. Kuhn sieht das anders: "Die Bevölkerung soll wissen, wo Männerhass geschürt wird und wo sich die Trainingslager zur Ruinierung der Männer befinden." Herr Kuhn, das ist geschmacklos und fahrlässig! Hoffentlich sticht Sie unser Kaktus in Ihre geschwellte Männerbrust. Damit Ihnen endlich die Luft ausgeht.

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MIGRATION CONTROL
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beobachtungstelle.ch 26.1.11
(Schweizerische Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht)

Praxisanpassung im Asylbereich

Das Bundesamt für Migration kündigt in einer heute erschienen Medienmitteilung (26.01.2011) an, zwei Praxisanpassungen im Asylbereich vorzunehmen.

 1. Angesichts der anhaltend unbefriedigenden Situation im Asylbereich in Griechenland, die durch mehrere unabhängige Organisationen bestätigt wird, hat das BFM entschieden, seine Praxis anzupassen und so lange mehrheitlich auf Dublin-Verfahren mit Griechenland zu verzichten und die Asylgesuche selbst zu prüfen, bis Griechenland seinen Verpflichtungen als Dublin-Staat nachkommen kann (Durchführung ordentlicher Verfahren, Unterbringung). Bei Personen, denen der Zugang zum Asylverfahren in Griechenland möglich war und die dort über eine Unterkunft verfügten, soll das Dublin-Verfahren und damit die Wegweisung nach Griechenland weiterhin durchgeführt werden. Diese Praxisanpassung gilt ab sofort.

Das BFM schickt schon seit Februar 2009 keine verletzlichen Personen mehr nach Griechenland zurück. Dass nun auch "nicht verletzlichen" Personen eine Rückweisung nach Griechenland nicht mehr zugemutet wird, begrüsst die SBAA sehr. Diese Praxisänderung ist auf das Urteil des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (21.01.2011) zurückzuführen, das die Situation für Asylsuchende in Griechenland als "unmenschlich" und "erniedrigend" kritisiert hat.

2. Die angebliche Verbesserung der Sicherheitslage in Sri Lanka veranlasst das BFM die Wegweisungspraxis für abgewiesene srilankische Asylsuchende zu ändern. Personen, deren Gesuch abgelehnt wird, müssen gemäss BFM im Regelfall die Schweiz verlassen. Bei Personen mit vorläufiger Aufnahme werde die Möglichkeit der Wegweisung neu überprüft. Für anerkannte Flüchtlinge aus Sri Lanka habe diese Praxisanpassung keine Auswirkungen. Diese können weiterhin in der Schweiz bleiben.

Die SBAA beurteilt diesen Schritt als sehr heikel. Insbesondere weil im aktuellen SFH-Länderbericht zu Sri Lanka (Dezember 2010) darauf hingewiesen wird, dass Tamilinnen und Tamilen, die das Land während des Krieges verlassen und im Ausland ein Asylgesuch eingereicht haben, nach ihrer Rückkehr einem besonderen Risiko ausgesetzt seien. Dies gilt im Speziellen für Personen, die in den Norden des Landes zurückkehren.

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admin.ch 26.1.11

BFM: Praxisanpassungen im Asylverfahren

Bern-Wabern, 26.01.2011 - Das Bundesamt für Migration (BFM) überprüft fortlaufend die Situation sowohl in den Herkunftsstaaten von Asylsuchenden wie auch in den Dublin-Staaten. Es passt seine Praxis aktuell in zwei Fällen an.

1. Die aktuelle Situation in Griechenland führt zu einer Anpassung der Durchführung des Dublin-Verfahrens. Das BFM verzichtet bis auf Weiteres mehrheitlich auf Dublin-Verfahren mit Griechenland und prüft entsprechende Asylgesuche selbst.

2. Die Verbesserung der Situation in Sri Lanka veranlasst das BFM die Wegweisungspraxis für abgewiesene srilankische Asylsuchende zu ändern. Personen, deren Gesuch abgelehnt wird, müssen im Regelfall die Schweiz verlassen. Bei Personen mit vorläufiger Aufnahme wird die Möglichkeit der Wegweisung neu überprüft. Für anerkannte Flüchtlinge aus Sri Lanka hat diese Praxisanpassung keine Auswirkungen. Sie können weiterhin in der Schweiz bleiben.

Griechenland: Weitgehender Verzicht auf Dublin-Verfahren

Die Schweiz hat das Dublin Assoziierungsabkommen am 12. Dezember 2008 umgesetzt. Dieses Abkommen regelt die Zuständigkeit eines bestimmten Dublin-Staates für die Durchführung des Asyl- und Wegweisungsverfahrens, wobei das nationale Recht des zuständigen Dublin-Staates Anwendung findet. Wird ein Asylgesuch in der Schweiz eingereicht, prüft das BFM, ob ein anderer Dublin-Staat für die Prüfung des Asylgesuchs zuständig ist und leitet gegebenenfalls ein Dublin-Verfahren und die Überstellung in den zuständigen Staat ein.

Angesichts der anhaltend unbefriedigenden Situation im Asylbereich in Griechenland, die durch mehrere unabhängige Organisationen bestätigt wird, hat das BFM entschieden, seine Praxis anzupassen und so lange mehrheitlich auf Dublin-Verfahren mit Griechenland zu verzichten und die Asylgesuche selbst zu prüfen, bis Griechenland seinen Verpflichtungen als Dublin-Staat nachkommen kann (Durchführung ordentlicher Verfahren, Unterbringung). Diese Praxisanpassung gilt ab sofort.

Das BFM wird in der nächsten Zeit zusammen mit Griechenland prüfen, wie Griechenland unterstützt werden kann, die Situation im Asylbereich zu verbessern und seinen Verpflichtungen im Asylbereich wieder nachzukommen.

Bis dahin trägt das BFM der schwierigen Lage, denen asylsuchende Personen vor allem im Bereich der Aufnahme ausgesetzt sind, Rechnung. Hingegen wird bei Personen, denen der Zugang zum Asylverfahren in Griechenland möglich war und die über eine Unterkunft verfügten, das Dublin-Verfahren weiterhin durchgeführt.

Das BFM hat bereits im Februar 2009 beschlossen, bei besonders verletzlichen Personen keine Dublin-Verfahren mit Griechenland mehr durchzuführen. Die Mehrheit der Dublin-Staaten führen ebenfalls keine oder nur eingeschränkt Dublin-Verfahren mit Griechenland durch.

Seit dem 12. Dezember 2008 bis Ende 2010 wurden mit rund 940 Personen ein Dublin-Verfahren durchgeführt. Bei rund 400 Personen wurde auf ein Dublin-Verfahren verzichtet, da es sich um besonders verletzliche Personen gehandelt hat. Insgesamt rund 150 Personen wurden nach Griechenland überstellt.

Sri Lanka: Teilweise Anpassung der Wegweisungspraxis

Das BFM verfolgt die Entwicklung der Lage in Sri Lanka laufend und sorgfältig. Nach einer eingehenden Überprüfung der Situation ist das BFM zum Schluss gekommen, dass sich die Sicherheitslage in Sri Lanka deutlich entspannt hat und eine Rückkehr von abgewiesenen asylsuchenden Personen neu auch in den Norden und Osten des Landes wieder zulässt. Eine Ausnahme bilden Personen, die zuletzt im ehemals von der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) kontrollierten "Vanni-Gebiet" lebten und über kein Beziehungsnetz ausserhalb dieses Gebietes verfügen. Im Rahmen der Einzelfallprüfung wird der individuellen Situation jeder einzelnen Person Rechnung getragen.

Nicht geändert wird die Praxis für anerkannte Flüchtlinge: Diese Personen können weiterhin in der Schweiz bleiben.

Die neue Wegweisungspraxis wird gestaffelt umgesetzt. Ab 1. März 2011 werden Asylgesuche, die abgelehnt werden, gemäss der angepassten Wegweisungspraxis entschieden. Mit der Überprüfung des Status von Personen, die vorläufig aufgenommen wurden, wird das BFM im Juni 2011 beginnen. Auch hier erfolgt eine Einzelfallprüfung, wobei ebenfalls der fortgeschrittenen Integration der betroffenen Personen in der Schweiz Rechnung getragen wird. Personen, welche selbständig nach Sri Lanka zurückkehren möchten, erhalten finanzielle und logistische Unterstützung.

Ende 2010 hielten sich rund 1'800 srilankische Staatsangehörige mit erstinstanzlich hängigem Asylverfahren sowie rund 300 mit hängigem Beschwerdeverfahren in der Schweiz auf. Im Weiteren waren rund 2'200 Personen vorläufig aufgenommen. 25 Personen befanden sich im Vollzugsprozess. 50 Personen kehrten 2010 nach Sri Lanka zurück.

Adresse für Rückfragen:
Eveline Gugger Bruckdorfer, Vizedirektorin, Tel. +41 (0)31 323 43 53
Herausgeber:

Bundesamt für Migration
Internet: http://www.bfm.admin.ch/bfm/de/home.html

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NZZ 25.1.11

Rückführungen nach Griechenland

 Keine Sistierung, aber Überprüfung der Praxis durch das Bundesamt

 C. W. · Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, wonach die Rückführung eines afghanischen Asylsuchenden aus Belgien nach Griechenland unzulässig war, veranlasst das Bundesamt für Migration (BfM) nicht zur Änderung seiner entsprechenden Praxis. Es fährt nach Auskunft der Pressesprecherin Marie Avet vorderhand damit fort, auf Asylgesuche von Personen, die schon in Griechenland waren, nicht einzutreten und die Betroffenen dorthin zu überstellen. Ausgenommen sind "verletzliche" Personen wie Familien mit Kindern oder Kranke. Das BfM sei aber ohnehin daran, seine Beurteilung zu überprüfen und werde im Februar entscheiden.

 Das Dublin-Recht der EU, dem sich die Schweiz vertraglich angeschlossen hat, legt fest, welcher Staat für ein Asylverfahren zuständig ist, und erlaubt namentlich die Rückschiebung von Gesuchstellern in das Land des ersten nachweisbaren Aufenthalts. Das System beruht darauf, dass alle beteiligten Staaten korrekte Asylverfahren durchführen und Fürsorge gewähren. Beides ist nach Feststellung des Gerichtshofs in Strassburg bei Griechenland nicht gegeben - laut der Begründung keineswegs nur im beurteilten Fall. Griechenland (und nicht Belgien) wurde aber angewiesen, das Gesuch zu prüfen, obwohl es nur sehr selten Asyl gewährt.

 Aus der Schweiz wurden letztes Jahr 50 Asylsuchende nach Griechenland zurückgeschickt, während es in etwa 400 Fällen möglich gewesen wäre. Oft wird allerdings Beschwerde eingelegt. Das Bundesverwaltungsgericht hat einen Grundsatzentscheid angekündigt. Es wird das Urteil des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs beachten müssen, da dieser auch gegen die Schweiz angerufen werden kann.

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swissinfo.ch 24.1.11

Asylpolitik zwischen Schengen und Menschenrecht

swissinfo

 Die Asylpolitik innerhalb des Schengenraums ist letzte Woche wegen eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs für die Menschenrechte (EGMR) unter Beschuss geraten. Weil die Schweiz Teil des Schengenraums ist, dürfte dieser Strassburger Entscheid auch sie betreffen.

 Staaten am Rand des Schengen/Dublinraums sind dem Migrationsdruck aufgrund ihrer geografischen Lage stärker ausgesetzt als jene, die keine Aussengrenzen haben. Länder wie Spanien, Italien und Griechenland bilden naturgemäss die eigentlichen Eingangstore für Migrationsströme.   Grund: Es ist einfacher, aus der Türkei oder aus Nordafrika übers Meer unkontrolliert in diese Länder einzureisen oder eingeschleust zu werden, als in ein zentraler gelegenes Land Europas. Griechenland ist in den letzten Jahren zu einem eigentlichen Trichter geworden, durch den zehntausende Migranten in den Schengen/Dublinraum strömten. Menschenrechtsorganisation kritisieren seitdem regelmässig die prekären Zustände des griechischen Asylwesens.  

 Dublin II

 Die Dublin-II-Verordnung sieht vor, dass Asylanträge im Grundsatz dort bearbeitet werden, wo Migranten zum ersten Mal das Territorium des Schengen/Dublin-Raums betreten. Reisen die Migranten in andere Mitgliedstaaten weiter, so hatten diese das Recht, die Migranten   in das so genannte Erstantragsland rückzuführen.   Damit sollte nach Jahren entsprechender Erfahrungen künftig vermieden werden, dass Asylsuchende, die in einem Land abgewiesen wurden, einfach ins nächste fahren, und dort die Asyl-Prozedur von neuem beginnt ("Asyl Shopping").   Denn das Reisen innerhalb Europas hat sich sehr vereinfacht, seit mit der Einführung der Personenfreizügigkeit die Personenkontrollen innerhalb des Schengen/Dublinraums weggefallen sind. Die Dublin-II-Verordnung hat die prekäre Asylsituation in den exponierten Ländern aber noch verstärkt.      

 Belgien und Griechenland gebüsst

 Die im Rahmen des Europarats ausgearbeitete Europäischen Menschenrechts-Konvention verbietet menschenunwürdige Behandlungen.   Gemäss Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg haben Griechenland und Belgien gegen dieses Verbot verstossen. Belgien hatte einen Mann nach Griechenland zurückgeschickt, obwohl bekannt gewesen sei, welche katastrophalen Zustände dort in den Auffanglagern herrschten.   Belgien und Griechenland sind nun vom EGMR scharf kritisiert worden und müssen Schadenersatz zahlen. Berufung können sie keine mehr einlegen, die Urteile aus Strassburg sind bindend.   Aus humanitären Gründen haben nun Deutschland, Finnland und eine Reihe anderer Länder die Rückführung nach Griechenland gestoppt - vorübergehend. Besonders Griechenland sei am Rand der Überforderung, sagte dazu zum Beispiel der deutsche Innenminister Thomas de Maizière.

 Schweizer Praxis

 Belgien ist verurteilt worden, weil dort die Klage eingereicht worden war. Das Verbot hätte auch andere Länder in Europa treffen können, die Asylsuchende nach Griechenland zurückschickten.     Weil der Entscheid des Strassburger Gerichtshofs Belgien betreffe, sei er für die Schweiz aber nicht bindend, sagt Marie Avet vom Bundesamt für Migration (BfM) gegenüber swissinfo.ch. "Juristisch sind wir also nicht gezwungen, den Entscheid aus Strassburg umzusetzen." Der Entscheid werde aber in die interne Überprüfung der Überstellungen nach Griechenland einfliessen. Ein Resultat dieser Prüfung werde im Februar erwartet.   Welche Rückführungspraxis besteht in der Schweiz? "Nicht nach Griechenland überstellt werden verletzliche Personen, Familien, unbegleitete Minderjährige, Ältere oder Kranke", so Avet. Was die Überstellung in andere Dublin-Länder betreffe, gebe es aber keine Einschränkungen.

 Frontex als Unterstützung

 Um der Überforderung von Ländern wie Griechenland entgegen zu treten, stehe die Schweiz im Rahmen der Frontex-Massnahmen europäischen Ländern an den Schengen-Aussengrenzen bei, sagt Avet, und verweist auf das Grenzwachtkorps, das der Eidgenössischen Zollverwaltung untersteht.   Die Frontex ist eine Europäische Agentur, welche die operative Zusammenarbeit der Länder an den Aussengrenzen koordiniert, zum Beispiel bei der Ausbildung von nationalen Grenzschutzbeamten, bei der Kontrolle und Überwachung oder bei technischer Unterstützung.   Schweizer Grenzwächter für solche Einsätze an die Schengen-Aussengrenze zu schicken, war eine Bedingung, um beim Schengenraum mitmachen zu können. Der Bundesrat beschloss dies im Februar 2008, bevor die Schweiz Ende 2008 dem Schengenraum beitrat.   Projekte zur Unterstützung der jeweiligen nationalen Grenzpolizei unterstützt die Schweiz ebenfalls, und zwar im Rahmen des Erweiterungsbeitrags für Infrastrukturprojekte in den zehn neuen EU-Ländern im Osten (sog. Kohäsionsmilliarde).   So ist zum Beispiel das Wohlstandsgefälle zwischen dem Südosten Polens und der Ukraine derart gross, dass Schmuggel inklusive Menschenhandel dort häufiger vorkommen als anderswo. Die Schweiz unterstützt deshalb dort die mobile Grenzpolizei.

 Neuer Verteilungsschlüssel gefordert

 Die Behörden nicht nur in Griechenland sind mit dem Ansturm von Asylbewerbern überfordert. Menschenrechts-Vereinigungen fordern ebenso wie Mittelmeer-Anrainerstaaten einen neuen europäischen Verteilungsschlüssel für Asylsuchende.   António Guterres, UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge (UNHCR), wünschte sich am 4. Asyl-Symposium in Bern am 20. Januar mehr Solidarität gegenüber Menschen, die im Erstantragsland keine Perspektive hätten. Er kritisierte, dass Europa immer noch kein gemeinsames Asylsystem habe. Als Beweis führte er die unterschiedliche Asylvergabe-Politik an Somalis innerhalb Europas an, die je nach Land von 4 bis 90% reiche.

 Alexander Künzle,swissinfo.ch

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NZZ 24.1.11

Menschenrecht und EU-Recht im Clinch

 Verbot der Rückschaffungen nach Griechenland gefährdet nicht nur das EU-Asylsystem

 Der Entscheid des Menschenrechtsgerichtshofs, die Rückschaffungen von Migranten nach Griechenland seien unzulässig, setzt die Mitglieder des Dublin- und Schengen-Raums unter Handlungsdruck. Ihr Spielraum ist aber politisch begrenzt.

 Peter Winkler, Brüssel

 Seit Monaten ist eine Totalrenovation des EU-Asylwesens im Ministerrat der Mitgliedstaaten blockiert. Von den Vorschlägen der Brüsseler Kommission für die Schaffung eines künftigen gemeinsamen europäischen Asylsystems (GEAS) sind vor allem zwei heftig umstritten und hatten bisher keine Chance, die notwendige Zustimmung zu erhalten. Der eine Vorschlag enthielt die Bestimmung, Migranten sollten Anrecht auf die gleichen Sozialleistungen erhalten wie andere Einwohner eines Mitgliedstaats. Der zweite war ein Krisenmechanismus, mit dem auf einen ausserordentlich grossen Ansturm von Migranten in einem Mitgliedstaat reagiert werden könnte.

 Blockierte Reform

 Es ging dabei um die Revision des Dublin-II-Abkommens, das unter anderem die Zuständigkeit für die Behandlung von Asylanträgen regelt. Im Grundsatz gilt, dass diese Anträge dort bearbeitet werden, wo Migranten zum ersten Mal das Territorium des Schengen/Dublin-Raums betreten. Reisten die Migranten in andere Mitgliedstaaten weiter, so hatten diese das Recht, sie ins Land der ersten Einreise zurückzuschicken. Eine solche Weiterreise ist für Migranten aus verschiedensten Gründen attraktiv. Im Vordergrund stehen die unterschiedlichen Standards beim Rechtsschutz, bei der Unterbringung und Versorgung sowie bei den Chancen für die Annahme eines Asylantrags. So können Migranten in Belgien vor Gericht Strafgelder im Umfang von 500 Euro pro Tag einklagen, wenn die staatlichen Stellen keine Unterkunft für sie bereitstellen. So etwas spricht sich in interessierten Kreisen - dazu gehören auch Schlepper-Netzwerke - sehr rasch herum. Jene Staaten, die entlang der Migrationsströme über Afrika und Asien die Eingangstore für den Dublin/Schengen-Raum bilden, sind naturgemäss stärker exponiert als jene, die gar keine oder nur unattraktive Aussengrenzen haben oder diese durch bilaterale Abkommen mit Transitstaaten stärken. Mit dem Dublin-II-Abkommen wird diese exponierte Lage noch verstärkt, da weitergereiste Migranten zurückgeschickt werden können.

 Unwürdige Zustände

 Seit das westliche Mittelmeer wegen - zum Teil fragwürdiger - Abkommen mit Drittstaaten als Transitroute schwieriger befahrbar wurde, konzentrieren sich die Migrationsströme im Südosten Europas. Griechenland, das die Zügel seiner Migrationspolitik lange schleifen liess, wurde zu einem Trichter, durch den jährlich Zehntausende von Migranten in den Dublin/Schengen-Raum strömen. Alleine die Zahl jener, die entdeckt wurden, betrug 2010 fast 50 000. Die Dunkelziffer dürfte noch grösser sein.

 Ebenfalls seit Jahren kritisieren Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen die Zustände im griechischen Asylwesen. Eine Garantie, dass tatsächlich schutzbedürftige Personen identifiziert und aus der Masse der chancenlosen Wirtschaftsmigranten herausgefiltert werden, besteht kaum. Mangels adäquater Einrichtungen werden Migranten häufig eingesperrt oder ihrem Schicksal auf der Strasse überlassen. Wie bereits kurz berichtet, entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) am Freitag in Strassburg, die Behandlung von Migranten in Griechenland verstosse gegen Artikel 3 (Verbot der unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung) und 13 (Recht auf Beschwerde) der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK). Zugleich sprach der EGMR auch Belgien der Verletzung von Artikel 13 der EMRK schuldig.

 Der Fall, dem ähnlich gelagerte folgen werden, geht auf den Entscheid Belgiens von 2009 zurück, das Recht auf die Rückschaffung gemäss der Dublin-II-Verordnung in Anspruch zu nehmen. Es ging konkret um einen Afghanen, der in Belgien ein Asylgesuch gestellt hatte, aber in Griechenland in den Dublin/Schengen-Raum eingereist war. Wie in anderen Ländern wird auch in Belgien die Rückschaffung nach Griechenland nicht mehr völlig strikt durchgeführt; die Zustände in Hellas sind auch schon von Gerichten als unzumutbar eingeschätzt worden. Der betreffende Afghane wurde zurückgeschafft, ohne dass sein Asylgesuch inhaltlich geprüft worden war. Nach der Dublin-II-Verordnung hatte dies seine Richtigkeit - zumal der Asylbewerber in einen anderen EU-Mitgliedstaat zurückgebracht werden sollte, der zumindest theoretisch die Menschenrechte respektiert.

 Der EGMR befand nun aber, Belgien hätte wissen müssen, dass die Zustände im griechischen Asylwesen unzumutbar seien. Das Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge habe die belgischen Stellen noch darauf aufmerksam gemacht, als der Afghane gegen seine Rückschaffung nach Griechenland Beschwerde eingelegt habe. Diese Argumentation heisst nichts anderes, als dass im Fall Griechenlands das Dublin-Abkommen nicht mehr greift. Der Druck auf die Mitgliedstaaten des Dublin/Schengen-Raums, einen Mechanismus für eine temporäre Aussetzung der Dublin-Verordnung zuzulassen, steigt, was die EU-Kommission dazu veranlasste, ihre bisher blockierten Vorschläge zu diesem Thema umgehend neu zu lancieren.

 Lauernde Nationalisten

 Einem Krisenmechanismus für Griechenland steht aber nicht nur das verbreitete Gefühl entgegen, dass mit einer Suspendierung des Dublin-Mechanismus ein Mitgliedstaat schon wieder dafür belohnt wird, dass er seiner Pflicht (zum Aufbau eines menschenwürdigen und effizienten Asylwesens) nicht nachkam. Noch heikler ist die Tatsache, dass der Dublin-Mechanismus immer als wesentliches Element der ganzen Schengen-Idee, des Europas ohne Grenzkontrollen, angepriesen wurde: Dank dem Dublin-Mechanismus, hiess es, werde die Reisefreiheit im Schengen-Raum "migrationsneutral" bleiben. Eine Aushöhlung dieses Prinzips würden nationalistische und populistische Kräfte, die in vielen Mitgliedstaaten nur darauf lauern, sofort dazu benutzen, das ganze Schengen-System in Bausch und Bogen zu verdammen.

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UNDERCOVER
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Radio F.R.E.I. (Erfurt) 26.1.11

Eine Polizei für Europa

Immer öfter werden politische Entscheidungen auf europäischer Ebene getroffen. Dies gilt auch für die Arbeit der Polizei. Über den grenzüberschreitenden Einsatz von Spitzeln und eine Militarisierung der Polizeiarbeit sprach Radio F.R.E.I. mit Andrej Hunko, Bundestagsabgeordneter und Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates für die Partei DIE LINKE.
http://www.freie-radios.net/mp3/20110126-einepolizei-38651.mp3
http://www.freie-radios.net/portal/streaming.php?id=38651

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annalist.noblogs.org 23.1.11

http://annalist.noblogs.org/post/2011/01/23/indymedia-britische-polizei-postet-undercover-falschinformationen/

Indymedia: Britische Polizei postet undercover Falschinformationen

23. Januar 2011

Indymedia Sheffield veröffentlichte gestern einen Artikel, der beschreibt, dass die britische Polizei noch weit mehr tut, als sexuelle Kontakte zu AktivistInnen zu pflegen und an Treffen und Demonstrationen teilzunehmen - dass das stattfindet, überrascht niemand in politischen Bewegungen wirklich. Nicht allgemein bekannt war bisher, dass mindestens seit August 2008 Artikel und Kommentare auf Indymedia-Websites von Rechnern gepostet werden, die den Sicherheitsbehörden zugeordnet werden können.

Die wöchentlich erscheinen AktivistInnen-Flugschrift Schnews hat Freitag Details veröffentlicht: Einzelne Indymedia-Gruppen, deren Server normalerweise keine IP-Adressen speichern, machen bei destruktiven Kommentaren Ausnahmen, um deren IPs filtern zu können. Dabei fiel u.a. die IP 62.25.109.196 auf, die zum Server gateway303.energis.gsi.gov.uk gehört. GSI steht für Government Secure Intranet, ein Netzwerk der britischen Regierung, zu dem auch das Netzwerk der britischen Polizei Zugang hat. Das GSI-Netzwerk dient u.a. dazu, ein sicheres Proxy-Netzwerk zu bieten, das seinen NutzerInnen Anonymität garantiert.

In Kommentare bei Indymedia, die von den GSI-IPs gepostet wurden, wurden private Informationen über AktivistInnen veröffentlicht, politische Kampagnen angegriffen und zum Stören friedlicher Proteste aufgerufen. Es gab Kommentare zu laufenden Gerichtsverfahren, Angriffe gegen bekannte politische AktivistInnen oder Informationen, die nur der Polizei bekannt waren. Zwei Postings - vom 21. Januar und 9. Juni 2010 - enthalten Kontaktinformationen potentieller Ziele der Tierrechtsbewegung: eines Pelzladens in Leeds und eines Tierzirkusbesitzers.

Ein Kommentar, der nach Schnews eindeutig der Polizei zugeordnet werden könne:

No - stuff that - SHUT the place: Let's not all stand around like lemmings - lets shut the place!Bring ladders and wire cutters. If there are enough of us we can shut it!

(Nein - vergesst das - macht das Ding ZU: Lasst uns nicht wie die Lemminge rumstehen - lasst uns das Ding zumachen! Bringt Leiter und Bolzenschneider mit. Wenn wir genug sind, können wir es zumachen!)

Weitere Kommentare von Gateway 303: Gateway Gate: Straight from the Pig's mouth
http://www.schnews.org.uk/archive/news7552.php

Schnews beschreibt außerdem, dass Unternehmen, die sich auf das britische Gesetz zum Schutz vor Belästigung (Protection from Harassment Act) berufen, dies häufig mit Verweis auf Kommentare bei Indymedia taten. Auf diese Weise seien häufig Kampagnen kriminalisiert worden, die sich gegen spezifische Unternehmen richteten, auch völlig legale und gewaltfreie Kampagnen.

Indymedia Birmingham veröffentliche gestern eine umfassende Übersicht zu den Auswirkungen. In den vergangenen Jahren sind mehrmals Server von Indymedia beschlagnahmt worden, nachdem solche Kommentare unter Artikeln gepostet worden waren. Einer der Server wurde bis heute nicht herausgegeben, in einem Fall wurde auch ein Aktivist festgenommen.

Der Kommentar, der in einem der beiden Fälle ausschlaggebend war, stammt von Gateway 303.

Indymedia Birmingham beschreibt zum ersten Mal, warum in einzelnen Fällen IP-Adressen aufbewahrt werden - trotz des strikten Grundsatzes des gesamten Netzwerks, keine IPs zu speichern, und auch, wie dies technisch umgesetzt wird. Die Gruppe beschreibt auch, wie sehr das Dilemma, einerseits nicht zu speichern und andererseits live beobachten zu können, wie Behörden mit Falschinformationen aktiv gegen politische Bewegungen agieren, das britische Indymedia-Netzwerk gelähmt hat. UK Indymedia - das Netzwerk der britischen Indymedia-Gruppen - wird sich zum 1. Mai in einige Forks aufteilen.

Artikel dazu:

Gateway 303: Police Disinformation on UK Indymedia
http://sheffield.indymedia.org.uk/2011/01/472575.html
Advocating Domestic Extremism - Cops on Indymedia - An Exposé
https://sheffield.indymedia.org.uk/en/regions/birmingham/2011/01/472560.html
INTER-NETCU: Government Agency Caught Infiltrating Activist Media Outlet
https://sheffield.indymedia.org.uk/en/regions/sheffield/2011/01/472496.html
State infiltration and attempted disruption of activist websites
https://sheffield.indymedia.org.uk/en/regions/sheffield/2011/01/472520.html

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GENUA G8 2001
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linksunten.indymedia.org 25.1.11

Das Genua-Verfahren gegen die volXtheaterkarawane ist eingestellt! Es lebe das volXtheater!!

Verfasst von: TheaterSupporterin.

Das Genua-Verfahren gegen die volXtheaterkarawane ist eingestellt! Es lebe das volXtheater!!
Die Karawane wird nun aufgelöst, das volXtheater harrt neuer Aktivitäten und beehrt sich zum Fest am Freitag, 4. Februar 2011, ins Ernst-Kirchweger-Haus einzuladen.

Aussendung des volXtheaters

Seit Oktober 2010 ist es fix: das Verfahren gegen die volXtheaterkarawane in Genua wurde von der italienischen Justiz offiziell eingestellt. Begründet wird die Einstellung des Verfahrens damit, "dass trotz (...) Indizienlage in den weiteren Ermittlungen durch die Kriminalpolizei keine Anzeichen gegen die Verdächtigen festgestellt werden konnten" und "dass die Hypothese der Bandenbildung verworfen werden muss"1).

Zur Erinnerung:

Das volXtheater wurde 1994 im Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in Wien-Favoriten gegründet. (Politische) AktivistInnen eigneten sich Theater als politisches Ausdrucksmittel an. Verschiedene Bühnenstücke wurden gespielt, unter anderem die "Dreigroschenoper" von Berholt Brecht, "Bezahlt wird nicht" von Dario Fo, "Penthesilea" von Heinrich von Kleist. Immer wieder wurden aus politischem Anlass Strassentheateraktionen durchgeführt, um zum Beispiel gegen die österreichische Flüchtlingspolitik, die europäische Abschottungspolitik und gegen die erste Militärparade nach 1945 in Wien aufzutreten. Mit dem Regierungswechsel in Österreich im Jahr 2000 (Schwarz/Blau) wurden die Aktionen vom klassischen Theaterraum zunehmend auf die Straße verlagert.

2001 wurde als ein Projekt des volXtheaters die volXtheaterkarawane gegründet um in Zusammenarbeit mit dem internationalen noborder-Netzwerk Orte des Widerstandes gegen den Kapitalismus und das europäische Grenzregime zu bereisen. Von der österreichisch-ungarischen Grenze ("Mock-Denkmal") ging es im Juni und Juli 2001 nach Salzburg zum Treffen des WEF (World Economic Forum), weiter zum noborder-Camp in Lendava/Slowenien und zum PartisanInnenmuseum in Eisenkappel/Kärnten und danach nach Genua, um an den Protesten gegen den G8-Gipfel teilzunehmen. Abschließend wollte die Karawane zum noborder-Camp in Frankfurt am Main weiterreisen.

Am 22. Juli 2001 wurden 25 TeilnehmerInnen der volXtheaterkarawane nahe Genua verhaftet. Schwere Vorwürfe wurden erhoben, u.a. wurden sie bezichtigt, Mitglieder einer "terroristischen Vereinigung" und des "schwarzen Blocks" zu sein und an der "Zerstörung Genuas" im Zuge der Demonstrationen gegen den G8-Gipfel beteiligt gewesen zu sein. Während des G8-Gipfels in Genua von 18. - 22. Juli 2001 war es zu massiven Demonstrationen mit mehreren hunderttausend TeilnehmerInnen gegen dieses Treffen gekommen. Die Polizei antwortete mit Gewalt - einer der DemonstrantInnen - Carlo Giuliani - wurde von einem Polizisten erschossen. Hunderte wurden verhaftet, 10 AktivistInnen aus Italien wurden zu 8 bis 15 Jahren Haft verurteilt, sie warten derzeit auf die Entscheidung der Berufungsverhandlung am Obersten Gericht.

Nach dreieinhalb Wochen Untersuchungshaft wurden die 25 TeilnehmerInnen der volXtheaterkarawane im August 2001 freigelassen, bis Oktober 2010 war jedoch nicht klar, ob es zu einem Prozess und zur Kriminalisierung der politischen Aktivitäten der volXtheaterkarawane kommen wird oder nicht.

Die volXtheaterkarawane wird nun mit dem Fest am 4. Februar 2011 im EKH aufgelöst. Das volXtheater existiert weiter und harrt neuer Projekte.

Freitag, 4. Februar 2011, im EKH, Wielandgasse 2 - 4, 1100 Wien

volXtheater Liederabend + Nitro Mahalia + las pulgas + Dj Izc
ab 19 Uhr: Ausstellung + Filmscreening, Audio Genova Sample, Lecka Essen, Cocktails, Genova G8 Legal Support Tombola

Soli für 1. März 2011 MigrantInnenstreik und Sans Papiers


Einstellung aller Verfahren gegen AktivistInnen!!

No border No nation Stop deportation

Wiener Neustadt muss Genua werden! Sofortige und bedingungslose Einstellung der Prozesse zur Kriminalisierung des politischen Engagements von TierschützerInnen!


Infos:
http://no-racism.net/volxtheater
http://no-racism.net/noborderlab
http://no-racism.net/nobordertour
http://no-racism.net

Anmerkung 1) Zitate aus dem Einstellungsbescheid der Staatsanwaltschaft Genua vom August 2010

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gipfelsoli.org 20.1.11

APPELLO GENOVA 2001 - GENOVA 2011

CRISIS OR HOPE

Ten years ago hundreds of thousands people of all ages and genders, from all over the world, gathered in Genova to denounce the risks of globalization within neoliberalism. They joined together in protest against G8 leaders' seeking to convince the world that commoditising everything would bring about welfare for all.

People who took centre stage and demonstrated during the Genova counter-summit were part of a worldwide movement "for a possible different world”. This had its roots both in Seattle in 1999, with the strong alliance between trade unions and grassroots organizations, and before that in Mexico's Chiapas forest. In January 2001 the movement met in the great World Social Forum of Porto Alegre, Brazil, which gathered citizens, social movements and democratic organizations from all over the world.

This movement argued that the dogma of market deregulation was bound to increase inequalities, exploitation, wars and violence. It would destroy the environment, endanger social relations and even life on earth. Not wealth for all but more physical and cultural walls between the north and south. Not appeasement following the "end of history” but rather a "clash of civilizations”.
Bild: Ausstellung

This movement argued that the dogma of market deregulation was bound to increase inequalities, exploitation, wars and violence. It would destroy the environment, endanger social relations and even life on earth. Not wealth for all but more physical and cultural walls between the north and south. Not appeasement following the "end of history” but rather a "clash of civilizations”.

The facts show that we were right. Now everybody knows but, ten years ago, we were brutally and ruthlessly repressed just for telling the truth.
The city of Genova was physically and morally raped. The rules of democracy, which always uphold the right to dissent and protest, were suspended and overridden. A young man was shot to death and thousands of individuals were beaten, wounded, arrested, tortured. We were the victims, yet for many years they tried to make out we were the perpetrators. .

Now, yesterday's reasons are even clearer.

A group of greedy privileged people is waging a total war on humanity and mother Earth. After having caused an exceptional world crisis they are trying to make the most of it by plundering the remaining natural resources and destroying social rights and guarantees acquired through two centuries of struggle.
This destructive project is producing permanent global war, total attack on rights - to work, to legislation on work, health, education, freedom of movement, cultural and gender differences as well as sexual choices. Looting of public assets, environmental destruction, climate change, territorial plundering.
By now, many more people than those present in Genova ten years ago are aware that only a radical change of direction can give humanity a chance and avert the major catastrophe that the ruling powers are working at despite their crisis.
We propose to all people that since then have been standing up for rights and the principles of the Genova 2001 protest to set up the conditions to meet in Genova in July 2011. The aim is to weave stronger networks of resistance, solidarity, hope and alternatives to prevent the reversion to barbarism.
We do not like the world we are living in because it is tailored on features that we strongly denounced 10 years ago. These characteristics are even more evident today due to a serious ethical, moral and democratic deadlock making the economic and financial crisis worse and more dangerous. At the same time, a strong feeling towards change characterizes our world and the new leading role of South American people with respect to their destiny is a clear sign of this tendency.
Thinking back, recovering, extending and upgrading the "Spirit of Genova” that has affected a generation might help: not to look back to the past but to imagine the future that we are bound to build.

THEY ARE THE CRISIS, WE ARE THE HOPE

All people interested in sharing this path are invited to endorse the appeal at versogenovaluglio2011@gmail.com
Source: http://genova2011.wordpress.com/other-languages/english/

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ANTI-ATOM
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Bund 26.1.11

Braucht ein AKW Mühleberg II Subventionen?

 Ein neues Atomkraftwerk in Mühleberg müsste sich in einem liberalisierten Strommarkt behaupten - dies macht die Finanzierung zu einer Knacknuss. Ohne Subventionen gehe es nicht, meinen Kritiker. Die Stromkonzerne bestreiten dies.

 Simon Thönen

 Ob in der Schweiz neue Atomkraftwerke gebaut werden, ist kurz vor der kantonalen Volksabstimmung über Mühleberg II zunächst einmal eine politische Frage. Falls AKW-Projekte die Hürde der kantonalen und später der schweizerischen Volksabstimmung übersteigen sollten, wird das Thema Finanzierung in den Vordergrund rücken. Immerhin ist der Bau von zwei neuen AKW ein Grossprojekt, das finanziell durchaus mit dem Bau der Neat vergleichbar ist.

 In der Fachdebatte fallen zwei Stichworte auf. Zum einen räumen Branchenvertreter wie BKW-Chef Kurt Rohrbach oder Alpiq-Finanzchef Kurt Baumgartner ein, dass die Finanzierung von neuen AKW "kein Spaziergang" werde. Zum andern taucht in der internationalen Debatte und vereinzelt auch in der Schweiz das Stichwort "Staatsgarantien" auf.

 Steigende Baukosten für AKW

 Ein Merkmal der Kernkraft ist, dass die Betriebskosten eher tief, die Investitionskosten dagegen hoch sind. Momentan rechnen die Konzerne Axpo und BKW mit 7 bis 9 Milliarden Franken Investitionskosten pro AKW, was - nach massiven Bauverteuerungen - der aktuellen Schätzung für das finnische AKW Olkiluoto entspricht ("Bund" 21. 1.). Nur: Dieses AKW ist noch lange nicht gebaut, die für 2009 geplante Inbetriebnahme wurde auf 2013 verschoben - weitere böse Überraschungen bleiben möglich.

 Der mehrheitlich rot-grüne bernische Regierungsrat nannte eine Bandbreite von 8 bis 12 Milliarden nur für die Investition. Er bezog auch in der Presse und an Tagungen publizierte Schätzungen von AKW-Kritikern ein - was Mühleberg-Befürworter heftig kritisierten. Wie auch immer die Investition berechnet wird: Es handelt sich nicht um eine Vollkostenrechnung. Nachrüstungen, Abriss und Atommülllager sollen aus dem Betrieb finanziert werden. Bei weitem nicht voll versichert ist das Restrisiko eines AKW-Unfalls (siehe Text unten).

 Konkret finanzieren müssen die drei Konzerne Axpo, Alpiq und BKW, die gemeinsam zwei neue AKW bauen wollen, vorerst die Investitionskosten - nach ihrer Berechnung also 14 bis 18 Milliarden für zwei Werke. 60 Prozent dieser Mittel wollen sie auf dem Kapitalmarkt beschaffen. Und zwar auf dem schweizerischen, denn hier sind die Zinsen tiefer. Die Höhe der Zinsen ist entscheidend für die Kosten des nuklearen Stroms.

 Gestaffelte Finanzierung

 Werden die drei Stromkonzerne private Geldgeber in der Schweiz finden, die 8 bis 11 Milliarden Franken in neue AKW investieren? Aufhorchen liess letzten Juni die Aussage von Alpiq-Finanzchef Kurt Baumgartner in der "Handelszeitung": "Der Schweizer Kapitalmarkt ist zwar recht liquide. Aber wir werden die zwei Kernkraftwerke kaum gleichzeitig bauen können." Eine "Staffelung um ein paar Jahre" sei für ihn "immer noch gleichzeitig", sagte BKW-Chef Kurt Rohrbach im November 2010 in der "SonntagsZeitung". Gemäss der provisorischen Reihenfolge für die Projekte, auf die sich die drei Konzerne im Dezember geeinigt haben, bedeutet dies: Erfolg oder Misserfolg bei der Finanzierung des ersten AKW in Beznau würde auch über das Folgeprojekt Mühleberg II entscheiden.

 Neue AKW seien - wie schon die bestehenden - rentabel, sagte Alpiq-Chef Giovanni Leonardi im November an einer ETH-Tagung: Man rechne mit einer Eigenkapitalrendite von 7 bis 9 Prozent. Anders sah dies an derselben Tagung der unabhängige Finanzexperte Kaspar Müller, der Bilanzen und Erfolgsrechnungen der bestehenden AKW Gösgen und Leibstadt eingehend studiert hatte. "Die Transparenz der Finanzinformationen ist ungenügend", sagt Müller, "ich muss davon ausgehen, dass die Kapitalkosten nicht vollständig gedeckt sind und die ausgewiesenen Stromgestehungskosten zu tief sind." Aufgrund seiner Analysen kommt Müller zum Schluss: "Neue AKW benötigen Subventionen der öffentlichen Hand von 1 bis 2 Milliarden Franken." Leonardi hingegen betonte: "Die Finanzierung wollen wir aus eigener Kraft schaffen. Ohne Staatsgarantie."

 Was ändert die Liberalisierung?

 Offen ist die Frage, ob dies auch private Investoren so sehen. Dies vor allem deshalb, weil auch in der Schweiz ab 2014 die vollständige Liberalisierung des Strommarktes ansteht. Das erste neue AKW ginge erst rund zehn Jahre später ans Netz. "Mit der Liberalisierung werden tendenziell Investitionen in kapitalintensive Produktionstechnologien wie Atomkraft erschwert", sagt ETH-Professor Massimo Filippini. Die hohe Investitionssumme, mögliche Bauverzögerungen, schwierigere Prognosen über Strompreise sowie die ungelöste Endlagerfrage würden von Investoren "mit erhöhter Unsicherheit assoziiert".

 Interessant war die Einschätzung des einzigen Vertreters der Finanzbranche an der ETH-Tagung, Benoît Gaillochet von der französischen Axa Private Equity. "Es wäre kaum möglich, eine solche Anlage zu finanzieren, wenn sie ihren Strom auf einem total deregulierten Markt verkaufen muss", sagte Gaillochet gegenüber Radio DRS. "Es braucht ein Gleichgewicht zwischen dem Risiko, das die Privatwirtschaft übernimmt, und jenem, das der Staat trägt." Nötig seien etwa Strompreisgarantien. In der Schweiz erwarten die Stromkonzerne dagegen, dass die Strompreise mit der Liberalisierung zwar schwanken, der Preistrend aber klar nach oben zeigt - und AKW-Strom relativ günstig bleibt.

 England und USA: Subventionen

 Akut ist das Thema Staatsgarantien dort, wo Regierungen neue AKW wollen und der Strommarkt liberalisiert ist. In Grossbritannien etwa. "Es wurde keine finanzielle Unterstützung angeboten", kritisierten Analysten der Bank Citigroup 2009 die britische Nuklearpolitik. "Finanzierungsgarantien, Mindeststrompreise und/oder von der Regierung festgelegte Abnahmegarantien für Strom könnten allesamt nötig sein, falls Werke gebaut werden sollen."

 Die konservative Regierungspartei und ihr liberaler Juniorpartner hatten jedoch im Wahlkampf versprochen, AKW würden nicht subventioniert. Um das Gesicht zu wahren, präsentierte die Regierung am 16. Dezember 2010 diese Lösung: Für "kohlenstoffarme Stromerzeugung" werden Mindeststrompreise garantiert. Davon würden erneuerbare Energien profitieren - aber auch AKW. Für Atomstrom gälte also, was AKW-Befürworter in der Schweiz an Windkraft und Solarstrom stört: dass der Strompreis wegen Subventionen erhöht wird.

 In den USA wurden schon unter Präsident George W. Bush Milliardensubventionen für neue AKW reserviert, und Barack Obama stockte diese auf. Dennoch sind nur drei AKW im Bau, mehr als ein Dutzend Projekte wurden sistiert - weil die Subventionen nicht reichen. "Die nukleare Morgendämmerung scheint nun auf den Osten begrenzt zu bleiben", schrieb die "Financial Times" im September 2010. Auf Asien, wo meist der Staat die Stromversorgung prägt.

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AKW-Betreiber haften mit ihrem ganzen Vermögen

 Die Betreiber eines Atomkraftwerks haften zwar unbegrenzt, aber sie müssen sich nur für eine Schadensumme von 1,8 Milliarden Franken versichern.
 
Hans Galli

 Der GAU, der grösste anzunehmende Unfall, ist dank umfassender Sicherheitsmassnahmen bei einem modernen Atomkraftwerk unwahrscheinlich, aber ein Restrisiko bleibt. Falls er doch eintritt, sind die Folgen für Mensch und Umwelt immens.

 In der Schweiz haftet der Betreiber der Anlage unbegrenzt, versichern musste er sich bisher aber nur für 1 Milliarde Franken: Das steht im Kernenergiehaftpflichtgesetz von 1983. Die Versicherungssumme wurde im Jahr 2008 vom Parlament auf 1,8 Milliarden Franken erhöht, aber bis das revidierte Gesetz in Kraft treten kann, dauert es noch eine Weile. Voraussichtlich im zweiten Quartal dieses Jahres wird der Bundesrat den Entwurf für die Verordnung in die Vernehmlassung schicken. Die erhöhte Schweizer Haftpflichtsumme ist auf das Pariser Übereinkommen über die Kernenergiehaftpflicht abgestimmt. Das neue Gesetz kann erst in Kraft treten, wenn mindestens 13 der 15 Mitgliedstaaten das ebenfalls revidierte Pariser Übereinkommen ratifiziert haben.

 Die Höhe der Haftungssumme war bei der Revision des Gesetzes umstritten. Die Professoren Peter Zweifel und Roland Umbricht von der Universität Zürich hatten in einer Studie analysiert, was die Erhöhung kosten würde. Bei einer Hinaufsetzung auf 4 Milliarden Franken wäre die Prämie um 0,01 Rappen je Kilowattstunde gestiegen, bei einer Erhöhung auf 10 Milliarden wäre sie 0,017 Rappen je kWh teurer geworden. Zum Vergleich: Die Versicherungsbelastung im Jahr 2001 betrug 0,025 Rappen je kWh. Doch das Parlament entschied sich bei der Gesetzesrevision für die tiefere Deckungssumme von 1,8 Milliarden Franken.

 Nuklearversicherungspool

 Die Versicherungsgesellschaften decken das AKW-Risiko gemeinsam ab. Sie haben dazu den Schweizer Pool zur Versicherung von Nuklearrisiken gegründet, an welchem die Versicherungen mit unterschiedlichen Tranchen beteiligt sind. Die Geschäftsstelle befindet sich bei Swiss Re in Zürich. Präsident ist Bruno Spicher, bis Ende 2010 Leiter Gross- und Spezialgeschäft bei der Schweizerischen Mobiliar und seither Leiter der Niederlassung Bern des Versicherungsbrokers Kessler Co. AG. Die Erhöhung der Deckungssumme von 1 auf 1,8 Milliarden Franken je Atomkraftwerk stelle auch für den Pool eine Herausforderung dar, bestätigt Spicher: Die Versicherungen müssten sich mit höheren Summen am Pool engagieren. Erste Gespräche haben laut Spicher bereits stattgefunden. Er zeigt sich deshalb zuversichtlich, dass die nötige Deckung vorhanden sein wird, wenn das neue Gesetz in Kraft tritt.

 Risiko international verteilen

 In der parlamentarischen Debatte war behauptet worden, 1,8 Milliarden Franken bedeuteten das Maximum - höhere Haftpflichtsummen könnten die Schweizer Versicherungen nicht abdecken. Spicher relativiert jedoch: Erstens könnten die inländischen Versicherungen einen Teil des Risikos an ausländische Rückversicherer weitergeben. Zweitens sei nicht die Höhe der Haftungssumme das Hauptproblem, sondern die geringe Zahl der Kunden. Eine Versicherung beruhe grundsätzlich auf einer grossen Zahl von Versicherten: Wenn bei einem von ihnen ein Schaden eintrete, werde dieser durch die Prämien der vielen andern getragen. Faktisch gebe es in der Schweiz aber nur drei Kernkraftwerkbetreiber: Alpiq, Axpo und BKW. Allfällige Schäden müssten somit durch Prämien von nur drei Firmen gedeckt sein. Eine Erhöhung der Deckungssumme müsste international koordiniert erfolgen, damit das Risiko besser gestreut werden könnte und die Spiesse gleich lang wären.

 Der Baarer Risikokapitalspezialist Lars Jaeger plädierte in der "Neuen Zürcher Zeitung" für eine Erhöhung der Haftpflichtsumme auf 50 Milliarden Euro je AKW. Die Prämien dafür würden die Produktionskosten für Strom nur um einige Eurocent oder Rappen je Kilowattstunde erhöhen. Finanzieren liesse sich das Geschäft laut Jaeger mittels internationaler "Katastrophen-Anleihen". Andere Extremrisiken wie Erdbeben, Hurrikane und Pandemien würden mit Anleihen am Kapitalmarkt finanziert - warum nicht auch jene von Kernkraftwerken? "Bei Anlegern erfreuen sich Katastrophen-Bonds wachsender Nachfrage", schrieb Jaeger.

 Die Aussagen Jaegers sind höchst umstritten. Spezialisten der Swiss Re in Zürich und London schätzen, dass auf dem weltweiten Kapitalmarkt maximal 13 bis 14 Milliarden Franken mittels Anleihen für Naturkatastrophen aufgenommen werden können. Bei Atomkraftwerken wäre der Markt noch enger, da es weniger versicherte Risiken gebe. Zudem seien AKW-Schadenfälle selten, aber sie könnten sehr hoch ausfallen. Investoren müssten somit sehr viel Kapital zur Verfügung stellen für den äusserst unwahrscheinlichen Fall, dass es beansprucht werde. Das sei nicht attraktiv. Auch die erwähnte Studie von Zweifel und Umbricht kommt zum Schluss, dass sich die Kernhaftpflichtversicherung kaum über den Kapitalmarkt finanzieren lässt.

 Nach Meinung von AKW-Kritikern würde auch eine Deckungssumme von 50 Milliarden bei einem GAU nicht genügen: Bei der Revision des Kernenergiehaftpflichtgesetzes hatten die Grünliberalen eine Deckung von 500 Milliarden Franken gefordert.

 Es sei nicht möglich, das maximale AKW-Risiko durch die Versicherungswirtschaft abzudecken, räumt Spicher ein. Gemäss Kernenergiehaftpflichtgesetz haftet jeder AKW-Betreiber unbeschränkt. Falls die Versicherungsdeckung nicht genügt, muss er mit seinem Vermögen für den Schaden aufkommen. Sofern auch dieses nicht genügt, muss er Konkurs anmelden. Da die Stromkonzerne mehrheitlich den Kantonen gehören, wären auch sie haftbar. Wenn auch deren Finanzkraft nicht genügen sollte, müsste der Bund in die Lücke treten.

 Subventionierung von Atomstrom

 Die Atomkraftwerke verfügen somit faktisch über eine Staatsgarantie. Die Beschränkung der Deckungssumme auf 1,8 Milliarden Franken bedeutet eine indirekte Subventionierung des Atomstroms, welche den Wettbewerb verfälscht: Die Atomkraftwerke sparen Versicherungsprämien, was die Produktionskosten verbilligt.

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Der Wettbewerb um Arbeitsplätze ist in vollem Gang

 Sowohl AKW-Lobby als auch Anhänger des "grünen" Stroms wollen künftig viele neue Jobs schaffen.

 Sarah Nowotny

 Fragen der Stromversorgung, der Gefährlichkeit und des Klimaschutzes spielen eine zentrale Rolle in der Debatte über Atomkraft. Immer wieder vorgebracht wird aber auch das Argument der Wertschöpfung und der Arbeitsplätze - vor allem, wenn ganz konkret entschieden werden muss, ob ein neues AKW im Kanton Bern entstehen soll. Energiedirektorin Barbara Egger-Jenzer (SP) hat erst vor kurzem wiederholt, Investitionen in erneuerbare Energien schafften mehr und nachhaltigere Arbeitsplätze als ein neues AKW. Auf der anderen Seite findet FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen, der Kanton müsse unbedingt von den vielen Arbeitsplätzen, die dank einem AKW-Neubau entstünden, profitieren. Beide Lager berufen sich auf Studien, die versuchen, Arbeitsplätze und Wertschöpfung abzuschätzen - eine nicht ganz einfache Aufgabe mit vielen Unbekannten. In der Schweiz wurde seit Jahrzehnten kein AKW mehr gebaut; andererseits hängt der Auf- oder Abschwung der erneuerbaren Energien stark von der Energiepolitik von Bund und Kantonen ab.

 Finnen kamen kaum zum Zug

 Der Energiekonzern BKW rechnet für den AKW-Bau mit Inland-Aufträgen von 3,5 bis 4,5 Milliarden Franken - und mit 2000 Arbeitsplätzen in Mühleberg während der intensivsten Bauphase. Auch in Finnland, wo eines der beiden momentan im Bau befindlichen europäischen AKW steht, waren Arbeitsplätze für Einheimische ein Pro-Argument für Politiker. Nun hat sich aber herausgestellt, dass fast die Hälfte der Arbeiter auf der Baustelle aus dem Ausland kommen. Finnische Firmen haben in vielen Fällen nicht einmal mitgeboten, wenn es um Aufträge ging - sie produzieren schlicht zu teuer.

 Allerdings ist die Bauphase weniger wichtig als der Betrieb eines AKW. Eine Studie des Forschungsinstituts BAK Basel kommt zum Schluss, dass ein neues Werk dem Kanton Bern während Jahrzehnten - heute geht man von einer Laufzeit von 60 Jahren aus - 1300 teilweise hoch qualifizierte Stellen, eine Wertschöpfung von jährlich einer halben Milliarde Franken und Steuereinnahmen von jährlich 70 Millionen Franken bescheren würde. Andreas Koopmann, Präsident von Alstom Schweiz, geht davon aus, dass pro AKW in der Schweiz mehr als 400 Arbeitsplätze geschaffen würden. Zulieferer und Dienstleistungsbetriebe brächten noch einmal 50 Prozent zusätzliche Stellen. Hinzu komme die jährliche Revision, die mehr als 1000 Personen Arbeit bringe. Dass es tatsächlich einige Schweizer Unternehmen gibt, die im Nuklearsektor tätig sind, zeigt ein Blick auf die Ausstellerliste der Nuclea-Messe vom November: 17 Schweizer Firmen waren dabei, darunter grosse Namen wie Ascom.

 Doch auch die andere Seite will mit Zahlen beeindrucken. Eine Studie der Zürcher Beratungsbüros Infras und TNC kommt zum Schluss, dass es sich lohnt, voll auf erneuerbare Energien zu setzen. Damit könnten zwischen 2006 und 2035 jährlich bis zu 5300 neue Stellen geschaffen werden - setze man auf Grosskraftwerke, wären es bloss 3300. Die landesweite Wertschöpfung könne mit erneuerbaren Energien in dieser Zeit bis zu 20,2 Milliarden Franken betragen, mit Grosskraftwerken nur 11 Milliarden. Vom Aufschwung des "grünen" Stroms profitierten vor allem die Branchen Elektronik und Optik, Beratung und Planung, der Handel und das Baugewerbe. Was den Kanton Bern angeht, sind laut der Gruppe Neue Energie Bern 2010 im Bereich der erneuerbaren Energien mindestens 312 neue Stellen geschaffen worden. Es gebe inzwischen rund 60 Berner Unternehmen in dieser Branche, schreibt die Vereinigung. Auch 2011 sollten wieder mehrere Hundert neue Stellen entstehen.

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BZ 26.1.11

Streit um die Endlager

 AKW-Abstimmung. Ein Argument der Gegner eines neuen AKW in Mühleberg lautet, dass die Frage der Endlagerung der radioaktiven Abfälle nicht gelöst sei. Stimmt nicht, sagt die Nagra.

 Die Frage der Endlagerung von radioaktiven Abfällen ist derzeit wieder hochaktuell:   Im Vorfeld der Abstimmung über ein neues AKW in Mühleberg argumentieren die Gegner, dass es unverantwortlich sei, neue Kraftwerke zu bauen, wenn das Problem der Endlagerung der radioaktiven Abfälle nicht gelöst sei. "Die Nagra hat den Nachweis erbracht, dass es in der Schweiz möglich ist, radioaktive Abfälle sicher zu lagern", sagt Markus Fritschi, Geschäftsleitungsmitglied der Nagra, der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle. Der Bundesrat habe dies so bestätigt.

 Die atomkritische Energiestiftung sieht dies nicht so: "Auf viele technische Fragen hat die Nagra noch keine befriedigende Antwort", entgegnet Sabine von Stockar. Beim Streit geht es beispielsweise um die Frage, ob der Bau eines Tiefenlagers in 600 Metern Tiefe die Geologie so verändern würde, dass die Schichten instabil würden.

 Derzeit läuft das Konsultationsverfahren in den sechs Regionen der Schweiz, die die Nagra als geeignete Standorte anschaut. Am Ende des Prozesses will die Nagra je ein Tiefenlager für hoch radioaktive Abfälle und eines für leicht bis mittelaktive Abfälle bauen. snySeite 14 + 15

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AKw-Abstimmung   - Endlager für Radioaktive Abfälle

 Die grosse Kontroverse um die letzte Lagerstätte des Atomabfalls

 Seit 30 Jahren sucht die Nagra, die mit der Endlagerung beauftragte Institution, nach einem Standort für ein Lager für radioaktive Abfälle. Bislang ohne Erfolg. Im Vorfeld zur kantonalen Abstimmung über ein neues AKW in Mühleberg streiten sich die Experten, ob eine sichere Endlagerung möglich ist oder nicht.

 Nur in einem Punkt sind sich Sabine von Stockar von der atomkritischen Schweizerischen Energiestiftung und Markus Fritschi, Geschäftsleitungsmitglied der Nagra, einig: Der radioaktive Abfall, den die bereits in Betrieb stehenden Schweizer Atomkraftwerke produziert haben, muss in geeigneter Form in einem Endlager gelagert werden.

 In allen anderen Fragen zur Endlagerung gehen die Positionen der beiden Exponenten in Sachen Endlagerung diametral auseinander. "Die Nagra hat den Nachweis erbracht, dass es in der Schweiz möglich ist, radioaktive Abfälle sicher zu lagern. Der Bundesrat hat das entsprechende Konzept nach umfangreicher Prüfung im Jahr 2006 abgesegnet", betont Fritschi am Sitz der Nagra in Wettingen. Ganz anders sieht es Sabine von Stockar: "Auf viele technische Fragen hat die Nagra noch keine befriedigende Antwort", sagt sie in ihrem Büro in Zürich.

 Der strahlende Abfall

 Durch die Kernspaltung im Atomreaktor werden hohe Mengen an Energie frei. Doch der Nachteil dieses Prozesses besteht darin, dass neue Stoffe entstehen, die radioaktiv sind.

 Auf der anderen Seite hat die Radioaktivität die Eigenschaft, dass sie sich relativ einfach abschirmen lässt. Eine dicke Betonwand oder ein paar Meter Wasser reichen, um die tödliche Strahlung abzuschirmen.

 Aufwind für die Nagra

 Schon seit über 30 Jahren ist die Nagra, die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, daran, einen Standort für ein Tiefenlager zu suchen. Bislang ohne Erfolg. Doch derzeit sind die Nagra-Exponenten der Meinung, dass sie dem Ziel ihrer Sisyphusarbeit ein grosses Stück näher gerückt sind: Denn das Parlament hat den Standortregionen das Vetorecht aus der Hand genommen. Und der Bundesrat hat - wie von Markus Fritschi erwähnt - den Entsorgungsnachweis abgenommen. Derzeit läuft nun die Evaluation der Standorte (siehe Kasten).

 Die Nagra will sogenannte Tiefenlager bauen. Eines für hoch radioaktive Abfälle, eines für schwach und mittelaktive Abfälle. Wird in der Schweiz je ein neues AKW gebaut, bräuchte es zusätzliche Kapazitäten. Die Nagra rechnet mit Forschungs- und Realisierungkosten von sechs Milliarden Franken für zwei Tiefenlager. Die Betreiber der AKW haben dafür diverse Fonds geäufnet. Steigen die Kosten, müssen die AKW-Betreiber die Zusatzkosten übernehmen.

 Das Lager wird für einen Zeitraum gebaut, der das menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt: Zwar wird die Strahlungsintensität nach tausend Jahren nur einen Bruchteil derjenigen bei der Einlagerung betragen. Doch es dauert rund 200 000 Jahre, bis die Strahlung Werte erreicht, wie sie bei Natururan vorkommen (siehe Grafik).

 Opalinuston überzeugt Nagra

 Die Nagra ist der Ansicht, dass sie tief im Untergrund ein Gestein gefunden hat, das sich ideal für die Lagerung von radioaktiven Abfällen eignet. Es handelt sich dabei um Opalinuston, eine Gesteinsschicht, die vor 180 Millionen Jahren aus Schlammablagerungen entstanden ist. Heute liegt diese Schicht rund 600 Meter tief unter der Erdoberfläche. "Der Opalinuston hat die Eigenschaft, dass er aufquillt, wenn Wasser in das Gestein gelangt. Öffnet sich im Gestein ein Spalt und entsteht ein Wasserlauf, so schliesst sich dieser Riss innerhalb von wenigen Jahren wieder", erklärt der 52-jährige Physiker Fritschi. Dies ist deshalb so wichtig, weil Wasser der grösste Feind eines Tiefenlagers ist. Gelangt Wasser hinein und findet es auch wieder den Weg hinaus, dann besteht die Gefahr einer radioaktiven Kontamination.

 Umweltwissenschafterin Sabine von Stockar glaubt indes nicht daran, dass der Opalinuston eine sichere Endlagerung ermöglicht: "Nach wie vor sind sehr viele Fragen offen. Es stellt sich beispielsweise die Frage, wie sich die umliegende Geologie verändert, wenn dort Stollen hineingebaut werden", sagt sie. "Jedes Loch bedeutet die Gefahr, dass sich die Gesteinsschichten nicht so verhalten, wie es ohne eine solche Narbe der Fall wäre", fügt sie an. Fritschi entgegnet: "Die Nagra hat den Nachweis erbracht, dass es bautechnisch möglich ist, ein sicheres Tiefenlager zu bauen."

 Problem Gasbildung

 Völlig unklar sei auch die Frage der Gasentwicklung, hakt Sabine von Stockar nach: "Durch die Korrosion der Behälter oder den Abbau von organischem Material entsteht Gas. Und schon wenig Gas kann in einem geschlossenen System die Druckverhältnisse und damit die Geologie verändern", sagt sie. Fritschi entgegnet: "Bei der Korrosion der Stahlbehälter entsteht nicht radioaktives Wasserstoffgas. Wir sind aber der Ansicht, dass das Gas so langsam produziert und so gut wieder abgeführt wird, dass es nicht zu einem unzulässigen Gasaufbau kommt." Die Nagra führe aber weitere Studien zu dieser Frage durch.

 Streit um Stahl oder Kupfer

 Ein weiterer strittiger Punkt ist die Frage, aus welchem Material die Behälter sein sollen, in welche die hochradioaktiven Abfälle eingeschlossen werden. "Im Entsorgungsnachweis sieht die Nagra vor, dass Stahlbehälter verwendet werden. Doch Stahl rostet bekanntlich. Kupfer rostet ebenfalls, wenn auch weniger. Keramik ist nicht standhaft genug. Die Frage ist, ob es ein geeignetes Material dafür gibt", sagt von Stockar.

 Ein Stahlbehälter hat laut Nagra eine Lebensdauer von 10 000 Jahren, ein Kupferbehälter hält um ein Vielfaches länger. Fritschi zeigt sich gegenüber der Forderung nach einem Kupfermantel für die Stahlbehälter offen: "Die Behälterfrage ist noch nicht entschieden, aber nicht ungelöst. Wir wollen immer erst diejenigen Entscheide fällen, die nötig sind."

 Vergessen oder nicht?

 Neben den rein technischen Aspekten gibt es grundsätzliche Fragen zum Vorgehen, die kontrovers sind: Das Gesetz verlangt beispielsweise von der Nagra, dass sie die Abfälle zurückholen kann, bis das Lager geschlossen wird. "Die Politik kann entscheiden, ob sie das Lager 50 oder 200 Jahre, nachdem der letzte Abfall eingelagert worden ist, schliessen will", sagt Fritschi.

 Das Konzept sieht vor, dass nach dem Verschluss des Tiefenlagers alle Anlagen an der Oberfläche zurückgebaut und alle Zugänge aufgefüllt werden. Von aussen soll von einem Zwischenlager nichts mehr zu sehen sein. Hier setzt nun die Kritik der Energiestiftung an: "Die Nagra strebt an, dass das Endlager möglichst rasch vergessen wird." Das findet von Stockar gefährlich, zum Beispiel im Fall, dass spätere Generationen in den Untergrund bohren, zum Beispiel bei der Suche nach Erdwärme. Fritschi entgegnet: "Gesellschaften, die so tief graben können, würden erkennen, dass etwas nicht natürlich ist. Solche Gesellschaften wissen, was Radioaktivität ist, und könnten deshalb die richtigen Schlüsse ziehen." Zudem schreibe der Gesetzgeber vor, dass der Standort eines Tiefenlagers markiert werde. Die Unterlagen werden im Bundesarchiv und in einem internationalen Archiv gelagert. Fritschi ist überzeugt, dass diese Dokumente noch in über 1000 Jahren verstanden werden. Aber entscheidend sei, dass das Tiefenlager so konzipiert sei, dass es auch sicher sei, wenn sich künftige Generationen nicht darum kümmerten.

 Die persönliche Distanz

 Sabine von Stockar und Markus Fritschi sind zwei Exponenten eines Streits, der die Schweiz noch lange beschäftigen wird. Sie markieren ganz bewusst Distanz zueinander: "Markus Fritschi ist ein gewiefter Rhetoriker und versteht es, die offenen Entsorgungsfragen geschickt zu umschiffen", hält Sabine von Stockar fest. Fritschi seinerseits gibt sich etwas versöhnlicher: "Auch wenn ich mit vielem gar nicht einverstanden bin, anerkenne ich das grosse Engagement, mit dem Frau von Stockar die Anliegen der Energiestiftung vertritt."

 Stefan Schnyder

 Dossier zu Mühleberg II
http://muehleberg.bernerzeitung.ch

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 AKW: ja oder nein?  

 Abstimmung Am 13. Februar stimmt das Bernervolk darüber ab, ob es in Mühleberg nach dem Jahr 2020 ein neues Atomkraftwerk will oder nicht. Wichtig zu wissen: Es handelt sich dabei um eine konsultative Abstimmung. Das heisst: Das Resultat ist für den Bund nicht bindend, dürfte aber eine grosse Signalwirkung haben.

 Diese Zeitung beleuchtet vor der wegweisenden Abstimmung in einer Serie das Thema von verschiedenen Seiten.

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 AKW Mühleberg

 Der Rückbau kostet zwei Milliarden

 Egal, ob in Mühleberg ein neues Atomkraftwerk gebaut wird oder nicht: Das heutige AKW muss in rund zwölf Jahren abgebaut und entsorgt werden. Und das wird teuer.

 Es sind imposante Zahlen: Geschätzte 379 Millionen Franken wird es dereinst kosten, das AKW Mühleberg komplett abzubauen. Dies sind jedoch nur die eigentlichen Rückbaukosten. Für die Entsorgung der radioaktiven Betriebsabfälle und der abgebrannten Brennelemente sind nochmals knapp 1,5 Milliarden Franken nötig. Insgesamt schlägt die Stilllegung des Atomkraftwerks Mühleberg also mit knapp 2 Milliarden Franken zu Buche. Von der Abschaltung bis zur endgültigen Stilllegung dürfte es zwölf Jahre dauern. Davon ausgehend, dass das AKW Mühleberg ungefähr 2022 vom Netz geht, wäre der Rückbauprozess demnach frühstens im Jahr 2034 abgeschlossen.

 Es ist denkbar, dass die Kosten bald nach oben korrigiert werden: Alle fünf Jahre lässt die Organisation des Stromverbundunternehmens Swisselectric die Schätzung aktualisieren. Ende 2011 erscheint die neue Version der Studie.

 Bei solch hohen Beträgen stellt sich zwangsläufig die Frage, wie diese finanziert werden. Die AKW-Betreiber müssen die Entsorgungskosten, die während des Betriebs anfallen, selber tragen. Dazu gehören etwa die Kosten für Forschungsarbeiten, die Erstellung eines zentralen Zwischenlagers oder die Beschaffung von Transportbehältern.

 Für den Abbau und die Stilllegung der Schweizer Atomkraftwerke müssen aber auch die Stromkonsumenten ihren Beitrag leisten: Pro Kilowattstunde Strom, die sie beziehen, zahlen industrielle wie auch private Kunden 0,8 Rappen in den Entsorgungs- und den Stilllegungsfonds ein.

 Ende 2009 befanden sich in den beiden Fonds insgesamt rund 4 Milliarden Franken. Für die Entsorgung und die Stilllegung aller fünf Schweizer Atomkraftwerke braucht es voraussichtlich rund 15 Milliarden Franken.phm

 So läuft die Standortsuche

 Die Nagra, die nationale Genossenschaft zur Lagerung radioaktiver Abfälle, sucht seit über 30 Jahren einen Standort für ein Tiefenlager - bislang erfolglos. Sie glaubte sich schon verschiedentlich dem Ziel nahe, doch dann musste sie die Arbeit wieder von vorne beginnen. Die herbsten Rückschläge waren die Abstimmungen im Kanton Nidwalden. Die Nidwaldner Bevölkerung erteilte dem geplanten Lager für schwach und mittelradioaktive Abfälle im Wellenberg 1995 und 2002 eine deutliche Abfuhr. Die Nidwaldner werden am 13. Februar erneut abstimmen: Über die Stellungnahme des Kantons zur Eignung des Wellenbergs.

 Nach diesem Debakel definierte das Parlament neue Spielregeln: Es nahm im Jahr 2003 mit der Revision des Kernenergiegesetzes den Standortkantonen von geplanten Tiefenlagern das Vetorecht aus der Hand. Das

 Gesetz sieht seither vor, dass der Bund statt wie bisher die Nagra den Prozess führt. Dabei werden die betroffenen Regionen angehört. Die Nagra hat die Aufgabe, die geologisch am besten geeigneten Standorte zu suchen. Der Bundesrat fällt dann den Standortentscheid. Das Parlament muss diesen absegnen. Der Standortentscheid untersteht dem fakultativen Referendum. Das Volk dürfte also in dieser

 Frage das letzte Wort haben.

 Derzeit läuft die zweite Phase in diesem Prozess: Die Nagra hat drei geeignete Standorte für ein Tiefenlager für hoch radioaktive Abfälle ausgemacht. Diese liegen in den Regionen Zürcher Weinland, Nördlich Lägeren (Kanton Zürich) und Bözberg (Kanton Aargau). Zudem hat sie drei Standorte für ein Endlager für schwach und mittelaktive Abfälle vorgeschlagen. Voraussichtlich Mitte 2011 wird der Bundesrat für beide Lagertypen die zwei geeignetsten Standorte auswählen. Deren Eignung wird dann nochmals vertieft geprüft. Ziel des Bundesrates ist es, dass das Endlager im Jahr 2040 seinen Betrieb aufnimmt. sny

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Langenthaler Tagblatt 26.1.11

Was die BKW der Begleitgruppe vorenthält

Samuel Thomi

 Mühleberg I Im Streit um die unbefristete Betriebsbewilligung für das bestehende Atomkraftwerk verschleierte die BKW den Gemeindebehörden bewusst die drohende Überflutungsgefahr.

 Die Sache ist der BKW unangenehm: Mitten in der Abstimmung über ein neues AKW veröffentlichte die AKW-kritische Gruppe Fokus Anti Atom am Montag auf ihrer Homepage E-Mails zwischen der BKW-Konzernkommunikation und der Resun AG. Die Projektentwicklungsgesellschaft der AKW- Betreiber plant die neuen Meiler in Beznau und Mühleberg. Im Mail geht es um einen Foliensatz, der am 11. November 2009 in Aarberg den Behördenvertretern von neun um Mühleberg gelegenen Gemeinden an einer der regelmässigen Begleitgruppensitzungen präsentiert werden sollte. Die BKW bemüht sich dabei, "keine schlafenden Hunde" zu wecken und will von der Resun, dass die Resultate der neusten Berechnungen eines Dammbruchs des oberhalb des AKW Mühleberg gelegenen Wasserkraftwerkes nicht "allzu transparent" gemacht werden (vgl. E-Mail-Ausriss oben).

 Besagte E-Mails sind für die AKW-Gegner weitere Hinweise, dass die Sicherheit des heutigen AKW Mühleberg keine unbefristete Betriebsbewilligung zulasse. Sie zeigten ferner, wie wichtig es sei, für ihre Beschwerde volle Akteneinsicht zu erhalten. Dennoch teilte Fokus Anti Atom eben mit, in einem Teilaspekt gegen die unbefristete Bewilligung auf den Weiterzug an das Bundesgericht zu verzichten (vgl. gestriges az Langenthaler Tagblatt).

 Gegenüber dem gestrigen "Bund" bestätigte BKW-Sprecher Antonio Sommavilla die "unglücklichen Formulierungen". Am Anlass sei es aber ums neue AKW gegangen, womit die Verkürzung auch keine Vertuschung sei.

 Die 1999 vom Hochwasser betroffenen Gebäude sind laut BKW nicht sicherheitsrelevant; das gelte auch für 2005 und 2007 betroffene Anlagen.

 Die laut BKW auf Sachlichkeit beschränkte Konzerninformation gerät derweil auch politisch ins Kreuzfeuer. In der laufenden Grossratssession wurden bereits mehrere Fragen eingereicht und heute sind mehrere Interpellationen traktandiert.

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Solothurner Zeitung 26.1.11

Atomfront im Niederamt bröckelt

 Die Gemeinde Dulliken wird Beschwerde führen gegen die Richtplananpassung zugunsten eines zweiten Atomkraftwerkes im Niederamt. "Unsere Bedenken wurden praktisch nicht wahrgenommen", begründet Gemeindepräsident Theophil Frey (CVP). Gestern wurde der "Einwendungsbericht" zum Richtplan mit 839 Stellungnahmen und der Antwort der Regierung darauf veröffentlicht. Dulliken wolle sich als Wohngemeinde positionieren, was der Kanton bisher unterstützt habe. "Das geht aber nicht mit einem weiteren Kraftwerk vor der Nase", sagt Frey. Überhaupt steige der Widerstand im Niederamt, weil "jetzt plötzlich ein Parallelbetrieb von zwei KKW über viele Jahre vorgesehen ist, statt nur ein Ersatz".

 Laut Alpiq-Angaben wird auch das neue Kraftwerk mit einem Zwischenlager für ausgebrannte Brennstäbe ausgerüstet. Dies war im Richtplan bisher kein Thema. (at.) Seite 21

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Mehrheitlich kritische Stellungnahmen

 Neues Kernkraftwerk Niederamt . Kanton hat seinen Einwendungsbericht zum Richtplan vorgelegt

Beat Wyttenbach

 Das Bau- und Justizdepartement (BJD) des Kantons Solothurn hat auf rund 60 Seiten Stellung zu den Einwendungen genommen, die anlässlich der öffentlichen Auflage der Richtplananpassung "Neues Kernkraftwerk Niederamt (KKN)" eingegangen sind. Der Richtplanbeschluss werde in einzelnen Punkten angepasst, schreibt die Staatskanzlei in ihrer gestern veröffentlichten Medienmitteilung. Grundlage für den Einwendungsbericht ist das Rahmenbewilligungsgesuch der Kernkraftwerk Niederamt AG, einer Tochtergesellschaft der Alpiq Holding AG, das am 9. Juni 2008 eingereicht worden war.

 Kanton kann sich positionieren

 Sämtliche Entscheide und Verfahren zu Kernkraftwerken lägen in der Kompetenz und Verantwortung des Bundes, hält das BJD in seinem Einwendungsbericht fest. Das Richtplanverfahren biete dem Kanton aber Gelegenheit, sich zu positionieren und seine raumplanerischen sowie sozioökonomischen Anliegen an ein Kernkraftwerkprojekt zuhanden des Bundes darzulegen. "Die Übereinstimmung mit dem kantonalen Richtplan ist keine Voraussetzung für die Erteilung einer Rahmenbewilligung durch den Bund", heisst es dort.

 Aus kantonaler Sicht sei es hingegen zweckmässig, dass das Richtplanverfahren möglichst frühzeitig erfolge. So könne sich die Stellungnahme des Kantons zum Rahmenbewilligungsgesuch und zum Gutachten des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) auf den Richtplanbeschluss und auf die Ergebnisse der Anhörung und Mitwirkung zur Anpassung des Richtplans abstützen. Im Richtplan sollten für einen möglichen Standort kantonale Anliegen für die Rahmenbewilligung zuhanden der zuständigen Bundesbehörden festgelegt werden.

 Grundsätzliche Opposition

 Die Auflage der Richtplananpassung erfolgte vom 7. Juni bis zum 7. Juli 2010. Insgesamt seien 839 Stellungnahmen von Nachbarkantonen (4), Gemeinden und Regionalplanungsorganisationen (13), Organisationen und Verbänden (61), Firmen (11) sowie Privatpersonen (750) eingegangen. Grundsätzlich widerspiegelten die Eingaben die energiepolitischen und weltanschaulichen Standpunkte der Beteiligten. Obwohl Fragen der Kernenergie an sich nicht Gegenstand des Richtplanverfahrens, sondern Gegenstand des Verfahrens auf Bundesebene seien, hätten viele Stellungnehmende ihre grundsätzliche Ablehnung des KKN im Speziellen oder der Nutzung der Kernenergie im Allgemeinen kundgetan.

 Bei den Stellungnehmenden, die auf den Richtplanbeschluss im Detail eingegangen seien, habe es Vereinzelte gegeben, die der Vorlage ohne Vorbehalte zugestimmt hätten. Mehrheitlich sei jedoch Kritik geäussert worden. Das BJD hält fest, dass die Richtplanvorlage aufgrund der Eingaben in einzelnen Punkten angepasst worden sei.

 Der Bericht hält unter anderem fest, dass dem Kanton Lösungen für die Auswirkungen in den Bereichen Landwirtschaft und Fruchtfolgeflächen fehlen. Weiter müsse das Verkehrskonzept "gleichwertige Aussagen zum motorisierten Individualverkehr, zum öffentlichen Verkehr, zum Langsamverkehr und zu den Gleisanschlussmöglichkeiten" tätigen. Ein Anliegen sei es ferner, dass nötige Änderungen an den Hochspannungsleitungen möglichst landschafts- und siedlungsverträglich anzulegen seien. Schliesslich hält das BJD fest, dass "die vielfach geäusserte Fundamentalopposition nicht sinnvoll gewürdigt wird, da davon ausgegangen werden muss, dass sich ebenso zahlreiche Befürworter der Kernkraft nicht am Verfahren beteiligt haben".

 Im Richtplan werden die kantonalen Anliegen für den möglichen Standort im Niederamt an die Adresse der federführenden Bewilligungsbehörden des Bundes formuliert. Der Bund erwartet bis im April 2011 von allen Kantonen eine Stellungnahme zu den drei eingereichten Rahmenbewilligungsgesuchen für den Bau neuer Kernkraftwerke in der Schweiz (Niederamt, Beznau und Mühleberg).

 Info: Der Einwendungsbericht kann im Internet unter www.arp.so.ch eingesehen und heruntergeladen werden.

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 Beschwerde innert 10 Tagen

 Zum weiteren Vorgehen hält das BJD fest, dass die Mitwirkenden mittels Briefen "auf geeignete Weise" mit einer Zusammenfassung des Einwendungsberichts bedient würden. Die weiteren am Verfahren beteiligten Parteien erhielten den Einwendungsbericht zugestellt. Einzig die Gemeinden und Regionalplanungsorganisationen, die Einwendung erhoben hätten, könnten gegen einen ablehnenden Entscheid des BJD innert zehn Tagen beim Regierungsrat Beschwerde führen. "Für alle anderen Einwender ist das Richtplanverfahren abgeschlossen. Weitere Mitwirkungsmöglichkeiten sieht das Kernenergiegesetz des Bundes vor", hält das BJD fest. (bw)

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Auch Gösgen II bekommt sein Zwischenlager

Andreas Toggweiler

AKW Im Kanton Solothurn gibts - im Gegensatz zum Bernbiet - keine Konsultativabstimmung über ein neues AKW. Klar wird nun, dass auch für Gösgen II ein weiteres Zwischenlager geplant ist.

 Auch beim geplanten neuen Atomkraftwerk Gösgen II soll ein Zwischenlager für radioaktiven Abfall entstehen. Die bestätigt Alpiq-Sprecher Andreas Werz auf Anfrage. Ein Zwischenlager sei in allen drei geplanten neuen Kernkraftwerken vorgesehen, betonte Werz weiter. Über die Grösse des Zwischenlagers für Gösgen II für hoch radioaktive, abgebrannte Brennelemente könne man noch keine Angaben machen.

 Keinen Zusammenhang sieht Werz zum Umstand, dass im bestehenden Kraftwerk Gösgen-Däniken die Kapazität des Nasslagers für ausgebrannte Brennelemente erst 2008 erhöht wurde. Mit dem eigenen Zwischenlager könne man Transportwege einsparen, begründet er. Denn das neue Kraftwerk liege nicht unmittelbar neben dem Bestehenden.

 Die Diskussion um ein angegliedertes Zwischenlager ist letzte Woche im Kanton Bern entbrannt im Rahmen der Konsultativabstimmung am 13. Februar zum Ersatz des AKW Mühleberg. Die Gegner des Kraftwerks kritisierten die Informationspolitik im Vorfeld. Diese habe verschwiegen, dass das KKW-Projekt auch ein Zwischenlager enthalte.

 Zwischenlager kein Thema

 Auch kein explizites Thema war das geplante Zwischenlager bei der "Richtplananpassung neues Kernkraftwerk Niederamt" (vgl. Artikel oben), wie Bernard Staub, Chef des Amtes für Raumplanung, bestätigt. Dieses sei Teil der Gesamtanlage.

 Für Urs Huber, SP-Kantonsrat und Aktivist der Aktion "Niederamt ohne Endlager", ist die Trennung der Kraftwerkfrage von der Abfallproblematik Augenwischerei, auch wenn dies von der Stromindustrie immer wieder gemacht werde. "Es geht am Ende immer um Lagerkapazitäten für Atomabfall, den niemand will."

 Huber will zudem aufräumen mit dem Klischee, das ganze Niederamt sei AKW-freundlich. Es gebe immer mehr skeptische Stimmen, was auch der Einwendungsbericht zur Richtplananpassung zeige.

 Mehr Klarheit darüber dürfte der kommende Donnerstag bringen, wenn die sozioökonomische Studie der Gemeindepräsidenten des Niederamtes zu Gösgen II vorgestellt wird. "Da könnten noch einige Leute auf die Welt kommen", sagt Huber.

 Die Kräfte bündeln

 Dass im Kanton Solothurn nicht wie im Kanton Bern konsultativ über ein neues AKW abgestimmt wird, wurde bereits 2007 im Kantonsrat vorgespurt, der damals die Regierung mit grossem Mehr verpflichtete, sich für Gösgen II einzusetzen. Dass seither politisch auf Kantonsebene wenig lief, sieht Huber nicht als verpasste Chance. Es gelte, die Kräfte zu bündeln für den nationalen Abstimmungskampf 2013. "Denn alle kantonalen Abstimmungen sind für den Bund nicht verbindlich."

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Aargauer Zeitung 26.1.11

Über 800 Einwendungen zum Kraftwerk

 Niederamt Richtplanbeschluss zum Neuen Kernkraftwerk Niederamt wird nur punktuell angepasst

Beat Wyttenbach

 Das Bau- und Justizdepartement (BJD) des Kantons Solothurn hat auf rund 60 Seiten Stellung zu den Einwendungen genommen, die anlässlich der öffentlichen Auflage der Richtplananpassung "Neues Kernkraftwerk Niederamt" (KKN) eingegangen sind. Der Richtplanbeschluss werde in einzelnen Punkten angepasst, schrieb die Staatskanzlei gestern in ihrer Medienmitteilung. Anlass zur Richtplanänderung war das Rahmenbewilligungsgesuch der Kernkraftwerk Niederamt AG, einer Tochtergesellschaft der Alpiq Holding AG, das 2008 eingereicht worden war.

 Kanton kann sich positionieren

 Sämtliche Entscheide und Verfahren zu Kernkraftwerken liegen in der Kompetenz und Verantwortung des Bundes. Das Richtplanverfahren bietet dem Kanton aber Gelegenheit, sich zu positionieren und seine raumplanerischen sowie sozioökonomischen Anliegen an ein Kernkraftwerkprojekt darzulegen.

 Der Richtplanbeschluss umfasst einen Planungsauftrag, der auf dem bisherigen Beschluss mit einer Ergänzung zu Stilllegung und Rückbau von Kernkraftwerk Gösgen (KKG) und KKN nach Ablauf der Betriebszeit basiert, sowie den Beschluss zum Standort mit den kantonalen Anliegen zuhanden der Bundesbehörden.

 Lösungen für Landwirtschaft fehlen

 Die öffentliche Auflage der Richtplananpassung erfolgte im Juni 2010. Insgesamt sind 839 Stellungnahmen von Kantonen, Gemeinden, Organisationen, Firmen sowie Privatpersonen eingegangen.

 Die Anliegen der Niederämter Gemeinden betrafen zum Beispiel den Natur- und Landschaftsschutz sowie den Gewässerschutz. Weiteres Thema ist der Hybrid-Kühlturm. Hier hält das BJD fest, dass die Schwaden bei sehr trockener Witterung "selbst in grosser Höhe nur wenig sichtbar sein" sollten.

 Ein zentrales Anliegen der Gemeinden ist das Verkehrskonzept betreffend die Aareübergänge, die Nord-Süd-Erschliessungen, die Koordinierung mit der Entlastung Region Olten (ERO), das Verkehrsaufkommen während der Bauphase sowie den Schwerverkehr. Auch die Frage nach der Abgeltung kommt zur Debatte. Winznau fordert 40 Prozent für die Standortgemeinden und 60 Prozent für die übrigen Gemeinden der Zone 1. Dazu hält das BJD fest, die Gemeindepräsidentenkonferenz Niederamt (GPN) müsse die Verteilung regeln.

 Speziell in der Gemeinde Obergösgen stellt sich die Frage nach einem allfälligen Parallelbetrieb KKG und einem KKN. Die Stellungnahme des BJD lautet wie folgt: "Der Doppelbetrieb dauert so lange, wie die sicherheitstechnischen Anforderungen an das KKG gewährt sind. Dies wird voraussichtlich bis 2039 der Fall sein. Nach dem Rückbau des KKG steht dieser Standort nicht mehr zur Verfügung."

 Verkehr muss geregelt werden

 Das BJD selbst bemängelte Folgendes: Die Flächenbeanspruchung müsse minimal sein. Weiter müsse eine Koordinationsplattform gebildet werden. Ferner fehlten dem Kanton Lösungen in den Bereichen Landwirtschaft und Fruchtfolgeflächen. Ein Anliegen sei es, dass wenn Änderungen an den Hochspannungsleitungen nötig würden, diese nach Möglichkeit unterirdisch anzulegen.

 Der Bund erwartet bis im April von allen Kantonen eine Stellungnahme zu den drei eingereichten Rahmenbewilligungsgesuchen Niederamt, Beznau und Mühleberg für den Bau neuer Kernkraftwerke in der Schweiz.

 Grundsätzliche Kernenergiekritik

 Obwohl Sicherheitsfragen nicht Gegenstand des Richtplanverfahrens, sondern Gegenstand des Verfahrens auf Bundesebene sind, hatten viele Stellungnehmende ihre grundsätzliche Ablehnung des KKN im Speziellen oder der Nutzung der Kernenergie im Allgemeinen kundgetan.

 Nachbarkanton Baselland übrigens lehnt eine Standortfestsetzung für ein neues Kernkraftwerk "aus grundsätzlichen Erwägungen" ab, wohingegen der Aargau das Richtplanverfahren ausdrücklich begrüsst.

 Der Einwendungsbericht steht im Internet unter www.arp.so.ch, die Sozioökonomische Studie ab morgen, 12 Uhr auf www.niedergoesgen.ch.

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St. Galler Tagblatt 26.1.11

Der Wellenberg soll frei von Atommüll bleiben

 Nidwalden unternimmt einen neuen Anlauf, den Wellenberg als Standort für ein Atommülllager zu verhindern. Die Abstimmung dürfte zum klaren Verdikt gegen ein Tiefenlager werden.

Ueli Bachmann

 sarnen. Über zwanzig Jahre haben sie die Nagra-Pläne für ein Atommülllager im Wellenberg bekämpft. In Abstimmungen der Jahre 1988, 1995 und 2002 hat das Nidwaldner Stimmvolk deutlich gemacht, dass ein Atommülllager im Wellenberg nicht in Frage kommt. Nach dem letzten Verdikt schien der Bundesrat ein Einsehen zu haben; in einer Interpellationsantwort hat er versichert, dass der Wellenberg vom Tisch ist.

 Neu lanciertes Verfahren

 Das ist Schnee von gestern: Weil das Atommüllproblem nicht gelöst ist, hat der Bund das ganze Verfahren mit dem Sachplan geologisches Tiefenlager neu lanciert - und die Spielregeln geändert: Mit dem Kernenergiegesetz 2005 hat die Stimmbevölkerung der ganzen Schweiz und nicht mehr nur jene der Standortkantone zu entscheiden, wohin der Atommüll zu entsorgen ist. Und seit Herbst 2008 wissen die Nidwaldner, dass der Wellenberg trotz des langjährigen Widerstands wieder im Rennen ist.

 Der Aufschrei über diese Wiederaufnahme war in Nidwalden riesig. "Wir trauten unseren Ohren nicht", sagte die damalige Baudirektorin Lisbeth Gabriel zur Stimmungslage des sich übertölpelt fühlenden Kantons. Wie vor zwanzig Jahren kommt es bei Veranstaltungen von Bundes- oder Nagra-Vertretern nun wieder zu Demonstrationen. Die meisten Gemeinden verweigern die Beteiligung beim Partizipationsverfahren. Jetzt wird erneut abgestimmt, weil die Stellungnahme der Regierung zu den jüngsten Entwicklungen am Wellenberg dem Volk vorgelegt werden muss: Die Nidwaldner Nagra-Gegner haben dieses Mitentscheidungsrecht bei Atommüllfragen sich 1987 gesichert.

 Deutliches Verdikt erwartet

 Die Haltung der Nidwaldner Regierung fällt unmissverständlich aus: Sie fordern die Streichung des Wellenbergs aus der Liste. Dabei macht die Regierung, gestützt auf ein von ihr in Auf- trag gegebenes Gutachten, geologisch-sicherheitsrechtliche Aspekte geltend. Am 13. Februar wird an der Urne ein noch deutlicheres Votum gegen ein Atommülllager erwartet als bisher, weil Regierung und bürgerliche Parteien inzwischen mit den linksgrünen Nagra-Gegnern am gleichen Strick ziehen.

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NLZ 26.1.11

Volk entscheidet über Vernehmlassung

 Nidwalden

Martin Uebelhart

 Die Regierung nimmt gegenüber dem Bund klar gegen ein Tiefenlager am Wellenberg Stellung. Das Volk muss das absegnen.

 Der Nidwaldner Regierungsrat will, dass der Bund den Wellenberg als möglichen Standort für ein Endlager streicht. Das schreibt er in der Vernehmlassung zum Sachplanverfahren geologische Tiefenlager.

 Da die Kantonsverfassung die Mitsprache des Volkes zu Belangen von Atomanlagen auf dem Gebiet des Kantons vorschriebt, können die Nidwaldnerinnen und Nidwaldner am 13. Februar über die Stellungnahme des Kantons befinden.

 Ungünstige Geologie

 Massive Bedenken äussert der Regierungsrat in Bezug auf die Geologie und die Tektonik. Dabei stützt sich die Regierung auch auf ein Gutachten des Tektonikers Jon Mosar von der Universität Fribourg. Mosar stuft das Standortgebiet Wellenberg als ungünstig ein. Der Untergrund weise einen geologisch komplexen Aufbau auf. Es gebe noch immer beträchtliche Ungewissheiten darüber, wie es im Inneren des Wellenbergs aussieht. Auch ein Sondierstollen könnte nicht ausschliessen, dass beim Bau eines Tiefenlagers unerwartete Strukturen gefunden würden, schreibt die Regierung in den Abstimmungsunterlagen. Ein Sondierstollen sei im Übrigen in der laufenden Etappe des Verfahrens weder vorgesehen, noch zeitlich möglich.

 Volk sagte schon dreimal Nein

 Der Regierungsrat bringt in seiner Stellungnahme auch demokratierechtliche Gründe ins Spiel. Die Nidwaldner Bevölkerung habe in drei Volksabstimmungen seit 1988 deutlich gegen den Wellenberg Stellung genommen. Zwar seien bei der Revision des Kernenergiegesetzes die bisherigen formellen Mitspracherechte der Kantone und Gemeinden eliminiert und auf ein nationales Referendum reduziert worden. Das dürfe jedoch nicht dazu führen, dass die vom Nidwaldner Stimmvolk vor den Gesetzesänderungen geäusserten Meinungen einfach übergangen würden.

 Die Regierung beruft sich zudem auf eine Verletzung von Treu und Glauben Der Bundesrat habe 2003 in der Beantwortung einer Interpellation aus dem Nationalrat ausdrücklich ausgeführt, dass es im Wellenberg kein Tiefenlager geben werde. Aus all diesen Gründen empfiehlt der Regierungsrat den Stimmberechtigten, der Vernehmlassung der Regierung an den Bund zuzustimmen.

 Martin Uebelhart
 martin.uebelhart@nidwaldnerzeitung.ch

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Bund 25.1.11

BKW vertuschte bei Gemeindeanlass AKW-Schwachstelle

 Als die BKW im November 2009 in Aarberg die Vertreter von Anwohnergemeinden über das geplante neue Atomkraftwerk in Mühleberg informierte, konnte sie zum Thema Schutz vor Überflutungen Erfreuliches mitteilen: Ein neues AKW werde durch diverse Massnahmen vor Flutwellen geschützt, die anrollen würden, falls die Dämme von nahen Wasserkraftwerken brächen. Zugleich befürchtete die BKW, die Gemeindevertreter könnten bemerken, dass das bestehende AKW in Mühleberg schlechter oder gar nicht vor solchen Überflutungen geschützt ist. Um dies zu verschleiern, kürzte sie das Infomaterial in letzter Minute massiv. "Wir wollen da keine schlafenden Hunde wecken", steht in einem BKW-internen E-Mail, das AKW-Gegner publizierten. Die BKW bezeichnete das Mail gestern als "unglücklich formuliert". Die AKW-Gegner wiesen zudem auf früher erfolgte Wassereinbrüche im Werk hin.(st) — Seite 21

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Mühleberg I: BKW verschleierte Überflutungsgefahr

 Die BKW verheimlichte Gemeindebehörden bewusst einen Sicherheitsmangel des bestehenden AKW. Dies zeigen interne E-Mails, die AKW-Gegner publizierten.

 Simon Thönen

 Am Abend des 11. November 2009 informierten die BKW Energie AG und ihre Projektgesellschaft Resun in Aarberg die Vertreter von neun Anwohnergemeinden über das Projekt für ein neues Kernkraftwerk in Mühleberg. Am Informationsanlass waren jedoch weniger die Informationen über Mühleberg II brisant - sondern das, was über das bestehende ältere Atomkraftwerk Mühleberg I gerade nicht gesagt wurde.

 Dies zeigen interne E-Mails zwischen BKW und Resun, welche die Beschwerdeführer gestern publizierten, die eine unbefristete Betriebsbewilligung für Mühleberg I anfechten. Thema des internen E-Mail-Verkehrs waren Folien zur Überflutungsgefahr, die in Aarberg gezeigt werden sollten. Man hatte die Gefahr von Überflutungen neu berechnet, die sich bei Dammbrüchen der Wasserkraftwerke Mühleberg, Schiffenen, Rossens und Hongrin ergeben könnten. Zum Schutz vor einer möglichen Flutwelle soll Mühleberg II unter anderem auf einer künstlichen Terrasse erstellt werden. Das Problem für die BKW: Indirekt konnte man aus der Präsentation schliessen, dass das am gleichen Standort bestehende AKW Mühleberg I gegen eine solche Gefahr nicht geschützt ist.

 "Schlafende Hunde nicht wecken"

 Die BKW-Konzernkommunikation teilte deshalb ihren Partnern am 11. November frühmorgens um 00.59 Uhr mit: "Wie ihr seht, haben wir die Folien zur Überflutung stark zusammengekürzt. Grund: Es könnten unangenehme Fragen zum KKM (dem heutigen Kernkraftwerk Mühleberg, Anmerkung der Redaktion) aufkommen, wenn wir die Resultate der Überflutungsberechnungen allzu transparent machen, die zeigen, dass das KKM je nach Szenario überflutet wird. Wir wollen da keine schlafenden Hunde wecken."

 Mit den schlafenden Hunden seien die Gemeindebehörden der Region gemeint, schreibt der Anwalt der Beschwerdeführer, Rainer Weibel. Seine Klienten fühlten sich aber auch angesprochen, weil ihnen nur teilweise Einsicht in die Überflutungsszenarien gewährt wird. Sogar Hochwasser ohne Dammbruch sei bereits ein Risiko. Die Beschwerdeführer zitierten ein Gutachten der Atomaufsicht, wonach beim Hochwasser vom Mai 1999 Grundwasser in die Keller des Betriebsgebäudes und des Maschinenhauses des AKW drang. Der Betrieb war laut Atomaufsicht jedoch "nicht wesentlich beeinträchtigt".

 BKW: "Unglücklich formuliert"

 "Ein BKW-Mitarbeiter hat in einem internen E-Mail unglückliche Formulierungen gewählt", sagte gestern auf Anfrage BKW-Sprecher Antonio Sommavilla. Als Vertuschung will er die Kürzung und die Bearbeitung der Präsentationsfolien nicht verstanden wissen. "Das Thema des Informationsabends war ja das Ersatzkernkraftwerk Mühleberg und nicht das bestehende Kernkraftwerk." Die vom Hochwasser 1999 betroffenen Gebäude seien zudem "nicht sicherheitsrelevant". Auch bei den Hochwassern vom August 2005 und 2007 sei zwar Wasser eingedrungen, "aber auch damals war die Sicherheit der Anlage nicht tangiert".

 Für die Beschwerdeführer beweisen die E-Mails, dass die BKW "zu verschleiern versucht, dass das alte Werk und das bestehende Zwischenlager" über keinen angemessenen Schutz vor Überflutung verfügten - und dass sie Akteneinsicht brauchten, um ihre Bedenken zu begründen. Diese Einsicht hat ihnen das Bundesverwaltungsgericht nur teilweise gewährt. Dennoch wollen sie - wie auch die BKW - den Einsichtsentscheid nicht anfechten. Stattdessen wollen sie nun Einblick in jene Akten nehmen, die das Gericht ihnen offenlegt.

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Thuner Tagblatt 25.1.11

"Jedes neue Atomkraftwerk ist eines zu viel"

 Braucht es AKW? Der PFEFFER nimmt sich dieses Mal eines aktuellen Themas an: der Abstimmung zum Atomkraftwerk Mühleberg. Elias hat die junge Grossrätin Nadine Masshardt gefragt, weshalb sie gegen den Bau von neuen AKW ist.

 Mit welchem Strom fährt 2020 ein Zug von Thun nach Bern?

 Nadine Masshardt: Der Zug wird aus einem Mix von erneuerbaren Energien und dem letzten Strom aus noch bestehenden AKW fahren. Bis ein neues Atomkraftwerk in Betrieb gehen würde, werden sich die erneuerbaren Energien nochmals entwickeln, und die Energieeffizienz wird weiter verbessert.

 Haben die Jugendlichen von heute auch in Zukunft genügend Strom zur Verfügung?

 Ich bin überzeugt, das geht auch ohne AKW. Und zwar mit den fünf Pfeilern Wind, Sonne, Wasser, Geothermie und Biomasse. Hinzu kommt die Energieeffizienz: Mindestens ein Drittel des heutigen Stromverbrauchs ist schlicht unnötig. Neue Kühlschränke, Waschmaschinen oder Lampen kommen mit einem Bruchteil des Verbrauchs der älteren Geräte aus.

 Die BKW warnt aber vor der Stromlücke.

 Diese Stromlücke ist vor allem Angstmacherei. Die Schweiz ist keine Strominsel - wir sind nicht unabhängig. Bereits heute stehen wir in regem Austausch mit dem Ausland. Wenn es weniger Strom gibt, kann das durch Marktmechanismen ausgeglichen werden. Eine aktuelle Studie der Städte Basel, Genf, von Energie Wasser Bern und den Umweltverbänden rechnet bereits mit dem Zusatz der sogenannten "Stromlücke". Ihr Fazit: Mit der Förderung erneuerbarer Energien und Energieeffizienz kann die Stromversorgung auch bei steigendem Bedarf gewährleistet werden.

 Weshalb engagieren Sie sich als junge Politikerin gegen ein neues AKW in Mühleberg?

 Zentral ist, dass diese Entscheidung hauptsächlich nachfolgende Generationen betrifft. Als junge Politikerin ist mir wichtig, aufzuzeigen, was für Folgen der Entscheid hat. Wenn wir ein neues AKW bauen, werden wir 50 Jahre profitieren. Danach haben wir aber Abfallberge für Jahrtausende. Mit dem neuen AKW würde der Atommüll zudem neu in einem Zwischenlager in Mühleberg selber gelagert. Denn das Abfallproblem ist noch immer ungelöst. Zudem ist kein AKW sicher: Wo Menschen arbeiten, können Fehler passieren. Ein Unfall würde einen Grossteil der Schweiz unbewohnbar machen. Es stehen also Menschenleben auf dem Spiel. Heute haben wir dank genügend Alternativen die Wahl und müssen dieses Restrisiko nicht mehr eingehen.

 Wie schätzen Sie die Einstellung der Jugendlichen gegenüber Atomkraftwerken ein?

 Es gibt ganz unterschiedliche Meinungen. In Gesprächen merke ich, dass vor allem das Argument des Atomabfalls einleuchtet. Dies gilt für jene, die sich verantwortlich fühlen über ihr Leben hinaus. Bevor wir über ein neues AKW reden, sollte die Abfallfrage geklärt sein.

 Sollte die Meinung der Jugendlichen stärker berücksichtigt werden, da ein neues AKW vor allem sie betreffen wird?

 Je jünger die Jugendlichen sind, desto stärker betrifft sie ein neues AKW. Genau deswegen kämpfte ich - leider erfolglos - unter anderem für die Einführung des aktiven Stimmrechtsalters 16.

 Wie können sich Jugendliche gegen Atomkraftwerke einsetzen?

 Wir bauen ein Jugendkomitee auf. Wir wollen gezielt junge Menschen abholen und auch mit neuen Medien arbeiten.

 Weltweit gibt es 440 Kernreaktoren, fällt da jener von Mühleberg ins Gewicht?

 Weltweit spielen AKW eine erstaunlich geringe Rolle. Ein Scheinargument für Atomkraftwerke ist zudem, sie seien CO2-neutral. Spannend ist, dass viele AKW-Befürworter meist gegen konkrete Energieeffizienzmassnahmen sind, obwohl sie sagen, sie wollten mit AKW Umweltschutz betreiben. Wenn wir anstelle eines AKW das Geld in erneuerbare Energien investieren, würde das 20 bis 80 Prozent mehr Arbeitsplätze schaffen. Jedes neue AKW, das gebaut wird, ist eines zu viel.

 Was ist Ihr Hauptargument gegen Atomkraftwerke?

 AKW sind gefährlich, teuer und basieren auf veralteten Technologien. Wir wollen hingegen mehr einheimische Arbeitsplätze bei uns in der Schweiz, im Kanton Bern und in allen Regionen schaffen.

 Wie schätzen Sie Ihre Chancen für den 13. Februar ein?

 Ich gehe davon aus, dass das Resultat knapp wird. Wir zählen auf die Stimmberechtigten, die das enorme Potenzial der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz mitbekommen haben. Gerade für Randregionen bietet dies auch wirtschaftliche Perspektiven. Zudem hat die Stadt Bern mit St. Gallen im November nach Basel und Zürich ja den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen.

 Gibt es in vierzig Jahren in der Schweiz mehr oder weniger AKW?

 Ich hoffe, dass es keines mehr gibt, dafür mehr Solardächer, Windräder und noch effizientere Geräte wie auch gut isolierte Häuser.

 Interview: Elias

 Nadine Masshardt (26) trat 2003 der SP bei und war 2004-2010 Langenthaler Stadträtin, jetzt ist sie Grossrätin. Wenn bei der Ersatzwahl am 13. Februar für die neue Bundesrätin Simonetta Sommaruga Ursula Wyss (SP) in den Ständerat gewählt wird, würde Masshardt die neue und jüngste Nationalrätin. Sie engagierte sich für das Stimmrechtsalter 16, was an der Urne  aber deutlich scheiterte. Jetzt setzt sie sich gegen den Bau von neuen AKW ein.

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Jonas Aegerter(17) wohnt in Uetendorf und besucht das Gymnasium Thun-Seefeld. Seine Hobbys sind Klettern, Lesen, Diskutieren, Skitouren,   Natur, Umwelt und Politik.

 Interessanter Strom

 Atomstrom. Was bedeutet es, billigen Strom zu beziehen? Alles beginnt mit dem Energieträger. Uran kommt im Boden vor. Um an dieses zu gelangen, muss es mit Wasser aus den Erzen gewonnen werden. Das nimmt den Einheimischen Land und Wasser weg und führt zu grossen Mengen radioaktiven Schlamms. Die "Rundschau" vom 8. September 2010 berichtete zudem, dass das rezyklierte Brennmaterial für die Kernkraftwerke Gösgen und Beznau mit Uran aus der Wiederaufbereitungsanlage in Majak (Russland) angereichert wird. Majak ist Sperrgebiet, vergleichbar stark verseucht wie Tschernobyl.

 In Atomanlagen kommt es regelmässig zu kleineren und grösseren Unfällen. Bei den meisten kommen wir glimpflich davon, von manchen erfahren wir erst später oder gar nicht. Laut den Atomkraftgegnern ist die Krebserkrankung bei Kindern unter 5 Jahren, die im 5-Kilometer-Umkreis eines AKW aufwachsen, um 60 Prozent höher als beim deutschen Durchschnitt. Die Liste von Störfällen und Unfällen ist lang, und ein Rückgang ist bis heute nicht festzustellen. Gegenüber dem "Blick" sagte Alt-Bundeskanzler Schröder (SPD): "Die Atomkraft ist eine gefährliche, auf lange Sicht teure und umweltschädliche Energieerzeugung, aus der wir schleunigst aussteigen müssen."

 Die Produktion des Stroms hinterlässt hoch radioaktiven Müll. Dieser strahlt bis zu einer Million Jahre lang. Solange muss der gefährliche Abfall sicher lagern. Doch gibt es weltweit kein Endlager, das dazu in der Lage wäre. Wie riskant die Endlagerung ist, zeigt ein aktuelles Beispiel. Das deutsche Atommüllendlager Asse II wurde Mitte der 60er-Jahre auf seine Tauglichkeit untersucht. In den 70ern wurden 125 700 Fässer radioaktiven Mülls eingelagert. Heute droht das Salzbergwerk einzustürzen, da Wasser eindringt. Nun muss der Müll geborgen werden. Schätzungen der Kosten belaufen sich auf 6 Milliarden Euro.

 Ist der Strom langfristig wirklich so günstig, wenn wir die Kosten, die der Müll mit sich bringt, einbeziehen? Ist es dem Leben, der Natur und späteren Generationen gegenüber nicht rücksichtslos, nur zu überlegen, was im Moment am billigsten ist? Und, wenn ein Lager, in dem vor 40 Jahren eingelagert wurde, schon jetzt solche Probleme hervorruft, wie können wir dann glauben, dass ein Lager, das heute für sicher erklärt würde, beinahe für die Ewigkeit sicher sein soll?

 Wäre eine Stromlücke lebensgefährlich? Ich finde den Gedanken an einen Super-GAU weitaus beängstigender als die kleinen Unannehmlichkeiten, die im Falle einer allfälligen Stromlücke entstehen könnten. Ist Atomstrom tatsächlich klimaschonend, wenn das Uran durch die halbe Welt transportiert wird und Castorbehälter erneut weite Strecken zurücklegen?

 Die Welt ist ein wunderbarer Planet. Mit wunderbaren Lebewesen, deren Leben und Zukunft für mich von grosser Bedeutung sind.pfeffer@thunertagblatt.ch

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Ein neues AKW?

 Um das geht es Das Stimmvolk im Kanton Bern stimmt am 13. Februar darüber ab, ob sich der Kanton für oder gegen ein neues AKW am Standort Mühleberg aussprechen soll. 2008 haben die Stromkonzerne Alpiq, Axpo und BKW ein erstes Gesuch für den Bau von drei neuen Kernkraftwerken eingereicht. Im November wurden die Gesuche geprüft, und ein Gutachten des Nuklearsicherheitsinspektorats wurde präsentiert. Nun wartet der Bund auf eine Stellungnahme der Kantone. Der Entscheid über den Bau neuer AKW wird etwa 2013 bei einer Volksabstimmung gefällt. Die Kernenergie ist bis heute die effizienteste Form der Energiegewinnung. Allein das AKW Mühleberg versorgt 400 000 Menschen mit Strom. Damit dieselbe Versorgung erhalten und gesteigert werden kann, müsste viel in die erneuerbaren Energien gesteckt werden. Ein Umstieg auf erneuerbare Energien kann also nicht von heute auf morgen geschehen.Elias

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20 Minuten 25.1.11

Parlament im AKW-Wirbel

 BERN. Zum Thema AKW hagelt es in der gestern begonnenen Grossratssession Eingaben: Die Grünliberalen rechnen vor, dass die wahren Betriebskosten des Atommülllagers Milliarden betragen. Die BKW müsse für diese Ausgaben bürgen und die Strompreise entsprechend erhöhen, damit am Ende nicht die Allgemeinheit auf den Kosten sitzen bleibe. "Kein Müllberg in Mühleberg", kalauert die SP. Sie will wissen, wie lange der hoch radioaktive Abfall voraussichtlich im Lager liegen bleibt. Zudem wirft sie der BKW Desinformation und Verstoss gegen demokratische Regeln vor.

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Langenthaler Tagblatt 25.1.11

"Solarstrom wird günstiger als AKW"

 Aarwangen Megasol-Pioniere offerieren BKW gleich teures Solarkraftwerk als Ersatz für geplantes AKW

Samuel Thomi

 Die kleine Firma Megasol Energie AG aus Aarwangen macht der grossen BKW Energie AG einen riesigen Vorschlag: Statt in Mühleberg ein neues Atomkraftwerk zu bauen, wollen die Solarpioniere dem Energiekonzern zum selben Preis bis in 15 Jahren ausreichend Solarpanels installieren, um zeitgleich wie die geplante Inbetriebnahme des neuen AKW dereinst eben so viel elektrische Energie wie Mühleberg II produzieren zu können.

 Das mitten im Abstimmungskampf über ein neues AKW offerierte Solarsystem für 13,64 Milliarden Franken käme dezentral zu stehen und würde kein Quadratmeter unbebautes Land beanspruchen: "Mit durchschnittlich 10,89 Rappen pro Kilowattstunde sind die Gestehungskosten unseres Solar-stroms vergleichbar mit denen des neuen Atommeilers", kommentierte Andreas Sägesser von Megasol gestern eine Medienmitteilung. Die Berechnungen stützten sich auf Zahlen der Energiestrategie des Bundes und der bisherigen Entwicklung der Branche: "Wir haben nur heute bekannte Entwicklungskosten und Technologien einberechnet", sagte Megasol-Geschäftsführer Markus Gisler zur Offerte. "In 15 Jahren werden wir Solarstrom günstiger als Atomstrom produzieren", ist Gisler zuversichtlich.

 BKW hat noch offene Fragen

 Konkret würden 16000 Gebäude mit Solardächern versehen; laut Megasol ist das 1,7 Prozent der schweizweit überbauten Fläche. Im Fokus stünden grössere Bauten wie Schulhäuser, Lärmschutzwände, Lawinenverbauungen, Firmengebäude oder Turnhallen. Die Nutzung der Flächen würde entschädigt. Respektive: Nach einer gewissen Zeit gingen die Solar-module in den Besitz der Grundeigentümer über. Danach müsste die BKW nur noch den Strom abkaufen.

 BKW-Sprecher Antonio Sommavilla bestätigt den Eingang der Megasol-Offerte, sagte aber auch, sein Unternehmen habe noch offene Fragen dazu. Obschon auf ein erstes Schreiben von BKW-CEO Kurt Rohrbach postwendend eine Antwort eingegangen sei, bleibe Megasol die Antwort schuldig, wie die offerierten 8906 TWp Gesamtleistung die heutige AKW-Bandenergie ersetzen solle: "Daher wurde das Konzept bisher auch nicht weiter behandelt", so Sommavilla. "Selbstverständlich bleiben wir aber in Kontakt mit Megasol und nehmen alle Anfragen und Anregungen ernst."

 Für Megasol-Gründer Gisler dagegen wird sich die Frage, wie sie die BKW formuliert, in diesem Ausmass nicht mehr stellen: "Heute produzieren AKW in der Nacht massiv viel zu viel Strom, der verkauft oder gespeichert werden muss. Bei unserem Projekt fallen die Leistungs- und Nutzungsspitze zusammen." Das gelte auch für den saisonalen Verlauf des Energieverbrauches: "Im Sommer, wenn in Frankreich beispielsweise viele AKW wegen der zu warmen Flüsse nur noch reduziert oder gar nicht mehr betrieben werden können, würde unser dezentral installiertes Solarsystem ebenfalls zu viel, und damit teuren, Export-Strom produzieren."

 Mehrheit der Mitarbeiter in China

 Hand aufs Herz: Ist die Milliarden-Offerte für das Unternehmen Megasol nicht eine Schuhnummer zu gross? "Die Technologie ist nicht von uns abhängig", sagt Gisler. Und montiert würden die Panels zusammen mit lokalen Handwerkern. Daher müsse auch nicht unbedingt er den Auftrag erhalten: "Andere Anbieter könnten die gleiche Offerte mit minimen Anpassungen ebenfalls einreichen", ist er sich sicher. "Und doch sind wir in der Schweiz inzwischen der Marktführer." In Aarwangen arbeiten derzeit 55 Personen (35 Vollzeitstellen); dazu arbeitet Megasol vor allem für die Solar-Gartenlampen mit Behindertenwerkstätten in der Region zusammen. Weltweit dagegen ist die Anzahl Megasol-Mitarbeiter viel grösser: In China, wo die Photovoltaikanlagen gebaut werden, beschäftigt das Aarwanger Startup nämlich nochmals rund 100 Personen. Vor Kurzem übernahm es einen einstigen Zulieferer. An der Bützbergstrasse 2 ist Megasol erst seit bald fünf Jahren zu Hause; begonnen hatte alles vor bald 18 Jahren in der Garage des Elternhauses von Markus Gisler in Niederbipp.

 Eigentlich will Gisler, der sich auch im alternativen Unternehmerkomitee "Aber-sicher.ch" engagiert (az Langenthaler Tagblatt vom Samstag), jedoch lieber über seine Offerte reden - und nennt noch einen Vorteil: "Es gibt kritische Stimmen, die warnen, dass unser bestehendes Leitungsnetz der vielfach höheren Leistung der zwei neuen AKW nicht gewachsen sein wird." Beim Megasol-Projekt dagegen würde die Energie mehr oder weniger dort produziert, wo sie verbraucht wird.

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24 Heures 25.1.11

Cette centrale qui divise Berne

 ReportageLe 13   février, les Bernois seront consultés sur la construction d'une nouvelle centrale nucléaire à Mühleberg. Un scrutin aux enjeux régionaux et nationaux

 Nadine HaltinerTexte Gérald BosshardPhotos Mühleberg

 Debout devant les eaux verdâtres et glacées de l'Aar, Walter Ramseier observe ses champs. Ils sont grands comme deux terrains de football et entourés d'une épaisse forêt. L'agriculteur de 66 ans y cultive principalement de l'herbe pour nourrir ses 36 vaches. "Un endroit parfait, s'exclame-t-il, si on fait abstraction de ce qu'il y a de l'autre côté de la rive. " En face, à moins de 250 mètres, s'érige la centrale nucléaire de Mühleberg et son atypique cheminée d'évacuation.

 "Vivre à côté de ce réacteur n'a rien de rassurant, confie-t-il. Il a presque 40 ans et le manteau qui protège son cœur est fissuré. Avec une centaine d'autres habitants, nous avons déposé un recours au Tribunal administratif pour nous opposer à l'exploitation illimitée de la centrale, décidée en 2009 par le Conseil fédéral. Les juges n'ont pas encore tranché, mais les amateurs de nucléaire reviennent déjà pour nous imposer une nouvelle centrale devisée à 9   milliards pour remplacer la vieille. En plus, ils veulent installer un énorme hangar pour y déposer les déchets nucléaires!" Le 13   février prochain, Walter Ramseier fera partie des Bernois qui glisseront un "nein" dans l'urne. Un scrutin certes consultatif, mais qui aura des conséquences sur la région et la Suisse.

 Légumes bio près du réacteur

 Située à 14 kilomètres de la ville de Berne, la centrale est entourée d'une vaste campagne et de quelques fermes, dont celle de Walter Ramseier. "Nous vivons à 900 mètres, autant dire que je l'ai vu naître, raconte-t-il, assis dans sa cuisine. En 1972, tout le monde ne jurait que par le nucléaire. Ils l'ont construite si vite que personne n'a eu le temps de s'y opposer. " Les Forces motrices bernoises, exploitantes de la centrale, en ont alors profité pour acheter tous les terrains alentour. Si bien qu'à présent le plus fervent opposant au nucléaire leur loue ses champs!

 "Mais il y a plus ironique, dit-il, cynique. Je cultive des légumes bio! C'est légal et personne n'est tombé malade, mais, sur les marchés, j'évite de dire aux clients que mes carottes poussent près d'un réacteur nucléaire. Tchernobyl est encore présent dans les esprits. "

 La peur aussi. La famille Ramseier vit, comme 2475 autres habitants, dans la "zone alarme 1", un périmètre situé à moins de trois kilomètres du réacteur. "Même si on nous répète qu'on ne risque rien, je ne le vis pas bien, confie Rosmarie, son épouse. Ici, il paraît qu'il y a plus de cancers qu'ailleurs. Et chaque premier lundi du mois, les sirènes d'alarme nous rappellent qu'un accident est possible. La commune nous a d'ailleurs distribué du iodure de potassium à avaler en cas de fuite radioactive. " "Et on connaît par cœur le chemin du bunker", ajoute son époux, sans toutefois avoir l'intention d'y mettre un jour les pieds, de peur d'abandonner ses bêtes.

 "Qui veut venir vivre ici?"

 Et pourquoi ne pas déménager? Walter Ramseier, dont la famille vit à Oltigen depuis trois générations, n'y songe pas. "Qui voudrait acheter mon domaine? Les gens profitent volontiers de l'électricité, mais personne n'a envie de vivre à côté d'une centrale nucléaire! Dans la région, les maisons inhabitées le restent très longtemps. " Pour l'agriculteur, il n'y a qu'une seule solution: sortir du nucléaire et miser sur les énergies renouvelables disponibles grâce au soleil et au vent.

 Mais son avis est loin d'être partagé. "Cette région est un nid d'UDC, constate celui qui vote écolo sans être affilié à un parti. 85% des habitants sont pronucléaires. " Il n'est d'ailleurs pas utile d'aller très loin pour en trouver. De l'autre côté du fleuve, les citoyens de la commune de Mühleberg ont un rapport quasi affectif avec leur centrale. "Le village a grandi avec elle", raconte Lothar Albus. Retraité depuis six ans, l'homme y a travaillé 33 ans et vit dans les quartiers construits pour les ouvriers. Il ne comprend pas les craintes. "Regardez, j'ai passé des jours entiers à côté du réacteur et je suis en pleine forme!" En effet, le Bernois n'a ni deux nez ni de troisième œil.

 Mais si les citoyens défendent la construction d'une nouvelle centrale, c'est aussi pour des raisons économiques. "L'actuelle centrale assure 320 emplois et rapporte entre 800 000 et 1,2   millions d'impôts par année, explique Kurt Herren, le maire UDC de la commune de 2700 habitants. Grâce à la péréquation financière, tous les villages alentour en profitent et peuvent maintenir un taux d'imposition très bas. "

 Pour cet ancien pilote de Swissair âgé de 66 ans, une disparition définitive de la centrale porterait préjudice à une région qui n'a plus de banque, pas d'offre culturelle et presque pas de transports publics. Si bien qu'il balaie lui aussi les peurs. "La sécurité de la centrale est vérifiée souvent, dit-il. Je vis aussi en zone 1 et préfère habiter là plutôt qu'à côté d'une usine chimique. Quant aux déchets nucléaires, les techniques d'enfouissement sont au point. J'en accueille d'ailleurs volontiers dans mon jardin, si le sol le permet!"

 "Il s'agit d'être pragmatique"

 Celui qui n'est jamais à court d'un bon mot conduit une voiture hybride et affirme soutenir aussi les énergies vertes: "Il faut les développer, estime-t-il. Le problème, c'est qu'on ne peut pas compter sur elles dans un avenir proche. Sachant que la consommation d'électricité en Suisse augmente de 1 à 2% par année, nous devons construire de nouvelles centrales si nous voulons éviter une pénurie de courant dans 20 ans, quand il faudra fermer les anciennes centrales et que la France ne nous approvisionnera plus. Dans ce débat, il s'agit d'être pragmatique. "

 Pour l'heure, les Bernois sont surtout divisés, à l'image de leurs autorités. Le parlement cantonal soutient ainsi la construction de Mühleberg II, alors que le gouvernement et la ville de Berne s'y opposent. C'est dire si l'issue de la votation du 13   février demeure incertaine. "Moi, je compte sur l'expérience des précédents scrutins, sourit Walter Ramseier. Lors d'un vote consultatif en 2009, les Vaudois ont bien dit non à la prolongation illimitée de l'autorisation d'exploitation de la centrale existante. Les Bernois pourraient faire pareil pour la construction de la nouvelle centrale. " "Pour moi, le score sera de 49% à 51%, répond Kurt Herren. Mais je ne sais pas de quel côté!"

 "Le résultat aura de toute façon des conséquences sur l'avenir du nucléaire en Suisse, avertit Sebastian Vogler, porte-parole des Forces motrices bernoises. Un oui donnerait un signal fort pour la construction de deux nouvelles centrales nucléaires, dont l'une, peut-être, sur le site de Mühleberg. Un non pousserait le débat vers les autres sites envisagés, c'est-à-dire Gösgen (SO) et Beznau (AG). " Il donnerait aussi le ton pour les autres votations consultatives prévues sur Vaud et dans le Jura, et pour le scrutin fédéral définitif qui devrait avoir lieu d'ici à la fin de l'année 2013.

 Deux visions du monde

 Laboratoire de la Suisse, Berne aura la lourde tâche de trancher entre deux visions du monde: d'un côté, la crainte d'un accident nucléaire et la volonté de construire un avenir "plus vert", de l'autre, la conviction de poursuivre avec une énergie "fiable" et la peur d'une pénurie d'électricité, synonyme d'un avenir beaucoup moins confortable.    

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Bund 24.1.11

Kanton Bern will Krebsregister

 Die Frage, ob Atomkraftwerke mit ihren radioaktiven Strahlen den Menschen in ihrer Umgebung schaden, ist höchst umstritten. Studien, die einen Zusammenhang zwischen Krebs und AKW herstellen, werden oftmals als unwissenschaftlich abgetan. Ein Krebsregister kann ein Schritt hin zu wissenschaftlich fundierteren Aussagen sein. Heute hat Bern als letzter grosser Kanton und als einziger AKW-Standort noch kein solches Verzeichnis. Dies soll sich nun endlich ändern: Noch dieses Jahr wird der Grosse Rat voraussichtlich über ein Register abstimmen können. Erst vergangenes Jahr hatte er es aus Spargründen aus dem Budget gekippt.(sn) — Seite 19

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Die heikle Frageder Strahlendosis

 Bern arbeitet mit Hochdruck am Aufbau eines Krebsregisters - die anderen AKW-Kantone haben bereits eins. Ob Atomkraftwerke die Ursache für Krebsfälle in ihrer Umgebung sind, ist indes höchst umstritten.

 Sarah Nowotny

 Fast alle anderen waren schneller als die Berner. Der Kanton hat, obwohl auf seinem Boden ein Atomkraftwerk steht, nach wie vor kein Krebsregister. Doch nun tut sich etwas: Noch dieses Jahr soll der Grosse Rat einen Kredit für den Aufbau des Verzeichnisses sprechen können, wie Recherchen des "Bund" ergaben. Schon lange erzählen einige Menschen rund um Mühleberg von überdurchschnittlich vielen Krebskranken in der Gemeinde und führen private Krebsregister. Geschürt wurden die Ängste auch vom "Gesundheitstipp": Stichproben des Magazins zeigten 2010, dass in der Umgebung des AKW grosse Mengen der radioaktiven Stoffe Tritium und Cobalt-60 vorkommen - allerdings innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Mit wissenschaftlich erhärteten Aussagen haben solche Listen und Messungen freilich nichts zu tun. Nicht bestreiten lässt sich aber, dass kein Schweizer Atomkraftwerk bei der alltäglichen Stromproduktion so stark strahlt wie Mühleberg. Ein Erwachsener, der am Zaun des Werks wohnt und sowohl Lebensmittel als auch Wasser von dort bezieht, hätte im Jahr 2009 im schlechtesten Fall eine radioaktive Strahlendosis von 0,0041 Millisievert abbekommen.

 Winzig kleine Dosen

 Auf dem zweiten Platz folgt Leibstadt mit 0,0021 Millisievert, wie dem neuesten Aufsichtsbericht des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) zu entnehmen ist. Gemessen am Grenzwert von 1 Millisievert - für Personen, die beruflich mit Strahlen zu tun haben, liegt die gesetzliche Limite gar bei 20 Millisievert - sind diese Dosen allerdings winzig klein. Zum Vergleich: Ein einziger Flug von Zürich nach San Francisco setzt Reisende einer zehnmal höheren Strahlenbelastung aus. Es erstaunt deshalb nicht, dass das Ensi sagt, es sei unwissenschaftlich, einen Zusammenhang zwischen AKW und Krebserkrankungen herzustellen.

 Trotzdem versuchen dies ernst zu nehmende Wissenschaftler immer wieder. Vor drei Jahren zeigte eine Studie in Deutschland, dass Kinder, die in der Nähe von AKW aufwachsen, ein doppelt so hohes Risiko haben, an Leukämie zu erkranken. Natürlich ist auch diese Arbeit heftig umstritten. Kritiker sagen etwa, das Ergebnis könnte statt auf die AKW-Strahlung auf Hochspannungsleitungen oder sozioökonomische Aspekte zurückzuführen sein: Weil es unattraktiv ist, neben einem AKW zu wohnen, ziehen dort nur ärmere Menschen hin, die weniger gesund leben und aus diesem Grund eher erkranken. Bei anderen Studien ist es hingegen schwieriger, den Zusammenhang zwischen radioaktiven Strahlen und Krebs wegzudiskutieren. So zeigte eine internationale Studie vor fünf Jahren, dass Radioaktivität bei AKW-Mitarbeitern mindestens fünfmal mehr Krebsfälle auslöst als aufgrund der bisherigen strahlenbiologischen Kenntnisse bekannt war.

 Tritium unter der Lupe

 "Das bedeutet, die sogenannte Niedrigdosis-Strahlung ist erheblich gefährlicher als angenommen. Der Gesetzgeber müsste sowohl für das AKW-Personal als auch für die Bevölkerung deutlich strengere Limiten für künstliche Radioaktivität vorschreiben", sagt der Basler Krebsexperte Claudio Knüsli, Präsident des Vereins Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs. Ein im vergangenen Juli publizierter Bericht der französischen Strahlenschutzbehörde ASN zielt ebenfalls in diese Richtung. Tritium sei - vor allem für Embryonen - doppelt so gefährlich wie bisher angenommen, ist dort zu lesen. Auch die Eidgenössische Kommission für Strahlenschutz ist inzwischen aktiv geworden. "Wir haben dem Bundesamt für Gesundheit vor kurzem empfohlen, das schwach radioaktive Tritium, das sich auch in die DNA einschleichen kann, genau anzuschauen", sagt ihr Präsident André Herrmann. "Die klassische Schule lehrt uns, AKW-Strahlung sei so schwach, dass sie beim Menschen keine direkten Schäden verursachen kann. Vielleicht sind wir aber einfach noch nicht fähig, Krankheiten auf Strahlen zurückzuführen."

 Daran ändert sich auch mit einem flächendeckenden Krebsregister erst einmal nicht viel. Laut dem stellvertretenden Berner Kantonsarzt Arthur Marx kann es in der AKW-Frage höchstens als "Warnlicht" dienen. "Es müsste in Sachen Krebs schon massive Unterschiede zwischen Leuten in der Nähe von AKW und allen anderen geben, damit sie in einem Krebsregister auffallen." Ansonsten sei die Erfassung nicht engmaschig genug, und die Fallzahlen seien zu gering. Genau hier liegt auch das Problem der Canupis-Studie, die bis im Juni mithilfe des bestehenden Kinderkrebs-Registers hierzulande die Frage beantworten will, ob Kinder in der Nähe von AKW häufiger an Krebs erkranken. "Die Nachweiskraft der Studie ist nach geltendem Standard zu gering, da die Schweizer Bevölkerung mehr als zehnmal kleiner ist als diejenige Deutschlands", sagt Knüsli. Dennoch seien Krebsregister, die auch Auskunft über Geburts-, Wohn- und Arbeitsort gäben, "unerlässlich", um Umweltrisiken zu erfassen.

 Kosten von einer Million Franken

 Schon 2006 forderten bernische Parlamentarier, Krebsfälle seien zentral zu erfassen. Die AKW-Frage stand dabei nicht im Zentrum, sondern vielmehr der Wunsch, die sinnvollsten Präventions- und Behandlungsmethoden zu finden. Die Regierung zögerte mit der Begründung, zuerst auf ein Bundesgesetz über die Erhebung der sensiblen Daten warten zu wollen. Dieses sollte nun im Frühling Gestalt annehmen, die Kantone wurden vom Bundesamt für Gesundheit für den 24. Februar zu einer entsprechenden Informationsveranstaltung eingeladen. "Bis aber ein nationales Krebsregister entsteht, könnte es Jahre dauern", sagt der stellvertretende Kantonsarzt Marx. Und so lange will Bern nun offenbar nicht mehr warten. Gerade weil der Kanton spät dran sei, solle aber auch nichts überstürzt werden, sagt Marx. "Wir prüfen nun die Schaffung einwandfreier gesetzlicher Grundlagen, weil wir nicht leichtfertig mit den Daten umgehen wollen." Es brauche sicher Angaben zu den Neuerkrankungen, der Krebsart, den Sterberaten, den Behandlungsmethoden. Auch Wohnort und Umzüge sollten erfasst werden. Gestützt auf Erfahrungen in anderen Kantonen werden für das Krebsregister pro Jahr und Kopf der Bevölkerung 1 bis 1.10 Franken anfallen, also in Bern rund eine Million Franken. In Genf mussten ausserdem 13 Vollzeitstellen geschaffen werden. Der Kredit dürfte es nicht leicht haben im Parlament: Erst letztes Jahr hat der Grosse Rat das Vorhaben aus Spargründen aus dem Budget gekippt.

 Neues AKW in Mühleberg? Am 13. Februar 2011 entscheidet das Volk im Kanton Bern.

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Heiss diskutierte Studie

 AKW-Strahlen stehen im Verdacht, Embryonen zu schaden

 Eine Studie aus Deutschland will herausgefunden haben, dass rund um Atomkraftwerke Tausende von Kindern nicht zur Welt kommen.

 Es klingt wie eine Szene aus einem Horrorfilm. Allein in der Schweiz und in Deutschland würden Tausende von Kindern wegen radioaktiver Strahlung nicht geboren, hält eine vor kurzem am renommierten Helmholtz-Zentrum für Gesundheit und Umwelt in München publizierte Studie fest. Die Wissenschaftler untersuchten die Anzahl der Geburten von Jungen und Mädchen in Abhängigkeit von der Wohndistanz zum nächstgelegenen Atomkraftwerk. Sie entdeckten einen "hochsignifikanten" Zusammenhang: In einem Umkreis von 35 Kilometern um deutsche und Schweizer AKW kam es in den vergangenen 40 Jahren zu einem Verlust von 10 000 bis 20 000 Lebendgeburten bei Mädchen - umgerechnet auf die Schweiz betrifft dies 1300 Mädchen. Normalerweise werden 105 bis 106 Knaben pro 100 Mädchen lebend geboren. Dieses Verhältnis veränderte sich nach dem Unfall von Tschernobyl in den betroffenen Gegenden sprunghaft und anhaltend. "Weibliche Embryonen sind offenbar empfindlicher auf Strahlen als männliche - aber es sind auch Jungen betroffen", sagt Claudio Knüsli, Onkologe und Atomkraftgegner.

 Doch müssten sich die "fehlenden Mädchen" nicht in der Bevölkerungsstatistik niederschlagen? "Nein", sagt Knüsli. Der Effekt der "fehlenden Kinder" in der Umgebung von Schweizer AKW dürfte jährlich etwa gleich gross sein wie jener, den Todesfälle durch Radon verursachten. "Auch er ist reell, aber zu gering, um sich in der Bevölkerungsstatistik niederzuschlagen." Skeptisch sind hingegen die Betreiber der Atomkraftwerke. Sie betonen, die Resultate müssten zuerst in einer Fachzeitschrift erscheinen. Andere Wissenschaftler stellen zudem infrage, ob sich aufgrund der präsentierten Zahlen ein Zusammenhang zu AKW herstellen lasse, denn das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ändere sich sowieso mit der Zeit. Im eidgenössischen Parlament führte die Studie auf jeden Fall zu einer Flut von Fragen. Bundesrat Didier Burkhalter (FDP) möchte nun, dass sich Experten eingehender mit ihr befassen - auch im Hinblick auf die Bewilligung neuer AKW in der Schweiz.(sn)

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Bund 24.1.11

Meinungen

Tribüne Der BKW fehlt der echte Wille, sich für erneuerbare Energien einzusetzen, sagt

 Sensibilität und starker Wille

Ueli Stückelberger.

 Einen Monat vor der Abstimmung über das neue AKW Mühleberg gab die BKW bekannt, dass sie im Bereich der erneuerbaren Energien zurückkrebst. Sie will 40 Prozent weniger Projekte realisieren, als sie selbst ursprünglich geplant hat. Als einen der Hauptgründe nennt sie die angeblich wachsende Opposition gegen geplante Kleinkraftwerke im Oberland.

 Verständlicherweise stiess dieses Vorgehen der BKW nicht nur bei den Umweltverbänden, sondern bis weit in bürgerliche Kreise auf heftige Kritik.

 Abgesehen davon, dass die BKW den Zeitpunkt dieses medialen Paukenschlags ja kaum zufällig kurz vor den Abstimmungstermin zum AKW Mühleberg gelegt hat, offenbart er mir einiges: Mit wenig überzeugenden Argumenten werden Schwierigkeiten beim Bau neuer Kleinkraftwerke gesucht und gefunden, um diese dann als Ursache zum Zurückbuchstabieren betreffend erneuerbaren Energien verwenden zu können.

 Zugegeben, die Realisierung raumrelevanter Infrastrukturprojekte ist nicht nur einfach: Sie erfordert einen engen Dialog mit der Bevölkerung und Rücksicht auf die Umweltgesetzgebung. Da sind aber Kleinkraftwerkprojekte keine Ausnahme, dies weiss auch die BKW. Bei neuen Bahninfrastrukturprojekten beispielsweise ist dies nicht anders. Diesen Dialog mit der Bevölkerung und Verbänden braucht es und muss es geben. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass dieser Dialog sehr oft zu namhaften Projektverbesserungen führt. Um Erfolg zu haben, braucht es einerseits ein sensibles Vorgehen und andererseits "echten" Willen, solche Projekte wirklich zu realisieren. Sonst scheitert man.

 Ich komme nicht um den Eindruck herum, dass es bei der Geschäftsleitung der BKW an beidem fehlt, an der Sensibilität wie am Willen, erneuerbare Energien echt zu fördern. Dies im Gegensatz zu EWB (Energie Wasser Bern), die erneuerbare Energieprojekte realisiert. Anders kann ich mir nicht vorstellen, weshalb die BKW so schnell vom selbst gesetzten Ziel abrückt (beim AKW Mühleberg tut sie dies ja auch nicht). Vielmehr sucht sie nach Gründen, die möglichst bei andern liegen, wie z. B. "Ängste der Bevölkerung". Es ist dann wenig überzeugend, wenn die Notwendigkeit eines neuen AKW damit begründet wird, dass Projekte mit erneuerbaren Energien sich angeblich nicht realisieren liessen.

 Kein Widerspruch

 Dass die BKW nun den Umweltverbänden die Verantwortung für ihr Scheitern zuschieben möchte, lenkt nicht nur von den wahren Gründen ab, sondern ist auch unzutreffend.

 So befürworten der WWF und andere Umweltverbände die Erstellung von Kleinkraftwerken an geeigneten Orten. Die Nutzung der Wasserkraft ist ein sehr wichtiger Beitrag für eine umweltfreundliche Schweizer Energieproduktion, was der WWF vollumfänglich anerkennt. Aber auch diese Nutzung darf andere Interessen nicht gänzlich unberücksichtigt lassen: Der WWF fordert deshalb den Schutz der letzten unberührten Gewässer (es sind nicht mehr viele!). Das ist kein Widerspruch, ist doch der WWF bei den anderen Gewässern zu Konzessionen bereit. So legt eine aktuelle Studie dar, dass die Energieziele der Schweiz für die erneuerbaren Energien im Bereich Kleinwasserkraft (plus 1000 GWh/Jahr bis 2030) problemlos mit Anlagen an dazu geeigneten Standorten erreicht werden können. Ich bin deshalb überzeugt, dass hier im Dialog mit den Verbänden bei all diesen Projekten beidseitig befriedigende Lösungen gefunden werden können.

 Das Vertrauen in die BKW sinkt

 Ursprünglich war mein Vertrauen gegenüber der BKW in Bezug auf erneuerbare Energien grösser (so hat doch die BKW in diesem Bereich gute und aktive Mitarbeitende). Nun fehlt mir der Glaube, dass die Geschäftsleitung der BKW mehr für erneuerbare Energien und Energieeffizienz machen möchte, als dies rein aus PR- und Imagegründen notwendig ist. Der Verwaltungsrat der BKW ist nun gefordert.

 Unterbleibt eine echte Förderung erneuerbarer Energien durch die BKW, wäre dies sehr bedauerlich: für die BKW und ihre Glaubwürdigkeit, für die Umwelt, für die Berner Wirtschaft, die durch den Bau von Projekten erneuerbarer Energien sehr profitieren würde, aber auch für den Kanton Bern. Andere Elektrizitätswerke zeigen, dass man hier sehr viel mehr machen könnte - wenn man will.

 Ueli Stückelberger

 Der Autor ist Fürsprecher, Co-Präsident WWF Bern

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BZ 24.1.11

Solarzellen statt AKW

 Neues Projekt Mitten im kantonalen Abstimmungskampf um ein neues AKW unterbreitet eine Solarfirma der BKW ein neues Projekt. Das Projekt der Firma Megasol sieht ein dezentrales Solarkraftwerk vor. Auf 16 000 Hausdächern müssten demnach innerhalb der nächsten 15 Jahre Solarzellen montiert werden. So könnte gemäss der Firma ähnlich viel Strom produziert werden, wie dies ein neues AKW tun würde - und angeblich zu einem vergleichbaren Preis. Die BKW prüft das Projekt, ist aber skeptisch.maSeite 13s

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16 000 Solaranlagen an Stelle des AKW?

 AKW MühlebergEine Solarfirma wirbt bei der BKW für ein dezentrales Solarkraftwerk, das so viel Strom produzieren würde wie das neue AKW Mühleberg. Die BKW ist skeptisch.

 Kurz vor der Volksabstimmung zum Atomstrom in Bern lanciert eine Berner Solarfirma eine Idee für ein Grossprojekt: Sie bietet dem Energiekonzern BKW an, für 13 Milliarden Franken statt einem neuen AKW Mühleberg II ein gleich starkes, dezentrales Solarkraftwerk zu installieren.

 Die dazu notwendigen Solarpanels sollen im Verlaufe von 15 Jahren auf nicht weniger als 16 000 Hausdächern installiert werden. Mit durchschnittlich 10.89 Rappen pro Kilowattstunde seien die Stromgestehungskosten mit denen des neuen AKW vergleichbar, schreibt die Firma Megasol auf ihrer Webseite zu einem Bericht der "SonntagsZeitung".

 Die Gesamtleistung der Tausenden von kleinen Solaranlagen auf Schul- und Wohnhäusern, öffentlichen Gebäuden, Lärmschutzwänden und Lawinenverbauungen soll 8906 Megawatt Peak betragen. Ab 2025 würde die gesamte Installation gut 8 Terrawattstunden elektrischen Strom jährlich produzieren. Damit könne ein AKW wie Mühleberg II komplett ersetzt werden, ist Megasol überzeugt. Für die ganze Anlage wären insgesamt 48 Quadratkilometer Montagefläche nötig. Diese Fläche entspräche 1,7 Prozent der total überbauten Fläche in der Schweiz. Es müssten laut Megasol keine zusätzlichen heute ungenutzten Flächen bebaut werden.

 BKW: Offene Fragen

 Beim Berner Energiekonzern BKW sei ein entsprechendes Angebot der Megasol eingegangen, bestätigte Firmensprecher Antonio Sommavilla am Sonntag auf Anfrage. Allerdings lasse der Vorschlag wichtige Fragen offen: So sei etwa unklar, wie mit der unregelmässig anfallenden Sonnenenergie ohne Zusatzkosten Bandenergie ersetzt werden solle, sagte der BKW-Sprecher. Bandenergie wird die Menge Strom genannt, die den Grundbedarf deckt.

 Gemäss Sommavilla hat die BKW der Megasol "einige Fragen" zum Vorschlag gestellt.

 Am Abstimmungssonntag vom 13. Februar wird die Stimmbevölkerung in zwei Kantonen zu Atomthemen befragt: Im Kanton Bern findet eine konsultative Abstimmung für oder gegen ein neues Atomkraftwerk Mühleberg statt. Im Kanton Nidwalden äussern sich die Stimmberechtigten über den Wellenberg als möglichen Standort eines Atommülllagers.
 sda

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20 Minuten 24.1.11

Atom-Abstimmung: Tausende Solarpanels gegen ein AKW

 BERN. Gleich viel Strom, gleich hohe Kosten, aber ohne Atommüll: Eine Firma will das AKW Mühleberg durch tausendeSolarpanels ersetzen.

 Kurz vor dem Endspurt im AKW-Abstimmungskampf legt die Solarfirma Megasol der BKW ein vielversprechendes Projekt auf den Tisch: Sie bietet dem Energiekonzern laut "SonntagsZeitung" ein Solarsystem an, das den Bau des AKWs Mühleberg II hinfällig machen würde. Die Idee: in den nächsten 15 Jahren auf rund 16 000 Hausdächern Solarpanels zu montieren. Kosten soll das Projekt 13 Milliarden Franken - genau gleich viel wie Bau, Betrieb und Müllentsorgung eines AKWs. Die geeigneten Häuser könnten laut Megasol per Satellitenbilder gefunden werden. Als Solarpanel-Hosts seien zudem öffentliche Gebäude, Lawinenverbauungen oder Lärmschutzwände denkbar.

 GB-Stadträtin Aline Trede findet die Idee genial: "Sie zeigt, dass es schon jetzt genügend Alternativen zu AKW-Strom gibt." Sogar aus dem Pro-AKW-Lager gibts Lob: "Wenn damit ebenso viele Arbeitsplätze geschaffen würden wie mit Mühleberg, wäre das eine Überlegung wert", so SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler. Dennoch: Ein Ausstieg aus der Atomenergie sei momentan nicht denkbar.

 Problematisch sei, so BKW-Chef Kurt Rohrbach, dass Sonnenenergie nur tagsüber anfalle und somit die Grundbedarfsenergie, die AKWs regelmässig liefern würden, nicht ersetzen könne. Dieses Argument lässt Trede nicht gelten: "In der Nacht brauchts sowieso weniger Strom, und Wasserkraft ist auch noch da."  

Bigna Silberschmidt

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Langenthaler Tagblatt 24.1.11

Pro-und-Kontra-Serie Teil III

Braucht der Kanton Bern mit Mühleberg II ein neues AKW?

 PRO

 "Mühleberg sorgt für Strom und Arbeitsplätze"
 
Adrian Haas*

 Die Nachfrage nach Strom steigt im Schnitt um 2 Prozent pro Jahr. Das war in den letzten 20 Jahren so und wird wohl auch künftig so sein. Kein Wunder: iPod, iPhones, Waschmaschinen, Tumbler, Computer oder Fernseher werden zwar immer effizienter, aber auch zahlreicher. Gemäss neuesten Zahlen des Bundesamtes für Energie zeichnet sich für 2010 ein neuer Stromverbrauch-Rekord ab. Fazit: Der wachsende Stromhunger lässt sich - trotz Sparen - nicht kompensieren.

 Dem steigenden Verbrauch steht eine sinkende Produktion gegenüber. Ab 2020 gehen die dienstältesten Kernkraftwerke Beznau I + II sowie Mühleberg vom Netz. Auch die Importverträge aus französischen Kernkraftwerken laufen aus. Selbst wenn wir optimistisch sind und für die nächsten Jahre ein Stromverbrauchswachstum von jährlich 0,5 Prozent berechnen, wird die Stromlücke bis 2035 mindestens 25 bis 30 Milliarden Kilowattstunden erreichen. Das ist fast der halbe heutige Verbrauch!

 Erneuerbare Energien wie Wind, Sonne, Biomasse und Kleinwasserkraftwerke werden zwar massiv gefördert, bringen aber das nötige Volumen noch lange nicht. Wind und Sonne liefern heute rund 0,1 Prozent des Schweizer Stroms. Um die 40 Prozent Kernenergie zu ersetzen, wären mehr als 6000 Windturbinen nötig. Um gleichviel Strom zu produzieren wie das heutige Kernkraftwerk Mühleberg, wären 740 Turbinen nötig. Für Windenergie hat das Bundesamt für Energie indessen bloss 110 geeignete Standorte ausgemacht. Wollte man die Kernenergie durch Solarzellen ersetzen, brauchte es eine Fläche von 30000 Fussballfeldern. Diese steht aber schlicht nicht zur Verfügung.

 Zwar sind alle für erneuerbare Energien. Liegen jedoch konkrete Projekte vor, stossen sie auf Widerstand. In der Romandie gibts Moratorien und Volksinitiativen gegen den Ausbau der Windkraft. Fischer, Naturschützer oder Touristiker wehren sich gegen die Staumauer-Erhöhung an der Grimsel oder Kleinwasserkraftwerke etwa in der Rosenlaui. Es ist unredlich, das theoretische Potenzial und die Arbeitsplatzwirkung von Alternativenergien vorzurechnen, wenn deren Realisierung in den nächsten Jahrzehnten illusorisch ist. Und übrigens: Was passiert, wenns windstill oder bewölkt ist? Dann müsste die Schweiz teuren Strom aus dem Ausland importieren. Das wiederum würde Hochspannungsleitungen nötig machen. Doch niemand, auch die Deutschen nicht, wollen solche Kabel vor dem Haus. Wenn also auch Importieren nicht infrage kommt, bliebe als Ersatz der Strom aus klimaschädigenden Gaskraftwerken: angesichts der Klimaerwärmung keine Alternative.

 Als realistische Lösung bleibt nur die Kernenergie. Das Ersatzkernkraftwerk Mühleberg wird zuverlässig, tagein, tagaus, einheimischen Strom liefern und verschafft dem Kanton hohen wirtschaftlichen Nutzen: laut dem Forschungsinstitut BAK Basel Economics jährlich 500 Millionen Franken Wertschöpfung, über 70 Millionen Franken Steuern und weit über 1300 Arbeitsplätze. Jobs notabene, die nicht auf Subventionen beruhen und gleich wieder verloren gehen, fällt die Geldkrücke mal weg. Zudem rechnen die für Mühleberg II infrage kommenden Technologielieferanten damit, dass sie mindestens 50 Prozent der Aufträge an einheimische Firmen vergeben werden. Das sind Milliarden für unsere Wirtschaft. Und darauf wollen und können wir als Bernerinnen und Berner nicht verzichten.

 * Adrian Haas ist Direktor des Handels- und Industrievereins des Kts. Bern und alt Grossrat.

 KONTRA

 "Bern ist reif für erneuerbare Energien"

 Stefan Batzli*

 Der Kanton Bern verfügt über beste Voraussetzungen für eine nachhaltige und zahlbare Energieversorgung auf der Basis von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Einheimische Energieträger und deren konsequente Nutzung schaffen Arbeit und Wohlstand für alle Bernerinnen und Berner. Ein neues AKW Mühleberg ist deshalb unnötig.

 Erneuerbare sind weltweit auf dem Vormarsch. 62 Prozent der neu installierten Leistung stammten 2009 aus erneuerbaren Energien. Die Preisentwicklung zeigt steil nach unten. So konnten beispielsweise die Vergütungen für Solarstrom innert Jahresfrist um rund ein Drittel gesenkt werden. Bis 2015 ist in der Schweiz ein Preis in Marktnähe für Solarstrom möglich. Der Trend geht technologisch und wirtschaftlich eindeutig in Richtung erneuerbar und Effizienz.

 Wie wenig es braucht, um massiv mehr Stromproduktion durch erneuerbare Energien zu erreichen, zeigt die Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen, wie sie der Bund 2009 in Form der kostendeckenden Einspeisevergütungen (KEV) einrichtete: Ende 2010 waren schweizweit rund 11000 Projekte mit einer zusätzlichen Stromproduktion von jährlich 7629 GWh (- also rund 2,6-mal die Leistung von Mühleberg! -) für die KEV gemeldet; ein substanzieller Teil davon bereits in Bau oder im Betrieb.

 Viele Vorteile sind mit dieser Entwicklung auch für den Kanton Bern verbunden. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden vor Ort entwickelt, gefertigt, installiert und betrieben. Davon profitieren unsere Berner Industrie, das lokale Gewerbe wie auch unsere Landwirtschaft gleichermassen. In der Schweiz gibt es, gemäss einer Untersuchung von Ernst Basler & Partner, rund 160000 "grüne" Arbeitsplätze. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz stellen dabei den grössten Teil. Auf den Kanton Bern hochgerechnet sind das 15000 bis 20000 Arbeitsplätze. - Tendenz steigend!

 McKinsey hat in einer Studie zudem vorgerechnet, dass der "Subventionsfranken", den unser Land zur Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz einsetzt, jeweils das fünf- bis zehnfache an privaten Energie-Investitionen auslöst. Notabene Investitionsgelder, die zu einem grossen Teil hier vor Ort bleiben, Arbeitsplätze schaffen, Steuereinnahmen generieren und damit die Volkswirtschaft stärken. Generell gilt, dass Volkswirtschaften, die in Zukunft vorne mit dabei sein wollen, heute in erneuerbare Energien und in die Energieeffizienz investieren.

 Mit dem Bau eines neuen AKW in Mühleberg würde Bern dagegen ein falsches Zeichen setzen. Aus dem geschrumpften Markt für Kerntechnik haben sich alle schweizerischen Hersteller längst zurückgezogen. Kernreaktoren, Rohstoffe (Uran) und wichtige Verarbeitungsschritte (Brennstäbe, Konditionierung der Abfälle) müssten im Ausland eingekauft werden. Auch das Personal würde im Ausland rekrutiert, denn an schweizerischen Universitäten werden kaum mehr Atomspezialisten ausgebildet.

 Die Schweiz, und mit ihr auch der Kanton Bern, importierten im Jahr 2009 für 8 bis 10 Milliarden Franken 80 Prozent der Energie aus zum Teil instabilen und wenig verlässlichen Staaten wie Iran oder Libyen. Mittel, die besser in unserer regionalen Wirtschaft investiert blieben. Wer auf erneuerbare Energien setzt, tut dies demzufolge nachhaltig und sichert damit auch den Wohlstand für alle.

 * Stefan Bazli, Geschäftsführer Allianz erneuerbare Energien, vertritt 50 Betriebe im Kanton.

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"Rechnung ohne KKW geht nicht auf"
 
Abstimmungs-Serie Warum Hans U. Brunner aus Oberbipp für ein Ersatz-AKW in Mühleberg eintritt

Samuel Thomi

 "Die Rechnung geht einfach noch nicht auf." Diesen Satz wird Hans U. Brunner im az-Porträt vor der bernischen Konsultativabstimmung über ein Ersatz-Atomkraftwerk in Mühleberg vom 13. Februar noch ein paar Mal sagen. Darauf schüttelt Brunner jeweils kurz verständnislos den Kopf: "Unsere Wirtschaft und die Gesellschaft brauchen nun Mal unterschiedlich viel Strom am Tag und in der Nacht", was auch für Winter und Sommer gelte. "Zwar erreichen wir mit Pumpspeicher-Kraftwerken, beispielsweise jenen der KWO AG, inzwischen einen Wirkungsgrad von 76 Prozent", wenn bei geringer Nachfrage Wasser mit günstiger AKW-Bandenergie in Stauseen hochgepumpt wird, um dieses bei grosser Nachfrage wieder ins Tal sausen zu lassen. Dieser Strom wird dann als teure Spitzenenergie verkauft: "Steigen wir aus der Kernkraft aus, fällt die dafür nötige Bandenergie weg. Diese Differenz können wir mit alternativen Energien noch nicht kompensieren. Die Rechnung ohne KKW geht eben leider noch nicht auf."

 Eigene, direkte Erfahrung

 Dass Hans Brunner im Gespräch über seine Haltung zu AKW rasch auf die Wasserkraft verweist, kommt nicht von ungefähr. Bis vor zwei Jahren arbeitete der in Niederbipp aufgewachsene gelernte Maschinenzeichner fast vierzig Jahre in der entsprechenden Industrie. "Ich glaube daher, eine Ahnung zu haben", kommentiert er. Seit Jahrzehnten wohnt der nun 65-jährige dipl. Maschineningenieur HTL/STV in Oberbipp; jahrelang verkaufte und reparierte Brunner unter anderem für die von Roll Hydro AG und später die VAG GmbH Mannheim Kraftwerk-Armaturen. "Drei- bis vier Mal im Jahr war man da in der Regel natürlich für eine Sitzung auch am Viktoriaplatz 1", sagt Brunner. Als Berufsmann ersetzte er so Dutzende Schieber und Klappen in Wasserkraftwerken, darunter auch jene in der Anlage zur Kühlung des AKW in Mühleberg. Brunner besitzt zwar einige Aktien der BKW Energie AG und ist Mitglied der Aktion für eine vernünftige Energiepolitik Schweiz (Aves). Er sagt aber von sich, dass er "nicht einfach blindlings alles gutheisst", was aus dem Berner Breitenrainquartier kommt: "Die BKW macht bei den neuen erneuerbaren Energien sicher nicht alles perfekt", doch gebe sie ihr Möglichstes. Europas seinerzeit grösstes Solarkraftwerk auf dem Mont-Soleil im Berner Jura sowie der nahe gelegene BKW-Windpark auf dem Mont-Crosin faszinierten ihn: "Wir dürfen aber nicht vergessen, dass der Widerstand gegen alle möglichen Projekte für alternative Energien meist aus denselben Kreisen stammt, die sich nun gegen Mühleberg II wehren." Und "sträflich vergessen" werde auch die Tatsache, dass der Bau von Solarzellen und Windräder ebenfalls Energie braucht: "Und zwar sehr viel Energie." Für Hans Brunner ist daher sonnenklar: "Bevor die KKW Beznau I und II sowie Mühleberg vom Netz genommen werden, brauchen wir noch einmal zwei neue Kernkraftwerke."

 Falsche Signale

 Obschon Hans Brunner ohne Wenn und Aber für einen Ersatz des aktuellen Reaktors in Mühleberg einsteht, wehrte er sich seinerzeit als junger Gemeinderat gegen den geplanten Reaktor in Graben. Sein damaliger Widerstand gegen das nie realisierte Oberaargauer AKW-Projekt gründe jedoch nicht in Kritik an der Kerntechnologie, sondern in landschaftsschützerischen und regionalpolitischen Überlegungen: "Mit den Starkstrom-Freileitungen von den Alpen in die Nordwestschweiz über unser Gebiet trugen wir bereits damals zu der Stromversorgung der Basler Grossindustrie bei. Als dann noch das Projekt für ein KKW in Kaiseraugst begraben wurde, war ich dagegen, dass wir denen auch noch den Strom produzieren sollen." Diese "Rosinenpickerei" der nördlichen Nachbarn, die sich heute als "erste KKW-stromfreie Zone brüsten", habe ihn "richtig sauer" gemacht.

 "Damals hatten wir eigentlich die gleiche Situation wie heute", schlägt Brunner den Bogen in die Aktualität: "Es stimmt mich traurig, wenn man die Kernenergie immer noch negiert." Es sei doch verlogen, wenn die "rot-grünen Städter ihr wohlfähriges Leben auf dreckigen Kohlenstoff aus dem Ausland" abstellten. AKW bildeten eine "gute, sichere, vom Ausland unabhängige und CO-freie Alternative." Brunners Fazit auch hierzu: "Die Rechnung ohne KKW geht einfach wirklich noch nicht auf."

 Wasser predigen und Wein trinken

 Als Pensionierter will sich Hans Brunner zwar nicht mehr direkt politisch engagieren, zeigt sich als ehemaliger SVPler aber nach wie vor höchst interessiert am Geschehen. Wie schätzt der passionierte Lokalhistoriker also den Ausgang der Konsultativabstimmung vom 13. Februar 2011 im Kanton Bern ein? "Hoffentlich gibt es ein deutliches Ja." Aber man dürfe die aufgeheizte Stimmung nicht unterschätzen.

 Viel mehr ärgert Brunner die Politik der rot-grünen Regierungsmehrheit des Kantons: "Während sie den Verzicht auf die Kernkraft propagiert, legt die kantonale Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion Investitionswilligen alle möglichen Steine in den Weg." Das beginne bei Vorschriften des Denkmalschutzes und ende bei der eben verabschiedeten kantonalen Wasserstrategie, die widersprüchliche Forderungen zur Wasserkraft beinhalte. Als weiteres Beispiel berichtet Brunner vom Neubau der Heilpädagogischen Schule in Langenthal. Seit einigen Jahren sitzt er nämlich in deren Stiftungsrat und stellte vor dem inzwischen eingeweihten Projekt hartnäckige Fragen zu dem vom Kanton geforderten Einbau einer grossen Pelletheizung: "Es wäre Wasser gepredigt und Wein getrunken, wenn dafür Sägemehl zum Teil aus dem Ausland herangekarrt werden muss", ärgert er sich. Mit der ob seiner Interventionen nun eingebauten Gasheizung sei jetzt aber alles bestens - "ökonomisch wie auch ökologisch". Im Gegensatz dazu, so Brunner, könne es durchaus auch Sinn machen, eine geeignete Südfassade oder ein perfekt liegendes Dach mit Solarpanels zu bestücken.

 Endlager wie Wasserkraftrisiko

 Gesetzt den Fall, die Bernerinnen und Berner sagen im Februar wie später auch das Schweizervolk Ja zu Mühleberg II: Wie soll das Abfallproblem gelöst werden? "Technisch ist diese Frage von der Nagra längstens gelöst", kommentiert Hans Brunner. Und eine politische Antwort darauf hat er auch gleich bereit: "So, wie die Alpenkantone den grössten Teil der Risiken der Wasserkraft tragen, muss dies auch bei der Kernkraft gelöst werden."

 Info: Kontra-Porträt folgt nächsten Montag.

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swissinfo.ch 24.1.11

Atomkraft: Auslaufmodell oder Notwendigkeit?

swissinfo

 Am 13. Februar stimmt der Kanton Bern darüber ab, ob nach 2020 in Mühleberg ein neues Atomkraftwerk gebaut werden soll. Der Urnengang gilt als Stimmungstest für eine nationale AKW-Abstimmung und dürfte sich auf die Standortfrage für neue Kernkraftwerke auswirken.

 Auch wenn die Abstimmung lediglich konsultativen Charakter hat, das Ergebnis also nicht bindend ist, dürfte sie trotzdem eine gewisse Signalwirkung haben. Denn im laufenden Jahr stehen auch in den Kantonen Waadt und Jura Volksentscheide zur Atomkraft an. Und voraussichtlich 2013 oder 2014 wird das Schweizer Stimmvolk Stellung dazu nehmen, ob neue Kernkraftwerke gebaut werden sollen.

 Drei Standorte - zwei AKW

 Ende 2010 haben sich die drei Stromkonzerne Axpo, Alpiq und BKW nach langem Ringen darauf geeinigt, gemeinsam zwei neue Kernkraftwerke zu bauen. Kostenpunkt: 20 Milliarden Franken. Im Rennen sind jedoch drei Standorte, nämlich Gösgen im Kanton Solothurn, Beznau im Kanton Aargau und eben Mühleberg im Kanton Bern.   An diesen drei Standorten stehen bereits Atomkraftwerke, die allesamt in die Jahre gekommen sind: Beznau I stammt aus dem Jahr 1969, Mühleberg wurde 1972 in Betrieb genommen.   Würden sich die Bernerinnen und Berner im Februar gegen ein neues Kernkraftwerk in ihrem Kanton aussprechen, dürfte der Standort Mühleberg aus dem Rennen sein. Die Berner Kantonsregierung hat jedenfalls signalisiert, dass sie den Volkszentscheid akzeptieren würde.   Bisher stimmte das Stimmvolk im vorwiegend bürgerlichen Kanton Bern stets atomfreundlich. Ganz anders die "rot-grün"-regierte Stadt Bern: Dort entschieden sich die Stimmberechtigten im November 2010 für einen Atomausstieg bis 2039.

 Die üblichen Fronten

 Die Fronten im Abstimmungskampf um ein Ersatz-AKW in Mühleberg verlaufen entlang der bekannten Linien. Für die Befürworter sind neue Atomkraftwerke unumgänglich,   weil die Wirtschaft auf günstigen Strom und eine sichere Elektrizitätsversorgung angewiesen sei, sagt Christa Markwalder, freisinnige Nationalrätin aus dem Kanton Bern.   Sie sei eine grosse Anhängerin von erneuerbaren Energien und präsidiere die parlamentarische Gruppe für erneuerbare Energien. Man müsse aber realistisch bleiben: "Sonne und Wind produzieren nur gerade 0,1% der Stromversorgung in der Schweiz, währenddessen Kernenergie gegen 40% ausmacht." Dieser Anteil sei durch erneuerbare Energien nicht zu ersetzen.

 Umwelt und Abhängigkeit

 "Wir wären zusätzlich von Stromimporten aus dem Ausland abhängig, und dieser Strom wird oft klimaschädigend produziert, das heisst, er stammt aus Kohle- oder Gaskraftwerken. Und das kann nicht in unserem umweltpolitischen Sinn liegen", so Markwalder, die sich im Komitee "Ja zu Mühleberg" engagiert.   Ganz anders sieht das die gegnerische Seite, welche die Atomkraft als Auslaufmodell bezeichnet: "Wir haben heute viel bessere und weniger gefährliche Alternativen", sagt Franziska Teuscher, Berner Nationalrätin der Grünen Partei und Mitglied des Komitees "Nein zu Mühleberg".   "Da ist zum einen die Energie-Effizienz, zum anderen sind das die erneuerbaren Energien wie Wind, Wasser oder Holz, die uns zuverlässig mit Energie versorgen und den Atomstrom ersetzen können."   Sogar ein Szenario des Bundesrates besage, dass man bis 2035 aus der Atomenergie aussteigen könne, so Teuscher. "Und   eine Studie des Umweltberatungsbüros Infras hat ergeben, dass der Strombedarf ohne neue AKW gesichert werden und die Schweiz energieautark werden könnte."

 Risiken

 Während die AKW-Gegner auf die vielen Risiken und Gefahren für Umwelt und Bevölkerung hinweisen, relativiert Markwalder: "Ich habe mich intensiv mit den Risiken aller Stromproduktionen auseinandergesetzt. Ich war letztes Jahr in Tschernobyl und habe auch die negativen Folgen eines Reaktorunfalls gesehen."   Es gehe auch darum, dass man die Risiken selber unter Kontrolle habe und nicht darauf angewiesen sei, dass andere die Aufsicht über die Kernkraftwerke hätten, betont die FDP-Nationalrätin.

 Atommüll

 Gemäss Artikel 31 des Schweizer Kernenergie-Gesetzes sind die Betreiber eines AKW verpflichtet, "die aus der Anlage stammenden radioaktiven Abfälle auf eigene Kosten sicher zu entsorgen". Kein leichtes Unterfangen, dauert es doch 200'000 Jahre, bis hoch radioaktive Abfälle der Menschheit nicht mehr schaden können.   Die Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) sucht seit Jahrzehnten nach einem geeigneten Tiefenlager, um den Atommüll definitiv zu lagern.   Die Frage, wo die Atomabfälle aus den Schweizer AKW endgelagert werden sollen, ist nach wie vor offen. Heute wird der Atommüll im Zwischenlager Würenlingen aufbewahrt. Bis ein Tiefenlager in Betrieb genommen werden kann, dürfte es noch Jahrzehnte dauern.

 Zwischenlager

 Das Projekt Mühleberg II, über das jetzt abgestimmt wird, beinhaltet auch zwei grosse Zwischenlager. Dort soll neben schwach und mittelaktiven Abfällen auch hochradioaktiver Müll gelagert werden.   Pikantes Detail: Diese Information fehlt im Abstimmungsbüchlein, welche die Berner Stimmberechtigten erhalten haben. Diese Info-Lücke sorgte beim gegnerischen Komitee umgehend für Kritik.   Christa Markwalder von den Mühleberg-Befürwortern erklärt gegenüber swissinfo.ch, dass es ohnehin bei jedem Kernkraftwerk ein Zwischenlager gebe. Und zu Atommüll allgemein sagt sie: "Klar ist, dass wir unseren Müll selber entsorgen müssen und diesen nicht exportieren können."

 Gaby Ochsenbein,swissinfo.ch